TS 1105 H73 1891X BD. 2 CHM I^aröarö öTollcgc ILiörarg FROM AN APPROPRIATION BY THE GRADUATE SCHOOL OF BUSINESS ADMINISTRATION CANCE.LLEO FROM BAKER LIBRARY 'X'--J..V rs ]\73 Eä.2 PRAKTISCHES HANDBUCH DER PA PI E R FAß R I K AT ION, VON CARL IIOFMANN Mitglied des Kaiserlichen Patentamts frllher tecliiiiscliei- Leiter deutscher und amerikanischer Papierfabtikeu. Z^veite umgearbeitete und vergrösserte Ausgabe. IL BAND. Seiten 853 bis 1770. Figuieu 772 bis 1730. Vollendet Mai 1897. VERLAG DER PAPIER ZEITUNG. Berliu W., Potsdamer Str. WA. " I ' - M OUATS SCHOOL OF i.UNISTRATION. L CANCELLED FROM BAKER LIBRARY SEP 2 5 1Ö84 /^^ #' Schlussworte bei Beendigung der zweiten Ausgabe. Der zweite Band ist nocli umfangreicher als der erste geworden und hat mich beinahe 6 Jahre lang Ijeschaftigt. Das Werk enthält jetzt etwa dreimal so viel Text und fiinfmal so viel Zeichnungen als die erste Ausgabe, obwohl ich aus dieser nur die Theilc wiedergab, die noch Werth und Geltung haben. Der grösste Thcil des Kapitels aber Ersatzstoffe, besonders die mittlerweile erstandene Sulfitstoft-Erzeugung, ist neu zugekommen, das letzte Kapitel ist völlig umgearbeitet und erheblich erweitert. Die freundliche Unterstützung vieler Fachgenossen wurde mir bis zum Schluss gewährt und ich spreche dafür nochmals innigen Dank aus. Die ersten Hefte von englischen und französischen Uebersetzungen des Werks sind bereits erschienen. Wer in dem Buche Mängel findet, bedenke, dass das bearbeitete Gebiet für ein Älenschcn- leben beinahe zu gross ist, und dass ich auf Unfehlbarkeit keinen Anspruch mache. Zahlreiche Anerkennungen aus beinahe allen Ländern geben mir die tröstliche Ver- sicherung, dass meine Arbeit Vielen und vielleicht dem ganzen Fache nützlich ist. "Ol Berlin, Mai 1897. Carl Hofmann. INHALT DES IL BANDES. Abschnitt Seite Theil V. Papiermaschinen. b) Die runde oder. Cylinder-Paineriiiasehine. 321. Beschreibung der Cylindermascliine ^(Pigg. 772-774) 322. Entstehen des Papiers aiifdemSiebcylinder 823. Bau des Siebcyliuders (Figg. 775—778) 324. Nachtheile u. Vorzüge d. Cylindermaschine "525. Verbess. Cylindermaschineu (Figg. 779-781) 526. Maschinen mit mehreren Siebcylindern (Figg. 782—788) Verwendung der Cylinderpapiermaschine 853 856 856 857 858 8C0 866 c) Papiermaschinen besonderer Art. (Tafel VI) 328. Harper's Papiermaschine (Fig. 789) . . 867 329. \'ortheile, Nachtheile und Verbreitung der Harpermaschine (Fig. 790) 868 330. Langsieb - Cylinder - Papiermaschine (Figg. 791 u, 792) 869 d) Bogen-Papiermasclnnen. 331. Bogenpapier 872 332. Schöplpa[)ier-Maschine (Figg. 793—800) . 872 Theil VI. Leimung im Bogen (mit thierischem Leim). Bereitung des Leims 878 Leimlösung 881 333. 334. 335. Verwendung d.Leimlösung(Figg.801— 802) 882 336. Amerikanische Leunmaschine (Fig. 803) . 884 337 Kneeland's Legmaschine (Figg. 804 - 808) 885 338. Einrichtung und ^Ventilation der Troclven- böden (Figg. 809—815) 889 339. Englische Leimung und Trocknung in end- loser Bahn (Figg. 816 - 820) 895 340. Deutsche Leimung und Trocknung in entl- loser Bahn (Figg. 821—839) 901 341. Italienische Leimung und Trocknunig (Figg. 840-842) 912 342. Leimmaschine mit Cylinder-Trockner (Fig. 843) 915 343. Vorzüge und Nachtheile der verschiedenen Leim- u. Troc.ken-^'erf. Wasserzeichen 916 Theil VII. Zurichten (Appretiren, finishing), Glätten, Schneiden, Liniiren usw. (Tafeln VII, VIII u. IX) 344. Zurichten geringer Papiere 918 Abschnitt Seite 345. Glätten des Papiers 919 346. \\'alzwerke (Figg. 844—845) 919 347. Walzen-GIättwerkef.Bogen(Figg.846— 848) 923 348 Doppel-Kalander für Bogen (Fig. 849) . 927 349. Wirkung und Anfertigung der Papier- walzen (Figg. 8,50—852) 928 350. Instandhaltung und Papier der Papier- walzen 933 351. BaumwoU- Walzen 937 352. Feuchtmaschinen für Rollenpapier (Figg. 853—861) 9.38 353. Verwendung und Wirkung der Feuchter 944 354. Amerikanische Glättwerke für Rolieu- papier (Figg. 862—870) 355. Deutsche Rollkalander (Figg. 871—898) . 356. Kalander m. Centraiwalze (Figg. 899—901) 357. " " Reibungs- (Friktions-) Glättwerke (Figg 902—906) 358. Heizung und Kühlung der Kalander . . 359. Einfluss des Glättens und Feuchtens auf, Papier 360. Auswahl und Leistung der Kahmder . . 361. Papierrollen-Wagen (Fig. 907) . . . . 362. Querschneider nach A^erny (Figg. 908—909) 363. Schleifmaschine f. lange Schneidemesser (Fig. 910) 364. Querschneider nach Verny mit Schräg- schnitt (Figg. 911—921) 365. Englischer Querschneider (Fig. 922) . . 366. Aufroll-Maschinen (Figg. 923-931). . . 367. Körnen, Mustern, Prägen mit Walzen (Figg. 932-933) 368. Einpressen von Linien und Wasserzeichen (Figg. 934-935) 369. Feder-Liniirmaschinen (Figg. 936—942; . 370. Rollen -Liniirmaschine von Letang uml Brissard (Figg. 943-956) 371. Deutsche Liniirmaschineii (Figg 957—960) 372. .Schneidmaschinen (Figg. 961 — 974) . . . 373. Streifen-Schneidmaschine (Figg. 975-979; 374. Hydraulische u. FaDg|)ressen (Figg. 980-98.3) 375. Stempelpresse (Figg. 984—986; .... 376..Sortirung 377. Veipackg. v. Papierroi len(Figg. 987—988; 378. A'erpackung m Ballen (Figg. 989—995) . 945 951 :i67 969 974 975 976 979 979 983 984 990 991 1001 1002 1005 1012 1021 1028 1036 1039 1(143 1044 1045 1046 VIERTES KAPITEL. ERSATZSTOFFE FÜR HADERN. Theil I. Geschichtliches und Eintheilung. 379. Die ersten in Europa gemachten Versuclie 1049 380. Alte und neue Ersatzstoffe 1052 Theil II. Fasern oder Zellstoff (Cellulose). 381. Entstehung 1053 382. Bildung von Stammholz (Figg. 996 -998) 1054 383. Chemische Zusammensetzung und '\'cr- halten des Zellstoffs 1055 384. Form des Zellstoffs (Figg. 999 — 1014) . . 1058 385. Lumpen- lt. Zellstofffasern (Figg. 1015-1016) 1070 Theil III. Alte Papiere. 386. Handel \\m\ l\iiliM)rtiruug .... . 1072 387. Stäuben und Sortiren 1073 388. Kochen (Fig. 1017) 1075 389. Bereitung u. Anwendung der Sodalnsuiig 1078 390 Waschen und Bleichen 1079 391. Verarbeitung von Au.sschuss und Spänen lOSI 392. Quirl Barbotte (Fig. 1018) 1081 393. Stoffijuetscher Triturateur (Figg.1019-1020) 1082 394. Verfahren von Stevens (Figg. 1021 — 1022) 1085 395. Mischen. Feinmahlen 1087 396. Schlussbemerkungeu 1087 VI Abschnitt Seite Theil IV. Stroh. a) Verarbeitung von rohem Stroh. Strohpapier. (Strohpappen). S'.)l. Gelbes Stroli-Packpapier 1089 398. Franziisisches Strohpapier 1090 399. Farbige StrolipajHere 1091 400. Stroliiiapier-Maschinen (Figg. 1023—1023) 1091 401. Strohpappen . 1094 402 Iläckselmaschioen (Figg. 1026 — 1029) . . 1094 403. Strohpappeufabrikation (Figg. 1030—1034) 1098 404. yuerscliDeider für Stvohpappen-Maschinen (Figg. 1035—1036) 1106 b) Strohzellstoff, (lafel X.) 40.i. Fasergelialt von Stroli 1107 406. Mellier's Verfahren .1109 407. Einkauf und Aufbewahrung von Stroli . 1110 408. Schneiden, Reinigen, Befördern und Sortiren (Figg. 1037-1046) 1113 409. Soda 1117 410. Untersuchung der Soda (Fig. 1047) . .1121 411. Bereitung der Aetznatronlösung . . . .1123 412. Vacuuui-FUter zum Aussüssen des Kalk- schlammes (Figg. 1048—1049) . . . .1125 413. Verwendung des Kalkschlammes (Figg. 1050—1051) 1127 414. Kalkbedarf und Prüfung der Lauge . . 1130 415. Verwendung von Aetznatron 1131 416. Bauart und Bewegung der Strohkocher . Hol 417. Kochen in Drehkesseln 1134 418. Dampfspannung beim Kochen . . . .1136 419. Vorbereitendes Einweichen. Menge d. Lauge 1137 420. Waschen 1137 421. Lespermonts Wäscher (Figg. 1052-1056) 1138 422. Shanks'sche Auslaugekasten (Figg. 1057-1058) 1143 423. Ansäuern 1147 424. Reinigen des Strohhalbzeugs 1147 42,5. Mahlen und Bleiclien (Figg. 1059 -10(;0) . 1149 42(;. Bleichen in Drehkesseln 1152 427. Manchester Paper Co. ....... 1153 428. Dixons Kocher (Fig. 1061) 1154 429. Kochen mit Wasser 1157 430. Thirys Verfahren (Figg. 1062—1064) . . 1158 431. Römers Verfahren (Figg, 1065-106:*) . .1160 432. Thodesches Verfahren (Figg. 1069—1072) 1163 433. Laugen-Filter (Fig. 1073) 1168 434. Sulfatverfahren. Kochen mit schwefel- saurem Natron 1169 435. Wiedergewinnung des Natrons vor 1874 (Figg. 1074-1077) 1173 436. Neuere Verfahren zum Eindampfen und Kalziniren der Lauge 1177 437. Dahls Wiedergewinnung (Figg. 1078— 1086) 1178 438. Mehrfache Verdampfer (Figg. 1087—1093) 1181 439. Riesel-u.Einspr.-Thürme(Figg. 1094— 1096) 1186 440. Mehrfache Verdampfung unter Luftleere und mit Schaumabscheider (Fig, 1097) 1188 441. Mehrfacher Verdampfer mit Rieselung oder Verdampfimg im Siederohr (Figg. 1098-1100) 1190 442. Emdam])fen in Dampferzeugern . . . .1194 443. Rundofen zur Wieiiergewinnung von Soda (Figg. 1101-1104) ........ 1195 444. Dreh-Kalziniröfen (Figg. 1105—1107) . .1198 445. \^'ahl der Auslauge-, Verdampf'ungs- und Ofen-Anlagen 1200 Abschnitt Seite 446. Wiedergevi'. Natron u. dessen Verwendung 1201 447. Verlust an Schnielzsoda durch Verflüchtung 1204 448. Gerüche der Sulfatzellstoff-Fabriken . . 1204 449. Verwendung der Knoten 1206 450. Strohstoff-Sortirer (Figg. 1108-1110) . . 1206 451. Verarbeitung des Strohstoffs auf derPapier- maschine 1208 452. Stoftergebnisse und Schlüsse 1208 Theil V. Espartogras. 453. Wachsthum und Vorkommen 1210 454. Sortiren. Kochen in stehenden Kesseln (Figg. 1111—1112) 1211 455. Drehkocher 1217 456. Waschen, Bleichen und Entwässern . .1217 457. Verwendung gebrauchter Espartolaugen und Soda-Wieder-gewinnung .... 1218 458. Verfahr. v.Th Routledge(Figg. 1113-1114) 1219 4.19. Neu. Bsparto-Zellst.-Anl.(Figg. 1115— 1119) 1222 460. Wahl des Kochverfahrens 1228 461. Papier-Ergebniss des Espartos und soin(.^ Bedeutung als Rohstoff ...... 1228 Theil VI. Holz. a) Holzschliff. 462. Geschichte (Figg. 1120-1121) 1231 463. Geeignetes Holz 1 237 464. Holzvorrath und -Erzeugung 1240 465. Wahl des Holzes 1242 466. Beförderung des Holzes (Figg. 1122 ^1124) 1244 467. Holzputz. u. -Zerklein. (Figg. 1125-1142 1245 468. Verwerthung der Rinde. ... . . 1252 469. Völters Schleiferei (Figg. 1143—1144) . 1253 470. A^ölter-VoiUrscheSch]eif.(.Figg. 1145— 1 165) 1258 471. Holzschleife von J. G. Enge in Petersdorf b. Warmbrunn in Schlesien (Figg. 1166 bis 1172) 1270 472. Schleiferei der Varziner Papiei'fabrik (Figg. 1173-1192) 1274 473. Spanschieiter (Figg. 1194-1195). . . .1284 474. Waagrechte Schleifer mit senkrechter Weile (Figg. 1196—1208) 1285 475. Schleifer mit Wasserpressung (Figg. 1209 bis 1222) 1293 476. Amerikan. Schleiferei (Figg. 1223-1226) 1300 477. Langschleifer (Figg. 1227-1235) . . . 1304 478. Lang- und QuerschlilT (Fig. 1236) . . .1308 479. Flachschleifer (Figg. 123?— 1239) . . . 1310 480. Art, Aufbewahrung und Umlauf der Steine 1313 481. Befestigung der Steine (Figg. 1240—1250) 1315 482. Schärfen der Steine (Figg. 1251 -.1267) . 1319 483. Wahl der Schleifer (Figg. 1268-1270) . 1325 484. Sorth-er u. deren Wahl (Figg. 1271 — 1281) 1329 485. Feinmühle oder Mahlgang. Raffineur (Figg. 1282-1286) 1336 486. Kraft- und Holzbedarf 1341 487. Bleichen von Holzschliff 1342 488. Vorarbeit, v. Holzschi. (Figg. 1287-1294) 1345 489. Versandt u. Aufbewahrung v. Holzschliff (Fig. 1295) 1349 490. Holzmehl 1351 h) Dampfholzschliff oder Braunholzschliff. 491. Geschichte 1352 492. Wahl und Vorbereitung des Holz . . . 1353 493. Kessel u. Verfahren z. Dämpfen v. Holz (Figg. 1296-1300) 1353 494. Farbe des gedämpften Holzes .... 1358 VII Abscbnitt Seite ■I-95. Ergebniss und Verarbeitung von braunem Holzschliff 1359 490. V'erkaufsgewicht d. Holzschliffs (Figg. 1301 bis 1308) 1360 ■197. Holzschleiferei mit Dampfbetrieb . . . 1368 Pappen ans weissem oder braunem Holzschliff'. 498. Ilolzpappen in Bogen (Figg. 1.309—1317) 1369 499. Trock. V. Bogen-Papp. (Figg. 1318--1335) 1373 500. Kanal-Trocknev (Figg. 1336—1337). \ . 1380 501. Trocknen der Pappen auf Cy lindern (Figg. 1338—1340) 1381 502. Endlose Papp.-Masch. (Figg. 1341—1346 1383 c) Holzzellstoff'. — Natronverfahren. 503. Geschichte. Zusammensetzung des Holzes 1391 504. Fabrik d. amerik. Holzpajjiergesellschaft 1391 .505. Houghtons Verfahren 1393 506. Sinclairs Verfahren (Figg. 1347 — 1348) . 1394 507. Hahns Verfahren 1396 .508. Ungerers Verfahren (Figg. 1349—1350) . 1396 509. Tränkverfahren 1399 510. Zellstoff- und Papierfabrik von de Naeyer & Cie. in Willebroeck (Fig. 1351) . . 1400 511. Amerikanische Natron -Zellstoff- Fabriken (Figg. 1352-1360) 1403 512. Sulfatverfahren 1410 513. Wiedergewinnung des Natrons .... 1410 514. Bleichen V. Natron-Holzzellstoff' (Figg. 1361 bis 1362) 1412 515. Kienöl-Gewinnung 1414 516. Natron-Zellstoff' aus Buchen- und anderem Laubholz 1414 517. Stoffergebniss und Kosten des Natron- u. Sulfatverfahrens 1415 Sulfitzellstoff. 518. Geschichte (Fig. 1363) 1418 519. Wukung des doppeltschwefelsauren Kalks 1425 520. Wahl des Holzes 1427 521. Fördern, Putzen u. Zerkleinern des Holzes 1428 522. Sägemaschine (Figg. 1364- 1367) . . . 1429 523. Schneidemaschine mit auf- imd nieder- gehendem Messer (Figg. 1368—1372) . 1432 524. Hackmaschine mit kreisenden Messern . (Figg. 1373-1387) 1436 525. Reinigen des Holzes (Figg. 1388—1392) . 1441 526. Sortiren des Holzes (Figg. 1393 -1403) . 1443 527. Schweflige Säm-e, Schwefel und Kies . . 1448 528. Schwefel-Oefen (Figg. 1404—1415) . . . 1454 529. Schwefelkies-Oefen (Figg. 1416—1437) . 1462 530. Kühlrohre und Reinigung des Gases (Figg. 1438-1449) 1472 531. Sulfitlaugen-Thiirme (Figg. 1450—1472) . 1478 532. Sulfltlauge-Bereitung mit Kalksteinen in Bottichen (Figg. 1473-1480) .... 1494 583. Sulfitlauge -Bereitung mit Kalkmilch in Bottichen (Figg. 1481—1490) .... 1499 534. Sulfitlauge aus Magnesia, Natron usw. (Figg. 1491—1493) 1509 Abschnitt Seite 535. Laugenbehälter (Figg. 1494—1496) . . .1511 536. Käufliche Schwefligsäure 1513 537. Untersuch, d. Sulfitlaug. (Figg. 1497— 1498 15U 538. Ermittlung von gasförmiger Schweflig- säure (Figg. 1499—1500) 1519 539. Kocher n. Mitsclierlich (Figg. 1501 — 1526) 1521 540. Kochverfahren nach Mitsclierlich . . . 153(; 541. Ritter-Kellner- u. andere senkrechte sowie kugelförmige Kocher (Figg. 1527- 1538) 1543 542. Innere Auskleidung von Sulfitkochern (Figg. 1539-1548) 15.52 543. Sulfltkocher mit sich selbst bildender Schutzkruste (Figg. 1549-1552) . . .1558 544. Füllung der Kocher mit gehacktem Holz, Schälspänen usw. (Fig. 1553) . . . .1563 545. Kocher - Ausstattung (Armatur) Säure- pumpen (Figg. 1564 — 1576) 1565 546. Blei und Bleilöthen (Figg. 1577—1583) . 1572 547. Verwendung der abgeblasenen Kochgase (Figg, 1584-1587) 1575 548. Auf bereit, d. Sulfitst. (Figg. 1588—1604) 1578 549. Splitterfänge, Sortirer, Reiniger (Figg. 1605 bis 1616) 1586 550. Waschen und Bleichen des Sulfitstoffs . 1591 551. Harz in Sulfitstoff (Figg. 1617—1620) . . 1592 552. Gewinnung von Schwefligsäure aus Ab- laugen (Figg. 1621 — 1624) 1597 553. Trocknen und Lochen (Figg. 1625-1641) 1602 554. Neuere Sulfltst.-Anlag. (Figg. 1642—1644) 1609 555. Amerikanische Sulfitstoff-Anlage (Fig. 1645) 1613 556. Füllung der Kocher 1615 557. Sulfitstoff-Ergeb. a. Holz u. and. Pflanzen 1616 558. Gewinnung verwerthbarer Stoffe . . . 1618 559. Verunreinig, d. Luft d. Sulfitstoff'- Anlagen 1620 560. Verunreinigung der Wasserläufe durch Sulfltstoff-Anlagen 1622 561. Pergament-Papier-Ersatz (Imitirt Perga- mentpapier. Pergamyn) 1628 562. Bedeut. d. Sulfitverfahrens. Halbzellstoffe 1631 563. Behandlung von Holz mit starken Säuren 1631 564. Zersetzen des Holzes durch Kohlenwasser- stoffe (Fig. 1646). 1633 565. Dauerhaftigk. d. a. Holzst. angefert. Pap. 1633 Theil VII. Manlllahanf. — Jute. 566. Manillahanf . . - 1635 567. Vorkommen imd Bedeutung der .Jute. . 1636 568. .Tute-Packpapier 1636 569. Jute-Druck- und Schreibpapier .... 1637 570. Bedeutung der Jute 1638 Theil VIII. Schilfrohr. — Sorghum-Zuckerrohr, Torf usw. 571. Wachsthum und Einbringen v. Schilfrohr 1639 572. Verarbeitung des Schilfi-ohrs 1639 573. Bambus 1641 574. Sorghum-Zuckerrohr 1641 575. Adansonia 1642 576. Torf 1643 577. Kartofl'elpülpe u. and. Rohstoft'e (Fig. 1647) 1644 FÜNFTES KAPITEL. PABRHLATION BESONDERER ARTEN VON PAPIER UND PAPPEN. Theil I. Werthzelchenpapler. 578. Papiergeld 579. Papier mit lokalisirten Fasern 580. Werth- und Siclierheitspapiere 1646 1647 1648 Theil II. Gefärbtes Papier. 581. Färben von fertigem Papier an der Ober- fläche (Figg. 1648-1649) 1650 VIII Abschnitt .'j82. Färben der Oberfläche yoü Papier und Pappe wälirend der Herstellung (Figg. 105O-1G55) 583. Zweifarliiges od. Doppel-Papier (Fig 1656) 584. Melirtes und theilweise gefärbtes Papier Theil III. Seidenpapier. - Cigarettenpapier. 585. Seideupapier (Fig. 1657) 586. Cigarettenpapier 587. Einseitig glattes Papier (Figg. 1658— 1G60) 58S. Krepii-Papier (Figg 1661-1662) . . . Theil IV. Kragen -Papier, 589. Besonderheiten der Fabrikation . . Theil V. Pack- Papier. 590. Erforderliche Eigenschaften . . . Seite 1652 1656 1657 1657 1659 1660 1664 1665 591. Falsches Manilla-Papier . 592. Packpapier für Metallwaaren . , Theil VI. Tabak-Papier. 593. Fabrikation 1665 1666 1666 Theil \MI. Lösch- und Filtrirpapier. 594. Rohstoffe 595. Fabrikation 596. Rauhen, Prägen, Glycerinireu von Lösch- papier (Figg. 1663 — 1664) 597. Prüfung'der LOscbfähigkeit (Fig. 1665) . 598. Filtrirpapier 1668 1668 1669 1671 1673 1673 Al)8chnitfc Seite Theil yill. Pappen. 599. Bezeichnung und Erzeugimg 1674 600.' Ti'ocknen, Welligwerden und Glätten (Figg. 1666-1675) 601. Pressspähne (Figg. 1676 — 1677) .... 602. Bekleben d. Pappen m. Papier (Fig. 1678) 603. Lederpappen 604. Dachpappen (Figg. 1679—1680) .... 605. Baupappe 606. Asbestpappe 1676 1682 1683 1685 1686 1687 1688 Theil IX. Pergamentpapier. 607. Geschichte und Art 1689 60S. Fabrikation (Figg. 1681—1692) .... 1690 609. Trocknen, Weichiuachen, Glycerinii-eu (Figg. 1(93-1694) 1696 610. Perganientu--Maschine (Figg. 1695—1696) 1698 611. Glätten 1700 612. Erkennen, Kleben, Bedrucken u. Wieder- verarbeitung (Fig. 1697) 1701 Theil X. Vulkanlslrte Fasern. Viscose. — Celluloid. — Gelöster Zellstoff, Zellstoffseide. 613. Vulkanisirte Pasern 1703 614. Gelöster Zellstoff. Viscose 1704 615. Celluloid 1705 616. Zellstoffseide 1706 SECHSTES KAPITEL. ALLGEMEINES. Theil I. Wasch- oder Fabrikationswasser. 617. Bedeutung 1707 618. Gemauerte Sand- und Kiestilter. Ver- ^ sandfähige Filter ^Figg. 1698-1714) . . 1707 619. Chemische Verunreinigungen (Fig. 1715) 1721 620. BezugSL[uellen 1725 621. Erforderliche Menge 1727 622. Vorrathsbehälter und Pumpen .... 1728 623. Reinigung d. Abwässer (Figg 1716—1717) 1729 Theil II. Wasserkraft. 624. Messen von Wasserkraft 1732 625. Ausnutzung der Wasserlci-att 1732 Theil III. Dampfkessel und -Maschinen. 626. Heizfläche 1733 627. V^erbrennung, Luftzüführung, Heizung . 1734 628 Speisewasser . 1735 (■p29. Kohlenverbrauch 1736 630. Verwendung des Dami>fes als Triebkraft 1736 Theil IV. Kraft-Uebertragung. — Transport. — Beleuchtung. 631. Wellen, Riemscheiben, Zahnräder . . . 1737 632.; Elektrische Kraftübertragung 1738 633. Transport 1739 634. Beleuchtung 1740 Theil V. Anlage von Papier- und Stoff-Fabriken. 635. Lage und Hauiilatz I74(i 636. Bau und Einrichtung 1741 637. Vergleichung des Werthes von NVasser- und Dam]:ifkräften 1742 Theil VI. Kapital. — Arbeit. Leitung. — Ertrag. 638. Kapital 1743 639. Arbeit 1744 640. Leitung 1744 641. Bedingungen des Erfolgs. Ertrag . . . 1745 Theil VII Papier- Prüfung. 642. Geschichte 1747 643. Festigkeit u. Dehnung (Figg. 1718—1722) 1751 644. Widerstand gegen Zerknittern (Figg. 1723-1728) 1756 645. Papier-Dicke 1761 646. Asche 1762 647. Art und Menge der Fasern 1762 648. Maschinenlaufrichtung (Figg. 1729—1730) 1763 649. Leim-Art und -Festigkeit 1764 Theil VIII. Zählung, Bogengrösse, Gewicht. 650. Zählung des Papiers 1765 651. Formate 1765 652. Gewicht 1766 Theil IX. Statistik. 653. Deutsches Reich 1766 654. Pa|iiererzeugung der Erde 1769 Anilinfarben. Die angegebenen Farbmengen verstehen sich für 100 ko. trockenes Papier. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. ■■■■ ■■^■H Dtinkelrosa geffu-bt mit: 400 gr. Dlamnntfnchsln I kl. Nadeln. Smaragdgrün gefärbt mit; 500 gr. Malaebltgrüu B. ^^HBH Röthliches Violet gefärbt mit: 400 gr. Methylvlolet B. Hellgrün gef.irbt mit: 500 gr. Malachltgi-ün G. ^■■■i ■■■■ Blauviolet gefärbt mit: 400 gr. Crlstallviolet patentlrt. Scharlach „„»- Vi ™.4. ( i ko. BanmivoUsch.arlaoh gefärbt mit: i 3 _^ q^^^^^ y ■■^H BHHfl Rothblau gefärbt mit; 500 gr. Wasserblan TB. Ponceau gefärbt mit: 2 ko. Ecbtponcean GGN. ■■■^H ^^BBI Reinblau gefärbt mit: 500 gr. Eelnblau II. Dunkelbraun gefärbt mit: lifa feo. VesuvJn BB. ^^^^H H^HH Hellroth gefärbt mit: 2 ko. Baumwollscbarlacb. Braun gefärbt mit: II/2 ko. Tesuvin B. ^■^HH ■j^^^l Orange gefärbt mit : 2 to. Orange H. Nachtblau gefärbt mit: 1 ko. Vletorlablan B patentlrt. HB^^H ■■§■■ Goldgelb gefärbt mit: 1 ko. Metantlgelb extra. Hellrosa gefärbt mit: 1 ko. PMoxIn BEN. HHÜ^H ■■■■ Schwefelgelb i-ef-,i-ht mit- ( ^'"' S''- Auramln 11 patentlrt gef.ubt mit. j gj,,, _ Naphtolgelb S „ Eosinroth gefärbt mit: BOO gr. Eosin A. Die Farben sind Fabrikate der B. Anilin- &. Soda-Fabrik Stuttgart. Ventilatoren. Bcsclireibung clor Cylindermasclime. 853 b) DIE RUNDE ODER CTLINDER-PAPIERMASCHINE. 321, Beschreibung der Cylindermaschine. Diese von dem englischen Papierfabrikanten George Dickinson zwischen 1820 und 1830 erfundene Maschine ist nach dem Siebcylinder benannt, welcher hier die Aufgabe des Siebtisches über- nimmt. Die Verschiedenheit der Cyhnder- und Siebtischmaschinen beschi-änkt sich auf das Sieb und die erste Nasspresse, alle anderen Theile sind bei beiden dieselben. In Fig. 772 ist eine von C. Joachim & Sohn in Schweinfurt a. Mam gebaute Cylindermaschine dargestellt, die ihrer Einfachheit und Billigkeit wegen in Europa vielfach Anwendung findet. Neben dem Knotenfang A steht das Schöpfrad a, in dem Stofftrog B des Siebcy linders laufen unten zwei Rührwellen, deren Lagerung aus der Zeichnung ersichtlich ist. Der Siebcyhnder entleert sich nach beiden Seiten und zwar auf der Führungsseite in einen vorspringenden Raum, der seinen Inhalt durch ein quer durch den Trog führendes Rohr nach der Triebseite abgiebt. Die Presse C ist mit Gewichtshebeln C^ und Schaber C^ versehen. Das noch feuchte Papier wird auf einen der beiden mit einer Schnur von der Presse aus angetriebenen Wendehaspel d gewickelt. In vielen Fällen wird die Maschine durch Einschaltung einer zweiten Presse und eines Trockners vervollständigt. Fehlen diese Theile, so wird das feuchte Papier auf dem Haspel quer durchgeschnitten, dann in Bogen getheilt und zum Trocknen aufgehängt. Legt man um die Mitte des Siebeylinders eine Schnur, so theilt diese die Papierbahn in zwei Hälften, deren jede zwei rauhe Ränder hat. Durch Anwendung verschiedenartiger Siebe kann man Papiere verschiedenster Art erzeugen. Auf einer Maschine von der Bauart Fig. 772 mit drei Trockeneylindern, deren Siebcylinder mit zwei feinen Sieben übereinander bezogen war, wurde z. B. recht gutes dünnes Seidenpapier erzeugt. Die Siebcylinder werden mit Durchmessern von 730, 8G0 und 1000 mm hergestellt. Die in Figg. 773 und 774 dargestellte amerikanische Stoffreinigungs- und Entwässerungsmaschine ist der ersten Ausgabe dieses Buches entnommen und zeigt den Knotenfang, den Siebcylinder und den Nassfilz einer runden Maschine. 108 854 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. Die Zapfen des Siebcylinders H sind in den Seitenwänden des hölzernen Kastens I gelagert und von taschenförmigen Ansätzen -ff ^ und H~ umgeben, welche sich bis an den oberen Rand erstrecken, um das Entweichen von Stoff durch die für die Zapfen gemachten Ausschnitte zu verhindern. Der Kasten 1 ist mit dünn- flüssigem Zeug gefüllt, dessen Fasern sieh auf das Sieb legen, während das Wasser in das Innere des Cylinders H tritt und von der Pumpe K fortgeschafft wird. Die Flügelpumpe K ist wie die in Figg. 353 und 354, Seite 540, dargestellte ge- baut und an das untere Ende des beinahe bis auf den Boden reichenden Ansatzes 1I~ geschraubt. Das vordere gegen H'^ gekehrte Ende des Cylinders H ist dicht verschlossen, das rückseitige Ende dagegen ist ganz offen, um den Abfluss des Wassers in den Ansatz H~ zu gestatten. Damit nur das durch das Sieb gedrungene Wasser, aber kein Papierzeug nach -ff- abfliessen kann, muss der durch einen vorspringenden Ring (-D in Fig. 775) verlängerte Cy linder H, genau und dicht schliessend, in einen Ausschnitt gleicher Form in der Seitenwand von I passen. Der Stoff fliesst von der Ausgusslippe E des Knotenfangs in die Abtheilung U des Kastens I und in der Richtung der Pfeile weiter zu dem Siebcylinder //. Die Flügelpumpe K jagt das Abflusswasser in den hölzernen Kanal K^, welcher einen Theil durch den mit Regulirschützen versehenen Zweigkanal K^ in den Trog 1^ laufen lässt und das übrige dem frischen Zeug in dem Mischtrog J.^ zuführt Um es unmöglich zu machen, dass der Kasten I überfüllt werde und überlaufe, lässt der Trog I- das überschüssige Abwasser durch einen Rücklauf kanal H^ in die Stoffbütte fliessen, und der dahin stattfindende Abfluss, sowie folgeweise der Stand der Flüssigkeit in I werden durch einen verstellbaren Schützen am Ausgang von i- geregelt. In den Boden des Troges P sind zahlreiche Löcher gebohrt, welche eine gründliche Vermischung des Abwassers mit dem Zeuge bewirken sollen; wenn sie aber zu viel Wasser durchlassen , muss ein Theil dieser Löcher mit hölzernen Stöpseln geschlossen werden. In das vordere Ende des Kastens I wird manchmal behufs grösserer Verdünnung ein zweitei', von K^ gespeister und wie I- angelegter Trog gesetzt. Der Boden des Kastens I sollte so viel wie möglich die Form des Cylinders haben, damit alle Theile der Flüssigkeit in gleicher Weise unter dem Einfluss des Siebes stehen, und damit sich nirgends etwas ablagern kann. Der Cylinder H vertritt bei dieser Maschine nicht nur die Stelle des Sieb- tisches, sondern auch die der unteren Gautschwalze. Die gusseisernen Arme, auf welchen die Zapfen der auf dem Cylinder H liegenden oberen Gautschwalze L ge- lagert sind, können sich um kurze, in Ausläufern des Gestelles der Nasspresse befestigte Bolzen M^ drehen. Die Gautschwalze L besteht aus einem hölzernen Cylinder von 30 bis 45 cm Durchmesser, welcher mit durchgehenden Bolzen zwischen Gussköpfen befestigt wird und von einer elastischen Hülle umgeben sein muss, damit er gleichmässigen Druck auf alle Theile des Siebes übt. Gewöhnlich befestigt man zu diesem Zwecke mehrere Lagen von Filz auf der Walze, ausnahms- weise wird auch die Elastizität durch möglichst gleichmässig auf die Walze genagelte Schwämme, welche man mit einer oder mehreren Lagen Filz bedeckt, noch erhöht. Die Gautschwalze L kommt nicht in direkte Berührung mit dem Sieb, sie ist von dem Nassfilz umhüllt, welcher über die Tragwalzen -ZS^, durch die Press- walzen P und P\ über die Leitwalze -A', Spannwalze -A^^ läuft und über den stets arbeitenden Filzwascher B zurückkehrt. Besclu-eilrang der Cji-lindermaschine. 855 Dieser Filzwascher besteht: aus einem Spritzrohr, welches den Filz mit "Wasser tränkt, aus rasch umlaufenden hölzernen Flügeln, welche ihn schlagen, und aus einer Presse S, welche das überschüssige Wasser wieder auspresst. Von der, nur zum Entwässern und Keinigen von Halbstoff (aus Stroh, Holz usw.) dienenden, durch Figg. 773 und 774 dargestellten Maschine wird der Stoff in feuchtem Zustande abgenommen; soll Papier fabrizirt werden, so muss der Nassfilz viel länger sein, und, wie bei der Siebtischmaschine, bis unter die zweite Presse reichen. Es ist \on Vortheil, auf den Tlieil des Siebcylinders, welcher weder von Fia-. 773. Fiff. 774. m Filz noch von Flüssigkeit bedeckt ist, eine steife runde Bürste zu legen, welche sich mit ihm dreht, und deren Haare vermöge des Gewichts der Bürste in die Maschen des Siebes dringen und es rein halten. Festliegende und seitlich hin- und hergehende Spritzrohre, die zu gleichem Zweck benutzt werden, haben den Nachtheil, dass sie zu viel Wasser in den StoflP bringen. Vielfach wird das Sieb auch während der Arbeit mit Dampf gereinigt, der, aus der Leitung entnommen und mit einem Gummischlauch auf das Sieb geführt, als kräftige Spritze wirkt. Die runde Bürste wird in diesem Falle weggelassen. 108* 856 Fabrilcation von Masclünenpapier aus Liunpen. Will man Papier anfertigen, welches nicht die ganze Breite des Siebes ein- nimmt, so bedeckt man den nicht benutzten Theil mit starker Leinwand. 322. Entstehen des Papiers auf dem Siebcylinder. Der verdünnte Stoflf füllt den Kasten /, Figg. 773, 774, bis zur Höhe des Ueberfall-Schützens, welcher den Trog i^ von dem Rücklaufkanal IP scheidet. Da die Enden des Cylinders dicht verschlossen sind, oder so genau in einen Ausschnitt der Seiten wand passen, dass kein Stoff durchfliesst, so kann der flüssige Inhalt des Kastens I nur durch die Maschen des Siebes mit dem Innern des Cy- linders in Verbindung treten. Das Wasser strömt durch sie ein und wird durch die Pumpe K fortgeschafft, während die Fasern auf dem Siebe bleiben und Papier bilden. Die Fläche, auf welcher das Wasser durch das Sieb dringt, auf welcher sich also Papier bildet, wird durch den Unterschied des Wasserstandes ausserhalb und innerhalb des Cylinders bestimmt. Dieser Unterschied ist um so grösser, je höher der Stoff in dem Trog steht, und je tiefer die Pumpe K das Wasser heraus- holen kann. Das eigene Gewicht der Gautschwalze L, womit sie Wasser aus dem bereits entstandeneu Papier presst, kann noch durch anderes vermehrt werden, welches mau der Querstange ]\P anhängt. Mit dieser Querstange M^, welche die Enden der beiden Arme M verbindet, hebt man auch die Gautschwalze, so oft es nöthig wird. Sobald das Papier den Nassfilz erreicht, schliesst es sich an denselben an, folgt ihm durch die erste Presse und wird, wie bei der Siebtischmaschine, durch die zweite Presse und über die Troekencylinder geführt. 323. Bau des Siebeylinders. Der wichtigste Theil der runden Maschine, der Cy linder, ist durch Fig. 775 im Querschnitt dargestellt, und theil weise Aufrisse der Köpfe oder Enden sind in Figg. 776, 777, 778 gegeben. A, Fig. 776, ist das vordere geschlossene Ende; es besteht aus einem Messinggerippe von Nabe, Armen und Kranz, auf welchem eine Kupferplatte fest- geschraubt ist. Das Sieb muss, um dem Druck der Gautschwalze widerstehen zu können, von zahlreichen aus Messing gegossenen radartigen Rosetten B, Figg. 775 und 778, unterstützt werden. C, Fig. 777, giebt einen Aufriss des offenen Endes, dessen vorspringender Kranz B in der Seitenwand des Kastens 1 läuft. Alle diese Radkränze dienen nur als Träger für eine grosse Zahl von Messingstangen, welche aus Draht von Nr. 3 (6 mm stark) geschnitten sind und parallel mit der Achse Hegen. Auf den Kränzen B sind Halbkreise von der Stärke des Drahtes für jede Messingstange ausgeschnitteu, da aber der Durchmesser der Endrosetten A und G um 7^4 mm grösser ist als der Durchmesser der Träger i>, so müssen in erstere volle Kreise zur Aufnahme der Drähte gebohrt werden. Zwischen diesen Bohrlöchern und dem äussersten Umkreise bleibt dann immer noch eine Metalldicke von 7* mm. Die Kränze der Endstücke A und C sind (7io") 14 mm dick; der Kranz A wird ganz durchgebohrt, in den Kranz von C dürfen die Löcher aber nur 5 mm tief dringen, damit die Drähte darin einen Widerhalt finden. Von den durchgehenden Löchern in A aus werden die Drähte durch die genau in einer Linie liegenden Halbkreise fortgeschoben, bis sie in den Löchern von C aufsitzen, und am Zurückgehen werden sie durch die auf A ge- schraubte Kupferplatte verhindert. Um diese Stangentrommel wird Kupferdraht von Nr. 16 (IV2 mm stark) Entstellen des Papiers anf dem Siebcy linder. Bau de 3 Siebcylinders. Naclitlieile imd Vorzüge der Cylindermaschine. 857 SO dicht gewunden, dass auf jeden Zoll 3 Windungen kommen, dass ihre Mittel- linien also etwa 8V2 mm von einander entfernt sind. Damit die Drähte fest und unverrückbar liegen bleiben, müssen Halbkreise für sie in die Stangen geschnitten werden, und damit sie alle genau an die richtige Stelle kommen, spannt man die ganze Trommel in die Drehbank und dreht die Halbkreise ein. Der Kupferdraht ragt nur mit seiner halben Stärke, d. i. 7* mm, über die Stangen hervor, seine Aussenseite liegt somit in einer Linie mit dem Umkreis der Radkränze A und C. Auf diesem Gerippe wird ein starkes endloses Metalltuch von Nr. 14 befestigt, und auf diese Unterlage erst kommt das Metalltuch zu liegen, worauf sich das Papier bilden soll, und das je nach der Feinheit des gewünschten Fabrikats von Nr. 50 bis 70 genommen wird. Es versteht sich von selbst, dass viele Maschinenfabriken die Cylinder in abweichender Art bauen. Gottl. Heerbrandt, ßaguhn in Anhalt, führt die Sieb- cylinder neben anderen Bauarten auch als Rohre nach der Seite 627 beschriebenen patentirten Bauart der Figg. 484 bis 487 aus. Kg. 776. Fig. 775. Fig. 777. Fig. 778. l__J I 1 !_ 3" G" 9" 12" 324. Nachtheile und. Vorzüge der Cyliudermaschine. Die Art der La- gerung des Cylinders, sowie seiner Verbindung mit der Gautsch walze und dem Nassfilz scheint die Möglichkeit seitlicher Bewegung oder Schüttlung, wie sie beim Siebtisch angewandt wird, auszuschliessen. Die Fasern lagern sich daher nur in der Richtung ab, in welcher das Papier läuft, sie können sich nicht, wie bei dem geschüttelten Siebtisch, nach allen Richtungen verfilzen und werden auch kein so gleichmässig gebildetes Papier ergeben. Cylinderpapier lässt sich daher sehr leicht in der Richtung zerreissen, in welcher es auf der Maschine gelaufen ist, d. h. in der Längsrichtung der ziemlich parallel nebeneinander liegenden Fasern, da- gegen setzt es dem Zerreissen querdurch grossen Widerstand entgegen. Cylinder- papier ist desshalb leicht daran zu erkennen, dass es, gleichviel wo man es ein- reissen mag, stets in der Richtung i'eisst, in welcher es auf der Maschine Uef, während ein angefangener Riss bei Langsiebpapier die eingeschlagene Richtung unverändert beibehält. Um diesen Mangel des Cylinderpapiers möglichst zu beseitigen, hat man versucht, dem Stoff eine seitliche hin- und hergehende Bewegung zu geben. Die 858 rabriliation von Mascliinenpapier aus Lumpen. dazu benützten Vorrichtungen bestehen gewöhnlich aus Rührwellen mit schrauben- förmig gesteUten Flügeln, welche in dem Kasten I parallel mit dem Cylinder und möglichst nahe an dem Siebe umlaufen. Hin- und hergehende Stangen mit senkrechten Stiften u. dergl. sind auch schon versucht worden. Wenn es damit auch nicht gelungen ist, ein ebenso gleichmässig verfilztes Papier wie auf dem Sieb- tisch zu erzeugen, so leisten sie doch in manchen Fällen durch etwas verbesserte Verfilzung gute Dienste. Die Cylindermaschine zeichnet sich durch Einfachheit, leichte Führung und geringe Unterhaltungskosten aus. Während der Siebtisch Deckelriemen, Filz- schläuche, Tellerleder, lange kostspielige Metalltücher und ziemlich viel Triebkraft braucht, ist das runde Sieb der einzige Theil des Cylinders, welcher sich erheblich abnützt, und auch dieses hält bei vielen Maschinen 6 bis 12 Monate lang aus. Cylinderpapier ist aus den angeführten Gründen weniger gut als Siebtisch- papier, die Arbeit der Cylindermaschine ist aber um so viel weniger kostspielig, dass sie für solche Papiersorten mit Vortheil verwendet werden kann, bei denen die grössere Gleichmässigkeit des Siebtischpapiers nicht auch durch höheren Preis Anerkennung findet. In Amerika wird desshalb noch immer viel Pack- und Umsehlagpapier auf Cylindermaschinen angefertigt. Mit der Vervollkommnung der Siebtischmaschine wird das Verhältniss zu Ungunsten der Cylindermaschine fortwährend verschoben. Die Siebe der ersteren werden stets länger genommen, und die Langsiebmaschinen leisten infolgedessen immer mehr, während sich die Erzeugung eines Siebcylinders kaum erhöhen lässt. Das Sieb eines Cylinders ist, da man dessen oberen über den Stoff" herausragenden und den untern innen mit Wasser bedeckten Theil abrechnen muss, höchstens auf IV2 bis 2 m Länge wirksam, während bei kurzen Sieb tischen mindestens 4, häufig auch 5 bis 6 m Länge mit papierbildendem Stoff" bedeckt sind. Abgesehen von der Querschüttlung, welche der Stoff" auf dem Siebtisch erfährt, entwässert dieser auch durch seine waagrechte Lage besser als die beinahe senkrechten Theile der papierbildenden Oberfläche des Cylindersiebs. Die Wirksamkeit des Siebtisches wird überdies durch Vordruckwalze und Sauger unterstützt, die sich bei Cylindern nicht anwenden lassen. Es ist hierdurch erklärlich, dass eine grosse Langsieb- maschine bis zu fünfmal so viel Papier erzeugt als ein Siebcylinder mit Zubehör. Durch Vergrösserung und Verbesserung werden dagegen die Langsiebmaschinen immer theuerer, während die Cylindermaschine keine kostspielige Aenderung er- fährt. Die Arbeit des Maschinenfühi-ers, welcher ebensogut eine grosse raschlaufende wie eine kleine langsame Maschine bedienen kann, wird bei ersterer besser aus- genützt, ist aber auch schwieriger und besser bezahlt. Man wird daher die Wahl von den zu erzeugenden Papiersorten, den verfügbaren Mitteln und Arbeitskräften abhängig machen müssen. 325. Verbesserte Cylindermascliinen. Je grösser der Trog ist, in dem der Siebcylinder Hegt, je mehr Stoff" er enthält, desto mehr muss dafür gesorgt werden, dass er überall in Bewegung bleibt, und sich nichts absetzen kann. In vielen Fällen werden desshalb die Ecken ausgefüllt, Rührwellen eingelegt (vergl. Fig. 774) usw. Wilhelm Krüger theilte in Nr. 93 der Papier-Zeitung von 1890 mit, dass er seit 1856 eine CyUndermasehine von der in Fig. 779 skizzirten Bauart in seiner Papierfabrik zu Neubrandenburg benützt. Nachtheile imd Yorzüge der Cylindermascliine. Verbesserte CylindermascMnen. 859 A ist die Stoflfbütte, d der Cylinder, c eine gebogene Zinkwand, welche den Stoff zwingt, den durch die Pfeile angedeuteten Weg einzuschlagen, a und b be- zeichnen die Stelleu, wo sich seitliche Abflussöffhungen befinden. Die Vertiefung c, in der sich Knoten und andere schwere Verunreinigungen sammeln, ist eine Art Sandfang und wird durch b entleert. Der Cylinder d ist an einem Ende fest verschlossen, das andere Ende ist offen, wird aber beim Be- ' trieb mit einer aufzu- schraubenden Platte ver- schlossen. Das Wasser kann, wie gewöhnlich, nur an einer Seite herausfliessen, läuft dann in den Schöpf- kasten und zum Theil in den niedrig stehenden Zeug- kasten, wo es den Stoff" verdünnt. Alles aus dem Cyhnder abfliessendeWasser wird somit benutzt, und es kann kein Stoff verloren gehen. Das in vielen Fabriken quer über den Cylinder gelegte Spritzrohr, welches das Sieb während der Arbeit reinhalten soll, aber auch viel Wasser zuführt, ist hier weggelassen. Die Hauptursache des Verschlammens des Siebes ist in den meisten Fällen der Umstand, dass das Sieb auch beim Stillstand im Stoff hegt, weil man nicht jedesmal den Trog entleeren kann und will. Dieser Uebelstand wird durch die Einrichtung Fig. 779 beseitigt. Sobald die ]\Iaschine stüle steht, wird Zapfen a herausgenommen, aller in der Kufe c befindliche Stoff" abgelassen und der Cylinder mit einer dazu vorhandenen Spritze sorgfältig gereinigt, so dass er garnicht mehr mit Stoff in Berührung ist. Die Stoffmasse wird bei dieser Bauart mit fortwährender Strömung dicht am Sieb vorübergeführt und giebt den Fasern Gelegenheit sich rasch und gleichmässig abzulagern und dadurch besseres festeres Papier zu bilden. Die Einrichtung war s. Zt. in Dänemark patentirt und hat sich nicht nur bei Herrn Krüger bewährt, sondern um etwa 1860 auch bei Gebr. Scharfhiert in Dresden, die auf einer solchen Maschine das sächsische Stempel- papier anfertigten. Samuel H. Hodges, Parishof Street, Grafschaft Somerset, England, hat das amerikanische Patent Nr. 335 030 vom 2G. Januar 1886 auf eine Einrichtung an Cylinder-Pappenmaschinen erhalten, durch welche besonders feste sogenannte Lederpappen erzielt werden sollen. Dieselbe ist in Figg. 780 und 781 dargestellt und beruht auf einem Gedanken, der vielleicht auch für Cylinder- Papier verwerthbar, jedenfalls aber beachtenswerth ist. Dem Stoff soll nämlich durch eine Pumpe eine Strömung quer zum Papier- lauf gegeben werden, um dadurch einen Theil der Fasern quer auf das Sieb zu legen. Der Stoff'kasten Ä ist durch ein Rohr D mit der Centrifugalpumpe C ver- bimden, welche den Papierstoff ansaugt und durch Rohr e oder e' dicht an der 860 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lixinpen. Stelle, wo sich das Papier auf dem Cylinder B bildet, in der Richtung der Pfeile wieder in den StofFkasten A treibt. Der mit Gewalt eingetriebene Stoffstrom soll der ganzen Stoffmasse eine Bewegung quer zu dem Lauf der Maschine ertheilen. Strömt er durch c ein, so sollen sich die Fasern in der bei /; Fig. 780, gezeichneten Richtung auf das Sieb legen, kommt er von der andern Seite durch c', so sollen die Fasern die Lage f annehmen. Die Einmündung 2 des Rohrs e oder 3 des Rohrs e' wird ab- wechselnd von dem Schieber a geöffnet und geschlossen. Dieser Schieber a wird Fig. 780. Fiff. 781. in^ durch Kurbel und Riemscheibe & während einer oder mehrerer Umdrehungen des Cylinders B nur einmal von der Mündung 2 nach 8 oder umgekehrt geschoben, so dass der Stoffstrom während einer oder mehrerer Siebumdrehungen durch c oder e' in den Stoffkasten tritt. Die Fasern legen sich daher abwechselnd in der Richtung / und f auf das Sieb. Die Fasern der abwechselnden Papierlagen, Avelche auf der Formatwalze aufeinander kommen und Pappe bilden, kreuzen sich somit regelmässig so, dass die Pappe nach jeder Richtung hin dem Zerreissen gleichen Widerstand leistet. Wenn auch über den Erfolg der Einrichtung nichts bekannt geworden ist, so scheint es doch, dass eine Querströmung dieser Art, vielleicht in Verbindung mit der Bauart Fig. 779 vortheilhaft sein könnte. 326. Maschinen mit mehreren Siebcylindern. Da man den Durchmesser des Cylinders nicht übermässig gross nehmen darf, wenn die Maschine noch praktisch arbeiten soll, so kann die entwässernde Sieb-Oberfläche nicht erheblich vermehrt werden. Der Druck, mit dem das Wasser von den Fasern entfernt wird, kann auch nicht stärker werden als der Unterschied der Flüssigkeitshöhe innerhalb und ausserhalb des Cylinders, und man hat somit kein Mittel, wodurch dem Stoff solch grosse Wassermengen entzogen werden könnten wie es die An- fertigung sehr dicken Papiers erheischt. Man kann sich jedoch dadurch helfen, dass man zwei oder mehr Siebcylinder hintereinander stellt und deren Papier auf gemeinschaftlichem Nassfilz vereinigt, welcher dann zwei oder mehr Gautschwalzen umhüllt. Wenn beide Cylinder gleichen Stoff verarbeiten, können sie auch iti Verbesserte Cylindermaschinen. Mascliinen mit melireren Siebcylindern. 861 gemeinsamem Stofftrog liegen. Das auf dem zweiten Cylinder gebildete Papier hängt sich so fest an die untere Seite des Filzes, dass es ihm zum ersten Cylinder folgt, sich dort mit einem andern Papierblatt vereinigt mid verdoppelt weiter- geführt wird. Eine Pumpe genügt zum Wegschaffen des Abwassers zweier Cylinder, wenn es ihr durch Pöhren zugeführt wird. Maschinen mit zwei Cylindern werden vielfach zur Fabrikation von Papier- Kragen-, schwerem Umschlag-, Sackpapier und anderen Sorten verwendet. Papier, dessen beide Seiten von verschiedener Güte oder Farbe sind, lässt sich dadurch herstellen, dass man zwei Siebcylinder mit besonderen Kasten versieht und dieselben mit verschiedenem Stoff speist. Man hat drei und mehr, bis zu 6 Cylinder zur Fabrikation schwerer Pappen in einer Maschine vereinigt, und die Zahl der Trockencylinder (von 90 cm Durchm.) in demselben Verhältniss, bis zu 16 und 20, erhöht. Vereinigungen von mehr als drei Siebcylindern unter einem Filze haben sich jedoch nicht bewährt und sind in vielen Fabriken durch Siebtische ersetzt worden. In Fig. 782 ist eine Maschine mit 2 Siebcylindern von C. Joachim & Sohn in Schweinfurt am Main in 1 : 100 der wahren Grösse dargestellt, bei der beide Cylinder gleichen Stoff verarbeiten. Der Papierstoff wird aus den Sammel- oder Rührbütten nach dem Schöpfrade A geleitet und durch den dazu gehörigen Stoff- regulator a in entsprechender Menge dem Misch- und Sandfangkasten B zugetheilt. Der durch die Schlitze des Knotenfangs C gelangte Stoff wird mittels Vertheilungs- rohrs D nach unten geleitet, damit man zwischen Siebcylindern und Knotenfang C einen Durchgang zur bequemeren Bedienung der Maschine erhält. Vom Rohr D zweigen sich dann zu beiden Seiten der Maschine die Zuführungsrohre E ab, welche den flüssigen Stoff in die Einlasskasten b der 2 Siebcylinder treten lassen. Durch den abwechselnden Eintritt des Stoffes auf der Arbeits- und Triebseite der Maschine soll verhindert werden, dass das Papier einseitig dick wird. Die Führung leidet darunter nicht, da man den rückseitigen Schieber mit einem Stängelchen von der Arbeitsseite aus leicht verstellen kann. Die zwei miteinander verbundenen Kasten F und .F, der Cylinder sind stufenförmig angeordnet und bestehen aus gusseisernen Seitenwänden mit Holz- boden, sowie einer durch eingestellte Bretter gebildeten zweitheiligen Vorkammer zur Mischung des Stoffes mit frischem oder Siebwasser. Die sehr geräumig ge- haltenen Kasten i^und F, haben nur je einen kleinen Stoffrührer cc„ da der Umlauf des gegen die Siebflächen der Cylinder strömenden Stoffes ohnehin so lebhaft ist, dass weitere Rührer im unteren Theil überflüssig erscheinen. Das durch die Cylindersiebe dringende oder von den Gautschwalzen G und G' durchgedrückte Wasser wird am untersten Punkte des Cylinder- Innenraumes von der für beide Cylinder gemeinschaftlichen Flügelpumpe H angesaugt und durch deren Steigrohr J nach dem Sandfang B behufs Stoffverdünnung oder anderer Verwendung geleitet. Durch einen Schieber an den Austrittspunkten des Abwassers an den Cylinder- kästen kann man den Wasserstand in den Cylindern beliebig hoch halten und damit die Dicke der aufzunehmenden Stoffschichten bestimmen. Letztere werden nun vom endlosen Filz K in der Weise aufgenommen, dass sich unter dem Drucke der Gautschwalze G, die dünne Stofflage vom Siebe des Cylinders in F, ablöst und 109 862 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. an der unteren Fläche des Filzes K haften bleibt. Der Filz K gelangt in seinem weiteren Laufe auf den Cylinder F und nimmt hier die zweite Stoflfschicht auf, welche sich unter der Gautschwalze G sehr innig und fest mit der ersten zu einem Bogen zusammenpressen und vom Filze K den Pressen zuführen lässt. Für starke, kartonartige Papiere muss der Filz erst durch eine kleine Vorpresse L gehen, damit die noch zu viel Wasser enthaltende dicke Stoffschicht unter der starken Pressung der Walzen M nicht zerdrückt wird. Die erste Presse M, sowie die zweite Presse N sind mit schräg gelagerten, starken oberen Walzen von 300 mm Durchmesser und 1560 mm Arbeitsbreite, und die Unterwalzen mit Gummi- bezügen versehen. Der Antrieb erfolgt durch Stirnradvorgelege und Riem- scheiben, während Fig. 732. das Hauptvorge- lege mit einer Anordnung von Wechselrädern nach Fig. 738, Seite 830 versehen ist. Die Ober- walzen beider Pressen lassen sich durch Schneckenradübersetzung leicht und bequem heben, wenn Filze eingezogen werden sollen. Nachdem der lange Nassfilz K durch die erste Presse gegangen ist, wird er in der bei Langsiebmaschinen üblichen Weise noch bis vor die zur Wendung des Papiers mit Steigfilz 0 versehene zweite Presse N geführt und wieder zurückgeleitet, um nach erhaltener Waschung durch den Schlag-Haspel d und Auspressung durch die Walzen e denselben Rundgang zu machen. Der Trockner, welchem das feuchte Papier von der Fig- '^83. zweiten Presse -ZV" zu- geführt wird, besteht aus 3 Cylindern P, P„ P,„ von 1500 mm Durch- messer nebst Filztrock- ner R von 600 mm Durchmesser, und der dritte Cylinder P,„ ist noch mit einer Glättwalze Q versehen. Die Cylinder be- sitzen zum Antrieb innen verzahnte, an die Deckel geschraubte Radkränze, und die Gestelle sind gleich denen der Nasspartie auf durchlaufenden eisernen Funda- mentbalken gelagert. Ein Längsschneider S und ein Haspel T, für welchen auch ein Roller aufgestellt werden kann, vervollständigen die Maschine, welche eine Länge von 20% m besitzt. In Fig. 783 ist der Nasstheil einer von C. Joachim & Sohn in Schwein- furt a. Main gebauten Maschine mit drei Siebcylindern in 1 : 100 der wahren Grösse dargestellt, mit welcher Papier aus drei oder zwei verschiedenen Stoffen an- gefertigt werden kann. Die beiden äusseren Schichten können beispielsweise ver- schiedenfarbig, die innere aus groben billigen Fasern angefertigt werden. Die Maschine ist desshalb mit drei liegenden, aus Cementmauerwerk hergestellten waag- Maschinen mit melireren Siebcylindern. 863 rechten Stoifbütten J, A,, Ä,,, versehen, deren Schöpfräder den Stoff durch Regler n und Rinnen h in den dreigetheilten Sandfang B befördern. An diesen schliessen sich drei nebeneinander stehende Knotenfänge C, aus denen die Stoffe durch Röhren c in die Vertheiler d der Cyhndertröge D, D„ D„, gelangen und den Cylindern ent- gegen in die Tröge fliessen. Das durch die Siebe der Cylinder e, e„ e,„ dringende Wasser wird am tiefsten Punkte des Umfanges von 3 Flügelpumpen g angesaugt und durch die Röhren h zu wiederholter theilweiser Verwendung in die oberhalb des Sandfanges stehende Mischabtheilung gepumpt. Die Cylinder c, e„ c,„ werden von dem langen Nass- filz i mitgenommen, d. h. in Umdrehung versetzt, und dieser erhält seine Bewegung von den Presswalzen E,. Der Filz i nimmt zuerst von dem Sieb- umfange des Cylinders e,„ unter dem Druck der Gautschwalze eine dünne Stofflage ab, welche dann, unten am Filze hängend, auf den Siebcylindern e,, und e, wiederholt verstärkt und der ersten Presse E'^ zugeführt wird. Zur vorläufigen Entwässerung muss die Papier- lage auf dem Filz i durch die kleine Vorpresse K gehen und gelangt vom Filz der ersten Presse auf den Filz l, welcher der zweiten Presse E„ angehört und bis unter die mit Steigfilz m versehene dritte Presse E,,, geleitet wird, um hier ge- wendet und dann auf ^' ' ^ die Trockencyhnder geführt zu werden. Die drei Pressen bestehen " aus massiven unteren Gusswalzen mit Gummibezug und obe- ren Hartgusswalzen, '^ welche mit Doppel- hebeldruck belastet werden und sich mit Schneckenrad hochheben lassen. Der Antrieb erfolgt bei der dritten Presse durch besondere Stirnradvorgelege. In Fig. 784 ist ein Längsschnitt durch die Cyhndertröge in 1 : 40 der wahren Grösse besonders gegeben. Die verschiedenen Stoffe treten abwechselnd bei einem Cylinder auf der Triebseite, beim nächsten Cylinder auf der Führungs- seite in die Vorkammern o^ o^ o^ fliessen durch dieselben, gelangen durch einen dreieckigen Ausschnitt am entgegengesetzten Ende in den unteren Theil p^ ir p^ und aus diesem durch einen Schlitz am unteren Ende der Scheidewand in die Cylinderkasten D^ B~ B^. Diese terassenförmig aufgestellten Kasten sind mit Ven- tilen g^ cf' (f versehen, welche zum Ablassen von Stoff oder Waschwasser dienen. Die nur mit Kreisen angedeuteten Siebcylinder e^ e- e^ werden mit Spritzröhren 109* 864 Fabrilcation von Mascliinenpapier aus LiuniJen. t^ t~ t^ rein gehalten und vom Filz i nebst Gautschwalzen r^ r~ r^ in Drehung gesetzt. Die Spritzröhren erhalten manchmal hin- und hergehende Bewegung, da- mit alle Theile des Siebes von ihren Strahlen getroffen werden. Das in die Cy- linder gelangende Wasser wird von den punktirt gezeichneten Flügelpumpen g^ g- (f angesaugt und durch Röhren h^ h- h^ in Behälter vor den Sandfangen befördert. Die kleinen Rührer s^ .s- s^ halten den Stoff an der Oberfläche in Bewegung, im unteren Raum sind dieselben nach der Erfahrung der erbauenden Firma entbehrlich. In den geräumigen Kasten können sich viele Verunreinigungen ablagern, ehe man genöthigt ist, behufs Reinigung abzustellen. Der von den Presswalzen E'^, Fig. 783, Fig. 784. mitgenommene Filz i wird auf dem Rückweg von Spritzröhren t'^ t^, Fig. 784, und Schlägern ii} u- gereinigt und in der Presse v von überflüssigem Wasser befreit. Filz i geht mit den drei aufeinander liegenden Papierbahnen durch die leichte Vorpresse Ic, welche diese nur zusammenpressen soll, und macht den aus Fig. 783 ersichtlichen Weg. Eine Maschine mit zwei Siebcylindern nach dem amerikanischen Patent Nr. 424 342 vom 25. März 1890 des James B. McNamar von North Benuing- ton in Vermont ist in Figg. 785, 786, 787, 788 nach der Patentschrift dargestellt. Jedem der beiden Cylinder V V^ wird Stoff aus dem Knotenfang K zugeführt, Fig. 787. Der durch diesen gegangene im Raum J gesammelte StoflF stürzt über den Damm M und wird in seinem Sturz mit dem aus dem Lochschieber 0 heraus- spritzenden Wasser gemischt. Die Löcher /(, Fig. 788, des oberen beweghchen Schiebers stehen etwas weiter oder enger zusammen als die des unteren festen Schiebers, decken sich also in keiner Lage vollständig. Dadurch wird ermöglicht, dass man durch Stellung des Schiebers vom Handrad J aus auf einer Seite mehr Wasser zu- strömen lassen kann als auf der anderen. Die Vertheilung des durch Rohr N zu- fliessenden Wassers durch diese Löcher und die darunter befindlichen Abtheilungen sind aus Fig. 786 erkennbar. Der in solcher Weise gründlich und gleichmässig ver- dünnte Stofi' strömt unter der verstellbaren Scheidewand Q durch, gegen und über Wand B zu den Cylindern V VK Diese sind mit geschlossenen Trögen T T^ von der in Fig. 779 dargestellten Art versehen, die von Herrn Krüger, wie Seite 858 gesagt, seit 1856 benützt werden. MascMnen mit mehreren Siebcylindern. 865 Diese Tröge sollen niclit nur gleichmässige Ablagerung der Fasern auf dem Cylindersieb bewirken, sondern mit Hilfe der Ausflussscbützen Y Y^ wii'd der Stoff auch veranlasst, in der Richtung der Cylinderachse zu fliessen und sich quer zum Papierlauf zu legen. Wenn die Schützen Y 1'^ ganz hochgezogen sind, schliessen sie die senkrechten Auslässe der Einnen X X^, in welche der Stoff aus den Trögen T T^ über- fliesst. Stellt man die Schützen YY^ in ihren senkrechten Fühnmgen so, dass der übrige Stoff durch ihre senkrechten Aus - schnitte Z Z^ in der Höhe des Abflussrandes der Tröge T T^ ausströmt, so bewir- ken sie die erwähnte Strö- mung. Stellt man aber die Schützen YY^ so tief, dass der Stoff aus den Rinnen XX^ tief unter den Abflussrändern der Tröge TTi abfliesst, so steht diese Strömung nicht mehr in Zusammenhang mit dem Stoff in den Trö- gen T T^ und übt keinen Einfluss auf denselben. In letzterem Falle lagern sich die Fasern in der Rich- tung des Papierlaufs ab wie bei gewöhnlichen Sieb- cylindern. Bei Maschinen mit zwei und mehr Sieb- cylindern kann man grosse Gleichmässigkeit des Pa- piers erzielen, wenn man die Ausflüsse der Rinnen XX^ abwechselnd auf eine und die andere Seite ver- legt. Beim zweiten Cy- linder V- müsste sich dann X^ durch den in Fig. 788 eingezeichneten Schützen Y" in die Rinne K" ergiessen und durch den inneren Kanal l\ Fig. 787, in den Kanal / gelangen. Der überschüssige Stoff ergiesst sich, wie aus Fig. 788 ersichtlich, durch Rinnen Je und Je' l in den Sammler E^ aus dem er von der Flügelpumpe F durch Rohr G und Rinne H in den Stoff-Einlauf zurückbefördert wird. In dem Behälter E geht auch die Mischung mit frischem Stoff vor sich, der aus einer — wie in Amerika üblich — tiefer stehenden Rührbütte durch Rohr A in den Regler B 866 Fabrikation von Masclünenpapier aus Lumpen. gepumpt wird, und aus diesem durch Rinne D nacli E fliesst. Der Stoff-Ueberfluss fliesst aus B durch Rohr G in die Rührbütte zurück. Der zum Theil entwässerte Stoff aus den Trögen XX' wird somit in E mit frischem gemischt. Das aus dem Innern der Cylinder kommende Wasser fliesst in zwei durch Rohr in verbundene Behälter « iv, Fig. 788, aus denen ein Theil nach Bedarf durch Schieber h" in den Sammelbehälter E zur Verdünnung des frischen Stoffes abgelassen wird. Der Rest fliesst durch Oeffnung y in a, Rinne p und Rohr o in die Flügelpumpe F\ welche durch Rohr N in beschi-iebener Weise das Mischungs- wasser zuführt. Der Stoff aus dem Kasten Aa kann durch eine Rohrverbindung r', Fig. 787, in den anstossenden Behälter q, Fig. 788, treten und steht darin gleich hoch. Ein in q befindlicher Schwimmer r öffnet mit einem um v drehbaren Hebel s ein Abflussventil u in dem durch Rohr n mit q verbundenen Behälter ^, sobald der Stoff in Aa zu hoch steht. Ueber jeden Siebcy linder ist an der Einlaufseite ein Tuch W gehängt, welches sich über den ganzen Cyhnder erstreckt und etwas in den Stoff eintaucht. Es soll auf dem Sieb schleifen, um etwaige Blasen zu zerdrücken, sowie um Schaum und andere anhängende Theile zu entfernen. Die Maschine mit den beschriebenen Verbesserungen soll mehr leisten und gleichmässigeres besseres Papier liefern als die von üblicher Bauart. Durch Unter- suchung soll sogar festgestellt sein, dass sie um 25 pCt. festeres Papier liefert als die Langsieb -Maschine. Sie dient (1891) in einer Reihe amerikanischer Fabriken zur Herstellung von Strohpack-, Manillapack-, Manillatauen-, Mehlsack- Papier und Schachtelpappen. 327. Verwendung der Cylinder -Papiermaschine. In den Vereinigten Staaten von Amerika fanden Maschinen mit einem Siebcylinder noch in den 60^ Jahren ausgedehnte Verwendung zur Anfertigung von Druck- und anderen weissen Papieren. Auf die Dauer konnten diese Papiere jedoch den Wettbewerb der besser verfilzten, gleichmässigeren Langsieb - Papiere gleicher Art nicht aushalten. Die Eincylinder-Maschinen wurden durch die leistungsfähigeren Langsieb tnaschinen ersetzt und werden jetzt nur noch ausnahmsweise zur Anfertigung weisser und überhaupt solcher Papiere dienen, von denen man schöne gleichmässige Durchsicht verlangt. Zwei- und dreicylindrige Maschinen wurden jedoch nicht nur bei- behalten, sondern erfreuen sich wachsender Verbreitung. Da bei diesen Maschinen zwei oder drei Papierbahnen gleichzeitig entstehen, so ersetzen sie damit die grössere Leistung der Langsiebe. Es wird auch vielseitig angenommen, dass durch Vereinigung von zwei oder drei selbständig entstandenen Bahnen festeres, kräftigeres Papier entsteht als durch Bildung eines ebenso dicken Papiers in einer Bahn auf dem Langsieb. Der Umstand, dass Maschinen mit mehreren Siebcylindern in Amerika beinahe allgemein zur Herstellung starker fester Sorten, wie Mehlsack- Papiere, benützt werden, scheint diese Anschauung zu bestätigen. Hierzu kommt auch noch, dass bei Papier, welches aus mehreren Lagen gebildet ist, die Fehler der einen Lage durch die der andern verdeckt werden. Da derartig dicke Papiere auch beinahe undurchsichtig sind, so kommen die Vorzüge der Langsieb-Fabrikation hier wenig zur Geltung und werden von denen der Mehrcylinder - Maschinen überwogen. Maschinen mit melu-eren Siebcylindern, Verwendung der Cylinder-Papiermasclüne. Harper's Papiermaschine. 867 c) PAPIERMASCHINEN BESONDERER AET. 328. Harper's Papiermaschine. Herr James Harper, Papierfabrikant bei New Haven in Connecticut, hat die in Fig. 789 dargestellte Vereinigung des Siebtisches mit dem Siebcylinder erfunden und Patente dafür erhalten. Das Metalltuch B ist wie gewöhnlich mit einer Brustwalze F, mit Deckelriemen C, Saugkasten L und Teller M Fiff. 789. versehen; die untere Gautsch walze E ist aber wie der Cyhnder einer runden Maschine gebaut, mit dem Unterschiede, dass das darüber laufende Metalltuch B an Stelle des feinen befestigten Siebbezuges tritt. Die hohle obere Gautschwalze H ruht auf Armen K, welche um die in dem Gestelle A befestigten Bolzen a schwingen können. Der Nassfilz G umhüllt auch hier die obere Gautschwalze, läuft über die Trag- walzen 1 1 und nimmt das auf ihm liegende Papier durch die erste Presse JJ bis unter die zweite Presse mit. Auf dem Rückwege wird der Filz, wie bei der Cy- hndermaschine, genässt, von Flügeln N geschlagen und unmittelbar darauf in einer Presse seines überschüssigen Wassers entledigt. Die Sand- und Knotenfänge bilden hier keinen Theil der Maschine und können in irgend einem andern Räume aufgestellt sein, da der gereinigte Stoff von einer Pumpe innerhalb der Seiten B des Tellers abgehefert wird. 868 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. 329. Vortheile, Nachtheile und Verbreitung der Harper-Masehine. Der Erfinder hatte es sich bei Erbauung dieser Maschine zur Aufgabe gemacht, einen Siebtisch herzustellen, von dem sich das Papier, wie bei der Cylinder-Maschine, ohne Beihilfe ablöst imd dem Nassfilze folgt. Dies ist ihm gelungen, und er macht überdies als Vorzüge seiner Maschine geltend: Dass man damit nicht nur dünneres Papier als auf gewöhnlichen Siebtischen, sondern auch sehr starke Sorten anfertigen könne, weU sie nicht in der Gautschpresse erdrückt werden; dass man Wasch- wasser erspart, weil keine Spritzröhren vorhanden sind; dass der Filz beständig gewaschen und reingehalten wird, und dass sich die Filze und Metalltücher weniger abnützen. Damit der Filz nur die unabweisbar nöthige Länge erhalte, ist das Metall- tuch möglichst kurz genommen, es entwässert aber, nach des Erfinders Ansicht, vermöge seiner grossen Zahl von Tragwalzen ebensoviel Stoff wie ein langes Sieb (vergl. Abschn. 23G). Trotz dieser Verkürzung des Metalltuches wird der Filz noch immer sehr lang, und die Schwierigkeit, ihn richtig zu führen, sowie die Kosten seiner ziemlich häufigen Erneuung haben der allgemeineren Einführung der Maschine im Wege gestanden. Von den sieben Maschinen dieser Art, welche, ausser der in Herrn Harper's Fabrik laufenden, bis 1873 gebaut wurden, sind einige aus diesem Grunde wieder aufgegeben worden. Wahrscheinlich war diejenige, welche Verfasser 1873 in Harper's eigener Fabrik in New Haven, Conn., sah, die einzige, welche damals noch in Betrieb war. Während Harper's Patent in Kraft blieb, wurde auch keine weitere Maschine dieser Ai-t gebaut. Es scheint, dass die wachsende Geschwindigkeit der Papiermaschine und die geringe Festigkeit der mit viel Holzschliff versetzten Papiere später auch in Amerika das Bedürfniss nach einer Bauart hervorgerufen haben, bei welcher das Durchführen der Papierbahn von Hand möglichst vermieden wird. Diesem Umstand einerseits, sowie auch dem Ablauf des Patents anderseits ist es vermuthlich zuzu- schreiben, dass die Harper'sche Bauart von 188G ab wieder aufgenommen wurde. Mehrere amerikanische Maschinenfabriken bauen derartige Maschinen, und eine derselben, von The Black & Clawson Co. in Hamilton, Ohio, war in Nr. 85 der Papier-Zeitung von 1888 durch den Holzschnitt Fig. 790 dargestellt. Die Fig. 790. Maschine scheint hiernach bedeutend verbessert zu sein, der 78' lange Filz ist besser geführt, soll keinerlei Schwierigkeiten verursachen und sogar im Verhältniss länger aushalten als andere. Die 40' langen Siebe sollen dadurch sehr geschont werden, dass man schwächeren Druck in der Gautschpresse anwendet. Da der Filz Vortheile, Naclitheile und Verlareiüing der Harijer-Papier-Mascliine. 8ßO Langsieb-Cylinder-Papiermascliine. während des Ganges fortwährend gewaschen wird, ist der sonst durch Waschen hervorgerufene Aufenthalt vermieden, und durch Wegfall der Schaber an der oberen Gautschwalze werden Verdriesslichkeiten erspart. Der Hauptvortheil liegt jedoch darin, dass das Papier ohne jede Mithilfe der Hand durch die Gautsch- und Nass- presse geht, dass also der Ausschuss, welcher sonst hier entsteht, vermieden wird. Aus Fig. 790 ist auch ersichtlich, dass die obere und untere Walze der ersten und zweiten Presse jede für sich herausgenommen werden kann, während die andere in der Maschine bleibt, dass also schnelles Auswechseln möglich ist. Eine solche Maschine soll auch nur wenig mehr kosten als eine gleich grosse von gewöhnlicher Bauart. Dem Vorzug des selbstthätigen Uebergangs des Papiers vom Sieb auf den Filz steht neben grösseren Kosten nur der Umstand entgegen, dass man den Siebtisch unter den Filz stellen und vom Knotenfang trennen muss. Dieser selbst- thätige Uebergang vom Sieb auf den Filz wird um so werthvoller, je rascher man arbeitet, je mehr die Maschine leisten soll, verliert aber an Bedeutung durch alle Mittel, welche die Uebertragung des Papiers vom Sieb auf den Filz bei der ge- wöhnlichen Langsiebmaschine erleichtern. Die von 1886 bis 1890 in den Vereinigten Staaten aufgestellten, etwa 25 Maschinen dieser Art dienen hauptsächlich zur Anfertigung von Zeitungs- und Tapetenpapier mit viel Holzschliff, sowie von dünnem Papier. In Deutschland dienen gleichfalls zwei amerikanische Harper- Maschinen zur Herstellung von Zeitungsdruck. Eine dritte, die auch Holzschliffpapier erzeugt, ist von J. M. Voith in Heidenheim a. Brenz, Württemberg, erbaut, macht 60 bis 70 m Papierbahn in der Minute und soll sich ohne Schwierigkeit bedienen lassen. Dieser Erfolg ist besonders dem kräftigen, sorgfältigen Bau, grossen Scheiben, breiten Riemen usw. zu danken, wodurch jedes Zucken, jede Erschütterung vermieden wird. Für feinere, bessere Papiere, bei denen häufigere Aenderungen eintreten, wo es mehr auf richtige, dem Zweck entsprechende Behandlung als auf Massen-Er- zeugung ankommt, wird die Maschine nicht empfohlen. 330. Langsieb -Cylinder- Papiermaschine. J. V. Stenger, früher Papier- fabrikant in Frohnleiten, Steiermark, suchte die Cylindermaschine dadurch leistungs- ßlhiger zu machen, dass er sie mit einem Langsieb versah. Er Hess sich diese Bauart 1882 unter Nr. 19 193 in Deutschland patentiren und hoffte damit die Vortheile der Cylinder- und Langsiebmaschinen zu vereinen und deren Nachtheile zu beseitigen. In Fig. 791 ist die Maschine nach der Patentschrift dargestellt. Der im Kasten E gelagerte Cylinder Ä ist anstelle des Siebüberzugs von einem Laugsieb S umhüllt, welches das darauf gebildete Papier P zwischen den Walzen B und c an den Filz F abgiebt. Das leere Siebtuch geht über Stellwalze d, Spannwalze e und Walze f auf den Cylinder Ä zurück. Um Aufheben des Cylinders A dui'ch das gespannte Sieb ^S^ zu hindern, werden seine Achsenlager H auf beiden Seiten von Stellschrauben niedergehalten. Die Gautschwalze B und die auf demselben Hebelarm sitzende Filzwalze können durch verstellbare Lager L in die jeweils günstigste Lage gebracht und der Druck auf die Gautschpresse durch bei G auf- zulegende Gewichte nach Belieben vergrössert werden. Die Begrenzung und Aen- derung des Formats erfolgt mit Ringen oder kurzen Schläuchen aus dünnem 110 870 Fabrilcatioii von Masclünenpapier aus Lumpen. Gummitucb, die in Länge von Vs des Cylinderumfangs und verschieden breit an- gefertigt sind, und durch Verschieben dieser Gummiringe auf dem Cyhnder unter dem Langsieb. Das Cyhnderuntersieb wird vom Spritzrohr g reingehalten, ein zweites Spritzrohr i reinigt das Langsieb von innen nach aussen. Das Papier geht auf dem Filz F durch die Presse W W und wird erst dort vom Arbeiter erfasst und weitergeführt. Der Stoff gelangt aus der Stoffbütte z durch Rohr /* in den Schöpfkasten /.-, aus dem er durch eine Schöpfeinrichtung m nl o in gezeichneter Weise in die Fig. 791. Rinne 0, Einlauf o' und Knoteufang E gefördert wird. Das durch den Cylinder abfliessende Siebwasser geht durch Rohr K unmittelbar in den Schöpfkasten zurück. Die Gummibänder, mit welchen das Format auf dem Cylinder gebildet wird, vergrössern, wenn sie auch noch so dünn sind, den Durchmesser des Cylinders an beiden Seiten und bewirken, dass sich die Ränder des Siebes mehr strecken als der mittlere Theil. Von der hierdm'ch entstehenden Längsfalte rutscht der Stoff nach links und rechts ab, und es entstehen ungleich dicke Stellen im Papier. Auch die Naht des Siebes hält nicht lange, muss oft vernäht werden, lässt dann weniger Wasser durch und verursacht Brechen der Papierbahn. Die untere Presswalze c muss nackt bleiben, da der Stoff zu sehr am Sieb haften und weniger leicht vom Filz abgenommen würde, wenn sie, wie bei Lang- siebmaschinen, mit Filzschlauch bekleidet wäre. Jede Formatänderung verursacht durch die neu verschobenen Gummiringe neue Falten im Sieb, welches überdies aus groben Drähten bestehen muss, um die starken Reibungen und Spannungen auszuhalten. Die groben Drähte machen Eindrücke ins Papier und hindern gute Verfilzung. AVenn auch das Papier auf dem Langsieb dieser Maschine mehr ent- wässert wird als auf einem Cylinder, so wird ihm doch weniger Wasser entzogen als auf dem Siebe iner Langsiebmaschine, und der Filz hat demnach die Aufgabe, die Papierbahn von erheblich mehr Wasser zu befreien als ihm die Langsieb- maschine zumuthet. Er wird desshalb rascher schmierig und muss öfter gewaschen und gewechselt werden. Dicke Papiere wurden auf diesen Maschinen imgleich schwer, und dünne konnte man nicht rasch genug arbeiten, weil der Stofi" von einer gewissen Geschwindigkeit ab am Cylinder vom Sieb abrutschte. Der Knotenfangkasten sollte mit dem StofFkasten E nicht direkt in Ver- bindimg stehen, da die Schläge des Knotenfangs sonst die Bildung des Papier- blatts so stören, dass es brüchig und unansehnlich wird. Bei dünnem Papier muss viel zäher Stoff zugesetzt werden, damit es alle diese Gefahren ohne Bruch über- Tafel VI, ^^MM^mww^^^^^mwm^m^ . .^^ ^^i'%'-^^-\.. ^ -I Langsieb-Cylinder-Papiermascliine. 871 stehen kann, und man muss mit viel Wasser arbeiten, damit gute Durchsicht und Festigkeit erzielt werden. Dann kann aber die Pumpe all das ablaufende Wasser nicht mehr fassen, es läuft viel davon weg, und die darin befindlichen Fasern gehen ganz oder theilweise verloren. Diese zahlreichen Nachtheile werden davon nicht aufgewogen, dass das Papier ohne Mithilfe des Arbeiters vom Sieb auf den Filz und durch die erste Presse gelangt. Die nach Ertheilung des Patents aufgestellten Stenger-Maschinen befriedigten desshalb ihre Besitzer zum Theil so wenig, dass sie dieselben wieder entfernten. Die Maschinenbau- Anstalt Golzern, welche solche Maschinen auf Wunsch lieferte, empfiehlt deren Einführung anstelle der Langsiebmaschine nicht. Die Maschine könnte höchstens zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit einfacher Cylindermaschinen, manchmal, besonders bei dicken Papieren, durch ihre verstärkte Wasserentziehung gute Dienste leisten. Fig. 792 zeigt, in welcher Weise der Umbau einer solchen Cylindermaschine in eine Stenger-Maschine ausgeführt werden könnte. Die Theile, welche sich an der gewöhnlichen Cylindermaschine finden, sind punktirt und nur die zugekommenen neuen Theile voll gezeichnet. Der Cylinder J. ist von einem Langsieb S umhüllt, welches über den Sauger s läuft und in der Gautschpresse G G' die Papierbahn an den Filz F abgiebt. Der Filz F geht mit der Papier- bahn wie gewöhnlieh durch die Presse ab, wird in dem Trog C mit Wasser ge- tränkt und vom Schläger f und den Presswalzen h h entwässert. Zwei Quirle K K halten den Stoff in der Bütte B in Bewegung. Bei B und E sind die Triebwellen ge- lagert, welche durch Zahnräder und Riemen den Antrieb aller Theile übernehmen. Fig. 792. II ■-nr' J\\ r Dem Verfasser erscheint . auch die Anwendung der Erfindung in solcher Weise unvortheilhaft, da sich die erwähnten Mängel nicht beseitigen lassen und den Betrieb kostspielig gestalten, abgesehen davon, dass das Fabrikat durch die Fehler der Bauart leidet. Der wesentliche Vorzug der Siebtische gegen die Siebcylinder ist, dass erstere in der Querrichtung geschüttelt werden, dass sich also die Fasern nicht nur längsweise, sondern auch quer legen, also ein Papier liefern, welches auch querdxu'ch noch Festigkeit besitzt. Da aber das Sieb bei der Stenger-Maschine nicht geschüttelt werden kann, so bietet sie diesen Vor theil nicht, wohl aber so viele Nachtheile, dass die Cylindermaschine vortheilhafter erscheint. Will man mit letzterer mehr leisten, so ist es besser, ikr zwei Siebcylinder zu geben, oder den Cylinder kurzweg durch einen Siebtisch zu ersetzen. 110* Tafel VI. 1 d r 1 1 872 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. d) BOGEN-PAPIERMASCHINEN. 331. Bogenpapier. Die Vorzüge, welche das in Formen geschöpfte oder Büttenpapier gegenüber dem auf der Maschine angefertigten besitzt, bestehen darin, dass es nach allen Richtungen gleich stark ist, und dass es grössere Festigkeit und Dehnbarkeit hat, weil es frei hängend an der Luft trocknet und sich dabei von allen Seiten zusammenzieht. Die Wasserzeichen lassen sich auch hübscher und an der gewünschten Stelle des Bogens anbringen. Da Büttenpapier wegen seiner Trocknung an der Luft durch die übliche Stoffleimung mit Harz nicht leimfest wird, so erhält es nach alter Weise thierische Leimung und damit in den Augen vieler Verbraucher einen weiteren Vorzug. Viele Erfinder haben sich bemüht, Maschinen zur Erzeugung von Papier in Schöpfibrmen herzustellen. Im Jahre 1873 wurden dem Verfasser in der Maschinenfabrik von James Bertram & Sohn zu Edinburgh die Reste einer end- losen Kette gezeigt, welche vor vielen Jahren mit SchöpflPormen besetzt war, die mechanisch mit Stoff gefüllt wurden und nach erfolgter genügender Entwässerung das gebildete Papier an einen Gautschfilz abgaben. Eine Einrichtung ähnlicher Art, bei welcher die Schöpfformen auch von zwei endlosen Ketten getragen werden, ist in der deutschen Patentschrift Nr. 14 035 des Pierre A. Comte de Sparre in Paris gezeichnet und beschrieben. In der Weltausstellung zu Paris 1889 hatte die französische Staatsdruckerei die ausführliche Zeichnung einer eben solchen Maschine ausgestellt, aus der ersichtlich war, dass deren Bau und Betrieb mit un- geheuren Kosten verknüpft sein muss. 332. Schöpfpapier-Maschine. Herr Max Sembritzki, Direktor der Papier- fabrik Schlöglmühl bei Gloggnitz in Nieder-Oesterreich, hat 1881 die unter Nr. 26580 in Deutschland patentirte Schöpfpapier-Maschine erfunden, welche von Escher Wyss & Co. in Zürich gebaut wird. Die Maschine, zu deren Erklärung Fig. 793. zunächst die Skizze Fig. 793 dienen soll, folgt in ihren Bewegungen genau denen des Büttgesellen. Jede der beiden beweglichen Schöpfformen erhält abwechselnd eine grössere Menge Stoff als zur Bildung eines Papierblattes nöthig ist, lässt den Ueberschuss über die Deckelränder abfliessen, entwässert und verfilzt den Rest durch beständiges Hin- und Herschütteln und gautscht den entstandenen Bogen mit einem Filze ab. Die Schöpfform A besteht aus dem mit Drahtsieb überzogenen Rahmen Bogenpapier. Schöpfpapier-Mascliine. 873 a, welcher in dem viereckigen doppelwandigen Kasten vollkommen dicht schliessend auf und ab bewegt werden kann. Der auf das Sieb gelangte StofT-Ueberfluss läuft über die innere niedrige Wandung des Kastens h zwischen die beiden Kasten- wandungen und von da in die Stoffbütte zurück. Die Form liegt auf einem Schlitten 5, welchem durch eine Zahnstange und durch ein abwechselnd nach beiden Drehrichtungen getriebenes Rad eine hin- und hergehende Bewegung ertheilt wird, während die eigentliche Form, der Siebrahmen, an bestimmten Stellen gehoben und gesenkt wird, indem dessen Füsse a^ auf seitlichen Führungsschienen c gleiten. Während der Auswärtsbewegung werden der Schöpfform durch die Führung zwischen zwei in Rüttelbewegung befindlichen Schienen kleine Querschüttelbewegungen ertheilt. Pig 794. Die schematische Fig. 794 zeigt die Bewe- ^ ^^ — 3 gungen der Form. Bei 1 steht die Form still, { < — '^^^^^^^_^_^_ -^ "^"^ den Stoff von dem darüberliegenden Vertheiler " ^ aufzunehmen, zwischen 1 und 2 findet das Schüt- teln und Entwässern statt, zwischen 2 und 3 Hebung der Form und durch Ab- saugen weitere Entwässerung, zwischen 3 imd 4 Abgautschen, zwischen 4 und 5 Senkung der Form, zwischen 5 und 1 Ausspritzen des Siebes und Fassung neuen Papierstoffs, sowie Rückkunft zur Vertheilungsstelle. Der Vertheiler B des Papierstoffes, Fig. 793, sorgt dafür, dass auf jede Stelle des Siebes gleich viel Stoff gelangt, und besteht aus dem festen Kasten /", der mittels Kanals g in beständiger Verbindung mit dem Stoff-Behälter E steht, und dem Schwimmer h, der sich im Kasten auf und ab bewegen kann. Im Boden des Kastens sind Röhrchen i angebracht, welche in Höhlungen i-^ des Schwimmers li dringen können, aber dabei genügenden Spielraum zum Durch- gange des Papierstoffs lassen. Durch Senken des Schwimmers 7i wird also Stoff verdrängt, der durch den erwähnten Spielraum zwischen i und \ steigt, bis er sich über den Röhrchen i befindet und durch diese auf das in diesem Zeitpunkte darunter befindliche Sieb der Form a gelangt. Diese Senkung des Schwimmers wird erzielt durch Anstossen der mit dem Schhtten bewegten Schöpfform A an den Hebel Z^, dessen Bewegung durch Hebel l in eine Abwärtsbewegung des Schwimmers oder Verdrängers h umgesetzt wird. An den Boden des Kastens der Form ist ein Rohr G angeschlossen, welches bei der Bewegung der Form mit seiner unteren Flansche auf der stell- baren Schiene h gleitet. Wenn das Rohr C auf den geneigten Theil h^ gelangt, wird seine Oeffnung e allmälig frei und lässt das vom Schöpfsiebe kommende Wasser austreten, wodurch eine der Wassersäulenhöhe entsprechende Saugwirkung entsteht. Diese Wirkung kann durch veränderte Neigung der Gleitschiene Ic l\ und durch den Hahn 0 geregelt werden. Zu noch weiterer Entwässerung hilft auch die kleine Aufwärtsbewegung der Form am Anfange des Rückganges. Die Form a erhält für das Einfahren unter den Abnehmefilz eine solche Höhen- lage, dass sie denselben unter der Gautschwalze F berührt. Dadurch wird das feuchte Papierblatt von derselben abgehoben und auf endlosem Filz der Presse zugeführt. Die auf Tafel VI in Figg. 795, 796, 797, 798, 799 dargestellte Doppel- maschine arbeitet derart, dass eine Form leer zurückgeht, während eine zweite frisch gefüllt ihren Lauf beginnt. Die beiden Formen sitzen an einem Schlitten 874 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. . . und führen beide für sicli die beschriebenen Vorgänge aus. Der Vertheiler ist nur einmal vorhanden und in der Mitte der Maschine angeordnet. Um das Ganzzeug von vornherein mögli', welche unmittelbar hinter der Walze E'^ flache Leisten B" treffen, worauf sie mit 112* 888 l'";ilirikaüon von Miiscliinenpnpicr aus Lumpen. einer der vier Seiten weiter schleifen, bis sie, etwa in der Mitte des Gestelles, an die Zahnstange G gelangen. Diese Zahnstange G ist an eine der flachen, durch Winkel E^ an dem Gestell E- befestigten Holzleisten E^ geschraubt, welche auch die Träger der flachen Bahnen D- sind. Einer der Köpfe D' hat neben dem quadratischen Theile eine Stirnradverzahnung G^, welche in die Zahnstange G ein- greift. Während dieses Ende der Walze D auf der Zahnstange G läuft, muss der glatte cylindrische Theil G^ des andern Endes auf einem an E* geschraubten Lineal G- hinrollen, von Avelchem es auf gleicher Höhe erhalten wird. Die Ober- flächen von G und G- liegen etwas höher als die flachen Bahnen D-, die Walze D muss also, wenn sie auf ihrem Umlauf an G und G^ gelangt, etwas ansteigen, die quadratischen Theile D^ kommen dadurch ausser Berührung mit D- und ge- statten die Drehung des Stirni-ades G\ und damit der Walze D, so lange das Stirnrad auf der Zahnstange G hinroUt. Sobald der untere Theil des um D gefalteten Bogens von keinen Querstangen -E'^ mehr getragen ist, sinkt er auf den Papierstoss H, und der obere Theil des Bogens wird von der Walze B abgerollt, sobald ihr Zahnrad G'^ auf der Zahnstange G läuft. Nachdem die Walze D über die Zahnstange G weggerollt ist, hat sie ihre Arbeit gethan und bleibt während des weiteren Um- laufs der Kiemen unthätig, bis sie wieder einen Bogen erfasst. Fig. 806. W^G^ Da das Ablegen des oberen Theils des um D gefalteten Bogens von der Zahn- stange G bewirkt wird, so muss deren Länge wenigstens der Länge dieses oberen Theils d. h. der Entfernung zwischen der Schneide des festen Messers C^ und dem Punkt, wo der Bogen von D erfasst wird, gleichkommen. Der untere Theil des um D gefalteten Bogens fängt an sich niederzulegen, sobald er die letzte Tragstange E^ verlassen hat, das Ab- rollen des oberen Theiles sollte daher beginnen, sobald die Walze D um eine Strecke über die letzte Tragstange E^ hinausgelaufen ist, welche der Länge des untern Theils des Bogens gleichkommt. Die Zahnstange G sowie das Lineal G~ sind desshalb in Schlitzen ihrer Träger J?* verstellbar und können so befestigt werden, dass ihre Stellung jeder Bogenlänge entspricht. In solcher Weise legen sich die Bogen auf losen, von dem Wagen I ge- tragenen Brettern 11^ übereinander. Der hölzerne Tisch oder Aufsatz i^, worauf die Bretter H^ ruhen, ist zu beiden Seiten an gusseiserne Träger J- geschraubt, welche den Bewegungen der Schrauben K folgen und dabei von den Leitstangen I^ in waagrechter Lage erhalten werden. Die Schrauben K erhalten ihre Bewegung von dem ausserhalb des Gestelles befindlichen Stirnrad L durch Vermittlung seiner Welle K% Fig. 805, und der im Innern des Wagens I laufenden Paare konischer Eäder K^K-. Das in L eingreifende Stirnrad U sitzt auf einer kurzen, auf einem Ge- stellansatz L~ gelagerten Welle i^ und wird von dem Sperrhaken M^ durch das gleichfalls auf der Welle L^ befindliche Sperrrad Jf gedreht. Der Sperrhaken 31^ geht von der Kurbelscheibe M~ aus, und diese wird von der Welle der Riem- Kneeland's Lcgmascliine Iny Imj. Einrichtung und Yentilaliuii der Trockenböden. SSO Scheiben yl* durch Vermittlung der ineinandergreifenden Stirnräder NN'-N- in Be- wegung gesetzt. Von der Kurbelscheibe sind in Figg. 807 und 808 Vorder- und Seiten- ansicht in grösserem Maassstabe gegeben. Den Kurbelzapfen 0 kann man mittels der beiden Schrauben PP ein- oder auswärts verschieben, und dadurch den Hub des an ihm hängenden Sperrhakens 31^ beliebig ändern. Wird der Zapfen 0 z. B. nach der Mitte zu verstellt, also der Hub verkleinert, so wird das Sperrrad 31 bei jeder Umdrehung der Kurbelscheibe M- weniger weit gedreht, die Bewegung aller folgenden Räder L'^LK-IO und der Schrauben Z^ in demselben Maasse ver- mindert und der Tisch I^ mit dem auf ihm liegenden Stoss Papier H langsamer niederwärts geführt. Diese leichte Verstellung ist nothwendig, um den Tisch I^ mit solcher Geschwindigkeit niedergehen zu lassen, dass die Ober- fläche des Papierstosses TI bei Papieren verschiedener Dicke stets auf gleicher Höhe, unmittelbar unter den Walzen Z>, bleibt. Der Wagen I steht mittels vier Eäder iJ auf hölzernen Schienen B^ und wird nach der Führungsseite der Maschine hin aus dem Gestell gefahren, sobald der Tisch P seine tiefste Stellung erreicht, d. h. sobald er so viel Papier als möglich aufgenommen hat. Ehe dies geschieht, muss jedoch, um den Gang der Maschine nicht zu unterbrechen, ein anderer Tisch zur Ablage der ankommenden Bogen hergerichtet werden, und dazu dienen die an den beiderseitigen Gestellen E- angebrachten gusseisernen Träger S (Fig. 804), in welchen Lager zur Aufnahme eiserner Stangen ausgespart sind. Ueber diese eisernen Stangen wird ein anderes Paar loser Bretter H^ gelegt, auf welchen sich die Bogen ablegen, während die Bretter H^ mit dem darauf liegenden Papier von dem hinausgefahrenen Wagen genommen und auf einen Rollwagen zum Aufzug und in den Trockenraum be- fördert werden. Der leere Wagen wird sofort wieder eingefahren, der Sperrhaken M} ausser Eingriff mit dem Sperrrad M gesetzt, und letzteres mittels der Hand- habe M^ rückwärts gedreht, bis der Tisch P die eingelegten losen Bretter U^ er- reicht und die in S gelagerten Stangen von ihrer Last befreit. Die Stangen werden dann herausgenommen, der Sperrhaken 3P wird wieder in Eingriff mit M gebracht, und der Tisch I^ wiederholt seinen Niedergang. Der Sperrhaken HP ist, wie aus Fig. 804 ersichtlich, sehr lang und bedarf eines Trägers, während er nicht auf dem Sperrrad M ruht. Als solcher dient ein gebogenes Flacheisen IP, Fig. 805, das in dem Ansatz L- seinen Stützpunkt hat und am oberen Ende mit einer Gabel ausläuft, zwischen deren beiden Zinken sich der Sperrhaken M^ bewegt. Soll der Sperrhaken Jf ^ ausser Eingriff erhalten werden, so lässt man ihn auf einem durch die beiden Zinken gesteckten Stift in entsprechender Höhe liegen. 338. Einrichtung und Ventilation der Trockenböden. Ferd. Jagenberg hat in seiner mehrerwähnten Schrift die Wirkung der Ventilation mit etwa folgenden Sätzen erklärt: Das Verdunsten einer Flüssigkeit ist nichts anderes als Lösen der Flüssigkeit in der Luft, ist fast ganz 'dasselbe, Avie das Lösen von Zucker oder Salz in Wasser. "Wie die Flüssigkeiten, so können auch die gasförmigen Körper von den gelösten Substanzen gesättigt werden. Die Aufnahmefähigkeit ist aber in beiden Fällen von dem Wärmegrad abhängig. Kaltes Wasser ist von Salzlösung sehr bald gesättigt. Man mag noch soviel Salz einlegen, das Wasser hat keine lösende Kraft mehr. Erwärmt S90 rabrikution von Mascliinciiraiiior ans Liuupen. man mm, so steigert sidi diese Ki'aft, und es wird noch eine bedeutende Jlenge Salz dazu gelöst. Dasselbe bei der Luft. Hier steigert sich ebenfalls das Vermögen der Aufnahme von Wasserdämpfen im Verhältniss wie die "Wärmegrade zunelimen. Kalte Luft kann im Verhältniss wenig "Wasserdampf absorbiron, während erhitzte Luft sehr viel verschluckt. Die Natur illustrirt herrlieh diese Wahrlieit. In den Tropen hat sich die heisse Luft mit AVasserdämpfen geschwängert; sie steigt nach oben und treibt den gemässigten Zonen zu. Die ein- tretende Abkühlung nimmt der Luft die Eigenschaft, ihre ursprüngiiclie Wassermenge in Lösung zu erhalten. AVasser muss sich ausscheiden, und dieses fällt als Regen herab, falls es nicht eine für ihren "\\'ärmegrad xingenügend gesättigte Luftschicht passirt und in ilir wieder gelöst wird. Beim Verdunsten werden die obersten Wasserschichten in Dampfform von der nächstauf- liegenden Luftschicht gelöst, von stark erwärmter Luft intensiver, von minder erwärmter in schwächerem Maasse. Besonders in letzterm Fall sättigt sich die Luftschicht sehr bald; die Verdunstung muss aufliöreii. Es müsste denn Wärme zutreten. Aber auch dann wird die Verdunstung ihre Grenzen haben, und sie kommt trotz dieses Mittels sehr bald nicht weiter. Soll die Verdunstung fortschreiten, so ist es nötliig, dass die gesättigte Luftschicht von trockner Luft abgelöst werde. Geschieht das, so Aviederholt sich die Verdunstung bis zur Sättigung der zweiten Portion Luft. Ist die Luftverände- rung in Permanenz erklärt worden, so ist die Verdunstung eine stetige. Eine permanente Luftver- änderung ist aber in der Natur nichts anderes als der Wind. Wir bemerkten schon, dass sich rmsere Alten zur Verdunstung ihrer Leimflüssigkeit der natürlichen Luftveränderung, des Windes, bedienten. Nun fragt es sieh aber, was thaten sie, wenn ihnen der Wind nur solche Luft zuführte, welche schon mit Wasserdünsten gesättigt war? Wie es z. B. bei Regenwetter sehr häufig der FaU zu sein piflegt? — Sie thaten einfach nichts, sondern warteten ruhig ab, bis sich das schlechte Wetter änderte. Dann erst leimten und trockneten sie wiedei-. So gemüthlich können wir heutzutage nicht verfahren. Wir können unsere Arbeit nicht von Wind und Wetter abhängig maclien. Da uns erstlieli der Wind nicht immer, wie wir es wünschen, zu Gebote steht, so suchen wir uns vor allen Dingen einen künstlichen Wind herzurichten. Das glückt uns durch A''entilation. Wir setzen durch passende Flügelräder die Atmospihäre in Bewegung, daim vermögen wir zu trocknen wenn's windstill ist. Aber bei Regenwetter, wenn dieselbe Atmo- sphäre mit Dämpfen gesättigt ist? Audi hier helfen wir uns damit, dass wir durch Erwärmung der Luft deren Lösungsfähigkeit erhöhen. Mit ventilirter und erhitzter Luft können wir stets die Arbeit des Trocknens mit Erfolg betreiben, seien die Witterungsverhältnisse noch so imgünstig. Zudem haben wir ein Mittel zur Erzielung einer energischen Verdunstung in gesteigerter Luftbewegung. Die AVäscherinnen wissen sehr gut, dass ein starker AVind ihre Wäsche schneller und intensiver austrocknet, als unter gleichen Umständen ein weniger heftiger Luftzug. AVas vom Wind gilt, das gilt auch von der Ventilation. A''erdoppeln, verdi-eifachen wir den Gang der A''entilation, oder die Geschwindigkeit der Luft, so stellen wir uns, damit ein sehr wirksames Hilfsmittel her. Sehen wir zu, warum? Untersuchen wir den Zustand eines angefeuchteten Papiers. Die Flüssigkeit füllt die Poren aus, welche, sich aneinanderreiliend, das ganze Pajjier im Innern dm'ch- zielien und bis an die Oberfläche reichen. Diese Reihen der Poren können Avir uns sehr wohl, ob- gleich's nicht ganz genau zutrifft, als unendlicii viele nebeneinandergeschichtete Röhvchen vorstellen, üeber die Mündungen dieser Rölu'chen streicht ein starker Luftstrom. AVas geschieht? Die äussersten Flüssigkeitsschichten im Röhrchen verdunsten. An Stelle dieser Schichten tritt Luft, aber — in ge- ringerer als atmosphärischer Spannung. Es ereignet sich derselbe A'organg, wie bei den sogenannten Inhalationsapparaten. Ich setze bei meinen Lesern deren Kenntniss voraus. Auch hier geht ein starker Luftstrom über die Spitze eines Rohrs hinweg, welches mit seinem andern Ende in ein Gefäss mit irgend einer Flüssigkeit eintaucht. Der Strom reisst einen Theil der Luft aus diesem Rolir mit sieh fort und bewirkt dort eine Luftverdünnung. In Folgedessen erhält die äussere Atmosphäre das Uebergewicht und treibt die Flüssigkeit ins Rohr, nach oben, so weit, dass diese letztere austritt, und austretend in unendlich viele und feine Theilchen zerstiebt und mit dem Luftstrom fortgeführt wird. Ganz analog wirkt die Ventilation an der Oberfläche des feuchten Papiers. Die Arbeit ist zwar hier viel feiner als im Inhalationsapparat. Jedenfalls tritt in dem oben geleerten Papierröhrchen eine Luftverdümiung ein, und dieser Zustand bewirkt, dass die untere Füllung der Papierröhrchen nach oben gezogen wird. War die Füllung eine Leimlösung, so verstehen wir jetzt sehr gut, w^ie imd auf welchen AVegen der Leim an die Papieroberfläche gelangte. Bemerken wir noch dazu, dass AVasser unter niedrigem Druck weniger Wärme gebraucht, um sich in Dampf zu verwandeln, als unter hohem Druck, so bieten sich uns bei der Luftstrom-Erzeugung resp. gesteigerten Ventüation so viele A^ortlieile der Lufterlützuiig gegenüber, dass man füglich mit besserer Einsicht letztere nur als Unterstützimg der ersteren gelten lassen kann. Obgleich unseren Alten die physikalische Bedeutung des AVindes nicht ganz Idar sein konnte, so fühlten sie doch hinlängücli die grossen Vortheile. Sie haben sich bei ihrer Leimtrocknung nur dem AVind anvertraut imd haben die künstliche Erwärmung ganz und gar verschmäht. Einriclitnng und Ventilation der Troekenbüden. S91 Vir, denen heutzutage ein ausgebildetes jrascliinenwescn zu Gebote steht, sollen die Luft- strömung so stark treiben, dass man bei troekner Witterung ein günstiges Ergebniss der Trocknung ohne Wärmezuthat eiTeiehen kann, und dass man nur erst dann zum Mittel der Lufterwärmung zu greifen brauclit, wenn die atmosphärische Luft schon mit Wasserdämpfen gesättigt ist. In solchem Fall, wo unsere Vorfahren feierten, ist's unumgänglich nothwendig, dass das Vermilgen der schon gesättigten Luft zu weiterer Dampfaufnahme durch Erwärmung gesteigert werde. Die Einrichtungen, welche zum Trocknen der auf der Maschine geleimten Bogen dienen, sind im wesentlichen dieselben, welche für Handpapier seit Jahr- hunderten angewendet wurden. Folgende Beschreibung der amerikanischen Trocken- böden und der damit verbundenen Arbeit wird dies erläutern. Das geleimte und in Bogen geschnittene Papier wird, wie im vorhergehenden Abschnitt erklärt, mit seiner Bretter - Unterlage auf einem Rollwagen mit mechanischem Aufzug auf Trockenböden befördert, welche gewöhnlich den oberen Theil des ganzen oder des grössten Theils des Fabrik-Gebäudes einnehmen. Leichte hölzerne Gerüste, deren Pfosten am Boden und an der Decke befestigt sind, er- strecken sich in parallelen Reihen längsweise durch diese Räume. Auf den die Pfosten verbindenden Querlatten liegen die Stangen mit dem darüber gehängten geleimten Papier so dicht über und nebeneinander, als es ohne Behinderung des Luftdurchzugs angeht. Um dies Gerüste und entlang den Wänden sind gewöhnlich Gänge gelassen, welche Zutritt zu allen Theilen und auch zu den Fenstern und Läden gestatten. Die mit Papier beladenen Bretter werden bei ihrer Ankunft in den Trocken- räumen von dem Rollwagen genommen und auf einen kleinen Tisch gelegt. Ein Arbeiter löst dann, ohne zu zählen, einen Pack von etwa 7 Bogen ab, und faltet ihn in der Mitte der langen Seiten über eine T förmige Hebstange, welche sich am besten mit einem hölzernen Rechen ohne Zähne vergleichen lässt. Damit wird der Pack spur Papier in solcher Weise über eine der auf den Gerüsten liegenden Tragstangen gehoben, dass er beim Wegziehen des Rechens rittlings auf ihr hängen bleibt. Die etwa 3 bis 4 cm starken quadratischen hölzernen Tragstangen frihhJes sollten dem übergehängten Papier nirgends scharfe Ecken bieten, ihre oberen Kanten sind desshalb abgerundet, oder der ganze obere Theil ist ellyptisch gekrümrat, wogegen die unteren auf dem Gerüste liegenden Seiten stets flach gelassen werden. Damit man sie leicht rein halten kann, sind sie in einigen Fabriken mit weisser Oelfarbe bestrichen. Ein solcher glatter Ueberzug kann gewaschen werden und verhindert auch die dem Holze eigenen löslichen und vielleicht gefärbten Stoffe an die Oberfläche zu treten und das Papier zu beschmutzen. In früheren Jahren wurden die Bogen anstatt auf hölzerne Stangen, vielfach auf Stricke gehängt, welche weniger zweckmässig sind, weil ihre rauhe Oberfläche häufig das sie be- rührende Papier zeichnet. Die Anwendung des beschriebenen Rechens macht es möglich, die Bogen in jeder Höhe aufzuhängen, ohne, wie es früher vielfach geschah und noch geschieht, die Tragstangen mittels besonderer Vorrichtungen aufzuziehen und niederzulassen. Bei grosser Höhe wird es jedoch schwierig, die obere Stangenreihe zu erreichen, wesshalb man hohe Räume sehr zweckmässig durch einen Bretterfussboden in zwei Stockwerke theilt. Das Papier bleibt hängen bis es trocken ist, und bei einer Temperatur von 26 bis 33 Grad C. sind dazu gewöhnlich einige Tage nöthig. Bei kaltem 892 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Wetter wird diese Wärme künstlich durch schmiedeiserne Dampfröhren erzeugt, welche nahe dem Boden an den langen Traggerüsten hinlaufen. Wenn die Röhren nicht sehr weit, z. B. von 2V2 bis 4 cm Durchmesser sind, werden mehrere Längen für jede Gerüstreihe nöthig, und die ganze erforderliche Menge wird ziemlich bedeutend. Nur ein Strom frischen Dampfes sollte dann am höchsten Punkte in das Röhrensystem eingelassen und so durchgeleitet werden, dass das Kondenswasser stets abwärts und zurück in den Kessel fliessen muss. Je rascher die Luft, welche mit der aus dem Papier entnommenen Feuchtig- keit beladen ist, durch frische trockene Luft ersetzt wird, desto rascher wird das Papier unter sonst gleichen Verhältnissen trocknen. Die Wichtigkeit einer guten Ventilation erklärt sich aus dem Umstände, dass Luft von irgend einer Temperatur nur eine bestimmte Menge Feuchtigkeit aufnehmen kann und wirkungslos bleiben wird, sobald sie gesättigt ist. Bei guter Ventilation muss die eintretende kalte Luft ihren vollen Antheil von Feuchtigkeit aufgenommen haben, ehe sie den Raum verlassen darf Wird sie künstlich erwärmt und tritt, wie gewöhnlich, unten ein und oben aus, so mag auch ein guter Durchzug slattfinden, aber die Luft wird nicht gesättigt, und die zum Heizen verbrauchte Wärme, also das aufge- wendete Brennmaterial, geht zum Theil verloren. Wenn die oberen Luftschichten bei solcher Einrichtung mit Wasser gesättigt werden, müssen sie vermöge ihres grösseren Gewichts zu Boden sinken und leichteren Platz machen. Dass dem also ist, ergiebt sich schon daraus, dass in Trockenräumen mit künstlicher Erwärmung und mangelhafter Ventilation für Holz, Wäsche und dergl. die im untersten Räume befindlichen Gegenstände stets am wenigsten getrocknet werden. Auch in Trocken- räumen für Papier hat man gefunden, dass die feuchte Luft am besten durch Kanäle oder Röhren abzieht, welche von dem untersten Theil des Raumes aus- gehen, aber auch soweit als möglich von den nahe dem Boden befindlichen Zulass- öfinungen für kalte Luft entfernt sind. Die von unten zugehende kalte Luft steigt bei solcher Einrichtung in dem Maasse in die Höhe, als sie erwärmt wird; sie senkt sich erst wieder zu Boden, wenn sie mit Wasser gesättigt ist, und erreicht nur in diesem Zustande das beinahe bis auf den Boden herabgehende Abzugskamin. Von anderer Seite wird hiergegen geltend gemacht, dass sich der Luft- wechsel nicht rasch genug vollzieht, wenn die feuchte Luft nur vom tiefsten Theil des Trockenraumes abziehen kann. Man legt desshalb neuerdings die Abzugs- öffnung vielfach mit Erfolg in etwa halbe Höhe des Trockenraumes. Die Einrichtungen zum Trocknen ohne künstliche Erwärmung müssen sich den örtlichen Verhältnissen, wie z. B. der vorherrschenden Windrichtung, anpassen, und bestehen in vielen Fabriken nur aus Fenstern mit oder ohne Läden für den Zulass der Luft und aus auf dem Dache angebrachten mit Regenhüten versehenen Abzugsröhren aus verzinntem Eisenblech von 20 bis 30 cm Durchmesser. Für die Trocknung mit künstlich erwärmter Luft sollten mit Registern verschliessbare Einlassöffnungen rings um den Trockenraum , unmittelbar über dem Boden , an- gebracht werden, und der Abzug sollte nur durch hölzerne oder blecherne Kanäle oder Kamine stattfinden können, welche von der Mitte des Saales ausgehen und über das Dach hin ausreichen. Wenn diese Kamine gleichmässig über den ganzen Trockenraum vertheilt sind, wenn der Luftzutritt richtig geregelt ist, und mit Hilfe der Dampfheizung beständig eine massig warme Temperatur herrscht, wird Einrichtung und Ventilation rlor Trockenliöden. 893 auch gleichmässige Trocknung des Papiers nicht ausbleiben. Dabei ist jedoch vorausgesetzt, dass das Papier gleichmässig von Leimlösung durchzogen ist. Wenn es die Trockencylinder feucht oder überhitzt verlassen hätte, würde es entweder zu viel oder zu wenig Leim aufgenommen haben und sich nach der Trocknung als zu stark oder zu schwach geleimt erweisen. Herr Eduard Mann, der 1879 in Papierfabriken zu Holyoke arbeitete, gab in der Papier-Zeitung folgende Beschreibung von amerikanischen Trockenstuben: Die Einrichtung der Trockenstuben ist in allen Fabriken fast ganz dieselbe und weicht nur hier und da in Nebensäch- Fig. 809. <32 <-— /2- ^ i E Lei ^— -/3'— -> <50->^ B -■>•*' Fig. 811 -> i^" vi ... 'V ^^ 4. 1 — > !-^ <— /S" •^ — J jO 30' p \ F ff" 4 Fig. 810. lichem ein wenig ab. In Fig. 809 ist ein Grundi-iss, Fig. 810 ein Aufriss und Fig. 811 eine Seitenansicht skizzirt. Die angegebenen Maasse sind engl. Fuss ' und ZoU ". Die Stuben sind durchschnittlich etwa 50 ' lang, selten kleiner, eher grösser, fast eben so breit und etwa \2' hoch. In der Längsrichtimg ziehen sich di-ei hölzerne GesteUe hin, welche zum Auflegen der Stangen, auf welche das Papier gehängt wird, dienen und von den Wänden etwa 2 — 3 ' abstehen, um unge- hinderten Zugang zu ermög- lichen ; am Eingange dagegen ist der fi-eie Eaum 7 — 8' breit, um beqiiem mit den aid: Wagen gelagerten Papier- stössen ein- und ausfahi-en zu können. Zwei dieser Ge- stelle sind unmittelbar mit einander verbunden, zwi- schen diesen und dem cbit- ten bleibt ein schmaler Durcligang von etwa 4' (50 '0 Breite. Die Gestelle selbst bestehen aus vierecldgen 1' von einander abstehenden, unter sich durch in der Längsrichtung des Zimmers laufende Latten L verbun- denen Pfosten F. Die Latten L sind etwa 1'^jJ von der Decke entfernt, in Abständen von etwa 15 '^ an den Pfosten befestigt und reichen bis etwa 2' vom Boden. Auf diese Latten werden nun die oben abgerundeten und meist mit Oelfarbe angestrichenen Trockenstangen S 3—4 " von einander abstehend gelegt, so dass ein solches Zimmer im ganzen etwa 2300 Stangen fasst. Aufdiese Stangen werden jenach der Dicke des Papiers von2 — 3 bis zu 18—20 Bogen mittels hölzeri\er, oben runder, T förmiger - sogenannter lü'enze aufgcliängt. Man hat zu dem '^ ^ Zweck auf einem, auf Rollen laufenden kleinen Tische Flg. 81.3. einen Stoss des feuchten Papiers vor sich; a\if diesen legt man in die Mitte der Läng.sriclitnng das in der Rechten gehaltene T, Fig. 812, fasst dann mit der linken Hand nach der linken entfornteren Ecke des Stosses und schlägt die der Dicke 113 Fig. 812. Fig. 813. Fig. 814. 894 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. entsprechende Bogenzahl über dasselbe, Fig. 813, fährt, damit über die Stangen hinaus, Fig. 814, so dass die hintere Papierhälfte über sie hinausragt und zieht dann das T zurück, Fig. 815. Gewöhn- lich hängt man auf die obersten Stangen 1 oder 2 Bogen mehr auf, da die grössere Hitze daselbst eine schnellere Trocknung beA\"irkt. Nachdem man zuerst mittels eines längeren Kreuzes die oberste Eeihe gefüllt hat, bedient man sich eines kürzeren und deshalb leichter zu handhabenden für die übrigen. Ist dies geschehen, so wird die Stube, welche durch mit ßlech beschlagene Schiebethüren von den übrigen Bäumen getrennt werden kann, abgeschlossen und erst wenig, dann mehr Dampf zugelassen. Derselbe strömt aus einem an der Decke angebrachten Dampfrokr in eine etwa 2' vom Boden angebrachte und rings um jedes einzelne Gestell laufende, aus 3 oder mehr einzelnen Dampf- röliren bestehende Heizvorrichtimg imd durch ein abwärts führendes Eohr nach dem Kesselhaus zu- rück, um als Speisewasser wieder verwendet zu werden. Die Ventilation wird meistens dadurch her- gestellt, dass die Bretter, aus welchen die Decke besteht, ringslrerum V oder mehr von den Wänden abstehen, und durch diesen offenen Eaum der Abzug der Luft stattfindet. Zuweüen befinden sich auch noch in der Mitte der Stube einige hölzerne Scliornsteine, welche durch das Dach ins Freie führen und oben durch Blechkappen gegen das Eindringen des Regens geschützt sind. Die Eäimie imterni Dach, welche nach oben A spitzwinklig zulaufen, sind mit kleinen, ebenfalls diu'ch Kappen geschützten Abzugsröhren versehen. Das Trocknen erfordert viel Erfahrung mid grosse Aufmerksamkeit, da dasselbe von der Witterung sehr abhängig ist und auch für die einzelnen Sorten verschieden gehandhabt werden muss. Im allgemeinen nimmt es bei einer Temperatur von 80 — 95° F. (22 — 28" ß.) 2 Tage und 2 Nächte in Anspruch; doch soll man es nie zu sehr beeilen, da bei langsamer Trocknung bessere Leimung erzielt wird, dagegen aber auch Gefalir entsteht, dass das Papier schimmelig wird. Einzelne farbige, namentlich gelbe Sorten müssen unverzüglich, sobald eine Ladung an der Mascliine weggenommen wird, m schon erwärmten Eäumen sehr dünn aufgeliängt werden, so dass sie innerhalb 24 Stunden trocknen, da bei längerer Zeitdauer leicht Eostflecken entstehen. Bei den übrigen Sorten hat es mit dem während der Nacht erzeugten Papier bis zum Morgen Zeit, wo es dann von den zm-ückkom m enden Arbeitern in Angriff' genommen imd auf vorher angeführte Weise getrocknet wird. Ist dies geschehen, so sucht man dem Papier wieder ein wenig Feuchtigkeit zu geben, d. h. eben so viel wie die Luft enthält, und dies geschieht je nach dem Wetter durch Oeffnen von Fenstern und Thüren, nachdem der Dampf abgesperrt ist. Dann werden die einzelnen Lagen durch Anfassen der rechten oder linken Ecke der vorderen Hälfte, und zwar 6 — 7 auf einmal, von den Stangen henmter- gezogen und letztere, mit Ausnahme der obersten Eeihen, abgenommen und in eine Ecke gestellt. Das Papier wird hierairf gerade gestossen und in die Vorrathsstube gebracht, wo es bis zum Gebrauch in grossen Stössen gelagert bleibt, so dass sich ungleich getrocknete Bogen gegenseitig ausgleichen können. Die bestmögliche Leimung kennzeichnet sich dadurch, dass die Oberfläche des Papiers weder hart noch glasig ist, sondern ihre natürliche Porosität bewahrt, und dass nicht nur die Oberfläche, sondern auch seine ganze Masse geleimt ist, dass sich also auch an Stellen schreiben lässt, wo die äussere Schicht durch Radiren entfernt wiu-de. Das Leimen der ganzen Masse kann durch Harzlösung im Holländer bewirkt werden, und eine schwache derartige Leimung wird auch häufig in Verbindung mit der Oberflächen-Leimung angewandt; einigen englischen Fabrikanten gelingt es jedoch, ohne Leimung im Holländer ein in allen Theilen leimfestes Papier zu erhalten. Die gewöhnliche thierische Leiraung beruht darauf, dass der in die Papier- masse gedrungene Leim von dem bei der Trocknung verdampfenden Wasser, worin er gelöst ist, in Form eines Ueberzuges zurückgelassen wird. Will mau es den erwähnten englischen Fabrikanten gleich thun, so muss man das Tränken des Papiers mit der Leimlösung und die Trocknung so ausführen, dass nicht nur die Oberflächen, sondern auch die Wandungen der Gänge oder Poren gleichmässig mit einer ganz dünnen Leimschicht überzogen bleiben. Dies kann aber nur durch sehr gleichmässiges gründliches Tränken des Papiers mit der Leimlösung und nachherige langsame Trocknung bewirkt werden. Will man durch Erhöhung der Temperatur die Trocknung beschleunigen, so reisst das verjagte Wasser den Leim mit an die Oberfläche und lässt die Gänge ungeleimt. Das Papier ist dann nach Einrichtiuign.Ventiiationder Trockenboden. Englische Leimnngu.Tj-nekniingin endloser Balm. 895 dem Radiren der oberen Leimschicht nicht mehr leimfest. Wie man aber solche Temperatur-Erhöhung ersetzen kann, dafür- giebt das Trocknen der Wäsche einen Fingerzeig. Aus dem Umstände, dass die Wäsche bei gutem Luftzug in kühlem Wetter rascher trocknet als bei warmem Wetter und ruhiger Luft, ergiebt sich, dass rasche Lufterneuung ohne höhere,' ja sogar bei erniedrigter Temperatur Be- schleunigung der Trocknung bewirkt. Man baut auch neuerdings Trockenkammern für Wäsche, bei denen die Luft an keiner andern Stelle, als über den an der Decke befestigten Heizröhren eintreten kann, und durch Ventilatoren vom Boden aus rasch durchgezogen und weggesaugt wird. Wenn man das Trocknen der ge- leimten Bogen beschleunigen will, kann es nach des Verf 's Ansicht am sichersten durch Einrichtungen geschehen, denen diese Erfahrungen als Grundlage dienen. Seit Niederschrift vorstehender Zeilen (1875) sind die Seiten 851 und 852 beschriebenen Ventilatoren vielfach zur Entfernung des Dampfes aus den Papier- maschinen-Sälen in Anwendung gekommen und leisten vortreffliche Dienste. Hat man solche mit Triebkraft bewegte Ventilatoren, so kann man die Luft in jeder beliebigen Richtung durch die Trockenräume ziehen, da die natürliche Bewegung durch Temperatur- und Feuchtigkeits - Unterschiede gegenüber dem Antrieb durch eine Kraftmaschine keinen bemerkbaren Einfluss mehr übt. Eine so kräftige Lufterneuung, wie sie mit Ventilatoren mögUch ist, gestattet die Anwendung sehr niedriger Temperaturen und wird dadurch voraussichtlich die Leimung verbessern. Dabei muss man jedoch dafür sorgen, dass in allen Theilen des Trockenraumes die Luft in gleicher Weise gewechselt wird, dass die Wirkung des Ventilators überall gieichmässigen Einfluss übt. Bei Anlage von Troekenräumen muss man dafür sorgen, dass die in die- selben gelangende Luft möglichst rein, und nicht etwa, wie es manchmal vorkommt, durch feine Kohlentheile in Form von Rauch verunreinigt ist. Die Bogen, welche in amerikanischen Fabriken nach vollendeter Trocknung von den Aufhängestangen genommen werden, haben noch die gefaltete Form und müssen wieder glatt gestreckt joged werden, ehe man sie glätten kann. Ein Arbeiter, welcher von dieser Beschäftigung die Bezeichnung joger erhält, streckt die Bogen von Hand so gut als möglich , wirft die schadhaften heraus , legt die guten auf- einander, und setzt sie dem Druck einer hydraulischen oder Schraubenpresse aus, bis sie glatt genug sind, um durch die Glättwerke zu gehen. 339. Englisclie Leimung und Trocknung in endloser Bahn. In Grpss- Britannien suchte man die Lösung der Aufgabe, das geleimte Papier ohne viele Han- tirung zu trocknen, auf anderem Wege als in Amerika zu erreichen. Man wollte das mit Leim getränkte Papier nicht vorher in Bogen schneiden, sondern Einrichtungen treffen, womit es sich, wie auf den Trockencyl indem, in ungetheiltem Zustande trocknen Hesse. Eine Leimmaschine mit Trockner nach englischer Art von J. W. Erkens in Düren ist in Fig. 816 im Aufriss in 1:60 der wahren Grösse dargestellt. Fig. 817 giebt einen Schnitt durch zwei Trommeln des Trockners in demselben Maassstabe. Von einer Papierrolle n wird die Papierbahn P über die Walze i weg in den die Leiralösung enthaltenden Trog Ä geleitet und von einer Walze c niedergehalten. Zur bequemeren Einführung des Papiers kann man der Walze c die punktirte Stellung c' geben und sie nachher langsam niederbringen. Die Leimlösung wird durch eine gleichfalls punktirte Heizschlange Avarm erhalten. 113* 896 Fabrikation von Mascliineupapiei' aus Lumpen. Das mit Leim beladene Papier geht über die Führungswalze d in die Presse B, unter die sich eine Verlängerung des Trogs A erstreckt, welche die aus- gepresste Leimlösung aufnimmt. Auf dem Uebergang von der Presse B zum Trockner wird das Papier von dem endlosen Filz D getragen und gelangt dann zwischen Führungsbänder / und g, von welchen es über die Haspel 1, 5, 5, 4, 5, G, 7, 8 Fig. 816. Li geführt wird. Ueber alle diese Haspel läuft neben den Führungsbändem f g, nahe der Kante, also ausserhalb der Papierbahn, ein Gurt /*, welcher seine Bewegung von dem mit Rädern angetriebenen Haspel 1 erhält und die- selbe auf alle andern überträgt. Der in jedem Haspel befindliche Windflügel wird, wie die Pfeile zeigen, entgegen dem Lauf des Papiers gedi-eht. Diese Drehung wird von der angetriebenen Seilscheibe l aus durch ein Seil m bewirkt, welches in der ge- zeichneten Weise über kleinere auf den Haspelwellen sitzende Seilrollen geht. Die Haspel selbst sind mit nach aussen scharf geformten Latten besetzt, auf denen das mit Leim bedeckte Papier nur wenig Auflagefläche findet. Durch eine zweite Haspelgruppe 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16 wird das Papier genau ebenso geführt, geht dann noch über einen mit Dampf geheizten Trockencylinder T, der von einem Filz t grossentheils umhüllt ist, und wird auf eine der RoUwellen B gewickelt. In der Zeichnung enthält jede Gruppe nur 8 Haspel, weil diese zur Erklärung der Einrichtung genügen, wäln-end die beiden Gruppen thatsächlich aus nicht weniger als 50 Haspeln bestehen. Das Pippen-Heizrohr Z dient zur Erwärmung der Luft und damit zur Beschleunigung des Trocknens. Je mehr Haspel man anwendet, desto länger bleibt das Papier — bei gleicher Geschwindigkeit — dem Einfluss der trocknenden warmen Luft unter- worfen, um so niedriger kann deren Temperatur genommen werden, und desto besser, Fig. 817. Englisclie Leiumiig und Troc-kming in endlosei' Bahn. 897 dem Haiidpapier ähiilicher wird die Leimung. In den leitenden englischen und sctottischen Feinpapier-Fabriken bestehen diese Trockner desshalb meistens aus weit mehr als 100 Haspeln. Der eigentliche Urheber dieses Systems, der ver- storbene Joynson, hat dasselbe in seiner Fabrik zu St. Mar}^ Cray bei London am grossartigsten ausgeführt. Die Skizze Fig. 818 giebt ein Bild einer dortigen Eiii- Fig. 816. richtung dieser Art. Das von den Trockencylindern der Papiermaschine kommende Papier wird zunächst durch die Leimlösung in a geführt und von da auf die erste Ventilations-Trommel 1. Von letzterer geht es aufwärts über die Trommeln 2 bis 14, wo es den höchsten Punkt erreicht hat. Jetzt gelangt es auf die oberste von 7 Doppelreihen, auf die Trommeln 15, 16, 17 bis 49, steigt herab aiif die nächste Trommelreihe und so weiter, bis es schliesslich bei der 245. Trommel am Ende angekommen ist. Der Lauf des Papiers ist von oben nach unten angeordnet, weil die trockene warme Luft unten eintritt und beim Aufsteigen nach und nach ab- gekühlt und mit Feuchtigkeit beladen wird. Das frische nasse Papier kommt auf diese Weise mit der feuchtesten und das beinahe trockene mit ganz frischer warmer Luft in Berühi'ung. Durch solchen Gegenstrom wii-d die Wärme bekanntlich am vollkommensten ausgenützt. Das völlig trockene Papier wird durch Längsschneider und auf den Querschneider b geleitet und in Bogen geschnitten, oder aufgerollt. Mancher Leser wird auf der Fahrt von Dover nach London, kurz vor dieser Stadt, die thurmartigen, weiss angestrichenen Gebäude bemerkt haben, welche die beiden grossen Joynson'schen Maschinen dieser Art enthalten. Das mit den- selben fabrizirte feine, stets mit dem Wasserzeichen Joynson versehene Briefpapier gehört zu dem besten des englischen Marktes. Das imgeheure Kapital, welches eine solche Einrichtung erfordert, und die Schwierigkeit, sie zu bedienen, werden wohl einer grösseren Verbreitung des Systems im Wege gestanden haben. Die Leute, welche die einzelnen Theile der Einrichtung beaufsichtigen, sind z. B. so weit von einander entfernt, dass sie sich nicht mündUch verständigen können, sondern ein eigenes Signalsystem hierzu benützen. Bei der grossen Anzahl von Trommeln ist die Art ihrer Anordnung von Wichtigkeit. Legt man sie, wie es bei Herren Alex. Cowan & Co. bei Edmburgh 898 Ealn-ikatioii von Masehinenpapier aus Lmnpeii. geschieht, in sechs Eeihen übereinander, oder wie in Fig. 818, so wird sich die aufsteigende Luft mit mehr und mehr Feuchtigkeit beladen und dadurch in den oberen Reihen weniger gut trocknen. Vertheilt man sie dagegen, wie in der Fig. 818. Fabrik der Herren Alex. Pirie & Sons bei Aberdeen, in nur zwei ßeihen, in ähnlicher Weise wie gewöhnliche Trockencylinder gelagert, so hat man allerdings überall trockene frische Luft, die Vorrichtung wh-d aber sehr lang und benöthigt Fig. 819. ein sehr langes Gebäude, sowie viele Heizröhren und folgeweise auch mehr Brenn- stoff. Das letztere System hat dagegen den Vortheil, dass die Führung vom ebenen Boden aus erfolgen kann, während für sechs Beihen von Trommeln drei Galerieen erforderlich sind. Dass die oberen der sechs Beihen sich in ziemUeh feuchter Luft befinden, wird von einigen Fabrikanten sogar für günstig gehalten, weil dadurch eine zu rasche Trocknung vermieden wird und dem Leim Gelegen- Engl ische Leiraung und Trocknung in endloser Bahn. 899 heit gegeben ist, sich gleichmässiger durch die ganze Masse zu vertheilen. Herr F. Busbridge in East-Malling, Kent, Hess (1873) das mit Leim getränkte Papier aus demselben Grunde sogar über sechs grosse Trommeln laufen, welche nicht mit Windflügeln versehen waren, ehe es auf die oberste der sechs Reihen von Trommeln geführt wurde. Die abgehende, mit Dämpfen beladene Luft entweicht entweder, wie bei Herren Pirie & Sons, durch seitliche Oeffnungen nächst dem runden eisernen Dache, oder durch die Mitte des Daches selbst. Wenn irgendwo auf den Trommeln eine Störung vorkommt, wenn z. B. eines der endlosen Bänder bricht, muss die ganze Vorrichtung rasch ausser Gang gesetzt werden; und damit dies bei der grossen Ausdehnung ohne Zeit- verlust geschehen könne, sind an verschiedenen Stellen Hebel angebracht, welche mit dem Ausrücker in Verbindung stehen. Die bisher erwähnten Trockner waren schon 1873 beim Erscheinen der ersten Ausgabe dieses Buches in Betrieb, und auf Grund der seitdem gemachten Erfahrungen baut die Maschinenfabrik von James Bertram & Son in Edinburgh jetzt (1891) Einrichtungen von der in Fig. 819 dargestellten Art. Hier wird das auf der Papiermaschine angefertigte Papier nicht unmittelbar geleimt, sondern auf- gerollt und nach Bedarf bei A auf die Leimmaschine gelegt. Von hier wird es in den bis zu halber Höhe gefüllten Leimtrog B geführt, worin der Leim von einem mit Dampf geheizten hohlen Kupferboden auf mittlerer Temperatur erhalten wird. Das Papier geht unter den Tauchwalzen dipinng rolls G durch, zwischen die messingnen Quetschwalzen D, welche die überschüssige Lösung aus- pressen, und wird dann bei E aufgewickelt. Bei E^ und E~ liegen mit Leim ge- tränkte Papierrollen, und von E^ aus wird das Papier auf die Trommeln geführt. Diese sind auch hier leicht gebaut und am Umkreis mit hölzernen Stäben ver- sehen. Der Raum zwischen den Stäben ist mit Drahtgeflecht ausgefüllt, damit Fig. 819. :^JXz:::-- :-:tV::: 'S: keine Papierstücke in das Innere gelangen können, wo sich die Windflügel drehen. Diese fächeln das geleimte Papier mit Luft, welche von den unter dem Trockner liegenden Heizrohren R erwärmt ist. Das Papier wird zwischen endlosen leinenen Bändern geführt, die über Scheiben F laufen und in Fig. 819 mit strichpunk- tirten -. .- Linien angegeben sind. Die Trommeln werden, ähnlich wie gewöhnliche Trockency linder, durch Zahnräder von zwischeuliegenden Zahnrädchen 900 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. K in Bewegung gesetzt. Die Windflügel werden mit punktirt gezeichneten Seilen von Seilscheiben 1 aus getrieben. Jedes Seil geht von I aus über kleinere Scheiben i und dann der Keihe nach über die Seilscheiben aller zu der Gruppe gehörigen Windflügel. Die Papierbahn ist durch voUe Linien dargestellt. Das von der letzten Trommel kommende Papier wird über einen kupfernen Kühlcylinder L geführt, durch welchen fortwährend kaltes Wasser fliesst, und dann in M oder ilf ^ aufgerollt. Die Zeichnung soll nur die Art der Anlage verdeuthchen, die mit beliebiger Zahl von Trommeln versehen wird. Diese neueste Bauart zeigt, dass in der Anlage der Trommeln in den 20 von 1871 bis 1891 vergangenen Jahren kaum etwas verändert ist, dass aber die endlose Herstellung durch Portleiten der auf der Papiermaschine angefertigten Bahn unmittelbar in den Leimtrog verlassen wurde. Das Papier wird bei Ä in EoUen aufgelegt, in B geleimt, wieder aufgerollt und bleibt dann aufgerollt und nass zwei Stunden liegen. Die nasse Rolle E rückt allmälig nach E^ E- und E^ vor, wo sie zum Trocknen abgerollt wird. Durch diese Lagerung in nassem festgewickeltem Zustand erhält die Leimlösung Zeit und wird gezwungen, das Papier gründlich zu durchdringen. Da hierdurch vermuthlich eine bessere Leimung erzielt wird, so er- scheint diese Lagerung des geleimten Papiers in Rollen als ein Fortschritt. Da die Herstellung solch ungeheurer Trockenvorrichtungen sehr kostspielig ist, hat man in Amerika und anderwärts Einrichtungen anderer Art zu diesem Zweck getroffen, welche sich zum Theil ganz gut bewähren. In einer Papierfabrik in Massachusetts z. B., welche sich auf Anfertigung von Papier zweiter und dritter Güte zu Geschäftsbüchern u. dergl. beschränkt, wurde das von den Trocken- cylindern kommende Papier 1873 durch einen Leimtrog mit Presse imd dann direkt über drei kupferne mit Dampf geheizte Trockencylinder geführt. Je rascher die Trocknung erfolgen soll, desto konzentrirtere Leimlösung muss man anwenden, und im vorliegenden Fall ist der Verbrauch an Leim so gross, dass das ursprüng- liche Gewicht des Papiers um zwei Pfund im Ries vermehrt wird. Diese Gewichts- vermehrung ist für den Fabrikanten sehr vortheilhaft, da sie die Kosten der Leimung deckt. In einer der besten französischen Fabriken wird in gleicher Weise verfahren, nur hat man statt der 3 kupfernen 5 eiserne Cylinder, von denen die 3 ersten mit Filz überzogen sind; auch ist das Papier schon vorher in der Masse geleimt und soll durch die Oberflächen-Leim ung nur den beliebten Griff und Klang erhalten. Eine so rasche Trocknung bei hoher Temperatur ist zur Leimung besserer Papiere nicht geeignet; es wird allseitig zugegeben, dass man das mit Gallerte ge- tränkte Papier vor der Trocknung auf geheizten Cylindern wenigstens lange genug mit Luft trocknen sollte, um den Leim sich setzen zu lassen, d. h. ihn so weit zu trocknen, dass er bei der folgenden Anwendung hoher Temperatur nicht mehr zusammenläuft oder gerinnt. In einigen amerikanischen Fabriken geschieht dies, indem man das getränkte Papier unter der Decke des Maschinensaales in nahezu waagrechter Lage hin- und herlaufen lässt, ehe es über darunter befindliche drei Trockencylinder geführt wird. In manchen Fällen empfiehlt sich diese Anordnung dadurch, dass'^'sie keinen werthvoUen Raum beansprucht, sie hat aber den Nachtheil, dass die zum Trocknen dienende Luft bei ihrem Weg über die Cylinder schon Feuchtig- keit aufgenommen hat und keine so guten Dienste leistet, als wenn sie trocken wäre. Engiisclie Leimung und Trocknmig in endloser Bahn. Deutfsclie Leimung und Troelcnung in endloser Bahn. 901 ,^-- Ein erfinderischer amerikanischer Papierfabrikant hat 1870 eine Trocken- vorrichtung gebaut, welche sich durch Einfachheit und verhältnissmässige Leistung auszeichnet und in Fig. 820 durch einen Aufriss in 1:100 der wahren Grösse dar- gestellt ist. Das Papier ist durch punktirte Linien angedeutet, es läuft, von dem Leimtrog kommend, in der Richtung der Pfeile über hölzerne Walzen E R und wird schliesslich bei C aufgehaspelt. Die senkrechten, aus Brettern gezimmerten hohlen Zwischenwände B, sowie der auf gleiche Art gebaute flache waagerechte Kasten A stehen jeder selbständig mit dem hohlen hölzernen Boden B in Ver- bindung und sind sämmtlich auf den Seiten, über welche das Papier hinzieht, mit zahlreichen Löchern versehen. In dem hohlen Boden B liegen Reihen von Heizröhren, in welche von E her Dampf tritt, während vom entgegengesetzten Ende F durch einen Ventilator Luft Flg. 8_l. ^t^_ ~Jh'''!^ii:^^^^^ili^7^^^^''::^'S^^ä^ durch Vermittelung eines Stirnräder-Paares das gezahnte Kettenrad 18 in Bewegung setzt. Die Kettentheile 7 und 8 führen die Stöcke mit dem Papier vorwärts bis an die Umkehrung, und 9 u. 10 bringen das Papier zurück bis an die nächste in Fig. 822 angegebene Umkehrung, wie durch Pfeile angezeigt. Der Trockner Fig. 822 hat drei solcher Umkehrungen, deren wichtigster Theil der Umkehrteller 22, Fig. 834, ist. Er besteht aus einer grossen auf senkrechter Welle drehbaren Kettenrolle ohne Zähne, die von der um sie gelegten Kette gedreht wird. Zu diesem Teller 22 gehört ein obenauf liegender runder Deckel, dessen untere Seite rauh ist. Ein zwischen Teller und Deckel liegender Ring hält beide so weit auseinander, dass der Zwischenraum etwas mehr als die Stockdicke beträgt. Der Deckel ist so geformt, dass radial zwischen beide Theile gesteckte Stöcke nur bis zu einem gewissen Kreis gegen die Mitte vordringen können. Die aufrecht stehenden Glieder der Kette ragen um soviel über den innern Rand des Tellers 22 hervor, dass sie die aufgelegten Stäbe noch mitnehmen können. Wenn nun ein Stock auf den Ketten 7 und 8 ankommt und auf Teller 22 und Kettenscheibe 12 liegt, so würde sein äusseres Ende bei der Weiterbewegung von Rolle 12 herab- fallen, wenn nicht unterhalb 12 ein Rad 28 sässe, welches dadurch seine Drehmig erhält, dass ein damit verbundenes gezahntes Röllchen 29 von der nach unten laufenden Kette 8 (Fig. 833) mitbewegt wird. Das äussere Stockende legt sich in eine Öeutsciie Leimnng und Trocknung in endloser Bahn. 900 der am Rand von 28 angebrachten Einkerbungen, wird langsam herabgetragen und der Stock erhält, da sieh sein inneres Ende zwischen Teller 22 und Deckel klemmt, eine schiefe nach aussen herabhängende Lage. In dieser frei schwebenden Lage wird er vom Teller 22 im Halbkreis herumgetragen, bis sein äusseres Ende von dem zweiten eingekerbten Rad 28 aufgenommen und auf die langsam laufende Kette 10 gelegt wird. Die äusseren Stockenden stehen im Halbkreis der Kehrung nur ebensoweit auseinander wie sie auf den Ketten 8 und 10 liegen, während die Innern viel dichter zusammenliegen. In der Zeichnung Fig. 834 soll die Lage der Stöcke nur angedeutet sein. Das über je zwei Stöcke hängende Papier bildet desshalb am äusseren Rande eine viel weiter ausgezogene Falte als innen, und die Erweiterung der Falten wird um so grösser, je breiter die Papierbahn ist. Erfolgt das Trocknen sehr rasch, so kann es bei breitem Papier vorkommen, dass der untere gebogene Theil der weit ausgezogenen Falte rascher trocknet als der enger hängende, dass das Papier an dieser Stelle steif wird und sich nachher auf der geraden Bahn nicht wieder glatt zusammenbiegen lässt, sondern Falten und Knicke bekommt. Die Akt.- Ges. Ferdinand Flinseh baut desshalb auch Umkehrungen, bei denen die Stöcke innen viel dichter als in Fig. 834 zusammenliegen, folglich auch die äusseren Enden näher zusammenkommen, und das Papier dort in den Hängen nicht so weit auseinander ge- zogen wird. In dem äusseren Halbkreis läuft dann auch eine in U-Schiene liegende Kette, auf welcher die äusseren Enden der Stöcke ruhen. Will man das ungleich- massige Trocknen sicher vermeiden, so nimmt man Hänger, über die man nur bogen- breites Papier oder doch nur zwei bogenbreite Pahncu nebeneinander laufen lässt. Am besten scheint es aber, dass man die Umkelirungen ganz vermeidet und den Trockner nur in einer langen Bahn baut, wie er in einigen deutschen Papierfabriken in Anwendung ist. In diesem Fall, wie auch bei allen Anlagen mit 2, 4 oder G Um- kehrungen, wo das trockene Papier nicht an dem Ende ankommt, wo die Leimmaschine steht, muss eine besondere Einrichtung zum Zurückführen der Stöcke getroffen wer- den. Die Bedienung ist auch mühsamer und kostspieliger, wenn Roller und Leim- maschine an entgegengesetzten Enden stehen. Es wird daher von diesen Rücksichten, sowie auch von dem vorhandenen Raum abhängen, ob man dem Trockner nur eine lange Bahn oder eine ungerade Zahl von Umkehrungen giebt. Eine gerade Zahl von Umkehrungen, bei denen man nicht nur die Mängel der letzteren hat, sondern auch die Stellung des Rollers am anderen Ende, wird sich immer vermeiden lassen. Die auf der zweiten oder vierten Bahn auf den Ketten 9 und 10, Fig. 834, an- kommenden Stöcke gelangen am Ende ihrer Bahn auf schräg ansteigende Leisten 30, auf denen sie von den nachfolgenden Stöcken, wie in Fig. 833 dargestellt, dicht zusammengeschoben werden. Ergreift der Arbeiter das herabhängende vordere Ende der Papierbahn, führt es über den Stabableger E weg in den Roller H, Fig. 822, und setzt diesen in Bewegung, so wird das Papier °' ' ' aufgerollt und so gespannt, dass der erste Stock über die rauhe hohe Vorderkante der Leisten 30 weggezogen wird. Er fällt Avie /'ZXZrx seine Nachfolger auf Ketten e\ Fio-. 833, deren obere Bahnen in o" Uförmigen Schienen gleiten, und deren Glieder vielfach mit senkrecht hochstehenden Haken von der in Fig. 837 in 1:2 der wahren Grösse skizzirten Form versehen sind. den Lattenbehälter c 115 Von diesen Ketten werden die Stöcke in den Lattenbehälter e abgeliefert 910 Fabrikation von MascMnenpapier aus Lumpen. und aus diesem, wie früher beschrieben, an den Stabaufleger B zurückbefördert, wo mit sie einen völligen Kreislauf beenden, um ihn von neuem zu beginnen. An den Stellen wo das Papier auf den Stöcken liegt trocknet es weniger gut als wo es frei hängt und wird dort leicht faltig. Seit einigen Jahren werden desshalb die Stöcke so eingerichtet, dass sie sich bei der Vorwärtsbewegung auf den Ketten um ihre eigene Achse drehen, dass also fortwährend eine andere Stelle der Papierbahn mit dem Holz des Stockes in Berührung kommt, und das Papier gleichmässig trocknet. Fiff. 839. Kraftige schwere Papiere werden, wenn sie trocken sind, so steif, dass sie sich gegen das Ende der Trockenbahn hin nicht mehr eng um die Stöcke falten und sich nicht melir von denselben regieren lassen. Der letzte Theil der Bahn auf Deutsche Leimiing und Trocknung in endloser Bahn. 911 dem Trockner muss dann sorgsam überwacht werden, damit rechtzeitig Abhilfe getroffen werden kann. Der patentirte EoUer //, Fig. 822, ist in Fig. 838 in 1 : 20 der wahren Grösse durch einen Querschnitt, welcher in der Hauptsache nur den Lauf des Papiers zeigt, mid in Fig. 839 nach einer Photographie dargestellt. Das in der Richtung des Pfeils, Fig. 838, über die Tragwalzen des Bogens f geführte, schwarz gezeichnete Papier geht schlangentörmig zwischen den Spannwalzen g g^ durch, dann um Walzen h i, bis es auf die eigentliche Rollwalze h gelangt und auf die darauf liegende Rollwelle l mit Holzhülse gewickelt wird. Auf dem Bogen / wird das Papier durch seitliche Leisten in richtiger Lage erhalten und je nach der Papier- sorte in den Walzen g g'^ mehr oder weniger gespannt. Dies bewirkt man da- durch, dass man mittels Hebels und Getriebe die beiden auf gemeinsamen Hebeln gelagerten Walzen (/^ mehr oder weniger tief zwischen die Walzen g treten lässt. Da man überdies die Walzen g g^ und h i mittels Druckschrauben bremsen und auch feststellen kann, so hat man es in der Hand, das ungespannte Papier allmälig so zu spannen, wie es zu gutem Rollen erforderlich ist. Die Lager der Rolle / sitzen, wie Fig. 839 zeigt, auf einer Gabel m, deren nach oben verlängerter Stiel an einer waagerechten schmiedeisernen Stange p ge- führt ist. Das Gewicht des Bügels m mit der Roll welle l erzeugt genügende Reibung auf der Trommel /.:, um das Papier fest auf l zu wickeln. Mit dem Wachsen der Papierrolle l steigt sie mit ihrer Gabel m in die Höhe. Die Stange p, an welcher Gabel vi geführt wird, erhält dabei von der auf die Haupttrieb welle ii^ gekeilten schrägen Scheibe n, welche zwischen zwei Stahlrollen der Stange jp greift, eine hin- und hergehende Bewegung, durch welche die Lager der Roll welle l ab- wechselnd gehoben und gesenkt werden. Infolge dieser Schaukelbewegung liegt bald die eine, bald die andere Kante der Papierrolle l auf der Trommel Ic, und es wird dadurch möglich, auch sehr schwache Papiere, sogar solche, die an einer Kante dünner sind als an der andern, fest und faltenlos, zu Rollen mit geraden Stirnflächen an den Enden, zu wickeln. Geleimte Papiere, die bei der beschriebenen Trocknung oft wellig und uneben ausfallen, werden durch diese Schaukelbewegung in Verbindung mit der Spannvorrichtung gerade gelegt. Die Ränder mancher Papiere rollen beim Trocknen stark ein und knicken oder reissen dann beim Aufrollen. Um dies zu verhindern, bringt die Akt.-Ges. Ferdinand Flinsch in manchen Fällen die in Fig. 839 mit ;• bezeichneten runden Bürsten an, welche die Ränder bei der Ankunft auf dem Roller glatt legen. Diese Bürsten können nach der Papierbreite mehr oder weniger zusammengerückt werden. Die von ihnen glatt gelegten Ränder können sich nicht wieder aufrollen, weil das l'upier sofort über den Führuugsbogen und durch die Spaunwalzen gezogen wird. Die Maschine wird zum Aufwickeln von zwei Bahnen eingerichtet, wenn gleichzeitig zwei geleimt und getrocknet werden. Die Leistung der vorliegenden Trocken-Einrichtung hängt von der Art des Papiers, der Stärke der Leimlösung, der Temperatur und besonders von der Ven- tilation des Saales ab. Ein Papier von 140 g Gewicht auf das Quadratmeter, welches mit 10 prozentigcr Leimlösung nachgeleimt wurde, brauchte eine Trockenzeit von 115* 9l2 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. 1 Stunde. Der Saal war gut ventilirt und liatte eine Temperatur von 25^0. Bei einer Aufhängerlänge von 60 m konnte man also ununterbrochen arbeiten, sobald das Papier mit 2.5 m in der Minute aus der Leimmaschine lief. Das Papier war trocken, wenn es am Ende des Aufhängers ankam. Bei einer Papierbreite von 1800 mm und einer Schwere von 140 g auf das qm wurden also in der Stunde bei ununterbrochenemBetrieb 378 kg Papier fertig. Bei einer solchen Anlage ist vor allem dafür zu sorgen, dass dem Trockner nur staub- und kohlefreie reine Luft zugeführt wird, weil sich die Verunreinigungen der Luft leicht auf das geleimte Papier setzen. Von der Menge der durchgeführten Luft, von dem Zug hängt mehr als von allen anderen Einrichtungen das Trocknen im wesentlichen ab. (Vergl. Seite 890.) Ein deutscher Fabrikant feiner Papiere, welcher einen Trockner mit einer einzigen geraden Bahn benutzt, der im zweiten Stockwerk steht, führt diesem die Luft aus dem untern Stockwerk in möglichst gleichmässiger Vertheilung zu und führt sie durch Ventilationshüte im Dache über dem Trockner ab. Er erhält dadurch so kräftigen Zug, dass bei nur 45 m Länge des Trockners die Temperatur stets unter 20° C. bleiben kann. Infolge des guten Zuges würde seiner Ansicht nach sogar ein Trockner von 30 m Länge genügen. 341. Italienische Leimung und Trocknung. In Italien hatte sich die Papierfabrikation von allen Ländern Europas anfangs am meisten ausgebreitet (s. Seite 5), und dort sind auch noch die meisten Papiermühlen alter Art zu fin- den. Dieselben haben ihren Absatz bei der an Büttenpapier gewöhnten Bevöl- kerung, besonders Süditaliens. Die Maschinenpapier - Fabrikation mu^s dieser Gewohnheit Rechnung tragen und bemüht sich deshalb Papier zu liefern, welches möglichst die Eigenschaften und das Aussehen von Büttenpapier, besonders dessen rauhe Bänder aufweist. In der von Herrn Corrado Nodari geleiteten Papierfabrik des Hauses Vonwiller & Co. zu Romagnano Sesia, Italien, wird zu diesem Zwecke Papier auf der Seite 877 beschriebenen Cylinder-Maschiue hergestellt. Die geringeren Papiere werden vom Nassfilz der in Fig. 800 dargestellten Maschine genommen und in Bogen über Trockencylinder geführt. Die feinsten Sorten erfahren jedoch nach der Abnahme vom Filz dieselbe Behandlung wie geschöpftes Papier. Die Bogen werden gepresst, zugerichtet und durch Aufhängen an der Luft getrocknet. Alle diese mit Dampf oder an der Luft getrockneten Papiere werden in dem Seiten 882 — 84 beschriebenen Nodari'schen Kasten geleimt und dann nach einem Verfahren getrocknet, welches dem Ingenieur Angelo Graffigna in Deutsch- land unter Nr. 30 534 patentirt ist. Figg. 840 und 841 geben 2 Schnitte in 1:100 der wahren Grösse des danach in Romagnano Sesia gebauten Trocken- thurms. Nachdem die Bogen mit Leimlösung getränkt sind, werden sie von Mädchen auf Rahmen // gehängt, welche an Galle'schen Ketten g in dem 10 m hohen Thurm auf- und niedergehen. Die Rahmen sind 6,8 m lang und bestehen aus 4 Quer- hölzern H, 11^, R-, H^, welche dnrch die zum Aufhängen dienenden mit weichen Holzstäben gefüllten Messingröhren verbunden und von einem gespannten Eisen- draht li zusammengehalten werden. Die Rahmen sind je nach ihrer Breite mit 8 — 10 solcher Röhren-Stäbe versehen, sie hängen frei an Stiften der Ketten g und DeutSolie Leimung und Trocknung in endloser Balin. Italienische Leimung und Trocknung. 913 sind so vertheilt, dass die auf einem Rahmen hängenden Bogen die Bogen eines anderen Rahmens auch beim Wenden der Ketten auf den oberen und unteren Kettenrollen Fig. 840. Fig. 841. nicht streifen. Das Aufhängen der nassen Bogen erfolgt, wie in Fig. 841 gezeigt, mit Rechen von der Seite 893 beschriebenen Art, während die Ketten in Be- 914 Fabrikation von Masehinenpapier aus Lumpen. wegung sind. Durch das Aufhängen gleicher Mengen Bogen auf die Stäbe jedes über den Arbeiterinnen wegziehenden Rahmens wird das Gleichgewicht des Ketten- zugs erhalten. Die Zufuhr warmer Luft erfolgt von dem unteren Raum aus, dessen Ofen Ä von aussen geheizt wird. Auch der Zugschieber B des Schornstein-Fuchses, in den die Feuergase durch Rohr D gelangen, wird von aussen durch Gewicht b ge- regelt. Die durch eine Fensteröffnung a eintretende Luft wird durch die schräge "Wand C zum Ofen geleitet, dort erwärmt und steigt durch OefFnungen der Gewölbe in den seitlichen Kanal F, aus dem sie durch die Schieberöffnungen in den Thurm tritt. Ehe die warme Luft den Kanal F verlässt, strömt sie au Bändern f^ aus Baumwolle oder anderem brennbarem Stoff vorbei, deren jedes einen Schieber f in aufgezogener Stellung wie in Fig. 740 erhält. Wird die Luft so heiss, dass sie dem Papier im Thurm schaden könnte, so verbrennt oder verkohlt sie auch die Bänder f^ so, dass diese die Schieber f nicht mehr hoch halten können, dass dieselben niederfallen und die Ausströmungsöffnungen schliessen. Dieser Verschluss kann ausserdem für alle Oeffnungen durch Schieber f- bewirkt werden, die in ge- meinsamen Führungsstaugen gleiten. Ueber dem Timrm ist ein von Seilscheibe G getriebener Ventilator oder Bläser I angebracht, der mechanisch bewegt wird und sowohl Luft aus dem Thurm saugen als auch hinein blasen kann. Sobald die Ketten- rahmen H in beschriebener "Weise mit Papier gefüllt sind, schliesst man den Thurm und regelt die Trocknung mit dem Ofen Ä und Sauger I so, dass dieselbe anfangs nur sehr langsam vor sich geht. Erst zum Schluss lässt man stark saugen und be- schleunigt die Trocknung, um den Leim zu erhärten. Nachdem das Papier etwas vorgetrocknet ist, darf die Temperatur keinesfalls über 30, womöglich nicht über 24 ° C. steigen. An warmen Sommertagen wird desshalb dadurch gekühlt, dass man vom Ventilator I einen Luftstrom oben einblasen und die feuchte Luft unten durch eine Maueröflfnung Z ins Freie abziehen lässt. Will man tadellose Leimung erzielen, so muss man langsam trocknen und das Papier etwa 12 Stunden im Thurm lassen — je länger desto besser. Dünne Papiere von weniger _als 70 g auf das qm und feine Sorten bleiben auch 24 Stunden darin. Ungeleimtes Papier lässt sich dagegen in 3 Stunden trocknen, und für solches ist schnelle Trocknung sogar vortheilhaft, weil es dann die Leimlösung besser aufsaugt. Endloses Maschinenpapier, welches thierisch geleimt werden soll, wird in Bogen geschnitten und in demselben Thurm getrocknet. Sechs Mädchen füllen die Ketten-Rahmen in 2 Stunden und entleereu sie in etwa Va Stunde. Wenn der Thurm nebst Einrichtung gut gebaut und ausgestattet ist, bedarf er nach der in Romagnano Sesia gemachten Erfahrung keiner Aufsicht und keiner Kosten für Unterhaltung. In 7 Jahren sind keine Ausbesserungen oder Störungen vorgekommen, und der Thurm ist (1891) noch in gutem Zustand, bei einer Leistung von täglich 500 kg thierisch geleimtem Papier. Zum Betrieb ist keine besondere Kenntniss, sondern nur die eines mit der Leimung vertrauten Papiermachers nöthig. Graffigna hat in seinem Patent auch einen Kanaltrockner mit waagerecht liegender Kette beschrieben, der Thurm ist jedoch wegen leichteren Ganges der Kette und regelmässigeren, besseren Luftdurchzuges vorzuziehen. In Fig. 842 ist der Grundriss der ganzen Einrichtung zum Leimen skizzirt und aus demselben ersichtlich, dass zwei Trockenthürme 1 von 7 X 2,5 m Weite Italiemsohe Leimiing und Trocknung. Leimmaschine mit Cylinder-Trockner. 915 am Ende der Leimküclie stehen. Aus Figg. 840 u. 841 sind die an die Thürme stos- senden Räume, sowie die Treppe, auf welcher man zum Ventilator I gelangt, er- sichtlich. Statt der nur beispielsweise gezeichneten Rahmen E hat jeder Thurm in Romagnano Sesia 28 Rahmen. In dem an T, Fig. 842, anstossenden Raum befinden sich zu ebener Erde die Waschtrommel W für die Lederabschnitte, der Leimkocher L, Fig. 842. drei Vorrathsbütten B für gekochten Leim, Pumpe P, sowie drei Leimkasten K von der Seite 883, Figg. 801 und 802, beschriebenen Art. Die Pumpe P ent- nimmt den Behältern B die Leimlösung, fördert sie in die Kasten K und bringt sie ebenso aus diesen nach B zurück. Die kupfernen Saug- und Druckleitungen der Pumpe P laufen an der Decke der Leimküche hin und haben Abzweigungen für den Leim- kocher L, die Bottiche B und Kasten K, mit welchen sie bei Bedarf durch Kupp- elungen nach Art der Spritzenschläuche verbunden werden. Die freien Stutzen werden in gleicher Weise mit solchen messingnen Verbindungsstücken geschlossen. Die Pumpe P fördert etwa üO 1 in der Minute und besteht aus Weissmetall und Bronze. Die Leimlösung wird immer wieder benützt, bis sie verdorben ist, d. h. in Gährung übergeht, was bei immer neuem Anwärmen in 2 bis 3 Tagen eintreten kann. Bei regelmässigem Betrieb ist diese Gefahr jedoch ausgeschlossen. In der Münchener Fabrik der München-Dachauer Akt.-Ges. für Papier- fabrikation dient ein solcher Thurm seit 1890 mit Erfolg zum Trocknen der geleimten auf einer Bembritzki'schen Schöpfmaschine (Seiten 872 — 76) hergestellten Bogen. 342. Leimmaschine mit Cylinder-Trockner. In der Fabrik der P^ox River Paper Company in Appleton in Wisconsin, Amerika, ist seit Anfang 1889, also seit mehr als 2 Jahren, eine Maschine in Betrieb, auf der das auf Langsieb angefertigte Papier getrocknet, thierisch geleimt und dann wieder auf Cylindern ge- trocknet wird. In der Skizze Fig. 843 ist der Tlieil der Maschine gegeben, welcher Fig. 843. von den üblichen Einrichtungen abweicht. Die von dem Sieb und den Pressen kommende Papierbahn wird auf den CyHndern 1 — 18 von je 3 Fuss (90 cm) Durch- messer getrocknet, dann durch den Leimtrog mit Presse L geführt und erhält hier einen Ueberzug von thierischem Leim. Dann gelangt das Papier auf die Trockencylinder 19 — 26, wird dann geglättet, aufgerollt oder in Bogen geschnitten. 916 Fabrikation von Maschiiienpapier aus Liimpeu. Nach einem amerikanischen Patent erhält man gleichmässigere und gründUchere Leimung, wenn man das vom Trockencylinder 18 kommende Papier abkühlt, ehe es in den Leimtrog geht, und es zu diesem Zweck über mit durchlaufendem Wasser gekühlte Walzen oder Cylinder gehen lässt. Die einfache in Appleton ausgeführte Trocknung des mit Leim getränkten Papiers auf den üblichen Cylin- dern ist wahrscheinlich aus dem Grund bisher nirgends im Gebrauch, weil man annimmt, dass die frisch geleimte Papierbahn an den Cylindern kleben bleibt. Die Fox River Paper Company glaubte anfangs diese Gefahr dadurch zu überwinden, dass sie die ersten drei Cylinder, also 19, 20 und 21, mit dünnem Baumwollstoff bekleidete. Dieses Mittel scheint jedoch nicht die erwarteten Dienste geleistet zu haben, da man sich jetzt (1891) damit begnügt, den ersten Cylinder 19 mit Papier zu bewickeln. Dies geschieht auch nur, um den Cylinder gegen Rosten zu schützen, nicht um das Ankleben zu hindern. Nach diesen Erfahrungen ist die Fabrik- leitung zu der Ansicht gekommen, dass es besser wäre, mindestens den ersten Cylinder aus Kupfer zu nehmen. Vielleicht wäre auch der Kaiser'sche im Ab- schnitt 281, Seite 735 beschriebene Trockner hierzu geeignet. Trotz dieser Schwierigkeit scheint die erwähnte Maschine gute Dienste zu leisten, wie Augenzeugen versichern, und die dem Verfasser vorgelegten Proben schöner weisser Schreibpapiere zu beweisen scheinen. Die Papiermaschine hat ein Sieb von 50' Länge und 90" Breite und dient zur Anfertigung thierisch ge- leimter Schreibpapiere, welche zwar an Güte den an der Luft getrockneten nach- stehen, aber ganz brauchbar und erheblich billiger sind. 343. Vorzüge und Nachtheile der verschiedenen Leim- und Trocken- Verfahren. Wasserzeichen, Das für Handpapier übliche natürliche Leim- und Trockenverfahren ist, wie das damit behandelte Papier beweist, noch unübertroffen. Je mehr man die Temperatur der trocknenden Luft erhöht, desto stärkere Leim- lösung muss man anwenden, und desto glätter und glasiger wird die Oberfläche des Papiers; je mehr man sieh der natürlichen Trocknung nähert, desto besser wird auch das Papier. Durch die grosse Ausdehnung, welche die britischen Trocken- maschinen erhalten haben, ist es möglich geworden, mit sehr massiger Temperatur zu trocknen. Dagegen ist es nicht zu vermeiden, dass das Papier, welches darauf läuft und fortgezogen wird, stets etwas gespannt bleibt. Durch die Spannung wird aber das unbehinderte Einschrumpfen des Papiers in Richtung seines Laufs, welches eine Hauptursache der Ueb erlegen heit der natürlichen Trocknung ist, ver- hindert. Trotz aller Vorzüglichkeit vieler mit den beschriebenen Trockenvor- richtungen hergestellten Papiere stehen sie desshalb den in Bogen getrockneten nach. Anderseits zeigen sie die besonderen Vorzüge des Maschinenpapiers: gleich- massiges Gefüge, schöne Durchsicht, glatte Oberfläche, und sind dadurch beliebt geworden. Ein deutscher Fabrikant hat durch Versuche ermittelt, dass harzgeleirates Papier durch Befeuchten und frei hängendes Trocknen ebenso fest wird, wie thierisch geleimtes und ebenso getrocknetes. Damit ist erwiesen, dass die Leimung geringen Einfluss auf die Festigkeit hat, dass diese aber, wie oben gesagt, wesentlich von der Art der Trocknung abhängt. Die Trocknung in endloser Bahn findet in Amerika nur für geringere Sorten Leimmaschine mit Cylinder- Trockner. Vorzüge und Naclitheile der verschiedenen 917 Leim- und Trockenverfahren. Wasserzeichen. Anwendung, während alle feinen Schreibpapiere auf die in Abschnitten 336 bis 338 beschriebene Art behandelt werden. Die britischen Fabrikanten lassen gewöhnlich auf die Trommeln der Trockner einen Querschneider mit unterbrochner Speisung von der Seite 823 gezeichneten Art folgen, mit dem sie imstande sind, die Bogen so zu schneiden, dass das auf dem Siebe eingedrückte Wasserzeichen ziemlich genau an die gewünschte Stelle kommt. Während die Speisewalzen stillstehen, und der Bogen abgeschnitten wird, kann man prüfen, ob das Wasserzeichen am gewünschten Platze ist und die zu seiner Richtigstellung nöthigen Veränderungen vornehmen. Bei Anwendung der Kneeland'schen Legmaschine dagegen muss man sich eines Querschneiders mit un- unterbrochener Speisung bedienen und findet, da das Papier beim Schneiden nie stillsteht, keine Gelegenheit, die Lage des Wasserzeichens zu prüfen. Die Unmöglichkeit das Wasserzeichen mit dieser amerikanischen Einrich- tung an eine bestimmte Stelle des Bogens zu bringen, stand bei tüchtigen euro- päischen Fabrikanten deren Einführung im Wege. Dieselben wollten nämlich das Wasserzeichen nicht fortlaufend, sondern in die Mitte des Bogens, wie bei Bütten- papier, setzen und verzichteten auf die Maschinenarbeit nach amerikanischer Art, weil dies dabei nicht möglich erschien. Das Wasserzeichen schadet zwar der Gleichmässigkeit des Papiers, zeigt aber, dass der Fabrikant mit seinem Namen für die Güte desselben einsteht und erweckt dadurch Vertrauen. Es zeigt auch den Verbrauchern, ob und woher sie das gewünschte Papier erhalten und ermöglicht es den Fabrikanten, sich vom Zwischenhandel unabhängig zu machen. Die Zwischenhändler suchen desshalb die Angabe des Namens des Fabrikanten im Papier zu hindern, setzen aber manch- mal ihren eigenen ein. Für die Verbraucher wäre es am besten, wenn die Fabrikanten durch Einsetzen ihres eigenen Namens die Güte des Papiers verbürgten. Sieht man vom Wasserzeichen ab, so erscheint das amerikanische Verfahren insofern vortheilhaft, als es die Trocknung durch Aufhängen der Bogen an der Luft bewirkt, während das Papier bei der englischen Trocknung in der Laufrichtung gespannt wird. Das in Abschnitt 340 beschriebene deutsche Leimverfahren ist von der Papiermaschine unabhängig, liefert bei niedriger Temperatur gut ge- trocknetes Papier und eignet sich desshalb besonders für solche Betriebe, die nicht fortwährend thierisch geleimtes Papier in grossen Mengen von einer Sorte anzu- fertigen haben. Es scheint, da es keine sehr grossen Anlagekosten verursacht, noch weiterer Ausbildung und Verbreitung fähig. Die englische Leimung und Trocknung mit vielen Windhaspeln erfordert kostspielige Anlage und liefert Massen, die einen grossen Markt für feine thierisch geleimte Papiere brauchen. Einige mit dieser Art der Leimung und Trocknung auf dem europäischen Festland ausgestatteten Anlagen sind wieder eingegangen. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika hat die englische Leimung keine Verbreitung erlangt, obwohl die Verbraucher dort an feine thierisch geleimte Papiere gewöhnt sind, und tüchtige englische Arbeiter zur Verfügung stehen. Dem Verf. ist auch nicht bekannt, dass eine Leim- maschine amerikanischer Art irgendwo in Europa Eingang gefunden hat, obwohl dieselbe seit 1873 durch die erste in drei Sprachen erschienene Ausgabe dieses Buches zu allgememer Kenntniss gebracht wurde. Dieses Festhalten an der eigenen Herstellungsweise in Amerika, England ll(j 918 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. und dem europäischen Festland wird hauptsächlich daher rühren, dass die Fabrikanten es leichter finden, mit im Lande gebauten Maschinen zu arbeiten, für welche einge- arbeitete Leute vorhanden sind. Es ist überdies schwer, für eine auf neue Art hergestellte und vom bisher Gewohnten verschiedene Waare rasch einen Markt zu finden , der grosse Mengen aufnimmt. Dies gilt besonders für das europäische Festland, wo man an mit Harz geleimtes Papier gewöhnt ist und sich mit der glatten härteren Oberfläche des thierisch geleimten erst befreunden muss. Das in Abschnitt 341 beschriebene italienische Verfahren ist noch nicht verbreitet genug, um ein abschliessendes ürtheil zuzulassen, erscheint aber nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen zur Erzeugung massiger Mengen durch seine Einfachheit sowie geringen Anlage- und Betriebskosten zweckmässig. THEIL VIL ZURICHTEN (APPRETIREN, FlNISHIN(i), GLÄTTEN, SCHNEIDEN, LINIIREN USW. 344. Zurichten geringer Papiere In Amerika werden Papiere geringer Qualität, einschliesslich Zeitungsdruck, bei der Abnahme vom Querschneider roh sortirt, dann abgezählt und in Abtheilungen von 12 Bogen in der Mitte gefaltet. Achtzig solcher Halbbuche werden gewöbnlich aufeinander gelegt, in starkes Pack- papier gehüllt und mit kräftiger Hanfschnur zusammengebunden. Das ganze Erzeugniss der Fabrik wird auf diese Weise in Packe gebracht, welche ein Mann leicht hand- haben kann, und die sich ohne Mühe öffnen und wieder schliessen lassen. Bind- faden und Packpapier bringen weder dem Fabrikanten noch dem Käufer Verlust, da die Packe brutto gewogen werden, und der Verbraucher gewöhnlich auch wieder Verwendung dafür hat. Diese Art der Verpackung in Bündel bundles von je zwei Ries, oder bei sehr schwerem Papier von nur einem Ries, ist zwar kost- Yorziige und NacMheile der Terschiedeiien Leim- und Trockenverfahren. Wasserzeichen. 919 Zurichten geringer Papiere. Glätten des Papiers. Walzwerke. spieliger als die in Europa übliche Verpackung in Ballen, aber sehr einfach und bequem. Ein tüchtiger Zurichter finishor zählt, faltet, verpackt und wägt 2000 bis 4000 Pfund Druckpapier in einem Tage. Fabriken, welche sich auf Anferti- gung dieser und geringerer Sorten beschränken, bedürfen daher verhältnissmässig wenig Raum zum Zurichten, in vielen Fällen genügt sogar ein starker Tisch in einer Ecke des Maschinensaales. Der Werth geringer wie feiner Papiere steigt mit ihrem Aussehen, und es ist desshalb in den meisten Fällen rathsam, ihnen durch Pressen und Glätten hübschere Oberflächen zu ertheilen. Will man keine Presse verwenden, so erreicht man schon Aehnliches, wenn man die Bogen in möglichst hohen Stössen aufeinander legt, welche, mit Brettern bedeckt und mit Gewichten beschwert, über Nacht stehen bleiben. Ihr eigenes Gewicht in Verbindung mit dem aufgelegten bringt dabei eine gelinde Pressung hervor. Für feinere Papiere ist der Zuriehtsaal von grosser Wichtigkeit, da er die Glättwerke, Schneid- und Liniirmaschinen, hydraulische und Stempelpressen enthält. 345. Glätten des Papiers. Die Geschichte der Entdeckung des Glättens von Papier wird von englischen Quellen folgendermaassen erzählt: Zu Ende des 18. Jahrhunderts kannte man noch kein Papier mit glatter Oberfläche, Schi'eib- papier war so rauh, dass es schwierig sein musste, überhaupt darauf zu schreiben. Den Gedanken Papier zu glätten, erfassto damals ein junger Engländer Namens Thomas Turnbull, der dem Papier- facli garnicht angehörte, sondern bei einem Herrn Sparrow arbeitete, dessen Geschäft im Glätten oder Pressen und Versenden von Tuch bestand. Ein Todesfall erweckte den Gedanken bei Turnbull und begründete sein Glück. Herr Sparrow war nämlich gestorben, und seine Wittwe wollte ihren Kunden mit gedrucktem Rundschreiben mittheilen, was für Yeran staltungen betreffs des Geschäfts getroffen worden waren. Das Papier dieses gedruckten Schreibens hatte die übliche rauhe Oberfläche, und dem jungen Turnbull sclioss der Gedanke, durch's Gehirn, dass die bedruckten Blätter wesentlich verschönert werden könnten, wenn er sie wie Seiden- und Tuchstoffe zwischen Glanzpappen dem Druck der schweren Presse unter- würfe. Er versuchte es und fand die Verschönerung des Papiers so wesentlich, dass sich die An- sicht, es sei mit der Entdeckung ein Geschäft zu machen, unausrottbar bei ihm festsetzte. Er besass Thatkraft und Selbstüberwindung genug, um von da ab so viel zusammen zu sjjaren, dass er bald nachher in Booth Street, Spitalfield, London, ein kleines Geschäftslokal miethen und Pressen aufstellen konnte. Der Anfang seiner Geschäfts-Thätigkeit war sehr schwierig, da er Druckern und Verlegern persönlich seine Dienste anbieten musste. Er wiu'de oft als Störenfried und Neuerer verhöhnt, aber nach und nach fanden sich die Spötter doch genöthigt in die Fusstapfen der unternehmenden A^erleger zu treten, welche geglättetes Papier eingeführt hatten, und es entstand grosser Bedarf. Das Verfahren wurde dann auch auf Karten ausgedehnt, und Thomas Turnbull hatte den Grund zu einem glänzenden Geschäft und Ruf gelegt. 346. Walzwerke (Satinirmaschinen) Plafe calenders. Ehe Walzenglätt- werke eingeführt waren, mussten alle feinen Papiere, zwischen Metallplatten liegend, durch Walzenpaare geführt werden, welche einen starken Druck auf sie übten — und in manchen Fällen wird diese Methode heute noch vorgezogen. Das Papier wird zu diesem Zwecke in Stössen von 20 bis 30 Bogen, die zwischen Zink- oder Kupferplatten liegen und oben und unten mit feinen Glanzdeckeln be- legt sind, durch das Walzwerk geführt. In Figg. 844 und 845 ist beispielsweise ein von Wilh. Ferdinand Heim in Offenbach a. Main gebautes Walzwerk dieser Art in 1 : 20 der wahren Grösse dargestellt. Der Stoss Metallplatten mit zwischenliegendem Papier wird auf den poHrten Holz- oder Eisentisch p, Fig. 845, gelegt und zwischen die Walzen Ä und i^ge- 116* 920 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. schoben, deren untere B von der Riemscheibe s, Fig. 844, durch Vermittlung zweier Stirnrad-Paare in Drehung versetzt wird. Die Lager-Gehäuse der oberen Walze sind mit Schraubenbolzen r^ verbunden, die sich mittels Schneckentriebs gemeinsam vom Handrad *• aus drehen lassen. Hierdurch kann man vom Handrad r aus beide Zapfen und damit auch die Walze A heben und senken und die Durch- gangs-Oeffnung zwischen A und B nach Bedarf verringern oder erweitern. Beide Schraubenbolzen sind durch Muffen mit zweischenkeligen Hebeln t verbunden, von denen sie durch Vermittlung der Zugstangen f^ und Hebel t- von Gewichten t\ Fig. 845, auf die Zapfenlager der Walze J, gedrückt werden. Auf die zwischen A und B durchgehenden Plattenstösse wirkt also nicht nur das Gewicht der Walze A, sondern auch das durch Hebelübersetzung vervielfältigte Gewicht t^. Zwei Stell- spindein a, die unter die Hebel t greifen, sorgen dafür, dass diese, und mit ihnen die Walze A, nicht zu weit herabgepresst werden können, und stets ein angemessener Durchgangsraum zwischen den Walzen bleibt, wenn sie auch leer laufen. Die durch die Walzen gehenden Platten gelangen auf eine polirte Holz- oder Eisenplatte q, von welcher sie durch einen zweiten Arbeiter nach Umkehrung Fig. 844. der Bewegung zurückgeschoben werden. Bei dem Walzwerk Figg. 844/845 wird dieser zweite Arbeiter durch den Anstosswinkel h, Fig. 845, entbehrlich, welcher an beiden Enden mit Federstiften c versehen ist, aber doch unter dem Druck der dagegen geschobenen Platten nur soweit zurückweichen soll, dass diese eben aus den Walzen A B treten, aber dieselben noch berühren. Die Augen d sind die Widerlager der Spiralfedern c und lassen sich nach der Länge der Platten und Bogen einstellen. Um das Zurückschieben des Plattenstosses zu erleichtern, kann man mit den in Schlitzen verstellbaren Tragarmen q^ der Platte q eine nach den Walzen hin abfallende Lage geben. Walzwerlce. 921 Die obere Walze A wird von der untern B durch zwei Verbiadungsräder v, Fig. 844, angetrieben, deren Zähne so lang sind, dass sie noch in Eingriff bleiben, wenn die Walzen 25 mm auseinander stehen. Wenn diese Oeffnung nicht genügt, kann man noch zwei Räder zwischen die auf den Walzen sitzenden schalten und ermös:- licht es dadurch, die Walzen bis zu 50 mm auseinander zu stellen, ohne dass ihre Räder ausser Eingriff kommen. Zum Antrieb des Walzwerks sind wegen des Vor- und Rückgangs ein offener und ein gekreuzter Riemen erforderlich. Wenn die Walzen in Thätigkeit sind, läuft einer der Riemen auf der Festscheibe s, der andere auf einer der Losscheiben s^ s-, bei Stillstand liegen beide Riemen auf s^ s-. Damit diese Verschiebungen mit der an Stange e befestigten Riemgabel ausgeführt werden können, müssen die Kränze der Losscheiben etwas mehr als doppelte Riemeubreite haben. Die Verstellung der Riemen kann unmittelbar vom Griff /" der Stange e aus bewirkt werden. Der Arbeiter, welcher vor dem Einschiebetisch ^) steht, kann aber auch mit dem Fuss- tritt /* durch Vermittlung der Hebel g die Stange e verschieben und damit Ura- Fig. 84. jlif steurung oder Stillstand bewirken. Ist der Plattenstoss durchgeschoben, so be- wirkt der Arbeiter mit einem Fusstritt Umkehr der Walzenbewegung und damit Rückgang der Platten. Wenn das Walzwerk von 2 Arbeitern bedient wird, also am Tisch q auch einer steht, so hat dieser die Bewegung umzukehren und bewirkt dies mit der Ausrückstange i, deren Verschiebung den Hebel k und damit die nach der Vorderseite durchgehende Welle l, sowie deren die Stange e fassenden Hebel m etwas dreht. 922 FabrOcation von Maseliinenpapier aus Lumpen. Um zu verhindern, dass die Arbeiter beim Einschieben der Pakete die Finger zwischen Paket und Walze bringen und Quetschungen erfahren, sind zu beiden Seiten Schutzwälzchen n angebracht, die in. Schlitzen nach oben ausweichen können, beim Einschieben aber auf dem Paket liegen imd die darauf ruhenden Finger zurückhalten. Hebel und Gewichte haben sich bis jetzt zur Ausübung eines Druckes auf die Zapfenlager der oberen Walze am besten bewährt. Man hat zwar versucht, sie dadurch entbehrlich zu machen, dass man die untere Walze mittels hydrau- lischen Druckes gegen die obere presste, doch ist die Einrichtung wegen der vielen dadurch entstehenden Unregelmässigkeiten und wegen der sorgfältigen Behandlung, welche sie beanspruchte, wieder verlassen worden. Da es weder Metallplatten noch Glanzdeckel oder Papier von vollkommener Gleichförmigkeit giebt, so würden sich deren Fehler in dem geglätteten Papier zu erkennen geben, wenn sie stets in gleicher Lage und Ordnung dem Druck der Walzen ausgesetzt würden. Um die Fehler auszugleichen, werden die Platten nach jedesmaligem Dm'chgang ausgewechselt, d. h. die Bogen werden in veränderter Ordnung zwischen sie gelegt, und je öfter dies geschieht, um so gleichmässiger wird das Papier geglättet, um so mehr Handarbeit wird aber auch beansprucht. Die Platten selbst werden bei dem häufigen Durchgange ausgewalzt, dünn und brüchig und müssen oft erneut werden, auch hat man wegen der verschiedenen Papierfoimate ein grosses Lager davon zu halten. Das Glätten mit Satinirma- schinen wird dadurch sehr kostspielig und es hat überdies noch den Nachtheil, dass Zink- und Kupferplatten beim Pressen unendlich kleine Metalltheilchen an das Papier abgeben und ihm einen bläulichen oder röthlichen Schein verleihen. Die Fabrikanten haben sich seit vielen Jahren bemüht, Walzenglättwerke zu bauen, durch welche die Anwendung von Platten unnöthig würde, und in Amerika waren sie 1872 schon seit mehr als zehn Jahren mit solchem Erfolge in Gebrauch, dass man in dortigen Papierfabriken nur ausnahmsweise noch mit Platten glättete. Einige Fabrikanten feiner Papiere hielten an der älteren Arbeits- weise fest, weil nacktes Papier von den Walzen stärker zerdrückt wird, als wenn es zwischen Platten liegend durchgeht. Der Druck, welchen die obere Walze ausübt, vertheilt sich durch Vermittlung der Schutzpappen und Metallplatten auf eine ziemlich grosse Oberfläche, während er sich bei Durchführung von nacktem Papier in der Beriihrungslinie der Walzen konzentrirt. Es scheint übrigens, dass bei dem Glätten zwischen Platten auch Reibung mitwirkt. Wer sorgfältig beob- achtet, wird finden, dass sich bei einem zwischen zwei Walzen durchgegangenen Stoss die Platten stets etwas gegeneinander verschoben also aufeinander und dem zwischenliegenden Papier gerieben haben. Die Reibung ist jedoch bei dieser Art des Glättens so unwesentlich, dass sie gegenüber der durch Druck ausgeübten Wirkung kaum Beachtung verdient. Wenn es sich darum handelt, die innere Gestaltung der Papiermasse unver- ändert zu erhalten, d. h. die Obeiflächen zu glätten, ohne das Papier auszuwalzen oder dünner werden zu lassen, muss man sich stets der Patten bedienen. Will man das Höchste mit diesem Verfahren erreichen, so muss man die zwischen Platten liegenden Bogen, wie es mit den feinsten Papieren auch geschieht, durch eine Reihe von Satinirwerken gehen lassen, von. denen das erste nur geringen und die folgenden Walzwerke. Walzen-Glättwerke für Bogen Sheet super calenders. 923 immer stärkeren Druck ausüben, denn nur dadurch wird es möglieh, dass die Leistung jeder Pressung der ihrer Vorgänger einigermaassen gleichkommt. Ein einziges Satinir- werk,dessenBelastungbeijedem folgenden Durchgang verstärkt wird,genügtauch. Kupfer- platten werden für feine Papiere vorgezogen, weil sie weniger abfärben als Zinkplatten. Schwere grobe Papiere, welche zu dick und steif sind, um sieh um die Walzen zu winden, müssen schon desshalb in Satinirwerken geglättet werden, ge- wöhnlich werden sie einzeln und nackt wie Pappen durchgeführt. Manche Papierfabrikanten ziehen für feine oder besonders kräftige Papiere die Plattenglätte der Walzenglätte vor, weil sie glauben, dass sie damit festeres Papier erhalten. W. Schacht, z. Z. (1891) Fabrikdirektor in Weissenfeis a. S., wies jedoch durch eingehende vergleichende Versuche, welche in Nr. 48 der Papier-Zeitung von 1890 veröffentlicht sind, nach, dass durch Plattenglätte keine nennenswerth höliere Festigkeit und Dehnbarkeit des Papiers erzielt wird als durch Walzenglätte. 347. Walzen - Glättwerke für Bogen Sheet super calenders. Fig. 846 ist eine perspektivische Ansicht, Fig. 847 ein senkrechter Durchschnitt, und Fig. 848 ein senkrechter Schnitt der ?, unteren Walzen mit Zubehör in 1:8 der wahren Grösse eines Glättwerks für Bogen, welches 1871 von der Holyoke Machine Company in Holyoke, Massachusetts, gebaut wurde. 924 Fabrikation Voti Mascldnenpapier aus Lumpen. Es besteht aus drei Hartgusswalzen A A' A- und zwei Papierwalzeu B B', die möglichst hart aus Leinenpapier gepresst sind. Von einem Stoss Papierbogen C\ welcher auf dem Tische C liegt, nimmt die auf dem danebenstehenden Stuhle sitzende Arbeiterin einen Pack und legt ihn auf den hölzernen Tisch C ^ gerade vor die obere Walze A. Von diesem Pack schiebt sie die Bogen einzeln, aber Fig. 847. rasch nach einander, auf die Walze A, welche sie mitnimmt und durch selbstthätige Führung weiterbefördert. Dazu dienen: die Wälzchen DD, welche aus eisernen Gasröhren von 25 mm Durchmesser mit gusseisernen Zapfen bestehen, die etwas grösseren hölzernen Walzen E E und die von ihnen getragenen endlosen Bänder' F, Fig. 84 G. Die verstellbaren gusseisernen Träger der Walzen D und E sind beider- seitig in solcher Weise an dem Gehäuse des Walzwerks befestigt, dass sich die endlosen Bänder fest an die Glättwalzen schmiegen und von diesen mitgenommen werden. Die zwei eisernen Wälzchen D, welche jede Glättwalze begleiten, verändern ihre Lage nicht, die hölzerne E wird jedoch weiter nach aussen gerückt, wenn die Bänder durch Gebrauch schlaff geworden sind und der Spannung bedürfen. Während die eisernen Wälzchen D ganz glatt sind, hat die Oberfläche der hölzernen Walze E Erhöhungen und Vertiefungen, welche seitliche Verschiebungen der Bänder verhindern. Das auf die obere Walze A geschobene Papier wird von deren von vier Wälzchen getragenen Bändern so weit befördert, dass es zwischen A und B durchgehen muss. Walzea-Giättwerke für Bogen Sheet super calenders. 925 Dann soll aber der Bogen die Oberfläche von A verlassen und mit B weitergehen — ein Wechsel, der bei gewöhnlichen Kalandern von den Fingern des Maschinen- führers, hier aber von stählernen Fingern veranlasst wird. Auf einer in Gussträgern G-, Fig. 848, lagernden Stange liegen die Gussstüeke G, in welche die als Finger dienenden Stahlstreifen eingelassen und mit Schrauben befestigt sind. Diese etwa Fig. 848. IV2 mm starken und zwei cm breiten Stahlstreifen sind vorn so abgeflacht, dass sie sich der Oberfläche der Walze anschliessen, ohne sie zu schneiden, und am andern Ende sind sie mit verstellbaren Gewichten II versehen, womit mau den Druck der flachen Spitze gegen die Walze regelt. Die Gussstücke G sind 117 926 Fabrikation von Mascliineni^apier aus Lumpen. nielit auf der Stange befestigt und werden zeitweise seitwärts verschoben, so dass jeder Theil der Walze gleich lange von den Fingern berührt und abgenützt wird. Die arbeitende Breite der in Fig. 848 dargestellten Walzen beträgt 71 cm und wird, je nach der Breite der zu glättenden Bogen, mit zwei oder drei Fingern besetzt. Die durch einen Satz solcher Finger von der Walze A, Fig. 847, abgelösten Bogen folgen der Oberfläche von ß und werden von 5 bis 6 etwa 4 cm breiten, aus Baumwolle gewebten und an den Enden zusammengenähten Bändern darauf ge- halten, bis sie zwischen JB und Ä'^ eintreten. Ebenso laufen die Bogen mit den in gleicher Weise mit Bändern und Fingern besetzten Walzen A'^ und B^ weiter und kommen schliesshch zwischen jB^ und A~ heraus. An die Sj^itzen der Finger, womit sie von B^ abgelöst werden, sind dünne Kupferstreifen G% Fig. 848, von gleicher Breite genietet, welche sich in jede Form biegen lassen. Zwischen diesen Streifen G^ und den auf abgeflachte Theile der Stange P genieteten fünf Stahlfingern I müssen die geglätteten Bogen durchgehen. An der Stange 1~ sind Drähte 1^ befestigt, welche so gebogen sind, dass die Spitzen der Finger I von den angehängten Ge- wichten i* auf die Walze A- gepresst werden. Die Gussträger 1^ der Stange 1- sind auf die an dem Gehäuse befestigten Platten lO geschraubt. Auf denselben Platten K befinden sich auch die Träger zweier Walaenpaare LL~ und L^L\ über welche zwei Reihen Bänder von der früher beschriebenen Art paarweise aufeinander laufen. Die Bänder auf LL~ erhalten durch den Antrieb der Walze L- von der Biemscheibe ilf, Fig. 846, aus eine selbständige Bewegung, welche sich der auf L liegenden Walze L^ durch Reibung mittheilt. Zwischen beiden Bändern laufen die von den Fingern /anlangenden Bogen in den Aufnahmekasten N, Fig. 847, wo sie von einer Arbeiterin sorgfältig überwacht, sortirt und gelegt werden. Ein hölzerner Schaber T, welcher in ähnlicher Weise wie die Finger auf einer Stange liegt, wird von einem Bleigewicht T^ an die Walze A" gepresst, um sie von Papierstücken und andern Anhängseln frei zu halten. Die hölzernen Träger N^ des Aufnahmekasten N sind nirgends befestigt, haben aber Ausschnitte, mittels deren sie von den Stangen SS unbeweglich gehalten werden, welche aber seitliche Verschiebung zulassen. Der Kasten N kann auf diesen Trägern JV^ verstellt werden, wie es für die verschiedenen Längen der Bogen nöthig ist; auch er ist nirgends festgeschraubt, sondern wird nur zwischen einer flachen unteren und einer halbrunden oberen Leiste N'', welche eine Klammer bilden, festgehalten. In dem Glättwerke werden die Bogen durch Reibung so stark mit Elektri- zität beladen, dass sie beim Austritt häufig fest zusammenhängen und sich nur schwer trennen lassen. Zur Ableitung dieser Elektrizität dient das zwischen den Platten K aufsteigende schwanenhalsartig gebogene Rohr O, Fig. 848, welches in einem waagrechten, mit den Walzen parallelen, etwa 60 cm langen Spritzrohre P endigt. Aus den nach unten gekehrten Löchern dieses Spritzrohres lässt man mit Hilfe des Ventils 0^ so viel Dampf auf die über die Walzen L L- weglaufenden Bogen strömen, als zur Ableitung der Elektrizität genügt, ohne den Arbeitern lästig zu werden. Die Wassertropfen, welche mit austreten, oder sich durch Verdichtung des Dampfes bilden, werden von einer unter P hinlaufenden Rinne, oder von einem oben offenen weiten Rohr -ß aufgefangen und durch B^ abgeführt. Walzen-Glättwerke für Bogen Sheet super calenders. Doiipel-Kalaiider für Bogen. 927 Der Finger der Arbeiterin, womit diese die Bogen von dem Tisch C" auf die Walzen schiebt, ist mit einem Gummifinger bekleidet, welcher einerseits der Arbeiterin als Schutz dient, anderseits das Anhängen und Beschmutzen der Bogen verhindert. Die Triebwalze Ä^ macht etwa 80 Umdrehungen in der Minute, und die Bogen werden so eingeschoben, dass sie mit möglichst geringem Zwischenraum auf einander folgen. Dies gelingt erfahrenen Arbeiterinnen in Amerika in solchem Maasse, dass bei 300' Geschwindigkeit nur wenig von der glättenden Fläche un- benutzt bleibt. Wenn das Papier auf beiden Seiten glatt werden soll, wird es noch ein zweites Mal, mit der unteren Seite nach oben, durchgeführt, und wenn sehr hohe Güte verlangt wird, auch noch häufiger. Der Druck der Glättwalzen wird durch Schrauben oder Hebel und Gewichte noch vermehrt, und da diese nur auf die Zapfenlager wirken, so haben die Walzen das Bestreben zu federn, d. h. sich in der Mitte im Verhältniss zu dem auf die Enden geübten Drucke zu heben. Je länger die Walzen sind, desto mehr können sie diesem Bestreben nachgeben, und wenn es auch möglich ist, breite Glättwerke so stark zu bauen, dass ein Federn der Walzen selbst bei starker Pressung dem Auge nicht erkennbar wird, kann es doch vorhanden sein und üngleichförmigkeit in der Glättung hervorrufen. Fabrikanten, welche mit breiten Walzen arbeiten, haben diese Beobachtung wirklich gemacht, und es erscheint da- her als theoretisch und praktisch falsch, wenn Glättwerke zum gleichzeitigen Durch- gang mehrerer Bogen nebeneinander gebaut werden. In Amerika, wo diese Ma- schinen durch vieljährige ausgedehnte Erfahrung sehr vervollkommnet worden sind, giebt man den Glättwerken super calenders möglichst geringe, für den Durchgang nur eines Bogens genügende Breite. Ihre Verbreitung in den Vereinigten Staaten lässt sich daraus ermessen, dass Plattenglättwerke, wie in Abschn. 346 erwähnt, 1872 nur noch in wenigen Fabriken zu finden waren und dass, mit diesen Ausnahmen, sämmtliches thierisch geleimte und im Bogen getrocknete Papier in Walzenglätt- werken vorstehend beschriebener Bauart geglättet wird. Die Beschreibung des Bogenkalanders konnte der ersten Ausgabe ent- nommen werden, weil derselbe jetzt (1891) beinahe in gleicher Weise wie früher (1872) gebaut und verwendet wird. Baron Bitter von Zahony in Podgora bei Goerz, Oesterreich, hatte in den 70 er Jahren Patente auf einen Bogenkalander erhalten, bei welchem das Abfallen der Bogen durch gebogene Messingstreifen anstatt durch endlose Bänder ver- hindert wurde. Anstelle der einfachen amerikanischen Finger benutzte er zum Ablösen des Papiers von den Walzen aus zwei Theilen bestehende Stahlfedern, deren Lage und Pressung mit Stellschrauben geregelt werden konnten. Diese Federn und Messingstreifen sind kostspielig, und man läuft damit Gefahr, dass das durchgeführte Papier mit den feststehenden Führungsstreifen in Berührung kommt, durch Reibung in seinem Fortgang gehemmt wird und möglicherweise Falten bildet. 348. Doppel-Kalander für Bogen. Die Maschinenfabrik von Karl Krause ia Leipzig baut Doppel-Kalander, von denen der Aufriss-Durchschnitt Fig. 849 ein Bild giebt. Hier liegen zwei aus je einer Papierwalze P P^ und zwei 117* 928 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. Hartwalzen H H^ bestehende Glättwerke so hintereinander, dass die von dem Papier- stoss B eingeschobenen Bogen aus dem ersten Walzensatz auf ein Führungstuch gelangen, welches sie dem zweiten Satz selbstthätig zuführt. Aus diesen Walzen gelangen die Bogen auf ein zweites endloses Tuch, welches sie zu einem Stoss B^ ablegt. Beim Ein- und Austritt gleiten die Bogen an seitlichen Führungen h h^ hin, damit sie die richtige Lage annehmen. Die Gewichtshebel Q Q'^ sorgen für den erforderlichen Druck auf die Walzen. Die Arbeiterin, welche die Bogen B einschiebt, steht auf dem Hängegerüst C. Die eingezeichneten Pfeile zeigen die Walzenbewegungen, aus denen ersichtlich ist, dass die obere Seite der Bogen mit der ersten Papierwalze P, die untere mit der zweiten P^ in Berührung kommt, dass also beide Seiten mit ^'S- ^^^- einem Durchgang geglättet werden. Ein anderer Vorzug der Einrichtung besteht darin, dass man durch Anwendung verschiedenen Gewichtsdrucks die beiden Seiten des Papiers verschieden stark glätten und damit z. B. etwaige Ungleich- heiten vorheriger Maschinen- glätte ausgleichen kann. Das Glättwerk lässt sich seiner ge- ringen Höhe wegen in nicht hohen Eäumen aufstellen, und die zu glättenden Papierstösse lassen sich leicht auf den An- legetisch heben. Bei Verwendung solcher Glättwerke in Papierfabriken hat sich ergeben, dass man das Papier öfter durchgehen lassen rauss, um dieselbe Glätte wie mit acht- und mehrwalzigen Kalandern zu erzielen, weil bei letzteren das Gewicht der vielen Walzen einen stärkeren Druck ausübt, als man mit dem Doppel -Kalander erzielen kann. Beim Glätten sehr dünner Papiere, die nicht steif sind, stauten sich die Bogen manchmal beim Uebergang von den ersten Walzen P // zu den zweiten P^ H^ und verursachten Ausschuss. Wo es sich darum handelt, stärkere Papiere durchaus glattliegend herzustellen, ihnen also nachträglich auf beiden Seiten gleiche Glätte zu geben, leistet diese Bauart gute Dienste und wird desshalb auch in Papierfabriken benutzt, obwohl sie mehr in Buchdruckereien usw. Verwendung findet. Wenn eine Seite stärker als die andere geglättet werden soll, kann dies, wie oben erklärt, auch mit dem Doppel -Kalander ausgeführt werden. 349. Wirkung und Anfertigung der Papierwalzen. Papierwalzen sind, wenn sie auch aus harten Fasern bestehen und möglichst zusammengepresst sind, stets weicher als Hartguss, und sollen es auch sein. Wenn Hartwalzen auch sehr gut angefertigt und geschliffen sind, werden sie doch nach und nach etwas ab- Doppel-Kalander für Bogen. "Wirkung und Anfertigung der Papierwalzen. 929 genützt, wenn sie mit anderen Hartwalzen zusammen arbeiten, und zwar an manchen Stellen melir als an anderen. Im Papier finden sich nämlich auch bei sorg- fältigster Fabrikation Sand und Eisentheilchen , Stoffknoten usw., die zwischen 2 Hartwalzen unfehlbar zerdrückt werden, zahlreiche Flecke im Papier verursachen und die Hartwalzen derart angreifen, dass sie bald ihre Politur verlieren und nicht mehr glätten. Um dies zu vermeiden, und zur Ausgleichung aller vorkommenden Unebenheiten lässt man sie mit Papierwalzen abwechseln, die dem zu glättenden Papier als Unterlage dienen. Papierwalzen sind elastisch, nehmen alle Eindrücke auf und schonen das zu glättende Papier sowie die Hartwalzen. Nur diejenige Seite des Papiers, welche an den Durchgängen in Berührung mit Hartwalzen ist, wird geglättet und zwar um so besser, je härter die als Widerlage dienenden Papierwalzen sind. Viele Fabrikanten verzichten jedoch auf grosse Härte der Papierwalzen und fertigen dieselben aus weichem Papier an, welches zwar weniger gut glättet, aber elastischer ist und sich dadurch leicht wieder von etwaigen Eindrücken und Unebenheiten befreien lässt. Sollen beide Seiten des Papiers auf einem Kalander geglättet werden, in welchem stets eine Papierwalze zwischen zwei Hartwalzen liegt, so muss man dasselbe zweimal so durchlaufen lassen, dass jedesmal eine andere Seite mit den Hartwalzen in Berührung kommt. Um beide Seiten mit einem Durchgang zu glätten, setzt man die Kalander vielfach so zusammen, dass in der Mitte zwei Papierwalzen aufeinander liegen. Dadurch bewirkt man, dass im oberen Theil die eine und im unteren Theil die andere Seite des Papiers von den Hartwalzen ge- glättet wird. Das Walzenpapier wurde in Amerika bis in die 80er Jahre nur, und wird vielfach jetzt (1891) noch, aus den stärksten, härtesten Fasern, wie Flachs und Manillahanf, und so dünn angefertigt, dass mindestens 200 bis 400 Blätter auf jeden Zoll Länge der Welle kommen. In diesen engen Raum werden sie durch hydraulischen oder Schraubendruck von 500 bis 1000 Tonnen gepresst und bilden dann eine geschlossene Masse, welche zwischen einem befestigten und einem losen Gusskopfe von einem getheilten Ringe zusammengehalten wird, wie unten erklärt. Auf die Welle werden zunächst so viele Papierblätter dicht aneinander ge- schoben wie Platz finden, dann einem starken Druck unterworfen und darunter belassen, bis sie eine fest geschlossene Masse bilden und nicht erheblich zurück- gehen, wenn der Druck aufhört. Den entstandenen leeren Raum auf der Welle füllt man wieder mit Papierblättern, presst wieder und fährt so fort, bis die Welle möglichst gefüllt ist. Die Presse muss sehr kräftig sein, hat z. B. bei The Pusey & Jones Co. in Wilmington, Del., einen Plunger von 45 cm Durchmesser, auf den mehrere tausend Pfund Druck wirken, oder richtiger so viel, wie die Einrichtung aushält. Die Walzenwelle ist unmittelbar hinter der für den verschiebbaren Kopf bestimmten Stelle tief und weit genug ausgedreht, um, während das Papier der Walze noch unter Druck steht, beide Hälften eines entzwei geschnittenen, geschmie- deten Ringes aufzunehmen, welche dann ein Ausweichen des Kopfes nach aussen hin unmöglich machen. Die Halbringe werden von einem heiss darüber gezogeneu oder aufgekeilten Vollringe fest zusammengehalten. 930 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. Fis. 850. C. G. Haubold jr. in Chemnitz in Sachsen hat das deutsche Patent Nr. 27470 auf verschiedene Arten der Befestigung des Papiers auf der Welle erhalten. Die in Fig. 850 in Längsschnitt und Ansicht einer Walze dargestellte Bauart hat sich am besten bewährt und wird von ihm stets benutzt. Die Seiten- scheiben a sind kegelförmig ausgebohrt und die Theile h der Welle ebenso ab- gedreht. Der zwischen beiden bleibende ringförmige Raum wird mit kegelförmigen Ringen c angefüllt, welche aus zwei oder mehr Theilen bestehen und den Wellen- theil h umschliessen. Ist das Papier stark zusammengepresst, so sucht es sich in der Richtung der Pfeile wieder auszudehnen, presst die Scheiben a auf die Keil- ringe c und hält somit durch den eigenen Druck die Scheiben a fest. Der wesentliche Theil der Erfindung beruht jedoch auf der Beobachtung, dass die zwischen dem Papier und nächst der Walzenwelle befindliche Luft beim Betrieb des Kalanders, wahr- scheinlich durch Zentrifugal- kraft, nach aussen gedrängt und veijagt wird. Dadurch entsteht eine Luftleere, wel- che das zum Schmieren der Zapfen dienende Oel ansaugt. Solches Eindringen von Oel verdirbt aber die Papier- walzen, wie man aus Erfah- rung weiss. Die Entstehung der erwähnten Luftleere im Innern wird dadurch ver- hindert, dass in die Innen- selten der Scheiben a eine kreisförmige Nutli / gedreht ist, von welcher vier radiale Nuthen d nach aussen führen und der Luft Zutritt nach innen bis zur Welle ver- schaffen. Das Papier ist gegen etwa so weit vordringendes Oel durch eine Eisen- scheibe (j geschützt. Um Papierwalzen mittels Schraubendrucks anzufertigen, stellte man vor 1873 in einer amerikanischen Maschinenfabrik vier starke säulenartige Schrauben- bolzen senkrecht in solcher Weise auf, dass sie die Ecken eines Quadrates bildeten, dessen Mitte von der senkrecht stehenden, mit Papierblättern gefüllten Walzen- welle eingenommen wurde. Die Platte, welche das Papier zusammendrückte, hatte vier Augen, mit welchen sie in den senkrechten Bolzen lief und von Muttern mit langen eisernen Schlüsseln niedergepresst wurde. Die Muttern wurden, eine nach der andern, um eine gleiche Anzahl Umgänge herabgedreht. Zum Beginn waren nur wenige Leute nöthig, zum Schlüsse aber wurde ihre Zahl auf 5 bis 7 erhöht, welchen der Schlüssel oder Hebel zu gleicher Zeit Raum zum Anfassen bieten musste. Obwohl die Schrauben pressung sich theurer stellt als die hydrau- lische, wurde sie doch von einigen amerikanischen Fabrikanten vorgezogen, weil man den gleichen Druck stetiger damit hervorbringen kann und sicherer geht. Dieselben Fabrikanten haben jedoch seit einer Reihe von Jahren dieses Verfahren verlassen und pressen ihi-e Papierwalzen jetzt (1891) mit hydraulischem Druck. Sie haben wahrscheinlich in der Anwendung der hydraulischen Presse solche Fort- Wirkung und Anfertigung der Papierwalzen. 931 schritte gemacht, dass sie damit ebenso gleichmässig und jedenfalls billiger pressen als mit Schrauben. H. Füllner in Warmbrunn i. Schlesien benützt zum Ausschneiden der Papierscheiben die in Fig. 851 dargestellte Kniehebel-Presse. Mit derselben wird das in quadratischen Bogen gelieferte Papier aussen rund geschnitten und nach innen rund gelocht, wie die neben der Presse stehenden Papierstösse erkennen lassen. Für alle Walzen- und Achsendurchmesser müssen besondere Stahlschnitte vorhanden sein. Für das Lochen und Aufschieben der Papierblätter wurde in Nr. 36 des Jahrgs. 1877 der Papier-Zeitung eine amerikanische Vorschrift mitgetheilt, wonach man Scheiben aus dünnem Papier, die gross genug sind, um nach dem Abdrehen noch den gewünschten Walzendurchmesser zu liefern,' in der Mitte so auslocht, dass sie sich leicht auf die Welle schieben lassen. Eine Anzahl dieser Scheiben Fig. 851. erhält jedoch Löcher, die 4 bis 6 Zoll weiter sind. Die Schei- ben werden so auf die Welle ge- schoben, dass nach je vier mit enger Oeffnung eine mit weitem Loche folgt, damit die Walze an der Oberfläche am dichtesten (dichter als im Innern) ausfallen _^ muss und dadurch dauerhafter F^ ^ wird. ^ - Um etwaige Ungleichheit in t der Dicke des Papiers auszu- gleichen, legt man die Scheiben am besten so ein, dass jede fol- gende gegen die vorhergehende um einen Halbkreis verschoben ist. Ein tüchtiger deutscher Papier- fabrikant schrieb einige Monate nach obiger Veröffentlichung, er habe die Papiere wie oben ange- geben gelocht und aufgeschoben und damit viel dichtere Walzen li^und besseren Glanz als früher ^^^^^^ erzielt. Ein deutscher Maschinenfabrikant, welcher das Verfahren anwendet, fand diese Erfahrungen auch bestätigt, wenn sorgfältig darauf geachtet wurde, dass die weitgelochten Scheiben nur als 5te oder 6te und einzeln eingeschaltet wurden. Bei der Ungeheuern Zahl von Blättern, welche eine Welle aufnimmt, erfolgt das Aufschieben häufig so rasch, dass die Blätter nicht genau gezählt, sondern nur packweise ge- griffen werden, und dabei kommt es vor, dass zwei und mehr weit gelochte Blätter zusammensitzen. An allen Stellen wo dies der Fall ist, verursacht die Papier- walze in feinem Papier Eindrücke, die sich unangenehm bemerkbar machen. Es scheint, dass durch das Zusammenpressen mehrerer weit gelochter Blätter an der 932 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Fig. 852. Wirkung und Anfertigung der Papierwalzen. Instandhaltung und Papier der Papierwalzen. 933 Oberfiäclie der Papierwalze eine dichtere härtere Stelle entsteht, die dann mehr Schaden verursacht, als das Einschalten solcher Blätter anderseits nützt. Zu der FüUner'schen Presse Fig. 852, mit welcher die so zugerichteten Blätter auf die Welle gebracht werden, ist ausschhessHch bester Gussstahl benutzt, und sie kann einen Druck von 750 000 kg ausüben. Der hydraulische Press- cylinder P ist für einen Kolben von 458 mm Durchmesser, 800 mm Hub einge- richtet und auf 450 Atmosphären Wasserdruck geprüft. Die 3 stählernen Press- säulen a von 160 mm Durchmesser haben flaches Gewinde, damit das Pressstück & an jedem Punkt festgestellt werden kann. In diesem Pressstück h sitzen die Muttern der drei 75 mm starken Stahlspindeln c, welche durch auf dem Gestell angebrachte Kader von der Welle / aus durch Stufenscheiben und Riemen g langsam oder rasch auf und ab bewegt werden können. Hat man damit das Press- stück 6 bis auf die um die Welle geschichteten Papierblätter gebracht, so werden die drei zweitheihgen Phosphorbronze -Muttern d der Presssäulen a darauf vorge- schraubt, damit die hydi'auhsche Pressung von unten her beginnen kann. An dem Presskopf i sitzen Stangen li, deren Schlitze Tragstangen aufnehmen, über welche Bretter gelegt werden, auf denen der Arbeiter steht, wenn er Papierblätter auf den Walzenkern schiebt. Durch höher und tiefer liegende Schlitze in den Stangen A ist dafür gesorgt, dass der Arbeiter den Tritt in der für ihn geeigneten Höhe an- bringen kann. Die dargestellte Presse hat einen Cylinder von ly, m Tiefe unter dem Boden und ist über dem Boden 6V2 m, also im ganzen 8 m hoch. Zur Bewegung des Presskolbens dient ein zweicylindriges doppeltwirkendes Pumpwerk ~R mit grösserem und kleinerem Kolben, welches bis 600 Atmosphären Wasserdruck geben kann. Innerhalb dieser Zahl kann man mit Hilfe des mit dem Druckrohr verbundenen Maximum-Manometers, welches nur von einem Be- amten geöffnet und geschlossen werden soll, jeden gewünschten Druck ausüben. Bei Beginn der Pressung wird der Maximum-Zeiger auf 0 gestellt und dem Arbeiter der Druck angegeben, den die Walze erhalten soll. Nach beendeter Pressung giebt der Zeiger den höchsten ausgeübten Druck an, und der Beamte weiss dadurch stets, ob seine Weisung befolgt wurde. Jede gepresste Walze wird mit laufender Nummer versehen, und diese Nummer mit Datum der Pressung und einer Probe des verwendeten Papiers gebucht. Durch die mit den Walzen gemachte Erfahrung in Verbindung mit dieser Buchung wird es möglich, nach und nach festzustellen, welcher Pressendruck für jeden gegebenen Zweck am geeignetsten ist. Die auf die eine oder die andere Weise hergestellte Papierwalze wird mit dem für eiserne Walzen dienenden Werkzeug, aber bei etwas rascherem Gang, ab- gedreht. Das Schleifen erfolgt dann mit Schmhgelscheiben wie bei eisernen Walzen. 350. Instandhaltung und Papier der Papierwalzen. Wenn ein harter Gegenstand zwischen den Glättwalzen durchgeht, presst er sich in die weichere Papier walze und macht in dieselbe einen Eindruck, der sich dann auch auf dem durchgehenden Papier abzeichnet. Schwache Eindrücke dieser Art verschwinden wieder, wenn man die Walzen anfeuchtet und nackt aufeinander laufen lässt, tiefere lassen sich jedoch meist nur durch Abdrehen und Schleifen beseitigen. In Amerika sind Einrichtungen luffing machines patentirt worden, die man an dem Gestell be- festigt, um die Walzen in den meisten Fällen ohne Entfernung aus ihrer Lage 118 934 Fabrikation von MascMnenpapier aus Lumpen. zu schleifen. Bei einer derselben erfolgt das Schleifen von einer gewöhnlichen, auf beiden Seiten mit Flanschen versehenen Riemscheibe, deren Cylinderfläche mit einer aus Harz und Schmirgel bereiteten Masse bedeckt ist. Sie hat eine doppelte Be- wegung: eine drehende, welche so angeordnet ist, dass die schleifende Oberfläche rascher oder langsamer läuft als die Oberfläche der zu schleifenden Walze, und eine seitliche, durch welche sie fortwährend längs der Walze hin- und hergeführt wird. Ueberdies wird sie beständig gegen die Walze gepresst. Ist der Schaden so gross, dass er durch solches Schleifen nicht mehr beseitigt werden kann, so muss die Walze herausgenommen und abgedreht werden. Nach dem Herrn C. G. Haubold jr. in Chemnitz ertheilten deutschen Reichspatent sollen die Papierwalzen in ihrem Gestell mit Diamanten abgedi-eht werden, deren Träger auf einer Schraube von einem Ende zum andern längs der Walze hingeführt wird. Alle diese Hilfsmittel scheinen jedoch nicht die gewünschten Dienste ge- leistet und keine Verbreitung gefunden zu haben. Man begnügt sich damit, leichte Beschädigungen durch Waschen und Leerlaufen möglichst zu entfernen und die Kalander so zu bauen, dass man jede Walze bei schlimmeren Schäden ohne allzu grosse Mühe herausnehmen kann. Um rasche, durch häufiges Abdrehen bewirkte Abnützung der Walzen zu vermeiden, werden ihre Oberflächen in einer der grössten amerikanischen Fabriken dadurch wieder glatt gepresst, dass man sie in eine Drehbank spannt und, anstatt eines Schneidwerkzeuges, eine rasch laufende kleine Stahlrolle unter stetem starkem Anpressen daran hinlaufen lässt. Bei den Glättwerken mit einer zwischen zwei Hartwalzen liegenden Papier- walze, welche 1873 schon mehrere Jahre in Oesterreich und Deutschland in Ge- brauch waren, machte man die Erfahrung, dass es schwierig und umständlich ist, Beschädigungen oder Eindrücke aus Walzen von Hanf- oder Leinenpapier zu entfernen. In den meisten österreichischen Fabriken wird infolgedessen das zu Glättwalzen dienende Papier jetzt aus Hadern angefertigt, welche zur Hälfte aus Leinen, und zur Hälfte aus Wolle, d. i. aus Halbwolle, bestehen. Durch die Wollfasern erhalten die Walzen eine solche Elasticität, dass die gewöhnlichen Beschädigungen der Oberfläche durch Waschen und gleichzeitiges Leerlaufen wieder verschwinden. Dagegen kann die Oberfläche einer halbwollenen Walze kaum so glatt werden, wie die einer Walze aus Flachs- oder Hanffasern, welche sich viel dichter aneinander legen, und sie wird daher in demselben Verhältniss weniger zum Glätten beitragen. Süddeutsche Fabrikanten, welche diese Erfahrungen kennen und auch ihrerseits verschiedenartige Rohstoffe zu Glättwalzen verwendeten, er- zielten mit Papier aus reinen BaumwoUhadern die besten Ergebnisse. Die Baum- wollfaser hat neben bedeutender Festigkeit grosse Elasticität und wird sich bei längerer Erfahrung wahrscheinlich besser als Wolle erweisen, dagegen würde die Behauptung, dass sie auch der Flachs- und Hanffaser vorzuziehen sei, angesichts deren ausgedehnter und befriedigender Anwendung in Amerika, sehr gewagt er- scheinen. Um bestimmt zu entscheiden, welche dieser Fasern den Vorzug verdient, müssten mehrere Glättwerke neuerer Art mit Walzen aus verschiedenem Papier versehen und, unter gleichen Verhältnissen, zu gleicher Arbeit benützt werden. Mögen diese Zeilen den Anstoss zu solchen Versuchen geben! Seit Niederschrift vorstehender Zeilen für die erste Ausgabe 1875 ist die Instandhaltung und Papier der Papierwalzen. 935 Lösung der Frage, welche Stoffe für Papierwalzen am geeignetsten sind, etwas weiter gediehen. Die acht schmalen Kalander, welche 1881 in Cumberland mills in Maine 18 Tonnen feines Druckpapier täglich glätteten, hatten Papierwalzen aus etwa 80 pCt. harten Fasern mit etwa 20 pCt. baumwollenen. Je härter die Papier walze, desto schärfer die Glätte. Die zwei besten dortigen Kalander hatten Walzen aus reinem festem Hanfpapier, die schon 17 bis 20 Jahre im Gebrauch waren und elfen- beinartige, dunkelgemsfarbene Oberflächen hatten. An diesen Kalandern arbeiteten die geschicktesten Leute, damit die Walzen vor Unfällen bewahrt bUeben. Jeder Kalander glättete 300' Papierbahn in der Minute, lieferte tägUch 35 bis 70 Ctr. zum Theil mehrmals durchgegangenes Papier, welches nicht vorher gefeuchtet war und seine Glätte dauernd behielt. Bis in die neueste Zeit wurden in Amerika die Papierwalzen, soweit es be- kannt wurde, beinahe ausschliesslich aus harten Fasern angefertigt, während in Evu-opa darin die grösste Verschiedenheit herrscht. Die Vereinigten Werkstätten zum Bruderhaus in Eeutlingen, Württemberg, benutzen und empfehlen halbwollenes, weiches dunkelgraues, möglichst gut gearbeitetes Papier. Sie geben jedoch zu, dass für schnellgehende Kalander und geringere Papiere Walzen aus harten Fasern zweckmässiger sein mögen, und haben selbst damit gute Erfahrungen gemacht. Die Maschinenfabrik Golzern bezog etwa 1887 bestes Manillapapier aus Amerika und Keferte einer deutschen Fabrik besserer Schreibpapiere einen Kalander mit daraus hergestellten Papierwalzen. Nachdem der Kalander einige Monate ge- arbeitet hatte, mussten die Manillapapier- Walzen von der Maschinenfabrik durch Walzen aus Halbwolle-Papier ersetzt werden. Dagegen waren die Halbwollpapier- Walzen eines 1884 von Golzern nach Eussland gelieferten 3 m breiten Kalanders 1890 noch im Betrieb, ohne je abgedreht oder nm' herausgenommen worden zu sein. Für feinere Papiere sollen Walzen aus hartem Papier weniger geeignet sein, weil sich die Eindrücke nicht mehr ganz daraus entfernen lassen. Ander- seits werden in einigen deutschen Fabriken von geringen und Mittelpapieren mit Walzen aus harten Fasern die besten Ergebnisse erzielt. Der Verfasser erhielt 1891 ein Stück des Papiers, welches die Pusey & Jones Co. in Wilmington, Del., zur Zeit zu ihren Kalanderwalzen benutzt. Dasselbe ist dunkelgrau und enthält nach mikroskopischer Untersuchung durch Herrn Herzberg, Vorsteher der amtlichen Papierprüfungsanstalt in Charlottenburg, etwa 90 pCt. Baumwolle imd nur etwa 10 pCt. Leinwand. Es scheint also, dass viele amerikanische Fabrikanten weichere, manche deutsche härtere Fasern als früher verwenden, dass sich also die Anschauungen in beiden Ländern einander nähern. Während jedoch die amerikanische Probe anscheinend geglättet ist, wollen deutsche Fabrikanten nur ungeglättetes Papier verwenden, weil sich dieses fester zusammen- schliesst. Ein deutscher Maschinenfabrikant, welcher viele Papierwalzen anfertigt, hält nach seinen Erfahrungen weiches JlalbwoUe- Papier für die meisten Zwecke, be- sonders für bessere Papiere, am geeignetsten, unter der Voraussetzung, dass es unter möghchst starkem Druck zusammengepresst wird, sodass die Walze doch sehr dichte Oberfläche erhält. Zum Glätten von Papier aus Sulfitstoff und anderen harten Fasern empfiehlt er jedoch nur Walzen aus hartfaserigem Papier. 118* 936 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Den besten Aufschluss darüber, ob eine Walze gut hergestellt war, erhält man durch Untersuchung ausgedienter Papierwalzen. Bei schlechten Walzen ist das Papier bis 2 cm unter der Oberfläche gebrochen, bei guten nur wenig an der Oberfläche zerknickt. Im allgemeinen zeigen Walzen von geglättetem Papier aus harten Fasern, wie Hanf und Bast, mehr Knickungen und Brüche als solche aus weichen Fasern, z. B. Halbwolle und Baumwolle. Am schlechtesten erweisen sich stark geleimte Papiere. Die Art des Papiers ist auch nicht allein maassgebend, vielleicht hängt noch mehr davon ab, wie es auf die Welle gebracht, und mit welchem Druck es zusammengepresst wird. Bei den noch immer viel verwendeten Glättwerken für Bogen, die aus zwei Hartwalzen und einer mittleren Papierwalze bestehen, nimmt man letztere auch in Deutschland stets aus Hanf- oder anderen harten Fasern, damit kräftige Leistung, d. h. gute Glätte, erzielt wird. Bei Kalandern mit 10 Walzen nimmt ein Erbauer die oberen beiden Papierwalzen aus harten Fasern, die unteren beiden aus Halb- wolle. Die Fehler, welche infolge von Beschädigungen der oberen Walzen ins Papier kommen mögen, können dann durch die elastischeren, stets glatten unteren Walzen wieder ausgeglichen werden. Ein anderer macht es umgekehrt, indem er die obersten Papierwalzen aus weichem Papier herstellt, weil sie die Knötchen im Papier zuerst empfangen und elastisch genug sein sollen, um rasch wieder glatt zu werden. ISTach unten nimmt er dagegen härtere Walzen. Da beide Fabri- kanten gute Erfolge mit ihren Glättwerken erzielen, so scheint es, wie schon ge- sagt, mehr auf die gute Anfertigung und passende Benutzung der Walzen als auf die Art des Papiers anzukommen. Jedenfalls muss das Walzenpapier aus solchen Fasern bestehen, die fest verfilztes Papier liefern, und darf keine Füllstoffe oder altes Papier enthalten. Folgende von Dr. E. Muth in Nr. 4 der Papier-Zeitung, Jhg. 1890, er- zählte Erfahrung ist in dieser Hinsicht sehr lehrreich. Zu den Papierwalzen eines Kalanders war graues wolliges und weiches Papier verwendet worden, von der Art, wie es früher zu Düten oder Löschpapier diente, und welches aus migeleimtem halbwollenem Stoff angefertigt worden war. Diese Papierwalzen hielten sich im Gebrauch sehr gut, entstandene Unebenheiten und Eindrücke Hessen sich dui-ch Anfeuchten der "Walzen nahezu vollständig entfernen. Die Papierwalzen würden auch fernerhin gut geai-beitet haben, wenn nicht durch die Nach- lässigkeit des Aufsehers das Schmieröl der Zapfen eine der Walzen eingeschmutzt hätte, so dass breitere Formate nicht satinirt werden konnten, ohne dass das Papier grau wurde. Wie gewöhnlich ein Fehler andere nach sich zieht, so Hess der Aufseher auch hier, mn die Schmierflecken zu entfernen, die ein- gesclimutzten Stellen der Walze mit kaustischer Lauge waschen, wodui-ch er indess nur so lange günstigen Erfolg hatte, bis entweder neues Sclimieröl auf die Walze lief, oder das ins Innere der Walze gedrungene Oel wieder an die Oberfläche kam. Da die Lauge nach Aussage der Arbeiter so stark war, dass deren Hände davon angegriffen wurden, so ist es erklärlich, dass auch das Papier seineu Zusammenhang verlor; es zerbröckelte, und in der Papierwalze entstanden Löcher, durch welche dieselbe unbrauchbar wurde. Da die verunglückte Papierwalze sich während sechs Jahre sehr gut bewährt hatte, warde dem Fabrikanten aufgegeben, gleiches Papier zu der neuen Walze zu verwenden, über- haupt dieselbe genau ebenso herzustellen. Es wurde ausserdem die Vorsicht gebraucht, die neue Walze mehi-ere Wochen auf dem Papiersaale liegen zu lassen, damit etwa aufgenommene Feuchtig- keit wieder abgegeben würde. Auch wurde dieselbe, um nicht von Anfang an zu sehr gepresst zu werden, als oberste Papierwalze in den Kalander gelegt. Im Aussehen zeigte die Walze auf der ganzen Länge die gleiche Beschaffenheit und Farbe wie die frühere, so dass man glaubte, sie würde sich beim Arbeiten ebenso erweisen. Nachdem die Walze ungefähr 8 Tage gelaufen hatte, machte sich an jedem Ende eine Wulst bemerkbar, welche allmälig in Breite und Höhe zunahm. Nach weiterem Arbeiten begann die ErhfUiung an beiden Seiten sich nach aussen umzubiegen. Dieser Tafel Vll. InstHiidhaltiiiig und Papier der Papierwalzeu. Baumwoll- Waken. 937 nach aussen gedi-ängte Tlieil wui-de weich, blätterte sich zuerst auf, und es brachen beim Arbeiten mehr und mehr Stücke ab, die an der Bruchfläche keineswegs das Aussehen grauen Löschpapiers zeigten. Um die einzelnen Stücke zu untersuchen, wurden dieselben in lauwarmem "Wasser eingeweicht, und dabei zeigie sich, dass dieselben aus einzelnen Lagen dünner Holzpappe bestanden. Schwefelsaures Anihn und Phloroglucin gaben die bekannte Holzreaktion. Das Vorkommen wurde dem Fabrikanten mitgetheilt, welcher angab, er habe, um der Papierwalze an beiden Enden etwas mehr Widerstands- fähigkeit zu geben, den Versuch gemacht, dort als Schutzblätter einige Lagen Holzpappe einzulegen. Wie dieser Versuch geglückt war, wm-de durch besagten Vorgang bewiesen. Das weiche wollige Papier liess sich durch den starken Druck fest ineinander pressen, so dass sich eine dichte gieichmässige Masse bildete, welche sozusagen aus einem Guss bestand. Die an den Enden zuge- fügte Holzpappe liess sich nicht mw mit den zunächst liegenden Papierlagen mcht zusammenpressen, sondern dehnte sich auch durch den beim Arbeiten entstandenen Druck in der Eichtung des Durch- messers aus. Hörte nun, wie bei dem herausgedrängten Theil, der Zusammenhalt auf, so blätterte sich die Holzpappe auseinander, und die einzelnen Theile brachen ab. Die einzelnen Lagen waren nur aneinander gepresst und nicht, wie bei dem weichen saugfähigen Papier, ineinander. Die darauf nach Vorschrift angefertigten Papierwalzen hatten diesen Fehler nicht; sie sind seit mehreren Jahren in ständigem Gebrauch, ohne auch nur ein Abdrehen nöthig zu machen. An die Papierwalzen setzt sicli Staub, welcher durch die Leimtheile des Papiers darauf festgeklebt, aber dann auch wieder an die zu glättende Papierbahn abgegeben wird und sie grau färbt. Während Waschen mit lauwarmem Wasser imd Leerlauf zur Ausgleichung von Unebenheiten genügt, nimmt man zum Reinigen der Walzen am besten grüne oder Schmierseife. Soda sollte auf keinen Fall in das Waschwasser kommen, weil sie in das Papier dringt, dessen Zusammenhang lösen kann und sich schwer wieder auswaschen lässt. Eine Hand voll Seife auf 7 bis 8 1 lauwarmes Wasser genügt, und die Lösung kann mit einem grossen sandfreien Schwamm auf die ßücklaufseite aufgetragen werden. Bei richtigem Andrücken und Verschieben längs der Walze bleibt so viel Seifenwasser haften, dass es den zwischen zwei Walzen bleibenden Raum ausfüllt. Das Wasser ßirbt sich durch die aufgenommenen Staub- und Schmutztheilchen immer tiefer, kann aber doch wiederholt benützt werden. Das Seifenwasser wird dann mit reinem Wasser so lange ausgewaschen, bis dieses klar abläuft. Dann lässt man nöthigenfalls noch einige Stunden leerlaufen, um etwaige Unebenheiten möglichst zu entfernen. Von anderer Seite wird Sprit zum Waschen der Walzen empfohlen. Keinesfalls dürfen die in solcher Weise genässten Walzen wieder benutzt werden, ehe sie völlig trocken und hart geworden sind, da sie sonst von jeder Falte des neu einlaufenden Papiers geschädigt würden. Kleine Beulen und Vertiefungen sollen sich durch häufige Waschungen mit Speise-Essig ebnen lassen. Da aber aufgelegter nasser Papierstoff während der Stillstände dasselbe bewirkt, so ist nicht zu erkennen, welch besonderer Einfluss dem Essig zukommt. Nach dem Abdrehen der Papierwalzen empfiehlt es sich, den Kalander unter vollem Druck 12 bis 24 Stunden einlaufen zu lassen. 351, Baumwoll-Walzen. In manchen Fällen werden anstelle von Papier- walzen solche aus Baumwolle angewandt, die zwar erhebUch theurer sind, aber auch viel grössere Lebensdauer besitzen sollen. Werden dieselben aus BaumwoU- Gewebe angefertigt, so schneidet man aus demselben, wie aus Papier, je mit einem Loch versehene runde Scheiben aus und presst diese wie papierne auf die Stahlwelle. Manchmal werden auf dem Kratzwolf zerrissene Fäden dazu ge- nommen, oder Roh-BaumwoUe, die vorher in besonderen Maschinen gerissen und gereinigt wurde. In diesen beiden Fällen formt man aus der Baumwolle Wickel Tafel Vll. 938 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. oder Kuchen mit Achsenlocli in der Mitte, die von Hand einzeln auf die aufrecht stehende Welle geschoben und mehrere Stunden einem Druck von 300 bis 500 Atmosphären ausgesetzt Averden. Abgesehen von der Verschiedenheit der Rohstoffe werden die Walzen wie papierne angefertigt und abgedreht. 352. Feuchtmaschinen für Rollenpapier. Auf Seite 742 ist erklärt, warum die Walzen eines Kalanders, jede gegen die imter ihr liegende, etwas zurückbleiben, d. h. langsamer laufen. Damit das Papier die Zerrung ertragen kann, welcher es beim Durchgang zwischen Walzen von verschiedener Geschwindig- keit ausgesetzt ist, darf es nicht hart und spröde sein, und desshalb ist es nöthig, ihm durch Befeuchten mögliehst gleichmässige Elasticität zu verleihen. Diese Elasticität erleichtert auch das Niederlegen aller Fasern und hervorragenden Theile, sowie den dichten Zusammenschluss alles dessen, woraus die Oberfläche des Papiers besteht, wie Seite 742 gesagt. Im Abschnitt 292 sind verschiedene Feuchter beschrieben, welche dazu dienen, das Papier auf der Papiermaschine zu nässen, damit es noch eine Art Matrisirung erfährt und von den darauf folgenden Kalandern, oder bei nachheriger Behandlung in besonderen RoUkalandern gute Glätte erhält. Fabrikanten, die besonders starke Glätte erzielen wollen, begnügen sich jedoch nicht mehr mit diesen einfachen Einrichtungen, sondern stellen besondere Feuchtmaschinen auf, in denen das Papier, unmittelbar ehe man es durch den Bollkalander führt, gründ- lich und gleichmässig gefeuchtet wird. Die Vereinigten Werkstätten zum Bruder- haus in Reutlingen haben eine Feuchtmaschine vielfach mit Erfolg ausgeführt, die in 1 : 20 der wahren Grösse auf Tafel VII dargestellt ist. In Figg. 853 und 854 sind Aufriss und Grundriss, in Fig. 855 Längsschnitt nach M—N, in Figg. 856 und 857 Querschnitte nach B—T und H—L von Fig. 854 gegeben. Auf der Papiermaschine ist das Papier auf hölzei'ne, auf Rollstangen von quadratischem Querschnitt geschobene Hülsen gewickelt worden. Jede solche Hülse mit der darauf befindlichen Papierrolle a, Fig. 853, wird zum Feuchten auf eine genau gleiche, quadratisch gehobelte, 40 mm starke Rollstange l, Figg. 854/856, geschoben und darauf mit Stellringen gegen seitliche Verschiebung gesichert. Damit Welle ö leicht aus der Feuchtmaschine genommen und eingelegt werden kann, ruht sie einerseits in mit Scharnierdeckel versehenem Lager l' und auf der anderen Seite in dem quadratisch ausgehöhlten Kopf c' einer kurzen im Lagerbock l" ruhenden Welle, welche aussen mit Bremsscheibe c versehen ist. Die Lager h' h" sitzen an den Ständern a' a", welche durch eine hohle gusseiserne Querstange c", Fig. 856, verbunden sind. Die Bremsscheibe c ist massiv gegossen und am Umfang so tief ausgedreht, dass sie in der Nuth den zweitheiligen Bremsring aufnehmen kann, der an einer Seite mit Scharnier versehen und in dessen Verlängerung durch einen am Gestell befestigten Stift, Fig. 854, verhindert wird, sich zu drehen. An der anderen Seite kann man den Bremsring mit einer Flügelschraube zusammen- ziehen und damit die Reibimg regeln. Die Reibungsfläche ist zur Erhöhung der Reibung mit Leder gefüttert. Die Papierbahn a geht in der Richtung der Pfeile zuerst auf die hölzerne mit Filzschlauch bezogene Förderwalze d, auf welcher die schmiedeiserne Belastungs- Rohrwalze d' ruht. Um das Papier leicht zwischen die Walzen dd', Figg. 853/6, einschieben zu können, hebt man d' einseitig, indem man das Kreisexcenter d" mit dem ßaumwoll-Walzeii. Feuclitmasclüiieu für EoUenpapier. 939 Hebel und Kugelgriff cV" dreht. Es ist von Wichtigkeit, dass die Walzen d d' genau die Länge der Papierbahn a in jeder Minute zuführen, welche am anderen Ende aufgewickelt wird, dass man also die Geschwindigkeit der Förderwalze d nach Beheben regeln kann. Dies geschieht von dem Handrade E", Figg. 854 und 856, aus, welches auf der durch die hohle Querstange c" gehenden Spindel F sitzt und durch Drehen die Schraube F' am andern Ende in Bewegung setzt. Die Mutter der Schraube J^' bildet einen Theil der auf Stange G verschiebbaren Eiemenführung F", welche seitlich in der Riemengabel G' G" ausläuft, die den über Kegelriem- scheiben EE' laufenden Kiemen verschiebt. Die Kegebiemscheibe E' sitzt auf der Welle der Förderwalze d imd erhält ihren Antrieb durch Vermittlung der Kegel- riemscheibe E von der Hauptwelle W aus mittels Riemscheiben B'" und B, Figg. 854 und 857. Reisst die Papierbahn während des Feuchtens, oder ist sie abgelaufen und muss verlängert werden, so hält man das herabhängende Ende der durchgelaufenen Bahn auf dem hölzernen Tisch e, Figg. 853/4, mit einer vuiter die auf dem Tisch befestigten Klötzchen e" e" geschobenen Klemmleiste fest, klebt die von der Förder- walze d kommende neue Papierbahn daran, entfernt die Klemmleiste und setzt die Maschine wieder in Gang. Der Tisch e ist am freien Ende mit einer Walze e' versehen, über welche die Papierbahn in der Richtung der Pfeile läuft. Um richtig gewickelte Papierrollen mit möghchst glatten Kopfenden zu erhalten, muss man der AufroUwalze das Papier stets in einer Lage zuführen, die nach den Seiten keinerlei Verschiebung zulässt. Dies wird durch Führung des Papiers über das aus zwei gekrümmten n Eisen //' bestehende Gestell bewirkt, welches die Ab- und AufroU- Einrichtung verbindet. Auf den Rundstäben /", welche f und f auseinanderhalten und versteifen, sitzen je zwei Stelhinge gg', an denen die Flachschienen li h' mit versenkten Schrauben befestigt sind, zwischen denen die Papierbahn läuft. Man steht die Ringe gg' so, dass die biegsamen Flachschienen Ji h' beim Eintritt des Papiers am weitesten auseinander stehen und nach den AufroUwalzen zu immer enger werden, bis sie am Ende genau die Weite der Papierbreite haben. Da die Förderwalzen d d' nur so viel Papier zubringen wie am andern Ende aufgerollt wird, so ist dasselbe auf seinem Wege über die Stangen f" nicht gespannt, sondern lose, kann sich genau der Wegführung an- passen, und es wird dadurch ermöglicht, das gefeuchtete Papier in Rollen zu wickeln, deren Lagen in den Stirnflächen nur etwa 1 mm gegen einander verschoben sind. Aus dieser Führung gelangt die Papierbahn auf die Streckwalzen i'" i" i' i, deren beide äussere i'" i sich drehen und mit Bremsscheiben h, Fig. 854, gebremst werden können. Die Enden der beiden anderen Walzen i' i" sitzen in je einer gemeinsamen Zahnradscheibe Z' und Z^", welche gleichzeitig von auf Welle l sitzenden Zahnrädchen K'", Fig. 857, durch das Schneckengetriebe l' l" von dem Hand- rädchen l'" auf Welle )M, Fig. 854, gedreht werden können. Diese Walzen oder rich- tiger Stangen i' i" können sich somit nicht um ihre Achse drehen, lassen sich aber durch Drehung der Zahnradscheiben K' K", wie aus Fig. 855 ersichtlich, in paralleler Richtung so verschieben, dass die darüber weglaufende Papierbahn mehr gespannt oder loser wird. Die in richtige Lage gebrachte und gespannte Papierbahn gelaugt jetzt auf die aus Bronceschale und gusseisernen Köpfen bestehende Feuchtwalze n, 940 Fabrikation von Maschinenpapier ans Liimpen. die von der iinteren, mit Filzschlauch bekleideten und in einem Wassertrog o laufenden gleichartigen Walze n' genässt wird. Das auf n genässte Papier wird unmittelbar auf die Rollstange p gewickelt. Der Filzschlauch der Walze n' wird an beiden Enden über die eingedrehte Oberfläche der beiden gusseisernen Schluss- •''■ r- von den Hand- rädchen""« v aus ein- und ausrücken. Da der Antrieb ohne Räder erfolgt, so ist er geräuschlos, und dadurch, dass keine Riemengabeln in Anwendung sind, werden die Riemen geschont. Die durch Patent Nr. 289 geschützte Erfindung besteht in der Lagerung der Walzen in einseitigem Gestell. Deren Hauptvorzug besteht nach der Patent- schrift darin, dass die Seitendriicke, wie aus Fig. 888 ersichtlich, bei Gestellen 962 Fabriljation von Maschinen]3apier ans Lumpen. Fig. 888. Fig. 889. gewöhnlicher Art nach beiden Seiten wirken und Ausbiegung oder doch stärkere Abnützung der mittleren Lager und damit ungleiche Führung der Walzen verursachen. Da die Seitendrücke bei einseitiger Lagerung den ganzen Ständer, Fig. 889, abwechselnd in entgegengesetzten Richtungen zu verbiegen suchen, so heben sie sich fast ganz auf. Ausser- dem wird das Einlegen und Herausnehmen von Walzen durch diese Bauart sehr erleichtert. In Figg. 890, 891, 892 ist die Anordnung der Zapfen- lager einer mittleren Walze gezeigt. In der cylindrischen Aus- bohrung des Ständers A sitzt für jedes Lager ein Gleitstück B, worin ein cylin drisch gedrehter Zapfen C des Lagers so ruht, dass es sich um seine waagerechte Achse drehen und der Lage des Walzenzapfens anpassen kann. Die Schrauben I, welche B mit dem Lager vereinen, haben flache Köpfe, welche von vorn durch waagerechte Schlitze des Gleitstücks B eingeführt Fig. 890. Fig. 891. und dann in senkrechte Lage gedreht werden, wo sie in einer 5 mm tiefen, senk- rechten Nuth Halt gegen die Verdrehung finden, welche sonst beim Anziehen der Mutter erfolgen könnte. Um das Lager herauszunehmen, löst man die Muttern um zwei Umgänge, schiebt die Schraube nach innen und dreht sie um 90 ^ Da die flachen Köpfe dann vor den waagerechten Schlitzen liegen, so lassen sich die Lager mit ihren beiden Schrauben lierausnehmen. Zi,mi Ausheben der Walzen Deutsche EoUlcalander. 963 werden auf die Zapfen-Enden Hülsen — wie in Fig. 885 an Walze 5 — geschoben, in deren Ketten Flaschenzüge fassen, welche an Oesen X über dem Kalander an- gehängt werden. Die Gleitstücke B sind durch Hängeglieder D und E E verbunden, welche die Glieder zweier Ketten bilden, die man durch Drehen des Handrads TT'^ (Fig. 885) mittels auf den Ständern liegender Schneckentriebe und Schrauben gleichzeitig heben kann. Das obere Ende jedes Kettengliedes B und E E, Fig. 890, ist zur Aufnahme des Bolzens F rund ausgebohrt, während das untere zur Auf- nahme des nächsten Bolzens F mit Schlitz versehen ist. Dreht man am Handrad W, Fig. 885, so wird zuerst das obere Gleitstück mit Walze 1 gefasst und gehoben, dann fasst dessen Hängeschiene den Bolzen des zweiten Gleitstücks, hebt diesen usw., bis alle Walzen mit einem Abstand von etwa 2 mm abgehoben sind und frei hängen. Dieses Anheben ist bei längerem Stillstand des Glättwerks zweck- mässig, zum Aus- und Einlegen von Walzen nothwendig. Die stark belasteten Lager der obersten Walze erhalten unmittelbare zu- verlässige Oelschmierung, die durchgeht, von den wegnehmbaren Schaalen G auf- gefangen wird und durch Röhrehen H, Figg. 890 u. 891, in die nächsten Lager gelangt. Nach Verlassen dieser Lager tropft das Oel theils am Eand der Walze, theils an Nase K, Fig. 891, vom Lager in die nächste Oelschaale, geht in das zugehörige Lager usw., bis es schliesslich über dem untersten Lager in einer Schaale ohne Ablauf gefangen wird. Die Lager der untersten Walze haben wieder eigene Schmierung. Durch diese Art der Oelung in Verbindung mit grossen Lagerflächen sollen die Zapfen reinlich und gut geschmiert bleiben. Wie Fig. 892 zeigt, ist für den Seitenschub der Walzen durch grosse Anlaufflächen L der Lager Fürsorge getroffen. Zum Aus- und Einheben der Papierrollen dient der Laufkrahn /?, Fig. 884, der von der zweiten endlosen Handkette i aus vor- und zurückgefahren werden kann. Beim Einführen des Papiers muss sich der Arbeiter der Leitern Je und / bedienen, die mit dem Kalander fest, aber seitlich verschiebbar verbunden sind, also sichern Stand gewähren. Leiter k ruht auf der erhöhten Platte m, also über der ablaufenden Papierbahn und unter der nach oben einlaufenden, und macht es dem Arbeiter möglich, auch während des Glättens überall beizukommen. Neuerdings (1891) bauen Jos. Eck & Söhne in Düsseldorf den in Figg. 893 und 894 in 1 : 40 der wahren Grösse dargestellten Hochglanz-KoU-Kalander. Derselbe besteht aus 5 Hartwalzen L L^ L- V- L* und 5 Papier- und BaumwoU- . walzen B, B^ B- B^ E*. Das Papier wird von der mit nachgiebiger Bremse ver- sehenen Rollstange F abgeroUt, geht zunächst über die beiden mit Rechts- und Linksgewinde versehenen Breithalter- Walzen oder Faltenstreicher G und //, um sich nach Durchlaufen aller Walzen auf die untere Wickelstange J selbstthätig aufzurollen. Die Erbauer treiben den Kalander nicht wie gewöhnhch von der untersten, sondern von Walze L^ aus, weil diese erheblich dünner ist und ohne Zapfendruck arbeitet. Infolge des kleinen Durchmessers dieser Antrieb walze können die trei- benden Riemen viel grössere Geschwindigkeit erhalten, laufen sicherer, und man vermeidet die Zwischenschaltung von Zahnrädern, die nie ohne Geräusch laufen. Die Erbauer wollen auch die Erfahrung gemacht haben, dass das Papier häufig nicht elastisch genug ist, um sich durch mehr als 8 Walzen ziehen zu lassen. 9(U P'ahrikation von ]\[aRrhiiienp;ipier nns Lumpen. Bis es von der obersten, am langsamsten laufenden an die getriebene schnellste Walze gelangt, ist es häufig schon so weit gestreckt als es ertragen kann. Da die Umfangsgeschwindigkeit der unter L" liegenden Walzen B^ nnd Z^ gegen i^ etwas zurückbleibt, so muss das von U kommende Papier durch -K* und L* geschoben werden. Dies hat nach der Erfahrung der Herren Eck & Söhne keine Schwierigkeit, da das Papier noch elastisch genug ist, um ohne Falten durch die untersten Walzen zu laufen und sich so viel zusammenzuziehen, als zum Aus- gleich der geringeren Umfangsgeschwindigkeit von B^ L*, d. h. zur Aufnahne der nachgeschobenen Papierlänge, erforderlich ist. Fiff. 893. Sobald das Papier durch die beiden aufeinanderUegenden weichen Walzen R- E^ gegangen ist, gelangt diejenige Seite mit den Hartwalzen L^ L* in Berüh- rung, welche bisher keine Glättung erfahren hat. Dadurch kommen abwechselnd beide Seiten des Papiers auf Hartwalzen und werden geglättet. Will man aber, wie es für manche Briefumschlag- und andere Sorten verlangt wird, das Papier nur einseitig glätten, so nimmt man die Papierwalze R^ mit ihren Lagern aus dem Gestell und lässt die darüber liegenden Walzen soweit herab, dass die bleibenden 0 Walzen dicht auf einander liegen. Das dann durchgehende Deutsolle RoUkalander. 965 Papier berührt die Hartwalzen nur mit einer Seite, wird daher auch nur auf dieser glatt. Um bei der Geschwindigkeit von 360' in der Minute das störende Geräusch von Zahnrädern ganz auszuschliessen, sind solche weggelassen, und der Antrieb erfolgt von der Welle der Hartwalze U aus durch Eiemen. Die grosse bestän- dig umlaufende Eiemscheibe Q, giebt dem Kalander den zum Einführen des Pa- piers nöthigen langsamen Gang. Eückt man nach erfolgter Durchführung des Papieres den Eiemen des Scheibenpaares K oder K^ durch Drehen des Handrads N von der Los- auf die Festscheibe, so nimmt die Welle viel Fig. 894. grössere Geschwindigkeit an und bewirkt, dass sich die schiefen Zähne der Kupplung P von der an die Eiemscheibe Q gegossenen Hälfte selbstthätig aus- lösen, wodurch der Zusammenhang der Welle mit der Eiemscheibe Q unter- brochen wird. Je nachdem man den Eiemen von K oder K^ einrückt, erhält man mittlere oder grosse Geschwindigkeit. Die Verbindung der Antriebwelle mit der Walze L" wird durch eine Old- ham'sche Kreuzscheiben-Kuppelung M bewirkt, die in Figg. 895, SOG, 897 beson- ders dargestellt ist. Die Kupplungshälften A und JB aus geschmiedetem Stahl 122 966 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. sind auf die Walze V' und die Triebwelle gekeilt. Der zwischen A und B blei- bende Kaum ist von einer Scheibe C aus Delta-Metall ausgefällt, deren um 90 '^ gegen einander versetzte Vorsprünge d d^ in gleiche Nuthen der Kupplungshälften A B passen. Der Verbindungstheil C lässt nach zwei Riehtungen eine Verschie- bung der Antrieb welle und der Walze L^ gegeneinander zu, ohne dass durch solche Veränderung der Achsenlage die Uebertragung der Drehkraft beeinträchtigt wird. Wenn sich z. B. infolge Verminderung der Walzen durchmesser durch Abnutzung Walze Zr^ senkt, während die Antrieb welle in bisheriger Lage verbleibt, so wird dadurch der Antrieb des Kalanders nicht gestört. Falls eine solche Senkung der Fig. 895. Fig. 896. , Fig. 897. Fig. 898. Walzen stattgefunden hat, kann man jedoch die Antriebwelle mit ihren Riem- scheiben in prismatisch gehobelten Lagerführungen so verstellen, dass die Achsen wieder auf gleicher Höhe liegen. Der Zug der Treibriemen kann nur auf die An- triebwelle und die Kupplung M seinen Einfluss üben, die getriebene Walze L^ bleibt davon unberührt. Die Ansätze h der Walzen-Zapfen- Lager sind, wie in dem Eck'schen Patent Nr. 13436 beschrieben, und durch Quer- schnitt Fig. 898 dargestellt, mit Bolzen a am Gestell A befestigt und lassen sich leicht daran verschieben. Hat man die Walze B^ herausgenommen und die Bolzen a gelöst, so schraubt man nur mit den Handrädern die beiden Druckspindeln S (Figg. 893 und 894) nieder, welche auf die untereinander . mit Hängeschrauben gekuppelten Zapfen- lager drücken. Die oberen und unteren Hebel B und C sowie die Zugstangen E und die Zugscharniere D sind aus geschmiedetem Stahl angefertigt, damit sie den Druck auf die Walzen bis zu 100 tons = 100000 kg aushalten, welcher zur Er- zeugung von Hochglanz erforderlich ist. Die beiden oberen Papier- Walzen B B^ bestehen aus zwei Drittel Wolle und ein Drittel Baumwolle und sind nur mittelhart gepresst, weil sie die Eindrücke der im Papier befindlichen Knötchen zuerst empfangen und elastisch genug sein sollen, um rasch wieder glatt zu werden. Nach imten hin werden die elastischen Walzen immer härter, und B- B^ B* sind aus Baumwollfäden gepresst. Das Pa- pier erhält somit beim Durchlaufen von oben nach unten immer härtere Unter- lage und nach und nach Hochglätte. Etwaige Eindrücke der Papier- und Baum- Deutsclie Eollkalander. Kalander mit Centralwalze. 967 wollwalzen sollen sich durch Waschen mit in Sprit getauchtem Schwamm oder Bürste und nachherigem Leerlauf und Wiederholung dieses Verfahrens leicht be- seitigen lassen. Durch Anwendung der früher zum Waschen beliebten Soda, Alaun oder Potasehe würde die äussere Papierschicht angegriffen und nach und nach zerstört. Sämmtliche 5 Hartwalzen sind hohl und werden stark geheizt. Das durch den Kalander gegangene, auf J gewickelte Papier muss in die Lage der Abrollwelle F gebracht werden, wenn es nochmals durchgeführt werden soll. Hierzu dient eine Welle mit Kettenrollen 0. Die um die Rollen 0 gewun- denen Ketten sind an ihren freien Enden mit Haken versehen, welche die Welle der Papierrolle J erfassen und hochheben, sobald die Ketten 0^ auf ihre Rollen gewickelt werden. Dieses Aufwickeln erfolgt von der auf der Kettenwelle sitzenden Scheibe 0- aus mit dem darauf gewickelten Seil 0\ welches, wie die Schnur eines Rollvorhangs, mit einigen Windungen um die hohle Seil- scheibe 0* geschlungen wird. Die in Drehung befindhche untere Scheibe 0^ nimmt dann das Seil durch Reibung mit und dreht damit auch die Kettenscheiben 0, bis das Seil (ß losgelassen wird, und damit die Reibung auf 0^ aufhört. Der Hochglanz, welchen man mit diesem Kalander erzielt, ist in der Haupt- sache wahrscheinlich dem imgewöhnhch hohen Druck zu danken, welcher auf die Walzenzapfen geübt wird. Die Wirkung dieses Drucks wird aber nicht nur im Niederpressen der Unebenheiten bestehen, sondern vielleicht hauptsächlich darin, dass er die von der Triebwalze mitgedrehten Walzen in ihrem Widerstand gegen diese IVIitnahme bestärkt. Hierdurch wird der Seite 742 erwähnte Unterschied der Umfangsgeschwindigkeiten der Walzen immer grösser, je weiter dieselben von der Triebwalze entfernt sind. Die Walzen wirken infolgedessen auch mit grösserer Reibungsglätte auf das zwischen ihnen durchgehende Papier, und diese bringt den Hochglanz hervor. Die starke Feuchtung mit bis 30 Prozent Wasser bewirkt, dass das Papier trotz seiner hohen Spannung nicht reisst, und dass die Dehnbarkeit des Papieres durch den hohen Druck nicht leidet. Die hohe Temperatur' der geheizten Hartwalzen verjagt nicht nur das Feuchtwasser, sondern befestigt auch vielleicht die niedergelegten Fasern mit bis zum Schmelzpunkt erweichtem Harz. Der erwähnte hohe Druck und Glanz wird bei dem be- schriebenen 2380 mm breiten Ka- lander imd 360 m Papierdurch- gang in der Älinute mit einem Kraftaufwand von 50 — 70 Pferde- stärken erkauft. 356. Kalander mit Central- walze. Nach der deutschen Patent- schrift Nr. 8608 ordnet man, wie Fig. 899 zeigt, acht oder mehr Walzen, von denen 4 aus Pa- pier imd 4 aus Hartguss bestehen können, um eine grössere Central- walze an. Alle 8 Walzen werden gleichzeitig durch Anziehen der Metallbänder i mit den Schrauben r/ auf die 122* 968 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. Fig. 900. Centralwalze gepresst. Löst man beim Stillstand die Schrauben g, so gehen die 8 Walzen vermöge ihres Gewichtes um etwa 3 mm auseinander, berühren sich also nicht mehr. Das Papier wird von j? ab-, bei o aufgerollt und geht wie bei anderen Kalandern zwischen den 8 Walzen durch. Als Hauptvorzug dieser Anordnung wird der geringe Raumbedarf hervorgehoben. Der Kalander Fig. 900, welcher 1880 von W. R. Schürmann in Düssel- dorf im Betrieb ausgestellt war, bestand aus den Papierwalzen P^ Pj Pj P^ Pg Pe und den Hartwalzen H^^ H^. Der Antrieb erfolgte durch die Hartwalze H^. Durch die Lagerung der Hartwalze i/^ zwischen den Papierwalzen sollte bewirkt werden, dass sich das durchlaufende Papier nur der stets gleichen cylindrischen Oberfläche der Hartwalzen an- zuschmiegen hat, aber keinen Papierwalzen, die manchmal schwach kegelförmig abgenützt sind und dadurch Falten veranlassen. An den Durchgangsstellen trifft das Papier stets auf eine andere Papierwalze, welche die von der vorhergehenden verursachten Fehler wieder ausgleichen kann, während diese sich verdoppeln, wenn das Papier an zwei aufeinander folgenden Durchgängen mit derselben Papierwalze in Berührung bleibt. Da die Hart- walze den mit ihr zusammen arbeitenden Papierwalzen gleiche Geschwindigkeit mittheilt, so wird die Zugspannung nicht von oben nach unten gesteigert, oder doch weniger gesteigert, und das Papier soll in- folgedessen weniger reissen als bei Glättwerken, die von der untersten Walze allein ihren Antrieb erhalten. Der in Fig. 900 dargestellte Kalander zeigt noch den Vorzug so geringer Höhe, dass man bequem überallhin reichen kann, obwohl er eben soviel Durchgangsstellen wie ein hoher achtwalziger Kalander hat. Auch wird der zum Heizen der beiden Hartwalzen dienende Dampf durch die Lage zwischen mehreren Papierwalzen besser ausgenützt. Die Vereinigten Werkstätten zum Bruderhaus in Reutlingen, Württemberg, haben in ihren Werkstätten den unter Nr. 9616 patentirten Kalander mit Cen- tralwalzen aufgestellt, von dem Fig. 901 ein j'jg goi. Bild giebt. Er besteht aus 2 Centralwalzen C ^ mit Umfangswalzen D^ D^ B.^ B^ Dg. Zwei Stahlbänder g sind bei /" am Gestell befestigt, gehen über die Lager der Walzen B^ D, Dg D^ D5 und werden mit Gewichtshebeln i an- gespannt. Das Papier geht von der Rolle M in der Richtung der Pfeile durch die Streck- einrichtung S und zwischen den Walzen durch. Wenn die Walzen D^ Bc, usw. durch Reibung wirken, also rascher als die Centralwalzen C laufen sollen, so erhalten sie von den gemein- schaftHchen dmch Rollen 0 gespannten Riemen raschere Bewegung. Der Kalander wurde in den Werk- stätten vielfach probirt, hat diese aber nicht verlassen, weil er viele Missstände zeigte, und man damit die gewünschte Glätte Kalander mit Centralwalze. Eeibuiigs- (Friktions-) Glättwerke. 969 nicht erzielen konnte. Es ergab sich, dass die als Presswalzen dienenden, um die Centralwalze gelegten Walzen nicht stark genug waren, sich desshalb bogen oder federten und nicht gleichmässig glätteten. Dieser Uebelstand zeigte sich in gleichem Maasse sowohl bei Hartwalzen, die um eine Papierwalze gelegt wurden, als auch bei Papierwalzen, die auf einer Central-Hartwalze lagen. Der Durchmesser der äusseren Walzen lässt sich aber nicht erheblich vergrössern, ohne dass man der Central- walze grössere Auflagefläche und zu diesem Zweck einen über jedes übliche Maass gehenden Durchmesser giebt. Die Einführung des Papiers imd besonders die Fortführung von einer Walze D^ unter die folgende D, usw. verursacht wegen des geringen zwischen den Walzen vorhandenen Raumes grosse Schwierigkeiten. Wenn die Walzen D^ D, Dg usw. nicht ganz genau gleichmässig arbeiten, so staut sich das Papier — besonders dünnes — zwischen denselben und verursacht viel Aus- schuss und Stillstände. Als den äusseren Walzen grössere Geschwindigkeit ge- geben wurde, damit sie durch Reibung glätten und als Reibungskalander dienen sollten, konnte man den vorher nöthigen starken Druck auf deren Zapfen entbehren und vermied damit auch das Durchbiegen und Federn derselben. Dagegen erfuhr aber das Papier, wie immer, unter den Walzen eine geringe Streckung, und die genau gleich rasch laufenden Walzen D" D^ D^" konnten das unter B^ D' schon etwas verlängerte Papier nicht vollständig durchziehen, sodass es sich zwischen den Walzen B., B^ B- von der Centralwalze abhob und sich nicht richtig bearbeiten liess. Bei gewöhnUchen Rollkalandern bleiben die oberen Walzen, wie Seite 742 erklärt, gegen die unteren etwas zurück. Das von oben nach unten durchlaufende Papier kommt also mit immer rascher laufenden Walzen in Berührung. Es ist anzunehmen, dass mit anderen Centralwalzen-Glättwerken ähnliche Erfahrungen gemacht wurden. Bei der Arbeit in den Papierfabriken wird man wahrscheinlich auch ge- funden haben, dass kein genügender Druck auf die Zapfen der äusseren Walzen geübt werden kann, um eben solche Glätte wie mit vielwalzigen Rollkalandern hervorzubringen, weil das Gewicht der aufeinander liegenden Walzen viel kleiner ist. Es dürfte auch schwierig sein, alle um die Centralwalze angeordneten Walzen ge- nau gleich stark aufzupressen, und wenn dies nicht geschieht, müssen Ungleich- heiten und Schwierigkeiten entstehen. Aus allen diesen und vielleicht noch anderen Gründen haben Glättwerke mit Centralwalzen keine Verbreitung erlangt. 357. Reibungs- (Friktions-) G-lättwerke. In den gewöhnliehen Kalan- dern wird das Papier hauptsächhch durch Druck, durch Niederlegung aller Her- vorragungen, Ausfüllen der Vertiefungen und, wie Seite 742 erklärt, nur wenig durch Reibung geglättet. Während sich die Arbeit des Rollkalanders mit derjenigen der Mangel oder Wäsche-Drehrolle vergleichen lässt, soll der Reibungs-Kalander die Arbeit der Hausfrau beim Plätten der Wäsche, oder die des Polirers nachahmen. Wie das mit Bolzen geheizte Plätteisen über die auf filzbekleidetem Brett festliegende Wäsche, so soll eine mit Dampf geheizte Stahlwalze rasch auf dem langsam über eine Papier- oder Baumwoll- Walze gleitenden Papier umlaufen und dabei, wie das Plätteisen, genügend stark auf- gedrückt werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Man kann annehmen, dass die Oberfläche des Papiers von der schnell darüber hingleitenden Reibungs- 970 Fabrikation von Mascliinenpaj)ier aus Ijumpcn. walze so verzogen wird, dass die Vertiefungen, welche das auffallende Licht unterbrechen, ausgefüllt werden. Ebenso wie die Wäsche von der Hausfrau eingespritzt und zum Durch- ziehen des Wassers eine Zeitlang zusammengerollt oder -gefaltet in Ruhe belassen wird, muss der Papiermacher vor dem Glätten für gutes gleichmässiges Durch- feuchten des Papiers sorgen. Ferdinand Jagenberg in Remscheid meint sogar, dass man durch Tränken des Papiers mit Traganth oder anderen beim Stärken der Wäsche benützten Stoffen ebensolchen Glanz erzielen könne wie beim Glanz- Bügeln oder -Plätten von Halskragen und dergleichen. Bunt- oder Streichpapier, Glanzdeckel und Pressspäne werden schon seit vielen Jahrzehnten durch Reibung mit Steinen geglättet. In der ersten Ausgabe dieses Buches (1875) war aber schon erwähnt, dass sogar feine Papiere in England auf einer grösseren Papierwalze von einer daraufliegenden, viel rascher laufenden Stahlwalze geglättet werden. Die obere Walze dürfe aber in diesem Falle nicht von der unteren durch Mitnehmen in Bewegung gesetzt werden, sondern müsse mit selbständigem Antrieb versehen sein; sie glätte dann das Papier durch ihre grössere Geschwindigkeit auf der oberen Seite und ertheile ihm eine besondere Art von Politur, mit welcher es als friction glased in den Handel komme. Seit dieser Zeit hat der Bau von Glättwerken grosse Fortschritte gemacht und auch die Reibungs-Kalander sind vervollkommnet worden. Joseph Eck & Söhne lieferten 1877 den ersten Reibungs- Kalander mit vier Walzen für Packpapier und bauen diese Glättwerke jetzt in der durch Fig. 902 ohne Gesteh und in Figg. 903 bis 906 in Aufrissen und Grundriss darge- stellten Form. Ä und C sind Baumwollwalzen, JB ist die Reibungs-Hartgusswalze, B die untere Hartguss-Tragwalze. Das Papier wird von E abgerollt, geht über die Breithalter- walzen 0 und P (Fig. 902), zwischen Walzen B und C durch, über Führungs- walzen Q B, und wird bei E' wieder aufgerollt. Es wird von der Walze C mit deren Umfangsgeschwindigkeit mitgenommen, während die darüber liegende Reibungs- walze B sich bedeutend schneller dreht und dadurch die gewünschte Reibung auf dem Papier hervorbringt. Um das Verhältniss der Geschwindigkeiten der Walzen B und C zu ändern, braucht man nur deren Zahnräder L und M auszuwechseln. Q und E sind Leitwalzen zur Führung der Papierbahn, F G' und G Riemscheiben für langsamen und schnellen Gang des Kalanders. Die beiden Hartwalzen B D sind zum Heizen mit Dampf eingerichtet. Die obere Walze A soll gleichmässigen Druck auf die ganze Fläche der dünnen Reibungswalze B üben, um störendes Federn oder Durchbiegen derselben zu verhindern. Auch wird damit die schon durch Dampf erhitzte Walze B von unmittelbarer Zapfenbelastung befreit und die Belastung von der dickeren, langsamer laufenden Walze A übernommen. Die untere Tragwalze B verhindert in gleicher Weise Durchbiegen und Federn von C. Der erforderliche Druck wird durch das Gewicht der Walzen und durch belastete Ge- wichtshebel ausgeübt. Die Reibungswalze B erhält ihre Bewegung von den Zahnradpaaren J H und tP H^ (Figg. 903 und 905) an beiden Enden zugleich; die untere Tragwalze D wird von H aus durch Vermittlung der Räder K L M getrieben, Fig. 904. Die Reibung oder Voreilung der Walze B kann dadurch vermehrt oder vermindert werden, dass Eeibungs- (FrLktions-) Glättwerke. 971 man die untere Tragwalze D und damit auch G langsamer oder rascher laufen lässt und zu diesem Zwecke die Räder L M auswechselt. Fig. 902. Soll der Reibungskalander nur mit Druck wie ein gewöhnlicher Rollkalander arbeiten, so braucht man nur das Zahnrad L auszuschalten, welches der Reibungswalze B die raschere Bewegung übermittelt. Dann hat nur die untere Walze D noch unmittel- baren Antrieb, die auf ihr liegenden Walzen C B A werden mit gleicher Umfangs-Ge- schwindigkeit mitgenommen, und man führt das Papier zwischen A und B ein. Kräftiges Papier, z. B. starkes Tauen- papier, muss sehr stark angefeuchtet werden, damit es die zur Annahme von Hochglanz erforderliche Weichheit erhält; nach den Erfahrungen einer Fabrik dieser Sorten muss es bis 30 Prozent Wasser aufnehmen. Will man das Papier dann rasch wieder Fig. 903. Ä)^ / äS^ r^^ {i-\ f^-^ Fig. 90.5. trocknen, so kann man es, wie in Fig. 902 gezeigt, über die geheizte Walze B statt über die Führungswalze V laufen las.sen, che es aufgerollt wird. 972 Fabrikation von Mascliinenpapier aus Lumpen. Bei der Verarbeitung von so stark gefeuchtetem Papier ist die Heizung der Hartwalzen unentbehrlich, weil die Baumwollwalze sonst so viel Feuchtigkeit aus dem Papier aufnehmen könnte, dass dieses bei einem der nächsten Umgänge daran kleben bliebe. Sie ist aber auch stets erforderlich, um die Reibungs- walze zu Anfang der Arbeit auf höhere Temperatur zu bringen. Wenn die Walze diese erlangt hat und infolge der entwickelten Reibungswärme beibehält, kann der durch- strömende Dampf in manchen Fällen abgesperrt werden. Beim Glätten mancher sehr trockener Papiere muss man sogar die Reibungswalze abkühlen, indem man auf demselben Wege wie vorher Dampf, Wasser durchleitet. Da man mit der Reibungswalze nur eine Seite des Papiers bearbeiten kann, so muss man die Rolle umkehren und das Papier nochmals durchführen, wenn es auf beiden Seiten Glanz erhalten soll. Die Herstellung der Baumwollwalzen Ä und C ist Seite 937 beschrieben. Wenn die Zahnräder, welche die Reibungswalze treiben, gewöhnliche Stirn- räder sind, so hat der eingreifende Zahn des treibenden Rades einen kleinen Zwischenraum zu durchlaufen, ehe er den Zahn des getriebenen Rades fasst. Durch diesen kleinen Zwischenraum entstehen kaum merkbare schwache Stösse, die sich auf dem geglätteten Papier durch Quer-Streifen von verschiedener Schattirung zu erkennen geben. Es muss desshalb dafür gesorgt werden, dass die Reibungs- walze gleichmässig und ohne Stösse umläuft. Riemen erscheinen hierzu am ge- eignetsten, haben jedoch den Missstand im Gefolge, dass sie einen Zug auf die Welle üben und dadurch möglicherweise andere Fehler hervorrufen. Wenn die Riemen nicht sehr lang sind, arbeiten sie auch unsicher und gleiten häufig. Um sicher zu gehen, erscheint es daher am besten, dass man die neuerdings eingeführten Stirnräder mit schrägen Zähnen benutzt, von denen stets mehrere gleichzeitig an- greifen und damit das stossweise Anfassen winkelrechter Zähne vermeiden. Je rascher die Reibungswalze B im Verhältniss zu der Unterlagswalze C läuft, je mehr Voreilung sie gegen diese hat, umsoweniger soll sie belastet werden — und umgekehrt. Die Belastung lässt sich mit den Gewichtshebeln leicht regeln und die Geschwindigkeit der Reibungswalze durch Einsetzen anderer Räderpaare verändern. Je stärker die Reibung, desto höherer Glanz wird erzeugt, und desto dickgriffiger bleibt das Papier, weil der Druck gleichzeitig geringer ist. Je schwächer die Reibung, desto matter der Glanz, und desto dünngriffiger wird das Papier, weil gleichzeitig mehr Druck auf die Reibungswalze wirkt. Die Baumwollwalze C von 500 mm Durchmesser macht z. B. eine Drehung, während die Reibungs- walze -B von 250 mm Durchmesser beim Glätten von Pack- und Umschlagpapier 2V'2 bis 3 mal umläuft, also in gleicher Zeit einen um 25 bis 50 Prozent grösseren Weg zurücklegt. Je kleiner der Durchmesser der Friktionswalze ist, desto besser wirkt sie. Da sie aber um so dicker gegossen werden muss, je breiter der Kalander ist, so ergiebt sich auch hier als Regel, dass es am besten ist, denselben so schmal als thunlich zu nehmen. Ein Reibungskalander von vorstehend beschriebener Art braucht je nach Breite und Leistung 8 bis 40 Pferdestärken und glättet in der Minute 25 bis 40 m Papierbahn, Reibungs- (Priktions-) Glättwerke. 973 Fig. 906. Herr Ferdinand Jagenberg in Remselieid, der sich seit vielen Jahren mit dem Bau von Friktions-Kalandern beschäftigt, bewirkt den Antrieb der Reibmigs- walze dadm-ch, dass er sie auf beiden Seiten von Zahnrädern mit schräg geschnittenen Zähnen in Bewegimg setzen lässt. Durch den Antrieb von beiden Seiten wird vermieden, dass einseitiger Zug auf die Reibungswalze stattfindet, und die etwaigen Felller des Getriebes einer Seite sollen durch das andere ausgeglichen werden. Riemen, welche er in gleicher Weise anwandte, mussten sehr stark gespannt werden und verbrauchten viel Triebkraft. Er legt wie Eck & Söhne eine Papierwalze auf die Friktionswalze; da aber Papierwalzen nur einen dünnen eisernen Kern haben mid infolgedessen wenig Zapfendruck ohne Biegung ertragen kömien, so legt er noch eine Hartwalze auf dieselbe, wie in Fig. 906 gezeigt ist. Dadurch erhält er ein fünfwalziges Glättwerk, welches auch als Rollkalander benutzt werden kann. Nach Jagenbergs Erfahrung wird der Rei- bimgswalze gewöhnlich solche Geschwindigkeit er- theilt, dass ihre Oberfläche in gleicher Zeit einen um 10 bis 20pCt. längeren Weg zm'ücklegt als die unter ihr liegende Papierwalze. Francis W. Bird empfahl schon in einem amerikanischen Patent vom Jahre 1877, die unterste von vier Walzen als Reibmigswalze zu benützen, die darauf liegende aus Papier zu nehmen, Hart- walzen darüber zu legen und die Reibmigswalze von unten anzupressen. Spätere Erfinder haben denselben Gedanken ausgefülirt. Joseph Eck & Söhne in Düsseldorf wendeten z. B. bei ihrem durch das deutsche Reichspatent Nr. 9333 geschützten Reibmigskalander eine zu unterst liegende Reibmigswalze an. Diese Bauart wurde jedoch verlassen, weil die tiefe Lage der Reibungswalze miten im Gestell das Einführen des Papiers zu sehr erschwerte. Ausserdem haftete die über der Reibmigswalze liegende dicke Baumwollwalze nicht fest genug auf der darüber liegenden treibenden Hartwalze, um der verführenden gi'össeren Geschwindigkeit der Reibungswalze stets zu widerstehen. Sie liess sich manchmal von dieser mitreissen, vereitelte dadurch die Reibimg und auch das Glätten. Wenn die Baumwollwalze, wie in Figg. 903 bis 906, aiif der treibenden Hart\\'^alze liegt, wird sie von dieser besser mitgenommen und folgt der schnelleren Reibungswalze nicht. Bei den zuerst nach Patent Nr. 9333 gebauten Kalandern lief übrigens die Reibungswalze anfangs langsamer als die darüber liegende Baimi- wollwalze, hatte also Nacheilung gegen diese, und das Papier niusste somit von der Baumwollwalze durchgezogen werden. Diese Ai'beitsweise erwies sich jedoch als ungeeignet und wurde bald aufgegeben. Nach dem deutschen Patent Nr. 18421 soll eine in Hebeln gelagerte Reibungs- walze von der Seite auf das diu-cli einen Rollkalander laufende Papier gepresst werden und dieses glätten, während es über eine Papierwalze geht. Ueber die Er- gebnisse dieser und anderer patentirter Bauarten ist jedoch nichts bekannt geworden. Obwohl Reibungskalander in Buntpapier-Fabriken zum Ersatz der Stein- 123 974 Fabrikation von Maschinenpapier aus Liimpen. glätten mit Vortheil benutzt werden, haben sie in Papierfabriken nur wenig Ein- gang gefunden. Es ergab sich bei den damit gemachten Versuchen zuviel Ausschuss, weil das Papier in vielen Fällen nicht elastisch genug war, um die Bearbeitung durch die Reibungswalze zu ertragen. Es scheint auch, dass das im Papier befind- liche Harz durch die Reibiuig imd Hitze der Glättwalze manchmal verändert wird und Flecken erzeugt. Der Glanz wurde auch vielfach ungleichmässig und streifig. Manche Fabrik, welche einen Reibungs-Kalander angeschafil hat, benützt denselben desshalb nm* als Rollkalander. Soweit der Verfasser in Erfahrung bringen konnte, sind Reibmigskalander in einigen Fabriken zur Erzeugung von Hochglanz auf Tauenpapier dauernd in Gebrauch, nachdem man damit die nöthigen Erfaln'ungen gesammelt und die richtige Behandhmg gelernt hat. Vor allem muss das Papier sehr- gleichmässig gearbeitet und getrocknet sein, da, sich sonst die erforderliche gleichmässige An- feuchtung des stark geleimten Papiers mit bis 30pCt. Wasser nicht erzielen lässt. Es gelingt auf diese Art bis zu 1600 mm breites Tauenpapier zu glätten. Aber auch an diesem mit Hochglanz versehenen Papier sind noch Falten imd Streifen bemerkbar, die zwar bei diesen Sorten nicht schaden, aber erkennen lassen, wie schwierig es ist, weniger kräftige und empfindlichere Papiere in solcher Weise zu glätten. Bei Buntpapier ist das rohe Papier mit einer Farbschicht bestrichen, welche allein mit der Reibimgswalze in Berührung kommt imd meist aus einer sehr gleich- massigen knetbaren Masse besteht. Die Reibungswalze glättet diese nachgiebige Farbschicht mit Erfolg, indem sie deren einzelne Theilchen so verschiebt, dass alle Unebenheiten verschwinden, wäkrend ihr das festgeschlossene Rohpapier zu grossen Widerstand entgegensetzt. Da jedoch die Reibungskalander noch im Anfang ihrer Entwicklung stehen, so ist es wohl möglich, dass sie noch zu Glättwerken aus- gebildet werden, mit welchen man allen Papiersorten höheren Glanz verleihen kann. 358. Heizung und Kühlung der Kalander. In vielen Fällen werden hohlgegossene Hartwalzen angewandt und mit durchgehendem Dampf geheizt. Die höhere Temperatur der Hartwalzen mag zu völligem Trocknen des gefeuchteten Papiers dienen, doch ist kaum anzunehmen, dass man dazu die Kosten der Heiz- einrichtung aufwenden und ihre Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen würde. Die Unannehmlichkeiten bestehen darin, dass die Dampfleitung mit ilu'en Stopfbüchsen Vermireinigung, Nässe mid Dampf mit sich bringt, und dass die Papierwalzen unter der Einwirkung der heissen Hartwalzen leiden, besonders wenn sie beim Reissen der Papierbahn oder bei Stillständen unmittelbar damit in Berülxrung kommen. Wenn manche Fabrikanten trotzdem bei Anwendung geheizter Walzen Vortheil finden, so kann dies darin seinen Grmid haben, dass nicht nur das Wasser aus- getrieben, sondern auch das leimende Harz des dm'chlaufenden Papiers durch die hohe Temperatm- dem Schmelzpunkt nahe gebracht wird, dass dieses die beim Glätten niedergelegten Fasern festklebt mid der erzielten Glätte grössere Dauer verleiht. Man will nämlich die Beobachtmig gemacht haben, dass die schöne Glätte, welche gefeuchtetem Papier von Kalandern ertheilt wird, zum Theil wieder verloren geht, dass die niedergelegten zusammengepressten Fasern sich zum Theil wieder erheben, wenn das Papier seine Feuchtigkeit abgegeben hat. Die prächtige dauerhafte Glätte der amerikanischen Papiere ist auch beinahe allgemein ohne vorheriges Feuchten erzielt. EeibuDgs- (Friktions-) Glättwerke. Heizung und Kühlung der Kalander. Einfluss des 975 Glättens und Feuchtens auf Papier. Alle diese Ansichten imd Beobachtungen mögen für manche Fälle zutreffen und verdienen desshalb Beachtung. Die Papiere heutiger Erzeugung, die zu grossem Theil aus Holz, Stroh, Espartogras bestehen, haben sehr ^-erscliieden geartete Fasern, enthalten zum Theil noch Harzstoffe aus dem Holz, sind verschieden elastisch und verhalten sich auch verscliieden, je nach Art ihrer Herstellung mid Zusammensetzung. Die in einzehien Fällen gemachten Beobachtungen smd desshalb häufig für andere Verhältnisse nicht maassgebend imd können nur Fingerzeige gebeu. Wähi-end z. B. manche Fabrikanten im Heizen der Hartwalzen Vortheil finden, wollen andere deren Temperatm' möglichst niedrig halten. Dm'ch den raschen Gang und die Reibung unter hohem Dmck werden die Walzen auch ohne besondere Heizmig schon so warm, dass man sie häufig nicht anfassen kann. Diese Erwärmung bewirkt manch- mal in der Mitte der Papierbahn rascheres Trocknen als an den Rändern vmd ver- ursacht dadm'ch wellige Ränder, die bei der Verarbeitung, besonders beim Bedrucken usw. sehr hinderlich sind. Ob die Ränder dm'ch migleiche Erwärmimg oder dadurch wellig werden, dass das Feuchtwasser nicht durchweg gleichmässig ausgetrieben wird, bleibt sich gleich, da in beiden Fällen die Ursache der hohen Temperatm' zuzu- schreiben ist. In einer Reihe von österreichischen Fabriken werden desshalb die Hartwalzen der Rollkalander mit dm'clilaufendem kaltem Wasser gekühlt, mid seitdem dies geschieht, sind die welligen Ränder verschwunden. 359. Einfluss des Glättens und Feuchtens auf Papier. Das Glätten wird dadurch bewirkt, dass die hervorragenden Theilchen des Papiers, die Berge, dm'ch Druck in die benachbarten Thäler gepresst werden, so dass eine gleichmässig geschlossene Oberfäche entsteht. Zur Erzielung von hohem Glanz muss zu diesem Pressen noch die Reibmig treten, die, wie auf Seite 742 erklärt, bei Rollkalandern theilweise mitwirkt. Auch in Satinirmaschinen verschieben sich die Platten und Bogen eines durchgeschobenen Packs und zeigen damit, dass das Papier Reibmig er- fahren hat. Bei Reibimgskalandern wird auf das Glätten dm'ch Druck verzichtet. Da das Papier z-naschen den Walzen gezerrt wird, könnte man annehmen, dass seine Festigkeit und Elastizität dabei uothleiden. Nach den von W. Schacht iu Nrn. 71 imd 80 der Papier-Zeitung 1889 veröffentlichten Versuchen ist dies jedoch nm' wenig der Fall. Ungenügend gefeuchtete Papiere büssten zwar beim Glätten im 11 walzigen Kalander etwas von ihrer Festigkeit vmd Dehnimg ein, Papiere mit stärkerer gleichmässiger Feuchtimg hatten aber erhebhch grössere Festigkeit, Dehnbarkeit und ^del bessere, sogar vorzügliche Glätte. Bei sehr- starkem, wieder- holtem Glätten müssen jedoch Festigkeit und Dehnbarkeit des Papiers erheblich abnehmen. Die Annahme, dass Papier beim Glätten senkrecht zum Maschinenlauf, also in Bogen, infolge der Zerrung, welche es dabei erfähi-t, viel von seiner Dehnbarkeit verlieren müsse, wurde durch die Schacht'schen Versuche nicht in allen Fällen bestätigt. Das Vorkommen, dass genügend geleimtes Papier beim Glätten in Kalandern manchmal seine Leimfestigkeit einliü.sst, wird in den meisten Fällen zu starkem Feuchten zuzuschreiben sein. Durch Anwendung imd längere Einwirkmig des Wassers werden die Leimstoffe aufgeweicht, imd wenn das Papier dann noch im Kalander stark gepresst wird, kami es eüie Quetschung erfahren, welche innere weniger gut geleimte Theüe der Papiermasse an die Obeiiläche bringt. Diese Er- scheinung wird jedoch schwerlich auftreten, wenn das Papier bestmögiicli geleimt. 123* 976. Fabrikation von Maschinenpapier ans Lumpen. also bis ins Innere mit LeimstofFen ausgefüllt ist. Papier, welches im Glättwerk seine Leimfestigkeit verloren hat, kann möglicherweise wieder leimfest werden, wenn man es über heisse Trockencylinder führt, welche die getrennten Harzleimtheilchen schmelzen mid die vorher entstandenen Risse wieder zukleben. Geheizte Hartwalzen haben in solchen Fällen dieselbe Wirkung und mögen dann, sowie überhaupt, für sehr stark gefeuchtetes Papier vortheilhaft sein. Alle Drucker haben mit der unangenehmen Erscheinung zu rechnen, dass Maschinenjjapier durch Feuchten seine Grösse verändert, dass es eingeht oder sich ausdehnt, und die Papierfabrikanten müssen dies in manchen Fällen auch berück- sichtigen. Mit jemehr Spannung Papier durch die Papiermaschine und besonders über den Trockner gezogen wird, desto weniger kann es dabei in der Laufrichtung einschrumpfen oder eingehen. Wenn es aber später wieder gefeuchtet imd dann ohne Spannung getrocknet wird, benützt es die Gelegenheit, um sich in der Längs- richtung mein- als querdurch zusammenzuziehen, verändert also seine Gestalt. In Nr. 17 der Papier-Zeitung von 1880 ist eine Reihe von Versuchen mitgetheilt, bei denen Bogen verschiedener Sorten, mit Wasser völlig durchtränkt, gemessen, ge- trocknet und wieder gemessen wmxlen. Die Masehiuen]3aj)iere hatten sich nach dem Feuchten nach beiden Richtungen verschieden gedehnt, wurden aber beim nach- herigen Trocknen kleiner als sie m-sprünglich waren. In der Richtung des Masehinen- laufs war die Verkleinerung, besonders bei wenig geleimten Sorten, stärker als der Breite nach. Gutes Büttenpapier dehnte sich beim Feuchten gleichmässig nach beiden Richtungen und trocknete nachher genau auf seine m'sprüngliche Grösse ein. Bei stark geleimten feinen Papieren war die Verkürzung nach dem Trocknen weniger bedeutend und nach beiden Richtmigen weniger verschieden. 360. Auswahl und Leistung der Kalander. Seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe dieses Buches 1873 — 75 hat der Bau von Rollkalandern in Euroi^a und besonders in Deutschland grosse Fortschritte gemacht. Die von besseren deutschen Maschinenfabriken gelieferten Rollkalander bewähren sieh mindestens ebenso gut wie die aus älterer Erfalxrmig hervorgegangenen amerikanischen. Die in der ersten deutschen Ausgabe erwähnten Glättwerke aus einer Papierwalze und zwei Hart- walzen, durch welche das Papier bogenweise geschoben wurde, und die noch 1873 als erheblicher Fortschritt gegen die Plattenglätten galten, haben jetzt (1891) meistens grossen 8- bis 11 walzigen RoUkalandern Platz gemacht. Die amerikanischen, aus vieljähriger Erfahrung hervorgegangenen Vorbilder wurden jedoch in Deutschland nicht nachgeahmt, die Maschinenbauer und Papiermacher waren in vielen wichtigen Punkten anderer Ansicht und schufen eigene neue Bauarten. Wälirend die Amerikaner ihre Glättwerke so schmal als möglich machten, und das Papier um' in einer Bogenbreite dvu'chführten, wollte man in Deutschland das Papier in voller Maschinenbreite glätten, und es gelang auch, Glättwerke zu bauen, welche dies in befriedigender Weise leisteten. Für- schmale Kalander spricht, ausser der amerikanischen Erfahrmig, der Umstand, dass sie nicht so leicht federn und desshalb rascher laufen können als breite, dass sie also diu:ch rascheren Gang die Mehrleistrmg breiter Glättwei'ke theilweise ausgleichen. Wenn wir als Beispiele zwei Kalander von 1 und 2 m Walzenbreite vergleichen, so leistet letzterer bei wenig höherem Preis, wenig mehr Raumbedarf mid gleicher Bechenmig doppelt so viel als der 1 m breite, und noch Binflass des Glättens und Feuchtens auf Papier. Auswahl und Leistung der Kalander. 977 iVä mal so viel, Wenn der schmale 150 m Papier in der Minute, der breite aber niu* 100 m glättet. Diese Vortlieile sind allerdings so erheblich, dass man wohl j>rüfen muss, ob sich die Nachtheile der breiten Walzen nicht beseitigen lassen. Die Erbauer des Seiten 963 — 967 beschriebenen Kalanders, Jos. Eck & Söhiie in Düsseldorf, glauben das Federn der breiten Walzen dadurch unmöglich gemacht zu haben, dass sie die unterste Tragwalze und die oberste Walze im Verhältniss zu ihrer grösseren Breite dicker und stärker gewölbt nehmen. Wälrrend dieselben bei 1 rn Breite mit 300 bis 320 mm dick geiuig sind, erhalten sie bei 2 m Breite schon 500 bis 550 imd bei 2770 mm 600 bis 625 mm Durchmesser. Vielfache Versuche, Messmigen mid vieljährige Erfahrmig Hessen bei Walzen von solcher Dicke kein Durchbiegen erkennen, obwohl eine Zapfenbelastimg von mindestens 60 Tonnen an- gewandt wird. Zu Gunsten breiter Kalander soll auch noch die Erfahrmig sprechen, dass das Papier bei langsamem Gang glätter wird als bei raschem, wenn niu* genügender Druck angewandt ist. Hiernach würde sogar der Vortheil des rascheren Ganges schmaler Kalander durch bessere Arbeit der langsamer laufenden breiten aufgehoben. Es wäre wahrscheinlich trotzdem nicht richtig, wenn man sich auf Grmid ein- seitig gemachter Erfalu'ung allgemein für breite oder schmale Kalander entscheiden wollte. Es wird vielmehr von der Ausführung der Glättwerke mid der Art der zu bearbeitenden Papiere abhängen, ob man die Anwendung der im Betrieb vortheilliafteren, aber auch schwierigeren breiten Walzen wagen darf, oder sich besser mit bogenbreiten Kalandern begnügt. Manche eiu-opäische Fabrikanten sind nach mit breiten Kalandern gemachten schlechten Erfalirmigen zu schmalen über- gegangen, während andere sich für erstere aussprechen. Die zwischen der obern und untersten liegenden Hartwalzen bedürfen keiner Wölbung mid können cylindrisch genommen werden. Da sie mit weicheren Papier- walzen zusammen arbeiten, so schmiegen sich letztere den Hartwalzen an mid sorgen dafür, dass das Papier gleichmässig aufgepresst wird. Neue Papierwalzen sind jedoch manchmal hart und mielastisch, bis sie dm'ch »Einlaufen« oder Leerlaufen die nöthige Biegsamkeit erlangt haben. Bei Ankauf eines Kalanders muss man in erster Linie darauf sehen, dass die Glättwalzen von bestmöglicher Ai't sind, da hiervon die Leistmig des Kalanders in erster Linie abhängt. Betreffs der sonstigen Bauart kann der Fabrikant unter Berücksichtigimg der vorher gegebenen Fingerzeige seinem Geschmack nachgeben. Sehr wichtig ist auch gleiclmiässige gründliche Feuchtung des Papiers, für die man durch geeignete Auswahl eines der beschriebenen oder künftiger, vielleicht noch besserer Feuchter sorgen muss. Ob niid wann Reibimgskalander angewandt werden sollen, hängt von deren weiterer Vervollkomnniung und den zu glättenden Papiersorten ab. Der beste Kalander kann jedoch keine gute Arbeit liefern, wenn ihm nicht gleichmässig dickes mid gefeuchtetes Papier zugeführt wird. Herr Korschilgen aus Bergisch- Gladbach fasste die zu gutem Glätten erforderlichen Vorarbeiten in Nr. 11 der Papier-Zeitmig 1882 folgendermaassen zusammen: Schoa in den Kochern und Holländern muss darauf Bedacht genommen werden, dass eine starke, gleichmässige und verfilzungstaliige Fasermasse auf die Papiermaschine geliefert werden kann. Der Hauptantheil an der Vorbereitung der Papiere für die Kalandei- fäUt jedoch der Papiermaschine zu. Der Maschinenführer muss es verstehen, das Papier in richtiger Weise 978 Fabrikation von Masoliinenpapier aus Lumpen. über die Maschine zu leiten und eine felüerlose, gleiclimässige Papierbahn zu erzeugen. Zu diesem Zwecke sind namentlich folgende Punkte zu beachten: 1. Das Metalltuch soll stets rein gehalten werden. "Wenn nämlich die Maschen des Metalltuches durch Wasserstein, Schleim u. dergl. stellenweise verstopft sind, so wird die Papier- bahn an diesen Stellen dünner, an den reinen Stellen hingegen dicker ausfallen und daher dem Faltenwerfen am Kalander Vorschub leisten. 2. Die Leitwalzen des Metalltuches sind stets rein von Stoffabfällen, Wasserstein u. dergl. zu halten, damit dieselben das Metalltuch nicht wellig machen. 3. Die Papierbahn muss an beiden Seiten stets gleichmässig dick gehalten, und daher müssen die Schleusen richtig gestellt werden. 4. Die Ränder der Papierbahn müssen scharf geschnitten werden und nicht zu dick ausfallen. Sind dieselben rauh oder zu dick, so wird sich beim Aufwickeln der Papierbahn an beiden Seiten der Rolle eine Rippe bilden, welche die Bildung kleiner Risse und öfteres Ab- reissen der Papierbahn am Kalander verursacht. 5. Beim Uebergang von der Herstellung einer schmalen auf eine breitere Papierbahn sind reine Nassfilze aufzulegen, weil das Papier sonst ungleichmässig ausgepresst wird. 6. Die Schrauben der Nasspressen dürfen nicht derart angezogen werden, dass die Presswalzen beim Druck auf die Enden federn, und infolgedessen das Papier an den Seiten trockener als in der Mitte auf die Cylinder gelangt. 7. Die Trockencylinder müssen an beiden Seiten gleichmässig erwärmt werden. 8. Die Trockenfilze sind möglichst straff und durchaus gleichmässig zu spannen, damit das Papier die Trockencylinder in glatter Bahn verlässt. 9. Das Papier soll nicht übermässig stark getrocknet werden, weil es sonst zu steif und spröde wird. 10. Beim Feuchter ist dafür zu sorgen, dass derselbe das Wasser auf die Papier- bahn stets gleichmässig vertheilt. 11. SoU die Papierbahn auf der Papiermaschine durchgeschnitten und auf melirere RoUen vertheilt werden, so ist darauf Bedacht zu nehmen, dass der Längsschnitt glatt ausfällt und keine Risschen zeigt, weil diese das öftere Abreissen am Kalander zur Folge haben. 12. Das Papier ist sorgfältig, fest und gleichmässig aufzuwickeln. Zu Punkt 8 muss ich noch bemerken, dass wollene Filze sich an den ersten Trocken- cylindern weniger gut für zu glättendes Papier eignen als baumwollene, und zwar aus folgendem Grunde: Wenn die ersten Trockencylinder schon mit Filzen versehen sind, so werden dieselben bei der Arbeit von dem feuchten Papier durchnässt. Bei wollenen Filzen löst sich in Folge dessen die WoUe namentlich an der inneren Seite ab und klebt sich an die Leitwalzen. Die Filze werden nun in der Mitte, wo sie stets mit dem Papier in Berührung kommen, dünner und schmiegen sich hier nicht in dem Maasse an das Papier, wie an den Enden. Bei einer breiteren Stellung der Maschine wird die Papierbahn dalier an den Enden eher trocken werden als in der Mitte, was oft die Bildung von Rissen und Falten im Papier verursacht. Bei gut und stark gewebten Baumwollfilzen tritt der erwähnte Uebel stand garnicht oder doch nur in ganz geringem Maasse ein. Im Interesse eines gleiclmiässig getrockneten Papiers sind desshalb für die ersten Cylinder baumwollene FUze zu empfehlen. Für die letzten Cylinder nimmt man besser Wollfilze, weil dieselben hier trockener bleiben, daher in der Mitte weniger abgenutzt werden und sich auch straffer spannen lassen. Der Prozentsatz Wasser, welchen das Papier beim Glätten mitbringen soll, richtet sicli nicht allein nach den Rohstoffen, sondern auch nach der Dicke des Papiers, sowie nach der Zeit, welche das Papier vor dem Glätten noch liegen bleiben soll, und nach dem Wärmegrade im Lagerhause. Im allgemeinen wird es genügen, wenn bessere Sorten 2 bis 3 pCt. Feuchtigkeit haben, wogegen für geringere Papiere 5 bis 7 pCt. erforderlich sind. Ist nun unter Beobachtung der obigen Vorschriften gleichmässiges Fabrikat erzeugt, und ist das Papier frei von Rissen und Falten, so wird sich dasselbe unter allen Umständen gut glätten lassen und gar keinen oder nur ganz wenig Ausschuss geben. Gut gearbeitetes Papier erleidet am Kalander höclistens 1 pCt. Ausschuss. Da jeder Kalander im wesentlichen aus Gussstahl- und Papierwalzen und aus der Lage- rung dieser Walzen besteht, so wird das besondere System, nach welchem derselbe gebaut ist, von geringem Einflüsse auf seine Leistungsfähigkeit sein. Obgleich ich mit Kalandern der ver- schiedensten Systeme gearbeitet und Dutzende in Thätigkeit gesehen habe, muss ich gestehen, dass ich wenig Unterschied im Betrieb entdecken konnte. Selbstredend wird solider Bau und exakte Ausführung der einzelnen Theile von wesentlichem Einflüsse auf die Leistungsfähigkeit sein. Auswahl und Leistung der Kalander. Papierrollen-Wagen. Querschneider nach Verny. 979 361. Papierrollen-Wagen. In Cumberland mills in Maine, Amerika, standen 1881 acht Rollkalander in einer Reihe imd glätteten täglich die von 7 Papiermaschinen erzeugten 18 Tonnen feine Druckpapiere. Nach einem Bericht von Oscar Christ in der Papier-Zeitimg wurden die von den Maschüien kommenden etwa 45 bis 50 cm starken Papierrollen mit Wagen auf einen langen, 45 cm hohen Tisch gebracht. Von dort holte sich jeder Kalanderführer seine Rollen mit einem hölzernen, sehr leichten Karren, der in Fig. 907 skizzirt ist. Er fuhr mit Schnabel x an den Tisch, Kg- 907. rollte eine Rolle auf den Karren, steckte die Roll- stange dmch die Papierrolle, fuln zum Kalander mid legte mit Hilfe des Karrens die Stange mit ihrer Papierrolle in die Abroll-Lager. Wenn man die GriflPe y hebt oder senkt, hebt oder senkt sich auch die Rolle. Wenn der Karren steht, muss der Schwer- punkt der Papierrolle so liegen, dass sie nicht nach hinten überkippt. Das geglättete Papier wurde ebenso mit dem Karren ausgehoben und auf den Tisch für geglättete Rollen gelegt. Mit diesem Karren vermeidet man, dass das Papier mit den Händen an- gefasst wird imd erspart so viel Arbeit, dass jeder Kalander von einem Mann bedient werden kann. 362. Querschneider nach Verny. In Abschnitt 306 win-de erörtert, warum es zweckmässiger ist, das Papier aufzm-oUen vmd später dm'ch einen besonderen Querschneider gehen zu lassen, als es schon auf der Maschine in Bogen zu schneiden. Li Amerika werden die in Absclniitten 307, 308, 309 beschriebenen Querschneider auch m dieser Weise benützt, doch haben sie den Nachtheil, dass sie nm* 2 bis 3 Lagen Papier zu gleicher Zeit schneiden. Wie in Abschnitt 306 erwähnt, werden die neueren Quersclmeider von 6 bis 10 Papierrollen zugleich gespeist, es ist aber überflüssig, sie alle hier anzuführen, da einer derselben so unzweifelhaft, der beste ist, dass Avn vms mit dessen Besclireibung begnügen kömien. Herr Alexander Verny, Papierfabrikant in Aubenas, Dep. Ardeche, Frankreich, ist der Erfinder dieser Maschine, mid war bis vor kirrzem auch der alleinige Erbauer derselben. Jede Erfindung, sei sie auch noch so gut, ist der Verbesserung fähig, imd je mehr fällige Köpfe sich damit beschäftigen, desto rascher wird sie vervollkommnet. Herr Verny hat viele Jahre lang diese Mithilfe dadurch unmöglich gemacht, dass er, durch Patente geschützt, keiner Maschinenfabrik die Ausfülnung des Querschneiders ge- stattete, sondern ihn nm' in eigener Werkstätte anfertigte. Ebenso hatte bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe dieses Buches 1875 noch keine VeröfTeutlichung von Zeichnungen stattgefunden, welche, durch Beschreibimg erläutert, dem Fabri- kanten ein klares Büd gehefert hätten, woraus die Vortreffhchkeit der Mascliine ersichthch gewesen wäre, und auch dem Verfasser verweigerte Herr Verny damals che zu einer verständlichen Darstellimg nöthigen Zeiclniungen. Es ist liiernach ganz erklärlich, warum die Maschine bis 1875 verhältnissmässig geringe Verbreitung gefimden hatte. Herr W. R. Schürmann in Düsseldorf beschäftigte sich schon vor 1875 mit dem Bau von Schneidmaschinen nach Verny'schem System, imd hat sie bereits mit 980 Fabrikation voa Masoliinenpapier aus Lumpen. einigen, nicht unerheblichen "Verbesserungen versehen. Eine solche Maschine damaliger Bauart ist in Aufriss imd Grundriss durch Figg. 908 und 909 dargestellt. Das Papier wird von der Papiermaschine in ganzer Breite auf hölzerne Hülsen mit quadratischer Oeffnung gerollt, welche man nach erfolgter Füllimg abnimmt und auf die Wehen Z des Quersclineiders schiebt. Diese Wellen smd an einem Ende mit Sclmurscheiben versehen, welche beim Abrollen als Friktionsscheiben dienen, und ilire Lagerung ist in solcher Weise bewirkt, dass sie alle auf der Sclineidmaschine Platz finden, während Verny nur 5 Rollen senkrecht übereinander an der Mascliine selbst an- brachte und zur Aufnahme der anderen noch zwei besondere senkrechte Stühle und 1,5 m Längenraum brauchte. Die zu beiden Seiten aufgestellten hölzernen Bänke X dienen zm' bequemeren Bedienung der über der Maschine liegenden EoUen Z imd zur Ueberbrückung der TriebweUen. Die Enden der eingelegten Rollenpapiere werden in der Richtmig der Pfeile von Hand dm'ch den Längsschneider a auf einen über die Walzen h c d e ge- spannten endlosen Filz gezogen. Herr Verny hat den Längssclmeider verein- facht, indem er die Zahnräder, mittels welcher die Bewegung einer Messerwelle gewöhnhch auf die andere übertragen wird, weglässt und dafür beide Wellen mit klemen Riemscheiben versieht, um welche der Treibriemen so geschlungen wird, dass er beide m Gang setzt. Herr Schürmami hat den Walzen h c d die Leitwalze e zugefügt, welche die Führimg des endlosen Filzes wesentlich erleichtert. Die Walze d kann mit Schrauben in senkrechter Richtmig verstellt werden mid chent zum Spannen des Filzes. Zwischen h imd c befindet sich auf jedem der beiden SeitengesteUe eine Gleitführung, worin eine querliegende, flache, mit ihrer oberen Seite dicht xmter dem Filz hergehende Traverse / mittels der beiden Zugstangen g und der beiden verstellbaren Kurbeln li hin- und hergefülirt wird. Auf der Traverse /, aber über dem Filze, liegt eine zweite Traverse i von gleicher Breite, welche in senkrechten, in den freien Enden von / befestigten Stiften i' auf- imd niedergeht imd den Filz mit den darauf liegenden Papierbahnen unbeweghch festhält, wenn sie ihi-er Schwere imgelündert folgen kann. Die obere Rippe der Press-Traverse i ist nach beiden Seiten hin so weit verlängert, dass ihre Enden über die Zugstangen g hinreichen und von diesen Zugstangen gehoben werden, so lange die Kurbeln h die obere Hälfte ilirer Umdi-ehimg diu'clilaufen. Wenn die Kurbeln /* die in Fig. 909 gezeiclinete waagrechte Stellung inne haben, befinden sich die Traversen zmiächst der Walze h, i ruht daim frei auf f, fasst Filz und Papier mit festem Griff und nimmt sie (wie in Fig. 908) mit, bis sie am andern Ende der Bahn bei c ankommen. Daim be- ginnen die Kurbeln h die obere Hälfte ihrer Kreisbewegung, die Traverse i wird von den Zugstangen g gehoben, und der freigelassene Filz nebst dem darauf liegenden Papier bleibt ruhig stehen, während f und i an den Anfang der Balui ziu'ückkehren. Die Papierbahnen sind unterdessen um eine Länge vorgeschoben worden, welche dem von den Traversen zurückgelegten Wege gleich ist, ilrre vorderen Enden sind über das feststehende Quermesser ä: weggegangen imd ruhen jetzt auf dem über die Walzen l m n gelegten Filze, welcher von l gespannt wird und von der Welle q aus dui'ch einen über n laufenden Riemen eine ununterbrochene Bewegimg erhält. Das schneidende Quermesser k'- ist an den Enden zweier Doppelhebel ä;^ befestigt, welchen die Welle fc^ als Drehachse dient, und die von excentrischen Querschneider nach Verny. 981 % ■■ 1 Fig. 909. 24 982 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. (ellyptischen) Scheiben auf der Kurbelwelle ihre Bewegung erhalten. Diese, in der Zeichnung unsichtbaren, Excenter sind so gestellt, dass das Messer h^ niedergeht, wälu'end che Kurbeln h die obere Hälfte ilii-es Kreises durchlaufen, während also die Ti'aversen f i leer zmiickgehen. Damit das Messer k^ einen Scheerensclmitt macht, damit also seine Schneide einen Winkel mit der waagrechten Schneide des Messers k bildet, steht das Ende des rückseitigen Hebels Jc^ — eines seiner Träger — höher als das seines vorderen Genossen. Am anderen Ende sind die Doppelhebel mit verschiebbaren Gewichten belastet, von welchen sie fest auf die excentrischen Scheiben gepresst werden. Der Querbalken, welcher das Messer Je trägt, bildet den unbeweglichen Theil einer Presse, deren bewegliche, wie i gestaltete Hälfte mittels zweier, von den Doppelhebeln Ic^ ausgehender Daumen gehoben ist, während das Papier vorgeschoben wird, die also auch mit h^ niedergeht und das Papier festhält, während es abge- sclinitten wird. Die Bogen werden von dem über l m n laufenden Filze aufge- nommen und auf dem Tische 0 niedergelegt. An den neuesten Verny'schen Maschinen sind die beiden, über b c d e und l m n gelegten Filze zu einem einzigen vereinigt, wodurch der besondere Antrieb der Walze n erspart und eine Verbesserung erzielt ist. Wenn der über l m n ge- spannte Filz, wie in unserer Zeichnung, ununterbrochen umläuft, kann es bei schwachem Papier vorkommen, dass er den darauf liegenden Bogen so kräftig vorwärts zerrt, dass dieser vollends abgerissen wird, nachdem die Messer den grössten Theil des Querschnitts vollendet haben. Wenn jedoch eine Verlängerung des Zuführungs- filzes an die Stelle des besonderen Abnahmefilzes l m n tritt, so kommt dieser nur in Gang, wenn sich die Traverse i vorwärts bewegt, wenn also der Bogen bereits völlig abgeschnitten ist. Die Länge der geschnittenen Bogen entspricht dem Vorschub des Papiers und ist demnach genau gleich der dopjDelten Kurbellänge, wesshalb die Kurbeln behufs bequemeren Einstellens mit Maassstäben versehen sind. Um die Länge der Bogen zu verändern, hat man also nur nöthig, die verstellbaren Zapfen der Zugstangen g mittels der Stellschrauben an die von dem Maassstabe angezeigte richtige Stelle zu bringen. Die Arme der Presstraverse i, welche von den Zugstangen g gehoben werden, und in gleicher Weise die Arme der zu Tc gehörigen Presstraverse sind an den be- treffenden Angriffspunkten mit Stellschrauben versehen, womit das rechtzeitige Fest- halten und Loslassen des Filzes und Papiers geregelt werden kann. Da die be- weglichen Theile der beiden Pressen nur durch ihr Gewicht wirken, sollte dieses nicht zu klein genommen werden. Während Verny die Presstraverse, welche das Papier beim Schneiden festhält, nur etwa 45 kg schwer nimmt, giebt ihr Schür- mann ein Gewicht von 70 bis 80 kg, und der Zuführungspress -Traverse i von 105 bis 130 kg. Bei allen andern, dem Verfasser bekannten Querschneidern wird das Papier von Walzenpaaren vorgeschoben und während des Schneidens gehalten, und da bei solchen Walzenpaaren die Berüln-ungsflächen sehr klein sind, wird auch das Papier nm- mit geringer Reibung festgeklemmt, es gleitet daher bei der geringsten Ver- anlassung und verursacht um-ichtige Schnitte. Die von Herrn Verny ange- wandten Pressen halten das Papier, wenn sie gut ausgeführt und schwer genug -r =V Querschneider nach Verny. Schleifmasctme für lange Schneidemesser. 983 sind, schraubstockartig fest und vermeiden damit eine Hauptquelle der bei andern Querschneidern vorkommenden Unregelmässigkeiten. Mit der hier gezeichneten Maschine können Bogen von jeder Länge zwischen 25 vmd 110 cm geschnitten werden, damit aber ihre Leistimg stets migefähi- die- selbe bleibe, muss die Welle q für lange Bogen langsamer und für kurze rascher laufen. Die Bewegimg, welche zunächst der Welle p durch die feste und lose Riemscheibe r und s ertheilt wird, pflanzt sich desshalb von p auf q durch Stufen- scheiben fort. Die Welle q setzt das grosse Zahnrad v und damit die ganze Maschine in Bewegung, auch ist sie mit einem Schwungrad t versehen, welches den Kurbeln h über die todten Punkte weghilft. Diese Maschine erfüllt aUe Ansprüche, welche man an einen Querschneider stellen kann, sie ist von einfacher Bauart, hat keine feinen, reparaturbediu-ftigen Theile, schneidet genau, und zu ihrer Bedienung ist keine besondere Geschicklich- keit nötliig. 363. Schleifmaschine für lange Schneidemesser. Es ist sehr schwierig, ja beinahe unmöglich, ein langes Messer von Hand in solcher Weise auf der Ober- fläche eines Schleifsteins hin und her zu führen, dass es genau gerade geschliffen wird. Herr W. B. Schürmann baute desshalb selbstthätige Schleifmaschinen, welche von ihm zum Schärfen der Messer von Querschneidemaschinen u. dergl. benützt wurden. Ein Aufriss der wesentlichen Theile der Maschine ist in Fig. 910 gegeben. Der Schleifstein A ruht wie gewöhnlich mit seiner Welle B auf den Seitenwänden des Troges und wird durch eine Riemscheibe C getrieben. Von dem freien Ende der Welle B aus wird durch einen Kurbelzapfen eine Stange D, Hebel E und Sperrklinke F in Bewegung gesetzt, welche durch die konischen Bäder Q das Stirnrad H di-ehen. Das Rad H greift in die an der untern Seite des Schhttens J Fig. 910. befestigte Zahnstange und ertheilt da,dm-ch dem Schlitten sowie dem darauf an- gebrachten Maul Z" mit dem langen Messer L eine ruckweise seitliche Verscliiebung. Der Support, welcher das Zahnrad H und den Schlitten / trägt, ist nur etwa 52 cm 124* Tafel K. 984 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. breit, während dem Maul K und dem Schlitten eine Breite von mindestens 2 m und der Zahnstange die volle Länge der zu schleifenden Messer gegeben wird. Die beiden Lippen des Mauls, welche das Messer umklammern, werden von einer Anzahl Schraubenbolzen zusammengehalten, welche in Abständen von 15 cm unter- halb des Messers durchgehen, und da die Lippen gerade ausgehobelt sind, müssen sich selbst krumme Messer darin gerade ziehen. Je nachdem das Messer stumpfer oder schlanker beigeschliifen werden soll, neigt man das Maul durch Verstellen in dem Bogen M mehr oder weniger gegen den Stein, und rückt den Support durch eine, nicht angegebene. Schraube von dem Stein oder gegen ihn. Um die Bewegung des Messers hin- und hergehend zu machen, hat man nur die Sperr klinke F bei seiner jedesmaligen Ankunft am Ende der Bahn nach der andern Seite zu werfen, zieht man aber den Betrieb von Hand vor, so setzt man die Klinke ausser Thätigkeit und fheht von der Kiu'bel N aus. Den ver- schiedenen Durchmessern des ScMeif steins , also auch seiner Abnützung, ist da- durch Rechnung getragen, dass man ein längeres oder kürzeres Stück der Stange D einhaken kann. Durch Versetzen des Angriffspunktes der Stange D in dem Schlitz des Hebels E lässt sich die Wurfweite der Sperrklinke F und damit die Länge der, bei jeder Umdrehung der Welle B stattfindenden Verschiebung des Messers L regeln. Die Vorrichtung hält den Schleifstein stets frei von Schlag und soll, bei untadelhafter Arbeit, nur einen Knaben zur Bedienung brauchen. 364. Querschneider nach. Verny mit Schrägsclinitt. Für manche Zwecke, besonders für Briefumsclilag-Fabrikation, muss das Papier in Bogen mit spitzen Winkeln geschnitten werden. Dieser spgenaimte Diagonalschnitt wurde früher von Hand an vom Haspel genommenem Papier aus- gefülu't. Die Mühe und die vielen Abfälle, welche dies verursachte, machten eine Schrägschneidemaschine wünschenswerth. Jos. Eck & Söhne in Düsseldorf, welche sich besonders auf Betreiben der Firma Heinr. Aug. Schoeller Söhne in Düren mit dem Bau einer solchen Maschine beschäftigten, erhielten 1879 das Patent Nr. 6008 auf die scliliesslich gefundene Bauart. Die ersten darnach ausgeführten Maschinen wm'den 1878 bei der erwälmten Dürener Firma aufgestellt mid sollen jetzt (1891) noch befriedigend arbeiten. Seitdem haben viele Maschinenfabriken eigene Schrägschneider ausgefülirt, die m Einzelheiten von einander abweichen, bei denen aber stets die Messer des Verny'schen Querschneiders so gestellt werden - können , dass die Schnitte unter beliebigem Winkel, schräg zm* Papierbahn, wie nebenstehend skizzirt, erfolgen. - Li Figg. 911, 912, 913, 914 auf Tafel IX ist beispielsweise ein solcher von den Vereinigten Werkstätten zum Bruderhaus in Reutlingen, Württemberg, ge- bauter Querschneider in Aufrissen und Grmidriss in 1 : 25 der walu'en Grösse dargestellt. Die zu schneidenden PajiierroUeii R werden in Lager l des freistehenden Gestells G und in Lager l^ gelegt, welche an das Gestell G^ geschraubt sind. Die von den 1 2 oder weniger Papierrollen R ablaufenden Balmen werden über Leit- walzen L weg in die Förderpresse B B ' gebracht, deren oberer Pressbalken B bei seinem Auf- und Niedergang von senkrechten Bolzen i des unteren Balkens B^ Sohleiftnaschine für lange Schneidemesser. Querschneider nach Verny mit Schrägschnitt. 935 geführt wird. Auf den Rollstangen s, Fig. 913, von quadratischem Querschnitt sitzen, rimde Holzhülsen, die von SteUringen r festgestellt sind. Alle Rollstangen s lassen sieh in ilu'en Lagern verschieben, damit man alle Papierbahnen stets in die Mitte der Maschine und genau übereinander bringen kann. Wenn der Querschneider mit Längsschnitt versehen ist, dient diese Verstellung dazu, die seitlichen Abschnitte auf das geringste Maass zu beschränken. Die Einrichtmig zur Verstellung der RoUstangen s ist in Figg. 915, 916, 917 in 1:5 der wahren Grösse besonders dargestellt. In jede Rollstange s ist ein Hals n gedreht, in dem sie von einem Fio-. 915. Fig-. 916. Fig. 917. SteUwinkel w gefasst wird, dessen waagrechtei Schenkel in einem Lagerausschnitt a geführt ist. Dieser Winkel w kann vom Knopfrädchen Je mit der in einem Ansatz des Lagers l laufenden Spindel d verstellt werden. Um das glatte Ende e der Spindel d gTeifen Verlängerungen c der mit Leder gefütterten Bremsbacken h^, Fig. 915, welche mit der Flügelschraube f zusammengezogen werden, dadurch Reibimg auf der Bremsscheibe i hervorbringen und das abrollende Papier gespaimt erhalten. Das glatte Ende e der Spindel d A^erhindert die Bremsbacken b^ sich zu di'ehen. Die Förderpresse B B^, Tafel IX, welche die Papierbahnen erfasst, wird in ge- schlossenem Zustand so weit nach dem andern Ende des Gestelles Q^ geführt, dass die zurückgelegte Strecke genau die Länge des gewünschten Bogens ausmacht. Dies wird durch das waagi'echte Schwungrad D bewirkt, dessen Kurbelzapfen Z, Fig. 912, in die untern Backen des Pressbalkens B^ greift, diesen mitnimmt und dabei auch in dem Balken B^ hinüber und herüber gleitet. Der geschlitzte Arm des Schwung- rads D trägt eine in der Zeichnung weggelassene Maasstheihmg, nach welcher der Zapfen Z auf der Spindel s' so gestellt wird, dass er um die halbe Bogenlänge vom Mittelpunkt des Schwungrads absteht. Die Spindel s' wird zu diesem Zweck bei der in Fig. 914 gegebenen Stellung mit Hilfe eines Kurbelschlüssels mit langem Stift gedreht. Kleine Ungenamgkeiten, die hierbei vorkommen, können während des Betriebs der Maschine mit HiKe der aus Fig. 914 erkennbaren und in Figg. 918 und 919 in 1:5 der wahren Grösse dargestellten Einrichtung berichtigt werden 986 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen, Dies geschieht, indem man die Kappe h mit ihrem Gewichtsgriff nach hnks oder rechts dreht und mit den ansteigenden Widerlagsflächen der Kreisnuth n^ entweder den oberen Stift m oder den unteren m^ so weit vorschiebt, dass sein vorderes Ende in der Bahn des auf Spindel s' sitzenden Sternrädchens r steht. Bei jeder Drehung des Schwungrads D stösst dann das Sternrädchen r, wie in Fig. 919 gezeigt, gegen Stift m oder ?«' und wird bei seinem Fortgang um einen Zalui gedreht. Man lässt diese langsame Dx'ehimg des Rädchens r und der Spindel s' andauern, bis die Bogen genau die gewünschte Verlängerung oder Ver- kürzung erfahren haben. Dann überlässt man es dem Gewichtshebel, die Kappe k in ihre Ruhestellung zm-ückzuführen, wobei dann auch der vorgerückte Stift von einer eingelegten SphaUeder zurückgezogen whd. Fig. 918. Fig. 919. In Figg. 920 und 921 ist in 1 : 10 der wahren Grösse Fig. 911 erkennbare Einrichtung dargestellt, welche bewirkt, dass sich die Förderpresse am Ende ihrer Laufbahn öffnet und bei Beginn ihres Weges wieder schliesst, dass also der obere Pressbalken B genau zu rechter Zeit gesenkt wird, das Papier um eine Bogenlänge fortführt, dann aber auch genau zm* rechten Zeit sich hebt und zurückgeht, ohne das Papier zu berülxren. Der Kurbelzapfen Z, welcher dem unteren Press- balken B^ seine Bewegung ertheüt, gleitet während jeder Drehung des Schwungrads D nicht nur mit seinem oberen Ende Z^ in den unteren Backen des Pressbalkens B ' hin und her, sondern auch mit dem excentrischen Theil Z^ im Rahmen C\ welcher durch Hebel h mit Daumen d den oberen Pressbalken B hebt und sinken lässt. Das mit Metall- büchse versehene Excenter Z^ ertheilt dem Rahmen C" eine solche Verschiebung nach vor und rückwärts, dass uch aus Querschneider nach Verny mit Schrägschnitt. Ü87 In der vordem und hintern Endstellung Fiff. 921. die Hebedaumen d zu rechter Zeit unter die stellbaren Sehrauben b des oberen Pressbalkens B fassen und denselben heben fällt die Mitte der Presse mit der des Rahmens C zu- sammen, die Hebel h stehen senkrecht, und die Daumen d berüliren eben die Schrauben h. In der vordem End- stellung beginnt das Abheben des Pressbalkens B, in der hintern das Aufsitzen. Auf dem Rückweg wird der Rahmen C verschoben, die Hebel h nehmen die in Figg. 912 und 920 gezeichnete Stellung ein, Pressbalken B bleibt gehoben. Auf dem Vormarsch stehen die Hebel nach der andern Seite schief, die Daumen d haben sich soweit gesenkt, dass sie die Schrauben h garnicht mehi' berühren, der Pressbalken B sitzt also vollständig auf, die Presse ist geschlossen. Der Kurbelzapfen Z, welcher den untern Press- balken B^ vor- und zm'ückführt, gleitet dabei quer zum Papierlauf hin und her, fasst also den Balken B^ fortwährend an einer andern Stelle und hat um so mehr das Bestreben, B^ aus seiner winkelrechten Lage zu zwängen, je weiter der Angriffspimkt von der Mitte entfernt ist. Es wäre daher unvermeidlich, dass die Gleitköpfe &' in ihren gehobelten Führungen eckten und sich klemmten, wenn dies nicht durch eine Parallelführung verhindert wäre. Die- selbe besteht aus zwei in A, Tafel IX, am Gestell links befestigten Seilen ^^', welche über Seilbrücken ^j- zm* Förderpresse B B^ laufen. In dem untern, für deren Durch- gang durchbrochenen Pressbalken B ' laufen die Seile p p^ über Seilrollen p ^ aus mid ein und kreuzen sich in der Mitte so, dass das links bei A befestigte Seil p auf der rechten und das rechts befestigte p^ auf der linken Seite nach dem Gestell- Anfang läuft. Dort endet jedes Seil in einer Spannsclu-aube p'^, die bei Fig. 911 unmittelbar im Träger der Leitwalzen L, bei Fig. 912 aber am Gestell selbst angebracht ist, weil hier der Längsschneider X den oberen Raum in Anspruch nimmt. In Fig. 912 ist nämlich gezeigt, wie ein Längsschneider mit dem Querschneider verbunden werden kann. Die von den Spannschrauben p* gespannt erhaltenen Seile p p^ sorgen dafür, dass der untere Pressbalken B^ gerade geführt wird und sich nicht klemmt. Das Papier, welches auf den Rollen stark gekrümmt ist, hat die Neigung, sich bei der Fortführung dm'ch Presse B B^ wieder zu krümmen. Da solche Krümmungen und Ki-ümmungsversuche genaues Dmx'hsclmeiden erschweren, so werden die aufeinanderliegenden Papierbalmen zwischen oberen und unteren Führungs- bändern h~ gefasst. Die unteren Bänder laufen über die Walzen o o^ und das mit Erhöhungen versehene AVälzchen o", Fig. 912, gehen vorwärts über der dünnen Kautschukplatte hin, welche den unteren Pressbalken B^ bedeckt, und auf dem Rückweg durch Aussparungen im untern Theil dieses Balkens. Jedes Band h' wird durch angehängte Gewichte g gespannt erhalten. Die Enden der oberen Bänder sind an dem oberen Pressbalken B befestigt und gehen beim Vor- und Rücklauf über Wälzchen ol Aus der Förderpresse geht das Papier in die aus einem unteren Pressbalken B '' und einem oberen in Stiften V gefülirten Pressbalken B^ bestehende Schnittpresse 988 Fabrikation Ton Maschinenpapier aus Lumpen. und zwischen die daran befestigten Sehneidmesser. Diese Presse muss, wenn man schrägschneiden will, unter dem gewünschten Winkel eingestellt werden, wie aus Fig. 913 ersichtlich, und dadurch entsteht zwischen ihr und der Förderpresse B B^ ein offener Raum von veränderlicher Grösse, der durch Schnüre 1:? überbrückt wird. Diese Schnüre laufen über Röllchen ö*, welche di'eh- und A^erschiebbar am unteren Balken B'^, Figg. 911 u. 912, der Schnittpresse angebracht sind, sowie über die Walzen o und o", und werden jede für sich durch Gewichte g^ gespaimt erhalten. Während die Förderpresse B B^ Papier zufülu-t, bleibt die Sclinittpresse B^ B^ geöffiQet, sobald aber B i?' ilu-en Vorlauf beendet hat, geht der Pressbalken B^ herab, hält durch sein Gewicht das Papier auf B" fest und hebt sich erst wieder, wenn die Förderpresse wieder mit der Zuführung beginnt. Der untere Pressbalken B' trägt nicht nur den oberen jB^, sondern auch den Schneidmesserbalken M, und alle drei zusammen können sich um die Arbeits- stange m^, d. i. die Stange des Schnittexcenters m^ di-ehen. Dadurch mrd erreicht, dass die Arbeit immer in gleicher Weise vor sich geht, gleichviel, ob die Schnitt- presse senkrecht oder unter beliebigem Winkel zm* Papierbahn steht. Die Drehung wird mit aufgesetzter Km'bel durch eine im Tragbalken i?* liegende Spindel m*, Fig. 913, bewirkt, deren Mutter eine der Sclii'auben ni'' bildet, welche die Schnitt- presse mit dem Balken B"^ verbinden. Die Stange m"^ des Excenters m^ trägt am oberen Ende ein nahezu halbcylindrisches Zahnsegment u, Fig. 911, in welches ein zweites mit dem Messerbalken M fest verbundenes Zahnsegment n^ greift. Diese beiden Segmente bewkken, dass die Excenterstange m^ bei ihren Auf- und Nieder- gängen den Messerbalken M in jeder Stellung mitnimmt, wobei derselbe, da er am andern Ende frei schwebt, etwas schwankt. Er ist, um möglichst steif zu sein, halbcylindrisch geformt und trägt, gut befestigt und einstellbar, das Schneidmesser g, Fig. 912, welches mit dem auf dem Pressbalken B'^ befestigten Stockmesser g' eine Scheere bildet. Ausserdem trägt der Messerbalken M die beiden zum Heben des oberen Pressbalkens B^ dienenden Daumen cV, welche wie bei der Förder- presse unter einstellbare Schrauben (6 in Fig. 920) greifen. Während _B i?' die Paj)ier bahnen vorschiebt, ist der obere Balken der Schnittpresse und der Messerbalken gehoben. Sobald aber die Förderpresse den Rücklauf antritt, ist Excenterstange m" schon soweit herabgegangen, dass sich der obere Balken B'^ auf den untern B^ setzt. Bei weiterer Drehung des Excenters m^ wird auch der Messerbalken M herabgezogen und das Papier in Bogen geschnitten, die sich von selbst auf den Tisch T legen. Sobald die Förderpresse wieder vor- geht, sind auch Balken B^ und M wieder gehoben. Das Schnittmesser q wird beim Rückgang etwas vom Stockmesser g^ zmilck- gezogen, damit es dieses nicht streift und sich dadurch abnützt, sowie auch zur Vermeidung des gellenden Geräusches, welches beim Aneinanderstreifen der leeren Messer entsteht. Der Messerbalken M ruht zu diesem Zweck auf excentrisch abgedrehten Zapfen z'^, Fig. 911, welche ausserhalb der Lager V' Zahnsegmente u^ tragen, die von eingreifenden Segmenten u'^ etwas gedreht werden und durch die Excentrizität der Zapfen z^ im Augenblick des Voi'übergleitens des Messers q schwaches Zurückgehen des Messerbalkens M bewirken. Die unter dem Messer- balken dm'chgehende Welle w'^, auf welcher die Zahnsegmente u^ sitzen, trägt an beiden Enden Gewichtshebel %*, von denen der auf der Fülirerseite als Doppel- Querschneider nach Verny mit Schrägschnitt. 939 liebel ausgeführt ist. Am kürzeren, kein Gewicht tragenden Ende dieses Hebels ist eine Kette ii,'° befestigt, deren anderes Ende mit tk^m Kurbelzapfen z* ver- bmiden ist. Dieser Za^^fen z* ist auf einer kleinen Km'belscheibe ■u'^, am Stirn- ende der Excenter welle h'\ Fig. 912, so gestellt, dass er beim Rückgang des Messer- balkens M die Kette spannt und etwas nach unten zieht. Die Kette dreht dann dm'ch den Gewichtshebel u^ die Welle w~, von welcher die Drehung durch die Segmente ir u'^ auf che excentrischen Zapfen z^ übertragen Avird und die kleine Verschiebung des Messerbalkens M bewirkt. Sobald der Balken M weit genug gehoben ist, hat sich auch Kurheischeibe u^ so weit gedi-eht, dass Kette 10° wieder schlaff wird. Dann treten die Gewichtshebel n,"^ in Wirksamkeit und füliren dm'ch die Segmente tr x^^ den Messerbalken und das Schnittmesser in die frühere Lage zurück. Die Welle w^ des Schnittexcenters, welches die Sclnieide-Eim-ichtung bewegt, erhält ilu'en Antrieb von der Welle W aus dm'ch Vermittlung der Stirnräder R, Fig. 914, R' R\ Figg. 911, 912. Der Ablegetisch T, welcher airf Rimdeisenstangen t rulit und die abge- schnittenen Bogen aufnimmt, lässt sich mit den Stellböcken T^ in jede geeignete schräge Lage bringen. Der untere Theil des Tisches, auf welchem der Anschlag- winkel T^ für die Bogen verstellt werden kann, besteht aus ineinander gefügten Brettern, der anscliliessende obere Theil aber aus Latten t'^, welche unten auf gemeinsamen Gurten befestigt sind und sich über die Tragstangen t und Scheiben.?^, welche auf Welle w^ sitzen, wegschieben lassen. Die Rundeisenstangen t sind am oberen Ende so gebogen, dass sie die Rundung der Scheiben t^ haben und als Stützstangen t^ dienen zu weiterer Aufnahme der übergeschobenen Latten t". Der Tisch wird mit Klemmschrauben der Führungslager i* festgestellt. Der Quersclmeider wird gewöhnlich von einem Decken -Vorgelege angetrieben, welches mit einem Riemen die Stufenscheibe F^ in Bewegung setzt. Diese ist aber nicht auf die Welle W gekeilt, sondern kann dieselbe nm- durch Vermittlung der leicht auslösbaren Reibungskupplung F mitnehmen. Das Ein- und Aus- rücken dieser Kupplung erfolgt von der Bechenungsseite durch den mit Gewicht versehenen Handhebel F' durch Vermittlung der Welle w*, Stirnräder F'^, Spindel s^, Fig. 914, und Ausrückhebel H. Die waagrechte, von der Stufenscheibe F bewegte Antriebswelle W treibt durch Kegelräder das waagrechte Schwungrad D und, wie schon erwähnt, vom Stirnrad R aus die Schnittexcenterwelle «;'. Die Seitenständer G G^ sind durch Querstangen fest miteinander verbunden. Da die bewegten Theile meist innerhalb des Gestells liegen, so bieten sie wenig Gefahr für die Arbeiter. Die Antriebwelle W macht 36 bis 130 Umdrehungen, und che Messer schneiden 12 bis 24 mal in der Minute. Schneichnaschinen cheser Ai't werden von vielen anderen Maschinenfabrikauten mit theilweise erheblichen Abweichungen gebaut. Bei den von Joseph Eck & Söhne in Düsseldorf gebauten Verny-Eck'schen Querschneidern, die sich in vielen Punkten von den vorstehend beschriebenen unterscheiden, ist der obere und untere Pressbalken mit durch Walzenprägung gerauhtem Gummi belegt, damit das Papier besser festgehalten wnd und nicht gleiten kann. 125 990 Fabrikation von Maschinenpapier ans Lumpen. 365. Englisclier Querschneider. In Grossbritanmen haben die in Amerika und auf dem europäischen Festland gebräuchhchen Querschneider wenig Verbreitung erlangt. Die englischen Querschneider sind von jenen grundverschieden, wie jeder Fachmann beim Besuch britischer Papierfabriken sofort bemerkt. Der in Figur 922 in Aufriss in 1 : 25 der wahren Grösse dargestellte Querschneider von James Bertram & Sons in Edinburgh kann als Vertreter der dort üblichen Gattung gelten. Von den 8 Papierwalzen P oder einer behebig kleineren Zahl derselben wird das Papier unter der Leitwalze a durch zwischen die Speisewalzen A gebracht, die es erfassen und mit der gewünschten Geschwindigkeit weiterbefördern. Zunächst gelangt es zwischen die Kreismesser B, welche der Länge nach schneiden, dann zwischen die Sammelwalzen gathering rolls G und wird zwischen dem festen Messer U und dem kreisenden D quer durchgeschnitten. Die Bogen fallen auf den von Knaben oder Mädchen bedienten, über Walzen h laufenden Ablegefilz H. Fiff. 922, Die Länge der Bogen hängt davon ab, wie viel Papier über das Messer E weg- geführt wird, ehe D einen Ej-eislauf voUendet hat und wieder schneidet. Die Ge- schwindigkeit der Speisewalzen A, welche das Papier zuführen, kann desshalb durch Auswechseln der Riemscheibe I verändert werden. Wenn es sich nur um geringe Abänderung der Bogenlänge handelt, wird diese durch Vermehrung oder Ver- minderung der Umdrehungen des kreisenden Messers D^ bewirkt, welches seinen Antrieb dm'ch Sth'nräder von der Ausdehnungs-Eiemscheibe K erhält. Riem- scheibe K wird von I aus durch einen Riemen L in Bewegung gesetzt, den man bei Ausdehnung und Zusammenziehung von K mit der verstellbaren Rolle l stets in richtiger Spannung erhält. Da das Papier während des Schnitts eine kurze Strecke weiter läuft, so muss ein Ende des Messers JE um soweit gegen das andere vorstehen, als diese Vorwärtsbewegung beträgt, d. h. Messer E steht unter einem Winkel zur Papier bahn, der nach Bedarf verändert werden kann. Das bewegliche Messer D wird auch diesem Winkel angepasst, macht also stets einen Englischer Querschneider. AufroU-Maschinen. 991 Scheerensclinitt. Durch Regelung der Geschwindigkeit des Messers D kann man die Papierlängen bis nahe auf 1 mm ('/w ZoU) genau erhalten. Der Querschneider kann bis 100 Fuss Länge Papier in der Minute schneiden. 366. Aufroll-Maschinen. Seite 780 sind die besonderen Roller erwähnt, welche dazu dienen sollen, das in Rollen von der Papiermaschine genommene Papier in festere, grössere Rollen zu wickeln, die sich zum Versandt und zur Ver- arbeitung auf Zeitungs-Druckpressen eignen. C. Th. Bischof, früher Direktor der Papierfabrik Schlöghnühl bei Gloggnitz, N.-Oesterreich, erfand den seinen Namen tragenden Roller, mit dem die von der Fabrik Schlöglmühl 1873 zu Wien aus- gestellten Papierrollen schon gewickelt waren. Der Bau dieser Mascliinen ist seit vielen Jahren der Maschinenfabrik von J. M. Voith in Heidenheim a. Brenz, Württemberg, übertragen, welche dieselben weiter vervollkommnet hat. Fig. 923 gieht ein perspektivisches Bild des Rollers mit beinahe fertiger Papierrolle. Figg. 924 und 925 zeigen in 1:25 der wahren Grösse die 1891 ausgeführte Bauart. Fig. 923. Die von der Papiermaschine kommende Papierrolle wird bei A aufgelegt. Die abrollende Papierbahn P geht unter der Zählwalze Z durch, über Fülu-ungs- walze G über oder unter die Belastungswalze B und rollt sich auf eine miter dieser Hegende Keilwelle K, von der Seite 796, Fig. 684' beschi-iebenen Art. Die Abroll- welle A hegt in Aufklapplagern, von denen sich eines mit Spindel und Handrad a in der Richtung des Papierlaufs und mit Spindel a^ in der Richtung der Welle ver- schieben lässt. Das an einer Querschiene F'^ des Fundamentrahmens F befestigte 125* 992 Fabrikation Yon Maschinenpapier aus Lumpen. Seil a~ ist ein- oder mehn'mals iim die Trommelscheibe a^ gewickelt und am andern Ende mit Gewieliten a^ belastet, um die Welle A zu bremsen und das ab- rollende Papier gespannt zu erhalten. Die Zählwalze Z ist auf einen bestimmten Umfang, hier 0,5 m, genau ab- gedi'eht und durch Zalmrädchen mit dem Zählwerk z^ so verbunden, dass dieses die Länge der aufgerollten Papierbahn in Metern angiebt. (Vergl. Seiten 798/9.) Die Führungswalze G- kann in einem ihrer Lager mit Spindel und Hand- rad g höher oder tiefer gesteht werden. Je nach Art des aufzurollenden Papiers treibt man G durch Riemscheiben g^ g"^ mit gekreuztem Riemen von der Welle des Trage}dinders G aus entgegen dem Lauf des Papiers, oder lässt Walze G ohne Riemen laufen, so dass sie vom Papier mitgenommen wird, oder stellt sie fest, indem man in eine Aussparung der auf der Walzenwelle sitzenden Zackenscheibe g^ einen auf dem Lagerträger ruhenden Einstecker g^ schiebt. Die Keilwelle K, welche das Papier aufnimmt, hat ihre Führung in den Sclüitzen der Gestelle L, in w^elche die an ihren beiden Enden sitzenden Muttern h Ic^, Fig. 925, genau passen. Mutter h wird mittels Schlüssels gedreht und das Mittelstück der di-eigetheilten Welle von der Kurbel l' regiert. Die Keilwelle K hat keinen eigenen Antrieb, sondern wird dui-ch Reibung von dem Tragcylinder C mitgenommen. Je mein- Papier sich auf K wickeh, desto mehr wächst iln- Durch- Aufroll-Maschinen. 993 messer, und desto höher steigt sie in dem Gestell L. Mit ilir heljt sich auch che in gleichen Fülii'ungen laufende Belastungswalze B, welche gleichmässiges Fest- wickeln bewirkt, ohne dass das Papier zu sein' gespannt werden niuss. Um nach Belieben mehr oder weniger fest wickeln zu können, wie es der Zweck und der Umfang der Papierrolle auf K erfordert, muss man den von der Walze B geübten Druck vermindern und nöthigenfalls ganz aufheben können. Dies gescliieht dadurch, dass B mit ihren Lagern h in Gelenli-Ketten 6' hängt, che über Kettenräder h^ laufen und am anderen Ende mit Gewichten belastet sind. Die unteren Gewichte 6'' h^ werden bei ihrem Auf- und Niedergang von Stangen h*, Fig. 924, geführt, vind kleinere mit Schlitzen versehene Gewichte h^ lassen sich leicht auf diese legen und ■■■■m ...:;./.„., //ti wegnehmen. Auf der Welle x, Avelche die Kettenräder trägt, sitzt auch das Schneckenrad a;', welches dm-ch Vermittlung der Schnecke ;z;*, der senkrechten Welle .x^ und Kegelräder x^ vom Handi-ad a;' aus gedreht werden kann. Man bedient sich dieser Einrichtung, um die Belastungswalze B völlig von der Papierrolle abzuheben, wenn diese fertig ist und herausgenommen werden soll. Sperrrad x- mit Sperrkegel x"^, Fig. 924, verhindert Zurückfallen der Walze B beim Hochdrehen. Querstangen w halten die Gestelltheile L auseinander. 994 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Während sich das Papier um die Keüwelle K wickelt, wird es längsweise von Kreismessern d geschnitten und von kurzen Wälzchen d^ angepresst. Die WeUen der Kreismesser d sind in verstellbaren Schlitten d^ gelagert, die in Fig. 923 deutlich sichtbar sind. Die Träger p der Kjreismesser wie der gleichfalls verstellbaren Wälzchen d^ sind mit ihren ringförmigen Enden und Klemmschrauben D^ auf einem Rohr D verstellbar befestigt. Rohr D ist in zwei Wangen E gelagert, in deren oberen Ausläufern die WeUe F ruht, von der aus durch Riemscheiben / f die Kreismesser ihre Bewegung erhalten. WeUe F wird von Welle -©^ aus durch Riemscheiben f imd f angetrieben, deren gegenseitige Lage keine Aenderung erfährt, wenn die Wangen E, welche die ganze Schneide-Einrichtung tragen, sich um E^ drehen. Die Lager E'^ E^, in denen Welle E'^ ruht, sind an den Böcken L L be- festigt. Gewichte e am unteren Ende der Wangen E drücken die Schneideein- richtung fortwährend mit massigem Druck auf die sich bildende Papierrolle. WeUe E^ wird durch Riemscheiben -E* E^ von Welle y'^ aus angetrieben. Der RoUer wird von irgend einer Vorgelege- WeUe aus durch einen auf Riemscheibe y^ laufenden Riemen in Bewegung gesetzt. Da die Riemscheibe y^ ihre Kraft nur dui-ch innere Reibungsscheiben auf die WeUe y^ überträgt, so hat man es durch die SteUräder y^ y^ in der Hand, die Reibimgsscheiben mehr oder weniger einzurücken imd den Roller z. B. langsam anlaufen zu lassen. Die Ueber- führung des Riemens auf die Leerscheibe y erfolgt durch Zahnstangentrieb von Hand- rad y^ aus. Schwungrad y^ dient zur Sicherung gleichmässigen Ganges. Rückt man die Klauen-Kupplung des lose auf Welle y^ sitzenden Stirnrads y^ mit dem Hebel y^ ein, so setzt es das Stirnrad y^ und damit den Trag- und Reibimgscylinder G in Bewegung. Da die Schneide-Einrichtung frei um WeUe E^ schwingt, so weichen die Kjreismesser d vmd Presswälzchen d^ mit dem wachsenden Umfang der Papier- rolle nach aussen zm'ück, imd die Trennung der Papierbahn in schmälere Bahnen findet erst nach erfolgter Festwicklung jeder Lage statt. Hierdurch, sowie durch den gleichzeitigen Druck der Walze B, wird der Schnitt der RoUe eben und glatt wie abgedreht, und in diesem Grundgedanken liegt auch das Wesentliche der Bischof'schen Erfindung. J. M. Voith in Heidenheim empfiehlt die in Fig. 926 skizzirte Anlage für Bischofs Roller. Die vom Kalander K der Papiermaschine kommende Papier- bahn P wird abwechselnd auf eine der beiden Trommeln T^ und T'^ gewickelt, uud von da auf Trommel T^ unter starker Bremsung der Abrollwelle T^ oder T^ umgerollt. Dies UmroUen erfolgt, damit man wälxrend desselben den Ausschuss entfernen und die nöthigen Klebimgen machen kann, die sich im Bischof'schen Roller nur schwieriger und zeitraubender ausführen lassen. Zum Auf- und Ab- wickeln des Papiers in der Fabrik dienen hier Trommeln oder eiserne Cylinder mit durchgehender Welle, weil das Wickeln bei grösserem Durchmesser des Roll- kerns leichter von statten geht, und weil sich leichte Rollstangen von mehr als 2 m Länge unter der Last schwerer Papierrollen leicht verbiegen. Wollte man RoUstangen mit Hülsen von 70 mm Dmchmesser auch zum AufroUen^benutzen, so müssten diese bei 60 bis 70 m Geschwindigkeit der Papierbahn (auf der Papiermaschine) im Anfang 270 bis 320 Umdrehungen machen. Beim Abrollen mit 100 m Geschwindigkeit müsste die Welle zuletzt etwa 450 Umdrehungen in Aufroll-Maschinen. 995 der Minute machen, und es ist sehr schwierig, die Welle für so verscliiedene Geschwindigkeiten gleichmässig zu bremsen. Wenn der als Trommel dienende RollcyHnder 350 bis 500 mm Durchmesser hat, sind die Umdi-ehungs-Zalilen nicht mehr so verschieden, dass das Ab- und Aufrollen Schwierigkeiten verursachen könnte. Die mit Papier gefüllte Trommel T'\ die bis 1200 m Papierlänge auf- nehmen kann, wird mit dem an der Decke angebrachten Laufkrahn herausge- nommen und bei A auf den Bischof'schen Roller gelegt. Beim Beginn wird die Papierbahn von Hand um die Keilwelle gewickelt und zu einer Hülse zu- sammengeleimt. Dann erst Avird die Maschine langsam in Gang gesetzt. Das aufrollende Papier wird jetzt von der Belastungswalze B auf den TragcyKnder G niedergedrückt, die Messer werden an die Papierrolle angelegt und trennen sie nicht nur in Bogenbreiten, sondern schneiden auch die Naturränder ab, die später als Fig. 926. 10 bis 15 mm breite Scheiben abgenommen werden. Mit dem Wachsen der RoUe lässt man die Maschine rascher laufen, bis zu 100 m in der Minute, hebt die Walze B in besclniebener Weise, wemi che Papierrolle fertig ist, nimmt die Keil- welle heraus und rollt die in verschiedene Breiten getheilte Rolle auf einen an- geschobenen Tisch. Die Rollen werden mit dem Laufkrahn weiterbefördert, an den glatten Stirnflächen vom Staub gereinigt imd verpackt. Rollen dieser Art sind sehr fest und wiegen 600 kg auf das Kubikmeter. Sie verlaufen beim Ab- rollen auf der Druckmaschine auch bei höchster Geschwindigkeit nicht, weil ihre einzelnen Lagen durch festes Wickeln so dicht aufeinander gelegt sind, dass sie sich nicht seitlich übereinander wegscliieben können. Das Papier reisst auch]-beim Abrollen nicht leicht ein, weil es infolge der glatten Stirnflächen keine kleinen Eim-isse erhalten hat, die bei weniger guten RoUen das Dui'chreissen veranlassen. 996 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Die oben bescliriebene Uuiroll-Einriclitung beansprucht 2 bis 3 Pferdestärken und Bischofs Roller noch etwas mehr. In der Papierfabrik Sclilöglmühl bei Gloggnitz, Niederösterreich, wo Bischof seinen Roller erfand, wird jetzt (1891) vom Direktor M. Sembritzki che in Fig. 927 skizzirte Anlage benutzt. Die vom Längsschu eider x und Feuchter y kommende Papierbahn läuft auf eine der beiden Haspelwellen ü, wähi'end che ge- füllte andere Haspelwelle ihr Papier an eine der beiden Trommeln A des Bischof- schen Rollers aligiebt. Durch die Einrichtung zweier Trommeln A anstelle der einen in Figg. 924 und 925 wird es möglieh, die zeitraubende Beförderimg ganzer Rollen überflüssig zu machen. Auf dem Wege von H nach A bietet sich reichliche Fig. 927. Gelegenheit zur Entfernung von Ausschuss, Entdeckung von Fehlern und Her- stellung guter Klebverbindungen. Das Trittbrett a mit Leiter macht es dem Arbeiter möglich auch oben zu Ideben. Ein Tlieil des Trittbretts a lässt sich umklappen, wenn es der abrollenden Pa^iierbahn im AVege ist. Ist das Papier ohne irgend welche fehlerhafte Stelle auf A gewickelt, so kann es auch ohne weiteres UmroUen unmittelbar unter der Zählwalze Z durch auf die Keilwelle des Bischof'schen Rollers gewickelt werden. Das Umwickeln ist nicht nur erforderlich zur Entdeckung von Fehlern im Papier und zum Zusammenkleben der Enden, sondern es hat auch den nicht zu unterschätzenden Vortheil, dass dabei die auf der Papier- maschine angesammelte Elektrizität aus dem Papier entfernt Avird. Will man die Zwischentrommeln sjoaren und die unvermeidlichen Klebungen auf der Keilwelle vornehmen, so kann es vorkommen, dass etwas Kleister aus der Klebstelle tritt und diese mit der nächsten Papierlage verbindet. Solche RoUen lassen sich dann in der Buchch-uckpresse nicht glatt abwickeln, reissen an den falsch zusammen- geklebten Stellen und verursachen Ausschuss und Aufenthalt. Wird das Kleben auf der Zwischentrommel ausgeführt, so kann ein solcher Fehler auch vorkommen, wh'd aber beim zweiten Abrollen entdeckt und ausgebessert, vielleicht nochmals mit Sorgfalt geklebt. Der in Figg. 838 und 839 dargestellte Roller der Act.-Ges. Ferd. Fhnsch in Offenbach a. M. wird auch zum UmroUen benützt und dann, wie in Fig. 928 gezeigt, dm'ch eine AbroU-Einrichtung ergänzt. Das Papier wird dm-ch zwei Aufroll-Maschinen. 997 Walzen l c von der Eolle a abgezogen, hängt in losem Bogen d von Walze h herab und geht dann über den Bogen e f in den Seite 911 beschriebenen Koller. Die Erbauer bemrken durch che Seite 911 beschriebene patentirte Schaukelbewegung der EoUwelle l, dass sich das Papier faltenlos luid glatt darauf wickelt. Für den Erfolg cheser Wickelimg schemt der Umstand zu sprechen, dass die Maschinenfabrik Ferd. Flinsch bis Ende 1891 etwa 350 solcher Roller geliefert hatte. Wenn auch die überwiegende Mehrzahl dieser Roller von Buntpapier- und Tapetenfabriken benützt wird, so cüenen doch auch viele zum Aufwickeln von Rohpapier. Fig. 928. Escher Wyss & Co. in Zürich bauen einen Roller, der in 1 : 25 der wahren Grösse durch Aufrisse Figg. 929 und 930 zur Anscliauung gebracht ist. Das am Ende der Papiermaschine unbeschnitten und in voller Breite aufgewickelte Papier wird mit seiner Rollwelle in die verstellbaren Lager a gelegt und beim Abrollen durch Leder-Reibung gebremst. Die Pfeile in Fig. 929 zeigen che Richtung, in welcher die Papierbahn von der vollen und beinahe leeren Rolle abläuft. Das Papier geht miter mid über die Bremsstangen hc und Presswalze h zu der Welle d, auf welcher es wieder aufgewickelt wird. Welle d hegt nämlich auf der ange- triebenen Walze e und wird von der Belastungswalze h so auf diese gepresst, dass sie deren Bewegung nütmacht, also mitgenommen wird. In Fig. 929 ist Welle d in ilii'en zwei äussersten Lagen dargestellt, nämlich in ihrer tiefsten Lage, wo sie von der vollen Papierrolle auf a das erste Papier erhält, und in der höchsten Stellung d^, wo sie gefüllt ist, und Walze h die Lage h^ einnimmt. Die Lager der oberen Walze h sind an senki-echte Zahnstangen h~ geschraubt, von deren oberen Enden Seile oder Ketten über RoUen h* h* laufen, die an den anderen Enden i 126 998 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. mit Gewicliten bescliwert sind. Dureli diese Gewichte kann man das Eigen- gewicht der Walze h theü weise ausgleichen, wenn man deren Druck vermindern wül. Die Zalmstangen A- können vom Handrad k aus durch doppelte Zahnrad- übersetzung gehoben oder gesenkt werden. Man ist dadurch imstande, die an den Zahnstangen befestigte Walze h zu heben, und wenn man deren Welle dm-ch Ketten mit der Welle d verbindet, so kann man auch diese ^i&- ^'^^• Welle so mit heben, dass sie nach unten und oben frei liegt und genaues Ein- ziehen des neu aufzu- wickelnden Papiers möghch ist. Die Lager der Walze h sind zum Anhängen der Ketten mit (nicht gezeich- neten) Haken versehen. Während sich das Papier auf d wickelt, wird es von Messern m seitüch beschnit- ten und der Länge nach getheilt. Das Gesteh der Kreismesser m hat seine Drehachse in der Achse der Welle e imd kann vom Hebel n aus durch Ver- mittelung eines punktirt ge- zeichneten Zahnradsektors und eines Zahnrads von und gegen Welle d gedi-eht, also in und ausser Wirksamkeit gesetzt werden. Die angetriebene Walze e hat einen Umfang von 1 Meter und ist mit einem Zähler / verbunden, welcher die Zahl der von e ge- machten Umdrehungen, also auch die Zahl der aufge- rollten Meter Papierbahn angiebt rmd eine Glocke anschlagen lässt, wenn die gewünschte Länge Papier auf d gewickelt ist. Ein Hebelarm g, welcher von der Papierbalin hochgehalten wird, solange sie gespannt über die Walzen 6 c läuft, sinkt herab, sobald die Papier- balin reisst und bringt durch diese Bewegung den ZäUer / zum Stillstand, so dass dieser nur das wirklich aufgewickelte Papier anzeigt. Die voUe Papierrolle wird, wie aus der Darstellmig ersichtlich, mittels Lauf Wagens l und Flaschenzugs ausgehoben und weiterbefördert. Aufroll-Maschinen. 999 Der Roller ist mit zwei Antriebriemen versehen, von denen einer auf den Los- und Festscheiben p, der andere um Riemscheibe r liegt. Hat man eine neue Welle eingelegt, so braucht man zum Durchfülu-en des Papiers langsamen Gang, welcher der Walze e diu-ch die von einer kleinen Riemscheibe angetriebene Riem- scheibe r ertheüt wird, während der andere Riemen auf der Losscheibe p ruht. Riemscheibe r sitzt zwar auch lose auf ihi-er Welle, nimmt dieselbe aber durch Kupplung t mit und giebt der Walze e eine Umfangsgeschwindigkeit von 10 m in der Minute. WiU man zum raschen Gang, d. h. zu einer Umfangsgeschwindig- keit von etwa 50 bis 60 m übergehen, so hat man die Riemgabel s so zu ver- schieben, dass der Riemen von der Losscheibe auf die Festscheibe p gleitet. Die Welle kommt dadurch in viel raschere Bewegiuag als bisher und nimmt auch die Kupplungshälfte t nebst deren (nicht gezeichnetem) Ausrückhebel mit. Dadurch gleitet die schnell laufende Kupplungshälfte t von selbst aus den schrägen Zähnen der mit r verbundenen langsamen Kui^phuigshälfte, verlässt diese und rückt sich 126* 1000 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. also von selbst aus, ohne dass wälii-end des Uebergangs der geringste Stillstand eingetreten ist. Will man die Maschine stillstellen, so hat man nur den Riemen auf die Losscheibe p zu schieben. Das Einrücken zum langsamen Gang, welcher dem schnellen stets vorhergeht, erfolgt durch Eingriff der Kupplung t, welcher mit dem nicht gezeichneten Hebel herbeigeführt wird. Als RoUwelle d dient che in Figg. 679 bis 682, Seite 793, dargestellte. Jos. Eck & Söhne in Düsseldorf bauen einen Roller ähnlicher Ai't, an dem auch ihr in Figg. 859 und 860 dargestellter Bürstenfeuchter angebracht ist. Fig. 931 giebt ein photographisches Bild desselben. Der AufroUcylinder A nimmt die Papierrolle C durch Reibung mit. Auf dieser liegt die Belastungswalze B. Die Spritzbürste, welche das ankommende Papier feuchtet, ist mit D bezeichnet. Aufroll-Maschinen. Körnen, Mustern, Prägen mit Walzen. 1001 367. Körnen, Mustern, Prägen mit Walzen. Pai^iere, welche von der Papiermaschine glatt geliefert werden, müssen für manche Zwecke, z. B. für manche Zeicheupaj)iere, raulie, körnige Oberfläche erhalten. Diese wird ihnen durch Musterwalzwerke von der in Fig. 932 dargestellten Art ertheilt. In dieser von Jos. Eck & Söhne in Düsseldorf gebauten Maschine liegt che Stahlwalze B, auf welche das Muster gestochen ist, zwischen zwei Papierwalzen A imd G. Die Walzen werden gewöhnlich von 1,5 bis 1,7 m laug gehefert, der Durchmesser beträgt bei der massiven Stahlwalze B 250, bei den Papierwalzen Ä und C 500 mm. Die der Stahlwalze B anliegende Seite des Papiers erhält die Körnung, das Muster, die andere den Papierwalzen A imd C anliegende Seite bleibt glatt. Die Papierwalzen Fig. 932, haben keinen Padantrieb, sondern werden nur mitgenommen. Das Papier wird von Welle D abgerollt imd nach dem Durchgang von Welle F wieder auf- gerollt. Der Druck, mit dem das Einpressen erfolgt, kann durch Gewichtshebel geregelt werden. Mit wiederholtem Dm-chfüln^en des Papiers kann man verscliiedene Abstufimgen der Körnung herstellen, und che Staldwalze B lässt sich leicht aus- wechseln. Soll che Maschine zum Prägen schwererer Muster dienen, so muss in die Papierwalzen das Gegenmuster geprägt rmd dafür- gesorgt werden, dass die gleichen Stellen der Stahlwalze stets auf dieselben Stellen der Papierwalzen treffen. Zu diesem Zweck werden che Walzen A B und C chu'ch Zahnräder so miteinander verbunden, dass B zwei Umdrehungen macht, während A und C einmal umlaufen. Wenn man nm' Papiere bis zu 900 mm Breite zu mustern oder zu prä'gen hat, bedarf man keiner so stark gebauten schweren Maschine wie die in Fig. 932 dargestellte. Für solche Breiten genügt ein Walzwerk der in Fig. 933 dargestellten 1002 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Bauart. Hier ist die obere gemusterte Stahlwalze mit der Papierwalze durch Zahn- räder verbmiden. Ehe man damit arbeiten kami, muss die Papierwalze erst mit dem Gegenmuster versehen werden. Nach Vorschrift der Erbauer müssen die Walzen vor dem Einlegen durch Bürsten mit Terpentin tmd später mit in Wasser gelöster Potasche von anhaftendem Fett befreit werden. Beim Eiulegen ist dafür zu sorgen, dass auf beide Walzen-Enden gleichmässiger Druck geübt wird. Dann setzt man die Maschine mit geringem Druck m Bewegmag und wäscht die Oberfläche der Papierwalze möglichst gleichmässig mit massig warmem, falls nöthig auch mit Tischlerleim versetztem Wasser mit Schwamm oder weicher Bürste, und zwar unter steigendem Druck. Um zu verhindern, dass die Bürste zwischen die Walzen Fig. 933. geräth, wäscht man an der Auslaufseite. Dies Zusammenlaufen muss, wenn nöthig, mehi-ere Tage fortgesetzt werden, bis sich das Muster der Stahlwalze in die Papier- walze scharf eingeprägt hat. Alsdann muss die Maschine noch leerlaufen, bis die Walzen wieder völhg trocken sind. Mit solchen sogenannten Gauffrirmaschinen werden Gobelin-, Blumen-, Damast-, Mou-^-, Chagrin-, Lederhaut- und andere Muster in Tapeten, Schreib-, Bunt-, Chromo- und Cigarettenpapiere geprägt. 368. Einpressen von Linien und Wasserzeichen. In Frankreich und Deutschland werden Briefpapiere vielfach dadm-ch liniirt, dass man beim Glätten mit Metallplatten Liniirdeckel cartons zwischen sie legt. Zur Anfertigung dieser Liniirdeckel dient ein hölzerner Rahmen, welcher ringsum in solcher Weise mit Stiften besetzt wird, dass die darüber gespannten Fäden genau so weit von einander Körnen, Mustern, Prägen mit Walzen. Einpressen Ton Linien und Wasserzeichen. 1003 abstehen, wie es für die gewünschte Liniatur nöthig ist. Dies Fadengitter wird zwischen einen Deekel und einen Bogen Papier eingeklebt und, nachdem es trocken geworden, ringsum abgeschnitten. Würde man Papier an Stelle des Deckels nehmen, so würde es sich viel rascher abnützen. Damit beide Seiten des Deckels gleich- zeitig arbeiten, ist es zweckmässig, ihn zwischen zwei Fadeimetze und Papierbogen einzukleben. Alle einfachen Muster, wie karrhtes Papier, auch abwechselnd starke und schwache Linien, lassen sich durch Aufziehen dicker und dümier Fäden dar- stellen, sogar schwierige Zeichnungen werden durch genaues Bekleben der Linien mit Fäden auf den Deckel gebracht. Sind die gewimschten Linien zu dick, um von einem Faden gedeckt zu werden, so klebt man Papierstreifen auf. Ein solcher Deckel bringt, zwischen 8 bis 12 Bogen liegend, in dem äussersten noch ein deutliches Abbild hervor, und hält häufig lange genug aus, wn 300 Ries Papier zu zeichnen. Das Lhiiiren mit Deckeln erfordert jedoch die Anwendimg von Satinirmaschinen und Zink- oder Kupferplatten mit entsprechender zahlreicher Be- dienung, welche sonst bei der grossen MehrzaU aller im Stoff geleimten Papiere in Wegfall kommen könnten und — ist desshalb kostspielig. Das Verfahren ist jedoch auch grundsätzlich zu verwerfen, weil die Linien als Wasserzeichen erscheinen, d. h. nm* durch starkes Zusammenpressen und seit- liche Verschiebung der Fasern sichtbar werden, weil sie also die vorher mit allen Mitteln angestrebte Gleichförmigkeit des Papiers wieder zerstören. Ueberdies findet man bei der Ausführung, dass es unmöghch ist, sehr feine Linien zu ziehen, dass gut eingepresste Lünen in verschiedenen Papieren mehr oder weniger sichtbar sind, und dass sie mit der fortschi-eitenden Abnützung der Fadendeckel mibestimmter werden. Noch kostspieliger als die Fadendeckel sind die vielfach angewandten ge- schnittenen Stahlplatten, welche besonders zum Einpressen schwieriger Muster dienen. Dieselben werden jetzt meist durch die im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Walzwerke ersetzt. Wasserzeichen werden vielfach auch nach dem vorher beschriebenen Liniir- Verfahren ins Papier geprägt. Anstelle von Fäden wird dann mein- oder weniger dickes Papier so ausgeschnitten, dass es genau das gewünschte Wasserzeichen deckt, imd auf glattes Papier geklebt. Wenn solches beklebte Papier mit dem zu zeichnenden, zmschen Blechen und Pappen hegend, dm-ch ein Walzwerk gefülirt wird, pressen sich die aufgeklebten verdickten Stellen in das mitgehende Papier und bringen damit das gewünschte Wasserzeichen hervor. Will man Sehattentöne erzeugen, so klebt man noch eine oder mehr Lagen Papier auf die Stellen, welche am hellsten durchscheinen sollen u. s. w. Dm'ch Anwendung vieler Lagen dünnen Seidenpapiers ist es auf diese Art möglich, sein* kunstvolle Wasserzeichen herzu- stellen, wenn man die hierzu nöthige Erfahrung dm'ch Uebung erworben hat. Josej)h Eck & Söhne in Düsseldorf haben neuerdings (1891) ein Walz- werk zum Einpressen von Wasserzeichen gebaut, welches in Fig. 934 im Aidriss in 1:15 der walu-en Grösse imd in Fig. 935 perspektivisch dargestellt ist. Dm'ch dasselbe können gleichzeitig zwei Papierbalmen nebeneinander gefülu-t werden, die ^'on RoUwellen a a kommen, in der Richtung der Pfeile durch die Walzen gehen, mid sich dann auf Wellen b b wickeln. Die mittlere Walze d ist genau cylÜKhisch geschliffen, wird durch Zahnräder von der Welle der Riemscheibe g aus angetrieben und nimmt dm'ch Reibung die Walzen c und / mit. Das Wasserzeichen, welches 1004 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. ins Papier gej)rägt werden soll, ist auf die obere Stablwalze c erhaben gestochen oder geätzt, so dass nur dessen Linien oder Figuren mit dem darunter durchgehenden Papier in Berülu-una; kommen. Von den Handrädchen h aus kann man mit Schrauben die Walze c be- liebig stark auf Walze d pressen und damit den Druck regeln, mit dem das Wasserzeichen eingeprägt werden soll. Die untenliegende Papierwalze f soll theils zm- Unterstützung der Walze ä, theils zum Nachglätten des Papiers und Niederdrücken etwa entstandener Ränder oder Wulste dienen. In Fig. 935 sieht man die Schutz- ränder h an beiden Enden der Walze c, welche genau denselben Durchmesser haben, wie die Walze c an den Stellen, wo die Präge- flächen am weitesten vortreten. Ohne solche Schutzränder Aviu'de Walze c stets niedergehen, sobald ein von Sclnift oder Zeichen freier Theil ihrer Oberfläche an den Berührmigspimkt der Walze d kommt. Die Schutzränder h machen dieses Auf- und Nieder- gehen unraörfich und verhindern k^l V' /' y /',//,/,/',/////■ auch Beschädigung der aus Walze c Fig. 934. hervorragenden Schriften und Zei- ''^-'-^^^'^--'^-^^^^^w^yy^^^.W//^^^^^ oben, welche dadurch entstehen könnten, dass das eine Ende der von den Hand- rädchen li aus regierten Presswalze stärker niedergepresst wird als das andere. Sobald Papier zwischen die Walzen c und d gelangt, wird c von d mit- genommen, die Schixtzränder Ic stehen um die Papierdicke von d ab, und die vor- stehenden Schriften imd Zeichen pressen sich ins Papier. Um einzehie Bogen auf dieser Mascliine mit Wasserzeichen zu versehen, müsste man am Gestell Tische zum Auflegen imd Abnehmen des Papiers über der Walze d befestigen. Die deutschen und französischen Fabriken haben ihr Publikum an Papiere mit den verschiedenartigsten Mustern gewöhnt, deren Dasein meistens ganz zwecklos, häufig aber auch unschön ist. SchreibjDapier muss von solcher Beschaffenheit sein, dass man darauf mühelos, in regelmässigen, geraden Linien schreiben und das Ge- schriebene deutlich lesen kann. Die Mehrzahl der englischen, noch mehr aber die amerikanischen Briefjjapiere erfüllen diese Bedingungen, sie sind glatt, weiss oder hell gefärbt, zum grossen Theil einfach blau liniirt, und deren Schönheit wird nicht in zwecklosen Mustern und Wasserzeichen, sondern in Reinheit mid Gleiclunässigkeit, Einpressen von Linien und Wasserzeichen. Peder-Liniirmaschinen. lOOJ sowie in schöner Farbe gesucht. Auch das kontinentale Publikum schätzt diese Vorzüge, wenn sie ihm in den einheimischen Papieren geboten werden, mad die Fabrikanten würden bei schön weissen, gleichmässig gearbeiteten aber ungemusterten Fig. 935. Papieren um so mehr ihren Vortheü finden, als ihnen in guten Liniirmaschinen ein vortrefflicher Ersatz für Fadendeckel u. dergl. zu Gebote steht. 369. Peder-Linürmaschinen. Die sogenannte Sclmell-Liniirmaschiue wurde in den Jahren um 1860 von Hiekok in Harrisburg in Pennsylvania erfimden. In den Vereinigten Staaten, wo der weitaus grösste Theil alles Briefpapiers blau liniirt wird, war das Bedürfniss einer guten Liniirmaschine schon frühe vorhanden und veranlasste ihre Vervollkommnung und Verbreitung in solchem Grade, dass sie seit vielen Jahi-en als zm- Einrichtung einer Schreibpapierfabrik gehörig betrachtet wird. Eine solche, von der Holyoke machine Co. in Holyoke, Massachusetts, schon vor 1872 gebaute Maschine ist durch Fig. 936 im Grmidriss, Fig. 937 im Aufriss (ohne das Gestell der Vorderseite), und durch Fig. 938 als Seitenansicht dargestellt. Auf einem nebenstehenden Tische liegt ein Vorrath von Bogen, welche nach und nach von einer Arbeiterin abgenommen und auf das endlose Zuführ- 127 1006 Fabrikation von MascMnenpapier aus Lumpen. tucli A. (aus baumwollenem Segeltucli) gelegt werden. Die Spamiwalze Ä' im Verein mit der auf zwei in J.* hängenden Hebeln schwingenden, hölzernen Walze A" hält das Tuch A gespannt, und die Walze A^ j)i'^s^t ^^ gegen den Fiff. 937. hölzernen Cylinder £, welcher es dm-ch Reibung mitnimmt. Die j)unktirten Linien B^ B^ bezeichnen den Riemen, womit die grosse Scheibe B* auf der Welle des Cylinders B, tmd damit der Cylinder B selbst, getrieben wü-d. Die Seheibe B* Feder-Linürmaschineii. 1007 sitzt jedocli lose auf ihrer Welle, sie stellt mit ilu- nur durch eine Kuj^plimg in Verbindung, deren Em- oder Ausrücken mittels des Hebels B~ die ganze Maschine in oder ausser Gang setzt. [__] ! I I I Fiff. 937. Fiff. 938. Um den Cylinder B und die Walzen G C ^ liegen m Abständen von ,5 cm baumwollene Fäden, deren Enden zusammengeknüpft smd, und eine zweite Reihe solcher Fäden, welche über die Walzen D D^ D'^ läuft, schmiegt sich gleichfalls 127* 1008 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. der Walze C und dem oberen Theil des Cylinders B an. Die Walzen rohen in Messingträgern, welche an die Gestelle gescliraubt sind und sich daran verstellen lassen. Jede Fädenreilie läuft auf einer ilirer Walzen in eingedi'ehten Ver- tiefimgen, dm-ch welche die Fäden in richtiger Entferniuig auseinander gehalten werden. Die Bogen folgen dem Zuführtuch A, bis dieses auf der Walze A? um- kelirt, wälu'end sie zwischen die Walze D und Cylinder B, mithin auch zwischen die beschriebenen zwei Fädenreilien treten, von diesen über einen Theil von B und über die Walzen G ^ C mitgeführt werden, und dann auf den zweiten Cylinder E gelangen. Dieser zweite Cylinder E ist von gleicher Grösse wie B, er wird von den Lagern E ^ getragen, und seine Riemscheibe E ^ wird von der Scheibe B ' durch einen gekreuzten Riemen getrieben. Eine Reihe Fäden läuft über die Walzen F E^ F^ F^ und schmiegt sich auf dem inneren Wege dem Cylinder E an, wälii-end die andere Fädenreihe den Cylinder E und die Walze G ^ einschliesst und durch die Walze G gespannt wird. Die bei C anlangenden Bogen treten auf F zwischen die zwei zuletzt besclu-iebenen Fädenreihen, laufen mit ihnen über E und werden von der imteren Fädenreihe bis G^ getragen. Dort treten die Fäden den Rückweg an, che Bogen aber folgen dem über die Tragwalzen H^ H^ und die Streck- walze H^ laufenden endlosen Segeltuch I von H^ bis H^. Das Segeltuch I ist in Fig. 936 ausgebrochen gezeichnet, damit die in die Walze jfiT' gedrehten Rinnen sichtbar werden, welche dazu dienen, I seitlich gestreckt und in richtiger Lage zu erhalten. Die Walzen G^ H^ H.^ H^ werden von einem gemeinsamen, über das freie Ende des Cylinders E imd über die Walze H* laufenden Lederriemen H eingeschlossen und getrieben, welcher in Fig. 936 voll und in Fig. 937 in punk- tirten Linien gezeichnet ist. An der Walze H^ hört die eigentliche Liniirmaschine auf, und es folgt eine, von gusseisernen Gestellen K getragene Legmaschine, welche das linih'te Papier in Packen abliefert. Auf dem langen Wege von dem Cylinder E zm- Walze .ff ^ trocknen die auf dem Papier gezogenen Linien, gleichzeitig nehmen aber auch die Bogen etwas verschiedene Gestalt an, sie biegen luid werfen sich in solcher Weise, dass sie sich freiwillig nicht mehr dicht aufeinander legen können und erst wieder in genau gleiche Form gezwimgen werden müssen. Beim Verlassen des Tuches I über der Walze H ^ gelangen sie auf zwei über Scheiben L L^ laufende Ledememen, welche durch Antrieb der zu L^ gehörigen Welle von H^ aus mittels Riemen in Bewegimg gesetzt werden. Auf den über L L} laufenden Riemen liegen die über die Scheiben M'^ WP laufenden Riemen M^, welche dm-ch Reibimg mitgenommen werden und die Mitte der Bogen mit ilirem Gewicht niederhalten. Damit auch die Seitenränder der beiden nebeneinander laufenden Bogen gleiche Form annehmen, treffen sie auf die allmälig ansteigenden, nach innen abgerundeten (Fig. 938) Längshölzer M, dm'ch welche die in der Mitte niedergehaltenen Bogen zu beiden Seiten aufwärts gebogen imd m gleiche Gestalt gezwängt werden. Sehwalben- schwanzförmige Zapfen der Querhölzer N passen in Nuthen der Hölzer M, welche darauf verstellt und festgekeilt werden, um sich der Breite der Bogen anzupassen. Die so gestreckten Bogen fallen von der Walze L ' auf die hölzerne Platte 0 und zwischen die hölzernen, auf Eisenplatten geschraubten und in den Schlitzen der Querbalken 0 ^ verstellbaren Abtheilungswände 0 \ Damit die Bogen nicht Feder-Liniirmaschinen. 1009 am vorderen offenen Ende herausfallen, sind ihnen senkrechte hölzerne Reiter 0^ entgegengestellt, deren aus kleinen Brettchen bestehende Füsse auf den Quer- Fia- 941 balken 0^ leicht angeheftet werden. Die ankommenden Bogen sollen -eJ Ol einander genau decken imd werden desshalb durch einen sanften Schlag auf den Rücken bis an die Reiter 0^ vorgeschoben. Die Welle der Scheiben L^ ist zu diesem Zwecke mit einer Kiu-bel- platte L^ versehen, deren excentrischer Zapfen in einen Schlitz der Latte L^ passt und ilu' oberes Ende bei jeder Drehung von L^ einmal hin- und herbewegt. Das imtere Ende der Latte L^ ist an einer Platte der Welle L* befestigt und theüt dieser, sowie auch ihrer hölzernen Fortsetzimg L^ mit den in ihrem Schhtze ge- schraubten Blechstreifen L'^ die hin- und hergehende Bewegung mit. Das obere Ende der Blechstreifen L'^ ertheilt dadurch den an- kommenden Bogen den gewünschten Schlag und ersetzt damit die Hand einer Arbeiterin. Die Platte 0 mit allem Zubehör kann während des Ganges mittels der Zahnstangen P^ P^ imd des von dem Handi-ade P aus in Bewegung gesetzten Zahm-ades niedergelassen werden, damit sie Raum ziu* Aufnahme von mehr Papier bietet. Gewöhnlich zieht man jedoch vor, die Bogen häufiger wegzunehmen, als diese Vorriehtimg zu benützen. Während die Bogen über die Cylinder B und E laufen, werden sie mit einer Vorrichtimg liniirt, welche in Aufiiss und Seitenansicht, theilweise als Durch- schnitt, in Figg. 939 und 940 in grossem Maassstab (engl. Fuss imd Zoll) besonders dargestellt ist. Die Federn, welche den wesentHchsten Theil dieser Art des Linürens bilden, sind in Fig. 941 in walu-er Grösse gezeichnet. Ein dünnes Kupfer- oder Messingblech wh'd so ausgeschnitten, dass für jede Feder, genau in dem Abstand imd der Zalil der zu ziehenden Linien, ein Zinken von der Form Q Fig. 939. Fig. 940. frei vorsteht. Diese Zinken Q werden so zusammengefaltet, dass sie Federn von der Form Q^ bilden. Eine zusammenhängende, zwischen den hölzernen Klammern des Halters R (Fig. 939) gefasste Reihe derselben wird mit den Zapfen R^ so auf- gehängt, dass ilii-e Spitzen auf dem Pajjier ruhen, wälirend es über die Cylinder B und E geführt wü-d. In einen kujjfernen, mit blauer Tinte gefüllten Trog R^, von gleicher Länge ^vie der Cylinder, taucht das Ende eines Flanellstreifens R^, welcher auf dem Halter R liegt und durch eine Anzalil aus dem Stoffe selbst freige- zupfter Fäden che aufgesaugte Tinte in ebenso viele Federn träufeln lässt. Anstatt die Fäden aus dem Flanell zu nehmen, kann man auch andere aus gleichem Stoffe JOIO Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. bestehende anwenden, welche man entweder durch ein paar Stiche auf R' näht, oder einfach darauf presst. Sollen einige Federn rothe Linien ziehen, so werden kleine Tröge mit rotlier Tinte in den grössern Trog R^ gehängt und die betreffenden Federn daraus mit besonderen Fäden gespeist. Die an dem Gestehe befestigten Springfedern V, Fig. 937, üben einen leichten Druck auf die Klammern und damit auf die Federn aus. In Fig. 942 ist der Federkamm einer Kopflinie verkleinert abgebildet, mit welchem die breiten, rothen Geschäftsbücherköpfe gezogen werden. Wie man sieht, besteht derselbe aus drei Federn, von denen zwei ganz eng zusammengebogen sind. Aus diesen zwei Federn fliesst die Tinte zu einer einzigen rothen Linie zusammen, der Fiff 942 breiten Kopflinie, während die einzelnstehende dritte Feder die längs der breiten Kopflinie laufende dünne Linie zieht. Wünscht man die breite Kopflinie noch dicker zu ziehen, so kann man drei Federn vereinigen, neben welchen die vierte dünne fi'eisteht. Oft lässt man hinter der breiten Kopf- linie her noch eine gleichbreite, aber nicht mit Tinte gefüllte laufen, welche den Zweck hat, die Tinte der Lmie gleichmässig zu vertheüen, um so zum Besclileunigeu des Trocknens beizutragen. Das Einsetzen der Federkämme in die Halter muss so geschehen, dass alle Spitzen genau eine gerade Linie bilden, und dass die Spitzen an emem Ende genau soweit aus dem Halter hervorstehen wie am andern. Dadm'ch wird ein gleich- massiger Ansatz an der Bogenkante erreicht. Die Feder zur Kopflinie setzt man stets so ein, dass die breite Linie nach aussen, die dünne nach der Zeilen-Liniatur hin gerichtet ist. Ueber der Kopflinienfeder, nicht weit von derselben entfernt, wird in der Regel noch eine Feder zu einer blauen Querlime eingesetzt. Es wird sich häufig herausstellen, dass die gezogenen Linien nicht gleich dick smd, und dass die Federn desshalb Nachhilfe brauchen. Man nimmt eine Pincette oder eine Drahtzange mid kneift mit derselben alle die Federn zusammen, welche dicke Linien ziehen, wogegen man aUe dünnziehenden Federn erweitert, indem man mit einem an einer Seite papierdünn geklopften Messingblech die Rinne herunter- fälii't. Hiermit fährt man so lange fort, bis alle Lmien genau gleiche Dicke haben. Dieses Gleichmachen ist eine höchst langweilige Arbeit, die Federn ziehen aber danach meist stmidenlang fort, bevor wieder eine versagt oder die Tinte zu dick fliessen lässt. Nachdem jede Seite des Papiers auf einem der Cylinder B und E von einer Reihe Federn Hnürt wmxle, müssen häufig, besonders für Geschäftsbücher imd Reclmmigen, noch Abtheilungs- (Kolunme-) Linien quer über die anderen gezogen werden. Da aber der Kopf gewölinhch frei bleiben soU, dürfen diese Abtheihmgslinien nicht ganz dm'chgezogen werden, sondern müssen an der Kopf- linie enden. Zu diesem Zwecke wird auf einer freien Stelle des Halters R, gewölmlieh in der Mitte, ein Träger 8 (Fig. 939) angebracht, worin mit Stell- scliraube em Bolzen S^ befestigt ist, auf dessen vorderes Ende die Gabel S^ mit dem darin hängenden Stahlröllchen S^ geschraubt ist. Auf der Oberfläche dieses Röllchens ist ein Lederstreifen /S"* befestigt, in dessen vorderes Ende eine Kerbe geschnitten ist. Die Federn Q, ^ sind so gestellt, dass ihre Spitzen auf dem Papier ruhen und Linien ziehen, so lange auch das Röllchen S'^ darauf Hegt. Das bereits linihte Papier wird jetzt so auf das Zufülu'tuch A gegeben, dass seine Linien mit Feder-Lmiirmaschinen. 1011 den Cylinderachsen parallel laufen, dass also die frisch eingesetzten Federn Ab- theilimgslinien ziehen, welche senkrecht zn ihnen stehen. Sobald ein Bogen das Röllchen S^ erreicht, stösst er mit seinem vorderen Rande in die Kerbe oder den Ausschnitt des Lederstreifens S*, nimmt ilxn mit, schiebt ihn dadui'ch zwischen das Röllchen mid das Papier, veranlasst eine schwache Hebung des Halters R mit den Federn Q ^ mid unterbricht das Liniiren. Sobald der Bogen um che Länge des Lederstreifens 8* unter S^ dmchgegangen ist, nimmt der nackte Theil des Röllchens seüien Platz auf dem Papier wieder ein, die Federn liniiren wieder, der Streifen S'^ wird mit dem Röllchen in seine ursprüngliche Stellung gedreht und behält sie bei, bis er von dem nächst ankommenden Bogen wieder mitgenommen wird. Der fi-eigelassene Theil oder der Kopf des Bogens muss dadurch genau so lang wie der Lederstreifen 6'* von der Kerbe bis zum Ende werden. Diese Liniirmaschine whd stets, wie schon auf Seite 1008 erwähnt wmxle, mit Bogen von doppelter Breite gespeist, welche auf dem Cylinder E durch ein Kreismesser T, Figg. 936 u. 937, dessen Welle in Lagern T^ läuft, entzwei- geschnitten werden. Der Cylinder E ist (hnch eine gusseiserne Platte, deren Form aus Fig. 937 ersichtlich ist, in zwei Hälften getheilt, und gegen chese Platte läuft das Messer T anstatt, wie bei der Papiermaschine, gegen ein zweites Kreismesser. Damit die Bogen winkelrecht geschnitten und liniht werden, müssen sie in genau richtiger Lage auf das Zufülutuch Ä gelegt werden, und um dies zu er- leichtern, ist das Winkelbrett X auf das Gestell gesclu-aubt. Ein anderer Winkel aus Zinkblech X\ dessen waagerechter Theil unter das Tuch A geschoben wird, ist an den senkrechten Theil von X genagelt. Die Bogen werden so aufgegeben, dass einer ihrer Ränder längs dieser Fülu'ung liingleitet, und die Bolzenlöcher von X sind ausgeschlitzt, damit die Führung für verschiedene Papierbreiten verstellt werden kann. Sehr viel Briefpapier wird nur auf chei Seiten liniirt, d. h., die Linien werden auf einer der Plano-Seiten nm' zur Hälfte dm'chgezogen. Dies wird dadurch bewirkt, dass man jeden auf A gelegten Bogen von semem Nachfolger zur Hälfte verdecken lässt, und dadm-ch den Federn des ersten Cylinders B nur die halbe Länge des Blattes oifen hält. Da jedoch che Linien auf der anderen Seite ganz dm'chgezogen werden sollen, lässt man den Cylmder E doppelt so rasch als B laufen, so dass er die zwischen F und E eintretenden Bogen einzeln hervorzieht und sie getrennt weiterfülu't. Das vorstehend Gesagte konnte beinahe imverändert der ersten Ausgabe dieses Buches entnommen werden, weil die Hickök'sche Mascliine gar keine grundsätzliche Veränderimg erfalu-en hat. Die zalilreichen Fabrikanten, welche sich auch in Europa mit dem Bau von Liniirmaschinen beschäftigen, fertigen dieselben in den verschiedensten Formen und fnr aUe möglichen Zwecke an, haben aber den Gnmd- gedanken unverändert gelassen. Die eincylindrigen Maschinen, welche das Papier nur auf einer Seite liniiren und andere füi- den Bedarf der Geschäftsbücher-Falwiken sowie für Kundenarbeit eingerichtete Maschinen bleiben hier unberücksichtigt, weil sich die Papierfabriken iim- mit Massen-Arbeit, also glatt durchlaufende Liniirung, befassen können, und desshalb die leistungsfähigsten Maschinen benutzen müssen. Einige Verbesserungen, welche ebenso für Rollen- wie für Federnmaschinen dienen, werden im Abscluiitt 371 beschrieben. In der Papier- Zeitung, Jahrgang 1892, Nrn. 6, 9, 10, 12, 14, 16, 18, ist ein längerer Aufsatz über Liniirmaschinen erschienen, welcher auch die kleineren \md emcylinch-igen Arten behandelt. X012 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. 370. Rollen -Liniirmaschine von Letang und Brissard. Von dieser Maschine ist Fig. 943 ein Aufriss in 1 : 20 der wahren Grösse, Fig. 944 ein senkrechter Diu-chschnitt in der Richtung e — /, Fig. 945, Fig. 945 ein senfarechter Längsschnitt, Fig. 946 ein Längsschnitt in der Richtung a — h, Fig. 947, Fig. 947 ein senkrechter Querschnitt in der Richtimg c — d, Fig. 945. Fig. 951 perspektivische Ansicht einer von Letang und Brissard in Paris vor 1874 gebauten Maschine. Das Papier wird hier nicht von der Hand eines Arbeiters, sondern mit einer selbstthätigen Zuführung poussoir eingeschoben, welche auf dem vorderen Theile des Gestells Ä angebracht ist. Die senkrechten, mit Zahnstangen g versehenen Füsse c des Tisches a, worauf das Papier in Packen niedergelegt wird, können in den, am Gestell Ä befestigten, Geleisen d auf- und niedergleiten. An den Ge- leisen d sind die Zapfenlager der Wellen e und f, Fig. 947, angebracht, welche den Auf- und Niedergang des Tisches durch Zahnräder vermitteln. Die Bewegimg wnd von der Mitte der Welle e durch ein kleineres Rad auf ein grösseres der Welle f, und von dieser durch kleine, an beiden Enden angebrachte Rädchen auf die Zahnstangen g übertragen. Ziu- Verhinderung eines willkürlichen, dm"ch sein eigenes Gewicht veranlassten Niedergangs des Tisches ist auf der Welle f ein Sperrhaken angebracht, welcher in das Schaltrad i der Welle e greift. Die Verstellung des Tisches kann mit der Kurbel h am Ende der Welle e von Hand ausgeführt werden, das allmälige Aufsteigen des Tisches aber, wodurch die Oberfläche der aufgelegten Papierstösse während des Betriebs stets auf gleicher Höhe erhalten werden soll, wird durch den verlängerten Hebel ;', Fig. 945, bewirkt, welcher von einem auf der Welle h befindlichen Hebedaumen eine kurze auf- und nieder- gehende Bewegung erhält mid dm'ch einen Schalthaken das Rad i dreht. Der Antrieb der Welle fc erfolgt durch em ilu' aufgekeiltes Zahm-ad von einer Verzahnmig am Ende der Trommel H aus, mid sie überträgt ihi-e Bewegung mittels einer am anderen Ende befindlichen Schniu'scheibe Je' auf die Expansions- scheibe l der Triebwelle m des Zufülu-ers. Das Papier muss rascher oder langsamer zugeführt und die Expansionsscheibe l nach Bedarf enger und weiter gestellt werden, je kürzer oder länger die Bogen sind. Damit die Schnur oder Ti'iebsaite bei jeder Ausdehnmig oder Verengung der Scheibe l, ohne Veränderung ilu'er Länge, gespannt erhalten werden kann, ist sie, wie aus Figg. 943 und 947 ersichtlich, über 2 Scheiben nn gefühi't, deren eine nach Erforderniss aus- oder einwärts ver- stellt wird. Am anderen Ende der Welle m, welche die Expansionsscheibe l trägt, befindet sich ein Excenter o, Fig. 945, welches dm'ch die Stange p und die von der WeUe s ausgehenden Hebelarme q und r der Fülu'ungsstange t eine hin- und hergehende Bewegung ertheilt. Die Stange t ist mit einer Stellschraube in einer Hülse am oberen Ende des Hebelarms r befestigt, und trägt an ihrem vorderen freien Ende ein Querstück u mit Kautschukenden, welches die Hand des Arbeiters vertritt, indem es, auf dem Papier liegend, Blatt für Blatt vorwärts schiebt, Fig. 951. In das rückseitige Ende jedes auf a liegenden Papierstosses ist eine feine Stahlklinge gesenkt, welche von den zu oberst liegenden Bogen eine genügende Rollen-Liniirmaschlne von Letang und Brissard. 1013 Menge festhält, um zu verhindern, dass die Hand u mehr als einen aiif einmal fortschiebt. Das eingesenkte Messer leistet him-eichenden Widerstand gegen das Mitnehmen der unteren Bogen durch die Reibung des obersten, ohne ein Hin- derniss für den Vorschub des von u selbst erfassten Bogens zu bieten. Die Halter, deren Gewicht die Messer ins Papier presst, gleiten in Führungs- stangen &&1, welche in Schlitzen des Tisches a verstellt werden können. Die Messer senken sich nur wenige Millimeter vom Rande ins Papier, ihre flachen Seiten stehen genau in der Richtung des Laufs der Bogen, xmd die Einschnitte werden so fein und kurz, dass sie kaum bemerkbar sind. Damit die Bogen beim Einschieben genau gerade Richtung beibehalten, lässt man sie an einem verstellbaren seitlichen Fülirungsbrett «^ Fig. 947, hingleiten. In den oberen Theilen der an das Gestell A geschraubten Träger v, deren untere Enden zur Aufnahme der Welle s dienen, ist eine zweite Welle w gelagert, von deren Mitte ein gekrümmter Hebel x ausgeht, welcher der Führungsstange t bei ihren Hin- und Hergängen als Stütze dient, ihr aber freie Bewegmig gestattet. Wird der Hebel x aufwärts gedreht, so hebt er die Stange t und ilire Hand u aus aller Berüln:ung mit dem Papier imd imterbricht damit das Einschieben der Bogen. Ein solches Abstellen kann durch Drehen der Welle w mittels des Hebels y rasch von Hand bewerkstelligt werden, wenn etwas an der Maschine hergerichtet werden muss, imd ein mit Handgriflf versehenes Stelleisen, Fig. 943, hält den Hebel x nöthigenfalls längere Zeit in dieser gehobenen Lage. Aber auch während der Arbeit darf die Hand u mit dem vorzuschiebenden Bogen nur so lange in Berülirung bleiben, bis dessen vorderes Ende zwischen die Walzen E und F gelangt mid von ihnen erfasst ist. Die Stange t muss daher wälu-end des grössten Theils des Vorgangs und überdies während des ganzen Rückganges gehoben werden. Dazu dient der am andern Ende der Welle iv befestigte Arm z und der unter diesen gi-eifende, um festgelagerte Zapfen schwingende Doppel- hebel B, welcher von dem Excenter o durch die Verbindungsstange G regiert wird. Die Walze F wird von der Verzahnimg am Ende der Trommel H in Be- wegung gesetzt und befördert mit Hilfe der giuf üu- Kegenden kleineren Walze E den eingeschobenen Papierbogen zwischen die Trommel H und die Leitfäden. Sobald er von diesen erfasst ist, soll er ihrer Fülnmig imbehindert folgen imd durch Heben der Walze E von jedem Druck zwischen E und F befreit werden. Dies bewirkt der hirschfussartige Ausläufer des Doppelhebels B, Fig. 946, welcher mit der Welle verbunden ist, von der die kiu'zen hebelartigen Träger D der Walze E ausgehen. Das Excenter o veranlasst somit nicht niu- die Hebung der Hand lo nach jedem kurzen Vorschub eines Bogens, sondern auch das Heben und Senken der Walze E in solcher Weise, dass jeder Bogen nur im Augenblick seines Emtritts von den Walzen E imd F gefasst und rechtzeitig losgelassen wird. Die Verzahnung der Trommel S wird durch das Rädchen O von einer Riemscheibe aus getrieben imd greift in eine gleiche Verzalinimg der Trommel I ein, beide Trommeln H mid / sind mit Wollgewebe bekleidet und ruhen in Lagern, welche an die Gestelle A geschraubt sind. lieber diese Trommeln werden die dm-ch E und F eingebrachten Bogen zwischen zwei Reihen endloser Fäden gefühi-t, welche um beide Trommeln R und J, sowie über je 4 Walzen T imd U laufen, von denen eine als Spannwalze dient, Fig. 945. Von der über die Walzen 128 1014 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Fig. 943. Fig. 944. Im\^ w'^^Ä.^^^x^^M*. Fig. 946. Fiff. 947. Rollen-Liniirmaschine von Letang und Brissard. Fig. 945. 1015 10 -Jajaia&a T laufenden Fadenreihe werden die Bogen der Oberfläche der Trommel H, und von den über U laufenden der Oberfläche der Trommel 1 angeschmiegt. Beim Verlassen der obern Trommel I folgt das Papier der Fadenreihe T, bis es von einer über die Walzen XX gespannten Reilie Saiten V abgenommen mid von diesen auf den anstossenden Tisch Z befördert wird. Diese französische Liniirmaschine unterscheidet sich von der vorher be- schriebenen amerikanischen namentlich dadui'ch, dass sie die Linien nicht mit Federn, sondern mit kleinen Messingröllchen zieht, deren schmale Oberflächen von Gummiwalzen mit Tinte gespeist werden. Ein Satz solcher KöUchen ist in 1 : 12 der wahren Grösse in Längsansicht und Durchschnitt in Fig. 948 imd von der Seite gesehen in Fig. 949 darstellt. Ein Tintekasten mit Speisewalze ist in 1 : 24 der wahren Grösse in Fig. 950 im Dm'chschnitt gegeben. Die von der Welle L getragenen BöUchen sind durch Scheiben getrennt, deren Stärke den Abstand der zu ziehenden Linien bestimmt; sie können für jede Art von Liniirung dienen und unterscheiden sich dadurch vortheilhaft von den Federn. Sie müssen jedoch, um richtig arbeiten zu können, mit grösster Sorgfalt hergestellt sein, namentlich soU nicht nur jedes einzelne Röllchen aufs Genaueste abgedreht und ausgebohrt werden, sondern die Dm'chmesser aller Röllchen dürfen auch nur so wenig von emander abweichen, dass sie für den Gebrauch als vollkommen gleich gelten können. Die Speise- walze M besteht aus einem mit Kautschuk überzogenen Rohr, sie ist auf dem 128» 1016 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Tintekasten N gelagert und mit einem Zahiirädchen versehen, durcli welches sie von der zugehörigen Trommel aus in Bewegung gesetzt wird. Da die Walze M fortwährend in die den Kasten N füllende Tinte taucht, nimmt sie so viel davon auf, dass der Ueberschuss durch einen Schaber abgestreift werden muss. Die Maschine ist mit 3 Liniirvorrichtungen versehen, von denen die erste, bereits bescliriebene, zu unterst an dem Gestell befestigt ist, Fig. 945, und zum Ziehen der gewöhnlichen Linien dient. Die zweite, gleichfalls mit einem Tinte- kasten N, einer Speisewalze M und einer Liniirwelle L versehene Abtheilung unterscheidet sich von der ersten dadiu-ch, dass die Walze M nicht in die Tinte taucht, sondern dass ihi' diese durch einen Flanellstreifen zugetheilt wird, welcher fortwährend Tinte aus dem Kasten N saugt. Ueberdies erhält die auf Spitzen gelagerte Walze M hier keinen direkten Antrieb, sondern wird niu* von den Liniir- röUchen, wie diese selbst, durch Reibung gech-eht. Diese Abtheilung dient besonders zum Ziehen farbiger Linien. Fig. 948. Fig. 949. Bei der dritten obersten AbtheUung sind kleine Tintekästchen JV und kurze Speisewälzchen M, Fig. 944, in seitlichen Trägern P aufgehängt, welche von einem Hebelarm der Welle Q ausgehen. Auf diesem gabelförmigen Hebelarm sitzen die Wellen der Röllchen, welche, wie die der Walzen M, auf Spitzen gelagert sind und durch Reibung der Trommel xmd des darüber laufenden Papiers in Gang kommen. Die Farbe wird auch hier durch Flanellstreifen aus den Kästchen N gesaugt und den höher gelegenen Wälzchen M zugefülu't. Mit dieser Abtheilung werden besonders nahe zusammenstehende Linien sehr rein gezogen, und man kann nach Bedarf mehr oder weniger Trägerpaare P mit Zubehör auf der gemeinschaft- lichen Welle Q anbringen. Da beide Seiten des Papiers gewöhnlich gleiche Linien erhalten sollen, sind beide Trommeln mit 3 Vorrichtungen der beschriebenen Art versehen, welche sich nur in sofern unterscheiden, als die erste oder unterste Liniirwelle L der zur Trommel I gehörigen 3 Liniir- Abtheilungen von einem Hebel S automatisch ausge- rückt werden kann. Dieser Hebel 8 wird von einer am Gestell befestigten SpiraKeder, Fig. 946, in solcher Weise angezogen, dass sein oberes Ende mit der Welle L nach der Trommel I hin gepresst wird, während sein unteres Ende sich gegen ein auf der Triebwelle m, Fig. 945, sitzendes Kammrad legt. Das Kammrad macht mit der WeUe m eine Umdrehung, während die Hand u einmal hin- und hergeht, während also ein Bogen unter den Röllchen der Walze L durchgeht. Wenn die Linien auf der Rückseite des Bogens nm- zm- Hälfte oder zu einem Viertel durchgezogen werden soUen, wie es z. B. bei Briefpapier häufig verlangt wird, so muss das Rollen-Liniirmaschiae Ton Letang und Brissard, 1017 1018 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Kammrad mit Kämmen oder Erhöhungen versehen sein, welche den Hebel S so lange wegdrücken, dass die Liniirwelle L eine entsprechende Zeit ausser Berührung mit der Trommel / und dem darüber laufenden Papier bleibt. Jede der Wellen LLQ, welche die LinürröUchen tragen, ist mit einem Hebel versehen, welcher von dem hakenförmigen Ausläufer eines Handgriffs B, Fig. 943, unten erfasst und genügend verstellt werden kann, um die Röllchen ausser Berührung mit der Trommel zu setzen und dadurch die Thätigkeit der zugehörigen Abtheilimg aufzuheben. Dies kann ohne Störung der Arbeit der übrigen Theile geschehen, wie auch jede einzelne Liniirabtheilung weggenommen werden kann, ohne dadurch die anderen irgendwie zu beeinträchtigen. Zur Entfernung von Tinteflecken, die auf den Filzbezug der Trommeln gerathen sind, dient die an jeder Trommel angebrachte hölzerne Walze Y, Fig. 944, deren Umhüllung von schwammigem Papier die Tinte einsaugt. Die treibende Riemscheibe ist bei der in Fig. 951 dargestellten Maschine durch eine Kurbel ersetzt, welche den Antrieb von Hand ermöglicht, falls weder Wasser- noch Dampfkraft vorhanden ist. Die Ankaufskosten einer solchen Maschine stellen sich erheblich höher, als die einer amerikanischen Linürmaschine, ihre Unterhaltung aber wird biUiger, da sie ganz aus MetaU gebaut ist, und da die RöUchen für jede Art von Liniatur dienen, während die amerikanische Maschine viele hölzerne Theile hat und für jede Linienweite einen besonderen Federsatz braucht. Durch die selbstthätige Zuführung wird nicht nm- eine Arbeiterin erspart, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Maschine wesentlich erhöht. Das vorstehend Gesagte konnte unverändert der ersten, 1875 erschienenen Ausgabe entnommen werden, da die Maschine erst 1888 und nur in einzelnen Theilen Veränderungen erfalu'en hat. Nach dem deutschen Patent Nr. 48 618 vom 14. September 1888 hat der Erfinder, Henri Adolphe Brissard in Paris, folgende Verbesserungen eingeführt. Damit das Papier stets in genau richtiger Lage auf die Liniirtrommeln gelange, muss es stets in genau gleicher Höhe den Walzen zugeführt werden, welche es auf die Trommeln befördern. Wie aus vorstehender Beschi'eibung hervorgeht, war bisher für die Einführung auf stets gleicher Höhe dadurch gesorgt, dass der Tisch, auf dem der Papierstoss liegt, bei jedem Vorschub eines Bogens durch ein Schaltwerk etwas gehoben wird. Dieses » etwas « muss genau gleich der Bogen- dicke sein, wenn der Zweck vollkommen erreicht werden soll, und es mag wohl manchmal vorgekommen sein, dass der Papierstoss zu viel gehoben wurde. Um dies zu vermeiden, legt Herr Brissard, wie aus Fig. 952 ersichtlich ist, auf den Papier- stoss eine Rolle F^, welche durch ein auf der Führungsstange F^ sitzendes Ge- wicht F fortwährend niedergedrückt wird. Steigt der Papierstoss über die bestimmte Höhe hinaus, so hebt sich F'^ mit, und die Führungsstange F"^ mit ihrer Führungs- nuss O macht eine kleine Drehung um das feste Lager O'^. Diese Bewegung wird durch den anschliessenden Hebel 0^ auf die Stange H und den auf der Welle des Sperrrades D lose gelagerten Winkelhebel I fortgepflanzt. Das äusserste Ende dieses Winkelhebels I ist mit einem Metallschuh ; versehen, welcher kreisförmig um den Mittelpunkt des Rades D gebogen ist und zwischen den Zahnkranz D und seine Klinke tritt, wenn die Rolle F^ sich hebt. Durch dieses Zwischentreten Rollen-Liniirmaschine Ton Letane; und Brissard. 1019 des Schuhes ; wird die Schahklinke D^ vom Zahnkranz D abgehoben und kann weder eine Hebung des Papiertisches mehr bewirken, noch dessen Niedergang hindern. Der Tisch mit dem Papierstoss sinkt dann vermöge seines Gewichts, bis die Oberfläche des Papier- ;-£" „. „^„ stosses wieder aui der er- ' ' forderhchen Höhe steht. Dann ist auch Rolle F'^ diu-ch Gewicht F nieder- gedrückt, Hebel (?^ zurück- gedreht und Schuh j wieder hochgehoben, so dass die Schaltklinke D^ in die Zähne des Rades D greift und den Tisch wieder hebt. In Fig. 953 ist die neue Eüirichtimg dar- gestellt, mit welcher jetzt der Auftrag von Farbe auf die Farbwalzen M in Figg. 943, 944, 945 geregelt wird. Auf dem Rand des Farbbehälters sitzt ein Bock F^, auf dessen oberer Fläche eine Platte diu-ch Schraube Z befestigt ist. Gegen einen Absatz Z'^ dieser Platte legen sich die Enden zweier Plättchen, welche den aus doppeltem Flanell bestehenden Streifen Y zwischen sich fassen. Da die Schraube Z dm-ch einen Schlitz der Platte greift, so kann man diese gegen die Farbwalze verschieben, dadm'ch den Flanell- streifen näher bringen oder wegziehen, also das Verbleiben von Farbe auf der Walze regeln. Während die in Figg. 943 bis 951 dargestellte Maschine hauptsächlich dazu dient, Briefpapier mit dm'chgehenden Lmien zu versehen, baut Brissard die in Fig. 954 abgebildete besonders zum Liniiren von Geschäftsbüchern, deren Kopf- linien häufiges An- und Absetzen erforderlich ^^S- 953. machen. Das Unterbrechen der Linien wird durch Schienen von der Länge der gewollten Unterbrechung bewirkt, welche man auf beiden Enden in eingechehten Nuthen der Cylinder befestigt. Diese Schienen stehen soweit vor, dass sie die an beiden Enden mit starken Eisenringen versehenen Linih-wellen abheben, wälu'end sie unter ihnen durchgehen. Um das Papier mit Längs- und Querlinien zu liniiren, um es also zu karriren oder mit vielen Kolumnen -Linien zu versehen, benützt Brissard che m Fig. 955 in 1 : 50 der wahi'en Grösse in üiren Haupttheilen dargestellte Maschine. Von dem Einlegetisch A werden die Bogen selbstthätig über die Trommeln BB geführt und auf beiden Seiten in üblicher Weise liniht. Von hier kommen sie auf der durch 1020 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Pfeile angedeuteten Fadenbahn auf den Tiscli C, wo sie ohne Unterbrechung ihi-er Vorwärtsbewegung gezwungen werden, eine Vierteldrehung zu machen. Dann gelangen sie in das Walzenpaar D, welches Fig- 954. sie einer doppelten Fadenreihe E über- giebt, in der sie auf dem durch Pfeile X angedeuteten Weg auf das zweite Trommel- paar H und den schrägen Ablegetisch K gelangen. Auf dem zweiten Trommelpaar ^^ H erhalten die Bogen ^ die senkrecht zu ^ den erst aufgetragenen stehenden Linien. Der Tisch C, auf welchem die Drehmig der Bogen erfolgt, ist in Fig. 956 besonders dargestellt. Das nach einer Richtung liniirte Papier wird hier zwischen den kegelförmigen Scheiben a b c und a^ b^ c^ durch den Druck der oberen Scheiben mitgenom- men, um einen rechten Winkel gedreht und dann von einem (nicht gezeichneten) Flügel- rädchen dm-ch Reibung an die Führungsleiste^ gedrängt. Die Ober- flächen der Scheiben ab c liegen in einem Kegel, dessen Spitze in ^S* punktirt angedeutet ist. Die Bogen werden dadurch gedreht und durch die Fülu-ungsleiste g gezwungen, genau senkrecht zu ihi-em frülieren Lauf hinzugleiten, bis sie auf -pj^ g^g das zweite Trommel- paar S (Fig. 955) ge- langen. Mit zwei auf solche Art ver- einigten Maschinen soU man 20 pCt. mehr leisten können, als mit zwei einzelnen Maschinen, und die Führung der Bogen soll eher sicherer sein, zweimal eingefühi't werden müssen. wenn sie RoUen-Linürmaschine yod Letang und Brissard. Deutsche Liniirmascliinen. 1021 371. Deutsche Liniirmascliinen. In Deutschland beschäftigt sich, eine Reihe von Firmen mit dem Bau von Linürmaschinen, bei denen theils Federn, theils Röllchen angewandt werden. Als Regel gilt bei der Auswahl des Systems, dass für Massenarbeit, und besonders für glatt durchgehende Linien RöUchen, für häufige Aenderungen und verwickelte Arbeiten mit Kopf- und Säulenlinien Federn am zweckmässigsten sind. Die deutsehen Erbauer haben die amerikanischen Federn und französischen RöUchen unverändert übernommen imd nnr den allgemeinen Aufbau der Mascliinen in verschiedenster Weise abgeändert. Sie haben sich besonders bemüht, das mit Linien versehene Papier einen langen Lauf machen zu lassen, währenddessen die Farbe der Linien vöUig trocknen kann, ohne dass die Maschine dadiu-ch umfangreicher wird; es ist sogar gelungen, dabei die von der Maschine bedeckte Grundfläche noch zu vermindern. Kein Arbeiter kann die Papierbogen von Hand stets so in die Linrh- maschine schieben, dass sich einer dicht an den andern schhesst; zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Bogen wird vielmehr häufig freier Raum bleiben. Die dem Liniircylinder anliegenden Federn oder Röllchen hören jedoch nicht auf, ihre Linien zu ziehen, wenn nach einem liniirten Papierblatt ein solcher Zwischenramn kommt; sie ziehen dann ihre Linien auf dem biosliegenden Theil der filzbekleideten Trommel, beschmutzen diesen also mit Tinte, die dann von folgenden Bogen auf- genommen werden kann imd dieselben verdirbt. Um diesen Fehler zu vermeiden, bringt Brissard die Löschwalze Y, Fig. 944, an, welche die Tinte aufsaugen soll, aber vielleicht diesen Dienst nicht immer mit erwünschter Vollkommenheit versieht. Bei den neueren deutschen Maschinen wird meistens ein Liniirtuch angewandt, welches selbständig mn jeden Liniircylinder läuft imd diesen bedeckt, soweit die Bogen auf ihm hegen. Dieses Liniirtuch, welches auch mit Löschwalze versehen ist, nimmt also die in Zwischenräume der Bogen fallenden Linien auf, giebt ihnen aber Zeit einzutrocknen, so dass sie nicht mehr abfärben können. Damit dieses sicher geschieht, muss das Tuch ziemhch lang sein, so dass jeder Theil, jede darauf gebrachte Tintenlinie einen langen Weg macht, ehe die Stelle wieder mit Papier in Berühi'ung kommt. Verf. hat auch schon Liniirmascliinen gesehen, bei denen Tuch und Papier mit Gasflammen und auf andere Art von unten her erwärmt wurden. In Nrn. 6, 9, 10, 12, 14, 16 und 18 des Jahrgangs 1892 der Papier-Zeitung sind Liniii-maschinen von Forste & Tromm, sowie A. Flaskämper in Leipzig imd E. C. H. Will in Hamburg -Eppendorf beschrieben, welche nach Wimscli mit Federn oder Röllchen ausgestattet werden und zu verschiedenen Zwecken dienen. Nachstehend folgt beispielsweise Zeichnimg und Beschi'eibung einer Will- schen Maschine, die zum Linih-en auf beiden Seiten und für Massenarbeit bestimmt ist. In dem Längsschnitt Fig. 957 sind die Linihtücher mit durchlaufenden Linien — gezeichnet, die oberen Fadenzüge mit Punkten , die unteren Fadenzüge mit durchbrochenen Linien und die den Trockengang bildenden breiten Bänder mit Strichen und Punkten . Das endlose Liniirtuch des ersten Cylinders U läuft über Walze 4, von da nach rechts über die verstellbaren Walzen 0 und 00, dann unter der Walze 5 weg auf den Liniir-Cylinder E; von diesem unter Walze 17, über Walze 33, von da nach unten unter Walze 16, von welcher aus es nach Walze 4 in sich selbst zurückkehrt. 189 1022 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Das endlose Liniirtuch des zweiten Cylinders F läuft von Walze 11 (Mitte der Maschine) über Walze 18 unter den Cylinder F, geht um diesen herum und läuft dann wieder nach links um Walze 12; von da steigt es auf zur Walze 21 nach 24, läuft dann um Walze 25 herum nach 22 und kehrt von da nach unten zm- Walze 11 in sich selbst ziunick. Die Liniirtücher beider Cylinder laufen getrennt, und um gleiche Umdrelmngs - Geschwindigkeit der Cylinder zu erzielen, sind beide dvirch zwei zwischengeschaltete (in der Zeichnung weggelassene) Zahnräder verbunden. Der obere Fadenzug, welcher aus dünnen Schnüren gebildet ist, läuft von oben her über Walze 5, der imtere, gleichfalls aus dünnen Schnüren bestehend, von unten her über Walze 4 auf dem Liniirtuch nach dem Cylinder. Das vom Einleger in die Maschine beförderte Papier tritt zwischen Walzen 4 und 5 ein, gelangt also zwischen den oberen und unteren Fadenzug und liegt mit diesem auf dem ersten Liniirtuche. Linih'tuch und Fadenzüge werden durch die verstellbare Walze 0 straff gespannt, dadurch wird das Papier in seiner Lage festgehalten imd läuft mit dem Tuch und den Fäden nach dem Cylinder E. Hinter Walze 00 geht das Liniirtuch nach unten über Walze 5, wodm'ch ein festeres Anlegen desselben an den Liniir- Cylinder erzielt wird, das Papier mit den Fadenzügen dagegen geht den geraden Weg unter Walze 000 weg auf den Cylinder. Dort wird es vom ersten Rollen- Apparat A mit der einen, vielleicht blauen, vom zweiten Apparat B mit der anderen, vielleicht rothen Farbe auf der ersten Seite liniirt. Hinter dem Cylinder trennt sich das erste Liniirtuch von den Fadenzügen und den zwischen ihnen liegenden Papierbogen. Letztere werden von den Faden- zügen unter der Löschpapierwalze 8 weggetragen und laufen hierauf über Walze 10 von miten auf den zweiten Liniir -Cylinder F, wo sie mit dem zweiten Liniir- tuch zusammentreffen imd mit der liniirten Seite auf dieses zu liegen kommen. Die noch nicht liniirte Seite des Papiers liegt nun nach oben, geht unter dem dritten Rollen -Apparat D hinweg luid wird hier blau liniirt, sodann vom vierten Apparat G roth. Nim ist das Papier auf beiden Seiten liniirt. Es läuft, auf dem zweiten Liniu'tuche sowie immer noch zwischen den oberen und unteren Fäden liegend, nach links zur Löschpapier -Walze 20. Damit das liniirte Papier dm'ch das Liniir- tuch nicht zu fest mit seinen frisch gezogenen Linien an die Walzen gepresst wird, trennt sich das Liniirtuch und geht über Walze 12, wälirend die Fadenzüge mit dem Papier über Walze 20 gehen. Hinter dieser trifft das Lauftuch wieder mit den Fadenzügen zusammen, und das Papier wird nun aufwärts nach Walze 23 getragen. Es läuft dabei an der etwas nach aussen stehenden Walze 21 vorbei, welche straffes Anspannen des Tuches und der Fäden bewirkt und dadurch Herunter- sinken der aufsteigenden Bogen verhindert. Vor Walze 23 trennt sich das Linih'tuch von den Fäden, und hinter der Walze trennt sich auch der obere Fadenzug vom unteren. Ersterer geht nach Walze 26, von da nach Walze 9 und kehrt von hier nach unten zu Walze 5 in sich selbst zurück. Das Papier wird vom unteren Fadenzug weitergetragen. Dieser geht zunächst von Walze 23 zu W^alze 28. Hier kommt von Walze 27 der aus 8 breiten Bändern bestehende Zug hinzu, der auf Walze 28 mit dem unteren Fadenzug zusammentrifft. Das Papier tritt zwischen beide und wnd von ihnen nach unten an Walzen 30, 31 und 32 vorbei nach Walze 35 getragen. Hier Deutsche Liniirmaschinen. 1023 trennt sich der Fadenzug von den Bändern und kehrt über Walzen 34, 16, 2 und 1 nach Walze 4 m sich selbst zurück. Die breiten Bänder tragen das Papier nach Walze 14, wo es zwischen dieser und Walze 15 herausfällt und in dem sclu-äg 129* 1024 FabrikatioQ von Maschinenpapier aus Lumpen. stehenden Fallkasten K zu Stössen aufgeschiclitet wird. Die Bänder dagegen kehi'en von Walze 14 über Walzen 36 und 29 nach Walze 27 m sich selbst zurück. Zum Spannen der Fäden sowie der Liniirtücher dienen verstellbare Walzen 22, 26, 33, 34, 36 und 0. Die auf den Liniir-Cylindern liegenden RoUen-Liniir- Apparate Ä, B, C, D sind wie bei der Brissard-Maschine mit auf Wellen sitzenden Röllchen V und mit kautschulibekleideten Farbwalzen W versehen. Letzteren wird die Tinte durch Flanellstreifen zugeführt, die mit einem Ende in die Farbkasten X und mit dem anderen auf die Farbwalzen W gelegt smd. Die Farbwalzen lagern zu den LiniirroUen etwas schräg imd nicht senlvrecht über denselben, wodiurch ein Zusammenlaufen der Tinte bei nahe beieinander liegenden Linih-EoUen zu einer Linie möglichst verhindert wird. Das Ausheben des Rollen -Apparates bei abgesetzten Linien wird dm'ch Absatzeisen oder Knaggen bewhkt, die man an den Liniir-Cylinder sclu'aubt. Das Stellen findet nm' an einer Seite des Cylinders statt, ein Vorzug, welcher das Vorrichten der Maschüie vereinfacht; denn die Liniir- Apparate sind so erugerichtet, dass sie, wenn sie an einer Seite ausgehoben sind, zugleich an beiden Seiten absetzen. Ferner besitzen die Cylinder einen kleinen Umfang von nm* 80 cm, so dass also auf jede Umdrehmig ein massig langer Bogen (Doi^pelpropatria-Papier) geht. Ein grösserer Umfang ist nicht nöthig, da nicht mimittelbar auf den Cylindern, sondern auf den Liniirtüchern liniirt wird. Falls die Linien nicht über das ganze Blatt gehen, sondern einen Theü des Papiers frei lassen, z. B. mn* bis zum frei bleibenden Kopf eines Geschäfts- buch-Blattes gezogen werden sollen, müssen die Bogen in genau gleichen Ab- ständen unter die Ziehfedern oder Rollen gelangen. Wenn dann das Einlegen der Papierblätter auch sorgfältig von Hand oder mechanisch ausgefülu-t whd, so sind die Abstände zwischen ihnen für diesen Zweck doch nicht genau genug. Zur Erzielung dieser Genauigkeit dient der in Fig. 957 nur angedeutete Streicher T, den man sich als einen Rechen denken kann, zwischen dessen metallenen auf dem Liniirtuch liegenden Zinken die Fäden durchgehen. Jeder ankommende Bogen stösst mit seiner Vorderkante gegen chese Zinken und wird von ihnen zm'ück- gehalten, bis dieselben durch Drehen des Rechens einen Augenblick lang auf- gehoben werden und den Bogen durchlassen. Der Rechen senkt sich sofort wieder, und seine Zinken gleiten auf dem unter ihnen weglaufenden Papier, bis sie wieder auf das Lmihtuch kommen und den folgenden Bogen erwarten. Da das Anheben des Rechens oder Streichers T auf mechanischem Wege und in gleichen Zeiträumen erfolgt, so muss auch der Abstand der einander folgenden Bogen genau gleich werden. Die Gestelle sind, wie bei allen amerikanischen SchnelUiniirmaschinen, aus polirtem Mahagoniholz gefertigt, die mechanischen Theile aus Messing, Stahl und Eisen, die Lager aus Rothguss. E. C H. WiU fügt den Liniirmaschinen dieser Art den in Fig. 958 skizzirten Selbsteinleger zu, welchem eine von C. Riefenstahl, i. F. Riefenstahl, Zumpe & Co., Geschäftsbücher-Fabrik in Berlin, erdachte Bauart zu Grmide liegt. Das zu liniirende Papier P wird auf den Tisch a gelegt und mit seiner Kante an den Winkel h so angestossen, dass es zu demselben etwas schräg liegt, mit dem hinteren Theil der Kante also am Winkel h fest anliegt, mit dem vorderen Deutsche Lmiimiaschinen. 1025 der LinürmascMne zugekehrten dagegen mehrere mm vom Winkel absteht. Das so aufgelegte Papier wird bogenweise, und zwar in der schrägen Eichtung, in welcher es auf dem Tisch liegt, zwischen die Walzen d und d^ befördert. Die obere Walze d ist mit Gummiringen besetzt, welche das Papier fassen und einschieben. Walze d^ ist mit Walze d^ durch 10 Fadenzüge verbunden, auf denen der Papierbogen nach rechts getragen wird. Walzen d ^ und d ^ stehen nicht parallel zum Liniircy linder, sondern schräg, demzufolge laufen auch die zwischen ihnen gespannten Fäden nach einer Seite ab, und damit der auf ihnen Hegende Bogen. An derjenigen Seite, nach welcher dieser abläuft, steht eine Eichtimgs- leiste e genau rechtwinklig zum Liniir-Cyhnder, imd indem sich der nach der Eichtimgsleiste hinlaufende Bogen mit seiner Kante an diese anlegt, wird er gerade gerückt und gelangt in ganz genauer Lage in die Linürmaschine. Um das Hoch- biegen rmd Hochsteigen der Papierkanten beim Hingleiten an der Eichtungsleiste e zu verhüten, sind an cheser dünne Messingfedern ss angebracht, welche die Bogen- kanten niederhalten. Zwischen dem Einleger und der Linürmaschine sind Messing- streifen f befestigt. die gleichsam eine Brücke zwischen beiden bUden und das in verstell- Die Walze d^ Fig. 958. d liegt Papier nach der Maschine hinübergieiten lassen, baren Lagern und dient zum Spaimen der Fäden, sowie zum Verstellen derselben zu verschie- denen Papierformaten. Die ganze, soeben be- schriebene Richtbahn des Einlegers erhält ihren Antrieb dm-ch Riemen von Walze d^, welche selbst vom Zahn- rad g aus in Bewegung gesetzt wird. Die übrigen be- weglichen Theile er- ^^^ ^^- halten ihren Antrieb von einem Zahnrad der Walze 5 der Linürmaschine Fig. 957, welches mit Zahnrad g in Verbindung steht. Von einer Speiche dieses Zahnrads geht die Zugstange h aus, welche dem Hebel h eine hin- und hergehende Bewegung ertheUt imd damit die Schieber l mit Gummiröllchen m regiert, welche auf dem Papierstoss F hegen und bei jedem Vorgang einen Bogen zwischen die Walzen d d^ sclüebeu. Jedes Gummüöllchen m ist mit einem Sperrrädchen versehen, welches beim Vormarsch des Schiebers l von seinem SpeiThaken festgestellt wüxl und Drehung des Röllchens m ver- hindert. Dann reibt sich der Gummi auf dem Papier und schiebt dieses vorwärts, und das in den Papierstoss stechende Messer n verhindert, dass mehr- als das oberste Blatt mit- genommen wird. Beim Rückgang di'eht sich m mid rollt auf dem Papier zm'ück, ohne es zu verschieben. Wenn ein Schieber l nicht arbeiten soll, wüd er durch eine am Schaukelarm l^ befestigte Schnm" o mit einem an der Liniümaschine befindüchen Hebel ausgerückt. Da die vordere Kante des oberen Bogens stets iu gleicher Höhe mit dem imfii"^ 1026 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Durchgang zwischen den Walzen d und d ^ liegen muss, so hängt der Tisch in Zapfen q und wird am hinteren Ende selbstthätig fortwährend um so viel herabgezogen, dass das vordere nächst den Walzen d d^ liegende Ende soweit steigt, wie der Papierstoss niedriger whd. Der Tisch a schaukelt sich also in den Zapfen q und wird von einem am vorderen Ende angebrachten Gewicht niedergezogen, liegt also dort tief, wenn ein Papierstoss frisch aufgelegt ist. Die Schnur r, welche das hintere Ende herabzieht, fasst dasselbe an einem eisernen Winkel an, geht nach unten, kehrt über eine im Gestell gelagerte Walze r^ wieder nach oben, wo ihr freies Ende an der durchgehenden Welle des Zahnrads t befestigt ist. Dreht sich diese Welle, so wickelt sich die Schnm" auf, zieht den hinteren TheU des Tisches a nach unten und hebt Fi^. 959. gleichzeitig den vorderen Theil mit dem Papier. Wenn sich Rad t einmal ge- dreht hat, soU die Schnur r um so viel gekürzt sein, dass der vordere Theü des Tisches um eine Riesdicke (von 480 Bogen) gehoben ist. Um einen Ausgleich zwischen dickem und dünnem Papier herbeizuführen, ist am Tisch die Einrichtung getroffen, dass die Schnm' r /" ^/^^T^^W^T- U~ l~"-\i. nach Bedarf näher oder weiter entfernt vom Zapfen q befestigt werden kann, wodurch eine geringere oder beträchthchere Hebung der vorderen Tischhälfte und des daraufhegenden Papieres erzielt wh'd. Die Drehung des Rades t wü'd von dem Hebel Je aus durch die daran befestigte Klinke des Sperrrades u bewirkt, welches nach zwöKmaligem Hin- und Hergang des Hebels h eine Umdrehimg gemacht hat. Bei jeder Umdrehimg des Sperrrades u, also nach dem Einschieben von 12 Bogen, greift ein daran befestigter Zahn in die Zähne des Rades t, dreht dieses um einen Zahn, wickelt damit die Schnur r auf und hebt das vordere Ende des Tisches a. Die wichtigste von Herrn Riefenstahl erdachte Verbesserung an diesem Zuführer ist, dass das Papier in schräger Richtung gegen den Anlegewinkel läuft, sich dadurch fest dagegen legt und in genau richtiger Lage fortgeht. Wenn das Papier gerade einläuft, legt sich die Seitenkante nicht fest an den Winkel, steht mehi- oder weniger von der Geradführung ab und giebt dadurch Veranlassung zu Abweichungen in der Liniirung. Die Vereinigung des Anlegers mit der Liniirmaschine ist in Fig. 959 be- sonders dargestellt. Die oben links sichtbaren Räder dienen zum Auswechseln des Formatrades g in Fig. 958 und bewirken, dass das Einschieben der Bogen rascher oder langsamer erfolgt, wenn dieselben kleiner oder grösser sind. Ein Einleger, welcher in ähnlicher Weise wie der vorstehend besclu'iebene Wül'sche arbeitet, ist der Firma Forste & Tromm in Leipzig als Zusatz zimi Patent Nr. 57 939 patentht worden und in Fig. 960 dargestellt. Der Tisch T, auf w^elchem das zu liniirende Papier P aufgeschichtet liegt, hängt mit seinem vorderen der Liniirmaschine zugewendeten Theil an einer im Gestell des Selbsteinlegers fest gelagerten Welle a. Sein liinterer, der Linür- mascliine abgewendeter Theil ist mit einer zweiten Welle versehen, deren Deutsche Liniirmaschinen. 1027 beiderseitige, mit Röllclien c besteckte Enden auf Excentern E ruhen. Dm-ch lang- sames, sich selbst regelndes und von Sperrrädern bewirktes Drehen dieser Excenter wird das hintere Ende des Tisches, entsprechend der abnehmenden Höhe des Papierstosses, allmäKg gehoben, so dass der oberste Bogen stets tangential gegen die kleme Einfülirwalze 2 gerichtet ist. Eine genaue Einstellvorrichtung regelt selbstthätig den Hub, so dass man mit gleicher Sicherheit dickes mid dünnes Pajjier einlegen kann, denn der Tisch bleibt stets an derjenigen Stelle stehen, an welcher der oberste Bogen am besten von den Walzen 1 und 2 ergriffen werden kann. Ein an der Excenterwelle B sitzendes Handrad gestattet bei Bedarf will- kürliches Heben oder Senken des Tisches. Winkelrechte Lage des Papierstosses wh"d durch Anschieben desselben gegen die eisernen Stellwände W und 6 bewu'kt. Der Vorschub des obersten Bogens erfolgt in ähnlicher Weise wie bei dem Wül'schen Einleger. Auf dem Papierstoss ruhen die auf einer Welle r verschiebbaren, mit weichem, massig am Papier haftendem Kautschuk bezogenen RoUen E. Die Welle r ist in emem Gestänge g ff ___ gelagert, welches mittels eines Hebelwerks h und einer durch ein zweites bei B sitzendes Excenter be- wegten Stange f hin- und hergeschoben wird. Hebel Ä hat seinen Drehpunkt bei d und bei x ein Gelenk. Die Rollen R drehen sich nicht lun die Welle r, sondern sitzen fest auf derselben. Mit dieser Welle ist ausserdem ein Sperr- rädchen fest verbunden, welches eine Drehung von Welle r mit Rollen B nur nach einer Richtung ge- stattet, imd zwar nur bei der Rückwärtsbewegung des Bewegt sich Gestänges g. dieses Gestänge vorwärts, so kann sich die Welle r mit Gummirollen R nicht di-ehen, und diese schieben deshalb, vermöge der Adhäsion des Kautschuks, den obersten Bogen zwischen die Walzen 1 imd 2. Um auf eine weitere Fortbewegimg dieses Bogens nicht hemmend einzuwü-ken, läuft die WeUe der Schieberollen, sobald der Bogen von Walzen 1 und 2 gefasst ist, auf zwei auf einer AVelle befestigte spitz zulaufende Ai'me h, welche gleichzeitig gehoben werden, wodm'ch der Bogen sofort freigegeben und ungehindert von den Fäden mitgenommen wh-d. Beim Rückgange des Gestänges kommen somit die Schieberollen mit dem Paj)ier nicht in Berührung. Ist die rückläufige Bewegung beendet, so senken sich 1028 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. die Arme Ic wieder, und die Rollen liegen auf dem Papier, bereit, den näclist- folgenden Bogen vorzuschieben. Die Fadenfiihrung ist folgendermaassen angeordnet. Die Oberfäden laufen in endloser Bahn über die Walzen 1, 2, 3, 4; die Unterfäden laufen um Walze 1 herum, unter Leitrolle 5 hinweg imd um Walze 6 herum. Die Laufbänder L bewegen sich um die Walzen 4 und 7. Mit Hilfe dieser Bänder, welche durch Verstellung der Walze 7 einen schrägen Lauf annehmen, werden die Bogen gerade gerichtet. Der von den Walzen 1 und 2 ergriffene Bogen wird zunächst, dem Laufe der Fäden folgend, um die Walze 1 geführt imd zwischen Walzen 1 und 4 den Laufbändern übergeben. Auf diesen wird der Bogen bis zur Walze 7 geleitet und dort zwischen die Einführwalzen I und II der Liniirmaschine ge- schoben. Auf diesem Wege wird jeder Bogen umgedi-eht und kommt mit seiner Unterseite nach oben in die Liniirmaschhie. Die im vorliegenden Abschnitt beschiiebene Liniirmaschine soll, wie erwähnt, zur Anfertigung schwieriger Linihungen mit Köpfen u. s. w. dienen. Durch diese Bestimmimg ist es nöthig geworden, eine verwickelte Zuführimg und Leitung der Bogen zu bauen, die entbelirlich ist, wenn man nm' durchgehende Linien zu ziehen hat. Da dies in Papierfabriken in der Hegel der Fall ist, so wird denselben die Brissard'sche ebenso sinm-eiche wie einfache Bauart genügen, welche heute (1892), also nach etwa 20 Jahren, noch nicht übertroffen ist. Für besondere Erfordernisse mögen die in diesem Abschnitt bescliriebenen Einrichtungen Fingerzeige geben, da eß zu weit führen würde, an dieser Stelle eine Uebersicht aller im Gebrauch befindlichen Bauarten zu geben. Dies wäre auch sehr schwierig, weil viele Fabrikanten ihre aus langer Erfahrung hervorgegangenen Liniirmaschinen selbst bauen und geheim halten. Ueberall findet sich jedoch be- stätigt, dass für durchgehende Linien Röllchen, und für abgesetzte, schwierigere Liniü-ungen Federn am zweckmässigsten sind. 372. Schneidmaschinen. In der ersten Ausgabe, Seite 391 des Buches, ist die in Fig. 961 dargestellte, in amerikanischen Papierfabriken damals viel verwendete Schneidmaschine als Beispiel angefiüirt. Deren Triebwerk liegt unter dem Fussboden und führt das Messer mit zwei in den Säulen laufenden Kurbel- stangen auf und nieder. Es befindet sich somit keinerlei Räderwerk oder Riemen über dem Fussboden, der Verkehr um den Schneidtisch ist unbehindert. Bei einer anderen später erfundenen amerikanischen Schneidmaschine arbeitete das Messer von unten nach oben undereut. Die Neuerung fand zur Zeit ihrer Einführung viel Verbreitung, scheint aber wieder verlassen zu sein. In Deutschland werden Sclmeidmaschinen der verschiedensten Bauart an- gewandt, von denen nur die Karl Krause in Leipzig patentirte, in Figg. 962 und 963 dargestellte als Beispiel angeführt werden soll. Besondere Schneid- maschinen solcher Art sind erforderlich, um kleinere Bogen aus grossen oder aus Haspelrollen genau rechtwinklig herauszuschneiden, oder um grosse Bogen zu theilen u. s. w. Das Messer L\ welches den Stoss auf dem Tisch Ä durchschneidet, ist an einen gusseisernen Träger L geschraubt, und geht zwischen den GesteUwänden CO^ mit diesem auf und nieder. Da das Messer scheerenartig, d. h. in schräger Richtung Deutsche Liniirmaschinen. Schneidmaschinen. 1029 durch das Papier schneiden soll, so ist der Messerträger L mit schi-ägen Schlitzen oder Gleitbahnen versehen, die auf EoUen h, Fig. 964, auf imd niedergehen. Die Kollen h drehen sich auf in den Gestellwänden GC^ befestigten Bolzen i. An das untere Ende des Messerträgers L fasst, wie Fig. 964 zeigt, die Zugstange M, welche von der Kurbel N, Fig. 966, ihre auf- und abgehende Bewegung erhält. Der •Fig. 961. Antrieb kann von dem mit Kurbel versehenen Schwungrad o aus von Hand, oder durch das in Fig. 962 dargestellte doj^pelte Vorgelege und Riemen erfolgen. Wenn das Messer seine höchste Stellung erreicht hat, rückt die Maschine selbstthätig aus, damit man den geschnittenen Papierstoss gefahrlos entfernen oder umlegen kann. 130 1030 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Um einen glatten Schnitt zu erhalten, muss man den Stoss Papier dicht am Schnitt so fest zusammenpressen, dass er keine Zwischenräume mehr hat, in welche ein vom Messer angefasstes Blatt ausweichen könnte. Je mehr das Papier unter dem Druck zu einer gieichmässigen festen Masse wird, desto glatter wird Fiff. 962 Mlllilillffllllili der Schnitt. Der Pressbalken B, Figg. 962 mid 963, mit welchem dieser Druck ausgeübt wird, sitzt an der Spindel B^, die mit dem Handrad B^ niedergech-eht wird. Der auf diese Art von Hand ausgeübte Druck genügt jedoch für viele Fälle nicht und muss durch Gewichtshebel verstärkt werden. Der aus Fig. 962 ersichtliche und in Fig. 968 besonders dargestellte, mit dem Gewicht a versehene Hebel D legt sich über eine Rolle & der Zugscheere F. Das obere Ende dieser Zugscheere ist an dem Presshebel O befestigt, welcher um Bolzen c drehbar rnid durch Bolzen d mit der Spindelmutter H verbunden ist, die sich lose im Gestell auf- und niederschiebt, je nachdem der Presshebel gehoben oder nach unten gezogen wkd. Die Pressung bleibt bestehen, so lange das Schneiden des Stosses anhält und das Messer sich auf die hölzerne in den Vordertisch A, Fig. 963, eingelassene Schneidleiste A^ aufsetzt. Nachdem der Schnitt ausgefükrt ist, drückt der an Rad J, Fig. 968, angegossene Daumen e gegen Rolle f des Winkelhebels K, hebt diesen und damit auch die Zugscheere F, indem das Hebelende gegen die in der Zug- scheere angebracht Rohe g stösst. Hierdm-ch wird das Hebelwerk entlastet, die Pressimg hört auf, der Pressbalken bewegt sich aufwärts, und das Papier kann weggenommen werden. Um sicher zu sein, dass der grösste Druck wirklich aus- geübt wird, achte man darauf, dass die an der Zugscheere F angebrachte Zunge z in der in Fig. 968 punktirt gezeichneten Lage die am Gestell sitzende Zunge z'^ Schneidmaschinen. 1031 Fig. 963. trifft. Der Haupt -Vortheil dieser selbstthätigen Gewichtshebel- Pressimg besteht darin, dass sie zur- Ausübung eines Druckes von 2000 bis 3000 kg nur wenig Ki-aft braucht, und diese nur beim Leerlauf der Maschine. Es ist die Kraft, welche zum Heben des beim Schneiden niedergehenden Gewichts a erforderlich ist. Wenn man den Bolzen d^ durch die Zugscheere F und den Gewichtshebel D steckt, whd die Selbstpressimg unwhksam, und man kann die Handpressung allein benutzen, wie bei einfacheren Schneidmaschinen. Die Maschine ist mit dem aus Fig. 962 ersichtlichen Schnitt- andeuter versehen, der zum ge- nauen Einstellen des Papierstosses dient, wenn der Schnitt genau nach einer bestimmten Linie er- folgen soll. Er besteht aus einer Platte s, welche mit zwei Bolzen r senkrecht in dem Pressbalken B geführt wird und dessen leicht beweglichen Vortrab bildet. Jeder Bolzen r hat einen längliehen Schlitz, in welchen em Arm eines Doppelhebels u greift, während der andere von einer Sphalfeder niedergedrückt wird und damit Platte s gegen Balken B heraufzieht. Will man sich beim Stillstand der Masclüne überzeugen, ob das Pajjier richtig Hegt, so muss man den Schnittandeuter s darauf niederbringen, nöthigenfalls den Papierstoss verschieben und wieder probiren, bis derselbe die gewünschte Lage hat. Zum Niederbringen von s becüent man sich des Fusstritts T, Fig. 963, dessen Bewegimg dm-ch Stange w und Zahnsegment x auf Zahnstange y und die Stalilbänder v, Fig. 962, übertragen wh'd, welche che Enden der Doppelhebel u heben und damit Platte s nach miten drücken. Zum selbstthätigeru Aus- Fig. 964. rücken der Maschine dient die inFigg. 965 und 966 dargestellte, auf der Antriebswelle k sitzende Klauenkupplung, von welcher eine Hälfte l an der Antriebscheibe P befestigi; ist, während die andere Hälfte m lose auf der Welle sitzt und in einen zum Gestell gehörigen Bremskegel m^ geschoben werden kann, welcher die lebendige Kraft der bewegten Theile nach dem Ausrücken schnell 130* 1032 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. aufzehrt. Das Hin- und Herschiebeu der losen Klauenhälfte m erfolgt von der Ausrückwelle Q aus, deren Gabel von der Feder n nach einer Seite gezogen wird, so dass die Kupplung immer das Bestreben hat, sich zu lösen, d. h. die Maschine auszurücken. Die Ausrückwelle Q wird dem Einfluss der Feder n während des Schneidens dadurch entzogen, dass ein auf ihr befestigter Arm Q^, der in Fig. 967 in aus- und eingerückter Lage dargestellt ist, gegen die kleine Kurbel o^ stösst und Fig. 965. Fig. 966. tzi von dieser festgehalten wird, bis der Hebel i), Fig. 966, sie zurückschiebt. Dieses Zurückschieben von p und Ausrücken der Maschine erfolgt dm'ch Finger q, welcher auf der Zugstange M sitzt und, wie Fig. 966 zeigt, am Ende der Aufwärtsbewegung des Messers auf den Hebel p stösst. Zum V/iedereinrücken dient Fusstritt B, Fig. 965, welcher sich unter dem Druck des Fusses um 8 dreht, dabei die Stange t nach oben schiebt und mit einem zweiten Arm Q~ der Ausrückwelle Q diese in Drehung versetzt und damit die lose Kupplungshälfte in die feste schiebt. Damit Stösse gleich grossen Papiers ohne Mühe stets in die richtige Lage Fiff. 967. gebracht werden können, muss auf dem rückseitigen Tisch A^ Fig. 963, ein verstellbares Widerlager V, der Sattel, angebracht sein. Dieser wird so eingestellt, dass man den Papierstoss nur fest daran zu schieben hat, um die Schneidstelle in richtige Lage unter das Messer zu bringen. Wenn viele verschiedene Bogen- grössen geschnitten werden müssen, also der Sattel V oft verstellt werden muss, ist es wünschenswerth, dass dessen Verschiebung rasch und mühelos erfolgen kann. Bei der Krause'schen Schneidmaschine ist deshalb der Sattel V, wie aus Fig. 963 ersichtlich ist, an dem Stahlband U befestigt, welches, wie in Fig. 969 in einer Grundriss- Skizze gezeigt ist, über die Rolle W^ läuft und auf dem Umfang der zum Hand- rad W gehöi'igen Scheibe befestigt ist. Dreht man das Handrad W, so nimmt Schneidmaschinen. 1033 dieses das Stahlband und den Sattel V mit und bringt ihn an die geminschte Stelle. Das Stalüband wird in der Mitte des Tisches zwischen zwei Leisten oder Schienen W^ geführt, und das^Handrad W ist mit einer Maasstheilung versehen, nach Fig. 968. Fig. 969. W welcher man mit Hilfe des Zeigers W^, Fig. 963, die Verschiebung des Sattels V genau ablesen imd regeln kann. Will man lange Bahnen, wie z. B. das vom Haspel genommene Papier, schneiden, so muss ein sehr langer Hintertisch Ä^ angebracht werden, den man meist aus Holz nimmt. Der Vordertisch A wh'd auch verlängert mid der Sattel darauf angebracht, so dass das Papier auf ,, "den langen Hintertisch Ä^ gelegt und nach vorn geschoben werden kann. Brief- und andere Schreibpapiere werden von den Papierfabriken nicht niu* flach hegend, d. h. piano geliefert, sondern auch in Lagen von 3 bis 6 Blatt gefaltet. Wenn sie so gefaltet sind, müssen sie meist noch an den drei offenen Seiten beschnitten werden, und dazu wird die »drei- oder vierseitige Ries -Beschneidmaschine« benützt. Li Figg. 970 und 971 sind zwei Ansichten mit theil weisem Querschnitt einer dreiseitigen Beschneidmaschine von Karl Krause in Leipzig gegeben. Das auf Platte C vom Handrad D aus dui'ch Schraube g festgepresste Papier P muss so unter das Schneidmesser gebracht werden, dass dieses an drei Seiten die ge- 1034 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. wünschten Abschnitte macht. Die Platte C wird zu diesem Zweck, nachdem ein Schnitt gemacht ist, mit dem Papier und dem Pressständer Ä mit dem Hebel E von Hand um einen Viertelkreis gedreht und nach erfolgtem zweiten Schnitt wieder Fig. 970. Fiff. 971. Fig. 972. Fig. 973. gedreht, bis die drei Schnitte ausgeführt sind. Platte C, auf der das Papier mit seinem Unterlagbrett liegt, rulit mit dem Pressständer A auf einer drehbaren Platte, deren Zaj)fen e in einer Nabe des verstellbaren Tisches B sitzt. Unmittelbar auf dem Stoss gefalteten Papiers P Hegt die Formatplatte a, welche an dem Press -Stempel b befestigt ist, und an deren drei Selmittseiten das Messer niedergehen muss, um dem Papier die gewünschte Grösse zu geben. Die ge- falteten Rücken des Papiers stossen gegen die An- scldagplatte d, die von der Km-bel d^ aus mittels Schraube nach Bedarf vor und zurück gestellt werden kaim. Für jedes Format muss eine Platte a von dessen Form vorhanden sein und an dem Press- stempel h so befestigt werden, dass die drei Schnitt- seiten gleich weit vom Drehpimkt abstehen. Ehe man zu sehneiden anfängt, scliiebt man deshalb den Tisch B mit dem Pressständer A und dem eingespannten Papier durch Drehen der Spindel f mit dem Hand- rad f^ gegen das zu diesem Zweck niedergebrachte Messer s, bis die Format- platte so nahe am Messer ist, dass dieses dicht daran vorbeigeht, ohne sie zu m % ^, zb] Schneidmaschinen. 1035 berühren. Hat mau dann dm'cli Niederdrehen des Messers s einen Schnitt ausgefülut, so dreht man, wie beschrieben, mit dem Hebel E den Pressständer A mid Platte C mit dem eingespannten Papier um einen Viertelkreis. Ehe man die Drehmag ausfülxcen kann, muss der um Bolzen i drehbare Hebel E so hoch gehoben werden, dass die in Figg. 972 und 973 in grösserem Maassstab dargestellte Schaltscliiene k aus der Nuth m des Tisches B tritt. Ist die Drehung um einen Viertelkreis voll- zogen, so trifft die Schaltschiene Je wieder auf eine Nuth m, in welche sie, von der Spiralfeder l gedrängt, einschnappt. In solcher Weise ist dafür gesorgt, dass die Drehungen genau um einen Viertelkreis und die Schnitte an richtiger Stelle er- folgen. Löst man nach dem Beschneiden der drei Seiten die Formatplatte a dmx'h Hochschrauben mit Handrad D und Bolzen g, so kann der Stoss Papier entfernt und diu-ch einen unbeschnittenen ersetzt werden. Die Bewegung des Messers s erfolgt wie bei anderen Schneidmaschinen durch Niederziehen der Messerscheide G mit der Zugstange F, welche in einer Höhlung von G liegt und am Zapfen n anfasst. Das untere Ende der Zugstange F wird von dem Ende H des doppelarmigen Hebels 0 erfasst, der vom Kurbelzapfen q aus durch Lenkerstange J seine Bewegung erhält. Das Zahnrad X, auf dessen Fig. 974. verstärktem Arm der Km'belzapfen q sitzt, ist mit doppeltem Vorgelege versehen, welches Maschinen- und Handbetrieb ermöglicht, 1036 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. In Fig. 974 ist eine, unter Nr. 53 245 in Deutschland patentirte vierseitige Beschneidmaschine dargestellt, die sich von der vorbeschriebenen in der Haupt- sache dadurch unterscheidet, dass zwei Stösse gefalzten Papiers mit dem Rücken gegeneinander gleichzeitig eingespannt werden. Hierdurch kann das Messer mit 4 Schnitten beide Stösse auf 3 Seiten beschneiden, also dieselbe Arbeit leisten, zu welcher die dreiseitige Beschneidmaschine 6 Schnitte braucht. Da man hier die Paj)ierstösse nicht so aufsetzen kann, dass die vier Schnittkanten vom Dreh- mittelpunkt gleich weit entfernt sind, so muss der Tisch, auf dem das Papier hegt, nach jedem Schnitt um so viel als nöthig gegen das Messer vorgeschoben oder davon abgerückt werden. Dies geschieht hier selbstthätig gleichzeitig mit der Drehung des Tisches durch Vermittlung einer verstellbaren Kurbel. Nach jedem vierten Schnitte erfolgt Stillstand der Maschine durch selbstthätiges Ausrücken. Die das Papier einpressende Spindel whd von innerhalb liegenden Kniehebeln gesenkt und gehoben, also das Papier festgespannt und gelöst. Der Arbeiter bewirkt dies mittels der beiden in Fig. 974 sichtbaren Fusstritte. Die vierseitige Beschneidmaschine hat einen viel ausgebildeteren Mechanismus und ist erheblich theiu'er als die dreiseitige, leistet aber auch mehr. Dieser Mehrleistung steht jedoch die Schwierigkeit gegenüber, beide Papierstösse so aufzulegen, dass sie gleich dick sind und infolgedessen gieichmässig eingepresst werden, und dass keine Verschiebungen vorkommen. Die vierseitige Beschneidmaschine erhält desshalb den Vorzug nur für Massenarbeit, bei der jeder Zeitgewinn wahrgenommen werden muss. 373. Streifen- Schneidmaschine. Für- viele Zwecke, wie zum Aufnehmen der Depeschen auf Morse -Telegraphen, zum Bekleben kleiner Schachteln usw. braucht man bandartig schmale Papier -Rollen. Bis vor wenigen Jahren wurden diese auf Drehbänken aus grösseren sehr fest gewickelten Papierrollen von Hand geschnitten, indem mau mit dem Drehstalil Scheiben von gewünschter Breite ab- Schneidmascliineii. Streifen- Schneidmaschine. 1037 Fig. 977. trennte. Viele andere, zum Theil patentirte Maschinen, welche diese kostspiehge Handarbeit beseitigen sollten, fülirten nicht zum Ziele, bis neuerdings das von Bischof eingeführte, Seiten 991 — 996 beschriebene Verfahren auch für solche Maschinen angewandt wurde. Dasselbe besteht darin, dass das Papier ab- und wieder aufgerollt und beim Wiederaufwickeln von den Messern gesclmitten wird, so dass die Streifen zwischen dem Schneiden und Auf- wickeln keine Zeit finden, ihre Lage zu ändern. Eine von der Maschinenbau- Anstalt Golzern 1891 eingeführte Maschine dieser Art ist in 1 : 20 der wahren Grösse in Figg. 975 und 976 dargestellt. Fig. 977 giebt einen Schnitt durch die Rollwalzen in 1:10 und Fig. 978 eine Ansicht der Messerwalze in 1 : 5 der walu-en Grösse. Die im Gestell Ä gelagerte Walze B hat un- mittelbaren Antrieb und nimmt die auf ihr liegende zweitheilige RoUweUe G von der Seite 793, Figg. 679 und 680, dargestellten Ai't, sowie die Druck- oder Be- lastungswalze D durch Reibung mit. Die Messerwelle E wird von Gewichten J, Fig. 976, durch Hebel -ff stetig gegen die Rollstange C gepresst luid schneidet das von einer in Lagern 0 ruhenden RoUe ablaufende Papier, während es sich auf C wickelt. Auf dem Wege von 0 nach C läuft das Papier über zwei Bremsstangen PP^ imd wird dadurch gespannt er- halten. Die Träger der Ijager 0 lassen sich dru-ch Drehen der Schraubengriffe 0^ 0~ nach zwei Richtungen verstellen. In Lagern Q kann man eine zweite Papier- rolle vorräthig halten, um sie sofort in 0 einzulegen, wenn die andere abgewickelt ist. Die auf die Messerwelle E geschobenen Ki'eismesser sind, wie Fig. 978 zeigt, dm-ch Zwischenlegringe von beliebiger Breite von einander getrennt mid werden von an beiden Enden der WeUe aufgeschraubten Muttern e fest zusammengehalten. Die MesserweUe wird an beiden Enden von der Welle der Walze B aus durch zwei Riem- scheiben-Paare FF^ getrieben. Die Walzen CBE ruhen in drehbaren Lagern und lassen sich nach Ausziehen von Bolzen G G^ G~ leicht ausheben. Die miteinander verbundenen Hebel H, auf welchen an einem Ende die Messerwelle E mid am anderen Gewichte J ruhen, drehen sich um die Welle der Walze B. Vom Handrad N aus kann man mittels der Bordscheiben L und Riemen L^ mit daran befestigten Haken die Druckwalze D hochheben; ein Sperrrad mit Sperrfalle M sorgt dafür, dass die hochgewundene Walze nicht zurückfallen kann. Die Antriebsscheibe R sitzt lose auf der Welle und nimmt diese nur mit, wenn die Reibungsscheibe 8 eingeschoben ist, was ohne Stoss geschieht. Um aus- oder einzurücken, hat man nur das Handrad V zu drehen und dadurch dessen mit Muttergewinde versehene Nabe U mit dem Keilring W auf der im Lager T fest- Hegenden Schi-aube so zu verschieben, dass TT die Reibungsscheibe aus- oder einschaltet. Wenn man mit dem Abrollen beginnt, lässt man auf che Rollstange G zuerst 10 bis 15 Papierlagen laufen, die man durch aufgestrichenen Klebstoff miteinander verbindet, imd zerschneidet dann die entstandene Papier-Hülse so vorsichtig, dass die Messer nicht an die Welle kommen. Dadurch bilden sich ebensoviele Einzelhülsen als BandroUen zu schneiden sind, die deren feste Kerne bilden. 131 1038 Fabrikation Ton Maschinenpapier aus Lumpen . Die Maschine wird für Arbeitsbreiten von 500 bis 1500 mm, Rollendm-cli- messer von 100 bis 500 mm und Geschwindigkeit von 20 bis 50 m in der Minute gebaut. Die Schnitt- oder Streifenbreite kann bis auf 5 mm herabgehen. Die Fiff. 978. \ 1' 1 ' i;i WM 1 l'l'l'l'*l't'l'l'l' i'ii'IVillll E Streifenrollen werden steinhart und haben saubere Schnittflächen. Die Maschine kann mit Mess- mid Zählwerk sowie mit Feuchter versehen werden. Die in Fig. 979 dargestellte Pariser Streifen -Schneidmaschine wird von Herren Everling & Kaindler in Paris, 14rue de Conde, auf den Markt gebracht. Das von Walze P abrollende Papier geht über Walzen F^ und P^ auf eine mit Papp- hülse versehene Welle B, deren Durchmesser sich vergrössern und verkleinern lässt. Diese Rollwelle ruht auf der durch Riemscheiben E angetriebenen Trommel B^ und Streifen-Schneidmaschine. Hydraulische und Pangpressen. 1039 ihre Zapfen gleiten in zwei Gabeln D, die diu-cli Stangen miteinander verbunden sind und iliren Drehpunkt üi der Achse von E haben. Die Gabeln D werden von Gewichten F gezwungen, sich nach vorn so. zu neigen, dass die RoUweUe B stets gegen die durch Eiemscheibe A besonders angetriebene Messerwelle liegt, dass also deren Messer das aufrollende Papier schneiden. Auf den Enden der Roll- welle B sitzen zwei gleichgrosse Gussringe, die- gegen schiefe Bahnen G stossen und dadurch verhindern, dass die Kreismesser anfangs mehr als l^/o mm tief in die Papphülse der EoUwelle und später ins Papier dringen. In dem Maasse, wie der Durchmesser der sich aufwickelnden Papierrolle wächst, hebt sich deren Welle und wird von den schiefen Bahnen G, an denen sie fortwährend anliegt, zmäick- getrieben, bis die' Gabeln D, wenn die Papierrolle B ihren grössten Dm'climesser erreicht hat, beinahe senkrecht stehen. Die schiefen Bahnen G sind so gestaltet, dass die Messer stets gleich tief in die Papierrolle dringen, dass diese also nie mit den Zwischenringen der Messerwelle in Berührung kommt. Man kann deshalb die Messerwelle viel rascher als das Papier laufen lassen — wie es zur Erziekmg glatten Schnittes nöthig ist. Dm*ch leichtes Vor- oder Rückwärtsschi-auben der Bekleid- stücke g der schrägen Bahnen G kann man die Messer mehr oder weniger tief ins Papier dringen lassen. Ein Zähler H giebt jederzeit die aufgewickelte Meter- zahl an, und dessen elektrische Glocke läutet, wenn die gewünschte Meterzahl erreicht ist. Auch diese Maschine liefert hart gewickelte Papierröllchen mit glatten Seitenflächen und kann bis zu 1 m Paj)ierbreite zum Schneiden von Cigaretten- Papier, Eisenbahnfahrkarten mid Papierbändern gebaut werden. Für schmale Tele- graphen-Röllchen kann man wegen der schwachen Rollwellen und zahlreichen Messer nur bis 40 cm Breite gehen imd ' muss auch die Messer in anderer Weise anordnen. 374. Hydraulische und Pangpressen. Die geglätteten, liniirten mid ineinander gefalteten Bogen müssen wenigstens eine Nacht oder 12 Stunden lang einem starken Druck ausgesetzt werden, damit sie ilu-e Form nicht mehr verändern mid sich beim Stemi^eln, Ver|)acken und während des Transports nicht wieder m einzelne Bogen trennen. Die Glätte des Papiers wird dabei gleichzeitig noch verbessert. Eine von der Holyoke machine Co. in Holyoke, Massachusetts, gebaute hydraulische Presse ist, wie in der ersten Ausgabe des Buches in Figg. 980 und 981 dargestellt. Der in den Presscylinder passende Kolben trägt den Tisch, worauf die zu pressenden Gegenstände gelegt werden. Mittels einer oder mehrerer Pumpen wird ein schwacher Strom Oel durch ein Rohr in den Cylinder gepresst und dadurch der Kolben aufwärts getrieben. Die Entfernung zwischen dem Tisch und dem festen Widerlager oder Kopf wird dadurch fortwährend verengt und das dazwischen befindliche Papier zusammengedrängt. Damit das Pressen von gutem Erfolg sei, ist es nöthig, dass auf jedem Theil des Tisches gleich viel Papier auf- einander liege, und die zur Herstelhmg einer so gleichmässigen Vertheihmg nöthige Geschicldichkeit kann nm* dm*cli Erfahrung erlangt werden. Ist es nicht richtig aufgesetzt, so wird das Papier migleichartiger imd schlechter aussehen, als wenn es gar nicht gepresst worden wäre. Der Cylinder hat einen Druck von 200 bis 500 Tonnen, d. h. bis zu 131* 1040 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. 1 000 000 Pfund auszuhalten und muss sehr stark sein. Sobald die Pressung vollendet ist, lässt man das Oel aus dem Cylinder in die Pumpe zurückfliessen, verliert also nichts oder nur sehr wenig davon. Fig. 980. Die in Fig. 981 besonders dargestellte dreifache Pumpe wird von feinem Riemen getrieben, welchen sie selbstthätig ausrückt, sobald der gewünschte Druck erreicht ist. Die Druckröhren der drei Pumpen münden in ein gemeinschafthches Rohr, welches mit einem nach unten gerichteten Sicherheitsventil versehen ist. Dui'ch Auflegen oder Abnehmen von Gewichten am Ende des langen Druckhebels kann man den Druck der Presse vergrössern oder verkleinern. Sobald der Druck auf das Ventil im Innern des Rohres grösser wird als der äussere Gegendruck des Hebels, drängt er diesen abwärts, und sein anderes Ende bewegt sich folgeweise in aufsteigender Richtimg. Die Triebwelle, von welcher aus die Kurbelwelle durch ein Zahnrädchen in Bewegung gesetzt wird, trägt auch ein Schwungrad, sowie eine feste und lose Riemscheibe. Die Gabel, welche den Riemen hält und verschiebt, Hydraulische und Pangpressen. 1041 also auch die Pumpe in oder ausser Gang setzt, geht von einer waagrechten Stange aus, welche sich in zwei an dem Pumpengestell befestigten Lagern verschieben lässt. Am Drehen ist sie durch eine keilartige Feder verhindert, welche auf dem oberen Theil der Stange eingelegt ist und in eine Nuth des nächst den Piem- scheiben befindlichen Lagers passt. Ein Stellhebel, dessen rückseitiges Ende am Gestelle befestigt ist, passt in einen Ausschnitt der Feder und hält den Ausrücker in der richtigen Lage, so lange der Riemen auf der festen Scheibe liegen soll. Das vordere Ende dieses Stellhebels ist mit einer senkrechten Stange verbunden, deren unteres Ende den Belastungshebel des Sicherheitsventils umschliesst. Sobald das Sicherheitsventil den Druckhebel abwärts drängt, geht das Ende mit der senk- rechten Stange aufwärts, hebt den Stellhebel aus dem Einschnitt der Feder und setzt den Ausrücker frei. In Fig. 981 befindet sich der Riemen auf der losen Scheibe, wenn aber die Pumpen in Gang gesetzt werden sollen, muss der Ausrücker mit dem daran befindlichen Handgrifi" zurückgeschoben werden, bis der Riemen auf der Fig. 981. festen Scheibe liegt, und der Stellhebel in den Ausschnitt der Feder gefallen ist. Die Pumpen bleiben in Gang, bis nach Erreichung des gewünschten Druckes der Ausrücker in beschriebener Weise freigesetzt ist mid durch das belastete Ende einer am Handgriff befestigten und über eine Rolle laufenden Schmu- so weit nach aussen gezogen wird, dass der Riemen auf die lose Scheibe zu liegen kommt. Neuere Schraubenpressen werden wie üire älteren Vorgänger meist mit Hebeln von Hand in Gang gesetzt. Li manchen Fabriken werden sie den viel 1042 Fabrikation Yon Maschinenpapier aus Lumpen. mächtigeren hydraulischen Pressen jetzt noch vorgezogen, weil die daselbst benützten Pressen dieser Art so schlecht gebaut waren, dass die Flüssigkeit über Nacht häufig aus dem Presscylinder entwich, und der abends angesetzte Druck morgens verschwunden war. Gut gebaute hydraulische Pressen jedoch lassen auch unter fort- gesetztem Druck kerne Flüssigkeit entweichen und verdienen wegen ihrer leichten Handhabmig und kräftigen Wirkung den Vorzug. Fis-. 982. Fig. 983. f rT^iiiai.Eräiiiiiiinii.yff In einer Presse kann, weim sie auch die grossen Abmessungen der in Fig. 980 dargestellten hat, nur eine massige Menge Papier untergebracht werden, und dieses muss deshalb, wenn nicht viele derartige Pressen vorhanden sind, bald wieder herausgenommen werden, um neuem Papier Platz zu machen. Anderseits wird ■ aber das Papier glätter und schöner, wenn es recht lang unter Druck bleiben kann, mid man bemühte sich deshalb, dies zu ermöglichen, ohne die Zahl der Pressen zu vermehren. Dies gelingt mit den m deutschen Fabriken eingeführten »Fangpressen«. Eine von der Maschinenbau- Anstalt Golzern m Sachsen gebaute Presse dieser Art ist in Figg. 982 und 983 in 1:10 der waliren Grösse dargestellt. Hydraulische und Fangpressen. Stempelpresse. 1043 In dem Gusskörper A, welcher durch schmiedeiseriie Säulen S mit der oberen Pressplatte £ verbunden ist, befindet sich der Presskolben K mit der Pressplatte C. Die Presse wird so aufgestellt, dass bei völlig herabgelassenem Presskolben, wie ilin Figg. 982 und 983 zeigen, die obere Fläche der imteren Pressplatte C in Höhe der Schienengeleise oder des Fussbodens liegt. Zu dieser Presse gehört eine grössere Zahl aus Grundplatte G, Deckplatte B und Verbindungsbolzen V bestehende Fangpressen, die auf Pollen B laufen imd bei herabgelassenem Presskolben in die hydi'aulisehe Presse eingefahren werden. Die Spui'weite der Laufrollen B stimmt mit der des im Paekraum hegenden Geleises r überein, welches sich bis an die hydraidische Presse erstreckt. Nachdem eine vorher mit Papier gefüllte Fangpresse eingefahren ist, also die in Fig. 982 dargestellte Stellung einnimmt, wird die Pmnpe der hydraiüischen Presse in Gang gesetzt und die gefüllte Fangpresse dm'ch den Kolben K gegen die obere Pressplatte D gepresst. Sobald die gewünschte Pressung erreicht ist, werden die während des Fressens gelösten Muttern und Gegenmuttern der Verbindungsspindeln V fest angezogen. Hat man dann durch Oeffnen eines Hahns das Wasser aus dem hohlen Raum unter dem Presskolben abgelassen, so sinkt dieser ganz herunter, und die Fangpresse kann wieder ausgefahren werden. Ehe nach dem Einfahren der Fangpresse gepresst werden darf, muss dafür gesorgt werden, dass diese genau in der Mitte steht. Hierzu dient das Windwerk W, mit welchem man vom Handgriif h aus durch Vermittlung von Kegelrädern, Schneckengetrieb imd die durch ein Loch der obern Pressplatte gehende Kette die Fangpresse hoclihebt und wieder niedersenkt. Die obere Platte D der Fang- presse ist zu diesem Zweck mit einer Oese 0 versehen, in welche der Kettenhaken greift. Mit dieser Eim-ichtung wird erreicht, dass man mit einer einzigen hydi-au- lischen Presse ungeheure Mengen von Papier unter Druck setzen und beliebig lang stehen lassen kann, wenn man nur genug Fangjwessen dazu hat. 375. Stempelpresse. Da den Papieren häufig Buchstaben, Namen, Zeichen Fiff. 984. Fig-. 985. u. dergl. eingeprägt werden müssen, so gehört auch die Stempelpresse zu den Maschinen eines Zurichtsaales. Die in Fig. 984 perspektivisch imd in Fig. 985 1044 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. als Seitenansicht dargestellte Stempelpresse ist von E. T. Piper in Springfield, Massachusetts, gebaut und war 1872 schon bei amerikanischen Fabrikanten feiner Papiere wegen ihrer guten Leistungen und ilires kräftigen Baus sehr beliebt. Fig. 986 ist ein Durchschnitt des wesent- Fig. 986. liehen Theils der Presse, worin Ä die Schaale bezeichnet, welche die Matrize aufnimmt und durch eine Stange von unten leicht aus ihrer Lage gehoben werden kann. Der stählerne Stempel B ist mit Stellschraube in dem Presscylinder C befestigt, der in der Zeichnung seine höchste Stellung einnimmt. Der untere King einer um C gelegten Spiral- feder E liegt auf dem Gestell, indess ihr oberer Ring mit dem Cylinder C verbunden ist und bei dessen Niedergang die Feder zu- sammenpresst, so dass G dui'ch Federkraft ge- hoben wird, sobald der Druck von oben auf- hört. Das untere Ende des Pendels H erhält von Riemscheibe und Kurbel eine hin- und _ < hergehende Beweg-ung, welche bei jedem Um- ', gang den KJaöchel O und damit auch den L Stempel B auf die Matrize in A niederdrückt. Die Länge des Stempelhalters kann dadm-ch behebig verändert werden, dass man die Schraube D mehr oder weniger in G eindreht und mit der Gegenmutter F feststellt. 376. Sortirung. In vielen deutschen Fabriken Averden aus mittleren xmd feinen Papieren drei und sogar vier Sorten Ausschuss sortirt, welche sämmtlich in den Handel kommen. In Amerika giebt es nur gutes Papier, der Ausschuss wird in den meisten Fabriken gar nicht weiter gehandhabt, sondern sofort wieder ver- mählen. Die Arbeiter wissen dies wohl, und hüten sich, dass durch ihre Schuld die Menge des verkäuflichen Papiers vermindert wird, während sie sich in Deutschland damit trösten können, dass dm-ch ihre Nachlässigkeit nur die Güte, nicht aber die Menge des verkäuflichen Papiers beeinträchtigt wii'd. Viele deutsche Fabrikanten erwarten und verlangen, dass der Käufer des guten Papiers ihnen auch den besten Ausschuss abnehme. Wenn dieser Ausschuss aber, wie z. B. bei Druckpapier, mit benützt werden soU, könnte er auch mit dem guten Papier vermischt bleiben. Der geringere Ausschuss Retire muss so billig verkauft werden, dass es wohl ebenso vortheilhaft wäre, wenn man um wieder verarbeitete, anstatt noch Zurichtungs- und Verpackungskosten darauf zu verwenden, die Lager- räume damit zu füllen und den Namen der Fabrik durch Verkauf eines schlechten Erzeugnisses zu schädigen. Auch hier, wie bei anderen bereits besprochenen Verrichtungen ist die Arbeit ausserordentlich verwickelt und erschwert worden. Die erste Ursache hiervon kann nur in Ueberfluss an billigen Arbeitskräften gesucht werden, die sich aber an vielen Orten so wesentlich vertheuert haben, dass Vereinfachung der Sortirung zweckmässig erscheint. Glaubt man der Gewolinheit der Verbraucher Eechnimg stempelpresse. Sortirung. Verpackung von Papierrollen. 1045 Fig. 987. tragen zu müssen, so vereinige man den Ausschuss, wo man um nicht ganz abschaffen mll, in nm* eine Sorte. Es ist fiu- die Sortirung selir förderlich, dass nur eine oder wenige Papiersorten fabrizirt werden, da die Arbeiterinnen solche viel genauer kennen lernen, imd viel rascher damit umgehen können, als wenn die Sorten häufig wechseln. Sind sie einmal auf feine Papiere eingearbeitet und sollen dazwischen wieder geringere sortiren, so wird deren Sortirimg, da sie mit derselben Sorgfalt wie die der feinen Papiere ausgeführt wird, sehr kostspielig, und überdies büssen die Arbeiterinnen bei Handhabung geringerer Sorten einen Theil der mühsam angewöhnten Sorgfalt wieder ein. 377. Verpackung von Papierrollen. Mit den in Absclmitt 366 be- schriebenen Roll- und Schneidmaschinen wird das Papier so fest aufgerollt und genau geschnitten, dass die flachen, von den Kanten des Papiers ge- bildeten Seiten wie glatte Flächen aussehen. Um die Rolle ohne weitere Umhüllung versenden zu können, hat man nur noch dafür zu sorgen, dass die Papierrolle nicht aufgehen, d. h. sich nicht auseinander wickeln kann. Nach dem den Papierfabrikanten Kubier & Niethammer in Kriebstein bei Waldheim i. S. ertheüten deutschen Patent Nr. 83 sichert man die Rollen mit halb- cylindrisch gebogenen Holzpappen und darum gelegten eisernen Reifen, wie in Fig. 987 dargestellt ist. Die Holzpappen a sollen so breit sein, dass sie nach beiden Seiten etwas über die Papierrolle hervorragen und dadurch die flachen Enden schützen. Die beiden Pappen werden zunächst in der Mitte auf der Papierrolle mit einer Schnur zusammengebunden, die auch darauf bleiben kann. Dann wird an jedem Ende ein eiserner Reif i so um die Holzpappen gelegt, dass seine Fig. 988. äussere Seite mit der Papierkante abschliesst. Jedes Ende der Reifen ist mit zwei aufgenieteten Nasen cd versehen, deren äussere cc mit dem in Fig. 988 dargestellten Schraubkolben h so weit zu- sammengezogen werden, dass man das in Fig. 987 besonders ge- zeichnete Schloss e über die inneren Nasen cid legen kami. Dies aufgelegte Schloss (/■ in Fig. 987) hält die beiden Enden des Reifens b so zusammen, dass zwischen denselben noch etwas freier Raum bleibt, dass aber die Klemmbacke c/ zurückgeschraubt imd der Sclnraubkolben h abgenommen werden darf. Die Rolle ist auf diese Art fest geschlossen, gut geschützt, und lässt sich mit ihrer Ver- packung in die Schnellpresse einlegen. Dann erst schiebt man mit irgend eüiem stumpfen Instrument die Reifen nach beiden Seiten herunter, oder schlägt die Schliessstücke e ab. Die Holzpappen und Reifen kann man ohne erhebliche Kosten zurücksenden und wieder verwenden. 132 X046 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Diese Art der Verpackung wird seit 1877 von grossen Fabriken angewandt. Für Versandt auf weite Entfernungen, und besonders wenn die Rollen um- geladen werden, ziehen manche Fabriken die kostspieligere Umhüllung der Papier- rollen mit Jutegewebe vor, für- kurze Transj)orte und Wagenladungen genügen jedoch eiserne Keifen. 378. Verpackung in Ballen. Papier, welches in Bogen zerschnitten ist, wird in Euroj)a entweder flach liegend piano oder einmal gefalzt in Kisten oder Ballen verjsackt. In Amerika ist die Seiten 918 und 919 beschriebene Verpackung in Ries-Packeten mehr gebräuclilich. ICisten werden nur für feine Sorten angewandt. Die Verpackung in Ballen gestaltet sich auch einfacher oder kostspieHger, je nachdem es sich mn geringe oder bessere Sorten handelt. Erstere kömien un- verhüUt bleiben, wenn sie nm" mit oben und unten aufgelegten Brettern und darum- gezogenen Stricken oder Eisenbändern fest zusammengehalten sind. Letztere müssen unter diesen Brettern und Versclmürungen noch eine Hülle von Packpapier, Paj)pe oder Packtuch erhalten. Das Papier mrd in eine Packpresse auf eines der zur Bedeckung dienenden Bretter, auf dem erforderlichen Falls auch die als Hülle dienenden Bogen oder Stoffe liegen, geschichtet, mit dem zweiten Brett bedeckt und dann zusammen- gepresst. Auf und unter den Ballen mit ihi'en Packbrettern liegen kurze Hölzer von quadratischem Querschnitt, zwischen denen man die Schnüi'-Stricke oder Bänder um die Ballen führen und befestigen kann, während diese imter Druck stehen. Die Anwendmig von Stricken hat den Nachtheil, dass sich dieselben recken und in Folge dessen lose werden, und zwar um so mehr, je grösser und schwerer die verschnüi'ten Ballen sind. Man hat sich desshalb schon lange vielfach bemüht, dieselben dm'ch Bandeisen zu ersetzen, dessen Enden man anfänglich in der Presse zusammennietete. Die Nieten gingen jedoch häufig dm"ch das Eisen, schlössen also nicht melu", oder das Eisen brach, und man bemühte sich desshalb, Schnürzangen für den Scliluss der Bandreifen herzustellen. Herr Edm. ßesz, technischer Leiter der Papierfabrik von Smith & MejTiier in Fiume, fand jedoch die üblichen Schnür- zangen nicht zweckmässig und beobachtete, dass bei deren Anwendung stets ein Stück von etwa 30 cm Bandeisen abfiel. Er liess desshalb eine Zange herstellen, mit der man rasch und leicht die Keifen um die Ballen ziehen und schHessen kann, die aber doch so einfach ist, dass jeder Schlosser sie leicht anfertigen kann. Nach seiner Beschreibung in Nr. 14 der Papier-Zeitung von 1890 ist die in Figg. 989 und 990 dargestellte Zange ein Reibrmgsgesperre, dessen Winkel a so klein gewählt werden muss, dass das dm'chgehende dünne Bandeisen g noch festgeklemmt wird. Die Eeibmig wird dm'ch feilenartiges Aufhauen der eingeschmiedeten und gehärteten lOemmbacken verstärkt. Beim Spannen wird die Zange mit beiden Händen gehandhabt, mit der rechten am Druckhebelgriff e, mit der linken am Handbügel / aus gebogenem Draht. Das in der Pfeilrichtung zu spannende Bandeisenende g, welches zwischen den Backen liegt, wird beim Niederdrücken des Griffs e unter gleichzeitigem Stemmen der aufgerauhten Nase h gegen hgend einen festen Punkt {Je in Fig. 991) sicher gefasst und behebig gezogen. Bei der mit den eingeschriebenen Maassen erzielten Hebelübersetzung lässt sich ein Zug von 200 kg leicht hervor- bringen, und je stärker der Zug ist, desto fester fassen die Backen das Band. Verpackung von Papierrollen. Verpackung in Ballen. 1047 Die Art der Befestigung des Bandes um einen Ballen ist in Fig. 991 dar- gestellt. Fig. 992 zeigt die Oese, um deren Seiten & und c die Enden des Bandes gebogen werden. Man zieht das von der Rolle g entnommene Ende des Band- eisens zwischen den Backen der Zange bei a durch, indem man dieselben durch Fiff. 989. Fig. 990. Einhaken des Bügels f bei d geöffnet hält, schiebt dann die Oese Fig. 992 auf das Band, legt dieses um den Ballen, und zieht es so lange von der Bolle g nach, bis der umgelegte Theil zum Verschluss reicht. Dann legt man das Ende dm'ch Fig. 991. Fig. 992. die Oese einige Centimeter nach einwärts mn, und nachdem man den Bügel f ausgehakt und angefasst, sowie Griff e in die Hand genommen hat, arbeitet man spannend und nachgreifend, wie an einer Pumpe, wobei man che Zange mit der 1048 Fabrikation von Maschinenpapier aus Lumpen. Nase h gegen irgend einen festen Punkt h, den hier ein Pressballenunterlageholz abgiebt, stützt. Dies geschieht so lange, bis der Ballen durch einige Griffe genügend gepresst befunden ist. Hierauf schneidet man bei c das gespannte Bandende ab. Durch Aufschieben einer neuen Oese ist alles zm* folgenden Schnürung bereit. Die Oese sowie die Enden des Bandeisens hegen nach innen, spannen sich daher um so fester gegen den Ballen, je mehr derselbe sie auseinander zu pj^. 993 zerren sucht imd bedürfen keiner weiteren Befestigung. WiU man mit Draht binden, so bildet man einen der Zangen- backen keilnuthförmig aus, wie Fig. 993 zeigt. In späterer Mittheihmg erläuterte Herr Resz, dass die Zeichnungen Figg. 989 bis 991 der Zange jetzt nm* noch zur Erklärung des Verfahrens dienen können, aber nicht genau mit der jetzt (1892) nach beinahe 2 Jahren benutzten überein- Fig. 994. stimmen. Figg. 994 imd 995 geben eine genaue Darstellung in 1 : 5 der wahren Grösse von der jetzt benutzten Zange, deren Buchstaben mit den in Figg. 989 und 990 benutzten übereinstimmen. Die beschriebene Arbeit mit dieser Zange geht sehr rasch von statten, ohne dass von dem Bandeisen etwas verloren wird. VIERTES KAPITEL. ERSATZSTOFFE FÜR HADERN. Theil I. Geschichtliches und Eintheilung. Theil IL Fasern oder Zellstoff (Cellulose). — (Dieser Theil Grundstoff aller Papiere.) Theil ni. Altes Papier. Theü IV. Stroh. Theil V. Espartogras. Theil VI. Holz (Holzschliff, Dämpfiiolzschliff, Holzzellstoft). Theü Vn. Manillahanf. — .Jute. Theil Vm. Schilfi'ohr. — Bambus. — Sorghum Zuckerrolir. Kartoffelpülpe usw. Adansonia. Torf. — THEIL I. GESCHICHTLICHES UND EINTHEILUNG. 379. Die ersten in Europa gemachten Versuche. Die hervorragend- sten Männer ihrer Zeit haben stets lebhaften An theil an Allem genommen, was mit den Künsten des Schreibens und Drückens zusammenhängt, und vor mehr als einem Jahrhundert schon erkamiten sie die Nothwendigkeit der Auffindung von Rohstoffen, die anstelle von Hadern zur Anfertigung von Papier dienen könnten. Der Superintendent und Botaniker Dr. Jakob Christian SchäflPer in Regens- bm-g veröffentlichte im Jalu- 1765 einen Oktavband, worin er Muster und Be- schi'eibung verschiedener Pflanzen gab, welche er ohne Beimischung von Hadern in Papier verwandeln konnte. Darunter befanden sich: die Samen wolle der Schwarzpappel, Wespennester, Sägemehl, Moos, Buche, Weide, Aspe, Maulbeer- baum, Fichte, Hopfenranken, Traubenschalen, Hanf, Aloeblätter, Maiblümchen, Ruggenstroh, Kjixutstumpen, Distelstengel, Klette, Weizenstroh, Besenstroh, bayrischer • 1.33 1050 Ersatzstoffe für Hadern. Torf und andere mehr. Im Jahre 1772 veröffentlichte er ein zweites Buch, welches über 60 aus verschiedenen solchen Rohstoffen angefertigte Papiermuster enthält. Joel Munsell sagt in seiner Chronology of Pa-per and Paj^ermaking, Alhany 1870, dass 1672 in zwei italienischen Mühlen Papier aus Mais bereitet wurde, dass er aher keine Nachricht darüber fand, ob die Darstelhmg mit Erfolg oder nur ver- suchsweise betrieben wm-de. Die Gelehrten Seba, R^aumur, Guetard, Gleditsch und andere hatten, wie Dr. Schäffer im ersten Kapitel des ersten Bandes seiner Versuche und Muster usw. sagt, schon vor ihm Vorschläge zur Darstellung von Papier aus anderen Stoffen als Hadern gemacht: Jene Gelehrten haben geglaubt und mit vieler Wahrscheinlichkeit dargethan, dass man beim Papiermachen keineswegs nur allein und nothwendig an die Lumpen oder leinenes Zeug gebunden sei, sondern dass sich ebensowohl und ebensogut aus einer Menge anderer Sachen als aus den bislier gewöhnlichen Lumpen Papier machen lassen müsse. Denn, da die Lumpen bekanntlich ihren ersten Ursprung von Hanf und Flachs haben, diese aber zu dem Pflanzen- reiche gehören, so haben sie hieraus geschlossen und zu erweisen gesucht, dass alles dasjenige, was, wie Hanf und Flachs, aus biegsamen zarten und leicht von einander abzusondernden, durch Wasser zu einem Brei zu verwandelnden, und zuletzt nach der Austrocknung eine gewisse Steife und Festigkeit behaltenden Fäserchen bestehe, auch zu Papier taugen müsse. Der Verf. besitzt ein Exemplar eines im Jahre 1801 in London erschienenen Buches von Matthias Koops, welches den Titel (übersetzt) führt: Oeschichflicher Bericht über die Stoffe, welche von der frühesten Zeit der Erfindung des Papiers an zur Beschreibung von Ereignissen und Mittheilung von Gedanken dienten. Zweite Auflage. Es beginnt mit folgender, an König Georg III. gerichteten Ansprache: Gnädigster Landesherr Sire: Eure Majestät haben gnädigst geruht, mir Patente zu ertheilen für das Aus- ziehen von Druckerschwärze und Tinte aus altem Papier durch seine Auflösung zu Stoff und für seine Umwandlung in weisses Papier, welches sich zum Schreiben, Drucken und zu anderen Zwecken eignet, und aucii für die Fabrikation von Papier aus Stroh, Heu, Disteln, Abfällen von Hanf und Flaclis und verschiedenen Arten von Holz und Rinde, welches sich zum Druck und beinahe allen andern Zwecken eignet, zu denen Papier benützt wird. Eure Majestät haben mir im September vorigen Jahres auch gestattet, zu Ihren Füssen das erste brauchbare Papier niederzulegen, welches je aus Stroh allein, ohne Beimischung von Lumpen dargestellt wurde. Der gnädige Empfang, den Eure Majestät ihm zu Theil werden Hessen, der BeifaU des Publikums und die Ermunterung, welche ich durch eine zu seinen Gunsten passirte Parlamentsakte erhielt, veranlassten mich, diese Zeilen nochmals auf Papier zu drucken, das in verbesserter Weise aus Stroh allein hergestellt wurde, obwohl es noch nicht so vollkommen ist, wie es von einer besonders für diesen Zweck gebauten Fabrik erzeugt wüi"de, welche, wie ich mir schmeichle, jetzt durch die mir von Euer Majestät Parlament bewilligte Rücksicht (indulgence) rascher zur Ausführung kommen wird. Dieser neue Versuch beseitigt alle Zweifel darüber, dass gutes brauchbares Papier aus Stroh allein dargestellt werden kann. Die günstige Weise, mit welcher Eure Majestät auf diese meine bescheidenen Erfindungs- versuche zu blicken geruhten, wird ein fortwährender Sporn zu erneuten Anstrengungen sein, und die Aussicht, das Lob eines Königs zu verdienen, der stets bereit ist, die geringsten Be- mühungen anzuei'kennen, welche zu allgemeiner Wohlfahrt beitragen, und der sich als erhabener Gönner und Beschützer der Künste und Wissenschaften erwiesen hat, zwingt mich zu unver- minderter Ausdauer in meinem Streben nach Vervollkommnung, in der Hoffnung, Euer Majestät Lob zu verdienen, was mir das grösste denkbare Vergnügen bereiten würde. Mit den heissesten Wünschen für Euer Majestät Gesundheit und langes Leben und mit aller möglichen Ehrerbietung und Demuth bitte ich, gnädigster Landesherr, mich unter- zeichnen zu dürfen Eurer Majestät ergebenster, gehorsamster und unterthänigster Diener Matthias Koops. 17 James Street, Buckingham gate, August oOth., 180L Die ersten in Buropa gemachten Versuclie. 1051 Auf Seiten 250 bis 253 heisst es: Ich Jiatte die Genugthuuug, seit dem 1. Mai 1800 Zeuge der Errichtung einer grossen Papierfabrik in der Neckinger mill, Bermondsey, zu sein, wo meine Erfindung der "Wieder- verarbeitung alten Papiers mit grossem Erfolg ausgeführt wird, und wo bereits wöchentlich mehr als 700 Ries ganz reines weisses Papier, ohne Zusatz von Hadern, aus Abfällen, be- schriebenem und bedrucktem Papier, angefertigt werden, was dem Publikum insofern bereits Nutzen gebracht hat, als der Preis des Papiers nicht weiter gestiegen ist, als um die Erliöhung der Steuer und des Arbeitslohns. Das Erzeugniss besagter Fabrik wird überdies in wenigen Wochen verdoppelt werden. Neben diesem Erfolge haben sich auch meine weitergehenden Ansichten bei den Ver- suchen, vollkommen gutes Pajiier aus Stroh, Holz und andern Pflanzenstoffen darzustellen, bewährt. Ich bin jetzt imstande, dem Publikum selir starkes und feines Papier zu zeigen, welches daraus, ohne Beimischung irgend eines andern Papierstoffes, erzeugt wurde, obwolil ich noch nicht den Vortheil hatte, es in einer für solch ein neues Unternelimen besonders ge- bauten Fabrik darzustellen. Das Papier, worauf diese Worte stehen, ist ein unleugbarer Beweis. Da es aber aus roliem Stroh angefertigt ist, von dem weder Unkraut, noch vom Wetter ge- färbte Halme aussortirt wurden, so ist es von geringer Güte. Ich habe diese Art von Papier absichtlich dazu gewählt, um den Fortscliritt eines so merkwürdigen Unternehmens dar- zuthun und der Welt seine Möglichkeit zu beweisen, trotz der Meinung vieler gelehrten Männer und besonders des geistreichen Breitkopf in Leipzig, dass aus Stroh erzeugtes Papier nicht zum Drucken verwendet werden kann. Dieses Muster sowie andere von viel feinerer Qualität, welche fabrizirt wurden, lassen keinen Zweifel darüber, dass ich, sobald die Fabrik mit den nötliigen Einrichtungen erbaut sein wird, eben so gutes Papier aus Stroh, wie irgend eines aus Hadern erzeugen werde, und nach einigen Versuchen, welche ich behufs Umwandlung der gelben in milcliweisse und weisse Färbung gemacht habe, erscheint sie unzweifelhaft ausfülirbar, was den Verbrauch vermehren und Vorurtheile beseitigen wird, welche gewöhnlich gegen neue Er- findungen festgehalten werden, obwohl die natürliche Färbung nicht nur gefällig, sondern aucJi dem Auge zuträglicli ist, besonders für Musiknoten bei Kerzenlicht. Kupferstichdrucker ver- sichern, dass es den Druck besser als französisches Kupferdruckpapier annimmt, und es ist von sehr schöner Wirkung bei Landschaften und Bildern, Zeichnen- und Tapetenpapier. Auf dem Titelblatt findet sich folgender Satz: Gedruckt auf Papier, wiederfabrizirt aus altem bedrucktem und beschriebenem Papier. Das Papier des im Besitz des Verf.'s befindlichen Exemplars ist jetzt, nach 92 Jahren, noch weiss und gut. Das Strohpapier, welches zum Druck eines Theils der Auflage diente, ist stark und zähe, aber von hellbrauner, vmserem heutigen Strohpackpapier ähnlichen Farbe, worauf jedoch der Drück sehr deutlich lesbar ist. Die letzten 15 Seiten des Buches sind auf Papier gediaickt, welches ganz aus Holz besteht, es hat helle Gemsfarbe und ist ziemlich rauh. Die Fasern sind offenbar nicht in reinem Zustand aus dem Holze gewonnen worden, d. h. sie sind noch von inkrustirenden Bestandtheilen begleitet, das Papier ist aber trotzdem stark und zähe, und der Druck hebt sich klar darauf ab. Weiterhin spricht Mr. Koops die Ansicht aus, dass blattweise aufeinander gelegtes Papier (aus Holz, Stroh und dergl.) in Zukunft für viele Zwecke anstelle von fremdem Holz Verwendung finden werde, und er bezeichnet sogar in folgendem Satze im Jahr 1801 schon die Gewerbe, welche neuerdings anfangen, seme Voraus- sagungen zu verwirkhchen : Es wird sich schliesslich zeigen, dass auf solche Weise bereitetes Papier eine leichtere hübscliere und dauerhaftere Bedeckung für Gebäude aller Art abgiebt, und es ist eben so wahr, dass das Bindemittel aus Stoffen zusammengesetzt werden kann, welche das Papier nicht nur unverbrennlich, sondern auch dauerhafter als Schiefer, Ziegel und Holz in ihrem Naturzustande, und unangreifbar für Insekten machen. Wer kann sagen, dass Fabrikanten von Wagen, Stühlen und Möbeln es nicht zur Herstellung ihrer Erzeugnisse verwenden werden, wenn sie seine vor- trefflichen Eigenschaften in Erwägung ziehen, seine Biegsamkeit, Härte und die Fähigkeit, viel genauer und glänzender bearbeitet zu werden als Holz, welches so sehr von Luft und Wetter 133* J052 Ersatzstoffe für Hadern. leidet. Die Verarbeitung von Holz, Stroh und anderen Pflanzenstoften kann daher für viele Zvpecke nützlich werden, und das Holzpapier, worauf diese Zeilen gedruckt sind (der erste Versuch seiner Darstellung in grosser Menge), liefert einen unbestreitbaren Beweis dafür, dass brauchbares Papier aus den härtesten, von Mark und Rinde befreiten Theilen des Holzes allein dargestellt werden kann, und, wenn einer meiner Vorschläge für Verwendung des Erzeugnisses Anklang findet, werden Versuche tüchtiger Fabrikanten beweisen, dass solches Papier in einen Stoff umgewandelt werden kann, welcher härter und dauerhafter als irgend ein natürlich ge- wachsenes Holz ist. Nach Dr. Schäffer und Koops haben sich noch viele Erfinder mit der Herstellung von Papier aus Pflanzenfasern beschäftigt, sie erzeugten jedoch nur Proben in kleineren oder gTÖsseren Mengen, welche an Güte noch viel zu wünschen übrig Hessen. Zu einem regelmässigen Fabrikbetrieb kam es erst um die Mitte des gegenwärtigen Jahrhimderts, nachdem diu-ch fortgesetztes Arbeiten Vieler Verfahren gefunden wurden, welche in den folgenden Theilen besehrieben werden sollen. 380. Alte und neue Ersatzstoffe. Die Chinesen und Japaner bereiten schon seit Jahrhunderten Papier aus Pflanzen, welche sie zu diesem Zwecke anbauen, und man könnte daraus folgern, dass deren Anbau und Verarbeitung auch für Europa lohnend sein müsse. Das chinesische und japanische Papier verdankt jedoch seine vortreif Heben Eigenschaften nicht nur den dazu verwendeten Rohstoffen, sondern auch dem Ausschluss aller Maschinen und starken ChemikaHen bei deren Seiten 2 bis 5 beschriebenen Verarbeitung. Durch Kochen der Holz- oder Baststreifen mit Holzaschen -Lauge, Waschen in fliessendem Wasser und Schlagen mit Bambusstöcken bis zu ihrer völligen Umwandlung in Brei oder Stoff" wird die volle Länge und Stärke der Fasern bewahrt. Die nachherige Ver- filzung auf Bambussieben, welche von Hand geschüttelt werden, sowie die natürliche Trocknung auf mit Papier überspannten Rahmen tragen überdies zur Bildung eines starken Papiers bei. Da aber schon das Handpapier trotz seiner noch unerreichten Vorzüge in Europa dem Maschinenpapier weichen musste, so ist an die erfolgreiche Einführung des rohen asiatischen Verfahrens wegen des dazu nöthigen ungeheuren Aufwands von Handarbeit nicht zu denken, und man könnte höchstens die dortigen Papierpflanzen hierher bringen, oder ihren Anbau versuchen. Wenn es aber auch gelänge, sie in Europa einzugewöhnen, wäre es noch sehr fi'aglich, ob sie, in ähnlicher Weise wie Stroh, Holz oder Esparto behandelt, Papier ergäben, dessen bessere Güte die grösseren Anschaffungskosten der fremden Pflanzen ausgleichen wüi'de. Dass diese Anschaffungskosten sich höher stellen müssen, erhellt schon aus dem Umstände, dass Stroh, Holz, Jute und Esparto zum Theil Abfälle und Nebenerzeugnisse sind, zum Theil auch auf einem Boden wachsen, der keiner andern Kultur fähig ist. Seit Niederschrift vorstehender Sätze (1874) sind in Japan viele Papier- fabriken mit amerikanischen und europäischen Einrichtungen und Langsiebmaschinen in Betrieb gekommen, die auch Papiere aus den in Abschnitt 2 erwähnten Fasern herstellen. Diese aus japanischen Rohpflanzen hergestellten Maschinenpapiere wurden auch nach Em'opa gebracht und erregten allgemeine Aufmerksamkeit. Es scheint aber, dass sie nur beschränkten Absatz fanden, weil sie entweder zu theuer waren, oder weil für ihre Eigenart noch kein genügender Bedarf voi'handen war. Die in grossen Mengen verarbeiteten Ersatzstoffe werden in der Seite 1049 angegebenen Reihenfolge besprochen. 1053 THEIL IL FASERN ODER ZELLSTOFF (CELLULOSE). 381. Entstehung. Thiere und Menschen stehen mit den Pflanzen durch Vermittlung der Atmosphäre in Wechselwu'kung. Die Thiere athmen mit der Luft Sauerstoff ein, der sich in den Lungen mit Kohlenstoff aus dem Blute ver- bindet und als Kohlensäm*e ausgeathmet wird. Bei Verbrennungen findet dieselbe Vereinigung von Kohlenstoff aus den verbrennenden Gegenständen mit Sauerstoff der Luft zu Kohlensäure statt. Die grünen Theile der Pflanzen nehmen diese Kohlensäm-e auf, zersetzen sie unter dem Einfluss des Lichts, behalten den Kohlen- stoff und hauchen den Sauerstoff aus. Wenn die Pflanzen von Thieren oder Menschen gegessen werden, geht ihr Kohlenstoff wieder ins Blut über und beim Verbrennen unmittelbar in die Luft. Die Elemente der Kohlensäure, Kohlenstoff und Sauerstoff, und die des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden durch den Einfluss der Pflanzen, in denen sie zusammenkommen, so gruppirt, dass sie einen Saft bilden, welcher sich in dem Verhältniss wie er Sauerstoff abgiebt, zu festen Körpern verdichtet. Es scheint, dass durch die Wirkimg des Chlorophylls der grünen Theile der Pflanzen und des Sonnenlichts aus Kohlensäure und Wasser die sogenannten Kohlehydi-ate entstehen, aus welchen unter Einfluss der Zellenthätigkeit, unter Abscheidung von Wasser, nach Umständen Zucker, Inulin, Stärke oder Zellstoff, sowie Pflanzen- säiuren und Fette gebildet werden. Die schon von Liebig benützte Bezeichnung »Zellstoff« kennzeichnet diese Entstehung und ist daher bei Gebrauch der deutschen Sprache berechtigter als das französische »Cellulose«. Nach Dr. Hugo Müller, London, »Die Pflanzenfaser und ihre Aufbereitung für die Technik, Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig 1876«, scheinen sich die Kohlehydrate, Säuren oder Fette im wachsenden Zellengewebe zunächst in Stärke zu verwandeln, welche vom Zellsaft gelöst und aus diesem als Zellenmembran ausgeschieden wird. Die fortgesetzte Einlagermig dieses Zellenstoffes zwischen die Moleküle der bereits gebildeten Zellhaut bewirkt dami Wachsthum und Verdickung derselben. Da sich der Zellstoff (Cellulose) in Gegenwart von Wasser ausscheidet, so bleibt er davon durchdrungen und gestattet dem Pflanzensaft den für die Lebensthätigkeit der Pflanze erforderlichen Durchgang. X054 Ersatzstoffe für Hadern. Die dem Anschein nach anfangs aus reinem Zellstoff bestehende Pflanzen- zelle erfährt mit EntAvicklung der Pflanze Verdickungen iln'er Wände, die sich konzentrisch schichten. In dem Verhältniss wie sich der Zellstoff in diesen Schichten A^erdichtet, nimmt sein Wassergehalt ab, und es scheint, dass liierauf das ver- schiedene Verhalten beruht, welches reiner Zellstoff von verschiedenem Alter mid Ursprung zeigt, z. B. verschiedene Löslichkeit in Alkalien und verschieden leichte Umwandhmg in Traubenzucker oder Glykose durch Salzsäure. In manchen Pflanzen behalten die Zellwände ihre lu-siDrüngiiche Gestaltmig bei, in anderen aber vollzieht sich eine schichtenweise A-^erkrustung derselben im Verhältniss zur Abnahme ilirer zersetzenden Thätigkeit. Diese Verkrustung ge- staltet sich im Innern der Pflanze zu einer Verholzung und an den Aussenflächen zu einer Verkorkimg (Cuticidarisirung). Durch die Verholzung werden die Zellen hart, unschmiegsam, weniger zähe, lassen aber wässrige Flüssigkeiten immer noch durch. Man hat die Stoffe, welche durch ihre Umlagerung der ZeUwände die Verholzung bewirken, lignin genannt, damit aber deren Kenntniss nicht gefördert. Man weiss nur, dass sie sich in verschiedenen Pflanzen verschieden verhalten imd wahrscheinlich aus Gemischen verschiedener Körper bestehen. Während z. B. Zellstoff etwa folgendermaassen zusammengesetzt ist, Ce Hio O5 oder C12 Hgo Oio KoWenstoff Wasserstoff Sauerstoff hat man nach Dr. Hugo Müller gefmiden, dass die Inki-usten mehr Kohlenstoff und weniger Sauerstoff enthalten, nach etwa der Formel C19 H24 Oio- Da Lignin den Säuren und Alkalien viel weniger widersteht als Zellstoff und sich in lösliche Stoffe verwandeln lässt, so kann man es dadurch abscheiden, und hierauf beruhen auch die verschiedenen Verfahren der Zellstoff-Gewinnung. Mit diesen organischen Inkrusten finden sich in den Zellwänden stets auch mineralische Stoffe, z. B. Kieselsäure in Stroh. Neben dem verkrustenden Lignin unterscheidet Dr. Hugo Müller eine Intercellular Substanz, welche sich nach erfolgtem Verholzen in Form von Schichten oder Lamellen bildet, durch welche die Zellen von einander getrennt werden. Dieser Stoff soU nach den Pflanzen imd ihrem Alter noch verschiedener sein als die Inki'usten. Die im Holz vorkommende InterceUularsubstanz ist schwerer in Schwefelsäm'e und leichter in verdünnter Chromsäure löslich, wird aber von Alkalien, Salpetersäure imd Chlor ebenso angegriffen und zerstört wie Lignin. Da es sich bei der Erzeugung von Zellstoff um die Entfernung beider Ai'ten von Fremdkörpern handelt, und beide gleichartig durch die Lösungsmittel zerstört werden, so können Lignin und InterceUularsubstanz für praktische Zwecke als ein Stoff gelten, und wir wollen dieselben deshalb unter der Bezeiclmung Inkrusten zusammenfassen. Die an den Aussenflächen der Pflanzen auftretende Verkorkung (Cuticulari- sirung) bildet Rinde, die bei der Fabrikation von Holzschlifi' imd Zellstoff mechanisch entfernt wird. 382. Bildung von Stammholz. Diu-chschneidet man einen jimgen, noch imverholzten Stamm senkrecht auf seine Achse, so erkennt man, dass er aus der Oberhaut 0, den Parenchymgeweben pPm und 5 Gefässbündeln h eh besteht, wie Fig. 996 zeigt. Mit dem Wachsthum des Stammes geht die Oberhaut 0 ver- loren und wird durch verkorktes Parenchym d. i. Binde ersetzt. Das Cambium c wird Bildung von Zellstoff. — Entstehung von Stammholz. 1055 Fig. 996. Tlieoretisclier Querschuitt durch einen juag:en Dicotyleustamm lutch Wiesner. 0 Oberhaut p Rindenparenchj'iu m Mark- strahl P Mark bclt eines der 5 Gefifss- |büudel & Rast c Cambium k 6 Holz. nach aussen zu Bast, nach mnen Holz. Das Mark verschwindet alhuäHg, aber zwischen Bast und Holz bleibt noch eine dünne Lage des zarten Cambiums, welches die Grenze zwischen dem Holz einerseits, sowie Bast und Binde anderseits bildet und leichte Trennung er- möglicht. Das Holz des Stammes besteht hiernach aus Gefässbündeln und Markstrahlen, die vom Mark bis zum Eindenbast laufen, und die Prof. Wiesner primäre nennt. Dieselben sind in Fig. 997 mit A bezeichnet und reichten im ersten Jahr nm- bis r, im zweiten bis B und im dritten bis R^. Die sekundären Marktstrahlen B entstanden erst im zweiten, G im dritten Jahr und sind mn so länger, je früher sie entstanden. Die Jahresringe sind um so deutlicher, je mehr das Kllima während eines Jahres wechselt. Brasilianisches Nadelholz hat demnach so gut wie keine Jahresringe. Die im Frühjahr und Sommer entstandenen Schichten unserer Laub- und Nadelhölzer haben dünnwandigere, die Herbstlagen derbwandigere Holzzellen, Letztere sind auch tangential stärker abgeplattet als die im Frühjahr und Sommer entstandenen Holzzellen. Das Frühlingsholz geht beständig in Herbstholz über. An das derbwandigste Herbstholz schhesst sieh zartes Frühlingsholz des folgenden Jahres, me Fig. 998 zeigt, und sehaffit damit eine deutKch sichtbare Grenze zwischen beiden, z. B. bei der Fichte, Tanne, Fökre und Lärche. In Laubhölzern bilden sich die meisten Gefässe im Frühjahr, und wenn das Frühjahrsholz reich, das anstossende Herbstholz aber arm an Gefässen ist, so entstehen deutliche Jahresringe zwischen beiden, wie z. B. bei Eiche, Ulme, Esche. Wenn aber die Zahl der im Frühjahr und Herbst gebildeten Gefässe nicht sehr verschieden ist, so kommen niu- un- deutliche dm'ch stärkere Verdickung der Herbst- Holzzellen entstandene Jahresgrenzen zustande, wie z. B. bei AJiorn. Das noch Saft führende äussere, nächst dem Cambium liegende Holz enthält noch Ei- weisskörper, Stärkemehl usw. und heisst Splint. Der Kern hat keinen Antheil mehr an der Er- nährimg des Baumes, enthält aber luftführende Zellen und oft erhebliche Mengen Harzmehl. Seine dunklere Farbe rührt von einer Umsetzung der todten Zellmembran in Huminstoffe her. 383. Chemische Zusammensetzung und Verhalten des Zellstoffs. Nach seiner in Abschnitt 381 beschiiebenen Entstehung ist Zellstoff (Cellulose) aus Theoretischer Querschnitt durch den Holzkörper eines dreijährigen Stammes. Querschuitt durch Fichtenholz, 200 fach vergrussert, nach Wiesner. IMi^ Holzzellen inm Markstrahlen // Lumina der Holzzellen H Herbst- F Frülilingsholz. IQ^Q Ersatzstoffe für Hadern. Kohlenstoff und den Elementen des Wassers, in dem Verhältniss wie sie Was,*;ei- bilden, zusammengesetzt. Jedenfalls besteht derselbe aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in dem A^erhältniss von Ce Hio Os Kollleustoff Wasserstoff Sauerstoff. Von verschiedenen Chemikern wird angenommen, dass sich die Umwandlung in der Pflanze wahrscheinlich in der Weise vollzieht, dass dm-cli Aufnahme von mehr Wasser Glykose, dm^ch weniger Wasser Zellstoff entsteht. 6CO2 + 6H2O = CeHiaOe + 120 KobleusUure Wasser Glykose Sauerstoff oder Traubenzucker und 6CO2 + 5H2O = CeHioOg + 120 KoUensäure Wasser Stärke Sauerstoff" oder Zellstoff Zellstoff löst sich in konzentrirter Schwefelsäure und wandelt sich beim Kochen einer verdünnten derartigen Lösung in Dextrin C12 H20 Oio und schliesslich in Glykose Ce H12 Oe um. Wie schwierig es ist, die Entstehung des Zellstoffs und die Natur der Inkrusten zu erforschen, lässt sich schon aus dem Umstand erkennen, dass es beinahe unzählige Stoffe verschiedenster Art giebt, die nur aus Kohlenstoff, Wasser- stoff und Sauerstoff in verschiedenen und gleichen Verhältnissen bestehen. Von all' diesen Stoffen werden nur diejenigen als Kohlehydrate bezeichnet, welche 6 oder eine Mehrheit von 6 Kolilenstoffatomen Ce C12 Cis .... in Verbindung mit Wasserstoff und Sauerstoff in deren wasserbildendem Verhältniss H2 O enthalten. Da viele verschiedenartige Stoffe Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in gleichem Verhältniss enthalten, wie z. B. Stärke, Dextrin mid Zellstoff, so erklären die Chemiker die grosse Verschiedenheit daraus, dass die kleinsten Theile, die Moleküle dieser Stoffe, aus verschieden mehrfachen Mengen obiger kleinster Verhältniss- zahlen bestehen. Stärke wird z. B. von manchen Chemikern als aus Ce Hio Og bestehend angenommen, und der so sehr verschiedene Zellstoff als Ci2H2oOio- Von anderer Seite wird flu- Stärke C120 Hooo Oioo i^nd für Zellstoff C180H300O1B0 aufgestellt. Da Kohlenstoff C ein Atomgewicht von 12 hat Sauerstoff O „ „ »16 „ Wasserstoff H „ „ „ 1 „ so hat ein Atom Zellstoff von der Zusammensetzung C12 H20 Oio ein Gewicht von 12 X 12 = 144 C ) ( 44,44 pCt. C 20 X 1= 20H = 324 = 6,17 „ H 10X16 = 1600) (49,38 „ O Man hat auch thatsächlich gefunden: In Zellstoff aus Flachs 44,35 pCt. Kohlenstoff und 5,97 pCt. Wasserstoff. In Zellstoff, der aus Kupferoxyd- Ammoniak abgeschieden wm'de, 44,21 pCt. C und 6,26 pCt. H. Obwohl die Zellstoffe aus diesen drei Stoffen in anscheinend stets gleichem Verhältniss bestehen, sind sie, wie jeder Papiermacher weiss, nach Herkunft und Erzeugung in Form, Eigenschaften und Verhalten sehr verschieden. Die Ursachen dieser Verschiedenheiten sind zwar noch unbekannt, doch nimmt man an, dass Chemische Zusammensetzung und Verhalten des Zellstoffs. 1057 die innere Zusammensetzimg bei solchen Zellstoffen insofern von einander abweicht, als ihre Moleküle nicht einfach aus 6 Kohlenstoff, 10 Wasserstoff und 5 Sauer- stoff bestehen, sondern dass in denselben zahh-eiche Glykosegruppen verschiedenster Ai"t vereinigt sind. (Kurzes Handbuch der Kohlehydrate A'on Professor Dr. ToUens, 1888, dem auch viele der nachstehenden Angaben entstammen.) Am reinsten kommt Zellstoff in zarten Pflanzentheilen wie Baumwolle, Flachsfasel', HoUundermark vor, ist aber doch noch immer mit so vielen Inki-usten behaftet, dass man sie durch Behandlung mit Wasser, Alkohol, verdünnter Säure, verdünntem Alkali, und zum Lösen etwa vorhandener Kieselsäure mit verdümiter Flusssäure behandeln muss, um den Zellstoff ganz rein zu erhalten. In leinenen Lumpen oder Filtrirpapier haben die Fasern schon viele dieser Behandlungen erfahren und sind viel reiner als sie in der Natur vorkommen, manchmal ganz rein. ToUens empfiehlt zui* Reindarstellung Erhitzen mit Calciumbisulfit nach dem Vorbild der Suhit-Zellstoff-Fabrikation. Reiner Zellstoflf ist in verdünnten Säuren unlöslich, in Alkalien u. s. w. schwer löslich, wird aber vollständig aufgelöst von Schweizer's Reagens, d. i. Kupferoxyd- Ammoniak. Man kann dasselbe durch allmäliges Lösen von Kupferspänen in Ammoniak in offener Flasche herstellen, oder durch Fällen von Kupferoxydhydrat aus Kupfervitriol mittels Natrons in Gegenwart von Salmiak und Lösen in 20prozentigem Ammoniak. Aus einer Lösung in diesem Reagens lässt sich Zell- stoff dm'ch Säuren, Salze oder Verdimnen mit Wasser fällen, hat aber dann seine Faserform verloren. Nicht ganz reiner Zellstoff wie der natürlich vorkommende löst sich Hin- unvollständig oder garnicht in Kiipferoxyd-Ammoniak. Konzentrirte Säuren lösen Zellstoff und geben denselben, wenn die Lösung verdünnt wird, als Gallerte wieder ab. Geringe Mengen von Säure können unter verschiedenen Umständen die auf Seiten 179 bis 183 dargelegte Umwandlung von Zellstoff in Hydrozellstoff bewhken, welcher mit der Zusammensetzung Cio H22 On eine Stufe zwischen Kolilenst. Wasserst. Säuerst. Zellstoff und Traubenzucker bildet. Dieser Hydrozellstoff entsteht wahrscheinlich auch auf der Oberfläche von Papier, welches mittels Schwefelsäm-e imd nachherigen Auswaschens pergamentirt wkd, er setzt sich zwischen die Fasern, verkittet und verdichtet dieselben. Chlor ■\virkt zuerst nm* bleichend auf ZeUstofP, zerstört ihn aber bei dauernder Einwirkung. Salpetersäm-e wandelt Zellstoff in Pyroxilin oder Schiessbaumwolle um, die Schönlein 1846 entdeckte. Je Aveiter man che Behandlung mit Salj^etersäine, die Nitrirung treibt, desto explosivere Stofie bilden sich. In Aether-Alkohol löst sich SehiessbaumwoUe zu CoUodium. Aus Schiessbaumwolle imd Kampher entsteht unter hohem Druck Celluloid, welchem durch Beimischung von Thon, Chlorzink, Farben usw. verschiedenartigstes Aussehen verliehen wird. Chlorzink übt ähnliche Wirkung auf Zellstoff wie Schwefelsäm^e. Konzentrirte Kalilauge whkt schrumpfend und färbt Zellstofi" beim Kochen dunkelbraun. Zehnprocentige Natronlauge löst nach Koch bis 40 pCt. damit um- gerührten Zellstoffs auf, die durch Alkohol als amorphe Masse aus der Lösung gefällt werden. 134 1058 Ersatzstoffe für Hadern. Wird Zellstoff mit Kali oder Natron, ain besten mit einem Gemenge von 1 Theil Kali auf 2 Theile Natron, geschmolzen, so entsteht Oxalsäure. In Natron- oder Kalilauge sclu'umpft Baumwolle zusammen und nimmt soviel Alkali auf wie den Formeln CioHaoOio, Na OH und C12H20O10, KOH Zellstoff Natron Zellstoff Kali entsj)riclit. Dem Waschen mit Alkohol gegenüber ist die Verbindung haltbar, Wasser zieht aber das Alkali wieder aus. Lösungen von Zellstoff in Kupferoxyd -Ammoniak geben mit Bleisalzen Niederschläge von Zellstoff mit Bleioxyd in wechselnden Verhältnissen. Auch aus Bleiessig nimmt Zellstoff Bleioxyd auf. Mit essigsaurer Thonerde getränkter und getrockneter Zellstoff schlägt Thon- erde auf sich nieder, welche später in Farbbrühen den Farbstoff fällt und festhält, also beim Färben als Beize dient. Bei späterem Lösen von so gefärbtem Zell- stoff in Kupferoxyd-Ammoniak bleibt Thonerde mit Farbstoff zurück. Nach Bolley hat die Form der Baumwollfaser mit dem Festhalten der Beize und Farbe nichts zu thun, da sich der in Kupferoxyd-Ammoniak gelöst gewesene formlose Zellstoff wie die ursprüngliche Faser verhält. Jod kann in Verbindung mit Schwefelsäm'e oder Chlorzink als Reagens auf Zellstoff dienen. Tränkt man den zu prüfenden Stoff — der aber frei von Stärke sein muss — mit Jodlösung und giebt konzentrirte Schwefelsäiu'e zu, so zeigt Blaufärbung die Gegenwart von Zellstoff an. Betupft man mit einer Lösung von Chlorzinkjod, d. h. mit einer Chlorzinklösung von 1,8 spec. Gewicht, welcher 6 Theile Jodkalium und so viel Jod als sich löst zugegeben sind, so erhält man bei Anwesenheit von Zellstoff auch Blaufärbung. Diese Blaufärbung wird offenbar durch Entstehung von Hydrozellstoff bewirkt, welcher diese Reaktion zeigt und sich unter Einwirkung von Schwefelsäiu-e oder Chlorzink bildet. Zellstoff, der noch mit Inkrusten behaftet ist, lässt letztere dadurch erkennen, dass durch Betupfen mit schwefelsauerm Anilin gelbe und mit Phlorogluein und Salzsäure rothe Färbung eintritt. Da reiner Zellstoff diese Reaktionen nicht zeigt, so kann man beide Stoffe benutzen, um die Gegenwart von geschliffenem, stets mit Inkrusten behaftetem Holz im Papier zu ermitteln. 384. Form des Zellstoffs. Wenn wir auch nicht imstande sind, eine ver- schiedene chemische Zusammensetzung der Pflanzenfasern zu erkennen, vielmehr stets finden, dass sie aus Zellstoff Ce Hio Ob bestehen, so weichen doch die Fasern ver- schiedener Pflanzen in ihren Eigenschaften sehr weit von einander ab. Ebenso ver- schieden sind auch die äussere Form und der innere Aufbau der Fasern und geben, da uns die Chemie im Stiche lässt, das einzige Mittel ziu Unterscheidung und Er- kennung der Zellstoffe. Die Einzelfasern sind jedoch so klein und fein, dass sich ilu-e Gestalt mit blossem Auge nicht erkennen lässt. Nm- durch Betrachtimg unter dem Mikroskop kann man deren Form und Bau sehen, und auch hierzu müssen dieselben in geeigneter Weise vorbereitet sein. Will man die im Papier be- findlichen Fasern betrachten, so muss man sie vorher möglichst von anderen Bei- mengimgen, wie Leimstoffen, Erde und dergl. befi-eien, was nach Erfahrung des Vorstehers der amtlichen Papierprüf ungs -Anstalt zu Charlottenburg, Herrn Herzberg, Chemische Zusammensetzung und Verhalten des Zellstoffs. Form des Zellstoffs. 1059 am besten diu'ch Kochen mit verdünnter Natron- oder Kalilauge geschieht. Da- dm-ch löst sich das Papier zu einer breiigen Masse auf, die man in einem Glase mit Tarirgranaten schüttelt, bis alle Elumpen verschwimden sind. Durch Tränken mit einer durch Auflösen von Jod in Jodkalium-Lösung erhaltenen Flüssigkeit in der von Herzberg in seinem Leitfaden für Papier-Prüfung beschriebenen Art lassen sich die aus dem zubereiteten Brei entnommenen Papier- fasern im grossen und ganzen in di-ei Klassen scheiden. Dieselben nehmen durch Tränken mit Jod verschiedene Färbung an, imd zwar werden die Fasern von Baumwolle, Leinen imd Hanf braun Holzschliff und Jute gelb Holz-, Stroh- und Esparto-Zellstoff . . . farblos bis grau. Weitere Unterscheidung giebt die Besichtigung unter dem Mikroskop Dem- jenigen, welcher durch genügende Uebung und Vergieichung die verschiedenen Fasern kennt. Zm* Erlangung dieser Kenntniss sind Bilder der Fasern erforderlich in dem Zustand, wie sie bei vielfacher Vergrösserung unter dem Mikroskop erscheinen. Professor Dr. Julius Wiesner in Wien hat schon 1867 in seiner ^^ Einleitung in die tecluiische Mikroskopie« eine Reihe von Papierfasern bildlich dargestellt und dem Verf. deren Wiedergabe gestattet. Einige nachstehender Abbildmigen sind von Galvanos der ursprünglichen Stiche gedruckt. Andre Darstellungen von Fasern aus fertigem Papier sind den Zeichnungen entlehnt, welche Herr Herzberg im Er- gänzmigsheft HI der »Mittheilungen aus den Königlichen Technischen Versuchs- anstalten 1887« veröffentlichte. Herr Herzberg hatte die Freundlichkeit, dem Verf. zm" Anfertigung der Holzschnitte die Original-Zeichnungen zur Verfügung zu stellen. Baumwolle, Leinen und Hanf. BaumwoUfasern bestehen aus haarförmigen , langen, platten, un verzweigten Zellen, die häufig um ihre Ase gedreht sind. Die Zelle ist nämlich einem ScMauche ähnlich, dessen Höhlung etwa ^/s des Dm'chmessers ausmacht. Trocknet der Schlauch aus, so klappen seine Wände, da sie wegen ihres schwachen Baues dem Luftdruck nicht -widerstehen, aufeinander, und die dabei auftretenden Spannungen der Wände veranlassen spiralförmige Drehung der Zelle. Bei den in Papier vor- kommenden kurzen Enden von Baumwollfasern ist diese Drehung kaum bemerklich, und sie wird überdies dru-ch das oben erwähnte Kochen mit Natron -Lösung beinahe wieder aufgehoben. Die Fasern haben nach Wiesner einen mittleren Durchmesser von 0,0164 mm und die in Fig. 999 dar- gestellte Form. Besonders bemerkenswert}! ist die Cuticula der Baumwollfaser. Die äussersten Wandschichten setzen sich nämlich nach Wiesner dort, wo sie wieder an solche oder andere Zellen stossen, in Inkrusten (Intercellularsubstanz) um, aber da, wo sie frei in die Luft ragen, in die den Inki-usten nahe verwandte Cuticula. Dieselbe erscheint als sehmalstreifiger, manchmal körniger Ueberzug der Zelle, und Fiff. 999. Buumwolle in 400faebor Vergrösseruug uacli Wiesucv. A in Luft, B in Wasser liegend. c Cuticula. 134' 1060 Ersatzstoffe für Hadern. durch dieselbe lässt sich die Baumwolle sofort als Oberhautgebilde oder Haar erkennen und unterscheidet sich dadiu-ch von allen Bastfasern, wie Leinen, Stroh, Esparto. In Kupferoxyd-Ammoniak färbt sie sich blau, und ihr mittlerer Quer- schnitt quillt oft bis zu einer Dicke von 0,07 mm auf. Die Cuticula wird dabei entweder fetzenweise abgeworfen, oder an einzelnen Stellen rund um die Zelle zusammengeschoben, wie in Fig. 1000 dargestellt ist; schliesslich aber wird sie, obwohl sie wie die Innenhaut lange widersteht, von dem Reagens aufgelöst. Die miverletzte Bastzelle der Leinenfaser ist sehr lang und misst manchmal mehrere Centimeter; sie ist glatt an der Oberfläche, rund im Querschnitt, cylindrisch und unterscheidet sich schon hierdurch, Avie Fig. 1001 zeigt, auffallend von Baum- wolle. Ausserdem hat sie als Bastzelle keine Cuticula. Die BaumwolLfaser ist platt Fig. 1000. , w. Baumwolle in SOOfacher Vergrösse- riing nach Wiesuer, uach Einwirkung von Kupferoxyd-Aminoniak. w die noch unveränderte Zellwaud cc^ Reste der Cuticula, welche während der starken AulViuelluug der Schichten s theils fotzenweise abgeworfen (c), theils au einzelnen Stellen des Haares (c'^) zusammengeschoben wurden, s sekundäre Verdickungsschicbteu i Inuenhaut. Fig. 1001. A Leinen-, B Baumwollfaser in 30üfacher Vergiösseruug nach Wiesuer. a gebrochene, b zerklüftete, c zerfaserte Leiuen- faser, k knotig aufgetriebene Bruebstelleu, w Zellwaud von Baumwolle, bei s zerklllftet, e Cuticula. gedrückt, Leinen beinahe kreisförmig im Querschnitt, der einen mittleren Durch- messer von 0,0141 mm hat. An Leinenfasern sind die oft in kurzen Entfernungen liegenden Verdickungen sowie der enge Hohlkanal bemerkenswerth. Die Zellwand ist auch mit zahlreichen Poren durchsetzt, Fig. 1002 a, die von innen nach aussen laufen, Fig. 1002 abc. Form des Zellstoffs. 1061 Die sehi- dicke Faser h ist bei der Fabrikation breit gepresst worden. Die Faser d ist durch Verarbeitung zu Papier so breit gedi'ückt, dass sich ihr Hohlkanal vergrössert hat, imd man sie für Baumwolle halten könnte. Noch- mehr ist dies bei / der Fall, weil hier noch verschiedene Windungen der Faser Fig. 1002. Leinenfasern aus fertigem Papier nact Herzberg in 360faoher Vergrösserung. hinzukommen. Die am gut erhaltenen Theil der Zelle sichtbaren Poren mid Knoten, die bei Baumwolle nicht vorkommen, lassen jedoch erkennen, dass man es mit Leinen zu thun hat. Die langen Ausfaserungen der Enden wie bei h kommen auch bei anderen Faserarteu vor. 1062 Ersatzstoffe für Hadern. Die Faser des Hanfs ist der des Flachses sehr ähnlich, jedoch dicker und hat im Mittel 0,017 mm Durchmesser. Sie hat dieselben knotenai'tigen Auf- treibungen, Fig. 1003 /, dieselben zerquetschten Knoten c und dieselben ausgefaserten Enden a, so dass eine Unterscheidmig manchmal kaum möglich ist. Nur der Fig. 1003. Hanffasern aus fertigem Papier nacli Herzberg in 350fac]ier Vergrösserung. Hohlkanal ist etwas weiter als bei der LeinenzeUe, etwa V4 bis V2 des Dm'ch- messers, und die Zellmembran ist der Länge nach selir stark gestreift. Die Streifung zeigt sich jedoch auch manchmal bei Leinen, wenn dessen Zellhöhle durch Druck so verbreitert ist, dass die vorher kaum sichtbaren Längsstreifen deutlich hervortreten. Form des Zellstoffs. 1063 Holzschliff und Jute. Das am meisten zu Papier benützte und geeignetste Holz ist das der Fichte, von dem Wiesner in drei anatomischen Schnitten, Fig. 1004, ein Bild giebt, aus dem die Form der Zellen, die Markstrahlen und die sogenannten Tüpfel ersichtlich sind. Alle Nadelhölzer haben weite mit grossen Tüpfeln ^'er- sehene Holzzellen, während bei Laubhölzern die Gefäss- oder Zellwände stets ver- Fig. 1004. Ficht enholz in 250faclier Vergrössening nach Wiesner. A Tangential-, B Kadial-, C Querschnitt, H R' H" Holzzelleu. m Markstrahlen , i Tlipfel, p deren Poren, r linsenförmiger TUpfelraura. Fig. 1005. W" Markstrahlen der Tanne, 300 fach vergrössert, in Radialansicht, nach Wiesner. i Tüpfel, p Poren, iv Imrze Seitenwände. Fig-. 1006. Markstrahlen der Fichte, 300 fach vergrössert, iu Eadialansicht nach Wiesner. t Tüpfel, p Poren, U harziger Inhalt der Zelle, welcher sich auf Einwirkung von Chromsäure von der Wand ablöste, w tit" kurze Seitenwände. Fig. 1007. © H © ^^Qg^^g^^^ ®1||0 0 300fach vergrössert. A Radialer Längsschnitt durch das" Holz der Kiefer, ■■ nach Wiesner. H Holzzellen, i Tüpfel an den äusseren zackig verdickten, T Tüpfel an den inneren Markstrahlzellen. B radial durchschnittene Markstrahlz eilen der Weymouthskiefer, t und T vde in A. dickt sind. Die verschiedenen Nadelholz- Arten lassen sich dui'ch die in Figg. 1005, 1006 lind 1007 dargestellte Form und Grösse der Markstrahlen unterscheiden. 1064 Ersatzstoffe für Hadern. Viele Holzzellen werden beim Schleifen zertrümmert, und die Darstellungen d mid g in Fig. 1008 zeigen Reste solcher zertrümmerter Zellen. An vielen anderen unverletzt im Papier vorkommenden Zellen kann man, wie aef zeigen, die Tüpfel- zeichnung deutlich sehen. Die Markstralilzellen zeigen, wie oben gesagt, ebenso Holzschliff aus fertigem Papier in 350faclier Vergrösserung naeh Herzberg. a und c Holzzellen, f HolzzeEe mit Markstralileu, d und y gefllgelose FaserbruehstUcke, l Bruchstück eines TUpfelgeftsses. deutlich, welche Holzart vorliegt. Dieselben laufen sternförmig von der Mitte des Stammes nach aussen und fallen, z. B. in f, durch ilu- gitterartiges Gefüge auf. Das in l wiedergegebene Bruchstück eines Tüpfelgefässes findet sich seltener im Papier, da die Nadelhölzer nur in der Jugend Gefässe aufweisen. Form des Zellstoffs. 1065 Die kennzeichnendste Eigenart der Bastfasern der zu Papier verarbeiteten Jute besteht darin, dass die Zellwände äusserst verschieden sind, manchmal sehr dünn, dann plötzlich dicker und auch so dick, dass die Höhlimg der Zelle verschwindet, oder bei 350facher Vergrösserung nm- noch als dümie Linie erscheint, um kurze Strecke weiter dieselben Wandlungen aufzuweisen, wie in Fig. 1009 a und b. Manche Zellen zeigen jedoch diese Erscheinungen garnicht. Fig. 1009. a Jute aus fertigem Papier nach Herzberg in 350faeher Vergrösserung. oder nur bei sorgfältiger Prüfimg miter dem Miki'oskop, wie c und ä. Häufig kommen die Fasern im Papier zu Bündeln vereinigt vor, lassen dann aber ihren Bau schlecht erkennen, weil eine Zelle die andere verdeckt. Stellenweise zeigen sich Poren und ähnliche Verdickungen wie bei Leinen, die sich aber in Folge der Tränkung mit Jodlösung durch ihre in mehr oder weniger gelbes Brami über- gehende Färbimg abheben. Holz-, Stroh- und Esparto-Zellstoff. Zellstoff aus Nadelholz hat die- selben Merkmale, die vorstehend für Holzschliff angeführt sind, nur treten dieselben in Folge der vorhergegangenen chemischen Behandlung der Zellen nicht so deutlich auf. Häufig lassen sich, nach Herzberg, die beiden konzentrischen Kreise der Poren nicht genau erkennen, die Tüpfel erscheinen mehi" als kreisförmige oder eUyptische helle 135 1066 Ersatzstoffe für Hadern. Stellen auf den Zellhäuten, wie in a imd / Fig. 1010. Auch die kennzeicluienden Markstrahlzellen sind nur undeutlich erkennbar oder fehlen gänzlich. Neben den erwähnten behöften Poren zeigt der Zellstoff (a und f) andere, die im Gegentheil durch das Kochen klarer sichtbar werden. Die manchmal vorkommenden spiral- förmigen Windungen, wie bei f, und die gitterförmige Streifmig wie bei h könnten zur Verwechselung mit Baumwolle Anlass geben, wenn nicht die verschiedene durch Tränkimg mit Jod bewirkte Färbung davor schützte. Nadelholz-Zellstoff aus fertigem Papier nach Herzberg in 350faeher Vergrösserung. Bei schlecht hergestelltem Holzzellstoff kommt es vor, dass die Fasern, die in Jodlösung farblos erscheinen sollten, schwach gelblich -braune Färbung zeigen. Diese rührt davon her, dass sich noch ungelöste Inkrusten im Stoff' befinden, dass derselbe also zwischen Holzschliff und Zellstoff steht. Die Fasern der Laubhölzer bieten nach Herzberg keine so eigenartigen Merkmale wie die der Nadelhölzer. Die Zellen sind sparsam mit Poren versehen, die scharf begrenzte mandelförmige, seltener rimde Gestalt haben und zur Längs- achse der Zelle schief stehen. Bemerkenswerth sind die zahlreichen röhrenartigen Gefässe, die grossen Porenreichthimi zeigen und zur Unterscheidmig der Holzarten einen Anhalt geben können. Bei dem in Fig. 1011 durch c dargestellten Zellstoff aus Birkenholz sind die dickwandigen Zellen den Bastzellen des Strohes nicht un- ähnlich, doch ist der innere Raum, das Lumen, bei Stroh meist regelmässiger, und die Stellen, wo der innere Raum der Birkenfaser durch Verdickung der Wände verengt wird, sind farblos, während sie bei Stroh röthlich braun erscheinen. Aus Form des Zellstoffs. 1067 a und h ist ersichtlich, dass die Zellen zuweilen sehr dicht mit Poren besetzt, die wie in d symmetrisch über die Zelle vertheUt sind. An den Enden von b sieht man deren gitterförmig durchbrochene Querwände. Herzberg giebt an erwähnter Stelle auch Darstellungen von Pappelhol z- ZeUstofF, der dem der Birke zum Verwechseln ähnlich ist. Fig. 1011. Birkenliolz-Zellstoff aus fertigem Papier nacli Herzberg in 350facUer Vergrösserimg. Alle aus Stroh bereiteten Papiere enthalten nach Wiesner ausser langen Bastfasern noch Bruchstücke von Ring-, Spiral- und Oberhautzellen, Spiralfragmente, sowie von der Gefässwand abgefallene Ringe und Gruppen von Parenchymzellen, welche sämmtlich zur Erkennung von Strohstoif dienen können, Fig. 1012. Je weniger Gefässfragmente, Oberhaut- und Parenchymzellen im Papier aus Stroh vorkommen, desto besser ist, nach Wiesner, die Sorte. Die Querschnitt-Maasse der Strohbastfaser stimmen mit denen der Leinen- faser nahezu überein, nur ist letztere 'sdel dickwandiger. Während bei Leinen der Hohlraum der Zelle fast nur wie eine dunkle Linie aussieht, macht er bei Stroh -/s bis ^/o des Querdurchmessers aus. Die Strohfaser ist auch im Papier meist wohlerhalten, höchstens stellenweise zerquetscht, die aus Hadern stammende Leinen- 135* 1068 Ersatzstoffe für Hadern. faser aber eigenthümlich zerbrochen oder zerfasert. Die Durchmesser der Strohbast- zellen haben folgende Grössen: Gerste 0,0051 — 0,0121 mm Roggen 0,0086 — 0,0172 mm Hafer 0,0103 — 0,0206 mm Weizen 0,0103 — 0,0206 mm Fig. 1013. Fig. 1012. A Fragment eines Spiral-, B eines RinggefUsses aus Roggen- stroh , s von der primären Membran losgelöste Spirale, r abgelöster Ring in 250facher Vergrösserung nacli Wiesner. Strohzellstoff aus fertigem Papier uach Herzberg in 350facher Vergrösserung. a, b Bastzelleu, c Ring aus einem KinggeiUss, d. / Spiralen, g, h Parencliymzellen, i, ly m Epidenuis- (Oberhaut-)Zellen, ft, « Sklerencliym-Elemente, p Geföss. Im mikroskopischen Bilde, Fig. 1013, fallen die dickwandigen mehr oder weniger verkieselten Zellen der Oberhaut mit ihren wellenförmigen Rändern (i, l) am meisten auf. Mit diesen wellenförmigen Ausrandungen schliessen die Zellen dicht aneinander, und im Zellstoff findet man zuweilen Kolonieen solcher miteinander verbundener Zellen, im Papier dagegen selten. Die Länge dieser Zellen wechselt von 1 bis 10 Durchmessern, bald haben sie tiefe Einbuchtungen wie i, bald nur schwache Wellenlinien wie m. Die sehr lang gestreckten Bastzellen a b bilden jedoch die Hauptmasse des Strohstoffs. Sie sind von einem sieh nach den Enden Form des Zellstoffs, 1069 zu verjüngeudeü Hohlkaiial durchzogen und haben in ziemlich regelmässigen Ab- ständen knotenartige Verdickungen der Wände. Diese nach innen verdickten Stellen fallen unter dem Mikroskop durch röthhch braune Färbung auf, die sich von der farblosen oder bei nicht gut gekochtem Stoff bläulichen Zelle deutlich abhebt. Die Bastzellen zeigen auch zahlreiche |Poren, die [als dunkle Linien von der Höhlung nach der Peripherie laufen. Die dünnwandigen, an beiden Enden ab- Fig. 1014. Esparto- oder AlfazeUstoff aus fertigem Papier nacli Herzberg in 350faclier Vergrösserung. o uud b Bastzellen, g und h Sklerenchym-Elemente. f Zähuchen von den Blättern, c und d Epidermis- (Oberliaut-)Zelien, i GefSss. gerundeten Parenchymzellen g und h sind häufig sehr lang gestreckt, mit einfachen Poren versehen und bieten das Mittel zur Unterscheidung der Stroh- von Esparto- fasern. Vielfach findet man Netzgefässe wie p unverletzt, es sind dünnwandige röhrenförmige Zellen, deren Wände mit vielen rundlichen und schlitzförmigen Poren durchsetzt sind. Spii'algefässe / findet man im Papier selten unversehrt, sie sind meist durch die Verarbeitung auseinandergezogen und erscheinen als wurmartige Gebilde wie d. Die Ringgefässe werden meistens in Ringe wie c zer- legt. Die Sklerenchym-Elemente h und n sind stark verdickte verkieselte Zellen mit bläulichem Schein, der wohl von Inkfusten herrührt, die m Folge der starken Verdickung von der Kochlauge nicht völlig gelöst wiu-den. Espartogras oder Alfa hat ähnlichen Bau wie Stroh, er ist jedoch zierlicher, d. h. hat kürzere und fernere Zellen. Die Bastzellen a und h, Fig. 1014, sind im Gegensatz zu Stroh sehr kurz, regelmässig gebaut, und haben derart verdickte Zell- wände, dass der Hohlraum oft nur als Linie erscheint. Die Epidermiszellen c und d zeigen kaum eine Verschiedenheit von denen des Strohs. Die von den Blättern der Pflanze stammenden Zähnchen / geben jedoch ein gutes Unterscheidungs- merkmal ebenso wie das Fehlen der grossen dünnwandigen Parenchymzellen des Strohes. Die im Alfastoff vorkommenden Sklerenchym-Elemente g und h sind ähnlich wie bei Stroh. J070 Ersatzstoffe für Hadern. 385. Lumpen- und Zellstoff- Pasern. Es ist für die Beurtheilung der Haltbarkeit der Papiere wichtig, die Art und das Verhalten der aus Lumpen stammenden mit den Ersatz-Fasern, besonders denen des Holzzellstoffs, zu ver- gleichen. Je länger eine Faser im Verhältniss zu ihrer Dicke, also je länger und dünner, d. h. je geschmeidiger sie ist, desto leichter kann sie sich krümmen imd verschlingen. Diejenige Faser wird hiernach das festverschlungenste Fasergewirre liefern können, von deren Durchmesser die grösste Zahl in ihrer Länge Platz findet. Da Nadelholz von den zu Papier benutzten Eohpflanzen mit die längsten Fasern hat, so sollen diese zur Vergleichung dienen. Nach Dr. Sanio's Unter- suchungen kommen im äussern jüngsten Jahresringe der Kiefer die längsten Fasern von 4,43 mm, in der Mitte die kürzesten bis zu 1 mm vor. Der Dm'chschnitt liegt also bei unseren Nadelhölzern zwischen 1 und 4,5 mm, und eine Vergleichung ergiebt folgende Zahlen: Lauge Dicke Baumwolle 12— 40mmlang,alsoimMittel26 mmLänge: 0,0164nimDurchm. d.h. 1600 Durchm.ilDurcbm. Leinen 25-30 „ , „ , „ 27,5 „ „ 0,0141 „ „ „ „ 1900 „ 1 „ Hanf 15-25 „ „ „ „ „ 20 „ „ 0,0169 ,. „ „ „ 1200 „ 1 Nadelholz-Zellst. 1— 4,5 „ „ „ „ „ 2,75^ „ 0,035 „ „ „ , 78,5 „ 1 Das Verhältniss von Länge zu Durchmesser ist hiernach für Lumpenfasern 15 bis 2 5 mal günstiger als für Nadelholz - Zellstoff. Mikroskopische Messung der Fasern guter neuer und 1000 Jahre alter arabischer sowie mittelalterlicher Lumpen- papiere ergiebt stets einen grossen Gehalt 10 bis 20 mm langer Fasern. Dieser nach dem Mahlen noch vorhandenen Länge, den starken Wänden und dem kleinen Lumen oder Hohlraum der Hanf- und Flachsfasern, in Verbindung mit den viel- fachen Verschlingungen, verdanken solche Papiere ihre grosse Festigkeit und Dehnbarkeit. Da die absolute Festigkeit der BaumwoU-, Leinen- und Hanffasern ohnehin grösser als die des Schmiedeisens ist, so hat der Papiermacher die Auf- gabe, dieselben so miteinander zu verbinden, dass sie sich möglichst schwierig aus- einander reissen lassen. Eine solche Verschlingung der Holzzellstoff-Fasern ist wegen deren Kürze und Dicke immöglich. Ausserdem bestehen dieselben aus dünnwandigen kurzen Schläuchen mit grossem Hohlraum, sind noch durch Tüpfel und Spaltöffnungen an einzelnen Stellen durchlöchert, also geschwächt, und erscheinen durch die heftige chemische Behandhmg aufgebläht und angegriffen. Wegen der Kürze seiner Fasern lässt sich Holzzellstoff zwar rasch zu. Papier verarbeiten, doch erlangt dies nur geringe Festigkeit imd in der Durchsicht ungleichmässige Beschaffenheit, weil sich die Fasern wie Luftsäckchen neben- imd übereinander lagern und nicht verfilzen. Will man kräftiges Papier daraus herstellen, so muss man den Holzzellstoff gründlich mahlen wie Lumpen. Dabei zerfällt derselbe bald in kurze Fasertrümmer, deren Enden Avie gebrochenes Holz aussehen, während die elastischen kräftigen Lumpen- fasern länger bleiben, mit ihren besen- oder fraiizenförmig gespaltenen Enden die Fasertrümmer fest umschlingen, die Zwischenräume füllen und dadurch das Papier undurchscheinend machen. Mahlt man Holzzellstoff noch so vorsichtig, so sjDalten sich dessen Faser- enden nicht, sondern bei fortgesetztem Mahlen lösen sich einzelne Trümmer zu Lappen auf, welche bei weiterem Mahlen in imkenntliche Gallerte übergehen. Letztere mischt sich mit den noch vorhandenen Fasern und verklebt dieselben zu einem durch- Lumpen- und Zellstoff-Fasern. 1071 scheinenden Papier von grosser Festigkeit, aber geringer Dehnbarkeit luid gei'ingeni Widerstand gegen Zerknittern, welches als imitirtes Pergamentpapier bekannt ist. Es ist auch dui'ch Reihen von Versuchen ermittelt worden, dass die Dehnbarkeit oder Bruchdehnung von Holzzellstoff- Papieren mit deren Alter ab- nimmt, luid man kann daraus schliessen, dass sich der Zellstoff allmälig wieder verholzt, und das Papier brüchig und Avenig dauerhaft wird. Als Beweis für die Richtigkeit vorstehender, in Nr. 39 der Papier-Zeitung von 1892 von einem Fachmann mitgetheilten Beobachtungen legte der Ver- fasser die mikroskopischen Bilder Figg. 1015 und 1016 vor. Fig. 1015 zeigt Fasern von aufgelöstem Normalpapier Nr. 1, die mit dem Bilde übereinstimmen, Fig. 1015. Fig. 1016. Papier aus Hadern, meist leinenen, mit weniger als 3 pCt. Asche. Papier aus Snlfit-Holzzellstoif. welches man aus oben erwähnten 500 bis 1000 Jakr alten Papieren erhält. Fig. 1016 zeigt Fasern von aufgelöstem Briefpapier aus reinem Sulfitzellstoff der Fabrik Waldhof, welches 1891/92 von einer tüchtigen Feinpapierfabrik hergestellt wiu-de. 1072 THEIL III. ALTES PAPIER 386. Handel und Rohsortirung. Altes Papier besteht aus fertigem Ganz- zeug und bedarf nur einer Reinigung seiner Oberfläche, um wieder in neues Papier verwandelt zu werden. Da es sich mit der Ausdehnung der Papierfabrikation vermehrt, so wächst die verfügbare Menge fortwährend. Je mehr davon wieder verarbeitet wird, desto bessere Preise werden dafür bezahlt, und desto mehr wird es gesammelt. In Amerika und Grossbritannien, wo gute Preise dafür bezahlt und grosse Mengen eingeführt werden, bildet die Verarbeitung von altem Papier einen wich- tigen Zweig der Papierfabrikation. Holz- und Strohpapier, sowie Düten werden jetzt an SteUe von Makulatur, Büchern und Zeitungen zum Einwickeln von Waaren verwendet, .so dass letztere zur Wiederverarbeitung verfügbar bleiben. Seite 1051 ist angeführt, dass dieser Rohstoff schon im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts von Matthias Koops zur Anfertigung von neuem Papier verwendet wurde, und doch ist er erst 60 Jahre später, besonders in Amerika, zu aus- gedehnter Geltung gekommen. Der Verf. hat 1866 bis 1873 in den Vereinigten Staaten eine Anzahl Fabriken besucht, die mit einer bis zu drei Papiermaschinen ausschliesslich altes Papier, ohne irgend einen Zusatz von Hadern, Stroh, Esparto u. s. w. zu weissen Druck- und Schreibstoifen verarbeiteten, und in vielen anderen wurde es damals zur Mischung mit anderen Rohstoffen benutzt. Altes Papier wird, wie Lumpen, in sehr viele Sorten getheilt: Die Ab- schnitte von neuem weissem Papier bilden die beste Klasse und werden weisse Späne (shavings) genannt. Sie trennen sich wieder in zwei Abtheilungen, in harte, d. h. geleimte, und in weiche, d. h. ungeleimte Späne. Farbige .Späne werden in ähnlicher Weise sortirt, und wenn sie in grossen Mengen vorhanden sind, auch in helle und dunhle, oder sogar nach den verschiedenen Farben ge- theilt. Makulatur und überhaupt Papiere, auf denen nur geschrieben und nicht gedruckt worden ist, wie Geschäftsbücher und Briefe, sind besonders werthvoU, kommen aber nur in verhältnissmässig kleinen Mengen in den Handel, da die Druckerpresse der Feder immer mehr Arbeit abnimmt. Bedruckte Papiere zerfallen in mindestens drei Klassen: Die erste enthält die besten reinen bedruckten holzschliffireien Papiere, wie Bücher, deren Rücken und Decken abgerissen sind, auch Briefe, Geschäfts- bücher u. s. w. auf welchen sich Gedrucktes befuidet, sie wird in Amerika Nr. 1 imperfections genannt, was wir mit Nr. 1 bedrucMe Makulatur übersetzen wollen. Die zweite Sorte besteht aus bedruckten Büchern, die entweder nicht ganz rein oder weiss, oder vielleicht in kleinere Stücke zerrissen sind, aus reinen unzerrissenen Heften imd Zeitungen, die kein geschliffenes Holz enthalten, und aus sonstigen Abfällen von weissem bedrucktem Papier. Sie heisst Nr. 2 imperfections oder Nr. 1 prints also auf Deutsch Nr. 2 bedruckte Makulatur., oder falls der Stoff die Benennung Handel und Rohsortirung. Stäuben und^Sortiren. 1073 rechtfertigt, Nr. 1 Zeitungen. Schmutzige Papiere aller Art, die einst weiss waren, sowie kleine Stücke bilden . die dritte Sorte oder Nr. 2 prints, d. h. Nr. 2 Zeitungen, Manilla (Pack-) Papiere, Pappen-Späne, geringere Packpapiere, sowie alle anderen Arten, welche in genügenden Mengen vorkommen, um eine Selbständigkeit be- anspruchen zu können, bilden ebensoviele besondere Sorten. In den Vereinigten Staaten, wo altes Papier ein bedeutender Handelsartikel ist, wird es schon von den Händlern in Sorten getheilt, jedoch in einer Weise, die den Fabrikanten nicht genügt und eine Nachsortirung, selbst wenn die Klassen ausreichen, nöthig macht. Es wird wie Hadern in Ballen verpackt, die von 300 bis 800 Pfund wiegen. Dieselben Künste wie beim Handel mit Lumpen werden auch bei altem Papier bethätigt, es ist manchmal angefeuchtet, die beste Waare findet sich oft an der Aussenseite und schlechte in der Mitte und, da die Ballen meist nach Bruttogewicht verkauft werden, sind sie häufig mit unnöthig vielem schwerem aber billigem Packtuch bedeckt. Es ist daher unter allen Umständen rathsam, die Ballen nicht nur von aussen zu untersuchen, sondern einen oder mehrere zur Probe auszuwählen und öffnen zu lassen, und auch ein Maximal- gewicht für die Tara festzusetzen. Erfahrung ist auch hierin der beste Rathgeber und. lehrt bald, wo und wie man kaufen muss. 387. Stäuben und Sortiren. Die Behandlung des alten Papiers in der Fabrik ist der Behandlung der Hadern sehr ähnlich. Während jedoch diese mit Anwendung grosser Kräfte in ihre einzelnen Fasern zertheilt werden müssen, bedarf altes Papier nur einer gründhchen Reinigung seiner Obei-flächen durch Stäuben, Kochen, Waschen und leichtes Schlagen im Ganzzeugholländer. In altem Papier finden sich stets Hadern, Schnüre, Fäden und gelbes Strohpapier eingemengt, welche zu ihrer Verarbeitung in weissen Stoff einer viel kräftigeren Behandlung bedürfen, als sie in dieser Gesellschaft erhalten tmd, falls sie nicht ausgeschieden werden, im Ganzzeug, wo sie in beinahe ursprünglicher Form erscheinen, die Quelle misäglicher Schwierigkeiten bilden. Alles, was nicht einmal weisser Ganzstoff gewesen, muss sorgfältig herausgenommen werden, be- sonders gelbes Stroh- oder dunkles Packpapier. Ist dieses einmal mit dem Stoff in den Holländer gelangt, so wird es mehr oder weniger zermahlen und zeigt sich im fertigen Papier als zahlreiche gelbe, graue oder farbige Flecken. Seitdem Pergamentpapier in grossen Mengen erzeugt und verbraucht wird, bildet dasselbe eines der unangenehmsten Vorkommnisse in altem Papier. Es löst sich beim Kochen nicht auf, wird aber beim Mahlen in kleine Stückchen zertheilt, die im fertigen Papier obenaufliegen und als dunkelgraue, in der Durchsicht glasig helle Flecken erscheinen und dasselbe unbrauchbar machen. Bei der Sortirung hält man das Pergament- manchmal für Hanfpapier, bis man durch Einreissen die faserlose Struktur bemerkt. Die Durchsicht muss deshalb um so sorg- fältiger erfolgen. Viele Bogen, besonders Zeitungen prints, sind zusammengefaltet oder ge- rollt und bergen in ihrem Inneren Federn, Schmutz, Obstreste und andere Abfälle aus den Schreibstuben. Da altes Papier überdies durch langes Aufeinanderliegen, wie bei Büchern, und durch das Pressen in Ballen fest zusammenhängt, muss es geöffnet und in einzelne Stücke und Bogen getrennt werden. Dies geschieht am 136 1074 Ersatzstoffe für Hadern. -^ Altes PapLer. gründlichsten mittels eines Hadernwolfes oder Eisenbalin-8täubers (Figg. 39 bis 45, Seiten 56 bis 59), der die Papiere ausklopft und es den kleineren Verunreinigungen ermöglicht, sich loszulösen und durch den Siebboden zu fallen. Man lässt daher das alte Papier, sobald es aus dem Ballen genommen ist, durch einen Wolf oder Stäuber gehen, und wenn dieser seine Schuldigkeit gethan hat, gelangt es in den Sortirsaal, frei von Staub und Schmutz, und in Stücke von passender Grösse zerrissen, die dann gründlicher und rascher unter- sucht werden können, und deren Hantirung weniger unangenehm ist, als wenn sie ganz roh verarbeitet werden müssten. Eisenbahn- Stäuber von der durch Figg. 43 und 44 dargestellten Art, welche durch ein Zuführtuch mit einem ofi'enen, nach Art der Figg. 35 u. 36, S. 54, gebauten Stäuber verbunden sind, werden häufig dazu verwendet; der erste öffnet die Papiere, und der zweite giebt ihnen Zeit, die Verunreinigungen abzuwerfen. In Fabriken, wo altes Papier der einzige zur An- fertigung besserer Sorten, Avie Buch- und Schreibpapier, verwendete Rohstoff ist, wird es häufig durch drei mit Zuführtüchern verbundene Stäuber geführt. Die Sortirräume für altes Papier haben dieselbe allgemeine Einrichtung wie die für Hadeni, mit dem Unterschied, dass auf den Tischen keine feststehenden Messer angebracht sind, da Schneiden oder Abtrennen nur selten nöthig ist und dann mit einem Handmesser geschieht. Fabrikanten, die sehr viel altes Papier verarbeiten, theilen dasselbe in wenigstens folgende Sorten ein: Nr. 1 Weisse Späne, Bedruckte Makulatur, Nr. 2 Weisse Späne, Nr. 1 Zeitungen, Farbige Späne, Nr. 2 Zeitungen, Weisse Briefe, Farbige Papiere, Blaue Briefe, Pappen und Packpapier. Makulatur, Falls nur eine Art Papier fabrizirt wird, kann man die Anzahl der Sorten, der Einfachheit halber, vermindern, dagegen ist es gerathen, die Eintheilmig noch weiter auszudehnen, wenn viele verschiedene Papiere fabrizirt werden. Alle oben angefülu-ten Sorten, mit Ausnahme der letzten, werden im Verlauf der Verarbeitung mit Soda gekocht, und es ist beobachtet worden, dass viele Zeitungen und andere Papiere sich dabei gelbbraun färben. Diese Färbung hat ihren Ursprung in der Gegenwart von Ersatzstoffen, denen noch Inkrusten an- haften, besonders von Holzschliff Bei der grossen Anzahl von Pflanzenstoffen, welche jetzt verwendet werden, ist es jedoch nicht immer möglich, die Zusammen- setzung des Papiers aus seinem Aussehen zu erkennen, und man geht daher am sichersten, Avenn man in zweifelhaften Fällen eine Probe anstellt. Zu diesem Zweck hält man im Sortirsaal eine Schaale mit starker Natronlauge, in welche alle verdächtig scheinenden Papiere getaucht werden. Die Natronlauge soll gerade so wirken, wie die beim Kochen angewandte, nur viel rascher, weshalb es auch zweckmässig ist, sie, wenn thunlich, zu erwärmen. Wird das eingetauchte Papier gelb oder braun, so ist es nm- zu geringem Fabrikat dienlich, bleibt es aber weiss, so taugt es für ^bessere Sorten. Da man meistens die einmal gewölmten Handelsverbindungen zum regel- mässigen Bezug der Rohstoffe benützt, so lernen die Sortirerinnen letztere durch diese stäuben und Sortiren. Kochen. 1075 Versuche kennen und werden bald so bewandert in dem UnlerHclieiden der Papiere, dass sie nur selten zu der Probe ihre Zuflucht zu nelinien brauchen. Eine erfalu-ene Arbeiterin kann 500 bis 1000 Pfund bedi-uckter Älakulatur oder Zeitungen von guter Durchschnittsbeschaflfenheit in einem Tage sortiren. 388. Kochen. Durch diese Verrichtung sollen tue dem alten Papiere an- hängenden Fette, besonders die der Druckerschwärze, in Seife verwandelt werden, die in Wasser löslich ist und ausgewaschen Averden kann. Die zum Schreiben gebrauchten Tinten sind von der verschiedenartigsten Zusammensetzung; ihre Entfernung verursacht jedoch keine Schwierigkeiten, da sich beschiiebene Papiere in beinahe allen Fällen durch Kochen in heissem Wasser, nach- heriges Waschen mid ganz schwache Bleiche in weissen Stoff verwandeln lassen. Druckerschwärze besteht aus Kohlenstoff in der Form von Russ und aus Fett, ist daher in Wasser unlöslich und muss in einen solchen Zustand versetzt werden, dass nicht etwa das Fett allein gelöst und weggewaschen wird, und die Kohle zm-ückbleibt, sondern dass das in Seife verwandelte Fett die Schwärze einschliesst und beim Auswaschen mitnimmt. Wird ein Drehkessel zu diesem Zwecke verwendet, so erfolgt die Kochung gerade vne bei Hadern, nur mit dem Unterschied, dass man Soda statt Kalk nimmt. Die drehende Bewegung, sei sie auch noch so langsam, verursacht Reibung und verwandelt mit Hilfe der Flüssigkeit und hohen Temperatur einen Theil der Papiere schon im Kessel in einen Brei, worin die Fasern sich in feinster Ver- theilung befinden, sodass der Dampf beim Abblasen etwas davon mechanisch mit fortreisst, und eine noch viel grössere Menge beim Waschen mit dem Waschwasser wegschwimmt. Die Sodalösung zersetzt die Druckerschwärze, indem sie sich mit ilu'em Fett zu einer Seife verbindet, welche die Kohle einschliesst, und mit dieser mehr oder weniger schwarz gewordenen Flüssigkeit werden die im Kessel erweichten Papiere und besonders die zu Brei gewordenen so innig getränkt, dass sie nur dm'ch lange fortgesetztes Waschen gereinigt werden können. Es ist offenbar besser, die Papiere keinerlei Bewegung während des Kochens machen zu lassen imd sie vor der vorzeitigen Auflösung in ihre Fasern zu bewahren, weil es viel leichter ist, die schwarze Flüssigkeit auszuwaschen, wenn sie nur die Oberfläche bedeckt, als wenn sie die ganze Masse durchdrungen hat, und auch weü der Faserverlust ver- mieden wird, den aufgelöstes Papier beim Waschen erleiden muss. Die Kochung erfolgt daher in beinahe allen Fabriken, wo viel altes Papier verarbeitet wird, in feststehenden Bottichen und ohne Anwendung von Dampfdruck. Die Bottiche sind stets mit Deckel und dm-chlöchertem innerm Boden versehen, werden aber, wenn sie aus Holz gebaut sind, in kurzer Zeit von der Sodalösung zerstört, wobei das Holz in Spänen und Stücken abfällt, welche die Papiermasse verunreinigen. Eiserne Bottiche smd daher nicht nur besser, sondern auch billiger. Fig. 1017 zeigt die Anordnimg einer Kocherei mit Aushebevorrichtung, wie sie in einigen der best eingerichteten amerikanischen Fabriken angelegt ist. Die unter dem Fussboden stehenden Bottiche Ä und B sind aus leichtem Kesselblech zusammengenietet, acht Fuss (enghsch) tief, von 8 Fuss Durchmesser am Boden, 8V2 Fuss Dm-chmesser am oberen Rande und mit hölzernen Mänteln umkleidet, welche die Abkühlung verhindern sollen. Die doppelten oder falschen Böden C sind auf ihrer ganzen Oberfläche mit Löchern versehen, sie tragen in der Mitte die 136* 1076 Brsatzstoife für Hadern. — Altes Papier. Fig. 1017. senkrechten Röhren D, auf deren oberen Enden die Mützen oder Kugelabschnitte E mittels eiserner Winkelstangen befestigt sind, und über diesen befinden sich noch die flachen eisernen Deckel F, welche je nach ihrer Grösse aus einem oder zwei Stücken bestehen und während des Kochens auf den Flanschen des oberen ^Randes aufliegen. Der Dampf strömt durch die Zuleitmigsrohre G in die unter den falschen Böden C befind- lichen, in der Zeichnung aber nicht dargestellten Schlangen- rohre, welche ihn mittels einer grossen Anzahl kleiner Aus- strömungs-Oeffnungen gleich- massig über die ganze Fläche vertheilen. Der flüssige Inhalt kann mittels der Röhren und Hähne B. abgelassen werden. In einen der Bottiche wird bis zu einem Dritttheil oder Viertheil seiner Höhe Soda- lösung gefüllt und mit Dampf zum Kochen gebracht, ehe man mit dem Eintragen von altem Papier beginnt. Sobald aber der Siedepunkt erreicht ist, fängt man an, das Papier Blatt für Blatt einzuwerfen und nöthigenfalls mit einer Krücke unterzutauchen, so dass es den doppelten Boden nach und nach bedeckt und die Löcher verschliesst. Dann findet die kochende Flüssigkeit keinen andern Ausweg nach oben als durch das Rohr D, steigt darin auf, stösst gegen die Mütze E und wird von dieser kreis- förmig über die ganze Oberfläche des Bottichs ausgebreitet. Dieser Regen kochender Sodalösung wird während des weiteren Einwerf ens des Papiers unterhalten, so dass es schon völlig durchnässt und erweicht seinen Lagerplatz erreicht. Das Kochen des alten Papiers ist oft aus keinem andern Grunde von schlechtem Erfolg begleitet, als weil es trocken eingetragen, und die Flüssigkeit erst nachher zugegeben wurde. Nach Beendigung solchen Verfahrens zeigte sich, dass Theile der Masse nicht gekocht, ja dass sie nicht einmal nass geworden waren, weU sie sich in trockenem Zustand so fest zusammengepackt hatten, dass die Sodalösung nicht eindringen konnte und an anderen Stellen leichteren Dm-chgang fand. Man kann sich durch Versuche leicht überzeugen, wie schwer es ist, eine trockene, fest zusammengepackte Masse Papier bis ins Innere zu durchnässen; dem Verf. sind z. B. bei Ueberschwemmungen Ballen alten Papiers vom Hochwasser fortgewaschen worden, die erst, nachdem sie noch mehrere Tage dem Regen aus- gesetzt waren, wiedergefunden wurden, und bei deren Eröfiumig sich zeigte, dass sie in der Mitte noch ganz trocken waren. Ist das Pajjier dagegen einmal ganz durchnässt, so setzt es dem Durchgang von Flüssigkeit wenig Widerstand entgegen und kann, ohne das Kochen zu behindern, ziemlich fest in die Bottiche gepresst Kochen. 1077 werden. Die in Fig. 1017 dargestellten Bottiche von 8 Fuss Höhe und Durch- messer fassen jeder etwa 4000 Pfund auf diese Weise eingetragenes Papier, während einer von 10 Fuss Durchmesser und 10 Fuss Höhe bis zu 8000 Pfund aufnehmen kann. Das Fassungsvermögen der Bottiche ändert sich mit den Papiersorten, schwere starke Schreibpapiere in Bogen nehmen z. B. weniger Raum in Anspruch als Zeitimgen, Späne und klein gerissene Stücke aller Ai"t. Die Papiere müssen so gleichmässig als möglich über die ganze Oberfläche vertheilt werden, damit die Flüssigkeit nicht an einigen Stellen leichteren Durch- gang fmde als an andern, und eine unregelmässige Kochung der verschiedenen Theile stattfinde. Aus demselben Grunde ist es auch nöthig, dass die in der Mitte aufsteigende kochende Flüssigkeit gleichmässig über die Oberfläche verbreitet wird. Dies geschieht, wie schon beschi'ieben, durch die eiserne Mütze E; häufig bedient man sich jedoch zu diesem Zwecke einfach des flachen eisernen Deckels F, indem man das Steigrolu" D weit genug heraufkommen lässt, um die Sodalösung gegen ihn zu werfen, oder auch, man befestigt einen kugelförmigen Ausbreiter von der Art der Mütze E an der untern Seite des Deckels anstatt auf dem Rohre D. Gleichmässiges Dm-chsickern der Flüssigkeit durch die Masse ist bei Bottichen von massiger Grösse leichter zu erreichen, als bei solchen von grossem Durchmesser. Die Nothwendigkeit der Entleerimg der Bottiche durch langsame und un- angenehme Handarbeit Avird durch Anwendung von Krahnen oder Winden beseitigt, wie beispielsweise aus der in Fig. 1017 dargestellten Einrichtung ersichtlich ist. Die doppelten Boden G, welche das Papier tragen, sind aus auf der Kante stehendem, starkem Flacheisen angefertigt, mit guss- oder schmiedeeisernen, durchlöcherten Platten belegt, und können dm-ch drei oder vier daran befestigte eiserne Stangen/ gehoben werden. Ist das Kochen beendigt, so werden die drei- oder vierzackigen Haken K mittels des Krahns herabgelassen imd durch kurze Ketten mit den an den oberen Enden der Stangen I befindlichen Ringen oder Haken verbunden. Die Riemscheibe L des Ki-ahns und die Riemscheibe M des Vorgeleges werden dann durch einen Riemen verbunden, die Winde wird also durch Wasser- oder Dampfkraft bewegt, oder die Kurbel N wird von Hand gedi-eht, bis der Boden C mit der darauf ruhenden Masse über dem Fussboden erscheint. Dann wird der ganze Krahn in seinen Zapfen gedreht, bis der daran hängende Inhalt des Bottichs den Platz erreicht, welcher zu seiner Niederlassung bestimmt ist. Dort wird er abgehängt imd durch einen leeren doppelten Boden C ersetzt, welchen man mittels der Haken K in den Kocher senkt, um ihn ohne Verzug mit einer andern Füllung von altem Papier zu beladen. Das Papier packt sich beim Kochen so fest zusammen, dass es wähi-end des Aufwindens nicht vom Boden abfällt, sondern wie ein aus einem Stück ge- formter flacher Cylinder, oder wie ein grosser Käse aussieht; es reibt sich auch während der Auffahrt nicht an den Wänden, da der Kocher sich nach oben er- weitert, also trichterförmig gebaut ist. Das nicht unbedeutende Gewicht des Papiers wird noch durch die eingesaugte Flüssigkeit wesentlich vermehrt und bildet mit dem eisernen Boden eine sehr schwere Masse, die nur langsam bewegt werden kann. Der Krahn der Fig. 1017 ist deshalb mit Rad- und Schraubenüber- setzung versehen, welche, je nach seiner Verwendung bei dem Kocher A oder B, ]078 Ersatzstoffe für Hadern. — Altes Papier. von einer der Riemscheibeu M aus getrieben wii'd. Die Kocher stehen in einem Kreis um den Krahn, können aber in jeder beliebigen Weise aufgestellt werden, wenn die Hebevorrichtimg entsprechend angeordnet ist. Die Zeitdauer einer Kochung, einschliesslich der Füllung und Entleerung, also von Füllung zu Füllung, beträgt 15 bis 24 Stunden. Wenn mehrere Kocher vorhanden sind, sollte man ihre Arbeit, des regelmässigen Dampfverbrauehs wegen, so einrichten, dass sie der Reihe nach, aber nie zu gleicher Zeit, mit Dampf gespeist werden. Der abgehende Dampf einer Hochdruck -Dampfmaschine kann sehr vortheilhaft zu dieser Kochung verwendet werden, er muss dann, um ohne Hinderniss und in gleichmässiger Vertheilung einzutreten, den Röhren unter dem doppelten Boden an drei oder mehr- Stellen zugeführt werden. Mehrere amerikanische Papierfabriken, welche ungeheure Mengen von altem Papier ver- arbeiten, kochen ausschliesslich mit abgehendem Dampf. 389. Bereitung und Anwendung der Sodalösung. Kalzinirte Soda soda-ash wurde bis 1873 in Amerika allgemein hierzu verwendet, manche Papier- fabrikanten streuten sie beim Einlegen trocken zwischen das Papier und belasteten auf diese Weise den Stoff mit den in der Soda enthaltenen unlösUchen Bestand- theilen. Es ist in solchen Fällen sehr lehrreich, dieselbe Menge Soda allein in heissem Wasser zu lösen, zu filtriren und den grossen Rückstand von Schmutz zu betrachten. Der Fabrikant wird sich dann sagen müssen, dass er Papierzeug für verdorben halten würde, wenn Jemand solchen Unrath hineinwüi'fe. Wem vorheriges Lösen und Filtriren der Soda durch ein Sieb zu mühsam ist, mag sie, in einen groben Sack gebunden, auf den Boden des Kochers legen, ehe die Papiere eingetragen werden, die unlöslichen Theile bleiben in dem Sack und können nach dem Kochen mit diesem entfernt werden. Das in der Soda befindliche fi-eie oder kaustische Natron verseift das Fett der Druckerschwärze, da aber die Papiere nicht in Bewegung gesetzt werden, bleibt die Seifenlösung grossentheils an ihrer Oberfläche haften, ohne sich durch die ganze Masse der Flüssigkeit zu verbreiten. Em Theil der Sodalösung wh-d zur Seifen- bildmig verbraucht, ein anderer sättigt das Papier selbst und verlässt den Bottich mit ihm, der Rest aber bleibt in ziemlicher Reinheit zurück mid kaim wieder benützt werden. Manche Fabrikanten ziehen nach Herausnahme des gekochten Papiers die übrige Sodaflüssigkeit nicht ab, sondern fügen derselben um- so viel Soda und Wasser zu, als nöthig ist, um sie auf die ursprüngliche Stärke und Menge zu bringen. Damit wird dann gekocht und in derselben Weise fortgefahren, bis die Soda- flüssigkeit diu'ch die stete Wiederbenützung dergestalt mit Schmutz und Farbstoffen beladen ist, dass sie dunkle Farbe annimmt. Es mag bei nicht sein* bedruckten Papieren mehrere Wochen dauern, bis sie in diesen Zustand geräth, dann aber kann sie nicht weiter dienen und muss abgelassen werden. In anderen Fabriken wird die Flüssigkeit vor Herausnahme des Papiers, nach beendetem Kochen, durch das Rohr H, Fig. 1017, in einen darmiter stehenden Behälter abgezogen mad auf dem Wege dahin durch ein Metalltuch filtrirt, welches alle gröberen Verunreinigungen zmiickhält. Aus diesem unteren Behälter pumpt man sie in einen oberhalb des Kochers befindlichen Mischbottich, worin sie durch Zusatz von Soda und Wasser auf die zu einer Kochung nöthige Menge und Stärke gebracht und dann wieder verwendet wird. Einige Fabrikanten ziehen dieses Verfahren vor, Kochen. Bereitung und Anwendung der Sodalösung. Waschen und Bleichen. 1079 weil die gebrauchte Sodalösung dabei gesiebt wird und in reinerem Zustande zur Wiederverwendung kommt, während sich bei dem zuerst beschriebenen die Verun- reinigungen unter dem doppelten Boden ansammeln. Unter den vielen in den Handel gebrachten Sorten kalzinirter Soda wählen die meisten Fabrikanten zum Kochen alten Papiers eine, die sich durch Reinlieit auszeichnet und möglichst viel Aetznatron enthält. Einige machen die Lösungen noch ätzender oder kaustischer, indem sie dieselben mit etwas Aetzkalk kochen, absetzen lassen imd nur die klare Flüssigkeit verwenden, aber wenige bedienen sich dabei des Kalks in Mengen, welche genügend wären, um die Lösung völlig kaustisch zu machen. Der Hauptzweck des Kochens ist, wie schon vorher bemerkt, das Fett der Druckerschwärze in eine lösliche Seife zu verwandeln, welche den Russ oder die Kohle umschliesst und mit fortschwemmt. Während aber der Seifensieder eine ganz kaustische Lauge zur Aufnahme des Fettes benützt, wollen die Papiermacher durch Erfahi'ung gefunden haben, dass gute sogenannte kaustische kalzinirte Soda caustic soda-ash, deren Natrongehalt mit Ausnahme von 6 — 8 Prozent Aetznatron (NasO) aus kohlensaiirem Natron (NaoO, CO2) besteht, sich zum Kochen von altem Papier am besten eignet — vielleicht besser als eine Lösung von reinem Aetznatron caustic soda. Ob dies wirklich der Fall ist, oder ob man nur an dem als gut Bewälui^en gewohnheitsmässig festhält, müsste erst durch ausgedehnte, in gTossem Maassstabe und während längerer Zeit dm-chgeführte Versuche ermittelt werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Aetznatron (Na20) bessere oder mindestens ebenso gute Wirkung hat wie die jetzt angewandte Mischung von kaustischem und kohlensaui'em Natron, und dann wäre Aetznatron jedenfalls zweckmässiger, da man eine geringere Menge davon nötliig hätte. Die Fabrikanten, welche es in der Verarbeitung von altem Papier am weitesten gebracht haben, wenden neben der von der vorherigen Kochung ziu'ück- gebliebenen Lösung 10 bis 20 Pfund kalzinirte Soda auf hundert Pfund Papier an, und zwar um so mehr, je dichter es mit Druckerschwärze bedeckt ist. Diese verhältnissmässig grossen Mengen bestätigen, dass das wenige darin enthaltene Aetznatron allein wirksam ist, und dass man dieselben wahrscheinlich durch viel kleinere Mengen reinen Natrons vortheilhaft ersetzen könnte. Die Zusammen- setzung der kaustischen Soda und das Kaustiziren von Soda wird bei der Herstellung von Zellstoff aus Stroh und Holz erläutert. 390. Waschen und Bleichen. Das gekochte Papier wird allmälig von dem niedergelassenen doppelten Boden genommen und in Waschholländer ein- getragen, welche mit stumpfen Schienen, zwei Waschtrommeln, Sandf äugen, mid besonders mit gutem Wasser versehen sein sollen. Das Waschen wird in diesen fortgesetzt, bis das Wasser vollkommen klar abfliesst, und dann erst darf die Walze niedergelassen und der Stoff gebürstet werden. Wenn auch die Sortirung mit der grössten Sorgfalt ausgeführt worden ist, werden sich doch noch Lumpen, Fäden und Schnüre in der gekochten Masse befinden; manche Papiere sind auf Baumwolle oder Leinengewebe geklebt, welche verborgen bleiben, bis sie durch Kochen und die Bewegung im Holländer ihren Zusammenhang verloren haben, und andere Beimengungen, wie z. B. Fäden, werden ihrer Kleinheit und weissen Farbe wegen übersehen. Bei der Behandlung der 1030 Ersatzstoife für Hadern. — Altes Papier. Papiere im Holländer findet man, dass alle diese Lumpen und Fäden zusammen niclit unbedeutende Mengen ausmachen, die bei ihrem Fortgang dm'ch die Stoffbütte, Stoffpumpe, Knotenfänge und auf dem Metalltuch vielerlei Unregelmässigkeiten hervorrufen. Es ist daher thingend geboten, ilirer weitern Laufbahn schon hier ein Ende zu macheu, um so melu", als sie mit Hilfe einer sein- einfachen Vorrichtung gründlich herausgenommen werden können. Wenn man die Finger einer Hand, aufrecht und getrennt, wie che Zähne eines Eechens, in den im Holländer kreisenden Stoff von altem Papier steckt, so werden sich die Fäden, Schnüre, Lumpen und überhaupt alle langen und biegsamen Stoffe, denen die Finger im Wege stehen, um sie legen und ihnen anhängen. Dieser einfache Versuch zeigt, was geschehen muss. Anstatt der Finger wird ein Rechen auf dem niederen ansteigenden Theil des Sattels, wie in Fig. 65, Seite 94 dargestellt, in den Holländer gesetzt. Ein Rahmen E von hartem Holze, welcher in Ijagern auf der Mittel- und Vorderwand hängt, ruht mit seinem untern Theil auf dem Sattel des Holländers, und die Zähne, welche in diesen Rahmen eingesetzt sind, müssen stark genug (etwa 5 cm tief) sein, um dem andrängenden Stoffe genügenden Widerstand zu leisten. Auch sollen sie, ebenso wie der Rahmen, so wenig als möglich von dem Räume einnehmen, durch welchen der Stoff zur Walze fliessen muss, und mögen daher an ihrem hinteren stärkeren Ende etwa 12 — 14 mm dick sein und 5 — 7 cm auseinander stehen. Die Kanten der Zähne, gegen welche der Stoff anläuft, sollen scharf, oder doch zugeschärft sein, damit die Fäden und Schnüre fester daran hängen bleiben. Hölzerne Zähne sind metallenen vorzuziehen, weil letztere schlüpfrig werden und die Hadern abgleiten lassen. Das obere Ende des Rechens ist fest eingehängt, damit man ihn an dem unteren Ende anfassen und aus dem Stoff drehen kann, ohne dass er seine Lagerung aufgiebt; wird er nicht gebraucht, so hält man ihn diu-ch eine quer über die Mittel- und Vorderwand untergelegte Stange ausserhalb des Troges. Sobald das Papier genügend gemahlen ist, um den Rechen beim Durchgang nicht mehr zu verstopfen, und dieser herabgelassen ist, hängen sich die Fäden an die Zähne und sammeln sich auf ihnen manchmal in solchen Mengen, dass sie die Stoffbewegung behindern, und öfter herausgenommen werden müssen. Fährt man damit fort, bis nichts mehr an dem Rechen hängen bleibt, so sind in der Regel auch alle langiädigen Gegenstände ausgefischt. Der Verf. hat auf diese Weise Eimer voll fester Faserstoffe aus weissen Spänen erhalten, welche dem Anschein nach ganz frei davon waren. Der so gewaschene und gereinigte Stoff wird dann in demselben Holländer, gerade wie Lumpen, mit Chlorkalklösung gebleicht, und sogar das Feinmahlen kann darui vorgenommen werden, wenn niu' ein geringeres Fabrikat verlangt wird. Wenn aber die bestmögliche Qualität erzeugt werden soll, wobei verschiedene Sorten alten Papiers und andere Rohstoffe zu mischen sind, muss der gebleichte Halbstoff in Kasten abgelassen werden. Feines Uaues Briefpapier sollte, wenn man genügende Mengen davon hat, nm* gekocht und gewaschen, aber nicht gebleicht werden, da der daraus erhaltene Stoff statt Ultramarins zum Bläuen der Papiere verwendet werden kann. Waschen und Bleichen. Verarbeitung von Ausschuss und Spänen. Quirl Barbotte. 1081 Fio-, 1018. 391. Verarbeitung von Ausschuss und Spänen. Papiere, welche weder bedruckt noch beschrieben sind und auch sonst keine Verwendung gefunden haben, besonders die Abfälle, welche sich bei der Fabrikation ergeben, bedürfen keiner Kochuug mit starker Sodalösung, um wieder in Ganzzeug verwandelt zu werden. Ungeleimtes Papier löst sich ohne Schwierigkeit im Holländer mid kann ohne weitere Vorbereitimg eingetragen werden, es kommt aber nur in verhältniss- mässig geringen Mengen vor, da selbst Druckpapier meistens einen Zusatz von Leim erhält. In Amerika werden sogenannte harte Späne, d. i. geleimtes Papier, in Wasser gekocht, welchem man behufs leichter Lösung des Leims etwas Soda zusetzt, imd dann, wie weiche Späne, direkt in die Ganzholländer eingetragen. Wenn der in harten Papieren enthaltene Leim nicht gründlich gelöst ist, findet man, selbst bei vorsichtigem Feinmahlen, im Ganzzeug häufig noch kleine Papiertheilchen, welche nicht m Fasern zerlegt sind und später im Papier harte Stellen erzeugen, die es wegen ihrer Undurchsichtigkeit fleckig erscheinen lassen. Wähi-end man diese Schwierigkeit in Amerika dmch richtiges Kochen überwand, suchte man in Frankreich und Deutschland die geleimten Papiere durch ein mit verbesserten Maschinen ausgeführtes Stampf- oder Quetschverfahren in Zeug zu verwandeln, in einigen Fabriken bedient man sich sogar wirklicher, aus alten Zeiten stammender Stampf- geschiiTC. Am meisten werden zu diesem Zweck die in Abschnitt 203, Seiten 498 — 511 beschriebenen KoUergänge benutzt, deren Hauptvorzug darin besteht, dass sie die Fasern ungeschwächt und unverkürzt lassen und nur deren Zusammenhang lösen. 392. Quirl Barhotte. In den französischen Fabriken, welche altes Papier verarbeiten, besonders in denen von Paris und Umgebimg, wird seit Jahr- zehnten mit bestem Erfolge eine quirl- artige Maschine Barhotte angewandt, welche in Fig. 1 0 1 8 in 1 : 3 0 der wahren Grösse skizzirt ist. Ehe die Papiere in dieselbe gebracht werden, müssen sie 15 bis 20 Stimden in gemauerten oder anderen Cisternen mit Wasser derart durch- tränkt werden, dass sie sich leicht zer- quetschen und zerreissen lassen. Die Maschine ist nach Art senkrechter Ziegelpressen sehr kräftig gebaut und wurde in früheren Zeiten von der längst eingegangenen Maschinenfabrik Varal, Middleton & Elwell in Paris ge- liefert. Die in der senkrechten Welle A sitzenden quadrateisernen waagrechten Rührstangen a drehen sich mit A und gehen dabei zwischen gleichartigen Stangen h durch, welche in der Gefässwand fest gelagert sind. Die emgeweichten Papiere werden 137 1082 Ersatzstoffe für Hadern'. — Altes Papier. oben eingefüllt und so lange zwischen den umlaufenden Stangen a und den festliegenden h dm-chgequetscht, bis sie die gewünschte Beschaffenheit erlangt haben. Dann wird die Barbotte durch das am Boden befindliche Thürchen c entleert. Der untere Zapfen der senkrechten Welle A wird aus dem mit Schmieröl gefüllten Gefäss d geölt und mittels dreier am oberen Ende der Welle angebrachter Stellschrauben f in genau senkrechte Lage gebracht. Der Antrieb erfolgt von Riem Scheiben h h^ aus dm'ch Vermittlung der Kegelräder k l. Der Riemen wird mit dem Ausrücker g auf die lose oder feste Scheibe geschoben. Manchmal sind beide Riemscheiben h und h^ fest, und eine lose sitzt zwischen denselben. Dann wird eine mit offenem, die andere mit gekreuztem Riemen versehen, damit man die senkrechte WeUe A abwechselnd nach rechts und links umlaufen lassen kann. Die waagerechte Riemscheiben welle macht 75 Umdrehimgen in der Minute, die senkrechte WeUe J. infolge der 5 fachen Räderübersetzung nur 15 Umdrehmigen. Der Bedarf an Betriebskraft und Zeit zur Bearbeitung einer Füllung hängt von dem Zustande der vorbereiteten Papiere ab; durchschnittlieh kann man jedoch den Kraftverbrauch zu 4 — 5 Pferdestärken annehmen. Ein aufmerksamer Arbeiter wird rasch die geeignetste Behandlungsart ausfindig machen. Die Barbotte wird so voll als thunlich gefüllt, und die eisernen Arme zerreissen und zerquetschen das Papier, ohne es zu zerschneiden oder seine Fasern zu verkürzen. 393. Stoffquetscher Triturateur. In der Pariser Weltausstellung 1889 hatte der Papierfabrikant Maxime Simonet aus Quintin, Dep. Cotes du Nord, Fig. lOlf Frankreich, einen Stoffquetscher ausgestellt, den er triturateur 'nennt. Derselbe soll den Kollergang und auch theilweise den Holländer ersetzen und wird vielfach zum Zermahlen von altem Papier verwendet. Er ist in Figg. 1019 und 1020 in geschlossenem und offenem Zustand dargestellt. Quirl Barhotic. Stoffquetscher Triturateur, 1083 In dem geöfl&ieteii Halbeylinder, Fig. 1020, liegen 2 Cylinder, von deren Ober- flächen Schienen herausragen. Cylinder GM wird von der Riemscheibe aus durch Ver- mittlung eines Zahnradpaares getrieben; der andere Cylinder CC hat keinen eigenen Antrieb, sondern wird nur dadm-ch mitgenommen, dass die Schienen von CM zwischen die von CG treten. Die Schienen greifen wie Zahnräder ineinander imd quetschen alles, was zwischen dieselben gelangt. Die rechts hochstehenden Hebel dienen zum Verschieben des Riemens auf der Los- und Vollscheibe. Dm-ch den über der geschlossenen Maschine sichtbaren Kanal und die im ge- öffneten Deckel befindliche Oefihung fliesst der Stoff em imd am anderen Ende in der Mitte des Gehäuses aus. Die Cylinder sind am Eintritt des Stoffes mit lim- 4 Schienen, in der Mitte, d. h. im zweiten Drittel mit 8 und im letzten Drittel mit 16 Schienen besetzt, so dass der dm-chgehende Stoff allmälig immer enger und stärker gequetscht wird. Das Innere des Deckels und des Gehäuses ist auf den ersten zwei Drittehi seiner Länge mit cylindrischen Rillen versehen, welche die reibende Wirkung imterstützen, vielleicht aber auch Gelegenheit zum Ablagern von Papierstückchen bieten. Das letzte Drittel ist glatt, weil die dort an den Cylindern Ijefindlichen 16 Schienen vermuthlich kemer Hülfe bedüiien. Unterhalb der beiden Cy- linder, in dem Hohlraum, welcher zwischen ihnen bleibt, sitzt ein Messer mit 137» 1084 Ersatzstoffe für Hadern. — Altes Papier. 3 Schneiden, welches bis an den Kreuzungspimkt der Cylinder CM und CG reicht und den Stoff zerschneiden soll, welcher sich etwa quer um die Schienen legt. Der innere Theil des Deckels und des Gehäuses kann als Grundwerk gelten, insofern er einigermaassen die Aufgabe des Grundwerks im Holländer zu erfüllen hat. Der Deckel wird durch Scharnier-Schrauben mit dem unteren Behälter ver- bunden, und die innere Auskleidung lässt sich von aussen durch Stellschi-auben näher oder weiter von den Quetsch-Cylindern einstellen. Diese Einstellung muss nach Art der zu verarbeitenden Stoffe geregelt werden. Die Cylinder GM und GC mit ihren Schienen sind aus Stahl gegossen, lassen sich also nicht ausbessern und müssen nötliigenfalls durch neue ersetzt werden. Bei künftigen Verbesserungen der Maschine wird man wahrscheinlich die mit Kegelstoffmühlen (Seiten 472 bis 494) gemachten Erfahrungen benützen und sowohl die Schienen als auch die Deckel- und Gehäuse-Rillen danach ändern. Das Ganze bildet eine kleine geschlossene Maschine, die man überall leicht aufstellen und in Gang setzen kann. Sie soU mit 5 — 8 Pferdestärken Kraftaufwand in 24 Stunden 2000 bis 6000 kg Stoff verarbeiten. Damit sie gut arbeitet, muss sie sorgfältig beobachtet und bedient werden, besonders muss das alte Papier den richtigen Grad von Feuchtigkeit besitzen, d. h. nur so von Wasser getränkt und erweicht sein, dass davon nichts übrig ist. Bringt man das Papier zu trocken ein, so lässt es sich nur schwierig dm'chtreiben, wird mehr zerrissen als gequetscht und verm'sacht Ungeheuern Kraftaufwand. Ist es zu nass, so geht es zu leicht dm'ch, ohne die gewünschte gründliche Quetschung zu erleiden. Der Stoff muss als dicker Brei herauskommen und darf sich nur feucht, nicht nass anfülilen. Es ist als Beweis für zu wenig Wasser anzusehen, wenn die Masse heiss oder auch nur handwarm ist. Bei richtiger Behandlmag der Maschine und des zu verarbeitenden Papieres ersetzt dieselbe den gTÖssten Theil der Kollergänge und Holländer, erspart Kraft und besonders viel Handarbeit, macht aber die Kollergänge und Holländer nicht ganz entbehrlich. Manche Papierstücke gehen nämlich auch bei sorgsamer Ai'beit dm-ch die Mascliine, oline zerquetscht zu werden, und müssen deshalb durch nachheriges Kollern oder Mahlen in Stoff verwandelt werden. Der wesentliche Vorzug dieser Maschine besteht darin, dass der Stofl ununterbrochen durchgeführt wu'd und dass sie deshalb, ohne Bedienung zu bean- spruchen, und mit weniger Ej-aftaufwand viel mehr Papier in gleicher Zeit vermahlt als der KoUergang. Dieser Vorzug bringt aber auch den Nachtheil mit sich, dass man das Papier nicht solange mahlen oder quetschen kann, bis der Stoff einen gewünschten Grad von Feinheit erreicht, wie mit dem Kollergang, sondern dass man sich mit der Zerkleinerung begnügen muss. Welche die Maschine bei einmaligem Dm'chgang bewirkt. Ein Kollergang ist daher, wie oben erwähnt, zur Ergänzimg erwünscht, und jedenfalls müssen behufs Feinmahlens des gequetschten Stoffes Holländer vorhanden sein. Letztere sollen jedoch keinesfalls schneiden, sondern nm" zerreiben, d. h. die Fasern von einander trennen, und es ist sehr zu empfehlen, dass man den Stoff zum Schluss — wie es in Amerika allgemein geschieht — druch eine Kegel- Stoffmühle gehen lässt. Hat man eine solche, so dienen die Holländer eigentlich Stoffquetscher TriMratev/r. Verfahren Ton Stevens. 1085 mir zum Mischen. Wenn man die Holländer auch nicht gerne ganz entbelu-t, kann doch dann ein einziger für eine Papiermaschine genügen. 394. Verfahren von Stevens. Seit 1891 wird in mehreren amerikanischen Fabriken ein von S. S. Stevens erfundenes Verfahren benutzt, bei welchem Stäuben, Kochen, Kneten und Waschen von altem Papier ohne Mithilfe der Menschenliand auf mechanischem Wege selbstthätig ausgefühi-t werden. Der Aufriss Fig. 1021 giebt ein Bild der dazu erforderlichen Einrichtung. Die sorth-ten Papiere werden von dem Fördertuch a in den Eisenbahn- stäuber A (s. Abschnitt 22, Seite 58) gebracht, worin sie über di-ei mit Zähnen besetzte Cylinder gehen und beim Austritt in einen Förderkanal mit Lauftuch ö fallen. In manchen Fällen genügt es vielleicht, wenn man die vom Händler Fig. 1021 sortirten Papiere unmittelbar aus den Ballen auf das Fördertuch a giebt und sie auf ihrem Wege zum Stäuber noch durchsielit und von ungeeigneten Bestand- theUen befreit. Aus dem Förderkanal h fallen die Papierstücke in den Speisetrichter h^ und kommen dort mit heissem Wasser aus Rohr h^, sowie heisser Natronlauge aus Bohr &* und Behälter &^ zusammen. Mit diesen Flüssigkeiten gelangen sie in eine Art von Quetschmühle B, die in Fig. 1022 theilweise geöffiiet dargestellt ist. Man sieht, dass sowohl der innere Vollkegel, welcher 275 Umdi-ehungen in der Minute macht, als auch der äussere Hohlkegel mit Beihen von Zälmen besetzt sind. Die inneren Zähne gehen bei jeder Umdrehmig zwischen den äusseren durch 1086 Ersatzstoffe für Hadern. — Altes Papier, und führen das oben durch b" eintretende Papier in Schraubenwegen ans andere Ende, wo es durch Rohr G abfliesst. In der Quetschmühle wird das von heisser Lauge durchtränkte Papier zwischen den Zähnen derart gequetscht, dass es in Breiforni durch Rohr C in eine der Waschbütten D gelangt. In diesen Bütten wird der Stoff von einem Rührer so m Bewegung erhalten, dass sich nichts absetzen kann. Zwei Wasch trommeln d d in jeder Bütte schöpfen das Wasser oben ab und lassen es durch Röhren d^ abfiiessen, während von unten dm'ch Rohr d^ frisches AVasser eintritt. Das Rohr ci* wird aus einem hochstehenden Behälter d^ gespeist, worin das Wasser durch eine Ueberlaufwand auf stets gleicher Höhe erhalten wird, und aus dem das übergelaufene Wasser dm'ch Rohr cZ^ abfliesst. Während der Stoff aus B in einen Bottich D fliesst, bleibt der andere durch einen Schieberhahn abgesperrt, so dass man migestört darin waschen und den Inhalt dm'ch Rohr / in den Holländer F ablassen kann, avo er gemahlen mid erforder- lichenfalls auch gebleicht wird. Die Einrichtung ist in mehreren amerikanischen Fabriken erfolgreich in Betrieb und soll Handarbeit ersparen. Diese Ersparniss von Handarbeit besteht darin, dass das beim gewöhnlichen Verfahren erforderliche Füllen und Entleeren des Kochers, sowie das Eintragen in die Holländer überflüssig wird. Das Verfahren bringt jedoch den Nachtheil mit sich, dass das Mischen und Kochen des alten Papiers mit Natron-Lösung zu rasch vor sich geht, dass letztere keine Zeit zu gründlicher Wirkung findet. Man ist deshalb genöthigt, melu- Soda als sonst üblich anzuwenden, und infolge des unvollkommenen Kochens wnxl auch melu' Chlorkalk zum Bleichen gebraucht. Dieser Mehrverbrauch von Chemikalien wird für europäische Verhältnisse die Ersparniss von 1 oder 2 Arbeitern mehr als ausgleichen. Dazu kommt auch noch, dass jede Störung in einem Theile der Kette von ineinander greifenden Ein- richtmigen den Fortgang des Ganzen unterbricht, und namentlich, dass man nicht jeden Theil des Verfahrens nach Belieben abändern und ausdehnen kann. Bei dem Verfahren von Steffens. Mischen. Feinmahlen. Schlussbemerkungen. 1087 gewölinlichen Verfakren ist es auch möglich, bei jeder Handhabung des Rohstoffs Ver- luireiniguugen imd ungeeignete Theüe daraus zu entfernen, während dies hier nicht angeht. Es ist deshalb anzunehmen, dass sich dieses Verfalu'en der ununterbrochenen Verarbeitung von altem Papier nicht als Verbessermig erweisen wii'd. 395. Mischen. Feinmahlen. Zeug aus altem Papier wird, wie der aus Hadern, in Ganzholländern gemischt, durch Waschen von Chlor befreit und fertig gemalilen; dazii liedarf es keiner sehr ki'äftigen Behandlung, sondern nur leichten Büi'stens, doch muss dies von solcher Nachhaltigkeit sein, dass keine unzerfaserten Stückchen Papier im Holländer bleiben. AVenu die FädeJi und Hadern in den Papieren blieben, anstatt herausgefischt zu werden, so müsste man, um auch sie in GanzstofF zu verwandeln, den ganzen Inhalt der Holländer, also auch das Papier, sehr kräftig mahlen, imd die auf solche AVeise hervorgerufene Sehwächimg der Fasern würde der Festigkeit des Fabrikats schaden. Wenn Halbstoffe aus altem Papier und Hadern im Ganzholländer gemischt werden sollen, müssen die Hadern aus demselben Grunde schon feingemahlen sein, ehe das alte Papier eingetragen wird. Jedes noch so kleine Stückchen Papier, welches in Folge mangelhaften Kochens oder Büi'stens nicht ganz zerfasert ist, wird als ein undm-chsichtiger dicker Patzen im neuen Fabrikate sichtbar. Sind es deren viele, so sieht das Papier pockennarbig aus, manchmal zeigen sich darin sogar gedruckte Buchstaben und Wörter, welche sowohl von unvollkommener Lösung der Druckerschwärze als von schlechter Maldung Zeugniss geben. Bei altem Papier ist es desshalb noch mehr als bei Hadern geboten, den Inhalt jedes Ganzholländers vor dem Ablassen zu prüfen. Wegen der grossen Aufmerksamkeit, welche die vollkommene Zerfaserung von altem Papier in gewöhnlichen Holländern erfordert, wendet man in den meisten amerikanischen Fabriken, welche diesen Bohstoff ausscliliesslich verarbeiten, eine Kegel-Stoffmülale (Abschnitte 196 und 201) an. In Abschn. 113, Seite 234 wm'de erwähnt, dass es besser sei, die Halbstoffe verschiedener Rohstoffe mit einander zu mahlen, als jeden derselben für sich in Ganzzeug zu verwandeln und dann die Mischung in besonderen Holländern oder in Stoffbütten vorzunehmen. Wenn dies auch flu- die verschiedenen Sorten von Hadern und mit Bezug auf die Euifülu'ung von Miscliliolländern richtig ist, giebt es doch Fälle, in denen die grosse Verschiedenheit der Rohstoffe und besonders die vorhandenen Einrichtungen eine Mischung derselben im Ganzholländer nicht gut zulassen. Der Ganzstoff mancher Ersatzstoffe mischt sich auch so leicht mit dem aus Hadern und besonders aus Papier erhaltenen, dass es für geringere Papiere häufig genügt, wenn sie erst in der Stoffbütte vereinigt werden. Verf. z. B. hat als Direktor einer amerikanischen Papierfabrik MüHonen Pfund alter Zeitungen, Bücher und Späne, mit einer ungefähr gleichen Menge Strohstoff gemischt, in neues Druckpapier verwandelt und dazu die Halbstoffe beider Alten manchmal im Ganzholländer, aber auch oft erst in der Stoffbütte gemischt. 396. Schlussbemerkungen. In vielen amerikanischen Fabriken wurde, als Verf. 1873 die Ver. Staaten verliess, ausschliesslich altes Papier ohne ZutheUung von Hadern oder anderen Ersatzstoffen verarbeitet, und in den besten derselben beschränkte man sich nicht auf die Anfertigung von Druck-, Tapeten- und Karton-, J088 Ersatzstoffe für Hadern. — Altes Papier. sondern erzeugte auch eine gute Sorte mittleren Schreib- und Buchpapiers. Die Fasern des alten Papiers werden, auch bei vorsichtigster Behandlung, durch die wiederholte Verarbeitung geschwächt und können kein so festes Fabrikat mehr liefern, wie bei ihrer ersten Verwendung; ihre Farbe und Reinheit kann jedoch in manchen FäUen nicht nur wieder hergestellt, sondern sogar verbessert werden. Gegenüber von Hadern hat altes Papier als Rohstoff den Vortheil, dass es schon zerfasert ist und nur der Wiederauflösung bedarf, also wenig Kraft braucht; es ist desshalb besonders werthvoll für Fabriken, welche keine oder nur ungenügende Wasserkraft besitzen. Eine mit Dampf getriebene Fabrik, welche ausschliesslich altes Papier verarbeitet, wird, wenn der abgehende Dampf beim Kochen und ander- weitig Verwendung findet, nicht viel mehi' Brennstoff brauchen als eine mit ausreichender Wasserkraft versehene, m welcher fi'ischer Dampf zum Kochen und Trocknen dient. Aus himdert Pfund altem Papier erhält man, je nach Güte und Reinheit, von 70 bis 90 Pfimd neues Papier. In Abschnitt 387 ist erwähnt, dass altes Papier, welches Holzschliff enthält, beim Kochen mit Natron braun wh'd und deshalb nicht zu neuen weissen Sorten verarbeitet werden kann. Dieser Umstand beschränkte die Verarbeitung von altem Papier in Europa sehr bald, weil es hier und besonders in Deutsehland, von wo die Holzschleiferei ausging, bald nur noch wenig altes Papier gab, welches keinen Holzschliff enthielt. In Amerika, wo die Holzschleiferei erst später grosse Aus- dehnung gewann, war dagegen die Fabrikation von neuem weissem aus altem Papier im Jahre 1873, wie früher erwähnt, auf grosser Höhe. Von den zahh-eichen Fabriken, die sich damals ausschliesslich hiermit befassten, betreiben jetzt (1892) nm- noch wenige diesen Zweig, und diese beschränken sich auf die Verarbeitung holzschliff- freier Papiere, die sie aus allen Welttheilen, besonders aus Em-opa, beziehen, da der heimische Markt überwiegend Holzschliff-Papiere liefert. Die Händler, welche sich mit altem Papier befassen, sortiren jetzt zunächst die unbedruckten weissen oder nur mit Tinte beschriebenen Papiere aus, weil diese ohne Natron gekocht mid desshalb wieder zu weissem Papier verarbeitet werden können. Aus den bedi'uckten suchen sie durch Eintauchen in Natronlösung in der Seite 1074 beschriebenen Weise die holzschlifffreien Papiere aus und verkaufen dieselben als solche. Diese Vorarbeit der Händler macht es möglich, dass die Herstellung weisser Sorten aus altem Papier überhaupt noch in grösserem Umfang betrieben werden kann. Der grösste Theil der alten Papiere besteht jetzt aus bedruckten Sorten, und diese kommen, sofern sie holzschliff haltig sind und überhaupt gesammelt werden, mit anderen geringeren Arten in die Pappenfabriken. Durch sorgfältige Sortirung der alten Papiere nach Farbe und Art könnte man jedoch aus denselben gi'össeren Nutzen ziehen, als es jetzt vielfach geschieht. Es erscheint auch nicht mimöglich, dass ein Verfahren gefunden wird, mit welchem man die Druckerschwärze lösen und vom Papier entfernen kann, ohne den in letzterem befindlichen Holzschliff zu bräunen. Dies könnte z. B. vielleicht dm-ch Anwendung eines Kohlenwasserstoffes (Benzin usw.) geschehen, der sich auch nach Lösung des Fettes der Druckerschwärze zurückgewinnen Hesse. Mit einem solchen Verfahi-en, auf welches hier nur hingewiesen werden soll, Hesse sich bedrucktes Holzschliff-Papier möglicherweise derart von Druckerschwärze befreien, dass es unmittelbar wieder zu weissem Papier verarbeitet werden könnte. THEILIV. STKOH. a) VERARBEITUNG VON ROHEM STROH. (STROHPAPIER. - STROHPAPPEN.) b) STROHZELLSTOPP. a) VERARBEITUNG VON ROHEM STROH. STROHPAPIER. — (STROHPAPPEN.) 397. Gelbes Stroh-Packpapier. Schon im Jalu-e 1756 soll, durch Mangel an Hadern veranlasst, Strohpapier in Deutschland fabrizirt worden sein. Da man damals noch nicht zu bleichen verstand, muss das Papier, wie unser heutiges Strohpackpapier, mehr oder weniger die Farbe des Rohstoffes gehabt haben. Zum Zweck der Anfertigung von Packpapieren erweicht man Stroh nur so weit, dass es sich zerfasern lässt. Obwohl die Fasern noch von den Inki-usten umhüllt bleiben, werden sie durch ihre Vereinzelung verfilzungsfähig und bilden ein Papier, welches die Eigenschaften des Rohstoffes in um so höherem Grade zeigt, je weniger Inkrusten ausgezogen worden sind. Das Stroh wird in älteren Fabriken gewöhnlich in voller Länge in grossen hölzernen oder gemauerten Bottichen mit Kalkmilch begossen, mehrere Stunden lang mit Dampf gekocht und, nach Abfluss der Kalklauge, mit frischem, besser mit heissem Wasser gewaschen. Das so vorbereitete Stroh ■wird gekollert, in Holländer em- getragen, zu Ganzstoff gemaMen rmd auf Cylindermaschinen oder besonderen höchst einfachen Langsieb-Maschinen in Papier verwandelt. Bei diesen geringen Papiersorten handelt es sich darum, jede Hantirmig, überhaupt jede Ausgabe, sowie den durch Ausziehen der Inkrusten entstehenden Stoff- verlust auf das geringste Maass zu beschränken und die natüi-liche Festigkeit des Strohes durch das Mahlen möglichst wenig zu beeinträchtigen. Es empfiehlt sich deshalb, das gekochte Stroh auf KoUergängen (Seiten 498 — 511) zu zerquetschen, so dass dem Holländer nur noch das Mischen und Zertheilen zufällt, dass also auch die Gefahr einer zu starken Verkürzung der Fasern wesentlich verringert ist. Die Be- handlung des Strohes hängt übrigens von der Art des zu erzeugenden Papiers ab. In manchen FäUen begnügt man sich sogar füi' Umschlagpapier nicht mit dem be- schriebenen Verfahren, sondern kocht das Stroh mit Aetznatron im Drehkessel. 138 1090 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Mekrere Erfinder haben schon Einrichtungen gebaut, mit denen Stroh ununterbrochen zu Stoff zerquetscht werden soll. Die neueste Maschine dieser Art ist der in Abschnitt 393, Seiten 1082 u. 1083 dargestellte Triturateur Simonet, welcher in vielen Fabriken an Stelle des Kollergangs zur Umwandlmig von Stroh in Papierstoff dient. Er arbeitet auch hier rascher und billiger, liefert aber in vielen Fällen zu rohen Stoff. Da das Stroh nur einmal dui'chgequetscht wird, kann es nicht den hohen Grad von Zerkleinerung erhalten, den man ihm mit dem Kollergang geben kann. Anderseits leistet aber die Maschine mit verhältnissmässig wenig Kraft und ohne Handarbeit viel imd mag deshalb, wenn sie die Seite 1084 erklärte richtige Behandlimg erfährt, einen Theü der KoUergänge imd Holländer vorth eilhaft ersetzen. In neueren deutschen Fabriken schneidet man das Stroh mit einem Häekselschneider von der Seiten 1094 bis 1098 beschriebenen Art in Stückchen von 3 bis 4 cm Länge und befreit es in einer Getreide - Eeinigungsmaschine von Körnern. Das gehäckselte Stroh wird mit Kalkmilch in einen Kocher gefüllt, fest gestopft, damit man viel hineinbringt, und mit 2V2 bis 3 Atmosphären Dampfdruck etwa 4 bis 5 Stunden gekocht. Gewöhnhch benutzt man dazu kugelförmige Drehkocher und bläst den Dampf nach erfolgtem Kochen womöglich zur Wiederverwendung in einen benachbarten Kocher. Sobald das Manometer keinen Dampfdi'uck mehr zeigt, also kein hochgespannter Dampf mehr vorhanden ist, wird das Mannloch geöffnet, der Kocher in Drehung versetzt, dadurch entleert imd das gehäckselte und gekochte Stroh nun so fein gekoUert, dass zum Zer- mahlen der Knoten im Holländer nur noch wenig Arbeit nöthig ist. 398. Französisches Strohpapier. Im Centrum von Frankreich, in Li- mousin, wird das Stroh garnicht gekocht, sondern nm- gehäckselt xmd in gemauerten Gruben von etwa 5 m Tiefe und 20 bis 30 qm Fläche mit Kalkmilch eingeweicht, welche auf 1 0 kg Stroh etwa 1 kg Kalk enthält. Das Stroh wird durch Auflegen von mit grossen Steinen beschwerten Schwellen niedergehalten, imd die Lauge kann nach genügendem Einwirken durch das in einer Ecke der Grube befindliche Eisenblech- Sieb abgelassen werden. In solchen Gruben bleibt das Stroh 8 Tage lang, wird dann herausgenommen und etwa 3 bis 4 Tage der Einwirkung der Luft ausgesetzt. Dann wird das Stroh gekollert, nur wenige Minuten im Holländer gemahlen und in die Stoff bütten abgelassen, aus denen es auf Cylinder- Papiermaschinen mit 2 Nasspressen, etwa 8 Trockencylindern und einer Glättpresse gelangt. Da das Stroh nicht gekocht wird, behält es seine schöne gelbe Farbe und seinen natür- lichen Leimgehalt, der das Papier griffig und klingend macht. Im Süden Frankreichs, besonders am Canal du Midi, der von Cette nach Toulouse und Bordeaux führt, wird das Stroh imzerschnitten in Gruben von etwa 600 cbm Inhalt gelaugt, d. h. in Gruben von solcher Grösse, dass Wagenladungen von Stroh unmittelbar hineingestürzt werden können. Die Lauge wird auch hier aus etwa 10 Prozent des Strohgewichts an Kalk angefertigt. Der Inhalt der Gruben wird mit eingeleitetem Dampf erwärmt, das Stroh aber schon nach 24 Stunden herausgenommen und mehrere Tage der Luft ausgesetzt. Während das gehäckselte Stroh in Limousin garnicht gewaschen wird, kommt das einge- laugte Stroh hier in ganzer Länge in eine kupferne Schleuder oder Centrifuge, welcher Wasser in grosser Menge zufliesst. Man nimmt das Stroh nach etwa drei Miauten reingewaschen heraus und kann in achtstündiger Arbeit Stroh für etwa Gelbes Stroh-Packpapier. Französisches Strohpapier. Farbige Strohpapiere. Strohpapier-Maschinen. 1091 3500 kg Papier wasclien. Das gewaschene Stroh wird auf Kollergängen gemahlen, deren Antrieb von unten erfolgt, damit kein Schmieröl in den Stoff gelangt. Eine Fabrik dieser Art in der Nähe von Toulouse arbeitet mit drei Turbinen von je 40 Pferdestärken und 30 Kollergängen. Das gekollerte Stroh wird mit etwa 10 Prozent festen Stoffen, wie Taue und Hanfstengel, versetzt und muss, da es beim Kochen semen natürlichen Leim verloren hat, mit etwa 3V2 Prozent Harz geleimt werden. Die in solcher Weise hergestellten Papiere haben zwar nicht die schöne gelbe Farbe der Limousin'schen, aber infolge der Beimischung kräftiger Faserstoffe grössere Festigkeit und werden besser bezahlt. Die Fabrikanten der Dauphind pressen das Stroh unzerschnitten, in Pakete von etwa 10 kg gebunden, dicht fiebeneinander in senkrechte Kocher, wo es mit Milch aus 6 Prozent Kalk bei 3 Atmosphären Druck 4 Stimden gekocht wird. Das Stroh wird dann herausgenommen, in Holländern mit 15 Prozent Lumpen und 10 Prozent altem Papier gemischt, geleimt und wenn nöthig gefärbt. Lang- siebmaschinen mit 6 bis 8 Trockencylindern dienen zur Herstellung des Papiers, welches sich durch lange starke Fasern auszeicluiet und infolge der Anwendung vieler Trockencylinder auf beiden Seiten glatt ist. Manche Fabrikanten trocknen das auf gleiche Art hergestellte Papier auf Trockengestellen und erhalten damit festeres Papier, welches auch etwas höheren Preis erzielt. Im Norden imd Osten Frankreichs wird das Stroh meistens mit wenig Kalk im Kessel schwach gekocht, gekollert und in Holländern fertig gemahlen und geleimt. Durch das vorherige Kochen werden die Knoten aufgeweicht, und das Stroh lässt sich mit viel geringerer Kraft kollern und zermahlen, als wenn es wie in Limousin nur kalt eingeweicht war. 399. Farbige Strohpapiere. Im vorhergehenden Abschnitt wm'de schon erwähnt, dass die Fabrikanten das Stroh häufig mit altem Papier und anderen Rohstoffen mischen, um dem daraus hergestellten Papier andere Farbe und grössere Weichheit zu geben. Altes Papier eignet sich hierzu auch am besten, weil es billig ist und sich ohne grossen Kraftaufwand und Vorbereitung verarbeiten lässt. Wer sich die Mühe giebt, die alten Papiere nach ihrer Farbe zu sortii-en, mrd auch imstande sein, das durch deren Zutheilung veränderte Strohpapier in ver- schiedenen Farben herzustellen. Genügt die Zutheilung von altem Papier zur Herstellung der gewünschten Farbe nicht, so kann man der Masse im Holländer solche Farben zutheilen, die nicht viel kosten und auf Seite 462 besonders aufgeführt sind. 400. Strohpapier-Maschinen. Die Maschinen, welche ziu- Umwandlung des in den vorhergehenden Abschnitten beschriebenen Stoffes in Stroh-Packpapier dienen, dürfen weder in Anlage noch Unterhaltung so grosse Kosten verursachen wie die zur Verarbeitmig besserer Sorten benutzten. Dm'ch deren Vereinfachung sind eigene Bauarten entstanden, die nach imd nach immer mehr der Sonderart des Papiers angepasst wiu'den. Die Maschinenfabrik von F. W. Sti'obel m Chemnitz baut seit Jahrzehnten solche Maschinen und liefert dieselben jetzt (1893) vielfach nach der durch Figg. 1023 und 1024 in 1:100 der wahren Grösse in Auf- und Grundriss dargestellten Art. Aus der Stoffbütte A mit senki-echter 138* 1092 Ersatzstoife für Hadern. — Stroh. Rülirwelle gelangt der Stoff in den Regulator B, worin ein Schwimmer h durch Oefihen und Schliessen des Hahns ö^ den Zufluss regelt. Steigt der Stoff im Kasten B, so hebt er den Schwimmer, imd dieser verengt die Durchgangsöffnung des Hahnes &\ und umgekehrt. Aus B fliesst der Stoff durch Rinne h^ in das Gehäuse C, welches zwei von einander miabhängige Schöpfräder enthält, von denen eines den Stoff, das andere Siebwasser hebt. Die Mischung beider Flüssigkeiten wird im Behälter D geregelt, aus welchem sie vereint auf den zum Umkippen Fig. 1023. Fig. 1024. eingerichteten Sandfang E strömen. Von diesem fliesst der Stoff durch einen in der Zeichnung weggelassenen Knotenfang mit geschlitzten Platten, dann unter Schleussen oder Linealen durch auf den Siebtisch F, welcher nach Art der Seiten 598 bis 653 beschriebenen für ein Metalltuch von 10 m Länge gebaut ist. Derselbe kann mit einem Sauger versehen werden, welcher aber meistens nicht erforderlieh ist, da sich gelber Strohstoff selir leicht entwässert, d. h. das Wasser leicht abgiebt. Die untere Gautschwalze H besteht aus Eisen mit Kupfer- mantel. Um die eiserne Hauptwalze J läuft ein mit Wascheinrichtung versehener Strohpapier-Maschinen. 1093 Nassfilz i, welcher die Papierbahn vom Sieb abnimmt und auf den Trocken- cylinder L von etwa 2 m Durchmesser, mit verstellbaren Lagern, überträgt. Dann gelangt sie in den Längsschneider M und auf den Haspel N. Die Presswalze K, welche das Papier auf die vom Filz i bedeckte Hauptwalze J presst, ist gleichfalls von einem Nassfilz Ic umgeben, der von einer Spannwalze straff erhalten wird. Hebel imd Gewichte Ic^ sorgen für die gewünschte Anpressung. Das Sieb wird meist von Nrn. 60 bis 70, d. h. mit 22/18 bis 24/20 Drähten auf das cm genommen, i ist ein feiner sogenannter Glaceurfilz, Je dagegen ein gewöhnlicher Nassfilz. Der Antrieb erfolgt von Dampfmaschine P aus mittels Riemen durch die obere Welle B und diu-ch Räder mit Präcisions -Verzahnung. Zum Anlassen der Maschine ist langsamer, durch Reibungskupplung ermöglichter Gang vorgesehen, und die Handhabung dieser Einrichtung erfolgt von der Führungs- seite aus dm'ch eine in der hohlen Hauptwalze J liegende Spindel. Fig. 1025 Diese für dünne gelbe Strohpapiere bestimmte Maschine liefert davon bei 1250 bis 2250 mm Arbeitsbreite 750 bis 2000 kg in 24 Stunden. Sollen dickere Papiere angefertigt werden, so muss sich die Bauart der für Lumpenpapiere üblichen mehr nahem. In diesem Fall, oder wenn dem Strohstoff altes Papier, Zellstoff oder Lumpenstoff zugetheilt werden soll, erhält die Maschine vor allem Sieb - Schüttlung, selbständige Pressen, mehrere Trockencylinder usw. Sieb- cylinder sind nach Herrn Strobel's Erfahrung weniger vortheilhaft und nicht billiger als der beschriebene einfach gebaute Siebtisch, welcher überdies weniger Störungen im Betrieb verursacht. Eine Strohpapier-Maschine neuer Bauart von der Maschinenfabrik Akt.-Ges. vorm. Wagner & Co. in Cöthen in Anhalt ist von den Deckelriemen des Lang- siebes ab in Fig. 1025 in 1:60 der wahren Grösse dargestellt. Das Sieb ist hier mit Saugern und Schüttlung versehen und giebt das Papier nicht unmittelbar an die Hauptwalze, sondern über der imteren Gautsch- walze c an einen Filz f ab, welcher die obere Gautschwalze und die Hauptwalze b umschliesst. Von der Gautschpresse ab hängt das Papier kurze Zeit an der untern Seite des Filzes f, findet aber bald Unterlage in dem Filz f^, wird zwischen 1094 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. den beiden Filzen f f^ durch die Walzen l und d gefuhrt, darin ausgepresst, und gelangt dann mit Filz f zwischen Hauptwalze h und Trockencylinder a. Auf diesem bleibt es, bis es von einem Schaber abgelöst wird und als trockne Papierbahn P in den Längsschneider und auf die Haspel geht. Der Filz oder das Obertuch f wird auf dem Wege von der Hauptwalze zur Gautschwalze aus einem Spritzrohr genässt und zwischen einem Walzenpaar ausgepresst, also beständig gewaschen. Für die Anfertigung von Strohpapier auf solchen Maschinen giebt ein erfahrener Fachmann folgende Vorschriften: Das aufgezogene Sieb, welches drillirt Nr. 35 sein kann, soll nur massig gespannt werden. Nachdem man sich überzeugt hat, dass dasselbe gerade läuft, gebe man dem neuen Obertuch (/■), welches glatt geschoren ist, einige Eimer Stärkekleister mit einem kleinen Zusatz von Glycerin und darauf einige Eimer Kalkmilch, so dass das Tuch steif und hart wird. Nach solcher vorhergegangenen Behandlung nimmt das Obertuch den Papierbogen vom Siebe leichter ab und verhütet die grosse Schnallenbildung. Man gautsche wenig, lasse das Obertuch ein bis anderthalb Tage ohne Spritzwasser gehen, bis es ordentlich unrein ist. Später, nachdem die Schnallenbildung nachgelassen hat, gebe man reines Spritzwasser zu, und falls das Tuch zu schmutzig wird, bürste man von Zeit zu Zeit an der Stelle, wo das Spritzwasser auf das Tuch kommt. Ein Obertuch kann etwa 10 bis 12 Wochen Tag und Nacht aushalten, wenn sonst nichts dazwischen kommt. Den Pressfilz nehme man in der Qualität wie für andere Packpapiere, und sorge dafür, dass derselbe nicht zu kurz ist, damit man lange ohne zu waschen damit arbeiten kann. Nachdem das Papier geschnitten und sortirt ist, wird es gefalzt oder piano unter die Presse gesetzt und verschnürt oder fest gepackt in den Handel gebracht. 401. Strohpappen. Mit der Ausbildung der Papiermaschine ergab sich, dass man auf derselben auch sehr dicke Papierbahnen aus solchen Rohstoffen herstellen könne, deren Ganzzeug das Wasser leicht abfliessen lässt. Da Stroh ein solcher Rohstoff ist, so suchte man das übliche Aufrollen einer Strohpapierbahn auf der Formatwalze imd nachherige Trocknen der in Bogen abgenommenen Strohpappen dm'ch Fertigstellung derselben auf der Papiermaschine zu ersetzen. Durch Herstellung und Trocknung der Pappen in endloser Bahn wie Papier konnte man alle mit dem Abnehmen von der Formatwalze imd dem Trocknen der Bogen verknüpfte Handarbeit ersparen und dieselben viel billiger erzeugen. Die Herstellung von Strohpappen in endloser Bahn breitete sich infolge- dessen von den 60 er Jahren ab in den strohreichen Gegenden Deutschlands, Hollands und der Vereinigten Staaten derart aus, dass jetzt (1893) in allen diesen Ländern Anlagen zur Erzeugung von mehr Strohpappen bestehen, als der Markt aufnehmen kann. Diese Uebererzeugung wird durch den Wettbewerb der Holz- schliff-Pappen noch erhöht und hat in den Vereinigten Staaten von Amerika dahin geführt, dass sich d'e meisten Strohpappen-Fabriken etwa 1890 zu einer Gesell- schaft vereinigten welche die Erzeugung nach Bedarf einschränkt. 402. HäCÄselmascliiuen. ß ji der Fabrikation von Strohpappen wird das Stroh nicht in ganzer Länge verarbeitet, wie dies häufig bei Strohpapier geschieht, sondern in kurze, 15 bis 20 mm lange Stückchen geschnitten. Bei dicker Pappe kommt es nämlich nicht darauf an, die Länge der Fasern zu bewahren, sondern viel mehr, einen Stoff herzustellen, der das mit den Fasern vermischte Wasser möglichst leicht abgiebt und eine dicht geschlossene Masse bildet. Fig. 1026 zeigt eine von der Aktien - Gesellschaft H. F. Eckert & Co., Berlin O, ganz aus Eisen gebaute Häckselmaschine. Ein endloser Gm't, der in der Lade läuft, führt das Stroh den Speisewalzen zu, und von deren Umdrehungs- Strohpapier -Maschinen. Strohpappen. Häcksehnaschinen. 1095 Geschwindigkeit hängt die Länge der abgeschnittenen Stücke, des Häcksels, ab, da die Messer stets die gleiche Zahl Umdrehungen — etwa 175 in der Minute — machen. Die Speisewalzen können mit einem Griff stillgestellt werden und solche Geschwindigkeit erhalten, dass Häcksel von 10 oder 20 mm Länge entsteht. Der Antrieb erfolgt von der Kiemscheibe aus. In einer Stunde soU man etwa 525 kg Häcksel mit der Maschine schneiden können. Da es bei Strohseimeidmaschinen, deren scharfe Messer mit grosser Ge- schwindigkeit umlaufen, häufig vorkommt, dass der Arbeiter das Stroh zu weit vorschiebt, mit den Fingern in die Messer geräth und schlimme Verwundungen erfährt, so ist in der Seiten 1102 bis 1104 beschriebenen Halbach'schen Fabrik eine Eim-ichtung getroffen, welche diese Gefahr nach Möglichkeit verhindert. Fig. 1026. Dieselbe ist in dem Grundriss Fig. 1027 der besonders schwer und stark gebauten Maschine dargestellt. Die mit Fest- und Leerscheibe f versehene Welle d trägt das Schwimg- rad a, an welchem zwei Schneidmesser l sitzen, sowie das Stirnrädchen g, welches in das grössere Stirnrad h greift und durch Vermittlung des Kegelrädchens i die Speisewalze c in Bewegung setzt. Sobald nämlich das Kegelrad i in eines der auf WeUe r sitzenden Kegelräder h und l greift, wird die Speisewalze c mittels der Stirnräder m und n gedreht. Die Kegelräder ä und l sitzen auf einer gemeinsamen Muffe, die sich auf der WeUe r mittels des Hebels p leicht verschieben lässt. Je nachdem das Kegelrädchen h oder l in Eingriff mit i gebracht ist, dreht sich 1096 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Welle r links oder rechts und die Speisewalze c vor- oder rückwärts. Der Hebel p reicht so weit über den Speisetrog, dass er dem Arbeiter stets bequem zur Hand ist, und dieser durch einen schwachen Druck auf denselben die kurze Verschiebung der Rädchen Je und l bewirken kann, welche sofortigen Rücklauf der Speisewalze c bewirkt. Will er nur Stillstand der Speise walze veranlassen, so bewegt er den Hebel p so, dass keines der Rädchen h und l in i greift, sondern beide die Stellung der Zeichnung eiimehmen. Die Ausrückung erfolgt so leicht und rasch, dass sie, falls eine Hand in die Speisewalzen geräth, mit der andern oder dem Arm durch einen Ruck am Hebel p veranlasst werden kann. y^yy\i\iyy\i\NW ^^-|iii^M'iHBiii|^niiMiim g i-7Z Fig. 1027. Die Verwundungen treten meist ein, wenn der Vorschub der Speisewalzen stockt, und der Arbeiter das Stroh mit der Hand zurückholen oder in regel- mässige Lage bringen will. Wenn er dann nur mit dem Ellbogen oder dem freien Arm den Hebel p verschiebt, drehen sich die Speisewalzen rückwärts, und die gefährdete Hand ist gerettet. Nach in Holland gemachten Erfahrungen werden die Unfälle dm'ch die beschriebene leichte Ausrückung nicht völlig verhindert, wenn. auch vermindert, wie von Löber auf Seite 235 der Verslagen van de Inspedeurs van der Arheit over 1891 schreibt. Herr Johaim Janssen, Werkführer der Strohpappen-Fabrik Hooites & Beuhema in Hoogezand, wo trotz solcher Ausrückung ein Unfall am Häckselschneider vorkam, hat nachher die Zuführung durch die in Figg. 1028 und 1029 in Grund- und Aufriss dargestellte Einrichtung verbessert, Häckselmaschinen. 1097 Auch hier ist a das mit Messern h besetzte Schwungrad, welches auf Welle d sitzt und von Riemscheiben f getrieben wird. Die Zahnrädchen h und l sitzen lose auf Welle d, stehen fortwäkrend in Eingriff mit Rädchen i, und letzteres wird nach links oder rechts gedreht, je nachdem h oder l von der durch Einrückhebel p und r bewegten Kupplung mitgenommen wird. Vom Rädchen i aus werden dui'ch Welle s und Zahnrädchen auf Wellen m w o die Stiften-Speisewalzen G sowie Walze P in Bewegung gesetzt. Unter o liegt eine zweite Welle, von welcher Walze Q ihre Bewegung erhält. Durch eine kurze Bewegung der Ausrückstange p wird somit auch hier nach Wunsch Vor- oder Rücklauf und Stillstand der Speisewalzen bewirkt. Die in dem Zufuhrtrog liegende Walze P ist mit der höher liegenden Walze R durch einen Riemen verbunden und nimmt diese mit. Die untere Walze Q setzt mittels der Blechkette V Blechkette 7 Fig. 1029. bildet auf 1,5 m Länge den Boden des Troges, nimmt das am Ende aufgelegte Stroh mit und fördert es zwischen die Stiftenwalzen C. Auf seinem Wege wird es von dem über Walzen P und R gelegten Riemen niedergehalten. Eine Schutz- vorrichtimg T verhindert, dass Stroh zwischen den Riemen und seine Walzen gelangen kann. Es wurde auch versucht, die Walze P, wie in Fig. 1029 gezeichnet, mit 139 1098 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Hebel und Gewicht U niederzudrücken, aber für überflüssig befunden. Die Maschine soll mit 3 Messern bis zu 2000 kg Häcksel von 1,5 bis 2 cm Länge in der Stunde schneiden. Der das Stroh auflegende junge Arbeiter soll dadurch vor Unfall behütet sein, dass er mehr als 1,5 m von den Speisewalzen und Messern entfernt ist. Bei regelmässigem, richtigem Gang der Maschine wird der Arbeiter allerdings nicht in Gefahr kommen, wenn aber die Zuführung stockt, wenn die Speisewalzen das Stroh nicht vorwärts schaffen können, imd der Arbeiter unvorsichtig genug ist, dies mit den Händen zu ordnen, ohne vorher die Maschine auszurücken, wird auch hier ein Unfall vorkommen können, obwohl es bei zweijährigem Betrieb nicht vorgekommen ist. In einer Fabrik fand Verf. die Häckselsctmeider nebst Zuführwalzen ganz von einem Brettergehäuse bedeckt, welches während des Ganges der Maschine nicht abgenommen werden darf und sich auch kaum abnehmen lässt. Um daher eine Verstopfung zu beseitigen, muss der Arbeiter die Maschine umstellen, d. h. die Speisewalzen rückwärts laufen lassen, kann aber mit der Hand nicht an die Messer kommen. Diese kann er nur erreichen, wenn der Schutzkasten abgenommen, und die Maschine zu diesem Zweck vorher stillgestellt, also keine Gefahr mehr vor- handen ißt. Hölzerne Schutzkasten dieser Art nebst einer der beschriebenen Ein- richtungen zum Umkehren der Bewegung der Speisewalzen erscheinen daher zur Verhütung von Unfällen sehr geeignet. 403. Strohpappen-Fabrikation. Als Beispiel einer Strohpappen-Fabrik sind in Figg. 1030 und 1031 als Längsschnitt imd Grundiiss die wesenthchen Theüe einer Anlage in 1 : 250 der wahren Grösse gegeben. Dieselbe ist von F. H. Banning, Maschinenfabrik in Düren, Rheinpreussen, in Holland ausgefühi't worden, wo die Firma mit dem Bau von drei Fabriken dieser Art betraut wurde. Die Gebäude mussten des schlechten Baugrundes wegen möglichst niedrig gehalten werden. Das in Ballen ankommende Stroh wird mit dem Aufzug A in das obere Stockwerk gebracht, auf Häckselmaschinen B in Stückchen von etwa 2 cm Länge geschnitten imd durch im Boden angebrachte Trichter in die Kugelkocher C (s. Seiten 88 bis 90) gefüllt. Im oberen Stockwerk imd zwischen je zwei Kochern stehen rechteckige Behälter D, in welchen Kalk mit Wasser angerührt in Kalk- milch verwandelt und diu'ch Kinnen und Filter gleichzeitig mit dem Stroh in die Kocher gelassen wird. Sobald möglichst viel Stroh in letztere gepackt und die Mannlöcher geschlossen sind, lässt man Dampf einströmen und langsam umlaufen. Nach mehrstündigem Kochen bei mehreren Atmosphären Druck nimmt man den Mannloch-Deckel ab und setzt den Kocher in Bewegung, bis alles Stroh ausgeleert ist. Dasselbe hegt dann so, dass es ^equem vom Arbeiter auf einen der Koller- gänge E gegeben werden kann. Von den im Abschnitt 203, Seiten 498 bis 511 beschriebenen KoUergängen sind zur Verarbeitung von Stroh diejenigen am ge- eignetsten, welche die wenigste Ausbesserung bei gleicher Leistung erfordern. Nachdem das Stroh, und besonders dessen ICnoten, auf den KoUergängen völlig zerquetscht worden ist, wird es in den gegenüberstehenden HoUändem F ohne irgend welchen Zusatz gemahlen, bis es in Ganzzeug verwandelt ist. Aus den Holländern wird der Stoff zunächst in einen gemauerten Stoffheller H abgelassen, der besonders in holländischen Fabriken vielfach angelegt wird. In diesem und in den Stoff bütten J J^ kann soviel Stoff in Vorrath gehalten werden, dass die Häckselmaschinen. Strohpappen-Fabrikation. Fig. 1030. 1099 Fig. 1031. «^-w^.v^.^v^vvvxv^^.^,N^^vv^vx^^^^^^^ 139* 1100 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Pappeniuascliine weiter arbeiten kaim, wenn auch die anderen Tlieile der Fabrik aus irgend welchen Gründen stillstehen. Der Stoffkeller hat nach der Bütte J hin starkes Gefälle und ist mit dieser so verbunden, dass er sich in dieselbe entleert. Aus Bütte J mit liegender Welle wird der Stoff von einem Schöpfrad (s. Seiten 517 bis 521) gehoben und in die anstossende Bütte J^ befördert. Diese Bütte /^ hat in gewisser Höhe einen Ueberlauf nach J, so dass sie stets mit // I Kl Stoff gefüUt ist, aber nicht überlaufen kann. Aus Bütte J"^ gelangt der Stoff in ein zm' Pai^penmaschine gehöriges Schöpfrad K, wo er mit dem Tischwasser der Pappenmaschine zusammenkommt und auf den Sandfang K^ gehoben wird. Die aus Kesseln N gespeiste Dampfmaschine M giebt 90 Pferdestärken, die Pumpe L fördert in der Minute 700 bis 800 1 Wasser in einen hoch gelegenen Behälter, i/^ ist eine Kesselspeisepumpe mit Riemenbetrieb, V^ eine Reserse- Dampf-Speisepumpe. Strohpappen -Fabrikation. 1101 m Die Pappenmaschine ist in Figg. 1032 und 1033 in Grund- und Aufriss 1:100 der wahren Grösse besonders dargestellt. Das Schöpfrad a fördert den aus den Bütten erhaltenen Stoff auf den Sandfang &, aus dem er in den Knotenfang c und auf das 14 bis 18 m lange Sieb d fliesst. Hinter dem Sauger ä'^ liegt auf dem Sieb ä ein Obersieb f, welches die obere Gautschwalze einhüllt. Damit dasselbe der Pappenbahn möglichst viel Wasser nach oben hin entzieht, muss es Fiff. 1032. Fig. 1033. y//////////////7//////,//'/////////^//.'/,.' /.:,v/,/ /'///////,■/'/;/.■.■/,■////, ■/////. /y//, -, ■ ■■' -/.■.:■ V • ■/ -^ •/^'///.■/'y.\/ '^fy^yy^/A'/^-y/^/^y/////////////////^//////////////////////^ kräftig auf diese gepresst werden, was durch Einlegen von 6 mit Gewichtshebehi versehenen Presswalzen g geschieht. Unter jeder Presswalze g liegt unter dem Sieb ä, eine Tragwalze von gleichem Durchmesser, so dass die 6 Walzenpaare wie eben so viele kleinere Gautschj)ressen Avirken, und auch VorgautschiJressen heissen. Der Maschinenführer nimmt die Pappenbahn von der unteren Gautschwalze h ab und legt sie auf den Filz i, welcher sie dui'ch die erste Nasspresse p führt. Zur' Entwässerung der Pajjpenbahn von oben ist die obere Presswalze von einem Ober- IIQ2 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. oder Steigfilz i^ umgeben. Auf dem Filz i bleibt die Pappenbahn nur solange, als dieser nahezu waagrecht fortläuft; wo er sich nach unten dreht, wird die Pappen - bahn abgenommen und auf den beinahe anstossenden Filz Ic der zweiten Nass- presse p^ gelegt, die gleichfalls mit Oberfilz A^ versehen ist. In genau gleicher Weise geht die Pappenbahn auf Filz l durch die Presse p ^, welche ohne Oberfilz arbeitet, weil die Pappe hier schon zu trocken ist, um noch erhebliche Mengen Wasser nach oben abzugeben. Alle Filze sind gleich lang. Nach Abnahme vom letzten Filz l wird die Pappenbahn um die Andruck- walze 1 gelegt und gelangt so auf den ersten Trockencylinder 2 von 2 m Durch- messer. Bei der Andruckwalze 3 verlässt die Bahn den ersten Cylinder imd wird um die Andruckwalze 4 von oben auf den zweiten Trockencylinder ö geführt. Diese Zuführung von oben bewirkt, dass diesmal die andere Seite der Pappe mit der Oberfläche des Cylinders 5 in Berührung kommt. Die abwechselnde Trocknung der beiden Seiten der Pappe setzt sich, wie ihr Lauf über Walzen und Cylinder 6 bis 18 zeigt, bis ans Ende fort und bringt gleichmässige Trocknung beider Seiten zustande. Während ihres Laufes über die Cylinder wird die Pappe nicht nur von den Führungs- imd Andruckwalzen, sondern auch von besonderen eisernen An- druckwalzen m auf die Cylinder gepresst. Von der letzten Anpresswalze 18 geht die Pappenbahn um die Anpress- walze 19 auf das aus 5 Hartwalzen, 20 — 24, bestehende Glättwerk, dessen Walzen 21 imd 23 von besonders grossem Durchmesser und heizbar sind. Die jetzt fertige Pappe wird vom Längsschnitt n in zwei Bahnen getheilt, die sich hinter den Zuführwalzen o so trennen, dass jede unabhängig von der anderen durch ein Quer- schneidmesser q in Bogen getheUt wird, die sich auf Tische r legen. (Vergl. Figg. 1035 bis 1036 und Seiten 1105 imd 1106.) Die Dampfmaschine ;S' setzt durch Räder die aus Fig. 1033 ersichtliche lange, am Boden liegende Wellenleitung in Bewegung, von welcher aus durch Kegelriem Scheiben mit verstellbaren Riemen und Kegelräder die einzelnen Theile der Pappenmaschine angetrieben werden. Jeder Trockencylinder hat selbständiges Vorgelege. Von einer Riemscheibe auf der Dampf maschinen-WeUe erhalten die Rührbütten, Schöpfrad, Knotenfang und Schüttler ihre Bewegung. Die Maschine erzeugt in der Minute 3,5 bis 14 m Pappenbahn, von der 1 qm 650 g bis 1,5 kg wiegt, und die ganze Anlage soll in 24 Stunden 11 000 bis 14 000 kg Pappen liefern. Folgende Beschreibung der grössten deutschen Strohpappenfabrik von F. Halbach in Leer, Ostfriesland, welche Verfasser Ende 1892 besuchte, giebt ein Bild einer andern Anlage dieser Art. Die Fabrik liegt nahe dem Bahnhof in Leer, hat Anschlussgeleise sowie Landungsplatz für Segelschiffe und Dampfer an dem tiefen Nebenarm Leda der Ems. Ein der Firma gehöriger Dampfer von 300 Tonnen Gehalt lichtete in Gegenwart des Verfassers die Anker, um eine Ladung Pappen nach England und Kohlen zurückzubringen. Der Dampfer versorgt jedoch die Fabrik nur zur Hälfte ihres Bedarfs mit Kolilen, die andere Hälfte wird aus Westfalen bezogen. Alle inneren Transporte vom Landungsplatz, Vorrathssehuppen usw. zur Fabrik erfolgen möglichst auf Schmalspurgeleisen. Sfcrohpappen-Fabrikation. 1103 Die Fabrik erzeugt mit ihren 6 Pappenmaschinen wöchentlich, d. h. in 6 Arbeitstagen, etwa 200 000 kg Pappen und braucht dazu 140 bis 145 pCt., das ist rund 290 000 kg oder 5800 Centner Stroh. Solange die Schiflffahrt offen ist, wird dasselbe meist in Schiffen herangebracht. Die Beauftragten der Fabrik gehen mit Pressen auf die Güter, packen das Stroh, binden es mit Eisendraht und senden es nach Leer. Dasselbe wird aus Holland und Deutschland bezogen. Das holländische Stroh ist weniger gut als das deutsche und wird mit diesem gemischt verwendet. Roggenstroh ist am beKebtesten und wird am besten bezahlt. Da aber die Gegend, besonders Holland, nicht genug davon liefert, so werden alle anderen Arten mitverarbeitet. Nimmt man den Werth von Roggenstroh zu 100 an, so haben die anderen Arten etwa die in folgenden Zahlen gegebenen Werthe: Roggenstroh =100 Weizenstroh = 90 Haferstroh = 80 Gerstenstroh == 65 — 70. Hierbei ist vorausgesetzt, dass sich das Stroh in gutem, trockenem Zustande befindet. Ist dies nicht der Fall, so wird in der Fabrik ein dem Feuchtigkeits- gehalt entsprechender Gewichtsabzug gemacht. Die Anlage wurde nicht von Anfang an so gTossartig geplant, wie sie jetzt ist, sondern nach Bedarf erweitert. Vier Pappenmaschinen stehen jedoch neben- einander in einem Gebäude. Infolge der verschiedenen Erweiterungen wurden auch verschiedentlich neue Kraftquellen erforderlich, und es werden jetzt von 9 ComwaUkesseln, drei 75 pferdigen Dampf-Maschinen mit Kondensation und 6 Be- triebsmaschinen der Pappenmaschinen etwa 300 Pf. St. erzeugt. Das Betriebswasser wird aus der Leda in Klärteiche gepumpt und aus diesen nach Bedarf entnommen. Die 5 Häckselmaschinen, mit welchen das Stroh in Stückchen von etwa 2 cm Länge geschnitten wird, stehen eine Treppe hoch über den zu ebener Erde befindlichen Kochern, sodass das gehäckselte Stroh unmittelbar von dort aus in die Kocher gefüllt werden kann. Alle 16 Kocher sind kugelförmig, von 8' Durchmesser xmd drehen sich langsam. Gleichzeitig mit dem Stroh wird Kalkmilch zugelassen, die eine Tre2:)pe hoch in einem Bottich aus gebranntem Kalk bereitet wird und durch ein Sieb mit anschliessender Rinne in das offene Mannloch fliesst. Das Nässen mit Kalkmilch hat zunächst die Wirkung, dass das Stroh sich dichter zusammendrängt und, der Kocher 1300 bis 1500 kg davon aufnimmt. In den Kocher wird Dampf geleitet, bis ein Druck von 3 bis 4 Atmosphären erreicht ist; dann wird bei diesem Druck etwa eine Stunde lang gekocht und nach Abblasen des Dampfes das Mannloch geöffnet. Lässt man den Kocher dann umlaufen, so entleert er sich von selbst. Der wässrige Theil des Inhalts der Kocher kann vom Fussboden, auf welchen das Stroh fällt, abfliessen, und das Stroh erfährt hier auch erforderlichen Falls durch Bespritzen mit Wasser eine Waschung. Jeder Kocher kann fünf- bis sechsmal in 24 Stunden gefüllt und entleert werden. Das Stroh hat durch das Kochen schon viel von seiner Sprödigkeit ver- loren und dunklere Färbung erhalten, muss aber noch starke Quetschung erfahren, damit seine Knoten sich auflösen und zertheüen und die Halme sich zerfasern. 1104 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Fr. Halbacli benutzt hierzu 16 Kollergänge mit Bodenstein und Läufern aus Granit von kräftiger einfacher Bauart, die keinen Aailass zu Ausbesserungen giebt. Das auf dieselben geworfene Stroh bedarf nur sehr kurzer Zeit, um zermalmt zu werden und kann deshalb rasch einer neuen Ladung Platz machen. Vierzehn zum Theil mit Waschliauben versehenen Holländern verschiedener Grösse fällt die Aufgabe zu, das gekollerte Stroh in Papierstoff zu verwandeln, der sich zur Verarbeitung auf der Pappenmaschine eignet. Da jeder Holländer zum Füllen, Mahlen und Entleeren mu- etwa 1 Stunde in Anspruch nehmen soll, so müssen Walze und Grundwerk sehr leistungsfähig sein, um in so kurzer Zeit das Stroh, ohne es zu zerschneiden, in Fasern zu zerreiben oder zu zermahlen. Nachdem fi'üher gusseiserne mit Rillen versehene Grundwerke dazu benutzt wurden, ist man jetzt mit den von Escher Wyss & Co. in Zürich gelieferten neuen Holländern mit sehr breitem Grundwerk aus Stahlschienen mit Holzzwischen- lagen (siehe Seite 256) sehr zufrieden. In diesen Holländern wird das gekollerte Stroh ohne irgend welche Beimischung gemahlen, in Stoff bütten abgelassen und auf den 6 grossen Pappenmaschinen verarbeitet. Diese bestehen aus Knotenfang, Langsieb Nr. 25 mit Obersieb Nr. 22, zwei oder drei Nasspressen mit Unter- und Oberfilz, einer Reihe grosser Trockencylinder, Hartwalzen-Kalander, Längs- und Querschneider. Die neueste Halbach'sche Maschine hat ein Sieb von 15 m Länge, 2 Nasspressen, 6 Trockencylinder von 2,2 m Durchmesser usw. imd liefert in 24 Stunden dm'chschnittlich 10 000 kg längs- und quergesclmittene Pappen. Die Pappenbalin wird wie bei der Maschine Figg. 1032 und 1033 so auf die ohne Filz laufenden Trockencylinder geführt, dass abwechselnd eine und die andere Seite auf denselben liegt. Die Bahn muss auf dem ersten Cylmder schon eine solche Trocknung erfahren, dass sie sich leicht ablösen lässt. Der erste Trocken- cylinder wird deshalb mit direktem Dampf geheizt und hat aus gleichem Grunde auch den grossen Durchmesser von 2,2 m mit entsprechend grosser Heizfläche. Li einer besonderen Abtheilung der Fabrik werden Pappen zusammengeklebt, wenn sie in grösserer als Maschinendicke, d. h. mehr als 2 bis 3 mm stark verlangt werden. Dies geschieht in der Weise, dass man eine Pappe zwischen zwei aufeinander liegenden Walzen durchgehen lässt, die in nebenstehender, aus dem Gedächtniss ge- zeichneter Skizze Fig. 1034 mit a b bezeichnet sind. Die untere Walze b läuft in dickem Kleister und überträgt davon beim Leerlauf auf die obere a. Schiebt man eine Pappe durch, so wh'd dieselbe auf beiden Seiten mit Kleister be- deckt mid legt sich von selbst in dem auf drei Seiten geschlossenen Holzkasten c auf eine vorher eingelegte trockene Pappe. Legt der bedienende Arbeiter dann noch eine zweite trockene Pappe darauf, so sind schon drei vereint, und es entsteht eine fünffache Pappe, wenn man noch eine bestrichene und eine trockene folgen lässt. Nur die zweite imd vierte. Lage dieser hierneben skizzirten Fig. 1034. Sfcrohpappen- Fabrikation. Querschneider für Strohpappen -Maschinen. 1105 Pappe sind also durch Walzen a und h gegangen, die anderen aber wurden immittelbar in den Kasten c gelegt. Die so zusammengeklebten Pappen werden dann noch gepresst, getrocknet, geglättet und beschnitten. Holzschliif- Pappen stehen in scharfem Wettbewerb mit Strohpappen und werden für manche Zwecke vorgezogen, weil sie weiss sind. Um die Strohpappen auch auf einer oder beiden Seiten weiss zu hefern, beklebt man dieselben nach Fertigstellung mit weissem Papier. Herr Halbach benutzt hierzu Maschinen, in welche das weisse Papier in Rollen eingelegt und beim Abrollen mit Kleister be- strichen wird. Auf dies mit Kleister bestrichene Papier werden dann die Pappen gelegt. Diese Papierbahn mit daraufgeklebten Pappen geht über einen Trocken- cylinder und wird dann in beklebte Pappen getheilt. Zwei Mann genügen zur Bedienung. (Beklebmaschinen werden im fünften Kapitel eingehender behandelt.) Die Trockner der amerikanischen Strohpappen-Maschinen bestehen aus sehr vielen, bis 26, kleiueren Cylindern, die, wie die mittleren Cylinder des in Fig. 556, Tafel in, dargestellten Trockners, in zwei Reihen übereinander angeordnet sind. Eine Seite der Pappenbahn kommt also mit den imteren, die andere mit den oberen Cyhndern in Berühi'ung. In den meisten Fällen erhalten die Cylinder 42 Zoll, d. i. 1,06 m Durchmesser, manche Fabrikanten nehmen sie aber auch kleiner, von 28 ZoU, d. i. 0,71 m Durchmesser, weil sie der Lufttrocknung dadurch näher kommen wollen, dass die Pappenbalm nach kurzer Berührung mit den heissen Cylindern wieder dm'ch die Luft geht und den entwickelten Dämpfen häufige Gelegenheit zum Entweichen giebt. Auf Erkundigung wurde dem Verfasser mitgetheilt, dass die Durchfülirung der Pappenbahn keine Schwierigkeiten ver- ursacht, imd dass dieselbe nicht an dem ersten Cylinder festklebt. 404, Querschneider für Strohpappen-Maschinen. Strohpappen, die mehr als 1 mm dick in endloser Bahn aus der Pappenmaschine kommen, lassen sich nicht mit den füi- Papier gebräuchlichen Querschneidern zertheilen. Es ist überdies häufig erforderhch, dass die beiden Hälften der Pappenbahn, in welche die volle Breite vom Längsschneider zerlegt wü'd, verschiedenes Format erhalten, dass also jede halbe Bahn mit einem besonderen Messer imd in verschiedene Längen geschnitten whd. Herr E.. JSTyblad, Maschinenfabrikant in Papenburg, Ostfriesland, hat sich infolge seiner Thätigkeit in deutschen und holländischen Strohpappen-Fabriken seit vielen Jahi-en damit beschäftigt, Querschneider zu bauen, welche diese Schwierigkeiten überwinden. Nachdem er vorher solche von anderer Bauart ein- geführt und immer mehr verbessert hatte, gelangte er in den letzten Jahren zu der in Figg. 1035 und 1036 dargestellten, die sich bewährt hat und in den meisten Stroh- j)appen- Fabriken angewandt ist. Dieselbe steht am Ende der Pappenmaschine, an den Längsschnitt anschliessend. Nachdem die Pappenbalm vom Längsschnitt getheilt ist, gelangen die ge- theilten Bahnen P noch miteinander zwischen die beiden Zufülirwalzen a a'^, werden aber beim Austritt getrennt, d. h. die eine wird nach oben zu dem Messer h, die andere nach imten zum Messer ö^ geführt, wie die in Fig. 1036 in DoppelUnien gezeichneten Bahnen zeigen. Die beweglichen Messer hl'^ sind in senkrechter Lage an den Trägern befestigt, wirken, sobald sie am oberen Ende losgelassen sind, wie FaUbeüe und führen mit ihren scheerenartigen Schneiden und den 140 1106 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. waagerecht liegenden festen Messern //i den Schnitt aus. Das Gewicht der Träger imd Gestänge ist so gross, dass die Messer bb^ den Widerstand der stärksten Pappen leicht überwinden. Die abgeschnittenen Pappen liegen auf den Tischen P^ P- und werden von diesen weggenommen. Jeder Messerträger h h ^ wird in zwei Gleit- stangen r senkrecht geführt. Die Einrichtung, welche dafür sorgt, dass jedes Messer zu rechter Zeit niederfällt und nach erfolgtem Schnitt sofort wieder zurück- geht, besteht hauptsächlich aus je einem Sperrbalken e, welcher den Messerträger oben hält, bis er von einem Dreh-Knaggen d zurückgedrängt, d. h. ausgelöst wird. Damit die Messerträger nicht zu tief fallen und aufstossen können, werden sie am oberen Ende von Gummibuifern l aufgefangen. Sobald das Messer durchgeschnitten hat, wird es von einem Dreh -Knaggen g wieder erfasst, in die frühere Stellmig zurückgebracht und vom Sperrbalken e hoch gehalten. Um längere oder kürzere Bogen zu schneiden, hat man daher nur die Wellen, auf welchen die Knaggen cl g sitzen, langsamer oder rascher laufen zu lassen. Dies ist in sehi- weiten Grenzen dadurch möglich, dass drei Paar Wechselräder jj g zum Antrieb der Knaggenwelle dienen, und dass die Riemen c, von welchen die Bewegungen ausgehen, in Gabeln laufen, welche mit Schrauben m auf Kegelriemscheiben verschoben werden können. Die unteren Kegelriemscheiben sitzen auf gemeinsamer Welle i, die von Riem- scheibe h ihren Antrieb erhält. Trotz dieses gemeinsamen Antriebs kann die Knaggenwelle jedes Messers verschieden rasch laufen und Bogen verschiedensten Formats sehneiden. Die Speisewalzen aa'^ erhalten ihren Antrieb von Welle i aus durch Zahn- räder h, welche auf der Welle der Walze a^ treiben. Querschneider für Strohpappen-Maschinen. Fasergehalt von Stroh. 1107 b) STROHZELLSTOFF. 405. Fasergehalt von Stroh. Da zui" Bereitung von gutem, weissem Papier nur reiner, von Inkrusten befreiter Zellstoff dienen kann, so hängt der Werth irgend einer Pflanze als Papierfaserstoflf in erster Linie von ihrem Gehalt an Zellstoff ab. Nm- wenige Pflanzen sind bis jetzt mit Rücksicht auf diese Ver- wendung untersucht worden; Direktor C. Schmidt hat im Centralblatt für Papier- fahrikation 1871 folgende Untersuchungsergebnisse mitgetheUt: 1 1 1 & 1 i o 1 1 o 1 S 0! 1 M ä 3 1 'S 1 1 hü o •i DurchWasser auszieh- bare Theile . . . Durch verdünute Kali- lauge ausziehbare Theile Wachs, Harz, Chloro- phyll Faser 70,94 16,42 0,48 11,16 25,00 57,00 3,00 15,00 28,00 48,36 2,88 20,76 10,67 37,42 0,91 51,00 46,60 23,24 1,54 28,62 11,33 38,24 0,78 49,65 20,67 31,62 0,77 46,94 27,47 34,16 1,27 37,10 17,00 67,03 1,74 24,23 14,80 29,80 0,50 54,90 2,80 49,08 0,52 47,60 7,60 40,43 0,47 51,50 Aus der Entstehungsweise der Pflanzen geht schon hervor, dass sich ihre Zusammensetzung während ihres Lebens fortwährend verändert, auch weiss man aus Erfahrung, dass diese vom Klima, Boden und der Art des Anbaues abhängt. Die angeführten Zahlen können deshalb nur für die Muster der Pflanzen gelten, welche Gegenstand der Untersuchungen bildeten, mögen aber für anderwärts ge- wachsene Pflanzen derselben Arten wesentlich abweichen, wie schon nachstehende Untersuchungsergebnisse beweisen: Nach Dr. Adolf Mayer'' s Lehrbuch der Agriculturchemie, Heidelberg 1871, ent- halten die verschiedenen Stroharten folgende Mengen der wesentlichsten Bestandtheile: Getreidestroh. Erbsens troll. Boliuenstroh. Wicken stroli. Wasser 12-21% 12-170/0 14—22% 13-17% Organ. Substanz 75—83 82—83 76 75—80 Holzfaser 29—55 34—52 26—42 31—53 Stickstoff 0,3—0,9 2,0 1,7 V Kali 0,5—1,1 1,1 ? ? Phosphorsäure 0,2-0,3 0,4 ? ? Asche 3—8 3—4 5—9 5—8 140 • 1108 Ersatzstoffe für Hadern. Stroh. In dem Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Oesammtgebiete der Agri- Iculturchemie, Berlin, J. Springer 1869, finden sich folgende, von V. Hofmeister und E. Wolfi" gefundene Zusammensetzungen von Haferstroll : Hofmeister. E. Wulff Wasser 12,93 10,30 15,14 15,69 Proteinstoffe 3,96 2,85 3,45 7,00 Fett 2,23 1,24 2,73 1,64 Stickstofffreie Nährstoffe 38,04 33,11 39,46 33,26 Rohfaser 37,42 47,19 33,51 37,13 Asche 5,42 5,31 5,71 5,28 Dr. Hugo Müller in London giebt in Die Pflanzenfaser 1876 folgende Zahlen nach Emil Wolff: Winter- Winter- Winter- Winter- Sommer- Hafer Mais roggen. dinkel. gerste, weizen. gerste. Wasser . • 14,3 14,3 14,3 14,3 14,3 14,3 14,0 Organische Bestandtheile . . 82,5 79,7 80,2 80,2 79,7 80,7 82,0 Asche 3,2 6,0 5,5 5,5 7,0 5,0 4,0 Fett und Wachs 1,3 1,4 1,4 1,5 1,4 2,0 1,1 Stickstoffhaltige Körper . . . 1,5 2,0 2,0 2,0 3,0 2,5 3,0 Stärke, Zucker, Gummi, Pectin 25,7 26,3 28,4 28,7 31-,3 36,2 37,9 Cellulose 54,0 50,5 48,4 48,0 43,0 40,0 40,0 An gleicher Stelle theilt ,Dr. Hugo Müller folgende nach anderem ana- lytischen Verfahren ermittelte Zusammensetzung: mit: »' o Wmterweizen- Wmterroggen- stroli strob, Wasser 10,39 11,75 Wasser-Extrakt 8,52 9,34 Fett und Wachs 1,58 1,99 CeUulose 49,17 49,22 Inlcrustirende Substanzen und pectoseartige Körper aus dem Verluste bestimmt 30,34 27,70 Trotz der verhältnissmässig grossen Abweichungen dieser Analysen sind die angeführten Zahlen genau genug, um anzudeuten, welche der angeführten Pflanzen sich wegen allzu geringen Zellstoffgehaltes wahrscheinlich nicht zur Fabrikation von weissem Papier eignen. Als solche müssen wir demnach Binsen, Laub und in geringerem Grade auch Maisstroh betrachten. Wenn die Zahl von 24 Vo dem ungefähren Zellstoffgehalt des Maisstrohes entspricht, giebt sie eine genügende Er- klärung für das Misshngen der vielen kostspieligen, damit angestellten Versuche. Bohnen-, Erbsen-, Gersten-, Hafer-, Linsen-, Raps-, Roggen- und Weizen- stroh enthalten genug Zellstoff, aber nui' Roggen-, Weizen- und Haferstroh, und an einigen Orten Gerstenstroh, können in genügenden Mengen beschafft werden, um als nennenswerthe Ersatzstoffe fih' Hadern zu gelten. Alle diese Stroharten werden übrigens auf gleiche Art behandelt, bedüi'fen also auch keiner besonderen Erwähnung bei der Besprechung der Fabrikationsverfahren. Fasergehalt von Stroh. Mellier's Verfahren. 1109 Wie sehr die Zusammensetzung des Strohes von dem Boden und der Gegend abhängt, zeigt die Erfahrung einer nordischen Strohstoff- Fabrik, welche viel Stroh von der Seeküste verarbeitete und darin stets 12 bis 15 pCt. Koch- salz fand, Roggenstroh aus der Lünebiu-ger Haide, welches fein, äusserst hart im Stengel und weiss war, gab nui' geringe Ausbeute an Zellstoff, dessen Güte jedoch nichts zu wünschen liess. Beim Eindicken und Kalziniren der Ablaugen von diesem Stroh gab es viele Störungen. Die fast zur Trockne eingedickte Lauge zeigte die Eigenschaften von warmem Erdpech und blieb bei kräftigstem Feuer im Schmelzofen fast unversehi-t, so dass man sie herausnehmen luid wegwerfen musste. Nach einer mit dieser Masse angestellten Untersuchung enthielt dieselbe: im Eindampfofeu im Schmelzofeu 43,01 pCt. Wasser, 64,10 pCt. Kieselsäure an 13,07 „ organische Stoffe, 6,30 „ Kali l , , 26,97 „ gelöste Kieselsäure an 15,64 „ Natron ) gebunaen, 2,75 „ Kali I , , 5,56 „ ungebundene Kieselsäure (Sand), 6,65 „ Natron ( ^eounaen, g^^^ ^ kohlensaures Natron. 2,38 „ ungebundene Kieselsäure (Sand), 3,57 „ kohlensaures Natron. Das Haidestroh enthielt daher Mengen von Kieselsäure, Avie sie sonst selten vorkommen. 406. Mellier's "Verfahren. Obwohl schon im Jahr 1800 von Matthias Koops, und später von Montgolfier und Samuel Wright (Erfindmigspatent 1847), weisses Papier aus Stroh hergestellt wui-de, konnte die Fabrikation zu keiner Bedeutung kommen, so lange man kein klar vorgeschriebenes Verfahren hatte, welches mit verhältnissmässig geringem Aufwand von Handarbeit, Maschinen, Chemikalien, Brennstoff und namentlich Zeit eine starke Ausbeute guten Zell- stoffes ergab. Ein solches Verfahren wurde mit Hufe zahlreicher Versuche von Marie Amed^e Charles Mellier in Paris erfunden, am 7. August 1854 in Frankreich, am 26. Oktober 1855 in England, und am 26. Mai 1857 in den Vereinigten Staaten patentirt und in zahlreichen Fabriken zur Ausführung gebracht. Die Mellier'schen Vorschriften haben sich so vortrefflich bewährt, dass sie jetzt 1893 noch als richtig gelten. Nachstehend folgt eine Uebersetzung der von üim für das amerikanische Patent gelieferten Beschreibung: Stroh oder andere Faserstoffe werden gehäckselt, in warmem Wasser erweicht, gewaschen und dann in zweckmässige Kessel gefüUt, um darin erhitzt zu werden. Ich bediene mich dazu eines Drehkessels, der mit einem oder mehreren, mit Dampf gespeisten Schlangenröhren ver- sehen ist, und da ich durch Versuche gefunden habe, dass es sehr wesentlich ist, bei einer Temperatur zu kochen, welche einem Druck von mindestens 70 Pfund auf den Quadratzoll (3^4 Atmosph. Ueberdruck) entspricht, obwohl eine so liohe Temperatur nicht unumgänglich nöthig ist, ziehe ich vor, einen Druck von 80 Pfund englisch auf den Quadratzoll anzuwenden. Die zu verwendende Menge von Aetznatron caustic soda oder Aetzkali beträgt etwa 16 Procent des in Verarbeitung befindlichen Strohes oder Faserstoffes. Die Fasern lassen sich dann mit einer verhältnissmässig kleinen Menge Chlorkalk bleichen. Um Anderen die Benützung meiner Erfindung zu ermöglichen, wiU ich ihre Anwendung ausführlicher beschreiben: Das Stroh soll wie gewöhnlich mit einer Maschine gehäckselt, von Knoten, Staub und Schmutz befreit und einige Stunden in heissem Wasser eingeweicht werden. Das Stroh und eine dünne Lösung von kaustischem Alkali werden dann in einem dicht geschlossenen Kessel vereinigt, welcher, wie weiterhin erklärt ist, mit Dampf geheizt und so weit erhitzt wird, dass jljQ Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. der innere Dampfdruck bis zu 70 Pfund oder mehr auf den Quadratzoll, das ist bis auf 172° des 1 00 theiligen Thermometers, steigt. Dadurch wird im Vergleich mit den jetzt bei Behandlung von Stroh und dergl. angewandten heissen allialischen Lösungen eine bedeuteude Ersparniss an Alkali, Zeit und Brennstoff erzielt. Der dazu dienende Kessel und seine Heizung mögen auf verschiedene Art hergestellt sein, aber er muss vor allem in der Richtung seiner Längs- und Querachse durch bekannte Mittel eine drehende Bewegung erhalten. Dabei ziehe ich vor, den Dampf nicht unmittelbar in die Flüssigkeit zu leiten, worin das Stroh sich befindet, sondern ihn entweder in einen Mantel um den Kessel, oder durch ein im Innern angebrachtes Schlangenrohr oder Röhrensystem zu führen, damit der Dampf sich nicht mit der kaustischen alkalischen Lösung mischt und dieselbe durch seine Kondensation verdünnt. Wenn der Kessel sich senkrecht, d. i. um seine kurze Achse drehen soll, empfehle ich, ihm eine Umhüllung zu geben, damit der Dampf zwischen beiden Wandungen von einem Ende zum andern kreisen kann ; wenn er sich waagerecht, d. i. um seine lange Achse drehen soll, würde ich nahe den Enden doppelte Böden im Innern anbringen und dieselben mittels zahlreicher, nächst der cylindrischen Wandung in einem Kreise liegender Röhren miteinander verbinden. Bei letzter Anordnung tritt der Dampf durch die hohle Achse an einem Ende ein, geht durch die Röhren in die Abtheüung am andern Ende und wird nebst dem Kondenswasser von dort auf bekannte Weise entfernt. Dadurch, dass ich den Dampf nicht unmittelbar in den Kessel treten lasse, erziele ich folgende Vortheile: Erstens wird die alkalische Lösung, wie schon erwähnt, nicht verdünnt, zweitens wer- den Verstopfungen der Dampfröhren durch Stroh vermieden, und kann auch bei einem etwaigen Fallen des Dampfdrucks im Strohkocher unter den Druck im Dampfkessel keine Rückströmung aus ersterem in letzteren stattfinden; drittens kann der Strohkocher leichter abgekühlt werden, wenn man, nachdem der Dampfdruck lange genug unterhalten war, den Dampf absperrt, ihn in beschriebener Weise am andern Ende aus dem Mantel oder den Röhren strömen lässt, und an seiner Statt einen Strom kalten Wassers durchleitet, welches nicht nur die Masse abkühlt, sondern auch eine Menge warmes Wasser liefert, das, in entsprechenden Gefässen gesammelt, mit Vortheil beim Waschen des Strohes nach dem Kochen verwendet werden kann. Durch Anwendung eines Druckes von 70 bis 84 Pfund auf den Quadratzoll im Innern des Kessels kann ich die erforderliche Alkalimenge bedeutend verringern; die Lösung, welche ich vorzugsweise dabei verwende, zeigt 2 bis 3 Grad auf dem Areometer Beaume, d. h. sie hat ein spezifisches Gewicht von 1,013 bis 1,020, und 70 Gallonen (318 Liter) solcher Lösung soUen auf jedes 100 Pfund (45 Kilo) Stroh genommen werden. Nachdem der Kessel mit Stroh und alkalischer Lösung gefüllt und dampfdicht ver- schlossen ist, wird ihm eine langsame Bewegung — von etwa 1 bis 2 Umdrehungen in der Minute — ertheilt und Dampf zugelassen. Wenn dann die vorgeschriebene Temperatur erreicht ist und drei Stunden lang aufrecht erhalten wurde, ist der Kochprozess zu Ende. An einem auf dem Kessel angebrachten Manometer lässt sich ersehen, wann der Dampf auf die gewünschte Höhe gespannt ist. Sobald der Kessel und die darin befindlichen Faserstoffe auf vorher beschriebene Weise abgekühlt sind, d. h. sobald kein Druck mehr vorhanden ist, öffne ich das Mannloch, entleere den Kessel in entsprechende Gefässe und wasche die Masse zuerst mit heissem, dann mit kaltem Wasser, bis nur klare Flüssigkeit abläuft. Ich tauche dann die Faser etwa eine Stunde lang in heisses Wasser, welches mit einer Menge Schwefelsäure angesäuert ist, deren Gewicht etwa 2 Procent von dem der behandelten Fasern beträgt, und wasche schliesslich wieder mit kaltem Wasser. Der Faserstoff oder das Stroh mag dann auf gewöhnliche Art gebleicht werden, und man wird finden, dass eine verhältnissmässig kleine Menge Chlorkalk dazu er- forderlich ist. 407. Einkauf und Aufbewahrung von Stroh. Das Einkaufen von Stroh, so einfach es auch zu sein scheint, erfordert Erfahrung und möglichst genaue Kenntniss der Gegenden, aus welchen der Bedarf bezogen wird. Wo Grund und Boden nur geringen Werth haben, und die einzelnen Güter sehr ausgedehnt sind, wie in vielen Staaten Amerikas, ist die Getreide-Ernte gewöhnlich so gross, dass sie nicht \mter Dach gebracht werden kann, und desshalb so rasch als möglich auf dem Felde ausgedroschen werden muss. In solchen Gegenden wird dem Mellier's Verfahren. Einkauf und Aufbewahrung von Stroh. 1111 als nicht sehr werthvoU betrachteten Stroh nur germge Sorgfalt geschenkt, es enthält mehr Verunreinigungen, Spreu, Körner und Unkraut als das auf kleinen Gütern erzeugte, deren Eigenthümer alle Arbeiten persönlich überwachen und durch mögliehst gute Beschaffenheit ihrer Erzeugnisse grössere Einnahme zu erzielen suchen. Wo das Land theuer und stark vertheilt ist, sind die Güter mit Scheunen und Schuppen versehen, worin das Getreide aufbewahrt und während des Winters ausgedroschen wird; auch der Boden wird dort sorgfältiger gepflegt, das Stroh kommt, frei von Unkraut, rein und glänzend zu Markte und hat für den Papier- fabrikanten höhern Werth. Wenn Stroh längere Zeit hindurch den Einflüssen der Witterimg ausge- setzt ist, nimmt es allmälig dunklere Farbe an und wird schliesslich ganz schwarz. Es ist dann vielleicht nur an der Oberfläche verfault und enthält noch viele gesunde Fasern im Innern der Halme; die gefärbte Masse, von der sie umgeben sind, scheint aber dem Einflüsse der beim Kochen imd Waschen des Strohes ge- wöhnlich angewandten Mittel zu widerstehen, denn es ist nicht möglich, in üblicher Weise damit weissen Stoff zu erzeugen. Die gefärbte Masse ist zwar m Wasser löslich, aber nur wenige oder garkeine Fabriken sind mit Einrichtungen zu gründlicher Waschung vor dem Kochen versehen, und ohne solche ist es nicht möglich, angefaultes Stroh so zu reinigen, dass es mit Vortheil zm' Papierfabrikation verwendet werden kann. Es ist nicht nur werthlos, sondern verringert auch durch seine Beimischung die Beschaffenheit der aus sonst tadellosem Stroh angefertigten Papiere. Stroh sollte daher stets unter Dach aufbewahrt werden, und wenn man grossen Vorrath halten muss, wird es zweckmässig sein, offene Schuppen dafür zu bauen. Verf. hat in den Vereinigten Staaten von Amerika einen solchen zur Auf- bewahrung von über hundert Tonnen Stroh errichtet, der nur aus einem von hohen hölzernen Pfosten getragenen Dache bestand, unter welches die beladenen Wagen einfahren konnten. Anstatt die Wagen von Hand zu entleeren, bediente man sich einer der vielen, zu diesem Zweck erfundenen Vorrichtungen double harpoon forlc (Doj)pelte Harpungabel), welche unter dem Dache aufgehängt war. Die verschiedenen patentirten Gabeln unterscheiden sich meistens nm- durch die Art, wie sie das Stroh oder Heu erfassen, sie werden sämmtlich in die auf dem Wagen befindliche Strohmasse gesenkt und von den abgespannten Pferden, mit einem über mehrere Rollen laufenden Seil, beladen in die Höhe gezogen. Mit 5 — 10 Einsenkimgen oder Gabelladungen kann man auf diese Weise, ohne viel Hand- arbeit imd in kurzer Zeit, eine Tonne Stroh und mehr ausheben und am ge- ^vünschten Orte niederlegen. Schuppen dieser Art müssen 50 — 100 Meter von der Fabrik entfernt sein, da sie von den Versicherungsgesellschaften für feuer- gefährKch gehalten werden und bei grösserer Nähe eine Erhöhung der Prämien zur Folge haben. In Ländern wie Deutschland, England und Frankreich, wo der hohe Boden- werth zu gründlicherer Ausnützung zwingt, wird auch das Stroh mit Sorgfalt be- handelt imd vielfach in Ballen gepresst. In solchen BaUen lässt es sich leicht aufbewahren und hoch aufstapeln, und die leichte Hantirung in dieser Form mag auch die Zahlung eines Aufschlags für das Pressen rechtfertigen. 1112 Ersatzstoffe für Hadern, — Stroh. Die Hülsen der Getreidekörner, Spreu und die manchen Stroharten an- hängenden Blätter enthalten sehr wenig FaserstoflE*; sie haben nicht nur geringen Werth, sondern nehmen auch den für bessere Rohstoffe bestimmten Platz ein und liefern durch ihr Zellstoff-Ergebniss keinen genügenden Ersatz für aufgewendete Arbeit, Chemikalien und Brennstoff. Obwohl der Landmann sich bemüht, alle Körner von dem Stroh auszu- scheiden, kann es selbst mit den besten Dreschmaschinen nicht gründlich ge- schehen, wenn das Getreide in nicht ganz trockenem Zustande geschnitten wurde, oder Avenn man das Dreschen übereilt hat, wie es z. B. meistens geschieht, wenn es auf offenem Felde ausgeführt wird. Getreidekörner, welche mit dem Stroh in die Kocher gelangen, werden dort dem Einflüsse von Hitze und Feuchtigkeit aus- gesetzt, wobei sich das Stärkemehl, woraus sie zum grossen Theil bestehen, in Dextrin und theilweise in Zucker verwandelt. Wir finden manchmal in Aveissem Strohpapier kleine durchsichtige Flecken, welche aussehen, als wären sie A^on Oel verursacht, die aber häufig aus Dextrin bestehen, welches aus Getreidekörnern oder aus Theilen von solchen, die an der Spreu haften, entstanden ist. Sind Körner und Spreu einmal in den Kessel gelangt, so werden sie zersetzt und können nicht sj)äter, wie andere Verunreinigungen, dm'ch Kjiotenfänger und dergi. entfernt werden. In einer amerikanischen Fabrik, Avelche mit verhältnissmässig sehr reinem Stroh be- dient wurde, erhielt man beim Reinigen des gehäckselten Strohes in einer Putzmaschine noch Körner genug, um sechs Pferde damit zu füttern. In den meisten europäischen Fabriken werden, wie aus den folgenden Beschreibungen der einzelnen Verfahren hervorgeht, Putzmaschinen angewandt. Der Fabrikant muss für etAvaige dem Stroh anhängende Feuchtigkeit den Verkäufern einen Abzug machen, da diese sonst ihren Vortheil darin finden würden, das Stroh dem Regen auszusetzen, oder der Natm" durch Aufgiessen von Wasser nachzuhelfen. Nach den älteren im Abschnitt 404 angeführten Untersuchungen ist Weizen- stroh, nach den neueren Roggenstroh, reicher an Zellstoff als die anderen Stroh- arten. Da sich jedoch die Zusammensetzung mit dem Boden, Klima, Anbau und sogar mit verschiedenen Jahrgängen AA^esentlich ändert, so können die ermittelten Zahlen nicht in allen Fällen zutreffen. Verf. erzielte aus reinem schönem Weizen- stroh etwa so Adel Fasern wie aus Roggenstroh, letzteres wird jedoch den Fabriken gewöhnlich remer, mit weniger Unkraut und Blättern als Weizen- oder Haferstroh geliefert und ergiebt schon desshalb mehr Papier. Verf. ist der Meinmig, dass Güte und Reinheit des Strohes von grösserer Wichtigkeit sind als die Gattung, dass reines schönes Weizenstroh geringerem Roggenstroh vorzuziehen ist, und um- gekehrt. Bei gleicher Güte und Reinheit ist jedoch Roggenstroh vortheilhafter. Haferstroh ist mit mehr werthlosen Blättern belastet als Weizen- oder Roggenstroh und desshalb, bei sonst gleichen Verhältnissen, weniger ergiebig. Der vergleichsweise Werth der Avichtigsten Stroharten für Pappen ist auf Seite 1103 nach der Erfahrung einer grossen Fabrik angegeben, die auch von anderer Seite bestätigt wird. Diese Zahlen treffen auch für den Werth von solchem Stroh zu, welches zu Zellstoff verarbeitet werden soll. Der Transport des Strohes ist weniger durch sein Gewicht als durch seinen verhältnissmässig grossen Raumbedarf erschwert, denn es ist so elastisch, dass es Einkauf und Aufbewahrung von Stroh. Schneiden, Reinigen, Befördern und Sortiren. 1113 sich auch mit starken Pressen nur wenig zusammendrücken lässt. Die Fabriken sind desshalb vorzugsweise auf die umliegenden Ländereien angewiesen und kaufen, wenn sie, entfernt von grossen Städten, in getreidereichen Gegenden liegen, Stroh nicht nur billig, sondern sparen auch die dm-ch Packen in Ballen entstehenden Mehrkosten. Man würde sich aber trotzdem sehr irren, wenn man annehmen wollte, dass man Strohstoff am vortheilhaf testen an Orten herstellen könne, wo Stroh massenhaft vorkommt und beinahe werthlos ist. Sobald durch die Fabrik Bedarf an Stroh entsteht, geht sein Preis in die Höhe, und da ziu* Deckung des Bedarfs einer solchen Fabrik aus einer grossen Fläche Landes Stroh bezogen werden muss, Averden die Beförderungskosten eines Theils desselben den Ankaufs- preis verdoppeln mid verdreifachen. Die an abgelegenen Orten dm'ch billigen Einkauf des Strohes erzielte Ersparniss wird überdies in vielen Fällen durch höhere Beförderungskosten für Bremistoffe, Chemikalien imd das erzeugte Papier mehr als aufgewogen. 408. Schneiden, Reinigen, Befördern und Sortiren. Das Schneiden soll bei der Verarbeitung von Stroh nicht, wie bei Hadern, das Mahlen erleichtern, sondern nur zur Verminderung seines Raumbedarfs dienen. Erleichterung des Mahlens ist nicht nöthig, weil die emzelnen Fasern durch richtig ausgeführtes Kochen schon blossgelegt werden imd dm'ch kräftiges Mahlen Schaden leiden müssten. Zum Sclmeiden dienen für Riemenbetrieb eingerichtete Häckselmaschinen von der Seiten 1094 bis 1098 beschriebenen Art. Mellier empfiehlt schon, das Stroh vor dem Kochen von Knoten, Ver- unreinigungen mid Staub zu befreien, wie es jetzt in den meisten Fabriken ge- schieht. Die verdickten Theile oder Knoten der Strohhalme enthalten einen -sdel grösseren Antheil von Inkrusten als die rohrartigen Theile und erfordern desshalb kräftigere Behandlung beim Kochen. Durch solche kräftigere Behandlung leiden aber die rohrartigen, weniger widerstandsfähigen Theile, und man hat daher bei einer Vermischimg beider nur die Wahl, entweder die Knoten ungenügend, oder die Röhrchen zu sehr anzugreifen. Will man das Höchste in der Fabrikation von Strohstoff erreichen, so ist eine sorgfältige Durchsicht des Strohes behufs Ausscheidung von Unkraut sowie die von Mellier empfohlene Ausscheidung der Knoten u. s. w. vor dem Häckseln nothwendig. In vielen Fällen begnügt man sich damit, die schweren Theile des etwa vorhandenen Unkrauts in einer Putzmaschine mit den Knoten auszuscheiden, überlässt aber dem weiterhin besprochenen Knotenfang das Zurückhalten der Theile, welche dm'ch Kochen nicht zerlegt werden, und erwartet von der Einwirkung der Chlorlösung das Bleichen aller dm'ch Kochen freigelegten Fasern, gleichviel ob sie von Stroh oder Unkraut stammen. Das grössere Gewicht der Knoten giebt ein vortreffliches Mittel zu ihrer Abscheidung. Von den durch einen Ventilator fortgeblasenen Strohstückchen fallen zuerst diejenigen nieder, welche die schweren Knoten enthalten, und damit an diesen Knoten nicht zu viel gutes Stroh hänge, müssen die Halme in 1,5 bis 2 cm lange Stückchen geschnitten werden. Da das Stroh in derselben Maschine auch von Staub und schweren Verunreinigungen befreit wird, ist es dann zum Kochen und etwaiger vorheriger Behandlung mit Wasser bereit. 141 1114 Ersatzstoffe für Hadern. Stroh. Eine von Gebr. Sachsenberg in Rosslau a. d. Elbe mehrfach ausgeführte Schneid- und Reinigungs-Einrichtung ist in Fig. 1037 in 1:50 der waliren Grösse im Querschnitt dargestellt. Von der Häckselmaschine Ä fallen die 1,5 bis 2 cm langen Strohstückchen in einen Trog B, aus dem sie von den Bechern b eines Elevators hoch genug gehoben werden, um auf das Rüttelsieb C zu fallen, auf dem sie sich in dünner Schicht gleichmässig vertheilen. Das Sieb ist so beschaffen, dass Sand und Körner durchgehen und in den Raum D gelangen, wähi'end das gehäckselte Stroh beim Herabfallen bei E von dem kräftigen Luftstrom einer "Windfege F getroffen wird. Man kann durch die Umdrehungszahl der Windfege F, Fig. 1037. durch Schrägstellen des Bodens G und durch Vorschieben der Trog -Kante K dafür sorgen, dass das leichtere gute Häcksel nach der Kammer H geblasen wird, wähi-end die schwereren Knoten nach L und von da seitlich durch Oeffnung M in einen besonderen Raum fallen, um für sich zu geringerem Stoff verarbeitet zu werden. Die Windfegen für Strohhäcksel Averden meist von Fabriken landwirthschaft- licher Maschinen geliefert, können aber so einfach gebaut sein, dass man sie selbst herstellen kann. Als Anleitung hierzu mögen die in Figg. 1038 und 1039 ge- gebenen Skizzen dienen. Die eingeschiiebenen Maasse sind Millimeter. Das Stroh- häcksel wird durch Trichter a eingeworfen und fällt auf das Sieb b, dessen oberes Ende bei h aufgehängt ist und vom Excenter g eine hin- und hergehende, also Schneidai, Reinigen, Befördern und Sortiren. 1115 schüttelnde Bewegung erhält. Das untere Ende hängt in Lederriemen k. Das Sieb ist zum Auswechseln eingerichtet. Alle Verunreinigungen, wie Sand, Kohlen und dergl., fallen durch das Sieb und sammeln sich im Kasten an, so dass am Ende nur noch Strohstückchen mit und ohne Knoten vom Sieb h fallen. Der Ventilator c Fig. 1038. Fig. 10.39. liegt in einem Gehäuse d, dessen gerade Theile aus Holz, die gebogenen aus Eisen- blech bestehen, und welches genau da mündet, wo das Häcksel vom Sieb h kommt. Der von e ausgehende Wind führt die leichten Strohstückchen über den Kasten hinaus, wo sie zur Erde kom- men, während die schweren Fi?- 1040. Stückchen mit den Knoten niederfallen, wo sie das Sieb l verlassen. Zu beliebiger Rege- lung dieser Abscheidung dient die verschiebbare und drehbare Scheide f, die so eingestellt werden kann, dass mehr Theile nach innen oder aussen fallen. Der Antrieb erfolgt durch die Riemscheiben l der Ventüator- Welle, von denen auch das Schüttel-Excenter g getrieben wird. Nach den in mehreren Fabriken mit solchen Windfegen gemachten Erfakrimgen soll das Sieb h etwa 3 m lang und 1 m breit sein imd 400 mm Fall haben. Die Bauart der Windflügel von c ist aus Skizze Fig. 1040 mit ein- geschriebenen Maassen ersichtlich. 141* Fig. 1041. Fig. 1042. (80"ym. < ■ ISb-Vm < 1116 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Die Ledergiirte k sind 65 mm breit und 12 mm dick. Ihre Befestigung ist in Skizzen Figg. 1041 und 1042 dargestellt. Eine Skizze des Excenters g ist in Fig. 1043 gegeben. Die Exzentrizität beträgt nach den in mm eingeschriebenen Maassen 20 mm, der Hub 40 mm, d. h. das Sieb b macht bei jeder Umdrehung der Kurbelscheibe eine Bewegung von 4 cm. Fig. 1044 zeigt in etwas grösserem Maassstab die Verbindung zwischen dem Sieb- rahmen und seinem Antrieb. Zur Beförderung des Stroh-Häcksels von dem Häcksel-Schneider zur Wind- fege W dient ein Zufuhrtuch, welches nach Skizze Fig. 1045 angeordnet sein kann. Das kleingeschnittene Stroh fällt aus dem Häckselschneider auf das Zu- fuhi'tvich z, welches über Leitwalzen s, t, v und Spannwalze u läuft. Auf der Strecke v bis s läuft das Tuch z Fig. 1043. Fig. 1044. Fig. 1045. in Brettern von 500 mm Breite, welche wie in Fig. 1046 aus- geschnitten sind. Man kann häufig die Putzmaschine nicht so aufstellen, dass das Stroh direkt von der Häckselmaschine hineinfällt, es giebt sogar Fabriken, wo letztere in einem höheren Stockwerk stehen muss, und dann ist eine Vorrichtung erforderlich, durch welche ihr das gehäckselte Stroh ohne Handarbeit zugeführt wird. Als solche dient manchmal das in Mahlmühlen gebräuchliche Paternosterwerk, doch hat der Verf. eine zweckmässigere Ein- richtung in der grossen Strohstoff- imd Papierfabrik von Townsend Hook & Co. in Snodland in Kent, England, gesehen. Aus dem Häckselschneider fällt das Stroh in ein anschliessendes, etwa 30 cm weites Blechrohr, an dessen Ende es von einem sich rasch drehenden Windflügel erfasst und durch einen hölzernen Kanal in ein oberes Stockwerk geblasen wird, wo es aus der waagerechten Fortsetzung des Kanals in ange- hängte Säcke fäUt, mit denen es abgenommen, gewogen und zu den Kochern getragen wird. Die Einrichtung empfiehlt sich neben ihrer Einfaclilieit dadurch, dass sie die Be- förderung nicht nur in senkrechter, sondern auch in waagerechter Richtung zulässt. In manchen Fabriken ist man genöthigt, das rohe Stroh von der ebenen Erde zu der im dritten oder vierten Stock befindlichen Häckselmaschine zu be- fördern, und in solchen Fällen bedient man sich am besten eines grossen Zuführ- tuches von der durch 0 in Fig. 19 dargestellten Art. Verf. hat Stroh mit einem Fig. 1046. 500% Schneiden, Reinigen, Befördern und Sortiren. Soda. 1117 solclien bis in den 4. Stock geschafft. Es bestand aus zwei Lederriemen, welche das Stroh mit aufgenieteten, etwa 60 cm breiten Holzleisten über eine glatte, hölzerne, miter einem Winkel von etwa 40° geneigte Bahn liinführten. In den meisten Fabriken erzeugt man nm* eine Sorte von Strohstoff, in einigen werden durch entsprechende Aenderung des Koch- und Bleichverfahrens zwei oder drei Sorten hergestellt, aber niu- in wenigen wird das Stroh schon vo)' seiner Verarbeitung in mehrere Sorten getheilt. Eine Abtheüung des Strohes in mehrere Sorten mid deren besondere Be- handlung durch alle Fabrikationsstufen muss Erschwerungen und Vertheurung des ganzen Verfahrens zur Folge haben, welche kaum durch entsprechende Ver- besserung der Erzeugnisse aufgewogen werden können. Einer der Vortheile der Strohstofffabrikation besteht darin, dass Stroh nie so ungleich ausfällt wie Hadern, dass man deshalb die bei letzteren so lästige Abtheilung in viele Sorten ent- behren kann, imd dieses Vortheils begäbe man sich durch die erwähnte Ver- wicklung des Verfalu-ens. 409. Soda. Ehe zum Kochen des Strohes übergegangen wird, soll hier der Stoff Besprechung finden, welcher dabei die Hauptrolle spielt. Bis zur französischen Revolution hatte man zm* Herstellung von Seife und Glas nur sogenannte natürliche Soda oder Barüla, die aus natronhaltiger Asche von Strandpflanzen und aus Bodenauswitterungen gewonnen wurde. Pottasche war damals billiger, weil sie aus Holzasche gezogen wiu-de, und diente zu den- selben Zwecken. Da diese Stoffe fortwährend theurer wurden, so setzte die französische Akademie der Wissenschaften 1775 einen Preis aus von 2400 Livi'es auf das beste Verfahren zur Gewinnung von Soda aus Kochsalz. Obwohl der Preis niemals ertheilt wurde, gab er doch den Anstoss zu vielen Erfindungen, von denen die des Nicolas Leblanc, geb. 1753, Leibchirurg des Herzogs von Orleans, spätem Bürgers Egalite, ziu" Grundlage der Soda-Industrie wm'de. Der Herzog schloss 1789 mit Leblanc einen Vertrag, wonach dieser die Beschreibung des Ver- fahrens bei einem Notar hinterlegte imd der Herzog 200000 Livres zum Bau einer Fabrik zu liefern hatte. Der Bürger Egalite wurde aber am 6. November 1793 hingerichtet, seine Güter und dai-unter die Fabrik eingezogen und verkauft. Leblanc bekam von der Regierung nach einigen Jahren 4000 und von der Soci^tö d'En- couragement 2000 Franken, die aber zum Betrieb der Fabrik nicht genügten. Er machte, an Leib imd Seele gebrochen, 1806 im Armenhause seinem Leben ein Ende. Die beim Notar Brichard niedergelegte Beschreibung war nach Prof. Dr. Lunge's Soda- Industrie 1855 noch vorhanden und hatte folgenden Inhalt: Man zersetzt Kochsalz nach Glauber's Verfahren mit Vitriolöl, wozu etwa sein g-leiches Gewicht erforderlich ist. Um die Salzsäure möglichst vollständig zu gewinnen, kann man sie in Ammoniakwasser leiten, oder erst kondensiren und dann mit ersterem vermischen. Das Glaubersalz wird stark geglüht, um die letzten Antheile der Säure zu entfernen, und dann gepulvert. Man mischt eine beliebige Menge davon mit der Hälfte ihres Gewichtes Kreide und einem Viertel ihres Gewichtes Kohle, mahlt das Ganze fein und bringt es in Tiegel, welche davon nur zu zvrei Dritteln gefüllt werden dürfen. Die Tiegel werden bedeckt, aber nicht hermetisch verschlossen, um den brennenden Gasen einen Ausweg zu lassen, und anfangs gelinde, dann aber bis zum Schmelzen der Masse erhitzt. Diese geräth dabei in breiigen Fluss, wird in kohlensaures Natron vervrandelt und aus den Tiegeln genommen. Um sie zu reinigen pulvert man die Schmelze und kocht sie mit Wasser; aus der Lösung scheidet sich beim Verdampfen die Soda in Krystallen aus und wird in heisser Luft getrocknet. Oder man lässt die erkaltete und gröblich zerkleinerte Schmelze an der Luft zerfallen und wäscht dann wie oben aus. Die Kalkerde und unverbrannte 1118 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Kohle werden durch Absetzenlassen oder Filtriren entfernt. Das Ammoniakwasser wird durch Verbrennung thierischer Substanzen gewonnen; der Salmiak wird sublimirt. Die Richtigkeit dieser Angaben wird vom Professor der Chemie d'Arcet bestätigt. Die Assemblee nationale ertheilte Leblanc 1791 ein Patent, worin er die Mischung von: 100 Pfund wasserfreiem Glaubersalz (schwefelsaurem Natron) 100 „ reiner Kalkerde, Kreide von Meudon 50 „ Kohle und deren Verarbeitung in einer Weise vorschreibt, wie sie im wesentlichen bis auf die neueste Zeit geübt wurde. In Frankreich entstanden nach Leblanc's Tod einige Sodafabriken, doch entwickelte sich dieser Fabrikationszweig erst grossartig, als er in England auf- genommen wurde, und auch dort erst nach Aufliebung der hohen Salzsteuer. James Muspratt, der 1824 eine Fabrik erbaute, musste den Seifensiedern Tonnen seiner Soda schenken, um sie von der Güte der Waare zu überzeugen und zu deren Verwendung zu bewegen. Tennant in Glasgow fabrizirte schon 1818 und verkaufte Krystallsoda für 42 Pfund Sterling die Tonne. 1876 erzeugte er schon 14000 Tonnen Krystallsoda jährlieh und 1865 auch 12500 Tonnen kalzinirte Soda soda ash. In den siebziger und achtziger Jahren erstand dem Leblanc'schen in dem Seiten 206 bis 208 beschi-iebenen Ammoniak- Verfahren ein gefährhcher Nebenbuhler, durch den es daliin kam, dass die Fabrikation nach Leblanc nur dui'ch die als Nebenerzeugnisse aus der Zersetzung von Kochsalz durch Schwefelsäure gewonnenen Chlor-Erzeugnisse, nämlich Salzsäure und Chlorkalk (s. Seite 144), noch Nutzen brachte. Um den Niedergang ihres Industriezweiges möglichst aufzuhalten, haben die britischen Sodafabrikanten sich 1890 zu einer Aktiengesellschaft United Alkali , Company limited vereinigt, der sie ihre Fabriken übertrugen und dafür grossentheils Aktien erhielten. Die Fabriken standen 1891 mit 7 415 236 Lstr. (etwa 150 Millionen Mark) zu Buch, und da nicht alle Fabriken der Gesellschaft angehören, so darf man annehmen, dass mehr als 200 Millionen Mark in Grossbritannien auf solche Anlagen verwendet sind. Obwohl die Umsetzung der drei von Leblanc gemischten Rohstoffe sehr einfach erscheint, steht der dabei erfolgende chemische Vorgang noch nicht fest, und es herrschen darüber verschiedene Ansichten. Nach Scheurer-Kestner's Theorie, die von Prof. Dr. Lunge füi* die richtigste gehalten wird, gehen im Schmelzofen die durch folgende Gleichungen ausgedrückten Umsetzungen vor sich. Zuerst entsteht im oberen Theil der im Ofen mehrere cm hoch liegenden Schicht Schwefel- natrium: 5 Na, SO4 + 10 C =5 Na^ S + 10 CO^ Scliwefelsaures Natron Kohlenstoff Sehwefelnatrium Kohlensäure Grlaubersalz Kohle Aus dem in dieser Weise entstehenden Schwefelnatrium bildet sich nach und nach durch Umsetzung mit Kalkstein die Soda nach folgender Gleichung: 5 Naa S + 5 Ca CO3 = 5 Na^ CO3 + 5 Ca S Schweielnatrium Kobleasaurer Kalk Kohlensaures Natron Schwefelcalcium Kreide Soda Soda. 1119 Durch Bearbeitung der Masse mit dem Rührhaken werden die unteren Theile nach oben gebracht und die ganze Masse gleichmässig umgesetzt. Wenn alles Natriumsulfat zersetzt ist, und die Entwicklung von Kohlensäure nachlässt, steigt die Temperatur der Schmelze, das überschüssige Calciumkarbonat (kohlen- saurer Kalk) beginnt sich zu zersetzen, und Kohlenoxydgas entweicht nach folgender Grleichung: 2 Ca CO3 + 2 C = 2 Ca O + 4 CO Kohlensaurer Kalk Kohlenstoff Oalciumoxyd Kohlenoxydgas Calciumkarbonat Kohle Kalk Wird die Schmelze im Drehofen, anstatt, wie vorstehend beschrieben, im Flammofen ausgeführt, so wird erst Kalk und Kohle und später erst Sulfat ein- gefüllt, das Ergebniss ist aber dasselbe. Die so gewonnene Rohsoda hat sein- verschiedene Zusammensetzung, nach einer von Lunge angeführten Analyse von Kolb enthielt sie: Natriumkarbonat 44,79 Prozent Natriumsilikat 1,52 )j Natriumaluminat 1,44 » Natriumsulfat 0,92 )j Natrin m chlorid 1,85 5? Aetzkalk 9,68 » Calciumsulfid Ca S 29,96 )) Calciumkarbonat 5,92 5J Eisenoxyd 1,21 )) Kohle 1,20 » 98,49 Prozent Aus der geschmolzenen Masse wird die Rohsoda durch Auslaugen gewonnen. Bei diesem Auslaugen, und schon vorher durch die Berührung mit Luft, entstehen jedoch dm'ch die Gegenwart gi'osser Mengen von Calciumsulfid (Schwefelcalcium Ca S) Rückbildungen in Natrium sulfid NaoS und in Natriumsulfat NaS04, welches letztere als Verlust zu betrachten ist, da es nicht alkalisch wirkt, während Natrium- sulfid (Schwefelnatrimn) in vielen Fällen dieselben Dienste leistet wie Natron, d. h. Natriumoxyd. Das Auslaugen muss jedenfalls so ausgeführt werden, dass diese Veränderungen auf das geringste Maass beschränkt bleiben. Die so gewonnene Rohlauge wird eingedampft und das dabei ausscheidende ziemlich reine Natriumkarbonat (Nag CO3 + HgO) von der noch sehr kaustischen Mutterlauge (Rothe Lauge) getrennt. Letztere enthält neben Aetznatron viel Schwefel- natrium, sowie die übrigen in geringerer Menge vorkommenden Verunreinigungen der Rohlauge und wird vielfach auf kaustisches Natron verarbeitet. Wo aber keine kaustische Soda gemacht werden soll, muss das ätzende Natron und Schwefelnatrium der Rohlauge durch Zuführung von Kohlensäure möglichst in Natriumkarbonat umge- wandelt werden, was man „Karbonisiren" nennt. Dies geschieht auf sehr verschiedene Art, z. B. dass man nach Gossage die Lauge in einen Thurm über Koks, oder nach Ungerer an Drahtseilen herabfliessen lässt, während ein Luftstrom von miten nach oben durchgesaugt wird, oder indem man durch einen Dampfstrahl Luft oder Kohlensäure auf den Boden eines mit Lauge gefüllten Gefässes bringt und in Ver- theüung darin aufsteigen lässt. Die karbonisirte Lauge wird durch weitere Ver- J120 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. dampfung in Rohsoda verwandelt und diese in Flammöfen von allem anhängenden und Krystall- Wasser befreit und zum Glühen gebracht, d. h. kalzinirt. Bei diesem Glühen werden etwa vorhandene organische Stoffe zerstört und die Reste von Schwefehiatrium sowie schwefligsaurem Natron zu Natriumsulfat oxydirt. Enthält die Rohsoda viele kaustische Salze, mit oder ohne viel Schwefelnatrium, so kann leicht Schmelzen beim Kalziniren eintreten. Dies muss aber sorgfältig vermieden werden, indem man nm* die zum Trocknen nöthige Temperatm* anwendet und vom Kalziniren absieht, weü die Soda sonst fast unbrauchbar wüi'de. Die so hergestellte Handelssoda, kalzinirte Soda soda ash wird gemahlen und in Fässer gepackt. Sie soll weiss sein, wenn sie auch nicht so weiss wie raffinirte sein kann, d. h. solche, die nochmals gelöst, geklärt, eingedampft und kalzinirt ist. Letztere ist »Raffinirtes Sodasalz« White Alkali, während die nicht raffinirte Handelssoda als »Sekunda Soda« bezeichnet wird. Gelbliche Färbung rührt meistens von Eisensalzen, bläuliche von mangan- sauerm Natrium oder Ultramarin her, die sich schon in der rohen Soda bilden, von denen aber letzteres der Rohsoda manchmal auch künstlich zugesetzt werden soll. Graue Farbe deutet auf schlechtes Karbonisiren, Kalziniren und Gegen- wart von viel Aetznatron und unoxydirter Schwefelverbindungen. Gutes Sodasalz soll nur wenig schwarze oder rothe Punkte zeigen und nicht über 2 pCt. Aetz- natron enthalten. Von unlöslichen Stoffen, die meist aus Calciumkarbonat, etwas Thonerde, Kieselsäure und minimalen Mengen Eisenoxyd (bei rothgelben Sorten mehr) bestehen, soll gute Handelssoda nicht mehr als 1 bis l^A pCt. enthalten. Frische Soda soll nicht mehr als ^U bis V2 und bei guter Verpackung auch nach einiger Zeit nicht über 1 pCt. Feuchtigkeit haben. Das stets in der Soda vor- kommende Kochsalz und Natriumsulfat ist neutral, d. h. schadet und nützt nichts. Sehr gute Soda kann 52 V2 bis 57 pCt. wirksames Natron Na2 0 = 90 bis 97 pCt. Natriumkarbonat Na2 CO 3 enthalten. Die zum Versandt am Tyne mid in Glasgow dienenden Fässer von 1,015 m Höhe imd 0,815 m Durchmesser fassen lose nur etwa 350 kg, nehmen aber, wenn dem Untersatz eine sanft rüttelnde Bewegung ertheilt wird, bis 750 kg auf, müssen aber dazu auch stärker gebaut sein. Will man Krystallsoda herstellen, so löst man möghchst reine Handelssoda wieder auf und lässt langsam auskrystallisiren. Da krystallisirte Soda ihres hohen Preises und des durch Ej-ystallwasser vermehi'ten Gewichts wegen bei der Zellstoff- Fabrikation keine Anwendung findet, so liegt auch keine Veranlassung vor, auf deren Herstellung hier näher einzugehen. Kaustische, in eisernen Trommeln versandte Soda wurde, wie Seite 1119 erwähnt, anfangs nur aus der Mutterlauge gewonnen, bei wachsendem Bedarf aber stellt man sie aus den Rohlaugen her, die man zu diesem Zweck durch Zusatz von Kalk kaustisch macht. Dabei muss aber durch besondere Verfahren für Befreiung der Soda von ihren Verunreinigungen, besonders von Eisen, möglichst gesorgt werden. Der unlösliche, aus der Rohsoda nach dem Auslaugen verbleibende Rückstand besteht, wie die Seite 1119 angeführte Analyse zeigt, überwiegend aus Calcium- sulfid oder Schwefelcalcium Ca S und war für die Sodafabriken bis etwa 1891 sehr lästig. Es häuften sich Berge davon an, deren Aufstapelung grosse Kosten verursachte, die werthvoUes Land bedeckten und das umgebende Erdreich dm'ch ihre Verwitterung verseuchten. Jetzt ist es mit dem Chase'schen Verfahren gelungen, Soda. Untersuchung deir Soda. 1121 aus diesen Rückständen den Schwefel zu gewinnen und in sehr reiner Form als Rohscliwefel in den Handel zu bringen. Der so dargestellte Schwefel wird nicht nur dazu beitragen, die Sodafabrikation nach Leblanc lebensfähig zu erhalten, sondern auch verhindern, dass dieser von der Sulfitstoff- Lidustrie in grossen Mengen benutzte Rohstoff nicht knapp und tlieuer wird. Seitdem Ammoniak-Soda (s. Seiten 206 — 208) in grossen Mengen und sehr rein erzeugt wird, kommt kaustische Soda bei der Zellstoff- Fabrikation nm' wenig mehr in Anwendung. Es genügt daher, wenn hier erwähnt wird, dass kaustische Soda von 56 bis 68 pCt. Natron NaO enthält. Wo überhaupt noch Leblanc -Soda bei der Zellstoff- Fabrikation benützt wird, ist es immer Handels- oder Sekunda- Soda. Da deren Werth lediglich in ihrem Gehalt an wirksamem, d. h. alkalisch wirkendem Natron (NaO und NaS) besteht, so muss man sich beim Kauf überzeugen, ob man die vereinbarte Menge auch darin hat. 410. Untersuchung der Soda. Die Wh-ksamkeit der Lauge bei Auf- schliessung von Rohpflanzen hängt von ihrem Gehalt an ätzendem Natron Na2 0 ab. Der Werth einer Soda wird daher in erster Linie durch ihren Gehalt an solchem Natron bestimmt, welches schon ätzend ist oder sich, wie kohlensam'es Natron, durch Kochen mit Aetzkalk in Aetznatron umwandeln lässt. Ausserdem ist sie um so geeigneter, je reiner sie ist, und bei dem in eisernen Trommeln versandten Aetznatron ist noch zu berücksichtigen, dass die Kosten des Kaustizirens gespart werden. Der Gehalt an solchem wirksamen Natron Na2 0, Na2S, Na2C03 usw.. wird allgemein dm-ch Titrken nach dem alkalimetrischen Verfahren ermittelt, indem man der zu prüfenden Lösmig Säure zusetzt, bis sie nicht mehr alkaHsch reagü't, bis also blaue Laekmustiaktiu- dauernd geröthet wird, und dann aus der Menge der verbrauchten Säure das durch dieselbe neutralisü'te Natron berechnet. Die dazu verwendete Normal-Säure ist von solcher Verdünnung, dass ein ccm derselben in der Lösung der zu prüfenden, dem Atom-Gewicht des Natrons (62) entsprechend abgewogenen Soda ein Prozent Natron neutralisirt. Anweisungen für die Bereitung der Normalflüssigkeit und ihre Verwendung findet man in jedem bessern Lehrbuch, für Maassanalyse. Fig. 1047. Die Probe-Schwefelsäure verbindet sich beim Titriren zunächst mit dem Natron des Hydrats, dann mit dem des kohlensauren Natrons, des Schwefehiatriums, des schwefligsam-en Natrons, des Natronalumüiats und des kieselsam-en Natrons; in dem erhaltenen Prozentsatze ist also das Natron aller dieser Stoffe vereinigt. 142 1]^22 Ersatzstoffe für Hadern." — Stroh. Um ein richtiges Durchschnitts -Ergebniss zu erhalten, muss man die zu prüfende Soda sorgfältig aus der Mitte des Fasses nehmen. Man bohrt zu diesem Zweck ein 30 mm weites Loch in einen der Böden, dreht ein eisernes oder stählernes Instrument von der in Fig. 1047 dargestellten Form mit schrauben- förmiger Bewegung so weit als möglich in das Fass, wobei es sich aus den verschiedenen Schichten mit Soda füllt, imd zieht es rasch wieder heraus. Der Probebohrer muss rostfrei und blank erhalten werden. Wenn man, wie oben erklärt und wie die Engländer auch rechnen, die von den Franzosen Gay-Lussac'sche Grade genannten Prozente von Na2 0 ermitteln will, löst man, nach Lunge, am besten 6,2 g Soda, verdünnt auf 200 oder 250 ccm, pipettirt nach dem Absetzen ein Zehntel, d. i. 20 oder 25 ccm heraus und titrirt mit Normalsäure. Da die entnommene Menge (0,62 g) als reines Na2 0 gerade 20 ccm Säure beanspruchen würde, so zeigt jedes Hundertstel ^"/loo = 0,2 ccm der Säure einen Grad an. Wül man genauer arbeiten, so nimmt man z. B. 40 ccm Lösung, die für jeden Grad 0,4 ccm Normalsäure beansprucht. Wenn man nach deutschen Graden, also Prozenten von Natriumkarbonat, arbeitet, so wird man dessen doppeltes Aequivalent, also 10,60 g, auflösen, welches = 200 ccm Normal- säure ist, und vielleicht ein Zehntel davon zum Titriren herauspipettiren. Das Ergebniss dieser Prüfung besagt also nach englischer Gepflogenheit, dass die neutraHsirte Probesäure den erhaltenen Prozenten von Na2 0 entspricht, das als Karbonat, Silikat, Alummat, Hydrat und Sulfuret vorhanden sein kann. In diese richtige Rechnungsart hat sich ein Fehler dadurch eingeschlichen, dass man in Lancashu'e (Liverpool) das Aequivalent des Natrons irrthümlich zu 32 anstatt 31 und am Tyne (Newcastle) das Natriumkarbonat zu 54 anstatt 53 an- nimmt. Während reines Natriumkarbonat Na2 CO3 nur 58,49 pCt. NaO enthält, wird es demnach mit Newcastle's Probesäure ^Vs* = 59,26 Grad zeigen, also 0,77 pOt. zu viel. Jede enghsche Gradangabe giebt also um 1,316 pCt. ihres Betrages zu viel an, z. B. 50 wirkliche Grade werden in England als 50 + 50 X 0,0136 = 50,66 englische Grade berechnet. In Lancashire gehen manche Chemiker sogar noch weiter imd rechnen den nach wirklichem Aequivalent gefundenen Prozentzahlen V54 oder Vsi zu, weil das „alte" Äquivalent um so viel gTÖsser ist als das neue. Sie rechnen dann in ersterem Fall statt 53 kurzweg 54 und fügen in letzterem den richtigen 50 noch 50 + 50 X 1/3 1 zu, d. h. nennen es 51,6 Grad. Die Franzosen rechnen nicht nach den oben erklärten richtigen Gay- Lussac'schen Graden, sondern nach Descroizilles'schen. Diese geben an, wie viel Gewichtstheile Schwefelsäure-Monohydrat SO4 H2 durch 100 Theile der geprüften Soda gesättigt werden. Da die Aequivalente von Na, CO3 und SO4 Hg sich zueinander verhalten wie 53 : 49, so brauchen 100 reines Natriumkarbonat 92,45 SO4 H2 zu ihrer Sättigrmg. Zur Vermeidung der umständlichen Umrechnung von einer Bezeichnimgsart in die andere giebt Lunge in seiner Soda-Industrie nach Pattison eine Tabelle für Gay-Lussac'sche NagO Grade von 0,5 bis 77,5, von denen nachstehend die in Zellstoff-Fabriken vorkommenden von 30 ab wiedergegeben sind: Untersuchung der Soda. Bereitung der Aetznatronlösung. 1123 Pay- Lussae's Grade Deutsche Grade Englische Grade Descroi- zilles' Grade Gay- Lüssac's Grade Deutsche Grade Englische Grade Descroi- zilles' Grade Gay- Lussac's Grade Deutsche Grade Englische Grade Descroi- zilles' Grade SajO Naa CO3 NaaO HjSOj Na^O NajCOj Na^O HjSOj NaüO NajCOj NajO H3SO, 30 51,29 30,39 47,42 46 78,66 46,60 72,71 62 106,01 62,82 98,00 30,5 52,14 30,90 48,21 46,5 79,51 47,11 73,50 62,5 106,86 63,32 98,79 31 53,00 31,41 49,00 47 80,37 47,62 74,39 63 107,72 63,83 99,58 31,5 53,85 31,91 49,79 47,5 81,22 48,12 75,08 63,5 108,57 64,33 100,37 32 54,71 32,42 50,58 48 82,07 48,63 75,87 64 109,43 64,84 101,16 32,5 55,56 32,92 51,37 48,5 82,93 49,14 76,66 64,5 110,28 65,35 101,95 33 56,42 33,43 52,16 49 83,78 49,64 77,45 65 111,14 65,85 102,74 33,5 57,27 33,94 52,95 49,5 84,64 50,15 78,24 65,5 111,99 66,36 103,53 34 58,13 34,44 53,74 50 85,48 50,66 79,03 66 112,85 66,87 104,32 34,5 58,98 34,95 54,53 50,5 86,34 51,16 79,82 66,5 113,70 67,37 105,11 35 59,84 35,46 55,32 51 87,19 51,67 80,61 67 114,56 67,88 105,90 35,5 60,69 35,96 56,11 51,5 88,05 52,18 81,40 67,5 115,41 68,39 106,69 36 61,55 36,47 56,90 52 88,90 52,68 82,19 68 116,27 68,89 107,48 36,5 62,40 36,98 57,69 52,5 89,76 53,19 82,98 68,5 117,12 69,40 108,27 37 63,26 37,48 58,48 53 90,61 53,70 83,77 69 117,88 69,91 109,06 37,5 64,11 37,99 59,27 53,5 91,47 54,20 84,56 69,5 118,83 70,41 109,85 38 64,97 38,50 60,06 54 92,32 54,71 85,35 70 119,69 70,92 110,64 38,5 65,82 39,00 60,85 54,5 93,18 55,22 86,14 70,5 120,53 71,43 111,43 39 66,68 39,51 61,64 55 94,03 55,72 86,93 71 121,39 71,93 112,23 39,5 67,53 40,02 62,43 55,5 94,89 56,23 87,72 71,5 122,24 72,44 113,02 40 68,39 40,52 63,22 56 95,74 56,74 88,52 72 123,10 72,95 113,81 40,5 69,24 41,03 64,01 56,5 96,60 57,24 89,31 72,5 123,95 73,45 114,60 41 70,10 41,54 64,81 57 97^45 57,75 90,10 73 124,81 73,96 115,39 41,5 70,95 42,04 65,60 57,5 98,31 58,26 90,89 73,5 125,66 74,47 116,18 42 71,81 42,55 66,39 58 99,16 58,76 91,68 74 126,52 74.97 116,97 42,5 72,66 43,06 67,18 58,5 100,02 59,27 92,47 74,5 127,37 75,48 117,76 43 73,52 43,57 67,97 59 100,87 59,77 93,26 75 128,23 75,99 118,55 43,5 74,37 44,07 68,76 59,5 101,73 60,28 94,05 75,5 129,08 76,49 119,.34 44 75,23 44,58 69,55 60 102,58 60,79 94,84 76 129,94 77,00 120,13 44,5 76,08 45,08 70,34 60,5 103,44 61,30 95,63 76,5 130,79 77,51 120^92 45 76,94 45,59 71,13 61 104,30 61,80 96,42 77 131,65 78,01 121,71 45,5 77,80 46,10 71,92 61,5 105,15 62,31 97,21 77,5 132,50 78,52 122,50 411. Bereitung der Aetznatronlösung. So lange Natron mit Kohlen- säure vereinigt ist, kann es keine Verbindungen mit den inkrustirenden Bestand- theilen der Pflanzenfasern eingehen, es kann sie nicht lösen oder Seifen mit ihnen bilden. Es wird dazu erst befähigt, wenn es sich in Folge des Ausscheidens der Kohlensäure mit neuen Gefährten zu verbinden sucht. Die Ueberführimg sämmt- lichen kohlensauren Natrons in Aetznatron ist desshalb der Hauptzweck der Be- reitung der Laugen. Die Aufgabe wird dadurch leicht lösbar, dass Kohlensäure gTÖssere Affinität für Aetzkalk als für Aetznatron hat, und dass sie, in Folge dieser Neigung, das Natron verlässt, um sich mit Kalk zu verbinden, wenn man ihr Gelegenheit dazu giebt. NaaCOs Kohlensaures Natroij. + CaO Aetzkalk. + H2O Wasser. CaCOs + KoUleusaurer Kalk. NaaO + HoO ÄetznatroQ. 2^ Wasser. 142' 1124 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Aetzkalk, d. i. Calciumoxyd, ist frisch gebrannter Kalk. Da Kalk beinahe unlöslich in Wasser ist, muss er durch fortwährendes Umrühren fein vertheilt, in der Flüssigkeit schwebend erhalten und dadmch mit den in der Lösung befind- lichen Sodatheilchen in direkte Berührung gebracht werden. Die Rührbottiche mögen wie die in Figg. 141 und 142 für Chlorkalklösung angegebenen gebaut sein, nur müssen sie eiserne (Blech-) Wände und Böden haben, da Mauerwerk und Holz von Aetznatron zerstört werden. Wollte man den gebrannten Kalk, wie er aus dem Ofen kommt, in die Rührbottiche werfen, so könnten die manchmal darin vorkommenden harten, steinigen Stücke den Rührer aufhalten und vielleicht zerbrechen. Man giebt den Kalk desshalb in einen Korb aus Eisenblech von etwa 60 bis 75 cm Durchm. oder Seite und etwa 60 cm Tiefe, welcher ringsum mit 1 cm weiten Löchern besäet, und mittels seiner Handhaben an zwei, quer über den Bottich gelegten eisernen Stangen aufgehängt ist. Der Rührer muss so niedrig sein, dass er den eingehängten Blechkorb nicht berührt, was auch vollständig genügt, da die ganze Flüssigkeit durch Aufrühren des unteren Theils in Bewegung erhalten wird. Man braucht mindestens 2 Bottiche, damit einer in Thätigkeit sein kann, wähi'end aus dem andern Lauge abgezogen wird. Dieselben sollten nach englischer Vorschrift etwa 4 bis 5000 Liter Raum bieten, werden aber für grosse Betriebe besser noch grösser genommen. Sobald der Bottich bis etwa zur halben Höhe des Blechkorbes mit Wasser gefüllt und der Rührer in Gang gesetzt ist, wird dm'ch ein bis auf den Boden reichendes Rohr Dampf zugelassen und der in dem Korb befindliche Kalk fort- während erneut, bis die erforderliche Menge durch das heisse Wasser in Kalk- milch verwandelt und in der Flüssigkeit vertheilt ist. Nachdem dann die Soda eingeschüttet und die ganze Masse noch 3 bis 4 Stunden lang kochend und in Bewegung erhalten worden ist, rückt man den Rührer aus und schliesst den Dampfhahn. Nach einigen Stunden Ruhe, während welcher sich der in der Flüssigkeit vertheilte kohlensaure Kalk auf dem Boden ablagert, zieht man die Lauge, soweit man sie klar erhalten kann, durch aUmäüges Niederlassen des Rohres E (Fig. 141) in einen Sammelbehälter ab. Lunge sagt in seiner Soda-Industrie, dass das Kaustiziren in Lancashire gewöhnlich in liegenden, halbcylindrischen Gefässen, oft halbdurchschnittenen alten Dampfkesseln von 6 bis 9 m Länge, 1,8 bis 2 m Breite und ebensolcher Tiefe, ausgeführt wird. Zum Aufrüloren des Kalkschlamms werden häufig auch Injektoren oder Dampfstrahlpumpen benutzt, die Dampf und Luft in feiner Vertheilung durch Siebboden oder Röhren einblasen. Der Injektor braucht jedoch viel Dampf und arbeitet dadurch theurer als ein mechanischer Rührer. Um dem im Bottich abgelagerten kohlensauern Kalk die anhängende Lauge zu entziehen, muss derselbe nochmals mit Wasser gefüllt, der Rührer in Gang gesetzt und Dampf zugelassen werden. Während man in dem einen Bottich einen solchen zweiten Auszug macht, wird im anderen eine frische Lösung bereitet, so dass stets eine schwache imd eine starke Lösung im Sammelbehälter zusammen kommen. In manchen Fabriken wird der Bodensatz zwei, und sogar drei Mal in beschriebener Weise ausgewaschen und das Wasch wasser zum Ansetzen frischer Bereitung der Aefcznatronlösung. Vacuum-Pilter zum Aussüssen des Kalkschlamms. 1125 Lauge benutzt, doch ist es fraglich, ob die letzten damit geretteten Spuren von Aetznatron auf diese Weise nicht zu theuer erkauft sind. Wenn man mit dem ersten Auszug, d. i. mit der zweiten Füllung, noch eine Flüssigkeit erhält, welche mehr als 1 Grad auf Beaume's Areometer zeigt, mag ein zweiter Auszug von Vortheil sein, andernfalls würde die damit erhaltene Soda für aufgewendete Arbeit, Triebkraft und Dampf nicht genügend entschädigen, und um so weniger, als bei ununterbrochenem Betrieb für jeden weiteren Auszug auch noch ein Rührbottich angereiht werden muss. Wenn für Wiedergewinnung des Natrons durch Ein- dampfen der Laugen und Waschwasser gesorgt ist, und die dünnen Waschwasser an Stelle fiischen Wassers zur Dampferzeugung dienen, kann auch deren Natron noch mit Vortheil zurückgewoimen werden. Eine neuere Ai't des Ausziehens der Lauge aus dem Kalkschlamm ist in Abschnitt 412 beschrieben. Wenn die Kochkessel unmittelbar aus dem Sammelbehälter der Lauge gespeist werden, muss man in der (Abschn. 79) für Chlorkalk angegebenen Weise dafür sorgen, dass die Lauge stets von gleicher Stärke ist; wenn aber noch ein Zwischenbehälter eingeschaltet ist, kann man die Lauge in diesem durch Ver- mischung auf die gewünschte Stärke bringen. Die fertige Lauge soll so fi-isch und heiss als möglich zur Verarbeitung kommen, da sie Kohlensäure aus der Luft aufnimmt und sieh abkühlt. Ein feines Häutchen von kohlensaurem Natron, welches sich an der Oberfläche bildet, scheint die Flüssigkeit gegen die Aufnahme grosser Mengen -von Kohlensäure zu schützen. Man hat gefunden, dass sehr konzentrirte Lösungen (von über 15" Beaume) von Aetznatron dem abgesetzten kohlensauern Kalk etwas Kohlensäure entziehen und sich zum Theil wieder in kohlensam'es Natron verwandeln. Da man aber selten so konzentrirte Lösungen braucht, lässt sich die Gefahr durch Anwendung von Rührbottichen vermeiden, welche gross genug sind, um mindestens 10 bis 12 Liter Wasser für jedes Kilo kohlensauern Natrons aufnehmen zu können. Braucht man sehr konzentrirte Lauge, so nehme man den ersten Auszug des Bodensatzes anstatt reinen Wassers zu der folgenden Lösung, so dass diese in der ursprüngKchen Stärke zur Verwendmig kommt. Eine Lauge, die sich in einer norddeutschen Strohstoff-Fabrik bewährt hatte, WLU'de aus 350 kg kalzinirter Soda bereitet imd mit 215 kg Kalk kaustizirt. Dieselbe enthielt 5,7 Prozent Aetznatron NaO, und man brauchte davon 2 cbm auf 800 kg Stroh. Der Verbrauch stellte sich hiernach auf 19,33 kg kalzinirte Soda für 100 kg Stroh. 412. Vacuum-Pilter zum Aussüssen des KalkscMamms. Auf Seite 1124 ist gesagt, dass der Kalkschlamm mehrere Mal ausgewaschen werden muss, um das darin befindliche Natron möglichst auszuziehen. Zum Ersatz dieser imvollkommenen Arbeit haben einige Fabriken Vacuum-Filter von der in Figg. 1048 imd 1049 in 1:80 der wahren Grösse dargestellten Art eingeführt. Die von Paschke & Kaestner in Freiberg in Sachsen gebaute Eim-ichtung besteht aus dem etwa 2 cbm fassenden Kessel Ä, zu dem hier ein Stück alten Dampfkessels benutzt ist. Man lässt den Kalkschlamm aus dem Kaustizirbottich oder Mischer in den oberen Theil a des Filters Ä fliessen, der durch ein gelochtes Blech F von dem 1126 Ersatzstoffe für Hadern. Stroh. untern Theil h getrennt ist, worin die Luftleere hergestellt wird. Das Blech F wh-d von den Flanschen Q und konzentrischen, sowie radialen Blechstreifen f mit Stützen f^ getragen. Auf F liegt ein baumwollenes Filtertuch, welches durch ein darunter ausgebreitetes Netz aus Bindfaden verhindert wird, sich dicht auf das Blech zu legen und dadiu-ch die Filterfläche zu vermindern. Netz und Filtertuch sind mit Zellstoffpappen gut zwischen Flanschen 0 abgedichtet. Nachdem der obere Theil a gefüllt ist, stellt man im untern Theil h eine Luftleere her, indem man Hahn H öffnet und durch Rohr h die Luftpumpe mit h verbindet. Durch die Arbeit der Luftpumpe soll der Druck in b auf etwa 40 bis 50 cm Queck- silbersäule vermindert werden. Die Atmosphäre, welche mit etwa 75 cm Queck- silbersäule auf den Kalkschlamm in a drückt, presst dessen flüssige Bestandtheile durch das Filter F in den untern Raum h. Um alles im Kalkschlamm enthaltene Natron auszuziehen, giesst man beständig frisches, womöglich warmes Wasser auf und sorgt dafür, dass die im Kalk entstehenden Spalten mit einem Holz zugestrichen werden. Fig. 1048. V?' ^ Fig. 1049. Nach gehörigem Aussüssen saugt man den Kalk noch möglichst aus, öffiiet Hahn J, um Luft einzulassen, und dann Hahn K, dm'ch welchen die aus- gezogene dünne Natron-Lauge in eine mit Trichter versehene Rohrleitung R fliesst, welche sie in einen Sammelbehälter führt. Von dort aus wird sie zum Auflösen frischer oder wiedergewonnener Soda benutzt. Hat man dann mit der Kiubel L und dem Schneckengetriebe l das Filter in die senkrechte, in Fig. 1049 dargestellte Lage gedreht, so fällt der Kalkschlamm grösstentheils heraus. Den Rest schaufelt man heraus und bringt das Filter durch Drehen der Kiu-bel L wieder in waagerechte Lage, um es wieder zu füllen. Das Fangblech ^S* verhindert, dass der Rest von Lauge, welcher sich beim Schwenken von A noch im untern Theil h befindet, durch den Boden F zum ausgesüssten Kalkschlamm fliesst und verloren geht. In Figg. 1050 und 1051 ist in 1 : 30 die Vacuumpumpe D dargestellt, welche die Luft aus l saugt. Wenn der Kolben aus seiner in Fig. 1050 ge- gebenen Stellung niedergeht, saugt er Luft durch Ventil c an imd drückt die beim Aufgang angesaugte Luft durch Ventil d^ weg. Wenn der Kolben aufwärts geht, saugt er durch Ventil c'^ und drückt durch A. Es wird somit beständig gesaugt. yacuum-Filter zum Aussüssen des Kalkschlamms. Verwendung des Kalkschlamms. 1127 Eine kleine Pumpe dieser Art genügt zur Bedienung zweier abwechselnd arbeitender FUter J, mit denen sie durch ein gemeinsames Saugrohr verbunden ist. Man kann dem Kalkschlamm mit dieser Einrichtung das Natron bis auf 2 pCt. (ti'oeken gedacht) entziehen und braucht für jedes Filter etwa 4 Netze und 25 Tücher jährlich. Zwei Filter ge- nügen für eine Anlage, welche täglich 3000 kg Strohstoff erzeugt. 413. Verwendung des Kalk- schlamms. Der erschöpfte Bodensatz von kohlensaurem Kalk wurde in der Anfangszeit der Zellstoff-Fabrikation gewöhnlich in den Untergi-aben ab- gelassen. Die dadurch hervorgerufene Verunreioigimg der Wasserläufe rief dann vielfache Versuche zur Ver- wendung dieses Kalks hervor. Die nächstliegende und zweckmässigste Ai't seiner Wiederverwendung dürfte wohl darin bestehen, dass man ihn zuerst so weit als möglich an der Luft trocknen lässt und dann wieder zu Aetzkalk brennt, wie Muspratt in einer Be- sprechung der Seifenfabrikation in folgenden (übersetzten) Sätzen empfiehlt: Bei Besprechung der Lauge-Bereitung' sollte nicht unerwähnt bleiben, dass ein Theil der Soda beim Kaustiziren mit Kalk eine sehr schwer lösliche Verbindung damit ein- zugehen scheint. Herr Kynaston, ein Schüler des Verfassers (Muspratt) fand kürzlich bei der Untersuchung des Kalkrückstandes, dass er nach gründlichem Waschen noch 5 — 6 pCt. Soda enthielt. Wenn der zuerst getrocknete Rückstand zu einer Temperatur erhitzt wird, welche nicht genügt, um die Kohlensäure aus- zutreiben, und wenn er nach erfolgter Ab- kühlung wieder mit Wasser durchnässt wird, kann das Aetznatron leicht ausgezogen, und der Rückstand vöUig davon befreit werden. Mit Berücksichtigung dieser Thatsachen ist der Verf. der Meinung, dass es sich für den Seifenfabrikanten wohl bezahlen würde, die Kalkrückstände zu sammeln und sie, nach gründlicher Trocknung an der Luft, so weit zu erhitzen, dass die Kohlensäure ausgetrieben ^'K- 1"5"- ■i'Jg'. 1051. wird. Der jetzt wieder ätzend gewordene Kalk kann mit Vortheil bei der Bereitung frischer Lauge verwendet werden, und das Verfahren mag wiederholt werden, bis der Rückstand zu sehr mit Verunreinigungen beladen ist und durch frischen Kalk ersetzt werden muss. Nach Lunge ist jedoch das Brennen und Wiederverwenden des Kalkschlamms stets misslungen, theils weil der Kalk theui-er als der aus gekauftem Kalkstein 1128 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. •• wurde, theils weil der Sclilamm beim Trocknen in feines Pulver zerfiel und das Brennen ganz hinderte. Der entwässerte Kalksehlamm sammelt sich in vielen Fällen zu ungeheuren Mengen an, bedeckt werthvoUen Raum, und seine Beseitigung verursacht grosse Kosten. Es sind desshalb aUerwärts Versuche zu dessen Verwerthimg gemacht worden. Man hat im Verein mit Kohlenasche Presssteine daraus hergestellt. Rheinische Arbeiter, die deren Fabrikation gut kennen, vermögen gute Steine daraus anzufertigen. Leider verursacht das Trocknen jedoch grosse Schwierigkeiten. Die Kalkrückstände lassen das Wasser nur sehr- schwer fahren, und es wird schwer, solche Sterne abzusetzen. Es giebt auch einige Eisenwerke, welche solche Schlammrückstände gut vereint mit Hochofenschlacke zu Bausteinen verarbeiten können, doch auch hier bietet die grosse Feuchtigkeit der Schlammrückstände als frachtvertheuerndes Moment bei weitem Versandt Hindernisse. Die beste Verwerthung ist desshalb die als Dünger. Aber auch als solcher ist der Kalkschlamm nur für schweren Boden und nach längerem Lagern ver- wendbar. Ein sehr tüchtiger Landwirth theilte folgende damit gemachte Er- fahrung mit: Die von der Strohstoff-Fabrik Wertheim bei Hameln bezogenen frischen Kalkabfälle liabe ich, elie ich sie in meiner Wlrthschaft verwendete, in Hildesheim von der Yersuchsstation untersuchen lassen, und diese Untersuchung ergab, dass die Abfälle 50 pCt. Wasser und 22,1 pCt. Kalk enthielten, ausserdem waren Mengen Eisenoxydul darin enthalten. Die Annahme, dass jene Abfälle 50 pCt. Wasser enthalten, trifft jedoch nur zu, wenn dieselben einige Zeit der Luft ausgesetzt gelegen haben, werden sie frisch abgefahren, in dem Zustande, wie sie aus der Fabrik auf den Hof gekarrt werden, so ist der Wassergehalt bedeutend grösser. Fei'ner ist es notliwendig, die Masse längere Zeit der Luft auszusetzen, damit die Nachtheile, welche das Eisenoxydul für die Pflanze hat, beseitigt werden. Man muss also entweder die Kalkabfälle in langen Bänken an den Wegen entlang abladen und dann, wenn sie aus- getrocknet sind, wieder aufladen, auf den Acker fahren und gleich iiinter den Wagen streuen lassen, oder man fährt sie bei Frostwetter direkt auf das Land und lässt sie gleich hinter den Wagen streuen und so den Winter hindui'ch liegen. Es muss entschieden davor gewarnt werden, die Abfälle in Haufen, klein oder gross, auf dem Acker liegen zu lassen, da auf solcher Lagerstelle jahrelang nichts, selbst kein Unkraut, wächst. Streut man jedoch die Abfälle sofort und lässt dieselben längere Zeit gestreut liegen, so sind die mit jenen Abfällen erzielten Erfolge sehr zufriedenstellend. Früher bezahlte ich für jedes Fuder 1 M. 50 Pf, und ein solches Fuder enthielt mindestens 50 Centner, mithin im Durchschnitt etwa 10 Centner trockenen Kalk. Ferner verwandte ich auf den Hannover'schen Morgen = 26 Ar SVg Fuder Abfälle, mithin betrug die Kalkung etwa 35 Centner Kalk auf den Morgen. Ich habe nun jene Abfälle vorzugsweise direkt zu Zuckerrüben verwandt, welche ich hier in dritter Gaile baue. Die Flächen werden hierzu im Herbst meistens mit dem Dampfpfluge auf etwa 13 Zoll = 35 cm Tiefe gepflügt, und diese Acker habe ich dann im Winter mit jenen Abfällen überfahren lassen, oder, wenn dies wegen Schnee und Thauwetter nicht ausführbar war, so wurde der Kalk vor der Bestellung von den Lagerstellen auf das Land gefahren und dann flach untergepflügt; nur- wenn der Kalk zu klumpig war, liess ich vor dem Unterpflügen das Land überwalzen. Dass Kalk den Früchten, namentlich der Zuckerrübe, sehr zusagt, ist eine bekannte Sache, und dass ich durch die Wertheimer Kalkabfälle meine Ernte-Erträgnisse sehr gesteigert habe, steht fest. Dass starkes Kalken viel Geld und Mühe kostet, lässt sich nicht leugnen, bei den Wertheimer KalkabfäUen spart man aber, da die Abfälle weniger kosten als frischer Kalk. Ohr bei Hameln a. W., 15. Mai 1891. Landschaftsrath Freiherr V07i Hake. Verwendung des Kalkschlamms. 1129 Auch nach dieser Erfahrung ist es nothwendig, die Kalki-ückstände in dünner Schicht längere Zeit an der Lult liegen und dadurch austrocknen zu lassen, ehe man sie den Landleuten giebt. Die melrrere Jahi-e im Freien gelagerten Kalkschlammrückstände der Laugen- küehe einer Strohzellstoff-Fabrik, welche mit wiedergewonnener Soda ohne Sulfat- zusatz arbeitete, hatten folgende Zusammensetzung: Feuchtigkeit 47,07 pCt. chemisch gebundenes Wasser 1,42 org. Substanz 2,60 darin 0,08 pCt. Stickstoff Kieselsäure 3,96 Thonerde 0,50 Eisenoxyd 0,16 Kalk 26,24 Magnesia 0,40 Kali 0,11 Natron 0,48 Kohlensäure 16,60 Schwefelsäure 0,18 Phosphorsäare 0,09 99,81 pCt. C. Hennefeld berichtete in Nr. 7, Jahrg. 1893 der Papier- Zeitung, dass Kalkschlamm, der sich in einer Holzzellstoff-Fabrik aus der Bereitung von Lauge aus wiedergewonnenem Salz und Sulfat ergab, nach dreiviertel] ährigem Lagern 37 pCt. Feuchtigkeit und 63 pCt. trockene Masse aufwies. 100 g trockene Rückstände enthielten in Säure unlösliche Stoffe . 3,64 pCt. Kohlensauren Kalk 88,90 Magnesia 0,42 Kali 0,47 Phosphorsauren Kalk 0,60 davon 22 pCt. Phosphor. Natron 0,38 Eisenoxyd 2,08 Verunreinigungen, Sand usw 3,51 100,00 pCt. In der Danziger Holzzellstoff-Fabrik Hess man 1883 den zweimal dtu-ch Kochen im Mischer ausgelaugten Kalkschlamm auf den Fabrikhof abwechselnd in 2 grosse elliptische Teiche laufen, deren Wände aus feiner Kohlenschlacke bestanden. Die Flüssigkeit sickerte durch die Wände in eine Rinne, welche tief am Boden ringsum lief, um von dort in einen bei den Mischern belegenen Behälter zu fliessen und dann wieder zur Kaustizirung verwendet zu werden. In manchen Fabriken wird der Kalkschlamm auf Kiesfiltern von der zum Reinigen von Wasser dienenden Art entwässert. Hennefeld berichtet, dass, so lange die Natronzellstoff-Fabrik in Aschaffenburg bestand, eines der grössten Güter Unterfrankens wohl zwei Drittel der auf solche Art entwässerten Kalk-Rückstände bezog. In den ersten Jahren wurde der Kalk ausgestreut wie oben angegeben; dann wurde das Verfahren geändert; man mischte den Kalk mit AValdstreu, Rasen usw. und setzte diese Mischung in imgeheuer grosse Haufen, die äusserlich fest mit Erde oder Rasen gedeckt waren. Diese Haufen blieben ein Jahr stehen, 143 1130 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. ehe man sie als Dünger benützte. Der erste Inspektor des Gutes versicherte mehrmals, dass er mit diesem Dünger die schlechtesten Felder zum Ertrag gezwungen habe. 414. Kalkbedarf und Prüfung der Lauge. Ueber die Beschaffenheit des Kalks und die Art seiner Aufbewahrung sind in Abschnitt 32 Angaben gemacht. In der Praxis unterscheidet man »fetten und mageren« Kalk. Kalkstein mit weniger als 10 pCt. Thonstoffen liefert fetten, solcher mit mehr als 10 pCt. mageren Kalk. 1 ccm fetter Kalk giebt 2 — 3 ccm steifen Kalkbrei und 1 ccm magerer nur 1 — 2 ccm Kalkbrei. Kalkbrei aus fettem Kalk ist fein, weich und sehr raumfüllend, aus magerem Kalk gröber, sandiger, meist dunkler und viel dichter. Da fetter Kalk eine sehr grosse Menge Brei Hefert, so hält er auch eine seinem grösseren Umfang ent- sprechende grössere Menge des damit kaustizirten Natrons fest, es geht also durch denselben mehr Natron verloren. Obwohl magerer Kalk viel mehr fremde Stoffe enthält, also unreiner ist, erscheint er aus diesem Grunde zweckmässiger zum Kaustizu-en und hat sich auch so erwiesen. In einigen Fabriken wurden durch Anwendung von magerem anstatt fetten Kalks erhebliche Ersparnisse und zweck- mässigere Fabrikation erzielt. Ueberhaupt ist die Beschaffenheit des Kalks wichtiger als gewöhnlich an- genommen wird, und der Fabrikant sollte die verfügbaren Sorten eingehend durch versuchsweise Verwendung prüfen. Die theoretische Menge reinen Aetzkalks, welche nöthig wäre, um 100 kg Soda von 48 pCt. zu kaustizii-en, beträgt nur 43 kg. Unser Kalk ist aber weder rein noch völlig kaustisch, d. i. frei von Kohlensäure, und da es überdies vor- theilhafter ist, einen Ueberschuss von Kalk anzuwenden, als einen Theil der Kohlen- säure bei dem Natron der Soda zu belassen, so werden in der Praxis von 60 bis mehr als 100 kg Kalk, sehr häufig kg für kg, auf 100 kg Soda genommen. Da der Kalkstein in demselben Ofen nicht immer gleichartig gebrannt wird, und der gebrannte Kalk in Folge längerer oder kürzerer Lagerung mehr oder weniger Kohlensäure aus der Luft aufgenommen haben mag, muss die in einer bestimmten Gewichtsmenge Kalk enthaltene Menge AetzkaLk CaO sehr ver- schieden sein. Man muss also entweder einen grossen LTeberschuss von Kalk anwenden oder Gefahr laufen, Natron dadurch zu vergeuden, dass es nicht von Kohlensäure befreit wird, wenn man sich nicht der Mühe imterziehen wUl, jede frische Natronlösung auf ihre Kaustizität zu prüfen. Dies geschieht am einfachsten dadurch, dass man eine Probe der Lösung filtrirt und ein paar Tropfen der filtrirten Flüssigkeit in ein mit Schwefelsäure gefülltes Glas fallen lässt. Wenn die Lauge noch Kohlensäure enthält, wird sie von der Schwefelsäure ausgetrieben und entweicht. Sieht man also keine Gasblasen aus der Schwefelsäure aufsteigen, so ist die Lösung ganz kaustisch, zeigt sich aber noch ein Aufschäumen, so muss man mehr Kalk zur Bereitung der Lauge verwenden. Das Filtriren der Lauge ist nothwendig, damit in der Probeflüssigkeit kein kohlensaurer Kalk bleiben kann, dessen kleinste, kaum sichtbare Menge eine Entwicklung von Kohlensäure zur Folge haben müsste. Man darf auch nicht Schwefelsäure in die Lauge tropfen lassen, weil sie nicht zur Austreibung der etwa vorhandenen Kohlensäure schreitet, Verwendung des Kalkscblamms. Kalkbedarf und Prüfung der Lauge. Verwendung Ton 1131 Aetznatron. Bauart und Bewegung der Strohkocher. SO lange sich noch der Vereinigung bedürftiges Aetznatron in der Flüssigkeit befindet. Da man also genug Schwefelsäure nehmen muss, um alles in der Probeflüssigkeit befindliche Aetznatron zu sättigen, so ist es geboten, die Probeflüssigkeit, nicht aber die Schwefelsäure, tropfenweise anzuwenden. Diese Prüfung kann von einem Arbeiter gemacht werden und sollte bei jeder frischen Lösung zur Ausführung kommen. Sie würde nicht nur Verluste verhüten, sondern auch über die Güte der angewandten Kalkarten, sowie über die ganze Laugebereitung belehrende Auf- schlüsse geben. 415. Verwendung von Aetznatron. Bereitet man die Natronlösungen aus dem in Blechcylindern versandten Aetznatron, so hat man nur nöthig, es in Wasser zu lösen, erspart also die Anlage von Rührbottichen imd Sammelbehältern sowie die damit vorzunehmenden Verrichtmigen. Wenn man aber auch diese Ersparnisse in Rechnung bringt, stellt sich doch jedes aus Aetznatron {caustic soda) erhaltene Pfund Natron wesentlich theurer als das aus kalzinirter Soda ge- wonnene, weshalb man in Amerika ausschliesslich, und auf dem europäischen Festlande beinahe allgemein kalzinirte Soda und seit einigen Jahren Ammoniak- Soda zur Herstellung der Aetznatronlaugen verwendet. Um so aufiallender muss es erscheinen, dass die grosse Mehi-zahl der schottischen und englischen Fabrikanten, auch der chemisch gebildeten, fertiges Aetznatron zum Kochen von Stroh, Holz und Esparto vorzieht. In einigen Fällen erklärt es sich dadurch, dass die Fabriken sich nur schwierig ihrer Abgänge entledigen können, und durch An- wendung des fertigen Aetznatrons die Kalkrückstände zu venneiden wünschen. In den meisten gTÖssern Fabriken Avird jedoch das Natron dm'ch Abdampfen der be- nützten Lauge als kohlensaures Natron wiedergewonnen und mit Hilfe von Rühr- bottichen unter Anwendung von Kalk wieder in Aetznatron verwandelt. Aber auch in solchen englischen Fabriken, wo man mit den Einrichtungen zum Kaustiziren versehen ist, auch mit der Beseitigung der Abgänge keine Schwierigkeiten hat, und wo man sich leicht von dem Werthe der verschiedenen Soda- Arten durch üu-e Verarbeitung überzeugen kann, wollen die Besitzer ilu-e Rechnimg bei der Verwendung fertigen Aetznatrons finden. Wenn diese Fabrikanten Recht haben, muss das fertige Aetz- natron VortheUe bieten, welche noch nicht theoretisch ermittelt sind und sich desshalb der Berechnung entziehen. Verf. hat sich bemüht, durch Besprechung mit Fabrikanten und Chemikern zu erfahren, worin diese Vortheile bestehen. Man scheint jedoch nur die Thatsache zu kennen, dass der Natronwerth eines Aetznatrons von 60 pGt. sich zu dem einer kalzinirten Soda von 48 pCt. nicht wie 60 zu 48, sondern etwa wie 66 zu 48 verhalte, mid dass ein Theil des Natrons mit dem zum Kaustiziren verwendeten Kalk Verbindungen eingeht und dadurch der Lauge entzogen wird. Fabriken, welche Soda fabrizu-en, haben auch den Vortheü, dass sie den vom Kaustiziren stammenden Kalkschlamm unter Vacuum auswaschen imd zum Sodaschmelzen verwenden, während er in den Papier- fabriken nicht nur werthlos, sondern lästig ist. 416. Bauart und Bewegung der Strohkocher. Viele Strohkocher be- stehen aus waagerechten cylindrischen Drehkesseln, deren Inhalt entweder durch ofienes Feuer von aussen, durch eingeleiteten Dampf oder mit in Mänteln oder Röhren eingeschlossenem Dampf erhitzt wird. Bei Anwendung von direktem Feuer bleiben häufig Strohtheile an den Wänden hängen und werden durch die 148* JJ32 • Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. andauernde Einwirkung der grossen Hitze des Blechs verkohlt; die aus dieser Quelle stammenden Schäden werden manchmal noch durch Störungen im Trieb- werk, welche Stillstand des Kessels zur Folge haben, vergrössert. Direktes Feuer nützt auch den Kessel stärker ab als Dampfheizung und vermehrt die Möglichkeit einer Explosion. Mellier verwirft schon in seiner Patentbesclireibung, aus dort angeführten Gründen, direktes Einleiten von Dampf. Es ist theoretisch viel wünschenswerther, dass die Stärke der Lauge mit dem Fortgang der Kochung wachse und dadurch mehr befähigt werde, diejenigen Inkrusten aufzulösen, welche bis dahin der Ein- wirkung der Lauge widerstanden hatten, als dass sie dm'ch verdichteten Dampf mehr und mehr geschwächt werde. Verf. hat auch die Erfahrung gemacht, dass beim Kochen mit direkt eingeleitetem Dampf unter sonst gleichen Umständen und in demselben Kessel mehr Natron angewendet werden musste, als beim Kochen mit Feuer, welches auf einem Rost unter einem Ende des Kessels unterhalten wurde und den grössten Theil des Kessels innerhalb eines gemauerten Gewölbes mit heissen Gasen einhüllte. Dieser Anschauung und Erfahrung steht die That- sache gegenüber, dass bei mehreren der bewährtesten Verfahren zur Fabrikation von Strohstoff mit direktem Einleiten von Dampf gekocht wird. Diese Thatsache schliesst jedoch die Möglicheit einer Verbessermig der erwähnten Koch verfahren nicht aus, welche vielleicht zu erzielen wäre, wenn es gelänge, einen Kessel zu bauen, welcher mit allen Vortheilen des jetzigen Verfahrens die indirekte Heizung mit Dampf vereinigte. Herr Orioli in Pontcharra, Dep. Isfere, besass das französische Erfindiuigs- patent für die Konstruktion eines waagerechten cylindrischen, mit Dampf mantel versehenen Drehkessels, welchen er zum Kochen von Stroh benützte. Doppel- kessel dieser Art sind jedoch sehr theuer imd haben den Nach theil, dass sich Ausbesserungen der Kessel wände nur schwierig ausführen lassen. Der in Figg. 61 und 62 dargestellte Debi^'sche Lumpenkocher hat keinen Mantel, erfüllt aber doch alle Bedingimgen, welche an eine zweckmässige indirekte Heizung gestellt werden können, und würde sich in mancher Hinsicht zum Strohkochen gut eignen. Es müsste jedoch dafür gesorgt werden, dass sich weder an den Heizröhren noch sonstwo Strohfasern festsetzen können, weil dieselben nach und nach verkohlen imd den Stoff verunreinigen würden. Ob dies möglich ist, wüi'de sich nur durch Er- fahrung feststellen lassen. Ein waagerechter cylindrischer Drehkessel von etwa 5 m Länge und 180 cm Durchmesser hält von 1100 bis 1400 kg dicht eingepacktes, kurz ge- häckseltes Stroh. Eine solche Menge geht jedoch nur hinein, wenn das Stroh beim Eintritt dm'ch das Mannloch von innerhalb befindlichen, kräftigen Männern weggepackt wird. Entweder muss der Kessel vollständig abgekühlt werden, ehe er eine frische Ladung erhält, oder das Einpacken des Strohs wird, besonders an heissen Sommertagen, zu einer beinahe unerträglichen Qual für die im Lmern arbeitenden Leute. Da der Kessel behufs vortheilhafter Kochung dicht gepackt ■werden muss, so sind diese Unannehmlichkeiten bei waagerechten Drehcylindern nicht zu vermeiden und lassen die Anwendung einer anderen Form wünsehens- werth erscheinen. Bauart und Bewegung der Strohkocher. 1133 Als solche bietet sich zunächst der um senkrecht zur Axe stehende Zapfen drehbare Cylinder, welcher von oben aus ohne Mühe gefüllt und ebenso leicht entleert werden kann. In mehreren der grössten englischen Strohstoff fabriken werden Kessel dieser Form angewandt, deren Inneres durch eine senkrecht oder schief zm- Cylinderaxe stehende dm-chlöcherte Platte in zwei Hälften getheilt ist. Da jede dieser Hälften besonders gefüllt und entleert werden muss, sind die Cylinder an beiden Enden mit abnehmbaren Deckeln A'ersehen. Die Lauge wird während des EinfüUens von Stroh durch die hohlen Zapfen zugelassen, und in gleicher Weise tritt auch der Dampf ein. Dieser Kessel hat den A-^ortheil, dass das Stroh beim Kochen fortwährend mit anderen Theilen der Lauge in Berührung kommt, da die Hälfte des Cylinders, welche sich bei der Drehung im oberen Halbkreis befindet, von der Lauge verlassen wird, dagegen hat er den Nachtheil, dass er zwei Mannlöcher braucht, die bei jeder Entleerung geöffnet und geschlossen werden müssen. Solche Kocher, in denen das Stroh beständig umgestürzt wird, bedürfen eines sehr kräftig gebauten Antriebs, um die unregelmässige Inanspruchnahme zu ertragen. Sie werden stets so hoch aufgestellt, dass sie ihren Inhalt in auf Schienen laufende eiserne Wagen ausleeren können. Die Kugelform bietet dieselben Vortheile des leichten Füllens und Ent- leerens wie der senkrechte Cylinder und hat diesem gegenüber noch den Vorzug, dass sie bei gleichem Inhalt die geringste Oberfläche besitzt und bei gleichem Durchmesser (von dem bei der beschränkten Länge des senkrechten Drehcylinders auch der Inhalt abhängt) geringerer Blechstärke bedarf. In wenigen Fabriken nur sind die Strohkessel mit Mänteln versehen, dm-ch welche sie gegen Abkühlung geschützt werden; auch da nicht, wo man auf jede andere Weise Dampf zu ersparen sucht. Diejenigen Fabrikanten, welche ihre Kocher mit Umhüllungen von der Seite 87 beschriebenen oder anderer Art bedeckt haben, erzielen damit eine wesentliche Brennstoff- Ersparniss. Man hat gefunden, dass Stroh von der durch die Drehung veranlassten Reibung miter sich und an den Kessel wänden viel heftiger angegriffen wird als Hadern, und dass der Verlust vieler feiner Fasern bei den nachfolgenden Ver- richtungen des Waschens und Bleichens auf diese Ursache zurückgeführt werden kann. Schlimmer noch als diese Reibung ist die Bildung von Faser-Kugehi durch die rollende Bewegung. Die feinen Strohfasern rollen sich nämlich zu Kugeln, deren Inneres sich der Einwirkung der Lauge mehr oder weniger entzieht. Mit- nehmer-Bleche, welche zur Beseitigung dieses Uebelstandes an der innern Kocher- wand angebracht wurden, gaben dem Stroh Gelegenheit, sich in dessen Winkeln festzusetzen, wo es nach und nach verkohlte und den Stoff verunreinigte. Besser sollen quer durch den Kocher befestigte Eisenstangen wirken, auf Avelche das zu- sammengeballte und vom Kocher nach oben mitgenommene Stroh fällt imd sich auf denselben zerschlägt. Es ist rathsam, dem Kocher eine Bewegung zu erth eilen, welche eben genügt, um die Oberflächen des Strohes häufig genug mit wechselnden Theilen der Lauge in Berührung zu bringen. In der Regel geschieht dies schon bei einer Umdi'ehung in der Minute, imd sogar mit noch langsamerer Bewegung. Aus den Seite 90 für Hadernkocher angegebenen Gründen ist auch hier der Antrieb durch Schraubenräder dem durch Zahnräder vorzuziehen, und überhaupt finden viele der il84 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. dort aufgestellten Vorschriften für den Bau von Hademkesseln auch auf Stroh- kocher Anwendung. Die durch Drehung veranlassten Schäden würden am gründlichsten durch Anwendung stehender Kessel vermieden. Wie wir bei der weiterhin folgenden Beschreibung einzelner Verfahren sehen werden, finden solche Kessel auch in einzelnen 1 äUen Anwendung. Sie bewähren sich jedoch nur, wo es gelingt, sämmtliches Stroh fortwährend mit wechselnden Theilen der Lauge in Berührung zu bringen, d. h. einen guten Umlauf der Lauge herzustellen. So sollen z. B. die Seite 64 be- schriebenen, von Herren John Meiklejon jr. erbauten Kocher bei einer grösseren Anzahl von Herren Alex. Cowan & Co. bei Edinburgh ausgeführten Kochungen mit der gewöhnlich in Drehkesseln angewandten Menge Natron sehr guten Strohstoff geliefert haben. In diesen Kesseln wird mit geringer Dampfspannung gekocht, und somit ist die Explosionsgefahr beinahe ausgeschlossen. Stehende Kocher haben trotzdem in Strohstoff-Fabriken keine Verbreitung erlangt, weil die feinen dicht zusammen liegenden Strohfasern der Lauge und dem Dampf nur schwer und ungleichen Durchgang gestatten. 417, Kochen in Drehkesseln. Welche Form der Kocher auch haben mag, das Stroh wird darin stets in einer Weise behandelt, welche in den meisten Fabriken nur wenig oder garnicht von den Mellier'schen Vorschriften abweicht. Da das für eine Ladung festgesetzte Gewicht jedesmal genau abgewogen werden muss, findet man es in vielen englischen Fabriken zweckmässig, sämmt- liches gehäckselte Stroh in Säcke zu füllen, welche genau hundert Pfund halten, 80 dass man beim Einpacken nur eine bestimmte Zahl solcher Säcke zu nehmen hat. Die Lauge, welche durch einen der hohlen Drehzapfen zufliesst, wird bei senkrechten CyUndern und Kugelkesseln gleichzeitig mit dem Stroh eingelassen, wodurch sich schon nach kurzem Zusammensein dessen Elastizität so weit ver- mindert, dass es in einem viel kleineren Raum als in trockenem Zustande Platz findet. Wo das Stroh von Hand eingepackt werden muss, wie bei waagerechten CyKndern, wird die Lauge nothwendiger Weise erst nach Einfüllung des Häcksels zugelassen; lässt man den Kessel dann mit geschlossenem Mannloch einige Um- drehungen machen, so drängt sich das Stroh so sehr zusammen, dass man eine erhebliche Menge nachfüllen kann, was auch vielfach geschieht. Je nach der Güte des darzustellenden Strohstoffes, je nach der angewandten Kochzeit und Temperatur und nach dem mehr oder weniger vollkommenen Umlauf der Lauge braucht man auf 100 Pfund Häcksel eine Menge Soda, welche von 10 bis 15 Pfund wasserfreies Natron (Na^O) enthält. Versucht man, ohne die Zersetzung des Strohes durch eine frühere Behandlung vorbereitet zu haben, mit weniger Alkali zu kochen, so werden die Inkrusten nicht völlig gelöst, und man muss, um weissen Stoff zu erhalten, gewöhnlich für vermehrte Mengen Chlorkalk aufwenden, was an Soda erspart wurde. Die Anwendung einer übergrossen Menge von Bleichkalk hat aber auch den Uebelstand im Gefolge, dass die Fasern dadurch eine Umwandlung erleiden und hartes brüchiges Papier ergeben. In einer grossen englischen Fabrik braucht man in senkrechten cylindrischen Drehkesseln, bei drei Stmiden lang unter- haltenem Ueberdruck von 4 Atmosphären, auf 100 Pfund Weizenstroh 17 — 19 Pfund Aetznatron caustic soda von 60 pCt. und auf dieselbe Menge Haferstroh Bauart und Bewegung der Strohkocher. Kochen in Drehkesseln. 1185 nur 15 Pfund. Verf. verwendete in waagerecliten cylindrischen Drehkesseln bei 3 bis 4 Atmospb. Ueberdruck 25 bis 30 Pfund kalzinirte Soda von 48 pCt. auf 100 Pfund Weizen- oder Roggenstroh. Ehe man behufs der Entleerung das Mannloch öffiien kann, muss der Dampf abgelassen werden, was gewöhnlich auf eine der für Hademkessel an- gegebenen Weisen geschieht. Nebeneinanderliegende Kessel von der in Figg. 57 und 58 dargestellten oder ähnlicher Bauart werden manchmal in solcher Weise verbunden, dass der durch AA^ abgeblasene Dampf in einen frisch gefüllten Kessel strömt imd dort zum Anheizen dient. Das Abblasen des einen und das Kochen des andern Kessels wird dadurch etwas verzögert; wo aber ungeachtet solcher Ver- zögerung genug Strohstoff erzeugt werden kann, ist die Einrichtung der damit erzielten Dampf ersparniss wegen zu empfehlen. Wo dies nicht ausführbar ist, empfiehlt es sich, den abgeblasenen Dampf zum Wärmen von Wasser zu benützen, welches zum Ansetzen von Lauge oder zum Waschen des gekochten Strohs dient. Wenn das Ausblasen der Lauge unter starkem Druck schon bei Hadern bedenklich ist, giebt es bei Stroh, dessen feiner Fasern wegen, in noch höherem Grade zu der Befürchtung Anlass, dass dadurch viel Stoff verloren gehen könne. Das Stroh wird beim Kochen in Drehkesseln so vollständig zerlegt, dass sich die ursprüngliche Gestalt nicht mehr erkennen lässt, und man sollte deshalb die Lauge nie anders als durch natürliches Abtropfen, ohne Druck, daraus entfernen. Dass nur die durch Bewegung hervorgerufene Reibung das Zerfallen des Strohes ver- ursacht, erheUt aus dem Umstände, dass es beim Kochen in stehenden Kesseln seine ursprüngliche Form beibehält Man kann deshalb auch aus der Form des Strohstoffes nicht entnehmen, ob das Kochen gelungen ist oder nicht. Will man den Strohstoff rasch, ohne genaue Untersuchung, prüfen, so nehme man so viel davon in die hohle Hand, als man erfassen kann, und presse ihn nach allen Richtungen; fühlt er sich dabei durchaus weich an, so ist er gut gekocht, zeigt er aber noch harte, stechende Theüe, welche wahrscheinlich von unzersetzten kiesel- sauren Verbindungen herrühren, so ist er schlecht gekocht. Das Stroh soU möglichst in Faserbündeln und nicht in einzelnen Fäserchen aus dem Kocher kommen, darf also in diesem keine starke Reibung erfahren, weil es sich in Faserbündeln besser und rascher reinigen, d. h. von Ver- unreinigungen und Likrusten befreien lässt. Solange kein hoher Dampfdruck im Kocher herrscht, wird das Stroh darin hin und her poltern, soweit es der Raum gestattet, und um dies möglichst zu verhindern, muss der Kocher mit Stroh dicht voU gepackt sein. Wenn im Linern hoher Dampfdruck herrscht, drängt dieser das Stroh gegen die Wände und verhindert das Rollen und Stürzen. Nach Ab- blasen des Dampfes löst sich das Stroh, da es durch Einwirkung der Lauge geschmeidig geworden ist, leichter in Einzelfasern auf. Dann ist aber auch der Kocher durch den eingeführten imd verdichteten Dampf sehr voll und bietet wenig Raum zum Rollen und Stürzen. Bei einer Reihe von Kochungen, welche W. Schacht in Wertheim bei Hameln zur Ermittelung der günstigsten Arbeitsweise anstellte, kamen auf 800 kg Stroh 1,9 bis 2,1 cbm Lauge von 5 bis 5,5 pCt. Natron (NaaO) und 30 bis 50° C. Ein Kubikmeter Lauge enthielt 47 kg Aetznatron von 100 pCt. Der Kocher drehte sich mit der Lauge V2 bis 1 Stunde, dann wurde unter weiterem Drehen 4 bis 5 Stunden mit Dampf von 4 bis 5 Atmosphären gekocht, aber das J236 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Kochen nach 2V2 Stunden durch halbstündiges Abblasen unterbrochen. Nach 5 Stunden Kochen wurde der Dampf abgestellt, der Kocher noch eine Stunde gedreht und dann gänzlich abgeblasen. Bei achtstimdigem anstatt fünfstündigen Kochens konnte mau die Menge des angewandten Natrons nicht erheblich vermindern. Der Stoff war in allen diesen Fällen gut und langfasrig. Die Art des Kochens und besonders die Zusammensetzung der Lauge muss in allen Fällen dem Rohstoff, d. h. der Art des Strohes, angepasst werden, welches man zur Verfügung hat. Wie dessen Beschaffenheit wechseln kann, zeigen die auf Seiten 1110 bis 1113 gegebenen Erfahi-ungen. In einer Fabrik, welche mit kalzinirter und wiedergewonnener Soda erfolgreich arbeitete, fand man durch Umrechnen den Verbrauch an Aetznatron (mit 72 pCt. NajO) f olgendermaassen : Roggenstroh, gut, rein, zart und hellfarbig mit 10^/2 pCt. Aetznatron „ grobkernig, unrein 1 1 bis 1 1 V4 pCt. „ Weizenstroh, rein, zart, hellfarbig 11 pCt. Aetznatron „ kernig, grob, unrein 12 „ „ Diese Fabrik erzeugte den Strohstoff für eigenen Bedarf. Fabrikanten, die den Zellstoff verkaufen, kochen Roggenstroh wegen seines grösseren Gehalts an Kieselsäure mit stärkerer Lauge. 418. Dampfspannung beim Kochen. Die von Mellier empfohlenen und vielfach bewährten Dampf spaimungen und Temperaturen sind schon hoch, und nur wenige Fabrikanten werden die Gefahr einer Explosion dadurch vermehren, dass sie, um vielleicht etwas Soda zu sparen, die Spannung noch erhöhen. Vielfach ist sogar der Wunsch das Kochverfahren mit hoher Spannung durch eines mit niedriger Spannung zu ersetzen laut geworden, und angesichts der Thatsache, dass in Gross- britannien, besonders in Schottland, sowohl Esparto wie Stroh bei Temperaturen gekocht werden, welche sich nicht wesentlich über den Siedepunkt erheben, kann man nicht sagen, dass dieser Wunsch unerfüllbar ist. Bis jetzt wird jedoch Stroh, auch in England, beinahe ausschliesslich in beweglichen, und niar von wenigen Fabrikanten in stehenden Kesseln gekocht, und man hat ziemlich allgemein die Erfahrung gemacht, dass man mit den gebräuchlichen Verfahren ohne Schädigung der Güte des Strohstoffes oder ohne Vermehrung des angewandten Natrons keine wesenthche Verminderung der von Melüer vorgeschriebenen Spannungen vornehmen kann. Seit der Niederschrift vorstehender Sätze (1874) ist die Technik allgemein zu höheren Dampfspannungen in Dampfkesseln und Dampfmaschinen übergegangen. Auch beim Kochen von Stroh wendet man jetzt (1893) allgemein eher höhere Spannung oder Temperatur an, und das Kochen bei niedriger Spannung wird wohl überall aufgehört haben, da der heftige Wettbewerb dazu zwingt, durch Anwendung höher gespannten Dampfes Brennstoff zu ersparen. Bei Anwendung hoher Dampfspannungen sollte man aber die Explosions- Gefahr durch gute Sicherheitsventile und Manometer möglichst verringern. Federmanometer dürfen bei Strohkochern nicht verwendet werden, da die vom Dampf mitgeführte Lauge die Feder mit klebrigen Stoffen bedeckt, welche ihre Wirksamkeit schmälern, und weil die Feder überdies von alkalischen Dämpfen angegriffen werden soll. Das Lmere des Kessels muss ununterbrochen mit mindestens einem, besser mit zwei Quecksilbermanometern und einem Sicherheitsventil in Verbindimg stehen. Kochen in Drehkesseln. 1137 Dampfspannung beim Kochen. Vorbereitendes Einweichen. Menge der Lauge. Waschen. 419. Vorbereitendes Einweichen. Menge der Lauge. Die vortheil- hafte Verwendung des Natrons hängt wesentlich davon ab, dass man es, ohne Verdünnung der Lauge, auf eine möglichst grosse Menge Stroh einwirken lässt, dass das Stroh also in einen möglichst kleinen Raum zusammengedrängt wird. Auch dies scheint Mellier schon erkannt zu haben, da er vorschreibt, das Stroh vor dem Kochen in warmem Wasser einzuweichen und zu waschen, ehe es in den Kessel gepackt wird. Besser als von reinem Wasser wird das Stroh von der gebrauchten Lauge erweicht, wird aber dann auch von den aufgelösten Extraktiv- stoffen der früheren Kochung verunreinigt und, wenn die Soda, wie es jetzt beinahe allgemein geschieht, durch Abdampfen wiedergewonnen wird, ist die Lauge zu diesem Zwecke überhaupt nicht verfügbar. Auf welche Art das Erweichen auch vorgenommen wird, es kostet jedenfalls Zeit, Arbeit 'und Einrichtung, die erspart werden können, wenn man sich solcher Kocher bedient, die, wie senkrecht drehbare Cylinder- oder Kugelkocher, in be- schriebener Weise mit einmaligem bequemem Einpacken die volle Ladung erhalten. Die Mellier'sche Vorschrift, wonach 700 Liter Lauge von 2 bis 3" Beaumö auf 100 kg Häcksel genommen werden sollen, gründet sich auf die Voraussetzung, dass man nicht durch direktes Einleiten von Dampf kocht. Lässt man Dampf in die Lauge treten, so verdünnt er sie durch fortwährende Verdichtung, und es ist dann rathsam, eine stärkere Lauge anzuwenden. Seitdem bei der Strohstofffabrikation die Wiedergewinnung der Soda durch Abdampfen der Lauge eingeführt ist, muss man selbstverständlich das zum Kochen und Waschen nöthige Wasser auf die geringst mögliche Menge beschränken. Anstatt auf 2 bis 3° Beaum^ verdünnt zu werden, kommt die Lauge in stärkerem Zu- stande zur Verwendung und zeigt in vielen Fällen von 8 bis 12". 420. Waschen. Beim Waschen des gekochten Strohs handelt es sich darum, ihm die Lauge mit den darin gelösten Inkrusten vollständig, ohne Faser- verlust und mit Anwendung von möglichst wenig Wasser, zu entziehen. Die Wasser-Ersparniss ist in vielen Fällen nach zwei Richtungen hin vortheilhaft, erstens wird dadurch die zur Hebung des ersparten Wassers nöthige Triebkraft gewonnen und zweitens wird, bei etwaiger Wiedergewinnung der Soda, der zur Verdampfung dieses Wassers erforderliche Brennstoff erspart. Die Gefahr des Faserverlustes ist bei gekochtem Stroh viel grösser als bei Hadern, weil es in viel höherem Grade zerfällt, und weil die in der zerfallenen Masse enthaltenen feinen Fasern mit dem Waschwasser fortschwimmen, wenn ihnen Gelegenheit dazu geboten wird. Diese Gelegenheit haben sie, wenn man das Wasch- wasser ablaufen lässt oder abzieht, während die Stoffmasse noch in Bewegung ist, und die Fasern in der Flüssigkeit schwimmen oder schweben. Sobald sich aber das gekochte Stroh abgesetzt hat und eine geschlossene Masse bildet, können sich auch die einzelnen feinen Fasern ihr nicht mehr entziehen, und das Waschwasser kann ohne Gefahr abgelassen werden. Das Waschen in den Holländern ist hiernach sehr gefährlich und muss bedeutende Faserverluste verursachen, wenn es nicht durch Waschtrommeln erfolgt, welche mit sehr feinem Metalltuch bedeckt sind, und wenn das durchgehende Wasch wasser, zur Rettung etwa mitgenommener Fasern, vor seinem schliesslichen Abfluss nicht durch ein noch feineres Sieb geführt wird.. 144 1188 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. In manchen Fabriken ist eine dem oben aufgestellten Grundsatz ent- sprechende Wascheinrichtung in Gebrauch, welche aus einer grossen Bütte besteht, die mit durchlöchertem, mit Matten belegtem doppeltem Boden versehen ist und den ganzen Inhalt des sich entleerenden Strohkochers aufnimmt. Die Matten sind aus groben aber starken Stoffen (Cocos) gewebt, welche dem Einfluss der Lauge lange widerstehen, und gerade dicht genug, um die Fasern zurückzuhalten, die Flüssigkeit aber durchzulassen. Nachdem die Lauge abgelaufen ist, wird das Ventil geschlossen, von unten dvu-ch den doppelten Boden frisches Wasser zuge- lassen und der Stoff zur Erleichterung einer gründlichen Vermischimg mit hölzernen Krücken umgerührt. Nachdem sich der Stoff wieder abgesetzt hat, wird das Waschwasser abgelassen, durch neues ersetzt, und auf diese Weise fortgefahren, bis es klar abläuft. Das Verfahren beansprucht viel Wasser und viel Handarbeit und kann nur in FäUen empfohlen werden, wo die örtlichen Verhältnisse die Anwendung eines bessern nicht gestatten. In mehreren englischen Fabriken werden senkrechte, cylindrische Drehkessel von 210 cm Durchmesser und 3 m Höhe in auf Schienen laufende eiserne, mit doppelten Böden versehene Kästen entleert, welche den Inhalt eines Kochers, d. i. 1500 kg Häcksel, aufnehmen. Nachdem die Lauge abgeflossen ist, wird aus einem oberen Behälter — worin sich das vom Kondenser der Dampfmaschine und aus anderen Quellen erhaltene heisse Wasser sammelt — eine abgemessene Menge (6000 Liter) Wasser auf den Stoff gelassen. Dieses Wasser wird, nachdem es durch den Stoff gesickert ist, mit der vorher abgeflossenen Lauge zum Abdampf ofen geleitet; das bei den folgenden kalten Waschungen abfliessende Wasser findet jedoch keine weitere Verwendung. Sobald das Waschwasser klar abfliesst, wird der Wagen auf Schienen und mit Aufzug zum Bleichholländer gebracht. Dieses Verfahren ist einfach, hat aber den Nachtheil, dass man grosse Mengen Wasser braucht. In den folgenden Ab- schnitten sind Verfahren beschrieben, die in dieser Hinsicht wenig zu wünschen übrig lassen. In dem gekochten Stroh befinden sich manchmal Stückchen von un- gekochtem rohem Stroh, welche beim Füllen durch Nachlässigkeit oder Unvor- sichtigkeit am Kocher vorbei in die darunter befindliche gekochte Masse gefallen sein mögen. Wenn das gekochte Stroh, bei seiner weiteren Behandlung vor dem Bleichen, in einen grösseren Behälter kommt, worin es mit vielem Wasser ver- mengt ist, wird man das rohe Stroh obenauf schwimmen sehen, und kann es mit einer Seihe aus durchlöchertem Blech an langem Stiele leicht herausfischen. Die in heisser Lauge aufgelösten Inkrusten würden sich wieder auf dem Stroh abscheiden, wenn kaltes Wasser damit in Berührung gebracht würde, so lange die Lauge nicht beinahe ganz entfernt ist. Melher schreibt desshalb heisses Wasser für die erste Waschung vor, und auch für die folgenden Waschungen ist es vorzuziehen, wenn es ohne grossen Aufwand von Brennstoff beschafft werden kann. 421. Lespermonts Wascher. Der in Fig. 1052inl:90 der wahren Grösse dargestellte Grundriss zeigt den Trog einer Waschmaschine, welcher zur Aufnahme von 11 Siebtrommeln bestimmt ist, die also 10 auf einander folgende Waschungen ausführt. Waschen. Lespermonts Wäscher. 1139 Fig. 1053 ist der Grundriss in 1 : 45 der wahren Grösse einer solchen Wasch- maschine, welche zum Zweck besserer Verdeutlichimg der Bauart mit nur 5 Sieben oder Waschtrommeln versehen ist. Fig. 1054 ist der Aufriss eines Durchschnitts nach der gebrochenen Linie 1—2—3—4—5—6 von Fig. 1053. Fig. 1055 ist eine Seitenansicht zur Erklärung des Antriebs. Fig. 1056 ist der Aufriss eines Durchschnitts nach einer Linie in der Kichtung 7—8 von Fig. 1053. Wir nehmen an, dass der Inhalt der Kocher in einer oder mehreren Rühr- bütten gesammelt, und von da aus durch eine Stoffpumpe oder ein Schöpfrad der Waschmaschine zugeführt wird, und wollen zur Erklärung ihrer Arbeit dem Stoff bei seinem Durchgange folgen: Er gelangt zunächst durch das Rohr t in den Aufnahmetrog B, wo er von den schraubenförmig auf den Wellen p und J angebrachten Flügeln C in Bewegung erhalten wird. Von B fliesst der Stoff in der durch vollgezeichnete Pfeile an- gegebenen Richtung in die Schöpfrinne E, aus welcher er von dem Schöpfrohr (Danaide) D in die erste Siebtrommel A gehoben wird. Durch die Drehung imd Kegelform dieser Trommel gelangt der Stoff allmälig bis an das offene Ende e, wo er in die Rinne 0 fällt, indess der grösste Theil der schwarzen Lauge durch das Sieb in den Trog F, imd von da in die Sammelbehälter fliesst, von welchen die Abdampföfen gespeist werden. Der von dem grössten Theil der Lauge befreite Stoff vermischt sich in der Rinne O mit dem durch das Sieb der Trommel A^ fliessenden und durch den Kanal H'^ zugeleiteten Waschwasser. Er gelangt also, wieder verdünnt, in den mit Rühi-ern G ^ versehenen Mischtrog B ^ und von da aus in die Schöpfrinne E ^, wo er durch das Schöpfrohr D in den zweiten Siebcylinder A'^ gehoben wird. In dieser Trommel A'^ findet wieder eine Abscheidung in der Weise statt, dass der grösste Theil der Füssigkeit durch das Sieb in den Trog F'^ fliesst, während der Stoff am offenen Ende e in die Rinne 0 ^ fällt, von dem, durch den Kanal R^, aus dem Trog F^ kommenden Wasch wasser in den Trog B^ ge- schwämmt wird und, von den Rührern C^ gemischt, in die Schöpf rinne E'^ und mittels des Schöpfrohres D^ in die Siebtrommel J.^ gelangt. In A^ wiederholt sich dieselbe Abscheidung, der Stoff fäUt in die Rinne O^, wird von dem aus F^ durch Kanal fi* zufliessenden Waschwasser in den Trog B^ geführt, mittels der Rührer C^ gemischt und gelangt in die Schöpfrinne E^, von wo ihn das Schöpf- rohr D in die Trommel A^ hebt. Nachdem in J.^ eine vierte Trennung von Flüssigkeit und Stoff statt- gefunden hat, fäUt der letztere in die Rinne G ^, wird durch einen Strom frischen, durch Rohr T zufliessenden, heissen Wassers in den Trog B^ geschwemmt und dort von den Rührern C * gemischt. Von dem Schöpfrohr Z> * in die Trommel A^ gehoben, fällt der gewaschene Stoff schliesslich in die Rinne 0\ wo er mit reinem Wasser aus dem Rohr T'^, Fig. 1052, soweit verdünnt wird, dass er, von den Rührern G^ gemischt, über die als Sandfänge dienenden Abtheüungen g g^g^g^ weg- fliessen kann. Am Ende dieser Laufbahn lässt man den Stoff in eine Rührbütte laufen, von welcher aus die Mahl- oder Bleicheinrichtungen gespeist werden. H40 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Während der Umlauf des Stoffes in den Grundrissen Figg. 1052 und 1053 mit voll gezeichneten Pfeilen angegeben ist, wird der des Waschwassers durch punktirte Pfeile bezeichnet, so dass sein Weg leicht verfolgt werden kann. Das Waschwasser wird durch das mit einem Hahn versehene Eohr T (Fig. 1053) in beliebiger Menge zugelassen, vermischt sich mit dem aus der Trommel A^ fallenden Stoff, trennt sich wieder von ihm m A^ und fliesst von dem Troge F^ über den Sandfang imd durch den gedeckten Kanal H^ (ZfinFig. 1056) in die Rinne 0^. Dort nimmt es den aus A^ fallenden Stoff mit in den Mischtrog B^, trennt sich wieder davon in der Trommel A^ und fliesst von F^ über und durch ^^ in die Rinne 0 ^. Von hier aus kommt es mit dem aus A ^ fallenden Stoff in den Mischtrog B'^, trennt sich davon in J.^ und trifft in der Rinne O mit frischem, aus der Trommel A fallenden Stoff zusammen, von welchem es in J.^ an den darunter befindlichen Trog F^ abgegeben wird. Auf diesem Wege hat das Waschwasser beinahe sämmtliche noch in dem Stoff befindliche Lauge aufgenommen, wird jedoch nicht zum Abdampfofen be- fördert, sondern zum Verdünnen der aus den Kochern kommenden Masse ver- wendet. Zu diesem Zwecke wird es aus i^^ in einen höher gelegenen Behälter gepumpt, von da aus der Mischung von Stoff und Lauge in einer Rülirbütte zu- getheüt imd gelangt im Verein damit durch das Rohr t wieder auf die Wasch- maschine. Der ganze Unterbau, d. i. die Tröge und Kanäle, sind von Ziegelmauer- werk hergestellt und mit einer Cementschicht verkleidet. Zum Waschen alkalischer Massen empfiehlt es sich stets, die einzelnen Theile so viel als möglich aus Gusseisen zu nehmen, da dies der Lauge am besten widersteht, sollen aber saure oder chlorhaltige Stoffe gewaschen werden, so sind Kupfer-Konstruktionen vorzuziehen. In letzterem Falle wäre es auch zweckmässig, statt der Metalltücher durchlöcherte Kupferbleche für die Waschtrommeln anzuwenden. Der Strohstoff enthält häufig erdige Theile und Sand, welche dem rohen Stroh anhafteten, manchmal auch kohlensauern Kalk, welcher durch unvor- sichtiges Abziehen der Lauge von dem zum Kaustiziren verwendeten Kalk eingebracht wurde. Alle derartigen Verunreinigungen sollen sich in den Misch- trögen B B^B^B^ u. s. w. absetzen und werden zeitweise durch die mit konischen Pfropfen verschlossenen Oeffnungen o o^ o^ o^ o* o^ o*^ o'' in den Kanal V (Fig. 1056) gelassen. Der Antrieb der Maschine erfolgt von den losen und festen Riemscheiben P und P^ aus, von deren Welle p die drei Wellen I J und I^ durch Vermittlung der Stirnräder X, Je, l, l^ und L in Bewegung gesetzt werden. Die Durchmesser dieser Stirnräder sind so berechnet, dass die Wellen I und I^ mit gleicher und die Welle J mit dreimal so grosser Geschwindigkeit umlaufen. Die Triebwelle p trägt auf ihrer Verlängerung drei Rührer C, welche sich mit den auf die Welle J gekeilten kreuzen. Anstatt die schwarze Lauge aus dem Troge F und das gebrauchte Wasch- wasser aus F^ direkt abfliessen zu lassen, fügt man dem in Fig. 1052 dargestellten System von 11 Trommeln gewöhnlich an dem Trieb-Ende noch zwei den andern ganz gleiche Trommeln zu, welche nicht zum Waschen, sondern nur als Zeug- fänge dienen. In ihnen lassen die schwarze Lauge und das Waschwasser alle Lespermonts Wascher. 1141 Fig. 1052. J .FeucHF Fig. 1053. 1 --ö ' Ml- j ] Fig. 1054. ^ip; 1142 Ersatzstoffe frtr Hadern. — Stroh. etwa mitgenommenen Fasern zurück, welche sich dann mit dem frisch zugehenden Stoff wieder vermischen. Es ist anzunehmen, dass durch diese Vorsichtsmaassregel, in Verbindung mit der Feinheit der angewandten Metalltücher, die durch das Waschen veranlassten Faserverluste auf das geringste Maass beschränkt werden. Die Leistung dieser methodisch und ununterbrochen arbeitenden Wasch- maschine besteht, kurz gefasst, in der Erzeugung eines Gegenstromes zwischen Stoff und Wasch wasser. Der Stoff wird dadurch zehn Mal mit Wasser von stets wachsender Reinheit gewaschen, und das Wasser selbst kommt bei jeder folgenden Waschung mit Stoff zusammen, welcher mehr Lauge enthält als der vorhergehende. Die Maschine bringt jedoch damit nicht nm- den Grundsatz zur Ausführung, dessen Verkörperung allein die möglichst vollkommene Waschung mit einer gegebenen Menge Wasser bewirkt, sondern ihre Anordnung ist auch von solcher Vollkommenheit, dass sich kein Theilchen des Stoffes und des Wasch- wassers einer einzigen der zehn Waschungen entziehen kann. Diese Erfolge sind Fig. 1055. Fig. 1056. j-^^1/1^. überdies mit einer Vorrichtung erzielt, welche weder Ventile noch andere der Abnützung unterworfene TheUe enthält und nur geringe Triebkraft in An- spruch nimmt. Um die Leistung der Maschine in genauen Zahlen zu erhalten, wurden in der Strohstofffabrik zu Thar bei Granville, Dep. Manche, während des regelmässigen Betriebs Proben der von jedem Siebcylinder abgegebenen Flüssigkeit und von dem am Ende ausgeworfenen Stoff auf ihren Gehalt an kohlensauerm Natron untersucht. Aus den Waschwasserproben wurde durch Abdampfen und Kalziniren eine Asche gewonnen, in deren mit destillirtem Wasser ausgezogenen löslichen Be- standtheilen man das kohlensaure Natron bestimmte. Die Stoffproben wurden völlig getrocknet, gewogen und zu Asche verbrannt, wodurch man aus dem Ge- wichtsunterschied zwischen der getrockneten Masse und der Asche ihren Gehalt an Zellstoff erhielt, und aus der Asche ihr kohlensaures Natron bestimmen konnte. Die Waschmaschine in Thar ist mit 13 Siebtrommeln versehen, von denen die beiden ersten nur als Zeugfänger dienen, die Untersuchung beschränkte sich auf 11 Waschtrommeln und ergab folgende Zahlen: Lespermonts Wäscher. Shanks'sche Auslaugekasten. 1148 Nummer der Siebtrommel, ron der die Proben genommen wurden. Gewicht des kohlensauren Natrons in Gewicht des kohlensauren Natrons in einem Liter der Waschflüssig- fceit. 1 Kilo getrockneter nnd Tor- brannter Masse. Gramm Gramm 3 40,10 390,00 4 29,00 298,00 5 19,40 200,00 6 14,80 140,00 7 8,00 105,00 8 6,30 85,00 9 3,80 60,00 10 2,20 32,00 13 0,94 18,10 12 0,64 8,20 13 0,05 2,60 Die letzte Zahl der dritten Reihe giebt das Gewicht des Alkalis, welches nach vollendetem Waschen noch in dem Stoff bleibt, also verloren geht. Um den Prozentsatz dieses Verlustes zu berechnen, nehmen wir an, dass zur Bereitung von 50 kg Zellstoff 100 kg Stroh und 25 kg kohlensaiu-es Natron nöthig waren, dass also auf jedes kg Zellstoff 500 g kohlensaures Natron angewandt wurden. Da von diesen 500 g nur 2,60 g in dem Zellstoff bleiben, müssen sie mit Ausnahme dieser 2,60 g, d. i. etwa V2 Prozent, sämmtlich in das Waschwasser übergegangen sein. Man hat auch gefunden, dass eiae Mischung aller von einer solchen Wasch- maschiue abfliessenden Flüssigkeiten nur Vs schwächer ist als die aus den Kochern kommende Lauge. Beobachtet man die Arbeit dieser Waschmaschinen, so findet man, dass das Stroh durch das immerwährende Rollen ui den Siebcylindern zu kleinen Kugeln zusammengeballt wird, so dass es bei seinem Austritt wie Fischeier oder hellgefärbter Caviar aussieht. Diese unwillkommene Erscheinung ist jedoch in den Strohstofffabriken von keinen dauernd schlimmen Folgen begleitet, weü sich die gebähten Fasern hei dem folgenden Mahlen in Stoffmühlen, in gewöhnlichen Hol- ländern und am besten im Mahlgang (Abschn. 432) wieder vollständig entrollen und keine Kugeln mehr zeigen. Gegen Holzzellstoff verhält sich die Maschine wie gegen Stroh, für Esparto ist sie aber nicht verwendbar, weil die aus seinen Fasern entstehenden Kügelchen sich nicht so leicht wieder entrollen lassen. Wascher dieser Art sind kostspielig, beanspruchen viel Raum und sind wahr- scheinlich aus diesen Gründen sowie wegen des Aufrollens der Fasern im letzten Jahrzehnt kaum mehr neu aufgestellt worden. Die aus früherer Zeit stammenden Lespermont'schen Wascher arbeiten dagegen, soweit Verf. ermitteln konnte, jetzt (1893) noch unverändert und mit gleich gutem Erfolg wie vor 20 Jahren. 422. Shanks'sche Auslaugekasten. Bei der Fabrikation von Soda nach Leblanc wird die Soda aus der Rohsoda in einer von Shanks eingeführten Kasten- reihe ausgezogen, welche imunterbrochenes Arbeiten gestattet und bei der deutschen Zellstoff-Fabrikation vielfach mit Erfolg angewendet ist. Nachstehende Zeichnungen 1144 Ersatzstoffe für. Hadern. — Stroh. und Beschreibung derselben ' sind dem Handbuch der Soda -Industrie von Prof. Dr. Georg Lunge, Verlag von Vieweg & Sohn in Braunschweig, entnommen. Kg. 1057 - s=^ Fig. 1057 zeigt einen aus 4 Kasten bestehenden Auslauger dieser Art mit theilweise weggenommenen Wänden in 1:96 der wahren Grösse. Die Kasten I, II, III, IUI sind aus starkem Eisenblech gebaut und mit einem Rand aus Winkel- eisen versteift. Bei grösseren Kasten wird das Ausbauchen der Wände diu-ch besondere Strebestangen verhindert, ^^' - welche man mit ihren nach unten um- gebogenen Enden in an die Seiten- wände innen genietete Oesen fallen lässt. Auf den Boden der Kasten sind die in IUI sichtbaren T-Eisen h h ge- nietet, deren obere Tragschiene etwa 15 mm breit ist und an der Vorder- seite 150 mm vom Kastenboden absteht. Diese T-Eisen h bilden die Träger des aus gelochten Blechen c c bestehenden falschen Bodens. Wenn der Kasten- boden nach vorn geneigt ist, wie bei dem in 1 : 33 gezeichneten Querschnitt Fig. 1058, so werden die T-Eisen, deren Oberfläche genau waagerecht sein muss, hinten nur 75 mm hoch sein dürfen. An den Wänden sind Winkel- eisen zur Auflage der Siebplatten angebracht. Gusseiserne Platten anstelle der Bleche c c haben sich nicht bewährt, weil sie zu leicht brechen. Zum Auslaugen von Rohsoda werden die Bleche mit Löchern von 6 mm Durchmesser in Ent- fernungen von 75 bis 100 mm von Mitte zu Mitte versehen. In jedem Kasten steht ein Uebersteigrohr e und ein Auslassrohr f aus Gusseisen von 100 mm Shanks'sche Auslaugekasten. 1145 innerem Durchmesser, der sich über dem kegelförmig ausgebohrten Sitz des Ventils erweitert. Das Ventil wird am besten durch Einschleifen in seinen Sitz gedichtet oder hat ringsum eine eingedrehte Nuth, die man mit getheertem Hanf oder anderem Dichtungsstoflf füllt. Jedes Rohr e und f hat über dem Ventilsitz einen seitlichen an die entsprechend durchbohrte Wand geschraubten Auslass-Stutzen. In den Röhren f stehen Ventil und Stutzen tiefer als in e. Jedes Rohr reicht durch ein Loch in den Siebtafeln c bis auf den Kastenboden und ist dort so ausgezackt, dass die Flüssigkeit imten eintreten kann. Da stets ein Kasten entleert und wieder gefüllt wird, so können von den gezeichneten 4 Kasten nur drei gleichzeitig zum Auslaugen dienen. Wenn die Füllung der Kasten in der Reihenfolge I bis IUI erfolgt und IUI augenblicklieh entleert wird, also imthätig ist, so hat I die am längsten im Auslauger befindliehe Füllimg von gekochtem Stroh. In diesen Kasten I läuft deshalb aus einem Arm Tc der über die Kastenreihe hinziehenden Rohrleitimg frisches Wasser, welches hier mit der am meisten erschöpften Lauge zusammenkommt, sich unter dem doppelten Boden c sammelt und in dem Rohr e emporsteigt. In diesem Rohr stellt sich die Flüssigkeit so hoch wie in I abzüglich der Flüssigkeitshöhe, welche durch die Reibung im Rohr verbraucht ist. Zum Theil wegen dieses Verbrauchs durch Reibung muss der seitliche Ausfluss der Rohre so tief unter der Oberfläche der Flüssigkeit im Kasten liegen, dass letztere von der über dem Ausfluss stehenden Flüssigkeits- Säule in den anstossenden Kasten gedrückt werden kann. Hier in II kommt das mit der Lauge aus / beladene Wasser mit etwas stärkerer und in III mit frischer also stärkster Lauge zusammen und fliesst hier dm'ch das in jedem Kasten stehende Rohr f ab. Damit die Lauge durch den seitlichen Ausfluss des Rohres f ab- ziehen kann, muss dieser um 50 bis 75 mm tiefer als die Stutzen von e liegen. Die Ventile derjenigen Rohre e, welche Wasser von einem Kasten zum anderen durchlassen sollen, also in unserem FaUe von Jund II, sind geöffnet, d. h. ausgehoben, die anderen geschlossen. In den Auslassrohren ist um* das Ventil desjenigen Rohres f geöffnet, welches im letzten Kasten der arbeitenden Reihe steht, also in unserem Falle das von III. Der Abfluss aus dem Seitenstutzen von f erfolgt durch ein Kjiie mit Rohrstück /"', welches auch bei geöffnetem Ventil keine Lauge entweichen lässt, so lange es senkrecht nach oben steht. Damit die Lauge in die längs der Kasten hinlaufende offene Rinne i abfliessen kann, muss das Rohrende f^ bis auf i niedergedreht werden. Man kann die Lauge auch diu-ch ein geschlossenes Rohr anstatt durch Rinne i abfliessen lassen, hat aber dann den Nachtheil, dass man sie nicht sieht. Da jeder Kasten der Reihe nach der erste, mittlere und letzte sein, also IUI auch seine Flüssigkeit an / abgeben muss, so steht sein Rohi* e an der Vorderwand, und dessen Auslass-Stutzen ist mit einem Rohr e^ verbunden, welches sich ausserhalb bis zum Kasten I erstreckt und in diesen mündet. Die Rinne i ergiesst die empfangene Lauge bei der in Fig. 1057 dargestellten für Rohsoda bestimmten Anlage in einen Behälter, aus dem sie nach beliebigen anderen Punkten gepumpt wird. Bei der Zellstoff-Fabrikation wird man womöglich die aus dem gekochten Stroh gezogene Lauge unmittelbar in die Verdampfer fliessen lassen, oder auf andere möglichst einfache Art dahin befördern. Jeder Kasten I bis IUI hat an der tiefsten Stelle des Bodens einen Ablass- hahn g von 75 mm Bohrung, um den flüssigen Inhalt abzuziehen, nachdem der 146 1146 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. 1 2 3 6 5 4 . Kasten ausgesüsst und ausgeschaltet ist. Aus dem geöffneten Hahn g läuft die schwächste Lauge durch eine Rinne in einen Behälter, aus dem sie dm'ch Rohre h, anstelle frischen Wassers, wieder in den Kasten gepumpt werden kann, welcher am längsten gefüllt ist, falls man nicht in anderer Weise den Gehalt an Lauge daraus gewinnen wül. Die in dem Beispiel Fig. 1057 angewandte Zahl von 4 Kasten, deren drei stets eine Auslauge-Kette bilden, ist die geringste in den Fabriken angewandte. In den meisten Fällen nimmt man 6 Abtheilungen, sodass das frische Wasser nach ein- ander durch 5 Kasten geht, sich immer mehr mit Lauge bereichert und hoch- gradig genug herauskommt, um sofort in die Abdampf- Kessel oder -Pfannen zu gehen. Die Kasten stehen auch nicht immer wie in Fig. 1057 in einer Reihe, sondern häufig auch wie in beistehender Skizze, wo sie eine geschlossene Kette bilden. Manchmal liegen sie auch unter dem Fussboden, d. h. so, dass der in Kipp- wagen ankommende gekochte Stoff" unmittelbar hinein- geschüttet werden kann. Unser Beispiel soll überhaupt nur die Grundsätze angeben, nach denen Auslauger dieser Art eingerichtet werden, da sich die Ausführung den örtlichen Verhältnissen anpassen muss. Bei Anwendung dieses Verfahrens zum Auslaugen von Strohstoff setzen sich die feinen Strohfasern so dicht zusammen, dass sie manchmal die Flüssigkeit zu langsam und unregelmässig dm'chlassen, als dass man auf gleichmässigen Zu- und Ablauf durch mehrere Kasten rechnen könnte. Es ist jedoch möglich, dass diese Schwierigkeit (mit der man bei Holzzellstoff nicht zu kämpfen hat) über- wunden würde, wenn man die Kasten so breit imd weit machte, dass der Stroh- stoff darin nur eine dünne Schicht auf grosser Fläche bildete. Da man nach der erwähnten Erfahrung nicht auf selbstthätiges, regel- mässiges Uebersteigen der Lauge von einem Kasten zum andern rechnen kann, so verwenden die meisten Strohstoff-Fabriken zwar Kasten wie die in Fig. 1057 dargestellten, jedoch nicht in fester Verbindung, sondern jeden selbständig. Li manchen Fällen steht jeder solcher Kasten auf Rollen, wird möglichst unmittelbar aus den Kochern gefüllt, auf Schienen weggefahren und für sich ausgelaugt. Die zuerst abfliessende, noch ziemlich starke Lauge wird eingedampft, die folgenden Waschlaugen aber gehen meistens verloren. Wül man dm'ch Eindampfen möghchst viel Natron zurückgewinnen, so kann man das aus jedem Kasten ablaufende Waschwasser in einem zugehörigen Behälter sammeln und mit kleinen Pumpen auf den nächsten Kasten befördern, wo es sieh mit mehr Lauge anreichert, bis es deren genug aufgenommen hat, um das Eindampfen vortheilhaft erscheinen zu lassen. Das Auslaugen erfolgt also dann in der auf Seiten 1145 beschriebenen Reihen- folge, jedoch mit dem Unterschied, dass die Lauge nicht selbstthätig aus einem Kasten in den andern steigt, sondern dahin gepumpt wird. Dadurch wird zwar mehr Arbeit und Aufmerksamkeit erforderlich, aber man kann auch der grösseren oder mindern Durchlässigkeit des Strohstoffs Rechnung tragen und die Waschung so weit treiben wie man wül. Bei Strohstoff nimmt die Waschflüssigkeit stets den grössten Theil der aus dem Stroh stammenden Farbstoffe auf; diese setzen sich, wenn die Waschflüssigkeit Shanks'sche Auslaugekasten. Ansäuern. Reinigen des Strohhalbzeugs. 1147 melu-mals wiederverwendet wird, auf den Fasern des Strohstoffs ab und erschweren das uachherige Bleichen. Anstatt desshalb das einmal durchgegangene Wasch- wasser wieder zu verwenden, ziehen viele Fabrikanten vor, nur frisches Wasser zum Auswaschen zu benützen, indem sie dasselbe von oben nach unten durch- sickern lassen. Der Verlust an Lauge, die mit den dünnen Waschwassern verloren geht, wird grossentheils durch leichtere Bleichbarkeit und grössere Weisse des er- zielten Strohstoffes aufgewogen. Ausserdem kann man die dünnen Waschwasser in geeigneten Kesseln zur Erzeugung von Dampf verwenden und sie dabei so eindicken, dass sich das Natron mit Vortheil daraus wiedergewinnen lässt. 423. Ansäuern. Nach Mellier soll man den gewaschenen Stoff eine Stunde lang in eine Flüssigkeit tauchen, welche mit einer Menge Schwefelsäure angesäuert ist, die 2 Prozent des Gewichts des eingetauchten Zellstoffs beträgt, und ihn dann wieder waschen. Er beabsichtigt damit wahrscheinlich das dem Stoff noch anhängende Alkali unschädlich zu machen, d. h. zu verhindern, dass bei dem folgenden Bleichen die kostbare Chlorkalklösung zum Theil durch Alkali neutralisirt wird. Es wird sich auch empfehlen, ihm darin wenigstens soweit zu folgen, dass man den Stoff jedenfalls sauer macht, ehe er gebleicht wird, entweder durch Zusatz der Säure nach dem Entwässern oder spätestens im Bleichholländer. Die dem Stoff anhängende Schwefelsäure kann nicht schaden, sondern wird die Wirksamkeit der Chlorkalklösung erhöhen. Wendet man zum Bleichen aus den Seite 1152 angegebenen Gründen sehr starke Chlorkalklösung an — wie es neuerdings (1893) geschieht — so ist es, wie dort erwähnt, vielleicht zweckmässiger, nicht die Chlorkalklösung durch An- säuern zu schützen, sondern umgekehrt durch Zusatz von Alkali (Natron) eine Schädigung der Fasern durch die Chlorkalklösung zu hindern. 424. Reinigen des Strohhalbzeugs. Die meisten europäischen Fabrikanten begnügen sich mit gründlicher Eeioigung des Strohs in trockenem Zustande, nm* wenige unterwerfen auch das Stroh - Halbzeug, wie es ia Amerika allgemein geschieht, einem besonderen Reinigungsverfahren. Wenn Stroh gut gekocht ist, wenn also seine Inkrusten völlig ausgezogen sind, muss es sich durch Schlagen und Quetschen im Holländer, ohne wii-kliches Mahlen, in seine Fasern zerlegen lassen. Finden sich nach dem Schlagen dicke Faserbikidel und Kjioten darin, so können solche meistens durch kräftiges Bleichen und Mahlen in weisses Ganzzeug verwandelt werden — aber nicht, ohne dass die gut gekochten Theüe, welche keiner so kräftigen Behandlung bedürfen, darunter leiden. Weim das Stroh sehr mangelhaft gekocht wurde, kommt es auch vor, dass sich die dicken Theile selbst von starker Chlorkalklösung nicht bleichen lassen und als gelbliche oder dunklere Flecken im Papier sichtbar werden. Zm" Vermeidung aller dieser Schwierigkeiten lässt man das gekochte, ge- waschene und geschlagene Stroh dm-ch Knotenfänge gehen, welche alle dicken, wahrscheinlich ungenügend gekochten Theile zurückhalten und dadurch dem Koch- verfahren als Ausgleicher dienen. Ist man mit diesem Ausgleicher versehen, so kann man eher wagen, das beim Kochen angewandte Natron und die Temperatm: auf das Nothwendigste zu beschränken, während man ohne solchen beides im Ueber- schuss nehmen muss, um nicht Gefahi' zu laufen, das Papier durch schlecht 145» 1X48 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. ö gekochte Theile zu verderben. Da man durch diese nasse Reinigung viel gleich- mässigern Halbstoff erhält, wird man bei der nachfolgenden Bleiche auch mit ge- ringeren Chlorkalkmengen auskommen. In Amerika wird das gekochte Stroh gewöhnlich im Holländer mit Trommeln gewaschen, geschlagen, in Rührbütten abgelassen und von einer Zeug- pumpe auf den Nasstheil einer Cylinderpapiermaschine befördert. Eine solche, zu diesem Zweck gebaute Abpress-Maschine ist in Figg. 773 imd 774 dargestellt und besteht aus einem Knotenfang, Siebcylinder und erster Nasspresse. Ehe der Stoff in den Knotenfang gelangt, fliesst er über einen langen Sandfang, worin sich die schweren Verunreinigungen, hauptsächlich der dem Stroh anhängende Sand, absetzen. Da es gleichgiltig ist, ob der Stoff mehr oder weniger entwässert ist, und ob er in einer zusammenhängenden Papierbahn oder in un- regelmässigen Stücken herauskommt, so nimmt man, um den Filz zu schonen, die obere Presswalze oder auch beide Walzen der sogenannten Abpressmaschine aus Holz. Der Stoff wird von dem Filze getragen, bis er in einen untergeschobenen Sammelkasten fällt. Damit er der oberen Presswalze nicht folgen kann, ist gegen ikre Vorderseite ein Schaber gesetzt. Wenn man mit Waschwasser nicht zu sparen braucht, thut man besser, das von der Flügelpumpe dem Siebcylinder entnommene Wasser durch einen Zeug- fang abfli essen zu lassen, als es wieder mit neu ankommendem Stoff zu mischen. Durch den fortwährenden Zufluss von frischem Wasser erfährt der Stoff noch eine letzte Waschung auf dieser Maschine. Es ist zweckmässig, den Nasstheil so zu bauen, dass man die gebrauchten Nassfilze der Papiermaschine darauf ver- wenden kann. Wenn das gehäckselte Stroh nicht dui'ch eine Windfege gegangen ist, wenn also die Knoten darin geblieben sind, werden sie sich auf dem Knotenfang sammeln und müssen von dem bedienenden Arbeiter abgenommen werden. Sind diese Rückstände nicht sehr imrein, so können sie entweder der jeweiligen folgenden Kocher-Füllung zugetheilt oder gesammelt und für sich verarbeitet werden. In einer der besten europäischen Fabriken bleiben sie in einem Vorrathskasten liegen, bis man durch Geruch den Beginn der Fäulniss erkennt — dann lassen sie sich ohne Schwierigkeit bleichen. Falls die Fabrik mit Rührbütten versehen ist, aus denen die Bleich- holländer gespeist werden, braucht man weder Siebcylinder noch Nassfilz und kann den Stoff unmittelbar von den Knotenfängen in die Bütte fliessen lassen. In den meisten Fällen wird es jedoch am zweckmässigsten sein, den Stoff, wie beschrieben, in feuchten Bogen oder Bahnen abzunehmen, da er in dieser Form wenig Raum einnimmt, sich leicht befördern und aufbewahren lässt. Die nasse Reinigung muss stets vorgenommen werden, ehe das Stroh zer- mahlen ist, da sich schlecht gekochte Theile, wenn sie einmal feingemahlen sind, weder im Knotenfang noch auf andere Art ausscheiden lassen und, wenigstens zum Theil, ins Papier gelangen. Ihre Anwendung ist nicht nur der bereits er- wähnten Vortheile wegen zu empfehlen, sondern auch, weil es durch sie möglich wird, die trockene Reinigung und Sortirung wesentlich zu beschi'änken. In vielen amerikanischen Fabriken wird der beschriebenen Maschine die Reinigung ganz überlassen und das Stroh in dem Zustande, wie es in die Fabrik gelangt, zu Reinigen des Strohhalbzeugs. Mahlen und Bleichen. 1149 Häcksel geschnitten und gekocht. Der Verf. hat auf diese Weise reines gutes Druckpapier aus Stroh erzeugt, würde jedoch neben der nassen Reinigung die An- wendung einer Reinigungs- Maschine für das gehäckselte Stroh in allen Fällen empfehlen, da sie, richtig angeordnet, garkeine Bedienung in Anspruch nimmt. Ob und wie viel Sortirung von Hand mit dem Stroh vorgenommen werden soll, hängt von der Güte des Rohstoffes und gewünschten Erzeugnisses ab. 425. Mahlen und Bleichen. Wirkliches Mahlen darf bei der Behandlung von Strohstoff garnicht stattfinden, da die Fasern schon kurz genug sind und durch Kochen freigelegt wurden. Man hat daher die zusammenliegenden Fasern ohne alles Schneiden von einander zu trennen und sie womöglich auch dann zu trennen, wenn sie nicht völlig von Inkrusten befreit sein sollten. Soll die Verrichtung im Holländer vorgenommen werden, so müssen Grundwerk und Walzenschienen ganz stumpf sein; der Verf. hat sogar Strohstoff Jahre lang auf Grundwerken mahlen lassen, welche garkeine Messer enthielten, sondern nur aus einer glatten Gussplatte bestanden. Die ganze Arbeit beschränkt sich somit auf Schlagen imd Bürsten und wird häufig mit den besonders dazu geeigneten Kingsland'schen und Kegel-Stoffmühlen ausgeführt, die auf Seiten 467 bis 476 beschrieben sind. Eine etwas veränderte Kingsland'sche Mühle ist vielfach von den Herren Dautrebande & Thiry in Huy gebaut und in europäischen Strohstofffabriken eingeführt worden. Der sehr verbreitete Thode'sche Mahlgang (Abschn. 432) hat den Vorzug, dass er keine Messer zum Mahlen braucht und den Strohstoff nur reibt, aber nicht schneidet, während er bei allzu kräftiger Behandlung in der Kings- land'schen Stoffmühle kurz und rösch wird. Der zerfaserte Strohhalbstoff wird, auf gleiche Art wie Hadern, in Holländern gebleicht, welche mit Rührflügeln an Stelle von Walzen versehen sein mögen. Grosse, gemauerte, über den Abtropfkasten stehende Tröge eignen sich hierzu am besten. Die zum Bleichen erforderliche Menge Chlorkalk schwankt, je nach dem Fabrikationsverfahren, zwischen 16 bis 30 Pfund für 100 Pfimd weisses Papier. In England und Schottland wird gewöhnlich keine Schwefelsäure beim Bleichen zugesetzt, während ihre Verwendung zu diesem Zweck in allen anderen Ländern als Regel gelten kann (vergl. Abschn. 84 und 85). Man muss jedoch mit An- wendung von Säure sehr vorsichtig sein, weil dieselbe leicht die Fasern angreift. Auf 100 kg lufttrockenen ungebleichten Stoff genügen 0,5 1 66prozentige Schwefelsäure, mit 20 bis 30 mal so viel Wasser verdünnt. Die von Lunge empfohlene Essig- säure (Seiten 176 u. 177) dürfte sich hierzu gut eignen, weil sie ganz unschädlich ist. In England und Schottland wird die bleichende Masse gewöhnlich im Holländer durch Einleiten von Dampf auf eine höhere Temperatur gebracht, und zwar erscheint eine Temperatur von 28 bis 30° R. am zweckmässigsten. Beim Besuch einer Fabrik sah Verf. 1893 einen BleichhoUänder, der etwa 1000 kg Stoff fasst und in jeder Hinsicht befriedigt. Derselbe ist von F. Banning in Düren gebaut und durch Figg. 1059 und 1060 in Auf- und Grundriss in 1 : 100 der wahren Grösse dargestellt. Anstelle der Walze sind auf die Welle a drei Gusskreuze b gekeilt, die zur Befestigung von 6 Flügelbrettern c dienen, von welchen der Stoff über den Kropf weggeschoben und damit in Umlauf erhalten wird. Dieser Stofftreiber erfordert viel weniger Kraft als die übliche Walze und giebt keine Gelegenheit 1150 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. ZU Ablagerungen. Der Boden des Trogs fällt von dem im Aufriss punktirt ge- zeichneten Kropf ab bis zu dessen Anfang und sichert dadurch guten Umlauf. Die Welle macht nur- 6 Umdrehungen in der Minute. Trog, Kropf und Boden sind in Cementmauerwerk ausgeführt und wider- stehen dem Angriff der Säuren sehr gut. Das Aeussere des Mauerwerks Avui'de, Fig. 1059. Fig. 1060. nachdem es fest, aber noch nicht völlig hart geworden, mit trockenem Cement sorgfältig abgerieben imd erhielt dadm'ch eine harte, glänzende Oberfläche, die porzellanartig erscheint. Die Waschtrommel f wird durch Drehen des Handrads d gehoben und gesenkt. Die Welle a ist mit Kupferblech bekleidet, und die Gusskreuze h werden mit Mennige gestrichen, wenn man nicht vorzieht, sie aus Bronce anzufertigen, damit sie der Bleichflüssigkeit widerstehen. Der Holländer steht auf eüiem Gewölbe über einem oder mehreren Abtropf- kasten, in welche er entleert wii'd. In diesen gemauerten Ab tropf kästen liegt der Stoff auf Cement-Fütrirsteinen, deren untere Seite so gewölbt ist, dass sie un- mittelbar auf dem Fussboden ruhen und doch Baum zum Abfluss des dm-ch- dringenden Wassers bieten. Dem rasch nach unten abziehenden Wasser strömt Luft nach und erhöht diu-ch ihren Sauerstoff die Bleichwirkung. Der Boden hat Gefälle nach einer Ausfluss-Oeffnung hin, die in das Rohr einer Stoffpumpe mündet. Mahlen und Bleichen. 1151 Soll der Kasten entleert werden, so rührt man den Stoff mit starkem Wasserstrahl aus einem Gummischlauch auf, setzt die Stofl^umpe in Bewegung und fördert den Stoff damit in die Stoff bütten der Entwässerungsmaschine, in hochliegende Bottiche oder andere Behälter. Mit dem beweglichen Wasserstrahl kann man leicht alle Theile des Kastens ausspritzen und zur Pumpe fliessen lassen. In einer ZeUstoff-Fabrik sah Verfasser einen solchen Stoffkasten von 4 X 2,5 m Weite und 1,5 bis 2 m Höhe, der nach der Mitte zu auf 1 m ein Gefälle von 5 cm hat, während der ganze Boden zur Ausflussstelle bis 3 cm auf 1 m fäUt. Der in Abtropf kästen oder mit Maschinen entwässerte, gebleichte Stroh- stoff enthält, auch wenn er mit viel frischem Wasser abgelassen wurde, noch einen grossen Theü der beim Bleichen verwendeten und entstandenen sauern und chlorhaltigen Stoffe, welche man vielfach, wie bei gebleichten Hadern, durch Aus- waschen entfernt. Die Fasern befinden sich jedoch im Strohstoff so fein vertheilt, dass ein Theü derselben ohne Zweifel beim Auswaschen des gebleichten Stoffes verloren geht, wenn nicht besondere Einrichtimgen dafür getroffen werden. Will man in den HoUändem waschen, so soUten die Trommeln mit sehr feinem MetaU- tuch überzogen sein und das Waschwasser durch einen Zeugfang geleitet werden. Wird der Stoff in Kasten abgelassen, so empfiehlt es sich, ihn durch gleichmässige Vertheüung von womöglich warmem Wasser über die Oberfläche der Zeugmasse zu waschen. Zur Ersparung von Arbeit, Zeit und Fasern wäre es am zweckmässigsten, die Säuren durch zugesetzte Stoffe unschädlich zu machen und das Auswaschen ganz zu ersparen. In einigen Fabriken geschieht dies, indem man dem mit Dampf, aber ohne Schwefelsäure gebleichten imd abgetropften Strohstoff beim Ein- tragen in den Ganzzeugholländer etwas Kalkmüch zusetzt und damit das freie Chlor sowie die Chlorwasserstoffsäure in Chlorcalcium überführt. Dieses an sich unschädliche Chlorcalcium veranlasst durch die Begierde, mit der es Wasser aufsaugt, die Gegenwart von Feuchtigkeit im Papier und beeinträchtigt damit seine Haltbarkeit. Wenn nur noch wenig Säure im Strohstoff enthalten ist, wenn man also nur wenig Kalk zusetzt, wird die Chlorcalcium-Menge so geringfügig, dass sie der Anwendung des Strohstoffes zu Mittel- mid besonders Druckpapieren nicht im Wege steht, bei Schreibpapieren mag sie jedoch der Leimung schaden. Wir sind zwar nicht im Stande anzugeben, unter welchen Umständen und in welchem Grade dies der FaU ist, . die Vorsicht gebietet aber, alles fern zu halten, was die sehr empfindliche chemische Umsetzung, welche wir Leimvmg nennen, stören könnte. WiU man Antichlor anwenden, so darf dies aus den Seite 247 angeführten Gründen nur saures schwefligsaures Natron NaHSOs + 10 aq sein, welches als klare Lauge von 40° Be. oder als festes, weisses Pulver im Handel vorkommt. Da es als Nebenprodukt durch Einleiten von aus irgend welchen Verrichtungen stammender Schwefligsäure in Sodalösung gewonnen wird, so ist es sehr billig. Die Chlorkalklösung greift nach Zerstörung des Farbstoffs den Zellstoff an, indem sie ihn in noch nicht ermittelter Weise so verändert, dass er in den Fabriken als verbrannt bezeichnet wird und kein gutes Papier mehr liefert. Es ist daher ebenso nothwendig als schwierig, die Stärke und Dauer ihrer Einviärkimg so zu bemessen, dass die Grenze zwischen der Zersetzung der Farben und des Zellstoffs getroffen wird. Jedenfalls soUte aber die Bleichflüssigkeit, nachdem der 1152 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Stoff auf die gewünschte Weisse gebracht ist, so rasch als möglich entfernt werden, und ihre rasche Entfernung ist doppelt geboten, wenn sie in Folge der Anwendung von Schwefelsäure viel Chlorwasserstoffsäure enthält (vergl. Seite 169). Man hat nämlich die Erfahrung gemacht, dass Strohstoff, aus welchem die aus der Bleiche stammenden Stoffe nicht durch Waschen entfernt wurden, häufig in der Farbe wieder zurückgeht, d. h. dass er durch ihren direkten oder indirekten Einfluss einen Theil der erhaltenen Weisse wieder einbüsst. Die Menge des erforderlichen Chlorkalks wurde zwischen sehr weiten Grenzen angegeben, weil sie hauptsächlich von mehr oder weniger vollkommenem Kochen abhängt. Wenn das Stroh, von fremden Beimischungen imd Inkrusten befreit, zum Bleichen kommt, wird es von einer verhältnissmässig kleinen Menge Chlorkalk auf die gewünschte Weisse gebracht. Ist es aber noch mit Inkrusten behaftet, so muss die Chlorkalklösung sie zersetzen, ehe die von ihnen umhüllten Fasern gebleicht werden können. Die Chlorkalklösung kann dieser Aufgabe nur gerecht werden, wenn sie erhebhch stärker ist als zum Bleichen des Zellstoffs allein nöthig wäre, und von einer solchen Lösung werden die bereits blossgelegten Fasern unfehlbar angegriffen. Wenn daher das Kochen mangelhaft ausgeführt ist, kann man wohl noch durch Anwendung einer vermehrten Menge Chlorkalk weissen Stoff aus dem Stroh erzeugen, doch nur auf Kosten seiner Güte, da die Fasern zum Theil eine Umwandlung erleiden und ihre Festigkeit und Biegsamkeit einbüssen. Der dabei stattfindende Gewichtsverlust — wenn ein solcher überhaupt nachgewiesen wird — ist noch nicht ermittelt. Da man für schwache Chlorkalk-Lösungen ihres höheren Gehalts an Aetz- kalk wegen mehr Säure braucht und mit dieser die Fasern schädigt, so empfiehlt sich, nach der Erfahrung einer grossen Zellstoff- Fabrik, die Anwendung starker Lösungen von 5 — 7° Be. in solcher Menge, dass die Flüssigkeit im Bleichliolländer nicht unter 0,14 pCt. wirksames Chlor enthält. Bei Anwendung starker Lösungen erfolgt das Bleichen rascher und mit etwa 10 — 20 pCt. geringerem Chlorkalk- Verbrauch als bei schwachen Lösungen. Manche Fabrikanten halten es für nöthig, dem Stoff vor dem Bleichen etwas Alkali zuzusetzen, um die Fasern gegen die erwähnten Angriffe der Chlor- kalklösung zu schützen. Betreffs Wiederverwendung der gebrauchten Bleichflüssigkeit wird auf Abschn. 98 verwiesen. Wegen Chlorgasbleiche wird auf das Seiten 225 — 228 darüber Gesagte verwiesen. Obwohl ihre kräftige Einwirkung viele Fehler ausgleicht und auch die Knoten bleicht, ist es doch vortheilhaft, sie durch die einfachere Nassbleiche zu ersetzen. Ueber elektrische Bleiche liegen 1893 noch keine zuverlässigen Angaben vor. 426. Bleichen in Drehkesseln. In einer Anzahl amerikanischer Fabriken bedient man sich zum Bleichen eiserner Drehkessel von ähnlicher Bauart wie der in Figg. 55 und 56 dargestellte Kocher. Der Strohhalbstoff, die Bleichlösimg und Schwefelsäure werden durch das Mannloch eingefüllt, der Deckel wird wieder festgeschraubt und der Kessel in Gang gesetzt. Dampf und Wasser können durch die hohlen Zapfen eingelassen werden. Mahlen und Bleichen. Bleichen in Drehkesseln. Manchester Paper Co. 1153 Das Bleichen in solchen Kesseln wird dadm'ch möglich, dass sich ihr Inneres bald mit einer Kruste überzieht, welche das Eisen gegen die Angriffe der Säure schützt. Theile der äusseren Oberfläche, welche beim Entleeren mit der Flüssigkeit in Berührung kommen, mögen rostig werden, auch Theile der schützenden Innern Kruste fallen manchmal ab, und es ist nicht zu leugnen, dass darin eine Quelle von Verunreinigungen liegt, doch sind dieselben nicht erheblich genug, um den Werth des gebleichten Stoffes wesentlich zu vermindern, oder dem Kessel selbst zu schaden. Zu Gunsten der Drehkessel spricht der Umstand, dass kein Chlor ent- weichen kann, dass es also zum Bleichen verbraucht werden muss. Dieser einen guten Eigenschaft stehen jedoch, ausser den schon erwähnten (Abschn. 416), folgende schlechte gegenüber: Der Fortgang des Prozesses kann nicht beobachtet werden, und die drehende Bewegung des Kessels, wenn sie auch sehr langsam, aber andauernd ist, veranlasst die Fasern sich in kleine Kugeln zu rollen. Eine Kesselfüllung von etwa 500 kg trockenen Stoffes wird zwar, bei einer Umdrehung in der Minute, gewöhnlich in etwa 2 Stunden gebleicht, doch kommt es vor, dass man den Stoff beim Oeffnen des Mannloches nicht weiss findet, dass also das Bleichen fortgesetzt Averden muss, und in solchen Fällen tritt manchmal die Kugelbildung ein. Die zusammen- gerollten Fasern können allerdings durch entsprechende Behandlung im Holländer, oder besser noch im Mahlgang, wieder ausgestreckt werden, aber es ist zweck- mässiger, die Schwierigkeit ganz zu vermeiden, wenn sie nicht durch einen erheb- lichen Vortheil aufgewogen wird. Ende der sechziger Jahre wurde in Amerika das patentirte, sogen, hydrostatische Verfahren vielfach eingeführt. Es besteht darin, dass man Strohhalbstoff mit frischer Chlorkalklösung in einen starken Drehkessel schliesst, diesen in Gang setzt und mit einer Druckpumpe die abgetropfte Flüssigkeit einer früheren Füllung durch einen der hohlen Zapfen einpumpt, bis das Manometer einen Druck von etwa 7 Atmosphären zeigt. Nachdem der Druck einige Zeit auf dieser Höhe erhalten • worden, ist das Bleichen zu Ende, und der Kessel wird entleert. Die Patentbesitzer empfehlen die Anwendung einer verhältnissmässig geringen Menge Natron und niedriger Temperatur beim Kochen und erzeugen auch wirklieh aus einer gegebenen Menge Stroh eine genügende Menge weissen Stoff; das damit angefertigte Papier ist jedoch hart und glasig. Es kann kaum bezweifelt werden, dass die Chlorkalklösung unter dem grossen Druck in das Innerste der zu bleichenden Stoffe dringt, und dass ihre Wirkimg vielleicht dadm-ch verstärkt wird. Die erzielte Ersparniss von Soda und Temperatur wird aber mit der geringeren Güte des Stoffes zu theuer erkauft. 427. Manchester Paper Co. Die Fabrikationsweise der Manchester Paper Co. bei Poughkeepsie in New York soll hier angeführt werden, weil mit ihr in der Zeit von 1860 — 70 jahrelang Papiere aus Stroh allein erzeugt wurden, welche sich durch Weiche, Weisse und Reinheit vor andern Strohpapieren auszeichneten und als bessere Druck- und Schreibsorten stets gern Abnehmer fanden. Das von den Farmern der Umgebung in sehi' reinem Zustand abgelieferte Roggenstroh wurde zunächst in Stückchen von l^/a bis 2 cm Länge geschnitten und ging auf dem Zuführtisch der Häckselmaschine dm'ch die Hände eines Arbeiters, 146 1X54 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. welcher das Unkraut aussuchte. Das gehäckselte Stroh wurde in einer Korn- reinigungsmaschine von Körnern und schweren Verunreinigungen, aber nicht von Knoten befreit und dann durch einen patentirten Quetscher crusher geführt, welcher aus zwei kurzen schweren eisernen Walzen besteht, die mit verschiedenen Geschwindigkeiten umlaufen. Die Walzen müssen so nahe zusammenkommen, als es ohne Berührung möghch ist, damit die durchgehenden Strohhalme und Knoten zerquetscht und für die Einwirkung der Lauge zugänglicher werden. Das zer- drückte Stroh wurde mit 600 Liter Aetznatron-Lauge von 3 bis 3V2 Grrad Beaume auf je 100 kg in waagerechte cylindrische Drehkessel gefüllt und 5 — 8 Stunden lang mittels direkter Ofen-Heizung einer Spannung von etwa fünf Atmosphären unter- worfen. Die gebrauchte Lauge fand keine Verwendung, sie wurde in einer grossen Bütte mit doppeltem Boden, von der Seite 1138 beschriebenen Art, gründlich herausgewaschen und floss in den Mühlbach. Der gewaschene Halbstoff wurde in eine Rührbütte abgelassen und von dieser einer Kingsland 'sehen Stoffinühle zugepumpt, welche alle beim Kochen nicht völlig zerlegten Knoten und Faser- bündel durch schwaches Mahlen, sogen. Bürsten, öffiiete und den Stoff in eine Reihe von Abtropfkasten fliessen liess. Der entwässerte Stoff wurde dann in einem Holländer gewaschen und gebleicht und in eine zweite Reihe Abtropfkasten abgelassen. Nachdem das gebleichte Stroh durch Versetzen mit Leim, Farbe und Erde im Holländer in Ganzzeug verwandelt war, wurde es noch durch eine zweite Kingsland'sche Stoffinühle und erst dann auf die Papiermaschine geführt. Die Besitzer versicherten, dass sie aus 100 kg Stroh durchschnittlich 50 kg Papier erhielten, und sie schrieben dies günstige Ergebniss, sowie die Güte des Fabrikats, mehr der Sorgfalt zu, mit welcher die einzelnen Verrichtungen aus- geführt wm-den, als den Einrichtungen. Sie arbeiteten, wie sie sagten, stets auf Güte — nicht auf Menge. Später wurde die Fabrikationsweise dahin geändert, dass man das Papier nicht mehr aus Stroh allein, sondern aus Stroh, Esparto und Hadern bereitete. Auch wurden die Kocher, welche sowohl für Stroh wie Esparto dienten, nicht mehr mit freiem Feuer, sondern mit überhitztem durch die hohlen Zapfen ein- geführtem Dampf geheizt und, anstatt sie fortwährend in Bewegung zu erhalten, liess man sie nur in bestimmten Zeitabschnitten einige Umdrehungen machen. Die Fabrik hatte trotz guter Papiere keinen dauernden Erfolg und ist längst eingegangen. 428. Dixon's Kocher. John Dixon erhielt im Jahre 1864 Patente für den in Fig. 1061 dargestellten Kocher. Er besteht aus einem senkrechten Cylinder A, welcher mit angenieteten Flanschen in solcher Stelkmg auf seitlichem Gebälk oder Mauerwerk befestigt ist, dass er mit dem obern Theü einige Fuss über den Boden ragt, worauf das einzufüllende Stroh gelagert ist. Ein dort stehender Mann kann den Mannlochdeckel D, sowie den Deckel U der Innern, durchlöcherten Querwand B leicht abnehmen und den Aufnahmeraum von 180 cm Durchmesser und 450 cm Höhe dm'ch gleichzeitiges Einschütten und Mischen von Häcksel und heisser Lauge so voll packen, dass er bis zu 2000 kg Stroh fasst. Der Rest der erforderlichen Lauge fiiesst aus einem oberen Behälter dm^ch das Rohr G zu der Dreh- (rotirenden) Pumpe F, von welcher sie durch das Schlangenrohr H in den obern Theil des Kochers befördert wird. Den weiteren Zufluss von Manchester Paper Co. Dixon's Kocher. 1155 Fig. 1061 Lauge verhindert man durch Abschkiss des Rohres G mittels des Hahnes I. Die Lauge wird von der durchlöcherten Platte B gleiehmässig über die Ober- fläche der Strohmasse vertheilt, sickert durch dieselbe, sammelt sich unter dem durchlöcherten Boden C und fliesst durch das Rohr 0 wieder zur Pumpe, welche sie durch die Schlange H in den Kessel treibt, von wo sie den- selben Kreislauf wiederholt. Die Schlange H besteht aus einem besonders starken, schmiede- eisernen Rohr von 5 cm Durch- messer, befindet sich in einem gemauerten Ofen und wird von dem Rost K aus geheizt. Die Spannung, welche durch den im Rohr H entwickelten Dampf er- zeugt wird, kann durch ent- sprechende Führung des Feuers geregelt und mittels auf dem oberen Theü des Kessels A angebrachter Manometer und Sicherheitsven- tile beobachtet werden. Dixon empfiehlt eine Spannung von 5 Atmosphären. Er stellte zwei oder mehr Kessel nebeneinander und füllte einen derselben mit 2 bis 3 cm dicken Holzscheibehen. Dieses Holz wurde mit einer Lauge von 9 bis 10° Beaum^ gekocht, welche man dann durch das Rohr P in einen mit Stroh gefüllten Kocher blies, wo sie vollends ausgenützt werden sollte. Da jedoch die genaue Befolgung dieser Vorschrift keine guten Ergebnisse lieferte, arbeiteten die Fabrikanten anfangs der siebziger Jahre auf folgende Weise: In einem der Kessel wurden etwa 3000 Pfund (1 cord) lufttrockenes Pappel- holz mit einer aus 1000 Pfund Soda von 48 pCt. bereiteten Aetznatron-Lauge in beschriebener Weise gekocht. Die Lauge wiude jedoch nach beendigter Kochung nicht direkt in einen mit Stroh gefüllten Kessel, sondern in einen oberen Behälter geblasen, von da aus der für zwei oder drei Strohfüllungen nöthigen frischen Lauge zugetheüt, und bei dieser Zutheilung jedesmal durch Einleiten von Dampf erhitzt. Die direkte Anwendung der für Holz gebrauchten Lauge zum Kochen von Stroh hat sich nicht bewährt, weil die dem Holze entzogenen Likrusten die Flüssigkeit so dick und klebrig machten, dass sich kein regelmässiger Umlauf damit herstellen Uess. Die Fabrikanten versicherten, dass sie auf die beschriebene Weise für jede aufgewendeten 50 Pfund Soda von 48 pCt. 25 Pfimd Holzganz- zeug, und 75 Pfund Strohganzzeug, oder 100 Pfund weisses Papier erhielten. 146* 1156 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Kochte man Stroh allein in diesen Kesseln, so brauchte man auf 100 kg Stroh 450 Liter einer aus 16 bis 20 kg Soda von 48 pCt. bereiteten Aetz- natronlauge. Nach Beendigung des Kochens öffiiet man mittels Schraube und Hand- habe N den Schiebdeckel L und lässt den Inhalt in einen darunter befindlichen Behälter ab. Da sich noch etwas Spannung im Kessel befindet, wird der Stoff mit Heftigkeit hinausgeblasen und würde umhergespritzt werden, wenn der Auf- nahmebehälter nicht von allen Seiten dicht eingeschlossen wäre. Den von der ausgeleerten Masse aufsteigenden Dampf lässt man durch ein der Empfangskammer aufgesetztes Blechrohr abziehen. Dieses scheinbar sehr einfache Verfahren hat auch seine Schwierigkeiten. Wenn die Lauge in dem Schlangenrohr übermässig erhitzt wird, steigt der Damjjf- druck manchmal plötzlich um 3 bis 5 Atmosphären imd presst das Stroh, anstatt die Lauge durchzutreiben, zu einer so festen Masse, dass die Lauge nicht mehr durchsickern kann. Um dies zu verhindern, sorgt man durch ein die Decke und den Boden des Kessels Ä ausserhalb verbindendes ßohi- dafür, dass sich der Dampfdruck in allen Theilen stets gleich stellt. So oft es erforderlich ist, kann dm-ch ein unter- halb des durchlöcherten Bodens C eintretendes Rohr frischer Dampf eingelassen werden, welcher das Stroh beim Durchströmen lockert — Avas zu Anfang einer Kochung stets geschieht. Als drittes und bestes Mittel dient jedoch ein tüchtiger, zuverlässiger Heizer, welcher das Feuer so zu führen weiss, dass die Dampf- spannung nur wenig schwankt. Nach vielen Versuchen mit zahlreichen Arten von Pumpen ist man zu dem Schlüsse gekommen, dass die mit Centrifugalkraft, also mit grosser Ge- schwindigkeit arbeitenden am zweckmässigsten sind, weil die Lauge m ihnen rasch an den Umfang geworfen und von der Stopfbüchse entfernt wird, und weil die besseren Pumpen dieser Art keine Theile haben, welche sich verkleben und den Umtrieb stören könnten. Die vielfach angewandte soapstone-pacMng hat sich beim Verpacken der Stopfbüchsen am besten bewährt, da sie der Lauge am längsten widersteht. Von den feinen Fasern, welche die Lauge mitnimmt, sowie von den dem Stroh entzogenen Stoffen, welche sie enthält, setzen sich Theilchen an den inneren Wänden des Schlangenrohres H ab, und zeitweise häufen sie sich zu solchen Mengen, dass sie das Rohr völlig verstopfen. Ansammlungen dieser Art brennen sich so fest, dass sie dm-ch Pumpen, Haken und dergl. nicht beseitigt werden. Man muss in solchen Fällen die Verbindimg des Rohrs mit dem oberen Theil des Kessels lösen, so viel Wasser als möglich in das Rohr pumpen, es mit einem Hahn unten zuschliessen und auch von der Pumpe abschrauben. Wenn man dann das zwischen der Verstopfung und dem unteren Hahn eingeschlossene Wasser durch Feuer in Dampf verwandelt, wird es, sobald die erforderliche Spannung erreicht ist, wie Pulver in einer Kanone das Hinderniss mit Knall hinaustreiben. Diese Schwierigkeiten zeigen sich erst gegen das Ende des Kochens, weil der Umgang der Lauge mit der fortschi-eitenden LTmwandlung des Strohs m Zell- stoff immer schwieriger wird. Trotz derselben war der Dixon'sche Kessel 1872 schon mehr als 6 Jahre in den Ashland mills und in den Inquirermills in Manayunk Dixon's Kocher. Kochen mit Wasser. 1157 bei Philadelphia, sowie in mehreren anderen Papierfabiiken im Gang. Derselbe hat jedoch keine weitere Verbreitung erlangt und musste einfacheren Kochern Platz machen. 429. Kochen mit Wasser. Wenn man Stroh in weichem Wasser kocht, löst sich ein Theil seiner Inkrusten und setzt sich nach Zugabe eines Alkalis als gallertartige Masse aus der vorher filtrhten Flüssigkeit ab. Die niedergeschlagenen Stoffe sind somit in Wasser löslich, aber nicht in alkalischen Flüssigkeiten, und aus diesem Umstände lässt sich der Schluss ziehen, dass man Stroh vor dem Kochen mit alkalischen Laugen von den in Wasser lös- lichen Bestandtheilen befreien sollte. Dr. Charles M. Cresson in Philadelphia hat sich als chemischer Beirath der amerikanischen Holzpapier-Gesellschaft (American Wood Paper Co.) viele Jahre lang eingehend mit der Umwandlung roher Pflanzen in Papier beschäftigt und das Ergebniss zahlreicher Versuche in einem, am 11. Juli 1871 bewilHgten Erfindungspatent niedergelegt. Folgende daraus ent- nommene Stelle giebt das Wesentliche seines Gedankens: Ich habe gefunden, dass man. dem Stroh durch Kochen in gewöhnlichem weichem Wasser Bestandtheile entziehen kann, deren Gewicht, je nach der zum Kochen verwendeten Wassermenge, Zeit und Temperatur, in einzelnen Fällen mehr als 70 Procent des Gewichts des behandelten Strohs beträgt. Wenn das Stroh mit massigen Wassermengen und nicht zu hoher Temperatur gekocht wird, verliert es die glänzende Farbe und die ihm eigene Steifheit, wird weich, biegsam und lässt sich in Streifen spalten, welche jedoch ohne weitere chemische Behandlung weder gutes Papierzeug liefern, noch sich leiclit bleichen lassen. Wenn man Stroh mit zu hoher Temperatur kocht, löst es sich zu einer fasrigen dunkelfarbigen Masse auf, welche bei nach- heriger Behandlung mit massigen Mengen Alkali und Chlorkalk keinen Stoff mehr ergiebt, der sich zur Anfertigung von weissem Papier eignet. Ich habe auch gefunden, dass die dem Stroh durch Kochen mit Wasser entzogenen Stoffe sauer reagiren, und dass sie beträchtliche Mengen von Alkali neutralisiren. Ich habe auch gefunden, dass man mit der ausgezogenen sauern Lö- sung Theile der inkrustirenden Bestandtheile des Strohs leichter lösen kann als mit Lösungen ätzender oder kohlensaurer Alkalien. Dr. Cresson sagt weiter, dass man in Folge dieses Kochens mit Wasser zu den folgenden Koch- und Bleichprozessen viel weniger Alkali und Chlorkalk als bei den üblichen Verfahren braucht. Er empfiehlt, dem Stroh zur Fabri- kation geringer Papiere durch Kochen mit seinem 6- bis 9 fachen Gewicht Wasser in offenen Gefässen 12 bis 20 Procent seines Gewichts zu entziehen. Zur An- fertigung feiner Papiere soU das Stroh in geschlossenen Gefässen unter Druck gekocht werden und dabei 20 bis 40 Procent seiner Masse verlieren. Die Vorschriften zur Ausführung des Gedankens können hier übergangen werden, da sie keine dauernde Anwendimg gefunden haben. Morris L. Keen leitete viele Jahre lang die Fabriken der American Wood Paper Co. bei Philadelphia und scheint dm'ch ausgedehnte Erfahrung in der Be- handlung roher Pflanzen auf ähnliche Gedanken wie Dr. Cresson gekommen zu sein. Die wichtigsten von seinen vielen Patenten sind in der ersten Ausgabe dieses Buches beschrieben. Eines derselben deckt ein Verfahren, wonach er das in einem senkrechten Kocher befindliche Stroh abwechselnd mit Wasser und Natronlauge behandelt, welche beiden Flüssigkeiten in danebenstehenden mit Feuer geheizten Kesseln erhitzt werden. Einige Patentschriften zeigen ausser dem Kochen mit Wasser auch Einrichtungen zum Durcliführen der Lauge und gleichzeitigem Zermahlen oder Zerkleinern des Strohs im Innern der Kocher. Da dieselben jedoch seit Niederschrift der ersten Ausgabe d. Buches 1872 keine Verwendung in den Fabriken gefunden haben, so werden sie hier nicht wiedergegeben. 1158 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Die Erspariiiss an Chemikalien, welche Dr. Cresson und Keen durch vorheriges Kochen mit Wasser erzielen woUen, ist von sehr zweifelhaftem Werth. Da man durch Anwendung von Natrium -Sulfat anstelle von Natron und dm'ch Wieder- gewinnung des Natrons jetzt, 1893, den Aufwand für Chemikalien auf eine ver- hältnissmässig geringe Summe vermindert hat, so scheint das vorherige Kochen mit Wasser entbehrlich. Keinesfalls würde die dadurch ermöglichte Ersparniss an Chemikalien den füi" dies Vorkochen erforderlichen Aufwand an Einrichtungen, Brennstoff und Zeit aufwiegen. 430. Thiry's Verfahren. Herr F. Thiry ist der Erfinder eines Verfahrens zur Bereitung von Strohstofi', welches von seinem Hause H. Dautrebande & F. Thiry in Huy, Belgien, vielfach ausgeführt wurde. Es ist unter anderen in der Fig. 1062. Fig. 1064. Fig. 1063. Godin'schen Papierfabrik in Huy und bei Herren Dambricourt frferes bei St. Omer in Anwendung. Fig. 1062 ist ein Längsschnitt, Fig. 1063 Grundriss und Fig. 1064 ein Aufriss von der Triebseite einer solchen Anlage. Das Stroh wird durch zwei, Kochen mit "Wasser. Thiry's Verfahren. 1159 von Riemscheiben B^ aus getriebenen Häckselmaschinen B zerkleinert und fällt unmittelbar in archimedische Schi-auben c, welche von Riemscheiben c^ in Be- wegung gesetzt werden und das Stroh ohne menschliche Beihilfe durch die Mann- löcher a a in die Kessel A A befördern. Die Schraubenrohre c sind zu diesem Zwecke mit Oeffnungen versehen, welche man durch Rinnen oder Tröge mit den Mannlöchern in Verbindung setzt oder mit übergeschobenen Rohrstücken ver- schliesst. In jedem der Kessel A befindet sich eine durchgehende waagerechte Welle, welche mit vielen gusseisernen Armen versehen ist und von einem Schrauben- radgetriebe «^ in langsame Bewegung gesetzt wird. Die Enden der gusseisernen Arme sind durch eiserne Ketten verbimden, welche in der untern Hälfte des Kessels auf dem Kesselboden hinschleifen, diesen beständig rein fegen und das Stroh nicht nur fortschieben und zum Platzwechsel zwingen, sondern auch zer- drücken. Während Stroh eingefüllt wird, lässt man gleichzeitig durch die Mann- löcher a die Lauge eintreten und setzt das Getriebe a^ in Gang, wodurch sich der von trockenem Häcksel eingenommene Raum sofort bedeutend verringert und die Füllung des Kessels zu voller Aufnahmefähigkeit ermöglicht. Er enthält dann 1000 kg Häcksel und 7000 Liter einer kaustischen Lösmig von 230 bis 250 kg kalzinirter, 48prozentiger Soda, welche man 4 bis 5 Stunden lang mit 5 Atmos- phären Ueberdruck kocht imd in den Waschtrog D ablässt. Das Ablassventil kann durch eine besondere Vorrichtung von E aus geöffnet werden und gestattet den Ausfluss in den 40 cm breiten und 25 cm hohen vierseitigen Kanal e aus Eisenblech, welcher oberhalb D endet. Die mittleren Mannlöcher «- sind zum Einsteigen in den Kessel bestimmt. Die Kessel sind so gelegt, dass sie nach dem Ablassventil hin etwas Fall haben, wodurch, in Verbindung mit der Bewegimg der Rührer, eine vollkommene Entleerung bewirkt wird. Die Kessel können, wie in der Zeichnung angegeben, mit direktem Feuer geheizt werden, und in mehreren der grössten Fabriken wird seit Jahren aus- schliesslich auf diese Weise gearbeitet. Dabei ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass durch etwaigen Bruch mehrerer Rührerarme ein Theil der Masse auf dem Boden liegen bleibt, dass das durch eine Strohschicht von der Flüssigkeit getrennte Blech glühend wird und dass durch zufäEiges Zusam- mentreffen aller dieser Umstände eine Explosion erfolgt. Herr Thiry zieht desshalb vor, gar kein freies Feuer mit dem Kessel in Berührung zu bringen und ihn nur mit Dampf zu heizen. Die Herren Dambricourt frferes in St. Omar kochten, als Verfasser 1873 die Fabrik besuchte, schon seit längerer Zeit ausschliesslich mit Dampf in Thiry'schen Kesseln und waren mit den Ergebnissen ebenso zufrieden wie beim Kochen mit freiem Feuer. Li einer anderen Fabrik machte man beim Bruch der Rührketten die oben erwähnte Erfahrung und stellte infolgedessen Kocher anderer Bauart auf. Der Waschtrog D ist mit einem FlügeLrührer versehen, welcher den ge- kochten Stoff mit dem, durch den gelochten doppelten Boden eindringenden frischen Wasser einige Minuten lang mischt, dann stiUgestellt wird, bis das Wasser wieder abgelassen ist; man wiederholt das Waschen, bis nur noch reines Wasser wegfliesst. Sobald dies der Fall ist, wird D in eine tiefer stehende Rührbütte oder Cisterne entleert, aus welcher der Stoff behufs völliger Zerfaserung mit einer Pumpe auf eine Kingsland'sche Stoffmühle oder auf einen Mahlgang (siehe IIQO Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Abschnitt 432) befördert wird. Aus der zweiten Rührbütte, worin er sich dann wieder sammelt, wii'd der Stoff nach Bedarf in die Bleichholländer gepumpt und mit einer Lösung aus 11 kg trockenem Bleichkalk auf 100 Pfd. rohes Stroh, zu völhger Weisse gebracht. Bei Anordnung dieser Anlage hatte sich der Erfinder offenbar die Aufgabe gestellt, die Verwandlung von Stroh in guten Papierstoff mit möglichst geringem Aufwand von Handarbeit zu bewirken, und dies ist ihm gelungen. Das Stroh wird, von der Häckselmaschine an, ohne irgend welche Hantirung von einer Vorrichtung zur andern befördert, bis es in weisses Ganz- zeug verwandelt ist, und sogar das Füllen der Kessel geht in selbstthätiger Weise vor sich. 431. Römer's Verfahren. Herr eTulius Römer, früher technischer Leiter der Papierfabrik Steyrermühl bei Gmunden, Oesterreich, hat daselbst und an anderen Orten, im Verein mit der Maschinenfabrik der Herren Gebr. Sachsenberg in Rosslau a. d. Elbe, folgende Koch-Einrichtung getroffen. Dieselbe ist durch Figm-en 1065 und 1066 im Aufriss von zwei Seiten, und durch Fig. 1067 im Grundriss dargestellt. Das Stroh wird durch den Trichter a, welcher bei Fig. 1065 in, und bei Fig. 1066 ausser Thätigkeit gezeigt ist, in den Lauger A gefüllt. Dieser Lauger ist ein kugelförmiger Kessel von 280 cm Durchmesser, welcher mittels zweier Zapfen c auf den an Säulen e befestigten eisernen Querbalken d gelagert ist und durch ein Schneckenrad- getriebe /"in Bewegung gesetzt wird. Die Mitnehmer h, Fig. 1166, sorgen dafür, dass das Stroh nicht unten liegen bleibt, sondern der Drehung folgt. Ein solcher Kessel fasst 1000 kg Häcksel, welche zum Zweck des EinfüUens genau abgewogen werden. In einem Blechbottich werden gleichzeitig 11 bis 13 kg englisches Aetznatron caustic soda von 70 Procent auf jedes 100 kg Häcksel in kaltem Wasser gelöst und gleich- falls in den Lauger Ä gegeben. Die Soda wird dabei mit nur so viel Wasser gemischt, als man braucht, um eine Flüssigkeit zu erhalten, welche zum Durchdi-ingen des Strohes nach allen Richtungen ausreicht. Nach vollendeter Füllung wird die Oeffnung mittels des Deckels g und zugehörigen Schrauben dicht ver- schlossen, der Lauger in Bewegung gesetzt und erst nach mehrstündiger Drehung wieder geöffiiet. Damit ein solcher Lauger Ä den Stoff für zwei Kocher B und B^ bereiten könne, ist er so aufgestellt, dass er sich in einen hölzernen, mit Blech ausgekleideten Kasten i entleert, welcher um seitliche Zapfen drehbar ist und mit Hilfe zweier vierkantiger Hölzer so gestellt werden kann, dass er je nach der Lagerimg dieser Hölzer auf den Stühlen b h oder b^b^ das Stroh in den Kocher B oder B^ führt. Die Kocher BB^ sind cylindrische Kessel von 156 cm Durchmesser und 300 cm Länge, welche mit Zapfen tt auf Gussständern gelagert sind und von einer Riemscheibe aus durch dreifache Radübersetzung in drehende Bewegung- gesetzt werden. Man öffnet den Deckel Je, indem man seine 32 Schrauben löst, die Ketten eines darüber hängenden Flaschenzuges in die Griffe XX einhakt und dann aufzieht. Die Art der Befestigung einer der 32 Schrauben ist in Fig. 1068 im Querschnitt in 1:10 der wahi-en Grösse dargestellt. Der waagerechte kurze Theil des Tförmigen Bolzens c ist in dem äussern gusseisernen Kranz des Deckels Je so gelagert, dass der Bolzen c nach Lösung der Mutter seitlich durch die Schlitze d und e herausgedreht werden kann. Die Bolzen bleiben somit bei Abnahme des Thiry's Verfahren. Römer's Verfahren. 1161 Deckels in dessen äusserem Kranze hängen. Die Axt der Dichtung durch Ineinander- passen der äusseren Kränze ist gleichfalls aus dieser Zeichnung ersichthch. Nachdem die mit Soda gesättigte Strohmasse in schon beschriebener Weise mit Hilfe des Kastens i emgefüUt ist, wird der Deckel wieder aufgesetzt und der Lufthahn g, sowie der Dampfhahn s geöffnet. Sobald die im Kessel enthaltene Luft verdrängt ist, sobald also Dampf aus dem Hahn z strömt, schliesst man diesen und "setzt den Kessel in 1066. Fi^. 1068. Fiff. 10G7 drehende Bewegung. Dann öffnet man auch noch den Dampfliahn v und lässt dm-ch die beiden Zapfen und die anscliliessenden Kohre r und q Dampf in die von dem durch- löcherten doppelten Deckel l und dem durchlöcherten doppelten Boden n gebildeten Hohl-, räume treten. Um eine gründhche Vertheilung des Dampfes, sowie des später einzur leitenden Waschwassers durch die Masse des Strohes zu bewii-ken, sind l und n dm'ch ein in der Axe des Cylinders stehendes Rohr o verbunden, von dem sechs Systeme radial ge- 146 1162 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. stellter Röhren p nach den Wänden gehen, wo sie befestigt sind. Alle diese Röhren sind, wie l und n, mit Löchern besäet und machen es dem Dampfe leicht, alle Theile der zu kochenden Masse zu erreichen. Der Dampf soll auf etwa 4^/2 Atmosphären Ueberdruck gespannt, womöglich auch überhitzt sein und durch Sicherheitsventil und Quecksilbermanometer in der Hauptleitung geregelt werden. Die Dampfeinströmung wird, je nach der Güte des Strohes, mehrere (etwa 4—5) Stunden unterhalten, mid der Kessel bleibt dabei fortwährend in Bewegung. Nach beendetem Kochen wird der Kessel, mit dem Deckel nach oben, zur Ruhe gestellt, s und v geschlossen, der Dampf durch den Hahn w abgeblasen und die Lauge durch den Hahn y ohne Druck abgelassen. Der Kessel wird dann dm-ch den Hahn u mit Wasser gefüllt, in drehende Bewegung gesetzt und sein Inhalt durch eintretenden Dampf wieder erhitzt. Nachdem das Stroh auf diese Weise Gelegenheit zu gründlicher Vermischung mit der neuen Flüssigkeit gefunden hat, giebt man ihm durch Stillstand des Kessels Zeit, sich wieder ab- zusetzen, lässt auch währenddessen den Dampf abblasen und zieht dann erst das Waschwasser durch den Hahn y ab. Diese Waschung wird gewöhnlich dreimal wiederholt, bis das Wasser ganz rein abfliesst, wodurch sie etwa 10 Stunden Zeit in Anspruch nimmt. Das gekochte Stroh wu'd durch Behandlung mit heissem Wasser unter Drehung des Kessels aufs vollkommenste gewaschen, und ebenso richtig ist es, dass dem Stroh Zeit zum Absetzen gegeben wird, ehe man das Wasser abfliessen lässt, weil man ihm dadurch die Möglichkeit benimmt, feine Fasertheile, welche in bewegter Flüssigkeit vereinzelt umherschwimmen, mitzunehmen. Herr Römer hat die abfliessenden Laugen und Wasser durch Siebe von Nr. 100 und sogar von Nr. 150 fliessen lassen, konnte aber keine nennenswerthen Faser- mengen auffangen, und er schreibt das starke Stoffergebniss (50 pGt.) besonders diesem sorgfältigen Waschen zu. Der Aufwand von Brennstoff zum Erwärmen des Waschwassers soll sehr unbedeutend sein, da für einen Kessel Stroh nur 600 Kub.-Fuss auf 30 bis 35 Grad erwärmtes Wasser nöthig sind. Behufs Entleerung wird der Deckel h wieder abgenommen und der Kocher gedi'eht, bis die Oeffnung nach unten steht und den Inhalt in die darunter befindliche Abtropfcisterne fallen lässt. Nachdem die Flüssigkeit dort abgelaufen ist, wii'd der Stoff mit Tragbütten und Aufzug in das obere Stockwerk gebracht, in einem Holländer schwach vorgebleicht und in Rührbütten abgelassen. Aus diesen pumpt man den Stoff auf einen Malilgang von der in Abseluiitt 432 be- schriebenen Art, von wo er wieder in einen Holländer fliesst, um fertig gebleicht und in Kasten abgelassen zu werden. Zum Bleichen der in der Steyrermühl fabrizirten fünf Sorten Strohstoif werden, je nach der gewünschten Qualität, von 8 bis 15 Pfund Chlorkalk auf 100 Pfund Stroh verwendet. Herr Römer erzielt, wie die englischen Fabrikanten, bessere Ergebnisse durch Anwendung von kaustischer Soda als mit kaustizh'ter Lauge, welche aus kalzinirter Soda bereitet wird, und von verschiedenen Sorten kaustischer Soda zieht er die mit hohem Prozentgehalt vor. Er sehliesst aus seinen Er- fahrungen, dass dm-ch die kalzinirte Soda Salze in die Lauge kommen, welche die Auflösung der Inkrusten erschweren. Bei Ankauf von Stroh, gleichviel ob Roggen- oder Weizenstroh, hat Römer Zahlung zu drei verschiedenen Preisen eingeführt. Diese Abstufungen veranlassen die Römer's Verfahren. Thode'aches Verfahren. 1163 Landleute, das Stroh so sorgfältig zu behandeln, dass es womöglich in die beste Klasse kommt. Das zur Verarbeitung bestimmte Stroh wird auf Tischen, in derselben Weise wie Hadern, im Akkord sortirt, von Unkraut befreit und ge- bündelt. Die Bündel werden auf Schienen und EoUwagen in das Hauptgebäude befördert und mittels folgender Vorrichtung in das höchste Stockwerk gebracht: Ueber zwei Riemenscheiben, deren eine in dem höchsten Stockwerk und die andere zu ebener Erde angebracht ist, läuft ein aus Hanf geflochtener breiter Riemen, an dessen oberer Seite in Entfernungen von etwa 5 Fuss eiserne Haken befestigt sind. An der Aufgangsseite sind in sämmtlichen Fussböden Oeffnungen ausgespart, um die Strohbündel durchzulassen, welche, an den Haken hängend, dem Riemen über die obere Scheibe folgen, bis sie auf dem Boden des höchsten Stockwerks stehen bleiben. Die dort ausgesparte Oeflfhung ist nur- gross genug, um Riemen und Haken beim Niedergang durchzulassen, die Bündel bleiben zurück und werden rasch weggenommen. Nachdem man die Bündel geöffnet hat, wird das Stroh auf einer Häcksel- maschine in Stücke von 1 bis 2 cm Länge geschnitten, welche in einen Ele- vator fallen, und von diesem in einer, gleichfalls in dem oberen Stockwerk stehenden Reinigungsmaschine mit Windfege (s. Seite 1113 u. Folge) abgeliefert. Die von Herrn Römer fabrizirten schönen Strohstoffe, sowie die guten Erträgnisse der von ihm geleiteten Fabrik legen Zeugniss für die Vorzüge seines Verfahrens ab. Die Direktion der Steyrermühl theilte dem Verf. 1893 mit, dass • die Anlage unverändert, wie 1874 beschrieben und vorstehend wiedergegeben, fort- besteht und noch mit den m'sprünglichen Kochern arbeitet. 432, Thode'sches Verfahren. In der Thode'schen Papierfabrik zu Hainsberg bei Dresden wird Strohstoff nach einem Verfahren bereitet, welches sich in mancher Hinsicht von anderen unterscheidet und auch in vielen Fabriken eingeführt ist. Das Stroh wird zu Häcksel von 1 bis IV2 cm Länge geschnitten, in einer Windfege von Staub imd Knoten befreit, abgewogen imd in einen kugelförmigen Kocher gefüllt, dessen Durchschnitt in Fig. 1069 in 1 : 40 der wahren Grösse gegeben ist. Der Kessel Ä ist von 235 cm Durchmesser imd erhält von der Welle B aus mittels der Kegel -Räder C und Schraubem-ad B eine Bewegung von einer Umdrehung in der Minute. In das feststehende Rohr eines der beiden Zapfen münden drei Rohre E^F'^0'^, welche dem Kessel nach Oeffnung ihrer Hähne E, F, O Dampf, Lauge oder Wasser zuführen. Beide Zapfenöffnungen sind von innen mit durchlöcherten Platten bedeckt. Der benützte Dampf findet einen Ausgang diu*ch Rohr und Hahn H. Beim Anfang der Dampfeinströmung steht der Kessel mit dem Mannloch J nach unten, bis sämmtliche Luft durch den geöffneten Hahn K entwichen ist. Sobald Dampf durch den Hahn K abbläst, wird er geschlossen und der Kessel in Gang gesetzt. Um das Zi;sammenballen des Strohes im unteren Theil des Kessels zu verhindern und eine gründliche Mischung mit der Lauge zu erzielen, sind fünf Mitnehmer L im Innern angebracht, welche aus je 3, auf senkrechte Stützen genieteten gebogenen Blechstreifen bestehen. Die Blech- streifen stehen von der Kocherwand ab, bieten also dem Stroh keine Gelegenheit sich festzusetzen. 146* 1164 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Die bei diesem Verfahren angewandte Aetznatronlauge enthält 13 Pfund Natron (Nao O), d. h. die kaustizirte Lösung von 22 Pfund kohlensaurem Natron oder von 26 Pfund Soda von 50%) auf jedes 100 Pfund Häcksel. Die Lauge soll eine Stärke von mindestens 5" Beaume haben; wenn das Natron nach dem Kochen durch Abdampfen wiedergewonnen wird, darf sie jedoch bis zu 10° Be. und mehr konzentrirt werden. Hat man soviel Stroh eingefüllt, als man im Verein Fig. 1069. 0 so 100 H I I 1 I I i I i I 200 CS mit dieser Lauge in den Kessel packen kann, so lässt man ihn 1 bis 2 Stunden lang kalt umlaufen, öffnet das Mannloch wieder und füllt Häcksel nach. Den 1500 Pfund = 750 Kilo Stroh, welche man auf diese Weise hineinbringt, lässt man 6 Stunden lang Dampf von drei Atmosphären Ueberdruck zuströmen und beendet damit das Kochen. Ist dann der Dampf dm-ch H abgeblasen, so zieht man die I^auge durch den Hahn Ä' ab, öffnet das Mannloch J und setzt den Kessel in Thode'sches Verfahren. 1165 Bewegung, damit er sicli in den gemauerten Abtropfkasten M entleert. Dort kann das Waschen schon durch Euaspritzen von warmem Wasser beginnen und im Wasch- holländer vollendet werden; in Hainsberg wird jedoch der gesammte Inhalt des Kessels in eine tiefer stehende Rührbütte abgelassen und von da auf einen Lesjier- mont'schen Wascher (vergl. Abschn. 421) gepumpt. Der gewaschene Stoff wird in einer zweiten Vorrathsrührbütte gesammelt, von wo ihn eine Pumpe auf die Femmühle befördert, welche im wesentlichen einem Getreidemahlgang gleicht, imd in Fig. 1070 in 1:20 der wahren Grösse mittels Aufriss-Durchschnitts dargestellt ist. Fig. 1071 ist der Grundriss des Bodensteins und in Fig. 1072 ist die mahlende Fläche des Läufers gegeben. Der Läufer B wird mittels seiner Haue C von der senkrechten Welle D getragen imd dm-ch die mit Linien angegebenen Kegelräder E von der Welle F aus in Bewegung gesetzt. Die Welle D wird mit einer Heb- vorrichtimg von dem Handrade G aus nach Bedürfniss gehoben oder gesenkt und damit der Abstand zwischen den Steinen A und B erweitert oder verengt. Will man die Mühle ausser Gang setzen, so hebt man nm" die Welle D weit genug, um den Eingriff des darauf befestigten Kegelrades mit dem auf der WeUe F befindlichen Triebrad aufzuheben. Zm* Führimg der Welle D dient hier, wie bei anderen Mahlgängen, die mit hartem Holz ausgefütterte Buchse H. Die zwischen Holz und Eisen bleibenden Hohlräume werden mit in Talg getränktem Hanf aus- gestopft und auch ohne äusseres Zuthim sehr bald von eindringendem Papierstoff gedichtet. Die Buchse H hat einen Rohransatz H ^, welcher nach unten über den Bodenstein A herausragt und den Stoff zwischen die mahlenden Flächen leitet. Die Steine sind von einer Blechhaube so dicht umschlossen, dass der gemahlene Stoff nur durch den hölzernen Ausguss J entweichen kann. Bei älteren Mahlgängen dieser Art whd der Stoff wie Getreide durch das Auge des Läufers von oben eingelassen, da aber die mahlenden Flächen je nach Lbi'er Geschwindigkeit, Stellung und Schärfe mehr oder weniger Stoff befördern oder durchlassen, muss die Zuführung von einem Arbeiter sorgfältig überwacht und geregelt werden. Trotzdem werden die Nachtheile eines zu hohen oder zu niedi'igen Standes der Stoffmasse, sowie das Ueberlaufen nicht immer beseitigt. Man hat auch die Zuführung in der Weise durch mechanische Vorrichtung bewirkt, dass sie, einmal gestellt, in jedem Zeitabschnitt eine gleiche Menge Stoff einlaufen liess, konnte aber damit aufmerksame Beobachtung nicht entbehrlieh machen, weil die Zuführung verändert werden musste, sobald die Mühlsteine mehr oder weniger Stoff durchliessen als gerade einlief. Die in Fig. 1070 gezeichnete, von dem früheren technischen Direktor der Thode'schen Fabrik, Herrn Max Sembritzki, erfundene und patentü'te selhstthätige Zuführung beseitigt diese Uebelstände und macht dadurch erst die Feinmühle zu einer zweckmässigen Maschine. Die Vorrichtung besteht aus einem, von einer hohlen Säiüe K ge- tragenen eisernen Kasten L, in welchen der zu mahlende Stoff aus einer miter K befindlichen Vorrathsbütte gepumpt wird. Das ausziehbare Ueberfalhohr M ist mit einer Stoffbüchse im oberen Theil der Säule K und im Boden des Kastens L abgedichtet und kann von dem Schraubenrad N aus höher oder tiefer gestellt werden. Ein Kupferrohr 0, welches den Boden des Kastens L mit dem Buchsen- ansatz E^ verbindet, bringt den' Stoff in die Mitte der mahlenden Flächen. Wäre der Stoff so dünnflüssig wie Wasser, und wäre keine Reibung an den Rohrwändeu 1166 Ersatzstoff für Hadern. ~ Stroh. USW. vorhanden, so würde sich die Masse in L und um die Steine herum gleich hoch stellen; durch solche Widerstände wird aber bei den in Fig. 1070 gegebenen Verhältnissen ein Höhe-Unterschied von 15 cm hervorgerufen. Wenn der Mahlgang gerade soviel Stoff einzieht oder durchlässt, als in L zugeführt wird, steUt sich der Stoff in L um 15 cm höher als auf der Oberfläche des Boden- steines A. Wird in L mehr zugeführt als der Mahlgang verarbeitet, so fliesst der Ueberschuss durch M und K in die Vorrathsbütte zurück; wird mehr ver- arbeitet, als in L zuläuft, so wird der Mahlgang seinen Mehrbedarf aus dem Vorrath in L entnehmen, bis er erschöpft ist. Damit aber L weder geleert noch überfüllt werden kann, braucht man nur eine Stoffmenge einzupumpen, welche in allen Thode'sches Verfahren. 1167 Fig. 1071. Fällen genügt, und das Rohr M so zu stellen, dass der normale Bedarf des Mahlgangs gerade gedeckt wird, dass also der Ueberschuss abfliesst. Falls der Mahlgang dann infolge irgend einer Störung, rascheren oder langsameren Ganges, mehr oder weniger Stoff braucht, kann er den Mehrbedarf stets aus L entnehmen, wälu'end ein etwaiger Minderbedarf durch M abfliesst. Die Art der Zurichtung der Steine ist aus Figg. 1071 und 1072 ersichtlich. Es versteht sich von selbst, dass sie durch Behauen in gutem arbeitsfähigem Zustande erhalten werden müssen. Selbst bei sorgfältigst ausgeführter Kochung finden sich im Strohstoff Stückchen, deren Inkrusten nicht genügend gelöst sind, um ohne kräftige Bearbeitung eine Zer- theilmig in ihre elementaren Fasern zu gestatten. Werden solche Stofftheilchen im Holländer, wenn auch nur unvollkommen, zerfasert, so werden in demselben Verhältniss auch die schon vereinzelten Fasern zer- mahlen; in der beschriebenen Feinmülile dagegen werden diese harten oder dicken Theile und Faserbündel zerrieben, olme dass der aufgelöste Theil des Strohes die geringste Beschädigung erleidet. Sie wirkt in ähnlicher Weise wie die in den Abschnitten 195 bis 201 beschriebenen Stoffmühlen, doch hat sie diesen gegenüber den Vor- theil, dass Todtmahlen des Stoffes bei ihr noch weniger zu befürchten ist. Die Feinmühle kann aber niu' in dieser Art ausgleichend wirken, so lange die schlecht gekochten Stückchen, welche im Papier gelbe Flecken erzeugen würden, vereinzelt vorkommen. Wenn das Stroh so schlecht gekocht ist, dass ein erheblicher Theil desselben ungelöst bleibt, müssen die Steine, um nichts unzerrieben durchzulassen, enger zusammengestellt werden, und dann wird auch die gute Faser angegriffen. Bei richtig gestelltem Läufer hängt daher die Länge der Faser und die Güte des Zeuges hier, wie bei jedem andern Ver- fahren, von der Wirksamkeit des Kochens ab. Nachdem der Stoff durch die Feinmühle gegangen ist, wird er, wie in anderen Fabriken, im Holländer gebleicht und weiter verarbeitet. Vorstehende Beschreibung des 1874 in Hainsberg geübten Verfahrens ist unverändert aus der ersten Ausgabe übernommen, weil die Direktion der Thode'schen Fabrik dem Verf. 1893 mittheilte, dass sie an dem bewährten Verfahren nichts geändert habe. Fig. 1072. 1168 Ersatzstoff für Hadern; -^ Stroh. 433. Laugen-Filter. Die aus den Kochern abgeblasenen und abgelaufenen Laugen enthalten stets noch Fasern, sowie feste Theilchen und andere aus dem gekochten Stroh stammenden Stoffe. Die Entfernung aller dieser Theile aus der Lauge erleichtert das Eindampfen und Wiedergewinnen der Soda und liefert erhebliche Mengen von Stoff, die reiclilich für die aufgewendete Mühe und Kosten entschädigen. Herr Julius Schwager, Berlin, hat diese Aufgabe durch eine unter Nr. 56364 patentirte Eim-ichtung gelöst, welche in kleinem Eaum eine grosse, sich selbst reinigende Filterfläche bietet und die Entfernung der Rückstände ohne Unter- brechung des Betriebs gestattet. Ein Querschnitt derselben ist in Fig. 1073 gegeben. Auf das mit 2 Wasserschiebern h und Je versehene Fallrohr i ist ein nach unten trichterförmig auslaufendes cylindrisches Gef äss B gesetzt. Darin ist die Filterfläche so eingebaut, dass eine Anzahl konzentrischer Siebkegel c d e f mit abwechselnd auf- und abwärts gerichteter Verjüngung durch Verbindung ihrer konzentrischen Schnittkanten die Siebkegel - Falten cd, de, ef bildet. Die Lauge tritt durch das Rohr a in den Raum h unter die Siebe und diu-ch diese in den oberen Ramn h^, von wo sie durch das Rohr g aus dem Gefäss fliesst. Durch Rohr m lässt man bei Inbetriebsetzmig die Luft entweichen. Bei dieser Filtration von imten nach oben scheiden sich zu- nächst die gröberen Theüe aus, und dann legen sich die feineren, in den Laugen schwebenden Fasern an das Sieb und bilden selbst eine Schicht, welche für gründliche Ausscheidung aller nicht flüssigen Bestandtheile sorgt. Die Neigung der Filterflächen bewirkt, dass die daran abgesetzten Theile von der aufsteigenden Flüssigkeit ver- schoben werden und sich allmälig zu Klumpen gestalten, die abfallen, sobald ihr Gewicht die hierzu nötliige Grösse erreicht hat. Aus dem Trichter b gelangen dieselben in das Fallrohr i, dessen oberer Schieber h gewöhnlich offen ist, während der untere h ge- schlossen bleibt. Die von dem Filter abgefallenen Stoffe sammeln sich In dem Rohrstück über k imd entleeren sich durch Rolii' l, sobald Schieber h geschlossen und Je geöffnet wird, ohne dass die Fil- tration irgend welche Unterbrechung erleidet. Um das Rohr i zu spülen, hat man nur das Rohr 11 durch einen Gummischlauch mit der Wasserleitung zu verbinden und den Hahn zu öffnen. Dieses als Stoff-Fang dienende Filter ist in 5 Zellstoff-Fabriken in Betrieb imd, soweit wir uns in einer derselben überzeugen konnten, zu voller Zufriedenlieit. Die Prinz Carlshütte in Rothenburg a. d. Saale hat das alleinige Ausfübrungsrecht.. Laugen-Filter. Sulfatverfahren. Kochen mit schwefelsauerm Natron. 1169 434. Sulfatverfaliren. Kochen mit schwefelsauerm Natron. Der 1892 gest. Ingenieur C. F. Dahl in Danzig nahm 1884 Patente in vielen Staaten auf ein Verfahren zum Kochen von Pflanzenstoifen mit Natriumsulfat Na, SO4 anstelle von Natron. Nach seinen Vorschriften werden die ersten Kochungen in üblicher Weise mit Natronlauge vorgenommen, die nach dem Gebrauch abgedampft mid zu Salz eingetrocknet werden muss, welches man auflöst, kaustizht und wieder zu neuer Kochung verwendet. Man kann jedoch bei sorgfältiger Fabrikation höchstens 70 bis 90 Procent des angewandten Natrons wiedergewinnen, 10 bis 30 Prozent gehen verloren und müssen durch frisches Natron ersetzt werden. Statt dieses frischen Natrons wird Natriumsulfat zugesetzt, welches zwar beim Kochen nichts nützt, sich aber beim nachherigen Eindampfen und Kalziniren der Lauge zum Theil in Schwefelnatrium Na2S verwandelt. In diesem Schwefelnatrium ist das Natrium mit genau soviel Schwefel verbunden, wie mit Sauerstoff im Natron. Schwefelnatrium wirkt auch ebenso kaustisch wie Natron und kann dasselbe er- setzen. In der ersten Ausgabe dieses Buches ist Seite 513 schon erwähnt, dass man in der Papierfabrik der Manchester Paper Co. bei New York beim Kochen von Stroh mit reinem Schwefelnatrium bessere Ergebnisse erzielte als mit Aetznatron. Infolge der dort gemachten Erfahrungen wurden von der Eaton Fibre Co. in Brooklyn Anlagen zur Fabrikation von Schwefelnatrium in grossen Mengen er- richtet. Diese in den sechziger Jahren in Amerika unternommenen Versuche des Kochens mit Schwefelnatriuni waren jedoch ebenso erfolglos wie die Ende der siebziger Jahre in Deutschland-Oesterreich gemachten. Die Ursachen des Scheiterns dieser Versuche finden zum Theü weiterhin ihre Erklärung. Die von Dahl in seinem oesterreichischen Patent vom 19. Oktober 1884 gegebene Beschreibung seines Verfahrens hat folgenden Wortlaut: Behufs Lösung' der Zell- oder Fasermasse von den inkrustirenden Körpern wird das zerkleinerte Holz, Stroh, Esparto usw. in schmiedeeisernen Gefässen ohne Bleifutter mit einer wasserhaltigen Lösung, welche Natrium-Salze in vier verschiedenen Verbindungen, theils als schwefelsaures Natron, kohlensaures Natron, Natron-Hydrat und Schwefelnatrium enthält, unter Druck gekocht. 100 kg mitteltrockenes Kiefernholz erfordern etwa 26 kg obiger Salze in Lösung, Stroh, Alfa, Esparto 10 bis 12 kg. Kiefern, Fichten, Tannenholz erfordern 5 bis 10 Atm. Ueberdruck, wobei die Stärke der Natrium-Lösung sechs bis vierzehn Grad Be., die Kochzeit dreissig bis 4 Stunden beträgt. Stroh, Alfa, Esparto erfordern zwei bis fünf Atm. Ueberdruck, Stärke der Natrium-Lösung fünf bis acht Grad Be. und eine Kochdauer von acht bis drei Stunden. Durch den Kochprozess verbinden sich die Inkrusterien des Kochguts mit der Natrium- Lösung, der Zellstoff bleibt in losem Zusammenhange und unverletzt. Nach beendeter Kochung wird die braunschwarze Lauge behufs späterer "Wieder- gewinnung der Natrium-Salze in eiserne Bassins abgeblasen. Der zurückbleibende Zellstoff wird entweder im Kocher oder Shank'schen Kasten mit warmem Wasser ausgewaschen, im Holländer in bekannter Weise zu Papierbrei verarbeitet und mit Chlorkalklösung gebleicht. Die Farbe des ungebleichten Stoffs ist grau-gelblich, des gebleichten Stoffes liochweiss oder schwach aber rein gelblich, je nach dem Grade der Bleiche. Zur Darstellung der Natrium- Lösung dient schwefelsaures Natron (Natron-Sulfat). Das Sulfat wird, in Wasser aufgelöst, mit 20 — 23% gebranntem Kalk gekocht. Die in dieser Weise bereitete Lauge ist schon zum Kochen brauchbar, erhält jedoch ihre richtige Zusammensetzung durch Zugabe der aus der Sulfat-Lösung nach dem Kochprozess wiedergewonnenen Salze. Die gebrauchte Lauge wird zur Wiedergewinnung im Abdampfofen eingedickt, stark kalzinirt und nach stattgefundener Entgasung als koksähnliche Masse aus dem Ofen gescharrt, dann ausgewaschen und die resultirende Lösung zum Bereiten neuer Lauge verwendet. Zur Gewinnung reiner Salze ohne Kohlenbeimischung zieht man die eingedickte Lauge aus dem Abdampfofen heraus und lässt selbige im Schmelzofen bei dunkler Rothgluth abbrennen. 148 1170 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Die geschmolzene Masse nimmt nach dem Erkalten eine rothbraune Färbung an, ist in Wasser leicht löslich und hat annähernd folgende Zusammensetzung: 1 6 "/(, schwefelsaures Natron, 50 "/q kohlensaures Natron, 20% Natron-Hydrat, 10 Vo Schwefelnatrium, 4 "/o diverse unwesentliche Stoffe. Diese Zusammensetzung ist sehr veränderlich, je nach den Eigenschaften des gekochten Materials, jedoch ohne die auflösende ICraft der daraus später hergestellten Lösung zu beeinträchtigen. Das wiedergewonnene Salz ist baldmögliclist aufzulösen oder den Einflüssen der atmo- sphärischen Luft zu entziehen. Durch den Koch- und Wiedergewinnungsprozess gehen 10 bis 15% der in Lösung gewesenen Salze verloren. Im normalen Betriebe ersetzt man bei der Laugenbereitung die Verlustquote durch schwefelsaures Natron. Es kommen zur Auflösung 85 — 90% wiedergewonnenes Salz, 15 — 10% Sulfat, welche Mischung mit 20 — 23 7o gebranntem Kalk gekocht die richtige Lauge ausgiebt. Bei 10% Verlust nimmt man zur Bereitung der Kochlauge eine abgeklärte wasserhaltige Lösung, in welcher 90 kg wiedergewonnenes Salz enthalten sind, setzt 10 kg Sulfat zu und kocht die Lösung, in welcher 100 kg Salze in vorbeschriebenem Verhältniss enthalten sind, mit 20 kg gebranntem Kalk. Beträgt die Verlustquote 15%, so kommen auf 85 kg wiedergewonnenes Salz 15 kg Sulfat, welche mit 23 kg Kalk gekocht werden. Bei 20 % Verlust gelangen 80 kg wiedergewonnenes Salz, 20 kg Sulfat zur Auflösung, die man mit 25 kg Kalk zusammen kocht. "Will man 25 7o Sulfat zusetzen, so kommen 75 kg wiedergewonnenes Salz, 25 kg Sulfat und 28 kg gebrannter Kalk zur Auflösung. Bei gleich- massigem Betriebe soll die äusserste Grenze des Zusatzes an Sulfat 30 7o betragen. 70 kg wiedergewonnenes Salz, 30 „ Sulfat, 32 „ gebrannter Kalk. Das Verhältniss der in der Koclilösung enthaltenen Salze ist durchschnittlich: 37 "/o schwefelsaures Natron, 8 % kohlensaures Natron. 24 % Natron-Hydrat, 28 % Schwefelnatrium, 3 "/o diverse Verbindungen. Diese Zusammensetzung ist sehr veränderlich, je nach den Eigenschaften des zu kochenden Materials. Die Ueberführung des älteren Soda-, resp. Natron-Hydrat-Verfalirens in vorbeschrie- benes Sulfat- Verfahren geschieht in der Weise, dass man bei der Laugenbereitung die Verlust- quote des Natron-Hydrats durch Sulfat statt durch Soda ersetzt und dann allmälig mit dem Schwinden des Hydrats die Zugabe an Kalk beim Kochen der Lösung von 45 7o ^uf 20 — 23 7o reduzirt. Beobachtende Fabrikanten hatten schon lange bemerkt, dass Lauge aus Leblanc'scher Soda eine günstigere Wirkung auf die Pflanzenfasern übte als Am- moniak-Soda, und sie schreiben dies jetzt dem Umstand zu, dass kalzinirte (Leblanc-) Soda stets Schwefelnatrium enthält, wälirend die viel reinere Ammoniak-Soda frei von Schwefelverbindungen ist. Diese günstige Wirkung wird bedeutend erhöht, wenn man Schwefelnatrium in grösseren Mengen in die Lauge bringt, wie es bei Dahl's Verfahren geschieht. Man spart nicht nm- erhebliche Summen durch Verwendung des billigen Natriumsulfats anstelle von Soda, sondern braucht auch viel weniger Kalk zum Kaustiziren, weil Schwefelnatrium schon kaustisch ist. Ausserdem wirkt aber die durch Zusatz von Sulfat hergestellte Lauge in ganz anderer Weise auf Stroh, Holz usw., als Natron allein. Man kennt zwar den inneren Vorgang und die dabei vor sich gehenden Umsetzungen nicht, hat aber die Erfahrung gemacht, dass der erzielte Faserstoff viel fester und dadurch werth- voller ist. Dahl sowie auch andere Fabrikanten versicherten überdies, dass die Rohpflanzen, Stroh, Holz usw., bis etwa 10 Procent mehr Stoff liefern als bei Verwendung von reiner Natronlauge. Noch billiger als Glaubersalz ist sam-es Sulfat verfahren. Kochen mit schwefelsauerm Natron. 1171 schwefelsaures Natron oder BisuKat, welches in Dynamit-, Superphosphat- imd anderen -Fabriken abfällt. Dasselbe enthält neben der an Natron gebmidenen noch viel, manchmal bis 40 Procent, fi-eie Schwefelsäure sowie viel Eisen und muss viel billiger sein als Glaubersalz, wenn es die mit dem Gehalt an freier Säure und Eisen verknüjjften NachtheUe durch den Preis ausgleichen soll. Diese Nachtheile bestehen zunächst in der unangenehmen Hantirung und Aufbewahrung des sauern Salzes, hauptsächlich aber darin, dass die freie Säure und das Eisen entfernt werden müssen, ehe das Salz zum Kochen benützt werden darf. Die freie Säure würde nämlich eine grosse Menge ätzendes Natron binden, also unwirksam machen, und das Eisen ^TÜl•de den erzeugten Zellstoff färben tmd verunreinigen. Nach den von Dr. Max Müller, Direktor der Papierstoff- Fabrik Alt-Damm, in Nr. 65 der Papier-Zeitung 1887 gemachten Ausführungen sind folgende drei Verfahren für diese vorbereitende Arbeit vorgeschlagen worden: a. Man setzt der Kochlauge vor oder nach dem Kaustiziren das sam-e schwefelsam'e Natron zu, wie es vielfach mit neutralem Glaubersalz geschieht, wobei etwaige freie Säure von den in der Lauge befindlichen Alkalien gebunden wird. Da hierbei jedoch nützliches Aetznatron in wirkungsloses Sulfat verwandelt werden kann, so empfiehlt sich dieses Verfahren nm' für solche Salze, die nicht allzuviel freie Säure enthalten. Aehnliche Verluste treten ein, wenn man sam'es Sulfat der Lauge wähi'end des Kaustizirens zusetzt. Es erscheint daher zweck- mässiger, die durch Kalziniren wiedergewonnenen Salze erst zu kaustizü'en, den Kalkschlamm auszuwaschen, um das darin befindliche kaustische Natron zu gewinnen, und demselben dann erst das Bisulfat zuzusetzen. Der Kalk wird die freie Schwefel- säure aufnehmen und damit Gips bilden, wodm-ch aber diese Schwefelsäure, sowie das im Kalkschlamm verbleibende Sulfat verloren gehen. b. Die Vermischung des Bisulfats mit den braunen, aus dem Kocher kom- menden heissen Laugen bringt den Uebelstand mit sich, dass die freie Säure in denselben mit Sehwefelnatrium zusammenkommt und Schwefelwasserstoff-Gas entwickelt, dessen starker Geruch nicht nur den Aufenthalt in den Arbeitsräumen unmöglich macht, sondern auch die ganze Umgebung verpestet. c. Füi- grosse Anlagen erscheint es am zweckmässigsten, dass man das Bisulfat durch Glühen mit Kochsalz in neutrales Sulfat umwandelt nach folgender Gleichung: NaHSO^ + Na Gl = Na2S04 + HCl Natriumbisulfat Koclisalz Natriumsulfat Clilorwasserstoifgas Das entstehende neutrale Sulfat kann dann in gewohnter Weise im Ofen oder später der gebrauchten Lauge oder dem daraus gewonnenen Salz zugetheilt werden. Diese Ai-t der Behandlung empfiehlt sich um so mein-, als man das Glühen ohne Brennstoff-Aufwand, durch Ausnützung der Ofengase, bewirken kann und dabei die freie Schwefelsäure nutzbar macht, während sie bei anderen Verfahren ver- loren geht. Wer die Anlagekosten nicht scheut, kann auch aus dem entstehenden Chlorwasserstoffgas Salzsäure und aus dieser Chlorkalk bereiten und damit doppelten Vortheil aus dem sauern Sulfat ziehen. Man könnte auch das entstandene neutrale Sulfat durch Glühen mit Kohle und den vom Kaustizhen stammenden Kalki-ückständen in Rohsoda verwandeln (vergl. S. 1118), wird aber in Zellstoff-Fabriken das Sulfat lieber direkt zum Kochen verwenden. 148* in2 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. In den meisten Fabriken wird das neutrale Sulfat, wie von Dahl vorgeschrieben, beim Kaustiziren zugesetzt, weil die Erfahi'ung zeigte, dass man dadurch helleren, festeren und leichter bleichbaren Stoff erhält als beim Zusatz im Kocher. Die Ursache dieser Wirkung liegt wahrscheinlich in dem Umstand, dass beim Mischen mit Kalk imd wiedergewonnenem Salz die freie Säure an Kalk gebunden und unschädlich wie das Eisen ausgefällt wird. Nach dem Durchschnitt vieler Ana- lysen einer Fabrik hatte das schwefelsaure Natron folgende Zusammensetzung: 96,95 Prozent schwefelsaures Natron 1,15 „ freie Schwefelsäure 0,58 „ Eisen 1,32 „ sonstige Fremdstoffe, Verunreinigungen. Da nun auf 1000 kg trockene Rohpflanze nach Dahl's Vorsclu-ift etwa 200 kg aus Sulfat stammenden Natron salzes erforderlich sind, so kommt auf 1000 kg Rohpflanze 2 X 0,58 = rund 1 kg Eisen in Lösung. In einen massig grossen Kocher würden also mit der Lauge mehrere Kilo gelösten Eisens kommen, die wohl genügen, um dem Stoff eine dunklere Färbung zu geben und das nachfolgende Bleichen zu erschweren. Dieses Eisen wird jedoch glücklicherweise durch Mischimg des wiedergewonnenen Salzes mit dem frischen Sulfat beim Kaustizhen ausgefällt. Das dm'ch Abdampfen, Kalziniren und Schmelzen der gebrauchten Lauge gewonnene Salz enthält, wie erwähnt, stets Schwefelnatrium NaoS, welches beim Kaustiziren in Lösimg geht. Im Mischer trifft es mit den gleichfalls gelösten Eisensalzen zusammen, welche aus den gekochten Rohpflanzen und aus dem sauern Sulfat stammen, mid es entsteht Schwefel-Eisen, welches unlöslich ist und mit dem Kalkschlamm abgelassen wird, während Na2 0 in Lösung bleibt. Hierdurch whd die Lauge kostenlos vom Eisen befreit, und es bleibt dennoch genug Schwefel- natrium darin, da zur Fällung des Eisens nur unbedeutende Mengen nöthig sind. Als die Anwendung von Sulfat eingeführt wurde, glaubte man durch Ein- blasen von Luft mit einem Strahlapparat in den untern Theil des Mischers den Rühi'er überflüssig zu machen und nahm diesen heraus. Die auf solche Art an- gefertigten Laugen erwiesen sich jedoch schlechter als die früheren, weil die Mischung des Sulfats mit dem Kalkschlamm weniger gut erfolgte, und das Ein- blasen von Luft kostete doppelt so viel Dampf als der Antrieb des Rührers. Letzterer wurde deshalb wieder eingesetzt, der Strahlapparat beseitigt. Nach vieljähriger Erfahrung einer Fabrik braucht man zum Kaustiziren von 7 Theilen Schmelze 2 Theile Kalk, der mindestens 95 Prozent kohlensauern Kalk enthält. Auf 3000 kg guter wiedergewonnener Schmelzsoda sollen beim Sulfatverfahren sogar nur 700 bis 800 kg, beim Sodaverfaliren aber 1200 bis 1300 kg gebrannten Kalks nöthig sein. Eine richtig geleitete Sulfatzellstoff- Fabrik soll nicht über 30 kg, eine Sodazellstoff-Fabrik nicht über 50 kg gebrannten Kalk auf 100 kg erzeugten Zellstoff brauchen. Dabei ist vorausgesetzt, dass der Kalk nach den auf Seite 1130 mitgetheilten Erfalu'ungen gewählt und behandelt wird. Obwohl der Ersatz von Natron durch Schwefelnatriiim beim Aufschliessen von Rohpflanzen die erwähnten Vortheile mit sich bringt, darf man doch nicht allzuviel davon anwenden, da sich sonst beim Kochen Schwefelwasserstoffgas bildet, welches mit den Dämpfen fortgeht und einen unerträglichen . Geruch verbreitet. Sulfatverfahren. Kochen mit schwefelsaurem Natron. Wiedergewinnung des Natrons vor 1874. 1173 Die Seite 1169 erwähnten mehrfach angestellten Versuche, mit Schwefelnatrium- Lauge allein zu kochen, haben wahrscheinlich aus diesem Grrunde nicht zum Ziele geführt. Die Menge von Schwefelnatrium, welche durch die beschriebene Ver- wendimg von Sulfat in die Lauge kommt, scheint ungefähr die Grenze dessen zu bilden, was man ohne allzugrosse Unzuträglichkeiten noch anwenden darf. 435. Wiedergewinming des Natrons vor 1874. Die Fabrikation von Papierstoff aus Stroh und anderen Rohpflanzen erfordert, wie aus den vorher- gehenden Abschnitten ersichtlich ist, grosse Mengen von Aetznatron, welche in der gebrauchten Lauge, theils an Inkrusten gebunden, theils noch in freiem Zustand, enthalten sind. Versuche, solche gebrauchte Lauge unmittelbar zur Fabrikation von Waschseife zu verwenden, scheinen nicht von Erfolg begleitet gewesen zu sein, und ebensowenig glückte die Wiedergewinnung durch Einleiten von Kohlensäure. Tessie du Motay wollte das Natron der gebrauchten Laugen durch eingeleitete Kohlensäure in kohlensaures Natron verwandeln und dadurch dieHarze u. s. w. ab- scheiden. Er rechnete damit 70 bis 90 pCt. des Aetznatrons wiederzugewinnen. Es scheint aber, dass sich nur ein geringer Theil der in den Laugen enthaltenen Natronverbindungen durch Kohlensäure zersetzen lässt, denn der Erfinder sah sich nach zahlreichen in grossem Maassstabe angestellten Versuchen genöthigt, die Ver- wirklichung seines Gedankens aufzugeben. Der wachsende Widerstand der Bevölkerungen gegen die Verunreinigmig der Wasserläufe durch ablaufende starke Laugen, in Verbindung mit der Ver- minderung der Fabrikationskosten, welche man mit einer zweckmässigen Verwendung dieser Laugen ermöglicht, macht die Wiedergewinnimg des Natrons zu einer Lebensfrage für die Erzeugung von Papierstoff aus ro"hen Pflanzen. Die einzige Ai't der Wiedergewinnung, welche sich bis jetzt praktisch bewährt hat, besteht im Eindampfen der Lauge, Verbrennen der Rückstände organischen Ursprungs und Ausziehen des Natrons; aber auch sie kann nur mit Vortheil ausgeführt werden, wenn die für Löhne, Brennstoff und Unterhaltung der Einrichtung auf- zuwendenden Kosten wesentlich geringer sind als der Werth des Aviedergewonnenen Natrons. Hierzu sind Einrichtungen erforderlich, in welchen mit einer gegebenen Menge Kohle möghchst viel Lauge verdampft und der Rückstand zu Asche ver- brannt werden kann. Zuerst baute man zu diesem Zweck Flammöfen, denen die bei der Fabri- kation von Leblanc-Soda verwendeten als Vorbild dienten. Fig. 1074 giebt eine theoretische Zeichnung eines solchen Ofens. Die Lauge verdichtet sich in pfannen- '^" artigen Behältern J., unter welchen die Verbrennungsgase hinstreichen, bis sie durch Ventile V auf den unteren Herd B abgelassen und von der darüber hin- ziehenden Flamme beleckt wird, um schliesslich in dem unmittelbar auf den Rost F folgenden Theil C des Herdes kalzinirt zu werden. Dieses Kalziniren erfordert viel Vorsicht und Erfahrung, weil der Rückstand zu einer geschlossenen Masse versintert und herausgehauen 'werden muss, wenn man ihn zu lange im Ofen lässt und nicht gehörig umrührt, während 1114: Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. ein sehr lästiges langes Nachbrennen stattfinden muss, wenn es nicht im Ofen vollendet wird. Kommt die Lauge sehr konzentrirt und dick auf den Kalzinirherd, so geräth sie manchmal sofort in Brand, und dann ist das Versintern kaum auf- zuhalten; wollte man aber, um sicher zu gehen, die Lauge dünnflüssig auf den Kalzinirherd laufen lassen, so würde die ganze Arbeit zu grossen Aufwand von Zeit und Kohlen in Anspruch nehmen. In vielen Fabriken findet man es zweck- mässig oder nöthig, die Rohsoda aus dem Ofen zu nehmen, ehe sie völlig aus- gebrannt ist, man lässt sie dann in gemauerten Räumen in grossen Haufen weiter brennen, bis sie nach wochenlanger, sehr unangenehmer Aushauchung von Gasen nichts Brennbares mehr enthält. Li mehreren vom Verf. besuchten Fabriken hat man es jedoch in der Behandlung des Ofens so weit gebracht, dass die Roh- soda vollständig genug darin ausgebrannt wird, um schon nach wenigen Stunden mit Wasser behandelt werden zu können, dass also der entsetzliche Oeruch des Nachbrennens vermieden wird. Die Rohsoda enthält stets ziemlich viel Schwefel- natrium (Naa S), welches sich durch seine gelbrothe Farbe zu erkennen giebt und ebenso wie Aetznatron wirkt (siehe Seite 1169). Herr E. Porion von Vardrecque, Dep. Pas de Calais, versuchte die Ver- dampfung dadurch zu befördern, dass er die Lauge durch Löcher im Boden der Eindampfpfanne in feinen Strahlen in die heissen Gase strömen liess. Je kleiner und zahlreicher die Oeffnungen waren, desto grösser wurde die den Gasen, gebotene Flüssigkeits-Oberfläche, desto rascher verstopften sie sich aber auch, und die Lauge fiel überdies so schnell herab, dass sie keine wesentliche Veränderung bei dem Durchgang erlitt. Nach vdelen vergeblichen Versuchen brachte er dann im untern Theil des Flammofens zwei gusseiserne, ausserhalb durch Riemen getriebene Rührer an, deren löfielartige Enden bei jeder Umdrehung in die Lauge tauchten und etwas davon herausschleuderten. Durch die rasche Bewegung der waagerechten Rührwelle wurde die von den Löffeln erf asste Lauge zerspritzt und bot der durchziehenden Flamme in ihrer nebelartig feinen Zertheilung eine sich stets erneuende grosse Oberfläche dar. Da sich die heissen leichteren Gase in dem oberii Theil der Feuerzüge sammeln, so kommt die Oberfläche der auf dem Herd befindlichen Lauge in ge- wöhnlichen Flammöfen nur mit dem feuchteren kälteren Theil der Gase in Berührung, während sie sich im Porion'schen Ofen gewissermaassen mit der Flamme vermischt. Es wird versichert, dass die Verbrennungsgase des Porion'schen Ofens mit einer Temperatur von nur 50 bis 80 "C, jedenfalls aber mit weniger als 100", in den Schornstein gelangten, dass also die von ihnen zur Verdampfung abgegebene Wärme-Menge beinahe die Grenze des Möglichen erreichte. Li der Fabrik von Dambricourt frferes in Wizernes erhielt man bei einem 14 Tage fortgesetzten Versuch 2 kg Rohsoda von 37,1 Procent Natrongehalt für jedes kg verbrannter Steinkohle, und von der zum Kochen verwendeten Soda wurden 81 Procent durch Abdampfen mit dem Porion'schen Ofen wiedergewonnen. Dabei hatte man mit 3100 kg Kohle 36800 1, also mit einem kg Kohle 11,8 1 Flüssigkeit verdampft. Zur Verwandlung von 1 kg Wasser von 0 " Temperatur in Dampf von 100° sind rund etwa 650 Wärme-Einheiten erforderlich (vergl. Abschn. 311), und da 1 kg bester Steinkohlen etwa 7000 Wärme-Einheiten liefern, kann man damit ^°°%5o = etwa 11 kg, d. i. 11 1 Wasser verdampfen. Diese theoretische Menge ist aber nicht er- reichbar, man verdampft mit besten Einrichtungen nur etwa 8 bis 9 1. Wiedergewinnung des Natrons vor 1874. 1175 In den Kalziniröfen wird durch die Verbrennung der in der Lauge ent- haltenen organischen Bestandtheile Wärme entwickelt; diese Wärme wurde aber bei allen älteren Oefen dadurch vermindert, dass die Verbrennung eines Theils der organischen Bestandtheile ausserhalb des Ofens, beim Nachbrennen, erfolgte — die aus dieser Quelle stammende Wärme konnte daher die Verdampfung nicht erheblich befördern. Wenn nun im Porion'schen Ofen mit 1 kg Kohle 11,8 Liter Flüssigkeit verjagt wurden, wird man zu der Annahme gezwungen, dass ein Theil derselben nicht verdampft, sondern in flüssigem Zustande fortgerissen wm-de. In einer deutschen Fabrik wurde diese Vermuthung dadurch bestätigt, dass der von dem Schornstein des Porion'schen Ofens ausströmende alkalische Regen das Wachsthum aller Pflanzen in der Nähe zerstörte und dem Schornstein selbst gefährlich zu werden drohte. Man hat sich durch Abänderungen der einzelnen Theüe der An- lage und durch Einschalten einer Kammer zum Auffangen der mitgerissenen Flüssigkeit zwischen Ofen und Schornstein bemüht, diese Missstände zu beseitigen, und Bemühungen dieser Art scheinen auch in mehreren anderen Fabriken von Erfolg gewesen zu sein, da man dort die erwähnte Wahrnehmung nicht machte. Jedenfalls zeigt aber die mitgetheilte Erfahrung, dass bei diesem Verfahren viel Lauge von den Feuergasen fortgeführt werden und verloren gehen kann. Ergebnisse wie die des oben angeführten Versuchs liegen übrigens kaum in den Grenzen theoretischer Mög- lichkeit und werden auch von anderen Fabriken nicht erzielt. Der Kohlenverbrauch des Porion'schen Ofens ist im Verhältniss zur wiedergewonnenen Soda sehr gering, etwa 2 kg Kohle auf 1 kg Pohsoda, man erhält aber in den meisten Fällen, selbst bei Anwendung des Lespermont'schen Waschers, nur 60 bis 65 Prozent und sogar weniger von dem angewandten Natron in der Rohsoda. Auf gewöhnlichen Flammöfen mit grosser Heizfläche erhält man aus kon- zentrirter Lauge 1 kg Pohsoda von etwa 44 bis 46 Prozent durch Verbrennen von 2 bis 3 kg Kohle, wo aber wegen mangelnder Erfahrung die Arbeit nicht sehr gut geleitet ist, steigert sich die dazu erforderliche Menge Kohle auf 5 und 6 Kilo. Ebenso gewinnt man in manchen Fabriken nur 50 bis 60 Prozent der Soda wieder, dagegen in anderen 70 bis 80 Prozent. Für die Porion'sche Einrichtimg spricht der Umstand, dass man in einer norddeutschen Papierfabrik einen gewöhnlichen Flammofen mit Porion'schen Rühi-ern versah und sofort viel günstigere Ergebnisse erzielte als vorher. In einem 1892 unter Nr. 67876 in Deutschland patentirten Ofen sind wieder Zerstäubungs- Schaufeln von Porion'scher Art angewandt. Derselbe soll neuerdings (1893) in mehreren schottischen Fabriken eingeführt worden sein. Je mehr Wasser verdampft werden muss, je verdünnter also die Lauge ist, desto mehr Kohle braucht man unter sonst gleichen Verhältnissen zur Wieder- gewinnung der Soda, und es giebt für jeden Ofen eine Konzentrationsgrenze, unter welche die Lauge nicht sinken darf, wenn man noch mit Vortheil abdampfen will. Li den Fabriken der American Wood Paper Co. bei Philadelphia war diese Grenze vor 1873 etwa 5° B4 doch hängt sie in allen Fällen von den Preisen der Soda, der Kohle, von den getroifenen Einrichtungen und ihrer Handhabung ab. In der Strohstofffabrik Komotau in Böhmen war 1873 der Flammofen mit Rührern versehen, deren auf einer Welle sitzende Arme an den Enden durch eiserne Ketten verbunden waren. Die Ketten wurden bei jeder Umdrehung in die Lauge getaucht und rissen einen Theil derselben mit. 1176 Ersatzstoffe für Hadern. Stroh. In einer Anzahl britischer Fabriken bediente man sich 1873 zum Abdampfen der Lauge des in Figg. 1075 und 1076 in Längs- und Quer-Durchschnitten skizzirten Ibotson'schen Ofens. Die auf dem Kost G erzeugte Flamme zieht über die Herde 1, 2, 3, 4, 5, 6 in der Richtung der Pfeile in den Schornstein, während die aus dem Behälter A durch Ventil a abgelassene Lauge in entgegengesetzter Richtung fliesst und schliesslich auf dem Herd 1 kalzinirt wird. Etwaige feste Theile, welche sich auf den Herden absetzen, können mit eisernen Rechen o- 10' 5- Fig- 1076. durch die seitlichen Thüren b herunter i — ^ 1 geschabt werden. Der Feuerungs- rost C wird durch die Thür B bedient. Die Herde sind aus Steinen von feuerfestem Thon von 90 cm Breite, 30 cm Tiefe und 10 cm Höhe ge- bildet, welche man in die Seiten wände einmauert und durch neue ersetzt, sobald sich ihre Gestalt unter dem Einfluss des Feuers zu sehr ver- ändert hat. Da die Herde somit weniger als 90 cm breit werden, so vereinigt man drei oder mehr derselben, wie in Fig. 1076 gezeigt, in einem Ofen. Der ursprüngliche Ibotson'sche Ofen hatte 9 übereinanderliegende Herde, man fand aber, dass die Verbrennungsgase im Verein mit den stets wachsenden Dampfmengen zwischen den oberen Herden nicht mehr durchziehen konnten, Avenn kein sehr starker Zug vorhanden Avar. Bei sehr starkem Zuge wurden jedoch die Gase so rasch dm'chgerissen, dass sie nicht genug Wärme abgaben. Man hat deshalb die Anzahl der übereinanderliegenden Herde verringert, würde aber nach Ansieht einiger Fabrikanten gut daran thun, sie nach oben zu immer weiter aus- einander zu setzen, um dadurch der stets frisch zukommenden Dampfmenge Rechnung zu tragen. Die Herren Thos. Tait & Sons in Inverury, Schottland, versicherten 1873, dass sie in einem solchen Ofen mit 31 Centnern Kohle 20 Centner Rohsoda von etwa 40 Prozent erhielten, andere englische Fabriken haben da- gegen viel weniger günstige Ergebnisse damit erzielt. Die im Ibotson'schen Ofen gewonnene Rohsoda musste stets noch einige Zeit, manchmal 3 bis 4 Wochen lang, nachbrennen. Die genannten und andere Fabrikanten erhielten auf diese Weise von der zum Kochen von Esparto verwendeten Soda etwa 50 Procent zurück. Soweit der Verf. Gelegenheit hatte, Erkundigungen darüber einzuziehen, scheint es, dass die feuerfesten Steine häufig unbrauchbar werden, und dass die Oefen über- haupt oft wegen Ausbesserung stillstehen müssen. Albert Ungerer von Simmering bei Wien hat am 18. März 1873 das englische Erfindungspatent für eine Abdampfvorrichtung erhalten, welche aus einem senkrechten Thm'm besteht, worin von dem oberen Laugenbehälter bis zum Fusse Drähte oder Drahtseile hängen, an denen die Flüssigkeit langsam herabrinnt, während die heissen Gase in entgegengesetzter Richtung, d. i. von unten nach oben, durch- ziehen. Später hat er die Drähte durch Ketten ersetzt, weil sich die Krusten von diesen leicht abschütteln lassen, während sie an festgespannten Drähten sehr fest haften. Tafel X Wiedergewinnung des Natrons vor 1874. Neuere Verfahren zum Eindampfen und Kalziniren der Lauge. 1177 IC A Kf In der Fabrik der Herren W. H. & A. Richardson in Jarrow on Tyne, England, wurde vor 1873 ein gewöhnlicher Flammofen zum Abdampfen der zum Kochen von Stroh und Esparto verwendeten Lauge benützt. Die vom Schornstein ausgehauchten Gase wurden der Nachbarschaft durch iliren Geruch so unangenehm, dass Abhilfe getroffen werden musste, und dies gelang in genügender Weise mit folgender Einrichtung. Das obere Ende des ursprünglichen Schornsteins A wird, wie in der Skizze Fig. 1077 gezeigt ist, mit einem zweiten Kamin B verbunden, von dessen unterem Ende die Gase in der von den Pfeilen bezeichneten Richtung durch Fie 1077 einen dritten Schornstein C abziehen. Die in Behälter b ge- pumpte Lauge fällt durch eine siebartig gelochte Platte als Regen durch den Kamin B, reisst die Verbrennimgsgase mit, vermehrt ihre Zugkraft und scheint dabei den grössten Theil der riechenden Gase aufzunehmen. Der Betrieb des Porion'schen Ofens in der Thode'schen Papierfabrik zu Hainsberg bei Dresden musste nach kurzer Zeit schon aufgegeben werden, weil der Besitzer einer an- stossenden Färberei wegen Belästigung durch übelriechende Gase Klage erhob und den Prozess gewann. Da der Ofen sehr befriedigende Ergebnisse geliefert hatte, scheute man keine ^^^^^Ä" Kosten zm- Beseitigung des Hindernisses, man trieb die Ver- brennungsgase mittels eines Ventilators durch grosse im Wasser liegende Röhren, um die Verdichtung und Ausscheidung ihrer riechenden Bestandtheile zu bewirken — aber vergeblich. Dem Ingenieur Rabeaud in Versailles soll es gelungen sein, die riechenden Gase durch Einschalten einer Verbrennungskammer chamire de combustion zwischen den Kalzinirherd und die Abdampfpfannen zu beseitigen. Beim Porion'schen Ofen wird eine niedere, aber lange Kammer unmittelbar über dem Kalzinirherd aus Mauerwerk hergestellt. Die Verbrennungsgase treten am Ende des Herdes von unten in die Kammer und werden von einer mittleren Längswand gezwungen, ihre ganze Länge zweimal zu durchziehen, ehe sie in die anstossende, wie gewöhnlich gebaute Abdampfgalerie treten können. In der Papierfabrik zu Essonnes bei Paris sollen die früher so störenden üblen Gerüche durch die beschriebene Ein- richtung völlig beseitigt sein. 436. Neuere Verfahren zum Eindampfen und Kalziniren der Lauge. Der Inhalt des Abschnitts 435 ist der 1875 erschienenen ersten deutschen Aus- gabe dieses Buches entnommen, zeigt also den damaligen Stand der Soda-Wieder- gewmnung, die seitdem so grosse Fortschritte gemacht hat, dass man jetzt nur noch wenig Brennstoff braucht und einen viel grösseren Theil des Natrons ziu-ück- erhält. Dies wird dadurch erreicht, dass man auch die dünnen Laugen mit ab- gehenden, also kostenlosen Feuergasen und mehrfacher Verdampfung, oder in Dampferzeugern eindickt und die in der Lauge befindlichen organischen, d. h. brenn- baren Stoffe dazu verwerthet. Letztere verbrennen beim Kalziniren, welches im Ofen zu Ende geführt wird, und liefern einen grossen Theil der zum Eindicken und Kalziniren nöthigen Wärme. Die Einrichtungen, mit welchen dies bewh'kt whd, sind jetzt (1893) schon sehr mannig-faltig, entstehen fortwährend neu und können an dieser Stelle nur zum Theil wiedergegeben werden, und soweit sie neue Wege einschlagen. WO Tafel X. 177 iie, am ein im, nit rd, on •ch 56- als lit, eil a J178 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. 437. Dahl's Wiedergewinnung. C. F. Dahl erhielt 1887 ein deutsches Patent auf einen Wiedergewinnungsofen, der zwar vielfache Umgestaltung erfuhr und nur in wenigen Fabriken in der ursprünglichen Bauart benutzt wird, aber den Anstoss zu vielen Verbesserungen gab. Derselbe ist auf Tafel X durch Fig 1078 in Aufriss- Längsschnitt, Fig. 1079 in Grundriss- Schnitt nach n-o, Fig. 1080 in Aufriss, Figg. 1081, 1082, 1083, 1084, 1085 in Schnitten nach s-t, q-r, w-x, y-z, u-v und Fig. 1086 in Aufriss nach der Patentschrift dargestellt. Der Ofen dient zur Eindickung der Laugen, zum Schmelzen der gewonnenen Salze, zur Ver- brennimg der entstehenden Kiechgase und zur Erzeugung von Dampf. Die Verdampfung des Wassers beginnt in den beiden Dampfkesseln Ä Ä, Figg. 1078, 1081, 1083, 1085, 1086. Dieselben sind in drei Abtheilurgen ab c getrennt, und zwar durch je zwei Quer- scheidewände d d^, Fig. 1078, welche so hoch geführt sind, dass der in den beiden ersten Ab- theilungen a und 6 entwickelte Dampf ungedrosselt in die dritte Abtheilung c und von hier in den Dom treten kann. In die Abtheilung c wird die rohe dünne Lauge eingepumpt. Da die von der Wanne und dem Hilfsfeuer kommenden Verbrennungsgase diese Abtheilungen der Kessel zuerst treffen, so sind, um ein Festbrennen der Salze an den Kesselböden zu verhindern, in diese eine Abtheilung die Platten e, Figg. 1078 und 1085, konzentrisch zu dem Kesselmantel eingehängt, wodurch eine äusserst lebhafte Zirkulation der dünnen Lauge längs der heissesten Stelle der Kesselwandung, wie in Fig. 1085 durch die Richtung des Pfeiles veranschaulicht ist, erzielt und die Bildung von Kesselstein vollkommen verhindert wird. Die Kessel liegen nach vorn geneigt, so dass die Lauge in Abtheilung c, je mehr Wasser sie verliert, sich ihrer grösseren spezifischen Schwere wegen desto mehr an der Scheidewand nach Abtheilung b hin und am Boden ansammelt. Durch ein in die Scheidewand d eingesetztes Uebersteigrohr f steigt diese schwerere Lauge in die Abtheilung b über, und nachdem hier die Verdampfung des Wassers weiter fortgeschritten, tritt die sicli am Boden ansammelnde, nocli schwerere Lauge durch Rohr f''- in die Abtheilung a über, in welcher die Lauge verbleibt, bis sie eine bestimmte Dichte erhalten hat. Die Verschiedenheit dieser Dichte hängt von der Zusammen- setzung der Laugen ab, und der Grad, bis zu welchem man die Lauge in den Kesseln abdampft, wird durch deren vorherige Untersuchung bestimmt. Diese Kessel bedürfen häufiger Reinigung, die durch das Mannloch in der vorderen Stirnwand der Kessel und gleiche Mannlöcher in den Zwischen Wandungen d d^ bewirkt wird. Wälirend des Betriebes werden die Mannlöcher der Zwischenwände durch Platten verschlossen, welche mit Vorreibern an den Wänden d befestigt sind. Um bei einer solchen Reinigung, oder falls es durch andere Umstände nöthig werden sollte, gleich alle drei Abtheilungen eines Kessels von Lauge entleeren zu können, sind ausser in a auch in die Abtheilungen b und c nahe den Scheidewänden d d'^ Abblaserohre eingeliängt. Der Druck im Kessel wird niedrig gehalten, und 1 kg Ueberdruck genügt zum Abblasen. Der in den Kesseln entwickelte Dampf wird in den Domen dadurch von etwa anhaftender Lauge befreit, dass in jedem Dom zwei Siebböden Fig. 1078, über einander angeordnet und mit einer Schicht Drehspäne bedeckt sind, welche alle fremden Bestandtheile zurückhalten, sobald der Dampf dieselben durchstreicht. Der reine Wasserdampf wird entweder zum Kaustiziren der frischen Laugen oder für Trockenzwecke und zum Weiter ab dampfen der aus den Kochern ab- gezogenen Laugen verwendet. Die in den Kesseln verdickte Lauge wird in bestimmten Zeitabschnitten aus Abtheilung a mittels der Ausblaserohre g und jr^, Figg. 1078 und 1086, in Mengen von etwa 250 1 abgedrückt und durch Rohrleitung Ä, Figg. 1078 und 1080, in den Kocher B befördert. Dieser Kocher, Figg. 1078, 1080 und 1082, ist ein schmiedeisernes Gefäss mit konischem Hals und aufgesetztem Brüdenrohr, durch welches der beim weiteren Abdampfen der Lauge entwickelte Brüden durch das Dach ins Freie geführt wird. Dies Abdampfen geschieht zur Vermeidung der Schwelgasentwicklung ganz ohne Druck. Die Heizung im Kocher erfolgt durch den beim Abdampfen der Laugen im Kessel ent- standenen Dampf, welcher durch eine Heizschlange streicht, deren Anordnung im Kocher aus Figg. 1078 und 1082 ersichtlich ist. Unter normalen Verhältnissen sind der rohen Lauge im Kessel 30 pCt. Wasser entzogen worden; in dem Kocher verliert dieselbe davon etwa weitere 23 pCt. des ursprünglichen Gewichtes. Aus dem Kocher^ wird die Lauge in die oberste der vier offenen Abdampf-Pfannen G abge- lassen. Diese vier Pfannen G, Figg. 1078 und 1082, sind offene, flache, schmiedeiserne Gefässe mit schaufeiförmig aufgebogenen Enden, welche hinter den Kesseln, unter dem Kocher S liegend und über Dahl's Wiedergewinnung. 1179 einander und gegen einander versetzt, so eingemauert sind, dass die Feuergase, welche den Kessel in der Richtung der Pfeile, Fig. 1078, bestrichen haben, nunmehr in der Pfeilrichtung über die oberste Pfanne wegziehen und weiter auf ihrem Wege zum Schornstein stets mit der Oberfläche der tiefer stehenden Pfanne den Boden der darüber liegenden Pfanne bestreichen. Bei ihrem Weg an den Kesseln entlang sind die Gase durch geeignete Zugregelung sowie den Gegenstrom, und weil bei den rauchlosen Gasen die Kesselwände stets von Flugasche frei und daher besonders wärmeaufnahme- fähig bleiben, so weit abgekühlt worden, wie dies beim Betrieb überliaupt nur möglich ist, nämlich bis auf etwa löO^G. Bei dieser Temperatur li:önnen die Feuergase direkt mit der Lauge in Berülirung treten, ohne dass Scliwelgase aus derselben entwickelt werden. Der Einbau dieser Pfannen hat aber den grossen Vortheil, dass die vom Kessel kommenden, sonst unbenutzt in den Schornstein entweichenden Gase der schon verdickten Lauge bei der direkten Berührung noch 15 pCt. ihres ursprüngliclien Wassergehaltes entziehen. Man kann die Verdickung der Lauge in den Pfannen von der Hinterfront des Ofens aus durch Arbeitsöffnungen verfolgen, die gewöhnlich mit Tliüren, Fig. 1078, verschlossen sind, und durch welclie man zum Reinigen leicht an die Pfannen gelangen kann. Durch die eigenthümliche Anordnung der vier Pfannen gegen einander läuft die Lauge von einer Pfanne immer der darunter eingemauerten zu, bis sie aus der letzten durch das mit Hahn verschliessbare Rohr D, Figg. 1079 und 1082 in die Eindickwanne abgelassen wird, welche also noch so viel tiefer unter der letzten Pfanne liegen muss, dass die schon dickflüssige Lauge bequem aus derselben ablaufen kann. Die flache Form der Pfanne ist nothwendig, weil die Salze sich in tiefen Pfannen leicht festsetzen und dann keine Wärme mehr durclilassen. Die an den Enden aufgebogene Form ist für das Reinigen der Pfannen von aussen her und für den Ueberlauf der Laugen besonders vortheiUiaft. Die Eindickwanne ^, Figg. 1078, 1079, 1081, ist ein mit feuerfestem Material ausgelegter und überwölbter flacher Raum, in welchem die Lauge bis dicht an den oberen Rand der Feuer- brücke steht. Die Planrostfeuerung F dient zur Erzeugung der Flamme, welche durch den natürlichen Zug in die Wanne hineinschlägt und durch das Deckgewölbe gezwungen wird, dicht über der Lauge hinzustreichen, wodurch zunächst das Wasser weiter verdampft wird. Aber auch die in der Lauge enthaltenen Inkrusten beginnen sicli unter der freien Flamme zu zersetzen und ent- wickeln starke Mengen der Schwelgase, welche nicht entweichen sollen. Um diese übelriechenden Gase zu vernichten und sie zugleich nutzbar zu machen, ist eine zweite Planrostfeuerung G, Figg. 1078, 1079, 1085, an der der Feuerung F gegenüberliegenden Wand der Eindickwanne angeordnet. Der Rost dieser Feuerung G liegt so tief, dass an der Stelle, wo das Gemisch von Schwel- und Feuergasen aus der Wanne tritt, bereits freie Flammen-Entfaltung herrsclit. Das Gasgemisch aus der Wanne tritt dabei rechtwinklig in die Flamme der Hilfsfeuerung G ein und wird also sicher verbrennen, wenn genügende Luftzufuhr vorhanden ist. Diese Luft wird dem Gasgemisch bereits in der Wanne zugeführt. Um bei der starken Hitze die Wandungen der Eindickwanne möglichst lange zu erhalten, werden die feuerfesten Wände von aussen gekühlt, indem man in denselben Luftkanäle H, Fig. 1078, angeordnet hat, die als Generatoren anzusehen sind. Diese Kanäle stehen einerseits mit der freien Luft in Verbindung und münden anderseits aus der Decke bei H^ in den Feuer- raum über F und bei H" in der Scheidewand zwischen Wanne und Hilfsfeuer durch g^ .9^, Fig. 1079, aus. Da die Luft in diesen Zwischenräumen stark vorgewärmt wird, so dringt die kalte Luft lebhaft von aussen nach und verursacht in der Wanne einen so bedeutenden Ueber- schuss an heisser Luft, dass beim Einstossen in die Flamme der Feuerung G eine vollständige Verbrennung der Schwelgase eintreten wird, wodurcli nicht nur aUe übelriechenden Stoffe ver- nichtet, sondern auch die ganze im Kohlenstoff der Schwelgase enthaltene Wärme für die Ab- dampfung in den Dampfkesseln nutzbar gemacht wird. Bedingung ist dabei nur, dass in dem Gasgemisch nicht viel Wasserdampf enthalten ist. Durch Oeffnungen J, Figg. 1079, 1080, 1081, in der Längswand der Wanne rührt man die Lauge während des Eindickens fortwährend um, wodurch die Entwässerung derselben und die Entwickelung der Schwelgase befördert vrird. Hat die Lauge die Dichte eines zähen Schlammes erreicht, so wird das Feuer in F, Fig. 1081, gedämpft und die Lauge in den vor der Wanne stehenden fest verschlossenen Kasten K ge- brückt. Die Thürverschlüsse J vor der Wanne sind von eigenthümlicher Konstruktion. Damit beim Umrühren der Lauge und beim Auskrücken derselben die schädlichen Gase nicht aus dem Ofen in das Gebäude treten, wird die Thür nur beim Einsetzen und Herausnehmen der Krücken momentan geöffnet. Während der Arbeit ist die Thür geschlossen, und der Stiel der Krücke bewegt sich in einem kleinen Ausschnitt der Thür, wobei ein Schauloch dem Arbeiter Einblick in die Wanne gewährt. Der Boden des Verschlusses J steht durch Rohr k^ k^, Figg. 1080, 1081, mit dem Kasten K in Verbindung, so dass der Scfilamm in den Kasten gezogen werden kann, ohne dass die Thüren des Verschlusses geöffnet zu werden brauchen. 149* 1180 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Der heisse eing'edickte Laugenschlamm im Kasten K entwickelt zunächst noch fort- während Schwelgase, welche durch ein Rohr aus dem Kasten unter den Rost der Feuerung F geführt und hier von der zuströmenden Luft mit in das Feuer gerissen werden. Ist der Schlamm abgekühlt, so öffnet man die bisher fest verschlossenen Deckel des Kastens und sticht die Lauge, welche die Konsistenz geschmolzenen Asphaltes hat, mit Spaten aus und wirft sie durch die Arbeitsöffnungen M in den Schmelzofen L, welcher neben der Eindickwanne, von derselben durch Feuerung F, Figg. 1078, 1079, 1080, getrennt, angeordnet ist. Dieser ebenfalls aus feuerfestem Material hergestellte Ofen L ist retortenähnlich geformt, der Boden derartig angelegt, dass derselbe von allen Punkten nach der Ausflussöffnung für die wiedergewonnenen Salze hin abfällt. Die Decke ist so über dem Ofen gewölbt, dass derselbe möglichst niedrig gehalten ist, Figg. 1078, 1083, 1084. An der Schmalwand der Retorte, an der Vorderfront des Ofens, liegt neben und über der Abflussöffnung für die Salze die Feuerung N des Schmelzofens, deren Flamme gezwungen ist, vom Abfluss her den ganzen Ofen zu bestreichen. Der Betrieb ist ununterbrochen, weil die niederschmelzende, auf dem schiefen Boden abrutschende Lauge durch nachgeworfene Schlamm- klumpen immer ersetzt wird. Beim Niederschmelzen dieser IQumfien wird von der Flamme das letzte überschüssige Wasser (12 pCt.) verdampft, und zugleich werden die von dem schmelzenden Salz sich ablösenden Inkrusten vollständig vergast, da die Schlamm-Masse von allen Punkten des Ofens her der schmalen Ausflussöffnung l zusinkt, an welcher Stelle die stäi'kste Hitze im Ofen herrscht. Das von Inkrusten befreite Salz fliesst ununterbrochen ab. Um die grossen Mengen der hier entwickelten Schwelgase mit Sicherheit zu vernichten und die in ihnen enthaltene be- deutende Menge gebundener Wärme im Ofen selber nutzbar zu machen, werden die Gase aus dem Schmelzofen in die Feuerung F der Eindickwanne geleitet. Da die Verbrennung hier wegen Luftmangels nicht ohne weiteres vor sich gehen würde, so muss den Schwelgasen diese zu ihrer Verbrennung nöthige Luft schon vorher zugeführt werden, und dies geschieht auf die schon bei der Eindickwanne erwähnte Art. Die Wand zwischen Feuerung F und dem Schmelz- ofen umschliesst einen Luftkanal p, der durch einen Luftschacht 0 unter dem Ofen mit der Atmosphäre verbunden ist, Figg. 1078, 1083, 1084. Der Luftkanal 0 mündet seitlich und von unten in einzelnen Löchern in die Oeffnung p aus, welche Sclimelzofen und Feuerung F verbindet, Figg. 1078. Die diesen Kanal durchstreichende, durch das heisse Mauerwerk stark erwärmte Luft stösst bei ihrem Austritt aus dem Luftkanal direkt auf die Schwelgase, wodurch ein Wirbel entsteht, welcher Gas und Luft innig mengt, und dieses heisse Gemisch strömt nun in die Feuerung, hier sofort rauchlos verbrennend, wenn die Luftzufuhr genügt. Der Weg der Feuergase im Ofen ist also im Ganzen folgender: Die Flamme der Schmelzofenfeuerung entwickelt sehr starke Mengen von Schwelgasen durch die Verflüchtigung der Inkrusten; in demBrennerP, Fig. 1079, werden diese Gase mit Luft hinreichend gemischt, um bei ihrem Eintritt in die Feuerung F sofort verbrannt zu werden. Diese sämmtliclien Feuergase streichen durch die Eindickwanne, entnehmen der darin befindlichen Lauge viel Schwelgase, mischen sich mit zu- geführter, vorgewärmter Luft und treten aus der Eindickwanne heraus rechtwinklig in die freie Flamme der Hilfsfeuerung G. Durcli die zugefülirte heisse Luft ist in dem Gasgemisch ein solcher Sauerstoff-Ueberschuss vorhanden, dass hier wieder eine vollständige Verbrennung eintritt. Die heissen, rauchlosen Feuergase gehen nun unter die Kessel, ziehen gleichzeitig unter beiden Kesseln entlang, von hinten nach vorn, theilen sich dort, indem sie an den äusseren Kesselseiten zurück- kehren, Fig. 1078, und ziehen jetzt wieder gemeinschaftlich über die Pfannen C. Nachdem schon bei der grossen Heizfläche, welche die Dampfkessel in der hier gewählten Anordnung bieten, und bei der Beschaffenheit der Gase den Feuergasen die Wärme so weit entzogen ist, wie dies bei Dampfkessel -Anlagen sonst garnicht erreichbar ist, wird den 150° warmen Gasen, die auf die erste Pfanne treffen, von den Pfannen noch eine solche Wärmemenge entzogen, dass sie mit keiner höheren Temperatur in den Schornstein entweichen, als zur Erhaltung des Zugs im Ofen durchaus nothwendig ist. Gegenüber der bisher gebräuchlichen Wiedergewinnung der Salze in Retorten-Oefen bietet also dieser Ofen, abgesehen von vollständiger Vermeidung übler Gerüche, erhebliche Brennstoffersparniss durch vollständigste Ausnutzung der Feuergase. Die Wasserverdampfung aus der Lauge und dem Schlamme vertheilt sich etwa folgender- maassen: Dampfkessel 30 pCt., Kocher 23 pCt., Pfanne 15 pCt., Eindickwanne 20 pGt., Schmelz- ofen 12 pCt. Jedoch sind Aenderungen in der Laugenstärke und in der Bedienung der einzelnen Theile von Einfluss auf die Stärke der Verdampfung. Bei Laugen, die von vornherein besonders stark sind, oder grössere Mengen von Terpentin oder Schwefelnatrium enthalten, muss von diesem Verfahren abgewichen werden und die Ein- dampfung in den Dampfkesseln unterbleiben. Denn solche Laugen würden im Dampfkessel starke Mengen Schwelgase entwickeln, die dann beim Abdrücken in den Kocher durch dessen Dahl's Wiederge-winnung. Mehrfache Verdampfer. 1181 Brüdenrohr ins Freie gelangen und schädlich wirken. Solche Laugen werden derart verarbeitet, dass das Eindampfen im Kocher beginnt, indem man die Dampfkessel mit reinem Wasser füllt und den vielen überschüssigen Dampf, welcher hierbei entsteht, in der Fabrik selbst anderweitig verbraucht. Oder man speist auch die Kessel mit den schwachen Waschlaugen, die nur etwa 3° B. haben und auf diese Weise gehörig konzentrirt werden, ohne dass die Eindampfung besondere Kosten verursacht. Ein Haupterforderniss bei der ganzen Anlage ist die regelrechte Führung der Abdampfung in den Kesseln, dem Kocher und den Pfannen. In diesem ersten Theil muss der Lauge mindestens 7:) ihres Wassers entzogen werden, was nach den obigen Angaben auch unter normalen Ver- hältnissen der Fall ist. Würde in die Eindickwanne zu wässrige Lauge eingelassen, so würde das entstehende Gemisch von Feuer-, Schwelgasen und vorgewärmter Luft so viel Wasserdampf aufnehmen, dass das Hilfsfeuer keine vollständige Verbrennung zu Stande brächte und damit Schwelgase ins Freie entweichen Hesse. Diese Abdampfung, welche gestattet, nur noch schwach wässrige Lauge in die Eindick- wanne zu schicken, trägt zur vortheilhaften Wirkung des Ofens erheblich bei. Die geringe Wasserdampf-Entwickelung in der Wanne hindert die Verbrennung der Schwelgase nicht, und dadurch erzielt der Ofen völlige Geruchlosigkeit. Der Dahl'sche Ofen war besonders nothwendig zur Ausführung seines in Abschnitt 434 beschriebenen Sulfatverfahrens, bei dem das kalzinirte Natronsalz noch geschmolzen werden muss. Die von Dahl angegebenen, mit dem Ofen ver- bundenen Eindampfkessel werden in vielen Fällen weggelassen und durch einen der nachfolgend beschriebenen oder andere Eindampfer ersetzt. Viele Fabrika.nten haben den Ofen auch anders angeordnet, imd eine solche auf den Dahl'schen Grund- lagen beruhende Abänderung wurde z. B. in Nr. 11 der Papier-Zeitung von 1689 beschrieben. Da jedoch der Ofen durch die in folgenden Abschnitten beschriebenen Verdampf- und Brenn-Einrichtungen überholt ist, so genügt vorstehende Beschreibung des Verfahrens und der ursprünglichen Dahl'schen Einrichtung. 438. Mehrfache Verdampfer. Homer T. Yaryan in Toledo, Ohio, Ver. Staaten von Amerika, erhielt am 5. November 1886 das deutsche Patent Nr. 42502, dem die nachstehende Besclireibung entnommen ist. Dieser Verdampfer ist in Amerika und England, vereinzelt auch auf dem em-op. Kontinent, vielfach in Anwendung und wird sehr gelobt. Aus der Zellstoff- Fabrik Banheim in Norwegen wurde in Nr. 1, Jahrg. 1889 der Papier-Zeitung mitgetheilt, dass man nach dortiger Erfahrung bei einem dreifachen Yaryan -Ver- dampfer auf eine Verdampfung von 15 kg Wasser mit 1 kg Kolile rechnen könne, während 7 kg Wasser auf 1 kg Kohle, d. h. siebenfache Verdampfimg bei anderen Oefen schon als gute Leistung gilt. J. W. Wyatt von Croxley Mills in Watford, England, theilte 1889 in The Papermakers Monthly Journal die Erfahrungen mit, welche er in vier der bedeutendsten amerikanischen Zellstoff-Fabriken mit dem Yaryan -Verdampfer gesammelt hatte. Die gebrauchten Soda-Laugen kommen dort mit 5 — 7° Be und etwa 170" F (77» C) in den Abdampfer, verlassen denselben mit 35—40° B^ und 140° F (60° C) und fliessen ununterbrochen in einen der verschiedenartig gebauten Verbrennungs- öfen. Dort verbrennen sie sofort. Ihre ausgebrannte Asche kann sogleich wieder verwendet werden imd liefert 48 — 50 pCt. Natron (Naa O). Die bei der Ver- brennung entwickelte Wärme wird zur Erzeugung von Dampf und zum Erhitzen der schwachen zum Verdampfer fliessenden Laugen verwendet. Fig. 1087 ist eine Seitenansicht, Fig. 1088 ein Grundriss der Gesammt- einrichtung, Fig. 1089 ein senkrechter Längsschnitt durch die Scheidekammer A, Fig. 1090 giebt in kleinerem Maassstab einen waagerechten Längsschnitt durch die 1182 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Scheidekammer A und Fig. 1091 eine Ansicht der darin befindhchen Scheide- platten A\ Fig. 1092 zeigt in einem Längsschnitt durch die Endkammer L" die Stiftenplatte H' zum etwaigen Abschluss der Eöhren T, das Kohr 0' zum Einlass der einzudickenden Flüssigkeit und den Wasserverschluss S mit den Stopfbüchsen d. Zum Anfang des Betriebs treibt man mit der Pumpe Q die Lauge aus dem mit derselben verbundenen Behälter in den Kessel H'^ und fördert deren Einströmung mit der Vakuumpumpe 0 (Figg. 1087 und 1088), ^l welche in der ganzen Vor- " ' """^ richtung Luftverdünnung erzeugt. Sobald die Lauge Kessel S" bis zu einer gewünschten Höhe füllt, wird mittels des Dampf- rohres K in denselben Dampf geführt. Da die durch Rohr 0' in die Ver- theilungskammer L und später in L' L" tretende Flüssigkeit das Bestreben hat, gänzUch dm-ch die unteren Röhren T zu strömen, so wird, um dies zu verhindern, der Hebel M' (Fig. 1092) so weit nach einwärts bewegt, dass die konischen Stifte I' in die Oefiimngen e der Rohr- enden K' treten und diese theilweise verschliessen. Die Lauge wird dadurch gezwungen, in den Kam- mern L — L" bis zu den obersten Röhi-en T empor- zusteigen, diese sämmtlich in gleicher Menge zu durch- fliessen und hierbei theil- weise zu verdampfen. Die einigermaassen eingedickte Lauge nebst den daraus entwickelten Dämpfen gelangt dann in die Scheidekammer J., in welcher beide unter dem Einfluss des vergrösserten Raumes mid der mechanischen Einwirkung der Platten A' getrennt werden. Hierbei gelangen die Dämpfe dm-ch die Oeffnungen g (Figg. 1090 und 1091) in das Rohr H (Fig. 1089) und aus diesem in den zweiten Cylinder H'", während die Lauge durch die Bodenöffnungen h austritt und infolge ihrer Schwere sich in die Schwimmerkammer E ergiesst, aus welcher sie dm'ch Rohr U in die Mehrfache Verdampfer. 1183 Fig. 1091. Vertheilungskammer L' des zweiten Systems H'" übergefülirt wii'd. In diesem System wiederholen sich die vorbeschi-iebenen Vorgänge, ebenso in dem dritten System S"". Die Dämpfe gelangen aus der zweiten Scheidekammer B durch Rohr I nach Kessel H"" und aus dessen Scheidekammer G durch Rohr J in den Kondensator W der Vakuumpumpe 0, während die eingedickte Lauge durch die Pumpe P abgeführt wird. Sobald die Vorrichtung in Betrieb gesetzt ist, suchen die Luftverdünnungen in den verschiedenen Theilen derselben mit einander im Gleichgewicht zu bleiben, und es tritt in diesem Bestreben keine Aenderung ein, so lange der in dem ersten System H" wirkende Dampfdruck und die in dem letzten System H"" hergestellte Luftverdünnmig sich nicht ändern. Für gewöhnhch beträgt bei einem Dampf- Fig. 1089. druck von 1 Atmosphäre im Cylinder des ersten Systems und einem Vakuum von 700 mm im di'itten System das Vakuum im ersten System etwa 125 mm und im zwei- ten System etwa 380 mm Quecksilbersäule. Nachdem die theilweise eingedickte Lauge aus den Scheidekammern A, B und C ausgetreten und in die Schwimmerkammern E ge- langt ist, bedarf man einer selbstthätig wirkenden Vorrichtung, um die Lauge ummterbrochen der Ver- theilungskammer des nächsten Systems zuzufühi-en, ohne dass Dämpfe mit übertreten. Zur Verhmderung des Durchtritts von Dämpfen ist das durch Schwimmer a bethätigte Ventil h (Fig. 1089) vor- ikv -pjo. jQQQ gesehen, welches bei einer bestimmten Flüssig- 11-, " keitshöhe sich öffnet. Das höhere Vakuum in den mit der Lauge zu speisenden Röhi'en saugt die ganze von dem Ventil h dm'chgelassene Lauge an. Da die Wandmigen der Cyhnder H", R'" imd H"" gewöhnlich aus Eisen und die Röhren T aus Kupfer hergestellt sind, so ist Vorkehrung zu treffen, um den Unterschied zwischen der durch die Er- wärmung bewirkten Zusammenziehmig und Aus- dehnung der beiden Metalle wu'kungslos zu machen. Dies geschieht dadurch, dass man der die Röhren T tragenden Platte B' einen solchen Durchmesser giebt, dass sie wie ein vibrirendes Diaphragma whkt und sich so ohne nachtheilige Spannung der Ausdehnung und Zusammen ziehung der Röhren anpasst. Das Kondenswasser der Cylinder H", H'", H"" wird durch Rölu-en 7 ab- gefülirt und schhesslich dm'ch die Luftpumpe 0 entfernt, kann aber auch auf 1184 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. andere Weise, wie z. B. durch eine mit dem Ablauf jedes Cylinders verbundene besondere Pumpe beseitigt werden. Nach den Erfahrungen einer englischen Fabrik, die seit 6 Jahren mit einem 4 fachen Yaryan'schen Verdampfer arbeitet, bekleiden sich die Röhren innen leicht mit feinen Fasern, die dann keine Wärme mehr durchlassen, so dass die Einrichtung unvortheilhaft verdampft. Dagegen bedarf der Verdampfer nur eines Dampfdrucks von etwa einer Atmosphäre-Ueberdruck, um Ablauge von etwa 4° auf 40" Be zu verdichten, wenn dieselbe rein, d. h. frei von Faserstoffen ist. Für solche Anlagen ist desshalb das in Abschnitt 433 beschriebene Filter sehr nützlich. Zur Reinigung der Verdampfrölu'en dient ein eisernes Rohi-, an dessen vordere Spitze das zum Auskratzen dienende spiral- oder speerartige Messer geschraubt ist, während durch einen am hinteren Ende angesetzten Gummischlauch fortwährend Wasser einfiiesst und die abgekratzten Stoffe fortschwemmt. Mit Einlassen von Dampf wie bei Lokomotivröhren konnte man dies nicht erreichen. Die kräftige Wirkung des Verdampfers beruht darauf, dass die Flüssigkeit sehr rasch über das heisse Eisen wegeilt. Bei den neuesten Yaryan-Verdampfern (1893) liegen die Körper H", H'", H"" nicht nebeneinander, wie in Figg. 1087 imd 1088, sondern übereinander, brauchen infolgedessen weniger Raum und sollen vortheiUiafter arbeiten. Die Herren W. J. Mirrles, von der Mirrles Watson & Yaryan Company in Glasgow und David Bailingall, Direktor dieser Gesellschaft, haben das englische Patent Nr. 11296 vom Jahre 1892 auf den in Fig. 1093 nach der Patentsclu-ift wiedergegebenen mehi-fachen Verdampfer trijüe effect apparat erhalten, der in Gross- britannien vielfache Anwendung findet. Mehrfache Verdampfer. 1185 Die einzudampfende Lauge tritt durch Rohr F in einen Vorwärmer B, der durch Rohr O vom Dampfkessel A aus mit Abdampf geheizt wird, luid aus diesem durch Rohi- F'^ in den Dampfkessel A. Rohr R führt das Niederschlagwasser aus dem Vorwärmer B ab. Aus dem Dampfkessel A wird die Lauge durch Rohr I in einen Behälter C gedrückt, in welchem infolge der Volumvergrösserung starke Verdampfung stattfindet. Von hier gelangt die Lauge dm-ch Rohr J in den aus drei Röhrenkesseln bestehenden Triple-effect- Apparat. Aus dessen erstem Kessel D^ fliesst die Lauge durch Rohr d ^ in den zweiten D ^, aus diesem durch Rohr d ^ in den dritten D^. Der Abdampf aus dem Behälter C strömt durch Rohr K in den Kessel D^, umspült hier das Röhrenbündel E^, durch welches die Lauge fliesst, verdichtet sich und tritt, grösstentheils in Wasser verwandelt, durch Rohr e^ in den untern Theil des Kessels D-, umspült hier wieder das Röhrenbündel E'^ und gelangt dann dm-ch Rohi* e^ in den dritten Kessel D^, aus welchem er schliesslich Fig. 1093. mehr oder minder verdichtet durch Rohr e^ abgeführt wird. Der im Kessel D^ aus der Lauge entwickelte Dampf gelangt durch Rohr f^ in den Kessel D^ und schliesst sich hier dem durch Rohr e^ zutretenden Abdampf an, während der Ab- dampf des Kessel D^ in gleicher Weise durch Rohr p in den Kessel D^ geleitet wird und sich hier mit dem durch Rohr e^ zugeführten Abdampf vereinigt. Aus dem letzten Kessel D^ wird die Lauge durch Rohr g in einen Kalzinirofen geleitet, in welchem sie vollkommen eingedickt und gebrannt wird. Wenn der im Kessel G entwickelte Abdampf nicht genügt, so wu'd ein Theü des Dampfes aus dem Dampfkessel A dm-ch Rohr Q'^ abgezweigt und mit dem durch Rohr K in den Kessel D^ geleiteten Abdampf vereinigt. Die Ventile L, M und N in den Röhren 0'^ I und J dienen zum Regeln des Dampf- und Laugenstromes. Aus dem Dampfkessel A kann gegebenenfalls ein TheU des Dampfes durch Rohr 0 zum Betriebe einer Maschine abgeleitet werden. 150 1186 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. 439. Riesel- und Einspritz -Thürme. Ungerer hat das Seite 1176 erwähnte Riesel verfahren schon vor 1873 angewandt. Dasselbe erlangte damals keine Verbreitung, scheint aber neuerdings (1893) wieder Beachtung zu finden, wie folgende Patente zeigen. Henry Blackman in New York hat das amerikanische Patent Nr. 478981 auf einen Kalzinirofen erhalten, der in Fig. 1094 durch einen Längsschnitt ver- deutlicht ist, während Fig. 1095 den oberen Theil des Thurnies in grösserem Maassstab zeigt. Der Eindampfthurm B ist doppelwandig hergestellt und noch mit einem hohlen Einsatz B^ versehen. Die zu verdampfende Lauge wird mittels einer Flügelpumpe P zum Theil (durch Rohr w und Zweigrohre ^; und p^) von unten in die hohle Wandung und den Einsatz B^ des Thurmes B, zum Theil (durch Rohr w^) von oben in eine Brause H, Fig. 1095, und einen ringförmigen Kanal F in den Thurm gedrückt. Die in die Wandung B und den Einsatz B^ des Thm-mes gepresste Lauge wird bei ihrem Emporsteigen stark vorgewärmt, fliesst am oberen Ende der holilen Wandung und des Einsatzes B^ nach innen über und rieselt an den heissen Flächen herab. Die aus der Brause R und dem Ring- kanal F austretende Lauge strömt als Regen abwärts, die aufsteigenden Feuergase durchdringend. Auf dem Herde des Kalzinirofens A (bei D), Fig. 1094, vereinigen sich beide Theile der schon stark eingedampften Lauge wieder. Sobald hier eine gewisse Menge sich angesammelt hat, tritt die Lauge über die Brücke g in den eigentlichen Kalzinirraum G, wo, wie auch schon im Raum D, mit durch seitliche Kiesel- und Einspritz-Thürme. 1187 OefPnungen a eingeführten Stangen fortwährend umgerührt wird. Das festwerdende Natron wird mehr mid mehr nach rechts, den Herd aufwärts geschoben, wo es einer stetig stärker werdenden Hitze ausgesetzt ist, bis alle organischen Beimen- g-ungen verbrannt sind, worauf das kalzinirte Natron seitlich herausgezogen wird. Handelt es sich um die Wiedergewinnung aus schwefelsaiu-em Natron, so whd die Masse noch weiter nach rechts bis auf den abfallenden Theil des Herdes geschoben, wo sie allmälig schmilzt und in die Grube E fliesst, aus der durch eine seitliche Oeffnung h der Austritt er- folgt. Die Feuerung befindet sich auf dem Eoste b. Die Verbrennungsluft streicht imter dem ganzen Herde entlang, in- dem sie diesen dabei von unten kühlt und sich selbst vorwärmt. Der Eindampf thurmlB ist oben von einer Galerie G umgeben, die den Zugang erleichtert. Nach dem amerika- nischen Patent Nr. 478980 desselben Erfinders rieselt die Lauge nicht den Eindampf- thurm B hinab, sondern wird, wie Fig. 1096 zeigt, von unten in denselben emporgespritzt, steigt eine Weile mit den Feuer- gasen aufwärts und fällt schliess- Kch, letzteren entgegen, zurück auf den Herd des Kalzinirofens A. Die zu verdampfende Lauge wird mittels der Pumpe S durch Rohr k zunächst in mehrere übereinander und am oberen Aus- gang des Thurmes liegende Abdampfschaalen F gehoben, wo ein Theil verdampft, und von wo der übrige Theil durch Rohr n abwärts in einen Behälter JE fiiesst. Aus E gelangt die Lauge durch Rohr m in mehrere am unteren Ende des Thurmes B an- geordnete, nach oben gerichtete Strahlrohre D, aus denen die Lauge vmter einem dem Standort des Behälters E entsprechenden hydi'ostatischen Druck in fein ver- theiltem Zustande austritt. Der Kalzinirofen J. ist ähnlich eingerichtet wie der in Fig. 1094 dargestellte desselben Erfinders, nur erfolgt die Feuerung mit Gas, welches aus Düsen d eintritt. Auch hier streicht die Verbrennungsluft, ehe sie in die Feuermig gelangt, unter dem Herde des Kalzinirofens hin. 150* 1188 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. 440. Mehrfache Verdampfung unter Luftleere und mit Schaum- Abscheider. C. Heckmann, Berlin S.O., Görlitzer Ufer 9, baut zum Verdampfen von Natronlaugen die in Fig. 1097 in 1:60 der wahren Grösse dargestellte Ein- richtung. Die Ablauge tritt durch Hahn e^ in den ersten Verdampf -Körper I, füllt die senkrecht angeordneten Heizröhren, um welche der durch Ventil d ein- tretende Dampf spielt, und steht über denselben bis zu gewisser Höhe. Der aus der Lauge entwickelte Dampf geht durch Rohr D^ in die ebenso wie bei I an- geordnete Heizkammer des Körpers II und verdampft in diesem gleiclifalls die Lauge. Dieser Dampf geht dm'ch Rohi- Z)^ nach Körper III, wirkt dort in gleicher Weise, und der hier entstandene Dampf zieht durch Rohr D^ in den Verdichter (Kondensator) C. Hier wird durch Rohr w Wasser eingespritzt, welches sich, wie aus der Zeichnung ersichtlich, durch mehrmalige Ueberfälle ausbreitet, den entgegenströmenden Dampf völlig verdichtet und mit dem entstehenden Dampf- Wasser durch Rohr F abfliesst. Der Verdichter C ist durch Rohr L mit der Luft- pumpe L^ verbunden, welche ununterbrochen die Luft und un verdichtbaren Gase aus G saugt und im Verdichter grosse Luftleere, d. h. sehr geringe Spannung erzeugt. Da der volle Atmosphären-Druck auf den frei in den Sumpf S mündenden Ausfluss des Rohres F drückt, während oben im Verdichter C nahezu Luftleere herrscht, so kann das Wasser aus Rohr F nur ausströmen, wenn es darin eine Druck- säule von 9 bis 10 m bildet, die den Gegendruck der Atmosphäre überwindet, wie in unserer Zeichnung. Im Verdichter herrscht während des Betriebs eine Temperatur von 50 " C., und die Luftleere (Vacuum) beträgt 700 — 660 mm. In dem durch Rohr D^ mit C verbundenen Körper III herrscht dieselbe Luftleere wie im Verdichter, und die Ablauge verdampft desshalb darin bei sehr niedriger Temperatur. Der Heizdampf, welcher durch Rohr D^ aus Körper II kommt, braucht daher nur 15 — OO'' wärmer zu sein als die Lauge, um in III erhebliche Verdampfung zu bewirken. Da infolgedessen in II geringerer Druck als in Körper I, aber höherer als in III herrscht, so können die in I entwickelten Dämpfe in II Ver- dampfung bewirken. Dadurch wird erreicht, dass der durch Ventil d eintretende Dampf fast dreimal soviel als sein eigenes Gewicht Wasser verdampfen kann. Das in den Heizkammern dm-ch Verdichtung entstehende Dampf wasser fliesst aus Körper / durch Rohr B' in den Topf T. Aus II und III kann das Dampfwasser nicht ins Freie fliessen, weil in diesen Körpern niedrigerer Druck als aussen herrscht. Es muss desshalb durch Röhren B- B^ mit sogen. Brüdenpumpen abgesaugt werden. In den ersten Körper I saugt man die Lauge nach Bedarf aus einem Vorrathsbehälter, aus I nach II durch Rohr E'^ mit Hahn e^ imd aus II nach III durch Rohr E^ mit Hahn e^. Aus III wird sie, auf den gewünschten Grad verdichtet, durch Rohr E^ abgepumpt. Die Abzugshähne «^ a^ a^ für Lauge haben einen zweiten Abfluss in das Rohr W, der zur Entfernung des Spülwassers beim Auswaschen der Heizkörper dient. Die Luft, welche sich unvermeidlich mit dem Dampf in den Heizkammern ansammelt, wird durch Hähne l^P l^ und das in Rohr i>^ mündende Rohr l abgesaugt. Jeder Körper hat zur Beobachtung der Temperatur ein Thermometer t, für die Luftleere ein Vacuummeter m, ein Flüssigkeitsstand -Glas n, einen Probe- nehmer i zum Herausnehmen imd Ermitteln der Dichte der Lauge, Glasfenster g zum Beschauen der Arbeit im Innern, Lufteinlasshahn b, sowie Mannlöcher, Ventile, und Hähne zum Reinigen und Entleeren. Mehrfache Verdampfung unter Luftleere und mit Schaum-Abscheider. 1189 Da die Lauge beim Kochen stark schäumt, so würde sie in Form von Schaum in grosser Menge den Verdampfer verlassen, wenn dieser nicht durch eine der Firma Heckmann unter 51701 in Deutschland patentirte Einrichtung zurückgehalten würde. Die- selbe ist aus dem durchschnitten dargestellten Körper I ersichtlich und besteht aus einer den Dampfraum dicht abschliessenden Platte P mit Eohrauslass in der Mitte. Ueber diesem Rohrauslass befindet sich ein durch Hebel h von aussen verstellbarer Deckel^Ä Der Schaum gelangt nun durch die ringförmige Oeff- nung über die Platte P, wo sich alles Flüssige ab- scheidet und dm-ch Rohr r in die Lauge zurück- fliesst, während der Dampf frei von Tropfen abzieht, jj Die Körper I II III sind zum Schutz gegen Wärme- verlust mit Holz bekleidet. 1190 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Verdampfer dieser Art lassen sich in jeder Grösse herstellen und sollen mit 1 kg Heizdampf etwa 2,5 kg Wasser verdampfen. Wenn man annimmt, dass 1 kg Steinkohle 7 kg Dampf erzeugt, so könnte man also damit 17 — 18 kg Wasser verdampfen. Da sich der Verdampfer mit Dampf von 105 "C, d. h. von V* — V2 Atmosphäre betreiben lässt, so kann man die Laugen mit Abdampf der Maschinen eindicken, falls dieser reichlich vorhanden ist. Der beschriebene Verdampfer arbeitet mit sogenannter „trockener Konden- sation" und ist für grössere Einrichtungen mit Schieberluftpumpe versehen. Für kleinere Ausführungen arbeitet man auch gut mit sogen, nasser Kondensation, bei welcher die Luftpumpe nicht nur Luft, sondern auch Einspritzwasser fortzuschaffen hat. 441. Mehrfacher Verdampfer mit Rieselung oder Verdampfung im. Siederohr. Julius Schwager in Berlin, der vorzugsweise Verdampfer für Zucker- und Zellstoff-Fabriken baut, hat auch für die Strohstoffanlage Goeritzhain bei Gössen einen solchen geliefert und guten Erfolg erzielt. Er wendet nicht nur mehrfache Verdampfung, sondern gleichzeitig ein ßieselverfahren an, welches die sehr störende Bildung von Schaum aus der Lauge verhindert und die Einrichtung erst brauchbar macht. Die Aufeinanderfolge der verschiedenen Theile und deren Zusammenwirken ist in Fig. 1098 dargestellt, die Anordnung muss jedoch bei der Ausführung den örtlichen Verhältnissen angepasst werden. Die dünne Lauge wird aus dem Behälter a^ von der Pumpe P durch Röhren g dem Verdampfer Ci zugeführt, fliesst über die Rohrstutzen f in dünner Rieselschicht um Röhren E abwärts durch Rohr ^r^ in den Verdampfer C2, dessen Röhren sie in gleicher Weise berieselt, und verlässt C^ durch Rohr g% um in gleicher Weise die Röhren in Cg zu berieseln. Aus Cs wird die Lauge von Pumpe Pi durch Rohr g^ abgesaugt und in den Behälter a^ befördert, aus diesem durch Pumpe P^ imd Rohr g^ in die Vorlage V gehoben, aus der sie durch Rohr g^ in den Behälter a^ zurückfliesst. Aus a^ wird die eingedickte Lauge durch Rohr i in den darunter stehenden Rundofen abgelassen. Bei zunehmender Erwärmung der Lauge entweichen, wie aus jeder anderen Flüssigkeit, die in der Lauge befindlichen Gase und Luft, jedoch nicht mit genügender Kraft zum Durchbrechen der Laugenhülle. Sie dehnen vielmehr diese nur aus, bleiben darin gefangen und bilden damit Schaum. Bei der Verdampfung aus dünner Rieselschicht, wie sie sich um die Röhren P in Ci bildet, kommt jedes entstehende Schaumbläschen mit der abwärts rieselnden Lauge in Berührung mid wird von dieser derart angezogen, dass der in den Bläschen eingeschlossene Dampf wohl entweichen kann, aber die Hülle der Bläschen in der Lauge zurücklässt. Die in den Bläschen eingeschlossenen Dämpfe ziehen nach aufwärts, während ihre HüUe mit der Lauge abwärts üiesst, die Schaumblasen sind also ohne Verlust aufgelöst. Die aus der Mitte K des Rundofens aufsteigenden Verbrennungsgase gehen über die mit Lauge aus a^ bedeckten Schraubengänge der Vorlage V weg und geben dort die aus dem Ofen mitgerissenen festen Theile und löslichen Gase, sowie so viel Wärme an die Lauge ab, als diese aufzunehmen vermag. Die damit erfolgende Wäsche der Gase und Erhöhung ihres Dampfgehalts erhöht den Heizwerth der Gase und gestattet die Heizfläche des Verdampfers C2, in Avelchen die Gase aus V treten, entsprechend kleiner zu nehmen. Die Heizgase werden, nachdem sie durch die Röhren P gegangen sind, in den Schornstein geführt. Mehrfache Verdampfung unter Luftleere und mit Schaum-Abscheider. Mehrfacher Verdampfer mit Rieselung oder Verdampfung im Siederohr. 1191 Der durch die Heizgase in Ci aus der über die Röhren R herabriesehiden Lauge entwickelte Dampf geht durch Rohr m^ in den Verdampfer Co, wo er durch mit Lauge berieselte Röhren aufsteigt. Der in Co entwickelte Dampf geht durch Rohr m^ in den Verdampfer Cs, wo er seinerseits Lauge verdampft. Der aus der Lauge in O3 entwickelte Dampf wird durch Rohr m^ in den Gegen ström -Ver- dichter 0 geleitet und hier durch Wasserkühlung bis zur Verflüssigung verdichtet. r Das dabei entstehende Dampfwasser wird mit dem aus Behälter W hochgesaugten Kühlwasser, sowie mit den nicht flüchtigen Gasen aus dem Verdichter 0 von der nassen Luftpumpe P^ angesaugt und weggepumpt. Derselben Pumpe P^ können auch die aus Ca und C3 durch Röhren n abziehenden Gase zugeführt werden, damit sie gleichfalls eine Waschung und Verdichtung erfahren, wenn man sie nicht den Feuer- gasen zublasen will. Etwaige in den oberen Theil von 0 gelangenden Gase werden durch Rohr w?* von der Pumpe P^ abgesaugt. Ob das von der Pumpe P^ ge- förderte verdichtete Wasser mit den darin enthaltenen Gasen noch weitere Ver- 1192 Ersatzstoffe für Hadern. Stroh. Fig. 1099. Wendung erfahren kann, wird in jedem Fall von den verarbeiteten Rohstoffen und den örtlichen Verhältnissen abhängen. Flüssigkeiten, die im untern Theil von Ci durch Verdichtimg von Gasen imd Dämpfen entstehen, finden ihren Abfluss durch Rohr q in den Behälter Z^. Ebensolche Flüssigkeiten aus Cg gelangen durch Rohr q^ nach Cg, geben dort noch Dampf ab und gelangen durch Rohr q^ in den Behälter Z\ Die als Kreisel- pumpen skizzirten Pumpen P P^ P" werden wie P^ als Kolbenpumpen ausgeführt. In Fig. 1099 ist in vergrössertem Maassstab die Einflussöffnung f gezeigt, durch welche die Lauge in dünner Schicht rings um die Röhren B ihren Weg suchen muss. Nebenan ist der Ansatz des Laugenrohrs g skizzirt, dessen Einlauföffnung von einem ringsum laufenden Schutzblech h bedeckt ist. Das Blech h bewirkt, dass die eingepumpte Lauge nicht eingespritzt wird, sondern ringsum an der Wand herabrinnt und keine Gelegenheit zur Schaumbildung findet. Die Berieselung innen beheizter Röhren beseitigt nicht nur den Schaum, sondern ermöglicht auch die Ent- wicklung von Dampf niedrigster Spannung, Ausnützung der vorhandenen Wärme sowie Anwendung weniger und längerer Röhren. Dm'ch die Pumpen wird, wie bei der Heck- mann'schen in Abschnitt 440 beschriebenen Einrichtung, Luftleere (Vacuum) erzeugt, welche die Verdampfimg erleichtert und Verwendung schwacher Dämpfe ermöglicht. Anstatt der in unserem Beispiel angenommenen dreifachen, kann man selbstverständlich auch 4- und mehrfache Verdampfung anwenden. Die wesentlichen Theile -der beschriebenen Einrichtung sind seit mehreren Jahi-en in erfolgreichem Betrieb. In manchen Fällen lässt J. Schwager die Röhren der Verdampfer nicht von aussen berieseln, sondern führt die Lauge durch dieselben und beheizt sie von aussen. Ein Verdampfer dieser Art von gewöhnlicher Robert-Bauart ist in Fig. 1100 im Durchschnitt dargestellt. Jedes Rohr a hat hier einen Aufsatz c, mit dem es über die Heizkammer hinausreicht, und die Oberkanten all dieser Aufsätze c müssen genau in einer waagerechten Ebene liegen. Die Lauge fliesst durch Röhren h'^Jc und l in eine in- mitten des Verdampfers angebrachte Rohrerweiterung und aus dieser durch strahlen- förmige Zweigröhren m in ein ringsum laufendes Gerinne x von der durch h in Fig. 1099 dargestellten Art. Die in den Röhren l m befindliche Luft kann durch das Röhrchen n entweichen. Aus dem untern Schlitz des Gerinnes x gelangt die Lauge auf die Deckplatte p, auf welcher sie bis zur Oberkante der Rohraufsätze c steigt und von dort in dünnen ringförmigen Schichten längs den inneren Wänden durch die Röhren a fliesst. Da die Röhren a von aussen beheizt sind, so wird die Lauge auf ihrem Wege durch a eingedampft, gelangt durch Stutzen d in das Rohr f und, bei mehrfacher Wirkung der Wärme, in den nächsten Verdamj)fer usw. Der in den Röhren a entwickelte Dampf gelangt durch die obere Oeffnung i in den nächsten Verdampfer, dient dort zum Heizen der Röhren von aussen, usw. Mehrfacher Verdampfer mit Rieselung oder Verdampfung im Siederohr. 1193 Da die Lauge oder Flüssigkeitsmenge sich durch Verdampfung fortwährend vermindert, so steht dieselbe in dem Sammelraum d jedes folgenden Verdampfers niedriger als im vorher- gehenden. Die zum För- dern derselben in den oberen Raum des folgenden Verdampfers dienende Pumpe muss die Lauge daher immer höher heben. Um dieses Heben und da- mit die Arbeit der Pumpe zu vermindern , staut Schwager in manchen Fällen nach dem Vorbild von Ciaassen und Anderen in den letzten Verdampfern die Lauge bis zu einer ge- wissen Höhe an. Dies ge- schieht dadurch, dass er die Lauge aus d nicht unmittelbar durch Rohr f, Hahn g und Rohr r ab- fliessen lässt, sondern sie zwingt, durch das senk- rechte Rohr i aufzusteigen und aus diesem erst durch Hahn h und Rohr r ab- zuziehen. Der Stand der Lauge lässt sich durch Höherstellen des Schieberohrs i^ mittels Spindel und Handrades c[ beliebig erhöhen, so dass die Oberfläche der Lauge bei hochgezogenem Rohr i^ in der Linie i^ liegt, dass also die Lauge den untern Theil der Röhren a füllt. Das Wasserstand- rohr 10 zeigt den Stand der Lauge im Verdampfer, und Rohr o dient zur Aus- gleichung des Drucks im Verdampfer und dem Behälter u des Uebersteigrohrs i. Wenn der untere Theil der Röhren a mit Lauge gefüllt ist, so reisst der daraus entwickelte Dampf Lauge mit nach oben und spült die Röhren innen aus, kann sich aber auch so heftig entwickeln, dass er nicht nur Lauge, sondern auch Schaum über die Röhren a und deren Aufsätze c hinaus mitreisst. Nachdem vorher durch vorsichtige Führung der Lauge und Rieselung derselben durch die Röhren die Bildimg von Schaum möglichst vermieden wurde, kann dieselbe unbeabsichtigt dm'ch zu hohen Stand der Lauge in den Röhren a wieder hervorgerufen werden. Der Fabrikant muss deshalb durch Regehmg des Laugenstands mit dem Ueberfall- rohr i^ dafür sorgen, dass womöglich Rieselung im oberen Theil und Spülung durch vom Dampf mitgerissene Lauge im untern Theil der Röhren a stattfindet, ohne dass beide nützliche Thätigkeiten sich aufheben. Herr Schwager hat für alle diese Einrichtungen Patentschutz nachgesucht und sehreibt am Schlüsse seiner Mittheilungen: 151 Fig. 1100. 1194 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Die Erkenntniss der Nothwendigkeit, die zu verdampfende Flüssigkeit an der Heizfläche so schnell zu wechseln, dass die Wärme-Abgabe dem Höchstmöglichen genähert wird, hat zu verschiedenen Formen der Verdampfung gefuhrt. Von denselben verdient diejenige den Vorzug, welche die grösste Betriebssicherheit mit der grössten Leistung verbindet. Man hat zu wählen, ob man die erst beschriebene Berieselung der innen geheizten Höhren anwenden, oder die Lauge wie in Fig. 1100 durch von aussen beheizte Köhren fliessen lassen will. In manchen FäUen wird man wahrscheinlich gut thun, wenn man die ersten Verdampfer, in denen die Ablauge noch dünn ist, mit Berieselimg von aussen versieht, in den folgenden aber die schon ziemlich eingedickte Lauge durch die Röhren selbst fliessen lässt, weü in diesen das Ansetzen durch die beschriebene Spülung verhindert werden kann. Jedenfalls erfordert die zweckmässige Anlage von Verdampfern grosse Erfahrung und muss den Verhält- nissen angepasst werden. An dieser Stelle konnten auch nur die Grundgedanken der bis zur Nieder- schrift bekannten und bewährten Einrichtungen wiedergegeben werden, da die Anführung aller vorgeschlagenen und ausgeführten Einrichtimgen zu weit führen würde. Gerade jetzt (1893) wird das Gebiet der Verdampfung von so vielen Seiten bearbeitet, dass fortwährend Neues auftaucht und zu befürchten ist, dass das hier Niedergeschriebene rasch veraltet. Ob es zweckmässig ist 3- oder mehr-, bis 6-fache Verdampfung anzuwenden, hängt von den Preisen des Brennstoffes sowie der Maschinen und Kessel ab. Man wird schwerlich die Kosten einer Anlage für sechsfache Verdampfung aufwenden, wo Kolile sehr billig ist, und es sich nicht lohnt, die entwickelte Wärme durch kostspielige Anlagen aufs Aeusserste auszunützen. Bei solchen Verhältnissen wird man sich sogar mit ein- oder zweifacher Verdampfung begnügen, sodass man in ersterem Falle die Luftpumpe sparen kann und nur einen Ofen, eine Vorlage und einen Verdampfer braucht. Wo jedoch Kohle theuer ist, wird sich möglichste Ausnützung der Wärme und vielleicht sechsfache Verdampfung empfehlen. 442. Eindampfen in Dampferzeugern. Verf. besuchte 1888 die Zellstoff- und Papierfabrik von De Naeyer & Cie. in Willebroeck bei Mecheln in Belgien und gab in Nr. 58 der Papier -Zeitung desselben Jahres eine Beschreibung des Geselienen. Danach werden Esparto, Holz, Stroh, Schilfrohr usw. nach vorheriger Waschung und Reinigung in 42 Drehkesseln gekocht, die sich in darunter stehende WaschhoUänder entleeren. In diesen wird die Ablauge durch Wasch wasser verdünnt vmd fliesst in diesem Zustand, d. h. mit 1 " Bd in einen gemeinsamen Sammel- behälter. Sämmtliche 23 Röhi'en-Dampfkessel der Fabrik werden mit dieser dünnen Ablauge statt mit reinem Wasser gespeist. An jedem dieser Dampfkessel befinden sich Wasserstandgläser in verschiedener Höhe. Jeder Kessel wird zunächst so weit mit Ablauge gefüllt, bis diese sich in dem höchsten Wasserstandglas zeigt; dann wird verdampft, bis die Oberfläche des flüssigen Kessel-Inhalts in dem untern Wasser- standglas zum Vorschein kommt. Daran erkennt der Kesselwärter, dass von neuem gespeist werden muss, bis der Kessel wieder auf die frühere Höhe gefüllt ist usw. Durch diese Art des Dampferzeugens wird die Ablauge auf eine Konzentration von 12° Be gebracht und durch den in den Kesseln herrschenden Druck in grosse, in gewölbten Räumen liegende, cylindrische Kessel geblasen. Die Ablauge hat in diesem Zustand 6 Atmosphären Spannung und entwickelt Dampf, der durch die inneren Heiz-Röhren eines gleich gi-ossen, ebenfalls mit Lauge gefüllten Verdampfers Mehrfacher Verdampfer mit Rieselung oder Verdampfung im Siederohr. Eindampfen in 1195 Dampferzeugern. Rundofen zur Wiedergewinnung von Soda. geführt wird. Hierdurch wird die ältere imd mehr abgekühlte Ablauge dieses zweiten Kessels so erhitzt, dass sie auch ihi-erseits Dampf von etwa 5-^/2 Atmosphären Spannung entwickelt, der ia die Röhren eines gleichen dritten Kessels geleitet wird, dort noch kältere Ablauge erhitzt und Dampf von etwa 5 Atmosphären erzeugt, der in die Röhren eines vierten Kessels geht usw. Mit einer Batterie von 8 solchen Kesseln, also mit achtfacher Verdampfung, wird es ohne unmittelbaren Verbrauch von Brennstoff möglich, die Lauge auf 30° B^ zu verdichten. Die so verdichtete Lauge ist bereits brennbar, wird zu Asche gebrannt, kaustizirt, und zu neuen Kochungen verwendet. Man kann die unter den Dampfkesseln verbrauchten Brenn- stoffe nur zum kleinsten Theil der Wiedergewinnung zur Last schreiben, da der weitaus grössere Theü in jedem Fall zur Dampf erzeugung nöthig wäre. Die Wieder- gewinnung von mehr als 80 pCt. des angewandten Natrons erfolgt daher ohne erheblichen Aufwand von Brennstoff. Der in den Dampferzeugern entwickelte Dampf geht in einen gemeinsamen Dampf sammler, worin sich auch etwaige mitgerissene Spm'en von Lauge absetzen können und wird von da überall hin entnommen, wo er gebraucht wird. Erfahrung und Versuche haben gezeigt, dass man die Dampf- erzeuger nicht zu sehr anstrengen darf, wenn man verhüten will, dass Wasser oder Lauge vom Dampf mitgerissen wird. Müssen die Kessel zu viel leisten, so lässt sich das Mitreissen von Flüssigkeit durch keinerlei eingeschaltete Wände oder andere Hüfsmittel verhindern. Reichliche Heizfläche ist daher bei Dampferzeugung stets die Hauptsache. Durch Beobachtung dieser Lehre hat De Naeyer es dahin gebracht, dass die feinen Betriebsmaschinen mit Ventil-Steuerimg anstandslos mit dem aus der Ablauge erzeugten Dampf gespeist werden können, und dass dieser Dampf niemals die geringste Färbung von mitgerissener Lauge zeigt. Man könnte gegen diese Art der Erzeugung von Dampf aus den Ablaugen einwenden, dass dabei vielleicht mehr Kohle zur Erzeugung des Betriebsdampfes verbraucht wird, als bei Kesseln bester Art, die mit vorgewärmtem reinem Wasser gespeist werden. Ein solcher Mehrverbrauch würde allerdings der Wiedergewinnung zur Last fallen, dürfte sich aber schwer ermitteln lassen. Die von der De Naeyer'schen Maschinenfabrik erbauten Röhrenkessel arbeiten übrigens nach den vielen damit gemachten Erfahrmigen durch raschen Umlauf des Wassers sehr vortheühaft, und es ist nicht abzusehen, warum die Erzeugung von Dampf aus dünner Ablauge mehr Brennstoff kosten soll, als aus Wasser. Allerdings scheint es zu regebechtem Betrieb erforderlich, dass viele solcher Kessel wie in Willebroeck zusammen arbeiten, damit stets für den nöthigen Dampfvorrath gesorgt ist. 443. Rundofen zur Wiedergewinnung von Soda. Die am 8. März 1892 ausgegebene Patentschrift Nr. 61336 von Julius Schwager in Berlin bringt die Beschreibung einer nach Art der Ziegel-Ringöfen gebauten Einrichtung. Fig. 1101 ist ein Grundriss, Figg. 1102, 1103, 1104 sind senkrechte Schnitte nach A — B, C—D E—F der Fig. 1101. Der Ofen besteht aus behebig vielen, hier 4 Abtheilungen I II III IV zm- Aufnahme der Laugen, die durch Sohlbänke h und senki-echt darauf stehende Schieber S von einander getrennt werden können. Jeder dieser Schieber wird in einer Tasche t (Figg. 1002 und 1004) geführt, die nur in einer Stopfbüchse von der Schieberstange durchsetzt ist, welche mittels Kette und Rolle von aussen in Be- wegung gesetzt wird, ohne dass von aussen Luft in den Ofen treten kann. Die 151* 1196 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Abtlieilungen sind durch Drosselklappen di 0^2 «^s di mit einem Innern Gasabzugs- kanal E verbunden, der in Kanal E^ und durch diesen in die Esse JS führt. Jede AbtheUung ist auch mit Feuerrost rx »2 rg r^ und Schürloch L^ L^ im L„ versehen. Füllt man beispielsweise zuerst nur Abtheilung I mit Lauge, so bleiben alle Schieber S geschlossen und von den Drosselklappen nur di geöffnet, und es Fig. 1101 wird auf Rost ri Feuer angelegt, dessen Gase über die Oberfläche der Lauge in I streichen und mit dem entwickelten Wasserdampf durch K zur Esse abziehen. Beschickt man dann Abtheilung II mit Lauge, so öffnet man Drossel- klappe do sowie Schieber S^/n und schliesst di. Die auf Kost r^ entwickelten Feuergase bestreichen dann die Lauge in I und II und gehen durch d2 K E^ in die Esse E. Rundofen zur Wiedergewinnung von Soda. 1197 Wenn in gleicher Weise noch Abtheilungen III und IV angeschlossen werden, so bleibt nur Schieber Ä'^Vi geschlossen und nur Klappe d^ geöffiiet, so dass die Feuergase von ri aus dui'ch I II III IV streichen und durch d^ KE^ in die Esse E ziehen müssen. Wenn der Untergrund es gestattet, führt man die Endgase aus Kanal K in den unteren Kanal v und aus diesem abwechselnd dui-ch u oder w) in die Esse. Durch die so erhitzten Kanäle u w führt man abwechselnd die Verbrennungsluft, so dass dieselbe vorgewärmt durch besondere Kanäle oder den Rost in die jeweilig erste Abtheilimg gelangt. Sobald die Lauge in I soweit abgedampft und zu der Temperatur gesteigert ist, bei welcher die Kohlenwasserstoffe in Gasform übergehen, verbrennen diese und veranlassen durch die vermehrte Wärme neue Vergasung und Entzündung, sodass die Lauge weiterhin selbst den Brennstoff liefert, und die weitere Feuerung des Rostes r-^ unterbleiben kann. Die aus I abziehenden Feuergase können mehi- Wasserdampf aufnehmen als sie aus I entführen und bewirken Verdampfung in Abtheilungen II III IV. Ehe Abtheilung I abgebrannt ist, entwickelt die Lauge in II schon ent- zündbare Gase imd unterhält die Verbrennung selbständig weiter. Jede fertig gebrannte Abtheilung wird von den anderen abgesperrt, und man kann dieselbe unter beschränktem Luftzutritt nachschwelen lassen, ohne von dem dabei aus- strömenden üblen Geruch belästigt zu werden. Ist die Lauge in I genügend eingedampft, so wird Schieber äVh soweit gesenkt, dass nur die nöthige Verbrennungsluft in I vorgewärmt mit den dort entstehenden Gasen nach II durchziehen kann. Hat man die wiedergewonnene Soda, d. h. die Laugenasche aus I abgezogen und diese Abtheilung neu mit Lauge gefüllt, so wird Schieber ^Vn vöUig geschlossen, die Luft immittelbar in // ein- geleitet, Klappe dl und Schieber /S^^/i geöflEhet und Klappe d^ geschlossen. Dann ziehen die in II entwickelten Feuergase durch III IV und /, von wo sie durch dl K E' in die Esse gelangen. Auf diese Art wird jede der Abtheilungen I bis IV abwechselnd die erste, zweite und letzte der Reihe. Nach Angabe des Erfinders ist also hier nur zum Anfeuern etwas Brenn- stoff erforderKch, und das weitere Ausbrennen wird durch den in der Lauge ent- haltenen Brennstoff bewirkt. Die Patent-Beschreibung sagt nicht, wie dicht die Lauge schon sein muss, damit man ohne Brennstoff das darin befindliche Alkali als trockene Masse gewinnen kann. Soweit Verf. erfahi-en konnte, sollte die Lauge auf mindestens 30 ° Bd verdichtet sein. Wenn dieselbe mehr Wasser enthält, als die beim Verbrennen der aus Likrusten stammenden Stoffe entwickelte Wärme verdampfen kann, so wird man entweder die Lauge vor dem Einlassen von mehr Wasser befreien oder durch beständiges Feuern nachhelfen müssen. Stroh, Holz und andere Pflanzen enthalten auch verschieden grosse Mengen von Inkrusten und liefern der Lauge ebenso verschiedene Mengen brennbarer Stoffe. Das Verfahren erscheint jedoch seiner Einfachheit und billigen Ausführung wegen sehr beachtenswerth und soll in England imd Schottland schon längere Zeit erfolgreich benutzt werden. Die Oefen sind dort so gebaut, dass man die zur Trockene eingedampfte Ablauge in Gewölbe krückt, welche unter den Eindampf- becken liegen. Hier brennt das Ofengut vollends aus, fördert noch die Verdampfung der darüber liegenden Eindampfbecken und ergiebt eine grauweisse Soda-Asche. 1198 Ersatzstoffe für Hadern. Stroh. Wo mit Sulfat gearbeitet wird, muss man den Eindampfofen durch einen Sclimelzofen ergänzen, den man am besten, wie Dahl (vergl. Seiten 1178 bis 1181) so anordnet, dass die ausgebrannte Asche leicht hineingebracht werden kann, und dass seine Feuergase noch zum Eindicken der Lauge dienen. In englischen Fabriken soll man mit mehrfacher Verdampfung und solchen Oefen 92 bis 93 Procent der ursprünglichen Soda zurückgewinnen. 444. Dreh-Kalziniröfen. In der ersten 1875 erschienenen deutschen Ausgabe dieses Buches ist schon Seite 521 die Anwendung der in den Soda- fabriken zu gleichem Zwecke dienenden (rotirenden) Drehöfen empfohlen. Erst 13 Jahre später kamen dieselben jedoch in Amerika in Gebrauch auf Grund des Patents Nr. 380670, welches John E. Warren und Francis A. Cloudman in Cumber- land Mills, Maine, im Jahre 1888 auf den in Fig. 1105 dargestellten Ofen erhielten. D D Fig. 1105. A ist der Feuerherd, B der Drehofen, G die Einrichtung zum Eindampfen. Die Lauge, aus welcher das Natron wiedergewonnen werden soll, befindet sich in dem auf dem Eindampfofen angeordneten Behälter D. Von hier fliesst dieselbe durch Rohr a in den die Feuerung mit dem Drehofen verbindenden hohlen Hals E, wird in diesem vorgewärmt und steigt unter dem Druck der Flüssigkeit in D und a durch das Eohr h in den oberen Theil des Eindampfers C, wo sie über die Stufen-Flächen c und d herab auf die Sohle e rieselt. Auf dieser Sohle e kommt die Lauge in syrupartiger Beschaffenheit an. Zur Beförderung derselben von hier in den Kalzinirofen B dient eine Schnecke f, welche von aussen mit Eiemscheibe gedreht wird, und die Lauge nach dem Damm g schiebt, in welchem sich eine durch einen Pfropfen nach Erfordern verschliessbare Durehgangsöffnimg befindet. Dieser Pfropfen kann von aussen mittels WeUe g'^ und Kurbel gehandhabt werden. Der Kalzinirofen B ist von Schienen h umgeben, mit denen er auf RoUen i ruht, und wird mit Zahnkranz und Zahm-ad h in Umdrehung versetzt. Damit Eundofen zur Wiedergewinnung Ton Soda. Dreh-Kalziniröfen. 1199 das Natron sich nicht an dem Mauerwerk des Kalzinirofens festsetze, liegt auf dem Boden desselben eine lose Schnecke l, welche bei der Umdrehung des Ofens jeweilig em Stück Wegs mitgenommen wird und dann wieder zurückrutscht, dabei selbst in Drehung geräth, das sich ansetzende Natron abkratzt und nach dem rechten Ende des Ofens befördert, wo es vollständig kalzinh't herausfällt. Die Feuergase der bei der Kalzinirung des Natrons verbrennenden organischen Beimengungen unterstützen die Feuerung A bei der Eindampfmig der Lauge im Thurm C und dem Vorwärmen im Behälter D. Die Verwendung eines hohlen, von der Lauge durchflossenen Verbindmigs- halses E zwischen der Feuerung A und dem Drehofen B soU vor den bisherigen massiven Verbindungshälsen den Vorzug erheblieh längerer Dauer haben, da die durchfliessende Lauge den Hals beständig kühl genug erhält, um das Verbrennen desselben zu verhindern. Die Feuerung A naht auf Rollen m und kann behufs Freilegung des Kalzinirofens B entfernt werden. Fig. 1106 Das amerikanische Patent Nr. 480 702 vom 16. August 1892 ist an L. D. Armstrong in Lock Haven, Pennsylvania, auf einen Drehofen ertheüt und von diesem an die New York and Pennsylvania Company in Pennsylvania über- tragen worden. Bei dieser nach der Patentschrift in Fig. 1106 dargestellten Ein- richtung ist liinter dem Drehofen B ein Dampfkessel G angeordnet, der von den Feuergasen zunächst von aussen umspült und dann der Länge nach diu-chzogen wird, worauf die Feuergase über den Kessel hinstreichen und dabei gleichzeitig die in dem Behälter D enthaltene Lauge vorwärmen. Kessel G dient nur zur Er- zeugung von Dampf, also nicht zum Eindampfen der Lauge. Aus dem Behälter D gelangt die Lauge durch das Rohr a bei dem Dampfkessel vorbei in den Trichter h, aus diesem durch Rohr c in den Drehofen B, wo die Kalzinirung beendet wird. Der Drehofen ist von Kesselblech umgeben und mit Ringen d versehen, mit denen er auf Rollen e ruht. Die Rollen e werden auf irgend eine Weise angetrieben und nehmen den Ofen B durch Reibung mit, sodass es eines besonderen Antriebs für letzteren nicht bedarf. Um die Ringe d möglichst haltbar zu machen, be- 1200 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. Stehen dieselben, wie Fig. 1107 zeigt, aus zwei Theilen, dem eigentlichen Ring- körper /■ aus Gusseisen und einem darüber gelegten dünnern Ring g aus Stahl. Letzterer ist mit ersterem durch versenkte Bolzen c verbunden, die diu-ch seitlich einzusteckende Splinte h ge- halten werden. Die Splinte liegen in Längsschlitzen i des Ringkörpers f, sodass der Ring g sich um die Länge dieser Schlitze auf dem Ringkörper f verschieben kann. Hierdui'ch soll beim Indi'ehungsetzen des Ofens B das Abseheeren der Bolzen c vermieden werden. Zwischen der Feuerung A und dem Ofen B ist ein Schild E eingeschaltet, welches den Raum zwischen der Feuerung und dem Ofen abdichtet. Derselbe besteht aus feuerfesten, durch einen eisernen Ring zusammengehaltenen Ziegeln und kann, nachdem die auf Rollen ruhende Feuerung A zurückgezogen ist, zur Seite geschoben werden, um das Innere des Kalzinü-ofens freizulegen. In den Vereinigten Staaten von Amerika wird die Lauge vielfach in dem auf Seiten 1181 bis 1184 beschriebenen Yaryan'schen mehrfachen Verdampfer ein- gedickt und in einem Drehofen ausgebrannt, und die Fabrikanten sind mit den dm'ch diese Einrichtungen erzielten Erfolgen sehr* zufrieden. J. W. Wyatt, Croxley Mills, Watford, England, beschrieb 1889 m » T/ie Papermakers Monthly Journal« einen Warren'schen Drehofen, den er in Cumberland Mills bei Portland, Amerika, gesehen hatte. Es ist ein etwa 12 Fuss langer eiserner Cylinder von 10 Fuss Dui'chmesser, den man innen so ausgemauert hat, dass das Mauerwerk beim Emfluss der Lauge 6 Zoll dicker ist als beim Ausfluss-Ende, dass also der Ofen innen 6 Zoll Fall hat. Die eintretende Lauge wird durch die Dreh- bewegung des Ofens mitgenommen, kommt nach oben, fällt tropfenweise dm'ch die Feuergase und gelangt vöUig ausgebrannt am andern Ende auf ein endloses Fort- bewegungs-Band, von dem die Soda- Asche selbstthätig in die Lösungs-Bottiche befördert wird. Am Ausgangs-Ende steht auch der fahrbare Feuerherd, dessen Gase der Lauge entgegen dm"ch den Drehofen ziehen, dann in einem Röhrenkessel Dampf erzeugen und schliesslich die schwachen Laugen erhitzen. Durch das Drehen des Ofens wird das Umrühren der Lauge und Asche, sowie die verlust- bringende Bildung einer Haut auf der Flüssigkeit vermieden. Ein solcher Dreh- ofen hatte bei S. D. Warren & Co. vom 30. Oktober bis 1. November 1888 täglich 19 506, 21 984 und 23 976 engl. Pfund Soda- Asche geliefert. Durch Zufügung des Yaryan'schen Abdampfers zu dem Drehofen soUen die schon geringen Kosten der Wiedergewinnung auf die Hälfte und weniger vermindert und von der angewendeten Soda 83 — 90 pCt. wiedergewonnen worden sein. 445. Wahl der Auslauge-, Verdampfungs- und Ofen -Anlagen. Die Natron- und SuLfat-Zellstoff-Fabrikation kann sich gegenüber der Sulfitstoff-Er- zeugung nur dadurch lebensfähig erhalten, dass sie den Aufwand für- Soda und Brennstoff auf das geringste Maass vermindert. Dies gelingt dm-ch Anwendimg von Sulfat, zweckmässige Auslaugung, Eindampfung usw., wie in den vorher- gehenden Abschnitten gezeigt wurde, in hohem Maasse. Während man früher die beim Abdampfen der Lauge entwickelten Dämpfe fortziehen liess, entzieht man denselben jetzt ihre Wärme in einem Verdampfer, Dreh-Kalziniröfen. Wahl der Auslauge-, Verdampfungs- und Ofen-Anlagen. 1201 Wiedergewonnenes Natron und dessen Verwendung. WO sie wieder Wasser in Dampf verwandeln, usw., sodass man ohne erhebliclien Aufwand an Brennstoff eindicken kann. Früher liess man die wiedergewonnene Soda oder schwarze Asche ausserhalb des Ofens ausbrennen und die Luft ver- pesten, wähi'end man jetzt die aus den brennbaren Stoffen der Lauge entwickelte Wärme zum Abdampfen und Kalziniren verwerthet. Bei allen diesen Verbesserungen ist die Ersparniss an Brennstoff um so grösser, je weniger Wasser die Ablauge enthält, je dichter sie in die Verdampfer und Oefen gelangt. Eine Reihe von in letzter Zeit (1893) angestellten Versuchen zeigte, dass man ebensoviel Wärme oder Brennstoff aufzuwenden hat, um eine Lauge von 3 ° Be. auf 7,6° Be. zu bringen, wie zum völligen Eindicken der 7,6° Be. auf 40° nöthig ist. Während es also sehr leicht und lohnend ist, aus starken Laugen das Natron wiederzugewinnen, erfordern schwache Laugen grossen Auf- wand an Brennstoff. Wemi man daher nicht, wie De Naeyer & Cie. (Seiten 1194 und 1195), mit den Waschwässern die Dampfkessel speist und sie beinahe ohne Kosten eindickt, wird man vor allem dafür sorgen müssen, dass möglichst gründliches Ausnützen des Wassers beim Waschen des Stoffes erzielt wird und dann bestimmen, welche Ablaugen, d. h. von welcher Dichte an, zur Wiedergewinnung dienen sollen. In mancher Gegend imd Anlage wird es vortheilhaft sein, auch die dünnen Wasch- wasser zu verarbeiten, während man sie in anderen besser wegfliessen lässt und sich auf Eindampfen der stärkeren Laugen beschränkt. Die Wahl der Einrichtungen wird in erster Linie von dieser Entschliessung abhängen und in zweiter von den behördlichen Vorschriften über Vermireinigimg der Wasserläufe. Bestimmte An- weisungen dazu lassen sich um so weniger geben, als fortwährend neue Einrichtungen auftauchen, die besser sein sollen als alle ihre Vorgänger. ■ Alle diese Wiedergewinnmigs- Anlagen sind sehi' kostspielig und erfordern so viele Ausbesserungen und Erneuerungen, dass tüchtige englische Papiermacher die Ansicht äussern, es sei besser, die gebrauchte Lauge wegfliessen zu lassen, wenn es zulässig wäre. Li den höher entwickelten Staaten ist es aber nicht mehr erlaubt, die Wasserläufe mit solchen Laugen zu verunreinigen, imd alle anderen Staaten werden mit der Zeit ähnliche Bestimmimgen treffen. Der Fabrikant hat daher keine Wahl, sondern muss dafür sorgen, dass seine Abwässer möglichst rein werden. Um dies mit Vortheil auszuführen, muss er die Wiedergewinnungs- Einrichtungen gründlich prüfen, da der Erfolg seiner Fabrikation davon abhängen kann. 446. Wiedergewonnenes Natron und dessen Verwendung. Die völlig eingedampfte Natron-Lauge sollte nm* soweit gebrannt werden, dass sie ein möglichst lockeres, pulverartiges Salz liefert, und je weisser dieses ausfällt, desto retuer und besser wird es sein. Keinesfalls darf man das Brennen so weit treiben, dass die Soda schmüzt, da sie sich hierbei wieder verändert, nur mit grosser Mühe, häufig nur durch Heraushauen, aus dem Ofen entfernen und schwer auflösen lässt. In England und Schottland, wie auch in manchen deutschen Fabriken, wird das wiedergewonnene Sodasalz in Vorrath aufgespeichert und gelangt erst nach geraumer Lagerzeit zm* Verarbeitimg. Dies hat den Vortheil, dass mau die Lauge stets gleichmässig zusammensetzen kann, während bei sofortiger Aufarbeitung der wiedergewonnenen Soda die Lauge von deren Ausfall abhängt. Beim Lagern nimmt die wiedergewonnene Soda Wasser aus der Luft auf, wird dadm'ch löslicher, und 152 1202 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. ikre Lösung klärt sich leichter beim Kaustiziren, das heisst das Absetzen erfolgt leichter. Wo mit Sulfat gearbeitet wird, darf man dagegen das wiedergewonnene Salz nicht lagern lassen, weil das Schwefelnatrium der geschmolzenen Sulfatsoda sehr hygroskopisch ist und bis zu 30 pCt. Wasser aus der Luft aufnehmen kann, besonders aber, weil sich das werthvoUe Schwefelnatrium an der Luft sehr rasch wieder in schwefligsaures und schwefelsam-es Natron umwandelt. Wie sehr sich das Salz ver- ändert, zeigen nachstehende von W. Schacht 1889 in Wertheim bei Hameln ausgeführte Analysen zweier Schmelzen in frischem Zustand und nach achttägigem Lagern. 1) Schwefelnatrium-arme Schmelze 2) Schwefelnatrium-reiclie Schmelze frisch gelagert frisch gelagert 68,62 Prozent 51,78 Prozent Kohlensaures Natron 59,70 Prozent 48,86 Prozent 17,87 „ 11,12 ), Schwefelsaures Natron 15,78 „ 10,97 „ 0,53 „ 4,00 ;, Schwefligsaures Natron 0,41 4,63 „ 3,18 0,64 T) S ch wef eli atrium 15,09 0,24 „ 4,15 „ 1,86 n Unlöslicher Rückstand 3,43 „ 1,66 „ 0,00 „ 23,72 •)•: Wasser 0,00 „ 30,11 Von dem werthvoUen Schwefelnatrium rührt auch die rothe Färbung der Schmelze her, und je mehr diese vorherrscht ■ — desto besser. Sieht das wieder- gewonnene Salz gelb aus, so ist es arm an Schwefelnatrium. W. Schacht unter- suchte auch zwei Proben verschieden gefärbter Schmelz-Soda, welche ein Dahl'scher Ofen innerhalb einer halben Stunde lieferte, imd fand folgende Zusammensetzung: 1) Rothe Schmelze. 2) Gelbe Schmelze. 59,70 Prozent Kohlensaures Natron 68,62 Prozent Schwefelsaures Natron 17,87 Schwefligsaures Natron 0,53 „ Schwefelnatrium 3,18 „ Unlöslicher Rückstand 4,15 „ "Wassergehalt 0,00 „ fehlt, ist bei beiden Proben Kalk, Chlornatrium, 15,78 0,41 15,09 „ 3,43 „ 0,00 Was an 100 Prozent Eisenoxyd und Thonerde. Die Schmelzsoda wird besonders leicht gelb, wenn der Schmelzofen leer wird, d. h. wenn sich nur noch wenig Ofengut darin befindet. Da letzteres dann im Schmelzofen recht tief liegt, so erfordert es grosse Hitze zum Schmelzen, und bei solcher verflüchtigt sich viel Schwefelnatrium und entweicht mit den Feuer- gasen. Dieselbe Verflüchtigung tritt ein, wenn eine Verstopfung der Ausflussöfihung das flüssige Gut zu längerem Verweilen im Schmelzofen zwingt. Man sorge deshalb für regelmässigen Betrieb des Schmelzofens mit steter Füllung und gleichmässigem Abfluss. Das verflüchtigte Schwefelnatrium oxydirt sich zu schweflig- und schwefel- saurem Natron, welches sich im Trockenofen, den Verdampfpfannen, Feuerzügen usw. ablagert mid theilweise durch den Schornstein entweicht. Das aus Sodalauge wiedergewonnene Salz wird, wie frische Soda, mit Kalk im Kaustizirbottich unter Umrühren gekocht und setzt dabei seine unlöslichen Bestandtheile ab, die im Kalkschlamm bleiben. Die aus Sulfatlauge wiedergewonnene Schmelzsoda ist oft schwer löslich und wird deshalb zweckmässig vor dem Kaustiziren in einem eisernen Bottich mit doppeltem Boden aufgelöst, der in einer grossen Zellstoff'-Fabrik 2,5 m Durchmesser und 1,75 m Höhe hat. Die milöslichen schlammigen Theile der Schmelzsoda fallen durch die Löcher des falschen Bodens in den untern Raum, aus dem sie von Zeit Wiedergewonnenes Natron und dessen Verwendung. 1203 ZU Zeit mittels Halmes abgelassen werden. [Durch diese Abscheidung der unlöslichen Theile wird die Lösung der Schmelzsoda erheblich gefördert. In dem Theil unter dem falschen Boden dreht sich auch ein Rubrer, welcher die Flüssigkeit in steter Bewegung erhält, die durch eintretenden Abdampf noch verstärkt wird. Die auf solche Weise erhaltene Lösung wird in die Kaustizirgefässe gepumpt, dort vielfach mit frischem Sulfat ergänzt, mit Kalk gekocht und von neuem zum Kochen benützt. Diu-ch den grossen Gehalt an Kieselsäure in Form löslicher, aus Stroh stammender Silikate werden die aus wiedergewonnener Soda bereiteten Laugen häufig spezifisch schwerer als andere von gleichem Natrongehalt und ergeben zu hohe Zahlen auf dem Aerometer. Man darf sich desshalb mit dieser Wägung nicht begnügen, sondern muss von Zeit zu Zeit den Natrongehalt durch Titriren fest- stellen. J. W. Kynaston veröffentlichte in England am 12. März 1890 folgende Analyse eines wahrscheinlich aus Stroh-Lauge gewonnenen Salzes: Natriumkarbonat 49,92 Natron 4,84 Natriumsilikat. . 13,88 Natriumaluminat 4,10 Die Lösung dieses Salzes wurde durch Absetzen geklärt und nach Kynaston und Sutherlands patentirtem Verfahren mit einer Menge Bikarbonat (doppeltkohlen- saurem Natron), deren Gehalt an Natron einem Sechstel des in der Lösung ent- haltenen Natrons entsprach, V4 bis V2 Stunde gekocht. Die gekochte Lösung wurde in üblicher Weise mit Kalk kaustizirt. In der klaren Lösung, welche vor dem Kochen mit Bikarbonat auf 100 Theile wirklichen Natrons (Na^O) 14,53 Theile Kieselsäure enthalten hatte, fanden sich jetzt nur noch 1,602 Theile Kieselsäure und keine Thonerde mehr. Dagegen enthielt der beim Kochen gewonnene, aber vor dem Kaustiziren entfernte Kieselsäure-Thonerde-Nieder schlag auf 100 Theile Kieselsäure nur 1,90 Theile Natron. Wenn diese Angaben richtig sind, kann man durch Kochen von Strohlaugen mit Bikarbonat den grössten Theil des von Kieselsäure unlöslich gebundenen Natrons frei und nutzbar machen. Das Natron des Bikarbonats geht nicht verloren, sondern bleibt in der Lauge. Es wird also vom Preis des Bikarbonats abhängen, ob es vortheilhaft ist, das an Kieselsäure gebundene Natron damit frei zu machen. Es erscheint einfacher, dass man die Kieselsäure durch Einleiten von Kohlensäure, z. B. der Verbrennungsgase, in eine aus dem wiedergewonnenen, geschmolzenen Salz erhaltene Lösung abscheidet. Dabei verbindet sich die Kohlen- säure mit dem Natron und setzt die Kieselsäure frei, die sich aber in gallert- artiger Form abscheidet und Filtration des Gemisches erschwert. Wäre solche Filtration leicht ausführbar, so könnte man durch Erhitzen der Lösung das ent- standene doppeltkohlensaure Natron in einfach kohlensaures verwandeln und wie gewöhnlich mit Kalk kaustiziren. So lange jedoch die Abscheidung der aus- gefällten gallertartigen Kieselsäure nicht leicht ausführbar ist, hat auch das Ver- fahren keinen praktischen Werth. Man kann nach Schacht die Kieselsäure der Rohlauge auch durch Kochen mit Kalkhydrat beseitigen, welches durch Eintauchen von Aetzkalk in Wasser hergestellt, also noch pulverig und trocken ist. Das Kalkhydrat ändert seinen Umfang (Volumen) durch Aufnahme der Kieselsäure nur wenig, giebt also zu keiner Schlammbildung Anlass. Im EQeinen angestellte Versuche ergaben, dass man dm-ch reichlichen Zusatz 152* 2204 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. von Kalkhydrat und 20 Minuten langes Kochen 89 Prozent der gelösten Kieselsäure aus der Lauge abscheiden kann. Die Menge der Abscheidung hängt jedenfalls von der Grösse des Kalkzusatzes und der Dauer des Kochens ab. Bei dem Kochen mit pulver- förmigem Kalkhydrat wird das kohlensaure Natron zum grössten TheU kaustizirt, doch muss man zur Vervollständigung der Kaustizirung noch mit Kalkmilch kochen. Man Avird bei dieser doppelten Kochung mehr Kalk brauchen, aber auch glatter arbeiten. Man kann auch Kalkmilch anwenden, nimmt aber besser trockenes Kalkhydrat, weil es sich dm'ch Sieben leicht von Steinen und ungenügend gebranntem Kalk befreien lässt und die Herstellung von Kalkmilch erspart bleibt. Man kann die Kieselsäm-e auch dadurch unlöslich machen, dass man dem wiedergewonnenen trockenen Ofengut beim Schmelzen kohlensauren Kalk zusetzt. Löst man dann das geschmolzene Salz, die Schmelzsoda, so bleibt der grösste Theil der Kieselsäure in Verbindung mit Kalk zurück. Wie viel Kalk man hierzu braucht, hängt vom Gehalt des wiedergewonnenen Salzes an Kieselsäure ab und muss durch Versuche ermittelt werden. Ueberhaupt sollten hier niu* die Wege zur Be- seitigung der Kieselsäure angedeutet werden. Bestimmte Erfahrungen und Vor- schriften zur Ausführung der erwähnten Verfahren sind nicht bekannt geworden. 447. Verlust an Schmelzsoda durch Verflüchtigung. Das Schmelzen ist stets mit Sodaverlust verknüpft, da bei der hohen, zum Schmelzen erforderlichen Temperatur ein Theü der Salze verflüchtigt wird. Ist der Ofen nicht richtig gebaut oder nicht geräumig genug, so muss der Feuerherd selir stark beschickt werden, imd die Verluste werden beträchtlich. Bei einer Anlage, in welcher die Feuerabgase des Schmelzofens zwei Ein- dampfbecken des Abdampfofens überstrichen mid dann noch einen Dampfkessel heizten, fand Schacht in den Flammröhren und Feuerzügen des Kessels stets er- hebliche Ablagerungen der Verflüchtigungen. Vorn in den Flammröhren lag stets eine weisse bis hellgraue, gefärbte, krystallinische Masse, welche 11,25 Prozent in Wasser unlösliche, 88,75 Prozent in Wasser lösliche Stoffe enthielt und zwar in letzteren 38,91 Prozent Natron, bestehend aus 83,59 Prozent schwefelsaurem, 1,23 Prozent kohlensaiu-em Natron, geringen Mengen jjhosphorsaiu'em Natron und Chlornatrium. In den hinteren Theilen der Flammröhren lagerten sich graue, zusammenhängende Stücke ab, welche 40,68 Prozent in Wasser unlösliche und 59,32 Prozent in Wasser lösliche Stoffe enthielten. In den letzteren waren 24,66 Prozent Natron und zwar 0,29 Prozent als kohlensaures, 56,09 Prozent als schwefelsaures Natron. Die Ablagerungen in den Zügen waren grau, porös, zum Theil pidverig und enthielten 30,04 Prozent m Wasser unlösHche, 69,96 Prozent in Wasser lösliche Stoffe, darin 27,88 Prozent Natron, in welchen 63,85 Prozent schwefelsaures Natron enthalten waren, während kohlensaures Natron felilte. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass viel werthvoUes Natron verflüchtigt wird, und dass man diesen Verlust möghchst verhindern sollte. 448. Gerüche der SvilfatzellstoflF-Fabriken. Mit Einführung des Sulfat- verfahrens begannen die Zellstoff-Fabriken so unangenehme Gase zu entwickeln, dass die Umgebung in hohem Grade davon belästigt wurde. Eine Quelle dieser Gerüche bilden die von den Kochern abgeblasenen Dämpfe, welche bei Anwendung zu grosser Mengen von Sulfat, Avie Seite 1172 erwähnt, leicht Schwefelwasserstoff Wiedergewonnenes Natron und dessen Verwendung. 1205 Verlust an Schmelzsoda durch Verflüchtigung. Gerüche der Sulfatzellstoif-Pabriken. enthalten. Um diese Gerüche zu vermeiden, muss man zunächst durch Anwendung massiger Mengen von Sulfat dafür sorgen, dass keine oder wenig übelriechende Gase entstehen imd den diese Gase enthaltenen Abdampf in geschlossene Behälter blasen, wo er sich abkühlt und verdichtet. Besser noch ist es, wenn man die Abdämpfe durch Wasser-Rieselung verdichtet und die entstehende heisse Flüssigkeit zum Ansetzen frischer Lauge verwendet. Die andere und hauptsächliche Quelle der Gerüche befindet sich in den Wiedergewinnimgs-, Kalzinir- und Schmelzöfen, in denen das Sulfat grossentheils in Schwefelnatrium und durch Einwirkung der Kohlensäure der Feuergase in Soda umgewandelt wird. Das Schwefelnatrium verflüchtigt sich bei hoher Temperatur in grossen Mengen, und die fortgerissenen Stoffe lassen sich durch Feuer, d. h. durch die von Dahl zu diesem Zweck angewandte Zwischenfeuerung (s. Seite 1179), nur soweit zerstören, als sie nicht aus Schwefehiatrium bestehen. Diese Feuer ver- schlimmern sogar das Uebel insofern, als sie die Temperatur der Ofengase erhöhen und das so erhitzte Schwefelnatrium durch den Schornstein abziehen lassen. Bei trockener warmer Witterung entweichen dann die Gase allerdings mit nm' schwachem brenzlichem Geruch, bei feuchtem, stürmischem und Regenwetter entwickeln sich aber unerträgliche, meilenweit bemerkbare Gerüche. Sobald nämlich die Schwefel- natrium-Dämpfe feuchter Luft ausgesetzt werden, setzen sie sich mit der Kohlensäure der Luft in kohlensaures Natron und Schwefelwasserstoffgas um, welches den bekannten Geruch fauler Eier hat. Naa S + H2 O + CO2 = H2 S + Naa CO3 Schwefelnatrium Wasser Kohlensäure Schwefelwasserstoff Kohlensaures Natron Schwefelwasserstoff riecht auf weite Entfernmig, wo es mit viel Luft verdünnt ist, am sclilimmsten ; in verdichtetem Zustand ist es sehr giftig, riecht aber weniger. Um diese Gerüche möglichst zu vermeiden, muss man, wie schon erwähnt, die Menge des angewandten Sulfats beschränken und dasselbe meist beim Kaustiziren und nur wenig dm'ch Mischen mit der schwarzen Asche im Ofen zusetzen. Wenn es sich vermeiden lässt, ist es auch rathsam, die Mischung von Sulfat imd schwarzer Asche nur bis zu beginnendem Schmelzen zu kalzinhen, sodass die Umsetzung des schwefelsauren Natrons in Schwefehiatrium ohne Ver- flüchtigimg eines erheblichen Theils des letzteren vor sich geht. Jedenfalls ist aber durch zweckmässige Anlage der Feuerzüge für Abkühlmig der Ofengase bis zur mitersten zulässigen Grenze zu sorgen. Dm'ch solche Abkühlung kann das mitgerissene Schwefelnatrium zurückgewomien werden. Nöthigenfalls muss bei grosser Abkühlung der ziu" Abführung der Ofengase nöthige Zug dm'ch Ventilatoren hergestellt werden. Um alle Gerüche möglichst zu verhindern, darf man daher keinerlei Kocher- und Laugendämpfe ins Freie entweichen lassen, sondern muss dieselben in geschlossene Behälter leiten, wo sie sich etwa in der Weise wie in V und 0 von Fig. 1098 verdichten. Ferner ist dafür zu sorgen, dass möglichst wenig Laugen theilchen durch den Zug der Feuergase mit fortgerissen werden, dass also die Lauge nicht zer- sprüht wird. Was sich von brennbaren Gasen noch in den aus dem Wieder- gewinnungsofen abziehenden Feuergasen befindet, sollte etwa in der von Dahl an- gegebenen Weise verbrannt werden. Dann aber müssen die Gase Zeit und Gelegenheit finden, alle mitgerissenen Theilchen abzulagern und sich, womöglich durch Abgabe 1206 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. der Wärme zu nützlichen Zwecken, abzukühlen. Auf keinen Fall dürfen die wiedergewonnenen Salze ins Freie kommen, ehe sie völlig ausgebrannt sind, d. h. alle brennbaren Theile an die Ofengase abgegeben haben. Die Verflüchtigung von Schwefelnatrium im Ofen kann durch Einstreuen von Kalkschlamm aus den Kaustizirgefässen vermindert werden, den man zuvor an der Luft getrocknet hat. Es bildet sich dann allerdings wie bei der Fabrikation von Leblanc-Soda mehr kohlensaures Natron als Schwefelnatrium, und der Kalk bleibt meist als Schwefelcalcium beim Auflösen zm-ück. Man kann auch die Entstehung der Gerüche einigermaassen dadurch herab- mindern, dass man in die Feuerung, welche sich vor dem Schmelzofen befindet, (vergl. Tafel X) Sägespäne streut. Aus diesen entsteht zum Theil Holzkohle, welche die sich entwickelnden Gerüche aufsaugt. 449. Verwendung der Knoten. Die besondere Verarbeitung der Stroh- Knoten bietet durch deren grossen Kieselsäure-Gehalt viel Schwierigkeiten. Die eingedampfte Ablauge vom Kochen aussortirter und für sich behandelter Knoten lässt sich wegen ihres Kaeselsäure-Gehalts auch mit grösster Hitze nicht zu Asche verbrennen, bleibt teigig und musste in einigen Fällen mühsam aus dem Ofen geholt und dann weg- geworfen werden. Ausserdem erhält man aus den Knoten nur untergeordneten Stoff. In manchen Fabriken, wo die Knoten durch Wiudfegen ausgeschieden wurden, hat man dieselben, um diesen Schwierigkeiten zu entgehen, in kleinen Mengen wieder dem Häcksel zugetheilt und mit diesem verkocht. Hierbei verlieren sie sich in der grösseren Strohmenge und machen sich, wenn gut gekocht und gebleicht wird, nicht sehr bemerklich. Will man sie aber in dieser Weise verarbeiten, so unterlässt man besser die Abscheidung und lässt sie bei dem gehäckselten Stroh. Es erscheint gewiss, dass viele helle Pünktchen, welche das aus Strohstoff angefertigte Papier aufweist, aus Stoffen stammen, die sich in den Strohknoten befinden. Da diese Knoten ausserdem geringen Stoff liefern, so empfiehlt es sich, dieselben stets auszusondern, wenn man besten Stoff herstellen will. Deren besondere Vei'ai'beitung ist nach der oben erwähnten Erfahrung nicht rathsam, und man weiss daher in den meisten Fällen nichts Besseres damit zu machen, als sie an Landwirthe zu verkaufen oder, wenn dies nicht geht, im Wiedergewinnungsofen zu verbrennen. Jedenfalls ist dies vortheilhafter, als den Stoff damit zu verunreinigen. 450. StrohstoflF- Sortirer. In Abschnitt 424 sind die Verfaln-en beschi-ieben, Avelche früher zum Reinigen von Strohhalbzeug dieaten und noch angewendet werden. Neuerdings (1893) kommen zu diesem Zweck auch Schüttelsiebe in Anwendung und werden sehr gelobt. Eine Einrichtung dieser Art von H. Fliegel, Maschinen- fabrikant in Berthelsdorf bei Reibnitz in Schlesien, ist in Fig. 1108 — 1110 in Grund- und Aufrissen in 1 : 20 der wahren Grösse dargestellt. Der mit viel Wasser verdünnte Stoff wird an dem hochliegenden Ende Ic^ auf das Sieb h geleitet, welches aus etwa 3 mm starkem Zink- oder Kupferblech besteht und mit Löchern von 6 mm Durchmesser dicht besäet ist. Dasselbe rulit auf dem Rahmen i, der nur am tiefsten Ende offen ist, und wird von der Welle d mit angeschweisster Kurbel von 40 mm Hub 450 bis 500 mal in der Minute vor- und zm-ückbewegt, d. h. geschüttelt. Die WeUe d ruht in Gussbuchsen mit Metallhülsen u auf einem hohl gegossenen Lagerbock a und trägt eine Losscheibe c, sowie eine Antriebs-Festscheibe 6 mit angegossenem Schwungrad. Die Kurbel e Gerüche der Sulfatzellstoff-Fabriken. Verwendung der Knoten. Strohstoff-Sortirer. 1207 greift in eine mit verstellbaren Lagern versehene Lenkerkappe, welche durch die eschene Feder / mit dem eisernen an den Siebrahmen i genieteten Winkelstück g verbunden ist. Der Siebrahmen i ruht mit angenieteten gedrehten Bolzen in den Augenlagern von 4 Eschenholz-Federn l, deren untere in Schraubenbolzen aus- laufende Enden o in Löchern der beiden viereckigen Wellen n ruhen, die selbst in ausgebohrten Naben von 4 Froschlagern t gelagert sind. Die Lager t ruhen auf zwei Hohlständern h, die durch Bolzen p miteinander und mit dem Bock a durch dessen angegossene Arme s verbunden sind. Die feinen Theile des Stoffes gehen durch die Ijöcher des Siebes Ic, fallen durch den Trichter q in den Kanal r, in welchem sie weitergeleitet werden. Die dicken Theile, welche auf dem Sieb ver- bleiben, rücken allmälig bis ans Ende vor und fallen hier durch Rinne v heraus. Diese dicken oder harten Theile bestehen aus unvollkommen aufgeschlossenem Stroh oder aus Verunreinigmigen, jedenfalls aus Stoffen, die sich noch nicht zum Bleichen 1208 Ersatzstoffe für Hadern. — Stroh. und Verarbeiten eignen. Zum Antrieb des Sortirers soll nur sehr geringe Kraft nöthig sein, in 24 Stunden soll er 5000 kg Stoff durchlassen. Die Reinigung oder Sortirung mit solchen Schüttelsieben wird vielfach der durch Knotenfänge vorgezogen. Sie muss erfolgen, ehe der Stoff durch den auf Seiten 1165 — 1167 beschriebenen oder anderen Mahlgang geht, weil er in diesem so sehr zerkleinert wird, dass alle Theile, gute und schlechte, durch die Sieblöcher fallen und sich nachher nicht mehr trennen lassen. 451. Verarbeitung des Strohstoffs auf der Papiermaschine. Stroh- ganzzeug ist, wie die einzelne Strohfaser, kurz und lässt sich ohne Schwierigkeit entwässern. Bei seinem Fortgang über die Papiermaschine verhält es sich wie andere, nicht sehr feste Stoffe und verursacht nur dadurch besondere Schwierig- keiten, dass das Papier mit Zähigkeit der oberen Walze der ersten Presse anhängt. Aus dem Umstände, dass das Papier diese Eigenschaft in um so höherem Grade zeigt, je schlechter der Strohstoff gekocht und gewaschen ist, könnte man schliessen, dass sie nur von der Gegenwart ungelöster harziger Bestandtheile herrührt, wenn sie nicht, vermindert, auch bei gut gekochtem Strohstoff zum Vorschein käme. Da wir es überdies mit der Fabrikation von Strohstoff so wenig wie mit anderen menschlichen Einrichtungen zur Vollkommenheit gebracht haben, so muss man daraufrechnen, manch- mal Strohstoff zu verarbeiten, welcher der besagten Walze mit grösserer Zäliigkeit als gewöhnlich anklebt und entsprechende Vorkehrungsmaassregeln treffen. Das Kleben des Papiers an der obern Press walze ist auf Seiten 696 bis 699 ausführlich behandelt, und dort sind auch Mittel zur Miaderung dieses Uebelstandes angegeben. Obwohl trockenes Strohpapier häufig sehr hart und steif erscheint, ist es in nassem Zustand, auf der Maschine, weich und schwach, bricht häufig und erfordert um so mehr Aufmerksamkeit, je weniger es mit stärkeren Faserstoffen versetzt ist. Es wirkt auch, wie alle Faserstoffe, welche durch Behandlung roher Pflanzen mit grossen Mengen von Chemikalien erhalten werden, zerstörender als Hadernpapier auf Sieb imd Filze — wahrscheinlich weil die Säui'en nicht immer gründlich ausgewaschen sind und es auch, bei ihren grossen Mengen, kaum sein können. Der hieraus erwachsende Verlust wird jedoch dadm-ch aufgewogen, dass die Umwandlung von Stroh in Papier sehr wenig Triebkraft in Anspruch nimmt. In den 70 er Jahren, als Verf. vorstehende Sätze schrieb, wiu"de noch viel Papier erzeugt, welches zum weitaus grössten Theil aus Strohstoff bestand. Seitdem hat man Vorzüge und Mängel des Strohstoffes besser kennen gelernt und benützt ihn jetzt (1893) mein- als Beimischung, aus den am Schluss des folgenden Abschnitts angeführten Gründen. 452. Stoffergebnisse und Schlüsse. Der Zellstoffgehalt des Strohs hängt, wie seine ganze Zusammensetzung, von seiner Gattung, von Klima, Boden, Alter und Anbau ab, und ist daher, wie in Absclui. 405 nachgewiesen, sehr veränderlich. Wenn sich schon desshalb eine allgemein giltige Zahl für das Erträgniss nicht feststellen lässt, so ist die Schwierigkeit noch dadurch erhöht, dass Strohstoff nur selten für sich verarbeitet wird, dass also die meisten Fabriken gar keine Gelegenheit haben, das Erträgniss direkt zu ermitteln. In der ersten amerikanischen Ausgabe dieses Werkes A Practical treatise on the Manufacture of paper, Philadelphia 1873 ist die Erfahrmig des Verf.'s, sowie vieler amerikanischer Fabrikanten dahin zusammengefasst, dass man in der Regel Strohstoff-Sortirer. Verarbeitung des Stxohstoffs auf der Papiermaschine. 1209 StofFergebnisse und Schlüsse. aus rohem ^ Stroh, wie es vom Felde kommt, nicht mehr als 33 Vs Prozent seines Gewichts weisses Papier erhält, dass der Ertrag aber etwas besser ausfallen mag, wenn das Stroh besonders gut und rein ist. Wenn es schlecht gekocht ist, wird der Ertrag sich erhöhen, das Papier besteht aber dann, obwolil es durch starkes Bleichen weiss geworden sein mag, nicht aus reinem Zellstoff, sondern enthält kieselsaure und andere inkrustirende Bestandtheile, die ihm die bekannte strohartige Sprödigkeit verleihen. Der Verf. hat seitdem die Ueberzeugung gewonnen, dass die Strohstoff-Fabrikation in Europa, zum Theil infolge besserer Wasch -Ein- richtungen, eia grösseres Stofferträgniss giebt. Ein wesentlicher Unterschied besteht übrigens darin, dass in Amerika das rohe ungesehnittene Landeserzeugniss, in Europa aber gereinigtes gehäckseltes Stroh die Grundlage der Berechnung bildet. Die Seite 1194 erwähnte Zellstoff- Fabrik von de Naeyer in Willebroek, Belgien, berechnet den durchschnittlichen Ertrag an trockenem Stoff aus Stroh auf 40 Prozent. Ein gleiches Ergebniss hatte man 1873 in der englischen Strohstoff- Fabrik von Townsend Hook & Cie. in Snodland. Mehrere grosse Fabriken, welche nach Thiry'schem Verfahren arbeiten, erhalten 40 bis 43 Proc^nt Papier aus Stroh. Einige deutsche Fabrikanten, welche das Thode'sche Verfahren benützen, geben über- einstimmend das Stoffergebniss des reinen knotenfreien Strohes zu 46 bis 47 Procent und das der Knoten zu 38 Procent an. Papierfabriken, die selbsterzeugten Stoff ver- arbeiten, wie die letztgenannten, haben, da sie den Strohstoff nur mit andern Stoffen zusammen verwenden, meist keine Gelegenheit und keine Veranlassung, das Stoff- ergebniss dauernd festzustellen. Eine grosse deutsche Strohstoff- Fabrik, die mit mehreren Anlagen fabrizirt und ihr Erzeugniss verkauft, also nothwendig fortwährend das Ergebniss ermittelt, erhält aus 100 kg des Kaufgewichts rohen Roggenstrohs 42 bis 44 kg lufttrocknen Stoff in Papierform, und aus Weizenstroh 40 bis 42 kg. Jede Pflanzenart ergiebt Fasern, deren Eigenschaften von denen anderer Pflanzen verschieden sind. So ist die Strohfaser kurz und fein, aber steif und glatt, daher wohl geeignet, dem Papiere die der Baumwolle fehlende Steifheit zu ertheilen, es knittrig zu machen, aber weniger geeignet für Fabrikate, welche grosse Festigkeit haben sollen. Hiermit soll jedoch nicht gesagt sein, dass Strohstoff zu festen Papieren nicht verwendet werden dürfe, da solche mit 50 und mehr Procent besten Strohstoffs bis zu 5000 m Keisslänge, also grosse Festigkeit zeigen. In dem Wettbewerb mit den aus Holz dargestellten Zellstoffen kann sich Strohstoff nur behaupten, wo bei seiner Herstellung alle Verbesserungen eingeführt und dadurch die Kosten vermindert werden. Demselben kommt jedoch zu statten, dass er Eigenschaften besitzt, die den andern Zellstoffen abgehen, dass er vermöge seiner feinen Fasern die Poren oder Zwischenräume des Papiers füllt, dasselbe geschlossener, dichter und feiner macht und ihm einen rattelnden Klang und harten Griff giebt. Da er ausserdem zu hoher Weisse gebracht werden kann, so findet er seine Hauptverwendung als Zusatz für feine und feinste Papiere. Stroh ist ohne Zweifel einer der wichtigsten Ersatzstoffe, da es vielen anderen gegenüber den Vortheil hat, dass es jedes Jahr neu vom Boden geliefert wird, und dass seine Erzeugung mit der Kultur und der Bevölkerung wachsen muss. Man kann daher annehmen, dass Stroh seinen Platz dauernd behaupten wird, während andere Ersatzstoffe wahrscheinlich mit der Erschöpfung des seit Jahrhunderten aufgespeicherten Vorraths verschwinden werden. 153 THEIL V. ESPAETO-GEAS. 453. Wachsthum und Vorkommen. Esparto oder spanisches Gras (Stipa oder Macrochloa tenacissima) wächst wild auf dem sandigen Boden von Ost- Spanien und Nord- Afrika, wo es schon seit Jahrhunderten, wie unsere Weiden, zur Anfertigung von Körben, Matten und anderen derartigen Waaren dient. Die Lage, welche seinem Fortkommen am günstigsten ist, findet man in der Nähe der Seeküste, in massiger Höhe, der Sonne ausgesetzt und trocken. In Afrika heisst das Gras Haifa oder Alfa und kommt unter letzterem Namen in den Handel. Es wird nicht, wie der Name spanisches Gras anzudeuten scheint, gemäht, sondern von den Ätocha genannten Stämmen, deren Blätter es bildet, gerissen. Diese Stämme sind cylindrisch, frei von Knoten, aber mit kurzem aufrecht stehendem Haar bedeckt, wodurch sie sich nach abwärts rauh anfühlen; sie wachsen in Büschen an gemeinsamen Wurzeln von V2 his 3 m Umfang. Die Stämme brauchen, wenn sie von Samen gezogen werden, 12 bis 15 Jahre, bis sie imstande sind, jährliche Ernten von Esparto zu liefern. In den ersten Jahren sind sie so zart, dass sie dem Vieh zur Nahrung dienen können, nach und nach kräftigen sie sich, wahrscheinlich durch Bildung von Zellstoff, und manchmal werden sie 60 Jahre alt. Die Blätter, d. i. das Espartogras, wachsen in Längen von 15 bis 90 cm und werden mit der Hand von den Stämmen gerissen, doch sollte dies bei trockener Witterung von Juli bis Oktober geschehen, da die Una oder der Nagel, d. i. die Stelle, wo das Blatt am Stamme sitzt, in nassem Wetter so zähe wird, dass das Esparto sich nicht von der Atocha trennt, und dass statt dessen die ganze Pflanze herausgerissen wird. Dadurch entsteht nicht nur ein unersetzlicher Verlust für den Eigenthümer, sondern die Wurzeln müssen auch, da sie für die Papierfabrikation keinen Werth haben, sorgfältig abgeschnitten werden, weil sie andernfalls die Güte der ganzen Sendung, in der sie sich befinden, beeinträchtigen. Das kurze, manchmal farblose Esparto von der Küste ist seiner Feinheit und Zähigkeit wegen sehr beliebt, das lange schöne goldfarbige Esparto aus dem Wachsthum und Vorkommen. Sortiren. Kochen in stehenden Kesseln. 1211 Innern macht ihm jedoch den Rang streitig und wird sogar für Zwecke der Verarbeitung in Korbwaaren besser bezahlt als zur Umwandlung in Papier. Der dieser Sorte eigene Namen Oarhillo, zu deutsch Sieb, kennzeichnet schon ihre Verwendung. Das grün geerntete Gras bleicht sich schwerer als das reife gelbe. Die während des Wachsthums ziemlich flachen Blätter schliessen sich, wenn sie reif und trocken werden, und nehmen eine glatte, binsenartige Ober- fläche an. 454. Sortiren. Kochen in stehenden Kesseln. Das in Ballen gepresste Esparto wird in der Fabrik zunächst Frauen übergeben, welche es auf Tischen, in derselben Weise wie Hadern, sortiren, oder richtiger reinigen, denn das Espartogras wird nicht in verschiedene Klassen abgetheilt, sondern nur von Verunreinigungen befreit. Zu diesen Verunreinigungen zählen auch die dicken wurzelartigen Enden der Pflanze, welche sorgfältig abgeschnitten oder abgerissen werden müssen. In den meisten Fabriken wird das gereinigte Espartogras entweder in Bündeln oder in Säcken von bestimmtem Gewicht, gewöhnlich von einem Centner (112 Pfund englisch), abgewogen, so dass man zum Kochen nur die erforderliche Anzahl Säcke oder Bündel abzuzählen hat, um das richtige Gewicht zu erhalten. Das Kochen ist die nächste und wichtigste Behandlimg, welche das Esparto bei seiner Umwandlung in Papier erfährt; es dient wie bei Stroh zur Aufschliessung der kieselsauren Verbindungen oder mineralischen Bestandtheile, sowie zur Lösung der öligen, harzigen, gummiartigen und Pektin-Stoffe. Je nach Boden, Klima und Lebensalter ist auch die Zusammensetzung des Grases verschieden; folgende, aus einer Untersuchung von spanischem Esparto erhaltenen in Prozenten angeführten Bestandtheile geben Aufklärung über dessen Zusammensetzung. In 100 Gewiehtstheilen fanden sich nach Macadam 56,28 Theile Zellstoff", während die genaueren Untersuchungen von Dr. Hugo Müller nach seinem Buch »Die Pflanzenfaser 1876« folgende Zahlen ergaben: von Spanien von Afrika feinblätterig grossblätterig dickblätterig Asche 3,72 3,45 Wasser 9,75 10,30 Wasser-Extrakt 10,68 12,02 Fett und Wachs 2,15 2,43 Zellstoff 50,19 49,52 Inkrustirende Substanzen imd pektoseartige Körper, aus dem Verlust bestimmt . . 27,23 25,73 . 28,83 30,5 In der Asche fanden sich auf 100 lufttrocknen Espartos 1,4 Kieselsäm-e, 0,3 Kalk, sowie Kali und Phosphorsäure. Die Mehrzahl der britischen Fabrikanten, welche sich vorzugsweise mit der Verarbeitung von Esparto beschäftigen, kochten es 1873 und zum Theil jetzt (1893) noch in unbeweglichen aufrechten Cylindern von der in Fig. 1111 dar- gestellten Art, nur bedienten sieh nicht alle der daran angebrachten patentirten Heb Vorrichtungen des innern Deckels. Esparto wird in diesem Kessel, wie in Kesseln jeder Bauart, in ganzer Länge, nicht gehäckselt, gekocht. 153* 3,34 3,67 8,45 9,02 10,05 10,18 2,51 2,72 50,16 47,55 p 1212 Elrsatzatoffe für Hadern. — Bsparto-Gras. In Fig. 1111 bezeichnet A den zur Aufnahme des Grases dienenden Cylinder, B den darauf mit Bolzen befestigten gusseisernen Deckel, B die Thür zum Füllen und E die Thür zum Entleeren. Die beiden viereckigen Thüren drehen sich in Scharnieren, so dass I) auf den Deckel B gegen die Mitte hin umgelegt werden kann, und H sich wie eine Zimmerthür nach einer Seite hin Fig. 1111. öffiiet. Zum Verschluss dienen zwei um Zapfen drehbare Bügel, von deren Mitte aus je eine Schraube die Thür anpresst, welche aber bei geöffneter Thür auf- und abwärts umgelegt sind. Das Hauptdampf röhr ö^ führt durch ein Zweigrohr, durch das Ventil G^ und das in der Mitte aufrecht stehende Rohr Gt den zum Kochen nöthigen Dampf zu. In dem erweiterten Fusse des Rohres ö, welcher auf dem Boden des Kessels ruht, sind Oeffnungen ausgespart, durch welche der Dampf zunächst in das grössere umgebende Rohr F, und durch dessen durchbrochenen Fuss in die Rose F^ gelangt. Sortiren. Kochen in stehenden Kesseln. 1213 Diese Rose, ein vielfach durchlöcherter Kegel, vertritt hier die Stelle des sonst üblichen doppelten Bodens, der Dampf kann sowohl durch sie in den Kocher dringen, als auch zwischen den Röhren G und F bis an den Deckel B gelangen. Wenn der Kessel mit Gras und Lauge gefüllt ist, wird die letztere durch die Löcher in das Linere der Rose F^ fliessen, dort mit Dampf zusammenkommen und zum Sieden gebracht werden. Die kochende Flüssigkeit, welcher der Weg durch den Kessel von dem darin befindlichen Esparto verlegt oder doch erschwert ist, steigt dann in dem freien Raum zwischen den Röhren F und Q aufwärts und ergiesst sieh über den Innern, durchlöcherten Deckel C, welcher sie wieder gleichmässig auf die ganze Oberfläche des Grases vertheüt. Der Deckel C ist von Eisenblech, durch Rippen verstärkt und behufs Eintragens des Grases unterhalb der Thüre D gleichfalls mit einer mittels Drehknöpfe befestigten Thüre versehen. M ist das mit VentU versehene Ablassrohr, K das eiserne Gestell, auf dem der Kessel ruht, imd I ein eisernes Gerüst zur Bedienung des Kessels, welches auf Trägern liegt, die an dem Kessel befestigt sind und zur Sicherheit der Arbeiter nach aussen zu ein eisernes Geländer J} haben. Wenn, wie es in Grossbritannien ziemlich allgemein der Fall ist, käufliche kaustische Soda zur Bereitung der Lauge dient, wird die erforderliche Menge derselben in den noch ganz leeren Kessel gegeben und so viel Wasser zuge- lassen, als erfahr ungsmässig nöthig ist, um während des Kochens sämmtliches Gras mit Flüssigkeit bedeckt zu halten. Wird diese Vorsicht nicht beobachtet, bleibt also ein Theil des Espartos oberhalb der Lauge, so verlässt dieser Theü den Kocher beinahe in demselben Zustand wie er eingetragen wurde, d. h. ungelöst, während alles übrige Gras völlig ausgelaugt sein kann. Verwendet man ab- gedampfte, d. i. wiedergewonnene oder kalzinirte Soda, so muss man dieselbe, wie für Stroh, vorher kaustisch machen und so viel da,von einlassen, als zum Ersatz des käuflichen Aetznatrons (in eisernen Cylindern verpackt) erforderlich ist. Nachdem die Lauge dann durch Einlassen von Dampf zum Kochen erhitzt ist, wird durch die Thür D und die darunter befindliehe Thür in dem falschen Deckel C das Gras möglichst gleichmässig in alle Theüe des Kessels ein- getragen. Dabei wird es so fest als nur thunlich gepackt, der Kessel also nach Möglichkeit gefüllt. Die Thür D und die Oeffnung in C werden dann wieder ver- schlossen, und die Einströmung des Dampfes wird fortwährend in der Weise unter- halten, dass das Manometer einen Ueberdruck von etwa fünf Pfund oder Vs Atmosphäre anzeigt. Die Lauge kocht dabei zwischen den Röhren F und O aufwärts, ergiesst sich über den durchlöcherten Deckel C, dringt durch die Espartomasse und wieder- holt diesen Kreislauf. WeU das Aufkochen in der Mitte nicht in regelmässigem Strom, sondern stossweise erfolgt, werden derartige Kessel auf EngHsch sehr bezeichnend vomiting hoilers genannt, was sich mit Speikocher übersetzen lässt. Damit der Dampfdruck nicht über die gewünschte Grenze steige, ist das Dampf- zulassrohr mit einem Sicherheitsventil G^ versehen. Nachdem das Kochen die erfahrungsmässig nöthige Zeit, in der Regel 6 bis 8 Stunden, gedauert hat, wird der Dampf abgestellt, die Lauge dm-ch das Rohr H in den Behälter abgelassen, welcher zur Aufnahme der zum Abdampfen bestimmten Flüssigkeiten dient, und frisches Wasser eingeleitet. Dieses Wasser, welches womöglich heiss sein sollte, dient zu einmaliger Waschimg und wird 1214 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. sciion nach kurzer Zeit in einen Vorrathskasten abgelassen, von dem aus es nach Bedarf zur Wiederauflösung der durch Abdampfen erhaltenen Soda entnommen werden kann. Gewöhnlich wird das gekochte Espartogras durch die Thür E in unterstehende Rollwagen geladen und unmittelbar zu den Waschholländern gebracht, es kommt aber auch vor, dass letztere auf der Höhe der Plattform I stehen, und dann wird es manchmal vorgezogen, den Kessel dm'ch die obere Thür D zu entleeren. Der innere Deckel G des in Fig. 1111 dargestellten Kessels ist nicht, wie er noch vielfach gefunden wird, befestigt, sondern er kann mittels dreier Zug- stangen C\ der Kette C' und der Winde G'^ gehoben und gesenkt werden. Diese, wie die in Fig. 1112 dargestellte, von A. Stevenson erfundene Bau- art werden von John Meiklejon & Son, Westfield Iron Works in Dalkeith bei Edinburgh in Schottland ausgeführt. In Fig. 1112 bezeichnet A wieder den cylindrischen Theil des Kessels, B den obern und G den untern durchlöcherten Deckel. Die beiden Deckel Fig. 1112. sind von Grusseisen und bilden ein Ganzes, die Löcher in G haben einen Durch- messer von etwa 2,5 cm, und die grösste lichte Weite zwischen B und C beträgt etwa 15 cm. Auch sind sie in keiner Weise mit Ä verbunden, sondern werden mittels der Kette C- und Winde G^ gehoben und in A niedergelassen. Damit dies ohne grosse Kraftanstrengung geschehe, ist ilu- Gewicht durch das an einer be- sonderen Kette C* hängende Gegengewicht C° zum Theil ausgeglichen. Dampf tritt hier von unten dui'ch einen Zweig des Rohres 0" ein. Mittels der oberhalb des Gerüstes J befindlichen Kurbeln G^ und R~ öffnet und schliesst man die Hähne G'^ und iZ^, durch welche Dampf aus dem Rohr (?- zugelassen und die Lauge durch S abgeführt werden kann. Der Dampf gelangt durch die seitlichen Oeffnungen im Fusse des auf dem- Boden des Kessels befestigten, Sortiren. Kochen in stehenden Kessehi. 1215 senkrecliten Rohres Q in die Rose i^\ wo er die Lauge triffit und mit ihr dtireh O aufkocht. Das Rohr G muss niedrig genug sein, um dem Deckel B zu ge- statten, sich ziemlich tief in A einzusenken, und damit es dennoch in jeder Stellung mit dem Raum zwischen B und C in Verbindmig bleibe, ist es lose von einem Rohr F umgeben, welches an dem falschen Deckel C befestigt ist und mit ihm auf und niedergeht. Die in O aufkochende Flüssigkeit wird durch dieses Rohr F bei jeder Stellung der Deckel über C geleitet und über die ganze Ober- fläche vertheilt. Thüren sind nicht erforderlich, da sich der Deckel so hoch (in die punktirte Stellung) heben lässt, dass das Gras bequem von oben einge- füllt imd herausgenommen werden kann. Bei dem Kessel Fig. 1111 lässt man während des Eintragens des Grases etwas Dampf ein, damit die Lauge aufkocht und sich als Regen über die in kleineren Mengen ankommenden Halme ergiesst. Bei Fig. 1112 ist der ganze Deckel während der Füllung so hoch wie möglich gehoben und der Kessel frei gelegt, sobald man aber sämmtliches Gras eingefüllt hat, wird der Deckel wieder herabgelassen, so dass er auf der Masse selbst liegt. Der Zweck des bewegHchen Deckels ist bei beiden Kesseln, das Gras durch sein Gewicht auf einen kleinern Raum zusammenzudrücken. Dies geschieht bei dem ersteren, indem man nach etwa halbstündigem Kochen mit gewöhnlicher Füllung noch mehr Esparto einträgt und den inneren Deckel C so weit herab- lässt, dass er frei auf dem Grase ruht und es durch sein Gewicht in die Flüssigkeit drückt. Hebt man den Deckel C nach einigen Minuten wieder, so findet man Raum zum Einfüllen einer weitern Menge Esparto, welche gleichfalls gepresst wird, usw. Auch kann man den Deckel C schon beim Eintragen in dieser Weise benutzen. Bei dem zweiten Kessel Fig. 1112 hat man den VortheU, dass er beim Füllen ganz offen ist, und dass man das zu voller Füllung nöthige Gras, selbst über den Rand hinaus, eintragen und es auf einmal mit dem aufliegenden Doppeideekel bis unter die Flüssigkeit pressen kann. Der Druck, mit dem dies geschieht, kann durch Vermehrung oder Verminderung des Gegengewichts C^ nach Wunsch geregelt werden. Die Menge des Wassers, womit die kaustische Soda gelöst und verdünnt wird, nimmt man gewöhnlich so, dass sich die Flüssigkeit nach Beendigung des Kochens, also einschliesslich des Dampfwassers, mit dem höchsten Punkte des Innern Deckels C auf gleicher Höhe befindet. Bei der ersten in Fig. 1111 dargestellten Einrichtung hat man der zweiten gegenüber den wenn auch unbedeutenden Nachtheil, dass das zuletzt eingetragene Gras etwas weniger lang gekocht wird als das zuerst eingefüllte, und dass dm'ch das Nachfüllen Zeit verloren geht. Da der Deckel bei dem zweiten Kessel Fig. 1112 nur lose in den cylindrischen Theü A passt, sollte man glauben, dass zwischen beiden während des Kochens Dampf entweichen müsste. Dies ist aber nicht der Fall, da der Druck des Deckels auf das Gras rings um den Rand einen Verschluss von solcher Dichte herstellt, dass selbst bei einem Ueberdruck von V4 bis V3 Atmosphäre kein Dampf verloren geht. Die Erbauer behaupten, dass man mit solchen Kesseln andern gegenüber 15 bis 20 Prozent Soda erspare, dass man in derselben Zeit viel mehr Rohstoff auslaugen könne, und dass dies mit viel weniger Flüssigkeit geschehe, dass also die Kosten der Wiedergewinnung verbrauchter Soda sich weit niedriger stellen. 1216 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. Die Herren Sommerville & Son, Milton Bridge bei Edinburgh, theilten dem Verfasser 1873 mit, dass sie imstande waren, mit einem Kessel der zweiten Art die Menge der angewandten kaustischen 60procentigen Soda von 17 auf 14 Pfund zum Kochen von 112 Pfund (1 engl. Centner) Esparto zu ermässigen. Die Herren Wm. Tod & Son in Polton bei Edinburgh Hessen die festen innern Deckel ihrer Kessel durch bewegliche (Fig. 1111) ersetzen und können dadurch, wie sie sagen, 35 Centner Esparto statt der früheren 25 mit einer Kochung auslaugen, ohne die bisherige Menge von 19 X 25 Pfund kaustischer Soda wesentlich zu verstärken, d. h. sie kochen 35 Centner mit beinahe derselben Menge Soda wie früher 25 Centner. Andere Fabrikanten haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Herren Meiklejon erzählen, dass in einer schottischen Fabrik ein von ihnen nach der zweiten Art umgebauter Kessel 32 Centner, anstatt wie früher 14 Centner Esparto fasste, dass man die Menge der kaustischen Soda um 3 Pfund auf den Centner verringern konnte, dass man bei der Wiedergewinnung der Soda nur halb so viel Wasser wie früher zu verdampfen hatte, und dass das Gras gleichwohl zu voller Zufriedenheit gekocht war. Zum Kochen von zusammen- gepresstem Gras braucht man mehr Zeit als für das lose eingelegte, nämlich 8 bis 12 und mehr Stunden, dafür ist aber auch die Menge des behandelten Rohstoffes grösser. Die harten Enden des Espartos, wie auch die Knoten des Strohs werden bei solcher Behandlung gründlich gekocht. Der Rohstoff verliert dabei, wie immer wenn er unbeweglich stillliegt, seine Form nicht, er wird nicht zerfasert imd er- leidet daher auch bei dem nachherigen Waschen wenig Verlust. Die (Jnbeweglichkeit wird durch den Druck des Deckels hervorgebracht, ohne denselben verliert der Roh- stoff in der oberen Schicht seine Form und wird zerfasert. Da die Lauge kon- zentrirter als gewöhnhch ist vind in derselben Menge Flüssigkeit viel mehr Extraktiv- stoffe enthält, wird auch das Gras mehr damit verunreinigt und bedarf etwas längerer Waschung. Die meisten von dem Verf. besuchten britischen Fabriken, welche hauptsächlich Esparto verarbeiten und daraus bessere Sorten Papier herstellen, bedienen sich stehender Kessel mit oder ohne Pressdeckel. Bei letzteren beziffert sich die Menge der auf den Centner (112 Pfund) angewandten kaustischen Soda von 60 Procent durchgängig auf 15 bis 19 Pfund. In einer neuen grossen schottischen Fabrik werden, anstatt der sonst üblichen kaustischen Soda, 23 bis 28 Pfund kalzinirte Soda soda ash von 48 Procent auf den Centner Esparto genommen, kaustizu't, und in etwa 180 Liter Wasser gelöst. Nach dem Kochen wird einmal mit heissem mid einmal mit kaltem Wasser im Kessel gewaschen. In einer englischen Fabrik werden entweder 8 Pfund Aetznatron von 60 Procent mit 12 Pfund durch Verdampfen wiedergewonnener, kaustizirter Soda oder 16 Pfund Aetznatron von 60 Procent auf den Centner Esparto verwendet. Seit Niederschrift vorstehender Sätze (1873) haben die britischen Fabriken allgemein Wiedergewinnung der Soda eingeführt und müssen zu deren Kaustizirung eingerichtet sein. Infolgedessen verwenden sie nur noch wenig kaustische Soda, sondern kalzinirte oder Ammoniak-Soda, je nach deren Preis. Da sie den grössten TheU des Natrons (bis 90 Procent) zurückgewinnen, so werden nur einige Procent frischer Soda gebraucht. Sortiren. Kochen in stehenden Kesseln. Drehkocher. Waschen, Bleichen und Entwässern. 1217 455. Drehkocher. Durch die Bewegimg des Kochers entsteht Reibung, welche Zerkleinerung und infolge derselben Faserverlust veranlasst. Das Laugen in stehenden Kesseln ist daher stets vorzuziehen, wenn es ohne Mehrbedarf von Natron ausgeführt werden kann. Ueberdies haben die einmal getrennten Espartofasern dieEigenschaft, sich bei drehender Bewegung, Ueberschuss an Soda oder zu langem Kochen sehr leicht in kleine Kugeln zu rollen, welche nur mit grösster Mühe wieder ausgestreckt werden können. Alle solche Kügelchen sind, da sie weder durch die Knotenfänge gehen, noch sich verfilzen, verloren. Eine sehr hohe Temperatur oder, was ia der Praxis damit gleichbedeutend ist, hohe Dampfspannung unterstützt die Kugelbildung. Da sich die beschriebenen stehenden Kocher aus diesen Gründen sehr gut zur Auflösung des EspartogTases eignen, werden Drehkocher nur ausnahmsweise dazu verwendet, und meistens nur in Fabriken, wo sie auch zur Verarbeitung von Stroh, Hadern und anderen Stoffe dienen. Einer der bedeutendsten englischen Fabrikanten kocht Esparto in gewöhnlichen waagrechten Drehkesseln mit 8 Procent Natron (NajO). Wenn er kaustische Soda von 60 Procent verwendet, die also in 100 Theilen 60 TheUe Natron hat, braucht er davon etwa 14 Pfund auf je 100 Pfund Esparto, oder 15 bis 16 Pfund auf den englischen Centner (112 Pfund). Um die Nachtheile der Bewegung auf das geringste Maass zurückzuführen, lässt er den Kessel nur eine Umdrehung in 10 Minuten machen. In einer andern sehr bedeutenden englischen Fabrik, wo Esparto gleichfalls in waagrechten, langsam laufenden Drehkesseln gekocht wird, versicherte man dem Verf., dass die dazu verwendete Menge Natron noch viel geringer sei. Dies ist auch leicht möghch, wenn das Gras zu geringeren Druckpapieren verwendet und vielleicht auch etwas stärker als gewöhnlich gebleicht wird. Ueberhaupt lässt sich nach der Menge der verbrauchten Soda allein das angewendete Fabrikationsverfahren nicht beurtheüen; der zum Bleichen nöthige Chlorkalk, der Faserverlust und insbesondere die Güte des erzeugten Papiers müssen gleichzeitig berücksichtigt werden. 456. Waschen, Bleichen und Entwässern. Das gekochte Gras wird gewöhnlich schon im Kocher, womöglich mit heissem Wasser, oft auch noch ein zweites Mal mit kaltem Wasser, gewaschen und in RoUwagen zu den Wasch- hoUändern gebracht. In Fabriken, wo feinere Papiere aus Esparto hergestellt werden, kommt es häufig von den Kochern aus in einen Sortirsaal, wo es nochmals von Frauen untersucht und von Verunreinigungen befreit wird. Diese zweite Reinigung ist sehr zweckmässig, weil sich durch die Auflösung des Grases manche Anhängsel ablösen, die vorher kaum bemerkbar waren. Aus demselben Grunde sitzen an den Waschholländern und manchmal auch an den Bleichholländern Mädchen, deren Aufgabe es ist, alle etwaigen Verunreinigungen aus dem um- laufenden Stoffe zu entfernen. Die Waschholländer haben, da das Gras nicht zerschnitten werden soU, nur stumpfe Schienen, brauchen diese aber, um das Gras bei seinem Umlauf im Hol- länder stets ausgestreckt zu erhalten und die Bildung von Kügelchen oder Schrot, wie es die Engländer nennen, zu hindern. Manche Holländer haben einen durchlöcherten doppelten Boden, durch, welchen Wasser von unten eingelassen imd nach einiger Zeit auf demselben Wege wieder abgelassen wird, andere sind auch mit Waschtrommeln versehen. In den meisten Fällen wird das Gras aus den Waschern unmittelbar in die etwas tiefer stehenden BleichhoUänder abgelassen, 154 1218 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. manchen Orts auch erst in Kasten oder Pressen, von wo aus es den vielleicht in einem andern Gebäude aufgestellten Bleichern zugeführt werden muss. Solcher unnöthiger und kostspieliger Verwicklung ist jedenfalls der amerikanische, mit zwei Waschtrommeln versehene Holländer, in dem auch gleichzeitig gebleicht wird, vorzuziehen. Betreffs der Bereitung der Bleichflüssigkeit wird auf die entsprechenden Abschnitte im dritten Kapitel verwiesen. Nach den vom Verf. in Grossbritannien gesammelten Erfalu-ungen beträgt die Menge des erforderlichen Chlorkalks guter Qualität 10 bis 15 Pfund auf den englischen Centner (112 Pfund) Espartogras. Es versteht sich jedoch von selbst, dass für schlecht gekochtes Gras weit mehr Chlorkalk nöthig wird. In Grossbritannien wendet man, wie schon bei der Fabrikation von Papier aus Hadern erwähnt ist, nur höchst selten Schwefelsäure beim Bleichen an, dagegen aber wird der Espartostoff in den Bleichholländem durch direktes Einleiten von Dampf auf 38 " C — 55 " C (100 " F) erhitzt. Dies geschieht zwar nicht überall, aber in so vielen, und zwar den bessern Fabriken, dass es als die Regel gelten kann, doch ist man stets besorgt, die Temperatur nicht über 55° C steigen zu lassen, da sonst Ver- kohlung der Fasern eintreten könnte. Anstatt den gebleichten Stoif in Abtropfkasten zu entleeren, hat man in den letzten Jahren angefangen, ihn direkt in hydraulische Pressen von der in Figg. 174 und 175 dargestellten Art, oder in andere Entwässerungsmaschinen (vergl. Abschn. 95) abzulassen. Man hat nämlich gefunden, dass das gebleichte Gras bei langem Liegen in der Bleichflüssigkeit sich wieder gelblich oder bräunlich färbt, dass also seine Farbe zurückgeht, und um dies zu vermeiden, hält man es fürs Beste, sich der Bleichflüssigkeit so rasch als möglich zu entledigen. Das behufs raschern Bleichens eingeführte Erwärmen der Masse trägt auch zum Zurückgehen der Farbe bei, wenn nicht baldige Abkühlung und Entwässerung stattfindet. Das gebleichte und entwässerte Esparto wird dann in Ganzholländern für sich, oder mit andern Stoffen vermischt, in Ganzzeug und in derselben Weise wie Hadern in Papier verwandelt. Nur muss man bei allen Verrichtungen, vom Kochen und Waschen an bis zur Stoff'bütte, darauf bedacht sein, dass die Fasern nirgends in rollende Bewegung gerathen, da sich sonst leicht die so unangenehmen Kügelchen bilden. 457. Verwendung gebrauchter Espartolaugen und Soda - Wieder-' gewinnung. In der Fabrik der Herren Edw. CoUins & Co., Maryhill bei Glasgow, wurde 1873 die von den Espartokochern abfliessende Lauge in eine Reihe viereckiger eiserner Kasten mit durchlöcherten doppelten Böden geleitet, welche mit Hadern gefüllt waren. Die mit solcher Lauge gesättigten Hadern blieben einige Tage ruhig liegen, wobei sich ein Gährungsprozess entwickelte, der die Kochung ersetzte. In den Dalmarnock miUs der Herren Brown Stewart & Co. bei Glasgow wurde 1873 das gekochte Gras sofort in hydraulischen Pressen entwässert und die ablaufende Lauge mit 15 Pfund frischer kaustischer Soda auf 112 Pfund Esparto zu einer neuen Kochung verwendet. Diese Wiederverwendung erfolgte so lange, bis die Lauge dunkle Farbe annahm und dadurch anzeigte, dass sie gesättigt war. Wenn keine gebrauchte Lauge vorhanden war, hatte man 17 statt 15 Pfund kaustischer Soda nöthig. Waschen, Bleichen und Entwässern. Verwendung 1219 gebrauchter Espartolaugen und Soda- Wiedergewinnung. Verfahren von Th. Routledge. Die Herren Thos. Tait & Sons in Inverury, Schottland, kochten 1873 Esparto in einer Reihe von Kochern der in Fig. 1111 dargestellten Art. Die gebrauchte Lauge wurde mit Hilfe des Dampfdrucks von ^/a Atmosphäre von einem Kocher in einen andern frisch gefüllten geblasen, wodurch man, wie in den Dalmai-nock müls, 2 Pfund frischer kaustischer Soda auf jeden Centner Esparto ersparte. Ueberdies wurde die Lauge dadurch konzentrirter und erforderte weniger Brennstoff bei dem nachherigen Abdampfen. Auch der gebrauchte Dampf wurde nochmals verwendet, indem man ihn in einen frisch gefüllten Kocher strömen liess; man konnte auf diese Weise mit dem aus 2 Kochern abgeblasenen Dampf einen dritten kochen. Die gebrauchte dicke Lauge macht das gekochte Gras schmieriger und erschwert das Waschen. In den meisten britischen Fabriken verwendet man daher die Lauge nur einmal, verdampft und kalzinirt sie aber behufs Wiedergewinnung der Soda. Die hierzu eingeführten Verfahren und Einrichtungen sind dieselben wie die für Stroh angewendeten, in Abschnitten 435 bis 445 beschriebenen. Die Wiedergewinnung von Natron aus Espartolauge weicht nur insofern von der aus Strohlauge ab, als sie einerseits weniger Kieselsäure enthält, anderseits aber die Arbeit durch die Seite 1210 erwähnten Haare erschwert, die sieh an den Rohrwänden der Verdampfer festsetzen. 458. Verfahren von Th. Routledge. Thomas Routledge, früher Direktor der Fordpaperworks bei Sunderland in England, der schon 1856 mit Verarbeitung von Esparto begann, wird allgemein als Vater dieser Papierfabrikation anerkannt. Er galt auch stets als Autorität in diesem Zweige, und der Verf. glaubte desshalb nichts Besseres thun zu können, als die in den Fordpaperworks getroffenen Ein- richtungen in der ersten Ausgabe d. B. zu beschreiben und die ihm gelegentlich seines Besuches 1873 von Herrn Routledge in liebenswürdigster Weise gemachten Mittheilungen wiederzugeben. Wenn auch die damaligen Verfahren und Einrichtungen vielfach anderen besseren Platz machen mussten, so hat doch der Zustand von 1873 jetzt (1893) mindestens geschichtliches Interesse. Die Fabrik erzeugte nicht nur Papier, sondern auch Esparto-Stoff, der als solcher versendet wurde. Bei den vielen Koch- und Bleichversuchen, welche Herr Routledge mit Esparto angestellt hat, fand er durch chemische Untersuchung, dass alle Laugen nach dem Kochen noch eine bedeutende Menge ungebundenes Aetz- natron enthalten, dass das gekochte Esparto durch die gewöhnlichen Waschungen nie gänzlich von Alkali befreit, und dass das bleichende Chlor der Bleichflüssigkeit niemals gänzlich erschöpft wird. Er kam dadurch auf den Gedanken, dass es nicht richtig sei, ein einziges rasches Kochen, Waschen oder Bleichen vorzunehmen, sondern dass man das Prinzip des Gegenstromes anwenden müsse, wonach frisches Gras mit der schon beinahe erschöpften Lauge vmd das beinahe aufgelöste Esparto mit frischer Lauge zu behandeln wäre. Er setzte daher eine Anzahl grosser, in üblicher Weise gebauter eiserner Spei-Kocher derart miteinander in Verbindung, dass die Lauge, nachdem sie mit dem Grase des einen 2 Stunden lang gekocht war, in den nächsten geleitet wurde, dort in gleicher Weise wirkte und nach und nach die Runde durch die ganze Kette von Kochern machte, mit Ausnahme derer, welche zur Zeit gefüllt imd entleert wurden. In Figg. 1113 und 1114 ist eine Kette von 6 solchen Koch-Bottichen 154* 1220 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. Fig. H13. in Grund- und Aufriss gezeichnet. Die Pfeile zeigen den Gang der Flüssigkeit beim Verdrängen (nicht während des Kochens) an. Da die Kocher keinen Druck aus- zuhalten haben, können sie aus schwachem Eisenblech gebaut werden, sie haben durch- löcherte falsche Böden A, Speirohr a, aber keine Einrichtung zur Vertheilung der auf- kochenden Lauge, auch sind sie nur lose mit flachen Blechdeckeln verschlossen. Ein in der Zeichnung weggelassenes Dampfrohr tritt unter dem doppelten Boden A ein und leitet den Dampf direkt in die Flüssigkeit; R. wollte es aber durch ein Schlangen- rohr ersetzen, worin der Dampf umlaufen und von welchem das Kondenswasser in den Dampfkessel zurückfliessen sollte. Auf diese Weise würde dann die Verdünnung der Lauge dm-ch Dampf- Wasser vermieden. Längs der Kocherreihe, nahe dem obern Rande, läuft eine Rinne B, welche dm'ch Zweigrinnen - b mit den einzelnen Kochern in Verbindung steht, überdies ist auch ein Zusammenhang der Hauptriune B mit den Böden der Kocher durch die Röhren I) hergestellt, die jedoch während des Kochens durch Ventile K unterbrochen wird. Die Absperrschieber C der Haupt- rinne B und ü^ der Zweigrinne b bleiben während des Kochens eingesetzt, beim Verdrängen der Flüssigkeiten werden aber C^ und K geöfihet, und, wenn ein Kocher entleert werden soll, muss man ihn durch Verschluss von C- und K imd Oeffnen von C aus der Kette scheiden. Wenn die Lauge die vorgeschriebene Zeit in dem Kocher 1 verbracht hat, soll sie, ohne andere Unterbrechung des Kochens als das Schliessen des Dampf- hahns, die Flüssigkeit im Kocher 2 durch Verdrängen ersetzen. Sie soll also vom Boden des Kochers 1 durch das Rohr D und das alsdann geöffnete Ventü K in die Rinne B steigen, und sich durch die Zweigrinne b oberhalb der kochenden Masse in den Kocher 2 ergiessen. Da die Höhen-Unterschiede der Flüssigkeit in den verschiedenen Kochern nicht genügten, um iliren gleichzeitigen Vorschub von einem in den andern zu bewirken, musste Herr Routledge andere Mittel dazu finden. Es gelang ihm durch Einführung eines Dampfrohrs f in jedes der senk- rechten Rohre B. So oft die Laugen um einen Kocher weiter befördert werden soUen, lässt man durch f Dampf in die in Z> stehende Flüssigkeit strömen, diese kommt dabei rasch ins Sieden, steigt in D aufwärts mid ergiesst sich durch B und b in den nächsten Kocher. Die Verdrängung erfolgt mit solcher Gleich- mässigkeit, dass die beiden einander verdrängenden Laugen sich nur wenig vermischen. '"fejtt.tfttr^ Fig. 1114. Verfahren von Th. Routledge. ' 1221 Wenn der Grundgedanke dieses Verfahrens richtig zur Ausführung gebracht ist, muss die Lauge, nachdem sie die Runde gemacht hat, ganz verseift sein und darf kein freies Aetznatron mehr enthalten. Herr R. Hess dieselbe daher täglich durch den Chemiker der Fabrik darauf untersuchen und hat gefunden, dass eine Kette von 20 Kochern und 2 Stunden langes Kochen nöthig ist, um die Lauge gänzlich zu erschöpfen. Das Waschen des gekochten Grases findet in derselben Weise statt, indem das Waschwasser der Lauge auf dem Fusse folgt. Die frische Lauge, mit welcher das fertig gekochte Esparto zum Schluss behandelt worden ist, wird von dem nachfolgenden, schon durch mehrere andere Kocher gegangenen Waschwasser ver- drängt. Die Waschungen müssen fortgesetzt werden, bis die chemische Untersuchung kein Alkali mehr in dem Esparto nachweisen kann, zu einer oberflächlichen Prüfung genügen jedoch Reagenspapiere, besonders gelbes Curcuma-Papier, welches bei der Befeuchtung durch Aufdrücken auf den Stoff deutliche braune Farbe annimmt, solange noch Alkali vorhanden ist. Herr R. hat gefunden, dass 6 Waschungen nöthig sind, d. h., dass das fertig gekochte Gras zuerst mit Wasser behandelt werden muss, welches schon durch 5 andere Kocher gegangen ist, dann mit Wasser, welches durch 4, 3, 2 und nur 1 Kocher gegangen ist, bis es zuletzt eine Waschung mit reinem Wasser erhält, herausgenommen und gebleicht wird. Das Waschwasser sowie die erschöpfte Lauge werden durch das Rohr E und dessen mit den Röhren D verbundene Zweige abgelassen. Rechnet man, dass in 6 Kochern fortwährend gewaschen wird, und dass mehrere sich stets behufs Füllung und Entleerung ausser Arbeit befinden, so ist es nicht erstaunlieh, wenn Herr R. die zu einer Kette nöthige Anzahl Kocher auf 20 bezififert. Die Lauge wird durch das so oft wiederholte Kochen stark mit Harz, Gummi, Farbstofi" und andern inkrustirenden Bestandtheilen beladen und gelangt schliesslich in sehr konzentrirtem Zustand in die Abdampföfen. Auch das Wasch- wasser wird nach und nach dermaassen mit Extraktivstofien und Lauge gesättigt, dass es beinahe in ebenso konzentrirtem Zustand wie die Lauge selbst zum Abdampfen kommt. Soweit dies überhaupt praktisch denkbar ist, erhält man daher sämmtliche angewendete Soda, mit einer verhältnissmässig geringen Menge Wasser vermischt, in den zu den Wiedergewinnungsöfen gelangenden Flüssigkeiten. Die Fordpaperworks Company fabrizirte ihre Soda selbst, kaufte jedoch hierzu das schwefelsaure Natron, welches mit Kalk und Kohle gemischt in üblicher Weise im Flammofen erhitzt wurde; und die davon abziehenden heissen Gase wm'den zum Abdampfen der vom Kochen imd Waschen herrührenden Flüssigkeiten ver- wendet. Sämmtliche Soda, ob wiedergewonnene oder frische kalzinirte, wurde mit Kalk kaustizirt. Herr R. versicherte, dass es ihm durch das beschriebene Verfahren gelungen sei, die Menge des erforderhchen Natrons (Na2 0) bis auf 5 Procent herunter zu bringen, dass er also von einer kalzinirten Soda soda ash von 50 Procent 10 Pfund auf 100 Pfund Esparto oder llVs Pfund auf den englischen Centner (112 Pfund) brauchte. Nachdem das gekochte und gewaschene Gras von Frauen sortirt ist, wird es in gemauerte, oben^ofiene -Bleichkasten eingetragen, von denen eine grosse Zahl gerade wie die Lauger zu einer Kette verbunden ist. Die Bleichflüssigkeit wird 1222 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. mit Dampf massig erwärmt und geht durch Verdrängung von einem Kasten zum andern, bis das bleichende Chlor völlig verbraucht ist, bis sie also Jodkalium-Stärke nicht mehr färbt. Das Auswaschen erfolgt in den Bleichkasten auf gleiche Weise wie in den Laugern durch nachfolgendes Wasser. Die Vermuthung, dass so behandelte Pflanzen, infolge der Abwesenheit aller Bewegung, keinen erheblichen mechanischen Faserverlust erleiden können, wird dadurch bestätigt, dass sie in gebleichtem Zustande noch die ursprüngliche Form ihrer Halme oder Blätter zeigen. Die Kocher und Bleichkasten sind von solcher Grösse, dass sie genau eine engl. Tonne (2240 Pfund) Esparto fassen; der gebleichte Stoff wurde nicht nach Gewicht verkauft, sondern nach Tonnen des Rohstoffs, d. h. das Ergebniss einer Tonne Esparto kostete eine bestimmte Summe. Nach der von dem Erfinder in der Beschreibimg seines amerikanischen Patentes vom 28. Februar 1873 gegebenen Erklärung ist dieses Verfahren eine Nachahmung des bei Gespinnstpflanzen, z. B. Flachs, üblichen Röstens, dessen Dauer er durch Laugen, darauf folgende Gährung und Anwendung hoher Temperatur verkürzt. Da nach dieser Anschauung durch längeres Einweichen der Pflanzen in alkalischer Flüssigkeit Gährung hervorgerufen wird, so ist das Verfahren besonders für Pflanzen empfohlen, welche bedeutende Mengen klebriger, stärkemehlartiger und harziger Stoffe enthalten, wie z. B. Maisstroh, Blätter, Reisstroh und die Rückstände von Sorghum imd Zuckerrohr nach dem Ausziehen des Zuckers. Herr Routledge hat alle diese Pflanzen in den Fordpaperworks verarbeitet und besonders aus Maisstroh sehr hübsehe Papierstoffe erzeugt, sie haben sich jedoch zu wenig ergiebig erwiesen, um Esparto und Stroh ersetzen zu können. Die grosse Vollkommenheit, mit welcher dieses Verfahren anscheinend alle Ansprüche der Theorie befriedigte, berechtigte zu der Erwartung, dass es rasche Verbreitung finden würde. Es ist jedoch, soweit Verf. unterrichtet ist, nirgends angenommen worden und hat auch in den Fordpaperworks keinen dauernden Nutzen ergeben. Nach Ansicht der meisten Fabrikanten lässt sich Espartogi'as ohne höhere Temperatur, also ohne Anwendung höheren Dampfdrucks, nicht mit Vortheil verarbeiten, und dadurch wird die Anwendung offener Kochgefässe unmöglich. 459. Neuere Esparto-Zellstoff- Anlage. In Figg. 1116 und 1117 ist in 1:100 der wahren Grösse Grund- und Aufriss einer Papierfabrik gegeben, welche 1893 von Masson Scott & Co. lim., London und Edinburgh, für Verarbeitung von Espartogras geplant wurde. Dieselbe besteht, soweit sie hier dargestellt ist, aus 4 zusammenhängenden Gebäuden, von denen Ä zur trocknen Reinigung des Espartograses B zum Kochen des Espartograses C „ Mahlen und Bleichen des Stoffes D „ Aufarbeiten des Stoffes zu Papier dienen. Das Gras wird zunächst in den Stäuber a gegeben, der die Aufgabe hat, die Halme aufzubrechen und von den begleitenden mechanischen Verunreinigungen wie Staub, Sand und dergl., zu befreien. Fig. 1115 giebt in 1:4 der wahren Grösse einen Querschnitt des Esparto-Stäubers a. Derselbe ist ganz aus Stahl und Eisen gebaut und besteht aus einer Innern Trommel 1 mit Schlagzähnen 2, die das Gras nach Art des Seite 31 dargestellten Hadern-Dreschers gegen ähnliche Zähne 3 der festliegenden Trommel Verfahren Ton Th. Routledge. Neuere Esparto-Zellstoff-Anlage. 1223 schlagen und es damit brechen, sowie die Verunreinigungen ablösen. Der grösste Theil der untern Hälfte 4 der festhegenden Trommel besteht aus mehr senkrecht als radial gestellten dünnen Flachstahl-Stäben, die nur Zwischenraum genug zum Durchgang von Staub lassen, aber für Espartogras zu dicht zusammenstehen. Der in der Zeichnung angedeutete Ventilator a^ saugt den Staub durch das mit Haube 5 bedeckte Kohr 6 und bläst ihn in einen Fluss, in ein besonderes Staubhaus oder einen andern zu seiner Aufnahme bestimmten Behälter. Der Raum unter dem Rost 4 muss luftdicht abgeschlossen sein. Im untern Theil des hölzernen Fördertrogs 6, Figg. 1116/7, welcher das ge- stäubte Gras aufnimmt, wird es von einer Anzahl Rechen vorwärts geschoben, welche an endlosen Riemen oder Ketten befestigt sind. An einigen Stellen ö^ (Fig. 1116 J.) ist der Boden des Fördertrogs ausgeschnitten und durch einen Rost ersetzt, der zu kurz ist, um Gras durchzulassen, dessen Stäbe aber weit genug auseinanderstehen, um Steine und Wurzeln durchfallen zu lassen, wie aus Fig. 1 1 1 7 J. ersichtlich ist. Fig. 1115. Das gereinigte Gras kann entweder auf den Fussboden fallen und von da nach Bedarf in die Kocher gefüllt werden, oder es wird von einem zweiten in der Zeichnung weggelassenen Fördertrog aufgenommen, der es beim Füllen unmittelbar über den Kochern d abliefert, so dass es durch die offenen Mannlöcher hineinfällt. Auf jeden Fall wird das gereinigte Gras von oben in die Kocher d gefüllt, die man nach vollendeter Kochung durch die Mannlöcher in unterstehende Wagen entleert. Diese Wagen werden auf einen hydraulischen Aufzug e gefahren und in das obere Stockwerk zu den Holländern f befördert. Man kann den Stoff in 1224 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. diesen waschen, mahlen und bleichen, oder auch vorher in den Wagen noch in eine besondere Bleicherei bringen und dann erst in Holländern f weiter ver- Fig. 1116. Fig. 1117. arbeiten. Ehe dies geschieht, findet sich auch Gelegenheit, das gekochte Gras noch einer Durchsicht zu unterziehen und von Verunreinigungen zu befreien. Neuere Esparto- Zellstoff -Anlage. 1225 Nachdem der Stoif in den Holländern f die gewünschte Beschaffenheit erhalten hat, wird er in 2;emauerte Stoffbütten g abgelassen, ans denen man ihn lü^ ' «diu-ch drei Knotenfänge h schickt und über den hochliegenden Sandfang auf die Nassmaschine lo fliessen lässt. 155 J226 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. Die hier entstandene Stoffbahn geht aus der Gautschpresse auf den schräg ansteigenden Förderfilz l, der sie neben den Ganzholländern m abliefert. In diesen wird der Stoff geleimt, gefärbt und so gemahlen, dass er in die Zeugbütten n der Papiermaschine abgelassen werden kann. Einer der Esparto-Kocher d ist im Aufriss Fig. 1118 und Grundriss- Durchschnitt Fig. 1119 in 1:60 der wakren Grösse besonders dargestellt. Die Behälter, aus denen die zum Kochen dienende Lauge sowie Waschwasser entnommen werden, und welche zur Aufnahme der gebrauchten Lauge sowie des gebrauchten Waschwassers dienen, stehen sämmtlich auf der Höhe des allein sichtbaren vorderen Behälters W, der heisses Wasser enthält. Nachdem der Deckel des Mannlochs A^ abgenommen ist, lässt man aus einem der oberen Behälter durch Hahn C^ oder Zweigrohr C^ Rohr C, Hahn C^ und den senkrechten Stutzen B so viel Lauge in den Vomiting Esparto Boiler fliessen, dass derselbe halb voll Avird. Dann wird Hahn (?^ geöffnet und durch Rohre 0, 6r^ Dampf von 2 Atmosphären Ueberdruck in das Mittelrohr Q^ der an den Kesselboden geschraubten Kammer (?* geleitet. Aus diesem gelangt der Dampf in 4 kreuzförmig davon abzweigende, auf dem Boden des Kochers liegende Rohr- enden O^, welche in den untern stark erweiterten Ausläufern der an den Wandungen liegenden senkrechten Rohre g g g^ g^ enden. Beim Einströmen in diese erweiterten Rohr-Enden wirkt der Dampf wie im Injektor und reisst die umgebende Lauge mit in die Rohre g g g^ g^ imd deren an der oberen Wölbimg A^ liegende halbnmde Ausläufer p^ und g^. Durch die Löcher dieser Halbkreis-Rohre strömt die gleich- zeitig vom Dampf erwärmte Lauge von oben auf den Kocher-Inhalt und wird gewisser- maassen auf diesen ausgespieen. Von hier dringt die Lauge durch die Esparto- Füllung und dm-ch den gelochten Boden A^ in den darunter befindlichen freien Raum A^ und wiederholt den Kreislauf. Gegen die ältere Bauart Figg. 1111 und 1112 hat diese den Vortheil, dass die Mitte des Kochers ganz frei liegt und leichteres sowie gleichmässigeres Füllen ermöglicht. Gleichzeitig mit dem Ein- lassen von Dampf füllt man durch A^ das Espartogras ein, erweicht und sättigt es auf diese Art mit Lauge derart, dass man noch viel Gras naclxfüUen, also mehr in den Kocher bringen kann. Dann wird das Mannloch geschlossen und zwei Stunden lang bei voll geöffnetem Hahn (?^ Dampf zugelassen, wieder abgesperrt und das Gras noch etwa zwei Stunden in der Lauge belassen, bis sich der Druck im Innern des Kochers infolge Abblasens durch Hahn e^ und das »Regulir-Rohr« e auf wenig mehr als den Atmosphärendruck vermindert hat. Zu rascherem Abblasen dient Rohr E mit Hahn E'^. Der Druck im Kocher muss noch eben stark genug bleiben, um die Lauge sofort durch die ringförmige Kammer 0^, welche das Mittel- rohr 0^ umgiebt, und dm'ch das sich seitlich abzweigende Rohr F^ und Hahn F^ in ein Rohr F^ auszublasen, welches sie in einen Behälter befördert, aus dem sie nach Bedarf zur Wiedergewinnung der Soda entnommen wird. Nach dem Abblasen der Lauge wird Hahn F^ wieder geschlossen, der Kocher A mittels Oeffnung der Hähne D^ D^ dm'ch Rohr D mit heissem Wasser gefüllt und etwa eine halbe Stunde lang wieder Dampf zugelassen. Die durch solches Waschen entstehende schwache Lauge ist noch immer stark genug zur Wiedergewinnung mid kann auf demselben Weg wie die starke Ablauge zu dieser geblasen werden. Weitere Waschungen in beliebiger Zahl erfolgen mit kaltem Wasser, welches aus einem auf der Höhe Neuere Esparto-Zellstoff-Anlage. 1227 von W stehenden Behälter zufliesst, oder von einer Pumpe durch das Zweigrohr C\ Rohr C und Hahn C^ eingeführt wird. Um den Umlauf dieses Wassers durch das ge- kochte Gras zu bewirken, führen die Erbauer jedoch anstatt Dampf, durcPi Rohr a und Hahn a^ kalte, bis 2 Atmosphären Ueberdruck gepresste Luft auf demselben Wege ein, welchen vorher der Dampf genommen hatte. Die Luft kann von einer Press- maschine h h^ oder Flügelpumpe, mit oder ohne in die Leitung a geschaltetem Akkumulator, geliefert werden. Die Pressluft reisst das am Boden des Kochers angesammelte Wasser in gleicher Weise wie Dampf durch die Röhren g g^ in die Höhe imd speit es durch die Halbringe g^ g^ aus, von wo es durch das Gras imd den gelochten Innern Boden Ä* wieder nach unten gelangt. Ein Theil der Pressluft soll fortwährend durch den Regulirhahn e^ und Röhrchen e abziehen, damit im oberen Theil des Kochers geringerer Druck herrscht als im untern, und lebhafter Umlauf des Wassers gesichert wird. Nachdem dieses Waschen eine Stunde gedauert 155* 1228 Ersatzstoffe für Hadern. — Bsparto-Gras. hat, bläst man das Wasser durch Rolire F^ und F in einen oberen Behälter, oder lässt es durch Rohre\F^ und F^ abfliessen und verloren gehen. Diese Waschung wird oft genug wiederholt, um das Espartogras so von anhängender Lauge zu befreien, dass es völlig rein durch die Thür A^ herausgenommen werden kann. Jeder Kocher dieser Art fasst bis 3 Tonnen (etwa 3000 kg) Esj^artogras. Die in Figg. 1116 und 1117 mit m bezeichneten Feinmühlen Taylor' s Beating Engines gehören zu der Klasse, bei welcher der Umlauf des Stoffes von einer am tiefsten unter dem Fussboden befindlichen Punkt des Trogs eingebauten Flügel- pumpe bewirkt wh-d, während die am höchsten Punkt liegende Walze nur zu mahlen hat. Von dieser Walze läuft der Stoff durch einen sackartigen Trog zu der Pumpe, die ilin durch ein Rohr zur Walze zurück- oder, je nach Stellung eines Dreiweghahns, durch ein anderes Rohr in Stoffbütten n der Papiermaschine befördert. Anstelle der Taylor'schen können selbstverständlich auch andere Arten von Holländern benutzt werden. In mancher neueren Fabrik whd die Sortirung des Grases von Hand da- durch nach Möglichkeit vermieden, dass der gekochte Stoff aus dem Kocher ge- blasen und dadurch so zerfasert wird, dass er sich bei Verdünnung mit Wasser in Knotenfängen von Wurzeln und harten Theilen befreien lässt. 460. Wahl des Kochverfahrens. Es scheint, dass zur gründlichen Lösung der Inkrusten und besonders der kieselsauren Verbindimgen, Avie beim Stroh, eine Temperatm' nöthig ist, die einem Dampfdruck von mehreren Atmosphären entspricht. Man kann wohl bis zu gewissem Grad Temperatiu" dm"ch Zeit der Einwhkung und Anwendung starker Lauge ersetzen, aber darf dies nicht zu weit treiben, wenn man die Anlage vortheilhaft ausnutzen mid guten reinen Stoff erzeugen will. Die meisten Fabrikanten ziehen stehende Kocher vor, einige erzielen aber auch mit Drehkochern gute Ergebnisse. Es kommt auch weniger darauf an, ob der Kocher sich langsam dreht oder steht, als dass richtige Temjjeratm-, Lauge und Zeit zum Kochen angewendet werden. Viele erfahi-ene Fabrikanten haben (1893) 2 bis 2V2 Atmosphären Druck, 4 bis 5 Stunden Kochzeit und 14 bis I4V2 engl. Pfund weisser kaustischer Soda von 70 Prozent auf den engl. Centner von 112 Pfmad Espartogras am besten gefunden. 461. Papier-Ergebniss des Espartos und seine Bedeutung als Rohstoff. Der Verfasser hat sich 1873 in den englischen und schottischen Fabriken sorg- fältig danach erkimdigt, wie viel Papier aus Esparto erhalten wird, und dm-chgängig ziemlich gleichlautende Zahlen erhalten. 100 Pfund sortirten Grases, wie es in den Kessel gewogen wird, ergeben ohne Zusatz 42 bis 50 Pfund Papier, doch müssen hiervon 3 bis 4 Prozente abgerechnet werden, wenn man unsortirtes Gras in Ballen, wie es gekauft und bezahlt wird, zur Grundlage der Berechnung nimmt. Wie schon in Abschn. 454 bemerkt, ist die Güte und folglich auch das Ergebniss des Espartos sehr verschieden, je nach der Gegend, aus welcher es stammt, und nach der Sorgfalt, mit der es geerntet wm'de. So ist z. B. das beste spanische Gras noch von keinem aus andern Ländern bezogenen erreicht worden. Routledge erhielt damit ein Papier-Ergebniss von 48 bis 49 Pfund für jede 100 Pfund, die in die Kessel gewogen wurden, aber von nur 45 Pfund für jede 100 Pfund im Ballen. Esparto von Algier, die Alfa, sowie das von Nordafrika kommende Gras Neuere Bsparto-Zellstoff-Anlage. Wahl des KochYerfahrens. 1229 Papier-Brgebniss des Espartos und seine Bedeutung als Rohstoff. überliaupt, ergiebt stets weniger. Neuerdings (1893) versicherte der Leiter einer grossen englischen Fabrik, dass man nicht mehi- als 40 bis 42 Prozent Papier aus rohem spanischem Esparto mid 3 bis 4 Procent weniger aus afrikanischer Alfa erhält. Alfa liefert dadurch weniger, dass sie melu' Wurzeln enthält, die sich nicht weich kochen mid ausfallen. Das Ergebniss kann um melu'ere Prozent abnehmen, wenn der gekochte StoflP zu lange ausgewaschen wird, um dadurch etwas Chlorkalk zu sparen. Man kann aus dem Grase, wie schon seine Zähigkeit sowie seine Ver- wendung zu Flechtwerk vermuthen lässt, oline Beimischung anderer Fasern selu- gutes, weisses, kräftiges Buch- imd Schi-eibpapier, ja sogar Briefpapier herstellen, und es wh'd auch hierzu \äel mehr als zu geringeren Sorten, wie Zeitungspapier und dergl., verwendet. Es hat dem Stroh gegenüber den Vortheil einer längern mid biegsamem Faser, eines geringern Gehalts an Kieselsäm*e, bedarf weniger Soda zu seiner Auflösung und ergiebt mein- Zellstoff. Esparto wurde um etwa 1860 zuerst in grossen Mengen zu Papier ver- arbeitet mid fand solchen Beifall, dass 1871 bis zu 140 000 Tonnen aus verschiedenen Ländern zur Verschiffung kamen. Die in der ersten Ausgabe des Buches 1874 ausgesprochene Befm'chtmig, dass das durch hohe Preise veranlasste fr-ülizeitige Ernten und Ausreissen zur Vernichtung der Pflanzen und nach und nach zur Verminderung der Zufrihr führen müsse, hat keine Bestätigung gefunden. Die hohen Preise veranlassten nämlich Erforschung und Erschliessung der nord- afrikanischen Alfa -Bestände und besonders der algerischen. Eine französische Gesellschaft erhielt dort das ausschliessliche Recht der Ausbeutung vieler Quadi-at- meüen mit Alfa bedeckten Hochlandes imd begann den Bau einer Eisenbahn, die den Seehafen Oran mit dieser Gegend verbinden soll. Im Jalu-e 1888 wurde durch Gesetz bestimmt, dass Alfa im algerischen »Teil« iim* vom 16. Januar bis 15. Mai und auf höher gelegenen Flächen vom 1. März zum 1. Juli geerntet mid dabei kein Grab-Werkzeug verwendet werden dürfe u. s. w. Ein grosser Theil der Hochebene, die von der Seeküste nach dem Innern bis 6000' hoch ansteigt und sich durch Marocco, Algier, Tunis, Tripolis bis zm' Sahara erstreckt, ist mit Alfa in solchen Mengen bedeckt, dass der Vorrath als unerschöpflich gelten kaim. Algier begann 1863 mit Ausfuhr von Alfa und versendete 1870 schon 33 000, 1879 sogar 110 000 Tonnen. Der Werth der jährlichen Ausfulii- von dm-chschnittlich 80 000 Tonnen whd auf Lstr. 400 000 (8 000 000 Mark) geschätzt. Wälirend im Anfang spanische im Ernten von Esparto geübte Leute nach Algier gebracht werden mussten, whd diese Ai'beit seit melu-eren Jahren ausschliesslich von Eingeborenen besorgt. Dieselben erhalten für das Einsammeln von je 100 kg etwa 1^/2 bis 2 Franken mid können es täglich bei zehn Stunden Ai-beit bis auf 3 bis 400 kg bringen, erreichen dies aber selten. Algier allein soll nach Her- stellmig guter Verbindungen imstande sein, jährlich 400 000 Tonnen zu liefern. Tunis, welches 33 000 Tonnen im Jahre 1879 versendete, bringt jetzt weniger auf den Markt. Tripolis lieferte 1881 bis 1885 jährlich etwa 80 000, später nur etwa 75 000 Tonnen, Marocco vom Hafen Mogador nur etwa 3 bis 4000 Tonnen. Gegen 30 000 Tonnen werden zu Matten, Korb- imd Seilerwaaren verarbeitet, alles Uebrige zu Papierstoff und zwai' beinahe ausschliesslich m Grossbritannien. J230 Ersatzstoffe für Hadern. — Esparto-Gras. Die Einfuhr nach Grossbritannien betrug: 1887 1888 1889 1890 1891 1892 199 750 247 936 215 723 217 028 212 666 212 967 Tonnen. Nacb einer in den letzten Jahren angestellten Rechnung liefern die Haupt- Bezugsländer hierzu etwa folgende Antheile: Algier Spanien Tripolis Tunis 36 28 26 10 Procent. Von all diesen Ländern kann Esparto am billigsten nach England versendet werden, weil dieses Land Kohlen, Eisen- und andere Waaren nach Spanien und Nordafrika sendet, und die Schiflfe gern irgend welche Fracht zur Rückfahrt annehmen. Sogar das nahegelegene Frankreich hat höhere Bezugskosten füi' Esparto als Grossbritannien. Letzteres Land hat auch billige Kohlen, Chemikalien sowie vor allem die zur Verarbeitung von Esparto nöthige Erfahrimg, welche den kontinentalen Staaten abgeht. Während sich der Verbrauch von Esparto neben der stets wachsenden Einfuhr von Holzschliff und Zellstoffen beinahe unverändert in England und Schottland erhält, wm'de in Deutschland und Frankreich trotz vieler, besonders in letzterem Lande aufgewendeter Bemühungen kein günstiges Ergebniss damit erzielt. Von sachverständiger Seite wurde die Vermuthung ausgesprochen, dass man in diesen Ländern die Bildimg von Faserkügelchen oder Schrot nicht zu verhindern verstand. In den Paj)ierfabriken dieser Länder werde in Holländern gebleicht, die den Stoffumlauf nur mit Schaufelrädern hervorbringen, während zur Verhütung der Schrot-Bildung beständiges Ausziehen zwischen Walze und Grund- werk nöthig sei. Die Versuche waren thatsächlich nirgends erfolgreich und sind seit Einführung des Sulfitverfahrens zur Herstellung von Zellstoff aus einheimischem Holz aufgegeben worden. Die Verarbeitung von Esparto ist in der Hauptsache auf Grossbritannien beschtänkt und scheint dort auch den Wettbewerb der billigeren Holz- und Stroh- zellstoffe zu ertragen. Infolge dieses Wettbewerbs ist Esparto in England allerdings erheblich billiger geworden und kostet jetzt (1893) 3^/2 bis 6 Lstr. die Tonne, während noch vor wenigen Jahren 4V2 bis 8 Lstr. bezahlt wurden. Die baumwollige, dickgriffige und doch kräftige Beschaffenheit der besseren englischen Papiere ist zweifellos der Verwendung von Esparto zuzuschreiben. Der daraus hergestellte Stoff ist biegsam, glänzend, rein, widerstandsfähig und Kefert namentliph dickeres Papier bei gleichem Gewicht als andere Stoffe. Die Güte des daraus hergestellten Papiers gleicht anscheinend den höheren Preis des Rohstoffs aus. Nur bessere Papiersorten können jedoch höhere Preise der Rohstoffe ertragen, da sich nm- bei solchen höhere Preise für bessere Erzeugnisse erzielen lassen. Wie geschliffenes Holz und Holzzellstoff in anderen Ländern an die Stelle der Lmnpen getreten sind, werden diese Stoffe bei Massen-Erzeugnissen, wie Zeitungsdruck, das Espartogras in England immer mehr verdrängen. In den Jahren 1892 und 93 war Fichten-Sulfitstoff zeitweise schon so biUig, dass einige englische Papierfabriken denselben anstelle des bisher selbst hergestellten Espartostoffes benutzten und iln-e Anlagen stillstehen Hessen. Solche Marktverhältnisse können und werden wieder- kehren und den Preis des Espartos herabdrücken oder dessen Verwendungsgebiet weiter einengen. THEIL VI. HOLZ. a) HOLZSCHLIFF. b) DAMPFHOLZSCHLIFF. c) HOLZZELLSTOFF (NATRON-, SULFAT- u. SULFITVERFAHREN). a) HOLZSCHLIFF. 462. Geschichte. Verf. hat den Erfinder der Holzschleiferei, F. G. Keller, zwischen 1884 und 1889 mehrmals in Krippen an der Elbe besucht, wo derselbe im eigenen Hause eine mechanische Werkstatt hat und besonders Messkluppen zum Ausmessen roher Holzstämme herstellt. Seine Mittheilungen und Auf- zeichnungen liegen der ausführlichen Lebensbeschreibung zu Grunde, welche in Nrn. 40, 41, 42 der Papier-Zeitung von 1885 erschien. Er wurde am 27. Juni 1816 zu Haynichen i. Sachsen geboren, wo sein Vater Webermeister und Blattbinder war. Er lernte dessen Handwerk und verlegte sieh mit jugendlichem Eifer aufs Erfinden, bemühte sich z. B. 8 Jahre lang mit der Ermittlung eines Perpetuum mobile. Im Jahre 1840 las er, dass man Stoffe ausfindig machen müsse, welche die immer mehr mangelnden Hadern beim Papiermachen einigermaassen ersetzen könnten, und der Gedanke, solche zu suchen, verhess ihn nicht mehr. Er wurde aufmerksam auf alles, was zur Lösung führen konnte, und so auch auf die aus Holzfasern gebauten Wespen-Nester, welche ihn darauf führten, Papierfasern aus Holz herzustellen. Er erzählt seine weiteren Bemühungen mit folgenden Worten: Ich glaubte dies dadurch zu erreichen, dass ich Sägespäne oder anderes gröblich zer- theiltes Holz in starker Sodalauge kochte, um die durch Harztheilchen zusammengehaltenen Fasern zu trennen. Das Verfahren entsprach jedoch meinen Erwartungen nicht, weil die einfache Siedehitze nicht zur Lösung ausreichend ist, wie auch spätere, Ton Anderen bei der Zellstoff- Bereitung gemachten Erfahrungen beweisen. Eine Erinnerung aus meiner lündheit brachte mich endlich auf den richtigen Weg. Es fiel mir nämlich ein, wie ich als Knabe mit vielen Alters- genossen zur Kirschenzeit als Spielerei aus Kirschkernen kleine Ketten gemacht hatte. Das Verfahren bestand einfach darin, dass etwa in die Mitte der flachen Seite eines kleinen Brettchens eine, der halben Stärke eines Kirschkernes entsprechende Vertiefung gemacht wurde, in welche man den Kern legte, und dann dessen hervorstehende Hälfte auf der Fläche eines rauhen, vorher mit Wasser begossenen Steines abrieb. Mit der anderen Seite des lürschkernes wurde ebenso verfahren, bis auf beiden Seiten eine OefEnung in der harten Schale entstanden war, so dass man einen Faden durch den Kern ziehen und ihn aufreihen konnte. Bei diesem Absclüeifen des Kernes war es nicht zu vermeiden, dass auch die Fläche des hölzernen Brettchens mit- getroffen und abgeschliffen wurde; und dadurch bildete sich, bei spärlichem Begiessen des Steines, nach einiger Zeit aus abgeschliffener Kernmasse und Holz eine weissliche Masse, die nach längerer Pause bei Luft und Sonnenschein auf dem Stein trocknete und sich dann in 1232 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. blattartiger Gestalt ablöste. Ich machte Anwendung von dieser Erfahrung meiner Kindheit, indem ich sofort mit Versuchen begann. Ich reinigte einen vorhandenen gewöhnlichen kleinen Schleifstein, der zum Schleifen der Werkzeuge diente, nebst Trog sorgfältig vom Sclimutz, füllte letzteren mit Wasser und fing an zu schleifen, indem ich mit der einen Hand ein Stückchen geeignetes Holz fest an den Stein drückte, und mit der anderen Hand den Stein drehte. Bald fing das Wasser an sich zu trüben, und als es das Aussehen von dicker Milch erreicht hatte, hörte ich auf, leerte den Trog in ein anderes Gefäss und Hess die Masse, weil meine Kraft ziemlich erschöpft war, kurze Zeit ruhig stehen. Während dieser Zeit hatte sich der Stoff etwas gesetzt, ich goss das klare Wasser ab und übergab die dadurch etwas dicker gewordene Masse meiner Frau zum Kochen, weil ich der Meinung war, dass dies zur Lösung der Fasern nötliig sei. Dann ging ich ungesäumt wieder zu meiner unterbrochenen Berufsarbeit, um das Versäumte möglichst einzubringen. Beim beginnenden Abendessen nahm ich das Gefäss mit dem Stoff wieder zur Hand und quirlte denselben etwas stark, so dass dadurch von der Masse etwas heraus auf das doppelt aufliegende Tischtuch spritzte. Das Wasser wurde sofort vom Tischtuch aufgesogen; ich löste den obenauf liegenden nassen Stoff behutsam mit dem Messer ab, presste ihn zunächst in den Blättern eines Buches und steckte ihn mit Nadeln an den Ofen zum Trocknen. Er war sehr bald trocken, ich glättete ihn noch ein wenig, und das erste Stückchen reinen Holzpapiers, in Grösse eines Zehnmarkstückes, war noch vor dem Abendessen fertig. Wie ich mich darülDer freute, vermag ich nicht zu schildern, und erwähne nur, dass ich die darauf folgende Nacht vor freudiger Aufregung nicht geschlafen habe. Später brachte icli dieses mir werthvolle Stückchen Papier, welches ich heut noch habe, mit einem Stückchen des Wespen- nestes, welches mich darauf leitete, unter Glas und Rahmen, um es zum Andenken besser auf- bewahren zu können. Jetzt hatte ich zwar einen Stoff gefunden, der sich nach dem vorliegenden Ergebniss zum theilweisen Ersatz der Hadern eignen durfte, wusste aber nicht, wie grössere Blätter als das erwähnte kleine Stückchen Papier daraus zu formen seien. Ich hatte nämlich bis dahin noch keine Papiermühle gesehen und wusste nur soviel von der Fabrikation, dass zum weitern Verarbeiten des fertiggemahlenen Papierstofies Formen, Filze, Pressen und dergleichen gebraucht wurden. Wie und woher diese zu beschaffen waren, wusste ich nicht. Zunächst wendete ich als kleine Form ein Stückchen Webeblatt an, d. h. einen kleinen Holzrahmen mit nahe zusammen senkrecht und parallel eingesetzten Blechstreifen, auf welchen ich den verdünnten Holzstoff goss. Durcli die Nieten des Webeblattes, d, h. zwischen den Blechstreifen, lief das Wasser leidlich durch, so dass ich den zurückgebliebenen Stoff auf angefeuchtete, entsjDrechend grosse Tuchlappen abdrücken konnte, die ich aus einem alten Rock geschnitten hatte. Mit Hilfe von 11 solcher Lappen machte ich ein »Puscht« von 10 Blatt, die allerdings nur die ungefähre Grösse der Hälfte eines Fünfmarkscheines hatten. Dieses Pusclit presste ich dann in einer Hobelbank aus. Die Versuche fielen, da ich den Stoff aufgoss, nicht zu meiner Zufriedenheit aus, und ich unternahm es desshalb, Bogen von der Grösse eines Viertelbogens Schreibpapier mit geeigneteren Hilfsmitteln zu machen. Da ich jedoch, wie erwähnt, nicht wusste, wie eine Papierform beschaffen war, so fertigte ich einen Rahmen aus schwachem Bandeisen an, legte über beide Seiten so viele Stränge schwachen Messingsdrahts, als in einem Bogen Büttenpapier sichtbar waren, und zog Querdrähte durch, so dass diese Form ganz leidlich ausfiel. Noch immer fehlte mir aber der Formdeckel, und ich wusste nicht, wie ein solcher aussah, fand aber bald, als das Schöpfen selir schlecht ging, dass damit ein die Form umschliessender Rahmen gemeint sein müsse. Als ich desshalb einen Rahmen nacli meinem Gutdünken verfertigt hatte, ging es auch wirklich um Vieles besser. Zu diesem Format hatte ich ebenfalls 11 Filze aus einem alten Tuchrock geschnitten. Als Presse benutzte ich, da ich eine solche nicht hatte, einen vom oberen Gautschbrett bis zur Stubendecke reichenden Pfahl, legte an der Decke ein Stück Brett unter und trieb dann mit dem Beil den Pfahl am obern Ende soweit an, als die nötliige Pressung erforderte. Auf diese Art habe ich 80 solcher Bogen gemacht, worunter auch einige Puscht farbige Blättchen waren. Wie schon erwähnt, benutzte ich zum Holzschleifen, in Ermangelung eines anderen zuerst einen ganz feinkörnigen Werkzeug-Schleifstein; da aber mit diesem nicht viel Stoff fertig wurde, so hatte ich mir einen kleineren, aber grobkörnigeren verschafft, den ich auf der Dreli- bank, in einem Kasten gehend, anbrachte. Während ich nun die letztgenannten Gegenstände wie die Form und dergleichen anfertigte, schliff meine Frau immer Stoff. Diese dritten Proben waren schon bedeutend besser ausgefallen, 'und es kam mir jetzt vor allem darauf an, mich darüber zu unterrichten, wie sich der Werth des Stoffes im Vergleich zum Lumpenpapierstoff und folglich der Nutzen herausstelle. Ich ging daher nach Lossnitz bei Freiberg, als der meinem Wohnort zunächt gelegenen Papiermülile, und gewann dort bald die Ueberzeugung, dass Holzstoff um vieles billiger zu beschaffen sei als Lumpenstoff. Dadurch Geschichte. 1233 ermuthigt, hielt icli die Sache nicht mehr so geheim und zeigte Proben an mir bekannte intelligente Leute, auf deren Hilfe ich zur Fortsetzung grösserer Versuclie hoffte. Meine Hoffnungen waren jedoch vergebens, und schliesslich wendete ich mich mit einem Gesuch um Unterstützung an das Königl. Sächsische Ministerium. In dem darauf erhaltenen Bescheid war zwar mein Streben lobend anerkannt, allein mein Gesucli um Unterstützung konnte keine Berücksichtigung finden, weil die Sache noch zu unfertig vorliege. Zudem sei es auch nicht räthlich, zu grösseren Versuchen eine neue Anlage zu schaffen, da man bestehende dazu benutzen könne. Gleichzeitig wurden mir mehrere Papiermühlen dazu vorgeschlagen. Dies war zwar ganz richtig, ich fand es aber nicht in meinem Interesse, einen zu erbauenden grösseren Schleif- apparat nach einem solchen Platz zu bringen, und dort vor aller Augen zu experimentiren. Im günstigsten Falle hätte ich dann zusehen können, wie er von Anderen nachgeahmt wurde, ohne dass ich für meine Mühen und Zeitaufwand die geringste Entschädigung gefunden hätte, da ich nicht durch Patent geschützt war. Ich zog daher vor, einen solchen Apparat nur so gross zu bauen, dass zwei Menschenkräfte imstande waren, ihn in Betrieb zu setzen. Der Stein hatte 1 Elle-Durchmesser und war 12" breit. Das Gestell machte ich von Holz, oben auf den Stein wurde in einem angebrachten Behälter das Holz mit Hebel und Gewicht an den Stein gepresst, den unterhalb angebrachten Kasten füllte ich mit "Wasser, und das Schleifen konnte beginnen. Das Schleifen ging sehr schwer, denn ich und meine Frau, die mir treulich zur Seite stand, konnten nur unter Anstrengung und mit öfteren Pausen den Apparat in Betrieb setzen. Da ich am Tage keine Zeit hatte, so konnten auch nur die Nächte dazu verwendet werden, und es hat deren viele bedurft, ehe ich eine ent- sprechende Menge Stoff zusammen- brachte. Die darin befindlichen Splitter entfernte ich mittels Siebes. Diesennun fertigen Stoff schaffte ich, möglichst abgelaufen (entwässert) und in ein Fass verpackt auf die Papiermühle zu Alt-Chemnitz, wo ich ihn, mit Beimischung von Ys Hadernpajiierstoff, zu Papier formen liess. Ich erhielt daraus etwas über 6 Ries grosses Schreibformat, welches ich dann auf einer Satinirmaschine in einer Druckerei in Haynichen glättete. Dies war also das erste mit Holzstoff gemischte Papier in grossem Format. Ein Theil desselben wurde zum Druck des dortigen Frankenberger Kreisblattes vom Ok- tober 1845 verwendet, wovon noch Exemplare vorhanden sind. Um die Splitterbildung zu verhindern, machte ich später weitere Versuche, bei denen das zu schleifende Holz nicht in gespaltenem Zustande, sondern als vom Stamme abgeschnittene Cylinder dem Stein zugeführt wurde, und zwar in der Weise, dass ich durch den Cylinder in der Längenrichtung ein etwa zollweites Loch bohrte, in welches eine scharf vierkantige Welle geschlagen wurde. Ein Ende dieser Welle war mit einem Kurbelzapfen, das andere mit einem gewöhnlichen Lagerzapfen versehen, und sie wurde von der Welle des Steines aus mittels konischer Rädchen und Schneckengetriebes in Bewegung gesetzt. In Fig. 1120 ist dieser Holzschleifer nach der Skizze des Erfinders dar- gestellt. Die aussen mit Kurbel versehene Haupttriebwelle ist mit a bezeichnet. Die beiden Schleifsteine h h vrerden durch Zahnräder von der Welle a aus in Umdrehung versetzt. Die zu schleifenden runden Hölzer wurden ausgebohrt und auf Wellen e gekeilt, die ihrerseits in Armen ruhen, die lose auf der Welle a sitzen und nach Bedarf belastet werden, um das Holz gegen die Schleifsteine zu pressen. Der Trog d ist derart mit Wasser gefüllt, dass die Schleifsteine hinein tauchen und dadurch stets nass gehalten sind. 156 Fiff. 1120. 1234 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Die Welle drehte sich mit dem Holze ganz langsam, im Verhältniss zum Stein wie 1 zu 200, so dass dem Stein stets eine kleine Angriffsfläche ohne Kante geboten war. Da sich die Welle mit dem Holz in derselben Richtung wie der Stein bewegte, so kamen die zum Theil, aber noch nicht ganz, abgerissenen Fasern bei der Umdrehung des Holzes nur langsam wieder mit der Steinfläche in Berührung. Dieser Stoff war ganz ohne Splitter und langfaseriger als der nach ersterer Methode geschliffene. Ich brauchte zum Betriebe bedeutend weniger Kraft, allein es wurde auch nicht so viel fertig, ausserdem blieb vom Holze stets der mittlere Rest in Gestalt eines Cylinders von 2 bis 3 Zoll Stärke übrig, der allerdings noch werthvoller war als die Massen früher abgerissener Splitter. Ich selbst habe dies Verfahren nicht weiter verfolgen können, und Andere nahmen, da ich es nicht als gründlich untersucht bezeichnen konnte, keine Notiz davon. Wenn ich nun bis hierher in meiner Erzählung weitschweifiger geworden bin als wohl nöthig wäre, so geschah es, um ein ausführliches Bild meiner früheren Thätigkeit zu geben, und besonders alles dessen, was mir in meinem Streben, einen neuen Papierstoff zu schaffen, Anleitung gab. Es ist mir, bei meiner damaligen völligen Unkenntniss der Papierbereitung und unter anderen sehr erschwerenden Verhältnissen, nicht leicht geworden, es bis zu diesen Anfängen zu bringen. Nachdem es mir nun, wie erzählt, gelungen war, einen billigeren, wenn auch keinen völligen Ersatzstoff zu finden, wollte ich auch Nutzen daraus ziehen und bemühte mich desshalb vielfach, einen Theilhaber mit den nöthigen Mitteln zu finden, doch vergebens. Um nun während dieser längeren Zeit neben meinen Berufsarbeiten in der gefundenen Richtung nicht unthätig zu bleiben, unternahm ich es, aus den Fasern der Rinden des Fichtenholzes, welche bekanntlich zur Lohe verwendet werden, Papier zu machen. Ich konstruirte mir einen kleinen Dampfapparat, mit welchem ich den in der Rinde enthaltenen Gerbstoff auszog und die verbleibende Faser zu Papier formte, welches zwar von bräunlicher Farbe, doch sehr fest war. Der Loh-Extrakt, bis zur Trockenheit abgedampft, war sowohl zum Gerben wie zum Färben gut verwendbar. Dieses Verfahren wurde mir patentirt, doch habe ich später keinen besonderen Nutzen daraus ziehen können, weil der Betrieb nur während der Saft- oder Schälzeit der Stämme von Vortheil war, wo sich die äussere Borke leichter und sicherer von dem Bast trennen lässt. Bei der Aussichtslosigkeit, je einen Theilhaber zu finden, entschloss ich mich, mit dem wenigen Kapital, das mir mein Vater bieten konnte, irgendwo eine kleine Anlage zu begründen, und wandte mich zunächst nach der Gegend von Schwarzenberg, wo nächst Holzreichthum auch billigere Wasserkräfte zu haben sein sollten. Nach zweitägigem Umhersuchen fand ich leider nichts, was meinen Verhältnissen entsprochen hätte, und kehrte missmuthig wieder nach Hause zurück. Einige Zeit darauf pachtete ich in Kühnhaide bei Marienberg die dortige Papiermühle, welche zwar in grösserem Reparaturbau begriffen war, in kurzer Zeit aber zum Betriebe fertig sein sollte. Schon im November 1845 übersiedelte ich dahin, leistete entsprechende Kaution, über- nahm Arbeitsutensilien und Vorräthe käuflicla und hätte anfangen können zu arbeiten, wenn erwähnter Reparaturbau vollendet gewesen wäre. Die Bauleute aber wollten, weil sie keine genügende Bezahlung erhalten hatten, die Ai-beit einstellen. Der Eigenthümer des Grundstücks, welcher 10 Stunden davon wohnte, kam, trotz mehrmaligen Versprechens, nicht zur Stelle. Es blieb mir daher nichts übrig, als die verlangte Bürgschaft zu leisten, damit ich durch Fertig- stellung des Baues zum Anfang kommen konnte. Allein, schon einige Wochen darauf wurde der Eigenthümer zahlungsunfähig, und es trat sofort gänzlicher Stillstand ein. Da meine wenigen Mittel zum grössten Theil zum Ankauf der Arbeitsgeräthe, Vorräthe und Kaution verwendet waren, so wusste ich nicht, was weiter zu beginnen. In diesen Zweifeln verging der Winter, und es nahte die Zeit, wo das Grundstück zur Versteigerung kommen sollte. Ein Freund war erbötig, mich mit etwas Kapital zu unterstützen, mein Vater und noch einige andere Gönner gaben dazu, was ihnen möglich war, und so unter- nahm ich es, das Grundstück für ziemlich 4000 Thaler zu erwerben. Nachdem ich die nöthige An- zahlung geleistet hatte, vollendete ich den unterbrochenen Reparatur-Bau; es fand sich jedoch dabei mehr zu thun als in Aussicht genommen war. Dadurcli und den Verlust meiner Kaution, sowie die Bezahlung des Betrags, wofür ich Bürgschaft geleistet, wurden meine wenigen verfügbaren Mittel so geschwächt, dass ich noch nicht daran denken konnte, grössere Einrichtung zum Holz- schleifen zu treffen. Während ich mich abermals nach fremder Hilfe umsah, fügte es der Zufall, dass ein Stückchen eines in dieser Absicht auf reines Holzpapier an einen Verwandten geschriebenen Briefes Herrn Heinrich Voelter, damals Direktor der Bautzener Papierfabriken, zu Händen kam. Derselbe schrieb mir am 13. Mai 1846, er würde, wenn er sich von der praktischen Anwendung überzeugte, nicht abgeneigt sein, mir diese Neuheit abzukaufen, oder mich in einer seiner Fabriken anstellen. Letzteres konnte ich wegen des Besitzes meines Grundstückes nicht annehmen, und war daher gern für Ersteres geneigt. Auf desshalb erfolgte Einladung reiste ich zu ihm, zeigte Geschichte. 1235 ihm weitere Proben, hatte auch von Hause den ganz kleinen Schleifstein, mit welchem ich die ersten Versuche gemacht hatte, mitgenommen, um, wenn nöthig, meine Angaben zu beweisen. Nach erfolgter erster Besprechung, wobei ich Herrn Voelter nur mittheilte, dass der wesentlichste Theil zur Erzeugung des Holzstoffes höchst einfach sei, und meine sonstigen Angaben ihm genügten, wurde mir von ihm ein abgesonderter Raum mit Triebkraft zur Verfügung gestellt, in welchem ich meine Vorbereitung traf. Sehr spät abends damit fertig, begann in Gegenwart Herrn Voelters, nachts um die zwölfte Stunde ein halbstündiges Probeschleifen, bei dem ich jedoch den Stein sorgfältig verdeckt hielt. Ich nahm den Stein auch ungesehen wieder zu mir, und der erhaltene Stoff wurde während der Nacht zum Trocknen ausgebreitet. Als sich am andern Tage, wie Herr Voelter selbst offen bekannte, bezüglich Erzeugniss und Qualität meine Angaben noch übertroffen erwiesen, war sein Vertrauen begründet. Herr Voelter, als Fachmann, erkannte den Werth des einfachen Verfahrens vollkommen, weshalb wir auch sehr bald zu einem Vertrag gelangten. Es lag nun in unserm beiderseitigen Interesse, dafür zu sorgen, dass das Verfahren, solange es nicht durch Patent geschützt war, auch nicht bekannt wurde, weshalb ich auch auf meinem Grundstück die Einrichtung dazu unterliess. Es vergingen ziemlich zwei Jahre, ehe die nachgesuchten Patente ertheilt wurden. Herr Voelter widmete sich nun mit ungetheilter Kraft der weiteren Verfolgung der Sache, erzielte auch mit seinen neu hergerichteten Maschinen zufrieden- stellende Resultate und war dann bemüht, dieselben zu verwerthen. Dies war jedoch mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Denn die dagegen gefassten Vorurtheile Hessen sich nur allmälig durch Gegenbeweis bekämpfen, was natürlich unermüdliche Ausdauer erforderte und mit bedeutenden Opfern an Geld und Mühe verbunden war. Die meisten Landespatente wurden damals unter der Bedingung ertheilt, dass die Erfindung binnen Jahresfrist in den betreffenden Ländern zur Ausführung gebracht würde, und dies zu bewirken, nahm Voelters volle Kraft in Anspruch. Unter solchen Verhältnissen war aber an einen Gewinn nicht zu denken; es trat sogar der Fall ein, dass eine Fabrik, in deren Räumen die Einrichtung aus beregtem Grunde unent- geltlich ausgeführt worden war, nach einiger Zeit erklärte, nichts mehr davon wissen zu woUen; und nun obendrein noch Entschädigung verlangte. Auch erschwerten die damaligen revolutionären Zeitverhältnisse die Einführung sehr wesentlich. Der erwähnte Voelter-Keller'sche Vertrag ist in Nr. 42 der Papier-Zeitung von 1885 vollständig abgedruckt. Er brachte dem Erfinder nur wenige Hundert Mark ein und wurde werthlos, als nach 5 Jahren die von den deutschen Staaten ertheilten Patente erneut werden mussten. Voelter bot Keller an, ihn weiter theil- nehmen zu lassen, wenn er die Kosten dieser Verlängerung zur Hälfte tragen wolle. Da Keller hierzu keine Mittel besass, so musste er darauf verzichten und Herrn Voelter die Ausbeutung der Erfindung allein überlassen. Von diesem Zeitpunkt, eigentlich vom Juni 1846 an hatte Keller mit der Erfindung nichts mehr zu thun, sie wurde von Heinrich Voelter auf die heutige Stufe gebracht. Seiner unermüdlichen Thätigkeit, seiner Ausdauer, den von ihm gebrachten Geldopfern danken wir es, dass der Keller'sche Kern rasch zu einem grossen Industriezweig ausgebildet wurde. Wenn man von der Erfindung der Holzschleiferei spricht, soUte man desshalb Heinrich Voelter mit Keller zugleich nennen, und es kann unerörtert bleiben, wer den grössten Antheil daran hat. Von 1846 an ist die Geschichte der Holzschleiferei die Geschichte Heinrich Voelters. Seinen besseren technischen Kenntnissen imd seiner unermüdlichen Thätigkeit gelang es, aus der Verwerthung der Erfindung, besonders in Amerika, wo A. Pagenstecher dieselbe einführte, grossen Gewinn zu ziehen. Keller aber erhielt daraus nur folgende Beträge: Bei Abschluss des Vertrags vom 20. Juni 1846 von Heinrich Voelter 450 M. Die laut Vertrag nach gutem Erfolg ferner zu zahlenden 1650 M. wurden beglichen durch baare Zahlung Voelter's von 1200 M. 156* J236 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Ums Jahr 1870 erhielt Keller, in Anerkennung seines Verdienstes um die Papier-Industrie, von der Thode'schen, Dresdner und anderen Papierfabriken ein Geschenk von 4800 M. Bei der Generalversammlung des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten 1881 zu Schwarzenberg wurde Keller zum Ehrenmitglied ernannt und ihm eine silberne mit Goldstücken gefüllte Dose überreicht. Das Geschenk betrug etwa 3000 M. Als das Patent der Vereinigten Staaten nach 17 Jahren abgelaufen war, bemühten sich die derzeitigen Inhaber und Interessenten, vom Kongress eine Ver- längerimg desselben zu erwirken. Da in den Vereinigten Staaten niu" der wirkliehe Erfinder Anspruch auf Patent hat, so suchte die Gegenpartei, welche diesen Ver- such vereiteln woUte, ein Zeugniss Keller's zu beschaffen, und erhielt ein solches. Aber auch die Interessenten des Voelter'schen Patentes wussten Keller zu einer notariellen Erklärung anderen Inhalts zu veranlassen. Die Bemühungen der Letzteren in Amerika waren vergeblich, aber sie hatten für Keller die günstige Wirkung, dass geschäftstüchtige Freunde ihm für seine Beihilfe eine Zahlung erwirkten in Höhe von 12 000 M. Mit diesem Gelde erwarb er Haus und Grund in Krippen, kam aber Ende 1892 wieder in Bedrängniss und bat um Hilfe. Eine vom Verfasser dieses Buches und Herausgeber der Papier -Zeitung veranstaltete Sammlung ergab soviel, dass seine bescheidenen Bedürfnisse voraussichtlich dauernd damit befriedigt werden können. Die Beiträge wurden nach Nrn. 41 und 46 der Papier-Zeitung von 1893 aus folgenden Staaten eingesandt: Vereinigte Staaten von Amerika .... 5059 M. — Pf. Schweden-Norwegen 3522 „ 58 „ Oesterreich-Ungarn 2735 „ 50 „ England 444 „ 30 „ Finnland 392 „ 99 „ Russland 370 „ — „ Rumänien 200 „ — „ Italien 80 „ — „ Deutschland 7833 „ 53 „ 20637 M. 90 Pf. Das in Fig. 1121 gegebene Brustbild ist nach einer 1884 gemachten photographischen Aufnahme angefertigt und zeigt Keller im Alter von 68 Jahren. Nachdem Heinrich Voelter die Papierfabrik seiner Eltern zu Heidenheim a. d. Brenz in Württemberg im Verein mit seinem Bruder übernommen hatte, baute er zunächst einen Schleifstein, auf welchen das Holz in einem obenauf an- gebrachten Kasten, zuerst mit direkter, dann mit Hebel-Belastung gepresst wurde. Um die Steine leistungsfähiger zu machen, wurden später mehr Pressen um einen Stein gesetzt und der Vorschub des Holzes in regelmässiger Weise durch Schrauben- spindeln bewirkt. Zur Trennung der feingeschliffenen von den groben Theilen des geschliffenen Holzes wurde dasselbe von Anfang an mit viel Wasser gemischt, und auf mit Sieb überzogene Cylinder geleitet, welche die feinen Theile durchliessen und die groben aussen zurückhielten. Diese groben Theile konnte man nicht nochmals schleifen und daher nicht in Holzschliff verwandeln, bis dies Voelter's Mit- arbeiter, dem Maschinenfabrikanten J. M. Voith in Heidenheim, gelang. Derselbe fasste, als er in einer Mühle die durch Mahlen von Ki-eide in nassem Zustande Geschichte. Geeignetes Holz. 1237 erhaltene Masse sah, den Gedanken, dass sich nasses geschhffenes Holz ebenso mahlen lassen müsse. Er brachte Proben der sogenannten dritten Sorte Holz- schliff mit, Hess dieselben durch den Mahlgang gehen und erhielt sofort befriedigende Ergebnisse. Hieraus entstand die Feinmühle (Raffinem*), auf welcher die zu grob gebliebenen TheUe des Holzes in ähnlicher Weise wie Getreide fein gemahlen werden. &x^^-^ Fig. 1121, F. G. KeUer (1884), Erfinder der Holzschleiferei. 463. Geeignetes Holz. Durch vieljährige Erfahrung hat man gelernt, welche Baum arten und welchen Alters sich am besten zu Holzschliff eignen. Je älter die Bäume, desto fester und härter werden die Inkrusten. Schliff aus altem Holz ist daher grob mid bröckelig, besonders wenn das Holz schon lange geschlagen ist mid Zeit gefunden hat, sich noch weiter zu verhärten. In frisch geschlagenem Holz befinden sich noch viele frische Säfte, welche die Steine und durch ihre weichen Harzstoffe die Siebe verschmieren. Das gefällte Holz sollte daher mindestens einige Monate lagern, ehe es geschliffen wird. Um es dabei frisch zu erhalten, bewahren es viele Schleifer unter Wasser auf, wodurch jedoch das Holz härter wird, und seine Weisse etwas leidet. 1238 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Da die Stämme eine Dicke von mindestens 12 cm haben müssen, um geeignete Stücke zum Schleifen zu liefern, so ist damit deren allzu grosser Jugend eine Grenze gesteckt. In Deutschland hält man Holz von mehr als 60 Jahren Alter nicht für vortheilhaft zum Schleifen, und es wird bei grosser Dicke auch zu theuer, weil es sich dann zu Bauholz eignet. In anderem Klima, wo das Holz langsamer oder rascher wächst, ändert sich diese Altersgrenze. Verstocktes oder sonstwie krankes oder schlecht gewachsenes Holz muss streng ausgeschieden werden, da es nicht nm- kurzen groben Stoff liefert, sondern häufig auch schlechte Farbe hat und den anderen Schliff mit verdirbt. Die Schleiferei fördert die Forstwirthschaft, indem sie ihr die dünnen Stämme abnimmt, die früher als Brennholz verkauft wurden, jetzt aber durch Kohlen, Presstorf usw. aus diesem Verbrauchs-Gebiet verdrängt sind. Die Papier-Zeitung brachte in Nrn. 83 und 84 von 1888 eine Arbeit des Herrn Kommerzienraths G. Rostosky, Niederschlema, worin er auf Grund von Versuchen den Werth der wichtigsten Holzarten für die Schleiferei zu ermitteln suchte. Die Angaben sind zwar schon 1870 niedergeschrieben, aber nicht wider- legt und dürfen als richtig gelten. Die bei Rostosky's Versuchen verwendeten Hölzer waren möglichst von gleichem Alter und sämmtlich im Dezember geschlagen. Der zum Schleifen benutzte Stein arbeitete mit 5 Bremsen und einem Gesammtdruck von 934 Pfund bei 142 Umdrehungen in der Minute. Die angewandte Kraft betrug 21,5 Pferde; der Stein war frisch geschärft. Die Angaben verstehen sich für 1 Sachs. Kubikfuss Holz = = 0,023 cbm. 1 Pfund = -% kg- Verhältniss Preis in Gewiclit ohne Zeit zum Schleifen (jesohliffene Masse, gepresst, in Pfunden Summe in Trocken- gehalt Holz- schliff zwischen dem Gewicht des Holzart Holzes Groschen Rinde Sto if-Ergehniss der Sortir-Cylinder Pfunden in Pro Cent. trocken gedacht und des daraus erhaltenen Stunden Minuten I. 11. iii. IV. V. Schliffs Ahorn 10 49,6 1 22 — — — 50,93 3,47 54,4 49,5 26,93 1 : 0,543 Buche 5,5 50,5 — 45 — — — 52 — 52 34,5 17,94 0,360 Kiefer 3,5 33,3 — 45 — 8,7 — 20 — 28,7 40,5 11,6 0,350 Birke 4 33,7 — 43 — — — 29,5 1,7 31,2 44,2 13,79 0,409 Lärche 3,5 35 — 57 — 3,77 3,09 23 1,34 31,2 39,8 12,42 0,355 Erle 4 41 — 51 — 11 1,1 30,8 0,81 43,71 39,8 17,40 0,420 Aspe 4 33 — 43 — 6,75 2,4 20,7 1,1 30,95 41,25 12,77 0,387 Tanne 3,5 32,35 — 45 6,2 19,4 — 15,8 — 41,4 44,4 18,38 0,567 Fichte 3,5 30,5 — 49 0,26 12,4 — 24,5 1,84 39 41 16 0,524 Linde 5 52 — 43 — 21 25,5 3,7 50,2 42,9 21,5 0,413 Der Verlust, der, nachdem die Hölzer bereits geschält sind, durch Schneiden, Bohren und Schnitzen noch entsteht, betrug bei Fichte 13,6 Procent, Linde 15,8 Procent, Buche 6,2 Procent und Kiefer 10 Procent. Selbstverständlich werden sich aber diese Zahlen ändern, je nachdem man es mit mehr oder weniger ästigen Hölzern zu thun hat. Die auf den Sortircylindern I bis III obiger Tabelle ausgeschiedene Masse ist zu grob und muss noch auf der Mühle verfeinert werden, während sich der von den Cylindern IV und V gelieferte Stoff zm- Umwandlung in Papier eignet. Geeignetes Holz. 1239 Die auf Cylindern I II III erhaltenen groben Fasern verhalten .sich demnach zu den auf IV und V ausgeschiedenen feinen bei den verschiedenen Hölzern folgen- dermaassen : f, ■ , o Kieler ungeiahr wie 1 : 2, Lärche „ n 1 = 3; Erle „ „ 1 : 3, Aspe „ „1:2, Tanne ;, „5:3, Fichte „ „1:2, Linde „ „1:1. Tanne giebt also die gröbsten Fasern. Mikroskopische Prüfung ergab ungefähr folgende Längen luid Breiten der Einzelfasern: H Ol i Buche . Ahorn . Birke . Linde . Lärche Erle . . Fichte . Tanne . Kiefer . Aspe . Hart oder weich H. H. H. H. W. H. W. W. W. H. Breite der Faser in mm 0,0128 • 0,0128 ■ 0,0769 0,0769 0,0128 — 0,0769 0,0256 0,0384 0,0513 0,0256 0,0384 ■ 0,1026 • 0,0256 ■0,0513 0,1026 0,1282 0,0256 •0,1026 ■ 0,2564 0,0769 Länge zmschea I. n. I in. 0,7692 b. 1,0256 0,5128 0,2564 b. 0,7692 b. 0,5128 Bemerkungen ganz feinfaserig. desgl. mit einzelnen Holzplättchen. desgl. länger als Buche. zarte feine Faser. grob, mit einzelnen starken Fasern. starke Fasern. feine lange Faser. feine Faser m. Holz- plättchen. starke Faser. feine Faser. Papier-Fasern sind nach Seite 1070 um so besser und werthvoUer, je länger und dünner, d. h. je geschmeidiger sie sind, und auch Rostosky sagt schon in seiner Arbeit aus 1870: »Je länger und feiner die Fasern sind, desto mehr Festigkeit wird das Papier zeigen.« An erster Stelle in vorstehender Tabelle hat er auch noch angegeben, ob die Faser hart oder weich, d. h. geschmeidig ist. Unter den Hölzern mit längster Faser sind nur Fichte pinus picea, Tanne pinus alles und Kiefer pinus sylvestris weich, und unter diesen hat Fichte die dünnsten Fasern, liefert also den festesten Stoff, vmd dann folgen Tanne, Kiefer, Aspe, Erle, Lärche, Linde. Die kurzfasrigen. Buche, Ahorn, Birke, erscheinen am unge- eignetsten. Festigkeit und Geschmeidigkeit sind jedoch nicht allein maassgebend für die Verwendbarkeit einer Holzart. Farbe, Reinheit, Harzgehalt, Verhalten gegen Sonnenhcht und Dauerhaftigkeit fallen bei der Beurtheilung auch mit ins Gewicht, abgesehen vom Preis und den verfügbaren Beständen. Von den drei verbreiteten Nadelhölzern Kiefer, Fichte und Tanne enthält z. B. die Kiefer am meisten, die Tanne am wenigsten Harz, letztere ist auch am weichsten mid giebt daher in gleicher Zeit am meisten aus. Holzschliff aus Fichte und Tanne ist heller als der aus Kiefer und Lärche und behält auch seine Farbe bei längerem Lagern, während der aus Kiefer und Lärche seines Harzgehalts wegen leichter nachdunkelt. X240 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Von den Laubhölzern eignen sich nach vorstehend angegebenen Faserlängeii und -Breiten Aspe imd Erle am besten. Von diesen beiden Baumarten kommt jedoch nur die Aspe, auch Esche oder Zitterpappel popidus tremala, und diese nur in nördlichen Gegenden, in grossen Beständen vor und wird besonders ihrer weissen Farbe wegen, die sich auch beim Lagern erhält, sehr geschätzt. Sie lässt sich leicht schleifen und liefert daher gute Ergebnisse. Die in den Vereinigten Staaten von Amerika viel verwendeten Pappeln gehören auch zu dieser Gattung. Linde tilia ist meistens zu theuer und in unzm-eich enden Mengen erhältlich, um als BohstofF für Holzschliff zu dienen, verändert auch beim Liegen ihre schön weisse Farbe bald in schmutzig grau. Buche fagus sylvatica kommt in manchen Gegenden reichlich vor, findet vielseitige Verwendung, lässt sich aber ihrer Härte wegen so schwer schleifen, dass das Ergebniss im Verhältniss zur aufgewendeten Kraft nur gering ausfällt. Ihre Brauchbarkeit wird hierdurch sowie durch die Kürze ihrer Fasern sehr beeinträchtigt. In einigen Gegenden, wo Nadelholz nicht ausreichend vorhanden ist, wird sie dennoch zu Holzschliff verarbeitet. Birke betula alba ist hart, fein- und kurzfaserig, lässt sich etwas leichter schleifen als Buche, kommt aber nur in wenigen nordischen Gegenden in grossen Beständen vor. Ahorn acer pseudoplatanus liefert weisse feine, wenn auch kurze Fasern, lässt sich aber noch schwerer schleifen als Buche und kommt in den Industrie- Staaten nicht in genügender Menge vor, um Bedeutung für die Papierfabrikation zu erlangen. Die erwähnten Baumarten fallen überdies sehr verschieden aus, je nachdem sie in kälterem oder wärmerem Klima, auf magerem oder fettem Boden wachsen und auch nach der Pflege, die ihnen gewidmet wird. ' Es ist auch nicht gleich- giltig, in welcher Jahreszeit das Holz gefällt wird, da der Saft im Frühjahr in den Bäumen hochsteigt, im Winter aber dieselben verlässt. Das im Winter gefällte Holz wird desshalb im allgemeinen vorgezogen, und manche Fabrikanten gehen sogar so weit, dass sie im Frühjahr gefälltes für ungeeignet erklären. 464. Holzvorrath und -Erzeugung. Der grosse Bedarf an Holz, besonders Nadelholz, welcher durch Schleiferei und Zellstoff-Fabrikation entstanden ist und noch entsteht, ruft das Bedenken hervor, dass in absehbarer Zeit nicht mehr genug davon zu auskömmlichen Preisen beschafft werden kann, um alle Anlagen in Betrieb zu erhalten. In Deutschland ist etwa die Hälfte des Waldbestandes Eigenthum der Staaten, alle Forsten werden regelrecht bewirthschaftet und stehen unter Aufsicht der Behörden. Ihre Vertheilung ist aus nebenstehender Tabelle ersichtlich. Danach hatte das Deutsche Reich im Jahre 1883 rund 6 Millionen Hektar Kiefern und rund 3 Millionen Hektar Fichten- und Tannenwald, die hier allein in Rechnung gezogen werden sollen. Der Laubwald, von dem besonders Aspe zu Holzschliff benutzt wird, bleibt unberücksichtigt. Man darf auch annehmen, dass die Wald- fläche^seit dieser Zeit keine Vermindermig erfahren hat, noch erleiden Avird, da die Regierungen, besonders die preussische, alljährlich grosse Flächen von Oed- länderei aufforsten. Es wird angenommen, dass ein mit Kiefern bewaldeter Hektar bei 60 jährigem ümtrieb und mittlerem Boden in Deutschland jährlich 3,1 Fest- Geeignetes Holz. Holzvorrath und -Erzeugung. 1241 Statistik der Forsten und Holzungen des Deutschen Beiches. Bearbeitet vom Kaiserlichen Statistischen Amt 1883. Im Jahre 1883 waren be standen mit Von je ICO ha der gesanunten Forstfläche entfielen daher auf Staaten und Landestheile Lautliolz Überhaupt ha darunter Buchen ha Nadelholz Überhaupt ha darunter Kiefern Fichten (Führen) und Tannen ha ha ll a 11 II 1 ffl da Prov. Ostpreussen .... 135 333 26 083 526 734 305 822 220 499 20,4 3,9 79,6 46,2 33,3 „ Westpreussen . . . 73 022 39113 461 826 444 489 17 246 13,7 7,3 86,3 83,1 3,2 „ Brandenburg u. Berlin 96 866 29 354 1 197 828 1 172 656 25107 7,5 2,3 92,5 90,6 1,9 „ Pommern 165 528 73 706 429 301 397 162 31913 27,8 12,4 72,2 66,8 5,4 Posen 72 099 156 332 6 327 14 945 511810 1 000 509 500 687 810 944 10 634 187 114 12,3 13,5 1,1 1,3 87,7 86,5 85,8 70,1 1,8 16,2 JJ vuv^ii ...... „ Schlesien Sachsen 156 748 87 379 58 681 53105 359 702 32 311 294 880 15 539 62 453 16 441 30,4 73,0 11,4 44,4 69,6 27,0 67,1 13,0 12,1 „ Schleswig-Holstein . . 13,7 „ Hannover 256 452 416 107 454 932 131 288 157 268 304 406 363 709 150 037 172 592 257 225 70 014 97 472 104 376 77 047 71592 41,4 73,5 72,5 21,2 27,8 48,5 58,6 26,5 27,5 41,5 12,4 15,5 16,8 „ Westfalen 13,6 11,4 „ Hessen-Nassau . . . „ Rheinland 657 156 17 566 212 362 14169 173 709 21263 93 427 3 459 76 255 17 507 79,1 44,2 25,6 37,2 20,9 55,8 11,2 9,2 9,2 „ Hohenzollern .... 45,9 Söuigreich Frensseu . . •2 744 824 1 120 807 5 401 331 4 463 812 918 184 33,7 13,8 66,3 54,8 11,3 Die 3 Reg.-Bez. Franken . 287 892 119 662 517 299 302 952 210 353 35,8 14,9 64,2 37,6 26,1 Uebr. Bayern r. d. Rheins . 170 471 51411 1 297 648 340 522 946 184 11,6 3,5 88,4 23,2 64,4 Bayern 1. d. Rheins . . . 128 210 70 458 103 212 91176 10 432 55,4 30,4 44,6 39,4 4,5 Königreich Bayern 586 573 241 531 1 918 159 734 650 1166969 23,4 9,6 76,6 29,3 46,6 Königreich Sachsen 59 887 9 760 349 133 127 435 220 620 14,7 2,4 85,3 31,1 53,9 Württemberg . . . 250 694 134 631 349 282 53 992 295 168 41,8 22,5 58,2 9,0 49,2 Baden 300 644 145 759 86 233 133 424 98162 40 455 252 122 94 935 140 330 70 053 82 469 123 215 180 235 11601 15 606 54,4 60,6 38,1 24,1 40,8 17,9 45,6 39,4 61,0 12,7 34,3 54,4 32,6 Hessen 4,8 Mecklenburg-Sch-werin 6,9 Sachsen- Weimar 35 853 18 024 57 335 33 719 23 392 38,5 19,3 61,5 36,2 25,1 Mecklenburg-Streütz 21597 11610 39 514 38 055 1126 35,3 19,0 64,7 62,3 1,8 Oldenburg .... 35 029 11290 23 872 21007 2 564 59,5 19,2 40,5 35,7 4,3 ßraunschweie . . 70 303 53 214 39 592 7 825 31548 64,0 48,4 36,0 7,1 28,7 Sachsen-Meiningen . 25 273 11580 78 079 29 263 48 267 24,5 11,2 75,5 28,3 46,7 Sachsen-Altenburg . 6 050 921 30 602 21199 9 386 16,5 2,5 83,5 57,8 25,6 Sachsen-Koburg-Gotha . . 16 026 7 492 42 707 8 490 32 379 27,3 12,7 72,7 14,5 55,1 Anhalt 17 342 11711 3 644 7 987 37 649 14 267 31879 3 454 5 689 10 802 31,5 45,1 6,6 30,8 68,5 54,9 58,0 13,3 10,3 Schwarzburg-Sondershausen 41,6 Schwarzburg-Rudolstadt . . 7 240 2 773 34 107 10 725 23193 17,5 6,7 82,5 25,9 56,1 Waldeck - - 32 951 189 28 021 42 9 780 11214 3 228 5 016 5 965 6198 77,1 1,7 65,6 0,4 22,9 98,3 7,5 44,0 14,0 Reuss ältere Linie . 54,3 Reuss jüngere Linie 1354 382 29 744 4 251 25 449 4,4 1,2 95,6 13,7 81,8 Schaumburg-Lippe . 6 277 2 216 1414 431 924 81,6 28,8 18,4 5,6 12,0 Lippe 27 587 20 331 6 483 2 360 3 880 81,0 73,1 100,0 57,4 59,7 26,7 13,1 17,2 19,0 6,9 20,3 28,9 11,4 6,4 Lübeck . . . . . 2 877 228 834 048 30 250 1057 619 800 420 251 198 26,9 42,6 Bremen Hamburg .... 13,6 21,0 Elsass-Lothringen . 306 620 83 507 137 225 43 764 93 391 5 69,1 5 18,8 30,9 9,9 Deutsches Beich . 4 799 955 2048132 9100 552 5 921 516 3132 985 34,5 14,7 65,5 42,6 22,6 Gesammtfläche des Deutschen Reiches 54 052 184 ha; davon "Wald: 13 900 507 ha ^ Acker: 26 312 000 = 48,7 Procent. 25,7 Procent, 157 1242 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. meter (fm), ein mit der schneller wachsenden Fichte besetzter Hektar bessern Bodens 4,9 f m Derbholz liefert. Die angegebenen Flächen würden also jährlich rund: 18 000 000 f m Kiefern-Derbholz 1 zusarunien 33 Millionen fm jährlich 15 000 000 „ Fichten- „ j oder nahezu 100 000 fm täglich ergeben. Deutschland hatte 1892: 68 Zellstoff-Fabriken, deren durchschnittlichen täglichen Ertrag an Stoff man zu etwa 10 000 kg, also zu 630 000 kg annehmen kann. Da zur Herstellung von 1000 kg Zellstoff etwa 6 fm Holz erforderlich sind, so verbrauchen die 63 Zellstoff-Fabriken tägUch etwa 630 X 6 = 3780 fm 530 Holzschleifereien, deren durchschnittlich nutzbare Wasserkraft mit 200 PS Avahr scheinlich hoch geschätzt sein wird. Da er- fahrungsmässig eine durchschnittliche Kraft von 8 PS und etwa ^^3 fm Holz zur Erzeugung von 100 kg trocken gedachten Holzschliffs in 24 Stunden nöthig sind, so verarbeiten die 106 000 PS der Schleifereien tägKch etwa 1^^^^ X V3 == 4500 fm 8 Der geschätzte Holzbedarf der Papierfabrikation des Deutschen Eeichs betrug hiernach 1892/93 etwa 8280 fm also etwa ein Zwölftel des Nadelholz-Ertrags. Obwohl der grösste Theil dieses Bedarfs den Fichten-Beständen entnommen wird, und die Wälder auch das Nutzholz zu liefern haben, so scheint doch genügender Rohstoff dieser Art dauernd gesichert zu sein. Dem stets wachsenden Bedarf steht auch die Einfuhr von Holz in den Grenzbezirken gegenüber. Um diese Grundlage der deutschen Papier-Industrie unversehrt zu erhalten, müsste von den Regierungen noch mehr als bisher dm-ch Aufforstungen dafür gesorgt werden, dass fortwährend nicht nm* für Abholzungen Ersatz geschaffen, sondern der Waldbestand vermehrt wird, Reichliche Pflanzung von Fichten ist dabei besonders erwünscht. Andere Staaten, wie Schweden und Norwegen, Finnland, Russland, Canada und Theile der Vereinigten Staaten von Amerika besitzen solch ungeheure, theil- weise jungfräuliche Nadelholz -Waldungen, dass aus denselben noch viele Jahre lang ohne jede Waldkultur und Aufforstung grosse Holzmengen entnommen werden können. Vorsicht gebietet jedoch, dass auch in diesen Ländern durch Forstkultur für Erhaltung des Waldes und des Klimas zum Nutzen kommender Geschlechter gesorgt wird. 465. Wahl des Holzes. Die Fichte vereinigt in sich am meisten Festigkeit, Geschmeidigkeit, Länge und helle Farbe der Fasern und liefert daher den besten Schliff. Kommerzienrath Rostosky, Niederschlema i. Sachsen, stellte eine Reihe von Versuchen über den Werth von Fichtenhölzern verschiedener Stärke für die Holzschleiferei an und theilte die Ergebnisse in einem 1890 im sächsischen Forst- verein zu Schwarzenberg gehaltenen Vortrag mit, dem folgende Angaben zum Theil entnommen sind: Wenn der Holzschliff zur Anfertigung besserer Papiere dienen soll, muss der Fabrikant die grösste Sorgfalt darauf verwenden, dass er möglichst weisses Hokvorrath und -Erzeugung. Wahl des Holzes. 1243 astreines Fichtenholz erhält, weil sich in feinen Papieren jeder Bestandtheil des Stoffes an der Oberfläche oder in der Durchsicht zeigt. Bei Holzschliff zu braunen Papieren oder Pappen ist dies weniger bedenklich, weil ein grosser Theil des Stoffes im Innern imd unsichtbar bleibt. Rothfaules Holz sollte man daher zu besserm Schliff nicht nehmen, und Stamm- oder Durchforstungshölzer Heber als Gipfelstücke, weil die in letzteren vorkommenden vielen Aeste, selbst wenn sie möglichst gut ausgebohrt werden, nicht nur viel Masse dabei einbüssen, sondern auch unangenehme harte Theüchen ins Papier bringen. Schwammig gewachsenes Holz ist dagegen beliebt, weil man mit derselben Kraft etwa 20 Procent mehr Holzschliff daraus herstellen kann, als aus sparsam gewachsenem windhartem oder sonnenbrandigem Holze. Aus trockenem Holz hat Rostosky mit gleicher Kraft mehr Schliff erhalten als aus frischem. Er brauchte von trockenem Holz, wovon ein bestimmtes Maass 100 wog, in gleicher Zeit 14 Procent weniger als von frischem möglichst gleich- artigem, welches 125 wog, und erzielte 23 Procent mehr Schliff. Dieser Versuch ist wegen der wechselnden Kraft nicht zuverlässig, imd das Ergebniss erscheint um so mehr zweifelhaft, als andere tüchtige Fabrikanten umgekehrter Ansicht sind. Frisches Holz verschmiert durch seinen grössern Saftgehalt allerdings den Stein, doch trennen sich auch seine Fasern leichter, wesshalb man bei Anwendung gleicher Kraft mehr Stoff erzielt. 30 Klötze von 8 cm Durchmesser oder Stärke, 2,5 m Länge, enthielten 0,6 Festmeter (f m) und wogen roh geschnitzt 270 kg, das fm also 450 kg. Diese 270 kg verloren durch die Kreissäge etwa 2,3 Proeent beim Astausboren 1,9 „ durch Schälen auf der Schälmaschine und Nachschnitzen etwa 9, — „ im ganzen thatsächlich 34,5 kg, also 12,8 Procent. 30 Klötze 12 — 16 cm stark, 2,5 und 3 m lang, hielten 1,4 fm und wogen 691,5 kg, das fm also 494 kg. Rostosky findet den Unterschied in dem berechneten Gewicht des Festmeters von 450 und 494 kg weniger im verschiedenen Trocken- gehalt, als in der Abrundung der Gewichte der einzelnen Klötze bei der Ausrechnung. Die 691,5 kg verloren durch die Kreissäge nur 1,1 Procent, beim Bohren 1,5 imd beim Schälen und Nachschnitzen 5,9 Procent, im ganzen aber thatsäclilich 58 kg = 8,4 Procent. Bei einem weitern Versuche ergaben 8 cm starke Klötze einen Verlust von 11,4 Procent gegen 9,0 Procent bei Klötzen von 11 bis 15 cm Oberstärke. Ein grösserer Versuch ergab bei 8 cm starken Klötzen, von denen das fm 470 kg wog, einen Verlust von 13,5 Procent, bei Klötzen von 12 bis 15 cm Stärke und Gewicht des fm von 481 kg einen Verlust von 8,9 Procent. 100 kg trocken gedachten Holzschliffs erforderten von schwachen Klötzen 144,7 kg oder 0,31 fm Holz „ starken „ 123,6 „ „ 0,257 „ „ Wenn die stärkeren Klötze beispielsweise in der Fabrik 13 M. das fm 13 X 0,257 kosten, so wären die 8 cm starken nur tt-^^ = 10,08 M. werth. 157* 1244 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Die Hölzer werden jedoch meist so verkauft, dass sich die von 8 — 12 cm Stärke in einer Klasse befinden, mid es fragt sich dann nur, ob man vortheilhafter diese Klasse oder die nächste in Stärken von 13 — 15 cm kauft. Wenn die Erhöhung des Preises nicht erheblich ist, verdient die stärkere Klasse jedenfalls den Vorzug, weil sie weniger Aeste enthält und deren Zubereitung weniger Arbeit verursacht. Anderseits ist zu bedenken, dass die Papierfabrikation besser als die anderen Verbraucher die Gipfelstücke verarbeiten kann. Stärkere Stammtheile erzielen, da sie einen grösseren Markt haben, in bevölkerten Ländern meist zu hohe Preise, um sich mit Vortheil zu Holzschliff verarbeiten zu lassen. Für Stangen gilt dasselbe, und überdies lassen sie sich schwieriger befördern und handhaben. Für geringere Sorten Holzschliff, der vielleicht zu Pappen oder braunem Papier dienen soll, kann man häufig vortheilhaft ästigeres Holz und sogenannte Knüppel verwenden, falls sie billig genug sind. Rostosky fand jedoch, dass bei solchem Holz ein Raummeter (rm) höchstens zu 0,70 Festmeter angenommen werden darf, nicht zu 0,75 fm, wie bei anderen Sorten. Die Tanne giebt mindestens ebenso helle aber gröbere Fasern als die Fichte und, da sie weicher ist, grössere Ausbeute bei Aufwendung gleicher Kraft. Die Kiefer liefert harzreicheren selir festen Holzschliff, der seines Harz- gehaltes wegen etwas röthlichere dunklere Färbung zeigt. Er eignet sich aber ersterer Eigenschaft wegen zur Herstellung fester Papiere sehr gut. Die Lärche hat dunkleres Holz, liefert kürzere Fasern als die anderen Nadelhölzer und giebt daher das geringwerthigste der vier Arten. Aspe hat, wie alle Laubhölzer, kürzere Fasern und verdirbt leichter als Nadelholz. Obwohl man daraus weniger festes Papier erzeugt, wird sie doch ihrer schönen weissen Farbe und Weichheit wegen sehr geschätzt, imd der daraus her- gestellte Stoff zu besseren Papieren benutzt und gut bezahlt. Die anderen Laub- hölzer haben bis jetzt wenig Bedeutung flu." die Papier-Industrie erlangt (vergl. S. 1240). Sie kommen entweder in ungenügenden Mengen vor oder werden zu anderen Zwecken verwendet und gut bezahlt. Ihre Benutzung zu Papierstoff kann nur da von Vortheil sein, wo ihr niedriger Preis einen Ausgleich für die geiingere Güte der daraus hergestellten Stoffe bietet. 466. Beförderung des Holzes. Infolge des grossen Bedarfs an Holz zu Papierstoff lassen die Forstverwaltungen in Deutschland das Holz so sclilagen und abtheilen, dass die Papier- und Stoff-Fabrikanten die für ihre Zwecke geeigneten und bestimmten Sorten fertig aufgesetzt im Walde vorfinden. In vielen Fällen ist auch für bequeme Abfuhr bis zur Fabrik gesorgt. Li Ländern, wo die Forst- wirthschaft wenig oder garnicht ausgebildet ist, und der Fabrikant noch aus jung- fräulichen Wäldern schöpfen kann, muss er sich jedoch meistens auch mit dem Abholen des Holzes befassen. In solchen Fällen, sowie auch bei Bezug des Holzes zu Wasser kann eine von Daniel S. Stombs in Stillwater, Minnesota, erfundene, unter Nr. 475628 in Amerika patentirte Einrichtung nützlich sein. Dieselbe dient zum Befördern der Holzstämme vom Walde in den Strom und vom Strom in die Fabrik. Fig. 1122 stellt einen Grundriss, Fig. 1123 eine Seiten- Ansicht derselben dar. Je zwei Balken a werden parallel neben einander gelegt und durch Quer- schwellen h mit einander verbunden. An die Enden dieser Balken sind andere "Wahl des Holzes. Beförderung des Holzes. Holzputzerei und -Zerkleinerung. 1245 Balken a, beispielsweise mittels Querbolzen c, angeschlossen, an diese wieder andere Balken, bis die erforderliche Länge der Transportvorrichtung erreicht ist. Zwischen den Balken sind konkave RoUen d gelagert, welche an ihrem Umfange mit Stacheln versehen sind, die in die Binde der auf ihnen ruhenden Hölzer eindringen. Die Wellen der Bollen stehen abwechselnd an ihren Enden mittels Stiften- räder e und Ketten f mit einander in Verbindung, sodass, wenn eine der Bollen „. „„ von einer Eä-aftquelle aus. Flg. 1122. 1, • • 1 • j 1 TT beispielsweise durch Ver- mittelung einer Biemscheibe^, gedi'eht wird, diese Drehung sich auf sämmtliche Bollen überträgt und die Fort- bewegung der auf den Bollen liegenden Holzstämme H veranlasst. Damit die Holz- stämme am Ende der Trans- portbahn selbstthätig abge- laden werden, sind dort kegelförmige BoUen h (Fig. 1124) angebracht, welche an dem dünneren Ende keine Stacheln tragen und be- wirken, dass die Holzstämme seitlieh abrutschen. Die gelenkige Verbindung der Längsbalken a ermöglicht, dass die Transport- vorrichtmig ohne Schwierigkeit über Berg und Thal gelegt werden kann. In den grösseren amerikanischen Schleifereien sind mechanische Einrichtimgen der vorstehend beschriebenen und anderer Art getroffen, mit denen die angeflössten oder im Wasser aufbewahrten Stämme über schiefe Ebenen ohne Aufwendmig menschlicher Kraft in die viel höher liegenden Gebäude befördert werden. 467. Holzputzerei und -Zerkleinerung. Ehe das Holz geschliffen werden darf, muss man es von Binde, Aesten, angefaulten, kranken und allen solchen Theilen befreien, die nicht aus reinem hellfarbigem, gesundem Holze bestehen. Von der Sorgfalt, mit welcher man diese Vorbereitung — die mit Becht »Putzerei« genannt wird — ausführt, hängt die Beinheit, Gleichmässigkeit und folglich auch der Werth des Schliffs in erster Linie ab. Gelangt ein Stück Binde, Ast oder ein sonstiger dunkler Theil mit auf den Schleifstein, so wird er derart mit zerkleinert, dass sieh seine Theilchen nachher nicht mehr aussuchen und ent- fernen lassen. Zum Schleifen werden in Ländern mit ausgebildeter Waldwü'thschaft die- jenigen Hölzer benutzt, die sich nicht mehr als Bau- oder Nutzholz verwerthen lassen, die aber auch schon dick und fest genug sind, um dem Stein hübsche Schleif flächen zu bieten, also Stammtheüe von mindestens 8 cm Stärke. Wo Holz noch in Fülle vorhanden und billig ist, sind stärkere Stämme, wie auf Seiten 1243 und 1244 ausgeführt, vortheilhafter. Fig. 1123. 1246 Ersatzstoffe für Hadern. Holzschliff. Die Stämme werden in der Schleiferei zunächst von ihrer Rinde befreit, und zwar meist von Hand mit zweigriffigen Messern, weil man bei der Handarbeit allen Biegungen und Krümmungen des Holzes folgen und es so schälen kann, dass kein brauchbares Holz mit abgeschnitten wird. In grösserem Betrieb, und besonders wo schön gewachsenes Holz billig zur Verfügung steht oder Arbeitslöhne sehr hoch sind, lässt man sich die Gefahr eines grösseren Abfalls gefallen und benutzt Maschinen zum Entrinden. Die unter Nr. 45930 in Deutschland patentirte doppelte Rindenschälmaschine von Friedrich Schmaltz in Offenbach a. Main ist nach der Patentschrift in Auf- und theU weisem Grundriss in Figg. 1125 und 1126 dargestellt. Fig. 1127 zeigt die Maschine perspektivisch. Die Welle C, welche die beiden zum Entrinden dienenden Messerscheiben 88^ trägt, ist in dem gusseisernen Gestell so gelagert, dass sie sich nicht seitlich ü- ,,„, verschieben kann. Jede dieser Messer- Fig. 1125. ,.,... Scheiben ist mit vier geraden nach- stellbaren Hobeleisen von 180 mm Schnittlänge versehen, die in den aus Fig. 1127 ersichtlichen Schlitzen sitzen. Das Holz wird hier nicht auf einen feststehenden Tisch, sondern zwischen 4 sich drehende Tragwalzen ah c d gelegt, die mit der von oben kommenden Druck- walze e eine Zange bilden, welche das Holz fasst und durch einen Druck mit der Hand auf Hebel H so vor die Messerscheibe 8 oder 8'^ bringt, dass es geschält wird. Die Zange ist in Fig. 1125 links geschlossen, rechts geöffnet. Das aus Figg. 1125 und 1127 ersieh thche Hebelsystem A B I II III, welches die Bewegung der Trag- und Druck- walzen beherrscht, ist so angeordnet, dass sich die Achse des von der Zange gefassten Holzes stets in derselben Ent- fernung vom Mittelpunkt der Messerscheibe befindet, gleich- viel ob dickes oder dünnes Holz geschält wird. Diese Entfernung vom Scheibenmittel ist so gewählt, dass die Hobelmesser möglichst parallel zur Achse des Holzes an- greifen, desshalb kurz sein können und dennoch viel leisten und geringsten Kraftverbrauch veranlassen. Während auf feststehenden Tischen die Achse des Holzes und die Angriffs- stelle der Messer mit dem Durchmesser des Holzes steigt und sinkt, und folglich auch die Leistung der Maschine wechselt, ist diese hier von der Dicke des Holzes unabhängig, weil die Stämme van der Zange stets an die leistungsfähigste Stelle der Messerscheibe gebracht werden. Eine Leitrolle f dient dazu, das Holz der Länge nach in richtiger Lage zu erhalten. Die Tragwalzen erhalten ilu-en Antrieb durch Zahnräder g\ Winkel- räder g g'^ und Stufenscheiben E E^ von der Welle G aus, welche nebst den beiden Fig. 1126. Holzputzerei und -Zerkleinerung. 1247 Messerscheiben 500 Umdrehungen in der Minute macht und mit Los- und Voll- scheibe D zum Antrieb versehen ist. Das Gewicht des Hebelsystems A B I II III ist durch ein Gegengewicht P ausgeglichen. Die Sundwiger Eisenhütte in Sundwig bei Iserlohn fertigt Rindenschäl- maschinen von der aus Figg. 1128 und 1129 ersichtlichen Bauart. Die Maschinen bestehen aus einem Lagerständer mit Lagern, in denen eine Welle mit Antrieb- Riemscheiben waagerecht gelagert ist. An den beiden Enden der Welle sitzt je Fig. 1127. eine Messerscheibe, in der je vier Hobelmesser befestigt sind, die aus der Fläche der Scheiben nicht weiter hervorragen, als die Messer eines Tischlerhobels. Die Scheiben sind, wie die Figur zeigt, am Rande stark abgerundet. In gleicher Weise sind auch die Messer gestaltet. Die Maschinen werden auch mit nur einer Messer- scheibe geliefert. Der Arbeiter legt beim Schälen den Holzklotz auf den Tisch, drückt ihn leicht an die Scheibe an und dreht ihn mit der Hand. Bei einiger Aufmerksamkeit 1248 Bsatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. soll es für den Arbeiter ebenso leicht sein, den Klotz, seiner Form entsprechend, an die Scheibe zu drücken, wie das Handmesser über den Klotz hinzuziehen. Die Abrundung der Scheiben und Messer am Rande gestattet, an allen unebenen Stellen des Holzes die Rinde ohne grösseren Holzverlust zu beseitigen. Da die Messer an den Scheiben nur wenig hervor- i-agen, so sind gefährliche Ver- letzungen des Arbeiters nicht zu befürchten. Ein Arbeiter soll in der Stunde etwa einen Raum- meter Holz reinigen können. Wolfgang Kapp in Düsseldorf baut Schälmaschinen von der in Figg. 1130 und 1131 dargestellten, von Theodor Bell & Co. in Kriens bei Luzern eingeführten Art. Ein Klotz rohen Holzes h liegt auf den durch Schneckenrad f angetriebenen Zahnrädern d, auf die es durch einen Druck auf Hebel c mit der Walze g gepresst wird. Das Holz wird daher von den Zahnrädern d um sich selbst gedreht, von Walze g gegen Messerscheibe a gedi'ängt mid von deren geraden Messern geschält. Fig. 1128. Fig. 1129. Fig. 11.30. mg. 1131. Durch Bearbeitung an dieser Scheibe soll jedoch das Holz nur von seiner groben Rinde befreit werden. Das weitere Schälen soll an der mit gebogenen Messern versehenen Scheibe b erfolgen, gegen welche es von Hand gepresst wird. Bei diesem Anpressen von Hand kann der Arbeiter jeder Biegung des Holzes Rechnung tragen, wie beim Schälen von Hand, so dass kein Holz mit der Rinde abgeschnitten wird. Mechanische Anpressung oder Zuführung wird somit nur soweit benutzt, als sie unschädlich ist, und dann von Handzuführung abgelöst. Die Messer arbeiten mit einer mittleren Umlauf-Geschwindigkeit von etwa 1000 m in der Minute. Holzputzerei und -Zerkleinerung. 1249 Fig. 1132. Eine HobelmascMne von J. M. Voith, Heidenheim a. B., Württemberg, die hauptsächlich zum Hobeln der Stirnflächen der Hölzer dient, ist in Fig. 1132 dargestellt. Durch dieses Schleifen sollen die an den Stirnflächen hängenden Sägespäne entfernt werden, imd ausserdem kann man die Maschine zum Schälen der Hölzer benutzen. Eine schwingende Kreissäge für Stammholz von J. M. Voith in Heidenheim ist in Figg. 1133 und 1134 in 1 : 40 der wahren Grösse dargestellt. Die Stämme werden von einer hölzernen Plattform auf eine anstossende Blockbahn gerollt, die aus 2 Balken B von etwa 5 m Länge besteht, zwischen denen in gleichen Abständen 6 Tragrollen T gelagert sind. Mit Hilfe des Hebels S lassen sich die Stämme leicht in der richtigen Lage festhalten. Die mit einem Schutzmantel S'^ versehene Kreis- säge 8 von 900 mm Durchmesser ist am untern Ende eines hölzernen Rahmens B gelagert, dessen obere Zapfen r so in den Hängern L ruhen, dass er in diesen schwingen kann. Eine besondere auf dem Rahmen R gelagerte Welle trägt die Fig. 1133. Fig. 1134. Riemscheiben V, von denen die Säge ihre Bewegimg erhält. Das Gegengewicht 0 zieht die Säge fortwährend zurück, so dass diese aus dem Wege ist, während der Stamm vorgeschoben wird. Der Druck, mit dem der Rahmen B vorgeschoben wird, wenn die Säge schneiden soll, hat die Zugkraft des Gewichts Q zu überwinden. 158 1250 Ersatzstoffe für Hadern. HolzschUff. Zum Schneiden kurzer Stammhölzer von etwa 1 m Länge bedient man sieh am besten einer Kreissäge mit beweglichem Tisch. Ein solche von J. M. Voith in Heidenheim a. B., Württ, ist in Figg. 1135 und 1136 in 1 : 20 der wahren Grösse dargestellt. Fig. 1135. Fig. 1136. Der eiserne Tisch T, auf welchen das Holz gelegt wird, ruht auf 4 Rollen B, die auf dem eisernen Gestell O gelagert sind. Auf demselben Gestell ruht die Welle der Kreissäge 8 von 650 mm Durchmesser, die 700 Umdrehungen in der Minute macht und zum Schutz der Arbeiter von einer auf dem Tisch T rulaenden durchlöcherten Blechhaube H umgeben ist. Der zu schneidende Stamm wird unter dem mit der Blechhaube S verbundenen Winkeleisen h durchgeschoben imd lehnt sich mit der Rückseite an die verstellbaren Winkel W. Das Holz wird vor- geschoben, bis es an den verstellbaren Winkel W^ stösst, welcher somit die Länge der Abschnitte bestimmt. Der Tisch T wird mit dem in solcher Weise aufgelegten Holz gegen die Säge 8 geschoben, bis dasselbe durchschnitten ist, dann zurück- geholt u. s. w. Der Weg des Tisches ist durch Anschläge A begrenzt. Der Antrieb erfolgt durch einen Riemen, welcher mit der Gabel & auf die Leer- oder Fest- scheibe B gerückt wird. Nachdem das Holz in Stücke von gewünschter Länge gesägt ist, und die von aussen sichtbaren Aeste ausgebohrt sind, muss es in der Regel seiner Längs- achse nach gespalten werden, damit man die dadurch blossgelegten Aeste und schlechten Stellen noch herausschneiden oder -bohren kann. Je dicker die Stämme sind, desto mehr ist deren Spaltung erforderlich, weil dann auch die Gefahr um so grösser ist, dass sich fauliger Kern imd versticktes Holz im Innern befinden. Ob ein- oder mehrmaliges Spalten nöthig ist, hängt von der Güte und Dicke des Holzes ab. Eine hierzu geeignete Spaltmaschine von J. M. Voith in Heidenheim a. Brenz, Württemberg, ist in Fig. 1137 perspektivisch dargestellt. Der Messer- körper ist als kräftige Ramme ausgebildet, die von Kurbel imd Pleuelstange auf- und niedergeführt wird und das senkrecht auf dem Ambos stehende Holz spaltet. Ein auf der Kurbelwelle sitzendes Schwungrad soll die Stösse möglichst aus- Holzputzerei und -Zerkleinerung. 1251 gleiclien. Die Messer - Ramme geht 60 Mal in der Minute auf und nieder imd spaltet Hölzer von ^/g bis V2 m Länge und bis 350 mm Durchmesser. Eine Astbohrmaschrne von Heinrich Wigger in Unna ist in Figg. 1138 und 1139 in 1:30 der wahren Grösse dargestellt. Der Spiralbohrer a, mit dem das Bohren ausgeführt wird, ist denen ähnlieh, welche zum Metallbohren dienen, muss aber spitziger geschliffen sein, und seine Spirale darf auf 100 mm Länge nm* Vs Windung haben, weil sich der Bohrer mit stärkerer Windung leicht im Holze festläuft und abbricht. Li Fig. 1140 ist ein solcher Bohrer in 1:3 der wahren Grösse und in Fig. 1141 in wahrer Grösse in Grundriss dargestellt. In Fig. 1141 Fig. 1139. Fig. 1138. Fig. 1140. Fig. 1142. sind a a^ die schneidenden Kanten und b b^ die zurückspringenden. Man benützt Bohrer von 20 bis 30 mm Durchmesser, kommt aber mit solchen von 25 mm Durchmesser in den meisten Fällen aus. Zwei um b^ drehbare Hebel b^ fassen die Bohrspindel mit dem Lager b und heben diese fortwährend mit ihrem Gewicht c so hoch, dass man unter dem Bohrer a Baum zum Hantiren der Klötze hat. Das Gabel-Kammzapfen-Lager b der Figur 1138 ist in Fig. 1142 in 1:3 der wahren Grösse besonders dargestellt. Der kammartig ausgedrehte Theil der Welle tv wird von dem Messinglager x gefasst, welches seinerseits von dem aufgeschraubten eisernen Ring y zusammengehalten wird. Das Lager ist oben und unten von aufgediebelten schmiedeisernen Ringen z begrenzt. 158* 2252 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Nachdem ein Klotz h so auf den mit Handrad d''- verstellbaren Bohr- tiscli d gebracht ist, dass ein Ast unter dem Bohrer liegt, bringt man die Bohr- spindel dadurch herab, dass man den Fuss auf den Tritt f setzt, welcher durch eine Stange mit Hebeln h^ verbunden ist. Der Bohrtisch ist so gestaltet, dass der Klotz h schräg darauf zu liegen kommt, also abwärts gleitet. Der Bohrer kommt durch kurzen Fusstritt auf f in Betrieb und wird beim Loslassen ebenso schnell durch Gegengewicht c hochgehoben. Mit einem kurzen, kräftigen Fusstritt sollen Löcher von 25 mm Durchmesser und etwa 150 mm Tiefe in einer Sekunde ge- bohrt werden. Der verschränkte Riemen g soll dem Bohrer etwa 1500, aber mindestens 1200 Umdrehungen in der Minute erth eilen. Dicke Aeste, die sich nicht zweckmässig ausbohren lassen, müssen durch Spalten des Klotzes auf dem Aste und Aushauen entfernt werden. Beim Betrieb hat sich überhaupt ergeben, dass es sehr schwierig ist, mit dem Bohrer gerade die Stelle zu treffen, wo der Ast sitzt, dass der Bohrer häufig auch von dem harten Ast ab in das weichere Holz gleitet, also gutes Holz zerstört und die Aeste sitzen lässt. In manchen Schleifereien hat man desshalb das Ausbohren ganz auf- gegeben oder wendet es nur in beschränktem Maasse an. Wenn die Aeste im Holz bleiben, werden dieselben mit verschliffen und, wie es scheint, so fein, dass selten Nachtheile daraus entstehen. 468. Verwerthung der Rinde. Nach einem von Dr. A. Frank im Verein der Zellstoff-Fabrikanten am 26. Januar 1889 gehaltenen, in Nr. 22 der Papier - Zeitung desselben Jahres wiedergegebenen Vortrag wurden 1887 für* 22 381 000 M. Gerbstoffe nach Deutschland ein- und nur füi- 1 018 000 M. aus- geführt. Trotz des hierdurch festgestellten Mangels an Gerbstoffen wird in Deutsch- land noch viel Fichtenrinde verbrannt, die ebenso gut zum Gerben benützt werden könnte, wie die der kanadischen Fichte zur Herstellung des amerikanischen Hemlock- Leders dient. Da sich die allerdings bessere Eichenrinde nicht in genügender Menge beschaffen lässt, so könnte Fichtenrinde doch einigen Ersatz bieten. In einigen deutschen Staaten findet sie stets Absatz zu diesem Zwecke, imd in anderen sollten den Gerbern Proben kostenfrei geliefert werden, um sie zu Versuchen zu veranlassen. Damit die Binde mit Nutzen gesammelt, getrocknet und zu Lohe ver- mählen werden kann, darf sie, wie an genannter Stelle ausgeführt ist, nicht vom Holze abgeschnitzt, sondern sie muss abgeschält werden. Dieses Schälen ist jedoch bei im Winter gefälltem Holz schwierig und kostspielig, während es bei Stämmen, die im Frühjahr oder Sommer, als sie im Safte standen, gefällt wurden, sehr leicht vor sich geht. Anderseits leidet das Holz häufig, wenn es, von Binde entblösst, lange im Walde liegt, indem Sand und Tannen-Nadeln in die entstehenden Bisse fallen und bei der Verarbeitung der Stämme stören. Wo jedoch allzu langes Lagern vermieden wird, kann man das Holz ohne Schaden im Walde entrinden. Zum Versandt im Wasser durch Flössen empfiehlt sich sogar vorheriges Schälen, weil der vom Wasser in der Binde gelöste Gerbstoff oft mehrere Millimeter tief ins Holz dringt und dieses derart färbt und gerbt, dass man die Schicht weg- nehmen und Holz wie Arbeit verlieren muss. Unter der Rinde fault und stockt das Holz auch leichter, und die Borke bietet Käfern Schutz, deren Gänge als gefärbte Theüe im Stoff erscheinen. Um die Ansprüche aller Betheiligten möglichst zu befriedigen, müssten die Forstverwaltungen mit den Fabrikanten zusammenwirken. Holzputzerei und -Zerkleinerung. — Verwerthung der Rinde. — Völter's Schleiferei. 1253 Da die Rinde etwa 7 pCt .des vom Stamm eingenommenen Raumes ausmacht, so lässt sich leicht berechnen, welche grosse Mengen gewonnen werden könnten. Eitner in Wien hat gefunden, dass Fichtenrinde für viele vom Ausland eingeführte Gerbstoffe eine richtige Ergänzung bildet, und sie wird nicht nur mit Erfolg zu Lohe vermählen, sondern auch zu Extrakt verarbeitet. Eichenrinde enthält etwa 5 bis 7 pCt., Eichenholz 2 bis 3 pCt. Gerbstoff. Fichtenrinde „ „ 3 bis 6 „ Fichtenholz 0,30 bis 2 „ „ Kiefernrinde enthält nach Dr. Frank zu Venig Gerbstoff, um für Leder- bereitung in Betracht zu kommen. 469. Völter's Schleiferei. Heinrich Völter aus Heidenheim (Württemberg) hat, wie Seite 1235 . gesagt, das Verdienst, den rohen Gedanken Keller's durch zwanzigjährige mühsame Arbeit in ein brauchbares Verfahren umgewandelt zu haben. Fig. 1143. Die Völter'sche Bauart hat in Folge wachsender Erfahrung viele Umwand- lungen erfahren, doch kann sein 1873 in Wien ausgestellter, in Fig. 1143 abgebildeter Schleifer als technisch vollendete Maschine dieser Art gelten. Eine vollständige Völter'sche Schleiferei damaliger Zeit ist in Fig. 1144, Seiten 1256/7, dargestellt. Die Form des Gestelles B, Fig. 1143, ist derart, dass die Welle Ä mit dem darauf befestigten cylindrischen Schleifstein ohne Störung der übrigen Theile der Maschine heraus- 1254 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. genommen werden kann, sobald die Blechhaube F und die Lagerdeckel losgeschraubt sind. Die Wände der Kammern a, worin die zugerichteten Hölzer gegen den Stein gepresst werden, dürfen, um das Entweichen kleiner Holzstücke zu ver- hindern, nicht weit von der schleifenden Oberfläche abstehen und müssen daher dem Steine nachrücken, wenn sein Durchmesser durch Abnützung kleiner wird. Die fünf Kammern a können zu diesem Zwecke mittels zu beiden Seiten ange- brachter Stellschrauben mehr oder weniger tief in die gusseiserne Haube E ge- schoben werden. Das Anpressen des Holzes erfolgt durch Kolben oder Platten, welche sich nach aussen durch je zwei Zahnstangen e fortsetzen und von den Kettenscheiben h aus mit Zahnrädchen gegen den Stein gedrückt werden. Der Druck wird durch ein Gewicht mit loser RoUe hervorgebracht, welches die ge- meinsame, über die Scheiben h und unter Röllchen c gelegte Kette fortwährend in derselben Richtung bewegt und selbstthätig wieder aufwindet. Die Gemeinsamkeit dieses Druckes hat den Vortheil, dass der in einer Kammer ausgeübte Druck auf die andern Kammern vertheilt wird, wenn sie ausser Gang gesetzt oder frisch gefüllt werden muss, dass also Kraftverbrauch imd Leistung der Maschine stets gleich bleiben. Damit eine solche Kammer während des Ganges gefüllt und ent- leert werden kann, muss sich ihr Druckkolben mit den Zahnstangen von dem Handrade d aus regieren lassen, ohne dass die Kettenscheibe mitgenommen wird. Die Kettepscheiben sind desshalb nicht auf den Zahnradwellen befestigt, sondern werden durch Friktionsmuffen-Kupplungen mit ihnen verbunden, sobald man die Kammer in Gang setzen will. Eine Hälfte der Kupplungen ist an die Ketten- scheiben gegossen, und die andere bewegliche Hälfte sitzt auf einer, durch die hohle Zahnradwelle gehenden Spindel, an deren herausragendes vorderes Ende eine Scln-aube geschnitten ist, zu der ein kleines . Handrad die Mutter bildet. Dreht man dieses mit d konzentrische Handrädchen in einer oder der anderen Richtung, so verschiebt sich die Spindel in der Welle und öflFnet oder schliesst die Kupplung. Bis Ende der 60 er Jahre liess Völter das Holz noch von mechanisch bewegten Schrauben gegen den Schleifstein pressen, verbesserte aber dann das Verfahren durch vorstehend beschriebene Bauart. Der untere Theil des Schleif- steins läuft in Wasser, und überdies strömt auf den Stein unter möglichst hohem Druck hinter jedem Presskasten ein aus dem Behälter WB, Fig. 1144, kommender Wasserstrahl, welcher das abgeschliffene Holz nach den Seiten hin wegschwemmen soll. Um diesen Abfluss zu erleichtern und zu verhindern, dass das gescMififene Holz unter die folgende Kammer gelangt und noch weiter zerkleinert wird, sind in die schleifende Oberfläche in Abständen von etwa 6 bis 7 cm Kanäle von etwa 6 mm Tiefe gehauen, welche Winkel von 30° mit den Seiten bilden, und sich in der Mitte treffen. Verf. hat solche Kanäle 1872 an den 12 Steinen der Holz- schleiferei in Turners Falls, Massachusets, gesehen, weiss aber nicht, ob sie allgemein angewendet wurden. Zum Sclileifen wurden damals beinahe ausschliesslich Sand- steine von gleichmässigem feinem Korn von 140 cm Durchmesser imd 45 cm Breite benützt, die man von einer 12 cm starken Stahlwelle tragen Hess. Damit das Schleifen keine Unterbrechungen erlitt, entfernte Völter alle Verunreinigungen, sowie die harten zähen Aeste vorher sorgfältig aus dem Holz. Es wurde zunächst geschält, dann mit einer Kreissäge C, Fig. 1144, Völter's Schleiferei. 1255 in für die Kammern passende Längen geschnitten und von einer Spaltmaschine SP in Stücke von solcher Stärke gespalten, dass die Aeste herausgehauen werden konnten, und dass keiner unsichtbar blieb. Das geschliffene Holz besteht nicht nur aus feinen Theilen, sondern enthält stets mehr oder weniger Faserbündel verschiedener Stärke, sowie Splitter, deren Abscheidung die nächste Aufgabe bildet. Schon unter dem Schleifer D fällt es auf einen Rechen oder Kamm, welcher die gröbsten SpKtter zurückhält und das übrige in den anstossenden Vorsortirer VS fliessen lässt. In diesem gelangt es zunächst in einen von Kammrädern geschüttelten, in dem Trog eines Sortir- Cylinders hängenden Metallkorb, welcher wieder grobe Theile ausscheidet. Der Sortir-Cylinder ist wie der Sieb-Cylinder einer Cylinder- Papier -Maschine (Seiten 856/7) gebaut und mit Metalltuch bezogen, durch welches die feinen Theile dringen und seitlich abfliessen, während die gröberen Theile in den Maschen stecken bleiben, durch einen sich drehenden Kamm wieder abgenommen, von diesem abgestreift imd in einem beliebigen Behälter zum Verbrennen gesammelt werden. Das durch das Cylindersieb gegangene Holz wird in den Trog des zweiten, höher- liegenden Sortir-Cylinders S gepumpt, dessen Metalltuch so fein ist, dass es nur fertig geschliffene Theile durchlässt, indess die an der Oberfläche haftende gröbere Masse in die anstossende Feinmühle B läuft. Diese Feinmühle ist, wie Seite 1237 erklärt, ein gewöhnlicher Getreide- Mahlgang aus Sandstein, dessen Mahlflächen auf ähnliche Weise wie die in Figg. 1071 und 1072 dargestellten behauen sind. Durch sie wird es möglich, die Holztheile, welche nicht fein genug sind, noch weiter zu zertheilen und brauchbar zu machen, und erst durch ihre Anwendung gelang es Völter, die Masse des Holzes bis auf einen kleinen Bruchtheil in Stoff zu verwandeln, welcher zu Papier verwendet werden kann. Das von dem Mahlgang abfliessende Holz wird auf den zweiten Sortir- Cylinder S gepumpt, dessen MetaUtuch die feinen Theile durchlässt, indess die gröberen aussen bleiben und auf die Feinmühle R zurückfliessen, so dass in den Entwässerungs-Cylinder ÄFnur Theile kommen, welche durch die feinen Siebe gegangen sind, also die gewünschte Feinheit erlangt haben. Soll das geschliffene Holz in nahe gelegenen Papierfabriken verarbeitet werden, so lässt man es aus dem Ent- wässerungs-Cylinder in untenstehende Abtropfkasten Z fliessen; soll es aber zum Zweck des Versandts in Pappenform gebracht werden, so fliesst es von der Fein- mühle B auf die Pappenmaschine E. Will man das Fabrikat in zwei oder drei Sorten theilen, so fühi-t man das geschliffene Holz durch mehrere Sortir-CyKnder, deren Siebe immer feiner werden, damit sich die gröberen Sorten zuerst ausscheiden, und nur die feinste schliesslich durchgeht. In der schon erwähnten amerikanischen Fabrik in Turners Falls floss 1872 der von 12 Steinen gelieferte Schliff, nachdem er von den gröbsten Splittern befreit war, in gemeinsame grosse KJnotenfänge und von deren Trog aus zu den Pappen- maschinen. Nach übereinstimmenden Berechnungen erzeugen Völter'sche Anlagen in 24 Stunden mit einer Arbeitskraft von 4 Pferden durchschnittlich 50 kg trocken gedachtes geschliffenes Holz. Will man diese Erzeugungsmenge steigern, so braucht 1256 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. man nur das Holz fest anzupressen und den stets scharf gehaltenen Stein rasch umlaufen lassen. Man erhält aber dann nicht einzelne Fasern, sondern Faser- bündel und Sphtter, welche erst durch den Mahlgang in brauchbaren Stoff ver- wandelt werden müssen. Wollte man, ohne Rücksicht auf die Mengenleistung der Anlage, nur auf Qualität arbeiten, so dürfte das Holz nur ganz schwach angepresst Fig. Völter'8 Schleiferei. 1257 und der Stein verhältnissmässig langsam gedreht werden. Dann würde man wohl fein geschliflfenen Stoff erhalten, welcher die Sortir-Cylinder und den Mahlgang nur wenig in Anspruch nähme, die Ausbeute würde sich aber so sehr verringern, dass die Fabrikation kaum zu einer gewinnbringenden werden könnte. Zwischen diesen Grenzen die richtige Mitte zu finden, ist die Aufgabe des Fabrikanten. jO- 125( t maö uml bün wan Aul -BS 1256 Breatoto«« für Hadern. - Holzschliff. ,nan nur das Holz fest anzupressen und den stets scharf gehaltenen Stein rasch umlaufen lassen. Man erhält aber dann nicht einzelne Fasern sondern Faser- bündel >uid SpHtter, ^yelche erst durch den Mahlgang m brauchbaren Stoff ver- wandelt wa-den müssen. Wollte man, ohne Rücksicht auf die Mengenleistung der Anlage nur auf Qualität arbeiten, so dürfte das Holz nur ganz schwach angepresst Völter'8 Schleiferei. 1257 nur wenig m Anspruch nähme, die Ausbeute würde sich aber so sehr vSrT dass die Fabrikation kaum zu einer gewinnbringenden werden könnte. Zwischen diesen Grenzen die richtige Mitte zu finden, ist die Aufgabe des Fabrikanten 1258 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. 470. Völter-Voith'sche Schleiferei. Der Mitarbeiter Völter's, Herr J. M. Voith in Heidenheim, hat, wie Seite 1236 erwähnt ist, zur Ausbildung der Fig. 1145. Fig. 1146. Holzschleiferei wesentlich beigetragen, und seine jetzt (1894) von seinem Sohne geführte Fabrik ist bei den damaligen Einrichtungen nicht stehen geblieben, sondern Völter-Voith'sche Schleiferei. 1259 hat dieselbe stetig weiter entwickelt. Die Aenderungen ergeben sich aus der neuen in Figg. 1145 und 1146 in 1 : 100 der wahren Grösse in senkrechtem Längs- schnitt und Grundriss ■ dargestellten Anlage und den daran schliessenden Einzel- beschreibungen. Von den Schleifern A ab fliegst der Stoff durch Rinnen R und R^ in Einlauftröge &, aus welchen er auf die Schüttel-Sortirer B gelangt. Der durch das untere Sieb eines Sortirers gegangene feine Stoff fällt in die Rinne R" und gelangt dui'ch Rinnen R'" R"" auf die zum Entwässern dienenden Siebcylinder- Maschinen C. Die groben vom obersten Sieb des Schüttel-Sortirers B ausgeschiedenen Splitter werden verbrannt oder in anderer Weise verwerthet, sind aber zur Zer- kleinerung im Mahlgang nicht geeignet. Die vom mittleren und unteren Siebe ausgeschiedenen guten aber zu groben Fasern fallen unmittelbar in die Rührbütte D und werden aus dieser von der Stofipumpe E in den als Feinmühle dienenden Mahlgang R befördert. Aus letzterem gelangt der gemahlene Stoff durch Rohr r in die von den Schleifern kommende Stoffrinne R -^ und nochmals auf den Sorther B. Ueber den Mahlgängen R ist ein Laufkrahn L und über den Cylinder- Maschinen G ein Laufkrahn L^ zum bequemen Aus- und Einheben der Steine imd Siebcylinder angebracht. Der Pressendruck -Regler a sorgt für gleichmässige Zuführung des Holzes in den Presskästen der Schleifer A mittels Decken- vorgeleges F^ imd wird von der Hauptwelle T aus durch Zwischen Vorgelege V an- getrieben. Die Schleifer A erhalten ihre Bewegung unmittelbar, die Mahlgänge R mittels Kegelräder von T aus durch Riemen. Die Sortirer B und Cylinder- maschinen C werden durch Vermittelung der Vorgelege K K^ von T aus getrieben. Die Pumpe I, welche durch Röhren W das zum Schleifen und Verdünnen des Stoffs u. s. w. erforderliche Wasser fördert, erhält ihren Antrieb von T aus durch Vorgelege l. Die Holzputzerei befindet sich in einem Anbau. Einer der Schleifer J. ist in Figg. 1147, 1148, 1149 in 1:40 der wahren Grösse in Aufrissen und theilweisem Grundriss dargestellt. Das aus der Putzerei kommende gespaltene Holz wird nach Bedarf in die am GesteU O befestigten 5 Presskästen P gelegt und darin von den Kolben p auf den 150 Umdrehungen in der Minute machenden Stein A gepresst. Das Holz wird von Hand durch die mit Klappe verschlossenen Oeffnungen 0 in die Presskästen P gelegt, während die an Zahnstangen Z sitzenden Kolben p zurückgezogen sind. Der Antrieb der Schleifer erfolgt meist mittels Riemscheibe S, oft auch durch Seilscheibe, selten aber durch Räder. Zahnstange Z mit Kolben p erhält ihre Bewegung von dem auf Welle TT, Fig. 1 149, sitzenden Zahnrad R. Die Wehen W werden von der gemeinsamen Kette K durch ihre Kettenräder R'^ angetrieben. Diese Kettenräder R^ sind mit Reibungs- Kupplung versehen, nehmen also die Wellen W nur mit, wenn diese eingerückt sind. WiU man einen Presskasten P während der Arbeit von neuem füllen, so hat man nur die Reibungs- Kupplung mit dem Handrad R auszurücken, also die Verbindung der Kette K mit der einen Welle W zu lösen, mit dem Grifirad J die Zahnstange Z unmittelbar zurückzudrehen und die Klappe 0 zu öffnen. Ist das 159* 1260 Ersatzstoffe für Hadern. Holzschliff. Holz eingelegt und 0 wieder geschlossen, so bringt man durch Drehen des Griff- rads J den Kolben p auf das Holz und rückt mit Handrad H die Reibungskupplung wieder ein. Das Ein- und Ausrücken der Presskolben erfolgt in dieser Weise mühelos und stossfrei. Fiff. 1149. Die gemeinsame Kette wird, wie Fig. 1145 zeigt, durch Vermittlung des Decken Vorgeleges V^ von dem Druckregler a aus in Bewegung gesetzt. Die Stufen- scheiben S^, Fig. 1147, des Schleifers sitzen nämlich mit dem Kädchen 8^ auf einer gemeinsamen Hohlwelle, die über das Ende der Kettenradwelle geschoben ist und sich auf dieser dreht. Rädchen 8'^ greift in Rad 8^, und dieses dreht durch das auf gleicher Welle sitzende Rädchen 8^ das Rad 8^ auf der Kettenradwelle K^. Letztere erhält durch diese mehrfache Uebersetzung eine sehr langsame Bewegung. Das Gestell O ist vorn oifen, um bequemes Ein- und Ausheben des Steins A mit seiner Welle T zu ermöglichen, nachdem man vorher die Schutz- haube X abgenommen hat. An dieser Vorderseite befindet sich auch die Maschine M, welche zum Schärfen dienen kann, falls dasselbe nicht von Hand mit dem Kies- hammer ausgeführt wird. Die Schärfrolle ist aus einzelnen Scheiben zusammen- gesetzt oder besteht aus einem Stahlstück, ist sägenartig gezahnt, und ihre WeUe ruht derart in einem Kreuzsupport, dass man sie gleichzeitig gegen den Stein drücken und längs dem Stein hin- und herführen kann. Die Maschine dient jedoch hauptsächlich zum Rundmachen des Steins mit eingelegtem scharfkantigem Stahl. Will man schärfen oder rundmachen, so muss der Stein durch Ausziehen des Schiebers Y der Schutzhaube blossgelegt werden. Das zum Schleifen erforderliche Wasser wird dm'ch die auf der Triebseite des Schleifers angebrachte, mit 5 Hähnen versehene Leitung L unter Druck zwischen je 2 Presskasten P zugeführt und gelangt durch das in Fig. 1150 in 1 : 10 der Völler -Voith'sche Schleiferei. 1261 wahren Grösse dargestellte Zweigrohr l, Hahn l ^ und Gummischlauch Z ^ ia die mit Rohr- ansatz versehene gusseiserne Platte P einen leicht lösbaren Riegel l * mit dem Fig. 1150. Diese Platte ist diu-ch einen Zapfen, sowie Gestell des Schleifers verbunden und mit einem Ansatz l^ versehen, durch dessen Spritzlöcher das Wasser über den Stein vertheilt wird. Schleifwasser und Stoff sammeln sich in dem vom Gestell G ge- bildeten Trog und fliessen aus diesem zur Sortirung ab. Zur Erhöhung der Wirkung der Stein schärfe auf das Holz und damit der Leistung des Schleifers erhält die Welle T eine Hin- und Herbewegung in der Richtung der Achse von einem am Ende der Welle angebrachten, in dem Gehäuse ^r eingeschlossenen Schneekengetrieb, welches in Figg. 1151 und 1152 in 1 : 10 der wahren Grösse dargestellt ist. Die Schnecke g'^ sitzt auf einem Zapfen der Schleiferwelle T und setzt das in dem zweitheihgen Gehäuse g eingeschlossene Schneckenrad h in langsame Drehung. Die Nabe von h ist exzentrisch ausgebohrt und trägt in dieser Bohrung einen Bolzen i, Fig. 1152. der durch Flacheisen -Schienen ä; mit dem Gestell O des Schleifers gelenkig verbunden ist. Bei der Drehung des Schneckenrads ändert sich der Ab- stand des Bolzens i vom Gestell Q stetig, gemäss der Exzentrizität. Hier- durch wird das Schneckenrad, mit ihm das Gehäuse g langsam hin- imd herbewegt und nimmt die Schleifer- welle T dabei mit. Obwohl die Hin- und Herbewegung des Steins sehr zweckmässig scheint, wird sie von manchen Fabrikanten verworfen, weil nach ihrer Erfahrung die Schleif fläche dadurch konkav |^ '| aus- gearbeitet wird. Um die Schleiffläche gerade | | zu erhalten, haben dieselben die in Figg. 1151 luid 1152 dargestellte Einrichtung wieder entfernt. Da der Stein von anfänglich 1400 mm Durchmesser durch Abnutzung immer kleiner wird, so müssen die Presskasten P mittels der Stellschrauben iV, Fig. 1149, nach Bedarf der Steinfläche genähert werden. Der Stein Ä ist nicht einfach zwischen zwei seitlichen Scheiben gefasst, sondern hat, wie der Querschnitt der Fig. 1153 zeigt, eine durch den ganzen Stein reichende Nabe t, auf deren gedrehtem Ende die andere Scheibe sitzt. Büchse t wird, ehe sie auf die Welle T gebracht wird, mit dem Stein vergossen und mit diesem wie eine Riemscheibe auf die Welle gekeilt, sowie bei Bedarf davon losgekeilt. Da der Stein hierbei keine Beschädigung erleidet, so kann er für einen kleineren dreipressigen Schleifer weiter benutzt werden, wenn er bis auf den hierzu passenden Durchmesser abgenutzt ist. Fig. 1153. 1262 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Jedes in einem Presskasten liegende Stück Holz ändert fortwährend seine Schleiffläche. Wird beispielsweise ein rundes Holz gegen den Stein gepresst, so ist dessen Berührungs- oder Schleiffläche anfangs sehi* klein Q , wird am grössten, wenn es halb durchgeschliffen ist /^ , und nimmt dann wieder ab, bis es aufgebraucht ist. Wirkt auf das Holz eines Presskastens stets der gleiche Gewichts- oder hydraulische Druck, wie es bei Einzelpressung der Fall ist, so ändert sich der Druck auf das Quadratcentimeter Schleiffläche im Verhältniss zur Grösse der Gesammtschleiffläche des im Kasten befindlichen Holzes. Ange- nommen ein Schleifholz habe 20 cm Durchmesser und 50 cm Länge, bei Beginn sowie am Schluss des Schleifens sei die Auflagefläche 2 cm breit, und es werde beständig mit 500 kg gegen den Stein gepresst, so wäre der Druck auf: 1 qcm Schleiffläche am Anfang und Ende „ , ,. = 5 kg 1 „ „ bei halbverbrauchtem Holz „„ „ = 0,5 kg. Bei einem Druck von 5 kg auf das qcm wird der Holzschliff sehr viel gröber ausfallen als bei dem zehnfachen schwächern Druck, und ein belasteter Press- kasten wh'd daher ein Gemenge aus grobem, mittlerem und feinem Schliff liefern. Der Schliff wird zwar sortirt, und die groben Theile werden dann noch fein gemahlen, aber der feingemahlene Stoff kommt dem feingescliliffenen an Güte niemals gleich. Zur Vermeidung dieser Ungleichheit dient in erster Linie die gemeinschaftliche Kette K, welche den Gesammt- Druck gleichmässig auf die in den arbeitenden Kasten auf den Stein gedi'ückte Holzfläche vertheilt. Da die 5 Kasten abwechselnd be- schickt werden, und selten mehr als einer ausser Betrieb ist, so ändert sich auch die Gesammt-Anlagefläche imd folglich auch der Druck auf das qcm nur wenig, und der Stoff muss viel gleichmässiger ausfallen als bei Einzelbelastung. Bei der in Figg. 1145 und 1146 dargestellten Anordnung ist der gemein- same Druck, mit welchem die Kolben p der Schleifkasten vorgetrieben werden, da- durch auf eine noch grössere Schleiffläche vertheilt, dass derselbe von einem Druck- regler a ausgeht, der die Ketten K einer Reihe von Schleifern bewegt, die von gemeinsamer WeUe getrieben werden. Lifolge dieses Antriebs des Pressenvorschubs von einer Stelle aus erhält derjenige Schleifer, auf welchem zu einer Zeit geringere schleifende Holzfläche liegt als auf den anderen, auch verhältnissmässig weniger Pressendruck, und die Schwankungen im Druck auf das qcm werden noch um so kleiner, je mehr Pressen von dem Begier a gleichzeitig bedient werden. Der Stoff muss also, wenn 4 fünf pressige Schleifer Ln solcher Weise zusammen arbeiten, noch vier- mal gleichmässiger werden und viermal weniger Stoff auf die Feinmühle liefern, als wenn nur die 5 Pressen eines Schleifers zusammen arbeiten. Jede Kette K wird von einem Kettenrädchen h (Fig. 1148) angetrieben, welches seine Bewegung vom Vorgelege V\ Fig. 1145, erhält. Diese Welle V\ welche alle Schleiferketten in Bewegung setzt, wird von den Stufenscheiben des Reglers a getrieben, der selbst von der HauptweUe T aus durch Vermittlung einer Zwischenwelle V in Bewegung gesetzt wird. Der Regler a, Fig. 1154, ist wie die Regulatoren der Dampfmaschinen mit Schwungkugeln versehen, die in einem Gehäuse a^ eingeschlossen sind und mit ihi-em Völter-Voith'sche Schleiferei. 1263 Fig. 1154. Steigen und Fallen auf die Hebelübersetzung 6 c einwirken. Bei c befindet sich die waag- rechte Welle, um die sich der Eiemenschalter f dreht, und die in dem dm-ch d angedeuteten festen, an dem Gestell befestigten Träger gelagert ist. Das obere Ende des Schalters f bewegt sich längs dem Bogen g hin und verschiebt dabei den gekreuzten Riemen der Kegelscheibeu. Kommt die Hauptwelle und mit ihr die Riemscheibe h der untern Kegelscheibe in zu rasche oder zu langsame Bewegung, so wird diese auch auf die Sehwungkugeln in a^ übertragen, diese heben oder senken sich und verscliieben den Riemenschalter f so, dass die Welle der oberen Kegelriemscheibe die richtige Geschwindigkeit beibehält mid durch die Stufenscheibe auf die Schleifer überträgt. Die Zuführung oder der Vorschub des Holzes soll bei gleichmässiger Arbeit etwa 8 mm in der Minute betragen, und der Regler ist so angeordnet, dass bei mittlerer Stellung des Kegelscheiben -Riemens dieser Vorschub erzielt wird. Will man bei Anwendung weicheren oder härteren Holzes, der grösseren oder geringeren Schärfe des Steins wegen, oder um feineren oder gröberen Schliff zu erzeugen den Vorschub langsamer oder schneller machen, so hat man nur den Riemen, welcher vom Druckregler auf die Welle V^ läuft, von der mittleren Riemscheibe auf eine der anstossenden Scheiben zu bringen. Bei richtigem Umlauf der Turbine steht der Regler und damit auch der Kegelscheiben -Riemen in der Mitte und ertheilt den Schleiferpressen die richtige Zuführungsgeschwindigkeit. Falls nun aus irgend einem Grunde eine Aenderung in der Kraftabgabe der Turbine eintritt, sei es durch Lösen einer leer gewordenen Presse, Klemmen eines Holzes im Presskasten, durch Aus- oder Einrücken von Nebenmaschinen, Kreis- sägen oder dergl., wodurch die Turbine schneller oder langsamer zu gehen bestrebt ist, so rückt der Regler augenbKcklich den Kegelscheiben-Riemen nach einer Seite und vergrössert oder verkleinert den Pressen Vorschub genau um so viel, als zur Einhaltung der richtigen Geschwindigkeit der ganzen Anlage nöthig ist. Der Regler vertheilt also beispielsweise den auf eine ausgerückte Presse bisher geübten Druck sofort auf sämmt- liche anderen Pressen und giebt diesen Druck augenblicklich wieder für die neueinge- rückte Presse frei. Derselbe arbeitet um so gleichmässiger, auf je mehr Pressen er den frei werdenden Druck vertheilen oder von je mehr Pressen er ihn nehmen kann. Die Zahl der Pressen, welche im Betriebe sind, sollte stets in richtigem Verhältniss zu der verfügbaren Kraft der Turbine stehen. Ist die Wassermenge z, B. auf die Hälfte gesunken, so sollte auch nur ungefähr die Hälfte der Pressen arbeiten, damit dem Regler keine zu grosse Ausgleichung zugemuthet wird. Den besten Anhalt, ob mit der richtigen Pressenzahl gearbeitet wird, giebt ein Blick auf den Riemenführerhebel. Steht derselbe dauernd weit ausserhalb der Mitte, hält er sich gleichmässig nahe an der Leerscheibe, so sind für die verfügbare Ki'aft 1264 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. ZU viele Pressen im Betrieb; bleibt der Riemführerbebel zu sehr in der Nähe des Reglers, so sind zu wenig Pressen eingerückt. Man hat überhaupt stets dafür zu sorgen, dass die Hauptwelle sowohl wie die Turbine mit der dafür bestimmten Geschwindigkeit umläuft, da bei dieser die beste und grösste Leistung aller Maschinen erzielt wnd, imd die Nutzleistimg der Turbine bei verminderter Geschwindigkeit sinkt. Bei Anlagen mit nur einem Schleifer kann der Druckregler auf dem höchsten Theil des Gestelles 0 angebracht werden. Ein fünfpressiger Schleifer von beschriebener Art braucht für Vs m langes Holz 60 bis 70, für V2 m langes 90 bis 100 Pferdestärken. Auf 100 Pferde- Fig. 1155. ' '--'IS stärken braucht man etwa 500 bis 600 1 Wasser in der Minute für die ganze Schleiferei. Zur Erzeugung von 100 kg besten lufttrocknen Schliffs in 24 Stunden sind je nach Alter und Güte des Holzes 7 bis 8 Pferdestärken erforderlich. Ein Schleifer mit 3 Pressen, deren Zuführung von der Schleif er welle aus angetrieben wird, ist in Fig. 1155 perspektivisch dargestellt. Der Stein hat 1200 mm Durchmesser, macht 180 Umdrehungen in der Minute und braucht für Vs m langes Schleif holz 36 bis 42 Pferdestärken. Aus Fig. 1145 ist ersichtlich, wie der von den Schleifern A kommende Stoff aus der Rinne jB^ in Einlauf tröge 6 und aus diesen in Sortirer B gelangt, von denen einer ia Figg. 1156 und 1157 in 1:30 der wahren Grösse besonders dargestellt ist. Der Stoff gelangt zimächst in den Kasten A und aus diesem in Völter-Voith'sche Schleiferei. 1265 ganzer Siebbreite auf das oberste der drei Schüttelsiebe S^ 8^ S^, welches nur diejenigen Splitter zurückhält und in das Kästchen K abgiebt, deren weitere Verarbeitung zu Stoff nicht lohnt. Das Sieb S^ ist desshalb mit Löchern von 3,5 mm Durchmesser versehen, von denen, sich etwa 330 im qdcm befinden. Der durch die Löcher gegangene Stoff fällt auf Sieb S~, welches etwa 1200 Löcher von 1,5 mm Durchmesser auf das qdcm hat und die Theile des Sclxliffs, welche nicht durchgehen, in den hölzernen Schlot B befördert, welcher sie in die Rühr- bütte (Z» Fig. 1145) bringt, aus welcher der Mahlgang {H Fig. 1145) gespeist wird. Der durch die Löcher von S^ gegangene Stoff fällt auf Sieb S^, welches etwa 2700 Löcher von 0,5 bis 1 mm Durchmesser auf das qdcm hat und den zu groben Stoff gleichfalls in den Schlot B gelangen lässt. Nur diejenigen Theile des Stoffs, welche fein genug sind, um durch die Löcher von S^ zu gehen, fallen in den Trog T und werden von der an den Ausguss B schliessenden Rohr- leitung (B" B'" B"" Fig. 1146) der Entwässerungsmaschine (C Figg. 1145/6) zugeführt. Alle drei Siebe werden von drei unter gleichen Winkeln zueinander stehenden Excentern von der in Ständern L gelagerten Welle aus 450 mal in der Minute hin- und herbewegt. Sie sind mit den Enden E der Excenter durch hölzerne Federn F verbunden, haben gelochte Flächen von je 1215 mm Länge, Fig. 1156. Fig. 1157, 480 mm Breite und 1,5 mm Dicke. Die Schüttelsieb-Rahmen haben 1500 mm Länge, nach B hin ein Gefälle von 50 mm, und ruhen mit ihren 4 Tragzapfen in Federn f aus hartem Holz, welche unten am Gestell Q befestigt sind. Der grösste Theil des Stoffes geht erfahrungsmässig schon auf dem ersten Drittel der Siebe durch deren Löcher, und auf den Sieben 8'^ und 8^ wü-d mit kräftig wirkenden Spritzröhren W derart gewaschen, dass nur wenig feiner Stoff mit den Splittern und groben Fasern zurückbleibt. Man könnte anstelle der Siebe 8"^ und 8^ ein einziges von genügender Grösse anwenden, würde aber nach Ansicht des Erfinders J. M. Voith damit keine ebensogute Sorthung wie mit 3 Sieben erzielen. Der Sortirer geht nach Versicherung des Erbauers so ruhig, dass er keine besonderen Fundamente braucht und überall aufgestellt werden kann. Er verarbeitet in 24 Stunden 600 kg trocken gedachten weissen Querschliff Nr. 1, oder 500 kg braunen Querschliff oder Schmidt'schen Langschliff. Da der Sortirer den feinen Stoff sehr vollkommen ausscheidet, so gelangt davon wenig auf den Mahlgang, der infolgedessen mehr leisten kann oder weniger Kraft in Anspruch nimmt, als bei weniger guter Sortirung. 160 1266 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Der in Figg. 1145 und 1146 mit H bezeichnete Mahlgang ist in Fig. 1158 in 1 : 30 der wahren Grösse besonders dargestellt. Der Bodenstein B ist in einer gusseisernen Schaale 8 gelagert und wird mit Schrauben N in der Höhe, mit Schrauben 0 seitlich verstellt und festgehalten. Das Halslager R ist unmittelbar auf die Schaale 8 gesehraubt, nicht, wie oft üblich, nur im Bodenstein befestigt, und führt infolgedessen das Mühleisen, d. h. die senkrechte Welle M immer senkrecht, falls das Ganze richtig gearbeitet und aufgestellt ist. Der Antrieb erfolgt von Los- und Festscheiben r aus mittels Kegelräder R. Wenn Schleifer Fig. 1158. mit senkrechten Wellen angewendet werden, kann der Antrieb von diesen Wellen aus unmittelbar mit hoehkantig laufenden Riemen bewirkt werden. In Fig. 1159 ist die Schärf ung der Steine im Aufriss in wahrer Grösse und in Fig. 1160 im Grundriss in 1 : 15 der wahren Grösse dargestellt. Die Rillen oder Vertiefungen werden so in den Bodenstein gehauen, dass sie am äussern Umkreis des 1200 mm grossen Steins, wie Fig. 1159 zeigt, 31,4 mm auseinander stehen. Durch diese Theilung sind die äusseren Endpunkte der Rillen gegeben, und man hat nur von diesen Punkten aus die Linien zu ziehen, in welchen die Vertiefungen liegen sollen. Diese Linien sind Segmente von KJreisen, deren Völter-Voith'sche Schleiferei. 1267 Mittelpunkte in dem punktirten äusseren Kreise a — h von 1660 mm Durchmesser liegen, und die an einem Punkte den Innern punktirten Kreis c — d von 165 mm Durchmesser berühren. Man setzt beispielsweise den Zirkel im Theilungspunkt f ein und sucht von dort aus mit einem Radius g — h von 910 mm den Schnitt- punkt mit dem Kreise a — h, welcher der Mittelpunkt des gesuchten Kreises ist. Von hier, in diesem Falle vom Punkte h aus, zieht man den Kreis mit 910 mm Radius, d. h. so, dass er den Innern Kreis c — d berührt. Genau ebenso wird der ;^^imijj»^'^5^g^ms'^ss^^j^^p4"^$ss$^^i»^P^^^^'S'^^^^ Fig. 1159. Läufer behauen und, wenn man ihn dann mit der geschärften Seite nach traten dreht, so stehen seiae Rillen so, wie die punktirten Linien in Fig. 1160 zeigen. Drehen Fig. 1160. «K- sich die punktirten Rülen des Läufers in der Richtung der Pfeüe, so schneiden sich die Rillen unter gleichen Winkeln und schieben den Stoff von innen nach aussen. Wenn der Läufer nicht rechts, also mit dem Uhr- zeiger, sondern Knks umläuft, so legt man die Schärflinien in umgekehrter Rich- tung. Die Leistung des Mahlgangs hängt in hohem Maasse von der rich- tigen Beschaffenheit der Steine ab, die hart aber doch porös sein sollen. Der vom Sortirer kommende Stoff fliesst durch den Einguss E (Fig. 1158) auf den Bodenstein, dessen innere 280 mm weite Oeffnung durch ein eingesetztes Brett h abgeschlossen ist. Der Eintritt zwischen Bodenstein und Läufer L wird dem Stoff dadurch erleichtert, dass die untere Fläche des Läufers 160* 1268 Ersatzstoffe für Hadern. flolzschUff. von dem geschärften Theil ab nach innen zu ansteigt, im Innern 30 mm vom Bodenstein absteht und abgerundete Ecke hat. Der Abfluss des gemahlenen Stoffes erfolgt durch den an geeigneter Stelle des Mantels angebrachten Auslass Ä. Bei guter Sortirung genügt ein Mahlgang für eine Anlage mit 150 bis 200 Pferdestärken. In demselben wird der Stoff wirklich zermahlen, verliert grossentheils seine Faserform und kann nur noch zum Ausfüllen der Zwischen- räume dienen, welche in dem Fasergewirre des Papiers bleiben. Manche Fabrikanten halten eine massige Menge gemahlenen Stoffes hierzu für erforderlich, weil er das Papier zu einer dichter geschlossenen undurchsichtigeren Masse macht, dagegen leidet die Güte sehr, wenn infolge schlechten Schleifens zu viel Stoff, dm'ch die Mahlgänge geht. Da diese nur die Theile des Stoffes verwendbar machen sollen, welche zur Verarbeitung zu grob sind, so muss man sich stets bemühen, so zu schleifen, dass für die Mahlgänge möglichst wenig Arbeit übrig bleibt. Fig. 1162. Zm' Entwässerung des fertigen Schliffs dient die Cylindermaschine C(Figg. 1145 und 1146), welche von der in Abschnitt 321, Seite 853 und Folge, besclu-iebenen Art ist. In Fig. 1161 ist ein Längsschnitt mid in Fig. 1162 ein Querschnitt durch den Siebcylinder in 1 : 30 der wahren Grösse gegeben. Der vom Sortirer kommende Stoff tritt zunächst in den Kasten Ä und aus diesem in den Trog K des Siebcylinders C. Die Fasern legen sich, wie Seite 856 beschrieben, auf das Sieb und bilden Papier, welches auf dem Scheitel des Cylinders von dem endlosen Filz F abgenommen wird. Der um die belastete Walze 0 geführte Filz setzt den Cylinder durch Reibung in Bewegung und führt den Stoff dm*ch das mit Hebel und Gewichten belastete Walzenpaar F nach der Walze W, wo er von einer lose im Gestell gelagerten und geführten Wirbelwelle aufgenommen und selbstthätig zu einer Rolle F aufgewickelt wird. Statt dessen kann man auch den durch einen Schaber p von der oberm Presswalze abgelösten Stoff in einen Kasten fallen lassen, in welcher Form er als sog. Schabstoff in Säcke verpackt wird. Nach Entfernung des Schabers p- kann Völter-Voith'sche Schleiferei. 1269 der StoflF auch auf der obern Presswalze P bis zu eiuer gewissen Dicke aufgewickelt und dann in Form von Pappe abgenommen werden. Von Walze W läuft der Filz F über die Spannvorricbtung 8, durch die Filzwaschvorrichtung V und die Filzwaschpresse X zurück auf den Cylinder C. Der Cylinder 0 ist links und rechts mit Ausgüssen U versehen, von denen in Fig. 1162 nur Fig. 1163 emer dargestellt ist, In denselben kann man durch Stau- brettchen P den Stand des Stoffs im CyHnder auf der erforderlichen Höhe halten. An beiden Enden des Cylinders befinden sich ring- förmige Ansätze r, welche, wie Figg. 1163 und 1164 in grösserem Maassstab zeigen, an gleich grosse Ansätze r^ der Innenwand des Kastens U{Fig. 1162) stossen. Metallbänder 6 mit Spann Vorrichtung s, welche um beide An- sätze gelegt werden, dienen zur Abdichtung. Gewöhnlich wird der Stoff auf der Cylindermaschine bis auf 33 pCt. Trocken- gehalt entwässert, d. h. der entwässerte Stoff enthält noch 67 pCt. Wasser. Wenn man den Stoff auf 45 bis 48 pCt. Trocken- gehalt bringen will, muss man der Nass- maschine eine zweite Presse zufügen. In Fig. 1165 sind beide Pressen so dargestellt, wie sie sich dem in Fig. 1161 dargestellten Cylinder anschliessen. Die erste Presse il[^ -^^-'3 i^t danach ganz unverändert, nur die Auf- "^ wickel walze bleibt unbenutzt. Die Stoff- bahn läuft vielmehr auf und mit dem zweiten Filz jP^ zwischen den Press- walzen P ^ und F ^ durch, wird dort nochmals ausgepresst und entweder bei B oder auf Walze F^ gerollt, oder vom Schaber j9^ in Stücken ab- genommen und vom Filz F^ in den Kasten K befördert. Die zweite Presse steht auf Rollen r imd kann der Nassmaschine angefügt oder weggelassen werden. Eine Cylindermaschine solcher Art entwässert je nach der Länge des Sieb- cylinders in 24 Stunden 1500 bis 2200 kg trocken gedachten Stoffs. Fiff. 1164. Fig. 1165. 1270 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. 471. Holzschleife von J. G. Enge in Petersdorf bei Warmbrunn in Schlesien. Die in Figg. 1166, 1167 und 1168 in 1 : 200 der wahren Grösse dargestellte Holzschleife wurde 1882 gebaut. Die 200 pferd. Turbine B ist mit eisernem, die lOOpferd. G mit hölzernem Ge- bälk in den Tur- binenschacht ein- ^'g- "^^ gebaut. Von den Tur- binen führen zwei parallel im Erd- geschoss liegen- de, mit Riemen- trieb gekuppelte Hauptwellen- stränge D und E in den Schleif- raum , wo die- selben auf guss- Fig. 1168. ; eisernen Böcken und in Säulen- konsolen gelagert sind. Der Antrieb der Schleifer er- folgt von den Hauptsträngen , bei vier Schlei- fern i^'ölfJ mit- tels Riemen von 400 mm Breite, bei den zwei an- deren K und L mittels je 5 Hanf- seile von 45 mm Durchmesser. Die Feinmühlen M werden ebenfalls direkt von der Hauptwellen- leitung, jedoch mit Baumwollriemen, angetrieben, die Uebertragung auf die Mühleisen erfolgt, wie aus Fig. 1167 ersichtlich ist, durch Kegelräder. Splitterfang iV und Vorsortircylinder 0 erhalten ihre Bewegung diu-ch Riemen von einem Decken- vorgelege (Fig. 1166). Eine weitere Neben welle, auf gusseisernen Böcken gelagert und von der Hauptwelle mit Riemen und Kegelrädern angetrieben, vermittelt die Bewegung der Feinsortircylinder P, der Rührwerke und Pappenmaschinen Q. Ein an den Säulen der Schleifsteinträger angebrachtes Vorgelege treibt die Centrifugalpumpen E. Der Holzaufzug ;S' erhält seine Bewegung von der Hauptwelle D mittels Riemen. Ein von derselben Welle getriebenes Wandvorgelege im Schälhause T dient zur Bewegung der Kreissäge und der Rindenschälmaschine. Holzachleife von J. G. Enge in Petersdorf bei Warmbninn i. Schlesien. 1271 Das auf der Kreissäge geschnittene, von der Schälmaschine geputzte und durch den Holzaufzug 8 zu den 6 Schleifern FOHIKL geförderte Holz wird Fig. 1167. daselbst zerfasert, läuft, vom Spül- wasser getragen, in eine quer vor den Schleifern auf den Gusstraversen lie- gende Rinne aus Eisenblech und durch regulirbare Ablaufrinnen in die knoten- fangartigen Sphtterfänge N. Deren An- triebswellen machen 80 Umdrehungen in der Minute und lassen die Kasten mit ihren rundgelochten Böden vier- mal in der Minute niederfallen. Der splitterfreie Stoff gelangt von hier durch eine regulirbare Oeffnung auf den Vorsortir-Cylinder 0. Der feinere Stoff fliesst durch dessen Siebmaschen, der gröbere wird vom Cylinder mit einer Holzwalze, von dieser durch einen Schaber abgenommen und fällt in einen Trog, dessen Schnecke ihn der Feinmülile M zutreibt. In den Feinmühlen wird der nicht fein genug geschliffene Stoff weiter zerkleinert und läuft dann mit dem von dem Vorsortircylinder 0 durchgelassenen Stoff in eine quer vor den Feinsortircylindern liegende Rinne aus Eisenblech, welche ihn durch Ventile in beliebiger Menge auf die Feinsortircylinder P fliessen lässt. Auf dem Metalltuch des vorderen Feinsortircylinders bleiben die gröbsten Stofftheile ziu-ück, die feineren gehen durch und kommen auf den folgenden.mit noch feinerem Sieb bedeckten Cylinder. Nur der Stoff, den dieser durchlässt, ist zur Papier- fabrikation direkt brauchbar und fliesst auf die Pappenmaschine Q, die nur die Aufgabe hat, ihn zu entwässern und damit in versandtfähige Form zu bringen oder in Holzpappe zu verwandeln. Neuerdings (1894) wenden die Erbauer nur noch einen anstelle der beschriebenen zwei Feinsortircylinder an. Der Stoff, welcher nicht fein genug war, um durch die Siebe der beiden Fein- sortircylinder zu dringen, wird von diesen durch Walzen, von diesen wieder durch Schaber abgenommen und fällt in eine Rinne zwischen den in entgegengesetzter Richtung umlaufenden Cylindern. Eine Transportschnecke schiebt ihn weiter, bis er in einen Be- hälter mit Rührwerk gelangt, und sofern er sich auf seinem Wege zu Klumpen verfilzt hat, diu-ch Rührer zertheilt und in dem dadurch hergestellten gleichmässigen breügen Zustande durch die Schleuderpumpe R wieder in die Vorsortircylinder 0 befördert wird. Was hier nicht durchgeht, gelangt in beschriebener Weise auf die Feinmühlen M und wird weiter zerkleinert, während der durchgehende Theil den früheren Weg nochmals zurücklegt. Das Ganze ist so angeordnet, dass der Rohstoff am linken Ende ankommt und in ununterbrochener Weiterführung in derselben Richtung verarbeitet wird, bis er auf die Pappenmaschinen gelangt und am rechten Ende als versandt- fähiger Holzschliff (in Pappenform) verladen wird. Der eigentliche Schleifraum ist 31,4 m lang, 13,4 m breit und 6,5 m hoch. Die Abbildung zeigt nur den Theil dieses Raums, welcher von den Maschinen in Anspruch genommen ist; rechts von den Pappenmaschinen setzt sich das Gebäude J272 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. eine beträchtliche Strecke weiter fort. Es enthält ausser dem grossen Schleif saal: die Turbinenkammer, den in der Zeichnung angedeuteten Schälraum T, sowie am anderen (weggelassenen) Ende eine kleine Werkstatt, das Geschäftszimmer und die Werkführerwohnung. Die Betriebskraft wird aus einem Fluss gewonnen, welcher ungefähr 400 m oberhalb des Fabrikgebäudes durch ein steinernes Wehr in einen 4 m weiten, etwa 150 m langen, aus Hausteinen hergestellten Obergraben gezwungen wird. Am untern Ende des gemauerten, fast waagrechten Obergrabens befindet sich ein Sammelbehälter, aus welchem das Wasser in einer 1,5 m weiten, etwa 250 m langen schmiedeisernen Rohrleitung A in den Turbinenschacht geführt wird. Das Einfallrohr am Sammelbehälter ist trichterförmig; alle übrigen Rohre sind cylindrisch, aus 5 und 6 mm starkem Eisenblech, in Theilen von je 6 m Länge durch Schrauben miteinander verbunden. Die Rohre ruhen von je 6 zu 6 m auf gemauerten Steinfundamenten, welche theilweise in der Erde liegen, theilweise als Pfeiler bis 3 m Höhe aus dem Fundament emporragen. Mit dem Fundament sind die Rohre an drei Stellen, in der Mitte und an beiden Enden, verankert. In der Mitte der Leitung, sowie kurz vor dem Turbinenhaus befindet sich je ein Kompen- sationsrohr, um den gefährlichen Einwirkungen zu begegnen, welche durch Ausdehnungen und Zusammenziehen bei eintretenden Temperatur -Unterschieden auftreten könnten. Als Kompensationsrohre sind nicht die sonst gebräuchlichen p. jjgg Stopfbuchsen angewendet, welche leicht undicht werden oder sieh fest- klemmen, sondern in sich geschlossene Rohre mit kurzer aber im Durch- messer bedeutender Erweiterimg des Stückes, welches a mit a verbindet, wie in Fig. 1169 skizzirt. Die Wände geben ihres grossen Durchmessers wegen einem Zuge oder Drucke leicht nach, auch ist kein Festklemmen oder Undichtwerden zu befürchten, da die cylindrischen Theile a und a sich m der Mitte lose in einander schieben können. , Um bei etwa vorkommenden Stössen in der Leitung infolge raschen Abstellens der Turbine u. s.w. eine gefährliche Wirkung zu vermeiden, ist am untern Ende der Rohrleitung ein Sicherheitsventil von 260 mm Durchmesser angebracht, welches sich öffnet, sobald aus irgend welchem Grunde der normale Wasserdruck überschritten wird. Die jeweilige Gefällhöhe (normal 17,5 m) wird durch ein im Turbinenhause angebrachtes Manometer angezeigt. Die grosse eiserne Leitung liegt ganz frei und besitzt ausser innerem und äusserem Theer-Anstrich keinerlei Umhüllung. Man nimmt an, dass bei dem schnellen Durchfluss des Wassers Einfrieren nicht zu befürchten sei. Dass das Wasser bei Frostwetter nicht in dem Rohr stehen darf, ist selbstverständlich. Das zur Fabrikation nöthige Wasser wird in einem am Ausgang des steinernen Obergrabens liegenden, in Stein und Cement gemauerten Behälter geklärt und in einer neben der Rohrleitung der Turbinen liegenden gusseisernen Muffen- rohrleitung der Fabrik zugeführt. Rohrverbindungen und zwei Absperrventile ermöglichen, dass das Fabrikations -Wasser nach Belieben aus der Kläre oder aus den Tm-binen entnommen wird. Die Stoffrohrleitungen bestehen zum Theil aus Gusseisen, zum Theil aus Kupfer und besitzen in allen Krümmungen leicht lösbare Reinigungsöffnungen. Holzschleife von J. G. Enge in Petersdorf bei "Warmbrunn i. Schlesien. 1273 Der in Fig. 1170 dargestellte Aufzug S bestellt aus einem über Rollen AB aus Holz mit gusseisernem Kreuz geführten Hanfgurt (oder anderem Band), auf welchem mit Nieten und Flacheisen- Anlagen etwas gekrümmte Blechschaufeln befestigt sind. Die Lager der oberen RoUen-Axen stehen fest, während die der unteren wegen der Dehnbarkeit des Gm'tes in einem gusseisernen Rahmen mit Schrauben nach- spannbar sind. Der Antrieb erfolgt durch Kegelrädervorgelege und Riemen auf die obere Trommel. Die Vorrichtung kann auf einem HolzgesteU, wie in diesem Fall, oder auf einem Eisengestell, in Verbindung mit dem vorhan- denen Gebälk oder freistehend, angebracht werden. Die Breite der Schaufeln und des Gurtes richtet sich nach der Länge der Holz- stücke. Der Gurt ist etwas schmäler, die Schaufeln sind etwas breiter als die Hölzer. Diese werden von Hand auf die Schaufeln gelegt, der Gurt nimmt sie in die Höhe, und wenn sie den höchsten Punkt erreicht haben. beginnen sie zu rollen und fallen in der Richtung der Tangente über das Schutz- brett C hinweg auf den Boden. Die von Starke & Hoffmann in Hirschberg gebauten fünfpressigen Schleifer, mit Steinen von 1,4 m Durchmesser, werden mit Seilen angetrieben. Fig. 1171 zeigt einen solchen mit seiner Seilscheibe s. Der Kolben jedes Presskastens bedarf bei der Steinbreite von 500 mm zweier Zahnstangen zur Führung, während für schmälere, etwa 350 mm breite Steine eine Zahnstange genügt. Auf den 161 1274 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Wellen der Zahnrädchen, von welchen die Zahnstangen bewegt werden, sitzen Seilscheiben a, an deren Umfang die Drahtseüe befestigt sind, welche die Belastungs- gewichte tragen. Die Schleifer sind so angeordnet, dass diese Seile unmittelbar von den Scheiben a herabhängen und nicht erst über Leitrollen geführt werden, weil solche die Wirkung des auf die Pressen wirkenden Drucks schwächen würden. Die auf den Enden der 5 (in Fig. 1171 weggelassenen) Seile angebrachten Belastungs- gewichte bestehen aus Gusseisen und passen für jede Presse. Von dem Hand- rad h aus kann man durch Vermittlung einer Zahnradübersetzung die Seil- scheibenwelle di'ehen und damit den Kolben von Hand zurückstellen. Ein mit Handrad h zusammengegossenes Sperrrad sorgt dafür, dass der Presskolben beim Ziu-ückdrehen in jeder Lage stehen bleibt. Die Erbauer haben diese Anordnung gewählt, weil sie die geeignetste Belastung jeder Presse ermöglicht, sich leicht hantiren lässt und ihi-er Einfachheit wegen wenig Ausbessermigen erfordert. Die zum Antrieb einiger Schleifer benutzten Seile erfüllen ihren Zweck, bieten aber, wie die Erfahrung zeigt, keine Vortheile gegenüber dem Antrieb durch Riemen. Durch die staffeiförmige Anordnung der verschiedenen Maschinen werden viele Stoff- Hebungen vermieden, die bei ebener Aufstellung nöthig wären. Die Mauern der Gebäude bestehen aus Bruchstein, der hölzerne auf gusseisernen Säulen ruhende Dachstuhl ist mit Holzcement, d. h. mit abwechselnden Lagen von Asphalt- Theer- und Dachpappe gedeckt. Der aus dem Riesengebirge kommende »Zacken«, welcher die Wasserkraft liefert, ist sehr unbeständig und geht in trockener Jahreszeit bis auf ein Zehntel seiner Vollkraft zurück. Die Schleiferei muss desshalb bei gutem Wasserstand Vorrath schleifen, mit dem die Papierfabrik in trockener Zeit gespeist wird. 472. Schleiferei der Varziner Papierfabrik. Der Neubau der Fuchs- mühle-Schleiferei zu Hammermühle in Pommern wurde von Herrn Kommerzienrath Behrend mit Herrn Ingenieur Wolfgang Kapp aus Düsseldorf geplant und 1891 von Letzterem ausgeführt. Da die Einrichtung in vielen Punkten erheblich von den vorher beschriebenen abweicht, so wird dieselbe nachfolgend erklärt. Figg. 1172, 1173 und 1174 geben Quer- und Längsschnitte sowie Grundriss der Schleiferei in 1 : 300 der wahren Grösse. Die Holzputzerei ist mit KJreis- säge L, doppelter Schälmaschine M, Astbohrmaschine J und Spaltmaschine K ausgestattet. Das in Längen von nicht mehr als 2,5 m ankommende Holz wird hier in geeignete Stücke getheilt und mit dem Fahrstuhl iV za 10 zweipressigen Schleifern A befördert, die ihr Schleifwasser durch Rohr h aus einem hoch- stehenden Behälter H erhalten, welcher von der Pumpe P aus dem Theil j) des Turbinenkastens gespeist wird. Der hier erzielte Holzschliff gelangt, im Schleif- wasser schwimmend, durch Rinnen in Splitterfänge B, die nur das Gröbste zurückhalten, und fliesst auf die Sortirer C. Diese bestehen, wie weiterhin erklärt wird, aus je 2 Cylindern, welche nur den feinen Stoff nach innen durchlassen, während sich die gröberen Theile ausserhalb ablagern und einen Brei bilden, der Fig. 1172. Holzschleife von J. G. Enge in Petersdorf bei Warmbrunn i. Schlesien. Schleiferei der Varziner Papierfabrik. 1275 von Schnecken d auf Mahlgänge I) befördert wird. Aus diesen fliesst der Stoff in Rührbütten E, wird aus diesen von Pumpe f wieder in die Splitterfänge B gehoben und macht diesen Kreislauf so oft durch, bis er fein genug ist, um ia das Innere der Sortircylinder und aus diesen mit dem Schleifwasser auf die Entwässerungsmaschinen F zu gelangen. Das Wasser der Wipper wird durch einen Rechen B von groben Verunreinigungen befreit und zwei Turbinen T von insgesammt 260 Pferdestärken zugeführt, die ihre Kraft an die Hauptwelle t abgeben, welche alle Schleifer und Mahlgänge unmittelbar mit Riemen treibt. Eine mit gekreuztem Riemen von t aus getriebene Zwischen- welle i^ setzt die Zwischenwellen t^ und t^ in Bewegung, von welchen alle anderen Maschinen den Antrieb erhalten. In Figg. 1175 und 1176 ist in 1 : 30 der wahren Grösse einer der zwei- pressigen Schleifer A (in Figg. 1172 — 1174) dargestellt. Das Holz wird nach Niederklappen der Thüren e in die Presskasten gelegt und von den Pressplatten h Fig. 1173. Fig. 1174. auf den Stein Ä gedrückt. Jede Pressplatte sitzt an zwei Zahnstangen i, die auf der Rückseite von Rollen ä geführt und von auf Welle g sitzenden Zahnrädchen 161* 1276 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. auf- und niedergeführt werden. Das Niederführen erfolgt vom Gewicht p aus, welches an dem auf Scheibe l festgeschraubten und darum gelegten Hanfgurt m hängt. In dem Maasse, wie sich der Riemen m von Scheibe l abwickelt, dreht sich diese, und mit ihr die Welle g, deren Zahnrädchen durch die Zahnstangen i auf die Pressplatte wirken. Wenn die Pressplatte h, zurückgedreht wird, hebt sich das Gewicht p, ^—^ indem der Giu-t wieder aufgerollt wird. Das Gewicht p besteht aus einzelnen ~) j auf die Tragstangen gesteckten dickeren und dünneren ge- schlitzten Platten^— ^, von welchen man nach Bedarf mehr oder weniger auflegen kann. Um die Pressplatte h zu heben, lässt man die mit Feder versehene Klinke a in das Sperrrad b greifen und giebt durch Drehen der Km'bel c dem lose auf Fig. 1175. 'y°-°°^p==p°°^''^^ ■ I -7^ Fig. 1176. Welle g sitzenden Zahnrad f solche Bewegung, dass die daran befestigte Klinke a das festgekeilte Sperrrad h und dessen Welle g dreht. Damit die gehobene Press- platte nicht durch ihr Gewicht vorgetrieben werden kann, ehe der Kasten wieder mit Holz gefüllt ist, stellt man sie mit dem zweiten Sperrrädehen cl fest. Sobald die Presse wieder gefüllt ist, löst man das Sperrrad d aus, damit das Gewicht jj seine Wirkung üben kann. Wähi-end des Arbeitens der Presse wird Klinke a, wie bei a^ gezeigt, ausgeschaltet, damit Zahnrad f und Kurbel c die dm'ch Veränderungen in der Lage des Holzes verursachten Stösse nicht erleiden, sondern unbewegt bleiben. In Fig. 1177 ist die Einrichtung zum Heben der Pressplatte h besonders dargestellt. Auch hier ist f das Zahm^ad, b das Schaltrad mit Klinke a, und d das zweite Schaltrad auf Welle g, dessen Klinke d^in Welle w hängt. Auf Welle w sitzen lose die beiden Führungsrollen h, welche für richtigen Eingriff der Rädchen r Schleiferei der Varziner Papierfabrik. 1277 in die Zahnstangen i sorgen. Die Zapfen z sitzen exzentrisch auf der Welle w und bewirken, dass die Führungsrollen k die Zahnstangen i mehr oder weniger gegen die Zahnrädchen r drücken, dass man also durch Drehen der Welle w stärkeren oder schwächeren Eingriff der Zähne von i und r herbeiführen kann. Wenn die Zähne richtig eingreifen, whd Welle w mit Stellschraube s festgestellt. Fig. 1177. Fig. 1178. Fig. 1179. Schleif wasser wird durch Hahn 0 und Gummischläuche r (Fig. 1175) dem vor jeder Presse liegenden kupfernen Spritzrohr zugeführt, welches dasselbe durch 5 oder 6 Löcher von 6 bis 10 mm Durchmesser auf den Stein spritzen lässt; die Spritzlöcher können um so kleiner sein, je stärker der Wasserdruck ist. Der Stoff sammelt sich unten im Gestell und fliesst bei q aus. Die Umfangsgeschwindigkeit des Steins sollte nach Herrn W. Kapp's Er- falu'ung nicht über 750 m in der Minute betragen, d. h. ein Stein von 1 m Durch- messer soll nicht mehr als 238 Um- drehungen machen. Da sich der Stein allmälig abnutzt, also sein Umfang kleiner wird, so nimmt dessen Geschwindigkeit bei gleichbleibender Zahl von Um- drehungen stetig ab; man sollte jedoch dafür sorgen, dass dieselbe nicht unter 600 m in der Minute sinkt. Die Steine werden meistens bis 0,5 m breit genommen, jedoch nicht breiter, weil es schwierig ist, solche in guter Beschaffenheit zu bekommen. Für Fabriken, welche auf krummes, ungleichmässig gewachsenes Holz angewiesen sind, empfiehlt sich eine Breite von etwa Vs ua- Gewöhnliche Steine von Durchmessern bis 1 m werden am besten auf der Welle befestigt, wie in Figg. 1178 und 1179 gezeigt. Die Welle ist vierkantig wie a und mit Keilen h aus weichem Holz im Stein befestigt. Das Loch im Stein muss vorher mit Cement ausgestrichen werden, damit den Keilen flache Flächen geboten werden. Es ist auch dafür zu sorgen, dass die Keile auf ihrer ganzen Länge gleichmässig anziehen und nicht zu breit genommen werden, damit die Kanten nicht zum Anliegen kommen und der Druck sich nur 1278 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. auf die breiten Flächen der Keile vertheilt. Füi- grössere oder sehr weiche, weniger widerstandsfähige Steine ist die in Figg. 1180 und 1181 dargestellte Befestigung vorzuziehen. Auf die runde Welle c ist ein gusseiserner Vier- oder, wie gezeichnet, Sechskant d mit fester Fig. 1180. Fig. 1181. Flansche e gekeilt. Nachdem die Welle c in den Stein eingelassen ist, wird die lose Flansche / aufgeschraubt und dann das Ganze mit Schwefel ausgegossen. Die mit den Flanschen gegossenen Nocken g dienen zu besserm Fest- halten. Diese Art der Befestigung ist der mit durchgehenden Schrauben vor- zuziehen, weil letztere stets den Stein schwächen. Zum Schärfen des Steins kann man sich eines Schärf hammers, am besten eines solchen aus Schmiedeisen, wie in Figg. 1182 und 1183 gezeigt, mit auswechselbaren Schärfplatten a aus hartem Stahl mit hölzernem Stiel 6 bedienen. Man wendet auch mit gutem Erfolg Fig. 1182. Fig. 1183. die in Figg. 1184 und 1185 darge- stellte mechanische Schärfeinrichtung an. Die Schärfrolle a wird mittels Handrades h an einer Kante des Steins 8 angesetzt und mit Handrad c, welches als Mutter dient, festgestellt. Dann wird die Schärf- rolle a von der Kurbel d aus so oft quer über den Stein geführt, bis die ge- wünschte Schärfe erzielt ist. Hierzu genügt meistens einmaliges Hin- und Herführen, also eine Arbeit von wenigen Minuten. Man lässt hierbei den Stein nur V4 his ^2 so viel Umdrehungen machen wie beim Schleifen, und führt soviel Wasser zu, als zum Ueberspülen der Schleiffläche nöthig ist. Durch mehr oder weniger starkes Anstellen der Schärfrolle an den Stein, durch langsameres oder rascheres Drehen der Kurbel und durch gröber oder feiner gezahnte Bollen kann man verschiedene Schärfe mit der Bolle hervorbringen. Schleifer von der in Figg. 1175 und 1176 dargestellten Art liefern in 24 Stunden 400 kg trocken gedachten Schliffs. Nach der Erfahrung des Erbauers, Herrn W. Kapp, erhält man mit den in Figg. 1172 — 1174 dargestellten 10 Schleifern einen aus mehreren Monaten gezogenen Durchschnitts-Ertrag von 4000 kg in 24 Stunden, bei richtiger Anlage und genügender Kraft 100 kg besten Fichten- schliff in 24 Stunden mit 6 bis 6V0 Fferdestärken. Die Anwendung von nur 2 Pressen an jedem Stein bezweckt geringeren Kraftverbrauch und Erzielung gieichmässigen Stoffs. Wenn Steine mit waagrechter WVWVV Schleiferei der Varziner Papierfabrik. 1279 Welle mit einer grösseren Zahl Pressen besetzt sind, wird ein Theil des in den ersten Pressen abgescKliifenen fertigen Stoffes vom Stein mit miter die folgenden Pressen getragen und wiederholt verarbeitet. Dieser Uebelstand, der nicht nur Kraftverlust veranlasst, sondern auch dem Stoff schadet, wird bei zweipressigen Schleifern nicht ganz vermieden, aber sehr vermindert. Die schleifende Ober- fläche des Steins ist auch um so grösser im Verhältniss zu seinein Gewicht, je kleiner der Stein ist; dies Verhältniss ist also bei einpressigen Steinen am günstigsten. Ob der Stein etwas mehr oder weniger wiegt, ist zwar ebenso wenig erheblich, wie die Ersparnisse einiger Lager imd deren Peibimg, welche bei Aus- nützung grösserer Kräfte mit einem Stein erzielt wird, aber die Grösse der schleifenden Fläche, welche auf jede Presse kommt, ist wesentlich. Bei den Fig. 1184. Fig. 1185. beschriebenen zweipressigen Schleifern ist die auf jede Presse entfallende Arbeits- fläche mindestens doppelt so gross, als bei den üblichen fünf- und sechspressigen, und dieselben bedürfen deshalb nur einen Tag um den andern einer Schärfung, während die vielpressigen täglich geschärft werden müssen. Ausserdem bietet die Vertheilung des Kraftverbrauchs auf viele kleinere Schleifer den VortheU, dass durch Ausschalten eines Schleifers behufs Erneuerung oder aus andern Gründen keine erhebliche Störung des übrigen Betriebs erfolgt und die Anwendung von Druck- reglern aller Ai-t entbehrlich erscheint. Bei der beschriebenen Anlage wird desshalb das Holz in der einfachsten Weise durch unmittelbare Einwirkung von Gewichten angepresst. Anderseits werden durch Anwendung vieler Meiner, anstatt weniger grosser Schleifer, mehr Wellen, Riemen, Lager usw. und grössere Gebäude erforder- lich, wodm'ch dieselbe nur für kleinere bis mittlere Kräfte zweckmässig erscheint. Die örtlichen Verhältnisse, Grösse und Beständigkeit der Wasserkraft usw. müssen bei der Wahl der Schleifer entscheiden. 1280 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Der in Figg. 1172 — 1174 mit B bezeichnete Splitterfang und Sortirer C ist in Figg. 1186 und 1187 in Auf- und Grundriss in 1 : 30 der wahren Grösse dargestellt. Zum Abfangen der Splitter dient das in gusseisernem Trog h gelagerte Schlagsieb a, welchem von den im Gestell c gelagerten Schlagrädern d etwa 500 auf- und niedergehende Bewegungen in der Minute ertheilt werden. Diese Schlagbewegung ist wie bei den Knotenfängen der Papiermaschinen aus- Fig. 1187. geführt, und auch hier dienen Gummibuffer zur Milderung der Stösse imd möglichster Beseitigung des Geräusches. Das Sieb a besteht aus Kupfer- oder verzinkten Eisenplatten, welch letztere sich recht gut bewähren und billiger sind. Die Sclilitze oder Löcher werden sehr verschiedenartig gewählt, die in Fig. 1187 gezeichneten haben für weissen Schliff 4 X 20 mm, für braunen 5 X 30 mm Grösse und geben in vielen Fällen volle Befriedigung. Die darauf zurückbleibenden Splitter werden von Zeit zu Zeit herausgenommen, und der durchgehende brauchbare Stoff fliesst in den ersten Trog f des Sortirers. Die in diesem liegende cylindrische Schleiferei der Varziner Papierfabrik. 1281 Trommel e hat 700 mm Durchmesser und macht etwa 40 Umdrehungen in der Minute. Der in das Innere der Trommel gelangende Stoff wird mit dem Schützen g annähernd bis zur Höhe des Ueberfalls bei h, also so hoch gestaut, dass der im Trog f befindhche Stoff noch dünnflüssig bleibt, bei h leicht überfliesst und auf die zweite Trommel e^ gelangt. Diese hat 700 mm Durchmesser wie e, macht aber, da sie sich in dickflüssigerem Stoff bewegt, nur ungefähr 18 Umdrehungen in der Minute. Beide Trommeln e und e^ sollen nur solchen Stoff nach innen durchlassen, der die erforderliche Feinheit hat, und sind desshalb ganz gleich gelocht. Bei Anwendung runder Löcher von 1 mm Durchmesser können bei dichter Anordnung 400 000 auf das Quadratmeter gehen, bei 1,5 mm Durchmesser etwa 130 000, von dazwischen liegenden Grössen im Verhältniss. In Trommel e^ wird mit Schützen g'^ nur etwa bis zur Mitte gestaut, damit sich der aussen bleibende Stoff bis zu der für den Mahlgang erforderhchen breiigen Dichte entwässert. Da sich in dieser dichten Masse die feinen Fasern verlieren würden, welche sich noch in dem aus f kommenden Stoff befinden, so darf derselbe von dem Ueberfall h nicht wie bei f in den Trog fliessen, sondern wird auf die Trommel selbst geführt, wo die feinen Fasern Gelegenheit finden, ins Innere der Trommel e^ zu dringen. Es muss vermieden werden, dass sich auf den Trommeln Stoff absetzt, weil dieser den damit bedeckten Theil der gelochten Cylinder- fiäche unwirksam machen würde. Desshalb sollte stets dafür gesorgt werden, dass sich der Stoff auf die ganze Breite vertheilt, also in voller Breite ein- und auffliesst. Der im Trog f^ Kegenden Schnecke i dient als WeUe em schmiedeisernes Rohr mit eingesetzten Zapfen, an welche Schaufeln aus Eisenblech mit Winkeln genietet sind. Dieselbe macht etwa 25 Umdrehungen in der Minute und kann wie im vorliegenden Falle parallel zur Trommelwelle, oder schräge gelegt werden, wie die Lage des Mahlgangs es erfordert. Sie liegt offen imd lose im Stoffbrei, den sie, wie aus Fig. 1174 ersichtlich, unmittelbar zum Mahlgang befördert, sollte aber zur Vermeidung von Rost im Ganzen verzinkt sein. Die kurzen Schlitze des Splitterfanges a sollen nur die gröbsten Theile zurückhalten und werden häufig mit gleicher Wirkung durch runde Löcher ersetzt. Bei den Cylindern e und e^ haben sich runde Löcher mehr bewährt als Schlitze. Der erste höher liegende Cylinder e ist der eigentliche Sortirer, da er den Stoff in sehr verwässertem Zustand erhält, damit derselbe leicht durch die Löcher dringen kann. Der zweite Cylinder e^ dient mehr zur Entwässerung, um den Stoff in breiigem Zustand auf den Mahlgang zu bringen. Er sortirt zwar "auch, aber weniger als e und besonders auf der oberen Seite, wo der Stoff auffliesst, sowie auf der linken Seite des Cyhnders, aber beinahe gar nicht mehr auf der rechten Seite, wo sich der verdickte Stofi ansammelt. Bei den von Voelter eingeführten Sortirern haben die Trommeln Ueberzüge aus Metalltuch, dessen Maschen sich leicht verstopfen, und welches zeitweise erneut werden muss. Durch die von Kommerzienrath Moritz Behrend seit 1870 in den Varziner Fabriken angewendeten Sortir-Cylinder aus gelochtem Blech werden diese Missstände vermieden und es wird gleichmässigere Arbeit erzielt. Bei den später eingeführten Schüttel-Sortirern geht der Stoff, wie Seite 1265 beschrieben, auch durch gelochte Bleche. 1282 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. In Figg. 1188 und 1189 ist einer der Mahlgänge D aus Figg. 1172 bis 1174 in 1 : 30 der wahren Grösse in Längsschnitt und Aufriss dargestellt. Der Bodenstein a wird in gusseisernem Untersatz h von Stellschrauben c richtig gestellt und getragen. Der Läufer e ruht mit fester Haue f auf Welle g, deren Halslager h mit Stoffbüchse i nicht am Bodenstein befestigt, sondern an den Untersatz h geschraubt ist. Die auf der Stoffbüchse i angebrachte Hülse h dient zur Auf- nahme von Schmiere, uud der verstellbare Räumer l soll dafür sorgen, dass im Läufer e Fig. 1188 keine Verstopfung durch Stoff eintreten kann. Dem Läufer e wird durch Heben oder Senken des Fusslagers m mittels Hebels n und Zugstange o vom Handrad p aus die richtige Stelhmg gegeben. Der gemahlene Stoff fliesst bei s aus. Die Steinschärfe ist in Fig. 1190 im Grundriss in 1 : 10 der wahren Grösse und in Fig. 1191 im Querschnitt in voller Grösse dargestellt. Herr Kapp theilt Steine von 1200 mm Durchmesser in 11 oder 12 Felder, oder, wie dargestellt, einen Stein in 11 imd den andern in 12 Felder. Die Trennungsfurchen der einzelnen Felder gehen vom Umfang eines Kreises aus, dessen Durchmesser Vi 2 des Steindurchmessers ist. Die so ausgelegten Felder sind mit Furchen in Abständen von 30 mm versehen, deren Breite und Tiefe dem zu mahlenden Stoff Schleiferei der Varziner Papierfabrik. 1283 angepasst sein müssen. Dieselben sind nach der Mitte zu tiefer zu hauen, und man erzielt mit einer Durchschnittstiefe von 4 mm gute Erfolge. Die in Fig. 1191 angegebene Drehrichtung zeigt, dass nicht die scharfen Kanten, sondern die schrägen Flächen der Furchen gegeneinander arbeiten, da die Fasern nicht zerschnitten, sondern durch Reiben von einander getrennt werden sollen. Der Läufer soll bei 1200 mm Durchmesser etwa 110 Umdrehungen in der Minute machen. Die Steine bestehen aus hartem Sandstein, und das Einhauen der Furchen wird mit Mühlstein- Picken ausgeführt. Fig. 1190. Für eine Anlage wie die beschriebene von 260 Pferdestärken genügen meistens 2 Mahlgänge, der dritte ist nur zur Aushilfe zugefügt worden. In der Regel werden 2 Sortirer und;^2 Mahlgänge genügen. Fig. 1191. ■^JSm,^^\:m.mM^\^'5S&.^SJ^^ S\~^s^'^0<;'^ ^^ s~«^\ ^^x\^^\.\\^^i^;:^^\\<:^^c<>Ä''Ä Die in Figg. 1192 und 1193 in 1:30 der wahren Grösse dargestellte Entwässermigsmaschine {F in Figg. 1172 — 1174) ist der Seite 1268 beschriebenen sehr ähnlich. Der Filz a nimmt den Stoff vom Sieb-Cylinder s und bringt ihn in die Presse, wo er an der Oberwalze b haftet, vom Schaber c in zerknitterter Form abgelöst wird und in einen anstossenden Kasten fällt. Die Welle d des Sieb-Cylinders s ist so lang, dass ihre Lager e auf den Aussenseiten der Abschluss- 162* 1284 Ersatzstoffe für Uadern. Holzschliff. kästen f ruhen, wo die Wellenzapfen nicht von Stoff überspült werden, sondern sich gut schmieren lassen und infolgedessen wenig abnützen. Dafür muss aber der Schützen h für die Welle d durchlöchert werden. Da sich der Stoff sehr dick auf das Sieb des Cylinders legt, so muss der Flüssigkeitsstand im Innern von s niedrig gehalten werden, damit das Wasser von der äussern Wassersäule durch- Fig. 1192. Fig. 1193. gedrückt wird, um schliesslich durch Kohr i abzufliessen. Durch das aus Eohr g ^ kommende Spritzwasser soU das Sieb offen gehalten werden. Durch die Form des Kastens l ist dafür gesorgt, dass der Stoff auf der Eintrittsseite stets in Bewegung ist, so dass der eine Kührer l genügt. Spritzrohr g und Waschflügel g^ sorgen für Reinhaltung des Filzes. Um möglichste Entwässerung zu erzielen, soll der Filz a nur etwa 6 m in der Minute zurücklegen. 473. Spanschleifer. In manchen Fällen ist es vortheilhaft, die Splitter und Späne, welche sich im Splitterfang sammeln, besonders aber die Holzreste aus den Pressen, welche zu klein sind, um noch geschliffen zu werden, weiter auf Holzschliff zu verarbeiten. Dazu baut Wolfgang Kapp in Düsseldorf den in Figg. 1194 und 1195 in 1 : 30 der wahren Grösse dargestellten Span- schleifer, dessen Bauart in den Haupttheilen mit der seines Seite 1276 dargestellten Schleifers übereinstimmt. Derselbe ist nur mit einer Presse versehen, in welche die Späne jedoch nicht seitlich, sondern vorn bei a gelegt werden. Obwohl die untern Ränder des Presskastens den Stein nicht berühren dürfen, muss der Raum zwischen beiden möglichst eng gehalten werden, damit sich keine Späne einschieben können. Sobald sich daher dieser Zwischenraum infolge Abnutzung des Steins erweitert, kann und muss der Schleifkasten, auch während des Betriebs, mit den Stellschrauben c bis auf den gewünschten Punkt herabgelassen werden. Ehe dies geschieht, muss man die Schrauben h lösen und nachher wieder festziehen. Zur Verhinderung des Durchrutschens von Spänen nach den Seiten sind innen Holzklötze angebracht, in die sich der Stein genau einschleifen kann. Während bei gewöhnlichen Schleifern die Benutzung grober scharfer Steine unzulässig ist, weil sie zu spJitterigen Stoff liefern, ist ein solcher Stein hier vortheilhaft. Die Schleiferei der Varziner Papierfabrik. — Spansoiileifer. AVaagrechte Schleifer mit senkrechter Welle. 1285 hier zu schleifenden Späne werden nämlich grösstentheils der Länge nach geschliflfen und ergeben dadurch ohnehin schon so feine Fasern, dass man keine feine Schärfung braucht. Das Wasser wird dem quer vor dem Kasten liegenden Spritzrohr durch den Gummischlauch d zugeführt. Der Stein soll ebenso rasch umlaufen, wie der auf Seite 1276 beschriebene, muss aber noch sorgfältiger stets rund erhalten werden, was durch Anwendung des Seiten 1278 und 1279 beschriebenen Schärfers leicht geschehen kann. Wenn die Maschine nicht zum Schleifen von Spänen gebraucht wird, kann man sie auch zum Schleifen von Klötzen, zum Fig. 1194. Fig. 1195. Auflösen von nassem und trockenem Schliff, sowie zum Zerkleinern von Ausschuss- und Abfallpappen benutzen. In manchen Fabriken begnügt man sich damit, die grösseren Späne und guten Reststücke auf gewöhnlichen Schleifern unter neueingelegte Klötze zu legen, sie mit diesen anzupressen und zu schleifen. Wo Holz theuer ist, mag es vortheilhaft sein, alle Späne in beschriebener Weise auszunutzen, wenn es jedoch sehr billig ist, wird man kaum einen Schleifer auf Herstellung minderwerthigen oder doch unregel- mässigen Stoffes aus Spänen verwenden, sondern diese lieber verbrennen. 474. Waagrechte Schleifer mit senkrechter Welle. Die Herren Theo. & Friedr. Bell in Kriens bei Luzern hatten schon vor 1875 viele erfolgreiche Holzschleifereien eingerichtet, und ihr damaliges Verfahren ist in der ersten Ausgabe dieses Buches beschrieben. Waagrecht liegende Steine mit senkrechter Welle wurden von verschiedenen Erfindern, zuerst von Siebrecht, eingeführt; der in den 70 er Jahren von Bell gebaute ist durch Fig. 1196 im Aufriss mit durchschnittenen Kammern in 1:50 1286 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. der wahren Grösse dargestellt. Der Schleifstein A hat einen Durchmesser von 174 cm, eine Höhe von 38 cm und liegt in einem gusseisernen Gehäuse, welches acht gleichmässig vertheilte Kammern B zur Aufnahme des Holzes enthält. Die Holzblöcke werden diu-ch die mit Deckeln versehenen Oeffnungen C von oben ein- gelegt und von Gussplatten D, Bolzen E, Hebeln F und daran hängenden Ge- wichten G angepresst. In jedem Kasten befindet sich ein senkrecht eintretendes Gummispritzrohr 0, welches den Stein durch Abwaschen des anklebenden Stoffes beständig rein erhalten und das zur Fabri- kation nöthige Wasser liefern soll. Die auf solche Weise sehr verdünnte Masse sammelt sich in dem durch den Blech- boden M abgeschlossenen Raum H und wird von da durch einen Kanal J weiter geleitet. Der Antrieb erfolgt durch Kegel- räder K und die senkrechte Welle L. Diese Steine können während des Ganges, also ohne Unterbrechung des Schleif ens, geschärft werden. Die dazu dienende einfache Vorrichtung und ihre Anwendung ist durch Figg. 1197 und 1198 im Aufriss und Grundriss in 1 : 15 der wahren Grösse dargestellt. Sie besteht aus zwei Schärfrollen a a, welche sich frei um eine Spindel drehen, die in dem Auge & des Hebelarms d liegt. Jede der beiden Rollen a a ist aus 9 gezahnten, 4 mm dicken Stahlscheiben von 100 mm Durchmesser zusammengesetzt , deren Zahntheilung 3 bis 4 mm beträgt. Die Schärfrollen werden mit dem Hebel ä e von Hand an den Schleifstein A gedrückt und gleichzeitig durch die Schraube g und Kurbel Ji senkrecht auf- und abwärts bewegt. Ein Auf- und Niedergang genügt zur Schärf ung des Steines, und eine Schärfung genügt in der Regel für 24 stündigen Betrieb. Die Zeit, welche eine solche Schärfung, einschliesslich des Einsetzens und Herausnehmens, in An- spruch nimmt, ist kaum nennenswerth. Der Raum zwischen zwei Presskammern B, Fig. 1196. Waagrechte Schleifer mit senkrechter Welle. 1287 Fig. 1197. welcher zur Aufnahme der Schärfvorrichtung dient, ist durch Fig. 1199 so dargestellt, wie er in gewöhnlichem Zustande erscheint. Die Oeflfnung l m des Gehäuses ist dabei durch den gusseisernen Deckel n verschlossen. Der von Bell angewendete Sortirer ist in Fig. 1200 und Fig. 1201 in 1 : 25 der wahren Grösse dargestellt. Derselbe besteht aus 4 Cylindern C, welche aus je zwei durch Gasröhren miteinander verbundenen Gussringen zusammengesetzt sind. Die Gas- röhren sind schraubenförmig mit starkem Messingdraht umwunden, und dieser dient einem Ueberzug von Metalltuch als Unter- lage. Die Gussrmge der vier Cylinder ruhen auf gemeinsamen Scheiben E, durch welche die Bewegung der Welle F auf sie übertragen wird, und seitlich sind sie auf den Scheiben O gelagert. Das mit Wasser gemengte geschliffene Holz wird durch die Kanäle Ä und deren seitlich abfallende Aus- güsse B auf die Cylinder C geleitet; die- jenigen Theile, welche die gewünschte Feinheit besitzen, gehen durch das Metall- tuch, fallen in die innerhalb befindlichen hölzernen Fangkanäle D mid fliessen durch diese ab. Der gröbere Stoff bleibt aussen an den Cylindern hängen, wird durch das beständig aus den Spritzrohren HJK strömende Wasser von innen nach aussen Fig. 1199. I Fig. 1201. 1288 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. abgespritzt und fällt, von den schiefen Wänden L geleitet, in unterhalb stehende Kasten zu weiterer Verarbeitung. Diese Sortir-Cylinder unterscheiden sich vor- theilhaft von anderen dui'ch die Abwesenheit von Abnahmewalzen, welche stets auch den abzunehmenden Stoff in die Maschen des Metalltuches drücken. Die Vorrichtung hat auch den Vorzug, dass sie keine verdeckten Theile enthält und stets genau besichtigt werden kann, und den noch wichtigeren, dass das durchgehende Holz sofort aufgefangen und abgeleitet wird, anstatt, wie bei anderen Bauarten, in den unteren Theilen der Cylinder Gelegenheit zum Entweichen durch die Siebe zu finden. Die Anordnung einer Holzschleiferei nach älterem Bell'schem System ist in Figg. 1202 und 1203 in Aufriss und Grundriss in 1:150 der wahren Grösse dargestellt. Das auf gewöhnliche Art mit Kreissägen geschnittene, gespaltene und geputzte Holz wird in den Presskasten der beiden Schleifer Ä geschliffen und von dem aus den Röhren B zugeleiteten Wasser durch die Kanäle J auf die Späncy linder 0 geschwemmt. Von diesen werden die Holz- späne zm'ückgehalten, während der zur weiteren Verarbeitung brauchbare Stoff durch das Metalltuch ins Innere gelangt, und von dem offenen Ende in die Rinne K fliesst, welche zu den Sortircylindern H führt. Damit der durchgegangene Stoff nicht innerhalb an dem Metalltuch des Späncylinders hängen bleiben imd dieses verstopfen kann, wii'd es von einem Spritzrohr aus fortwährend von aussen nach innen gewaschen. Der Holzschliff, welcher ins Innere der Sortircylinder H gelangt, fliesst durch Röhren L in die Kasten der Entwässerungscy linder M. Diese Entwässerungscylinder lassen das eindringende Wasser durch das eine offene Ende abfiiessen, und ihr Metalltuch wird vor dem Eintauchen in den Stoff durch ein Spritzrohr von aussen nach innen gewaschen. Sie liegen nicht in der Mitte der Kasten, sondern in der Weise parallel zur Mittelachse, dass der Raum zwischen der aufsteigenden Seite des Cylinders und der Kastenwand enger ist als auf der andern Seite, wo der Stoff ankommt. Dadurch bewirkt man, dass der entwässerte Stoff auf der engeren Seite hoch genug gehoben wird, um sich in den anstossenden Bottich N zu ergiessen, worin er durch einen aus eiserner Welle, gusseisernen Armen und schraubenförmig gewundenen Schienen bestehenden waagrechten Rührer (vergl. Seiten 514 — 521) am Ablagern verhindert wird. Das mit dem Rührer verbundene Schöpfrad 0 giebt den Stoff durch das Rohr P an den Einlaufkasten Q der Stoffpresse B ab. Diese Stoffpresse besteht aus einem endlosen MetaUtuch Nr. 80, welches wie bei der Papiermaschine angeordnet und, wie diese, mit Gautsch- presse und voll gegossener eiserner Nasspresse versehen ist. Nachdem der Stoff von Q aus durch diese Maschine gegangen ist, fällt er vom Nassfilz unmittelbar in einen anstossenden Kasten 8 und ist dann (mit einem Wassergehalt von etwa 55 Procent) zum Versandt bereit. Diejenigen Theile des Stoffes, welche nicht durch das Metalltuch der Sortu-- cylinder H gehen, also noch zu grob sind, fallen in die Kasten F, worin sie mit Wasser umgerührt und dann von der Pumpe E in den Trog des Entwässerungs- cylinders D gehoben werden. Dieser Cylinder hat den Zweck, der Masse eine zum Feinmahlen geeignete Konsistenz zu geben, da sie von ihm unmittelbar auf den Mahlgang C fliesst. Das in C feingemahlene Holz gelangt dann durch die Röhren T in die zu den Sortircylindern führende Rinne K und wiederholt den Kreislauf, bis es durch deren Metalltücher geht. CR' o tili -- ■ ["/' TT? JT- I I 1289 öq' o 163 1290 Ersatzstoffe flir Hadern. — Holzschliff. Das Metalltuchi der Späncylinder ist Nr. 4, „ „ „ Sortireylinder für Aspenholz Nr. 22, „ „ „ „ „ Fichten- und Tannenholz Nr. 20, „ „ des kleinen Entwässerungscylinders^D Nr. 22, „ „ „ grossen „ M Nr. 80. Die Schleifsteine sind wie gewöhnlich aus feinem Sandstein gehauen, die Mahlsteine aus gröberem Quarzkonglomerat. Je nach der Grösse der Anlage, der Beschaffenheit des Holzes und der Steine braucht man etwa 3 bis 3V2 Pferdestärken zur Erzeugung von 50 kg trocken gedachten Holzschliffs in 24 Stunden. Für 50 kg geschliffenes Holz, welches in 24 Stunden geliefert wird, kann man einen Wasserverbrauch von 30 1 in der Minute rechnen, doch sollte man, wie es z. B. in der grossen von Herren Bell & Co. erbauten Holzschleiferei in Perlen bei Luzern geschieht, das ablaufende Wasser in grosse gemauerte Behälter fliessen lassen, um es nöthigenfalls wieder zu verwenden, hauptsächlich aber, um alles fortschwimmende Holz durch Ablagerung zu retten. Eine Anlage von der in Figg. 1202 und 1203 dargestellten Art und Grösse erzeugt in 24 Stunden 1200 bis 1500 kg lufttrocken gedachtes, geschliffenes Holz und braucht mit den Vorbereitungsarbeiten, dem Entrinden, Sägen und Spalten des Holzes, 18 Arbeiter bei Tage und 8 bei Nacht. Der waagrechte Schleifer soll gegenüber dem senkrecht laufenden Stein mit Bezug auf die Güte des Fabrikats den Vortheil haben, dass das abgeschliffene Holz leicht abfliesst und wenig Gefahr läuft, unter die folgenden Kammern zu gerathen und zu Pulver gemahlen zu werden. Seine Leistungsfähigkeit soll dadurch erhöht sein, dass das Holz ringsum gleichmässig angepresst wird, dass also gar- kein seitlicher Druck, oder doch ein sehr geringer, auf die Zapfenlager geübt wird. Der Kraftverbrauch soll sich dadm-ch den senkrecht laufenden Steinen gegenüber um V2 Pferdestärke und mehr auf 50 kg in 24 Stunden hergestellten, trocken gedachten Holzschliff vermindern. Vorstehend beschriebene, der ersten Ausgabe dieses Buches entnommene Bauart ist infolge damit gemachter Erfahrungen seitdem geändert worden. Man glaubte früher, das Holz mit Hebelgewicht stets gleichmässig auf den Stein pressen zu können, weil die Gewichte bei Vorkommen eines Hindernisses nachgeben und dann stets wieder denselben Druck ausüben. Es zeigte sich jedoch, dass die feder- artige Wirkung der Gewichtshebel die Steine sehr bald unrund macht, wozu auch der Umstand beitragen mag, dass die Steine niemals ganz genau rund laufen imd häufig an verschiedenen Stellen ungleich hart sind. Mit unrunden Steinen wird aber splittriger Stoff erzeugt, da die hohen Stehen eine schlagende Wirkung auf das Holz üben und davon grobe Theile abreissen, die sich auf dem Mahlstein nicht mehr in Einzelfasern trennen lassen. Es wurde auch als misslich empfunden, dass die Gewichte bei schnellem wie langsamem Umlauf denselben Druck auf den Stein übten. Das Heben der schweren Gewichte erforderte einen besonders starken Mann zur Bedienung, und die im Raum der Triebräder freihängenden Gewichte waren stets in Gefahr, irgendwie mit dem Getriebe in Berührung zu kommen imd Schaden anzurichten. Das Heben der Gewichte wird jetzt dadurch erleichtert, dass man dieselben Waagrechte Schleifer mit senkrechter Welle. 1291 durch Radiibersetzung auf den Druckkolben wirken lässt und dadurch gleich- zeitig deren federnde Wirkung vermindert. Auch werden die Gewichte häufig durch Federdruck ersetzt, der nicht gleich bleibt, sondern sich dem Erforderniss anpasst. Figg. 1204 und 1205 geben Auf- und Grundriss eines Bell'schen Schleifers dieser neuern Bauart in etwa 1 : 30 der wahren Grösse. Jede Pressplatte wird hier von einer Kolbenstange A bewegt, die unten mit einer Zahnstange versehen ist. Das Triebrädchen, welches durch Eingriff in diese Zahnstange den Vor- und Rück- schub der Pressplatte oder des Druckkolbens bewirkt, erhält seine Bewegung von dem auf gleicher Welle sitzenden Schneckenrad B durch die auf der senkrechten Welle E sitzende Schnecke F. Das Schneckenrad B sitzt lose auf der Welle und tritt nur in Wirksamkeit, wenn der Konus des festgekeilten Handrads C fest genug hinein gepresst wird, um es mitzunehmen und den Widerstand im Presskasten 163* 1292 Ersatzstoffe für Hadern. HolzschUff. ZU Überwinden. Bei grösseren Widerständen, wie sie durch hartes Holz oder Ver- keilung des Holzes im Presskasten hervorgebracht werden, schleift das Schnecken- rad B auf dem Reibungs-Konus, nimmt also die Welle nicht mit und richtet keinen Schaden an. Das kleinere Handrad D dient zum Feststellen des an- gepressten grösseren C. Durch Lösen der Handräder C und D kann man die Druckplatte jederzeit rasch von ihrem Vorschub-Mechanismus befreien und zurück- bringen, um frisches Holz einzulegen, usw. Diese Reibungskupplung genügt nicht zur Begrenzung des Drucks, mit Avelchem das Holz auf den Stein gepresst werden soll; hierzu dient vielmehr eine Fig. 1206. Fig. 1207. Schaltung, deren Schaltkeil g von einer weiterhin beschriebenen Feder H in richtiger Stellung und Wirkung erhalten wird. Der Antrieb der Schaltung erfolgt von einer in dem Ständer J gelagerten senkrechten Welle aus, die von der Schleiferwelle diuch Riemscheiben L und Zahnräder K ihre Bewegung erhält. Am untern Ende dieser senkrechten Welle sitzt eine Kurbelscheibe M, welche durch Ver- mittlung der Hebel N und deren Verbindungsstangen 0 die stetige Schaltung ver- anlasst, die anstelle der früheren Ketten und Gewichte den Vorschub und das Anpressen des Holzes in den Schleifkasten bewhkt. Da die Schaltung ihi-e Be- wegung von der Schleiferwelle erhält, so wird der Vorschub in dem Verhältniss rascher und langsamer erfolgen, wie der Stein umläuft und das Holz abschleift. Waagrechte Schleifer mit senkrechter Welle. — Schleifer mit Wasser-Pressung. 1293 In Figg. 1206 und 1207 ist die Schaltung in vergrössertem Maassstab besonders dargestellt. Die von der Kurbelscheibe M. (Fig. 1204) ausgehende Kurbelstange m ist durch Bolzen m^ mit Hebelarm f^ verbunden, der sich um die Welle E dreht. Die Kurbelbewegung wird jedoch von p nur durch Vermittlung der Spiralfeder H auf den Schaltkeil g übertragen, welcher in dem Hebelarm f^ sitzt und in das Schaltrad f^ greift, wie aus Fig. 1206 erkennbar. Wenn nun das Schaltrad f^ infolge zu starker Pressung im Schleifkasten der Drehung zu grossen Widerstand bietet, so stösst sich Feder H in sich selbst zusammen, und Hebel f- mit dem in Fig. 1208 besonders dargestellten Schaltkeil g bleibt stehen. Dann findet keine Schaltung statt, bis der Wider- stand soviel kleiner geworden ist, dass sieh Feder H beim Vorschub der Schubstange nicht mehr zusammendrückt, sondern den Hebel p mit Schaltkeil g um einen oder mehrere Zähne vorwärts schiebt. Die Grösse dieses Vorschubs kann durch Verstellung des Hubs auf der Kurbelscheibe M geregelt werden. Der Rückgang des Hebels f^ mit dem Schaltkeil g wird durch eine Verlängerung des Hebelarms /"* gesichert, welcher das Gehäuse von g mittels Stellschraube /"* zurück- Fig. 1208. ««^i^^*- Anstatt dieser Anpressung bauen Bell & Co. auch hydraulische nach Art der weiterhin beschriebenen. Alle diese Schleifer sind, wie bei der altern Bauart, mit Schärfeinrichtung versehen. An ein Gehäuse, gleich dem der Presskasten in Fig. 1204/5, ist ein Deckel P geschraubt, in dem mit Schraubspindel und Handrad B der innere Träger Q der Schärfrolle vor- und rückwärts bewegt werden kann. Soll der Stein geschärft werden, so lässt man denselben langsam laufen, schiebt die Schärfrolle gegen denselben und bewegt sie durch Drehung der Kurbel 8 auf und ab. 475. Schleifer mit Wasser-Pressung. Wasserdruck wird schon seit vielen Jahren, zuerst von Siebrecht in Kassel, zum Anpressen des Holzes an den Stein benützt. Verfasser sah schon 1873 eine vom Ingenieur Berges bei Grenoble, Frankfeich, erbaute und ihm gehörige Schleiferei, in welcher eine von hoher, steiler Felswand in eisernem Bohr herabkommende geringe Wassermenge die erforderliche Triebkraft lieferte. Aus dem Druckrohr wurden Zweige in die Presskasten geführt, wo der starke Wasserdruck zum Anpressen des Holzes diente. Das Verfahren hatte bei den Siebrecht'schen Anlagen aus Anfang der siebziger Jahre keinen Erfolg, weil dabei ein Wasserdruck von 50 bis 100 Atmo- sphären in den Presscylindern, wie für hydraulische Pressen, angewendet wurde. Dasselbe fand erst in der zweiten Hälfte der 80 er Jahre, besonders in Amerika, wo man sich mit einem Pressendruck von etwa 4 Atmosphären begnügte, grössere Verbreitung, die dann Vervollkommnung der Einrichtungen mit sich brachte. Als Beispiel eines der zahlreichen Schleifer mit Wasser-Pressung ist in Figg. 1209 und 1210 Aufriss-Durchschnitt und Grundriss eines von der Maschinen- bau-Anstalt Golzern in Sachsen gebauten Schleifers mit hydraulisch-atmosphärischer Anpressung, System Krön, in 1 : 20 der wahren Grösse dargestellt. Auf dem Band des Tellers A sind je nach Grösse des Steines ^6 bis 10 Presskasten B derart mit Schraubspindeln befestigt, dass sie sich, wie Fig. 1209 zeigt, durch 1294 Ersatzstoffe für Hadern. HolzschUff. Fig. 1209. Drehen dieser Schrauben gegen den Stein verschieben lassen, um dem durch Ab- arbeiten verminderten Durchmesser zu folgen. Das Holz wird von oben in die Schleif- kasten gestellt, welche mit Scharnierdeckeln versehen sind. An den Aussenseiten der Presskasten sind Cy- linder ^^ausgebildet, in welchen Kolben J mit Lederdichtung gleiten. Die Pressplatten H bilden die inneren Enden dieser Kolben. An jedem Kasten be- findet sich ein Steuer- hahn L, durch den man Druckwasser hin- ter oder vor den Kol- ben treten lassen und diesen damit anpressen oder zurückziehen kann. Das Druck- wasser kommt aus dem Rohrkranz N durch Gummischläuche zu den einzelnen Press- kasten. Das abge- schliffene Holz sam- melt sich in dem Tel- ler A und fiiesst aus diesem durch Rohr m ab. Das Spritzwasser wird durch Rohrkranz M zugeführt, gelangt durch Zweigrohre nach oben und hinter jedem Presskasten auf den Stein. Die Schleifer- weUe D wird durch das auf dem Teller A ruhende Halslager C geführt und trägt am oberen kegelförmigen '^' ■ Ende die glockenartige Steinbüchse E mit dem durch Gegenscheibe e und Mutter darauf befestigten Stein F. Ueber diesem liegt ein leichtes Schutzblech G, welches sich leicht abnehmen lässt. Schleifer mit Wasser-Pressung. 1295 Das Schmieröl sammelt sich in der Rimie a und wird durch Rohr d fortgeführt. Der mit Stahlrollen versehene Schärfer 0 dient zum selbstthätigen Schärfen des Steins, Schieber P gestattet Zutritt zum Abrichten und Nachschärfen von Hand. Dieselben Pressen werden auch bei Schleifern mit waagrechter WeUe angewendet. Um genügenden Druck auf das Holz hervorzubringen, muss man entweder sehr hohes Gefälle haben und dies unmittelbar wirken lassen, oder den Druck künstlich herstellen. Die vielfach versuchte Einschaltung von Presspumpen und Gewichts- Akkumulatoren ergab Fig. 1211. Fig. 1212. zu harten, stossenden Druck, der sich über- dies der geringen Menge gepressten Wassers wegen schwer regeln liess und geschickte Bedienung erforderte. Durch den in Figg. 1211, 1212 und 1213 dargestellten » hydraulisch - atmosphäri- schen Akkumulator « wird Luft in solcher Weise zusammengepresst, dass sie als Arbeitssammler und zugleich als elastisches Kissen zur Sicherung gleich- massigen Druckes dient. Eine kleine Pumpe Q saugt Wasser aus dem als Behälter dienenden Fuss des Arbeits- sammlers und presst es in den ziemlich grossen Windkessel B. Die darin be- findliche Luft wird hierdurch zusammen- gepresst, und das imter Druck stehende Wasser geht durch das Abflussrohr S in den Rohrkranz N, Figg. 1209/10, des Schleifers. Ein Wasserstandsglas T zeigt die Höhe des Wassers im Windkessel und ist auch mit Manometer und Lufthahn verbunden. Zur Sicherung und Ueber- wachung des Betriebs ist unten ein mit verschiebbaren Gegengewichten auf den zulässigen höchsten Druck ein- gestelltes Sicherheitsventil U angebracht, sowie ein Druckventil V, mit welchem man durch Auflegen und Abnehmen von Gewichten den Druck regeln kann. Da der Arbeiter zur Bedienung keinen Kraftaufwand braucht, so kann er zwei Schleifer von zusammen 4 — 500 Pferdestärken versehen. Schleifer dieser Art können bei 500 mm Schleif breite mit 6 Pressen 150, mit 10 Pressen 250 und bei 600 mm Schleif breite 180 bis 300 Pferdestärken verbrauchen und sollen bis 15 kg besten Holzschliff auf jede Tagespferdestärke liefern. Eine von der Maschinenbau -Anstalt Golzern i. S. in Italien ausgeführte Anlage dieser Art ist in Figg. 1214 und 1215 in 1:200 der wahren Grösse in Aufriss-Durchschnitt und Grundriss dargestellt. Das Holz wird mit der schwingenden 1296 Ersatzstoffe für Hadern. Holzschliff. Kreissäge a zerschnitten, mit Handhobel entrindet, auf der Hackmaschine h ge- spalten und auf den Schleiferboden gebracht. Dort wird es von dem Arbeiter, welcher die beiden achtpressigen Schleifer c mit Steinen von 1800 mm Durch- messer und 530 mm Breite und zwei Feinmühlen d von 1200 mm Stein -Durchmesser und 300 mm Steinhöhe bedient, in die Presskasten gelegt. Das geschliffene Holz Fig. 1214. Fig. 1215. fliesst durch Rinnen f in zwei Splitterfänge imd aus diesen auf die Schaukel- Sortirer g, zu denen sie gehören, und die in Abschnitt 484 beschrieben werden. Der durch die Siebe der Sortirer g gedrungene, also feine Stoff fliesst durch Rinnen h auf die mit 2 Siebcylindern versehenen Pappen-Maschinen h, welche ihn als Pappen oder Schabstoff abUefern. Jeder Siebcy linder hat 700 mm Durchmesser und 1560 mm Länge. Schleifer niit Wasser-Pressung. 1297 Der auf den Sortirern g abgeschiedene grobe StoflE" gelangt durch Kanäle l in die Rührbütten m mit waagrecht gelagerten Rühx-ern, aus denen ihn Pumpe ^ wegsaugt und in die hochstehende Bütte g befördert, welche beide Feinmühlen d speist. Von letzteren werden die groben TheUe fein gemahlen und wieder auf den Sortirern g abgeliefert. Die beiden Schleifer c sitzen unmittelbar auf den senkrechten Wellen der Partialturbinen r von je 150 Pferdestärken, die durch Rohre s gespeist werden. Aus denselben empfängt auch die zwanzigpferdige Partialturbine t mit waagrechter Welle das Betriebswasser. Die Zweige, welche vom Hauptrohr zu den Turbinen r führen, sind mit Drosselklappen, der von t mit Absperrschieber zur Regelung des Zulaufs versehen. Das Hauptrohr s endet mit einem Leerlaufschieber. Der Gebirgs- bach, welchem das Wasser entnommen wird, giebt an der Baustelle 33 m Netto- Gefälle und 1000 1 Wasser in der Sekunde, und die Turbinen sind mit Ein- richtung zum Einstellen für die bei jedem Wasserstand mögliche Höchstleistung versehen. Das hohe Gefälle ermöglicht Zuführung des Fabrikationswassers mit natürlichem Druck. Das 36 m lange, 14 m breite, 7 m hohe Gebäude ist in der Zeichnung abgebrochen dargestellt, an jedem Ende ist ein 6 m langer Theil weggelassen. Die Schleiferei kann bis 4000 kg in 24 Stunden liefern, sie verarbeitet Pappel- und Fichtenholz und stellt daraus sehr feinen Stoff her. Deutsche Papier- fabrikanten würden den dort hergestellten feinen Stoff wahrscheinlich für todt- gemahlen halten und nur als Füllstoff gelten lassen. Die ursprünglich mit den Schaukel-Sortirem gelieferten 6 Sortirsiebe von 2000 X 500 mm = 6 qm Fläche waren Nr. 14, also für italienische Anforderungen zu weitmaschig, wurden desshalb durch Nr. 22 ersetzt und auf 10 Siebe vermehrt, weil die Turbinen grössere Eö-aft als vorgesehen, nämlich 410 anstatt 320 Pferdestärken, lieferten. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist hydraulisches Anpressen ziemlich allgemein eingeführt. In Figg. 1216 und 1217 ist als Beispiel die Bauart eines Schleifers in 1 : 40 der wahren Grösse dargestellt, welche The Pusey & Jones Co. in Wilmington, Delaware, seit 1892 ausführt. Die Stahlwelle A wird von der Turbinenwelle aus durch Vermittlung der ge- spaltenen Kupplung G in Bewegung gesetzt und nimmt den aus Sandstein angefertigten Schleifer D mit. WeUe A ruht dabei in langen Lagern B, deren Holzfüllimg mit Stellschrauben zusammengepresst werden kann. Der Stein D wird von guss- eisernen Platten EE^ festgeklammert, zu deren Aufnahme Ausbuchtungen I in den Stein gehauen sind. Dieselben werden mit Links- und Rechtsgewinde auf Welle A geschraubt und durch den Widerstand des Steins gegenüber der Drehkraft fester angezogen, können sich also keinesfalls losdrehen. Die Presskasten pockets 0 hängen zwischen den Seitenplatten des Gestells mit ihren Ohren TT^ in den Schi'aubenbolzen TJÜ'^, auf denen sie sich vorschieben und mit Muttern XX ^ und X^, X^ feststellen lassen. Durch diese Verstellbarkeit wird es möglich, die Kasten stets so dicht an den Stein zu bringen, dass keine Splitter slivers zwischen diesen imd die ausgezackten Kastenwände gelangen. Durch mit Verschlussdeckeln ver- sehene Handlöcher VV^ kann man in did V förmigen Räume zwischen den Kasten O gelangen und etwa dorthin gelangte Splitter herausholen. 164 1298 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Die Kasten O werden durch Klapp-Thüren F mit Holz gefüllt, welches dann von Pressplatten H gegen den Stein gepresst wird. An den Thüren F sind Stahlfedern J befestigt, welche deren Fall imd Bruch hindern, wenn sie von unvor- sichtigen Arbeitern losgelassen werden und auf das Gestell schlagen könnten. Die Wellen M der Pressplatten II laufen mit Kolben L und Führungswellen N in den messingnen Druckcylindern K, welchen das durch Rohre 0 aus einer Pumpe oder hochgestellten Behälter kommende Wasser durch die Vierweghähne P zugeführt wird. Um das Holz auf den Stein zu pressen, leitet man das Wasser durch Rohre R hinter die Kolben, durch Rohre S aber vor die Kolben, wenn Platten H hochgehen sollen, damit neues Holz eingelegt werden kann. Die Rohre BS dienen abwechselnd für Druck- und Ablaufwasser, je nachdem gepresst oder gefüllt werden soll. Fig. 1216. Fig. 1217. Zahlreiche Patente zeigen, dass auch an diesen Schleifern viele Ver- besserungen gemacht sind und werden. Nach dem amerikanischen Patent 481174 von John T. Horton in Lowville, New York, wird z. B. nur zum Anpressen der Holzklötze Wasser von hohem Druck, dagegen zum Heben der Kolben behufs Neufüllung der Presskasten Wasser von niedrigerem Druck verwendet. Hierdurch soll das Fallen des Drucks in den übrigen von derselben Druckpumpe gespeisten Cylindern, welches sonst stets beim Heben des Kolbens eines der Cylinder eintrat, und das damit verbundene ungleichmässige Anpressen der Holzklötze vermieden werden. Figg. 1218 und 1219 zeigen einen der über den Presskasten angeordneten Wasserdruck-Cylinder A in Aufriss und Durchschnitt. Tritt Druckwasser über den Kolben B (Fig. 1219), so geht dieser abwärts und presst das Holz an den Schleifstein, tritt dagegen Druckwasser unter den Kolben, so wird er wieder gehoben. Das unter einem höhern Druck stehende, über den Kolben zu leitende Wasser Schleifer mit Wasser-Pressung. 1299 Fig. 1218. Fig. 1219. wird durch das Rohr C, das unter den Kolben zu leitende, unter einem niedrigeren Druck stehende Wasser durch das Rohr D in den Hahn S und von hier in den Cylinder geführt. In Figg. 1220 und 1221 sind zwei Stellungen des Hahnes H in grösserem Maassstabe gezeigt. Bei der Stellung der Fig. 1220 tritt das Wasser niedrigeren Druckes aus dem Rohr D durch die Hahn- bohrung J in den Cylinder- kanal G und aus diesem unter den Kolben, diesen anhebend, während das über dem Kolben befindliche Wasser durch CyHn- derkanal F, Hahnbohrung K und Rohr E abfliesst. Die Hochdruckwasserleitung C ist unterdessen von dem Cyliuder- Innern abgesperrt, sodass der Druck in derselben durch das Heben des Kolbens nicht beein- flusst wird. Bei der Stellung der Fig. 1221 dagegen steht die Hochdruckwasserleitung C durch die Hahnbohrung I und den Cylinderkanal F mit dem Raum über dem Kolben B in Verbindung, Fig. 1220. Fig. 1221. während das unterhalb des Kolbens befindliche Wasser diu:ch den Cylinderkanal G, die Hahnbohrung L und das Rohr F abfliesst. Die Druckleitung D ist unter- dessen von dem Cylinder- Innern abgesperrt. Das Ab- wasser-Rohr E steht durch eine Zweigbohrung mit der Mitte des Hahns H in Ver- bindung und trifit dort auf die bis dahin reichenden Bohrun- gen K und L. Ein Hand- griff P (Fig. 1219) ge- stattet, den Hahn H nach Bedarf in die eine oder andere dieser beiden Stellungen zu bringen. Nach dem amerikanischen Patent 483 458 soll der Kolben garnicht durch Wasser-, sondern durch Federdruck zurückgeführt werden, wie in Fig. 1222 gezeigt ist. Das Druckwasser tritt durch Rohr K, Hahn J und Rohr I über den Kolben F, presst denselben nieder, und somit das unter der Pressplatte A befindliche Holz an den Schleif- 164» 1300 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. stein. Ist der Kolben E in .seiner tiefsten Stellung angekommen, so dreht man den Dreiweghahn J derart, dass die Verbindung der Rohre K und I unterbrochen. Fig. 1222. dagegen Rohr I mit dem Ableitungsrohr L verbunden ist. Die beim Niedergang des Kolbens E gespannte Feder G dehnt sich nun wieder aus und bringt den Kolben E in seine Anfangslage zurück, während das über dem Kolben befindliche Wasser durch Rohr L abfliesst. Die zum Abdichten des Kolbens E dienende biegsame Scheibe F ist an ihrem Rande soweit nach oben umgebogen, dass sie beim Aufwärtsgange des Kolbens nicht nach der anderen Seite umgeklappt wird, was häufig ein Brechen der Dichtungsscheibe zur Folge hat. Anpressung mit Wasserdruck verbreitet sich immer mehr und besonders in Ländern, die. über grosse Wasserkräfte ver- fügen, wie Nord- Amerika und Schweden-Norwegen. Sie ver- mindert die Arbeit der Bedienung auf das geringste Maass und erzielt ohne verwickelte Einrichtungen gleichmässigen Druck. 476. Amerikanisclie Schleiferei. Das Völter'sche Verfahren wurde auf Grund des amerikanischen Patentes durch A. Pagenstecher in den 60 er Jahren in den Ver- einigten Staaten eingeführt, entwickelte sich aber dort ganz anders als in Europa. Während man sich in Deutschland bemüht, möglichst viel Stoff aus dem Holz zu gewinnen und denselben recht fein und verfilzungsfähig herzustellen, geht das Bestreben der Amerikaner auf Vereinfachung der Einrich- tungen und Ersparniss der theuern Menschenkräfte. Man begnügt sich, wie schon Seiten 1254 und 1255 nach der ersten Ausgabe dieses Buches berichtet ist, in der Hauptsache damit, das Holz zu schleifen und dann durch Knotenfänge gehen zu lassen, welche die zu groben Theile zurückhalten, Feinmühlen oder Raffineure werden auch jetzt (1894) noch nicht benutzt, die groben Theile gehen mit dem Waschwasser in den Fluss, und die Splitter werden verbrannt. Verfasser war 1893 Preisrichter der Ausstellung zu Chicago, besuchte bei dieser Gelegenheit eine Reihe der grössten Schleifereien des Landes und beschrieb dieselben in seinen unter »Chicago-Reise« in der Papier-Zeitung erschienenen Berichten. Die besuchten Schleifereien waren mit sächsischen oder schottischen Sand- steinen oder weissen Sandsteinen aus Ohio von mehr als 1 m Durchmesser und grösserer Breite als in Deutschland üblich versehen. Sie hatten 1,2 und 1,4 m (48 und 54") Durchmesser bei 45 und 68 cm (18 und 27") Breite und waren mit 2 bis 5, die neueren mit 3 Pressen nach Figg. 1216 und 1217 besetzt. Die grossen mit 3 Pressen besetzten Steine liefern bei einem KJraftverbrauch von etwa 250 Pferdestärken gut 5000 kg, mit 5 Pressen und 350 Pferdestärken 7000 kg trocken gedachten Schliff in 24 Stunden. Infolge des Ungeheuern auf jede Presse entfallenden Drucks und der geringen zugeleiteten Spülwasser-Menge wird die abge- schlifiene Masse so heiss, dass man kaum die Hand hineinhalten kann. Dabei ist sie nicht dünnflüssig wie in Europa, sondern breiartig dick. Man führt dieses sogenannte Heiss-Schleifen absichtUch herbei, weil der Stoff — wie die Amerikaner sagen — dadurch weicher und geschmeidiger wird. Schleifer mit Wasserpressung. — Amerikanische Schleiferei. 1301 Der so von einem Stein erhaltene SchliflP wird nachträglich mit Wasser verdünnt, dm*ch ein geeignetes Sieb von groben Splittern befreit und auf einen zugehörigen Knotenfang von derselben Art gepumpt, wie sie an Papier- maschinen benutzt werden. Es sind Planknotenfänge mit Schüttelbewegung von der Seiten 550 — 558 beschriebenen Art, oder neuerdings solche mit Saugern, von denen Seiten 577 — 581 Anfangs-Bauarten zeigen. Die Schlitze der Knotenfang- Platten werden für Zeitungsdruck etwa 0,013" ^0,33 mm weit genommen, und was nicht durchgeht, fliesst mit dem Abwasser weg. Wenn der Holzschliff zur Anfertigung besserer, also auch besser bezahlter Papiere dienen soll, so wird in manchen FäUen noch eine feinere Sortirung dadm-ch erzielt, dass man den Schliff erst durch einen Knotenfang von 0,011"^ 0,28 mm Sehlitzweite und das Zurück- bleibende durch einen zweiten mit 0,33 mm weiten Schlitzen gehen lässt. Dadurch erhält man eine feinere und gröbere Sorte. Man rettet auch von denjenigen Fasern, welche für die 0,33 mm Schlitze zu dick sind, noch einen Theil, indem man sie auf einen dritten Knotenfang mit 0,0 15 "^0,38 mm weiten Sehlitzen führt. Was durch diesen geht, wird dem frisch ankommenden Stoff zugetheilt und wiederholt mit diesem den Kreislauf. Was auf dem letzten Knotenfang zurückbleibt, geht verloren. Der durch die Platten gegangene Schliff fliesst in Cylinder - Abpress- maschinen, die nur zur Entwässerung dienen und der auf Seite 855 dargestellten ähnlich, aber nicht mit Knotenfang versehen sind. In Papierfabriken neuester Bauart, die ihren Holzschliff selbst herstellen, wird die in Figm- 1223 nach der amerikanischen Patentschrift Nr. 449 251 wiedergegebene Entwässerungs-Maschine angewendet. Der Holzschliff fliesst durch Rinne a und über Wand b in den halbcylindrischen Behälter c, in welchem sich ein die Entwässerung bewirkender Siebcylinder d befindet, der in üblicher Weise an seinen Enden gegen den Behälter abgedichtet und an den Stirn- flächen offen ist. Der bis zu einem gewissen Grade entwässerte Holzschliff fliesst am anderen Ende des Behälters über die Wand e, um durch den Kanal f in den Holländer oder einen Stoffkasten zu gelangen. Durch ein Wehr g, welches man mit Hilfe eines Hebels höher oder tiefer stellen kann, lässt sich die Wand e und dadurch die Höhe des Stoffstandes in c be- liebig regeln. Je höher das Wehr g gestellt ist, desto tiefer taucht der Siebcylinder d in Stoff, und destomehr Wasser entzieht er demselben. Durch Regelung der Stoffzuführung und mittels Wehres g kann man dem Holzschliff nach Wunsch mehr oder weniger Wasser entziehen. - • Fig. 1223. 1302 Ersatzstoffe für Hadero. — Holzschliff. Der Stoff, welcher sich auf dem Sieb des Cylinders ä absetzt, wird von der in aufklappbarem Rahmen h gelagerten Gautschwalze i aufgenommen und gelangt auf dieser bis zum Schaber Ic, der ihn ablöst und in den Kanal f fallen lässt. Hier vereinigt sich der Schabstoff mit dem über Wehr g geflossenen imd geht mit diesem unmittelbar in die Holländer oder in eine Stoffbütte, aus welcher diese gespeist werden. Wenn der Schliff nicht gelagert, sondern sofort verarbeitet wird, ist er flüssig angenehmer als in Pappenform, weil das Zerreissen und Wiederauflösen der Tafeln erspart wird. Die Einfachheit einer nach amerikanischer Art gebauten Schleiferei ist aus der in Figg. 1224, 1225, 1226 in 1:400 der waliren Grösse gegebenen Darstellung ersichtlich, welche Emil N^methy in Nr. 63, Jahrgang 1892 der Papier-Zeitung, beschrieb. Das Gebäude ist ein einfacher Riegelbau von 22 m Länge und 12 m Fig. 1224. Fig. 1225. Fig. 1226. Breite und wird durch eine Reihe von Holzsäulen, die zur Stützung des Dacli- stuhls dienen, der Länge nach in zwei Räume getheilt, deren einer die Holzputzerei A, der andere die Schleifmaschinen B und die Entwässerungsmaschine H nebst Hilfs- maschinen, sowie eine doppeltwirkende Druckpumpe / enthält. Letztere speist einen in der Skizze nicht gezeichneten Akkumulator, von welchem ein Druck- rohr zu den hydraulisch bewegten Pressen der Schleifsteine führt. Die drei Schleifer B sitzen auf einer gemeinschaftlichen, mehrfach gekuppelten, waagrechten Welle, welche mit Kegelradübersetzung von einer Rohrturbine angetrieben wird. Turbine und Antrieb befinden sich in dem Anbau K an der einen Schmalseite des Gebäudes. Von der SchleiferweUe aus wird dm*ch einen Riemen die Decken- transmission L angetrieben, und von dieser die übrigen Maschinen. Die Hölzer werden in dem Räume A auf übliche Weise mit Maschinen gesägt, geschält, durch Bohrer von Aesten befreit und die gereinigten Scheite dann in den Schleifmaschinen B unter hydraulischem Druck zerfasert. Der dünnflüssige Amerikanische Schleiferei. 1303 Stoffbrei sammelt sich in dem gemauerten und cementirten Kanal unter jedem Schleifer und fliesst von hier durch Rinne C in die Rührbütte D ab. In der gemauerten Rinne C sitzt 10 cm über dem Boden ein aus gelochtem Zinkblech bestehender Siebboden, durch welchen der Stoff, vermischt mit kleineren Splittern, abfliesst, während die grossen, groben Holzsplitter auf dem Siebboden zurückbleiben und von dem die Schleifer bedienenden Arbeiter zeitweise entfernt werden. Die Pumpe E befördert sodann den Stoff aus der Bütte auf die Entwässerungsmaschine H, d. i. eine Siebcylindermaschine gewöhnhcher Bauart von 1,80 m Arbeitsbreite, auf deren oberer, hölzerner Presswalze der Stoff zu feuchten Pappen aufgerollt und dann mit Holzmessern abgenommen wird. Bevor der Stoff auf die eigentliche Entwässerungsmaschine gelangt, geht er durch den Vertheilungskasten F, wo er durch das zurückgepumpte Siebwasser verdünnt wird, und den Splitterfang 0, welcher in seiner Bauart ganz einem gewöhnlichen Knotenfang gleicht. Jeder der drei Schleifsteine hat in neuem Zustande 1,25 m Durchmesser und 50 cm Breite und kann bis zur Erneuung auf 1 m Durchmesser abgenützt werden. Die Hauptwelle mit den Schleifern macht 180 Umdrehungen in der Minute, der Wasserdruck im Akkumulator, von welchem aus die hydraulischen Pressen der Schleifmaschinen gespeist werden, beträgt 4 Atmosphären. Zum Betrieb der ganzen Holzschleiferei dient eine Rohrturbine von 300 effektiven Pferdestärken, von welchen 280 für die Schleifer und 2 0 für die übrige Maschinerie beansprucht werden. Die tägliche Erzeugung beträgt 4 Tonnen luft- trockenen Stoffes bei einem Holzverbrauch von 16 Raummetern ungeputzten Fichten- holzes; zur Erzeugung von 1 Tonne trocken gedachten Schliffs in 24 Stunden ist daher eine Schleifkraft von 70 Pferdestärken und eine Holzmenge von 4 Raum- metern erforderlich. Bei den neueren grossen amerikanischen Schleifereien ist die Einrichtung noch dadm-ch vereinfacht, dass die Turbinen auf den waagrechten Wellen der Schleifer angebracht, also Zwischen-Räder und -Wellen gänzlich vermieden sind. Das Wasser kommt meistens in mächtigen eisernen Röhren in den Turbinenkasten, aus welchem die auf den Schleiferwellen sitzenden senkrechten Turbinen gespeist werden. Manchmal treibt eine Turbine auf jeder Seite 1 oder 2 Schleifer, in anderen Fällen bleibt nur eine Seite zur Aufnahme von 1 oder 2 Schleifern auf derselben Welle frei. Wo es angeht, nimmt man die Schleifer sehr leistungs- fähig und giebt jedem eine besondere Turbine, damit beim Stillstand eines Schleifers kein zweiter mitzufeiern braucht. Die vereinfachte amerikanische Art des Schleifens ohne Feinmühle und Sortirer erscheint europäischen Papiermachern roh und verschwenderisch, scheint sich aber für die Verhältnisse Amerikas, wo Menschenarbeit und Kapital theuer, Holz und Kraft dagegen billig sind, sehr gut zu eignen. Deutsche Papierfabrikanten haben wiederholt die Ansicht geäussert, dass so grober Holzschliff, wie der in Amerika erzeugte, in Deutschland zu Druckpapier u. dergl. nicht verwendet werden könnte. Da aber in den Ver. Staaten gute Druck- und andere Papiere daraus angefertigt werden, so ist anzunehmen, dass der grobe Schliff in den Papierfabriken fein gemahlen wird. Die Thatsache, dass zu jeder amerikanischen Papiermaschine eine Kegel-Stoffmühle (s. Seiten 472 — 494) gehört, deren grosse Mahlfläche sehr 1304 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. geeignet ist, den Mahlgang oder Raffineur nachträglich zu ersetzen, bestätigt diese Annahme. Mit diesen Kegel - Stoifmühlen ist es stets möglich, den aus grobem Schliff bestehenden Stoff so zu verfeinern, dass er brauchbares Papier ergiebt, und die amerikanischen Papierfabrikanten verarbeiten desshalb SchliflF, aus dem die meisten deutschen kein gutes Papier herstellen könnten. Es ist wahrscheinlich, dass dies mit der Zeit anders wird, da sich die Kegel-Stoffmühlen allmälig auch in europäischen Papierfabriken einbürgern, wenn auch langsamer als sie es verdienen, da sie nicht nur Holzschliff feiner mahlen, sondern auch manche andere in den Holländern begangene Fehler ausgleichen. Die grössere Unreinheit des amerikanischen Stoffes, welcher auch in der Abwesenheit unserer Sortir- und Feinmahl-Einrichtungen begründet ist, kann selbst- verständlich durch die Kegel-Stoffmühle nicht ganz beseitigt werden und lässt •amerikanisches Zeitungs-Druckpapier in den Augen europäischer Papierfabrikanten minderwerthig erscheinen, obwohl es nach dem Bedrucken seinen Zweck sehr gut erfüllt. Es erscheint wahrscheinlich, dass der Preis des Holzes in Amerika mit den Jahren steigt, und die dortigen Fabrikanten sich dann bemühen werden, möglichst viel Schliff daraus zu gewinnen. Alsdann müssen sie sich dazu entschliessen, von der verwickeiteren europäischen Fabrikationsweise mancherlei anzunehmen. Anderseits können die europäischen Schleifer von den Amerikanern in Bezug auf Vereinfachung und Ersparung von Handarbeit vieles lernen und zu ihrem Nutzen verwenden. 477. Langschleifer. Da man von Holz in der Richtung, in der es ge- wachsen ist, d. i. in der Längsrichtung, leichter und längere Fasern abschaben kann als in der Querrichtung, so ist es schon oft versucht worden, Holz auf den Schleifern nicht quer, d. h. senkrecht zur Drehrichtung, sondern der Länge nach, d. h. mit der Drehrichtung des Steins, zu zerfasern. Wenn dies auf Schleifern bisheriger Bauart geschah, und das Holz in deren Presskasten in der Richtung der Stein- drehimg anstatt quer gelegt wurde, so erhielt man zwar längere Fasern, aber der Stein frass sich in das Holz derart ein, dass dieses mit zu grosser Fläche darauf lag, zu viel Kraft in Anspruch nahm, und das Spritz wasser nicht mehr überallhin zwischen Holz und Stein gelangen konnte. Die bessere Faser war desshalb mit zu grossem Kraftaufwand und zu grossen Kosten erkauft. H. Schmidt in Schindler's Werk bei Bockau in Sachsen bemühte sich, Langschliff mit geringem Kraftaufwand dadurch herzustellen, dass er das Holz in der Drehrichtung des Steins an der Tangente des Stein-Umfangs hin und her führte, so dass alle Theile des Holzes nach einander gegen den Stein gepresst wurden und sich infolgedessen gleichmässig abschliffen. Bei diesem Verfahren ist in jedem Augenblick eine andere kleine Fläche des Holzes mit dem Stein in Berührung, und das Spritzwasser kann diese kleine Fläche stets leicht bespülen. Carl Freitag in Antonsthal bei Schwarzenberg hatte schon 1883 das deutsche Patent Nr. 20 141 für einen Schleifer erhalten, auf welchem langes Holz in der Fasei-richtung von mehreren Schleifsteinen zerfasert wurde. Fig. 1227 giebt ein Bild der Einrichtung, worin a die in einer Richtung laufenden Schleifsteine be- zeichnet. An einem eisernen Schlitten b, welcher von der Kurbel c hin- und her- bewegt wird, ist das Langholz d befestigt. Das durch die Steine a abgeschliffene Holz fällt in die Kasten i. Amerikanische Schleiferei. — Langschleifer. 1305 Dieses Patent ging in Besitz des Direktors Friedrich Hermann Schmidt über, welcher 1888 das Zusatz-Patent Nr. 20 141 auf seinen neuen Schleifer erhielt. Die in Nr. 100 der Papier-Zeitung 1888 nach der Patentschrift erklärte Bauart Fig; 1227. ist seitdem erheblich verbessert worden. J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz, Württ., der viele solche Schleifer ausgeführt hat, baut dieselben (1893) wie in Figg. 1228 und 1229 in Aufriss in 1:30 der wahren Grösse dargestellt. Der auf waagrechter Welle sitzende Stein Ä wird von Riemscheibe R angetrieben. Das Gestell O bildet unten den Trog T zur Aufnahme des Holzschliffs. Die beiden Schleif- oder Presskasten K werden in Geradführungen F von den Kurbelscheiben C aus mit Pleuelstangen P so auf- und abgeführt, dass das Holz den Stein in der Fig. 1228. Fig. 1229. Tangente des Umfangs berührt. Die Kasten können bei Kleinerwerden des Steins nachgestellt werden, indem man deren Gestelltheile in den aus Fig. 1228 ersicht- lichen Schlitzen nachschiebt. Die Kurbelscheiben C erhalten ihre Bewegung von einem Deckenvorgelege aus durch Riemscheiben SS, deren Verbindung mit der Welle mit Reibungs- kupplungen N hergestellt ist. Handrad H dient zum Ein- und Ausrücken der Kupplungen N, B sind Schutzbleche. Oben auf dem Schleifergestell sitzt die Schärfmaschine M, das erforderhche Wasser wird durch Rohr L zugeführt und fliesst mit dem abgeschliffenen Holz durch den Auslauf A im Boden des Trogs T wieder ab. 165 1306 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. In Figg. 1230, 1231 und 1232 ist der Mechanismus in 1:15 der wahren Grösse besonders dargestellt, dui'ch welchen das von oben senkrecht in den Kasten K gestellte Holz gegen den Stein geschoben wird. Dies Anpressen erfolgt durch Fig. 1232. Pressplatte p, deren cylindrische Verlängerung p^ in dem Gehäuse g geführt ist und von der Schraubspindel s vorgeschoben wird. Auf dieser Schraubspindel s sitzt ein Schaltrad r und lose auf dessen Nabe der Hebel h mit dem Schaltdaumen oder der Klinke l, welche in das Schaltrad greift. Beim Auf- und Niedergehen der Presskasten stossen die Enden der Hebel h gegen die aus Figg. 1228 und 1229 ersichtlichen verstellbaren Anschlagwinkel n, setzen dadurch die Klinken l in Bewegung, rücken die Schalträder r um einen Zahn weiter, drehen dadurch die Schrauben s und schieben die Platten p um eine Kleinigkeit vor. Damit das Vor- rücken der Platte p aufhört, wenn das in einem Kasten befindliche Holz verschliffen und p schon dicht an den Stein gerückt ist, wird die Schaltklinke in diesem Fig. 1233. 1307 Fiff. 1235 i!t'^'*?«K' >!< 1346 Fig. 1290. Verarbeitung von Holzschliff. 1347 Seit Anfang der neunziger Jahre baut die Maschinenfabrik Germania vorm. Schwalbe & Sohn, Chemnitz, den in Figg. 1292 und 1293 in Schnitten in 1:40 der wahren Grösse und in Fig. 1294 perspektivisch dargestellten Stoffreisser, von dem 1894 schon 13 in Gebrauch waren. Das Zerreissen erfolgt durch Trommel T, welche mit 4 Reihen Schlagstiften oder Zähnen t besetzt ist. Wenn Trommel T von der Antriebsscheibe S in Drehung gesetzt wird, gehen die Zähne t an dem feststehenden Messer M vorbei und reissen Stücke von den dort eintretenden Pappen ab. Die vier Reihen Zähne t sind um so viel gegeneinander versetzt, dass bei einer Umdrehung der Trommel T jeder Theil des Messers M von einem Zahn bestrichen wird. Das Messer M ist Fig. 1292. Fig. 1293. in dem Speisetrog N mit Schrauben nachstellbar befestigt, damit es stets in richtige Entfernung von den Zähnen t gebracht werden kann. Die in der Pfeilrichtung eingebrachten Stoflfpappen werden von einer Speisewalze W erf asst und vorgeschoben. Letztere ruht auf Armen P und erhält von der Trommelwelle durch Riemscheiben B und Kettenräder K beständigen Antrieb. Mit Hebeln H kann man Welle p und damit die Arme P so drehen, dass Walze W gehoben und gesenkt wird, wie es zum Vorschub der Pappen erforderlich ist. Die Stacheln der Speisewalze drücken sich in den Stoff ein und schieben ihn regelmässig auf dem Messer M den Zähnen t der Trommel zu. Rumpf wie Trommel sind mit einer Blechhaube B versehen, an welche sich die Auslauf rinne Ä für den gerissenen Stoff schliesst. Trommel mit Rumpf ruhen auf zwei kräftigen Ständern, welche unter sich durch Traversen versteift sind. Scheibe S macht 300, Welle p nur 100 Umdrehungen in der Minute. Stoffreisser von 300 mm Arbeitsbreite sind in Deutschland und Oesterreich in Anwendung und zerreissen in 1 Stunde: 170* 1348 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Holzschliif, nass, in Paketen 3000 kg, — trockene Pappen etwa 1000 kg, — Zellstoff, mit 40 pCt. Wassergehalt, 1000 kg. Die Skandinavier wollen ihre Pappen nicht brechen, sondern in voller Breite einführen, und nehmen desshalb Stoffreisser von 700 mm Messerbreite wie der in Fig. 1293 dargestellte, die auch verhältnissmässig mehr leisten. Der Stoffreisser zerkleinert die Stoffpappen so, dass sie ohne weiteres vom Holländer weiter verarbeitet werden können. Er leistet die Arbeit mit wenig Trieb- kraft, entlastet sowohl den Stoffmüller als auch die Holländer, und wird sich desshalb besonders da nützlich erweisen, wo viele trockene Stoffpappen zur Verwendung kommen. Holzschliff nimi;nt Farben gut an und Fig. 1294. lässt sich auf der Papiermaschine auch leicht verarbeiten, da er das Wasser auf dem Sieb besser entweichen lässt als viele andere Faser- stoffe, und weil er das Ankleben an der obern Walze der ersten Presse hindert. Holzscliliff hat diese Eigenschaft in so hohem Maasse, dass man häufig einem Stoff, welcher hartnäckig an der obern Presswalze festklebt, nur etwas davon zuzusetzen hat, um die Schwierigkeit völlig zu beseitigen. Holzschliff ist zwar schon auf Langsieb- maschinen allein zu Papier verarbeitet worden, ergiebt aber nur schwaches, leicht zerreissbares Erzeugniss, welches sich seiner geringen Festig- keit wegen schwer über die Maschine führen lässt. In den achtziger Jahren kam auch eine patentirte Maschine zur Herstellung von Papier aus Holzschliff allein in Gebrauch, auf welcher die Papierbahn nur mit heisser Luft und ohne Zerrung getrocknet wurde. Alle diese Ver- suche wurden jedoch aufgegeben, weil es billiger und vorth eilhafter ist, dem Holzschliff 10 bis 20 pCt. festen Stoff beizumischen und dadurch festeres, brauchbareres Papier zu machen, als mit Aufwendung grosser Kunst und viel Ausschuss-Ergebniss minderwerthiges Fabrikat herzustellen. Der Zusatz festen Stoffes verursacht auch weder Mühe noch grosse Mehrkosten seitdem Sulfitzellstoflf, der sich dazu sehr gut eignet, zu massigen Preisen hergestellt oder gekauft werden kann. Das im Holz befindliche Harz zeigt sich vielfach in lästiger Weise im Holzschliff. Es verschmiert die Siebe der Sortirer, wie Seite 1237 erwähnt, und in noch höherem Grade die Langsiebe der Papiermaschinen. Wie man diese davon befreien kann, ist Seite 652 angegeben. Obwohl das Harz nicht nur bei der Verarbeitung lästig ist, sondern sich auch im Papier durch die bekannten durchscheinenden Harzflecken zeigt, ist noch kein Mittel zu dessen völliger Beseitigung bekannt geworden. Mittels sorgfältiger Arbeit, Reinlichkeit usw. lässt sich jedoch der dadurch entstehende Schaden so vermindern, dass er nicht mehr deutlich im Papier bemerkbar ist. Wenn das Holz im Winter gefällt, womöglich sofort oder Verarbeitung von Holzschliff. Versandt und Aufbewahrung von Holzschliff. 1349 bald entrindet und mindestens einige Monate gelagert wird, so erfährt sein Harz durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft solche Veränderung, dass es sich wenig oder garnicht mehr bemerkbar macht. 489. Versandt und Aufbewahrung von Holzschliff. Der von der Abpress- oder Cylinder-Maschine in Pappenform oder als Schabstoff abgenommene Holzschliff enthält meist noch 60 bis 70 pCt. Wasser, also nur 40 bis 30 pCt. trockene Masse. Da sich der Stoff in solch nassem Zustande leicht im Holländer auflöst und vertheilt, so wird er ohne weitere Trocknung auf nicht allzu grosse Entfernungen meist in Säcken versandt, obwohl beinahe zwei Drittel der Fracht für Wasser bezahlt werden müssen. Die Entwässerung in Spindel- oder hydraulischen Pressen, wobei der Stoff in grobe Hanfgewebe gehüllt ist, verursacht viel Handarbeit mid ist desshalb durch die Abpress-Maschinen verdrängt. Nur in Fällen, wo man ohne Verdampfen des Wassers möglichste Entwässerung erreichen will, wird der von der Abpress-Maschine gelieferte Stoff in Pressen weiter entwässert. Dann sollte man aber hvdraulische Pressen anwenden, weil mit diesen stets gleich starker Druck gegeben, also gleichmässig entwässerte Waare geliefert werden kann, was mit Spindel-Pressen nicht möglich ist. Da man aber durch Abnehmen des Stoffes in Bogendicke d. h. als Schabstoff von der Abpress-Maschine und nachheriges hydraulisches Auspressen einen Trockengehalt von höchstens 50 pCt. erzielen kann, so ist es vortheilhafter, durch Anwendung genau gearbeiteter Walzen und starken Drucks möglichst viel, d. h. bis zu 40 pCt. Wasser schon auf der Maschine zu entfernen und die anderen höchstens 10 pCt. darin zu belassen. Wenn jedoch bis zu 50 pCt. Wasser ausgepresst werden sollen, so empfiehlt es sich, dass Tiian die Abpress-Maschine mit mehreren Pressen von wachsendem Druck versieht und ohne weitere Handarbeit die völlige Entwässerung bis auf 50 pCt. zu erreichen sucht. Es ist kaum zweifelhaft, dass dies gelingen würde, wenn man die Abpress-Maschine mit ähnlicher Pressen-Folge versähe, wie man sie bei grossen endlosen Papier- und Pappen-Maschinen hat. Die zum Versandt dienenden Säcke werden in den Papierfabriken vielfach verunreinigt, auf Haufen zusammengeworfen, wobei die feuchten Säcke »ersticken«, d. h. schimmlig werden. An denselben bleibt alter Stoff hängen, welcher dann den frischen wieder verunreinigt. Wo sie angewandt werden, müssen sie vor dem Gebrauch gut ausgetrocknet, umgewendet, ausgeklopft oder ausgebürstet, auch von Zeit zu Zeit gewaschen werden. Es ist zweckmässiger, den Stoff ähnlich wie Papier in leichten Packstoff ballenförmig zu packen und die Packung nach Uebereinkunft dem Papier-Fabrikanten zu überlassen. Es ist zu empfehlen, den Holzschliff in diesem nassen Zustand nicht länger als unvermeidlich frei lagern zu lassen, da er sonst an Frische und Farbe verliert und manchmal sogar durch Pilzbildungen ganz verdorben wird. Die Pilze zeigen sich nämlich in dem aus dem Holzschliff hergestellten Papier als schwarze Punkte und bei vorgeschrittenem Wachsthum in grosser Menge. In den Monaten, wo die Flüsse viel Wasser führen, die Schleifereien daher mit voller Kj-aft arbeiten, wird meist mehr Stoff angefertigt, als sofort ver- braucht werden kann, während in trockener Jahreszeit die Erzeugung vielfach auf die Hälfte und viel weniger herabgeht. Da Holzschliff wie andere Waare in 1350 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Zeiten des Ueberflusses billig, bei Mangel aber theuer ist, so hat jeder Fabrikant den Wunsch, die in nasser Zeit erhaltene Mehrerzeugung so aufzubewahren, dass sie in trockener Zeit Verwendung finden kann. Vollständige Trocknung des Stoffes durch Verdampfen seiner 60 bis 70 pCt. Wasser ist kostspielig und hat zur Folge; dass man den gedörrten Schliff, um ihn später zu verwenden, durch Einweichen und Kollern wieder auflösen muss. Zur Aufbewahrung feuchten Schliffs während einiger Monate genügen leicht gebaute Bretterschuppen, die so angelegt sein sollten, dass der älteste Stoff stets zuerst zum Verbrauch oder Versandt kommt. Nach einem in Nr. 13 der Holz- stoff-Zeitung gemachten Vorsehlag sollte ein solches Lagerhaus nach Art des in Fig. 1295 skizzirten Grundrisses eingetheilt sein. Der Schuppen muss so nahe bei der Fig. 1295. ^^^yyy^ Fig. 1308. » Verkaufsgewicht des Holzschliffs. 1367 Der nasse in Pappenform von der Entwässern ngsmaschine genommene Stoff wird gewogen und dann bei 100° C. so lange getrocknet, bis sein Gewicht nicht mehr abnimmt, was man durch mehrmahges Wägen feststellt. Der Unterschied beider Gewichte giebt das im nassen Stoff enthaltene Wasser. Wog z. B. nasser Holzschliff 1350 g „ „ getrockneter,, 500 g So befand sich darin Wasser 850 g. Der Stoff enthielt daher ^^?^/n^^ = 37,04 pCt. Holzschliff und 62,96 pCt. Wasser. IdöO Das so ermittelte Gewicht des Holzschliffs ist um so viel zu gering, als er an Wasser wieder aus der Luft aufnehmen würde. Auf Grund vieler Erfahrungen haben mehrere Vereine beschlossen, so zu berechnen, dass dies Trocken- gewicht nebst einem Zuschlag von 12 pCt. für Luftfeuchtigkeit (88X12) erst als 100 pCt, d. h. als Verkaufsgewicht anzusehen sind. Das Verkaufsgewicht ist danach für obiges Beispiel — '—^^ == 42,09 pCt. des ursprünglichen Nass- oo gewichts. Um das Gewicht einer Sendung Holzschliff richtig zu ermitteln, muss man — gleichviel welcher Ofen zum Trocknen dient — die Proben so nehmen, dass sie einen Durchschnitt der ganzen Sendung geben. Da die Holzschliff-Päcke beim Transport an der Oberfläche etwas austrocknen, also leichter sind als bei Abgang aus der Fabrik, so nimmt man mindestens 10 Proben aus deren Innern und zwar aus Packen, die an den verschiedensten Stellen des Wagens liegen. Von jeder dieser Proben wägt man rasch 50 g ab, ermittelt ia beschriebener Weise, wieviel Stoff-Prozente sie bei 100" C. enthalten und berechnet durch Zuschlag der Luft-Feuchtigkeit das Verkaufsgewicht der Sendung, Findet man eine Gewichtsmenge, die erheblich von derjenigen abweicht, die der Lieferant berechnet, so nimmt man nochmals 10 Proben aus dem Innern anderer Packe, prüft und zieht die Mitte aus beiden Untersuchungen. Wenn das ermittelte Gewicht immer noch wesenthch von dem des Lieferanten abweicht, untersucht man einzelne Packe und erkennt bei einiger Uebimg bald, ob derselbe ein Versehen gemacht hat. Wenn das Gewicht der ganzen Sendung abgenommen hat, z. B. im Sommer, untersucht man die äussern Lagen, um zu ermitteln, ob der Mehrgehalt dieser Lagen das fehlende Gewicht ausgleicht. Eine Gewichts- zunahme der Sendung kann nur durch Aufnahme von Wasser im Regen vorkommen und dann muss man äussere und innere Lagen prüfen, um das richtige Gewicht zu erhalten. Der Zusehlag von 12 pCt. Wasser zu dem bei 100° C. gefundenen Gewicht gründet sich auf Ermittelungen, die in Deutschland und England wiederholt angestellt wurden und ergeben hatten, dass so getrockneter Holzschliff aus der Luft von 11,5 bis 12 pCt. Wasser aufnimmt. In einigen Ländern werden die 12 pCt. Luft- feuchtigkeit nicht in 100 pCt. eingerechnet, also 88 bei 100° getrockneter Schliff +12 Wasser, sondern einfach zugezählt, sodass das Verkaufsgewicht aus dem bei 100° ermittelten Trockengewicht und dem Zuschlag von 12 pCt., also 1368 Ersatzstoffe für Hadero. — Holzschliff. aus 100 + 12 = 112 besteht. Manche Fabrikanten bestreiten die Richtigkeit der Zurechnung von 12 pCt. Feuchtigkeit und wollen nur 10 pCt. bewilligen. Es ist auch einerlei, ob ein solcher Zuschlag und welcher berechnet wird, wenn nur Lieferant und Käufer über die Art der Prüfung und Berechnung einig sind. 497. Holzschleiferei mit Dampfkraft. Bei der Einführung der Schleiferei galt der Besitz einer Wasserkraft als nothwendige Voraussetzung für die Erzeugung von Holzschliff. Die meisten derartigen Anlagen brauchten und hatten keinen Dampfkessel, und auch jetzt (1894) ist dies noch die Regel. Die Abnahme der Wasserkraft ist bei Schleifereien weniger empfindlich als bei vielen andern Fabriken, weU sie nur wenig Arbeitskräfte benöthigen, diese bei niedrigem Wasserstand mit dem Schärfen der Steine beschäftigen usw. Seitdem jedoch in einigen Jahren und besonders 1893 in Europa ungewöhnliche Trockenheit geherrscht, der Betrieb der Schleifereien dadm'ch grosse Einschi'änkung erfahren hatte, und durch Ver- einigung der deutschen Schleifereien zu gemeinsamem Verkauf ihrer Erzeugnisse erheblich höhere Preise erzielt wiu-den, sind mehrere neue mit Dampfkraft betriebene Anlagen in Deutschland entstanden. Durch grosse Fortschritte in der Ausnutzung des Dampfes, besonders durch Anwendung hoch gespannten Dampfes (bis 15 Atmosphären) und dreifache Expansion ist es möglich geworden, mit weniger als 1 kg Steinkohle (mit 0,75 kg) den zur Erzeugung einer Pferdestärke während einer Stunde nöthigen Dampf zu entwickeln, und es ist anzunehmen, dass dieser Kohlenbedarf bei grossen Anlagen noch Verminderung erfahren wird. Nimmt man den Kohlenverbrauch auf die Pferdekraft imd Stunde zu etwa 1 kg an, so braucht man zum Schleifen von 50 kg in 24 Stunden 4X24=96 oder rund 100 kg Kohlen, d. h. 2 kg Stein- kohlen auf 1 kg Holzschliff. Diese Ausgabe kann zum Theil dadurch wieder ausgeglichen werden, dass man die Schleiferei unmittelbar an guten Transport- wegen anlegen kann, also gegenüber den meisten Wasserkräften erheblich an Frachten spart. Selbstverständlich wird man solche Anlagen auch nur da ausfühi-en, wo Holz imd Kohle bilhg sind, und das Absatzgebiet nicht weit entfernt ist. Ausser dem Bedarf an Kohlen ist bei Verwendung von Dampfkraft auch eine erhebliche Ausgabe für deren Unterhaltung, Bedienung und Schmieröl zu rechnen. Je grösser und vollkommener die Krafterzeugung ist, desto weniger ent- fällt von diesen Ausgaben auf jede Pferdestärke, da dieselben für 2000 Pferde- stärken nicht viel mehr ausmachen als für 1000. Während die in den Jahren 1891 bis 1893 erbauten Dampflcraft - Schleifereien Maschinen von 750 bis 1000 Pferdestärken haben, werden daher jetzt schon solche von 2000 Pferde- stärken geplant. Gut gelegene, nicht allzu veränderliche Wasserkraft wird sich für Holz- schleifen stets vortheilhafter erweisen als Dampfkraft, aber schlecht, d. h. entfernt von den Transportwegen liegende, die vielleicht nicht einmal durch billiges Holz die Nachtheile der Lage ausgleicht, mag kostspieligem Betrieb veranlassen als gut gelegene Dampfkraft. In Ländern wie Deutschland, wo grosse, gut gelegene Wasser- kräfte selten und theuer sind, und Holzschliff in grossen Mengen gebraucht whd, kann daher die Anwendung von Dampfki'aft zu dessen Erzeugung in manchen Fällen räthlich sein. Verkauftg'ewicht des Holzschliffs. Holzschleiferei mit Dampf kraft. Holzpappen in Bogen. 1369 PAPPEN AUS WEISSEM ODER BRAUNEM HOLZSCHLIFF. 498. Holzpappen in Bogen. Wenn man den Holzschliff nicht lediglich in Verkaufs- und versandtfähige Form bringen, sondern handelsübliche Pappen daraus anfertigen will, so geschieht dies mit Maschinen, die wenig anders als die zum Auspressen des Stoffes dienenden, oder die auf Seiten 853 und 855 dargestellten gebaut sind. In Europa, wo Langsiebe mehr in Gebrauch sind, werden solche auch bei Pappenmaschinen vielfach angewandt. In den Vereinigten Staaten von Amerika sind Siebcylinder mehr eingebürgert, finden ausgedehntere Anwendung und bilden auch den wesentlichen Bestand- theil aller Pappenmaschinen. Da die- Fig- 1309. selben erheblich weniger Unterhaltungs- kosten verui'saehen als Langsiebe, so treten sie auch in Europa bei Pappen- maschinen aller Art immer mehr anstelle der letzteren. In jedem Falle — gleichviel ob die Maschine mit Siebcylinder oder Langsieb arbeitet — muss die Walze, auf welcher sich das vom Filz abgegebene Papier auf- wickelt, zur Herstellung von Pappen anders gebaut sein als bei Stoffmaschinen, weil Pappen in bestimmter Länge, Breite und Dicke verlangt werden, während die Grösse der Tafeln, in welchen Stoff geliefert wird, gleichgiltig ist. Sie muss solchen Umfang haben, dass die darauf gebildete Pappe ohne erheblichen Abschnitt eine, zwei, oder mehr Pappen von gewünschter Länge oder Breite ergiebt. Um vielerlei Pappen- grössen anfertigen zu können, muss man mit Aufrollwalzen von verschiedenen, den Formaten entsprechenden Durehmessern versehen sein, wesshalb dieselben die zutreffende Bezeichnung » Formatwalzen « haben. Eine solche von der Maschinenfabrik Act.-Ges. vorm. Wagner & Co. in Cöthen aus Buchenholz angefertigte Formatwalze ist in Fig. 1309 in 1:10 der wahren Grösse in Längsschnitt, durchbrochen, dargestellt. Die quadratische schmiedeiserne Welle w ist mit runden Zapfen z versehen und an den Enden mit in das Hirnholz getriebenen schmiedeisernen Ringen r und r^ gegen Nachgeben des Holzes gesichert. Eine der in die Walze eingesetzten, mit Holzschrauben s befestigten, aus Messing angefertigten Nuthen n ist in Figg. 1310 und 1311 in halber wahrer Grösse dargestellt. Sobald die gewünschte Zahl von Lagen aufgewickelt ist, die Pappe also die richtige Dicke erlangt hat, fährt der Arbeiter von einem Ende der Walze her mit einem 173 Fig. 1311. 1370 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Messer längs der Nuth n hin und spaltet die hier noch weiche Stoffmasse mühelos durch. Dies geschieht in nur einer Nuth, wenn die Pappe die Länge des Umfangs der Walze erhalten, in zwei Nuthen, wenn sie nur halb, und in di-ei wenn sie ein Drittel so gross werden soll. Die Pappenmaschinen laufen so langsam, dass das Abschneiden bequem ausgeführt werden kann. Um es jedoch rascher zu bewirken, als es mit dem Messer möglich ist, hat man auch einen starken Faden oder Draht in die Nuth n gelegt, welcher von der sich bildenden Pappe eingeschlossen wird. Der am hintern Ende der Nuth befestigte, am vordem aber lose in einer federnden Klammer liegende Draht wird behufs Theilung der Pappe an diesem Ende rasch in die Höhe geführt und nach erfolgtem Durchschneiden sofort in die Nuth zurückgelegt. Hölzerne Formatwalzen bekommen, wenn sie nicht beständig nass, sondern abwechselnd nass und trocken werden, leicht Sprünge und erschweren durch diese das glatte Abnehmen der Pappen. Mit eisernen Walzen vermeidet man diese Gefahr, hat aber zu gewärtigen, dass sie Rost ansetzen und diesen auf die Pappen übertragen. Wenn man solche eiserne Walzen im Anfang mehrmals im Tag mit Wasser wäscht, welchem etwas Essig beigemischt ist, soll die Oberfläche allmälig schwarzen Glanz annehmen und gegen Rosten ziemlich unempfindlich werden. Messingne oder kupferne Formatwalzen, die keine der erwähnten Nachtheile be- fürchten lassen, dürften, da bei Anfertigung vieler Formate eine grössere Anzahl davon nöthig ist, in den meisten Fällen zu theuer sein. Die Pappen werden auf der Seite, welche auf der Formatwalze liegt, fest und glatt, bleiben aber rauh, wo sie auf dem Filz liegen. Um auch diese äussere Seite etwas vorzugiätten, wird manchmal auf die Formatwalze, unmittelbar über der Stelle, wo die Pappe den Füz verlässt, eine Gummi- oder Messingwalze von etwa 10 cm Durchmesser gelegt, welche von Gewichtshebeln gegen die sich auf- rollende Pappe gepresst wird. Wenn sie sehr genau gearbeitet ist und auf die ganze Breite gleichmässig drückt, wird sie zur gleichmässigen Glätte beider Pappen- seiten erhebKch beitragen. Sollen die Pappen nicht die volle Breite des auf den Cylinder gespannten Siebes haben, so muss links und rechts ein Theil des Siebes durch Bedecken mit Wachstuchstreifen oder anderm imdurchlässigen Stoff unwirksam gemacht werden. Damit die Pappen recht fest und thunlichst entwässert werden, lässt man noch möglichst starken, von Gewichtshebeln ausgeübten Druck auf die Format- Walze wirken. Schraubendruck wäre hierzu ungeeignet, weil derselbe die Walze verhindern würde, sich soweit zu heben, dass die zu Pappe vereinigten Stofflagen zwischen ihr und dem Filz Raum finden. Wenn die gewünschte Pappendicke durch Aufwickein einer Anzahl Papierlagen erreicht ist, schlägt eine Glocke an und giebt damit das Zeichen, dass die Pappe abgelöst werden muss. Zwei verschiedene Einrichtungen hierzu sind an den von F. W. Strobel, Maschinenfabrik in Chemnitz, gebauten, in Figg. 1312 und 1314 in Aufrissen und in Figg. 1313 und 1315 in Grimdrissen in 1 : 20 der wahren Grössen dargestellten Formatwalzen angebracht. Die Formatwalze f besteht aus Rothbuche oder Eisen, welch letzteres manchmal auch verzinkt ist, und wird von am Ende mit Gewichten belasteten Hebeln h durch Vermittlung der einstellbaren Schraubenbolzen Tc nieder- gepresst. Bei der Bauart Figg. 1312 und 1313 ist das Röllchen a so nahe an Holzpappen in Bogen. 1371 Fig. 1312. 1»^:^ 11 die Oberfläche der Walze f gestellt, dass es von dieser mitgedreht wird, sobald die Pappe zu der erforderlicben Dicke aufgewickelt ist. Mit dem Röllchen a dreht sich das damit verbundene Daumenrädehen, welches den Hammer der Glocke g in Bewegung setzt. Sobald der Maschinenführer das Klingeln hört, schneidet er in den (nicht gezeichneten) Nuthen der Walze f die Pappe durch, so dass diese sich auf den anstossenden Tisch legt. Röllchen a mit Glocke g und Schlagwerk sitzt in einer Gabel ä, die sich auf Stange d^ verschieben lässt. An der Führungsseite der Maschine ist auf Stange (^^ ein Hebel- arm h befestigt, mit Hilfe dessen d^ gedreht und damit auch das Röllchen auf und ab bewegt werden kann. Eine Stellschraube c, deren Mutter am Gestell befestigt ist, geht zwischen den Gabel-Enden des Hebels h durch und kann denselben durch Vermittlung eines Stiftenringes nach rechts oder links bewegen. Durch jede solche Verschiebung wird das Röllchen a näher an die Format- walze gestellt oder davon entfernt, und das Klingelsignal ertönt bei geringerer oder grösserer Dicke der Pappe. Der Führer muss aus Erfahrung wissen, wie dick die aufgerollte nasse Pappe sein muss, und wie er demnach Schraube c zu stellen hat, um trockene Pappen von vorgeschrie- bener Dicke zu erhalten. Das Stellen wird häufig durch einen Zeiger erleichtert, dessen Stellung auf einer Skala bestimmt, bis zu welcher Dicke die Pappe sich auf- wickelt. Bei der Bauart Figg. 1314 und 1315 ertönt die Glocke nicht, wenn die Pappe auf der Formatwalze zu bestimmter Dicke aufgewickelt ist, sondern sobald eine gewünschte Zahl von Papierlagen aufgerollt ist, nachdem sich also die Formatwalze f ebenso oft gedreht hat. Glocke g ist hier am Gestell befestigt und wird von einem Stift des Zahnrädchens d in Bewegung gesetzt, klingelt also, so oft d eine Umdrehung gemacht hat. Das Rädchen d erhält seine Bewegung von der Formatwalze f aus, durch Vermittlung der Zahnrädchen ah e, die man so auswechseln kann, dass die Glocke ertönt, wenn sich die Formatwalze 2, 3, 4, 5 und mehrmal gedreht hat, wenn also ebenso viele Lagen Papier aufgewickelt sind. 173* Flg. 1313. Fig. 1315. 1372 Ersatzstoffe für Hadern. Holzschliff. Fiff. 131 G. Bei den auf Seiten 853 und 855 dargestellten Maschinen hat man nur die obere Presswalze durch die beschriebene Formatwalze zu ersetzen, um damit Pappen herstellen zu können. Zum Ab- legen der Pappen dient ein Tisch, den man möglichst nahe an die Formatwalze heranschiebt. Die so erzeugten Holzpappen ent- halten noch 65 bis 67 Prozent Wasser, d. h. 33 bis 35 luft- trocknen Stoflf. Zu weiterer Ent- wässerung werden sie von vielen Fabrikanten zwischen Eisenplatten und Filzen dem Druck einer hydraulischen Presse ausgesetzt, wobei sie noch 15 bis 17 pCt. Wasser verlieren. Das Zusammen- legen der Pappen zwischen Metallplatten und Füze, das Pressen und Herausnehmen ver- ursacht jedoch viel Handarbeit und lässt die Einführung ein- facherer Einrichtungen erwünscht erscheinen. In Figg. 1316 und 1317 ist eine zu diesem Zweck von J. M. Voith in Heidenheim a. Brenz, Württemberg, gebaute Walzenpresse in 1 : 30 der wahren Grösse in Auf- und Grundriss dargestellt. Die bei- den Presswalzen Ä und B, zwischen denen die Pappen durch- gehen, sind von Filzen a und b eingehüllt und diese in üblicher Weise mit Trag-, Leit- und Streckwalzen versehen. Den Druck der obern Walze A kann man durch das verstellbare Gewicht D, welches auf Hebel d ein- wirkt, erheblich vergrössern. Der Antrieb erfolgt von Riemscheibe B aus mittels Zahnräder r r^ auf die untere Walze B. Die I Fig. 1317. Pappen werden bei P auf Filz b gelegt, von diesem in der Richtung des Pfeils durch die Walzen A B geführt und verlassen die Presse mit etwa 50 pCt. Wassergehalt. Holzpappen in Bogen. Trocknen von Bogen-Pappeu. 1373 499. Trocknen von Bogen-Pappen. Pappen, die iii Bogen von der Mascliine genommen und soweit als möglich durch Auspressen entwässert sind, müssen dadurch getrocknet werden, dass ihnen wie der Wäsche der Haus- frau Gelegenheit geboten wird, ihren Wassergehalt in die umgebende Luft aus- zudünsten. Diese Verdunstung kann durch höhere Temperatur, also Heizung, sowie durch stetige Erneuung der umgebenden Luft erheblich beschleimigt werden. Da das früher übliche Trocknen auf Rasen und an der Sonne in unserm Klima zu unsicher ist, so musste man es durch Trocknen unter Dach ersetzen, Fig. 1318. Fig. 1319. sobald regelmässige Erzeugung grosser Mengen nöthig wurde. Um den Raum im Gebäude möglichst auszunützen, hing man die Pappen wie Büttenpapier auf, indem man sie an einem ihrer Ränder in EHammern zwängte und mit diesen auf Schnüre reihte. Da letztere aber der Last der schweren Pappen zu sehr nach- gaben, ging man zu der in Figg. 1318 und 1319 dargestellten Aufhängung über. Die Pappe P wurde hierbei mit Holzleisten F F von keilförmigem Querschnitt zwischen die Schenkel h'^ h^ zweier Holzklammern gefasst und hing von diesen frei herab. Nöthigenfalls wm'de bei h^ eine dritte Klammer aufgesetzt. Die Leisten l^ P wurden auf waagrechte Träger T gelegt, die an den senkrechten Pfosten 8 befestigt waren. Anstatt der Holzklammer wurde dann die elastischere Drahtklammer ein- geführt, deren Anwendung in Figg. 1320 und 1321 dargestellt ist. Die Buchstaben bezeichnen hier dieselben Theile wie bei den vorhergehenden Figuren. 1374 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Die aus hölzernen Schenkeln bestehende amerikanische Scheerenklanimer ist in Figg. 1322 und 1323 dargestellt. Die Spiralfeder f drückt mit ihren Ausläufern e^ e^ die Schenkel k'^ h- zusammen, federt aber beim Zusammendrücken der oberen Schenkel-Enden auseinander. Die Feder-Spiralen f werden auf gespannte Drähte d gereiht. Eine andere auf einem Draht d hängende, federnde Drahtklammer, die auch ohne hölzerne Klemmlatten verwendet werden kann, ist in Figg. 1324 und 1325 dargestellt. Wenn man die Klammerschenkel an den Punkten a^ a^ in den Pfeil -Richtungen p'^ und p^ zusammenpresst, gehen die Klemmer h'^ Ic^ in den Richtungen der Pfeile p^ p^ auseinander und lassen die Pappe p^ oder P frei. Ingenieur Bruno Meinert, Berlin, dessen Schriften die Darstellungen der angeführten Klammern entstammen, hat Erfindungspatente auf selbstthätige Klammern Fig. 1322. Fig. 1323. Fig. 1324. Fig. 1325. und Klammerkämme erhalten, welche das Aufhängen der Pappen erleichtern. Er ver- einigte eine Reihe von Klammern gleicher Art, indem er denselben, wie in Fig. 1326 gezeigt, in Leiste o eine gemeinsame Grundlage gab. Die Klammern selbst sind in Fig. 1327 deutlicher gezeichnet und bestehen aus je zwei an die Leiste o genagelten Blechwangen, in denen eine hölzerne Rückwand sitzt und die zum Klemmen dienenden hölzernen Klauen h (Fig. 1326) drehbar befestigt sind. Die Klammerleisten o sitzen an stärkeren Traglatten l, welche genügenden Widerstand gegen Biegen und Brechen leisten. Die Klammern bieten den Vortheil, dass sie die von unten eingeschobenen Pappen P oder Papiere selbstthätig festklemmen. Das vordere Trocknen von Bogen-Pappen. 1375 freie Ende der Klaue lehnt sich nämlich an die hölzerne Rückwand der Nachbar- Klammer und muss nach oben ausweichen, wenn eine Pappe von unten eingeschoben wird. Sobald die Pappe aber in der Klammer hängt, wird sie von ihrem Gewicht abwärts gezogen, nimmt dabei die Klaue mit und klemmt sich dadurch immer fester. Das Einschieben der Pappen von unten wäre bei Einzelklammern nicht möghch, wen diese nicht ruhig bleiben, sondern ausweichen. Klammerleisten oder -Kämme wie die beschriebenen bieten jedoch Widerstand genug, um beim Ein- schieben von Pappen ihre Lage zu behalten. Beim Abhängen nach erfolgtem Trocknen fasst die Arbeiterin die Pappen meistens wie in Fig. 1327 dargestellt an, hebt die Klaue in der Richtung des Pfeils p''- und nimmt die eingespannten Pappen ab, indem sie ihre Hand in der Richtung des Pfeils p^ abwärts bewegt. 1376 Ersatzstoife für Hadern- — Holzschliff. Durch diese reihenweise feste Anordnung der Klammern erspart man daher den vorher beschriebenen Einzelklammern gegenüber beim Auf-, Um- und Fig. 1328. fr Fig. 1329. Abhängen viele Handgriffe, erleichtert also die Arbeit. Ausserdem kann man den Trockenraum durch Befestigung der Klammern in gleichen Abständen besser aus- nützen, als wenn man dieselben von Hand einzustellen hat und erreicht durch die zwischen den Pappen gebildeten gleichen Zwischenräume gleichmässigere Trocknung. Fig. 1330. Seit Erscheinen der Meinert'schen Klammerkämme sind mehrere selbstthätige Klammern abweichender Bauart aufgetaucht, die aber alle auf dem Meinert'schen Grundgedanken berulien, beispielsweise die in Figg. 1328 und 1329 dar- gestellte. Hier ist die Klaue garnicht befestigt, sondern besteht aus einem Cylinder (bei anderen aus einer Kugel), der beim Einschieben der Pappe nach oben ausweicht. Die Klammerkämme wurden zu Anfang ihrer Einfühi'ung mit ihren freien Enden auf festgenagelte waagrechte Latten gelegt. Um jedoch die Pappen in jeder Höhenlage aufhängen zu können, zieht Herr Meinert vor, die Traglatten l, wie aus Fig. 1326 ersichtlich, mit Haken p zu versehen, die an verzinkten Eisen- drähten d hängen. Die beiden Klammerkämme müssen jedoch, je nachdem die Pappen P breit oder schmal sind, weiter oder enger stehen, z. B. bei schmalen Pappen in der Richtung der Pfeile q und v zusammengerückt werden. Trocknen von Bogen-Pappen. 1377 Zur Erleichterung dieses Versteilens wendet Meinert die in Figg. 1330 und 1331 in 1 : 12 der wahren Grösse dargestellte Einrichtung an, welche auch den Vortheil bietet, dass die Klammern nicht starr bleiben, sondern beim Schwinden der Pappen (durch Pfeile q^ q^ angezeigt) infolge Trocknens mitgehen. Das obere Ende jedes Hängedrahtes d ist zu diesem Zweck mit einer Schlinge versehen, die, wie in Fig. 1330 links gezeichnet, in einem kleinen gusseisernen Gleitbacken K beweglieh eingekapselt ist. Letzterer hängt an einem langen ± Eisen w, welches mit Haltern n am Gebälk f des Trockenrauras befestigt ist, und lässt sich auf w nach Bedarf verschieben, also in der Richtung der Pfeile q^ verstellen, wenn Pappen P von geringerer Breite als in Fig. 1330 gezeichnet, aufgehängt werden sollen. Falls die Trockenräume so hoch sind, dass zwei Pappen übereinander hängen können und möglichste Ausnutzung gewünscht wird, so kann man zwischen je zwei der in Fig. 1330 gezeichneten Pappen einen Draht herabhängen lassen, der bis über den untern Rand der Pappen F hinab reicht und dort zum Tragen einer zweiten Pappen -Reihe dient. Fig. 1331. Fig. 1332 giebt in 1 : 200 der wahren Grösse einen Theil des Grundrisses eines Sommer- Trockenhauses, worin die Pappen von der durch Fensterläden ein- und abziehenden Luft getrocknet werden. Die darin untergebrachten 18 Reihen von Pappen hängen in beschriebener Weise so, dass die Luft ohne Hinderniss zwischen ihnen durchziehen kann, und dass man sie bequem von den Gängen aus ab- und aufhängen kann. Treppe und Fahrstuhl liegen möglichst in der Mitte. Die eingeschriebenen Maasse sind Millimeter. Zur Verstellung der Stell -Läden in solcher Weise, dass der von irgend welcher Richtung kommende Wind in der Richtung der Pappen-Aufhängung durch die Trockenräume zieht, hat Meinert die in Fig. 1333 gezeichnete Einrichtung getroffen. Die auf Balken L stehenden Läden oder Jalousieen J werden gemeinsam mittels Stangen z gestellt, welche von dem eisernen Griflf m ausgehen und durch 174 1378 Ersatzstoffe für Hadern. Holzschliff. diesen vom Schneckengetriebe T und Hebel g ihre Bewegung erhalten. Um eine Aenderung in der Stellung der Läden zu veranlassen, setzt man eine Kurbel auf den nach innen vorstehenden Vierkant des Schneckentriebes und dreht, bis die Läden, wie in Fig. 1333, so stehen, dass der darauffallende Luftstrom senkrecht Fig. 1332. Fig. 1333. zur Längswand nach innen gelenkt wird, bis also der Winkel e, den die Wind- richtung mit den Läden bildet, gleich dem Innern Winkel a ist. Die Theile der Längswände, in denen diese Stellvorrichtungen sitzen, bilden den Abschluss der Quergänge. Sie sind von Pfosten S'^ S^ begrenzt und mit Brettern auf Quer- riegeln d verschalt. Troükneu vou Bugen-Pappen. 1379 In Figg. 1334 und 1335 ist in 1 : 200 der wahren Grösse ein sogen. Wintertrockenhaus in Aufriss-Schnitt nach 8^ S* des Grundrisses und in Grundriss Fig. 1334. Fi«;. 1335. nach S^ S^ des Aufrisses dargestellt, welches Meinert für eine Papier- und Pappen- Fabrik gebaut hat. Die eingeschriebenen Maasse sind Millimeter. Die Stockwerke sind nur so hoch, dass ein Mann gut darin gehen kann, die Böden zwischen 174* 1380 Ersatzstoffe für Haderu. Holzschliff. denselben bestehen aus Gebälk mit Fussboden, unterer Verschalung und Füllung aus schlecht wärmeleitendem Stoff. Die Umfassungswände e-"- e^ e^ e* 6° e^ sind gemauert, das mit gewölbter Decke und Säulen P^ F^ P^ P* versehene Erdgeschoss dient zur Aufnahme von Dampfmaschine, Schlosserei, Lager usw., sowie des Heiz- ofens oder Caloriffere. In einem Anbau sind Treppe, Fahrstuhl usw. untergebracht. Die unten eintretende frische Luft streicht zwischen den Heizrohren des Ofens durch und geht in der Richtung der Pfeile in die beiden seuki-echten Leitungen C^ G'^, welche durch Doppelwände q^ q^ oderp^^^ von dem Mittelgang getrennt sind und die warme Luft durch Oeffnungen der Wände q^ und p'^ nach den Pappen hin ausströmen lassen. An beiden Enden des Trockenhauses sind durch Wände Abzüge in solcher Weise gebildet, dass Kanäle D^ und Q^ aus dem untersten, D~ Q^ aus dem zweiten, D^ Q^ aus dem dritten und D^ Q* aus dem obersten Trockensaal die mit Feuchtigkeit beladene Luft in Vorräume H^ IP führen, aus denen sie dm-ch Exhaustoren V^ V- von der Seite 851 beschriebenen Art abgesaugt wird. Die Trockenräume und Luftwege sind nach allen Seiten gut gegen Abkühlung geschützt, so dass bei geeigneter Regelung der Luftein- und -Auslässe mit verstellbaren Schiebern wenig Wärme verloren gehen kann. Mit der Anlage werden in 24 Stunden von vier eingearbeiteten Leuten 2500 kg Pappen getrocknet. Das Haus dient zwar zum Trocknen anderer Pappen, würde sich aber auch für solche aus Holzschliff eignen. 500. Kanal- Trockner. Um die kostspielige Anlage von Trocken häusern zu vermeiden, sind auch Einrichtungen zum ununterbrochenen Trocknen von in hängendem Zustand fortbewegten Pappen getroffen worden. Der aus der ersten Ausgabe dieses Buches übernommene Kanal-Trockner wurde von Herrn Kommerzienrath Moritz Fig. 1336. Fig. 1337. Behrend in der Pappenfabrik Fuchsmühle zu Varzin in Hinterpommern gebaut und hat viele Jahre gute Dienste geleistet. Bei dem 1892 erfolgten Neubau -wurde derselbe überflüssig und beseitigt, weil der erzeugte Schliff seitdem an die beiden andern Varziner Fabriken abgehefert und weder zu Pappen geformt noch getrocknet wird. Die in Figg. 1336 und 1337 skizzhten Längs- und Querdurchschnitte sollen die Erklärung erleichtern. Der innere Boden des Trocken-Kanals lag auf gleicher Höhe mit dem Fussboden, seine Wandungen ah c d bestanden aus Innern und äussern Verschalungen, deren Zwischenraum mit Moos ausgestopft war. An Trocknen von Bogen- Pappen. Kanal-Trockner. Trocknen der Pappen auf Oylindem. 1381 einem Ende hatte der Kanal auf einer Länge von 4 m keinen Boden, die Oeffiaung war aber von 24 Strängen 3V2 zölliger Heizröhren e eingenommen, welche vom Dampfkessel gespeist wurden und das Dampf wasser in einen Sammeltojjf g ab- gaben. Der Durchzug von Luft wurde von einem Ventilator bewirkt, welcher irgendwo in der Fabrik aufgestellt war, dessen hölzerner Saugkanal f aber an dem der Heizung entgegengesetzten Ende in den Boden a der Trockenkammer mündete. Die Luft musste durch den einzigen offenen Zugang aus dem untern Räume zwischen den Röhren e eintreten, sie erwärmte sich an denselben, wurde durch die ganze Trockenkammer gezogen und ging dui'ch den Kanal f ab. Die Pappen mussten in entgegengesetzter Richtung laufen, d. h. sie mussten durch die Thüre h ein- und durch i austreten. Das Durchführen der Pappen ist gewöhnlich der am schwierigsten aus- zuführende Theil solcher Kanal-Trockner, in Varzin wurde es jedoch auf höchst einfache Weise bewerkstelligt. Eine Kante der Pappen wurde mit hölzernen Wasch- klammern zwischen zwei Latten eingeklemmt, deren überstehende Enden auf den Achsen zweier eiserner Rollenpaare lagen. Für die Röllchen solcher Wagen h waren in den Seitenwänden h und d Lauf wege l ausgespart, worin sie auf Flacheisen- Schienen liefen, die sich weit genug über die Thüren h und i hinaus fortsetzten, um auch ausserhalb an jedem Ende einen Wagen aufnehmen zu können. Auf den Laufwegen l standen diese Wagen so dicht hintereinander, dass einer bei i heraustrat, wenn man bei h einen einschob. Nach Abnahme der, auf dem aus- getretenen Wagen befindlichen, jetzt getrockneten Pappen P wurde der leere Wagen auf der Deckwand c des Kanals zum Eingang zurückgerollt, um wieder frisch gefüllt zu werden. Das Gewicht der Thüren h und i war durch Gegengewichte m so weit ausgeglichen, dass sie mit Leichtigkeit aufstiegen und in jeder Lage hängen blieben. Sobald der auf den vorspringenden Enden der Bahnen l befindliche Wagen Ic wieder gefüllt war, öffnete man die Thüren, schob ihn ein und erhielt am andern Ende wieder einen Wagen mit getrockneten Pappen. Die Luft trat in den 20 m langen Kanal mit etwa 60° C. und verliess ihn wieder mit etwa 30" C. Ehe die Pappen in diese Trockenkammer gebracht wurden, entzog man ihnen soviel Wasser als möglich in hydraulischen Pressen, wobei man, um Zu- sammenkleben zu verhindern, in entsprechenden Abständen Zinkplatten zwischen sie legte. Dadurch wurde es möglich, dass die beschriebene Einrichtung in einer Stunde 50 kg trockener Holzpappen heferte. Da das Auf- und Abhängen bei solchen Kanal -Trocknern nicht erspart wird, und Hängeböden von der in Figg. 1334 und 1335 dargestellten Art auch nur Kanäle sind, durch welche warme Luft gezogen wird, so ist der Vortheil, den das Aufhängen auf Wagen gegenüber dem in festliegenden Kämmen bietet, nicht erheblich. Kanal-Trockner haben desshalb keine grosse Verbreitung gefunden. 501. Trocknen der Pappen auf Cylindern, Da das Aufhängen der Pappen zum Trocknen viel Raum und Handarbeit in Anspruch nimmt, so sucht man es durch einfachere Einrichtungen möglichst zu ersetzen. Viele Maschinen- fabriken bauen Pappen-Trockner, die aus mit Dampf geheizten Cylindern bestehen und in ihren wesentlichen Theilen wenig von einander abweichen. Als Beispiele mögen die in Figg. .1338, 1339, 1340 dargestellten Trockner der Aktien -Gesell- schaft Escher Wyss & Co. in Zürich dienen. 1382 Ersatzstoife. für Hadern. — Holzschliff. Der in Fig. 1338 in 1 : 50 der wahren Grösse skizzirte Pappen trockner besteht aus zwei Trockeneylindern Ä und B von je 1600 mm Durchmesser, die von Filzen a und b umgeben sind. Die Pappen werden unten auf Filz a gelegt, wo derselbe von -/* Fig. 1338. Walze 1 getragen ist, gehen auf demselben weiter über Walzen 2, 3, 4, um den Cylinder Ä und verlassen denselben bei Walze 5. Der Schaber oder Ablöser d sorgt dafür, dass sie hier über Walze 6 auf Filz b übergehen. Auf diesem werden sie um Cylinder B geführt und unter Walze 7 vom Ablöser d^ gezwungen, über Walze 8 auf Filz a überzugehen, der sie über Walzen 9, 10, 11 weg in den Kasten f befördert. Da jede Seite der Pappen gleich lange auf einem der Trocken- cylinder liegt, so ist für deren gieichmässige Trocknung gesorgt. Der in Fig. 1339 in 1 : 50 der wahren Grösse Fig. 1339. dargestellte Trockner besteht aus den Cylindern A und C von 1200 und B von 1800 mm Durchmesser. A und C haben einen gemeinsamen Filz a, B ist mit beson- derem Filz h versehen. Die auf der Bank 1 liegenden Pappen werden nacheinander über Walze 2 auf den Filz a gelegt und gehen mit diesem um den Cylinder A, bis sie vom Ablöser d unter der Walze 3 auf den Filz l ge- leitet werden. Filz h nimmt sie von Walze 4 an mit um den Cylinder B und giebt sie unter Walze 5 mit Hilfe des Ablösers d'^ wieder an den Filz a über Walze 6 ab. Mit Filz a gehen sie um Cylinder G, werden unter Walze 7 vom Ablöser d^ über Walze <9 auf Filz h zurückgeführt und von diesem über Walzen 9 und 10 weg in den Kasten f befördert. Bei dieser Bauart können auch beide Seiten der Pappen gleichmässig getrocknet werden, und dieselbe hat überdies den Vortheil, Trocknen der Pappen auf Oylindern. Endlose Pappen-Maschinen. 1383 dass die Pappen auf einer Seite sowohl eingeschoben wie abgenommen werden, dass desshalb ein Arbeiter zur Bedienung genügt. Die Einrichtung ist besonders vortheilhaft, wenn die Pappen mehrmals durchgeführt werden, während Fig. 1338 sich für einmaligen Durchgang eignet. Die Führungen sind so angeordnet, dass die Pappen keine starken Biegungen erleiden. Fig. 1340. Fig. 1340 zeigt in 1:30 der wahren Grösse einen mit Filz a versehenen Trocken- cylinder A von 1800 mm Durchmesser. Die Pappen werden über der Walze 1 auf den Filz a gelegt, der von Walze 2 geleitet, von Walze 3 gespannt wird und die Pappen unter der Walze 4 wieder frei giebt. Ein vom Gewicht h an- gepresster Schaber d sorgt da- für, dass die Pappen hier ab- gelöst werden und auf die Gleitbahn c gelangen. Escher Wyss & Co. haben solche Einzel-Cylinder bis zu 2,5 m Durchmesser gebaut, und man erreicht damit, weil beinahe die ganze Heizfläche ausgenutzt werden kann, sehr wirksame Trocknung. Man hat dabei auch den Vortheil, dass die Bedienung von einer Seite, also von einer Person aus- geführt werden kann. Sollen die Pappen auf beiden Seiten ge- trocknet werden, so lässt man ■ sie, wie es meist geschieht, mehrmals durchgehen, dreht sie aber nach jedem Durchgang um. Trockner dieser Art sind am beliebtesten und am meisten benutzt, weil sie nur eine Dampfleitung, einen Antrieb, einen Filz brauchen, sich leicht bedienen lassen und vermöge der grossen Cylinder den Pappen keine starke Krümmung zumuthen. Einrichtungen anderer Art zum Trocknen von Pappen sind vielfach gebaut und auch patentirt worden, haben aber keine grosse Verbreitung erlangt. 502. Endlose Pappen -Maschinen. Massig dicke braune Pappen und dicke Papiere aus Dampf-Holzschliff werden vielfach auf Pappen-Maschinen her- gestellt, deren Sieb, wie das in Figg. 1032 und 1033, Seite 1100 gezeigte, mit Obersieb versehen ist. Je nach der Dicke der Pappen, die man erzeugen will, giebt man den Nasspressen Oberfilze oder nicht, und ordnet auch hiernach den Trockner an. 1384 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Als Verfasser 1893 auf der Reise von Chicago, wohin er als Preisrichter der Cohunbischen Weltausstellung berufen war, eine Reihe amerikanischer Papier- fabriken besuchte, fand er in der Fabrik der National Metal Edge Co. in Readsboro, im Staat Vermont, eine mit 12 Siebcylindern imd 40 Trockencylindern versehene Maschine, auf welcher die Gesellschaft die zu ihren Schachteln nöthige braune Pappe herstellte. Eine andere Holzpappen -Maschine wurde zu derselben Zeit von der Maschinenfabrik The Pusey & Jones Co. in Wilmington, Del., zusammen- gestellt, die verbesserte Bauart aufweist. Der Nasstheil dieser Maschine ist in Fig. 1341, der Trockner in Fig. 1345 und die folgenden Theile sind in Fig. 1346 in 1 : 80 der wahren Grösse dargestellt. Der in Knotenfängen usw. gereinigte braune Holzschliff wird den hoch- stehenden Siebcyhndern 1 bis 6 (Fig. 1341) und den ebenerchg stehenden 7 bis 12 zugeleitet und auf diesen 12 Cylindern in ebenso viele Papierbahnen verwandelt. Die Vereinigung der auf 1 bis 6 gebildeten Bahnen erfolgt dadurch, dass der allen gemeinsame Filz a zwischen den Siebcylindern und deren Gautschwalzen durch- geht, zuerst die auf 1 gebildete Bahn mitnimmt, auf welche sich dann die von 2, 3 bis 6 anlegen. Diese sechsfache Bahn saugt sich so fest an den Filz, dass sie. Fig. 1341. an dessen unterer Seite hängend, mit demselben in die erste Presse 13 gelangt. Dort trifft sie mit der in gleicher Weise von den untern Siebcylindern 7 bis 12 gebildeten imd von Filz 6 mitgenommenen sechsfachen Papierbahn zusammen, und die 12 Bahnen gehen nun zwischen den Füzen a und b vereint durch die Pressen 13 bis 23. Beim Austritt aus der Presse 23 kehren die Filze zu ihren Sieb- cyhndern ziu-ück, und die aus 12 Lagen bestehende Pappe P geht ohne Filz durch Presse 24 und um deren untere Walze in der Pfeilrichtung nach unten zu den Trocknern. Die Stoff kästen der Siebcylhider sind, wie die Zeichnung ergiebt, halb- cylinderisch, lassen also zwischen Sieb und Kastenboden nur engen ringsum gleichen Raum, in dem sich nicht leicht etwas ablagern kann. Jeder Siebcylinder ist mit Endlose Pappen-Maschinen. 1385 Fig. 1342. /0'" einem Spritzrolir versehen, welches an der Stelle wirkt, wo das Sieb von der Gautschwalze kommt. Beide Filze a und h werden nach ihrer Rückkehr von den Pressen durch Spritzrohr c genässt, von dem in Fig. 1342 in 1 : 32 der wahren Grösse dargestellten Schläger ivhipper d ausgeklopft, und in der Presse f möglichst von Wasser befreit. Die drei Arme, sowie die Wellenlager d'^ des Schlägers d bestehen aus Holz. Die obern Walzen der Pressen f lassen sich rasch diu-ch Niederschrauben von Bolzen ausheben, die sich auf den Cylinderkasten stützen und die Enden von Hebeln tragen, auf denen diese Walzen ruhen. Jeder Filz ist mit einigen Spann- und Leitwalzen versehen. Alle Gautsch walzen, sowie die oberen Walzen der 12 Pressen sind auf den Enden von Doppel- hebeln g gelagert und können durch Drehen des am Siebcylinder 6 und der Presse 13 ersichtlichen Handrads h rasch abgehoben werden. Die Welle des Handrads h setzt nämlich durch Kegelgetriebe zwei Schrauben-Bolzen in Bewegung, welche das längere Ende des Doppelhebels g nach innen ziehen. Fig. 1341. (7)/ Bei den ersten Maschinen dieser Art, welche mit fünf Pressen aus Walzen von 23 cm Durchmesser versehen waren, wurde die Pappenbahn in den Pressen vielfach zerquetscht crushed, weil sie plötzlich stärkeren Druck erfuhr, als sie in ihrem nassen Zustand ertragen konnte. Die obern Walzen der Pressen 13 bis 32 sind desshalb, obwohl von genau gleichem äussern Durchmesser, von verschiedenem Gewicht. Die Pappe kommt in Presse 13 zuerst unter die leichteste und in jeder folgenden Presse unter eine schwerere Walze, wird also mit erhöhter Festigkeit auch steigendem Druck unterworfen. Ausserdem ist für jede Presse ein geringster Durchgangsraum zwischen deren Walzen festgestellt, über den die obere Walze nicht herabgehen kann. Dieser geringste Zwischenraum, den der Maschinenführer beliebig gross einstellen kann, ist in Presse 13 am grössten und nimmt in jeder 175 1386 Ersatzstoffe für Hadern. Holzschliff. folgenden bis Presse 24 immer mehr ab. Jede Presse ist überdies mit Presshebel versehen, dessen Gewicht verschoben werden kann, um den Druck zu vermehren oder zu vermindern. Da sich die Pappe, nachdem sie durch Presse 23 gegangen ist, von den Filzen a h trennt, also nackt in die Presse 24 gelangt, so kann sie an deren Walzen kleben. Damit diese trotzdem beständig rein bleiben, sind sie, wie in Fig. 1343 in 1 : 12 der wahren Grösse dargestellt, mit mehreren Schabern ver- sehen. Der Schaber cloctor i der obern Walze pendelt um seinen Aufhängepunkt Je und wird von der als Gegengewicht ausgebildeten rechten Seite m des Trägers Fig. 1343. gegen die Walze gepresst. Ein ebenso gelagerter Schaber i liegt an der untern Walze, und auf ihm steht der Träger n eines zweiten Schabers, der das durch diesen Schaber von der Walzen-Oberfläche abgeleitete Wasser in das Rohr l führt, aus dem es seitwärts abfliesst. Durch den Träger n wird das Gewicht vermehrt, welches den um Je schwingenden Schaber anpresst. Alle drei Schabklingen i sind aus Rothguss angefertigt. Bei der altern oben erwähnten Pappenmaschine in Readsboro sind die Siebcylinder, Filze und Vorpressen etwa so angeordnet wie in Fig. 1344 skizzirt. Der Filz a, welcher die Papierbahnen der Siebcylinder 1 bis 6 aufnimmt, muss Endlose Pappen-Maschinen. 1387 hier noch über die SiebcyHnder 7 bis 12 weggelien, um seine 6 Papierbahnen mit denen des Filzes h zu vereinigen, und beide Filze gehen mit den zwischen ihnen liegenden 12 Bahnen durch die Vorpressen 13 bis 17 und verlassen dann die genügend entwässerte und daher feste Pappe, um zu ihren Siebcylindern zurückzukehren. Durch diese Aufstellung, bei welcher die ganze Maschine zu ebener Erde in einer Reihe steht, wird der Filz a ungemein lang, und beide sehr theure Filze nützen sich rasch ab, weil die Siebcylinder keinen eigenen Antrieb haben, sondern von ihren Filzen mitgenommen, d. h. gedreht werden. In den meisten Fällen haben die Filze ausserdem noch die Vorpressen zu drehen und dehnen sich infolge der dadurch veranlassten Spannung sehr. Reisst ein solcher Filz, so wird er nicht durch Zusammennähen wieder brauchbar, weil die genähte Stelle die starke Spannung nicht ertragen könnte, sondern er muss erneut werden. Durch die in Fig. 1.341 dargestellte Aufstellung der Pressen und der Siebcylinder 1 bis 6 in einer Höhe von etwa 2,3 m über dem Fussboden wird Filz a etwa 23 m und der Maschinensaal 15 m kürzer als bei der in Fig. 1344 skizzirten Anordnung. Bei der Maschine Fig. 1341 werden auch zum ersten Mal alle Siebcylinder und Vorpressen selbständig und unmittelbar vom Vorgelege angetrieben, sodass die Filze keine andere Ai'beit zu leisten haben, als die Pappe Fig. 1344. (u « it « ffi 6 c3 u 6 ö öb^ h hhXy^^M -f 5 6 i% U 10 zu tragen, bis sie genügend entwässert und fest ist, um allein weiter zu gehen. An der seit Februar in Betrieb gesetzten Maschine wurde Ende März 1894 durch einen Unfall einer der Filze zerrissen, versah aber seinen Dienst sofort weiter, nachdem er wieder zusammengenäht war. Die Unbequemlichkeit, welche durch die Auf- stellung in zwei Stockwerken für die Führung entsteht, erscheint unwesentlich gegenüber der Ersparniss an Filzen durch Verminderung ihrer Länge und Ent- lastung von Arbeit. Bei den altern, nach Fig. 1344 gebauten Maschinen dieser Art mag der Verbrauch an theuern Filzen in manchen Fällen die damit erzielte Arbeits- ersparniss aufgehoben oder überwogen haben, während derselbe durch die Bauart nach Fig. 1341 wahrscheinlich auf einen geringen Betrag herabgemindert ist. In Fig. 1345 sind in 1 : 80 der wahren Grösse die 50 Trockencylinder 25 bis 74 dargestellt, welche sich an die in Fig. 1341 dargestellten Pressen fügen. Alle Trockencylinder sind genau gleich, von vier Fuss engl. Durchmesser, und solcher Weise in vier Gruppen angeordnet, dass zwischen ihnen drei Gänge bleiben, durch welche der Führer von einer Seite nach der andern gelangen kann. Jede der vier Gruppen hat einen durch Kegel-Riemscheiben vermittelten Antrieb, und ihre zwölf Trockencylinder stehen durch Zahnräder miteinander in Verbindung. Das kleine Kammrädchen der Trieb welle greift in zwei grössere ein, dreht also auf jeder Seite sechs Trockencylinder. Wo die Cylinder weit auseinander liegen, 175* 1388 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. sind Zwischenräder eingeschaltet. Ueber jedem Durchgang ist in schwingenden Hebeln eine Walze o gelagert, um welche die Pappe auf ihrem Wege von den Trockencylindern 36 nach 37, 49 nach 50, 62 nach 63 geführt wird. Diese Walze o spannt nicht nui* die Pappenbahn durch ihr Gewicht, sondern wird auch von dieser sofort höher gehoben, wenn die nachfolgende Gruppe zu rasch angetrieben Fig. 1345. 50 49 ist. Der Führer erkennt daher mit einem Blick auf diese Spannwalzen o, ob die vier Gruppen mit gleichmässiger Geschwindigkeit laufen, und hat Zeit, etwa nöthige Aenderungen vorzunehmen, um Reissen der Pappenbahn zu verhüten. Aus Fig. 1345 ist ersichtlich, dass die Trockencylinder 65, 67 auf 64, 66, 68 und 71, 73 auf 70, 72, 74 dicht aufliegen, während alle vorhergehenden 10 cm und mehr von einander abstehen. Dieses Aufeinanderliegen soll bewirken, dass die zwischen den Cylindern durchgehenden Pappen dabei geglättet werden, dass Fig. 1346. die Cylinder als Glattwalzen wirken. Die Kammräder dieser Cylinder 64 bis 74 sind kleiner als die andern und haben etwas längere Zähne. Die von dem Trockner kommende Pappenbahn muss noch die in Fig. 1346 dar- gestellten Theile durchlaufen, ehe sie in Bogen weggenommen werden kann. Zuerst geht sie durch zwei Hartwalzen-Kalander 75 und 76 und wird, wenn sie dünn und leicht genug ist, auf den oberen Haspel 77 gewickelt, während der untere volle Haspel den Längs- und Quersehneider 78 speist. Dicke Pappen wickelt man nicht auf, sondern Bndlose Pappen-Maschinen. 1389 führt die Pappenbahn, ohne Benutzung der Haspel 77, vom Glättwerk 76 unmittelbar auf 78, wo sie vom Längsschneider r getheilt und von dem beständig kreisenden Messer s in Bogen geschnitten wird. Proben von auf dieser Maschine angefertigten Pappen von 1,5 mm Stärke lassen anscheinend an Güte nichts zu wünschen. Sie sind aus Dämpf-HolzschliflP, Fig. 1345. d. h. hellbraunem Stoff angefertigt, und eine derselben ist auf einer Seite weiss. Die Herstellung aus 12 Lagen mittels Siebcylinder ergiebt festere Pappe als die Erzeugung auf Doppel-Langsieb und bietet den grossen Vortheil, dass man die Cylinder mit verschiedenem Stoff speisen kann. Man könnte beispielsweise die beiden äussern Lagen oder eine derselben aus weissem gutem, und die Innern aus braunem oder anderem geringerem Stoff nehmen. Eine Maschine dieser Art kostet mehr als 50 000 Dollars, liefert aber auch so viel Pappe wie 12 eincylindrige Pappenmaschinen, ermöglicht die Her- stellung von Waare aus mehreren Stoffen und liefert sie fertig ab. Wenn man berechnet, wie viel Kapital zur Aufstellung von 12 Pappenmaschinen und zugehörigen Fig. 1345. Trockenhäusern mit Einrichtung gehört, wird man wahrscheinlich eine Zahl erhalten, welche dem zur Fabrikation maschinentrockener Pappen nöthigen Kapital mindestens gleichkommt. Die Unterhaltungs- und Betriebskosten, besonders Arbeitsaufwand, werden sich aber für letztere erheblich niedriger stellen. Die Befürchtung, dass solche Pappenmaschinen allmälig die heutige Erzeugung massig dicker Pappen mit eincylindrigen Maschinen bei vielen Massen-Sorten verdrängen werden, erscheint daher nicht unbegründet. 1390 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Bis jetzt werden auf denselben, soweit dem Verfasser bekannt, nur Pappen aus braunem Holzschliff angefertigt, da sich diese aber anstandslos um die ver- hältnissmässig kleinen Trockencylinder und sogar durch zwei Kalander führen lassen, so wird man vielleicht auch weisse Holzpappen damit herstellen können. Nöthigenfalls kann man so viele Lagen aus braunem mit solchen aus weissem Schliff zusammenarbeiten, dass die Pappe die erforderliche Biegsamkeit erhält. Die Anlage von Fabriken mit derartigen Maschinen bleibt allerdings auf Gegenden beschränkt, wo sich die Ungeheuern zu ihrer Speisung nöthigen Holzschliff- Mengen billig herstellen und die Pappen-Mengen absetzen lassen. Mitte April 1894 lief die dargestellte Maschine mit nur 6 Siebcylindern und 25 Trockency lindern mit 37 Fuss = etwa 11 m in der Minute und erzeugte stündlich eine Tonne von 2000 engl. Pfund = etwa 900 kg, also etwa 22000 kg Pappe in 24 Stunden. Es wird angenommen, dass sie mit allen Sieb- und Trockencylindern etwa 40000 kg in 24 Stunden liefern könnte, falls genug Aufträge vorlägen. Zur Bedienung der langen Maschine sind zwei bis vier Führer, je nach deren Geschicklichkeit, und zwei Knaben für die Schneidmaschine erforderlich. In wie weit solche Maschinen in Zukunft an die Stelle der jetzt in Europa üblichen Pappenmaschinen treten werden, hängt von deren weiterer Entwickelung ab. In den Vereinigten Staaten war nach des Verfassers Kenntniss 1894 die oben beschriebene die vierte dort aufgestellte Maschine mit 12 Siebcylindern. Bndlose Pappenmascbinen. Geschichte des Natronzellstoffs. Zusammensetzung des Holzes. 1391 Fabrik der amerikanischen Holzpapiergesellschaft c. HOLZZELLSTOFF. — NATRONVERFAHREN. 503. Geschichte. — Zusammensetzung des Holzes. Dem auf Seiten 1049 — 1052 Gesagten ist an dieser Stelle zuzufügen, dass der englisclie Fabrikant Houghton 1857 Holz mit stärkerer Natronlauge und höherer Dampfspannung kochte, als Mellier 1854 schon für Stroh anwandte (Seiten 1109—1110). Er erfand somit kein grundsätzlich neues Verfahren, schuf aber durch mühsame und wahrscheinlich kostspielige Versuche Einrichtungen, welche die Anwendung auf Holz ermöglichten. Erst die Bildung der Gloucestershire Paper Company setzte ihn 1866 instand, eine regelmässige Fabrikation von Holzzellstoif in der Fabrik Cone mills bei Lidney, Gloucestershire, ins Leben z.u rufen. Unterdessen hatten auch die Engländer Charles Watt und Hugh Burgess in den Vereinigten Staaten mehrere Patente — das erste am 18. Juli 1854 — für Verfahren zm* Erzeugung von Holzzellstoff erhalten und dieselben an die Amerikaner Ladd tmd Keen abgetreten, welche schon vor 1860 in Royersford in Pennsylvania anfingen, Papier aus Holz zu erzeugen. Die Erfolge, welche sie durch stetige Verbesserung ihrer Fabrikation erzielten, gaben 1865 Veranlassung zur Bildung der American Wood Paper Co., welche mit einem Aufwand von 500 000 Dollars in Manayunk bei Philadelphia die grossartigste der Ende der 60er Jahre bestehenden Anlagen zur Erzeugung von Holzzellstoff schuf. Obwohl die Gesellschaft 1893 zu Grunde gegangen ist, und ihre Anlagen 1894 für einen Bruchtheil der Herstellungskosten verkauft wurden, ist in den folgenden Abschnitten in kleinerer Schrift das Wesentliche der Beschreibung dieser und anderer Fabriken und Ver- fahren aus der ersten Ausgabe abgedruckt. Die Beschreibungen lassen die Entwicklung des Industrie-Zweiges, sowie die Verschiedenheiten gegenüber den heutigen Verfahren erkennen. Alle diese Verfahren sind durch Versuche ermittelt worden, die Wissenschaft hat keinen Antheil daran. Dies erscheint natürlich, wenn man bedenkt, dass, wie Seite 1054 erwähnt, die Zusammensetzung des Holzes unbekannt war und es auch heute noch ist. Schon Payen hatte die Bestandtheile des Holzes nach ihren Löslichkeitsverhältnissen in Lignose, Lignon, Lignin, Lignerose ein- getheilt, und neuerdings sind noch andere ähnliche Namen aufgetaucht, ohne dass damit über dessen chemische Beschaffenheit Klarheit geschaffen wurde. 504. Fabrik der amerikanischen Holzpapiergesellschaft. Die Anlage befindet sich innerhalb der erweiterten Grenzen der Stadt Philadelphia zwischen dem SchuylkiU-Flass und einem Kanal, der sie mit Wasserkraft versieht und ihr Kohlen zuführt, während sie ihren sonstigen Versandt an den benachbarten Haltestellen zweier Bahnen bewerkstelligen kann. Auch das beinahe ausschliesslich verarbeitete Pappelholz kommt vielfach auf Kanalschiffen, in Scheiten von etwa l'/a m Länge, nach Manayunk. Wenn das Holz verarbeitet werden soll, wird es nach vorherigem Abschälen der Rinde auf einer Schneid- oder richtiger Hackmaschine, die sich nur wenig von den jetzt üblichen, weiterhin genau beschriebenen unterscheidet, in 1 bis IVa cm dicke Scheiben geschnitten. 1392 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoffi, Mit einer dieser Maschinen kann man in einem Tage etwa 50000 kg (40 cords) Holz zerschneiden. Die Manayunker Fabrik ist mit zwei derselben versehen, welche so aufgestellt sind, dass die abgeschnittenen Scheiben in darunter stehende, auf Schienen laufende Rollwagen fallen, in diesen auf einen Aufzug gefahren und in das Stockwerk befördert werden, von dem aus die Kessel ihre Beschickung erhalten. Die Kessel sind senkrecht stehende Cylinder von IVa m Durchmesser und 5 m Höhe mit halbkugelförmigen Enden und durchlöchertem doppeltem Boden und Deckel, worin die von einem cord (etwa 1400 kg) Holz gelieferten Scheiben eingeschlossen und mit Aetznatronlauge von 12" Beaume gekocht werden. In Manayunk wird mit freiem Feuer gekocht, dagegen werden die derselben Gesellschaft gehörigen gleichartigen Kessel in Royersford mit Dampf geheizt, welcher in einem die Wandung und den Boden umhüllenden Mantel kreist. Nach sechsstündigem Kochen mit einer Spannung von 6 bis 8 Atmosphären wird der ganze Inhalt unter vollem Dampfdruck durch eine seitliche Schieberöfinung mit anschliessendem weitem Rohr in einen senkrechten Blechcylinder von etwa S'/s bis 4 m Durchmesser und 3 Meter Höhe geblasen. Eine solche Kammer dient abwechselnd zur Aufnahme des Inhalts zweier Kessel, und von ihr aus strömt der ausgeblasene Dampf durch eine von der Decke ausgehende und in einem Wasser- behälter angebrachte Rohrleitung, während die gekochte Masse von Lauge und Stoff in grosse Rollwagen abfliesst. Diese Rollwagen sind eiserne auf Rädern ruhende Abtropfkasten, welche gross genug sind, um den Stoffinhalt eines Kessels zu fassen. Elf Kocher stehen in gerader Linie in einem Gebäude von 40 m Länge und 22V2 m Breite. Parallel mit dieser Kesselreihe läuft, in einem Abstand von etwa 10 m, der ganzen Länge nach ein Schienengeleise, auf dessen Seitenbahnen die Rollwagen in die Waschkammern geschoben, später an den Knotenpunkten mit Drehscheiben auf die Hauptbahn gestellt und in gerader Linie zu zwei im nächsten Saale befindlichen Waschholländern gefahren werden. Unter sämmtlichen Geleisen liegen eiserne Röhren, welche alle von den Rollwagen tropfende Flüssig- keit aufnehmen und in den zu den Abdampföfen gehörigen Laugenbehälter fliessen lassen. Die Wagen bleiben auf den Seitenbahnen stehen, bis die Hauptmasse der Lauge den Stoff ver- lassen hat und bis durch Aufgiessen von heissem, durch abgeblasenen Dampf erwärmtem Wasser noch so viel ausgewaschen ist, als man ohne zu starke Verdünnung der abzudampfenden Flüssig- keit erhalten kann. Die Waschholländer sind von solcher Grösse, dass jeder den Inhalt eines Kochers oder eines Rollwagens, d. i. etwa 400 kg trockenen Stoffs, fasst; das von ihren beiden Waschtrommeln abgegebene Wasser läuft unbenutzt ab, da es zu verdünnt ist, um noch mit Nutzen abgedampft werden zu können. Der gewaschene Stoff wird in eine Rührbütte abgelassen und von da mit Pumpen auf zwei Abpress-Maschinen befördert, von denen er, durch Knotenfänge gereinigt, in hellgrauen feuchten Bogenstücken in untergestellte Kasten lallt. Da das Holz vor dem Kochen in keiner Weise gereinigt worden ist, fäUt den Knotenföngen die ganze Aufgabe zu, und sie halten auch alle unverkochten Theile von Rinde, Aesten usw. zurück. Der reine Stoff wird in üblicher Weise in zwei Holländern von 400 kg Stoffgehalt gebleicht und in Abtropfkasten abgelassen. Ein Theil des gebleichten Holzzellstoffes wird in feuchtem Zustand in die anstossende Nixon'sche Papierfabrik gebracht und dort, mit etwas Hadernzeug gemischt, auf 4 Papier- maschinen verarbeitet. Das Uebrige läuft über eine Gylinderpapiermaschine mit vielen Trocken- cylindern, von welchen der Stoff in Rollen abgenommen und grösstentheils nach den Papier- fabriken der Herren Jessup & Moore versandt wird, da dieses Haus in Gemeinschaft mit Martin Nixon den Betrieb der ganzen Anlage übernommen hat. Die zur Wiedergewinnung der Soda dienenden Flammöfen stehen in einem runden Gebäude von etwa 60 m Durchmesser, worin sie sich radial von den nahe dem Umkreis liegenden Feuerherden bis zu dem gemeinsamen in der Mitte befindlichen Schornstein erstrecken. Die Lauge wird zunächst in grosse eiserne, unmittelbar an den Schornstein stossende Behälter gepumpt, wo sie von den Verbrennungsgasen vor deren Abzug noch erhitzt wird. Von da lliesst sie allmälig durch eine Reihe von flachen eisernen Abdampfpfannen, bis sie in dem, hinter dem Feuerherde befindlichen Kalzinirofen in ziemlich verdicktem Zustande ankommt. Während sie durch die darüber hinziehende Flamme zu Asche gebrannt wird, muss die steife Masse von einem bedienenden Arbeiter durch eine Seitenthür mit eisernem Rechen umgerührt werden, bis sie ganz ausgebrannt ist und herausgezogen werden kann. Alle nicht mineralischen Bestandtheile der gebrauchten Lauge sollen jetzt durch Verbrennen entfernt, das Natron zum grössten Theil frei geworden und durch die Flamme in kohlensaures Natron umgewandelt sein. Ein kleiner Theil des kohlensauren Natrons wird stets mit kieselsauren Verbindungen zu einer unlöslichen Masse gesintert, und die Schwierigkeit des Kalzinirens besteht in der möglichsten Beschränkung dieser unlöslichen Masse und der Wiedergewinnung eines möglichst grossen Theils des Natrons als lösliche Soda. Fabrik der amerikanischen Holzpapiergesellschaft. Houghton's Verfahren. 1393 Aus der wiedergewonnenen rohen Soda, d. i. der schwarzen Asche black ash wird das lösliche Salz mit Wasser ausgezogen, mit dem erforderlichen Zusatz von frischer kalzinirter Soda gemischt, durch Kochen mit Kalk kaustizirt und liefert neue Lauge. Die unlöslichen Theile der rohen Soda setzen sich mit dem Kalk auf dem Boden der zum Lösen dienenden eisernen Rührbütten ab, werden nach Abzug der Lauge wieder mit Wasser angerührt und in grosse, gemauerte, mit Schlacken, Asche und zerbrochenen Ziegelsteinen gefüllte Cisternen abgelassen. Die Islare Lösung, welche durch diese Cisternen filtrirt, wird unterhalb gesammelt, und anstatt frischen Wassers zum Ansetzen der Lauge benutzt, während die unlöslichen Theile der Rohsoda auf der Oberfläche zurückbleiben. Der in den beiden Fabriken der American Wood Paper Co. zu Manayunk und Royersford erzeugte Pappelholzpapierstoff zeichnet sich durch Weisse, Reinheit und weiche schwammige Fasern aus. Die in Manayunk täglich erzeugten 11 bis 14000 kg weissen Stoffe werden mit einem kleinen Zusatz von Hadern zu mittleren Schreib- und Druckpapieren ver- arbeitet. In Royersford wird auch hübsches Briefumschlagpapier aus Holz-Zellstoff allein, oder mit Papierspänen gemischt, angefertigt. Die Fasern der Pappel oder richtiger des Liriodendron sind zwar schön und brauchbar, aber so schwach, dass man es häufig in Manayunk für nöthig hält, dem erzeugten Papierstoff durch Zusatz von etwas Fichtenstoff mehr Festigkeit zu geben, obwohl die Gewinnung des Zellstoffiä aus Fichtenholz schwieriger und durch Mehrbedarf von Soda kostspieliger ist. 505. HougMon's Verfahren. Dieses Verfahren wurde in letzter Zeit hauptsächlich von der unter der Leitung von James A. Lee in Derby, England, stehenden Maschinenbau-Gesellschaft ausgeführt, und von ihr sind in den 70 er Jahren viele Anlagen in allen Theilen Europas ins Leben gerufen worden. Die Lee'sche Holzschneidmaschine arbeitete wie die jetzt (1894) gebräuchlichen mit einer senkrecht kreisenden Platte, deren Messer das in Scheiten zugeführte Holz zerhacken. Lee begnügt sich jedoch nicht mit dieser Zerkleinerung, er lässt die abgekochten etwa 2 cm dicken Scheiben zwischen ein Paar grosse eiserne Quetschwalzen mit uneljener Oberfläche fallen, von welchen sie in eine schwere gusseiserne kaffeemühlartige Reibe gebracht und in kleine Stückchen zerbrochen werden. Wenn nur Abfälle zur Verwendung kommen, kann man manchmal die Zerkleinerung vöUig ersparen. In der Fabrik der British Timber Co. in Liverpool wurden z. B. 1873 ungeheure Mengen von Holz zu Schuhsohlen und anderen Verbrauchsgegenständen verarbeitet, wobei sich etwa 30 Tonnen Abfall in der Woche ergaben. Die reinen Sägespäne wurden in einem steinernen Mahlgang gewöhnlicher Art fein gemahlen und von Pappenfabrikanten als Füllstoff verwendet, während aUe Stückchen in zwei Houghton'schen waagrechten, cylindrischen Kesseln von etwa 1 m Durchm. und 9 m Länge gekocht wurden. Zu diesem Zweck wurden sie fest in siebartig durchlöcherte cylindrische Blechkäfige von etwa IVa m Länge gepackt, deren man so viele in die waagrechten Cylinderkessel schob, dass diese ganz davon gefüllt wurden. Die inneren Wände solcher Kessel sind der ganzen Länge nach mit Schienen versehen, auf welchen die Käfige ein- und ausgleiten und von denen sie in der Mitte gehalten werden, so dass ringsum ein etwa 4 cm weiter freier Raum bleibt. Dieser Zwischenraum ist ziemlich dicht mit ein- zölligen Dampfröhren besetzt, welche sich der ganzen Länge des Kessels nach erstrecken, und deren je zwei eine besondere Schlange bilden. Ungefähr in der Mitte des Kessels treten in jede solche Schlange zwei von dem Dampfkessel ausgehende Röhren, deren eine Dampf zuführt, während die andere ihn nach vollbrachtem Umlauf in den tiefer liegenden Dampfkessel zurück- bringt. Holz und Lauge füllen den Kessel so sehr an, dass durch Aufsetzen eines gleichfalls waagrechten aber etwas kürzeren zweiten Cylinders von etwa 60 cm Durchm. ein Dampfraum geschaffen werden muss, dessen beide Enden durch Blechrohrstutzen mit dem Hauptkessel in Verbindung stehen. Auf diesem Dom sind auch die Sicherheitsventile und Manometer angebracht. Die vielen aus- und eingehenden Dampfröhren geben Gelegenheit zu undichten Stellen und Ausbesserungen, welche man vermeidet, wenn man, wie Lee, den Kessel mit freiem Feuer anstatt mit Dampf heizt. Sobald der Kessel mit Holz gefüllt und wieder dampfdicht verschlossen ist, lässt man Lauge einfliessen, welche nach Lee's Angabe aus etwa 1300 Pfund kaustischer Soda von 60 pCt. auf 6000 Pfund Holz bereitet wird. Da man bei der Wiedergewinnung der Soda umsomehr Wasser zu verdampfen hat, je verdünnter die Lauge ist, nimmt man sie gewöhnlich so stark, dass sie bis 12" Bd zeigt. Die zum Kochen angewandte Dampfspannung wechselt von 6 — 10 Atmo- sphären und würde gewiss häufig noch höher genommen werden, wenn nicht die Furcht vor Explosionen einen Hemmschuh anlegte. 176 j^394 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. Nach beendigtem Kochen wird die Lauge unter Dampfdruck in einen Behälter geblasen, von welchem die Abdampföfen gespeist werden. Anstelle der Lauge lässt man dann Wasser in den Kessel, heizt von neuem und bläst die erhaltene verdünnte Lauge gleichfalls in den Vorrathsbehälter der Abdampföfen. Das Ergebniss einer zweiten und manchmal einer dritten Waschung gleicher Art ist jedoch zu schwach, um noch mit Vortheil abgedampft zu werden. In Liverpool werden die Käfige nach drei solchen Waschungen herausgenommen, entleert und wieder frisch gefüllt. Der fertige Halbstoff wird von Hand auf das MetaUtuch einer Pappenmaschine gelegt, und kommt mit 50 pCt. Wassergehalt zur Versendung. In den meisten Fabriken wäscht man den Halbstoff noch in Holländern, bleicht ihn wie Stroh und andere Stoffe mit Chlorkalk und lässt ihn dann über eine möglichst einfache Cylindermaschine laufen, von welcher er, in Rollen abgenommen, zum Versandt kommt. Zur Wiedergewinnung der Lauge verwendet Lee grosse Flammöfen gewöhnlicher Art, in denen die Flamme unter den Abdampfpfannen hinstreicht und gleichzeitig die auf den Herd niedergelassene dicke Lauge kalzinirt. Die erste in Deutschland erbaute Holz -Zellstoff- Fabrik von Max Dresel in Dalbke bei Bielefeld entsprach 1873 der vorstehenden Beschreibung in Anlage und Betrieb; die dort erzeugten Papiere aus reinem Holzzellstoff zeichneten sich jedoch vor andern durch Reinheit und Festigkeit aus. Das in Dalbke verarbeitete knorrige dünne Kiefernholz ist so reich an Harz, dass Herr Dresel es der Mühe werth fand, das auf der Oberfläche der abgeblasenen Lauge schwimmende harzsaure Natron abzuschöpfen und zum Leimen des Papiers zu verwenden. Herr Dresel fand auch, nach vielen vergeblichen Versuchen mit Metallen, in seinem eigenen Holzzellstoff das beste Mittel zur Dichtung seiner Kocher. Er füllte eine in die Flansche des Kochers gedrehte ringförmige Vertiefung mit Zellstoff, welcher dann von dem eintretenden Vorsprung des Deckels fest zusammengepresst wurde. Durch diese Erfahrung geleitet, fabrizirte Herr Dresel Dichtungsringe für Wasser- und Dampfröhren aus reinem Zellstoff, welche sich vortrefflich bewährten. 506. Sinclair'» Verfahren. Dieses von John McNicol in Glasgow vertretene Verfahren ist gleichfalls in vielen europäischen Fabriken eingeführt, es unterscheidet sich von dem Houghton's nur durch verschiedene Anordnung des Kochers und des Abdampfofens, ist demselben jedoch in chemischer Hinsicht ganz gleich. Die in Figg. 1347 und 1348 wiedergegebenen Durch- schnitte sind dem Engineering entnommen, da sie dem Verf. als eine richtige Darstellung des Sinclair'schen Verfahrens von Herrn McNicol bezeichnet wurden. Sinclair theilt das Holz mit einer Kreissäge in Stücke, welche auf einer Schneidmaschine und in Quetsch ern, ähnlich den von Lee angewandten, zerkleinert werden. Das zerkleinerte Holz wird durch Mannloch G (Fig. 1347) in den cylindrischen, senkrecht eingemauerten Kessel A gefüllt, um welchen sich die auf dem Herde f entwickelten Feuergase schlängeln, bis sie am obern Ende in den Schornstein gehen. Die Verbrennungsgase werden von den um den Kessel gemauerten Ringen e e^ e^ zu einer schraubenartigen Bewegung durch die Züge E gezwungen und dadurch zur Abgabe des grössten Theils ihrer Wärme veranlasst. Die Berührung des Holzes mit der heissen Kesselwand, welche bei Heizung mit freiem Feuer stets bedenklich ist, wird durch eine, mit dem Kessel durch Bolzen verbundene, durchlöcherte Blechverkleidung vermieden, welche der Flüssigkeit, aber nicht der festen Masse den Durchgang gestattet. Der obere Theil h dieses Käfigs ist mit besonders vielen und grossen Oeffnungen versehen, durch welche sich die ringsum aufkochende Flüssigkeit über die Holzmasse ergiessen kann. Die zu einer Kochung nöthige Menge konzentrirter Aetz- natronlauge wird in einem waagrechten Kessel Q bereit gehalten und fliesst nach Oeffnung der Hähne h^ und h durch das Rohr g und den Rohrstutzen a ein, nachdem eine entsprechende Menge Wasser schon mit demHolz zugegeben war. Der Abfluss der gebrauchten Lauge erfolgt durch Ventil 7 und Rohr t, die gekochte Holzmasse wird durch das seitliche Mannloch C herausgenommen. Die Entleerung durch das Mannloch C wird sehr schwierig, wenn das Holz nicht gut verkocht ist, oder wenn es sich, wie es häufig geschieht, im untern Theil des Kessels zusammengepackt hat. Gewöhnlich muss die gekochte entwässerte Stoflfmasse mit Haken durch den langen untern Hals herausgeholt werden. Diese Schwierigkeit wird beinahe gänzlich überwunden, wenn man den Kessel mit eingelassenem Dampf anstatt mit freiem Feuer heizt, weil der lange, zu dem Mannloch G führende Hals dann wegfällt, und die Oeffnung unmittelbar in der Kesselwand angebracht werden kann. Die Berührung der Kesselwände mit freiem Feuer birgt auch bei den besten Einrichtungen Explosionsgefahr, welche durch Heizen mit Dampf vermieden wird. Sinclair bedient sich desshalb eines Dampferzeugers aus schmiedeisernen Röhren, bei dem gefahrliche Explosionen nicht vorkommen, und der überhitzten Dampf liefert. Durch Anwendung solch überhitzten Houghton's Verfahren. Sinolair's Verfahren. 1395 man eine die darin Fig. 1347. , 130 RiH Sis£, Dampfes, an Stelle einer gleichen Menge des gewöhnlich mit Wasser beladenen, bringt viel grössere "Wärmemenge in den Kocher, braucht also weniger Dampf und verwässert enthaltene Lauge in geringerem Grade. In der englischen Papier- fabrik der Herren Mc Murray in Rickmansworth, Herts, wurde Holz anfangs in einem Sinclair- schen Kessel von der in Fig. 1347 dargestellten Art mit freiem Feuer, bei einer Dampfspannung von 13 bis 14 Atmosphären, gekocht. Die heftigen Aus- dehnungen und Zusammen- ziehungen, welche das Kessel- blech durch die abwechselnde Hitze und Abkühlung erfuhr, verursachten jedoch so häufige Ausbesserung leck gewordener Stellen, dass man zu der be- schriebenen Dampfkochung über- ging und sich mit einer Spannung von 10 Atmosphären begnügte. Während man bei Anwendung von Feuer so viel Flüssigkeit in den Kocher geben muss, dass alles Holz davon be- deckt ist, kann man beim Ein- leiten von Dampf mit einer viel geringern Menge auskommen und braucht infolgedessen anstatt wie früher 32 Pfund kaustische Soda, nur 24Pfund von 60Procent auf 112Pfund(l Centner) schwedi- sches Weisstannenholz, Sobald Lauge und Dampf nach beendetem Kochen ab- geblasen sind, wird der Inhalt mit eingeleitetem heissem Wasser und Dampf einmal gewaschen, nach wiederholtem Abblasen von Dampf und Flüssigkeit in Roll- wagen entleert und in Holländern fertig gewaschen. Ist das Holz gut gekocht, so muss es völlig in Fasern zerfallen sein, sich weich anfühlen, und silbergraue Farbe zeigen. Wenn es diese Eigen- schaften hat, lässt es sich mit einer Lösung von 12 Pfund Chlor- kalk auf 112 Pfund Holz im Holländer bleichen. Anstatt eines gewöhnlichen Flammofens bedient sich Sinclair des in Fig. 1348 im Durch- schnitt dargestellten Ofens zur Wiedergewinnung der Soda. Der ganze obere TheU des Ofens ist von einem Laugenbehälter eingenommen, in dessen Mitte von unten her eine grosse Kammer ausgespart ist, durch welche die Verbrennungsgase seitwärts in den Schornstein abziehen. Zur Vermehrung der Heizfläche sind zwei gegenüberliegende Seiten dieser Kammern durch Röhren verbunden, zwischen welchen sich die Feuergase durchschlängeln müssen, da ihnen der gerade Weg von zwei, mit den Röhren parallel liegenden Scheidewänden verlegt ist. Von dem Feuerrost streicht die Flamme über den anstossenden Kalzinirherd und vor dem Eintritt in 176* 1396 Ersatzstoffe für Hadern. Natronzellstoff. die Kammer noch über einen flachen zweiten Herd, welcher so gebaut ist, dass die von dem Laugenbehälter durch ein Ventil darauf gelassenen Flüssigkeit am freien Ende in den Kalzinirherd tropft. Die schon im Behälter stark konzentrirte Lauge wird auf dem oberen Herd noch mehr konzentrirt, und auf dem unteren Kalzinirherd zu Asche oder roher Fig. 1348. Soda gebrannt, welche, von einer Seitenthür aus mit eisernen Krücken herausgezogen, in den untern Raum fällt. Der obere Herd kann durch eine andere Seitenthür auf gleiche Weise von verhärteter Lauge befreit werden, und die ausgebrannte Roh- soda wird, ebenfalls durch eine Seitenthüre, ans dem unteren Räume genommen. Mit drei Pfund guter Kohle soll man bei demSinclair- schen Verfahren und mit Anwendung solcher Oefen 1 Pfund Rohsoda aus der Lauge erhalten. Die inneren Wände der Rauch- kammerröhren werden manchmal so sehr mit Ablagerungen der Lauge bedeckt, dass keine Flüssigkeit mehr durchlaufen kann. Aus dem Um- stand, dass man in einigen Fabriken diese Schwierigkeit garnicht kennt, lässt sich jedoch der Schluss ziehen, dass sie wahrscheinlich nicht unvermeidlich ist, also auch die Brauchbarkeit des Ofens nicht in Frage stellt, falls'* seine Er- gebnisse sonst befriedigend befunden werden. 507. Hahn's Verfahren. Herr Ingenieur Hahn hat bei der Anlage der Holzstoff- fabrik in Königstein bei Dresden zwar nichts Neues erfunden, aber Vorhandenes zweckmässig zusammengestellt. Die kurzen Enden, welche beim Sägen von Tannen- und Fichtenholz abfallen, bilden den Rohstoff der Fabrik, sie werden, wie bei Lee's und Sinclair's Verfahren zuerst in Scheiben zerhackt, in kleine Theilchen zerquetscht, zermahlen und fallen in diesem Zustand in einen Elevator, der sie auf den Boden über den Kochern befördert. Diese sind kugelförmig, von der in Fig. 1069, Seite 1164 dargestellten Art, aus IV2 cm starkem Blech gebaut und längs der Innern Wand mit einem Röhrensystem versehen, durch welches der Dampf gleichmässig in der zu kochenden Masse vertheilt wird. Die eingelassene Aetznatron- lauge wird aus 85 Pfund kalzinirter Soda von 52 pCt. auf 100 Pfund fertigen Holzzellstoff bereitet und in einer Stärke von 12" Be angewendet. Nach dem bei 10 Atmosphären Spannung erfolgten Kochen wird der Kessel in einen gemauerten Behälter entleert, aus dem die zuvor mit Waschwasser verdünnte Stoffmasse in eine Stoffbütte mit waagerechtem Rührer fliesst. Aus dieser Stoff bütte wird eine Lesperm ont'sche Waschmaschine (Abschn. 421, Seite 1138) gespeist, von welcher der gewaschene Stoff wieder in eine Rührbütte fliesst unddurch eine Pumpe auf die Knotenfänge befördert wird. Zum Bleichen dieses gewaschenen und gereinigten Halbzeuges im Holländer sind 25 bis 30 Pfund Chlorkalk auf 100 Pfund trockenen und gebleichten Stoff nöthig. Aus der gebrauchten Lauge werden etwa 65 pCt. des angewandten Natrons durch Abdampfen im Porion'schen Ofen (Seite 1174) wiedergewonnen. 508. üngerer's Verfahren. Albert Ungerer erhielt am 11. Juni 1872 das britische Erfindungspatent für ein neues Verfahren, welches er folgendermaassen (frei über- setzt) beschreibt: Die Kocher sind in solcher Weise durch Höhren verbunden, dass die Flüssigkeit von dem ersten in den zweiten, dritten usw. gelangt, deren Inhalt unter Anwendung von regulirbarem Druclj- und Temperatur- grad auf- oder abwärts durchdringt und schhesslich abgelassen wird. Die Grösse und Einrichtung der Anlage hängt einerseits von der Art des verwendeten Holzes und anderseits von der Art des gewünschten Papierstoffes ab. Für Laubholz und ungebleichten Papierstoff sind z. B. weniger Kocher erforderlich als zur Erzeugung von weissem Stoff aus Nadelholz. Siaclair's Verfahren. Hahn's Verfahren. Ungerer's Verfahren. 1897 In der Skizze Fig. 1349 ist eine solche Vorrichtung von 9 Kochern im Aufriss nach der Schnitt- linie r-s-t-u des Grundrisses Fig. 1350 gegeben, welche für die meisten Fälle genügen wird. Jeder Kocher ist von einem schlechten Wärmeleiter X, wie Asche, Sägespäne und dergl. eingehüllt und mit einem Feuerungs- rost 1 versehen, von welchem aus etwaige Wärmeverluste wieder ersetzt werden können. Das übliche Zubehör von Mannlöchern, Sicherheitsventilen, Manometern, Wasserstandsgläsern usw. in Verbindung mit einem System von Röhren 3 und 5 ermöglichen selbständiges Einleiten von Wasser und Lauge in jeden der neun Kessel ABCDEFGRI, sowie Fortleitung dieser Flüssigkeiten von einem in den andern. Die Lauge wird in dem Kessel J von dem Rost K aus erhitzt, bis der erzeugte Dampfdruck stark genug ist, um sie durch die Röhren 2 und die durch Oeflfnen der betreifenden Hähne damit verbundenen Kocher zu ti-eiben. Mit einer in der Zeichnung weggelassenen Druckpumpe kann man Wasser durch den als Regler dienenden Luftkessel L in sämmtliche Kocher von A bis / treiben. Flg. 1349. Die Ausführung des Verfahrens, dessen Einzelheiten den Verhält- nissen angepasst werden müssen, geschieht in folgender Weise: Nachdem sämmtliche 9 Kocher mit klein geschnittenem Holz gefüllt sind, wird der Kocher A durch das Rohr ä mit dem Laugen- kessel J in Verbindung gesetzt und nebst den 5 folgenden Kochern mit Lauge gefüllt. Die Verbindung der 6 Kocher unter einander ist durch die Rohre 2 in solcher Weise bewerkstelligt, dass die Lauge in jeden mit frischem Holz gefüllten Kocher zuerst von unten ein- und oben ausfliesst. Die im Kessel J erzeugte Span- nung vermindert sich mit jedem Kocher, durch welchen sie die Lauge zu treiben hat und wird mit Hahn und Ventilen 3 in solcher Weise geregelt, dass die mit 6 Atmosphären Spannung in den Kocher A tretende Lauge nur noch einen Druck von 1/2 bis 1 Atmosphäre in dem Kocher F zeigt. Nachdem die ersten 6 Kocher auf diese Weise mit Lauge gefüllt sind, öffne ich den Ablass- hahn 4 des sechsten Kochers F, unterbreche die Verbindung zwischen dem Laugenkessel J und dem ersten Kocher A und öffne die Verbindung zwischen A und der Wasserdruckpumpe, welche durch i, die Röhren 5 und Hahn 6 mit jedem der 9 Kessel selbständig in Verbindung gesetzt werden kann. Indem ich kaltes Wasser in den Kocher A pumpe, dränge ich die darin befindliche Lauge in den Kocher B, die aus B nach C, aus C nach D, aus -D nach .S, die von£nach J^und die von -Fdurch das Abflussrohr i^ in einen besonderen Behälter, von dem aus der Äbdampfofen gespeist wird. Der Druck in dem Regeler L muss stark genug sein, um das kalte Wasser in den Kocher A zu treiben und die Lauge in die folgenden Kocher zu drängen, sodass A mit Wasser und B bis F mit Lauge gefüllt sein werden, dass also jeder Kocher die in dem vorher- gehenden enthaltene Flüssigkeit aufnimmt. Bei dieser und allen folgenden Verdrängungen tritt die Lauge in die Kocher oben ein und unten aus. Sobald der Kocher A mit Wasser gefüllt ist, unterbreche ich die Verbindung 5 zwischen ihm und dem Regler L, sowie auch die Verbindung 2 zwischen A und B und leite frische Lauge direkt von J in den Kocher B, nachdem der Äbfluss 4 aus F vorher geschlossen und die Verbindung 2 zwischen F und G geöffnet wurde. Die in B tretende Lauge veranlasst die Verdrängung der in jedem Kocher enthaltenen Lauge in den darauf folgenden, und ihr Zufluss wird erst unterbrochen, wenn auch G gefüllt ist. Jetzt wird die Verbindung zwischen A und B und zwischen A und L wieder geöffnet und in den Kocher A kaltes Wasser gepumpt, welches den flüssigen Inhalt aller folgenden Kocher vor sich hertreibt und die Lauge des Kochers G durch das vorher geöffnete Abflussrohr 4 zu dem Abdampfofen u Fig. 1350. 1398 Ersatzstoffe für Hadern. — Holzschliff. fliessen macht. Der Kocher C ist jetzt mit der aus B gekommenen Lauge gefüllt, und alle folgenden Kocher bis G enthalten Lauge in immer erschöpfterem Zustand, A ist mit___frischem Wasser, und B mit dem aus A verdrängten Wasser gefüllt. Auf diese Weise wird fortgefahren, bis der neunte Kocher I mit Lauge gefüllt ist. Der flüssige Inhalt des Kochers A, welcher dann schon die dritte Füllung von Wasser enthält, wird nun abgelassen oder mittels Drucks und Saugung ausgetrieben, und das zu HalbstofF verkochte Holz herausgenommen. Sobald der Kocher A wieder mit frischem Holz gefüllt ist, bildet er vermittels des Rohres 3, welches ihn mit I verbindet, das letzte Glied der Kette. Das Wasser in C, welches bereits durch 2 vorhergehende Kocher A und B gegangen war, wird nicht von C nach D getrieben, oder überhaupt noch weiter zum Waschen benutzt, sondern abgelassen, während man frisches Wasser in den Kocher B treten lässt. Die von C ablaufende Flüssigkeit ist verdünnte Lauge, welche zum Ansetzen frischer Lauge oder anderweitig verwendet werden kann. Sobald C von dem aus B kommenden Wasser und B mit frischem Wasser wieder gefüllt ist, setzt man G und D in Verbindung, presst durch B mehr frisches Wasser nach und zieht aus I einen Kocher voll erschöpfter Lauge ab, sodass jetzt BCD mit Wasser und E bis 1 mit Lauge gefüllt sind. Die Verbindung D und E wird dann aufgehoben, die zwischen dem frisch gefüllten Kocher A und I her- gestellt, und frische Lauge in E getrieben, bis E F G H I und A gefüllt sind. Der Kocher jB, welcher jetzt 3 Waschungen gehabt hat, ist zum Entleeren reif, er wird mit frischem Holz gefüllt und bildet für kurze Zeit das letzte Glied der Kette. Bei ununterbrochenem richtigem Gang erhält jeder Kocher voll Holz 5 Kochungen mit Lauge, welche durch andere Kocher gegangen ist, eine Kochung mit frischer Lauge, zwei Waschungen mit Wasser, welches schon in vorhergehenden Kochern zum Waschen gedient hat und eine Waschung mit frischem Wasser. Ein Kocher ist stets in Entleerung und Füllung begriffen, und der Druck steigt in den Kochern von dem zuletzt gefüllten, wo er am niedrigsten ist, bis rückwärts zu dem eben mit frischer Lauge versehenen, wo er am höchsten ist. Einer der wesentlichsten Züge dieser Erfindung ist, dass das Holz nicht durch direkte Heizung gekocht wird, sondern dass die zum Kochen dienende Lauge unter Druck direkt vom Laugenkessel kommt, wo sie vorher genügend erhitzt wurde. Mit den Feuerherden 1 unter den Kochern soll die Lauge nur auf der erforderlichen Temperatur erhalten werden. Ein anderer wichtigerjZug ist, dass das Holz mit immer reinerer Lauge bei stets wachsender Temperatur behandelt wird. Die Vorschrift, die Lauge in jeden, mit frischem Holz gefüllten Kocher |von unten eintreten zu lassen, soll verhindern, dass sie sich an irgend einer Stelle einen leichtern Weg bahnt und nur dort durch- fliesst. Nach dieser ersten Füllung müssen die Hähne umgestellt und die Flüssigkeit von oben eingelassen werden. Die Laugenmenge ist so berechnet, dass sie gerade genügt, um das in jedem Kocher befindliche Holz zu bedecken, was gewöhnlich mit einer Laugenmenge vom 2V2- bis Stachen Gewicht des Holzes erreicht wird Das Holz sollte 6 bis 7 Stunden lang der Einwirkung der Lauge ausgesetzt sein, die genaue Zeit hängt von der Art des Holzes usw. ab. Aus der durch 5 oder 6 Kocher gegangenen Lauge wird die Soda durch Abdampfen und Kalziniren wiedergewonnen und zu neuer Lösung angesetzt. Der Kessel J, worin sich die Aetznatronlauge befindet, wird beständig mit frischer Lauge versehen. Das Waschwasser wird in zwei vorhergehenden Kochern einigermaassen erwärmt, ehe es in Berührung mit heisser Lauge kommt, und gleichzeitig wird auch der Halbstoff genügend abgekühlt, um ohne Zeitverlust herausgenommen werden zu können. Das Bleichen des Halbzeugs kann auf gewöhnliche Art vorgenommen werden, doch habe ich folgendes Verfahren am vortheilhaftesten befunden: Der Stoff wird mit einer Bleichlösung behandelt, welche aus 3 bis 4 kg Chlorkalk auf 100 kg trockenen Stoff bereitet ist. Dies kann in Kasten oder Gefässen gewöhnlicher Art geschehen, oder in einem Verdräogungsapparat, wobei die Bleichlösung von einer Abtheilung in die andere getrieben oder gepumpt wird. Solche Kasten sollten aber offen, aus Ziegel und Zement oder aus mit Paraffin getränktem Holz gebaut werden. Diese Behandlung hat weniger den Zweck, den Stoff zu bleichen, als die Farbstoffe durch Oxydation löslich zu machen, damit sie durch nachherige Behandlung mit Aetznatronlauge oder mit Lösung von kohlensauerm Natron und durch darauf folgendes Waschen entfernt werden können. Die Laugen können dazu sehr schwach genommen werden. Darch Vergleichung mit Abschnitt 458, Seite 1219 wird man als wesentliche Verschieden- heit dieses Verfahrens von dem Routledge'schen finden, dass dabei unter Druck gearbeitet wird, während Routledge keine Dampfspannung anwendet, und dass durch denselben Druck auch die Verdrängung der Flüssigkeiten bewirkt wird. Dieser Unterschied ist ein Vorzug des Ungerer'schen Verfahrens, und Ungerer hat nach den Daten der Patente überdies das Verdienst, der erste Erfinder zu sein. Theoretisch betrachtet ist das Verfahren das vollkommenste aller bis jetzt erdachten, doch wird der Umstand, dass es nur für Betriebe in sehr grossem Maassstabe anwendbar ist, seiner Ein- führung hinderlich sein. Die erste nach diesem Verfahren eingerichtete Fürstl. Liechtenstein'sche Fabrik wurde in Leopoldstein in Oesterreich errichtet, brannte aber bei ihrer Inbetriebsetzung ab. Die Neuanlage wurde^bei der Fürstl. Liechtenstein'schen Holzselileiferei in Stuppach bei Gloggnitz errichtet,^ kam 1876 in Betrieb und ging 1882 durch Kauf an die Aktiengesellschaft Schloeglmühl über. Dieselbe arbeitet (1894) noch immer mit der Ungerer'schen Gegenstrom-Koeherei, welche durch Erfahrung erheb- lieh verbessert und ergänzt wurde. Uügerer's Verfahren. Tränkverfakren. 1399 Eine zweite mit diesem Verfahi'en ausgestattete, der Firma Schoelier & Co. in Wien gehörige Anlage ist seit Anfang der neunziger Jahre in Torda in Sieben- bürgen in Thätigkeit. Der Stuppacher Zellstoff zeichnet sich durch Keinheit, Helle und leichte Bleichfähigkeit aus. Letztere Eigenschaft besitzt derselbe in demselben Grade wie Leinwand, da er, dem Sonnenlicht ausgesetzt, völlig weiss wird. Ein dem Ver- fasser vorgelegter 12 cm breiter Streifen Stuppacher Zellstoff-Pappe zeigte sich auf einer Seite an den Stellen, wo derselbe der Sonne ausgesetzt gewesen war, schneeweiss, während die Stellen links und rechts, welche gegen die Sonne gedeckt waren, graubraune Färbung wie die Rückseite behalten hatten. 509. Tränkverfahren. Die Forrest Paper Co. erzeugte 1873 |iii ihrer Fabrik zu Yarmouth bei Portland in Maine Papierstoff durch ein Verfahren, welches in der ersten Ausgabe dieses Buches folgen dermaassen beschrieben war: Das zur Verarbeitung kommende Scheitholz wird, wie in Manayunk (Abschn. 504), in Scheiben zerhackt und von einem Elevator auf den Boden gebracht, von dem aus die Kessel ihre FüUung erhalten. Diese Kessel sind waagerechte Drehcylinder von 210 cm Durchm. und 540 cm Länge, welche (mit etwa 3000 kg Holz) möglichst voll gepackt werden und dann durch das Mannloch einen Zusatz von so viel Aetznatronlauge erhalten, als noch Platz finden kann. Die aus kaustischer Soda bereitete Lauge zeigt für Tannenholz 14 bis 15" Be, für Pappelholz nur 70 Be'. Sobald das Mannloch wieder verschlossen ist, wird von derselben Lauge mit einer starken Druckpumpe noch so viel durch einen der Drehzapfen eingetrieben, dass der innere, von dem Manometer angezeigte Druck auf etwa 6 bis 7 Atmosphären steigt. Dieser Druck wird durch vollständigen Abschluss des Kessels während der folgenden einstündigen Dreh- bewegung erhalten und veranlasst die Lauge, das Holz in allen Theilen gründlich zu durch- dringen. Aus dem wieder still gestellten Kessel wird durch einen mit durchlöchertem Blech bedeckten Hahn Lauge abgelassen, bis nichts mehr abfliesst, bis sich also nur der in dem getränkten .Holze zurückgebliebene Theil noch in dem Kessel befindet. Jetzt entleert man den Kessel durch einen hölzernen Trog in den senkrecht darunter liegenden gleich grossen Kessel, welcher ringsum in einem Abstand von 7 bis 8 cm von einem dampfdichten Mantel eingehüllt ist. Dem Mantel wird Dampf von 6 bis 7 Atmosphären Spannung zugeführt, bis der Inhalt des Kessels eine Stunde lang demselben Druck ausgesetzt war, was gewöhnlich 51/3 Stunden in Anspruch nimmt. Nachdem dann der Dampf, welcher sich bei dieser Heizung aus der im Holze befindlichen Flüssigkeit entwickelt hat, abgeblasen ist, wird der Kessel in einen gemauerten Behälter entleert. Das Holz, welches beim Entleeren des Laugers gebacken ausgesehen hatte, ist jetzt in eine Mischung von grauem und dunkel gefärbtem Faserstoff verwandelt, dessen Theile sämmtlich so weich sind, dass sie sich zwischen den Fingern zerdrücken lassen. Bei dem folgenden "Waschen im Holländer nimmt die ganze Masse die bekannte graue Stofffarbe an und wird in eine Stoff bütte abgelassen, von welcher aus sie auf eine Nassmaschine von der in Figg. 773 und 774 dargestellten Art gepumpt wird. Die Knotenfänge dieser Maschine befreien den Stoff von Verunreinigungen, und die Nasspresse giebt ihn in feuchten Bogen ab. SoU der Stoff zur Anfertigung von Pack- und ümschlagpapieren dienen, so kommt er in dieser Form zur Verwendung und wird dann vorzugsweise aus Tannenholz bereitet, weil es sehr feste lange Fasern liefert. Ist er für weisse Papiere bestimmt, so wird er auf gewöhnliche Art im Holländer gebleicht; ob und welche Schwierigkeiten das Bleichen verursacht, konnte der Verfasser jedoch nicht ermitteln, da die Forrest Paper Co. gewöhnlich nur braune oder hell gefärbte Papiere aus Holzstoff fabrJzirt. Ebensowenig können die angewendeten Mengen von Aetz- natron und sonstige Unkosten und Ergebnisse mitgetheilt werden, da die Gesellschaft alle solche Zahlen geheim hält. Der Umstand, dass das Verfahren nach keiner Richtung hin Verbreitung gefunden hat, berechtigt vielleicht zu dem Schluss, dass kein grosser Gewinn damit erzielt wird. Zu Gunsten desselben spricht dagegen der Umstand, dass die Forrest Paper Co. grosse Mengen ihres Holzstoffes zur Anfertigung des Papiers der gemsfarbenen amerikanischen Postkarten geliefert hat. Am 26. Mai 1871 erhielten Thos. Wrigley von Bury, Henry Bruce und Julius Seitz das britische Erfindungspatent für ein Verfahren zur Bereitung von Holzstoff, wobei man dem Kessel, worin das Holz eingeschlossen ist, die Luft durch eine Luftpumpe oder auf andere Art entzieht und dann Aetznatronlauge, womöglich unter Druck, einlässt. Die übrige Flüssigkeit kann von dem mit Lauge getränkten Holz abgelassen werden, und letzteres wird mit Dampf gekocht. Ob und mit welchem Erfolg dieses Verfahren angewendet wird, ist dem Verfasser nicht bekannt geworden. 1400 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoff. Die in vorstehenden Abschnitten beschriebenen Verfahren sind zwar in den 20 seit Niederschrift der ersten Ausgabe verflossenen Jahren erheblich ver- vollkommnet worden, aber die Grundzüge sind unverändert geblieben. Nachstehende Beschreibungen neuerer Natron -Holzzellstoff- Anlagen und Verfahren lassen die seitdem gemachten Fortschritte erkennen. Die Neuerungen in der Zerkleinerung und Sortirang des Holzes sind grossentheils von der Sulfitstoff-Fabrikation auf die Natronzellstoff- Fabrikation übergegangen und sollen desshalb in Verbindung mit ersterer erläutert werden. 510. ZellstoflF- und Papierfabrik von De Naeyer & Co. in Wille- broeck, Belgien, Auf Seiten 1194 und 1195 ist auf Grund eines Besuches des Verf. im Jahre 1888 die in Willebroeck angewendete Wiedergewinnung des Natrons erklärt. Seitdem ist diese grösste Anlage ihrer Art erheblich erweitert worden, und nachstehend wird desshalb auf Grund eines zweiten 1894 dort gemachten Besuchs eine kurze Beschreibung derselben gegeben. Stadt und Fabrik liegen zwischen Mecheln und Antwerpen unweit des Rüpel, eines von Seeschiffen befahrenen Nebenarms der Scheide. In den Rüpel mündet an dieser Stelle ein an der Fabrik vorüberführender Schifffahrtskanal, welcher in den nächsten Jahren solche Erweiterung erfahren soll, dass Seeschiffe darauf unmittelbar bis Brüssel gelangen können. Eisenbahn -Geleise verbinden die Vorrathsschuppen mit allen Theilen der Anlage und dem belgischen Bahnnetze und werden demnächst bis an den Rüpel gelegt, um die Seeschiffe dort unmittelbar auf und von Bahnwagen zu ent- und beladen. Bei der Fluth steigt der Rüpel um etwa 4 m, und dann wird das für die Fig. 1351. Fabrik nöthige Wasser in lange Kanäle eingelassen, wo es Zeit findet, seine Verunreinigungen abzusetzen. Von hier gelangt es in einen grossen Teich, welcher eine nach Bedarf vermehrte Anzahl Filter speist, wovon Fig. 1351 in 1:100 der wahren Gi'össe einen Querschnitt giebt. In den gemauerten Behältern ruhen auf hochkantigen Ziegeln J flache Ziegel Ä", welche wohl Wasser, aber nicht den von ihnen getragenen Kies durchlassen. Die unmittelbar darauf liegende Schicht O besteht aus Kies von 3 — 5 cm, die folgende F aus Kies von 1 — 2 cm und E aus Kies von V2 cm Durchmesser. Dann folgt eine Schicht sehr groben Sandes D, hierauf mittlerer Sand G, zuletzt sehr feiner Sand B, und auf diesem steht das von oben in der Richtung des Pfeils eingelassene Wasser A. Dasselbe lässt dort alle seine Verunreinigungen zurück, sickert allmälig von oben nach unten durch die Schichten B bis O und fliesst in der Richtung des andern Pfeils ab. Durch 4 — 5 qm solcher Filterfläche sickert 1 cbm Wasser in einer Stunde, und 1888 waren schon so viele Filter vorhanden, dass die Fabrik in 24 Stunden 15 bis 20 Millionen Liter reines Wasser erhielt. Seitdem hat sich der Wasserbedarf, besonders durch die neue Sulfitstoff- Anlage derart vermehrt, dass die Fabrik ebenso viel Wasser braucht wie zur Versorgung Antwerpens gefördert wird. Der oben in den Filtern angesammelte Schmutz wird abgeschaufelt, sobald Zellstoff- und Papierfabrik von De Naeyer & Co. in Willebroeck, Belgien. 1401 er dort etwa 1^4 cm dick liegt und das Wasser nicht mehr genügend durchlässt; Reinigung des gesammten Inhaltes, d. h. des Kieses und Sandes durch Auswaschen ist nur alle zwei Jahre nothwendig. Unweit dieser Anlage beginnt auch das Rieselfeld, auf welches 1888 sämmtliche Abwasser der Fabrik geleitet wurden. Eine Fläche von 50 ha war zu diesem Zweck in 3 Theile getheilt, und auf demjenigen dieser Theile, welcher gerade berieselt wurde, blieben alle Unreinigkeiten der Abwasser zurück, während das durchsickernde gereinigte Wasser in die Scheide floss. Die andern beiden Theile der 50 ha, welche in vorhergehenden Jahren ebensolche Düngung erhalten hatten, wurden als Ackerland bebaut und gaben guten Ertrag. Seit dem Bau der Sulfitstoff- Anlage kommen saure Abwässer aus dieser mit alkalischen aus der alten Anlage zusammen und neutralisiren sich gegenseitig. Nachdem ihnen Gelegenheit gegeben ist, sich in langen Kanälen zu reinigen, werden sie bei Ebbe in den Rüpel abgelassen. Mit Natron werden Rohstoffe der verschiedensten Art aufgeschlossen, wenn sie nur genug Fasern enthalten und sich in Ankauf und Verarbeitung bilHg genug stellen. Die Hauptmasse bilden Abfälle der Holzschuhfabriken aus Pappel- und andern Laubhölzern, von denen durch Vertrag 40000 bis 50000 kg täglich gesichert sind. Ausserdem kommen alle Holzabfälle der Sulfitstoff-Fabrik, Espartogras, Schilfrohr, Stroh usw. zur Verarbeitung. Da es 1893 nm- wenig Stroh gab und dasselbe sehr theuer war, wurde es durch Bambus-Matten ersetzt, die zum Ver- packen von Zucker gedient hatten. Die Holzabfälle, wie auch die andern Rohstoffe werden aus den Vorraths- schuppen auf Schienen in die Fabrik befördert, in Siebtrommeln gewaschen, zer- kleinert, wieder gewaschen, nochmals zerkleinert und — alles mechanisch — in das Stockwerk über den Kochern befördert. Das Kaustiziren der Soda wird hier nicht, wie sonst allgemein, in offenen Rührbütten, sondern in waagrecht gelagerten cylindrischen Drehkesseln von etwa 1 m Durchmesser und 2 bis 3 m Länge ausgeführt. Die frische, kalzinirte oder wiedergewonnene Soda wird mit Stücken des erforderliehen gebrannten Kalks durch zwei Mannlöcher eingefüllt, Wasser zuge- lassen und der Kessel in Bewegung gesetzt. Durch einen hohlen Zapfen strömt Dampf ein, und ein mit der Achse paralleles Mitnehmerblech sorgt dafür, dass gründliche Mischung erfolgt. Nachdem man etwa IV2 Stunden hat Dampf ein- strömen lassen, wird der Hahn geschlossen, aber die Drehung fortgesetzt bis Prüfung ergiebt, dass die Kaustizirung vollendet ist. Dann wird der Inhalt in einen tiefer stehenden eisernen Behälter entleert, fällt aber erst in einen einge- hängten eisernen Korb, welcher etwaige Steine zurückhält. Die Vorzüge dieser Kaustizu'ung im Drehkocher bestehen darin, dass man unter Druck stärkere Lauge herstellen kann als in offenen Mischern, dass die ganze Ai'beit in drei Stunden vollendet ist und viel weniger Dampf in Anspruch nimmt. Dadurch, dass der Kalk nur drei Stunden anstatt zwölf mit der Soda in Berührung bleibt, lässt er sich auch leichter und vollständiger davon trennen, und es bilden sich weniger unlösliche Kalk-Natron- Verbindungen. Nachdem sich die Lauge in dem untern Behälter genügend abgesetzt hat, zieht man die Lösung mit einem Rohr ab, welches so gesenkt wird, dass nur der klare Theil ablaufen ,kann. Der Kalk- Rückstand wird so lange ausgewaschen als er noch Natron abgiebt, und man hat 177 1402 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoff. hier nicht nöthig, sparsam mit dem Wasser umzugehen, da alle Waschwasser, welche Natron enthalten, zum Speisen von Dampfkesseln dienen, bis sie genügende Konzentration zur Ueberführung in die Wiedergewinnungs-Einrichtung haben. Ob mit Sulfat oder Natron gekocht wird, hängt davon ab, was für Zellstoff bestellt ist. De Naeyer hat übrigens schon viele Jahre vor Dahl mit Sulfat gearbeitet. Die waagrecht liegenden Drehkocher sind gegenüber den sonst üblichen sehr klein, haben nur 1,40 m Durchmesser und 6 m Länge. Sie liegen hoch genug, um sich in unmittelbar darunter stehende eiserne Waschholländer zu ent- leeren, die so gross sind, dass sie den Inhalt eines Kochers aufnehmen und waschen. In solchen Kochern werden unterschiedslos Holz, Esparto, Stroh und viele andere ßohpflanzen mit Natronlauge von 10 bis 1 2 " B und bei hoher Dampfspannung gekocht, je nachdem die eine oder andere nach den jeweiligen Marktpreisen vor- theilhaft erscheint. Das Kochen wird jedoch nicht zu weit getrieben, sodass der Stoff, wenn er aus den Kochern kommt, meist noch seine ursprüngliche Gestalt zeigt, sich wohl zerdrücken lässt, aber sich doch noch verhältnissmässig hart anfühlt. Wenn zu stark und zu lange gekocht wird, geben nämlich die Pflanzenstoffe viel geringern Ertrag, wesshalb man hier etwa unvollkommenes Kochen durch Aussuchen der ungenügend gekochten Theile und nachheriges starkes Bleichen möglichst ausgleicht. Die nachträglich aus den Sandfängen, Holländern usw. aus- gesuchten schlecht gekochten Theile werden jedoch nicht nochmals gekocht, sondern so wie sie sind zu Packpapier verarbeitet. De Naeyer will sich lieber der Gefahr aussetzen, manchmal nicht vollkommen gekochten Stoff zu erhalten, als durch zu starkes Kochen beständig grösseren Stoffverlust zu erleiden. Der in den grossen Holländern gewaschene imd von der Lauge befreite Stoff wird in grosse Bleich- hoUänder gebracht und dort mit etwa 25 pCt. Chlorkalk gebleicht. Das Bleichen wird nicht auf einmal zu Ende geführt, sondern der Stoff mehrmals ausgewaschen und wieder mit Chlorkalklösung behandelt. Hierdurch wird allzu heftige Einwir- kung der Bleiche vermieden und Schonung der Fasern, sowie vielleicht grössere Ausbeute erzielt. Aus den Bleichholländern geht der Stoff zuerst durch steinerne Mahlgänge (Raffineure) und fliesst dann durch zwei Rinnen von etwa 50 cm Breite, aber 259 m Länge, die durch auf dem Boden liegende kleine Wehre als Sandfang und einzige Reinigungs- Einrichtung dienen, in die Absetz-Kasten für gebleichten Stoff. Diese langen Sandfang-Rinnen sind übrigens auch die einzige Verbindung der beiden ziemlich weit von einander entfernten Gebäude für Herstellimg von Stoff und dessen Verarbeitung zu Papier. Die Art der Wiedergewinnung der Soda ist auf Seiten 1194/5 beschrieben, und dem dort Gesagten ist nur zuzufügen, dass die Zahl der von de Naeyer & Co. gebauten Röhren-Dampfkessel infolge des Baues einer Sulfitstoff-Anlage erhebliche Vermehrung erfahren hat. Da alle diese Kessel mit verdünnter Ablauge gespeist werden können, so ist jetzt noch mehr Kesselraum zu deren Konzentration verfügbar. Das Bleichen erfolgt mit Chlorkalk, welcher mit aus Braunstein und Salz- säure entwickeltem Chlorgas hergestellt wird. Die dazu nöthige Salzsäm'e kommt in Bottichwagen auf Geleisen neben die mit Braunstein gefüllten Chlorgas-Entwickler und fliesst unmittelbar in dieselben. Das Chlorgas wird nicht in Gasform zum Zellstoff- und Papierfabrik von De Naeyer & Co. in Wülebroeck, Belgien. 1403 Amerikanische Nati'on-Zellstoff-Fabriken. Bleichen benutzt, sondern, wie erwähnt, durch Einleiten in Kalkmilch in flüssigen Chlorkalk verwandelt, welchen de Naeyer gasförmigem Chlor vorzieht, weU er wirksamer und bequemer ist. Dagegen erspart er das in Chlorkalkfabriken erforder- liche Trocknen des Chlorkalks, bei dem sich feste Verbindungen von Chlor mit Calcium bilden, die einen Theil des angewandten Chlors in Verlust bringen. Ein solcher Verlust tritt bei dem selbstbereiteten flüssigen Chlorkalk nicht ein, und das ganze angewandte Chlor wird beim Bleichen nutzbar gemacht. Der so dargestellte flüssige Chlorkalk wird in grosse, in den Bleichholländer- Sälen stehende Behälter aus Eisenblech gepumpt, und sobald er darin seine festen BestandtheUe abgesetzt hat, nach Bedarf in einer Stärke von 8 bis 10 ''B^. ver- wendet. Alle Chlorkalk-Leitungen sind aus Eisen, theüs Guss- theils Schmiede- eisen. Sie gewähren volle Befriedigung, da sie sich im Innern mit einer harten Kalkkruste überziehen, welche das Eisen gegen Angriffe des Chlors schützt. Fünf in einem gemeinsamen Gebäude stehende selbst gebaute Langsieb- Papiermaschtnen nebst den zugehörigen Ganzholländern u.s.w. verarbeiten einen Theil der täglich erzeugten 20 Tonnen Natron-Zellstoff". Die neue SuMtstoff'- Anlage wird weiterhin unter » Sulfitstoff « kurz beschrieben. 511. Amerikanische Natron-Zellstoff-Fabriken. Die Pusey & Jones Co. in Wilmington i. Delaware hat 1893 in Buena Vista in Virginien nach den Angaben der früheren technischen Leiter der American Wood Paper Co., Herren Embree imd Egolf, eine Anlage zur Erzeugung von Zellstoff" aus Holz durch Kochen mit Natron ausgeführt, von der Fig. 1352 einen Grundriss in 1 : 500 der wahren Grösse giebt. Aus dem Holzhacker a fallen die Stückchen in eine mit MetaUtuch bekleidete, über dem Fussboden desselben Raumes liegende Siebtrommel b, welche Staub, Schmutz und Sägespäne durchgehen lässt, also das Holz davon befreit. Das Ende der Trommel schliesst sich an das Saugrohr eines Ventilators c, welcher die Holzstücke in über den Kochern stehende Behälter bläst. In dem Raum A stehen sechs mit Rührern versehene Bottiche d zum Mischen und Kaustiziren der Lauge, und der übrige freie Theil dient zum Lagern von Soda, Kalk u.s.w. Von der Dampfmaschine in E aus wird nach allen Theilen hin Kraft geliefert und besonders die über dem Fussboden liegende Haupt welle w angetrieben. In B stehen drei mit Rührern versehene Chlorkalklöser. Die sechs Kocher h im Raum D werden aus darüber befindlichen Behältern mit Holz gefüllt. Nach beendetem Kochen wird der ganze Inhalt eines Kochers k unter Druck in einen gemeinsamen Empfänger g geblasen, wo der Stoff" gegen die Wände geschmettert und in seine Fasern zertheilt wird. Der aus Eisen- oder Stahlblech angefertigte Empfänger g hat 2,75 m Durchm., 3,65 m Höhe, seine Wände sind 4,5 mm, Boden und Decke 6 mm dick. Der gesammte Inhalt von g wird durch das verstellbare Rohr g^ in einen der drei Rührbottiche h abgelassen, von wo zuerst die starke Lauge durch den doppelten Boden in einen der zu ebener Erde darunter stehenden Sammelbehälter i fliesst. Nach thunlichster Abscheidung der starken Lauge wird Wasser zugelassen und gewaschen, bis der Stoff möglichst frei von Lauge ist. Einer der Ablaugen-Sammler i dient zur Aufnahme der starken Laugen und der ersten Waschung, der andere ist für die anderen Waschwasser bestimmt. Das Wasser dieser zweiten und dritten Waschungen, die man möglichst mit warmem Wasser ausführt, wird zur ersten Waschung des m* 1404 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoff. folgenden Kocherinhalts verwendet. Nachdem möglichst alle Lauge aus dem Stoff entfernt ist, lässt man diesen in eine tiefer, d. h. zu ebener Erde stehende Stoffbütte l ab und pumpt ihn aus dieser auf Cylinder- Entwässerungs- maschinen m von der Seite 853 dargestellten Bauart. Der in den Knotenfängen der Maschinen gereinigte Stoff fliesst in die zweite Stoff- bütte l, aus welcher er durch eine Pumpe in die drei Bleich- bottiche n befördert wird. In demselben Raum F stehen auch vier mit Eührem ver- sehene Wascher o von 1,8 m Höhe und Durchmesser, worin der gebleichte Stoff wieder ausgewaschen wird, um dann in die unten stehende Stoff- bütte q der Entwässerungs- Papiermaschine r zu fliessen. Diese steht, wie die Papier- maschinen vieler neuerer amerikanischen Fabriken, eine Treppe hoch, während Stoff- bütte, Vorgelege, Pumpen sich darunter befinden, und so der Raum um die Maschine fi'eige- lassen ist. Die Dampfmaschine, welche die KJraft zum An- trieb der Papiermaschine liefert, steht nicht nur zu ebener Erde, sondern auch in besonderem Nebenraum G\ Die Entwässerungs - Papier- maschine r ist mit zehn Trockencylindern von 4' in der untern und neun von 3' Durchmesser in der oberen Reihe versehen und soU 15 Tonnen Stoff in 24 Stunden trocknen. Die Ablaugen, aus welchen die Soda wiedergewonnen werden soll, kommen zuerst in den im Raum H unter- Amerikanische Natrou-Zellstoif-Fabriken. 1405 gebrachten Yaryan'scheu Eindampf er s (s. S. 1 1 8 1 bis 1184), der sie an den Ofen t abgiebt. Aus der hier zu Asche gebrannten Lauge wird im Raum L mittels der Einrichtung v die Soda ausgezogen. Die Dampf- kessel stehen in dem abge- trennten Bau M. Die in- neren doppelten Böden der Waschbottiche bestehen meist aus etwa 3 mm starkem Eisen- oder Stahl- blech mit Löchern von 1,5 mm Durchmesser, die etwa 12 mm auseinander sitzen und keine Fasern durchlassen. In Figg. 1353 und 1354 ist in Grund- und Aufriss in 1:50 der wahren Grösse einer der zum Ansetzen und Kaustiziren der Lauge dienenden Mischer d Mali mixing tank dargestellt. Der aus dünnem Blech her- gestellte Bottich 1 ragt ringsum über sein ge- mauertes Fundament her- vor, ist oben geschlossen ^ und nur durch zwei in Scharnieren hängende Deckeln zugänglich, welche zum Einbringen von Kalk q und Soda dienen. Auf der von einer Kette 3 an- getriebenen waagrechten Welle sitzen die Kamm- rädchen 4, welche man mit Kupplung und Hebel 5 in Bewegung setzt, wenn die senkrechte Rührwelle 6 umlaufen soll. Diese WeUe 6 trägt in einem gusseisernen Kern vier Fig. 1353. 1406 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoff. Arme 7 aus Winkeleisen mit gelenkig daran hängenden Gewichten 8, die beinahe bis zum Boden reichen. Durch Rohr 9 wird Dampf zugeleitet, und das im Innern befindliche auf- und abdrehbare Rohr 10 wird beim Abziehen der Lauge mit einer Kette so weit niedergelassen, dass in seine Mündung nur klare Flüssigkeit gelangt. Diese fliesst durch ein Rohr 11, welches drei Bottichen d dient, in den Laugenbehälter (in Fig. 1352 punktirt). DieRück- ^'S- 1355- stände werden durch Hahn 12 ausgewaschen. Einer der Bleich- bottiche n ist in Figg. 1355 und 1356 in Grund- und Aufriss in 1:50 der wahren Grösse dargestellt. Dieselben bestehen aus Gusseisen, da dieses er- fahrungsmässig der Ein- wirkung von Chlorkalk- lösung am besten wider- steht. Die Ecken sind innen abgerundet, damit sich nichts ablagern kann. Die senkrechte gusseiserne Welle 3 wird genau wie die der Mischer d ange- trieben, vom Hebel 1 aus eingerückt und dreht sich 50 mal in der Minute. Auf dem untern Theil der Welle S sitzt ein turbinen- ähnlicher Rührer nach Smith's Patent, der dm-ch Schleuderkraft den von der Mitte aus in der Rich- tung der Pfeile durch die obere Platte 5 zwischen diese und die untere Platte 4 gelangenden Stoff in heftige Bewegung versetzt und ihn veranlasst, längs den Wänden aufzusteigen und durch die Mitte zurück- zukehren. Die Verbindung zwischen den Tellern 3 und 4 ist durch Verbindungs- rippen 5 hergestellt, die wie Mitnehmer-Schaufeln gekrümmt sind. Damit sich am Teller 3 oben und an 4 unten nichts ansetzen kann, sind dieselben auch dort mit Rippen versehen. Ein Ventil 6, welches vom Handhebel 7 aus regiert wird, dient zum Ablassen des gebleichten Stoffs, ein Ventil 8 zum Auslassen des zum Auswaschen benutzten Wassers. Die Clilorkalklösung kann durch die Seite oder den Boden Fig. 1356. Amerikanische Natron-Zellstoff-Fabriken. 1407 zugeführt werden. Die gründliche Mischung des Stoffs mit der Bleich- lösung soll das Bleichen sehr er- leichtern und hat der Einrichtung in vielen Papierfabriken Eingang ver- schafft, wo sie die Bleichholländer völlig ersetzt. Wenn diese Bleicher nicht mit Waschtrommel 9 zur Entfernung der Bleichlösung versehen sind, so er- folgt dies in den Waschern o (Fig. 1352), wie oben erwähnt. Die Einrichtung v (Fig. 1352) zum Aussaugen der wiedergewonnenen Soda ist in Figg. 1357 und 1358 in 1:60 der wahren Grösse in Auf- und Grimdriss dargestellt. Der obere und mittlere Behälter 1 aus Schmiedeisen mit gusseisernem Deckel und sich verengendem Boden dient zur Auf- nahme des wiedergewonnenen Salzes undlässt es durch das teleskopische Rohr 2 abwechselnd in die untern Bottiche 3, 4, 5 und 6 gleiten. Diese sind mit ge- lochten inneren Böden versehen, die als Siebe wirken. Wenn drei derselben, z. B. 5, 6, 3, gefüllt und deren obere Oeflöiungen wieder verschlossen sind, lässt man durch die obere Rohrleitung 7 in den Bottich 5 warmes Wasser treten, welches das Salz durchdringt und unter dem doppelten Boden in die untere Rohrleitung 8 tritt. In dieser sind die Hähne so gestellt, dass das Wasser nur bis zu dem senkrecht in den oberen Theil des Bottichs 6 mündenden Rohr gelangt, darin auf- steigt und auch hier von oben nach unten durch das Salz dringt. In gleicher Weise fliesst dasselbe Wasser noch durch Bottich 3 und aus diesem als starke Sodalösung durch das unterste Rohr 9 in einen Behälter, aus dem es nach Bedarf in die Mischer d (Fig. 1352) befördert wird. Während des Auslaugens von 5, 6 und 8 hat man Bottich 4 mit frischem Salz gefüllt und 1408 Ersatzstoffe für Hadern. Natronzellstoff. schliesst ihn dann an 6 und 3 als Genosse an. Bottich 5 wird ausgeschaltet, sein Boden so geöffnet, dass das ausgesogene Salz nach unten herausfällt, wieder geschlossen und von oben frisch gefüllt. Das warme Wasser aus Rohr 7 fliesst jetzt in den Bottich 6 und durch 4 und 3 usw. Einer der Kocher l ist in Fig. 1359 in 1 : 24 der wahren Grösse in Aufriss- Durchschnitt dargestellt. Er ist, an den äussersten Enden gemessen, 25 Fuss (etwa 7 V2 in) hoch, innen 7 Fuss (etwa 2,1 m) weit und aus Blech geschweisst, also ohne Nieten. Der Vice- Präsident und techn. Leiter der Pusey & Jones Co., Herr Thomas H. Savery, war vor einigen Jahren besuchsweise in Deutschland, lernte hier die gesehweissten Kocher kennen und führte dieselben nach seiner Rückkunft mit solchem Fig. 1359. Fig. 1360. Erfolg in die amerikanischen Natron -Zellstoff- Fabriken ein, dass seitdem schon 65 und überhaupt beinahe nm- noch solche aufgestellt wurden. Der untere Theil des Kochers ist mit einem trichterförmigen gelochten innern Boden 1 versehen, welcher die Trennung der Lauge von dem Holz oder Stoff und dadurch die Herstellung eines Umlaufs der Lauge ermöglicht. Um das Einbohren von Löchern in das geschweisste Kesselblech möglichst zu vermeiden, ist der Trichter 1 mit nur 4 Schraubenbolzen an der Umfassung der Ausblaseöffnung 2 befestigt, wo das Amerikanische Natron-Zellstoif-Fabriljeii. 1409 Blech durch den aufgeschweissten Kranz erheblich verstärkt ist. Der Kranz, aus schmiedbarem Guss, welcher das obere Ende des Trichters bildet, ist genau ein- gepasst, aber garnicht an dem Kocher befestigt. Um das obere Mannloch 5 ist wie um die untere Ausblase -Oeffnung 2 ein Verstärkungsring auf den Kocher geschweisst, auf welchen der Gussstahl- Deckel von aussen geschraubt wird. Innerhalb des Kreises der Befestigungs- bolzen liegt in einer Rinne des Verstärkungsrings ein Bleiring, welcher vollkommen dichtet und bei Abnahme des Deckels ungestört bleibt. Die meisten Kocher wurden mit diesem Deckel versehen, nur einige Fabrikanten zogen den alten elliptischen von innen angepressten Mannloch -Verschluss vor. Auf die obere Wölbung des Kochers sind noch Verstärkungen 4 für ein Ausblaserohr und Sicherheitsventil, sowie 5 für ein Dampfzuleitungsrohi* geschweisst. Vom Einlass 5 erstreckt sich entlang der Wand ein 2" weites Dampfrohr 6 bis unter den Trichter 1 und endet dort mit einer nach oben gerichteten Injektor- spitze in einem gusseisernen Hut. Der zugeleitete Dampfstrahl dringt in das 2,5 " weite Rohr 7, reisst wie beim Injektor die umgebende Flüssigkeit mit und fördert sie an das obere Ende, wo sie sich durch eine Brause von oben über den Kocherinhalt ergiesst. Von dem Hut der Rohrendung 6 erstreckt sich bis oben hin auch ein 1,25 " weites Druck- Ausgleichrohr, welches bewirkt, dass im obern und untern Theil des Kochers stets gleicher Druck herrscht. In Fig. 1360 ist ein Bruchstück des untern Theils des Kochers in solchem Schnitt gezeigt, dass man daraus die Röhren 6, 7, 8 und die Befestigung des Huts an dem Trichter ersieht. Diese Einrichtung zur Herstellung eines Laugenumlaufs Logan's Patent- drculator hat sich bewährt. Der Kocher ruht auf dem Gussring 9, der selbst auf Mauerwerk liegt, ist aber nicht damit verbunden, sodass jedes Anbohren des geschweissten Kessels zum Zweck der Befestigung von Trägern u. dergl. vermieden ist. Jeder Kocher hat 622 Kubikfuss Innenraum, fasst 2,75 cords = 17 rm zerhacktes Holz, die mit 2400 gallons — 10800 1 Lauge von 11° Bö und bis 100 Pfund = etwa 6 Atmosphären Ueberdruck gekocht werden und 2600 Pfund engl. = etwa 1200 kg Stoff ergeben. Eine seit mehreren Jahren mit Erfolg betriebene Natron-Zellstoff-Fabrik der Jessup & Moore Paper Co. in Philadelphia liegt in Wilmington an dem schiff- baren Delaware-Fluss und liefert einen grossen Theil ihres Erzeugnisses an die dortigen Papierfabriken derselben Firma. Verfasser besuchte dieselbe 1893 und berichtete darüber in der Papier-Zeitung Folgendes: In den Delaware Mills kommt nur das in dieser Gegend sehr billige Pappelholz zur Verarbeitung. Dasselbe wird mit Maschinen entrindet, gehackt und in einer Siebtrommel von anhängendem Sägemehl sowie kleinen Verunreinigungen befreit, erfährt aber weiter keine Reinigung oder Sortirung, sondern gelangt unmittelbar in 10 senkrechte, geschweisste Kocher von 5' 10" (1,75 m) Durchmesser und 17' (5,2 m) Höhe. Hier wird es mit kaustischem Natron 8 Stunden bei 8 Atmosphären Druck gekocht und in grosse eiserne Behälter ausgeblasen. Nach- dem die Lauge abgelaufen ist, erfährt der Stoff hier noch eine "Waschung, und beide Flüssig- keiten gelangen miteinander zur Eindampfung. Dazu dient ein aus 4 Batterien bestehender, also 4facher Yaryan'scher Verdampfer (s. Seiten 1181 bis 1184). In jeder Batterie, d. h. in jedem der vier Kessel des Verdampfers, befinden sich 150 Röhren, die allmonatlich durch Dämpfen und Auswaschen mit Schwefelsäure möglichst von angesetzter Kruste befreit werden. Trotz dieser Bemühungen wird jedoch die Kruste allmälig so stark, dass alle Röhren jährlich mit einem Kostenaufwand von 600 Dollars erneut werden müssen. Die 178 1410 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoff. Verkrustung der Yaryan-Röhren soll in andern Gegenden bei Verwendung von Pappelholz nicht Yorkommen, trat jedoch auch ein, als die dortigen Fabriken die in den Delaware Mills verwendete sogenannte virginische Pappel probeweise verarbeiteten. Diese Erfahrungen führten zu dem Schlüsse, das letztere besondere, Kruste bildende Stoffe enthält, die in andern Arten nicht vor- kommen. Zum Kalziniren der eingedampften dicken Lauge dienen 4 Warren'sche Drehöfen, deren Bauart Seite 1198 usw. beschrieben ist. Drei derselben sind in Thätigkeit, und einer ist zur Aushilfe bereit. Der durch die "Wiedergewinnung verursachte Verbrauch an Kohlen konnte nicht angegeben werden, weil die "Wärmequellen auch für andere Theile der Fabrik dienen, also eine besondere Abrechnung nicht möglich ist. Der Stoff wird in Holländern vollends aus- gewaschen und auf einer Maschine mit einem Siebcylinder und 23 Trockencylindern in Rollen gebracht. Auch hier soll der eine Siebcylinder die ganze Erzeugung von 55000 Pfund in 24 Stunden entwässern, also ebensoviel leisten wie ein Langsieb. Da von solchen Maschinen nur Entwässerung verlangt wird, so haben die Vorzüge der Langsiebe gegenüber den Cylindersieben hier keine Bedeutung, und es empfiehlt sich desshalb, zu erwägen, ob letztere ihrer Einfachheit und billigeren Betriebs wegen nicht den Vorzug vor den in Deutschland üblichen Langsieben verdienen. 512. Sulfatverfahren. Dasselbe besteht, wie Seite 1169 erklärt, darin, dass das zur Bereitung der Kochlauge dienende Natron Na O grossentheils oder ganz durch schwefelsaures Natron oder Natriumsulfat Na2 SO4 ersetzt vräd. Dieser Ersatz von kaustischer Soda diu'ch schwefelsaures Natron oder Glaubersalz ist eine der wichtigsten Verbesserungen bei der Bereitung von Zellstoff aus Holz, weil Glaubersalz erheblich billiger ist als kaustische Soda und weil bei dessen Anwendung mehr und festerer Faserstoff aus Holz gewonnen wird. Durch Verwendung von mehr kaustischer Soda oder mehr Sulfat sind erfahrene Fabrikanten imstande, aus einer Holzart weichen baumwollartigen bis zu festerem kräftigem Stoff herzustellen. Da ziu- Verwendung von Sulfat keine Aenderung des Natron -Verfahrens und der dazu dienenden Einrichtungen erforderlich ist, so kann an dieser Stelle auf das auf Seite 1169 und Folge Gesagte verwiesen werden. Die dort gegebenen Vorschriften für Verarbeitung von Stroh gelten in gleicher Weise für Holz, 513. Wiedergewinnung des Natrons. Bei der Erzeugung von Zellstoff aus Holz wird der mit Natron gekochte Stoff im wesentlichen mit den Mitteln ausgelaugt und gewaschen, die Lauge ebenso eingedickt und ausgebrannt und das wiedergewonnene Salz ausgesüsst, wie es für die Verarbeitung von Stroh auf Seiten 1117 bis 1206 beschrieben ist. Eine wesentliche Verschiedenheit entsteht nur dadurch, dass die Kieselsäure der Strohlaugen einen erhebhchen Theil des Natrons bindet und das Abdampfen wie die Wiedergewinnung erschwert (vergl. Seite 1203), während Holz wenig oder keine Kieselsäure enthält. Aus letzterem gehen dagegen Harzstoffe in die Ablauge über und erhöhen deren Brennwerth in viel stärkerem Maasse als bei Strohlaugen. Die Verarbeitung von Holz hat daher gegen die von Stroh den Vortheil, dass sich das angewandte Natron leichter, in grösserer Menge, bis zu 90 Prozent, und mit weniger Brennstoff aus der Ablauge wiedergewinnen lässt. Ausser den auf Seiten 1173 bis 1206 beschriebenen Abdampf- und Kalzinir- Einrichtimgen giebt es noch viele andere, auch geheim gehaltene, und neue oder abgeänderte tauchen fortwährend auf. Manche Fabrikanten halten es jedoch für überflüssig, verwickelte theui-e Anlagen zu diesem Zweck zu errichten und glauben ebenso gute Erfolge zu erzielen, wenn sie nur recht grosse Flammöfen bauen und durch geeignete Führung der auf dem Schmelzherd imd Rost entwickelten Feuergase für deren AVärme- Ausnutzung und Verdampfung der Lauge sorgen. Ein erfahrener Amerikanische Natron-Zellstoff-Fabriken. Sulfatverfahren. Wiedergewinnung des Natrons. 1411 Natron -Zellstoff- Fabrikant gab im Jahre 1892 in der Papier- Zeitung folgende Beschreibung eines solchen Ofens: Die Hauptvorzüge eines Abdampf - Ofens bestehen darin, möglichst rasch, mit wenig Brennstoff und geringen Bedienungskosten die gebrauchte braune Lauge in Schmelze (Soda) zu bringen. Eine Fabrik, die in 24 Stunden 10 000 kg Zellstoff fabrizirt, arbeitet mit zwei Ofen, von denen nachstehend Beschreibung folgt. Die ganze Länge eines solchen Ofens, von der Feuerung bis zum Schornstein, beträgt 22 m; er wird von einer Seite geheizt, und sein Rost hat 2 mm Schlitzweite. Gleich hinter der Feuerung liegt, durch eine Feuerbrücke davon getrennt, der Schmelzherd von 2V2 ni innerer Länge und 2 m Breite. Zum Einfüllen der Kalzinirmasse auf diesen Herd ist oben in der Mitte seines Gewölbes ein gusseisernes Rohr von 35 cm Durchmesser eingemauert. Die sich bildende fertige Schmelze läuft in der Mitte der Sohle durch eine 10 cm weite Oeffaung nach aussen. Ausser dem Einfüllen -der kalzinirten Masse ist hier keine Handarbeit nöthig. Gleich hinter dem Schmelzherd, wiederum durch eine Brücke getrennt, liegt der Kalzinirherd, der 18 m Länge und 2 m Breite innen hat. Dieser Herd ist durch eine Brücke in zwei Hälften getheilt, deren zweite mit einem eisernen 10 cm hohen Behälter versehen ist, welcher 8 cm höher als der gemauerte Kalzinirherd liegt. Dieser liegt IV3 m über dem Fussboden, seine mit feuerfesten Steinen versehenen Seitenwände steigen noch 45 cm an und tragen über Schmelz- und Kalzinir- herd ein Gewölbe von 7 cm Wöibungshöhe. Unmittelbar hinter dem Kalzinirherd, quer zu demselben, liegt ein Dampfkessel (alter Holzkocher) von 10 m Länge, IV9 m Durchmesser, an welchen sich der Schornstein schliesst. Die braunen Laugen, sowohl die Koch- als die eingedickten Waschlaugen, werden in einer Stärke von 17 bis IS** Beaumö in einen auf dem Kalzinirherd stehenden Behälter geblasen oder gepumpt, von wo sie in den vorgenannten Dampfkessel übergehen. Die Laugen werden in diesem durch die abgehenden Gase der Feuerung und des Schmelzherdes so erhitzt, dass eine Spannung von 25 — 30 Pfund entsteht, und die Wasserdämpfe dieses Kessels werden zum Kaustiziren der Laugen im Mischer verwendet. Die Lauge kommt in diesem Kessel durch Verdampfen auf 27 — 28*' Beaume und wird aus demselben in den hintersten eisernen Theil des Kalzinirherdes geblasen, wo sie sich bis zu 37 — 38" eindickt. In dieser Stärke wird sie in den gemauerten Kalzinirherd abgelassen und bleibt dort, bis sie sich in einen konzentrirten Brei verwandelt hat. Im Kalzinirherd liegt die Hauptarbeit, und dessen vordere Längsseite hat auf je 1 m Entfernung, etwa 10 cm von der Sohle, Oeffnungen von 18 cm Breite und 12 cm Höhe mit eisernen Thüren, die im hintern Theil zum Durchpeitschen der Lauge mit einer eisernen dünnen Stange, im vordem Theil zum Rühren mit Krätzern dienen. Auf der Oberfläche der Lauge darf sich keine geschlossene Haut bilden, weil dieselbe die sich entwickelnden Wasser- dämpfe festhält und so die Eindickung hindert, und weil bei zu hoher Temperatur der Wasser- dämpfe Explosionen entstehen können und schon mehrfach vorgekommen sind, welche den Ofen zertrümmerten und Menschenleben in Gefahr brachten. Hier muss stets strenge Aufsicht geübt werden. Sobald die Lauge vollständig eingedickt ist, wird sie in eiserne Karren durch die vorgenannten Oeflfnungen ausgekratzt und zum Schmelzherd befördert. Dass zum Ausmauern der Feuerung des Schmelz- und vorderen Kalzinirherdes nur gute feuerfeste Steine verwendet werden dürfen, sei hier besonders bemerkt. Alle zwei Jahre erfordert die Sohle und auch theilweise das Gewölbe eine Erneuerung, die einschliesslich der zur Erkaltung nöthigen Zeit gewöhnlich eine Woche in Ansprach nimmt. Ein solcher Ofen liefert in 24 Standen durchschnittlich 5000 kg Schmelze. Die Fabrik feuert nur mit Holz und braucht 6 rm Brennholz, aber die meiste Hitze wird vom Schmelzherd geliefert. Welchen Einfluss der Brennstoff auf die Güte der Schmelze hat, zeigen folgende Ergebnisse: Holz. Kohlen. Torf. Kohlensaures Natron . . . 65,27 50,20 60,32 Schwefelsaures Natron . . 10,47 19,40 6,05 Schwefelnatrium 16,54 8,49 8,10 Unterschwefligsaures Natron 1,59 6,16 3,80 Chlornatrium 0,64 2,80 0,66 Kieselsäure 2,05 3,16 12,82 Thon (Kalk) und Eisenoxyd 2,40 5,19 5,90 Schmutz 1,04 4,60 2,35 Torf war, abgesehen von der minder guten Beschaffenheit der Schmelze, auch in Bezug auf die erhaltene Menge Natron der theuerste Brennstoff, obwohl derselbe, da er auf dem Grund und Boden der Fabrik liegt, nur den Arbeitslohn kostet. Auch die Kohle lieferte geringere Mengen und kam theurer als Holzfeuerung. Die Löhne betragen auf 100 kg Schmelze 28 Pf. 178* 1412 Ersatzstoife für Hadern. — Natronzellstoff. 514. Bleichen von Natron-Holzzellstoff. Natron- oder Sulfatholzzell- stoff wird in gleicher Weise gebleicht, wie es für Stroh auf Seiten 1149 bis 1152 beschrieben ist. Seit Niederschrift jenes Abschnitts ist 1893 in der Papier- Zeitung eine Beschreibung des im letzten Satz der Seite 1150 und Folge erwähnten Nachbleiche- Verfahrens erschienen, welcher die in 1 : 75 der wahren Grösse gezeichneten Auf- und Grundrisse Figg. 1.361 und 1362 entstammen. Zum Ver- mischen des Stoffs mit der Chlorkalklösung dient hier der auf Seiten 284 — 286 beschriebene Nacke'sche Holländer mit Turbinenrad, der jedoch auch durch andere Bauarten ersetzt werden kann. Das von Welle f^ angetriebene Turbinenrad f aus Phosphorbronze dreht sich über einer Platte a aus Bronze und Steingutfliesen, durch deren kreisrunde Oeffnung es den Stoff ansaugt, der dann am Umfang des Rades in fächerförmig ausgebreiteten Strömen in der Richtung nach oben austritt. Der mit Pfeil iS' fliessende Stoff bildet beim Austritt über Platte a einen über den ganzen Holländer- boden ausgebreiteten Unterstrom, welcher die Stoffmasse gewissermaassen trägt und Ansetzen von Stoff am Boden und in den Ecken verhindern soll. Der nach Pfeil t aus dem Flügelrad tretende Stoffstrom wird von der theils schrägen, theils gekrümmten Platte h ebenfalls nach der Richtung des Stoffumlaufs abgelenkt und bildet, vereint mit dem Unterstrom, den starken Zug des Holländers. Der Boden des Holländers hat von der Stelle an, wo der Stoff aus dem Flügelrad tritt, bis zu dem Stoffventil w gleichmässiges Gefälle, und steigt vom Stoffventil nach dem Turbinenrad zu wieder um einige Centimeter, sodass das Stoffventil %v und Spülventil v am tiefsten Punkt des Holländerbodens liegen, und der Holländer rasch entleert werden kann. T ist die Waschtrommel, die keinen Antrieb braucht, sondern vom Stoff bewegt wird. Der Holländer hat 7 m Länge und 3,5 m Weite, fasst je nach Eintragung 800 bis 1000 kg Stoff, bei 9 m Länge und 4,5 m Weite 1000 bis 1200 kg. Zellstoff-Fabriken nehmen gern letztere Grösse und gehen auch bis 10 m Länge. In Figur 1361 ist 0 ein zur Nachbleiche dienender Stoff kästen, welcher zwei bis drei Holländer-Leeren fasst, die durch das Stoffventil w unmittelbar hineinfliessen. Wenn der Holländer nicht unmittelbar auf dem Kasten steht, wird das Auslassrohr des Ventils iv dm-ch ein Kupferrohr verlängert, sodass der Stoff in einen oder mehrere Kästen abgelassen werden kann. Das Spülventil v hat eine im Gewölbe liegende Rohrfortsetzung, durch welche das Spülwasser abgeleitet wird. Der Boden des Stoffkastens ist mit Filtrirsteinen belegt, die unten hohl sind, die Flüssigkeit durchlassen, aber den Stoff zurückhalten. Der Boden des Kastens 0 ist so angeordnet, dass das durch die Filtrir- steine dringende Bleichwasser in einen Abzugskanal d fliesst, dessen Ablauföffnung mit einem Hahn versehen ist. Dieser Hahn bleibt solange geschlossen, als man den Stoff in der Bleichflüssigkeit stehen lassen will. Dann erst öffnet man den- selben und lässt die Flüssigkeit aus dem Kanal abziehen. Wenn der Ausfluss vollendet und der Hahn wieder geschlossen ist, setzt man die mit Bronze- oder Gummi-Kugelventilen versehene Stoffpumpe P in Betrieb und lässt durch dieselbe den Stoff aus der Vertiefung c saugen. Der Boden des Kastens 0 fällt von allen Seiten nach c hin, damit aller Stoff zu dem Saugrohr p der Pumpe P fliessen kann. Um den entwässerten Stoff aufzuweichen und in die Vertiefung c zu schwämmen, richtet ein Arbeiter die Mündung eines Wasserleitungs-Schlauchs durch Bleichen von Natron-Holzzellstoff. 1418 eine Einsteigöffnung der "Wand g auf den Stoflf und spült denselben nach und nach in die Grube c. Der Stoff wird bei dieser Art von Entleerung nicht ver- unreinigt und von der Pumpe ohne Handarbeit in die Bütte der Abpressmaschine oder nach-einem andern gewünschten Punkte befördert. Fig. 1362. Was auf Seite 1157 über die zum Bleichen A^on Stroh nöthige Menge Chlorkalk gesagt ist, gilt auch hier, man braucht um so weniger, je besser das Holz gekocht,~je mehr es von seinen Inkrusten befreit ist. 1414 Ersatzatoife für Hadern.; — Natronzellstoff. 515. Kienöl- Gewinnung. Auf Seite 1360 ist erwähnt, dass sich beim Dämpfen oder Kochen harzreichen Holzes Oel abscheidet. Dies ist in hohem Grade auch beim Kochen mit Natronlauge der Fall. Bei 110*' C. verdampfen die im Holz enthaltenen Oele und lassen sich gewinnen, wenn man während der ersten Stunde des Kochens die Dämpfe aus dem oberen Theil des Kochers abzieht. Ein ^U bis 1 Zoll weites Rohr genügt hierzu und muss in eine eiserne mit Wasser gekühlte Schlange von 7 — 15 cm Dm'chmesser führen, worin sich Oel und Dampf verdichten. Lässt man die ablaufende milchig trübe Flüssigkeit stehen, so scheidet sich Dampfwasser und darüber stehendes Oel ab. Aus 1 Raummeter „Kiefern -Knüppekollen" von 7 bis 15 cm Durchmesser erhält man nach Dr. Max Müller 0,1 bis 0,2 kg Oel, welches als „Kienöl" im Handel bekannt ist, in Glasballons versandt und bei der Lackfabrikation als Lösungs- mittel für verschiedene Körper benutzt wird. Ein Raummeter Kiefern-Kloben und starkes Rollenholz über 15 cm Durchmesser ergiebt 0,5 bis 0,8 kg. Das Oel darf beim Sulfatverfahren nur im Anfang des Kochens abgezogen werden, da man sonst sehr übelriechendes Oel erhält. Man kann annehmen, dass ein Theil des so gewonnenen Oels in den Laugen bleibt, wenn es nicht in beschriebener Weise abgezogen wird. Dasselbe vermehrt dann bei der Wiedergewinnung der Soda, also beim Brennen der einge- dickten Lauge deren Brennwerth ganz erheblich. Wenn dürmes oder Knüppelholz verarbeitet wird, sagen die Arbeiter, „die Lauge brennt nicht", d. h. sie enthält nach obigen Zahlen viel weniger Oel in Form von brennbarer Harzseife als bei Verwendung dickerer Hölzer. Dieser Vortheil geht zum Theil verloren, wenn man zu viel Oel abtreibt, also das Abdestilliren zu lange fortsetzt. Im Anfange verdampfen nm* die leicht flüchtigen Oele, die auf jeden Fall mit dem Abblasdampf verloren gingen, durch deren Entfernung daher der Lauge keine Verminderung ihi'er Brennbarkeit zuge- fügt wird. Bei fortgesetztem Abziehen und höherer Temperatur mögen aber auch schwerer verdampfbare Oele flüchtig werden, die sonst in der Lauge verbleiben. Aus Fichtenholz kann man kein Kienöl gewinnen. Der Vanille-Geruch, welcher nach Seite 1360 in Fabriken auftritt, wo Kiefern-Schleifholz gedämpft wird, kommt in Zellstoff-Fabriken nicht vor, weil der Grundstoff des Vanilin, das Coniferin, durch die hohe Koch-Temperatur und starke Ivauge zerstört wird. Coniferin findet sich auch nur in den Bastzellen, welche bei der Ver- arbeitung des Holzes zu Zellstoff viel gründlicher abgeschält werden als bei Schleifstoff. 516. Natron-Zellstoff aus Buchen- und anderem Laubholz. In Mitteleuropa giebt es an vielen Orten grosse Buchenwälder, für- deren Holz sich kein genügender Absatz findet, seitdem dasselbe als Brennholz beinahe überall dm-ch Kohlen, Torf u. s. w. verdrängt ist. Man hat desshalb häufig versucht, Buchenholz mit dem Natrouverfahren in Zellstoff umzuwandeln. Herr Max Dresel, Papierfabrikant in Dalbke bei Bielefeld, welcher zuerst in Deutschland Natron- Holzzellstoff erzeugte, hat, wie er 1890 in der Papier-Zeitung mittheilte, öfter Buchenholz verarbeitet und Papier daraus angefertigt, fand aber die Verarbeitung nicht vortheühaft. Er stellte 1878 in Amsterdam derartige Proben aus. Das Holz setzte durch seine Härte der nöthigen Zerkleinerung grossen Widerstand entgegen, und beim Kochen entstanden Schwierigkeiten, welche wahrscheinlich durch die Kienöl-Gtewinnung. Natron-Zellstoff aus Bucheu- und auderem Laubholz. 1415 Stoffergebnisa und Kosten des Natron- und Sulfatverfahrens. engeren Zellen verursacht waren. Da es kein Harz enthält, so fehlte dieses als Brennstoff beim Kalziniren der gebrauchten und wiedergewonnenen Lauge. Der Stoff lässt sich leicht bleichen, das daraus angefertigte Papier hat aber keine gTosse Festigkeit. Nach einer Abhandlung von Professor Dr. C. Councler in Hann.-Münden, die 1889 in den Forstlichen Blättern erschien, enthält Buche 41 bis 52 pCt. Zellstoff, dessen Gewinnung aber durch grossen Gehalt an gummiartigen Stoffen erschwert wird. Er fand in 100 Theilen trockenem 1881er Rothbuchenholz vom 7. Mai 9. Jimi 8. Juli 8. Aug. 21. Sept. 2. Nov. 10,78 10,69 11,57 10,60 9,18 9,40 Theile Holzgummi. Im Juli enthält das Holz auch ein Maximum, im November ein Minimum von Zellstoff. In Em'opa kommen vielfach Birken und Aspen zwischen Kiefern und Fichten vor, und es hat sich bei deren Mitverarbeitung ergeben, dass sie in geringen Mengen dem Stoff nicht schaden. Ihre Fasern sind kürzer als die der Nadelhölzer und füllen in schwacher Beimischung wahrscheinlich die Poren des Papiers aus. In den Vereinigten Staaten von Amerika wird in den Natron-Zellstofi- Fabriken meistens Pappelholz verarbeitet, welches weichen kurzen, gut bleichbaren Stoff liefert und die Baumwolle einigermaassen ersetzt. Zu manchen Papiersorten eignet es sich so gut, dass es neuerdings (1894) sogar von deutschen Papier- fabriken bezogen wurde. 517. Stoffergebniss und Kosten des Natron- und Sulfatverfahrens. Die von verschiedenen Seiten gelieferten Zahlen über die Gewichtsmenge Zellstoff, welche sich aus einem Raum- oder Festmeter Holz bestimmter Art gewinnen lässt, weichen erheblich von einander ab. Wenn man auch das Holz, dessen Ausbeute angegeben ist, in den verschiedenen Fällen in gleicher Weise geschält hatte, und es in gleich trockenem Zustand gewogen war, so gehen die Ergebnisse doch weit auseinander, je nachdem es alt oder jung war und aus dem Kern, Stamm, Gipfel, den Zweigen oder Wm'zeln des Baumes stammte. Ausserdem ergiebt dünnes, krummes und ästiges Holz viel Schälabfall, und es gelangt eine geringere Gewichts- menge davon in die Kocher als von dicken geraden astfreien Stämmen. In folgenden, von Ernst Kirchner 1892 mitgeth eilten Ergebnissen des Nati'on -Verfahrens sind solche Abweichungen bei Kiefer und Fichte angegeben: Pinus sylvestris j junges und Zweigholz . (Kiefer, Föhre) \ altes Stammholz bis . . Abies excelsa (Fichte) i , q, ' ^ ? ^ ' \ altes Stammholz Abies pectinata (Edeltanne) Stammholz . . Larix europaea (Lärche) Stammholz . Betula alba (Birke) Stammholz .... Fagus sylvatica (Buche) Stammholz . . . Salix viminalis (Weide) Stammholz . . . Populus tremula (Pappel, Aspe) Stammholz Tilia parvifolia (Linde) Stammholz . . . Alnus glutinosa (Erle) Stammholz . , . Quercus sessiflora (Eiche) Stammholz . . . 28 pCt. Ausbeute; 40 « 3J 34,5 JJ JJ 43,5 j) )J 38 )J » 35 •>1 » 41,5 5J J? 34,5 ?J >5 34 ?? » 33 )) )» 31 V )J 30,5 J) )J 28,7 J? JJ 1416 Ersatzstoffe für Hadern. — Natronzellstoff. Der Leiter der Zellstoff-Fabrik zu Stuppach bei Gloggnitz (vergl. Seite 1398), Herr C. Ziegelmeyer, fertigte 1890 anlässlich der forst- und landwirthschaftlichen Ausstellung zu Wien Zellstoff aus 16 verschiedenen Holzarten an und stellte das Ergebniss in folgender Tabelle zusammen. Post Nr. Holzgattung Lösungsmittel : Aetznatron. 1 Raummeter frisch geföUt ergab; Verlust Verlust Ausbeute Verlust Gewicht durch durch an bei Ge- mit Schälen Trocknen Cellulose winnung Rinde und bei trock. bei des Putzen 100» Gels. 100» Gels. Zellstoffs Kilogramm 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Fichte, Pinus picea . . . . Tanne, Pinus abies . . . . Weissföhre, Pinus sylvestris . Schwarzföhre, Pinus austriaca Lärche, Pinus larix . . . . Legföhre, Pinus pumilio . . Rothbuche, Fagus sylvatica "Weissbirke, Betula alba . . . Aspe, Populus tremula . . . Pappel, Populus alba . . . Eisbeere, Sorbvs torminalis Vogelbeere, Sorbus aucuparia . Sahlweide, Salix caprea . . . Bruchweide, Salix fragilis . . Esche, Fraxinus excelsior . . Erle, Alnus glutinosa . . . . 617,5 757,5 697,5 707,5 597,5 449,3 865 623,5 695 650 756,5 725,5 572,5 583,5 593,5 516,5 80 203,5 170 147 90 55,1 70 111,5 135 175 166,5 131,5 80,5 111 91 97,5 230 293,6 252,2 285,6 160,37 128,4 327,54 215,04 227,36, 226,5 224,2 269,67 241 181,4 100,1 181 108,2 96,25 105,2 86,89 116,8 99,81 139,8 85,6 108,42 88,14 103,96 100,6 85,7 104,8 103,95 81,3 199,3 164,15 169,6 188,01 230,33 165,99 327,66 211,44 224,22 170,36 261,84 223,73 165,3 186,3 298,45 156,7 Die verarbeiteten Hölzer sind im Frühjahre in den eigenen Waldungen auf der Kaxalpe in durchschnittlich 1000 m Seehöhe gefällt und einem 60- bis 80-jährigem Bestände entnommen. Die Prügel und Scheiter waren 12 — 26 cm stark. Ein Raummeter Holz (ohne Uebermaass) liefert 0,73 — 0,75 Festmeter, wobei unter einem Raummeter Holz soviele ein Meter lange Prügel oder Scheiter ver- standen sind, als in einen Rahmen von 1 m Breite, 1 m Höhe gelegt werden können. Nach Dr. Max MüUer's vieljährigen Erfahrungen als Leiter der Papierstoff- Fabrik Altdamm bei Stettin erhält man aus: 1 Raummeter Kiefer oder Föhre ^mws st/^^^es^m ungebleichten lufttrockenen Zellstoff beim Kochen mit Soda 104,7 kg bis 108,5 kg „ Sulfat . . . . 113,5 kg bis 120,4 kg 1 Raummeter Tanne pinus abies ungebleichten lufttrockenen Zellstoff beim Kochen mit Soda 94,5 kg bis 100,2 kg „ Sulfat .... 107,3 kg bis 110,7 kg Zur Kochung sind bei der nachfolgend angegebenen Kochlaugen-Zusammensetzung erforderlich auf: 1 Raummeter Holz beim Kochen mit Soda und 8 Atmosphären Ueberdruck 82 kg NajO 1 Raummeter Holz beim Kochen mit Sulfatlauge und 7 — 8 Atmosphären Ueberdruck 60 kg NagO 1 Liter der Sulfatlauge zeigte 169,6 Gesammt-Alkalinität (mit Normal- säure bestimmt) und enthielt Stoffergebniss und Kosten des Natron- und Sulfatverfahrens. 1417 11,13 g Na^COs entsprechend = 11,13 NaaCOg kohlens. NatroD 92,4 g NaOH „ = 122,43 „ Aetznatron 26,48 gNa^S „ = 35,99 „ Schwefelnatrium 169,55 NaaCOg ^- 99,1 gNa^O. Von der hier angegebenen Menge NagO, d. h. von Soda und Sulfat, wird der grösste Theil durch Verdampfung zurückgewonnen, so dass man nur den Theil des Natrons Na^O zu ersetzen hat, welcher beim Kochen und Wiedergewinnen verloren geht. In gut eingerichteten Fabriken genügen hierzu 12 kg Ammoniak- Soda von 98 Prozent Na^COg oder dementsprechender Sulfatzusatz (etwa 15 kg Na^SOi) auf 100 kg ungebleichten Zellstoff. Der Verbrauch an Steinkohlen für die Wiedergewinnung von Soda betrug für: 100 kg wiedergewonnene Schmelzsoda bei Flammofen- Verdampfung 80 — 100 kg Steinkohle 100 kg wiedergewonnene Schmelzsoda bei Benutzung guter mehrfacher Verdampf-Einrichtungen 30 — 40 kg Steinkohle, oder dieser Menge entsprechende anderweitige Heizstoffe (Spähne usw.). Durch Bleichen erleidet der Zellstoff" folgenden Verlust an Stoffgewicht: mit Soda hergestellter Zellstoff" 9 — 12 Prozent „ Sulfat „ „ 8 — 10 „ Chlorkalk- Verbrauch auf 100 kg ungebleichten Stoff": bei Sodastoff 14— 18 kg Chlorkalk „ Sulfatstoff" 10—15 „ Auf den Verbrauch an Chlorkalk sind der Ausfall der Kochung, die Art des Fabrikationswassers und die Art der Auswaschung des Zellstoffs von grossem Einfluss und lassen die grossen Schwankungen erklärlicher erscheinen. Aus vorstehenden Zahlen geht hervor, dass Holz beim Kochen mit Sulfat mindestens 10 Prozent mehr Stoff" ergiebt, dass man erheblich weniger Alkali und Chlorkalk braucht als bei Anwendung von Aetznatron allein. Hierzu kommt, dass der mit dem Sulfatverfahren hergestellte Stoff viel festere, also werth- vollere Fasern hat. Man kann auch durch Anwendung von mehr oder weniger Sulfat innerhalb durch Erfahrung ermittelter Grenzen härteren oder weicheren Stoff herstellen. Alle diese Vortheile, in Verbindung mit der Ersparniss, welche man beim Ersatz von Soda durch das viel billigere Sulfat erzielt, haben bewirkt, dass beinahe alle Natronzellstoff-Fabriken damit arbeiten. 179 1418 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfltzellstoff, SULFITZELLSTOFF. 518. Geschichte. Seit Erscheinen der ersten Ausgabe dieses Buches hat sich eine dort garnicht erwähnte Art der Erzeugung von Zellstoff verbreitet und derartig entwickelt, dass sie die erste Stelle in der Erzeugung von PapierstoflF ein- nimmt, nämlich die Behandlung von Rohpflanzen und besonders von Holz mit schwefliger Säure. Die ersten Versuche der Anwendung dieser Säure zu solchen Zwecken wurden nach den dafür ertheilten Erfindungs-Patenten schon Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gemacht, aber jedenfalls vergeblich, da sie zu keiner dauernden Fabrikation führten. Der Engländer Peter Claussen erhielt am 3. Juni 1851 ein amerikanisches Patent, nach dessen Beschreibung Stroh mit Alkali getränkt und der Einwhkung von schwefliger Säxu^e oder der Gase aus- gesetzt wird, welche sich bei langsamer Verbrennung von Schwefel bilden. Der französische Papierfabrikant Lioud in Bourg-Argental nahm in Frank- reich Patent Nr. 116 996 vom 12. Februar 1877, wonach schweflige Säure allein oder in Verbindung mit einer Base auf Holz oder andere Pflanzenfasern wirken und dieselben von Inkrusten befreien soll. Viel wichtiger als diese und andere Patentschriften sind jedoch die des Chemikers B. C. Tilghman aus Philadelphia, weil darin das Verfahren der jetzigen Fabrikation in der Hauptsache schon beschrieben ist. Er erhielt ein britisches Patent Nr. 2924 im Jahre 1866 und auch ein preussisches vom 31. März 1867. Nach demselben wird Holz, Stroh, Esparto u.s.w. in geschlossenem Gefäss mit in Wasser gelöster schwefliger Säure behandelt. Der Kessel wird nach Bedarf geheizt, und die Säure darf erst entweichen, wenn sie ihre Wirkung auf die Fasern geübt hat. Zur Säure soll auch einfach oder doppeltschwefligsaurer Kalk gefügt werden, wodurch die Faser hellere Farbe annimmt und sich leichter bleichen lässt. Als neu beanspruchte Tilghman die Anwendung von schwefliger Säure allein oder mit einem Alkalisalz gemischt. Herr Martin Schindler aus Zürich hatte, wie er in Nr. 51 der Papier-Zeitung von 1884 mittheilte, in Philadelphia die Bekanntschaft des Herrn Bichard Tilghman, Bruders des Patentinhabers Benjamin Tilghman, gemacht und von ihm Näheres über die von beiden Brüdern in den Jahren 1866 bis 1869 gemachten Versuche erfahren. Dieselben wurden während eines ganzen Jahres von den Brüdern Tilghman fort- gesetzt, die sich dabei der in Fig. 1363 dargestellten Einrichtung bedienten, a schmiedeisernes Rohr mit innerem Bleirohr h, c auf- gescliraubter Deckel mit Blei-Unterlage, o Oelbad, in welches das vorher gefüllte Versuchsrohr gesetzt und dessen Temperatur während des Erhitzens sorgfältig geregelt wurde. Das Rohr war mit Manometer und Ablasshahn versehen. I I Fig. 1363. Geschichte des Sulfitzellstotfs. 1419 Statt verbleiter Eisenr Öhren wurden auch Röhren aus Kupfer und anderen Metallen versucht und fanden sich 1884 noch im Laboratorium der Brüder TUghman. Herr Schindler beschreibt die Versuche mit folgenden Worten: Wässrige schweflige Säure allein oder in Verbindung mit Sulfiten aller häufiger vor- kommenden Alkalien wurde zu den Versuchen benutzt. Die Kochzeit, Stärke der Lösungen, Temperatur und Druck wurden bei jedem Versuche abgeändert, bis endlich günstige Resultate erreicht waren. Holz wie Rothtanne (spruce), Schierling (hemlock), Pappel (poplar), Weide (willow), U.S.W., und auch Stroh wurden, in V2 ^oll lange Stücke zerhackt, verwendet. Die günstigen Resultate der Laboratoriums-Versuche veranlassten die beiden Herren, das Verfahren in fabriksmässigem Maassstabe auszuführen. Die nachstehend angeführten Apparate wurden in der Papierfabrik des Herrn W. Harding in Manayunk bei Philadelphia aufgestellt. Zur Bereitung der schwefligen Säure wurde ein Ofen, System Harrison Blair, von Kearsley in Lancashire gebaut und daran ein automatischer Speiseapparat angebracht. Der Ofen soll sehr gut gearbeitet haben, und namentlich soll jede Sublimation von Schwefel durch spezielle Einrichtung des Herrn R. A. Tilghman vermieden worden sein. Eine 6 zöllige Röhre führte das schwefligsaure Gas in die Kühlgefässe und weiter zu den Thürmen. Letztere hatten einen Durchmesser von 5 Fuss. Das Gas wurde unten in den Thurm eingeführt, währenddessen Wasser von oben herunterträufelte. Ausserdem wurden Apparate zur Benutzung der vom Kaustiziren der Soda stammenden Kalk-Rückstände konstruirt. Der schlammartige kohlensaure Kalk wurde in Kufen mit Wasser zusammengebracht und durch ein Rührwerk in Suspension erhalten. Die schweflige Säure trat am Boden der Kufe in die Flüssigkeit und bildete unter Austreiben der Kohlensäure schwefligsauren Kalk. Der von den Herren Tilghman konstruirte Kocher existirte noch vor wenigen Monaten, er war 50 Fuss lang und 3 Fuss im Durchmesser; der liegende Cylinder war auf Rollen drehbar. Die erste Auskleidung bestand aus V4 Zoll dicken Bleiplatten. Dieser einfache Kocher genügte den Herren nicht. Leider waren sie aber keine Zellstoff-Techniker, sondern nur tüchtige Chemiker. Der Kocher sollte nämlich zum ununterbrochenen Betrieb eingerichtet werden, d. h. unter dem Druck mit dem der Kocher arbeitete, sollte der gekochte Zellstoff entleert und frisches Holz nachgefüllt werden. Sehr überdachte aber ebenso komplizirte Apparate, bestehend aus Kammern in denen sich Spiralen und Kolben zur Bewegung der Masse befanden, wurden zu beiden Enden des Kochers angebracht. Dass es äusserst schwierig war, die Kammern bei 80 Pfund (5 Atmosphären) Druck dicht zu halten, versteht sich von selbst. Die Innenseite der Bleiauskleidung wurde behufs selbständiger Entleerung der Füllung mit einer durch die ganze Länge des Kochers gehenden spiralförmig aufgebrachten Bleiplatte versehen. Bei der Drehung des Kochers sollte der Stoff, der Spirale folgend, nach dem Entleerapparat an dem einen Kocher-Ende gebracht werden. Die Herstellung dieses komplizirten Kochers verursachte grosse Opfer an Zeit und Geld von Seiten der Herren Tilghman. Nur kurze Zeit war der Kocher im Betriebe, als grosse Schwierigkeiten mit der Bleiauskleidung entstanden. Die Dichtung der seitlichen Apparate gab wohl viel zu schaffen, hielt sich aber verhältnissmässig ordentlich. Nahe an 30000 Dollars hatten die bisherigen Versuche aufgezehrt, doch wurde die neue Auslage einer Bleiauskleidung aus viel stärkeren Blei- und Antimon-Platten gewagt. Regelmässiges Arbeiten war selbst jetzt noch nicht möglich; die Bleiauskleidung ging ganz leidlich, aber die Entleer- und Füllapparate und die immer reparatur- bedürftigen Dichtungen machten viele Schwierigkeiten. Was ein Fachmann von vornherein eingesehen, wurde nun endlich den rastlos arbeitenden Herren klar, nämlich, dass ein kontinuirlicher Betrieb zu endlosen Schwierigkeiten führen musste. Mit Energie wurden Pläne für einen neuen Kocher ausgeführt. Es war ein ganz ein- facher mit Blei ausgefütterter Kugelkocher, der gewiss zur Lösung der Aufgabe geführt hätte, wenn nicht plötzlich neue Wolken am Horizonte sich gezeigt hätten. Mit einem Male verringerten sich die Preise der Soda so bedeutend, und die Apparate zur Wiedergewinnung wurden so ver- bessert, dass die Hoffnung, einen billigeren Zellstoff als den Sodazellstoff darzustellen, unter damaligen Umständen selbst den rastlosen Brüdern Tilghman schwinden musste. Die bedeutende Erfindung der Sandgebläse fiel gerade in jene Zeit, die den Erfinder, Herrn B. Tilghman, gleich anfangs zu grossen Erwartungen berechtigte. So kam es, dass dem schon gekeimten Pflänzchen der Sulfitstoff-Industrie alle weitere Pflege entzogen wurde. Herr Schindler sandte mit obiger Darstellung eine Probe weissen Sulfit- ZellstoflPs, welcher von jenen Versuchen stammte und als gut bezeichnet werden kann. Der Verfasser war vom Frühjahr 1867 bis Ende 1871 Direktor der Papier- fabrik, welche den Eigenthümern der bedeutendsten in Philadelphia erscheinenden 179* 1420 Ersatzstoffe für Hadern. — SvüfitzellstofF. Zeitung, des s) Public Ledger,«, gehörte, kam als solcher auch häufig nach der Vorstadt Manayunk und in die dortige, dem Besitzer der Zeitung » The Enquirer «, Herrn W. Harding, gehörige Papierfabrik. In den Jahren 1867 bis 1869 war ein Theil der Fabrik abgesperrt, und es wurde erzählt, dass ein Chemiker^aus Philadelphia auf eigene Kosten grosse Apparate dort aufgestellt habe und Versuche zur Herstellung von ZellstoflF nach neuem Verfahren mache. Die Sache wurde jedoch ganz geheim gehalten, imd man erfuhr später nur, dass die Versuche auf- gegeben waren. In der Harding'schen Papier-Fabrik wm*de damals in drei senkrechten Kochern abwechselnd Holz und Stroh mit Natron nach Dixon'schem Verfahren gekocht, und der zum Kaustiziren der wiedergewonnenen Soda benutzte, oben erwähnte Kalkschlamm entstammte dieser älteren Fabrikation. Wenn auch die Brüder Tilghman auf dem richtigen Wege zur Herstellung von Sulfitzellstoff waren, so haben sie denselben verlassen, ohne ein brauchbares Verfahren zu schafifen. Es scheint, dass brauchbare Verfahren später ungefähr zu gleicher Zeit von mehreren Erfindern ausgearbeitet wurden. Carl Daniel Ekman wies in Nrn. 69 und 73 der Papier-Zeitung von 1894 nach, dass er schon 1872 Proben und 1874 grössere Mengen von Sulfitstoff regelmässig in der Fabrik von Bex'gvik in Schweden erzeugte. Er behandelte damals das zerkleinerte Holz in 8 kleinen gemantelten senkrechten Kochern mit innerer Bleiauskleidung, die auch jetzt (1894) noch dieselben Dienste leisten sollen. Die aus jener Zeit stammenden, aus seinem Stoff hergestellten Papiere zeigen, dass er damals schon sehr Vollkommenes leistete. Seine Lauge bestand aus zweifach schwefligsaurer, Magnesia und wurde von dem im Mantel befindlichen Dampf erhitzt. Später errichtete er eine grössere Fabrik dieser Art in Northfieet, England, die er (1895) noch leitet. Sein ältestes Patent ist das englische vom 13. Juli 1881, imd diese späte Patentanmeldung beweist, dass er sein Verfahren geheim betrieb. Die Industrie hatte desshalb von seiner Erfinder-Thätigkeit wenig Nutzen und zog auch das billigere Kalk-Sulfitverfahren dem seinigen vor. Professor Dr. Alexander Mitscherlich , Sohn des berühmten Chemikers gleichen Namens, führte das nach ihm benannte Verfahren ein und machte in Nr. 56 der Papier-Zeitung von 1893 Mittheilungen über die Geschichte seiner Erfindung, denen folgende Sätze entnommen sind: Es ist wahrscheinlich, dass eine grosse Anzahl von Chemikern sich seit langer Zeit mit der Frage der Herstellung von Zellstoff aus Holz beschäftigt hat, wenigstens wurden mir im Jahre 1874/75 von missglückten Versuchen, freilich ohne Angaben über dieselben, allseitig Nachrichten zugebracht, und ich wurde von mehreren wohlmeinenden Freunden auf das Dring- lichste gewarnt, solcher Erfindung irgendwelche Geldopfer zu bringen. Durch meine Stellung als Professor an der Forstakademie zu Münden war ich veran- lasst, die chemischen Prozesse, welche die Verarbeitung des Holzes zum Gegenstand haben, näher zu verfolgen. Eine weitere Veranlassung hierzu gab mir der Besuch meines ältesten Bruders im Frühjahr 1872, welcher mir von einem von ihm beabsichtigten Bau einer Zellstoff- Fabrik (Natronverfahren) Mittheilung machte. Ich studirte infolgedessen dieses Verfahren im Laboratorium experimentell und wurde veranlasst, nach einem neuen Verfahren zu suchen, weil es meiner Ueberzeugung nach an billigem und gutem Ersatzstoff für die Hadern fehlte, und Natronzellstoff nicht imstande war, die Lücke auszufüllen, auch weil ich die Beobachtung machte, dass bei der Herstellung von Zellstoff durch das Natronverfahren eine Zerstörung der Fasern durch die heisse Lauge hervorgebracht wird. Anderseits erschien mir die technische Ausnutzung dieses Verfahrens durch die kolossalen Dampfspannungen und hohen Temperaturen der Kochungen ausserordentlich erschwert, und der Herstellungspreis des Natron-Zellstoffes sehr hoch. Greschichte des Snlfitzellstoffs. 1421 Durch Versuche, die ich infolgedessen in kleinem Maassstabe anstellte, fand ich mehrere technisch bis dahin nicht ausgenutzte Verfahren, durch welche Zellstoff aus Holz hergestellt werden konnte. Von diesen stellte sich durch weitere Untersuchungen als das billigste und den Zellstoff sehr wenig zerstörende Verfahren das der Zersetzung mit Lösung von schwefligsaurem Kalk heraus. Die letztere erhielt ich anfangs durch Zusatz von stärkeren Säuren zu schweflig- saurem Kalk und später durch Lösung von kohlensaurem oder gebranntem Kalk in schwefliger Säure. Diesem Verfahren des Aufschliessens des Holzes gab ich insbesondere deswegen den Vorzug, weil ich durch dasselbe ausser dem Zellstoff einen künstlichen Gerbstoff, meiner damaligen Meinung nach einen noch werthvolleren Stoff als den Zellstoff, in grossen Mengen herstellte, der bei der Gerberei sofort zu gutem Preise verwerthet werden konnte. Die lang- dauernden Gerbversuche führten jedoch später zu der Erkenntniss, dass sich bei dem gewonnenen Leder damals einige Fehler nicht beseitigen liessen, die dasselbe unbrauchbar machten. (Diese Fehler sind neuerdings von mir beseitigt.) Ich warf mich desshalb, sobald ich dies erkannt hatte, fast ausschliesslich auf die Ausbeutung meines Verfahrens zur Herstellung von Zellstoff. Die Versuche, welche anfangs und später häufig mit grossen Misserfolgen ausgeführt wurden, machte ich zu allererst in zugeschmolzenen Glasröhren in einem Metallbade in kleinstem Maassstabe. Als diese gelangen, setzte ich sie fort in grössern gläsernen Flaschen mit weitem Hals, welche durch einen Kautschukstopfen verschlossen, mit Thermometer und Manometer ver- sehen waren und auf einem Sandbade erhitzt wurden. Als sich auch hier guter Erfolg zeigte, machte ich in weiten Kupferröhren die entsprechenden Versuche. Nach dem Gelingen auch dieser und nachdem das Verfahren auf Zeitdauer, Temperatur, Druck und Materialien-Mengen untersucht und festgestellt war, trat ich mit meinem Bruder Dr. Richard Mitscherlich in Darm- stadt zur Ausnutzung des Verfahrens in Verbindung, und wurden Verabredungen am 11. April 1874 dergestalt getroffen, dass ohne kontraktlich von mir erlaubte Ausbeutung Herr Dr. R. Mit- scherlich das Verfahren nicht benutzen durfte. Ein weiterer diesbezüglicher Vertrag wurde kurz darauf abgeschlossen und sofort zur Einrichtung einer kleinen Anlage in Darmstadt geschritten. Patente wurden von meinem Bruder nachgesucht. Am 5. Juni 1874 schrieb Dr. Rieh. Mitscherlich an mich: »Die Vorbereitungen zum Betriebe in grösserm Maassstabe haben wir jetzt hier soweit vorbereitet, dass, wenn ich Deine Resultate über den besten Anstrich des Eisens und die nähere Beschreibung des Verfahrens erhalten habe, wir in acht Tagen die Kochung vornehmen können. Auch die Pressen und alles Sonstige soU bis dahin in der Reihe sein.« Die erste Kochung fand nun am 29. Juni 1874 unter meiner persönlichen Aufsicht statt. Am 5. Juli schrieb Dr. Rieh. Mitscherlich an mich: »Ich hoffte Dir von den weitern Versuchen melden zu können, doch habe ich bis jetzt trotz meines immerwährenden Drängens noch keine weitern Kochungen vornehmen können.« Es folgten dann einige weitere Kochungen. Da mich mein Beruf und meine wissenschaftlichen Arbeiten zu sehr in Anspruch nahmen, so kochte Dr. R. Mitscherlich ohne meine persönliche Anwesenheit einige Zeit darauf in der Fabrik des Herrn Keferstein in Sinsleben bei Ermsleben Holz, und zwar Aspenholz, nach meinem Verfahren. Nach den Angaben des Herrn Keferstein in einem Briefe vom 5. Juni 1893 wurden die ersten Kochungen bei ihm im Spätsommer oder Herbst 1874 gemacht. Herr Keferstein schickte mir im Dezember 1874 Papier, welches nur aus Sulfi.tzellstoff auf der Papiermaschine hergestellt war. Verschiedene Proben des Fabrikates wurden von Herrn Keferstein nach CröU- witz und Hainsberg geschickt. Das erste Papier aus durch doppeltschwefligsauren Kalk auf- geschlossenem Holz wurde also vor oder im Dezember 1874 im Grossen dargestellt. Bald darauf übernahm ich die Ausnutzung des Verfahrens wieder selbst und trat mit einem Herrn Rissmüller in Hann. Münden in Verbindung, in dessen Fabrik und unter dessen Firma der Sulfitzellstoff anfangs hergestellt und verkauft wurde. Von gewinnbringender Her- stellung war ich aber leider noch sehr weit entfernt, und es bedurfte erst eines Kapitalverlustes von 60 000 M., um die Fabrikation mit grossem Vortheil betreiben zu können. Einen Theil dieser Geldmittel wurde mir zu bestreiten möglich durch den Verkauf von doppeltschweflig- saurem Kalk für Desinfektionszwecke, welchen ich als Nebenprodukt erhielt. Zur gewinnbringenden Herstellung und genauen technischen Durcharbeitung für den Grossbetrieb wurde zuerst ein ungefähr V2 ^bm grosser, mit gezogenen Kupferröhren versehener und mit Kupfer ausgekleideter eiserner Kessel benutzt. Diese Versuche bewährten sich wegen starker Verunreinigung des Zellstoffes und starken Abbrauchs des Kupfers nicht. Dann wurde der eiserne Kessel mit Blei ausgekleidet und mit Bleiröhren geheizt. Der schnelle Abbrauch des Bleies und die veränderte Form, welche die Bleiauskleidung bald annahm, veranlasste mich, auch diese Art zu verlassen. Ich bedeckte nun das Blei mit Mauerwerk und wandte für die Heizröhren bestimmte Bleilegirungen an. Auch das gewöhnliche Mauerwerk zeigte sich unbrauch- 1422 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. bar, und ich fand zuletzt die von mir später angegebene AusmaueruDg. Diese Auskleidung der Kocher hat sich, wenn sie vorschriftsmässig ausgeführt war, zwölf Jahre lang ziemlich unver- ändert ohne grössere Reparaturen gehalten. Nach diesen Versuchen wurde eine kleine Fabrikanlage mit einem liegenden Kessel von etwa 9 cbm Inhalt eingerichtet. Die Kochungen wurden unter verschiedenen Verhältnissen untersucht; es wurde bei höheren Temperaturen schnell gekocht, bei niederen sehr langsam; bei üeberschuss des Aufschlussmaterials und bei Mangel desselben; bei starkem Ueberschuss von schwefliger Säure und bei möglichst geringer Menge derselben und bei verschiedener Zer- kleinerung des Holzes. Ferner wurde die durch die Erwärmung entstandene Strömung der Flüssigkeit untersucht. Von einer direkten Dampfheizung wurde wegen vieler entstehender Nachtheile sofort Abstand genommen. Die verschiedenen Rohstoffe (Holz, Kalk, Schwefel, Schwefelkies) wurden untersucht. Viele vergebliche Versuche wurden gemacht, bis zuletzt die Fabrikation stets regelmässig und gut verlief. Ein grösserer stehender Kocher wurde errichtet. Dieser Zellstoff fand zu sehr hohen Preisen Absatz, er wurde bis zu 42 M. die 100 Kilo bezahlt. Die Kochungen wurden nun in grösserem Maassstabe fortgesetzt und aUmälig weiter vervoll- kommnet, bis sich aus diesen Versuchen das Verfahren herausbildete, wie es jetzt noch nach 14 Jahren im wesentlichen unverändert benutzt wird. Nur eine anfangs unbegreifliche Störung trat mitten im guten Betriebe ein, welche hervorgerufen wurde durch mehrere Wochen andauernde stets vollkommen misslungene Kochungen. Die ganze Fabrikation schien in Frage gestellt; Verluste auf Verluste häuften sich. Mehrere Tausend Mark waren verloren, als ich erkannte, dass die verfehlten Kochungen allein durch Verwendung eines neuen, für diesen Zweck nicht geeigneten Rohstoffes veranlasst waren. Wohl ebenso grosse Schwierigkeiten wie das Kochen machte die gute, vornehmlich die billige Herstellung der Kochlauge, also des Aufschlussmittels des Holzes, nämlich des doppelt- schwefligsauren Kalkes, und die zweckmässige Verarbeitung des gekochten Holzes, und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil beide Prozesse in kleinem Maassstabe nicht soweit ausge- bildet werden konnten, um sofort Versuche im Grossen mit gutem Erfolge machen zu können. Zur Herstellung der Kochlauge im Grossen wurde in den Jahren 1874 und 1875 schweflig- saurer Kalk benutzt. Derselbe wurde in einem horizontalen Tonnensystem, in welches auf der einen Seite Aetzkalk zeitweilig geschüttet und auf der andern Seite schweflige Säure geleitet wurde, unter fortwährender Bewegung des Inhalts durch rotirende Besen hergestellt. Die hier- für erforderliche schweflige Säure wurde durch Verbrennen von Schwefel erzeugt. Dieser schwefligsaure Kalk wurde in Wasser suspendirt und aus einem Theil desselben mittels Zusatzes von Salzsäure schweflige Säure abgeschieden, welche wieder schwefllgsanren Kalk löste und hierdurch ein für den Aufschluss geeignetes Material gab. Die weiteren Erfahrungen ergaben, dass diese Flüssigkeit stets einen ungleichen Gehalt an schwefligsaurem Kalk hatte, infolgedessen keinen sicheren, guten Erfolg gewährleistete. Weitere Versuche ergaben zuletzt als billigstes und bestes Verfahren die Erzeugung von doppeitsch wefligsauerm Kalk im Thurm in der Weise, wie das Verfahren jetzt üblich ist. Wurden konzentrirtere Lösungen beabsichtigt, so wurde die aus den Kochern durch Abkochen gewonnene schweflige Säure ausser in den Thurm auch in Behälter mit angerührtem gebranntem Kalk aus feinen Oeffnungen so geleitet, dass gute Bewegung in der Flüssigkeit hervorgebracht wurde. Da die durch die Kochung gewonnene Faser zunächst sehr schwach ist, wurden, um sie möglichst zu schonen, zur SortLrung, Waschung und Zerfaserung des Stoffes Apparate kon- struirt, welche eine Zerreissung derselben möglichst vermeiden, ja sogar jede heftige Bewegung möglichst ausschliessen. Die Apparate mussten zugleich die in der Masse vorhandenen Aeste, welche durch die Kochung nur wenig angegriffen sind, mit Körnchen von Gips und etwa vor- handenem schwefligsaurem Kalk abscheiden. Als dies durch meine Einrichtungen erreicht war, und die Fabrikation sich zu einem regelrechten ordentlichen Betriebe gestaltet hatte, stellten sich bei der Fabrikanlage neue unerwartete Schwierigkeiten ein. In meiner Stellung als Professor hatte mir der Kurator der Forstakademie, Herr von Hagen, im Jahre 1877 die Genehmigung ertheilt, die Firma für die ZeUstofffabrik unter meinem Namen eintragen zu lassen. Die Fabrikation ging, ohne dass ich in meinem Berufe gestört wurde, von statten. Nach dem Tode dieses Herrn trat das landwirthschaftliche Ministerium sowohl, wie die Forstbehörde aus der duldenden Stellung heraus. Die Forstbehörde verlangte Entschädigung für nach ihrer Behauptung von der Zellstofffabrik im Walde gemachte Beschädi- gungen; die Stadt verlangte Konzessions-Nachsuchung mit der Drohung der Betriebs-Einstellung, und die Kgl. Eisenbahn-Direktion machte Schwierigkeiten. Alles dies war wesentlich veranlasst durch das Unglück, dass die Zellstofffabrik hart neben eine Düngerfabrik gebaut war, und dass die von der Düngerfabrik verursachten Beschädigungen auf Rechnung der Zellstofffabrik ge- schoben Wurden. Es gab jahrelange Kämpfe, die den ganzen Betrieb der Fabrik gefährdeten. Geschichte des Sulfitzellstoffs. 1423 "Weiter kam noch hinzu, dass infolge einseitiger Berichte der Minister, Herr von Lucius, veran- lasst wurde, mir zu erklären, ich müsste die Fabrik verkaufen, der Besitz der Fabrik vertrage sich nicht mit meiner Stellung. Dies geschah meinerseits nicht; ich wies darauf hin, dass ich selbst mit der Fabrikation nichts zu thun habe, dass ein grosser Theil der preussischen Beamten Grundbesitzer sind (der Minister selbst war in dieser Lage), und dass daher auch von mir eine Entäusserung nicht verlangt werden könne, besonders da von dem Kurator der Akademie, Herrn von Hagen, mir die ausdrückliche Genehmigung gegeben sei. Alles war umsonst; die Antwort auf meine Ausführungen war, innerhalb eines bestimmten Termins müsste die Fabrik verkauft werden. Durch das Bekanntwerden meines Verfahrens war es mir inzwischen nicht mehr möglich, dasselbe nach meiner ursprünglichen Absicht allein auszubeuten, besonders, weil mir von einer Seite mit dem zwangsweisen Verkauf durch das Patentamt gedroht wurde, wenn ich einen Verkauf des Verfahrens nicht abschliessen wolle. Nun erfolgte die Errichtung einer neuen Fabrik nach der andern nach meinem Verfahren, und kurz nach der erwähnten Verfügung des Herrn Ministers stellten sich auch Käufer für meine Fabrik ein. Ich schloss den Verkauf ab, kündigte aber infolge des Vorgehens des Herrn Ministers gleichzeitig meine Stellung. Die weiteren Leiden, welche die Bekämpfung meines Fabrikates, als es in grossen Massen auf den Markt kam, mir verursacht hat, sind genügend bekannt; es ist auch bekannt, wie der Zellstoff trotz der erbittertsten Anfechtungen sich Bahn gebrochen hat. Mitscherlich hatte schon im Juni 1874 ein luxembiu'gisches Patent auf sein Verfahren erhalten und um diese Zeit auch Sulfitstoff wenigstens probeweise hergestellt; ob derselbe schon so gut wie der von Ekman fabrizirte war, erscheint zweifelhaft. Am 5. Februar 1875 erhielt er ein sächsisches Patent auf die Erzeugung von Gerbstoff, welches er am 22. Januar 1878 in das deutsche Reichs- patent Nr. 4178 umwandelte. Vom gleichen Tage ist das Zusatz-Patent Nr. 4179 datirt, in welchem die Gewinnung von Zellstoff als Nebenerzeugniss geschützt war. Dasselbe hat folgenden Wortlaut: Das Verfahren besteht im wesentlichen in der Einwirkung des sogen, doppeltschweflig- sauren Kalkes (schwefligsaurer Kalk gelöst in wässriger Lösung von schwefliger Säure) auf vorher gedämpfte Pflanzentheile bez. auf gedämpftes Holz, welches vorher zerkleinert ist, bei über dem Siedepunkt des Wassers liegenden Temperaturen. Ich gebe hier nur im Nachfolgenden die Beschreibung des Verfahrens bei Verwendung von Holz; dasselbe bei Verwendung von anderen Pflanzentheilen ergiebt sich aus der nachfolgenden Beschreibung von selbst. Die betreffende wässrige Lösung des doppeltschwefligsauren Kalkes wird auf die "Weise hergestellt, dass über nicht zu kleine Stücke von kohlensauerm Kalk, welcher sich in einem Thurme befindet, gleichzeitig und zwar von oben "Wasser und von unten ein Strom schwefliger Säure geleitet wird. Diese schweflige Säure wird theils durch Verbrennen von Schwefel oder Schwefelmetallen bereitet, theils resultirt sie beim Abkochen der, wie unten beschrieben, ge- wonnenen Fabrikationsflüssigkeit. Auf ähnliche Weise lassen sich leicht andere schwefligsaure Salze, wie schwefligsaures Natron u.s.w., mit sehr geringen Kosten herstellen, welche unter Umständen auch für diesen Prozess verwerthet werden können. Das entrindete, nur wenig mit der Säge zerschnittene, von den Aesten nicht nothwendig befreite Holz kommt in einen im Innern mit Steinen, Cement und Blei vollständig ausgekleideten eisernen Kessel, welcher mit Heizröhren, sowie mit den nebensächlichen Vorrichtungen zum Ab- und Zulassen der Flüssigkeiten und des Dampfes u.s.w. versehen ist, wird dann nach erfolgtem Abschlüsse des Kessels mit Wasserdampf gedämpft und mit der hinzugelassenen Lösung des genannten Kalksalzes je nach der Zerkleinerung des Holzes während längerer oder kürzerer Zeit, in der Regel über acht Stunden lang, über 108" erhitzt. Bei dieser Einwirkung lösen sich die den Zellstoff umgebenden und durchdringenden Bestandtheile des Holzes auf, während ersterer als weiche Masse in der Flüssigkeit zurückbleibt. Der Inhalt des Kessels wird nun zum Sieden und zwar so lange erhitzt, als die Dämpfe, welche in den oben gedachten Thurm mit den Kalkstücken geleitet werden, noch stärker nach schwefliger Säure riechen. Statt die schweflige Säure in den Thurm zu leiten, lässt man sie auch in einen Kasten, welcher Wasser und aufgerührten reinen gelöschten Kalk enthält, hineingehen. Hierdurch wird eine reine kon- zentrirte Lösung von doppeltschwefligsauerm Kalk erzeugt, welche beim Gährungsprozess zur Verhinderung der Essigsäurebildung und faulnisswidriger Körper eine stets zunehmende "Verwendung findet. Wird statt des gebrannten Kalkes kohlensaures Natron u.s.w. in den angegebenen Kasten gebracht, so werden hierdurch leicht die verschiedenen schwefligsauren Salze dargestellt, 14:24 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoif. Die von dem Zellstoffe darauf abgeschiedene Flüssigkeit, welche neben Kalksalzen (Gyps u.s.w.) Gerbsäure, Gummi, Essigsäure und ein wenig zurückgebliebene schweflige Säure enthält, wird in der Hauptsache bis jetzt nutzbar gemacht a) als Material zur Gerbung von Häuten; b) zur Herstellung von Gummi und c) zur Gewinnung von Essig. Zu a. Aus der betreffenden Flüssigkeit wird der Kalk am einfachsten durch Schwefel- säure abgeschieden. Die Flüssigkeit kann dann unmittelbar oder auch, wenn sie verschickt werden soll, nach erfolgter Konzentration und nach der nöthigen Verdünnung zum Gerben der Häute benutzt werden. Die anderen noch in der Flüssigkeit enthaltenen Stoffe sind in der Regel ohne jeden schädlichen Einfluss auf die Gerbung. Auch kann die Gerbsäure durch Kalkmilch aus der Lösung gefällt und aus dem getrockneten Niederschlage nach längerer Zeit wieder durch Säure abgeschieden werden. Ich habe beobachtet, dass die geringe Menge der in der Flüssigkeit befindlichen schwefligen Säure durch ein Aufschwellen der Häute während des Gerbprozesses denselben beschleunigt und die Haltbarkeit der in der Lösung befindlichen Stoffe vergrössert. Dabei zeigen die Gerbstoffe in der zuerst gewonnenen Lösung die Eigenthümlichkeiten der Gerbstoffe von der zu dem Holze gehörenden Rinde; z. B. ändert die aus Fichtenholz bereitete Lösung die Naturfarbe der Haut ebenso wie die der Rinde wenig ab. Jedoch wird durch die zuletzt angegebene Operation unter Umständen die färbende Wirkung der Gerbsäure verändert. Zu b. Behufs der Herstellung von Klebestoffen wird in der Regel die Lösung nur allein eingedampft und der auskrystallisirte Gyps durch Abgiessen von der Flüssigkeit getrennt. Der etwas braun gefärbte, an der Luft stark Feuchtigkeit anziehende Rückstand vertritt in manchen FäUen das gewöhnliche Gummi arabicum. Die zur Trockenheit eingedampfte, sowie die konzentrirte Lösung des Gummis hält sich Jahre lang unverändert, keine Spur von Sauerwerden oder von einer Schimmelbildung tritt bei demselben ein. Für einige Verwendungen ist es zweck- mässig, den Kalk aus der Lösung durch Schwefelsäure u.s.w. zu fällen und die abgeschiedene schweflige Säure abzukochen, oder auch statt der letzteren Operation die schweflige Säure durch Zusatz von chlorsaurem Kali in Schwefelsäure zu verwandeln. Auch ist es für manche Zwecke erforderlich, bevor das Gummi verwendet wird, erst die Gerbsäure aus der Lösung zu entfernen. Zu c. Die Essigsäure erhält man durch Verdichtung der bei der Konzentration der Flüssigkeit entstehenden Dämpfe. Aus einem Theil der gewonnenen Lösung kann durch Gährung Alkohol dargestellt werden. Der unlösliche Rückstand im Kessel ist Cellulose mit Asttheilen des Holzes, welch letztere ihrer dichten Beschaffenheit wegen nicht wesentlich im Kessel verändert werden, und leicht mechanisch mit der Rinde ausgeschieden werden können. Die ganz oder fast weisse Cellulose erhält man durch obigen Prozess in einer viel grösseren Menge, als sie bisher im Holz angenommen wurde, z. B. von lufttrockenem Fichtenholz über 66 pCt. lufttrockene Cellulose. Sie eignet sich direkt oder nach vorheriger Bleichung (mit Chlorkalk) zur Papierfabrikation und unter Umständen selbst zur Herstellung von Geweben. Vortheile des Verfahrens gegenüber bekannten Verfahren sind: Die Lösung erfordert bei ihrer Wirkung auf das Holz eine geringe Zerkleinerung desselben, eine so niedere Temperatur und einen so geringen Druck, dass der Kessel infolge der Umkleidung so gut wie garnicht leidet, und Gefahr einer Explosion nicht vorhanden ist. Der Dämpfprozess unterstützt die folgende Reaktion des doppeltschwefligsauren Kalkes wesentlich. Infolgedessen genügt eine einmalige Behandlung des Holzes mit der Lösung. Die Ausbeute an Cellulose ist sehr gross. Patent Ansprüche: 1. Die Bereitung von Gerbstoff, Klebestoffen und gährbarer Flüssigkeit durch Behandlung der Holzes mit der Lösung des betreffenden Kalksalzes bei einer Temperatur von über 108", sowie die gleichzeitige Gewinnung der Cellulose und der Essigsäure als Nebenprodukte bei diesem Vorgange. 2. Die Bereitung der Lösung des sogenannten doppeltschwefligsauren Kalkes unter Wieder- benutzung der ausgetriebenen schwefligen Säure. 3. Die unmittelbare Verwendung der schweflige Säure enthaltenden Flüssigkeit oder der abgedampften Masse oder des zerlegten gerbsauren Kalkes als Gerbematerial. Dabei wird "Werth gelegt auf die angeführte vortheilhafte Wirkung der schwefligen Säure. Nach Ablauf des 15jährigen Schutzes musste am 5. Februar 1890 das Haupt- patent und mit ihm das Zusatzpatent gelöscht werden. Infolge einer Klage auf Nichtig- keit hatte das Reichsgericht schon am 28. Oktober 1884 auf Grund der Tilghman'schen Patentschriften dem Anspruch 1 des Patents 4179 folgende Fassung gegeben: Geschichte des Sulfitzellstoffs. Wirkung: des doppeltschwefligsauem Kalks. 1425 »Die Bereitung von Gerbstoff durch Behandlung des Holzes mit der Lösung des betreffenden Kalksalzes, bei einer Temperatur von über 108", sowie die gleichzeitige Gewinnung der Essigsäure als Nebenprodukt bei diesem Vorgang«. Der. Theil, welcher sich auf die Gewinnung von Zellstoff bezog, wurde also gestrichen und damit die Herstellung von Zellstoff mittels doppeltschweflig- sauren Kalkes in Deutsehland freigegeben. Prof. Dr. Mitscherlich hat in erster Linie das Verdienst, ein neues Verfahren verbreitet zu haben, welches so vorzüglich durchgearbeitet war, dass es jetzt (1895) noch beinahe imverändert mit Erfolg benutzt wird. Die Fabrikanten, welche danach arbeiteten, konnten bei sachver- ständigem Betrieb guten Zellstoff liefern und von Anfang ihres Betriebes an Geld verdienen. Der nach seinem Verfahren hergestellte Zellstoff hat meistens sehr feste Fasern und wird desshalb von vielen Abnehmern anderen Sorten vorgezogen. Sein Erfinder -Verdienst wird auch dadurch nicht vermindert, dass TheOe seines Verfahrens und seiner Einrichtungen Verbesservmgen erfahren haben, die in folgenden Abschnitten beschrieben werden. Dr. Karl Kellner erzählte in Nr. 80 der Papier-Zeitung von 1894, wie er Mitte der siebziger Jahre bei Versuchen zur Verbesserung des Aetznatron- Verfahrens zufällig und selbständig das Sulfitverfahren gefunden habe. Er konnte dasselbe jedoch erst 1878 — 79 in den Papierfabriken des Baron Ritter zu Podgora bei Goerz, Oesterreich, zur Ausführung bringen, und es ist von daher als Ritter- Kellner'sches Verfahren bekannt. Francke in Korndal bei Moelndal in Schweden erzeugte erst 1881 Zell- stoff durch Kochen mit doppeitsch wefligsauerm Kalk, seine französischen und englischen Patente sind vom Oktober und Dezember 1881 datirt. 519. Wirkung des doppeltschwefligsauem Kalks. Beim Verbrennen von Schwefel entsteht eine gasförmige Verbindung von 1 Atom Schwefel mit 2 Atomen Sauerstoff, die schweflige Säure S O2, welche seit Jahrhunderten als Bleichmittel benutzt Wil-d. ScHwefel Saaerstoil Die Schwefelsäure-Fabriken stellen zuerst schweflige Säure her, die dann dm'ch Zuführung von 1 Atom Sauerstoff und Wasser in Schwefelsäure umgewandelt wird. Tilghman hatte erkannt, dass die Aufschliessung von Holz imd anderen Pflanzen am besten gelingt, wenn die schweflige Säure mit einer alkalischen Basis vereinigt ist. Er begründet in seiner Patentschrift die Nothwendigkeit der Gegen- wart eines Alkalis damit, dass er annimmt, die schweflige Säure werde grossentheüs zu Schwefelsäm-e oxydirt, die man durch vorhandenes Alkali binden müsse. Auch spätere Erflnder und Chemiker theilten diese Ansicht. Die schweflige Säiu-e verbindet sich mit Calciumoxyd oder Kalk Ca O zu einfach seh wefligsauerm Kalk Ca 0 SO2 oder CaSOs, welcher krystallisirt, sich Caleium Schwefel Sauerstoff schwer in Wasser löst und 41 pCt. schweflige Säure enthält. Die Verbindung ist ziemlich beständig, lässt sich aber durch starkes Erhitzen in Schwefelsäure und Schwefelcalcium zerlegen nach etwa folgender Gleichung: 4 Ca SOs = 3 Ca SO4 + Ca S. Schwefelsäure Schwefelcalcium Durch Schwefelsäure oder Salzsäure kann man die schweflige Säure in ihrer Verbindung mit Kalk ersetzen und frei machen. Der schwefligsaure Kalk 180 1426 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellatoff. bietet somit ein sehr billiges einfaches Mittel zur Bewahrung grosser Mengen schwefliger Säure. Er löst sich, wie erwähnt, in Wasser schwer, sogar schwerer als Gyps, nämlich 1 Theil schwefligsaurer Kalk in 800 Theilen Wasser, aber leicht in Lösmigen von schwefliger Säure in Wasser. Solche Lösungen von einfach schwefligsauerm Kalk in schwefliger Säure gelten als doppelt- oder zweifach- schwefligsaurer Kalk, weil man annimmt, dass darin 1 Atom Kalk mit 2 Atomen schwefliger Säure verbunden ist. Ob dies aber wirklich der Fall ist, erscheint sehr zweifelhaft, und jedenfalls ist die Verbindung so lose, dass alle schweflige Säui'e solcher Lösungen, welche nicht als einfachschwefligsaurer Kalk oder Calcium monosulflt an Kalk gekettet ist, beinahe wie freie Säure wirkt. In welcher Weise diese schweflige Säure die Umwandlung der Inkrusten in lösliche Stoffe bewirkt, ist noch nicht mit Bestimmtheit ermittelt, und die Erklärung des Hergangs ist um so schwieriger, als man die Natur der Inkrusten selbst noch nicht kennt. Nach der ältesten, schon von Tilghman angedeuteten Ansicht entzieht die Schwefligsäure den Inkrusten so viel Sauerstoff, dass sich daraus Schwefelsäure bildet, die sich dann mit dem Kalk zu Gyps verbindet. Nach anderer Auffassung -dient der durch Verbrennen in schweflige Säure verwandelte Schwefel nur als Träger für Sauerstoff und giebt denselben an die Inkrusten ab. Durch diese höhere Oxydation würden aus den Inkrusten organische Säuren entstehen, die sich mit Kalk zu organisch sauerm schwefelhaltigem Salz verbinden. (A. Harpf in Nrn. 38 und 39 der Papier-Zeitung 1892.) Dr. A. Frank nimmt wie Tilghman an, dass durch Oxydation Schwefelsäure entsteht, die sich mit organischen Stoffen zu Sulfonsäure vereinigt und mit dem vorhandenen Kalk löshche Ver- bindungen bildet (s. Papier-Zeitung Nr. 63, Jahrgang 1887). Pictet & Brelaz erzeugten Zellstoff" durch Behandlung von Holz mit schwefliger Säure ohne alkalische Basis, erhielten aber braunen Stoff". Die Sulfit- stoff"- Fabrikanten wissen, dass die Gegenwart einer Basis nöthig ist, wenn der Stoff nicht gebräunt werden soll, sie untersuchen daher häufig gegen Ende des Kochens und hören damit auf, ehe der Rest des an Schwefligsäure gebundenen Kalks in andere neutrale Verbindungen übergegangen ist. Die hiernach in erheblichen Mengen entstehende Schwefelsäure findet sich nach Dr. Frank's Untersuchungen (Nrn. 60, 61 und 63 der Papier-Zeitung 1887) in den Ablaugen zum gi'össten Theil in Form von sulfonsaurem Kalk. Als »Sulfon- säuren« werden diejenigen Schwefelsäuren H0SO4 bezeichnet, in welchen ein Atom Wasserstoff" durch eine organische Gruppe ersetzt ist, H) CH3) aus TT SO4 wird also beispielsweise Metiyi | SO4 Die Sulfonsäuren unterscheiden sieh von Schwefelsäure besonders dadurch, dass sie sowohl mit Kalk wie Baryt leicht lösliche Salze bilden. Neben sulfon- saurem finden sich nm- geringe Mengen schwefelsauren Kalks in den Kochlaugen. Beide, Sulfon- wie Schwefelsäure, treiben die Schwefligsäure aus ihrer Verbindung mit Kalk aus, zersetzen also das Monosulflt und verursachen die zu Ende des Kochens wachsenden Ansammlungen von gasförmiger Schwefligsäure, denen durch Abblasen manchmal Luft gemacht wird. Wirkung des doppeltschwefligsaueru Kalks. Wahl des Holzes. 1427 Die von anderer Seite aufgestellte Ansicht, dass Monosulfit durch die ent- stehenden organischen Säuren zersetzt werde, ist nach Dr. Frank's Untersuchungen unrichtig, da ausser der Kleesäure (Oxalsäure) keine im Kocher entstehende organische Säure die Schwefligsäure aus ihrer neutralen Verbindung mit Kalk, d. h. aus Monosulfit verdrängen kann. Dr. Karl Kellner nimmt an (Papier-Zeitung 1894, Nr. 81), dass die Schwefligsäure SO2 nicht höher oxydirt wird, sondern organische sulfinsaure Ver- bindungen von ähnlicher Zusammensetzung wie obige sulfonsaure bildet. Für den Zellstoff-Fabrikanten ist es unerheblich, durch welche chemische Umsetzungen die Inkrusten zur Lösung gebracht werden, wenn er nur durch sein Verfahren den Zellstoff völlig davon befreit. Magnesia, die sich ohnehin stets in Begleitung von Kalk findet, wird von Ekman in Form von Magnesit anstatt Kalk angewandt und hat den Vorzug, dass seine Verbindimgen, die schwefligsaure und schwefelsaure Magnesia, in Wasser leicht lösKch sind, also den Stoff nicht verunreinigen. Andere benützen Dolomit, ein aus kohlensauerm Kalk und kohlensaurer Magnesia bestehendes Mineral, anstatt Kalk. Natron, Kali und andere Basen würden vermuthlich ähnliche Dienste leisten, werden aber bei der Fabrikation nicht angewendet, weil der viel billigere Kalk vollkommen genügt. 520. Wahl des Holzes. Wie für Holzschliff (s. Seite 1242), so ist auch für Sulfitstoff die Fichte am geeignetsten. Tanne giebt gröbere Fasern und aus der Kiefer, deren grosser Harzgehalt auch lästig ist, muss der rothe Kern entfernt werden. Trotz seiner grössern Billigkeit ist es desshalb an den meisten Orten nicht vortheilhaft, Kiefernholz zu verarbeiten. Neuerdings (1895) sind in Amerika Hemlocktanne und Laubhölzer versuchsweise mit Erfolg verarbeitet worden. Letztere ergaben weissen aber kurzfasrigen baumwolligen Stoff. Fichtenholz muss auch, wie jedes andere mit grosser Vorsicht eingekauft werden. Wurmlöcher erscheinen im Sulfitstoff als schwarze Punkte, sonnenbrandige Pfeile als braune Splitter und rothfaule, blau und schwarz angelaufene Stellen zeigen sich als ebensoviele Fehler. Alle solche schädlichen Theile, sowie Bast und Aeste müssen vor oder nach dem Kochen sorgfältigst entfernt werden, ehe dies durch Zermahlen des gekochten Stoffes unmöglich wird. Fabrikanten, die nach Mitscherlich's Verfahren arbeiten, verwenden gern frisches Holz, weil es festeren Stoff als altes liefert, müssen sich aber umsomehr vor harzreichem Holze hüten. Bei solchen Verfahren, bei denen das Kochen durch unmittelbare Einführung von Dampf in den Kocher und die Lauge ausgeführt wird, zieht man trockenes Holz vor, wahrscheinlich weil dasselbe rascheres Eindringen der Lauge gestattet. Sofortiges oder doch rasches Eindringen der Lauge ist hier erwünscht, weil dieselbe nur anfangs konzentrirt ist und nach und nach durch zutretenden Dampf verdünnt wird. Bei frischem Holz wird dieser Uebelstand durch dessen grösseren Wassergehalt noch vermehrt und das Eindringen der Lauge erschwert. Bei dem Mitscherlich'schen Verfahren wird langsamer und nicht mit ein- geleitetem Dampf, sondern mit Heizröhren gekocht, die Lauge also nicht verdünnt. Um zu ermitteln, ob es vortheilhafter ist, starke oder schwache Hölzer zu ver- arbeiten, wurden in einer Sulfitstoff-Fabrik Versuche angestellt mit starken und schwachen Stämmen von 60- bis 80-jährigen Fichten aus den sächsisch-böhmischen Wäldern. 180* 1428 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Gewicht mittlere Stärke Länge Festmeter des Festmeters Die starken Hölzer hatten 23,5 cm 12,5 m 0,55 fm 530 kg ,„ schwäclieren Hölzer hatten 10,5 „ 8,75 „ 0,127 „ 538 „ Es ergab sich nun beim starken Holz schwachen Holz Verlust durch Reinigen und Zerkleinern . . 10,4 pCt. 13,5 pCt. Sortirtes la Holz 76,4 „ 72 Abfallendes Ha und Hla 13,2 „ 14,5 „ lÖF pCt. lÖÖ pCt Die Ausbeute betrug von 100 kg Rohholz beim starken Holz schwachen Holz la Zellstoff 31,29 pCt. 30,09 pCt. Ha „ 3,37 „ 4,00 „ Hla „ ■ . 2,53 „ 2,31 „ 37,19 pCt. Zellst. 36,40 pCtZellst. Der Verkaufswerth des aus einem Festmeter Holz dargestellten Zellstoffs war für das starke Holz 51 M. 97 Pf., für das schwache 50 M. 62 Pf. Kostet nun das Festmeter des starken Holzes frei Fabrik wenigstens 19 M., so betragen die Kosten des Holzes 36,5 pCt. des Werthes des Zellstoffs. Kostet aber das Festmeter des schwachen Holzes 15 M., und betragen die Mehr- kosten an Arbeitslohn ^U M., so ergeben sich hier die Kosten des Holzes zu nur 31,1 pCt., woraus ersichtlich, dass es auch bei der Fabrikation von Sulfitstoff vor- theUhafter ist, schwächere Hölzer zu nehmen und zwar vielleicht 40 bis 60-jährige Bestände. Dies gilt jedoch nur für die Durchschnitts-Fabrikation und bei obigen Preis -Verschiedenheiten. Wo starke Hölzer nicht erheblich theurer sind als schwache, und zur Herstellung besonders feinen Zellstoffs wird es vortheilhafter sein, stärkere Stämme wegen ihrer grösseren Reinheit zu verwenden. Für die Wahl des Holzes gilt ausserdem das auf Seiten 1239 und 1240 für Schleifholz Gesagte. 521. Fördern, Putzen und Zerkleinern des Holzes. In den Fabriken, welche anfangs das Sulfitverfahren einführten, bediente man sich zunächst der Hilfsmaschinen, welche bei der Holzschleiferei und Natron-Zellstoff-Fabrikation zur Holzvorbereitung schon in Anwendung waren. Das auf Seiten 1244 bis 1258 Gesagte gilt desshalb auch hier. Damit die Sulfitlauge alle Theile des Holzes leicht durchdringen kann, müssen die Klötze wie für Natron-Zellstoff quer zur Faserrichtimg in dünne Scheiben getheilt werden. Diese Theilung sollte jedoch, wie Dr. Karl Kellner in Nr. 80 der Papier-Zeitung 1894 sagt, nicht mit Sägen ausgeführt werden, weil dabei viel Abfall entsteht und die Lauge schwer ins Innere der Holzscheiben gelangt. Wenn aber das Holz im Innern trocken bleibt, ist es spezifisch leicht, schwimmt obenauf und bräunt sich an den Stellen, die nicht von Flüssigkeit durchdrungen sind, sobald die Temperatur im Kocher auf mehr als 110 "C. steigt. Um das Eindringen der Lauge ins Innere der abgesägten Scheiben zu erleichtern und die Luft auszutreiben, dämpft Prof. Dr. Mitscherlich das Holz vor dem Kochen. Dr. Kellner sucht denselben Zweck durch stärkere Zerkleinerung des Holzes zu erreichen, die es auch möglich macht alle Theile einer ebenso genauen Untersuchung zu unterziehen wie sie bei Lumpen üblich ist. Wahl des Holzes. Fördern, Putzen und Zerkleinern des Holzes. Sagemaschine. 1429 In manclieii Fabriken werden diese kleinen Holzstückclien von zahlreichen, oft mehr als Hundert Arbeiterinnen auf Drahtsieb -Tischen sortirt, um alle Aeste, faulen oder harzigen Theile usw. sorgfältig daraus zu entfernen. Die Einrichtungen, welche zur Zerkleinerung dienen, sind in den folgenden Abschnitten beschrieben. 522. Sägemaschine. In den Vereinigten Staaten von Amerika werden die Stämme vielfach noch mit Sägen in Scheiben zerschnitten. Eine sehr sinn- reiche Einrichtung dieser Art, die von D. E. Edwards & Co. in Saginow in Michigan gebaut ist, wurde von Heinrich Wildhagen in Nr. 6 der Papier- Zeitung von 1892 folgendermaassen beschrieben. Fig. 1364 zeigt eine Ansicht der ganzen Maschine nach photographischer Aufnahme. Fig. 1364. Nachdem das Holz in kurze, für die Maschine passende Längen geschnitten ist, wird es auf Rindenschälmaschinen von der Rinde befreit. Diese Maschinen sind so aufgestellt, dass die an denselben beschäftigten Arbeiter die von Rinde und Bast befreiten Stücke auf die in Fig. 1365 dargestellte schiefe Ebene T der Maschine legen, auf welcher hinab dieselben dann der Säge zurollen. 1430 Ersatzstoffe für Haderu. Sulfitzellstoff. Flg. 1365. In dem oberen Theile des starken gusseisernen Gestelles liegt die Haupt- welle mit einigen Riemscheiben und den Sägen B (Fig. 1364), darunter eine Trommel B (Fig. 1365) mit vier Reihen Fingern V, F\ V% V^ zum Ergreifen, Festhalten und Vorbringen der zu schneidenden Hölzer. Zur besseren Uebersicht sind in Fig. 1367 sämmtliche zur Maschine gehörigen wichtigsten Theile, schematisch neben- einander gelegt, in ein- fachen Linien dargestellt. Bei Hölzern von ge- ringem Durchmesser lässt man die Trommel B etwa 6 mal, bei starken Hölzern nur 4 mal in der Minute umlaufen. Da sich nun an der Trommel, wie aus Figg. 1365 und 1366 er- sichtlich ist, 4 Reihen Finger V, V^, V^, V^ be- finden, und jede Reihe, wenn sie durch die schiefe Ebene T geht, von dieser ein Stück Holz aufnimmt, so ergiebt dies bei Hölzern von geringem Durchmesser 6X4 = 24 Stück, bei solchen von grösserem Durch- messer 4X4 = 16 Stück in der Minute. Die grösste Länge der zu schneidenden Hölzer ist etwa 30 Zoll (76 cm), da nicht über 20 Sägen auf der Welle /'' Ä, Fig. 1367, befestigt, werden können. Durch Probe ist ermitttelt worden, dass man 70 Cords (1 Cord = SVs rm) in 10 Stunden in IV4 Zoll dicke Scheiben schneiden kann. Durch- schnittlich werden jedoch nur 50 — 60 Cords in 10 Stunden geschnitten, wozu die Maschine nur einen Mann zur Bedienung braucht. Da bis zu 20 Sägen auf der Welle A (Fig. 1367) befestigt sind, welche aus einem Stück Holz von 30 Zoll Länge 21 Scheiben von ie 1 V4 • J ^ "Rio" 1 ^fiß Zoll Dicke schneiden, so müssen auch ^' 21 Finger F, 7^, V\ V^ in jedem Satz vorhanden sein, um jede einzelne Scheibe festzuhalten. Diese 21 Finger sind in einem Rahmen zusammengefasst, der in den Gleitbahnen U der Trommel B (Figg. 1365 und 1366) sitzt. Jeder solche Rahmen ist für jede der 4 Fingerreihen mit einem aus der Trommel hervor- tretenden Zapfen versehen, der eine kleine Gleitrolle v, v\ v'^, v^ trägt, durch welche die Finger auf folgende Weise geöffnet und geschlossen werden. Sägemasobiue. 1431 Nachdem die geöflfneten oder lierausgeschobenen Finger V dui-ch die Zufubr- rinne T gegangen sind und daselbst ein Holz aufgenommen haben, tritt die Rolle v imter den als Gleitbahn dienenden Hebel W und wird durch diesen und das daran befestigte Gewicht Z herunter gedrückt, wie 7^ durch v''- in Fig. 1366, bis die Finger V^ auf dem zu schneidenden Stück Holz liegen. Die Hölzer sind selten an einem Ende genau so dick wie am andern, und sobald starre Finger am dicken Ende anfassten, würden die dünnen Enden lose bleiben. Um dies zu verhindern, ist jeder einzelne Finger am untern Ende noch mit einer starken Feder versehen, durch welche den Fingern eine selbständige Bewegung von 1 bis IV2 Zoll gestattet wird, damit sie überall gleichzeitig anfassen. Nachdem das Holz von den Sägen in Scheiben zerschnitten ist, tritt die Gleitrolle v auf die Gleitbahn X und öffnet oder schiebt die Finger, wie an V^ v^ zvL ersehen ist, heraus, wo- durch den Scheiben freies Her- abfallen gestattet wird. Die Scheiben fallen in einen unter der Maschine befindlichen Elevator und werden durch diesen dem Raum über den Kochern, zugeführt. Bei V^ sind die Finger wieder zur Aufnahme neuer jgf Stücke bereit. Wenn dieRolleu ^ die Hebelgleitbahn W verlässt, könnte letztere mit dem Ge- wicht Z auf die dann folgende Rolle V fallen und dieser einen harten Schlag geben, wenn dies nicht durch eine Art von Puffer verhindert würde. Derselbe besteht aus dem Cylinder m, dessen Kolben n mit dem Hebel W verbunden ist. Der Cylinder m füllt sieh, wenn Hebel W und Kolben n gehoben sind, mit Luft. Beim Herunterfallen des Hebels W und des Kolbens n kann die Luft nur langsam durch eine kleine Oeifnung aus dem Cylinder m entweichen, wodurch dem Kolben n mit Hebel W nur ein langsames Herabsinken gestattet wird. A (Fig. 1367) ist die Hauptwelle mit drei Lagern a a a, B sind die Sägen, C ist die Riemscheibe, dm-ch welche alle Theile der Maschine mit einem 16" breiten Lederriemen von der im unteren Stockwerk liegenden Transmissionswelle in Bewegung gesetzt werden. Die Maschine selbst steht im zweiten Stock des Gebäudes, d. h. eine Treppe hoch. C^ ist ein Schwungrad, welches mit G in einem Stück gegossen zehn Zentner wiegt. D ist eine kleine Riemscheibe, welche mittels Riemens die Kraft auf die Riemscheibe E an Welle F überträgt. Das Kegelrad G an Welle F greift in das Kegelrad H auf Welle J und bringt diese in Bewegung. Das Reibungs- rädchen K auf Welle J wird durch Hebel L gegen die Reibungsscheibe M auf Welle N gepresst und bringt diese, sowie das auf derselben Welle befindliche Fig. 1367. 1432 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellatoflf. Zahnrad 0 in Bewegung. Zahnrad 0 greift in Zahnrad P auf Welle Q und setzt diese mit ihrer Trommel B in Bewegung. Mit der Maschine können Hölzer von 3 Zoll bis 12 Zoll Durchmesser geschnitten werden. Durch Verschieben des Reibungsrades K auf Welle J mittels Stange 8 nach oder von der Mitte der Scheibe M wird die Zahl der Umdrehungen der Trommel R vermindert oder vermehrt. Ueber den Sägen ist ein Hut von Eisenblech angebracht, welcher durch ein Rohr mit einem Ventilator verbunden ist. Dieser Ventilator saugt die Säge- späne ein und bläst sie durch ein anderes Rohr in einen Raum über den Kochern. In Gemeinschaft mit Holz von geringer Güte werden sie in die Kocher gegeben, gekocht und in Zellstoff zweiter Sorte verwandelt. Das in Saginow, Michigan, benutzte Fichtenholz Spruce wooä ist meist sehr astig, und es hat sich daher als zu kostspielig erwiesen, die Aeste durch Herausbohren zu entfernen. Ausserdem hat das Herausbohren noch den Nachtheil, dass, wenn der Bohi'er den Ast nicht richtig trifft und ganz herausholt, der zurückbleibende Theil (meist aus einem Theile des schwarzen Ringes bestehend, welcher um die Aeste liegt) dadui'ch gelockert und durch das nachfolgende Kochen vollends in kleine Theile zerlegt wird, welche sich dann in dem fertigen Zellstoff als schwarze Schmutztheilchen zeigen. Aus diesen Gründen ist das Herausbohren der Aeste schon lange auf- gegeben, und in sämmtlichen in Amerika nach Mitscherlich'schem Verfahren arbeitenden Fabriken eine Maschine zur Anwendung gebracht, welche erst nach- dem das Holz gekocht ist die Aeste entfernt. Da gesägte Holzscheiben ungebrochen bleiben, so nehmen sie verhältniss- mässig wenig Raum ein, und man kann davon etwas mehr in einen Kocher bringen als von zerbrochenen. Diesem einzigen durch Sägen erzielten Vortheü steht jedoch der Nachtheil gegenüber, dass jeder Sägenschnitt einen Theil des Holzes in Sägespäne verwandelt, aus deren kurzen Fasern sich kein guter Stoff herstellen lässt. Da die Späne überdies Theile der durchschnittenen Aeste und schlechten Stellen des Holzes enthalten, die sich ihrer Kleinheit wegen nach dem Kochen auf keine Art mehr aussondern lassen, so ist es besser, sie mit den Sortirsieben oder Exhaustoren abzuscheiden und zu verbrennen, anstatt sie mit den Scheiben zu kochen. Es ist jedoch vortheilhafter, so zu arbeiten, dass keine Sägespäne ent- stehen und die Scheiben, wie es seit vielen Jahren in deutschen Fabriken geschieht, mit scharfen Messern abgeschnitten oder gehackt werden. 523. Schneidemaschine mit auf- und niedergehendem Messer. Geh. Kommerzienrath Albert Niethammer in Kriebstein bei Waldheim in Sachsen fand, wie er in der Beschreibung seiner unter Nr. 45991 in Deutschland patentirten Schneidemaschine sagt, dass man durch Sehneiden des Holzes in doppelt schräger Richtung am wenigsten Kraft braucht. Er erzielt diesen doppelt schrägen Schnitt dadurch, dass er dem Messer das Stammholz in schräger Richtung zuführt und ausserdem das Messer schräg in den Stamm schneiden lässt. Man erhält dadurch mit geringstem Kraftaufwand in sich geborstene Holzscheiben, von denen keine Theilchen abspringen, die also glatten Schnitt zeigen. Das Holz wird ohne Verlust zerschnitten und derart gelockert, dass es sich nachher leicht zerbrechen lässt. Figg. 1368, 1369 und 1370 zeigen Aufrisse und Grundriss der Maschine nach der Patentzeichnung, Figg. 1371 und 1372 den Messerhalter mit dem Messer. Sägemaschine. Schneidemaschine mit auf- und niedergehendem Messer. 1483 Das Gestell A, in welchem die gekröpfte Antriebswelle B gelagert ist, geht nach oben in einen Ständer A^ über, dessen vordere Fläche geneigte Lage hat. In dieser geneigten Lage sind an dem Ständer A^ nachstellbare Führungsleisten m befestigt, an welchen ein Schlitten f auf- und abbewegt werden kann. Letzterer trägt das Messer a mit dem dasselbe am Rande überdeckenden Rahmen«^, Fig. 1371. Mit dem Messerschlitten f ist ein Querbalken l verbunden, an welchen die beiden auf der Kröpfung der Welle B sitzenden Pleuelstangen m angreifen. Auf der Welle sitzt rechts und links ausserhalb der Lager je ein kräftiges Schwungrad D D\ von denen eines die Antriebsriemscheibe bildet. Neben dieser sitzt die Leerscheibe D\ Es leuchtet ohne weiteres ein, dass der Schlitten f mit dem Messer und dem Deckrahmen bei der Drehung der Welle B einen der doppelten Länge der Exzentrizität des gekröpften Wellentheils entsprechenden Hub längs der geneigten Fläche des Ständers A^ macht. Hierbei wird durch Anwendung zweier Pleuel- stangen jedes Ecken des Messerschlittens f an den nachstellbaren Führungen n verhütet, und durch Anordnung zweier Schwungräder eine günstige Beanspruchung der gekröpften Welle im Augenblick des Aufstossens der Schneidekante auf den Stamm erzielt. Letzterer wird auf einem Gestell C in einer zur Achse der Welle B schrägen Richtung, jedoch in waagrechter Lage zugeführt, sodass die Schnitt- fläche zur Längsrichtung der Faser, wie auch zur darauf Senkrechten geneigt ist, und die Fasern somit in doppelt schräger Richtung dui'chschnitten werden. Behufs Erzielung imversehrter Scheiben muss das Messer so dünn als eben zulässig genommen werden. Um dem dünnen Messer a (Fig. 1371) hin- reichende Widerstandsfähigkeit und Steifheit zu geben, ist dasselbe nicht nur an seinem oberen Rande, sondern auch an beiden Seiten durch Schrauben b an dem Messerträger f befestigt, und letzterer sowohl als auch der das Messer auf der Oberseite deckende Rahmen d sind zu diesem Zweck halbkreisförmig aus- gespart. Das Messer, dessen Schneide um ein Geringes schi-äg liegt, schneidet nicht gegen ein feststehendes sogenanntes Stockmesser, sondern tritt in der untersten Stellung in einen entsprechend breiten Spalt des Stammauflagers. Der selbstthätige Vorschub des Stammes erfolgt mittels zweier Walzen- paare, auf deren einem der Stamm ruht, während das zweite Walzenpaar o den Stamm von oben in der richtigen Lage festhält, und zwar so lange, als das Messer beim Niedergang schneidet, und beim Hochgang sich noch in der Bahn des Stammes befindet. Der Vorschub findet daher nur statt, wenn das Messer den obersten Theil seiner Bahn zurücklegt, d. h. niu" ungefähr während einer Viertel- umdrehung der Kurbelwelle. Auf diese Weise ist es ermöglicht, Stämme bis zu einem Durchmesser gleich etwa Vi des Messerhubes zu schneiden. Veranlasst wird dieser periodische Vorschub dui-ch das auf der Welle B sitzende Schub- excenter g, auf welchem eine RoUe h läuft, die in dem einen Schenkel p eines um den Zapfen q drehbaren Winkelhebels p r gelagert ist. Der zweite Schenkel r dieses Winkelhebels steht durch die mit Universalgelenken versehene Stange s mit dem einen Arm t des Winkelhebels t t^ in Verbindung, dessen zweiter Schenkel t^ durch eine ebenfalls mit Universalgelenken versehene Schubstange s^ mit dem einen Hebel u des Schaltwerks verbunden ist. 181 1434 Ersatzotoffe für Haderu. Sullitzellstoft'. AVird die Rolle h durch das Schubexcenter g angehoben, so verschiebt sich das Gestänge s^, Figg. 1369 imd 1370, nach rechts, und hierbei schlagen die beiden Schalthebel uu^, welche durch eine Schub- stange V mit einander verbunden sind, mit den oberen Enden ebenfalls nach rechts aus. In den oberen Enden dieser Hebel sind mit Rillen versehene Reibungsklinken w w^ ge- lagert, welche derart auf mit schneidenförmigem Rande versehenen Scheiben xx'^ schleifen, dass bei vor- erwähnter Rechtsschwin- gung der oberen Hebel- Enden die Scheiben x x'^ mitgenommen werden, beim Linksschwingen der Hebel-Enden die Klinken w w^ dagegen frei auf den stehenbleibenden Rollen zurückgleiten. Die Schalt- hebel u ti^ di'ehen sich lose auf den Wellen der Scheiben x x''-. Auf diesen Wellen sitzen die den Stamm von unten stützenden Rollen, so dass also bei der jedesmaligen Drehung der Scheiben xx^ auch dieses Rollenpaar mit- gedreht und somit der Stamm ein ent- sprechendes Stück vorgeschoben mrd. Der Angriifspunkt des Gestänges s^ am Schalthebel u ist in einer Kulisse ver- schiebbar, wodm-ch die Grösse des Vor- schubs geregelt werden kann. Die auf dem Schubescenter g laufende RoUe h folgt bei geringer Umdrehungs- zahl dem ersteren ohne Stoss nach, bei 80 bis 90 Umdrehungen in der Minute treten dagegen die Massen- wü'kungen störend auf, die Rolle würde dem Abfall der Excenterkux've nicht rasch genug folgen, und es wüi'den Stösse entstehen. Um dies zu vermeiden, ist eine Spiralfeder i angeordnet, welche mit dem einen Ende an dem Winkelhebel ^j r, mit dem anderen an einem Schneckenrad y be- Fig. 1368. Fiar. 1371. Fig. 1372. Sclineideniaschiue mit auf- und uieilergeheudem Messer. Fig. 1369. 1435 Fig. 1370. 181» X436 Eisatzstoife für Hadern. — SultitBellstutf. festigt ist, welches mit einer mittels Schlüssels in Drehung zu versetzenden Schnecke z in Eingriff steht, so dass die Spiralfeder geeignet gespannt werden kann, um der Rolle die nöthige Beschleunigung zu geben. Eine kleine Rolle /<;, welche am Ende einer Zahnstange sitzt, dient zum Niederhalten des Stammes vor dem Messer. Eine ähnliche Schneidemaschine mit auf- und niedergehendem Messer hat der österreichische Papierfabrikant von Kink erfunden und in Oesterreich-Ungarn patentiren lassen. Maschinen mit auf- und niedergehendem Messer schneiden nur beim Niedergang, laufen daher beim Aufgang leer, verlieren dadurch die halbe Zeit und dürfen ausserdem nicht mit grosser Geschwindigkeit laufen. Die auf runden Scheiben angebrachten Messer der seit 20 Jahren bekannten Hackmaschinen kommen bei jedem Umgang zum Schnitt und können mit grösserer Umdrehungszahl arbeiten. Die Zuführung des Holzes ist auch einfacher, da dasselbe ohne jede Hilfe in geneigtem Trog vermöge seines Gewichts zu der Messerscheibe gleitet. Diesen Vortheilen steht jedoch gegenüber, dass sie viel Kraft brauchen, viel Aus- besserung erfordern und das Holz nicht immer in solchem Zustand abliefern, dass sich die Aeste leicht ablösen. Die Maschinen mit auf- und niedergehendem Messer werden deshalb von manchen Fabrikanten vorgezogen. 524. Hackmaschine mit kreisenden Messern. Durch Verbesserung der Seiten 1391 und 1393 erwähnten alten Maschine, besonders durch geeignete Stellung des Zuführtroges, sind deren Mängel allmälig beseitigt worden, während sie sich noch immer durch Einfachheit und grosse Leistung auszeichnet. Die in Figg. 1373 und 1374 in Auf- und Grundriss in 1 : 30 der wahren Grösse dargestellte Maschine dieser Art wird von Heinrich Wigger in Unna i. Westfalen gebaut und ist durch Patente in den meisten Staaten geschützt. Die runde schwere Gussplatte « ist mit 2 Messern c besetzt, welche von dem im Trog f herabgleitenden M. h. durch sein Gewicht gegen a vorrückenden Rund- holz bei jedem Umgang Scheiben abhacken. Platte a sitzt fest auf einer 140 mm starken Stahl welle A, die mit Voll- und Losscheiben i versehen ist und mit 10 bis 200 Umdrehungen in der Minute arbeiten kann. Welle li ist an der Stelle, wo sie die Nabe der Scheibe a trägt, kegelförmig verjüngt und mit Gewinde versehen, so dass man die Scheibe a mittels der aus Fig. 1374 ersichtlichen Mutter h} auf der Welle /i festklemmen kann. Um das Sägen dei* Hölzer entbehrlich zu machen, muss man recht dünne Messer c mit scharfer Sehneide anwenden und dieselben so befestigen, dass sie zum Schneiden dicker und dünner Holzscheiben eingestellt und leicht ausgewechselt werden können. In dem deutschen Patent Nr. 49 293 ist diese Befestigung der Messer beschrieben. Die Schneideseite der Platte a ist in Fig. 1375 und die Rückseite in Fig. 1376 in 1:30 der wahren Grösse dargestellt. In Fig. 1375 links ist nur die nackte Platte mit dem Sitz &^ des Messerträgers oder Spannbügelrahmens & gezeichnet, während rechts der Messerträger & und Messer c eingesetzt sind. In Fig. 1376 sind nm* die Rückseiten &^ der Messersitze und die Verstärkungsrippen sichtlich. Die Messer c mit ihren Spannbügelrahmen & lassen sich durch Einschalten von mehr oder weniger dicken Ringen r auf den 7 Befestigungsbolzen, wie aus der Sonderzeicluaung in Fig. 1373 ersichtlich, weiter über die Platte a hinausrücken, wenn man dickere Holzscheiben schneiden will. Wie der Schnitt zwischen dem Schneidemaschiue mit auf- und niedergeliendein Messer. Hackmaschine mit kreisenden Messern. 1437 Fig. 1373. Fig. 1374. 1438 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstüff. Sattel oder Holzführungsbock d und dem Messer c erfolgt, ist durch die der Patentschrift Nr. 49293 entnommene Fig. 1377 dargestellt, wenn auch die ge- zeichneten Fig. 1375. Theile seitdem erheblich verbessert sind. der waagerecht gestellten Schneide von Messer c und ausserdem durch Verstellen des Sattels verändern, so dass man damit und durch Verstellen des Messers mit den Ringen r Holzscheiben von 10 bis 50 und sogar 80 mm Dicke erzielen kann. Das Messer c ist in Fig. 1378 in Ansicht, in Fig. 1380 im Schnitt nach x-y und in Fig. 1379 in senkrechtem Schnitt durch die Mitte in 1:10 der wahren Grösse besonders dargestellt. Die Schneide des Messers erstreckt sich von c^ bis c^ in Fig. 1380. Der im Messer c sitzende Theil c^ der 11 Befestigungsbolzen hat einen quadratischen Theil, damit die Bolzen sich beim Anziehen der Mutter nicht mit drehen können. Da das Holz beim Schneiden zwischen der Schneide von c und der Kante des Sattels d geklemmt wird, so muss letzterer vor allem gut befestigt sein. In Fig. 1375 zeigt d^ die Auflagefläche des Sattels d auf der Schneideseite und d^ in Fig. 1376 auf der Rück- seite. Damit die Kante leicht scharf gehalten werden kann, wird der Sattel jetzt, wie in Figg. 1381 und 1382 in 1:5 der wahren Grösse gezeigt, mit einem auswechselbaren Winkeleisen d^ versehen. Wenn der Fig. 1376. Der Abstand zwischen dem Sattel d lässt sich Fig. 1377. Hackmaschine mit kreisenden Messern. 1439 Sattel d verstellt wird, muss man die bei cZ* etwa entstehende Lücke mit hartem Fiff. 1378. Fig. 1379. Buchenholz ausfüllen. Bei älteren Maschinen dieser Art steht der Zuführtrog f wohl auch schräg zur Schneide- platte wie in Fig. 1373, aber nicht gleichzeitig schräg zur Messerwelle wie in Fig. 1374, d. h. doppelt schräg. Durch diese doppelt schräge Zuführung wird das Schneiden bedeutend er- leichtert, und dieselbe ist desshalb auch allgemein angenommen worden. Die in Figur 1373 nur angedeuteten Tragrippen g des Troges f sind aus besonderer Darstellung Fig. 1383 deutlicher, in Fig. 1384 punktirt ersichtlich. Trog f ist zm- Aufnahme von Hölzern bis 30 mm Stärke be- stimmt, kann aber auch weit genug für 50 mm '^' genommen werden. Je mehr man die abgeschnittenen Holzscheiben in zertrümmertem Fig. 1381 Fig. 1382. Fig. 1383. Zustand zu erhalten wünscht, desto gerader muss man das Holz zuführen, desto grösser den vom Trog f mit der senkrechten Schneidefläche gebildeten Winkel nehmen. Werden also aufgebrochene Scheiben gewünscht, so erhält dieser Winkel nicht 45" wie in Fig. 1383, sondern 60". Die Maschine soU auch möglichst ruhig, ähnlich wie die in Figg. 1368 bis 1370 dargestellte Guillotine schneiden, also nicht mit möglichst grosser Geschwindigkeit hacken, wie die von älterer Bauart. Welle h mit der Messerscheibe und den Riemscheiben kann um so viel verschoben werden, als nöthig ist, um die Messerschneiden bei Verstellung der Messer c stets möglichst dicht an die gehobelte Kante des Zuführungs- bocks zu rücken. In der Regel beträgt die Entfernung etwa 2 mm. Die Einrichtung S (Fig. 1373), mit welcher Fig. 1384. 1440 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. diese Verstellung bewirkt wird, ist in Fig. 1385 in 1:5 der wahren Grösse besonders dargestellt. Jedes Ende der Welle h ist mit einem kegelförmig eingesetzten Dorn t versehen, welcher sich bei darauf geübtem Druck Fig. 1386. Fig. 1385. immer mehr in der Welle befestigt. Gegen den Dorn t wird von dem Schrauben- bolzen w ein Zapfen v gepresst, dessen Aufriss-Ansicht in Fig. 1386 gegeben ist. Derselbe ist danach eylindi'isch und kann in dem Lagerbock s^, welcher ihm als Gehäuse dient, gleiten, ist aber ringsum mit Einschnitten oder Riefen u^ ver- versehen, durch welche der Reibungsfläche zwischen dem stillstehenden Zapfen v und dem sich di'ehenden Dorn t Oel zugeführt wird. Die Verschiebung des Zapfens V wird mit dem Schraubenbolzen w und den Muttern w^, iv\ w^ bewirkt, welche den Lagerbock s^ fest einklammern. Die Messer liegen möglichst nahe am Mittelpunkt, um ruhiges Schneiden zu sichern, imd je langsamer die Maschine läuft, desto weniger leicht werden die Holzscheiben beim Herausfliegen von der Messerscheibe zertrümmert. Ueber- haupt soll Alles so geordnet werden, dass die Holzscheiben möglichst mit gelockerten Aesten, in sich geborsten, aber doch zusammenhängend herauskommen. Die meisten Fabrikanten lassen die Maschine mit 100 bis 150 Umdrehungen in der Minute, besonders mit 150 laufen. Bei letzterer Geschwindigkeit und mit Einsatz von nur einem Messer kann man je nach der Dicke der Scheiben folgende Holzmengen in einer Stunde verarbeiten. Dicke der abgeschnittenen Bei 200mm durchschnittlicher Bei 300mm durchschnittlicher Holzscheiben Dicke der eingelegten Hölzer Dicke der eingelegten Hölzer 10 mm stündlich 4 Rm Holz höchstens 6 Rm 20 „ „ 8 „ „ „ 12 „ 25 » ti 10 „ „ „ 15 „ 30 11 11 12 „ )) „ 18 „ Mit Einsatz von 2 Messern erhält man die doppelte Leistung. Bei Angabe der Dicke der Holzscheiben, welche die in Fig 1387 dargestellte Form haben, ist stets das kürzeste Maass gemeint. Hackmaschine mit kreisenden Messern. Reinigen des Holzes. 1441 Der Kraftbedarf hängt hauptsächlich von der Dicke der zu schneidenden Stämme und der Zahl der Schnitte ab. Ausserdem ist das Schneiden ein klein wenig schwieriger, wenn dicke Holzscheiben geschnitten werden. Herr Wigger brauchte mit der in seiner Fabrik aufgestellten ^^g "t ~H^^^ Maschine mit einem Messereinsatz bei 130 Scheiben- Ab- ^^ — «^^ schnitten in der Minute, von jeder Dicke bis 50 mm, und bei °' Zuführung von Hölzern bis 300 mm Durchmesser 5 bis 6 Pferdestärken. Die in sich gebrochenen Holzscheiben fliegen durch die Oeffnung der Gussplatte a hinter dem Messer c in der Richtung des Pfeils I (Fig. 1373) um so schneller fort, je grösser die Geschwindigkeit der Platte a ist. Wenn sie dabei möglichst ganz bleiben sollen, so empfiehlt es sich, ein Polster j) an der inneren Wand der hölzernen Haube m zu befestigen, welches sie in ihrem Fluge hemmt. Sie fallen, wie in Fig. 1373 gezeigt, auf das Förder tuch g, welches sie an ihren Bestimmungsort trägt. Nur die letzten Stücke, die Enden der zugeführten Rund- hölzer, welche dünner als die zu schneidenden Scheiben sind, fallen vor der Messerscheibe in der Richtung des Pfeils II auf das kleine Fördertuch l. Hölzerne am Fundament und dem Innern Holzkasten n angebrachte Abweiser o sorgen dafür, dass die von vorn oder hinten kommenden Scheiben auf das Tuch g und nicht daneben fallen. Diese Schneidemaschine hat durch ihren leichten glatten Schnitt, der Holz und Aeste nicht zersplittert, durch leichten Betrieb und grosse Leistung bei verhältniss- mässig geringem Kraftaufwand grosse Verbreitung gefunden. Besonders beliebt ist sie auch dadurch geworden, dass das in den Trog gelegte Holz ohne Nachhilfe vorrückt, und dass es von den Messern gänzlich zerschnitten wird, also keine grösseren Enden zurücklässt, deren Zerkleinerung besondere Arbeit macht. Das letzte noch unzerschnittene Stück wird nämlich von dem nachfolgenden neu ein- gelegten Klotz so vorgedrängt, dass es unter die Messer gelangt, als gehöre es zu demselben. Ein Mann genügt infolgedessen auch zur Bedienung. Von den 51 Maschinen dieser Art, welche Heinrich Wigger 1894 schon geliefert hatte, befinden sich 11 in den Ver. Staaten von Amerika. 525. Reinigen des Holzes. Bei der Herstellung des Zellstoffes ist es von Wichtigkeit, dass alle faulen, dunklen, ästigen Theile möglichst aus dem Holz entfernt werden, ehe dasselbe in den Kocher gelangt. Dm'ch das Kochen und darauf folgende Zertheilen und Mahlen werden nämlich auch die dunklen, schlechten Theile so zerkleinert, dass sie sich nicht mehr von den guten Fasern trennen lassen und den Stofi" dauernd verunreinigen. Die Aeste sind beispielsweise härter und dunkler als Stammholz und liefern dunkle grobe Theile, die sich schwer bleichen lassen. Einige Käfer bolu'en Gänge ins harte Holz, legen darin ihre Brut und schwärzen durch ihre Aussonderungen die Wände dieser Wohnungen in so dauerhafter Weise, dass die Farbe bei nachherigem Kochen und Bleichen nicht verschwindet. Raupenfrass schadet dem Holz wenig, wenn dasselbe bald nachher geschlagen wird. Bei der Behandlung mit Natron sind die schlechten Bestandtheile zwar weniger .schädlich als bei dem Sulfitverfahren, weil sie mehr verkocht und nachher auch eher weiss werden, aber auch dafür ist deren Ent- fei'nung sehr erwünscht. 182 1442 Ersatzstoffe für Hadern. — Siilfltzellstoff. Nachdem das Holz mit der Seite 1249 beschriebenen Bloeksäge in Längen von etwa 60 cm geschnitten ist, wird es von Hand oder mit einer Maschine von der Seiten 1246 bis 1249 beschriebenen Art entrindet — falls dies nicht schon F'g- 1388. im Walde geschehen ist. Bei krumm ge- wachsenen und mit Vertiefungen behafteten Hölzern bleibt, besonders beim Schälen mit Maschinen, noch an vielen Stellen Rinde sitzen, und da auch der unter der Rinde befindliche weisse Bast entfernt werden soll, so muss man die Klötze mit dem Beil oder Schnitzmesser auf einer gewöhnlichen Schnitz- bank nachputzen. In einigen grossen Fabriken werden die stärkeren Hölzer dann mit einer Maschine von der Seite 1251 beschriebenen Art gespalten, damit man die im Innern sitzenden Aeste und unreinen Stellen genau sehen und beseitigen kann. Die Aeste werden mit Bohrmaschinen von der Seite 1251 be- schriebenen Art ausgebohrt und die schlechten Stellen ausgehackt oder ausge- fräst. Letzteres geschieht durch Anhalten dieser Stellen gegen rasch umlaufende Fräser. Dr. Kellner benutzte dazu den in Figg. 1388 und 1389 dargestellten Fräser, der aus drei auf eine Welle c^ gekeilten Sägeblättern c oder aus einem nach Fig. 1390 verschränktem Sägeblatt c- besteht. Neuerdings werden die Fräser meist an die Wand geschraubt, nach Art Fig. 1390. Fig. 1391. Fig. 1392. des durch Figg. 1391 und 1392 in 1 : 10 der wahren Grösse dargestellten von Heinrich Wigger in Unna, Westfalen. Keiiiigeu ilus Holzes. Soitireii des Holzes. 1443 ]J)ie Verzahnung der auf gemeinsamer Welle sitzenden Fräser aa ist aus Fig. 1392 ersichtlich; h ist eine der jeden Fräser bedeckenden Schutzhauben, die nur den arbeitenden Theil freilassen. Die in der Mitte zwischen beiden Fräsern sitzende Riemscheibe d macht 1000 und mehr Umdrehungen in der Minute. Das Holz wird so gegen den freiliegenden Theil eines Fräsers gehalten, dass derselbe schlechte Stellen, Aeste u. dergl. herausschneidet. 526. Sortiren des Holzes. Dr. Karl Kellner begnügte sich nicht mit der Zertheilung des Holzes in Scheiben, sondern liess diese wie Lee (Seite 1393) noch durch eine nach Art der Kaffeemühle gebaute Einrichtung gehen, von der Fig. 1393 einen Aufriss-Durchschnitt giebt. Das durch den Trichter C eingeworfene Holz M'ird zwischen den Spitzen des kreisenden Kernstücks A und denen des feststehenden Mantels B so zerkleinert, dass die Aeste mit den sie umgebenden Zellen als grosse Stücke übrigbleiben. In Fig. 1394 ist die Mühle in Verbindung mit einem Schüttler dargestellt. Die auf dem Zuführtuch a ankommenden Holzstücke fallen in den Trichter C und dami, in kleine Stückchen zerbrochen, auf das obere Sieb g. Die Aeste, welche durch dessen weite Oeffnungen nicht gehen, fallen am Ende in den Korb f. Die 182* 1444 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fig. 1394. genügend zerkleinerten Stücke fallen durch die Löcher auf das untere Sieb h und von diesem auf das Fördertuch i, welches sie zu den Kochern bringt. Staub und kleine Verunreinigungen fallen durch die kleinen Löcher des unteren Siebes h. Beide Siebe hängen an einem Ende in Stangen h und erhalten am andern Ende von Schlagrädchen d schüttelnde Bewegung. Das so ingleich- mässigen Blätt- chen von beiläufig 25 bis 30 mm Länge, 6 bis 7 mm Dicke und 25 mm Breite zerkleinerte Holz wird mit Becherwerken oder Ventilatoren in Trichter gefördert, welche über den Kochern ange- bracht sind. Ein solcher Trichter fasst den Inhalt eines Kochers, und es genügt, den am Boden befindlichen Schieber zu öffnen, um beispielsweise einen Kocher von 98 cbm Inhalt in 10 Minuten mit Holz zu füllen. Das Füllen wird ein oder mehrere Male unterbrochen, um einem Arbeiter Zeit zu geben, das Holz im Kocher zu packen und festzutreten. In manchen Fabriken wurde das in kleine Stückchen zerbrochene Holz, wie Seite 1429 erwähnt, von zahlreichen Arbeiterinnen auf Sortirtischen wie Lumpen von allen unreinen Beimischungen befreit. Die grossen Kosten solcher Arbeit, und die beim Bohren, besonders aber beim Fräsen entstehenden Holz- verluste spornten zur Erfindung von Verfahren und Einrichtungen an, durch welche Beides möglichst vermieden oder vermindert werden könnte. Eine solche Einrichtung ist von der Eisengiesserei und Maschinenfabrik (vormals Goetjes und Schulze) in Bautzen i. S. in vielen Fabriken ausgeführt worden und in Fig. 1395 in 1 : 150 der wahren Grösse im Aufriss-Durchschnitt nach ABCD in Fig. 1396 dargestellt. Fig. 1396 giebt einen Grundriss des untern, Fig. 1397 des obern Stockwerks. Das in langen Stämmen ankommende Holz wird auf der nach aussen reichenden Bahn a^, Fig. 1396, der Pendelkreissäge a zugeschoben und in 1 m lange Stücke geschnitten, die man auf Schälmaschinen h von äusserlichem Schmutz und Rinde befreit. Stücke, Avelche grössern Durchmesser als 25 mm haben, werden auf der Spaltmaschine c der Länge nach in 2 oder mehr Scheite getheilt, ehe man sie wie die ungespaltenen von kleinerem Durchmesser der Hackmaschine d zuführt. Nach den an etwa 40 solcher Anlagen gesammelten Erfahrungen der Erbauer soll die Hackscheibe der Maschine d mindestens 2 m Durchmesser haben, mit 2 Messern versehen, sehr schwer sein und nicht mehr als 100 Umdrehungen in der Minute machen. Sorfcireii des Holzes. 1445 Fig. 1395. I r \ — I :\ J , '\ / .. I .: \ ; \ JMXI Fig. 1396. / r i ^.../^M — V y. 'f — "^MMm — K^:.v.f — \ ^ — ^i^m rmttiimmuiiJ iiMiiHiiiiiiii « ^ — -^m^^ — '^^ Fig. 1.S97. 1446 Ersatzstoffe für Haderu. — Suliitzellstoff. Die vom Hacker d kommenden Scheiben fallen auf einen schräg ansteigenden in Fig. 1395 in strichpunktirten Linien angedeuteten Fördergurt e, welcher sie der Stiften- mühle f zuführt. Die Tragwalzeu und Spann-Einrichtung e^ sind in Figg. 1395 und 1396 deutlich dargestellt. Wenn stark astiges, rothfaules Holz verarbeitet wird, empfiehlt es sich, dass die schlechten Scheiben schon vor weiterer Verarbeitung herausgenommen werden, und dazu bietet die Förderung auf dem schräg ansteigenden Gurt e Gelegenheit. Wenn man längs demselben Ai'beiterinnen aufstellt, so haben diese genug Zeit, um die schlechten Scheiben auszulesen. Wenn nur gutes gesundes Holz verarbeitet wird, ist die Sortirung an dieser Stelle entbehrlich. Das Holz tritt durch einen Trichter in die Schleudermühle f, welche das gute Holz in kleine gleichmässige Stücke zerschlägt, die viel härteren Aeste aber ganz lässt. Der am Holz sitzende Staub und Schmutz wird so gelockert, dass er bei der nachfolgenden Sortirung leicht ausfällt. Aus dieser weiterhin genauer beschriebenen Schleudermühle Figg. 1398 u. 1399 fallen die Holzstücke in die Eimer eines Fördergurts oder Elevators g, welcher sie dem Holzstäuber h zuführt. Dieser besteht aus einer 6 bis 7 m langen Trommel, deren Durchmesser von 1,2 m beim Eintritt des Holzes auf 1,4 m bei dessen Austritt wächst und ihren Antrieb durch Tragrollen erhält. Der in Figg. 1400, 1401, 1402 besonders dargestellte Stäuber sondert durch das engere Sieb des ersten Theils Staub und Schmutz sowie feine Holztheilchen und Splitter nach aussen hin ab. Der zweite Theil ist mit so weitem Sieb oder Gitter versehen, dass nur die Aeste und unge- öffneten, also grösseren Stücke am andern offenen Ende herauskommen, während die guten Holzstücke durch das Sieb nach aussen fallen. Da die Sortirung auf diesem Wege zwar sehr erleichtert, aber doch nicht vollkommen ist, so fällt das durch das Sieb des zweiten Theils dringende Holz auf einen langen Nach- sortirgurt i (Figg. 1395/7) aus gewebtem Segeltuch von 2,5 mm Dicke, von 8 bis 12 m Länge und 1 m Breite, der sich mit 10 bis 12 m in der Minute waagrecht fort- bewegt. Dieser giebt den zu beiden Seiten aufgestellten Sortirerinnen Gelegenheit, die noch im Holz befindlichen mittleren und kleinen Aeste, welche zwar losgelöst aber noch nicht abgetrennt sind, herauszulesen. Die Zahl der erforderlichen Sortirerinnen hängt von der Güte und INIenge des verarbeiteten Holzes und der gewünschten Reinheit des Zellstoffs ab, soll aber nach Angabe der Erbauer nicht über vier Arbeiterinnen auf jeden in einer Stunde verarbeiteten Raummeter Holz betragen. Da die beschriebene Einrichtung etwa 4 bis 5 Raummeter Holz in der Stunde verarbeitet, so erfordert sie ausser der Bedienung der Zerkleinerungs- bis Hackmaschinen 16 bis 20 Sortirerinnen. Gewöhnlich erhält der Gurt i am Ende noch einen ansteigenden Theil, welcher das sortirte Holz in Säcke laufen lässt, wenn es nicht durch ein anderes Fördermittel unmittelbar zu den Kochern gebracht wird. Unter der Voraussetzung, dass die Leitwalzen genau und gerade sind und die Spann- und Lenkvorrichtungen richtig arbeiten, sollen Segeltuchgurte an dieser Stelle 1,5 bis 2 Jahre aushalten. Bei Fabrikation von Zellstoff durch Kochen mit Natron wird der Gurt i meist weggelassen, weil sich dadurch auch harte und schlechtere Holztheile lösen und in reinen Zellstoff verwandeln lassen, sodass die Aussortirung unnöthig ist. Wenn die Verhältnisse es ermöglichen, alle Maschinen in einen Raum hintereinander zu stellen, wird der Fördergurt g entbehrlich. Zum Antrieb der in Sortiren des Holzes. 1447 Figg. 1395 — 97 dargestellten Holz-Zerkleinerung und Sortirung sind etwa 18 bis 20 Pferdestärken erforderlich. Die Sehleudermühle f ist in Figg. 1398 und 1399 in Schnitt und Ansicht im Aufriss in 1 : 40 der wahren Grösse dargestellt. Die auf der Welle p sitzende, von der Riemscheibe q in rasche Drehung versetzte Scheibe r ist mit runden Stiften s in zwei konzentrischen Reihen versehen, während die ebenso angeordneten fest- Fig. 1398. Fig. 1399. stehenden Gegenstifte am Gehäuse sitzen. Das Holz fällt durch den Trichter t ein, wird von den Stiften umhergeschleudert und zwischen denselben in kleine gleichmässige Stückchen zerschlagen. Welle p macht je nach der Dicke der Holz- scheiben 800 bis 1000 Umdrehungen in der Minute, und die Schleudermühle braucht etwa 2 Pferdestärken. Fig. 1400. Fiff. 1401. Fig. 1402. Der Holzstäuber h ist in Fig. 1400 in Aufriss, in Fig. 1401 in Seitenansicht und in Fig. 1402 in Schnitt nach A-B in 1 : 40 der wahren Grösse dargestellt. Die Trommel t macht 10 bis 14 Umdrehungen in der Minute und wird getragen und gedreht von Rollen r, die ihre Bewegung durch Kegelräder von der Riemscheibe p und Welle q erhalten. Die Trommel t besteht aus 5 Holzringen mit warm aufgezogenen schmiedeisernen Ringen, und sechs darauf 1448 Brsatzstoft'e für Hadern. Sulfitzellstoff. geschraubten Längslatten. In die so gebildeten Felder werden von innen Siebe gesetzt, deren Maschen in den vorderen Abtheilungen 1, 2, 3 eine Weite von 4 bis 6 und 8 mm haben, sodass Schmutz, Asttheile und feine schwarze Aeste durchfallen können. In den Abtheilungen 4 und 5 sind die Siebmaschen oder Schlitze so weit, dass nur Holzstücke durchfallen, Aeste und ungeöflfnete Stücke aber am weiten Trommel-Ende durch den Trog s herausfallen. Die Weite richtet sich nach der Grösse der zugeführten Holzscheiben und der gewünschten Holzstücke und ist durch Erfahrung ermittelt. Anstatt Siebe werden hier auch Eisenstäbe von 12 mm Quadrat in der Längsrichtung in angemessenem Abstand eingelegt. Direktor Kletzl in Gratwein bei Graz hat ein österreichisches Privilegium vom 30. August 1893 auf Anwendung » längsmaschiger Siebe« von der in Fig. 1403 dargestellten Art an dieser Stelle. Das Sieb a besteht aus parallelen Drähten, und die Wirkung der langen Maschen b wird vom Erfinder mit folgenden Worten erklärt: Da nur das astfreie Holz infolge seiner geradlinigen Spalt- barkeit bei der Zerkleinerung parallelopipedische Stückchen liefert, während Holzstückchen, die einen Ast oder einen Theil eines solchen enthalten, unregelmässig geformt sind, können erstere durch ein Sieb, das aus parallel laufenden Drähten in entsprechender Entfernung gebildet ist, von den letztern getrennt werden. Während die reinen Holzstückchen diese Schlitze mit Leichtigkeit passiren, werden die unregelmässigen, verdrehten und ausgebauchten Stückchen, ferner solche, die durch einen Ast zusammengehalten werden oder der Zerkleinerung entgangen sind, von dem Siebe zurückgehalten und selbstthätig entfernt. Nur die mittleren Tragrollen r werden von der Riemscheibe p angetrieben, die an den Enden dagegen von der Trommel mitgenommen. Aus Figg. 1400 und 1402 ist ersichtlich, dass die Mitte des Sortirgurts v nicht senkrecht unter der Trommel-Achse liegt, sondern nach einer Seite ver- schoben ist. Diese Verschiebung erfolgt nach der Seite hin, wo die Trommel sich von unten nach oben dreht, also wie in Fig. 1402 in der Richtung der Pfeile. Nach dieser Seite hin werden nämlich die Holzstücke von der Trommel mitgenommen und sammeln sich dort mehr an als auf der nieder- gehenden Seite. Die Verschiebung ist auf Grund von Erfalu-ung so bemessen, dass alle durch die Trommelsiebe fallenden Stücke von dem Gui't v aufgenommen werden. 527. Schweflige Säure, Schwefel und Kies. Die Säure, welche die Umwandlung des Holzes in Zellstoff bewirkt, besteht aus einem Theil Schwefel und zwei Theilen Sauerstoff SO2. Sie wird in wasserfreiem Zustand von den Chemikern auch Schwefligsäureanhydrid oder Schwefeldioxyd genannt, enthält nach Gewicht gleich viel Schwefel und Sauerstoff, ist ein farbloses Gas von erstickendem Geruch, welches weder brennt noch die Verbrennung unterhält. Bei 0" Temperatur und einem Atmosphärendruck von 760 mm Quecksilber wiegt 1 Liter trockne atmosphärische Luft 1,2932 gramm „ 1 „ Sauerstoff 1,4298 „ „ 1 „ Stickstoff 1,2562 „ „ 1 „ Schweflige Säure .... 2,8731 „ „ 1 „ Wasserdampf 0,8043 „ Fig. 1403. Sortiren des Holzes. Schweflige Säure, Schwefel und Kies. 1449 Wird das spezifische Gewicht der Luft als 1 angenommen, so ist das der Schwefligsäure 2,21126, woraus hervorgeht, dass sie in der Luft zur Erde sinken muss. Bei 20" C. lässt sie sich zu einer farblosen Flüssigkeit verdichten. Ihre Dampf- spannung ist: bei 0" = 0,53 Atmosphären Ueberdruek „ 10« = 1,26 „ • „ 20° = 2,24 „ 0\) = D,Ol „ „ „ 4U - 0,0 i „ „ Sie entsteht wenn Schwefel verbrennt und sich hierbei mit Sauerstoff aus der Luft verbindet. Bei der Fabrikation von Schwefelsäure wird zuerst schweflig'« Säure SO2 hergestellt und diese durch höhere Oxydation d. h. durch Zuführung von Sauerstoff und Wasser in Bleikammern in Schwefelsäure-Hydrat H2 SO4 um- gewandelt. Die ältere Schwefelsäure- und Soda -Fabrikation konnte daher der jungen Zellstoff- Fabrikation für die Erzeugung von Schwefligsäure als Vorbild dienen. Erstere ist sehr ausführhch in Prof. Dr. Lunge's Handbuch der Soda -Industrie behandelt, dem Verfasser Manches entnommen hat. Die Verbindung SO2 ist, obwohl sie allgemeia so genannt wird, gar keine Säure im chemischen Sinne, sondern könnte es erst durch Aufnahme von einem Theil Wasser imd durch Verflüssigung werden. Die Verbindung SO3H2, welche diese Bedingung erfüllen könnte, lässt sich jedoch nicht für sich darstellen, denn das Schwefeldioxyd SO2 geht nur mit viel mehr Wasser (9,11 oder 15 H2 O auf SO2) eine feste Verbindung ein, über die jedoch noch nichts Bestimmtes bekannt ist. Dagegen löst sich die Schwefligsäure SO2 so leicht in Wasser, dass dieses bei 0,76 m Druck und 0" beinahe 80 Maass (Volumen) SO2 aufnehmen kann. Gesättigtes Wasser enthält bei 0° 68,861 Maasstheile gasförmige SO2 und hat ein Volumgewicht von 1,06091 10° 51,383 „ ,. „ „ „ „ „ „ 1,05472 20° 36,206 „ „ „ „ „ „ „ „ 1,02386 Das aufgelöste Gas entweicht beim Gefrieren nicht und beim Kochen erst nach längerer Zeit vollständig. Hieraus geht schon hervor, dass die Lösung von Schwefligsäure - Gas ziemlich beständig ist und sich zu fabrikmässiger Verwen- dung eignet. Zu seiner Erzeugung werden sowohl die natürlich vorkommenden und die aus Sodafabrik -AbfäUen gewonnenen Schwefel, als auch schwefelhaltige Kiese oder Pyrite benutzt. Von den natürlichen Schwefel-Lagern sind die in der Nähe des Aetna auf Sicilien vorkommenden weitaus die wichtigsten. Im Jahre 1889 wurden von dort 362 012 Tonnen ausgeführt. Er kommt in drei Sorten in den Handel, deren erste aus grossen bernsteingelben Stücken besteht, die zweite ist weniger glänzend, aber auch noch schön, die dritte hat keine reine gelbe Farbe, und bei beiden letzten Sorten befindet sich viel Pulver. Dieser Schwefel ist sehr rein, hat selten mehr als 2, häufig nur V2, die dritte Sorte ausnahmsweise bis 4 Prozent Asche und wird durch Wägung des Verbrennungs-Rückstandes auf seiue Reinheit geprüft. 183 1450 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoif. Der Schwefelvorrath Siciliens wird auf zehn bis zwanzig Millionen Tonnen geschätzt. Kleinere Lager kommen in vielen Ländern vor, grössere auf Island, in den Vereinigten Staaten von Amerika, besonders in Utah und im Staat Louisiana, wo eine Schicht von 50 bis 72 m Triebsand darüber liegt, deren Be- seitigung neuerdings (1895) mit Erfolg versucht sein soll. Ferner in den vulkanischen Gegenden Mexikos, Japans usw. Seit Ende der 80 er Jahre ist eine neue Schwefelquelle in den Abfällen der Leblanc-Sodafabrikation aufgetaucht. Nach langjährigen Versuchen ist es endlich durch das Ghance'sche Verfahren gelungen, aus dem bisher lästigen und auf die Halde geschütteten Schwefelcalcium den Schwefel mit Hilfe der Kohlensäure aus den Verbrennungsgasen so zu gewinnen, dass er eine verkäufliche Waare bildet. Viele Sodafabriken haben dasselbe eingeführt, und der wiedergewonnene oder Soda- Schwefel bildet bereits einen Handelsartikel. Im Jahre 1892 sollen schon etwa 30 000 Tonnen verkauft worden sein. Sein Einfluss wäre viel bemerkbarer, wenn der Verkauf von der United Alkali Co., welcher die meisten britischen Soda- Fabriken angehören, nicht so geleitet würde, dass der Preis keinen Niedergang erfährt. Der Schwefel ist sehr rein und kann mit den besten Sorten in Wett- bewerb treten. Welchen Einfluss derselbe auf den Markt üben wird, hängt davon ab, wie viele Fabriken das Verfahren einführen werden, und ob die Leblanc'sche Soda-Fabrikation dem immer drückender werdenden Wettbewerb der Ammoniak-Soda und des auf elektrischem Wege gewonnenen Natrons auf die Dauer standhalten kann. Einstweilen ist jedenfalls hierdui'ch eine Quelle von Rohschwefel geschaffen, die allzu grosse Preis-Steigerung voraussichtlich verhindern wird. Schwefel S hat ein Atomgewicht von 32 (Sauerstoff 0=16) und ein specifisches Gewicht von 2,07. Er schmilzt bei 111,5 " zu einer dünnen hellgelben Flüssigkeit, welche bei weiterem Erhitzen, von 150 '' an, dunkler und dickflüssiger, bei 250 bis 260 " fast schwarz und so zähe wird, dass sie beim Umkehren des Gefässes nicht ausläuft, bei 330 bis 340 ° bleibt sie dunkelfarbig, wird dann wieder dünnflüssig, geräth bei 448 ° ins Kochen und bildet braunrothen Dampf, sublimirt aber schon bei niedrigerer Temperatur. An der Luft erhitzt, entzündet sich Schwefel bei 250 °. Durch Erhitzen bis gegen 250 ° entsteht somit keine Schwefligsäure, wenn nicht durch Anzünden die Verbrennung eingeleitet ist. Schwefelkies, Kies oder Pyrit sind die Bezeichnungen, unter denen schwefel- haltige Erze im Handel vorkommen. Unter Schwefelkies versteht man zwar theoretisch reines Doppeltschwefeleisen Fe S2, doch kommt er niemals in dieser Keinheit vor, sondern enthält stets noch Theile der Gangart, in der er lag, sowie andere Schwefel- verbindungen usw. Das Atomgewicht von Fe Eisen 56, S2 Schwefel 32 ist 56 + 2 X 32 = 120 und davon entfallen auf Eisen 46,67, auf Schwefel 53,33 Prozent. Dieser äusserste theoretische Gehalt wird jedoch niemals erreicht, sondern der Schwefelgehalt der Kiese bewegt sich zwischen 40 und 50 Prozent. Man ver- stand zu Anfang ihrer Verwendung in den Schwefelsäure-Fabriken deren Verarbeitung nicht, zahlreiche Patente wurden dafür genommen, bis man endlich 1830 — 1835 dieselben auf geeigneten Rosten von oben entzündete, während man vorher stets die Entzündung von unten versucht und dem Kies Kohle beigemischt hatte, um sie zu ermöglichen. Durch letztere wurde die Entzündung nicht gefördert und den Ver- brennungsgasen viel schädliche Kohlensäure beigemischt. Der sicilianische Schwefel Schweflige Säure, Schwefel und Kies. 1451 hätte jedoch wahrscheinlich noch lange den Markt beherrscht, wenn die Nea- politanische Regierung nicht 1838 einem Marseiller Hause ein Monopol auf die Schwefelausfuhr gegeben und dieses den Preis von 100 auf 280 M. gesetzt hätte. Obwohl dieses Monopol nicht lange währte, hatte es doch einen kräftigen Anstoss zur Verwendung von Kies gegeben, sodass der Schwefel wenige Jahre später in beinahe allen Schwefelsäure-Fabriken von Kies verdrängt war. Nur wenn ganz arsenfreie Schwefelsäure verlangt wird, oder wenn dieselbe zum Bleichen von Baumwolle benutzt werden soll, oder in kleinen Schwefelsäure- Fabriken kommen noch Schwefelöfen in Anwendung. Das bedeutendste Kieslager Deutschlands befindet sich in Meggen in Westfalen, Vi Stunden von Altenhundem an der Ruhr -Sieg -Bahn. Der Kies ist grau und unscheinbar, brennt aber gut in den Oefen, und eine Durchschnittsprobe einer Schiffsladung aus Grube Sicilia ergab 1864 folgende Zusammensetzung: Schwefel . .- 45,60 Prozent Eisen 38,52 Blei 0,64 „ Zink 6,00 Kalk 0,11 „ Unlösliche kieselige Stoffe . . 8,70 „ Sauerstoff (als Fa O3) . . . . 0,37 Feuchtigkeit 0,36 „ Thallium, Kobalt, Arsenik . . Spuren 100,30 Prozent. Neuerdings sollen die Meggener Kiese jedoch nicht mehr so reich an Schwefel ausfallen, sondern nur etwa 41 bis 42 Prozent enthalten. Da das Lager zu Schwelm seit mehreren Jahren erschöpft ist, so liefert die Grube Sicilia den grössten Theil des in Deutscliland geförderten Kieses, in den letzten Jahren zwischen 70 und 75 000 Tonnen jährlich. Bis jetzt stand einer viel stärkeren Verwendung der Meggener Kiese ihr grosser Zinkgehalt im Wege, da derselbe die Verwerthung der Abbrände als Eisen- erz hinderte. Man sollte diese Abbrände nicht auf durchlässigem Boden lagern, weil der Regen das darin entstehende Zink- und Eisenvitriol ausspült, in die Erde und das Unterwasser bringt und beide auf weithin vergiftet. Ein Papierfabrikant, der desshalb verklagt wurde, musste die abgebrannten Kiese von ihrer Lagerstätte weg- schaffen und in einen verlassenen Kalk-Steinbruch stürzen, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Nachdem die Gewerkschaft Sicilia etwa 260 000 M. für Versuche ausgegeben hat, glaubt sie jetzt den richtigen Weg zur Verwerthung der Abbrände gefunden zu haben. Sie hat 1894 zunächst in Duisburg a. Rhein ein auf Verarbeitung von täglich drei bis vier Doppel wagen berechnetes Werk errichtet, wo den Abbränden auf elektro-chemischem Wege das Zink entzogen und rein gewonnen wird, sodass dieselben sich dann als Eisenerz verhütten lassen. Wenn sich diese Anlage im Grossbetrieb bewährt, soll sie bedeutend vergrössert und ebenso an anderen Orten ausgeführt werden. Das bedeutendste Kieslager Frankreichs liegt im Gebiet der Rhone zu Chessy und Sain Bei und hat im Jahre 1874 von den 178 400 Tonnen, welche 183* 1452 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. das Land verbrauchte, 120 000 ergeben. Andere kleinere Gruben lieferten den Rest. Der Schwefelgehalt wechselt nach den von Lunge mitgetheilten Analysen von 42 bis 53 Prozent. Schwedischer Pyrit von Fahlun enthält 43 bis 48 Prozent Schwefel; Nor- wegen hat in der Gegend von Drontheim viele Gruben, welche Pyrite von, 38 bis 50 Procent Schwefelgehalt liefern. Spanien und Portugal besitzen in der Nähe ihrer Südküsten, westlich von Sevilla, nahe der Grenze beider Länder, die grössten Lager von Pyrit, der sehr gut brennt und durch seinen Kupfergehalt besonderen Werth hat. Mehrere Gesell- schaften beuten dieselben aus, und die grösste derselben, die Rio Tinto-Gesellschaft, verschifft viel nach den europäischen Häfen. Die Kiese enthalten 46 bis 50 Prozent Schwefel und ausserdem 3 bis 4V2 Prozent Kupfer. Sie werden den Fabriken nicht eigentlich verkauft, sondern nur zum Ausbrennen des Schwefels überlassen, da diese die Abbrände oder ausgebrannten Kiese an bestimmte Werke, z. B. in Deutschland an die Hamburger und Duisburger Kupferhütte, zurückgeben müssen. Letztere gewinnen aus denselben Kupfer, Silber, Gold und verwerthen den Rest als Eisenerz. Aus der Noth wendigkeit der Verschiffung der Kiese von der See ins Innere und der Abbrände von der Fabrik nach einer der an grossen Flüssen liegenden Kupferhütten geht hervor, dass die Benutzung dieser Kiese nur für solche Anlagen vortheilhaft sein kann, die nicht allzu weit von den grossen Wasserstrassen entfernt sind. Im Jahr 1880 betrug die Förderung in Spanien und Portugal zwei Millionen Tonnen Pyrite, wovon eine Million auf die Rio Tinto Grube entfallen. In den Vereinigten Staaten von Amerika und in Kanada werden an ver- schiedenen Stellen reichhaltige Kiese gefördert, daneben aber solche aus Spanien und auch Rohschwefel eingeführt, weil die grossen Landtransporte den Bezug der einheimischen Rohstoffe vielfach sehr vertheuern. Da es beim Kauf von Kiesen hauptsächlich darauf ankommt, zu ermitteln wie viel Schwefel dieselben enthalten, so beschränkt man sich bei der Unter- suchung hierauf. Man leitet dieselbe durch Aufschliessen des zerstossenen Kieses mit Königswasser, d. h. einer Mischung aus Salpeter- und Salzsäure ein. Hierbei entstehen Metallsalze, und der Schwefel wird von der Salpetersäure zu Schwefel- säure oxydirt. Der etwaige unlösliche Rückstand kann ausser Kieselsäure und SUikaten die Sulfate von Barium, Blei und Kalk enthalten, deren Schwefel ver- nachlässigt wird, da derselbe beim Brennen der Kiese nicht ausbrennt, also ebenso verloren geht. Aus der abfiltrirten Lösung wird durch Zusatz von nicht allzuviel Ammoniak das Eisen in Form von Eisenhydroxyd ausgeschieden, abfiltrirt, und in der verbleibenden Lösung die Schwefelsäure mit Chlorbarium als schwefelsaurer Baryt gefällt. Ein Gewichtstheil des geglühten Niederschlags zeigt 0,13 724 Schwefel im Kies an. Ausführlichere Anleitung zu dieser und anderen Kiesuntersuchungen findet sich in Lunge's Soda-Industrie. Das Vorkommen von Arsen und Selen in manchen Kiesen, welche bei der Fabrikation von Schwefelsäure häufig sehr störend sind, kann bei Verwendung für Sulfitstoff unbeachtet bleiben, weil sie bei diesem keinen Schaden anrichten können. Die durch Sulfitlauge aus Rohpflanzen freigelegten Fasern werden nämhch so häufig mit grossen Wassermengen behandelt, dass jede Spur von Arsen oder Selen, der Schweflige Säure, Schwefel und Kies. 1453 aus den Kiesen in die Lauge gelangt wäre, weggewaschen sein müsste, ehe der Zellstoff in Papier umgewandelt wird. Um zu entscheiden, ob für eine Sulfitstoff- Anlage das Brennen von Schwefel oder Kies vortheilhafter ist, muss man vor allem annähernd ermitteln, wie viel von dem Schwefel des Kieses in nutzbare Schwefligsäure umgewandelt wird. Nehmen wir beispielsweise an, dass Meggener Kiese von 42 bis 44 Prozent Schwefelgehalt in Frage kommen, so muss von diesen 42 bis 44 oder durchschnitt- lich 43 Prozent so viel abgerechnet werden, als sich nach erfolgter Verwendung noch in den Abbränden befindet. Nach angestellten Ermittelungen bleiben in den Abbränden, je nachdem die Oefen zweckmässig angelegt sind und die Verbrennung gut geführt wird, 2 bis 8 Prozent Schwefel. Ziehen wir einen ungefähren Durch- schnitts-Prozentsatz von 5 Prozent von obigen 43 ab, so bleiben 38 Prozent übrig. Ein Theil dieser 38 Prozent Schwefel geht für die Sulfitlauge dadurch verloren, dass zum Verbrennen von Kies Zufuhr von viel mehr Ijuft nöthig ist als zum Verbrennen von reinem Schwefel, und dass sich infolgedessen viel mehr Schwefelsäure bildet. Lunge wies schon vor Jahren nach, dass beim Abrösten der Kiese auf 93,83 Theile SO2 stets 6,17 Theile SOs entstehen. Unter Berücksich- tigung dieser Verluste hat sich die zwar ungenaue, aber zu roher Berechnung genügende Handwerksregel herausgebildet, dass drei Küo Kies durchschnittlich so viel Schwefligsäure liefern wie ein Kilo reiner Schwefel. Hiernach lässt sich leicht berechnen, um wie viel der nutzbare Schwefel in dem zur Verfügung stehenden Kies an einem bestimmten Orte billiger ist als Eohschwefel. Wenn z. B. 100 kg Schwefel in Sicilien 8 M. kosten, so sind hierzu für Verpackung in Säcken 40 Pf., für Fracht nach Hamburg etwa 1 M. 20 Pf. (nach anderen Häfen mehr) nebst der Landfracht zu rechnen. Wenn der in Wett- bewerb tretende Kies sich in der Fabrik auf 220 M. der Wagen von 10 Tonnen stellt, so kosten 300 kg 6 M. 60 Pf. und die ungefähr dasselbe leistenden 100 kg Schwefel etwa 10 Mark. Hierbei ist in Anschlag zu bringen, dass die Handwerksregel von 3 Kies auf 1 Schwefel die bei manchem käuflichen Schwefel verbleibenden mehrere pCt. unverbrennbaren Rückstände vernachlässigt, also dem Schwefel zu günstig ist. Es kann daher bei schlechter geographischer Lage der Sulfitstoff-Fabrik vorkommen, dass die Ausgabe für Schwefel doppelt so Adel wie für Kies betragen würde. Die Entscheidung muss in diesem Falle zu Gunsten von Kies ausfallen, wenn nicht berücksichtigt wird, dass Kiesöfen theurer in der Anlage und schwieriger im Betrieb sind als Schwefelöfen, und dass zum Brennen von Kies grössere Luft- mengen zugeführt werden müssen. Das aus Kiesöfen kommende Gasgemisch ist so sehr durch Luft verdünnt, dass es nur 6 bis 8 Prozent Schwefligsäure enthält, während es aus Schwefelöfen mit 10 bis 11 und bei Einpressung von Luft sogar mit 14 bis 15 Prozent kommen kann. Die Fortleitung der nahezu doppelten Menge Gas der Kiesöfen erfordert mehr Zug oder Kraft, und dessen grössere Ver- dünnung macht es schwierig, damit Laugen von ebenso grossem Gehalt an freier Schwefligsäure herzustellen wie mit den Verbrennungsgasen von Rohschwefel. Wenn ein schwedischer Fabrikant in Nr. 83 der Papier-Zeitung von 1891 versicherte, dass er den mit Schwefelgas -Lauge gekochten Zellstoff mit 12 Prozent Chlorkalk bleichen könne, während er für den mit Kiesgas-Lauge hergestellten 20 Prozent 1454 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. brauche, so kann dies nur daran liegen, dass erstere Lauge mehr freie Säure ent- hielt und das Holz besser aufschloss. Die erheblich grössere Menge von Schwefelsäure SO3, welche aus Kies- gasen entsteht (siehe unten) hat nicht nur den oben berücksichtigten Nachtheil, dass entsprechend weniger Schwefel in Schwefligsäure SO2 umgewandelt werden kann, sondern sie stört auch in den Leitungen und verbindet sich mit Kalk, ent- zieht denselben also der Umwandlung in doppeltschwefligsauren Kalk. Man hat nun zu erwägen, ob der zu Gunsten von Kies ausgerechnete Preis- unterschied durch diese Nachtheile ausgeglichen wird. Zu Gunsten der Verwendung von Kies spricht noch der Umstand, dass die meisten nach Mitscherlich gebauten Anlagen auf Brennen von Kies eingerichtet sind. Da sich die Preise beinahe überall anders stellen, so lassen sich keine allgemeinen Regeln geben, und die Wahl muss nach den örtlichen Verhältnissen getroffen werden. 528. Schwefel-Oefen. Die Schwefelsäure-Fabrikation benutzt seit mehr als 50 Jahren sowohl Schwefel- als auchKies-Oefen zur Erzeugung von Schwefligsäure, und der Gedanke liegt daher nahe, dass die Sulfitstoff - Fabrikanten sich dieser Vorbilder bedienen würden. Dies ist zwar geschehen, doch zeigte sich bald, dass viele von der Soda-Fabrikation benutzte Oefen sich zur Sulfitstofi-Fabrikation nicht eigneten oder erheblich abgeändert werden mussten. Für letztere genügen im allgemeinen einfachere Einrichtungen, weil die Herstellung von Sulfitlauge nach Bedarf und mit Unterbrechungen erfolgen kann, während die Bleikammern, worin sich die Schwefelsäiu'e bildet, mit einem möglichst gleichmässigen und ununterbrochenen Strom von Schwefligsäure gespeist werden sollen. Bei der Erzeugung von Schwefligsäure für Sulfitlauge muss vor allem darauf geachtet werden, dass sich keine Schwefelsäure bildet, weil dieselbe Kalk bindet und un- wirksam macht, und der darin enthaltene Schwefel für die Gewinnung von Zellstoff verloren geht, während es bei der Fabrikation von Schwefelsäure gerade erwünscht ist, dass die Schwefligsäure schon recht viel fertige Schwefelsäure mit in die Blei- kammern bringt. Für ersteren Zweck sucht man desshalb die Entstehung von Schwefelsäure zu verhindern, und für letzteren baut man die Oefen so, dass möglichst viel davon entsteht. Zur Erzeugung von Sulfitlauge wird das Schweflig- säure-Gas möglichst abgekühlt, während es erwünscht ist, dass dasselbe mit 100 bis 120 "Wärme in die Bleikammern tritt. Diese verschiedenen Grundbedingungen lassen es begreiflich erscheinen, dass die Oefen für Sulfitstoff"-Anlagen von denen für Schwefelsäure-Fabriken in vielen Punkten abweichen. Als man anfing Rohschwefel zu verwenden, wurden die Oefen wahrscheinlich der Soda-Fabrikation entlehnt und aus Mauerwerk mit eingesetzten eisernen Pfannen aufgeführt. Man fand jedoch nach und nach, dass eiserne geschlossene Oefen ein- facher sind, die Handhabung erleichtern und die Abkühlung des schwefligsauren Gases unterstützen und bedient sich solcher jetzt (1895) allgemein. Ein von Emil Scherrer in der Papier -Zeitung beschriebener Ofen dieser Art aus der Maschinenfabrik von Gustav ToeUe in Niederschlema in Sachsen ist in Längsschnitt und oberer Ansicht in Figg. 1404 imd 1405 dargestellt. Derselbe besteht ganz aus Gusseisen und kann fertig bezogen werden. Er hat eine Verbrennungs- fläche von 2,7 qm und wird auf drei kleine Stutzmauern so hoch gelagert, dass Schweflige Säure, Schwefel und Kies. Sehwefel-Oefen. J455 man den Schwefel möglichst bequem mit der Schaufel durch Thür c einfüllen kann. Die obere Fläche a des Ofens liegt durchaus waagrecht, die untere h steigt von der Einfüll-Oeffnung bis zum Auslass etwas an. Die Thür c darf während der Verbrennung nicht auf dem Ofenrand Fig. 1404. Fig. 1405. liegen, sondern wird mit den Stell- spindeln d so viel abgehoben, dass die entstandene Spalte gerade so viel Luft einläset, als zur Bildung der Schweflig- säure nöthig ist. Im Ablassrohr h ist ein Ventil f angebracht, welches man herablassen kann, wenn der Ofen keine Schweflig- säure abgeben soll. Ventil f bedeckt dann den Stutzen g und greift mit sei- nem cylindrischen Rand tief in den Raum zwischen g und h, der mit feinem «'' gewaschenem Sand gefüllt ist und damit die Abdichtung bewirkt. Wollte man mit einem solchen Ventil f plötzlich das Abströmen von Schwefligsäure verhindern, so würde diese, da die Verbrennung fortdauert, ihren Weg nach rückwärts durch die Oeffnungsspalte der Thür c nehmen, rasch den Arbeitsraum erfüllen und es Menschen unmöglich machen, darin zu verweilen. Wenn daher plötzliches Ein- stellen der Gaserzeugung nöthig wird, ist es besser, einen bereit liegenden nassen Sack so über die Thür c zu werfen, dass er die Spalte schliesst und keine Luft mehr zulässt. Erst nachdem dies geschehen und die Flamme infolge Luftmangels erloschen ist, sollte man Ventil / schliessen, um zu verhindern, dass aus einem andern etwa mitarbeitenden Ofen Schwefligsäure in den ausgelöschten Ofen zurück- tritt. Das Ventil f ist hiernach weniger nützlich zum Erlöschen des Ofens, als zu dessen Abtrennung von anderen in die gleiche Külilleitung arbeitenden Oefen und zur Regelung des Zuges. Wenn nur ein Ofen benutzt wird, oder wenn er seine eigene von anderen abgetrennte Gasleitung hat, ist Ventil f hiernach entbehrlich. Wenn der Ofen in Betrieb gesetzt werden soll, zerschlägt der Schwefelheizer die für einen Tag bestimmte Menge Schwefel in einer Holzkiste oder einem Trog in haselnussgrosse Stücke. Zerschlägt man den Schwefel zu fein, so erhält man zu viel Schwefelstaub, von welchem viel verloren geht. Die Kiste mit dem zerschlagenen Schwefel bringt der Arbeiter möglichst nahe zu dem Ofen und wirft mit einer Schaufel durch die um Scharniere e aufgeklappte Thür c soviel in den Ofen, dass dessen Boden h einige cm hoch gleichmässig davon bedeckt wird. Dann zündet er mit einem brennenden Span oder durch Einlegen eiues glühenden Eisens an und sorgt durch Einstellen der Spindeln d für Zugang der erforderlichen Luft. Das zeitweise nöthige Nachfüllen von Schwefel muss rasch ausgeführt werden, damit die Thür 1456 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. niclit ZU lange offen bleibt und zu viel Luft einlässt. Womöglich sollte man nur bei Tage Schwefel brennen, wenn aber im Sommer die kühlere Nacht dazu benutzt werden muss, sollte man die Arbeit gut überwachen, da es sonst manchmal vor- kommen kann, dass der Schwefelheizer neben dem kalt gewordenen Ofen schläft, und die Lauge nicht die richtige Stärke erhält. Manchmal kommt es vor, dass die Schwefeldämpfe vorn beim Einfüllloch herausschlagen, oder dass sogar das Feuer ausgeht. Dies ist dann ein sicheres Zeichen, dass der »Zug« nicht genügt, Fig. 1407. d. h. bei Thurmbetrieb, dass die Gase nicht im Thurm aufsteigen können, dass der Thurm i» verstopf t « ist. Li den meisten Fällen bleibt sodann nichts anderes übrig, als den Ofen mid seinen Thurm ausser Betrieb zu stellen und letztern gut zu reinigen. Bei Bottich-Betrieb rühi't die Mangelhaftigkeit des Zuges meist davon her, dass die Saug- oder Druckpumpe, welche denselben bewirkt, nicht richtig arbeitet. Will man den Ofen abkühlen, um die Temperattu- der Gase herabzubringen, so darf dies nicht mit Wasser auf der oberen Guss-Platte a geschehen, da dieselbe zu leicht zerspringt, sondern durch angefeuchteten Sand, den man oben auflegt. Die Abkühlung des Ofens ist besonders bei warmem Wetter häufig erforderlich, um zu verhindern, dass der Schwefel die zu seiner Verdampfung nöthige Tem- peratur (S. 1450) annimmt und dann nicht nur unverbrannt in die Rohrleitungen gelangt, d. h. sublimirt, sondern sich überall ansetzt und entfernt werden muss, Schwefel -Oefen. 1457 damit keine Störungen eintreten. Es kann sogar vorkommen, dass Schwefelblumen d. h. sublimirter Schwefel in die Lauge und mit dieser vielleicht in den Stoff gelangt. Der Ofen verbraucht nach Angabe des Fabrikanten etwa 850 kg Schwefel in 24 Stunden und soll bei einiger Vorsicht mehrere Jahre aushalten. Generaldirektor Dr. Karl Kellner in Hallein beschrieb in der Papier-Zeitung den in Figg. 1406 und 1407 in Aufriss-Längsschnitt und Grundriss dargestellten Schwefelofen. Derselbe besteht in der Hauptsache aus zwei flachen Gusskörpern f mit Schmelzpfanne f^. Der Schwefel wird durch das Mannloch m eingeworfen, von der Wärme des im Ofen brennenden Schwefels zum Schmelzen gebracht und durch das mittels Drehens des Griflfrades f^ geöffnete Ventil f" nach Bedarf in den Ofen abgelassen. Die hier durch Verbrennen des Schwefels erzeugte Schwefligsäure zieht durch die mit Ventil /"* geregelte Oeffnung ab. Der Theil f^ der oberen Ofenplatte lässt sich um Scharniere f^ di'ehen und mit zwei Stellschrauben s so von der unteren Platte abheben, dass ringsum die zum Verbrennen des Schwefels erforderliche Luft eintreten kann. Dadurch, dass die zur Veränderung des Aggre- gats-Zustandes erforderliche Wärme-Menge (Schmelzwärme) dem Schwefel vor seinem Eintritt in den Verbrennungsraum des Ofens zugeführt wird, brennt die ganze Oberfläche ohne Sublimation. Von anderer Seite wird geltend gemacht, die Schmelzpfanne sei überflüssig und erschwere den Betrieb dadurch, dass sich ihr Ausfluss manchmal verstopfe. Das vorherige Schmelzen verhindere die Sublimation d. h. die Verdampfung des Schwefels nicht, sondern erleichtei-e sie, da der geschmolzene Schwefel weniger Wärmezufuhr erfordert, um in Dampfform überzugehen als harter Schwefel. In einer Zellstoff-Fabrik, wo sich der Ausfluss aus der Pfanne häufig verstopfte, fand man durch eingehende Versuche, dass keine Verstopfung mehr eintrat, wenn man dafür sorgte, dass die Schmelzpfanne stets bis obenhin mit Schwefel gefüllt war. Wenn sich nur wenig Schwefel in der Pfanne befindet, wird derselbe zu sehr erhitzt und geht bei der höhern Temperatur aus dem dünn- flüssigen Zustand in den Seite 1450 erwähnten dickflüssigen über, welcher den Ausfluss verstopft. Ist die Pfanne bis obenhin gefüllt, so vertheilt sich die Wärme auf die grössere Menge, und der geschmolzene Schwefel bleibt dünnflüssig. In der erwälinten Fabrik liefern die 4 Pfannen, seitdem man dies erkannt hat, den Schwefel- öfen andauernd flüssigen Schwefel und machen das Einwerfen überflüssig. Ekman in Bergvik benutzte nach The Chemistry of Paper-Making von Little einen aus 6 mm starkem Eisenblech gebauten luftdichten Schwefelofen, dessen dünne Wände die Wärme leicht durchliessen und rasche Abkühlung be- wirkten. In demselben erstreckte sich ein schräg liegender Rost auf zwei Drittel der Ofenlänge, und auf diesem lag lose eine 9 Zoll hohe Schicht Ziegelsteine, die bewirken sollte, dass der darauf ausgebreitete Schwefel vollkommen verbrannte, und dass sich wenig Schwefelsäure bildete. Ein von P. Suckow & Comp, in Breslau gebauter und von einigen grossen Fabriken seit vielen Jahren benutzter Schwefelofen mit Kühlrohren ist in Fig. 1408 im Grundriss, in Figg. 1409 und 1410 in Aufrissen der beiden Seiten und in Fig. 1411 im Aufriss der Vorderseite dargestellt. Der Ofen A ist ganz in Gusseisen gehalten (Wandstärke 20 mm) und steht zur Kühlung in einem Wasserbehälter. Durch die Thüröffnung d, Fig. 1410, wird der Ofen 184 1458 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. mit rohem oder raffinirtem Schwefel beschickt. Die untere Platte ist von der Seite nach der Mitte zu verstärkt, und das Kühlwasser darf nur bis zur Marke m (Fig. 1409) steigen. Die Unterstützung der Platte, auf welcher der Schwefel liegt und brennt, lässt sich aus Mauerwerk o oder aus gusseisernen Trägern herstellen. Oberhalb des Ofens befindet sich ein Flanschenstutzen c, an welchem die zum Rohrsystem und Kühler führenden Kniestücke c\ c^ und Verbindungsrohre c^, /■angeschlossen werden. Die Thüre d (Fig. 1410) ist mit Schauloch l und durch Schieber oder Klappen regelbare Luftzuführungs-Oeffnungen versehen. Fig. 1410. Das Eohrsystem B besteht hier aus drei in geringen Zwischenräumen von einander liegenden gusseisernen Flanschenrohren p, liegt in einem schmiedeisernen Behälter, ist an den Flanschen mit Blei gut abgedichtet und von Wasser vollständig umgeben. Die Rohre sind untereinander mittels Kniestücke /, /i, /'s, fa, U ver- bunden, durch deren leicht mit Schrauben e verschliessbare Oeffnungen i_ man die- selben leicht reinigen kann. Die schwefligen Dämpfe, die den von Pfeilen ange- deuteten Weg nehmen, gelangen nach dem am hintern Ende befindlichen T-Rohr g und ziehen durch eines der beiden Ventile h oder h nach den Thürmen oder Kammern ab. Am T-Rohr g ist ein Thermometer p eingeschaltet, weil man darauf zu achten hat, dass die schwefligen Dämpfe das Rohrsytem mit nicht mehr als 10 bis 15° C. verlassen. Sind die Dämpfe wärmer, so muss man sie durch kälteres Kühlwasser auf die vorgeschriebene Temperatur zu bringen suchen. Für die Aufstellung eines solchen Ofens schreibt die liefernde Firma vor: Schwefel -Oefen. 1459 »Nachdem der Ofen A auf das in dem Kühlbehälter aufgeführte Mauerwerk o gesetzt ist, wird er mit dem Rohrsystem durch die Eohrleitung verbunden. Die Rohre des Kühlers sind in dem Behälter an den Flanschen r mit Blei gut ab- zudichten. Sämmtliche Oeffnungen sind gut zu verschliessen. Der Schwefel wird nun durch Thür d eingebracht, auf der Bodenplatte etwa 1 cm hoch gleichmässig vertheilt und alsdann entzündet. Sobald der Schwefel ordentlich brennt, was man durch das Schauloch beobachten kann, füllt man die Behälter mit Wasser und zwar denjenigen, in welchem der Ofen steht, bis zur Marke m, also bis unterhalb der Platte, den andern soweit, dass die Rohre vollständig von Wasser umgeben sind. Oberhalb des Ofens befindet sich noch ein Spritzrohr v zur schnelleren Kühlung, welches aber auch wegbleiben kann, da man selten in die Lage kommt es zu brauchen, und durch plötzliche Abkühlung der stark erwärmten obern Guss- theile im Ofen oder Guss Risse entstehen können.« Zur Verbrennung von 500 kg Schwefel in 24 Stunden ist eine Brennfläche von 1 qm und 0,5 qm Sammelraum, also ein Raum von 1,5 m Länge und 2 m Breite nöthig, wie für obige Skizzen angenommen. Zur Verbrennung von 1000 kg Schwefel wird die Brennfläche verdoppelt. Der Kühler B ist 3 m, Rohr -p mit Ansätzen an beiden Enden 4 m lang. Die gusseisernen Kühlrohre sollen bei richtiger Behandlung fünf Jahre aushalten. In den Ausnahmefällen, wo der Ofen wegen angestrengter Arbeit mit dem Spritzrohr v gekühlt werden muss, lässt man durch w erst wenig und nur all- mälig mehr Wasser einströmen. Die neueste Bauart der von Dr. A. Frank in Charlottenburg geplanten und von der Aktien-Gesellschaft Wagner & Co. in Coethen ausgeführten Schwefelöfen ist in Figg. 1412 und 1413 in 1:30 der wahren Grösse dargestellt. In einem dicht genieteten schmiedeisernen Kasten A, welcher ungefähr die Form einer Gasretorte hat und an seinem vorderen und hinteren Ende mit gusseisernen Deckeln fest verschlossen und versteift ist, steht die ebenfalls schmiedeiserne Schwefel- pfanne ß, welche den Boden nahezu bedeckt. In der vorderen Stirnwand des Ofens befindet sieh die zum Einfüllen des Schwefels dienende und mit Ueberwurfschraube luftdicht schliessbare Thür D, in welcher das mit gut gekühltem Glase luftdicht verschlossene Schauloch ä ange- bracht ist. Zu beiden Seiten der Thür sind Düsen E und E zum Einblasen der Luft eingesetzt, zu deren besserer Vertheilung die muschelförmigen Schirme F dienen. Ausserdem werden die Gase von dem bis nahe an die Schwefel- pfanne B herabreichenden Scheider K aus Schmiedeisen gezwungen, dicht über dieser hinzustreichen und begegnen, wo sie unter dem Scheider herauskommen, einem durch zwei Rohre R eingeführten Strom von Pressluft, mit dem sie sich mischen, ehe sie durch Rohr Q abziehen. Neben Fig. 1413 links ist die hintere Stirnwand mit den Luftröhren H noch besonders dargestellt. Mit den Hähnen J J^ regelt man die Luftströme, welche durch E und H zuströmen sollen. Findet man bei Beobachtung des Feuers im Ofen durch Schauloch d, dass die Flamme anstatt tiefblau, wie sie sollte, durch mitverdampfenden Schwefel gelbbraun gefärbt ist, so öjffnet man Hahn J und führt durch Rohr H Luft zu, die auf den Scheider K stösst, sich mit dem unverbrannten Schwefeldampf mischt und dessen Verbrennung bewirkt, wie es bei Dampfkesseln durch Einführen von Luft hinter der Feuerbrücke geschieht. 184* 1460 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. Die Verbrennung des Schwefeldampfes erfolgt sehr vollkommen, weil der Entzündungspunkt des Schwefels schon bei 250 bis 260 ° liegt, während Schwefel- dampf sich erst bei 420" bildet. Da sich durch die Ableitung eines Theils der Gebläseluft nach H die Einströmung durch die vorderen Düsen E vermindert, und die Verbrennung des Schwefels verlangsamt, so wird auch rasches Herabgehen der Hitze in der Schwefelpfanne und baldiges Wiedereintreten der normalen blauen Flamm enfärbung bewirkt. Ein anderer Vortheil dieser Art der Luftzuführung soll darin bestehen, dass man den Schwefel mit der geringsten Menge Luft verbrennen kann und infolgedessen bei einiger Uebung sehr starke Gase mit 1 5 bis 1 6 Volumen- prozent Schwefligsäure erzielt, während offene Schwefelöfen nur etwa lOpCtige und Kiesöfen 8 pCtige Gase bei normalem Betriebe liefern. Um den Schwefelofen A vor dem Verbrennen zu schützen und gleichzeitig auch die durch das Schwefelfeuer entstehende Hitze unschädlich zu machen, ist der ganze Ofen in einem gewöhnlich aus Blech hergestellten und an beiden Stirn- Fig. 1412. Fig. 1413. wänden angenieteten Wasserkasten L untergebracht, welchem durch Rohr M bestän- dig kaltes Wasser am Boden zugeführt wird, während das erwärmte oben durch Rohr N abfliesst. Ein Auslass l ermöglicht Reinigung dieses Wasserkastens. Ein Ofen der hier dargestellten Grösse soll infolge der geregelten Luft- zuführung und Kühlung mit der verhältnissmässig kleinen Schwefelpfanne bis 1600 kg Schwefel in 24 Stunden verarbeiten. Die bei Anwendung von Sekunda-Schwefel in der Pfanne B angesammelten Aschenrückstände müssen zeitweise von einem durch Thür D einsteigenden Arbeiter zusammengekehrt und herausgenommen werden. Derselbe sollte dabei mit grobem Wollzeug bekleidet sein, weil Baumwolle und Leinen von Schwefelsäure usw. zerfressen werden. Um die Schwefelpfanne vollständig zu reinigen, kann man sie auch an dem Griff & völlig herausziehen, nachdem man die Platte Z weggenommen hat. Das Feuer im Ofen erlischt, sobald man die Luftzuströraung abschliesst, und da die Abkühlung des Ofens durch das im Mantel L befindliche Wasser weitergeht, so kann man die Thür D bald wieder öfihen und neuen Schwefel in die Pfanne B geben. Dr. Frank benutzt zum Bau des Ofens das viel kostspieligere Schmiede- eisen, weil Gusseisen infolge der darin entstehenden Spannungen bei den grossen Schwefel -Oefen. 1461 Temperatur -Verschiedenheiten leicht reisst und sich dann nicht mehr ausbessern lässt. Oefen der dargestellten Art sind seit vielen Jahren in Betrieb und sollen weder Ausbesserung verursacht noch Schaden gelitten haben. H. Füllner in Warmbrunn, Schlesien, baut den in Figg. 1414 und 1415 in 1:30 der wahren Grösse in Durchschnitten dargestellten ganz aus Gusseisen bestehenden Schwefelofen. Der Schwefel wird durch das luftdicht mit Asbest abge- dichtete Mannloch A eingefüllt und mit einem brennenden Span oder glühenden Eisen angezündet. Die zu seiner Verbrennung nöthige Luft wird durch die nach unten gerichteten Löcher des gusseisernen Rohres B zugeführt und mit Vi Atmosphären Ueberdruck von der Druckluftpumpe, dem Kompressor, geliefert. Ein nicht gezeichnetes Ventil schliesst sich an das Rohr B und ermöglicht Regelung sowie Absperrung des Luftstroms. Die entstehenden Gase ziehen durch Rohr C ab und gelangen durch dessen gusseiserne 300 mm weite Fortsetzungen zu den in Wasser liegenden Kühl- rohren aus Hartblei. Die unmittelbar vom Ofen ausgehenden Gasrohre müssen auf ziemliche Länge aus Gusseisen bestehen, weil Blei die hohe Temperatur auf die Dauer nicht aushalten würde. Flg. 1414. Fig. 1415. Wenn der Ofen gereinigt werden soll, öflfnet man den Deckel des Mann- loches D, durch welches das Innere zugänglich wird. Die Dichtung des Deckels wird durch einen schwalbenschwanzförmigen, mit Blei ausgegossenen Nuthring bewirkt, welchen man auf einen ringförmigen Vorsprung der Mannloch -Flansche presst. Die Decke des Ofens ist so geformt, dass sie mit Wasser gekühlt werden kann, welches mit möglichst niedriger Temperatur zugeleitet wird, und dessen Ueber- schuss durch Rohr f abfliesst. Oefen dieser Art sind neuerdings innen, soweit der Brennraum geht, mit Chamotte- Steinen ausgemauert und aussen ganz in Wasser gesetzt worden. Hiermit hat man zwar gute Erfahrungen gemacht, aber auch die einfachere in Figg. 1414 und 1415 dargestellte Art hat sich in jahrelangem Ge- brauch gut bewährt. Die gusseisernen Wände haben gut ausgehalten, imd die Kühlung der oberen Fläche hat sich als genügend erwiesen. Die zu den Gussstücken benutzte Rohstoflf-Mischung muss allerdings mit Sachkenntniss und Erfahrung gewählt und dafür gesorgt werden, dass sich in den Ofentheilen keine Spannungen bilden. Die Zellstoff-Fabrik von J. Halbmayr & Co. in Josefihütte, Böhmen, deren Laugenbereitungs-Anlage weiterhin beschrieben ist, verbrauchte 1894 bei Verwendung von drei Oefen vorbeschriebener Art etwa 9,9 oder rund 10 kg 99 prozentigen gereinigten sicilianischen Schwefel auf 100 kg erzeugten lufttrocknen Zellstoff (88 in 100). 1462 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Nach Mittheilung des Direktors Herrn. Brüngger werden stets 200 kg Schwefel auf einmal in einen Ofen gegeben, welche in geschmolzenem Zustand die Pfanne d. h. den untern Theil des Ofens bis nahe unter dem Rohr G füllen. Die Bedienung der Schwefelöfen sollte nur einem zuverlässigen sorgsamen Arbeiter anvertraut werden, weil es von ihm grossentheils abhängt, ob dem Schwefel gerade die Menge Luft zugeführt wird, welche 1 kg Sauerstoflf auf jedes kg zu verbrennenden Schwefels enthält. Bei 0'' und 760 mm Barometerstand sind dies 6199 und bei 20° = 6654 Liter. Wird mehr und gar feuchte Luft zugelassen, so entsteht Schwefelsäure und Ueberhitzung des Ofens, und infolge derselben wird Sublimation des Schwefels veranlasst. Schwefligsäure bildet in Berührung mit Schwefel bei gewöhnlicher Tem- peratur und sogar im Dunkeln Polythionsäuren, d. h. solche Schwefelsäuren oder Schwefeloxyde, die Schwefel in mehrfacher Menge enthalten. Bei höherer Tem- peratur, wie sie im Ofen herrscht, erfolgt diese Bildung sehr rasch, wenn nicht genug Luft, also auch nicht genug Sauerstoff zur Verbindung mit allem Schwefel- dampf zugeführt wird. So oft Ueberhitzung und Sublimation eintritt, gelangen daher Polythionsäuren in die Lauge, mit dieser in den Stoff und werden beim Kochen zersetzt. Infolge solcher Zersetzung kommt Schwefel, der sich seiner Un- löslichkeit wegen schwer entfernen lässt, in den Stoff, oxydirt sich zu Schwefel- säure und verdirbt Siebe wie Filze. Nach Ansicht erfahrener Fachmänner kann die Gegenwart von Polythionsäuren eine ganze Kochung verderben. Der Arbeiter er- kennt meist an der Flamme, ob die Verbrennung richtig vor sich geht. Blaue Farbe mit zeitweiligen weissen Spitzen bekundet den erwünschten Zustand, während braune Dämpfe unverbrannte Schwefeldämpfe mit ihren schädlichen Folgen anzeigen. Wenn der Arbeiter hierauf achtet, den Ofen regelmässig bedient und mit der geringsten Luftzufuhr vollkommene Verbrennung bewirkt, wird es ihm gelingen, starke Gase zu liefern, d. h. solche, die möglichst viel Schwefligsäure enthalten. 529. Schwefelkies - Oefen. Der bewährte Schwefelkiesofen einer nach Mitscherlich arbeitenden österreichischen Fabrik wurde von E. Scherrer in Nr. 58 der Papier-Zeitung von 1894 beschrieben. Fig. 1416 zeigt denselben in 1 : 400 der wahren Grösse in Längsschnitt; Fig. 1417 in Querschnitt nach Ä bis B, Fig. 1418 in Vorderansicht, Figg. 1419 und 1420 in waagrechten Schnitten nach C bis D und ^ bis F. Der Ofen besteht aus Mauerwerk mit Armaturen aus Gusseisen. Die innerste Lage des Mauerwerkes, welche mit den Schwefelgasen und dem direkten Feuer in Berührung kommt, ist aus feuerfesten Chamotte - Ziegeln mit Cement- und Charaotte - Mörtel hergestellt. Diese innere Ausmauerung schliesst sich an eine Lage Backstein-Mauerwerk. Die Backsteine werden jedoch vor dem Älauern gut mit Theer getränkt, und auch der Kalkmörtel wird mit Theer versetzt. Diese theergetränkte Lage dichtet den Ofen so gut, dass bei sorgfältig ausgeführter Arbeit Schwefelgase kaum durch das Mauerwerk entweichen können. Auf diese Schicht kommt noch eine dritte äussere Mauerlage aus gewöhnlichen Backsteinen und Weisskalk -Mörtel; die Kiesöfen werden meist aussen noch einige Male mit Theer gut gestrichen. Das Mauerwerk ist durch Schienen a und Eisenstangen b solid gebunden. An Armaturen weist der Ofen auf: Einen weiten, zweitheiligen, gusseisernen EinfüUtrichter c mit Abschliessthür d; einen untern Rost e mit entsprechenden Rostlagern /, Gussthür g usw.; ein Luftzugrohr h, Thür i mit Luftregeiung K; Schwefel-Oefen. Schwefelkies - Oef en. 1463 Aschenabzugrohr l mit Thür m; das obere Gasabzugsventil n und verschiedene Aschenthüren o. Das obere Gasabzugsventil wird wie bei Schwefelöfen mit feinem Sand abgedichtet. Der Ofen besteht aus drei Haupträuraen: I Feuerraum; II Gasraum; III Aschenraum. Fig. 1416, Fig. 1418. Der Feuerraum ist nach unten durch den eingelegten Eisenrost e begrenzt; nach oben durch feuerfestes Chamotte- ziegel - Gewölbe abgeschlossen. In den Feuerraum mündet der Kies-Einfülltrichter c. Die Decke des Feuerraums ist an zwei Stellen durchbrochen, damit die Gase durch diese Oeffnun- gen p vom Feuerraum nach dem Gasraum aufsteigen können. Der Gasraum wird gebildet durch das Deckgewölbe des ^''^- 1419. Fig. 1420. untern Feuerraums und durch das obere Gewölbe q. Der Raum vorn und hinten zwischen diesen Gewölben ist vermauert, und nur die Reinigungskanäle r ry sind im senkrechten Mauerwerk freigelassen und mit Aschenthüren o abgeschlossen. Zwei weitere Reinigungskanäle s führen durch das obere Mauerwerk. lieber der Mitte des Gasraumes ist das Gas- Abzugsventil in das Mauerwerk eingelassen. Die zwei Scheidemauern t geben dem Gasraum die Form eines Schlangenkanais und zwingen die Gase, in der Richtung der Pfeile den Gasraum zu durchziehen. ]^464 Eräatestoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Als Asclienbehälter dient der ganze freie Raum III unter dem Rost. In diesen Raum ist vorn das Luftzugrohr h (Fig. 1416) eingelassen; die Verbrennung des Schwefels wird also hier ähnlich wie bei einem Dampfkessel durch Zuführen von äusserer Luft von unten hinauf durch den Rost bewirkt. Durch das hintere Reinigungsrohr l wird die Asche von Zeit zu Zeit ausgehoben. Besonders beachtenswerth bei diesem Kiesofen sind die zwischen der zweiten und äussern dritten Mauerschicht ausgesparten Luftzugskanäle u. Unten und oben führen diese Kanäle ins Freie und ermöglichen lebhaften Luftzug durch dieselben, dem es hauptsächlich zu verdanken ist, wenn der Ofen auch bei ununterbrochenem Betrieb nie zu heiss wird. Die von unten nach oben durchziehende äussere, kalte Luft kühlt die stets erwärmte mittlere Mauerlage gut ab und verhindert dadurch Ueberhitzung und Bersten des Mauerwerks. Werden zwei solcher Oefen aneinander- gebaut, so macht man die Luftzüge zwischen den zwei Oefen bedeutend weiter als diejenigen an den äussern seitlichen und hintern Flächen. Der Luftzug wird auf das noch zulässige Mindestmaass beschränkt, doch muss der Ofen in strenger Glühhitze erhalten werden. Der Sauerstoff der eintretenden atmosphärischen Luft verbindet sich dann infolge der hohen Temperatur mit dem Eisen des Kieses zu Eisenoxyd und mit dem Schwefel des Kieses zu schwefliger Säure. Damit der Prozess im Ofen genau verfolgt werden kann, sind in Thür d zwei kleine runde Scheiben v gesetzt. Die Gase ziehen in der Richtung der Pfeile ab, kommen also zunächst vom Feuerraum nach dem obern Gasraum, wo sie ge- zwungen sind, die Sclilangenkanäle zu durchstreichen. Auf diesem Wege werden die Gase von Flugasche gereinigt. Die Asche setzt sich am Boden dieser Gewölbe- gänge ab. Bei eingetretener Sublimation fallen Schwefelblumen auch hier schon aus, und es kommt wohl selten vor, dass unverbrannter Schwefeldampf noch in den Thurm und so in die Lauge gelangen kann. Selbstverständlich müssen diese Kanäle häufig gereinigt werden, auf alle Fälle nach eingetretener starker Sublimation und vor Inbetriebsetzung eines kalt gestandenen Ofens. Je nach der Grösse des Betriebes wird man zwei, vier imd mehr solcher Oefen nöthig haben, die gewöhnlich aneinander, häufig auch mit der Rückseite gegeneinander gebaut werden. Mit einem der beschriebenen Oefen können bei guter Ausnutzung des Kieses in 24 Stunden 1500 bis 1800 kg westfälischer Schwefelkies geröstet werden. Die Gewerkschaft Sicilia in Meggen, Westfalen, die den grössten Theil des in Deutschland verarbeiteten Schwefelkieses liefert, empfiehlt ihren Abnehmern, dazu Oefen der von Herrn Wilhelm A. Müller in Laar bei Ruhrort geplanten Art zu benutzen. Fig. 1421 ist ein Aufriss - Längsschnitt zweier solcher Oefen nach a-h von Fig. 1422, Fig. 1422 ein Aufriss - Schnitt nach c-<^ in Fig. 1421, Fig. 1423 Vorderansicht, Fig. 1424 Grundriss-Schnitt nach e-f m Fig. 1422, alles in 1:40 der wahren Grösse. Die eingetragenen Zahlen sind Maasse in Millimetern. A ist der Einwurf für frischen Kies, B die Thür zur Entfernung der Kiesabbrände und C die Thür, von der aus der Rost gehandhabt wird, worauf der Kies lagert. Alle drei Zugänge bestehen aus Gusskasten, deren untere Seiten länger als die obern sind und den an den Rändern gehobelten Verschlussthüren zur Auflage dienen. Die Thüren sind mit schmiedeisernen Griffen und mit durch Gussstopfen verschliess- baren Schau- und Luftlöchern versehen. Der Rost D besteht aus quadratischen schmiedeisernen Stäben, die nahe den Enden und in der Mitte abgerundet und Sehwefelkies-Oefen. -4850- Fig. 1421 Fj>. 1422. Fig. 1424. 1465 Fig. 1423. gelagert sind. Jeder Stab läuft in einen Vier- kant aus, an dem er mit einem Schlüssel nach Bedarf durch Thür C gedreht werden kann. Das Mauerwerk kann aus gewöhn- liehen Backsteinen hergestellt werden, aber derartige Oefen dürfen allerdings nicht längere Zeit ausser Betrieb bleiben, weil dann rasche Zerstörung des Mauerwerkes eintreten würde. Wenn man die Kosten nicht scheut, ist es besser, das Mauerwerk, wo es mit Gas in Berührung kommt, aus feuerfesten Steinen herzustellen und als Bindemittel feuerfeste Erde mit gesiebtem Sand gemischt zu verwenden. 185 1466 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Die aus sechs Oefen bestehende Anlage, von der die in Figg. 1421 bis 1424 dargestellten nur einen Theil bilden, ist in 1 : 200 der wahren Grösse in Fig. 1425 in Aufriss, Figg. 1426 und 1427 in senkrechten Schnitten, Fig. 1428 in Avaag- Fig. 1426. A A' A Fig. 1427. Fig. 1428. Fig. 1425. i^f; ^Ml(3• U2JV ™-|liir Fig. 1430. rechtem Schnitt durch die Oefen und in Fig. 1429 in Grundriss dargestellt. Die Schwefligsäure, welche in je drei auf einer Seite lie- genden, miteinander verbundenen, und durch eine Mauer von den andern getrennten Oefen entwickelt wird, geht aus diesen Ofeugruppen I und II, Fig. 1428, in der Richtung der Pfeile in die Staub- kammern Jc^ und, wenn die in Fig. 1430 in 1:20 der wahren Grösse besonders dargestellten Schliessglocken mittels ihrer Stiele und Ketten g hochgezogen sind, unmittelbar in die darüber liegen- den kleinern Kammern ]c\ Aus diesen steigt sie, wenn auch deren Schliessglocken mit ihren Stielen und Ketten g^, Fig. 1427, gehoben sind, in die Kammern Jc^ und aus diesen in die Rohrer, Fig. 1425, von wo sie durch die gebogenen Rohrer ^ und deren Zweige r~ in die zur Er- zeugung der Lauge dienenden Gefässe gelangt. Was Seite 1455 von Ventil f gesagt ist, gilt auch für die Schliessglocken. Dieselben dienen hauptsächlich zum Regeln des Zuges und um zu hindern, dass Gas aus andern Oefen von hinten hereindringt, wenn nicht gebrannt wird. Wollte man durch Niederlassen der Schliessglocken den Ofen plötzlich absperren, so würde man damit die sich weiter bildende Schwefligsäure Fig. 1429. Iisii N jj y H""r'0"nsij' Schwefelkies -Oefen. 1467 iiacli rückwärts in die Arbeitsräume drängen. Solches plötzliches Abstellen wird zwar kaum jemals erforderlich, da man stets das Ausbrennen der Ladung abwarten kann, müsste aber, wenn das Mauerwerk nicht luftdicht und die Thüren nicht dicht schliessbar sind, durch Erlöschen des Feuers mittels Auf Werfens von Erde und dergl. bewirkt werden. Auf beiden Seiten des Ofens laufen auf Gruben schienen s (Fig. 1429) kleine Wagen, auf welchen der Schwefelkies den Arbeitern in erhöhter Lage zugeht und daher leichter in den Ofen gegeben werden kann, als wenn er vom Boden auf- genommen werden müsste. Auf dem langen Wege, welchen die Gase zurücklegen, setzt sich überall Flugstaub (sublimirter Schwefel usw.) ab, der sich von jeder Stelle leicht entfernen lässt. Die Kammern h~, Tc^ sind zu diesem Zweck an gegenüberliegenden Seiten mit herausnehmbaren Steinen verschlossen. Die Schliessglocken sind, wie Fig. 1430 zeigt, an der Seite, welche aufhegt und den Verschluss bewirkt, mit Bleiblech verkleidet. Durch entsprechende Stellung der beiden Schliessglocken, oder besser dm-cli geeignetes OeflFnen oder Schliessen der Luftzuführungs-Oeffnungen in den Thüren lässt sich der Zug so regeln, dass gutes Ausbrennen des Röstkieses möglich ist. Die Beschickung der Oefen mit Kies richtet sich sehr nach der Beschaffen- heit des Zuges; bei gutem Zuge kann man nach der Erfahrung eines Fabrikanten schon alle drei Stunden, und zwar soviel Kies aufwerfen, als in dieser Zeit gut ausbrennt. Man braucht dies nur einige Male genau zu beobachten, um das richtige Maass zu finden. Es ist, im Gegensatz zu Seite 1469, nach seiner Ansicht besser, öfter aufzuwerfen, als viel Kies auf einmal aufzugeben und die Gluth im Ofen zu sehr zu dämpfen, weil sonst Schwefel sublimirt und sich in den Rohrleitungen ansetzt. Der Luftzutritt ist aufs äusserste zu beschränken, und wenn alle Thüren gut mit Lehm verstrichen sind, genügt es, dass eine Spalte der Zugöffnuug in der Schlackenthüre B offen bleibt. Erfahrungsgemäss hat auch das Wetter Einfluss auf den Zug, da die Kies- öfen bei stürmischer Witterung so viel heftiger ziehen als bei ruhiger, dass oft viel Gas unbenutzt durch die Thürme geht. Sind die Kiese gut ausgebrannt, so rostet man, d. h. man setzt an jeden Roststab einen Schlüssel und dreht denselben einige Male, wodurch die untersten ausgebrannten Kiese in den Schlackenraum fallen. Dann beschickt man mit frischem Kies. Erst nach zwei- oder dreimaligem Rosten nimmt man die Schlacken mit einer Krücke heraus. Findet man in den Schlacken nach Aufklopfen derselben noch graugelbe Stellen, besonders ganz in der Mitte, so ist dies ein Zeichen, dass sie schlecht ausgebrannt sind und noch Schwefel enthalten. Man muss in diesem Falle sofort untersuchen, wo der Fehler liegt, um grössere Verluste zu vermeiden. Meistens liegt der Fehler in zu frühem Rosten, und sorgfältige Ueberwachung durch einen zuverlässigen Arbeiter ist daher von grösstem Werth. Herr Ludwig Engelmayer hat 1893/94 eine unter seiner Leitung stehende neue Sulfitstoff- Anlage der Aktien-Gesellschaft für Papierfabrikation in Aschaffenbiu'g ge- baut, zu der die in Figg. 1431 und 1432 in Aufriss und in Fig. 1433 in Grundriss in 1:100 der wahren Grösse dargestellten Kiesöfen gehören. Dieselben unterscheiden sich in einigen Theilen wesentlich von den vorher beschriebenen und sind eigenartig gruppirt. Die Kiese werden durch Thüi-en a aufgegeben, die Roststäbe f von den Thüren h aus gedi-eht und die Abbrände durch Thüren d entfernt. Die Verbrennungs- 185* 1468 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. gase gelangen durch die mit Ventilglocken g bedeckten Abzugsöffnungen in die über vier Oefen hinziehenden Staubkammern S und durch mit Ventilglocken ä verschlossene Oeffnungen in ein Rohr h, welches die Gase aus acht Oefen aufnimmt und in die Kühler bringt. Die in die Oefen hineinragende Zunge n und die Abschrägung o der Rückwand sollen die Bildung von Schwefelgarben verhindern, welche sich bei nicht gut geführter oder durch Kiesstaub behinderter Verbrennung an den Wänden Fig. 1431 Fig. 1433. emporschlängeln. Die 50 mm starken quadratischen Roststäbe liegen von Mitte zu Mitte ♦ ♦ 90 mm auseinander. Die 25 mm weiten Schau- und Zuglöcher der Verschlussplatten oder -Thüren sind mit Eisenpfropfen geschlossen. Die Roste / jedes Satzes von vier Oefen A-A^, B-B^, C-C^, D-D^ bilden eine gemeinsame ununterbrochene Fläche. Die Decken der Staubkammern S bestehen aus Gussplatten l, welche die Wärme gut durchlassen und damit zur Abkühlung der Gase beitragen. An einer Stelle dieser Decke in Fig. 1432 ist gezeigt, wie jede 1400 mm breite und 3 cm dicke Gusstafel mit angegossener 40 mm breiter Deckleiste über die nächste Tafel greift. Der Raum von 4 bis 5 mm Weite, welcher zwischen jeder Platte und Deckleiste bleibt, wird mit einer Mischung aus Theer und Chamottemehl ausgefüllt. In den zwei Sätzen von je vier, also in acht Oefen dieser Anlage, die zur Zeit (1895) in Thätigkeit sind, werden in 24 Stunden für eine Erzeugung von 11 000 kg Schwefelkies -Oefen. 1469 Zellstoff in 24 Stunden 4800 bis 5300 kg Meggener Kies verbrannt. Der Kies wird alle sechs Stunden frisch aufgeschüttet, und der Abbrand nach je zwölf Stunden durch Drehen der Roststäbe abgeworfen. Herr Wilh. A. Müller giebt folgende Anleitung für den Kiesofen-Betrieb: Vor Eröffnang des Betriebes muss der Ofen durch langsames Feuern ausgetrocknet werden. Dann wird der Rost mit Kiesabbränden oder, in Ermangelung solcher, mit zerkleinerten Chausseesteinen 8 — 10 cm unter der Arbeitsthür bedeckt. Auf diese bringt man gewöhnliche Brennstoffe, am besten gut trockenes Holz, entzündet dasselbe und lässt die Verbrennung an- fönglich bei offenen Arbeitsthüren und geschlossenen Schliessglocken vor sich gehen. Beginnen die Innenwände des Ofens rothglühend zu werden, was nach 24 Stunden sicher der Fall sein wird, so öffnet man die Schliessglocken und giebt durch die am entferntesten von diesen liegende Einwurfsöffnung A (Fig. 1421) die gewöhnliche Menge frischen Schwefelkieses auf. Hierauf werden alle Oeffnungen geschlossen. Der Schwefelkies geräth in Brand und wird, wenn er gut brennt, geebnet. Hierauf beschickt man den Ofen in gleicher Weise durch die Einwurfs-Oeffnungen A?^ A?, (Fig. 1425) bis der Ofen auf seiner ganzen Rostfläche mit Schwefelkies beladen ist. Von nun an können die schwefligsauren Gase in die Laugengefässe geleitet werden. Um den Ofen in gutem Brand zu erhalten, richtet man die Beschickung so ein, dass die in 24 Stunden abzurostende Menge Schwefelkies zu gleichen Theilen und in gleichen Zeiträumen durch die verschiedenen Einwurfs-Oeffnungen eingetragen wird, und zwar derart, dass zwischen der Beschickung zweier nebeneinander liegenden Ofen-Abtheilungen die grösstmögliche Zeit verfliesst. Dies erreicht man, wenn die Beschickung beispielsweise in folgender Reihenfolge be- wirkt wird, also (Fig. 1428) JA morgens 6 Uhr und abends 6 Uhr lA' mittags 2 „ „ nachts 2 „ lA^ morgens 10 „ _ abends 10 - < , , , . , UA^ , 8 : : „ 8 : )^ beladen wird. II A' mittags 4 „ „ morgens 4 „ IIA „ 12 „ „ nachts 12 „ Die Beschickung selbst wird so ausgeführt, dass die jeweilige Aufgabe {Charge) von etwa 300 bis 350 kg Schwefelkies (welch letzterer bei so kleinen Betrieben, wie sie bei den Sulfitzellstoff- Anlagen Regel sind, vortheilhaft durch Handarbeit in Welschnussgrösse zerkleinert — gepocht • — wird) zunächst auf einen flachen Grubenwagen abgewogen wird. Zu dieser Auf- gabe werden jedesmal etwa C bis 8 pCt. Staub- (Abfall-) Kies mitverwogen. Die abgewogene Aufgabe wird vor den zu beschickenden Ofen gefahren, die Thür zur Einwurfsöffnung entfernt und durch die letztere, zweckmässig von zwei Arbeitern, eingetragen und nach erfolgter Ein- tragung sofort im Ofen so geebnet, dass der Kies von der Oberkante der Einwurfsöffnung nach der Rückwand zu etwas ansteigt und keine Vertiefungen aufweist, weil solche ungleichmässiges Ausbrennen der Kiese bewirken könnten. Alle Thüren und Stopfen sind während des Betriebes verschlossen zu halten, da bei regelmässigem Gang des Röstverfahrens doch genügend Luft durch die Fugen zum brennenden Kies strömt, und Luftüberschuss nach Thunlichkeit vermieden werden muss. (In neuesten Schwefel- säure-Fabriken sollen die Oefen derart mit Eisenplatten verankert sein, dass keine Nebenluft durch das Mauerwerk eintreten kann, und der Luftzutritt sich durch die Thüren regeln lässt. D. Verf.) Auch ist jedes Durchwühlen des brennenden Kieses bei regelmässigem Betriebe überflüssig und schädlich. Ungeföhr zwei Stunden vor der jeweiligen Beschickung dreht man den Rost des Ofens etwas und ungefähr eine halbe Stunde vor seiner Beschickung ganz ab, d. h. man entfernt durch Drehen der Roststäbe den abgerösteten Kies. Ist der Kies frisch aufgeworfen, so erscheint natürlich die Aufwurf-Stelle im Ofen schwarz; allmälig beginnt die Entzündung des Kieses, und schwach blau leuchtende Flammen brechen daraus hervor, die grösser und lebendiger werden und die ganze Masse bedecken. Nach einigen Stunden werden dieselben wieder seltener; die Masse ist aber inzwischen heiss geworden und wird hellrothglühend aussehen. Später, und Schritt haltend mit dem Ausbrennen des Kieses, wird sie wieder kälter, und die Gluth ist am Ende der Röstperiode oft garnicht oberflächlich sichtbar. Erst bei etwaigem Umrühren zeigt sie sich von neuem. Ist der Luftzug zu schwach, was, wie erwähnt, häufiger wegen Verstopfung in den Rohren und Langen -Einrichtungen als durch Unregelmässigkeit beim Rösten vorkommt, so verbrennt nicht aller Schwefel des Kieses zu schwefliger Säure, sondern derselbe fängt an zu sublimiren, d. h. als Schwefel zu verdampfen unter gleichzeitiger Bildung von Einfach-Schwefeleisen, welches leicht schmilzt und dann Kiesofenschlacke, sogenannte Sauen erzeugt, die ihrerseits den Luftzug stören. Das Röstverfahren sollte allerdings so sorgfältig geleitet werden, dass diese Schlacken J470 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. garniclit entstehen, da sie grossen Verlust an Schwefel verursachen, und die derzeitig erzeugte Sulfitlauge ihres Gehaltes an freiem Schwefel wegen unter Umständen nicht verwendet werden kann. Man muss daher Sorge tragen, dass alle Störungen des Luftzuges rechtzeitig gefunden und behoben werden. Hat sich aber Schlacke im Ofen gebildet, so muss diese daraus entfernt werden. Dies gelingt anfangs noch leicht, da die Schlacke zuerst an der Oberfläche entsteht und von dort mit Haken aus der Arbeitsthür gezogen werden kann. Wenn mau sie freilich anfangs übersehen hat, und sie schon tiefer gesunken ist, wobei sie sich immer mehr vergrössert, wird ihre Entfernung schon schwerer. Man muss dann mit einer sehr grossen und schweren Brechstange aus bestem zähem Eisen von etwa 4 m Länge und 5 cm Dicke, welche wie in Fig. 1434 gebogen ist, in den Ofen durch die Arbeitsthür ein- fahren, so lange darin arbeiten, bis man mit der Spitze y unter x den Schlackenkuchen gekommen ist und denselben durch die vereinigte Kraft mehrerer Männer, welche auf das Ende x wirken, in die Höhe hebt, trotz des Widerstandes der darüber lagernden Pyritmasse. Diese Arbeit ist sehr unangenehm, anstrengend und ^'&- 1434. schwierig. Sehr mangelhafter Zug macht sich schon dadurch leicht kenntlich, dass das Gas aus allen Ritzen des Ofens herausbläst und namentlich beim Oeffnen der Arbeitsthür herausdringt. Ausserdem tritt ein unangenehm süsslicher Geruch auf, und die Innenwände der Arbeitsthür, Stopfen usw. werden durch niedergeschlagenen Schwefel gelb gefärbt, ja sogar schmierig, wäh- rend bei regelmässigem Zuge diese Stellen durch Ferrisulfat weiss beschlagen sind. Bei zu starkem Zuge können unter Umständen die gleichen Erscheinungen der Schwefel- sublimation auftreten, und wenn derselbe nicht rechtzeitig geregelt ist, wird der Ofen bald erkalten. Durch stärkeres Schliessen der Schliessglocken kann diesem Missstande leicht ab- geholfen werden. Wenn ein Kiesofen im richtigen Gange ist, so wird derselbe, von aussen angefühlt, in seinem obern Theile, etwa 15 cm oberhalb der Einwurf thür {A), so heiss sein, dass man die Hand darauf nicht halten kann; weiter unten muss er kühler, und unmittelbar über den Rosten unter allen Umständen kalt oder höchstens handwarm sein. Die Beschickungsmenge muss auch ab und zu dem im Ofen herrschenden Vorgange angepasst werden. So kann es vorkommen, dass durch zu geringe oder zu starke Aufgaben die Oefen bald zu kalt, oder bei stärkerer Aufgabe anfänglich zu heiss gehen. Durch Erhöhung oder Verminderung der Aufgaben lässt sich hier leicht Abhilfe schaffen. Der Zug der Gase in den Röhren und deren Gehalt an schwefliger Säure werden in bekannter Weise gemessen. Diese Messungen sind möglichst oft vorzunehmen, weil sich aus den hierbei gefundenen Ergebnissen der ganze Betrieb vom Chemiker besonders gut beurtheilen lässt. Für die Erzielung möglichst starker Laugen ist es geboten, dass unter sonst normalen Verhältnissen die schwefligsauren Gase etwa 11 bis 12 Volumen-Prozent schwefliger Säure ent- halten. Dies lässt sich dadurch erreichen, dass der Zug in den Oefen so schwach wie nur thunlich gehalten wird. Um übermässig grosse Bildung von Schwefelsäureanhydrit in den Röstgasen zu verhindern, empfiehlt es sich, dass der anzuwendende Kies gut trocken ist, was sich leicht erreichen lässt, wenn man den Tagesverbrauch an gepochtem Kies bei den warmen Oefen lagert und den Stück- kies unter Dach aufbewahrt. Wenn die Kühlrohre usw. stark mit Flugstaub verschmutzt sind, und der Zug in den Oefen dadurch gelitten hat, müssen die Rohre gereinigt werden. Dies kann vorgenommen wer- den, ohne dass der Betrieb des Ofens darunter leidet, indem man nur die den Rohren zunächst gelegene Schliessglocke schliesst. Dadurch werden die Gase des einen Ofensystems hinüber zu den Gasen des zweiten Systems geleitet, und die abgesperrten Kühlrohre können durch die an- gebrachten Mannlöcher vom Schmutz befreit werden. Werden nur trockene oder vorgetrocknete Kiese verarbeitet, so bilden sich, wie erwähnt, nur geringe Mengen Schwefelsäure, und diese setzt sich, bei der in den Kühlrohren bewirkten Abkühlung, im untern Theile des abwärts gerichteten Rohres grösstentheils ab. Da derselbe mit Blei bekleidet und mit Eisendrahtspänen ausgefüllt ist, werden die Gussrohre vor dem Angriff der Schwefelsäure gut geschützt. Für die Sulfitzellstoff- Fabrikation eignet sich am besten solcher Schwefelkies, welcher von möglichst gleichmässiger und fester Beschaffenheit ist, auch nach erfolgter vollständiger Abröstung fest bleibt und nicht leicht zerbröckelt. Zeigt er diese gute Eigenschaft nicht, so bedarf die Bedienung der Kiesöfen bedeutend schärferer Aufmerksamkeit, weil das Abbrandpulver Verstopfungen des Rostes und damit Störung des Luftzuges verursacht. Schwefelkies - Oefen. 1471 Die beschriebenen Oefen sind hauptsächlich der Verwendung der erwähnten westfälischen Kiese angepasst, lassen sich jedoch auch für Kiese anderer Herkunft benutzen, wenn man die Maasse nach deren Eigenart ändert. Der von den Gruben meist in grossen Stücken gelieferte Schwefelkies muss vor allem an einem trockenen Ort aufbewahrt werden. Zum Rösten desselben ist es, wie oben gesagt, noth wendig, dass er in etwa nussgrosse Stücke zerschlagen wird, was man am besten von Arbeitern im Akkord besorgen lässt. Es giebt wohl auch »Kiesbrecher« zum Zerkleinern; sie haben aber den Uebelstand, dass durch sie bedeutend mehr Staub, sogenannter Feinkies, entsteht. Je kleiner die Stücke sind, desto weniger Schwefel bleibt in den Schlacken zurück. Der zer- schlagene Kies wird durch ein Gatter mit Maschen von 5 bis 7 mm Weite geworfen, welches den Feinkies durchlässt und dadurch abscheidet. Man hat nach Lunge darauf zu sehen, dass keine grössern Stücke darin sind als durch ein Sieb von 75 mm Masehenweite gehen und keine kleineren als auf einem Sieb von 12 mm oder auch von 6 mm zurückbleiben. Wenn man, wie es meist der Fall ist, höchstens 7V2 Prozent der ganzen Kiesmenge in Feinkies hat, so kann man denselben mit- verbrennen, in4.em man auf eine Beschickung von etwa 6^/2 Centner stets ^{2 Ctr. davon besonders für den Heizer zurechtlegen lässt. Dieser soll erst den Rost mit Grobkies wie gewöhnlich beschicken und den Feinkies mit der Schaufel an den Seiten und der Rückwand des Ofens entlang aufwerfen, jedoch so, dass der grösste Theü der Grobkiesfläche, besonders die Mitte, davon frei bleibt. Durch Erhöhung der. Kiesschicht an den Seiten, wo die Luft sonst leichter durchdringt, wird der Zug durch die ganze Schicht gleichmässiger. Feinkies legt sich auf dem Rost so dicht zusammen, dass er der Luft keinen genügenden Durchgang gestattet und sich desshalb nicht in der für Stück- kiese beschriebenen Weise Fig. 1435. Fig. 1436. brennen lässt. Manchmal, wenn auch selten, steht dem Sulfit- stoflf-Fabrikanten Feinkies allein, oder doch in so vortheil- hafter Weise zur Verfügung, dass er auf dessen Verwendung augewiesen ist, und in solchen Fällen muss er sich des dafür erprobten Platten- oder Etagen- Ofens bedienen. Der in Figg. 1435 und 1436 in 1:100 der wahren Grösse in Aufriss- Schnitten dargestellte Ofen dieser Art ist Lunge's Soda- Industrie entnommen, wo er den letzten einer längeren Reihe bildet. Die Platten oder Etagen a, b, c, d, f, g und die geglättete Gewölbdecke h werden, sobald der Ofen mit Kohlenfeuer zur Weissgluth ge- bracht ist, durch die zugehörigen Thüren a\ b^, c^, d^, f^, g^, h^ mit Feinkies beschickt, der sofort in Brand geräth. Die Verbrennungsgase ziehen von unten nach oben, über die Platten streichend, durch den Auslass l in den Flugstaubkanal m und werden von 1472 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fig. 1437. -^ '.? I /' N Fig. 1438. -800- hier weitergeleitet. Der frische Kies wird während des Betriebs aus dem damit gefüllten Trichter n durch Oeffnung des Ventils mit dem Hebel p auf die oberste Platte a geschüttet und von hier allmälig durch die Thüren über die andern Platten weitergeschoben, bis er unten ausbrennt und von Platte h aus in den Keller Je fällt. Aus letzterem werden die Abbrände nach Bedarf durch die Thür Jc'^ von etwa 50 cm im Geviert herausgenommen. Beim Aufschütten von frischem Kies macht man zuerst die unterste Platte h frei, sodass sie den Kies von g aufnehmen kann usw. Die Platten bestehen aus einem Stück bester Chamotte- Masse, haben 1,5 X 0,5 m Fläche, sind unten gewölb- artig, in der Mitte etwa 90, an den Enden 130 mm hoch. Die Thüren a^^ c^ gleiten, wie der Querschnitt t einer solchen in Fig. 1437 zeigt, mit ihren gehobelten Rändern auf gleichfalls gehobelten, an die Frontplatten angegossenen Leisten q, p und r, ohne einer andern Dichtung oder Verschmierung zu bedürfen. Oben wird jede Thür von angebolzten Kniestücken s gehalten, unter denen sie hingleiten kann. Trotz der abgehobelten Dichtungsflächen dringt jedoch so viel Luft in den Ofen, dass besondere Luftöffnungen weder nöthig noch vorgesehen sind. 530. Kühlrohre und Reinigung des Gases. Aus den Seite 1449 an- gegebenen Zahlen ist ersichtlich, dass Wasser um so mehr Schwefligsäure-Gas aufnehmen kann, je kälter es ist. Bei Herstellung von Sulfitlauge ist es aber von Wichtigkeit, dass das kalkhaltige Wasser möglichst viel Gas aufnimmt, damit eine an freier Säure reiche Lauge entsteht. Man muss desshalb dafür sorgen, dass die Temperatur mög- lichst niedrig gehalten wird, was imr dadurch geschehen kann, dass man die hohe Temperatur von ungefähr 400 " C, welche die Schwefligsäure bei der Verbrennung von Schwefel annimmt, soweit als thunlich herabmindert. In den Figg. 1425, 1428 und 1429 sind solche Kühlrohre mit dargestellt. Der in Fig. 1438 in 1 : 50 der wahren Grösse ausgeführte senkrechte Schnitt eines gusseisernen Rohrstranges aus Fig. 1425 zeigt dessen Bauart und giebt die Ab- messungen in Millimetern. Der untere Theil r- der senkrechten Röhren giebt Gelegenheit zur Ablagerung von Flugstaub und ist diu'ch die beiden aus der Zeichnung ersichtlichen Thüren zugänglich. In Fig. 1438 rechts ist auch die Form eines mit Thür versehenen Rohransatzes in einem waagrechten Querschnitt gegeben. Die Deckel oder Thüren dieser Stutzen, sowie die untern Rohrtheile r^ sind mit 8 mm starkem Blei- blech ausgefüttert. Diese Rohre r^ d. h. die Theile der Rohrleitung, welche nicht von Gasen durchströmt werden, sind überdies mit mittelfeinen Eisendraht-Spänen aus- Kühlrohre und Keinigung des Gases. Sehwefelkies-Oefen. 1473 gefüllt, welche die von den Gasen mitgebrachte Schwefelsäure aufnehmen und fest- halten. Sie werden dadurch in Eisenvitriol umgewandelt und müssen nach Bedarf erneuert werden. Die grosse Länge der bis 20 m hoch geführten Rohre bewirkt sehr vollkommene Abkühlung der Röstgase. Sie trägt auch zur Erzeugung des Zuges bei, welcher zum Fortgang der Gase durch die Oefen und Laugen-Bereiter nöthig ist. Beim Eintreten in die Rohre sind diese Röstgase nämlich noch sehr heiss, daher leichter als die atmosphärische Luft und werden von der in die Oefen nachströmenden Luft nach oben gedrückt. Während des Aufsteigens im ersten Röhrenschenkel r^ kühlen sie sich ab und werden infolgedessen allmälig spezifisch schwerer, bis sie schwerer als die atmosphärische Luft geworden sind. Eine so weitgehende Abkühlung wird beim Eintreten in den zweiten, abwärts laufenden Schenkel r^ gewöhnlich unter normalen Umständen erreicht, und dann fallen die Röstgase vermöge des höhern spezifischen Gewichts herab und bewirken eine weitere Zugvermehrung im Ofen. Die oben erwähnte Füllung des untern Rohrtheils r- mit Eisendraht-Spänen wird von tüchtigen Chemikern für schädlich gehalten, weil der im Ueberschuss vorhandene Eisendraht von dem in den Gasen in aktiver Form vorhandenen Luft- sauerstofi" zu Eisenoxyd Fe2 03 oxydirt wird, auf welches Schwefligsäure reduzirend wirkt, indem sie das Eisenoxyd in Oxydul FeO umwandelt und durch Aufnahme des Sauerstoffs aus dem Eisen zu Schwefelsäure wird. Durch den Eisendraht würde auf diese Art die Entstehung von Schwefelsäure befördert. Eisendraht ist übrigens in vielen Fällen entbehrlich, da sich Wasser zur Be- seitigung der Schwefelsäure besser eignet. Wasser saugt nämlich mit grosser Begierde Schwefelsäure auf, und man braucht daher nur die Schwefel-Gase durch einen mit Wasser gefüllten Behälter zu drücken oder zu saugen, um alle Schwefelsäure darin abzufangen. Wenn sich im Anfang auch Schwefligsäure darin auflöst, so wird diese von der sich immer mehr ansammelnden Schwefelsäure wieder ausgetrieben. Das Wasser in dem Behälter wird nach und nach zu starker Schwefelsäure von etwa 40 ° Be., für die der Fabrikant beim Bleichen Verwendung findet. Die Gase dürfen jedoch erst in das Aufnahme -Wasser treten, wenn sie auf mindestens 50 bis 60 ° C. abgekühlt sind, da sonst Verdampfung eintritt, und die aufgenommene Schwefelsäure so konzentrirt wird, dass sie die Gelasse angreift. Bei Thurmbetrieb ist diese Art der Gewinnung von Schwefelsäure nicht anwendbar, weil die Gase^ um genügenden Zug hervorzubringen, mit höherer Temperatur in das Steigrohr treten müssen. Für solchen mag nachstehend erklärte, von Ferdinand Wolesky in Nr. 41 der Papier-Zeitung von 1895 empfohlene Anwendung von Kupfer anstelle von Eisen zweckmässig sein: Bei Verwendung von Eisen gelit der ganze Schwefel der Schwefelsäure für die Fabrikation von schwefliger Säure verloren. Bei Anwendung von Kupfer in Form von Spänen geht die Umsetzung jedoch anders vor sich. 2SO4H3 + Cu = CuSO^ + aHaO + SOg Schwetelsäare Kupfer Kupfervitricl Wasser Schweflige Säure. Die Hälfte der Schwefelsäure wird bei Gegenwart von Kupfer ebenfalls gebunden und bildet schwefelsaures Kupfer (Kupfervitriol), die andere Hälfte jedoch wird zu Schv?efeldioxyd (schweflige Säure) reduzirt und kommt der Fabrikation zu Nutze. Das gebildete Kupfervitriol geht, wie weiter noch bewiesen wird, der Fabrikation auch nicht verloren. Die Verwendnng des Kupfers im Betriebe erfolgt in Form von Kupferdreh Spänen, deren Preis verhältnissmässig gering ist, da es nur Abfälle sind. Man kann auch die Anwendung blanker Knpferdrehspäne umgehen, indem man verkupferte Eisendrehspäne an deren Stelle verwendet. 186 1474 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. Fig. 1439. Die Herstellung derselben ist höchst einfach. Man legt Eisendrehspäne in eine Lösung von Kupfersalfat oder Kupfervitriol, wodurch sich metallisches Kupfer abscheidet, und eine äquivalente Menge Eisen in Lösung geht (Cementation). Die so erhaltenen Kupfer-Eisendrehspäne werden solange in Benutzung gelassen, als noch metallisches Kupfer vorhanden ist. Ist die Ausnutzung zu Ende, so bringt man die mit Kupfervitriol belegten Eisendrehspäne, sowie den Bodensatz aus der Kammer, die hinter dem Schwefel- oder Kiesofen einzuschalten ist, ins "Wasser. Das Kupfervitriol löst sich auf, setzt sich von neuem als metallisches Kupfer auf Eisen ab, und die Späne sind wieder für den Betrieb vorbereitet. Theoretisch würde man also an Kupfer keinen Verlust haben, in der Praxis wird man wohl in das Gefäss, in dem man die Verkupferung vornimmt, stets frisches Kupfervitriol geben müssen. Dieser Zusatz an Kupfervitriol, der dem Verluste an Kupfer in der Fabrikation gleich- kommt, wird sich auf das Mindestmaass herabdrücken lassen, wenn dem Betriebe volle Auf- merksamkeit gewidmet werden kann. Durch diese Anordnung werden die Mehrausgaben, die der höhere Preis des Kupfers verursacht, ziemlich aus- geglichen. Die Einschaltung der Späne erfolgt, wie gesagt, hinter dem Schwefel- oder Kiesofen; die von den Gasen mitgeführte Wärme leitet die Reaktion ein, die Gase selbst werden theil weise abgekühlt. Eine von Dr. Karl Kellner in Hallein in Nr. 83 der Papier - Zeitung von 1894 be- schriebene Kühl-Einrichtung ist inFigg. 1439 und 1440 in Grund- und Aufriss dargestellt. Die Dampfstrahl-Pumpe g, welcher durch Röhrchen d Dampf zugeführt wird, saugt die Schwefligsäure vom Ofen her durch das Blei- rohr g^ und bläst sie weiter durch die in Wasser liegenden Rohrstränge g'^. Das Wasser strömt bei w unten in den Kühl- raum g^ und verlässt denselben oben bei w^. Die vier Rohrstränge g^ sind mit den oben erwähnten, in Fig. 1441 deutlich gezeichneten, quer eingesetzten Röhrchen g'^ versehen. Diese nach Art der Gallo way -Rohre einge- lötheten dünneren Bleirohre sollen den Gas- strom fortwährend theilen und dadurch die Bildung eines heissen Gaskerns hindern. Die hier beschi-iebene, anstelle der sonst üblichen Druck- oder Saugpumpe zum Durch- treiben der Schwefligsäure angewandte Dampf Strahlpumpe (Injektor) g hat den Nachtheil, dass im Verhältniss zu der Leistung viel Dampf verbraucht wird, und dass dieser Dampf sich mit den Schwefelgasen mischt, also deren Wärme vermehrt, während man sich anderseits bemüht, dieselben möglichst zu kühlen. Ein senkrechter von Dr. Kellner an derselben Stelle beschriebener Kühler ist in Figg. 1442 und 1443 in Auf- und Grundriss dargestellt. Die von dem Einflussrohr h mit Kühlwasser gespeisten Bleirohre h^ gehen in der aus der Zeichnung ersichtlichen Lage waagrecht durch den Kühlschacht, in dessen Wänden h"^ sie gelagert sind, und geben das Wasser am obern Ende an das Abflussrohr h^ ab. Das Schwefligsäure - Gas tritt durch Rohr A* oben ein und Kühlrohre und Reinigung des Gases. 1475 ^1 Ti' ^ #^ W, V ;>0 '.v0 ;;0 ^ 7,? zieht durch A^ unten ab. Die Gase sollen in diesem Kühler bis auf eine Tem- peratur herabgekühlt werden, die der des Kühlwassers auf 2 bis 3 ° nahe kommt. Die meisten Fabrikanten bedienen sich einfacherer Einrichtungen, viele begnügen sich sogar damit, die Gase durch weite Blei- oder Eisenguss-Rohre ziehen zu lassen und nur bei warmem Wetter dieselben mit Wasser zu kühlen. In nor- dischen Ländern, wo die Temperatur den grössten Theil des Jahres hindurch niedrig ist, kann Luft allein zur Kühlung ausreichen, Fjw. 1442. besonders wenn man die Röliren an schattigem Platze im Freien oder in gedecktem aber kühlem Räume aufstellt. Es ist jedoch zweckmässig, dafür zu sorgen, dass bei warmem Wetter durch Umspülung oder Berieselung eines Theils der Leitung mit Kühlwasser nachgeholfen werden kann. Bleirohre sind in der Anschaffung sehr theuer, aber auf die Dauer vortheilhafter, weil sie der Einwirkung der Gase und Säuren dauernd widerstehen und stets den Bleiwerth behalten, während die billigeren Eisenguss- Röhren, je nach ihrer Zusammensetzung und Behandlung nur eine Reihe von Jahren standhalten. In jedem Fall muss man die Röhren so weit nehmen, dass die Gase keine Einengung er- leiden oder scharfe Krümmungen durchlaufen, weil sie dies nur mit Aufwendung stärkern Zugs oder Drucks könnten. Jeder Theil der Leitmig musssich, womöglich ohne Auseinander- nehmen, durch Thüren und Ansätze reinigen lassen. Gusseiserne Leitungen sind mindestens 12 bis 15 m lang und bestehen meist aus Muffenrohren von etwa 30 cm Weite und etwa 10 mm Wandstärke. Die einzelnen in einander gesteckten Rohre der Kühlleitung werden durch Eingiessen von Gips in den Verbindungstrichter gedichtet. Flansehenrohre haben Muffenrohren gegenüber den Vortheil, dass sie sich leichter einzeln auswechseln lassen. Eine solche Kühlleitung hat ziemlich grosses Gewicht und muss daher mit Eisen- stangen und -Bändern an der Thurmrüstung oder an Gebäuden gut befestigt werden. Da diese Gussrohre verhältnissmässig bald von den Gasen zerfressen werden, Löcher und undichte Stellen erhalten, so thut man gut, alle Gussrohre gleich gross zu machen und stets einige auf Lager zu halten. Wenig schadhafte Stellen der Leitung können durch Verstreichen mit Gips für einige Zeit wieder gasdicht gemacht werden. Es wird empfohlen, aussen an einer leicht sicht- baren Stelle der Kühlleitung ein Glasrohr, ähnlicli dem Wasserstandsglas der 186 " 1476 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. Dampfkessel, anzubringen, an welchem man erkennt, wenn Sublimation eintritt. Der unverbrannte, nicht verflüchtigte Schwefeldampf setzt sich nämlich an die innere Wand des Glasrohres und färbt dasselbe gelb; der Schwefelheizer weiss also sofort, was er zu thun hat. Da die engen Wasserstandsrohre sich leicht verstopfen, so erscheint es zu- verlässiger, dass man an zwei gegenüber liegenden Stellen Glasfenster einsetzt, durch die man das Innere beobachten kann, und die sich beim Sublimiren mit Schwefel beschlagen. Manchmal wird in der Leitung ein kleines Bleiröhrchen mit Hahn oder Stöpsel zur Entnahme von Gasen usw. angebracht. Es dient besonders zu der weiterhin beschriebenen Untersuchung der Gase und dadurch zur Ueberwachung des Ganges der Kiesöfen. Eine Anordnung von Kühlrohren in Ver- bindung mit Laugen thürmen ist in Fig. 1444 skizzirt. Sie besteht aus auf- und absteigenden Rohren R, welche oben durch ein drittes Rohr B^ miteinander verbunden sind. Man kann gusseiserne Flanschen- oder Muffenrohre ver- wenden, obwohl das Eisen dem schwefligen Gase höchstens drei Jahre widersteht, und die zerfressenen dann durch neue Rohre ersetzt werden müssen. Anstelle derselben haben sich auch gut gebrannte Thonrohre bewährt, doch ist es nicht rathsam, den aufsteigenden Strang daraus herzustellen, weil sie hier durch die grosse Wärme der noch wenig abgekühlten Gase leicht Sprünge bekommen und sich schwieriger ausbessern lassen als eiserne. Die Enden der n förmigen Leitung sind mit Kreuzstücken versehen, durch welche man die Rohre reinigen kann. Das in Fig. 1444 veranschaulichte Gerüst muss in Lagen, die dem Wind sehr ausgesetzt sind, noch durch starke hölzerne Streben gestützt oder mit Eisenstangen am Boden und benachbarten Mauern befestigt werden. Die Höhe der Leitung ist von wesentlichem Vortheil, denn je höher dieselbe ist, desto besser ist der Zug. Neuerdings baut man die Kühlleitung auf selbständige Gerüste, etwa 5 m höher als die Thürme, und erzielt damit vorzüglichen Zug. Wiederholte von einem Fabrikanten mit Schwefelöfen angestellte Versuche führten zu dem Schluss, dass diese um so bessern Zug erhalten, je näher sie dem auf- steigenden Rohre der Kühlleitung liegen. Er stellte die Oefen infolgedessen direkt unter die Rohi-leitung und erzielte damit sehr gute Ergebnisse. Befinden sich bei Thurmbetrieb die Oefen weiter als etwa 3 bis 5 m von dem aufsteigenden Rohre der Kühlleitung entfernt, so muss man mit Gebläsen (saugenden Injektoren) arbeiten, oder den Thurm mit dem Fabrikschornstein durch einen hölzernen Kanal oder eine Rohrleitung verbinden. Fig. 1444. Küblrohre und Reinigung des Gases. 1477 Fig. 1445. Dr. A. Frank, Cliarlottenburg, wendet in Verbindung mit dem in Figg. 1412 und 1413 dargestellten Schwefelofen eine aus Vor- und Hauptkühler bestehende Einrichtung an. Vom Vorkühler sind in Figg. 1445 und 1446 in 1 : 50 der wahren Grösse Aufriss - Schnitt und Grundriss gegeben. Das Kohr 0 dieses Vorkühlers wird unmittelbar an das Auslassrohr O (Figg. 1412/13) der Gase des Schwefelofens geschraubt. Die Schwefelgase treten also in den waagrechten Theil ein und gelangen von da in das senkrechte Hauptrohr, wo sie von im oben offenen Mantel P befindlichem Wasser gekühlt werden. Das Wasser fliesst in diesen Mantel durch die Seitenöflfnung p unten langsam ein und durch p'^ oben aus. Falls durch Unachtsamkeit Schwefel- dampf mit den Gasen aus dem Ofen ent- wichen ist, verdichtet er sich in dem Rohr 0 zu flüssigem Schwefel und fliesst durch das nach dem Ofen hin abfallende Rohr 0 und Q in die Schwefelpfanne P (Figg. 1412/13) zurück. Das Rohr 0 bringt die Gase dann in die Staubkammer R, wo sie von aussen und innen gekühlt werden und noch etwa vorhandenen Schwefelstaub absetzen. Der äussere Blechmantel r des Kühlers hat einen Wasserausfluss r^, und dem Innern Kühler wird durch ein bis unten reichendes Rohr r- Wasser zugeführt. Die Eckstücke des Rohres 0 sind zu dessen leichterer Reinigung mit Verschlussdeckeln versehen, von denen in Fig. 1445 oben links Schnitt und Ansicht gegeben ist. Durch Rohr 8 des Vorkühlers ge- langen die Gase in das obere Rohr T des Hauptkühlers, welcher in 1:50 der wahren Grösse in Aufriss-Durchschnitt und -Ansicht sowie Grundriss in Figg. 1447, 1448 und 1449 dargestellt ist. Derselbe besteht aus sechs gusseisernen Flanschrohren T, T^, T'-, T^, T*, T^, die in einem Wasserkasten liegen und durch Bogenstücke mit einander verbunden sind. Die durch S ankom- menden Gase gehen von oben nach unten durch die Rohre T bis T°, während das Kühlwasser unten in den Kasten und oben austritt. Aus dem letzten Rohr T^ werden die auf die Temperatm* des Wassers gekühlten Gase durch das senkrechte Gussrohr T^ und Bleirohr U abgeführt. Durch das Bleirohr ZJ gelangen die Gase in das Seite 1473 erwähnte Waseh- gefäss, von dem in Fig. 1450 ein Aufriss-Durchschnitt in 1 : 25 der wahren Grösse gegeben ist. In dem hölzernen Bottich V befindet sich ein hölzerner mit vielen Löchern versehener Zwischenboden X, über welchen das zur Aufnahme der Sehwefel- Fig. 1446. 1478 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. säure dienende Wasser hinausreichen muss, wie in Fig. 1450 angedeutet. Das Gas tritt unten durch Rohr u ein, giebt an das den untern Theil füllendeWasser seine Schwefel- säure ab midmuss sich, um durch den Zwischenboden Z aufsteigen zu können, in kleine Fig. 1447. Blasen zertheüen, welche noch gründlichere Abgabe der Schwefelsäure veranlassen. Die von Schwefelsäui'e befreiten Gase ziehen durch Bleirohr g ab, welches sie in die zu ihi-er Aufnahme dienende Kalkmilch leitet. Hahn h dient zum Einlassen von Wasser, h'^ zum Ablassen von mit Schwefel- säure beladenem Wasser, und am Wasser- standszeiger f kann man von aussen er- kennen, ob es nöthig ist Wasser zu- oder abzulassen. 531. Sulfitlaugen - Thürme. Die Lösung von doppeltschwefligsauremKalk wird meistens, wie schon in Mitscherlich's Patent (Seite 1423) beschrieben, in einem Thurm hergestellt, der mit ungebranntem Kalkstein, d. h. kohlensauerm Kalk gefüllt ist. Ueber diesen Kalk rieselt von oben Wasser herunter, während gekühltes Schweflig- säuregas von unten nach oben, also dem Wasser entgegen, durch die Steine zieht. Dabei wird der kohlensaure Kalk des Kalksteins von der in Wasser gelösten Sch-wefligsäure in der Weise zersetzt, dass sich schwefligsaurer Kalk bildet und die aus dem Kalk vertriebene Kohlensäm-e entweicht. Ca CO3 + SO2 + H2O = Ca SO3 + H2O + CO2 Kohlensaurer Kalk Schwofligsaüre-Gas Wasser Schwefligsaurer Kalk Wasser Kohlensäure. Fi?. 1450. Kühlrohre und Reinigung des Gases. Sulfitlaugen-Thürme. 1479 Flff. 1451. Der so entstandene in Wasser schwer lösliclie einfachsehwefligsaure Kalk wird leicht von solchem Wasser aufgenommen, worin Schwefligsäure gelöst ist und ergiebt sogenannten doppeltschwefligsauren Kalk oder Sulfitlauge. Die etwa mit dem Gase in den Thurm gelangte Schwefelsäure verbindet sich mit Kalk zu schwefelsaurem Kalk oder Gyps Ca CO3 + SO4 H2 = CaS04 + H2 O + CO2 Kohlensaurer Kalk Schwefelsäure Gyps Wasser Kohlensäure. Die stärkere Schwefelsäure treibt die schwächere Schwefligsäure nöthigen- falls aus ihrer Verbindung mit Kalk aus. Der entstandene Gyps ist in etwa 400 Theilen kalten Wassers löslich (Seite 360), wird sich also in dem herabrieselnden Wasser lösen, soweit er von diesem aufgenommen werden kann. Man nimmt desshalb an, dass die Laugen stets so viel Gyps enthalten als sie aufzulösen vermögen. Der Rest des Gypses bleibt auf den Kalk- steinen haften, versperrt dieselben gegen die Einwirkung der Schwefligsäure, oder löst sich theilweise ab und kann bei Anwesenheit grosser Mengen von Schwefel- säure Verstopfungen der Durchgänge zwischen den Steinen bewirken. Zur Erläuterung der Einfachheit des Thurm- betriebs ist in Fig. 1451 eine Versuchs-Einrichtung dargestellt, die schon 1883 in einer Papierfabrik viele Monate lang in Betrieb war. In die Böden B der Petroleumfässer waren zum Theil 30 cm weite Löcher A zum Einfüllen des Kalks K geschnitten und ausserdem möglichst viele 3 cm weite Löcher zum Durchgang der gasförmigen Säure und der wässrigen Lösung gebohrt. Die schweflige Säure wurde durch Verbrennen von Schwefel S auf einer offenen Schaale erzeugt und beim Aufsteigen durch das Schlangenrohr R von dem dasselbe um- gebenden Wasser gekühlt. Das Kühlwasser floss durch Rohr W am Boden des untersten Fasses ein und durch das Ueberfallrohr JP- oben aus. Der Boden dieses untersten Fasses sowie auch die Verbindung zwischen den andern Fässern war mit Gyps 0 abgedichtet. Die schweflige Säure stieg durch die Löcher der Böden B und durch den Kalk K nach oben, löste sich dabei in dem niederrieselnden Wasser, und der Rest zog durch Hut C ab. Durch Rohr D wurde frisches Wasser oder schwache Säure-Lösung zugeführt, die sich durch die Löcher in den Böden B über den Kalk vertheilte und als mehr oder weniger stark mit schwefliger Säure gesättigte Lösung L im zweituntersten Fass sammelte, von wo sie durch ein Rohr in den Sammelbehälter L^ abfloss. Mit dieser Einrichtung konnte man in 24 Stunden 300 Liter Lösung von T^B erzeugen. Da die Einrichtung Schwefelofen, Kühlrohr und Thurm enthielt, so mussten die Abmessungen ungenügend sein. Besonders die Kühlung der Gase genügte nicht. 1480 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fig. 1456. das lierabrieselnde Wasser wurde oft warm, und es zeigte sich, dass man dann stets weniger oder schwäcliere Lauge erhielt. Die Petroleum-Fässer, aus denen der Thurm in der Hauptsache bestand, hielten sehi* lange aus. Wenn auch die dem Grossbetrieb dienenden Laugen-Thürme nicht aus Petroleum- Fässern, wie der in Fig. 14.51 dargestellte, gebaut werden, so stimmen sie doch grundsätzlich mit letzterm überein, da sie meistens nur aus mehr und grösseren Fässern oder aus viereckigen Kasten zusammengesetzt sind. Ihre Höhe, die von 18 bis 35 m schwankt, muss so ge- nommen werden, dass sie guten Zug ^[(r, 1452. bewirken, dass sie die Schweflig- säure-Gase kräftig ansaugen und dm'chziehen. In einem Thal neben hohen die Luftbewegung beeinträch- tigenden Bergen wird man sie höher nehmen müssen als auf plattem Lande oder auf Hochebenen. Die für Schorn- steine gewonnenen Erfahrungsregeln können auch hier leiten. In den meisten Fällen kommt man jedoch mit 18 bis 25 m Höhe aus. Die lichte Weite hängt von der Grösse des Be- triebes ab, liegt aber meist zwischen 1 und 2 m. Die runde Form wird der quadratischen oder eckigen im allgemeinen vorgezogen, weil dieselbe bessere Vertheilung der Füllung er- möglicht und fassartige Herstellung der Thurmtheile zulässt, die man leicht auseinandernehmen, ausbessern und durch Anziehen der Reifen dichten kann. Herr E. Scherrer gab in der Papier- Zeitung 1894 eine Be- schreibung von Thurm -Anlagen, deren wesentliche Theile nach- stehend wiedergegeben werden. Figg. 1452 und 1453 zeigen die sche- matische Darstellung eines runden Thm-mes in Aufriss - Längsschnitt und Grundriss. Fig. 1454. Fig. 1453. Der Thurm steht auf starkem Fundament zu ebener Erde, hat eine Höhe von 20 m, Innern Durchmesser von 1,8 m imd besteht aus fünf ineinander gesteckten, starken cylindrischen Rohren aus gut ausgetrocknetem Föhren- oder auch Lärchenholz. Die 60 mm dicken Bretter, aus denen die Rohre bestehen, sind, wie in Fig. 1454 gezeigt, mit Federn und Nuthen a versehen; vier starke '^j- JTwn. Sulfitlaugen-Tliürme. 1481 Eisenbänder i halten jedes Rohr und damit das Ganze zusammen. Durch die in Fig. 1455 dargestellte Uebereinanderplattung c der ineinandergreifenden Rohr-Enden erhält der TJiurm grosse Stetigkeit. Alle Fugen werden mit in Theer getränktem Werg gut verstopft, und der ganze Thurm wird einige Male mit Theer angestrichen. In das unterste Rohr wird gleich zu Anfang ein stark gebautes, unten durch einen Boden abgeschlossenes und oben schräg abgeschnittenes Rohr d (Fig. 1452) ein- geschoben, auf dessen abgeschrägten obern Rändern die Rost- Stäbe e zu liegen kommen. Diese Roststäbe bestehen ebenfalls aus Föhrenholz und sind 80 X 120 mm stark. Nach unten sind die Stäbe etwas abgeschrägt, wie in „^ Fig. 1457 gezeichnet. Zwischen je zwei Stäben soll ein Raum ^"^^ "' von etwa 45 mm frei bleiben. In einer Höhe von etwa 1,5 m 0\ W\ W\ W\ Wi vom Fuss-Ende des Thurmes mündet die Gaskühlleitung f in ^,1^ 1^ w W W denselben. Einige Decimeter unter dem tiefsten Punkte des >' V Rostes ist die Thurmwandung von einer Reinigungs-Oeffnung g durchbrochen, die man mit einer kleinen Blockthür abschliesst. Das Laugen- Abfluss- rohr h aus Hartblei steht etwa 15 cm über dem Innern Thurmboden, weil sich dort stets etwas Schlamm i sammelt. Die Lauge fliesst in eine gemauerte Grube, aus der sie von der Säurepumpe P in die Kocher oder einen höher gelegenen Laugenbehälter befördert wird. Damit nicht die ganze aus Kalksteinen bestehende Thurmfüllung auf dem Rost liegt, sind etwa 1 m oberhalb desselben zwei starke Balken Je durch den Thurm gelegt, die man von unten durch die Pfosten m stützt. Auf diesen durch- gehenden Balken sind noch zwei Querbalken l mit starken Holzzapfen befestigt, welche mit erstem das Hauptgewicht der Thurmfüllung tragen. Die an der Innern Thurm- wandung in gewissen Abständen angebrachten Holzrippen n sollen zu raschem Auf- steigen der schwefiigsauren Gase vorbeugen und werden bei weiten niedrigen Thürmen mit Vortheil angebracht. Sie können aber, da sie dem Herabrutsehen der Kalk- steine im Wege sind, vortheilhaft dadurch ersetzt werden, dass man die Holzrohre nicht, wie in Fig. 1455 gezeichnet, ineinander fügt, sondern das obere Rohr um die halbe Holzdicke nach innen über das untere vorstehen lässt, also die Rohre unten etwas enger macht als oben. Ueber dem Thurm steht auf geeignetem Gerüst der Wasserbehälter o. Diesem wird entweder mittels einer Pumpe Wasser zugeführt, oder er erhält das Ueberlauf -Wasser vom Behälter eines benachbarten Thurmes (siehe Fig. 1458). Durch Hahn q wird die Menge des in den Thurm fliessenden Wassers geregelt, und das in Fig. 1456 skizzirte Spritzrohr j) aus drei oder mehr untereinander und mit dem Wasser -Abflussrohr verbundenen Gasrohr-Ringen vertheilt dasselbe. Jedes Ringrohr hat an der untern Seite eine Anzahl kleiner Löcher, dui-ch welche Wasser austreten kann. Durch diese Anlage der Spritzrohre entsteht ein gleichmässig auf den ganzen Querschnitt des Thurmes vertheilter Sprühregen. Fig. 1458 zeigt einen runden und einen viereckigen Thurm in der vordem Ansicht unter Weglassung des Thurmgerüstes. Wie der viereckige Thurm gebaut ist, zeigt Aufriss - Längsschnitt Fig. 1459, Grundriss Fig. 1460 und Querschnitt Fig. 1461 eines Theils. Die einzelnen Bretter sind auch hier mit Federn und Nuthen versehen. Die viereckigen Rohrkasten sind unten enger als oben, lassen sich also leicht ineinander stecken und werden von starken Holzzangen a zu- sammengehalten, die in den Ecken durch angeschraubte Winkeleisen b noch ver- stärkt sind. Die unterste Holzzange jedes Kastens ist so angebracht, dass sie beim 187 1482 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. laeinanderstecken der Kasten auf den obern Rand des un- tern Kastens zu liegen kommt. Bei einem solchen viereckigen Thurm ist es unnütz, an der Innenseite der Wandungen die be- reits erwähnten Holz- rippen anzubringen, auch stellt er sich bil- liger als ein runder. Dagegen giebt er häu- figer Anlass zu Aus- besserungen und wird wohl deshalb weniger angewendet als die runde Art. Ueber jedem Thurm befindet sich ein Wasserbehälter d, der das nöthige Speise- wasser mittels Pumpe c durch Leitung f und Ueberlaufkanal^f erhält. JederThurm hat unten seitlich einen kleinen Behäl- ter A aus Cement-Mauerwerk, welcher die abfliessende Lauge aufnimmt und von Zeit zu Zeit gründlich gereinigt werden muss. Zu diesem Behuf ist zwischen den Behältern ein Eeini- gungskanali angebracht, durch wel- chen das Waschwasser abgeleitet wird. Eine Säurepumpe saugt die Lauge durch die Bleiröhren ä; aus den Be- hältei'n h und hebt sie in einen über den Kochern stehenden grossen Laugen- Behälter. Zwischen beiden Thikmen auf dem Gerüst-Zwischenboden l stehen zwei hölzerne Bottiche m und n. Bottich m ist oben luftdicht ver- schlossen, n oben offen. Diese Bottiche bilden einen Theil der Vor- richtung zur Wiederverwendung der Y\s. 1458. Fig. 1462. Snlfitlaugen-Thürme. 1483 nach beendetem Kochen aus den Kochern geblasenen Schwefligsäure-Gase. Zum bessern Verständniss dieser Vorrichtung diene Grundriss Fig. 1462. Die Gasleitungen be- stehen aus Hartblei, die Wasser- Zu- und Abflussleitungen aus gezogenen Rohren. Wie schon früher erwähnt, werden an je einem Mannlochstutzen der Kocher Blei- rohrleitungen 0 und p angebracht, durch welche man, wenn es nöthig erscheint, Gase aus dem Kocher entweichen lässt. Diese Leitungen vereinigen sich hinter ihren Abschliess- Ventilen im Rohrwinkel q. Das gemeinsame Rohr r führt dann die Ausblas-Gase in der Richtung der Pfeile in vielen Schlangenwindungen durch den mit kaltem Wasser gespeisten Bottich n und von hier weiter durch den obern Deckel nach dem Boden des mit einer Sodalösung bis zu drei Viertel der Höhe angefüllten Bottichs m. Die Lösung des Bottichs m enthält auf 1000 1 Wasser 20 kg kalzinirte Soda. Die am Boden des Bottichs m in die Sodalösung tretenden Gase werden von derselben aufgenommen, und nur das etwa nicht absorbirte Gas entweicht durch Rohr s oder t, je nachdem es die Stellung der in die Leitungen s und t geschalteten Abschliessventile gestattet, nach einem der beiden Thürme I und IL In Bottich n werden die Gase abgekühlt. Die Leitungen u und ■;; ver- sehen die Bottiche mit dem nöthigen frischen Wasser. Anstatt die Gase vom Bottich n in die Sodalösung des Bottichs m zu leiten, kann man dieselben auch direkt vom Bottich n in einen der Thürme führen. Wo mit der Zell- stoff-Fabrik eine Papierfabrik verbunden ist, bietet jedoch die beschriebene Vorrichtung einen grossen Vortheil. Die durch das »Uebertreiben « im Bottich m entstehende Flüssigkeit ist nämlich eine sehr gute und billige Bleichlauge für Holzschliff. (Vergl. Seiten 1342 bis 1344.) Durch Leitung w gelangt diese Lauge nach dem Zeugkeller. Wenn die Uebertriebsgase nicht durch die Sodalösung des Bottichs m gehen oder auf andere Art gebunden werden, so können sie durch den starken, stechenden Geruch sehr lästig werden. Jeder hölzerne Thm'm bedarf, um die Wirkung der Stürme auszuhalten, einer Rüstung, welche ihm die erforderliche Festigkeit verleiht. Man bringt mindestens zwei Thürme, meist aber vier bis sechs in ein gemeinsames Gerüst und stellt bei- spielsweise vier nach einer der beistehenden Skizzen zusammen. Auf je vier bis fünf Meter Höhe bringt man Böden im Gerüst an und verbindet diese untereinander durch kräftige Leitern oder Treppen, so dass jeder Theil der Thürme erreichbar ist. In Figg. 1463 und 1464 ist ein solches Thurmgerüst skizzirt, dessen Dach- gebälk besonders stark ist, damit es den Aufzug für die Kalksteine tragen kann. Das Aufziehen erfolgt mit zwei Kübeln und einem gemeinschaftlichen Hanf- seil, für welche auch zwei kleine Seilrollen nöthig sind, die so weit auseinander stehen, dass die beiden Kübel bequem aneinander vorbeifahren können. Auf der verlängerten Welle der einen Seilrolle bringt man eine kleine Bremsvorrichtung h an (Fig. 1464). Das starke Hanfseil ist so lang, dass ein Kübel a auf der Höhe des obersten Bodens c angelangt ist, wenn der andere Kübel h auf dem Boden der kleinen Grube d steht. Man füllt nun den Kübel h bis etwa zu drei Viertel seiner Höhe mit Kalksteinen. Aus dem Behälter g lässt man durch Hahn e und Schlauch / Wasser in Kübel a laufen, bis das Gewicht a sein Gegengewicht h etwas übersteigt, und der mit Wasser gefüllte Kübel den mit Kalksteinen belasteten in die Höhe 178* o o o o 1484 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Figr. 1463 Figr. 1464. zieht. Der auf dem Boden c stehende Arbeiter regelt mit dem in Fig. 1464 skizzirten Bremshebel h und der Bremsrolle Tc die Seilgeschwindigkeit, zieht den oben angelangten Kalk- kübel auf die Plattform und bringt die Kalksteine von oben in die Thürme. Ein anderer Arbeiter steht unten, leert den mit Wasser gefüllten Kübel, beschickt ihn wieder mit Kalksteinen usw. Beide Kübel haben eine sehr einfache, aus Fig. 1465 ersichtliche Wasser-Entleervor- richtuDg. An dem in den Kübel eingelassenen Stutzen l ist ein Schlauch i angebracht. Beim Füllen des Kübels wird Schlauch i nach aufwärts gebogen und an Haken m befestigt. Zum Entleeren dreht man den Sehlauch nach unten in waagrechte Lage und lässt so das Wasser ab- fliessen. Wo eine Welle in der Nähe ist, wird man natürlich den Kalk- stein - Aufzug mit der- selben in Verbindung .,, bringen. Das Aufziehen der Kalksteine mittels eines sogenannten Wellenbockes ist höchst mühsam und zeitraubend. Die sich beim Reinigen oder Entleeren der Thürme ergebenden Kalkstein-Stücke können, wenn sie gross genug und sauber gewaschen sind, mit frischen Steinen wieder verwendet werden. In der Zeichnung Fig. 1463 sind o p die Ueber- treibbottiche, q Schwefelöfen, r Kühlrohre, s Lagerraum für Schwefel imd Kalkstein, t Kochergebäude. Wo es angeht, wird man die Thürme nicht zu ebener Erde, sondern auf starke Fundamente oder z. B. auf einem neben der Fabrik aufsteigenden natürlichen Hügel so hoch aufstellen, dass die vom Thurm kommende Lauge direkt in einen mit der Sohle noch etwa 0,5 m über der Kochereinfüllung befindlichen grossen Laugen behälter fliesst. Bei einer solchen Anlage werden die durch häufige Aus- besserungen oft sehr lästigen Säurepumpen überflüssig. Fig. 1465. Sulfitlaugen-Thürme. 1485 In Fig. 1444 Seite 1476 ist in Verbindung mit Kühlrohren ein Gerüst mit Thürmen skizzirt. In jedem Stockwerk des Gerüstes befindet sich an jedem Thurm A ein Loch a mit leicht zu entfernendem Deckel zum Einfüllen der Kalksteine. Oben ist jeder Thurm mit einem gelochten Boden bedeckt, auf welchen aus Bottichen B Wasser läuft, welches durch eine Pumpe hinauf gefördert wird. Der Zufluss des Wassers in die einzelnen Thürme kann durch einen Hahn von unten aus geregelt werden. Der erste Bottich B enthält einen Schwimmer, welcher unten am Thurm den Wasserstand anzeigt. Leer darf der Bottich nie werden, weil sonst die ganze Thurmfüllung verkrustet und für den Betrieb unbrauchbar wird, sodass der Thurm vor Wiederbenutzung erst geleert werden muss, was mit bedeutenden Kosten verbunden ist. Bei Auswahl des Kalksteins, welcher in die Thürme gefüllt werden soll, wird man in erster Linie solchen berücksichtigen, der sich mit massigsten Kosten beschaffen lässt und dabei die nöthige Reinheit besitzt, d. h. aus möglichst viel kohlensauerm Kalk und wenig fremden StoflPen besteht, besonders wenig Eisen enthält. Weiter kommt in Betracht, ob er widerstandsfähig genug ist, um nicht zu zerfallen und dabei leicht genug löslich, um genug Kalk an das mit Schwefligsäure getränkte Wasser abzugeben. Mitscherlich empfiehlt Tuffkalk zur Füllung der Thürme, weil derselbe sehr porös ist und dadurch der Einwirkung von Wasser und Gas grosse Oberfläche bietet. Man sollte Tuffkalk womöglich für ein ganzes oder wenigstens ein halbes Jahr auf Lager halten und in trockenen, gedeckten, luftigen Schuppen aufbewahren. Vor dem Aufspeichern des Tuffkalks ward derselbe in faustgrosse rundliche Stücke zerschlagen, welche Arbeit im Akkord ausgeführt wird. Derselbe darf nur in gut ausgetrocknetem Zustande in den Thurm kommen. Direkt aus der Grube (Grotte) kommender Tuffkalk sollte nicht gleich in die Thürme geworfen werden, da er noch zu weich ist, zu viel Schlamm giebt und dadurch leicht Rost und Thurm verstopft. Dann entsteht Sublimation des Schwefels, die Schwefligsäure und die abfliessende Lauge werden stark trübe. Bei gut gelagertem ausgetrocknetem Tuff- Kalk, der durch Lagern infolge Wasser-Entzuges ziemlich hart geworden, kommen alle diese Unannehmlichkeiten nicht vor. Die meisten Fabrikanten ziehen jedoch härtere Steine, wie Jurakalk oder Marmorkalk vor, weil diese Arten reiner sind als Tuffstein und der Schweflig- säure auch genügende Oberfläche bieten. In allen Fällen aber wird der Gehalt oder die » Grädigkeit « der entstehenden Lauge diu-ch Regelung der Gasentwicklung, hauptsächlich aber durch Auf- und Zudrehen des obern Wasser-Zuflusshahns geleitet. Der Abflusshahn des obern Spritzrohrs soll sich desshalb von unten aus durch Drähte stellen lassen. Die Lauge eignet sich erfahrungsgemäss zum Kochen von Nadelholz am besten, wenn von der darin enthaltenen Schwefligsäure etwa Vs an Kalk in Form von einfachschwefligsaurem Kalk gebunden ist, während die andern V3 nur in Wasser gelöst, also frei sind und das Monosulfit in Lösung erhalten. Findet man bei Prüfung der Lauge, dass sich beispielsweise ebenso viel oder mehr gebundene als freie Säure in der Lauge befindet, so enthält diese zu viel Kalk — wie es häufig im Sommer vorkommt — und man muss dann für dessen Verminderung sorgen. Dies geschieht, indem man einen Theil der Kalksteine durch unlösliche oder neutrale Stoffe ersetzt. Man »rückt« zu diesem Zwecke den Thurm, d. h. man nimmt aus demselben durch eine darin IV2 ™ über dem Boden angebrachte 1486 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Oeffnung eine Anzahl Steine heraus und giebt oben frische oder gebrauchte ge- waschene Kalksteine, mit Kieselsteinen im Verhältniss von etwa 4 : 1 oder 3 : 1 gemischt, wieder zu. Rutscht die Füllung nicht von selbst nach, so schlägt man mit einem grossen hölzernen Hammer mehrere Male an verschiedenen Stellen an die Thurmwand und erreicht damit zugleich bessern Zug im Thurm und der ganzen Leitung. Hat der Kalkgehalt nach solcher Auffüllung von frischem Kalkstein mit Kiesel noch nicht oder zu wenig abgenommen, so muss man das »Rücken« und Nachfüllen, vielleicht unter Beimengung von noch mehr Kieselsteinen, wiederholen. Man hat dies meistens zu Sommers -Anfang zu thun, während in der kalten Jahreszeit die Kieselsteine zum grossen Theil wieder entfernt werden müssen. Man thut daher gut, wenn man allmälig im Frühjahr mehr Kieselsteine zugiebt und im Herbst wieder heraus- nimmt, wodurch einer plötzlichen Vermehrung oder Verminderung des Kalkgehaltes in der Lauge leicht vorgebeugt werden kann. Man kann auch zu grossem Kalkgehalt dadurch vorbeugen, dass der Thurm nur ungefähr auf V2 bis Vs seiner Höhe mit Kalksteinen und der übrige obere Theil mit kreuzweise über einander gelegten entrindeten Holzstücken gefüllt wird. Ersteres Verfahren ist jedoch vorzuziehen, weil das Holz mit der Zeit Splitter abgiebt, welche die Lauge verunreinigen. Je nach der Höhe des Thurmes und der Menge Kalkstein der Thurm- füllung wird man in grössern oder kleinern Zeitabschnitten den verbrauchten Kalk erneuen müssen. Füllt man nicht rechtzeitig nach, so entweichen oben beim Thurm die Gase und machen sich durch stechenden Geruch bemerkbar. In der Regel wird man nachfüllen, wenn ein Viertel des Eintrages verbraucht ist. Von Zeit zu Zeit sollen die Thürme gereinigt werden, und man thut gut, dieses Reinigen vorzunehmen, bevor der Thurm verstopft ist und unliebsame Betriebsstörungen hervorruft. Nach eingetretener starker Sublimation ist man meistens genöthigt gründlich zu reinigen. Um die Arbeit möglichst zu mindern, nimmt man gewöhnlich die Reinigung vor, wenn die Kalksteinfüllung auf das noch zulässige Mindestmaass verbraucht, also das obere Thurm -Viertel leer ist. Man muss in erster Linie den Rost möglichst mittels der in der Thurm wandung unter- und ober- halb desselben angebrachten kleinen Blockthüren reinigen, indem man mit Holz- oder Eisenstangen das unmittelbar auf dem Rost liegende Gestein lockert. Ist der Thurm bereits verstopft, so wird man versuchen, einige der untersten Steinschichten heraus- zuziehen und so die ganze Thurmfüllung etwas nachrutschen zu lassen, wodurch dann die Steine in eine andere Lage zu einander kommen. Mit starkem Wasser- strahl reinige man nun den Rost gut von unten angesammeltem Schlamm, hebe denselben am Boden des Thurmes aus und wasche gut nach. Ist dies geschehen, so lasse man oben beim Thurm mögliehst viel Wasser eintreten und verschaffe dem unten auslaufenden Waschwasser freien Abzug. Auf diese Weise wird der Thui'm so lange gewaschen, bis das Wasser unten ziemlich klar abfliesst. Nach ein- bis zweitägigem Waschen dürfte dieser Fall eintreten. Bei Anwendung von weichem Tuffkalk wird man häufiger waschen müssen als bei Anwendung härterer Kalk- steine. Nach gründlichem Waschen füllt man den Thurm wieder auf und setzt die Laugen - Bereitung von neuem in Beti'ieb. Während die Thürme gewaschen werden, benutzt man die Gelegenheit, um auch die Schwefel-Oefen und Kühlleitungen einer gründlichen Reinigung zu unterwerfen. Sulfitlaugen-Thürme. 1487 In Fig. 1466 ist die photographische Aufnahme einer aus 4 Schläuchen bestehenden Thurm- Anlage gegeben, welche Direktor Ludwig Engelmayer 1893/4 für die Neuanlage der Akt.- Ges. für Masehinenpapier-Fabrikation zu Aschaffenburg gebaut hat. Die Schwefligsäure kommt durch zwei nebeneinander liegende Hartbleirohre a in die Steigrohre h und durch die hinter denselben bemerkbaren Thonrohre in die Thürme. Die kleine Hütte c links birgt die Winde zum Aufziehen der Kalksteine, deren Seil über Rollen des obenauf stehenden Bockes d läuft und von einem zweiten Hanfseil von unten her ausgelöst wird. Der in 1 : 100 der wahren Grösse gezeichnete Grundriss Fig. 1467 zeigt, wie die Einströmungs- rohre mit den Thürmen I II III IV verbunden sind. Die Kühlrohre sind mit den Flanschen rr^ der Rohre E B^ verbunden, welche je zwei der hölzernen 1650 mm weiten Thürme I II und III IV speisen. Die Rohre B B^ bestehen aus 6 mm starkem Hartbleiblech, haben 450 mm Durchmesser und werden durch Oeffnen und Schliessen der '^' ■ Schieber 8 mit einem der Thürme, die sie zu speisen haben, verbunden und vom andern ab- gesperrt. Hinter jedem dieser Schieber ist im Rohr ein Ventil V mit Wasser verschluss angebracht, welches Aus- besserungen ermöglicht, und durch dessen Oeffnung man nachsehen kann, ob der Schieber dicht schliesst. In Fig. 1466. Fig. 1468 ist in 1:20 der wahren Grösse der Längsschnitt eines Zweigrohrs gegeben, aus welchem die Bauart des Schiebers S und Ventils V ersichtlich ist. Die langen Rohrstücke aus 6 mm starkem Bleiblech sind durch verbleite Eisenreifen 1 verstärkt, die kürzeren mit seitlichen Armen, Ventilen und Schiebern versehenen Rohrtheile bestehen dagegen aus 8 mm starkem Hartblei -Blech. Die dargestellten Thürme arbeiten ge- wöhnlich mit natürlichem Zug, doch ist für aussergewöhnliche Fälle oben auf dem Gerüst ein Dampf-Sauger angebracht, mit dem man nöthigenfalls den Zug verstärken kann. Da aber solche Sauger nicht zuverlässig arbeiten und viel Dampf verbrauchen, so sollen die 1488 Ersatzstoffe für Haderu. Sulfitzellstoff. Thürme mit einem geplanten neuen Schornstein verbunden werden. Die Saug- leitung wird dann wie bei der altern Anlage aus Thonrohren bestehen, die vom höchsten Theil der Thürme am Gerüst bis in die Erde und unter dieser bis in den Schornstein gehen. Zur Regelung des Zugs erhält die Rohrleitung am Fuss des Gerüstes einen Bleischieber mit Wasserverschluss. Dr. A. Harpf beschrieb in d. Pap.-Ztg. 1891 den in Fig. 1469 skizzirten Thurm, der nebst einem zweiten von gleicher Bauart zur Laugenbereitung einer Mitscherlich-Zellstoff-Fabrik diente. Das Gas kam aus Schwefelkiesöfen in den aufsteigenden gusseisernen Strang c des p -förmigen Kühlrohrs und zog durch das absteigende Thonrohr h in den untern Theil L des Thurms. Dieser war durch zehn Roste I bis X in ebensoviele Abtheilungen zerlegt, zu welchen man von dem Gerüst, welches beide Thürme umgab, durch mit Papier verklebte Klappen h gelangte. Jede Abtheilung wurde für sich mit Kalktuflf oder Dolomit gefüllt, und falls eine Verstopfung eintrat, konnte man durch Oeffnen der Klappen h leicht ermitteln, wo der Fehler war und Abhilfe schaffen. Der Kalk im Thurm bildete keine geschlossene Säule, sondern wurde durch die Hohl- räume bei den Klappen h unterbrochen, und das Gas konnte sich infolgedessen leichter aufwärts bewegen. Der Thurm hatte einen Querschnitt von 1,2 qm und war vom Erdboden bis zur Oberkante des oben- aufstehenden Wasserbottichs iv 32 m hoch, wovon 3 m auf den Grundbau und 3 m auf Bottich w entfallen, so dass zur Aufnahme der Säure 26 m blieben. Die leeren Räume in den einzelnen Ab- theilungen verursachten, dass weniger Kalk in dem Thurm Raum fand als bei ununterbrochener Kalk- stein-Säule, und dem Gas daher weniger Kalk- Oberfläche dargeboten war. Zu einer frischen Füllung waren 2 Doppel wagen, also etwa 20000 kg, nöthig. Bei Thürmen ohne Abtheilungen entstehen ^'o- '^69- durch Auflösung des Kalks Hohlräume, welche die darüber liegenden Kalksteine zum Nachstürzen veranlassen und dadurch Lockerung und Neulagerung der Steine bewirken. Die Abtheilungen machen auch mehr Arbeit beim Füllen, da der Kalkstein in jedes Stockwerk besonders hochgezogen und dort eingebracht werden muss. Es genügte jedoch beim Betrieb, dass der Thurm alle 4 Wochen einmal in seinen unteren 6 Stockwerken gereinigt und umgepackt wurde, die anderen Stockwerke konnten dann Jahre lang unberührt bleiben, und es kamen überhaupt wenig Störungen vor. Viele hundert einfache abtheilungslose Mitscherlich-Thürme arbeiten aber auch 4 bis 6 Wochen regelmässig fort, ohne gespült zu werden, bis in den unteren Abtheilungen durch Krusten von schwefelsaurem und schwefligsauerm Kalk Verstopfung droht, und das Gas behufs Ausschaltung und Reinigung des Thurms in einen andern geleitet werden muss. Es liegt somit nicht genügende Veranlassung zur TheUung des Thurmes auf die beschriebene oder andere Art vor. Sulfitlaugen-Thiivme. 1489 Vom Wasserbottich tv, in welchen das Wasser durch eine Leitung, die man für den Winter am besten in 2 Rohrsträngen anlegt, hinaufgepumpt wh'd, strömt es durch eine Brause, die durch einen Hahn und einen daran an- gebrachten Hebel von aussen geschlossen und geöffnet werden kann, in das Innere des Thurmes. Den Hebel kann man auch durch zwei Drähte, welche unten ebenfalls mit einem Hebel verbunden sind, von ebener Erde aus regeln. Durch Herausziehen des Holzpflocks P, welcher ein Loch im Boden des Wasserbottichs verschliesst, kann man den Thurm spülen. Mit l l sind im Thm'ui angebrachte Löcher bezeichnet, die man mit Holzkeilen beliebig öffnet und sehliesst, um durch Zulassung von mehr oder weniger Aussenluft den Zug im Thurm zu regeln. Li anderen Fabriken sind anstelle der Löcher und Keile Bohre angebracht, welche nach aussen und oben über das Dach des Thurmes geführt und mit Klappen versehen sind, durch deren Stellung man ebenfalls den Gasstrom, leicht regeln kann. Die Lauge sammelt sich im imteren Theile des Thurmes an, setzt dort trübende Bestandtheile ab und fliesst durch das Bleirohr links in eine Rinne, aus der sie in grosse Saramelbottiche geleitet wird. Dieses Bleirohr hat Schwanen- halsbiegung, damit es stets voll Lauge steht, und so ein hydraulischer Verschluss hergestellt wird, welcher kein Gas aus dem Abflussrohr entweichen lässt. Das aufsteigende eiserne mid das absteigende Thonrohr ruhen beide auf gemauerten Sockeln. Sie sind an den mit z bezeichneten Zugängen mit Blech- klap23en verschlossen, durch welche man die Röhren von Flugstaub, der sich massen- haft in ihnen sammelt, reinigen kann. Beide Stränge, der eiserne c wie der thönerne h, sind aus mehreren mit Muffen versehenen Rohrstücken zusammengesetzt, imd für die Dichtung der Muffen hat sich ein Kitt aus Cement, Chamotte, Theer, Kuhhaaren und Wasser am besten bewährt. Das Gasrohr ist selbstverständlich von dem Gerüst des Thurmes umgeben und gehalten, muss aber überall zugänglich sein. Der Zug eines gewöhnlichen Schornsteins wird dadurch hervorgebracht, dass die darin aufsteigenden Gase wärmer sind als die umgebende Luft. Dies ist beim Laugenthurm nicht der Fall, da die Gase schon sehr abgekühlt eintreten und sich rasch weiter kühlen. Im aufsteigenden Strang c des 35 cm weiten Kühl- rohrs sind aber die Gase noch heiss und hatten nach Harpfs Untersuchungen am obern Ende / noch 62 bis 90" C, beim Eintritt in den Thurm noch etwa 30° und beim Austritt nur 13 bis 17°, d. h. nicht viel mehr als das aus w kommende Wasser. Da das eiserne Rohr c die Wärme gut leitet, so kühlt sich das Gas darin rasch ab und gelangt schon mit erheblich erniedrigter Temperatur in den Strang h. Der Absorptionsraum a des Thurmes und der absteigende Strang 6 des Gasrohres bilden miteinander ein Kommunikationsgefäss, und die Gase, als ausdehnbarflüssige Körper, halten sich darin nach demselben Gesetz das Gleichgewicht wie zwei verschiedene tropfbar -flüssige Körper in einem und demselben Kommunikationsgefäss; d. h. die Höhen der Flüssigkeitssäulen verhalten sich umgekehrt wie die spezifischen Gewichte der Flüssigkeiten, wobei eine Ver- schiedenheit des Querschnittes der beiden Arme des Gefässes ohne Belang ist. Dasselbe Verhalten zeigt sich hier. Aus der im Thurm erfolgenden Umsetzung Ca CO3 + SO2 = Ca SO3 + CO2 Kolilens. Kalk Schwefligsäure Scliwefligsaur. Kalk Kolüeusäure 179 1490 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. geht hervor, dass jedes an Kalk gebundene Molekül Schwefligsäure ein Molekül Kohlensäure frei macht. Wähi'end die Gassäule im Rohr h hauptsächlich aus Schwefligsäure und Luft, besonders Stickstoff besteht, kann man daher die im Thurm als Kohlensäure und Luft annehmen, wobei die etwaige Schwefelsäure ausser acht gelassen ist. Nimmt man das specifische Gewicht zu 1, so ist das der Schwefligsäure SO2 = 2,25 und das der Kohlensäure CO2 = 1,53. Die Gassäulen in Thurm und Rohr werden sich folglich nach oben angefülirtem Gesetz für kommunizirende Röhren bei einem Höhenverhältniss (a:ö) von 225:153 oder annäherungsweise 3 : 2 das Gleichgewicht halten. Wenn daher der Druck des in den Thurm tretenden Gases den darin herrschenden Druck überwinden soll, so muss Rohr 6 etwas länger sein als zwei Drittel der Gashöhe im Thurm. Nach den in Fig. 1469 eingetragenen Maassen 225 X 17 sind diese Höhen 26 und 17 m, verhalten sich also wie 225: = 147, 26 d. i. annähernd wie 225 zu 153. Dies genügt ziu- Herstellung des erforderlichen Zuges, weil die Gassäule im Thurm weniger schwer ist, als oben angenommen, indem die in der Lauge verbleibende freie Schwefligsäure keine Kohlensäure aus- treibt und durch Luft ersetzt wird, die nur 1 anstatt 1,47 (Kohlensäure) wiegt. Ausserdem wirkt die lebendige Kraft, welche das Gas beim Aufstieg in c erhält, noch mit, sodass dies leicht im Thurm aufsteigt. Um jedenfalls genügenden Zug zu haben, nimmt man jedoch nach den Erfahrungen der Praxis das Höhen- verhältniss des Thurmes zum Rohr zwischen den Grenzen 3 : 2 und 4 : 3. Da- nach hätte das in Fig. 1469 dargestellte Rohr h c einige Meter höher sein müssen, um für alle Fälle gleichmässiges Ausströmen der Kohlensäure vom Thurm zu sichern. Je kälter das auf den Thm-m gepumpte Wasser ist, desto mehr Schweflig- säm'e kann es aufnehmen und desto weniger zieht oben ab. In manchen Fällen und Jahreszeiten hat man es desshalb für nöthig gefunden, es zu kühlen. Nach Dr. Harpfs Untersuchmigen wurde in jedem der 10 Stockwerke des Thurmes etwa gleich viel Schwefligsäure aufgenommen. Beim Titriren der aus den verschiedenen Abtheilungen entnommenen Lauge fand er einmal, dass die Lauge im fünften Stockwerk bedeutend stärker war als in den unteren und erklärt dies daraus, dass der Kalk im unteren Theil schon ziemlich aufgezehrt war, und die Lauge dort wieder Kalk und dadurch auch Schwefligsäure verlor. Er flndet dies durch den Umstand bestätigt, dass die beim Reinigen der Thüi'me in den unteren Theilen gefundenen Krusten neben Gips auch Monosulflt enthalten. Der grösste Gehalt an Schwefligsäure im Gasgemenge war 8 bis 10 pCt. Will man denselben durch Verringerung des Zugs noch höher treiben, so tritt bei Kiesverbrennung Schwefel -Sublimation ein. Eine zu anderer Zeit angestellte Untersuchung des Gases km'z über dem Eintritt in den Thm-m ergab 6 bis 6,5 Volumprozente Schwefligsäure. Li dem Seiten 1423/4 abgedruckten Patent war Prof. Dr. Mitscherlich die Anwendung mit Kalkstein gefüllter Thürme zm" Erzeugung einer Lösung von doppeitsch wefligsauerm Kalk unter Wiederverwendung der aus den Kochern abgeblasenen Schwefligsäure-Ga.^e geschützt. Viele Fabrikanten sahen sich dadurch veranlasst, Verfahren zur Herstellung der Lauge zu suchen, die nicht m das Schutz- gebiet dieses Patentes fielen. Ein solches bestand z. B. darin, dass man die Thüi-me Sulfitlaugen-Thiirme. 1491 nicht mit Kalkstein, sondern mit Koks, gebrannten Steinen und anderen neutralen Stoffen füllte und anstatt Wasser Kalkmilch darüber herabrieseln liess. Auf diese Art wurden auch Lösungen von doppeltschwefligsauerm Kalk erhalten, aber der Betrieb stellte sich theurer und schwieriger, weil man gebrannten Kalk zuerst in Kalkmilch umwandeln und diese auf die Thürme pumpen musste, und weil es schwierig war, die Füllimg des Thurmes so anzuordnen, dass die Schwefligsäure völlig aufgenommen wurde und keine Verstopfungen eintraten. Francke in Korndal bei Moelndal in Schweden hatte schon anfangs der achtziger Jahre eine grosse Sulfitstoff-Anlage in Betrieb und stellte die Bisulfit- Lauge in einem grossen gemauerten Thurme her. Auch anderwärts und neuer- dings sind gemauerte Thürme zu diesem Zweck angewendet worden, weil sie den Stürmen mehr Widerstand bieten als hölzerne und grössere Dauer versprachen. Man hat jedoch meistens die Erfahrung gemacht, dass dieselben den Angriffen der Schwefligsäure weniger gut widerstehen als hölzerne, infolgedessen leicht undicht werden und viele Ausbesserungen nöthig machen. Wenn die einzelnen Fässer eines hölzernen Thiu-mes nur so gestaltet sind, dass sie, wie Seite 1481 gesagt und aus Fig. 1458 ersichtlich, trichterförmig ineinander passen, sodass die Steine bei ihrem Niedergänge keinem Hindernisse begegnen, werden sie dem Zweck völlig entsprechen. Auch werden sie au Dauerhaftigkeit nichts zu wünschen lassen, wenn sie aus abgelagertem, möglichst harzreichem Holze, z. B. amerikanischem piteh pine bestehen. Dr. Karl Kellner in Hallein benutzt häufig mehrere Thürme in der Weise, dass dieselben zusammen arbeiten, also eine Kette von Thürmen bilden. Die in einen Thurm unten einströmenden Gase werden, soweit sie nicht aufgesaugt sind, von oben durch Thonrohre unter den Rost des nächsten Thurmes geleitet, durch- streichen diesen und ebenso vielleicht einen dritten, bis sie völlig aufgebraucht sind. Vor dem Eintritt in den ersten mit Kalkstein gefüllten Thurm leitet er die Gase meist durch einen andern Thurm, der nicht mit Kalkstein, sondern mit Holzstücken oder gebrochenen Chamotteziegeln beschickt ist. In diesem Thurm entsteht daher in Wasser gelöste Schwefligsäure, welche mit der aus den andern Thürmen kommenden Lösung von doppeltschwefligsauerm Kalk zusammenkommt und diese soweit als nöthig mit freier Schwefligsäure anreichert. Er leitet auch die aus den Kochern nach vollendetem Kochen abgeblasene und in Kühlschlangen verdichtete Schwefligsäure in das erste Drittel des Eintritts- thurmes, um Verstopfungen des Thurmes zu verhindern. Diese mehr als zwei- prozentige wässrige Schwefligsäure verursacht nämlich eine so heftige Kohlensäure- Entwicklung an den Kalksteinen, dass die etwa daran entstandenen Krusten von Monosulfit oder Gips weggesprengt und von der niedergehenden Flüssigkeit weg- geschwemmt werden. Da sich der Eintritt solcher starken Säm-e nach jeder Beendigung einer Kochung wiederholt, so können die Krusten nicht dicht genug werden, um Verstopfung zu veranlassen. Eine Einrichtung dieser Art ist in Figg. 1470 und 1471 in 1:200 der wahren Grösse dargestellt und von Dr. Kellner in Nr. 84 der Papier -Zeitung von 1894 folgendermaassen beschrieben: Sie besteht aus zwei oder uielu'eren uebeneiuauder senkrecht aufg'eljaiiteu hölzernen Tliürmen oder SaturationsscMäuclien I und IL welolie dureli das SteLuzeugTolu- S verbunden sind. 179* 1492 Ersatzstoffe für Hartern. Siilfitzellstoff. Das Flillungsmaterial rtilit auf Rosten wie A^^ in Fig. 1470 und muss nacli der Natur der herzustellenden Verbindung gewäldt werden. Es empfieidt sich, für mein Verfaliren die Thürme entweder mit Dolomit zu füUeu zur Erzeugung eines Doppelsalzes von »saurer scliweflig- saurer Kallauagnesia«, oder mit kohlensaurem Kallc, um Caleiumbisulfit darzustellen. Ueber diesen Thünnen befinden sieh Beiiälter T^ untl T5, wovon Tj mit friscliem Wasser und T, mit der Lösimgstlüssigkeit gefüllt ist, die aus dem Tliurm II tliesst. Der Abtluss aus diesen Behältern in die darunter an- gebrachten Ueberlaufnäijfe ü wird durch eine von unten ein- stellbare Vorrichtung geregelt. Von den 36 Ueberlaufnäpfen U, die sich in jedem Thurm befinden, ist einer im Längsschnitt- Aufriss in halber Natm-grösse in Fig. 1472 dargestellt. Ueber den in der Mitte emporstelienden Ausgusshals b des Napfes a ist eine mit Greiflcnopf d versehene Glocke c gestülpt, deren mitere Aussparimgen die Flüssigkeit in der Pfeilrichtuug dui-ch- lassen. Die Flüssigkeit wird ün Napfe stets so lioch stehen, Fig. 1472 Fig. 1471. wie der Ausflusshals b ist, und dadurch einen luftdichten Aljsclüuss bilden. Ausserdem haben die üeberlaufnäpfe den Zweck, die Berieselung der KaUcsteine gieiclunässig zu vertheilen, und bieten den VortheU, dass sie sich nicht wie Brausen luid Vertheikmgsrolu-e selir leicht verstopfen. Jfi und Jfg sind Messg-efässe, in welchen das Aräometergewicht und die Menge der aus den Thürmen I und II abfliessenden Lösmigsflüssigkeit zu messen sind. Sulfltrlaugen-Thünne. 1493 Das von den Scliwet'el- oder Kie.söfen kommende Sclnveflig-.säure-Gas geht in der Richtimg der Pfeile durch das Subhmatoriimi K und wird durcli Dampfstralilgebläse D weggesaugt und durch Kiddröhren D' geblasen. Diese liegen in einer gemauerten Grube i, welcher aus Rohr l frisdaes AVasser zufliesst. Am andern Ende fliesst ebensoviel Wasser durch Kanal l^ ab. Die gut abgelmhlten Gase treten nun in den Thurm I von unten bei E^^ ein, bestreichen die darin befindlichen und von oben berieselten Steine, treten oben bei E2 als ein Gemisch von schwefliger Säure, Kohlensäure, Stickstoff und Luft aus und werden durch das Steinzeugrolir S nach abwärts geführt, bis sie bei E-^ in den Thiu'm II münden, um darin wieder aufzusteigen und vollständig alisorliirt zu werden. Die nicht aufgenommenen Gase, wie Stickstoff (N), Kohlen- säure (COj) und Luft, strömen durch Rohr C ins Freie. Das Sublimatorium K ist ein dicht versclüossener, niederer, durch eine Scheidewand in zwei Kammern getheilter Thurm. Diese Kanmiern sind mit imveränderlichen Stoffen, wie Ziegelstiicke, Basaltsteine und Koks, gefüllt, die auf Rosten liegen und dem durchstreichenden Schweflig'säure-Gas eine grosse Oberfläche zum Ablagern des sublimirten Schwefels bieten. Li der Mauer sind Putz- und Füllthüren angebracht, und es ist vortheilliaft, dass die Decken aus Pfannen bestehen, die mit durchströmendem Wasser geküiilt werden und das durch die Kammern ziehende Gas vorktUüen. Wälu'end die Gase den beschriebenen Weg diu'clnnachen, ^örd in den Thurm II, also in den dem Gaseintritt entgegengesetzten Thurm, Wasser von oben geleitet. Dasselbe berieselt die Kalksteine, verlässt bei r^ den Thurm und tliesst als schwache Lösimg durch Rohr r^ und jSIessgefäss Jf, in den Behälter E.^. Aus diesem wird sie durch Pumpe P in den obern Behälter Tj des Thurmes J gepimipt, fliesst von hier in den Thurm, berieselt dessen Inhalt und verlässt denselben, um als fertige Lauge durch Rohr r^ und Messgefäss üfj in den Behälter R^ abzufliessen. Eine zweite Pumpe P^ befördert die Lauge von hier zu den Kochern. Die Anwendung mehrerer niedriger Thürme von vorstehend beschriebener Art anstelle eines einzigen sehr hohen ist von Dr. Karl Kellner und Anderen empfohlen und hat zur Folge, dass jeder kleine oder Theil-Thurm mit Wasser- und Gasleitungen wie der eine grosse versehen werden muss. Hierzu kommen noch die langen Röhren, welche das aus einem Thurm oben ausströmende Gas in den folgenden unten ein- führen, sowie die Pumpen, welche die Säure vom Fusse des einen auf den Gipfel des folgenden Thurmes befördern. Pumpen dieser Art aus Hartblei und Phosphor- bronce sind kostspielig, verursachen häufige Ausbesserungen und in vielen Fällen infolge der zerstörenden Wirkung der Schwefligsäure öftere Erneuung. Auch die anderen Theile sind, soweit sie den Angriffen von Säure unterliegen, theuer und häufig ersatzbedürftig. Zum Ausgleich für diese erhöhten Anlage-Unterhaltungs- und Betriebs-Kosten werden die Gase nach Dr. Kellner's Angabe so langsam zwischen den Kalksteinen durchgedrückt, dass sie mit jedem Flüssigkeitstheilchen in Berührung kommen müssen. Dies geschehe nicht, wenn der eine grosse Thurm, wie es gewöhnlich der Fall ist, unter Zug arbeitet, weil die Gase dann auf dem mit dem weitesten Querschnitt versehenen leichtesten Weg durchgerissen würden, während die Flüssigkeit da herabriesele, wo sich die Steine am meisten berühren. Der künstliche Druck biete auch die Möglichkeit, beliebig viele Thürme hinter- einander zu setzen, um die Schwefligsäure bis auf den letzten Rest aufzusaugen. Nach allgemein technischen Grundsätzen erscheint es jedoch einerlei, ob die Gase durch die Thürme gesaugt oder gedrückt werden, falls ihnen Druck und Saugung dieselbe Geschwindigkeit verleihen. Die Möglichkeit völliger Aufsaugung der Schwefligsäure in einem einzigen Thurm, also mit erheblich geringeren Kosten, ist überdies durch zahlreiche nach Mitscherlich erfolgreich arbeitende Anlagen erwiesen. Ausser der Seite 1492 dargestellten Einrichtung sind von Kellner und vielen Anderen Verfahren erfunden worden, bei denen die Schwefligsäure vier imd mehr Thürme und Thürmchen durchstreichen muss, die mit Kalkstein oder neu- ]^494 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. tralen Stoffen gefüllt sind. Durch solche Theilung des hohen Mitscherlich-Thurins werden viele Röhren, Hähne, Pumpen usw. nöthig, die, wie ol)eii ausgeführt, grosse Anlage- und Unterhaltungskosten verursachen, ohne mehr oder bessere Lauge zu liefern. Die von den Erfindern für solche Einrichtungen geltend gemachte ununterbrochene Erzeugung von Lauge wird mit einfachen hohen Thürmen auch erreicht, wenn man deren mehrere hat und einen ausschalten kann; sie ist aber auch nicht erforderlich, da man stets Kochlauge in Vorrath halten muss, also nicht durchaus auf die aus den Thürmen kommende angewiesen ist. Das Anreichern der Lauge mit freier Schwefligsäure kann in hohen Thürmen mindestens ebenso gut ausgeführt werden wie mit Theil-Thürmchen, indem man die Abgase oder die daraus hergestellte Schwefligsäure-Lösung hierzu verwendet. Will man eine ausnahmsweise zu schwache Lauge verstärken, so kann man sie, ebenso wie auf einen Theil-Thurm, auf einen einfachen hohen Thurm pumpen und nochmals durchgehen lassen. In einer grossen nach Mitscherlich eingerichteten Fabrik erhielt man den besten Sulfitstoff", wenn die Lauge mit folgendem Schwefligsäure-Gehalt vom Thurm kam : Gesammt-S02 Freie SO2 Gebundene SOo 3,3—3,5 pCt. 2,1—2,3 pCt. 1,0—1,2 pCt." Durch Zufügung der nach vollendetem Kochen aus den Kochern abgeblasenen Schwefligsäure wurde der Gehalt an freier Säure auf etwa 2,6 bis 2,8 pCt. gebracht. Folgende aus den Verbrauchs-Tabellen einer bewährten nach Mitscherlich arbeitenden Sulfitstoff'-Fabrik stammenden Zahlen zeigen den Schwefel- und Kalk- verbrauch beim Thurm betrieb: 1. Schwefel -Verbrauch (sizil. Eohschwefel) i. J. 1892 = 101 095 kg, 2. Tuff'stein- Verbrauch „„ „ = 136 000 „ 3. Laugen -Erzeugung „ „ „ = 50399801 von 5°Be. Hieraus ergiebt sich, dass 100 kg Rohschwefel in Verbindung mit etwa 135 kg Tuff rund 5000 1 Lauge von 5" Be lieferten. Der Gehalt dieser Lauge an Schwefligsäure ergiebt sich aus folgenden dem Laboratorium-Journal entnommenen Zahlen: Gehalt der Lauge vor dem Einlassen -r. ,n • /• 7 ^ • 7 , ise" speztfisches Gewicht 1.035 1.035 1.035 1.030 1.035 Hieraus geht auch hervor-, dass die Schwankungen im Schwefligsäure- Gehalt von der Beaume-Spindel richtig angezeigt wurden. 532. Sulfitlauge - Bereitung mit Kalksteinen in Bottichen. Die Anwendung mehrerer, auch kleinerer Thürme ist im vorigen Abschnitt erwähnt, und diesen Einrichtungen zunächst stehen die Gruppen von mit Kalkstein gefüllten Bottichen, bei denen die chemische Umsetzung genau wie in Thürmen vor sich geht. Dr. Karl Kellner gab in der Papier-Zeitung 1894 die Beschreibung einer solchen Bottich-Batterie, die er in der Zellstoff-Fabrik Waldhof bei Mannheim einrichtete, und die in Figg. 1473, 1474, 1475 in 1:100 der wahren Grösse in die Kocher an Gesammt-SOz jLfO 3.21 pCt. 5.2 2.99 „ 5.0 2.78 „ 5.0 2.88 „ 4.7 2.78 „ 4.75 Sulfitlaugen-Thürme. .Suifltlauge-ßereituug mit Kalksteinen in Bottichen. 1495 dargestellt ist. Dieselbe arbeitet infolge der kundigen Leitung in Waldliof vorzüglich, machte aber anderwärts Schwierigkeiten dadurch, dass sich die Rohre rasch vergipsten. DieBottiche/bisysind so aufgestellt, dass die darin enthaltene Lösung durch mit Hähnen versehene Verbindungsröhren w' bis in den folgenden fliessen kann, bis sie in Fanlangt. Das Wasser fliesst durch Rohr w^ in den Bottich/, der wie II, III, IV mit durchlässigem innerem Flu- U74 Boden versehen ist, auf demKalksteine liegen. Die vom Kompressor kommende, also gespannte Schwefligsäure tritt durch Bleirohr g in den untersten Bottich F, der nur die Lösung aus IV aufnimmt und keinen doppelten Boden 1496 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. und keine Kalksteinfüllung hat. Die von dieser Lösung nicht aufgenoniniene Säure geht durch Bleirohr g^ in die unter dem Innern Boden von IV liegende Schlange, durch deren Oeffnungen sie sich gleichmässig über den Bottich vertheilt. Ebenso geht die nicht aufgenommene Säure durch Rohre g^, g^, g^ bis in den Bottich I, aus welchem der etwaige Rest von Gas durch Rohr g'^ abgeführt wird. Die Gasröhren g^, g^ . . . sind so hoch geführt, wie die Zeichnung zeigt, damit durch dieselben keine Flüssigkeit aus dem höhern in den niedrigem Bottich gelangen kann. Bei richtiger Leitung des Betriebes wird aus dem letzten Fig. 1476. Rohr g^ in der Hauptsache nur :^^ Luft, aber keine Säure mehr ab- ziehen, da diese von den durch- zogenen Flüssigkeiten aufgenommen sein soll. Die in V angekommene Lösung nimmt hier nur noch Schwefligsäure, aber keinen Kalk mehr auf und geht durch den Laugenmesser P ab. Jeder Bottich ist mit einem Mannloch aus Hart- blei und einem Wasserstandszeiger versehen. Treppen erleichtern den Zugang zu allen Theilen. Eine später von Dr. Kellner eingeführte Einrichtung ist in Fig. 1476 im Grundriss, und in Fig. 1477 im Aufriss zweier Bottiche dargestellt. Dieselbe besteht aus einer Anzahl mit Deckeln dicht geschlossener Bottiche I, II bis VI, welche auf einer Höhe von etwa 500 mm über dem Boden einen Rost r zur Aufnahme der Kalk- steine haben. Am Deckel d ist ^^8'- ^■^'"^• ausser einer Oefihung für die Gas- ausströmung eine Rosette a angebracht, welche die aus dem vorherigen Bottich aufgepumpte Flüssigkeit so vertheilt, dass die im Bottich befindlichen Kalksteine gleichmässig berieselt werden. Die Gase treten unter dem Rost r in den Bottich I ein, bestreichen die von oben berieselten Kalksteine, und die hier nicht aufgesaugten Gasmengen treten bei B aus und strömen durch das Verbindungsrohr D in den nächsten Bottich usw. Während sämmtliche Bottiche mit rohen Kalksteinen oder mit einem Gemisch von Kalksteinen und Magnesit, oder am besten mit Dolomit gefüllt sind, je nachdem dies für die örtlichen Verhältnisse am passendsten erscheint — ist der Eintrittsbottich I mit Holzstückchen, Basalt oder Ziegelsteinen, oder mit andern indifferenten Stoffen gefüllt. Dies hat den Zweck, die Lösungsflüssigkeit vor dem Verlassen des Bottichs I mit SO^ anzureichern. Sulfttlauge-Bereitung mit Kalksteinen in liottichen. 1497 Das in den Bottichen VI bis II gebildete Bisulfit überrieselt nämlich in I einen indifferenten Stoif und wird in grossen Oberflächen der eintretenden schwefligen Säure ausgesetzt, wodurch sich von diesem Gase mehr löst als zur Bildung der Bisulfite stöcheometrisch nothwendig ist. Die stark gekühlten, auf die Wassertemperatur gebrachten Gase treten in der bereits beschriebenen Weise in den Bottich / und strömen durch sämmtliche Bottiche. In den letzten Bottich VI wird jedoch Wasser, dessen Menge durch einen Wipptrog oder andere Messvorrichtung geregelt ist, gelassen. Die aus diesem Bottiche VI ablaufende Flüssigkeit wird durch kleine Pumpen P^ . . . P aus Blei oder Phosphorbronze von diesem Bottich zum nächsten gehoben usw., bis dieselbe aus demjenigen Bottich in den Laugenbehälter fliesst, in welchen die Gase nach dem Kühlen treten, in unserm Falle Bottich /. Stellt sich die Nothwendigkeit heraus, den einen oder den andern Bottich zu reinigen oder frisch zu füllen, so kann derselbe beliebig ausgeschaltet werden ohne Störung des Betriebes, dadurch, dass seine Knie- oder Verbindungsstücke B B^, B^ usw. abgenommen und anders angeordnet werden. Soll z. B. Bottich III ausgeschaltet werden, so wird das Verbindungsstück B^ abgenommen und das Verbindungsstück B^ so gedreht, dass sein Ende b^ nach &* gelangt und die Gase aus Bottich II unmittelbar in Bottich IV strömen. In solcher Weise können ein oder mehrere Bottiche ausgeschaltet werden. In Nr. 17 der Papier-Zeitung von 1894 gab Emil Nemethy die Darstellungen Figg. 1478, 1479, 1480 und folgende Beschreibung einer nach seinen Angaben von dem Maschinenfabrikanten E. Nacke in Coswig in Sachsen ausgeführten Einrichtung. Der Laugenbeliälter ist in melu'ere Abtlieilungen J.', Ä^ und A^ getheüt, luid aus jeder derselben A\ird die Laugenilüssig-keit durch eine Pumpe in die darüber stehenden Absorptions- tonnen Ijetordert, wo sie durch Brausen über die ganze KaUvSteinschicIit gieichmässig und in reiclihclier Menge fliesst. Die Flüssigl^eit dmx'hströmt die Tonnen von oben nach unten, nimmt dabei sc]iwefl.ige Säure und Kalls auf, fliesst sodann in den Laugen-Behälter ziu'ück und ■ndrd so in jeder Abth(nlung von der zugehörigen Pumpe in einem fortwährenden Ivreislauf erhalten. Das Sclnvetligsäui'egas, welches in Schwefelbrennern oder Iviesöfen von bekannter Bau- art erzeugt und lüerauf gut abgekühlt wird, durchströmt die Absorptionstonnen B' bis £', indem es der Reihe nach in denselben aufsteigt imd ausserhalb niedergeht, und wird hierbei von der in den einzehien Abtheilungen umlaufenden Laugenllüssigkeit aufgenommen. Er- falunmg hat gelelirt, dass schon ein kleines, z. B. durch Verbindung mit dem Schornstein erzeugtes Vakuum hinreicht, um die Aufsaugung imvolUvommen zu machen imd Verluste an Schwefeldioxyd herbeizuführen. Aus diesem Gnmde wird bei vorliegender Eim-ichtung das Gas nicht hindurchgesaugt, sondern mit einer in der Zeichnung nicht angegebenen Vorrichtung diu'ch die Tonnen gedrückt. Die in Abtheilung J.' umlaufende Lauge koimut mit dem unmittelbar vom Schwefelofen kommenden und daher an Schwefeldioxyd reichsten Gase in Berülu'ung und numnt einen grossen Theü desselben auf, während der Rest in der 2. und hierauf in der 3. Abtlieiliuig aufgpnommen wird. Die in der letzten Abtheilung umlaufende Lauge vertheilt sich nm' auf 2 Absorptionstonnen, wodurch der Laugenstrom in denselben noch stärker und die Gasaufsaugung noch volUvommener wird. SoUte aber dennoch ein Ideiner Rest von schwefliger Säure entweichen, so wird derselbe im Absorptionsthurm B^, in welchen ganz reines kaltes Wasser strömt, vollends aufgenommen. Den Umlauf der Lauge in den einzelnen Abtheilungen besorgt für Ä^ die Pumpe P■^, für A^ die PumjDe Pg imd für A^ die Pump)e P^. Die Pumpe P hat in erster Linie den Zweck, die fertige Lauge aus dem Sammelbehälter A in einen Laugenbehälter über den Kocherraum zu befördern, in zweiter Linie aber auch die Aufgabe, bei dem Umlauf mitzuwirken, wenn eine der o Umlaufsjjumpen infolge einer kleinen Rejjaratur (Riemenspannen imd dergi.) zeitweise ausser Betrieb gesetzt werden muss. Zu diesem Zwecke stehen die Saug- imd Druckleistungen der einzelnen Pumpen durcli Dreiweghäline oder auch durch Ventile in solcher Verbindimg (Fig. 1479), dass jede Pumpe auch in einer andern Abtheilung als der zugehörigen den Umlauf 180 1498 Ersatzstoffe fiü- Hadern. — Sulfitzellstoff. bewirken kann, sodass, wemi z. B. P, ausser Betrieb ist. P in ÄK P, in A' imd P.j in 4' den Umlauf besorgt, und in keiner Al^theilimg der Laugenimilauf wegen eines zufälligen Stillstandes der zugehörigen Pumpe unterbrochen werden muss. Nur dadurch, dass das Schwefligsäuregas stets stark berieselte Kalksteinschichten durchströmt, wii-d Verkrustung der Kalksteine und Ver- stopfung der Gaswege unmöglich gemacht. Zu Beginn der Arbeit sind die Laugenbehälter mit frischem Wasser gefüllt, die Dreiweg- hähne so gestellt, dass jede Pumpe den Umlauf in der zugehörigen Abtheilung besorgt, imd der Wasserzufluss zu dem letzten Absoq^tionsthurm jB' abgesperrt. Die Undaufspumpen sowie die obenerwälinten Gasdruckapparate werden nun in Betrieb gesetzt und sodann der Schwefelofen angelieizt. Die Stäi'ke der Lauge in den einzelnen ÄbtheUungen nimmt nun fortwälirend zu, imd zwar derart, dass In A' die stärkste, in A^ schwächere imd in A^ die schwächste Sulfitlösimg entsteht. Hat die Lauge in A^ nahezu jene Fig. 1478 Fig. 1480. Stärke erreicht, welche man zum Kochen benöthigt, so mrd in den letzten Absorptions- thurm B^ frisches Wasser ge- leitet, welches densell^en nach abwärts durc-hströmt imd so- (hmn durch das Rohrr^ in die Abtheilimg A^ gelangt. Li letzterer steigt hierdurch die Flüssigkeit so hoch, dass die aus den Tonnen zurück- tliessende Lauge nicht melir vollständig Platz findet und infolgedessen zum Theil durch Flg. 147'J. pjj^g Abzweigung des Rolu-esr' aus der Tonne B'' direkt in die Abtheilimg A^ fliesst. Der Laugeniiberschuss kann durch Rohr B^ nach A- fliessen. In gleicher Weise findet eia Uebertritt der Lauge aus B^ nach A^ imd aus B^ nach dem Sammelbehälter A statt. Da die Gase in SS S* imd B'' an Schwefligsäure reicher sind als in den folgenden Tonnen der betreffenden Abtheilimgen, so wird nur die stärkste Lauge in die vordem Abtheilimgen, beziehungsweise in den Sammelbehälter gelangen. Die beschriebene Einric-htimg besteht also im wesentliclien aus mehreren Abtheilungen von je einem Behälter und mehreren Absorptionstonnen, in welchen man, nach der Konzentration abgestuft, Sulfitlösung in fortwährendem Ivreislauf erhält, -während die Zuströmung von AVasser imd Schwefeldioxyd in stetigem Gegenstrom erfolgt. Bei gleiclmiässigem Gasstrom ist hierbei die Stärke der zu erzeugenden Lauge nur abhängig von der in den letzten Absorptionsthurm einströmenden Wassermenge, welche ihrerseits durch einen mit Schwimmer versehenen ReguUr- kasten stets gieiclmiässig erhalten wird. Sulfitlauge-Bereitung mit Kalksteinen in Bottichen. Sulfltlauge-Bereitung mit Kalkmilch in 14.99 Bottichen. Zur ErzeugLing- von .stets ü'lpiclimäs.sig zusammengesetzter Kochlaiig-e ist es also nur noch erforderlich, aucli die Kalksteinfiillung der Tonnen gieiclnnässig zu erhalten. Dass es bei einer so bedeutenden Gesammtmenge von Kalkstein, welche etwa 40 Tonnen beträgt, auf einige Centner metir oder weniger niclit anlvonunt, ist seilest verständlicli. Haujjtsaclie i.st, dass die Kallcsteimnenge stets annäiiernd gleich l^leibt, und liierzu genügt es, wenn in regelmässiger Reihenfolge täglich die Tonnen einer der .3 Aiitheilungen nachgefüllt werden. Dieses Naclifüllen erfolgt während des Betrielis und zwar entweder mit luftdiciit .schli essenden, di'elibaren Gossen (Fig. 14.S()), oder mit Füllvorriclitungen, welche mit Wasser- abscliluss eingerichtet sind. Letztere, sowie besondere Vorrichtungen, welche ziu- äussern Anmerkung der FüHliöhe dienen, sind in der Zeiclmung nicht angegeben. Um je nach Bedarf mehr oder minder mit Kalk gesättigte Sulfitlösung herstellen zu können, muss man einige der Tonnen statt mit Kalksteinen mit indifferenten Berieselungsstoft'en füllen, wie z. B. Glassclilacke, Koks, Ziegelstücke und dergl. melu\ Die mit solclien säurebeständigen Stoffen gefüllten Tonnen bedürfen dann sellistverständiich niemals einer Nachfüllimg und daher aucli keiner Füllvorrichtungen. Eine derartige Einrichtung ist in der Sulfitstoft-Falmk der Fuji Paper Co. in Fujigori. Suruga, Japan, 'seit 1891 mit Erfolg in ununterbrochenem Betrieb. Trotz Japans heissem Klima wurde damit aucli im Sommer Lauge von ß" Be erzeugt, luid nach melir als einjälu'igem Betrieb war niemals Verstopfung der Gaswege luid Verlo'ustung der Kalksteine eingetreten. Als Vorzüge der Einrichtung macht Herr Nemethy geltend, dass die Kalksteine sich nicht verkrusten, der Betrieb ohne Unterbrechung fortgeht, auch die Kalksteine während des Betriebes nachgefüllt werden und die Schwefligsäure vollkommen aufgesaugt wird. Das Verkrusten soll im wesentlichen dadiu'ch ver- hindert werden, dass ein starker Strom die Kalksteine bespült, die entstehenden geringen Mengen Gips stetig mitnimmt, und dass der Schlamm sich auf dem Boden der Laugenbehälter absetzt. Die ununterbrochene Herstellung von Sulfitlauge, welche mit vorstehend beschriebener luid anderen Einrichtungen erzielt werden soll, hat, wie Seite 1494 erklärt, keinen Werth, weil die Kocher nicht stetig, sonderu nur nach erfolgter Entleerung mit Lauge gespeist werden. Für- diese Neufüllung muss man, um dieselbe rasch ausfülu-en zu können, Vorrath von Lauge haben und kann denselben so bemessen, dass eine Störung in der Laugen-Erzeugung keine Unterbrechung des Betriebs zur Folge hat. Wenn mehrere Thürme vorhanden sind, kann man auch stets einen ausschalten, ohne die Laugen-Erzeugung zu unterbrechen, während bei einer immerhin möglichen Störung im Betrieb der vorbeschriebenen Einrichtung die Laugenbereitung stockt. In allen mit Kalkstein gefüllten Bottichen geschieht nur dasselbe wie in den hohen von Mitscher lieh eingeführten Thürmen, während zur Ueberführung von Gas und Flüssigkeit aus einem Bottich in den anderen viele Ventile, Röhren und Pumpen nöthig sind, die, wie bei den Theil-Thürmen Seite 1493 gesagt, die Anlage vertheuern und die Gelegenheit zum Entweichen von Gas vervielfältigen. Wie schwierig es ist, die vielen meist aus Blei bestehenden Theile instand zu halten, weiss jeder Praktiker, und er wird desshalb derjenigen Einrichtung den Vor- zug geben, welche deren bei gleicher Leistung am wenigsten bedarf. 533. Sulfltlauge-Bereitung mit Kalkmilch in Bottichen. Wenn man anstatt rohen Kalksteins, wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben, gebrannten benutzt und daraus Kalkmilch herstellt, hat man nur die Schwefligsäure in diese einzuleiten, um Sulfitlauge zu erhalten. Boher Kalkstein verliert beim Brennen seine Kohlensäure und wird in Calciumoxyd Ca O umgewandelt, welches begierig Wasser aufsaugt und hierbei d. i. beim Löschen 32 Theile Wasser auf 100 180* 1500 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Calciumoxyd aufnimmt. Dieses Kalkhydrat Ca O2 H, wird zu Kalkbrei, wenn man es mit der zwei- bis dreifachen Menge Wasser mischt, und mit noch mehr Wasser zu Kalkmilch. Da sich bei 18" nur ein Theil Kalkhydrat in 780 Theilen Wasser und bei 100° in 1500 Theilen Wasser löst, so kann Kalkmilch nur eine sehr kleine Menge Kalkhydrat in Lösung d. h. als Kalkwasser enthalten. Der weitaus grösste Theil schwebt im Wasser in Form sehr kleiner Theilchen, ist also darin suspendirt, und bei längerem Stehen setzt sich das Kalkhydrat daraus ab. Das in solche Kalkmilch geleitete Schwefligsäuregas verbindet sich zunächst mit einem Atom Calciumoxyd zu einfachschwefligsauerm Kalk, der als weisses Pulver niederfällt und sich erst wieder löst, wenn durch fortgesetztes Einleiten mindestens noch ebensoviel Schwefligsäure in das Wasser gelangt ist. Man kann diese Umsetzung sehr gut beobachten, wenn man in einer Retorte aus Kupfer und Schwefelsäure Schwefligsäure entwickelt und diese in ein mit Kalkmilch gefülltes Glas leitet, aus dem der Ueberschuss dann noch in ein zweites gelangt. Die erste Einrichtung zu fabrikmässiger Herstellung von Lauge durch Einleitung von Schwefligsäure in Kalkmilch ist von Isaac S. McDougall in L-k Vale, Chadderton bei Manchester in England in seinen Patentschriften beschrieben. Sein ältestes englisches Patent datirt vom 13. März 1883, die in Fig. 1481 wiedergegebene Darstellung sowie die Erklärung derselben sind jedoch dem spätem und vollständigem amerikanischen Nr. 311595 entnommen. Die schweflige Säure wird durch Verbrennen von Schwefel im Ofen B nach folgender Beschreibung erzeugt: A ist die Gebläsemascliine, welclie die Luft diu-ch die Retorten B zu treiben liat. Ist der Scliwefel im limern der Retorte, z. B. mittels eines lieissen Eisens, entzündet, so eriiält derselbe reicliliche Luftzufulir vom Gebläse, die Verbrennung geht olme weiteres vor sich und bedarf keiner Unterstützung durch äussere Wärme. Im Gegentheil wird durch einen Wasser- mantel B^ ein Ueberliitzen A^ermieden, welches den Prozess stören würde. Die sich zimächst an die Retorten B anscliliessenden Röhren sind ebenfalls mit Wassermänteln B^ versehen. Rölu'en G leiten nun das Gas nach Bottichen E, in denen sich Rülirer H befinden, damit die Flüssigkeit mit dem Gas in möglichst innige Berülu'ung gelange. Melirere solcher Bottiche E stehen miteinander in. Verbindung diu'ch die Hähne .S"' , iS'^, 1S3 usw. Solange das Diu'chblasen des Gases vor sich geht, sind diese Hähne gesclüossen. Das Wasser oder die Lösmrgsflüssigkeit wird in den letzten Bottich durch Rohr T eingelassen. Bevor das Einblasen des Gases beginnt, werden die Bottiche mittels der Hähne S so weit gefiült, dass die Rölu-en G ziemlich weit emtauchen und das Gas in die Flüssigkeit selbst hineintreiben. Das überschüssige Gas wird vom letzten Gefäss durch Rohr D abgeleitet. Um die Höhe der Flüssigkeit in jedem Gefäss beobachten zu köimeu, und ziu- Entnalune von Proben sind Glasrölu-en G G mit Ablasshähnen angebracht. Sulfltlauge-Bereitiiiio- mit Kallnnilch in Bottichen. 1501 Beim Betrieb soll das Gas solange durch die Botticlie getrieben Averden, bis die Lösung im ersten die ge-^iinsclite Sättigung erlangt hat. Sodann wird das Durchblasen imter- brochen, die Flüssigkeit aus dem ersten B(jttich abgelassen und durch Oelthen der Hähne S.^, S3 und T der Flüssigkeitsstand AA-ietkn- auf die vorige Höhe gebracht. Das Blasen beginnt nun AN-ieder und wird solange fortgesetzt, bis die Losung im ersten Gefäss wieder ilie gewünschte Stärke hat. Die Anzahl der Bottiche E ist so gross zu wählen, dass aus dem l^ohr D nur ein (j-erino'er Ueberschuss von st-hwetliger Säure entweiclit. Bei Herstellung von Sulfitlauge nach Mc Dougall's Verfahren wird die Kalkmilch in einem höher gelegenen Behälter bereitet. Das amerikanische Patent Nr. 446652 von Alexander Wendler und Julius Spiro schützt die in Fig. 1482 dargestellte Einrichtung. Die hochstehenden hölzernen Bottiche C und D werden mit Kalk- milch gefüllt, welche durch Rohr 11 (rechts oben) eintritt. Die schweflige Säure wird vom Schwefelofen aus durch das Rohr 1 in die Gefässe Ä und B geleitet und steigt in diagonaler Richtung entweder von A durch K nach D, oder von B durch K nach C empor. Die Kalkmilch kommt der schwefligen Säure auf denselben Wegen entgegen und fliesst in K, behufs Darbietung einer grösseren Oberfläche, über schräg gegen einandergestellte Holztafeln a. Während Gefäss D dm-ch Rohr 11 stets frische Kalkmilch erhält, dient C zur Aufnahme der noch nicht genügend gesättigten Lauge, welche aus Ä durch Rohr ä emporgepumpt wird. Zum Einleiten der schwefligen Säure in die Absorptionskammer K dienen die Röhren 5 und 6; von hier aus steigt das nicht aufgenommene Gas durch Röhren 9 und 10 nach den Bottichen C und D. Die Kalkmilch wird durch Röhren 7 und - ' \ b" ■la a ! PI ' w !«ii tl ' 1 n 5) ■1 \ ' ll r- ( cL— . "H ^^W 13 B ET Fiff. 1495. Die Lauge giebt fortwährend etwas Schwefligsäm'e an die Luft ab, setzt infolgedessen Monosulüt ab, wird also beständig schwächer. Beim Hineinleiten neuer Lauge fällt diese schwerere Lösung sofort zu Boden. Es empfiehlt sich desshalb, nur soviel Vorrath von Lauge zu halten, als für ununterbrochenen Betrieb nöthig ist. Um sie gegen Verdunst- Verlust zu schützen, führt man die Lauge sogar auf dem Boden ein und bewirkt damit, dass stets dünne Lösung obenauf schwimmt. Will man aus einem solchen Behälter Probe nehmen, so ist zu bedenken, dass man selbst mit einem bleiernen Schöpfgefäss immer nur Lauge von der Oberfläche bekommt, da sich das Gefäss beim Eintauchen sofort füllt. Dr. A. Frank, Charlottenbm'g, bedeckt die Laugenbehälter der von ihm ein- gerichteten Fabriken mit Deckeln aus Brettern, die innen oder aussen mit Bleiblech ver- kleidet sind und deren senkrechter Rand in eine mit Wasser gefüllte Falzrinne taucht. Laugenbeliälter. Käufliche Sohwefligsäure. 1513 Die 1893/4 gebaute neue SulfitstofF-Anlage der Aktien-Gesellschaft für Maschinenpapier- Fabrikation in Aschaffenburg hat zwei gleich grosse Laugen- behälter von 9,5 X 5,3 X 2,25 in, deren einer in Figg. 1494 und 1495 in Auf- und Grundriss und in Fig. 1496 in halber Seitenansicht in 1 : 100 der wahren Grösse dargestellt ist. Derselbe enthält 113,28 cbm. Die Balken a sind 200 X 200, b = 200 X 220, c = 200 X 250 mm stark und umschliessen einen Kasten aus 70 mm starken Brettern, der mit 3 mm starkem gut verlöthetem Weichblei-Blech ausgekleidet ist. Die Decke besteht aus 30 mm starken, ebenso verkleideten Brettern und schliesst den Behälter luftdicht ab. Laugenstandszeiger, Einsteig- ÖjBhung und ßeinigungsventil sind in der Zeichnung weggelassen. Das Ventil, durch welches der Abfluss der Lauge nach den Kochern erfolgt, hat 120 mm Durchmesser vmd sitzt an einer Seitenwand. Hölzerne Behälter haben steinernen gegenüber die Vortheile, dass sie billiger sind, in jedem Stockwerk aufgestellt und leicht ausgebessert werden können. 536. Käufliche Sohwefligsäure. Beim Rösten von Schwefelkiesen, z. B. von Zinkblende, entwickelt sich schweflige Säure, welche nach den deutschen Patenten Nrn. 26181, 27 581, 36 721 von Dr. M. Schroeder und E. Haenisch durch Druck und Abkühlung zu flüssiger Säure verdichtet wird. Da flüssige reine Schwefligsäure Eisen nicht angreift, so wird sie von oberschlesischen Werken an kleinere Verbraucher in geschweissten Bomben von 50, 100 oder 500 kg Inhalt versandt, die auf 50 Atmosphären Druck geprüft und zum Schutz gegen plötzliche Erwärmung mit Holz umkleidet sind. An grössere Abnehmer, wie Sulfitstoff-Fabrikanten, gelangt die flüssige SO2 in drei geschweissten schmiedeeisernen Cylindern, die zu- sammen auf einem flachen Eisenbahnwagen befestigt sind und je 3333 kg, also zusammen 10000 kg Schwefligsäure fassen. Zur Aufnahme einer solchen Menge muss in der Fabrik des Käufers ein Vorrathskessel von mindestens 8 cbm Fassungs- raum und für 10 bis 12 Atmosphären Druck aufgestellt und mit Ventilen, Wasser- standszeiger, Manometer usw. versehen sein. Wenn die Fabrik nahe bei der Station liegt, kann man sie mit dieser durch ein in der Erde liegendes Bleirohr verbinden und die Säure durch dasselbe gehen lassen. Bei grösserer Entfernung fährt man die Säure in einem Wagen, auf dessen Gestell eine Bombe von 1875 kg Inhalt angebracht ist, die mit dem Wagen etwa 3125 kg wiegt. Um die im Vorrathsbehälter befindliche verdichtete Säure zur Anreicherung oder Herstellung von Lauge zu benutzen, hat man nur ein Ventil zu öffnen, welches durch ein Bleirohr mit der Verbrauchsstelle verbunden ist. Das Bleirohr sollte von aussen erwärmt werden, weil es sonst wegen der raschen Verdampfung der Säure einfriert. In einer schlesischen Fabrik geschieht dies dadurch, dass man dasselbe mit einem Eisenrohr umgiebt und in dieses Abdampf leitet. Das Gas wird durch den eigenen Druck nach jedem Punkt getrieben, den das Rohr erreicht, und sein Abfluss kann durch Stellung des Ventils nach Wunsch geregelt werden. Viele deutsche Fabrikanten kauften solche Säure mehrere Jahre lang, um damit ihre Lauge herzustellen oder zu verstärken. Diese Verwendung nahm jedoch ab, als es gelang, die Laugen ohne solchen Zusatz mit selbst erzeugter Schweflig- säure auf die gewünschte Stärke zu bringen. Manche Fabrikanten hatten auch die Erfahrung gemacht, dass die verdichtete gekaufte Schwefligsäure mehr Schwefel- 182 1514 Ersatzstofte tiir Hadern. — Sulfitzellstoft'. säure outhielt als die eigene, manchmal bis zu 20 pCt, wie in Nr. 62 der Papier- Zeitung von 1892 mitgetheilt war. Ueberhaupt enthielt die Lauge infolge Ein- leitung gekaufter Säure grössere Mengen von Mehrfach -Schwefelsäuren als sonst und war erheblich theurer als bei eigener Herstellung von Schwefligsäure. Hierzu kam noch, dass am 28. Juni 1892 im Fabrikhof der ZellstofP-Fabrik Oberleschen, Kreis Sprottau, Schlesien, ein Transportgefäss mit schwefliger Säure explodirte, wobei eine Person getödtet und zwei andere verletzt wurden. Die Ursache der Explosion wurde der an jenem Tage herrschenden grossen Hitze zugeschrieben, durch welche die Säure solche Ausdehnung erfuhr, dass der Behälter den Druck nicht aushalten konnte. Der Vorfall schreckte umsomehr ab, als 4 Jahre vor- her in einer andern Fabrik eine ähnliche Explosion vorgekommen war. Es ist jedoch für die Sulfitstoff-Fabrikanten sehr bequem, einen Vorrath von solcher Schwefligsäure zur Hand zu haben, um damit jederzeit der Lauge die gewünschte Stärke geben und bei der Laugebereitung vorkommende Fehler aus- gleichen zu können. Für diesen Zweck fallen auch die Mehrkosten wenig ins Gewicht und besonders nicht für solche Anlagen, die in der Nähe der die Säure liefernden Werke liegen und dadurch geringe Transportkosten haben. Käufliche Säure wird desshalb von manchen Fabriken zur Aushilfe und Ergänzung stets vorräthig gehalten. Wenn man mit solcher Säitre die Lauge im Thurm anreichert, so erzielt man damit auch den Vortheil starker Abkühlung, da die flüssige Säure bei ihrer Verdampfung viel Wärme bindet und diese der Umgebung entzieht. 537. Untersuchung der Sulfitlaugen. Die Prüfung mit der Senk- spindel, d. h. mit Baume's Ai'eometer giebt, abgesehen von dessen Unsicherheit und dem Einfluss der Temperatur, keinen zuverlässigen Anhalt für den Gehalt der Lauge an Schwefligsäure, weil deren spezifisches Gewicht durch den Gehalt an Kalk mehr als durch Schwefligsäure beeinflusst wird. Wie wenig man durch Schätzung nach den Spindelgraden auf den Gehalt an Schwefligsäure schliessen darf, zeigt der Umstand, dass Laugen, die auf dem Beaume- Aräometer 4V2 bis 5° zeigen, oft wirksamer sind als solche von 7°. Dr. Adolph Frank, Charlottenburg, empfahl desshalb in einer Versammlung von Zellstoff-Fabrikanten zu Berlin am 22. Januar 1887 das maassanalytische Verfahren und zwar die Jodtitration für diesen Zweck. Dieselbe beruht in erster Linie darauf, dass Stärke oder deren Lösung von freiem Jod blau gefärbt wird und ferner darauf, dass aus Jod und schwefliger Säure bei Gegenwart von Wasser nach folgender Gleichung Jodwasserstofi'säure und Schwefelsäure entstehen: J2 + H0SO3 + H2O = 2 HJ + H2SO, Jod Schwefligsilnre iu Losung Wasser Jodwasserstoff Schwefelsäure. Man braucht also zur Anstellung einer solchen Untersuchung zunächst eine Stärkelösung, die man durch Anrühren von etwa 1 Gewichtstheil Stärke in 100 Theilen Wasser und nachheriges Kochen unter Umrühren bis zur Lösung herstellt. Zum Schutz gegen Sauei'werden setzt mau der kleistrigen Lösung etwa 20 Theile Kochsalz zu, welches bei den Untersuchungen unverändert bleibt und daher nichts schadet. Beim Titrnen wird ermittelt, wie viel Jod man verbraucht, um die in der Lauge vorhandene Schwefligsäure nach obiger Gleichung umzusetzen. Aus dieser Menge Jod kann man durch Einsetzen der chemischen Einheits- oder Aequivalent- Käuiliclie Scliwefligsäure. Untersuchung der Sulfitlaugen. 1515 Zahlen in obige Formel den Gehalt an Schwefligsäure berechnen. Diese Rechnung wird jedoch erspart, wenn man die Jodlösung aus soviel Gramm anfertigt als in der chemischen Einheitszahl 127 des Jods ausgedrückt sind. Man macht also eine solche Lösung von 127g Jod in destillirtem oder reinem fettfreiem Kondenswasser, dass genau ein Liter Lösung entsteht. In diesem Liter Lösung müssen auch noch etwa 250 g reinen Jodkaliums enthalten sein, da sich Jod in reinem Wasser nicht hinreichend, wohl aber in Lösung von Jodkalium völlig löst. Diese sogenannte Normal-Jodlösung ist sehr konzentrirt und dadurch nicht nur kostspielig, sondern giebt auch wegen der kleinen davon erforderlichen Menge weniger genaue Ablesungen auf der Maass-Skala als eine erheblich mehr verdünnte. Man verwendet daher die sogenannte Vio Normal- Jodlösung, welche im Liter 12,7 g fi'eies Jod und etwa 25 g Jodkalium enthält und erzielt damit genauere und zu- verlässigere Ablesung der verbrauchten Jodmenge. Ein ccm d. i. ein Tausendstel Liter dieser Vio Normal-Jodlösung enthält somit den tausendsten Theil d. i. 12,7 mg Jod, und ihr Verbrauch bei Mischung mit Sulfitlauge zeigt die Gegenwart von 3,2 mg Schwefligsäiu-e SOo (3,2 g im Liter) an, da diese ein chemisches Einheits- oder Aequivalentgewicht von 32 (S=16 20=2X8=16) hat. Wenn man zu einer Lösung von reiner Schwefligsäure etwas Stärkelösung giebt und aus einem mit ccm-Theilung versehenen Glas d. i. einer Bürette Vio Normal- Jodlösung zugiesst, bis Bläuung entsteht, bis also alle Schwefligsäure umgewandelt ist, so hat man nach obiger Gleichung in der Flüssigkeit nicht nur soviel Jod- wasserstoffsäure als der vorhandenen Schwefligsäure entspricht, sondern ausserdem eine chemisch gleich grosse oder äquivalente Menge Schwefelsäure. Sind beispiels- weise bei der Untersuchung von 1 ccm Sulfitlauge 10 ccm von der Vio Normal- Jodlösung bis zur Bläuung verbraucht, so enthält das ccm Lauge 10X3,2 mg = 32 milligramm und das Liter von 1000 g = 32 g. Die Lauge hat 3,2 g Schweflig- säure auf 100 g Lauge oder 3,2 pCt. Will man zur Kontrolle durch Titriren mit Vio Normal-Natronlösung die in der untersuchten Flüssigkeit entstandene Säure ermitteln, so sollte man davon 20 ccm brauchen. Bei der Untersuchung von Lauge hat man es jedoch nicht mit reiner Scliwefligsäure, sondern mit schwefligsauerm Kalk zu thun, der in schwefliger Säure gelöst ist. Beim Zusetzen von Normal-Jodlösung entstehen gleiche chemische Mengen von Jodwasserstoffsäure aus dem Jod und Schwefelsäure aus der Schwefligsäure. Hiermit ist dann der schwefligsaure in schwefelsauren Kalk und die freie Scliweflig- säure in Schwefelsäure verwandelt. Derjenige Theil der in dem 1 ccm Lauge enthaltenen Schwefelsäure, welcher schon an Kalk gebunden ist, hat keine Ein- wirkung auf die zugegebene Natronlösung, kann also durch diese nicht direkt ermittelt werden. Man wird desshalb vielleicht schon durch Zusatz von 15 ccm Vio Normal- Natronlösung alle Säure gesättigt haben, also 5 ccm weniger brauchen als wenn kein Alkali in der Lauge gewesen wäre. Aus dem vorherigen Verbrauch von 10 ccm Vio Normal- Jodlösung geht hervor, dass 10 ccm Vio Normal-Natronlösung zur Sättigung der entstandenen Jodwasserstoffsäure nöthig waren, dass also weitere 5 ccm für die Schwefelsäure verbraucht wurden, welche aus Schwefligsäure ent- standen ist, die frei in der Lauge vorhanden war, während der Rest der Schwefel- 182' 1516 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. säui-e von dem Kalk der Lauge gebunden wurde. Da man den Gehalt der Lauge an freier Schwefligsäure aus der entstandenen Schwefelsäure bestimmen will, so muss man von den verbrauchten 15 ccm ^/lo Normal-Natron soviel abrechnen, als zur Neutralisir ung der neben der Schwefelsäure entstandenen Jodwasserstoffsäure nöthig war, nämlich bei unserem Beispiel 10 ccm. Von den verbrauchten 15 ccm ^/lo Normal-Natron dienten somit nur 15 — 10 = 5 zur Neutralisirung von soviel Schwefelsäure als durch Zusatz von 5 ccm Vio Normal- Jod aus ebensoviel freier Schwefligsäure entstanden. Da nun 5 ccm Normal-Jod einen Schwefligsäure-Gehalt von 5X3,2 = 16 mg anzeigen, so befinden sich in der untersuchten Lauge 1,6 pCt. freie Schwefligsäure. Der Rest von 3,2 — 1,6 = 1,6 pCt. der in der Lauge ermittelten Gesammt-Schwefligsäure ist also an Alkali und zwar in unserem Fall au Kalk gebunden. Schweflige Säure und Kalk vereinen sich nach den chemischen Einheitszahlen CaO und SO2 = CaSOg Kalk = 28 Schwefligsäure = 32 Monosulflt = 60 und hiernach lässt sich der in der Lauge enthaltene Kalk durch Ansatz der Gleichung 32:28=l,6:x berechnen. Man erhält f ür x d.h. den Kalk 1,4 pCt. und damit folgende Zusammensetzung der untersuchten Lauge: Gesammte Schwefligsäure . . .3,2 pCt. davon freie „ ... 1,6 „ an Kalk gebundene „ ... 1,6 „ entsprechend einem Kalkgehalt von 1,4 „ Hätte die Lauge bei einem Verbrauch von 10 ccm ^/lo Normal- Jod zum Zurücktitriren auf Neutralität 17 ccm Vio Normal-Natron gebraucht, so würde die Berechnung ihrer Zusammensetzung folgende Zahlen ergeben: Gesammte Schwefligsäure für 10 Jod = 3,2 pCt. davon freie für 17 — 10 = 7 ccm 7 X 0,32 = 2,24 „ anKalkgebund. 10 — 7 = 3 „ 3X0,32 = 0,96,, 32 : 28 = 0,96 : x ergiebt einen Kalkgehalt von 0,84 „ Scliwefligsauve Kalk Anstatt den Kalk auf diesem Umwege zu ermitteln, kann man ihn auch unmittelbar aus der für gebundene Schwefligsäure gefundenen Zahl durch Einsetzen der chemischen Einheit für Kalk berechnen, also 3X0,28=0,84. Wenn sich Magnesia bei dem Kalk befindet, kaim man die Basis nicht genau berechnen. Sie ist aber auch für den Fabrikanten gleichgiltig, wenn er nur den Gehalt an Schwefligsäure kennt. Die Gegenwart von Gips oder anderen schwefelsauren Salzen stört die Untersuchung nicht, da dieselben unverändert bleiben und weder Jod noch Natron verbrauchen. Dr. A. Frank empfiehlt, in einer gegebenen Menge Lauge zuerst durch Titriren mit Vio Normal-Jod die Schwefligsäure zu bestimmen, die entstandene Bläuung durch Zusatz von 1 bis 2 Tropfen unterschwefligsauerm Natron zu ent- fernen und nach Zusatz einiger Tropfen Phenolphtalein mit ^/lo Normal-Natron bis zum Erscheinen einer leicht röthlichen Farbe zurückzutitriren. Die Lösung von Phenolphtalein wählt er, weil sie schon den geringsten Ueberschuss von Alkali scharf anzeigt, und man den Uebergang von Farblosigkeit ins Rothe auch bei un- günstigem Lichte leicht erkennt. Die ganze Analyse kann in 5 Minuten von einem Arbeiter ausgeführt werden, der nur die Zahlen notirt und dem Betriebs- Untersuchung der Sulfltlaugen. 1517 leiter das Ausrechnen überlässt, welches noch durch Hilfstabellen erleichtert werden kann. Die Herstellung von Vio Normal-Natronlösung, die 4 Na OH im Liter enthält, oder von Vio Norraal-Kalilösung mit 5,6 K OH ist im Vorstehenden nicht beschrieben, weil dieselbe wegen der grossen Anziehungskraft von reinem Natron oder Kali für die Kohlensäure der Luft sehr schwierig ist. In Lösung sind Natron und Kali zwar weniger empfindlich, müssen aber wie Normal-Jodlösung durch Verschluss mit gut eingeschliffenem Glasstöpsel gegen Einwirkung der Luft mög- lichst geschützt werden. Fabriken, die reines Natron und Kali herstellen, wie z. B. Gehe & Co. Dresden, fertigen Vio Normallösungen und auch Normal- wie Doppel- normallösungen an, und man muss, um ^/lo Normallösung aus letzteren herzustellen, 100 ccm Normallösung oder 50 ceiii Doppelnormallösung mit destillirtem oder filtrirtem Kondenswasser auf 1 Liter = 1000 ccm verdünnen. Für die meisten Fabrikanten wird es sich empfehlen, die Normallösungen von Jod und Natron oder Kali von den chemischen Fabriken fertig zu beziehen und auf ^/lo zu verdünnen. Näheres über Herstellung all dieser Lösungen findet sich in »Praktische Uebungen in der Maassanalyse von Prof. Dr. Clemens Winkler in Freiberg i/S. 1888«. In dem- selben Buche ist auch Anleitung zur Untersuchung von Sulfitlaugen gegeben. Manche Fabrikanten ziehen vor, die Titrirung mit Jod und Alkali nicht, wie von Frank empfohlen, mit einer und derselben Probe Sulfitlauge zu machen, sondern zu jeder Titrirung, nach Winkler, besondere Mengen Lauge zu verwenden. Anstelle von Normal-Natron benutzen Manche Normal-Kali, weil dasselbe das Glas der Untersuchungsgefässe weniger angi'eift. Auf jeden Fall sollte man Lauge, die titrirt werden soll, nicht lange auf- bewahren und das zu ihrer Aufnahme dienende bleierne Gefäss mit dicht schliessen- dem Deckel versehen, weil die Lauge aus der Luft Feuchtigkeit aufnimmt und dadurch schwächer wird. Die Untersuchung der gebrauchten Sulfitlaugen oder Ablaugen ist schwieriger, weil in denselben Pflanzenstofie gelöst sind, von denen viele, besonders die Aldehyde und Ketone, in ähnlicher Weise oxydirend auf Jod wirken wie Schwefligsäure. Dr. Winkler empfiehlt desshalb in seinem Buche, die Schwefligsäure durch Kochen und Destilliren mit Chlorwasserstoffsäure auszutreiben, durch alkalische Flüssigkeit wieder zu binden und dann erst mit Jod zu titriren. Ein grosser Theil der an- gewandten Schwefligsäure ist in feste Verbindungen mit den organischen Stoffen des Holzes getreten und lässt sich in diesen nur durch Analyse des Sehwefelgehalts ermitteln. Für die Fabrikation von Sulfitstoff sind diese Verbindimgeu von unter- geordnetem Interesse, da es dabei nur darauf ankommt, zu ermitteln, ob die im Kocher befindliche freie Schwefligsäure aufgebraucht ist, ob sich genug oder zuviel davon in der Lauge befindet. Diese Ermittlungen sind namentlich erforderlich, wenn eine Kochung ihrem Ende entgegengeht, um danach den Zeitpunkt der Entleerung zu bestimmen. Um den Gehalt an unveränderter Schwefligsäure rasch zu bestimmen, setzt man, nach Frank, zu 100 ccm Ablauge eine gesättigte klare Lösung von Aetzkalk in konzentrirter Zuckerlösung tropfenweise zu, bis eingetauchtes rothes Lackmus- papier sich bläut. Dann kocht man rasch auf und filtrirt die dmikel gewordene Lösung von dem sich rasch absetzenden Niederschlage von Calcium-Monosulfit, 1518 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. sammelt letzteren auf einem kleinen Filter und wäscht mit wenig Wasser aus. Das noch feuchte Filter wird sorgsam abgenommen und zusammengedreht in einen 250 ccm-Messkolben gesteckt. Nach Zufügen von Wasser und etwas Salzsäure wird dann unter kräftigem Umschütteln gelöst und bis zur Marke aufgefüllt. Von der erhaltenen klaren, etwas gelblichen Lösung werden 10 oder 25 ccm direkt abpipettirt und mit Jod zur Bestimmung des Gehalts an Schwefligsäure titrirt. Die so gefundene Menge erhöht man als Korrektur für das in der abfiltrirten Lauge gelöste Monosulfit noch im Verhältniss von 95 : 100. Nach INIitscherlich's m'sprünglicher Angabe prüft man die Ablauge dadurch, dass man zu einer in engem Glascylinder mit Maasstheilung befindlichen, be- stimmten Menge Ablauge Ammoniak-Flüssigkeit im Ueberschuss setzt und aus der Menge des entstehenden Niederschlags, sowie der Färbung der Flüssigkeit den Stand der Kochung schätzt. Je mehr unverbrauchte Schwefligsäure sich noch in der Lauge befindet, desto mehr Niederschlag entsteht, indem Ammoniak mit den ungebundenen Säuren lösliche Verbindungen bildet, und der bis dahin von den freien Säuren in Lösung gehaltene einfachschwefligsaure Kalk ausfällt. Die meisten Fabrikanten titriren trotz der erwähnten Ungenauigkeit die Ablauge mit Jod und können bei ge- nügender Erfahrung daraus auf die noch vorhandene Menge freier Schwefligsäure schliessen, andere begnügen sich in den meisten Fällen mit der Prüfung durch die Nase, die bekanntlich für den 'Geruch der Schwefligsäure sehr empfindlich ist. Die Untersuchung der Lauge dient auch zur Er- mittelung der Mengen von Schwefel, welche aus den ver- brauchten Rohstoffen in die Lauge übei'gegangen sind. Dies geschieht in der Weise, dass man die Gesammtmenge der hergestellten Lauge durch Messung bestimmt und für jedes in der Lauge gefundene ^jCt. Schwefligsäure 10 kg Schweflig- säure = 5 kg Schwefel auf das Kubikmeter Lauge rechnet. Obwohl die Prüfung mit der Senkspindel, wie anfangs erklärt, nicht zuverlässig ist, leistet sie doch gute Dienste. Bei bekannten Betriebsverhältnissen und wenn der Betriebs- leiter oder Chemiker die Lauge täglich zwei bis viermal, jedenfalls aber vor dem Einlassen in den Kocher, auf ihren Gehalt an Schwefligsäure durch Titriren untersucht, kann man durch den Arbeiter in der Zwischenzeit mit der Senk- spindel feststellen lassen, ob die angefertigte Lauge stets ziemlich gleich grossen Schwefligsäure -Gehalt hat. Man achte stets darauf, dass der Arbeiter seine Be-Spindel nach jedem Gebrauch gut abwäscht und abtrocknet. Thut er dies nicht, so bildet sich au derselben eine Kruste, und es giebt dann falsche Messungen. Die Senkspindeln sind häufig so fehlerhaft, dass dieselbe Lauge auf einer Spindel 4V2, auf der andern 474° zeigt. Wenn der Betriebsleiter die Lauge mit der Be-Spindel prüfen will, um zu sehen, ob der Arbeiter richtig beobachtet und arbeitet, so muss er auch mit dessen Spindel messen. Fio-. 1497 Untevsuclnmo- der Sulfitlauffen. Ennittluns; von sasförmiser Schwefliosäure. 1519 Zu fortwährender Prüfung der von den Erzeugungs - Thürnien oder -Bottichen abfliessenden Lauge hat Dr. Karl Kellner in die Leitung, welche zai den Vorrathsbehältern führt, das in Fig. 1497 dargestellte » Messgefäss <; eingeschaltet. Mit demselben erkennt man mit einem Blick die Stärke und Menge der ablaufenden Lauge. Es besteht aus zwei konzentrisch angeoi'dneten Glascylindern, wovon der innere a mit dem Einlauf röhr a^ und der äussere h mit dem Ab- laufrohr &^ verbunden ist. Der innere Cjlinder ist das eigentliche Messgefäss; er besitzt an seinem untern Ende am Umfange Aus- flussöffnungen c und überdies eine Skala d. Eine in diesem Gefässe schwimmende Senkspindel f zeigt das spezifische Gewicht oder die Stärke der erzeugten Lösungsflüssigkeit fortwährend an. Das Glasrohr a ist in Fig. 1498 in etwas grösserem Maassstab be- sonders dargestellt und auf demselben die Skala cl, an welcher man die Höhe des Flüssigkeitsstandes im Glase a erkennt und damit auch die Menge Lauge, welche in einer Zeiteinheit durch H«^^ die Oeffnungen c abfliesst. Fio-. 14;)S. Zur Analyse 538. Ermittelung von gasförmiger Schwefligsäure. der Schwefelgase auf ihren Gehalt an Schwefligsäure bedient man sich am besten der von F. Reich in Freiberg zuerst benutzten, in Fig. 1499 dargestellten Einrichtung, die auch von Lunge in seiner » Soda - Lidustrie « dazu empfohlen wird. Das die Schwefligsäure ent- haltende Gasgemisch wird dadurch aus einer Leitung entnommen, dass man einen Pfropfen c mit durchgehendem Glasrohr irgendwo in die- selbe einsetzt. Das Ansaugen des Gases erfolgt durch den mit Quetschhahn i versehenen Gummi- schlauch h, welcher mit Wasser gefüllt ist vnid durch Glasrohr g bis unten in die mit Wasser beinahe vollgefüllte, 2 bis 3 1 haltende Flasche B taucht. Oeffnet man den Hahn i, so läuft Wasser aus h in das mit Maassth eilung versehene Glas G und zieht das Wasser aus B und A nach. Das Wasser, welches aus dem als Heber wirkenden Schlauch h läuft, kann jedoch das Gas durch Pfropfen c, Sehlauch l, Rohre a, e und f nur nach sich ziehen, wenn nirgends sonst Luft eintritt. Um dies zu ermitteln, schliesst man vor Anstellung einer Untersuchung den Quetschhahn m und öffnet i. Wenn nur wenig Wasser herauskommt, ist alles dicht, läuft dasselbe aber in einem Strom, so muss irgendwo Luft eindringen. Die etwa 1 1 haltende Flasche A, in welche das Gasgemisch zuerst gelangt, wird durch die vom Kautschukpfropfen d verschlossene Oeffnung bis zu etwa ein Viertel mit destillirtem Wasser gefüllt, dem man etwas Stärkelösung, Natriumbicarbonat und soviel Fio-. U99. ]^520 Ersatzstofi'e für Hadern. — Sulfitzellstoff. Jodlösung zugiebt, class sich das Wassei" intensiv blau färbt. Das Natriumbicarbonat soll die Aufnahmefähigkeit der Jodlösung erhöhen und allen etwaigen Unregel- mässigkeiten vorbeugen. Um Schlauch b und Rohr a mit dem Gasgenienge zu füllen, öffnet man Hahn m und dann i soweit, dass das Wasser langsam ausfliesst, und das angesaugte Gas in einzelnen Blasen dm'ch a eintritt und emporsteigt. Sobald sich nach weiter fortgesetztem Ansaugen des Röstgases die Flüssigkeit entfärbt hat, ist der beabsichtigte Zweck erreicht, man schliesst Hahn i und tröpfelt mit einer Pipette durch Oeffnung d 10 ccm ^/^o Normaljodlösung in die Flasche Ä, wo- durch sich deren Inhalt wieder blau färbt. Um messen zu können, wie viel Gas man durchzusaugen hat, um die zu- gegebenen 10 ccm Vio Normaljodlösung zu sättigen, giesst man das im Messglas C befindliche Wasser aus, stellt es wieder an seine Stelle, öffnet mit der rechten Hand i und schwenkt mit der linken die Flasche A solange um, bis nahezu Entfärbung der Flüssigkeit eingetreten ist. Dann schliesst man i und liest ab, wie viele ccm Wasser sich in C befinden. Da die Einwirkung der Schwefligsäure nach der Seite 1516 angegebenen Gleichung erfolgt, so bedurften die angewandten 10 ccm Vio Normaljodlösung 0,032 g SOo zur Entfärbung und diese sind, da 1 1 Schwefligsäure 2,8689 g wiegt = r,r.o'n — — = 11,14 cm SO2 bei 0° und 760 mm Barometerstand. Wenn nun beispielsweise in C 128 ccm Wasser gemessen, also ausgelaufen wai'en, so zeigen diese an, dass ebenso viele ccm Gas durchgesaugt und nicht von der Jodlösung gebunden wurden. Im ganzen sind also in die Flasche A 11,14 aufgesaugte und 128 nicht aufgesaugte ccm = 139,14 ccm Gase gelangt, in denen sich somit befanden: 11,14 X 100 „ ^^ , ^ o 1 n- ■■ 139,14 -" '"^"' ICH jJVyu. k^V^li YY Ciilgk5<^U IC. Folgende Tabelle macht diese Ausrechnung überflüssig: Kubikcentimeter Gehalt des Röstgases Kubikcentimeter Gelialt des Röstgases ausgeflossenes A^'asser an Volmnproz. SO2 ausgeflossenes Wasser an Volnmproz. SO3 82 12 128 8 86 11,5 138 7,5 90 11 ■ 148 7 95 10,5 160 6,5 100 10 175 6 106 9,5 192 5,5 113 9 212 5 120 8,0 In den Röstgasen befindet sich manchmal bis zu 10 pCt. ihres Schwefel- gehalts in Form von Schwefelsäure, die nicht auf Jod wirkt. Lunge bestimmt desshalb ausser der Schwefligsäure noch die Gesammtsäure des Röstgases, indem er die Gase durch Natronlauge saugt. Er benutzt dazu eine Flasche von der in Fig. 1500 dargestellten Art, die 410 ccm fasst und mit 230 ccm Wasser, 10 ccm einer Vio Normal-Natronlauge und 3 Tropfen Phenolphtaleinlösung beschickt wird. Das Gaseintrittsrohr ist unten geschlossen und unter dem Spiegel der Flüssigkeit mit vielen feinen Löchern durchbohrt, sodass das Gas nur in kleinen Bläschen, also Ermitteluns; von aasförmia;er Schweflio-gäure. Kocher nach Mitscherlich. 1521 Fio'. 1500. fein vertlieilt, in die Flüssigkeit treten kann. Das Gas wird in Absätzen durch- gesaugt, und zwar immer nur eine solche Menge auf einmal, dass sein Volumen weit geringer ist als das des freien Raums der Flasche. Nach jedem Ansaugen wird innegehalten, etwa '^U Minute geschüttelt, wieder Gas durchgesaugt usw. Um, namentlich beim letzten Umschütteln, zu beobachten, ob noch Rosafärbung vorhanden ist, setzt man die Flasche auf eine weisse Unterlage. Da 1 Molekül Schwefelsäure genau so auf Natronlösung wirkt wie 1 IMolekül Schwefligsäure, so ei'giebt die zum Sättigen des Natrons verbrauchte Gasmenge den Gesammtgehalt an SO3 und SO2. Hiervon hat man nur den mit Jodlösung ermittelten Gehalt an Schwefligsäure abzuziehen, um zu finden, wieviel Natron mit Schwefelsäure verbunden ist und dann diese zu berechnen. Dr. A. Frank bestimmt die Gesammtsäure, nachdem die Schwefligsäure von Jod aufgenommen ist, durch Eingiessen von Vio Normal-Natronlösung zu der in Flasche A (Fig. 1499) befindlichen Flüssigkeit wie bei Untersuchung der Lauge Seite 1515/6 angegeben. Wenn für 10 ccm Vio Normal- Jod mehr als 20 ccm Vio Normal- Natron nöthig sind, so zeigt der verbrauchte Ueberschuss den Gehalt an Schwefelsäure an. Mit der in Fig. 1499 dargestellten Einrichtung können alle in den Fabriken vorkommenden Gase auf ihren Gehalt an Schwefligsäure untersucht werden. Besonders nützlich ist dies für die Gase, welche aus den mit Kalkstein oder gleichwerthigen Stoflfen gefüllten Thürmen entweichen, weil der Betriebsleiter dafür zu sorgen hat, dass alle unten eingeführte Schwefligsäure im Thurm ver- braucht wird, dass also keine nennenswerthen Mengen oben abgehen. Die dort entweichende Schwefligsäure bedeutet nicht nur Verlust an Schwefel, sondern ver- breitet sich auch in der Atmosphäre und schädigt, wenn erhebliche Mengen ab- ziehen, den Pflanzenwuchs. Da die aus Thürmen entweichenden Gase bei richtiger Führung nur minimale Mengen (weniger als ^/o Volumprozent) Schwefligsäure enthalten, so darf man zur Prüfung nur etwa 1 ccm Vio Normaljod- oder 5 ccm Vioo Normaljodlösung anwenden. Will man Gase prüfen, die aus Schwefelöfen kommen, in welche Luft unter Druck eingeblasen wird, so muss man das Abzweigrohr mit einem Hahn versehen, mit dem der Zutritt des Gases geregelt wird. 539. Kocher nach Mitscherlich. Während Tilghman's Versuche daran scheiterten, dass es ihm nicht gelang, Kocher iind Gefässe herzustellen, die der Einwirkung von schwefliger Säure standhielten, war es Mitscherlich gelungen, die Kocher so zu gestalten und auszukleiden, dass sie bei sorgfältiger Behandlung regelmässigen Fabrikbetrieb ermöglichten. In einem amerikanischen Patent Nr. 284 319 vom 12. Juli 1883 giebt Mitscherlich folgende Zeichnungen und Beschreibimg seines Kochers. Fig. 1.501 zeigt einen Tlieil des Kes.sels mit der Ausmauerung und dem Mannloch. Der Kessel A hat etwa 4 m Durelimesser und 12 m Länge, sodass verhältnissmässig grosse Mengen Holz auf eimnal gelcocht werden können. Die innere Fläche ist mit einem Belag a von Blei versehen, welcher mittels eines lüttes aus Theer und Pecli befestigt wird. Der Kitt wird erwärmt und die Bleitafeln unter sanftem und vorsichtigem Streichen auf das Eisen gedrückt. Er hält das Blei in solider Weise fest und sicliert den Kessel vor der Zer- störung durch Säure vollständig. Selbst wenn das Blei an irgend einer Stelle verletzt werden sollte würde, wenn hier auch der lütt verletzt wäre, nur diese eine Stelle des Eisens angegriffen 183 1522 Ersatzstoffe ftiv TTadern. — Sulfitzellstoff. werden; die Säure würde imter dem Blei nicht weiterfressen können. Durch einfaches Erwärmen der Stelle, damit der Kitt Avieder das Eisen deckt, und Zulöthen der offenen Stelle im Blei ist der Schaden beseitigt. Es ist zweckmässig, nur diiimes Blei zu verwenden, damit man es beim Auflegen gut in alle Vertiefiuigen und Ecken drücken kann, und damit der Kitt auch ein besseres Bindeglied zwisclien dem Eisen und Blei bilde. Wollte man zu dickes Blei verwenden, so könnte man Gefahr laufen, unterhalb des Bleies Luftblasen einzuschliessen oder den Kitt uicJit üljcrall gut festzudrücken, und für den Fall einer Verletzung des Bleies Gelegenheit zu gi-össerem Angriti' des Eisens zu bieten. Der Kessel würde ausserdem auch tlurch einen auf diese Weise herbeigeführten Felder unliraucliliai', weil beim Auftreten eines solchen geringe Aleugen gelösten Eisens zum Zellstoff gelangen und denselben fäi'ben. Wird das Blei in angege- bener Weise sorgfältig auf die ^'-- l^'-'l- ^^-- ^""■^■ Innenfläche des Kessels ge- Idebt, so ist das kostspielige Verlöthen der einzelnen Blei- platten üliertlüssig. Die Sicher- heit und Dauer des Kessels ist durch die neue Axt der Be- Ideidung vergpössert worden. Die Mannlöcher b, welche zum FüUen und Entleeren der Kessel dienen, haben ausser der ersten Bleibekleidung a noch eine zweite a', welche ebenfalls mit dem aus Pech und Theer bestehenden Kitt befestigt ist. Ferner ist hier noch eine dritte Bleüage «'■* angebracht, welche vom Flansch abwärts nach dem Kessel geht und über eine sehr dicke Lage von Kitt a^ reicht. Diese verschiedenen Lagen von Blei und Kitt sind hier desshalb nothwendig, weil der im Kessel angebrachte Schutz (durch die giasirten Ziegel d), bei den Oefthungeu wegfällt. Ist die Bleilage a^ abgenutzt, so löst man sie ab uud legt eine neue auf. Der Kesselinhalt wird durch. Rohrsysteme geheizt, welche auf der imiern Fläche des Kessels liegen und die untere Hälfte desselben, vom Boden bis etwa zur Mitte, bedecken. Eine grössere Anzald einzeln mit Dampf gespeister Röhren ist gewälilt, damit die Kochung keine Störung erfährt, falls ein Rohr undicht werden sollte. Man schliesst die Zuführung zum schad- haften Rohr ab und unterbricht die Kochung nicht. Diese Rohre müssen den mechanisclieu und chemischen Emwü-kungen gut widerstehen, und desshalb sind sie aus einer Legirung von Blei und Antimon hergestellt. Die beiden Enden je eines Rohres sind an der Kesselwand durch eine Verschrauliung befestigt, welche in Fig. 1.502 dargestellt ist. Ein mit Flansch B' versehenes Stück B aus Blei wird mittels einer Unterlage von Blei e und der Mutter e' an der Kesselwand A befestigt. Nun schraubt man das über das Rolir gestreifte Stück /'/' in B hinein, schielet rechts über das Rohr einen Dichtungsring i aus Blei oder Asbest und schrauljt nun tlie Mutter e^ fest. Mittels dieser Einrichtung erhält man eine sehr sichere dampfdichte Verbindung zwischen Rohr und Kessel, welche auch der Säure zu widerstehen vermag. Der Kessel ist femer mit einer Vorrichtung zur Prüfung des Inlialts und zur leichten Beobachtung- von Temperatur und Druck versehen. Dies ist mittels der in Fig. lbO'3 dargestellten Einiichtung erreicht, welche nur eine einzige Oeffhung in der Kesselwamlung verlangt. Sie be- steht aus dem Rohrstutzen g, welcher mittels der Mutter g^ an der Kesselwand befestigt ist. Ein Thermometerrohr g" geht durcli die Mitte von g und wird daselbst zmn Schutz von dem Rohr <;■' umgeben. Zwischen g und g^ ist hinreichender Raum, um mittels des Ventils g* eine Ideine Menge vom Kesselinhalt ablaufen zu lassen. In das aufwärts gebogene Ende des Rohrs (7^ steckt man das Thermometer p''. Ferner lässt sich hier noch ein Manometer und ein Glas zur Anzeige der Höhe der Flüssigkeit im Kocher anbringen. 1502. Kocher nach Mitscheiiich. 1523 Fiff. 1504. Die meisten in Betrieb befindlichen Mitscherlich-Kocher haben etwa 10 bis 12m Länge und 4 m Durchmesser, wie das Bruchstück des in Fig. 1504 nach einem Aufsatz von E. Scherrer aus der Papier - Zeitung 1894 wiedergegebenen. Derselbe wird durch zwei Mannlöcher b vom obern Fussboden aus gefüllt und durch den Stutzen a entleert. Die seitlich angenieteten Träger d ruhen auf Röllchen c, damit sich der Kocher während des Kochens unbehindert in der Längsrichtung ausdehnen und wieder zusammenziehen kam. Wenn der Stoff gar gekocht ist, wird die Lauge durch Stutzen e ab- gelassen, durch & Wasser in den Kessel geleitet und durch e wieder abgeleitet. Li Fig. 1505 ist ein Kocher der- selben Art in 1 : 100 der wahren Grösse in einer Aufstellung gezeigt, welche das Entleeren erleichtert. Auch hier sind a Entleerungsstutzen, h Wasserleitungs- röhren, c fünf Traversen, auf welchen ebensoviele Trägerpaare d^ mit ihren Röll- chen d ruhen. In der Grube bedeutet e den Boden aus Filtrirsteinen, f Abzugs- kanal, g Transportwagen. Die bei beiden Aufstellungen an- gewendete Lagerung auf Röllchen d ist, wie die Erfahrung lehit, überflüssig, weil die Kocher sich in der Richtung ihrer Achse nur unmerkbar, aber mehr in der Richtung des Querschnitts und Durch- messers ausdehnen. Ein solcher Kocher fasst etwa 100 cbm Holz und 60 cbm Lauge und sollte, um diese Lasten zu tragen und andere Inanspruchnahme auszuhalten, aus gutem Kesselblech von 18 mm, an den halbrunden Enden aus noch stärkerem Blech angefertigt sein. Die beiden oberen und unteren Mannlöcher liegen einander gerade gegenüber, damit nach beendetem Kochen Durchzug der Luft und Ab- kühlung entsteht. Die Mannlöcher werden mit leicht lösbaren Schrauben ver- schlossen und mit Bleiringen sowie breiigem Zellstoff gedichtet. Der Kocher ist hier auf starkem Mauerwerk so hoch gelagert, dass in der durch die Mauern gebildeten Grube der ganze Kocherinhalt bequem Platz findet. Der Boden Fio 1505 Die Entleerungslöcher a befinden sich auf der untern Seite des Kochers 183* 1524 Ersatzstoffe für Pladern. — Sulfitzellstoff. der Grube, die vorn und hinten durch starke, hölzerne Blockthüren abgeschlossen werden kann, besteht aus Filtersteinen. Glitten durch den Lagerraum führt ein Schienenweg, auf dem der fertig ausgewaschene Stoff rasch und bequem auf Kipp- wagen weggebracht wird. Nach Abzug der Lauge lässt man den Kocherinhalt, ohne ihn vorher zu waschen, in die Grube ab. Das Leeren des Kochers nimmt wenig Zeit in Anspruch, da ein grosser Theil des Inhaltes von selbst dm'ch die unteren Entleerungslöcher fällt. Stösst man durch Stutzen a lange Stangen in die Stoffmasse und lässt durch die oberen Fülllöcher Wasser zulaufen, so ent- leert sich der Kocher erheblich rascher. Auch das Eintreiben von AVasser durch für diesen Zweck auf der untern Seite des Kochers angebrachte Stutzen hilft zu rascher Entleerung. Der Stoff wird nun erst in dem Lagerraum unter dem Kocher gewaschen, indem durch die Leitung b Wasser zugelassen wird. Vom Zeitpunkte des Laugeablassens bis zur Wiederaufnahme von frischem Holz verstreichen etwa 6 bis 7 Stunden. Behufs grösserer Dauerhaftigkeit ist es angezeigt, zur Bekleidung der Innenseite des Stoffkastens, sowie für den Filterboden säure- feste Steine zu verwenden. Man baut die Sulfit-Kocher am besten aus gutem, zähem Eisenblech. Stahlblech springt leicht, weil es zu wenig dehnbar ist. Da solche Kocher nicht von äusserer, kalter Zug- luft bestrichen werden dürfen, so erscheint es gerathen, dieselben während der kalten Jahres- zeit in alte Trockenfilze einzuhüllen. Da die Kocher innen mit Bleiblech aus- gelegt werden, so sollen sie diesem eine möglichst glatte, ebene Auflagefläche bieten. Man lässt daher die Tafeln nicht übereinandei'greifen, sondern stösst sie stumpf zusammen und ver- bindet sie durch äussere Laschen. Geschweisste Kocher haben den Vorzug, dass alle Nieten vermieden werden. Die Ausrüstung der Kocher, wie Hähne, Manometer usw., muss derart sein, dass sie von Säure nicht angegriffen wird, und einige Fabrikanten (z. B. Jung & Lindig in Freiberg i. S.) stellen dieselbe als Sonder-Erzeugniss her. Die in Figg. 1506 bis 1510 abgebildeten Gegenstände werden von P. Suckow & Co. in Breslau nach Patent Robert Meyer geliefert. Fig. 1506 ist ein Säuren -Einlassventil, welches auf der Mitte des Deckels eines der oberen Einfüll-Löcher sitzt. Bei a werden die Leitungen für die Lauge, für den zum Dämpfen des Holzes erforderlichen Dampf und zum Uebertreiben von Gas angeschlossen. Bei b erfolgt der Ausfluss in den Kocher. Der Ventilkörper besteht aus Rothguss, schmiedbarem Eisenguss oder auch Grauguss, am vortheilhaftesten jedoch aus Rothguss. Alle inneren Theile, welche loOb. Kocher nach Mitscherlich. 1525 mit Säure oder Gasen in Bei'ührung kommen, sind niit Hartblei ausgeschlagen. Ein gleiches Ventil wird unten zum Ablassen der Säure benutzt. Es ist vortheil- haft, wenn unterhalb der Mitte des Kochers noch ein solches Ventil angebracht ist, durch welches man wie durch das Säure- Ablass -Ventil, behufs schneller Entleerung des Stoffs, Wasser eintreiben kann. Die beiden oberen Mannlochstutzen sollen mit kleineren seitlichen Stutzen, und zwar der eine mit einem, der andere mit zweien versehen sein. An diesen seitlichen Stutzen werden angeschraubt: 1 Sicher- heits-Ventil gewöhnlicher Bauart mit innerer Blei-Auskleidung, ein Säure-Manometer und ein innen verbleites Lufteinlassventil. Man achte darauf, dass das Sicherheitsventil genau auf den bestimmten Maximaldruck geregelt ist. Bei den Säirre - Manometern ist zwischen Feder und Membran zum Schutz gegen die Gase eine Flüssigkeit eingeschaltet. Man muss stets für richtig zeigende Manometer sorgen; solche, deren Zeiger bei Abwesenheit von Druck nicht auf Fig. 1508. Fig. 1507. Null zurückgehen, müssen unverzüglich durch andere ersetzt werden. Die Luft- einlass -Ventile haben den Zweck, bei Ent- stehung von Vacuum im Kocher ein Zer- reissen des Bleimantels durch selbstthätiges Einlassen von äusserer Luft zu verhüten. Fig. 1507 veranschaulicht ein Säure-Mano- meter, Fig. 1508 ein Lufteinlassventil, bei dem sich b öffnet, wenn die Luftleere so gross oder der innere Gegendruck so schwach ist, dass der Druck der äussern Luft die Spannung der Spiralfeder a überwindet. Vorn in der Mitte der einen Stirnfläche des Kochers ist das Thermometer in den Kocher eingelassen. Fig. 1509 ist eine Ansicht desselben von vorn, 1526 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fig. 1510 ein Längsschnitt durch das Thermometer. Die in Figg. 1509 und 1510 dargestellte, als amerikanisch bezeichnete Anordnung (von Mitscherlich in seinem amerik. Patent Nr. 284 319 beschrieben) besteht aus einem verbleiten Winkel- thermometer und zwei verbleiten Durchgangs -Ventilen von 10 mm lichter Weite, wovon das eine links, das andere rechts vom Thermometer angeordnet ist. Die an den Ventilen befestigten Kupferrohre enden auf einer Seite in einem Probenehmer, auf der andern in einem Säure-Manometer. Das Thermometerglas kommt nicht unmittelbar mit der Säure in Berührung, sondern liegt in einer verbleiten, von der Fia-. 1509. Säure umspülten Hülse. In Fig. 1510 ist a der Raum, welcher die Säure auf- nimmt, b die Kocherwand, c Verbleiung, d Dichtung, f Ausmauerung. Die Aus- mauerung f ist der Deutlichkeit wegen um das Rohr herum weggelassen, hüllt dasselbe aber in Wirklichkeit völlig ein. Das Thermometer kann jeder Zeit, auch während des Kochens, durch ein neues ersetzt werden und soll zu diesem Zweck stets vorräthig sein. Die Skala des Thermometers muss selbstverständlich gut beleuchtet werden. Zu der Ausstattung des Kochers gehören ferner noch: 2 Dampfeinström- ventile, 2 Dampf ausström Ventile, 1 Dampf reduzirventil mit Manometer und ein Dampfrückschlagventil, deren Anordnung mit den Dampfleitungen weiterhin be- schrieben wird. Die wichtigste Aufgabe ist, wie eingangs erwähnt, das Eisen der Kocher in solcher Weise zu schützen, dass keine Schwefligsäure, weder gasförmige noch flüssige, damit in Berührung kommt, weil es davon rasch angegriffen und zerfressen wird. Da Blei deren Einwirkung widersteht, so wurde dasselbe von Anfang an zur innern Auskleidung der Kocher benutzt, und das einfachste Verfahren besteht Kocher nach Mitscherlich. 1527 darin, dass man Bleifolien auf die Blechtafeln klebt. Zu diesem Zwecke bestreicht man die Blechtafeln mit einer dickflüssigen, klebrigen erwärmten Masse aus Theer und Pech und drückt die 1 mm dicken Bleifolien sorgfältig und gleichmässig da- rauf. Die dünnen Bleibleche lassen sich nicht zusammenlöthen , sondern werden an ihren Berührungskanten einfach einige Centimeter übereinander geschoben. Diese ohne dass man den Kocher dreht. Mitscherlich Verbleiung kann ausgeführt werden, beschreibt dieselbe in seinem Seiten 1521/2 abgedruckten amerikanischen Patent. ten Diesem Verfahren wird das Auskleiden des Kochers mit zusammengelöthe- Bleiblechen von 3 bis 5 mm Dicke vielfach vorgezogen. Die Bleche müssen aber von bester Sorte sein, also solche, welche durch Zusamraen- walzen dünner Folien einhalten Tafeln bezogen werden. Diese Tafeln werden im Kocher aufgerollt, überall gut angedrückt und an den Berührungsstellen von geübten Bleilöthern mit Wasserstoffgas - Flamme zusammengelöthet. Das Verbleien der untern Kocherhälfte bietet keine Schwierigkeit, wohl Hälfte nöthigen Genauigkeit verkleiden zu können, muss man den Kocher um seine Längsachse drehen. Zu diesem Zwecke wird derselbe auf Bollen gelegt, die das Drehen mit verhältnissmässig wenig Kraft- aufwand ermöglichen. Fig. 1511 veranschaulicht eine solche Vorrichtung. Bei Aufstellung eines neuen Kochers wird man die Verbleiung vor- nehmen, ehe die Kocherträger d in Fig. 1504 und d^ in Fig. 1505 angenietet sind. Bei einer spätem zweiten Verbleiung des Kochers muss man denselben so hoch heben, dass die angenieteten Kocherträger der Drehung nicht mehr hinderlich sind. Die Traversen y, auf welchen die Bollen x befestigt sind, kommen dann zwischen je zwei Kocherträgern zu liegen. Fig. 1511. 1528 Ersatzstoffe für Hadern. — Sultitzellstoff. Um zu verhindern, dass der schwere Bleimantel in sich selbst zusammen- fällt, werden die einzelnen Bleiplatten mit Kopfschrauben an dem Blechmantel befestigt. Man wendet natürlich möglichst wenig solcher Schrauben an, und die Schraubenköpfe müssen durch Bleikappen gedeckt sein. Diese Befestigungsschrauben können auch ganz wegfallen, wenn man durch richtiges Holzsprengwerk die Blei- tafeln so an die Kocherwandung andrückt, dass Zusammenfallen oder Einsacken des Bleimantels unmöglich wird. Ein drittes und bestes Verbleiungs-Verfahren dieser Art besteht darin, dass man den Kocher innen mit Theer und Pech oder auch nm- mit rother Mennige einige Male gut ausstreicht. An diese klebrige Masse drückt man Bleifolien von Papierdicke gut und gleich- massig an, und auf diese dünne Bleilage wird ein Bleimantel von 3 mm Dicke gelöthet. Auch bei diesem Verfahren muss der Kocher gedreht werden. Diese Ausbleiung wird theurer als die andern, dagegen stellt sich, wie wir sehen werden, die nachherige Ausmauerung billiger. Besonders sorgfältig müssen die untern und obern Mannlochstutzen verbleit werden; man verwende dazu Blei blech von 10 mm Dicke. Die von Mitscherlieh gegebene Vorschrift zur Auskleidung der Mannlöcher ist Seite 1522 abgedruckt. 0 — Fig-. 1512. Wie die Verbleiung wird auch die Ausmauerung der Kocher verschieden- artig ausgeführt. In der Hauptsache lassen sich folgende Arten unterscheiden: 1) einfache Ausmauerung mit Steinen, 2) doppelte 3) Ausmauerung mit Steinen und Platten, 4) „ „ Platten. Die einfache Ausmauerung mit Steinen nach 1), sowie mit Platten nach 4) ist anwendbar bei Kochern, deren Bleehtafeln stumpf zusammengestossen sind und deren Bleimantel aus dickem Bleiblech zusammengelöthet ist oder aus doppelter Bleilage besteht. Fig. 1512 zeigt eine solche einfache Ausmauerung mit Steinen, wobei a das Kocherblech, h den Bleimantel, c das Mauerwerk bedeutet. Bei dieser Ausmauerung sind die Steine der Breite nach gelagert, sodass die schmalen Flächen der Steine aneinander liegen. Dadurch erhält man weniger Fugen, als wenn die Steine mit der breiten Fläche gegeneinander liegen. In Fig. 1513 besteht die Ausmauerung aus Platten c. Diese Ausmauerung ist die vortheilhaf teste, indem hier am wenigsten Fugen vorkommen. Die Platten sind ziemlich gross, haben die Form der Kocherwölbung und sind mit Federn und Nuthen versehen. Kocher nach Mitscherlich. 1529 Die doppelte Ausmauerung mit Steinen nach 2) oder Steinen und Platten nach 3) ist bei Kochern zu empfehlen, deren Blech tafeln dachförmig übereinander greifen und deren Ausbleiung nur aus dünnen aufgeklebten Bleifolien besteht, Fig. 1514. Um die verschiedenen Tiefen, welche durch das Aufeinanderlegen der Kocherbleche a entstanden sind, auszugleichen, müssen die Steine der äusseren Lage c verschiedene Dicken haben; die innere Mauerlage d muss auf einer glatten, d. h. gleichmässig gewölbten Fläche ohne Vorsprünge liegen, und die Fugen der äussern Lage dürfen nicht mit denen der Innern Lage zusammenfallen. Anstelle der Innern Steinlage können auch Platten nach Fig. 1513 kommen, die weniger Fugen haben, also auch weniger Durchlässe für die Säure bieten. Bei Erstellung der äussern Steinlage hat man darauf zu achten, dass die dünnen Bleifolien h nicht beschädigt werden. Diese doppelte Kocher -Ausmauerung stellt sich theuer und vermindert den Innenraum des Kochers bedeutend, hat aber den Vortheil, dass von der Innern Kocherwärme wenig an die äussere Luft abgegeben wird. Bei dieser doppelten Ausmauerung wird der Kocher aussen kaum merklich warm. Mit dem Ausmauern der Kocher darf man nur geübte Arbeiter betrauen, und es ist von grösster Wichtigkeit, dass alle Fugen gut mit Portland-Cement ausgestrichen werden. Die Erstellung der Gerüste und Gewölbebogen zur Aus- mauerung der obern Kocherhälfte ist keine leichte Arbeit. Man darf selbstver- ständlich nm- säurefeste Steine verwenden, und womöglich solche, die nach Gestalt der Kocherwand geformt sind. Wenn sich nämlich nur eine Fuge, eine Oeffnimg in der Auskleidung befindet, durch welche die unter Druck stehende Säure dringt, so kann, ehe man es bemerkt, ein Theil des Kessels völlig zerfressen sein. Er- fahrung hat auch gezeigt, dass der obere höchste Theil des Kochers am meisten in Gefahr ist, dass das im obern Theil des Kochers befindliche Schwefligsäure- Gas leichter den Weg durch die Bekleidung findet als die flüssige Lauge im übrigen Theil. Jedenfalls erfordern die obern Blechplatten die meiste Ausbesserung und Erneuung, und es dürfte wenige Mitscherlich-Kocher geben, an denen solche nicht ersatzbedürftig geworden sind. Wenn dessen ungeachtet noch keine gefährlichen Explosionen solcher Kocher vorgekommen sind, wird dies der Vorsicht zuzuschreiben sein, mit welcher die Auskleidungen nach jeder Kochung untersucht, ausge- bessert, und schadhafte Bleche rasch erneut werden. Mannloch-Deckel werden mit gutem Portland-Cement auf eine Dicke von 20 bis 30 mm gut ausgegossen oder mit Blei geschützt. Kocher mit einfacher Ausmauerung geben viel Wärme an die atmosphäri- sche Luft ab. Dieser Wärme- Ausstrahlung wird vorgebeugt, wenn man den Kocher an seiner Aussenfläche ä (Fig. 1515) mit einer guten Wärmeschutzschicht umgiebt. Ein gutes, leicht zu beschaffendes Wärmeschutzmittel erhält man, wenn man 1 kg Kartoffelstärke mit 1 kg Roggenmehl in kaltem Wasser zu einem Brei aufrührt und mit kaltem Wasser auf etwa 300 1 verdünnt, unter Beigabe von etwa V2 kg gut gereinigten Kuhhaaren, 1 kg Rüben-Syrup und etwa 80 kg Infusorien-Erde. Diese klebrige Masse wird schichtenweise aufgetragen, mid zwar muss die vorher- gehende Schicht bereits trocken sein, bevor eine weitere aufgeklebt werden darf. Bei Ausführung dieser Arbeit soll der Kocher nur wenig warm sein; wird die Masse zu rasch getrocknet, so hält sie nicht. 184 1530 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. Fio-. 1515. Im allgemeinen wird man sich mit einer etwa 5 cm dicken Schicht begnügen. Abfallen oder Abbröckeln wird vermieden, wenn man die Schutzschicht f mit einem Mantel g aus der Länge nach liegenden Gipslatten, die durch Bandeisen- ringe h fassartig zusammengezogen werden, umgiebt. Mit gleicher Masse werden die Dampfleitungen bis zum Eintritt in den Kocher umgeben. Statt diese Leitungen mit Gipslatten einzubinden, bestreicht man auch die Schutzkruste etwa dreimal mit Leinölfirniss und bindet schliesslich die ganze Kruste mit Packtuch ein. Mitscherlich lässt den Dampf nicht frei in den Kocher strömen, sondern er- hitzt dessen Inhalt mit Dampf, der durch schlangenförmig gebogene Röhren strömt. Diese Dampfleitungen müssen aus möglichst säurefestem Metall bestehen. Als solches kommt meistens Hartblei in Anwendung, welches nach Mitscherlichs amerikanischem Patent Nr. 284319 aus einer Legirung von Blei und Antimon besteht. In neuerer Zeit wurde dasselbe auch vielfach durch Kupfer ersetzt. Blei bietet der Einwirkung von Schwefligsäure den grössten Widerstand, hat aber auch den Nachtheil, dass es weich ist, und die Wandungen der im Kocher liegenden Bleirohre desshalb sehr stark gehalten werden müssen. Hierdurch wird das Gewicht der Rohre selu- gross, die Beschaffung theuer und die Heizkraft gering, und man ist gezwungen, bei Anwendung von Hartbleii'ohren eine sehr grosse Heizfläche herzustellen. Damit die Bleirohre beim Füllen und Leeren des Kochers nicht beschädigt werden, hat man sie vielfach mit gelochten kupfernen Schutzblechen a (Fig. 1515) gedeckt. Die Anwesenheit solcher Schutzbleche erschwert das Reinigen des Kochers, weil sie nach jeder Kochung entfernt werden müssen. Während der Kochung lagern sich feine Holztheilchen und Fasern zwischen den auf der Ausmauerung h liegenden Röhren und den Schutzblechen a imd bilden gewissermaassen eine Deck- schicht auf den Rohren, welche der Wärmeabgabe höchst nachtheilig ist. Der Stoff", welcher sich unter den Schutzblechen lagert, wird gewöhnlich schwarz und ver- unreinigt leicht den guten Stoff: Diese naohtheiligen Eigenschaften sollen guten gezogenen Kupferrohren nicht anhaften. Da Kupfer die Wärme sehr gut leitet, so kann die Gesammtheizfläche bei Kupferleitungen bedeutend kleiner gehalten werden als bei Hartbleirohren. Für den als Beispiel gewählten Kocher sind bei Hartblehohren etwa 60 qm Heizfläche, bei Kupferrohren dagegen nui- ungefähr zwei Drittel hiervon, also etwa 40 qm nöthig, und die lästigen Schutzbleche fallen ganz weg. Man nimmt die Kupfer- rohre am besten von 70 bis 80 mm Durchmesser und 3 mm Blechdicke mit Messing- oder Bronzeflanschen und Kupfer- oder Bronzesclirauben. Als Dichtungs- mittel für die Flanschen eignen sich am besten Ringe aus Weichblei. Die Anoi'dnung einer solchen Kocherheizung ist in Fig. 1516 in der An- sicht von oben, in Fig. 1517 in Aufriss-Sclmitt gezeigt. Die Skizzen lassen erkennen, dass die Kocherheizung aus zwei von einander unabhängigen Schlangen besteht. Sollte während des Kochens ein Rohr undicht Kocher nach Mitschevlich. 1531 Fio-. 1516. werden, so wird einfach die Schlange, in welcher das schadhafte Rohr sich befindet, abgeschlossen und die Kochung mit der andern zu Ende geführt. Sie wird dann allerdings mehr Zeit beanspruchen, im übrigen aber doch ziemlich normal verlaufen. Das Undichtwerden einer Leitung macht sich durch den unangenehmen stechenden Geruch, der sich entwickelt, sofort bemerkbar, und es wird dem Kocheraufseher leicht sein herauszufinden, in welcher Schlange das schadhafte Rohr liegt. Dieses Undichtwerden einer Leitung wird selten vorkommen, wenn man die Dampfleitung nach jeder Kochung genau untersucht. Falls die Heizschlange in einen offenen Warmwasser- behälter mündet und an diesen ihr Kondenswasser ab- giebt, so zeigt sich dort sofort der stechende Geruch von schwefliger Säure, wenn solche irgendwo in die Dampf- schlange gelangt. Die Flanschen der AbdampfJeitungen sind gewöhnlich auch nicht so dicht, dass etwa vor- handene Sehwefligsäure nicht durchdringen und sich der Nase bemerkbar machen könnte. Um ganz sicher zu gehen, schraubt man auch in jede aus dem Kocher kommende Abdampfleitung ein kleines Dampf hähnchen, welches man zeitweise öffnet, um zu riechen, ob alles in Ordnung ist. Die »Dampfschlangen« liegen im untern Drittel des Kochers. Die Buchstaben der Zeichnungen bedeuten: a Reduktions-Ventil mit Manometer; ö Dampf - Einström - Ventile der beiden Heiz- schlangen; c Rückschlagventile; (L Abdampf-Regulir -Ventile; e Einführungs-Krümmerstutzen; f Dampfschlangen aus Kupfer; g Entleerungslöcher; h Lauge- Ablass-Stutzen; % Rohrträger aus Bronze oder Blei; Ti Anschlussrohre aus Hartblei. Zu- und Abströmung des Dampfes ist durch Pfeile bezeichnet. Der Dampf tritt bei a ein, bei l aus und wird durch gewöhnliche gezogene Dampfleitung (oder auch Kupfer- oder Bleirohr) nach dem Speisewasser-Behälter im Dampf kesselhaus geleitet. Es ist zu empfehlen, in diese pjo-, 1517. Abdampfleitung einen sogenannten Kondenstopf ein- zuschalten. Die Durchbohrungen für die Ein- und Ausführungs - Krümmer- Stutzen stehen, wie Fig. 1517 zeigt, auf verschiedener Höhe, und zwar so, dass nicht alle vier Löcher in derselben Blechtafel liegen. Wären alle vier Durch- bohrungen nebeneinander in einer Blechtafel, so würde diese unnöthiger Weise 184» 1532 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fig-. 1518. geschwächt. Fig. 1518 ist ein Einführungs-Stutzen im Längsschnitt, Fig. 1519 zeigt die Art der Befestigung am Kocher, wobei a die Kocherwand, h die Ver- bleiung, c die Dichtung und d das Mauerwerk darstellt. Die Verbindungsrohre Tc nimmt man am besten aus Hartblei, da hierdurch der Anschluss (Fig. 1516) an den Krümmer-Stutzen e am leichtesten erhalten wird. Die Rückschlag -Ventile c sind nöthig für den Fall, dass zufällig einmal der Druck im Kocher grösser sein sollte als im Dampfkessel. Zurück- treten des Dampfes in den Dampfkessel wird dadurch vermieden. Der Druck im Kocher kann grösser werden als im Dampfkessel, wenn der Heizer nicht für genügende Dampf-Entwicklung sorgt. Oft kommt es vor, dass im Grund des Kochers, also zwischen den beiden Heizschlangen, der Stoff nicht gar gekocht wird. In diesem Falle schliesse man an die eine Schlange noch ein Hartbleirohr an und lege dasselbe der Länge nach schlangenartig auf den Grund des Kochers. Die von Scherrer wie vorstehend beschriebenen kupfernen Heizrohre sind vielfach durch bleierne ersetzt worden, weil sich zeigte, dass auch das beste reinste Kupfer von Schwefligsäure ange- griffen wird, und braun- schwarzes Schwefelkupfer abblättert, welches sich fein vertheilt imd den Stoff ver- unreinigt. Erfahrene Fabrikanten haben desshalb ihre Kocher mit Hartbleirohren versehen und durch Anwendung genügender Längen so grosse Heizfläche geschaffen, dass dadurch deren geringere Heizfähigkeit ausgeglichen wird. Bei einigen 1894 gebauten Mitscherlich-Kochern wiuxle, ähnlich wie in Fig. 1516, links und rechts ein Heizrohr nahe dem tiefsten Punkte eingeführt, in gerader Linie bis zum andern Ende gelegt und zurückgeführt. Der Rückweg ist jedoch nicht geradlinig wie in Fig. 1516, sondern die Bleirohre gehen in Kocher nach Mitscherlich. 1533 Schlangenwindungen längs den Kocherwänden bis zur halben Kocherhöhe und zurück, bis sie wieder bei der Eingangswand ankommen. Von hier werden sie zum andern Ende geführt und verlassen den Kocher, nachdem sie denselben zwei- mal geradlinig und einmal in Windungen durchlaufen haben. Die beiden Rohr- stränge treten somit an einer Stirnwand ein und an der entgegengesetzten aus. In einem Kocher von 12 m Mittel-Länge und 4 m Durchmesser wurden auf diese Art 600 bis 650 m Länge härtesten Bleirohrs von 35 mm innerem und 51 mm äusserem Durchmesser untergebracht. Schutzbleche sind nicht angewendet und werden für entbehrlich gehalten, seitdem es durch Verbesserung in der Laugen- herstellung gelungen ist, die Lauge so kalkarm zu machen, dass sie nur wenig absetzt, und sich infolgedessen nur wenig Kruste auf den Rohren bildet. XwX Fig.M520. Einige Fabrikanten benutzen die Erfahrung, dass sich auf Dampf roliren stets Krusten bilden, und wenden mit Erfolg gewöhnliehe schmiedeiserne Heizrohre an. Diese überziehen sich im Innern der Kocher rasch mit schwefligsauerm und schwefelsauer m Kalk, der sich aus der Lauge absetzt und das Eisen vor dem Angriff der Schwefligsäure schützt. Ein von der Maschinenfabrik Aktien-Gesellschaft vorm. Wagner & Co., Cöthen in Anhalt, nach Mitscherlich'scher Art gebauter liegender Kocher von 4 m Durchmesser und 12,3 m Länge ist in Fig. 1520 in 1:80 der wahren Grösse in Aufriss-Längsschnitt dargestellt. Derselbe ruht auf sieben gusseisernen Füssen a a^, von denen eine Ansicht in Fig. 1521 in 1:80 der wahren Grösse gegeben ist. Die äusseren vier Kocherfüsse «^ ruhen auf je drei Stahlrollen von etwa 750 mm Länge und 100 mm Durchmesser, die in ihren gusseisernen Lagern nach beiden Seiten hin Spielraum haben und es dem Kocher ermöglichen, der durch Erhitzung und Abkühlung eintretenden Ausdehnung und Verkürzung zu folgen. Die mittleren Kocherfüsse a ruhen auf je drei Stahlrollen, welche mit einander verbunden sind, auf sogenannten Rollentrios. Das Oeffnen und Schliessen der unteren Mannlöcher b erfolgt mit Hilfe eines Wagens W, der auf vier Bolzen d den Deckel trägt und auf 1534 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fiff. 1522. den Füssen der schmiedeisernen Kocherträger f läuft. Durch Höher- oder Tiefer- schrauben der Bolzen d wird der Mannlochdeckel angepresst oder herabgelassen. Ein Mannloch h ist in 1: 15 der wahren Grösse in Figg. 1522 und 1523 in senk- rechtem Schnitt und Grundriss dargestellt. Die vier auf dem Deckel befestigten gusseisernen Hütchen g dienen zur Aufnahme der Bolzenenden d. Der mittlere Ansatz h ver- stärkt die Stelle, wo ein Hahn zum Ablassen der im Mannloch -Stutzen befindlichen Ablauge eingesetzt wird, damit diese nicht in den Zellstoff gelangt und denselben beschmutzt. Die Köpfe der Befestigungsbolzen h sind vierkantig ausgebildet, und auch die oberen Enden der Bolzen sind soweit eckig gestaltet, dass Drehung in den Mannloch-Flanschen verhindert wird, wenn man die Muttern anzieht. In Fig. 1524 ist ein Aufriss mit den Rollen und Trägern f und in Fig. 1525 ein Grundriss des Wagens W in 1:15 der wahren Grösse gegeben, die dessen Bau- art zeigen. Für die Behandlung und Ausbesserung der Mitscherlich- Kocher gab E. Scherrer in Nr. 30 der Papier- Zeitung von 1894 folgende Anleitung, die zum Theil auch für andere Kocher gelten kann. Der gewisseiiliafte Fabrikant wird sicli iiiclit damit begnügen, nur diejenigen Schäden zu heilen, die sich Avälirend des Kochens selbst gezeigt haben. Er wird vielmehr nach jeder Kochung den Kocher aufs Genaueste und in allen Einzelheiten unter- suchen luid nöthig erscheinende Ausbesserungen unverzüglich ausführen lassen. Er überzeugt sich selbst, ob der Zeiger des Säure-Manometers nach Naclüass des Druckes auf Null zurückgegangen, ob Thermometer und die verschiedenen Ventile und Armaturen keinen Schaden gelitten haben. Nach jeder Kochung sind die Heizrolu'e so- woM in- als ausserhalb des Kochers auf ihr Dicht- sein zu untersuchen, zerfressene Schrauben, Flanschen imd Dichtungen zu ersetzen, sehadliafte Rohre auszubessern, anhaftende Krusten mit leichten Hammersclilägen zu entfernen. Oft kommt es vor, dass die Sclu-auben, womit die Rohr- flanschen zusammengezogen werden, zerfressen sind, olme dass man dies auf den ersten Blick erkennt. Der mit der Aufsicht Betraute thut daher gut, von Zeit zu Zeit eine Scliraube nach der andern mit einem Sclilüssel etwas zu lösen imd dann wieder fest anzuziehen. Er wird wider Erwarten finden, dass gar manche Schraube an sogenamitem » CAvigem Umgang « leidet, d. h. dass deren Gewhidegänge zerfressen sind, vielleicht sogar die Schrauben beim Anziehen der Mutter hart an der Flansche abbrechen. Hat er alles Sehadliafte an den Leitungen ausgebessert, so setzt er die Rohre durch Einlassen von Dampf unter Druck_.imd sieht dabei bald, wo noch etwas felüt. Ein Hauptaugenmerk richte man stets auf die gute Erhaltung der Innern Kocher-Aus- mauerung, deren Fugen A^on Zeit zu Zeit mit bestem Portlandcement ausgestrichen werden müssen. Das Ausstreichen nützt aber nichts, Avenn man dem Cement vor Wiederbeginn der Kochungen nicht Zeit giebt, gut anzutrocknen. Das Trocknen des Cementes AA'ircl beschleunigt, Fig. 1523 Kocher nacli Mitschcrlicli. 1535 wemi man den Koclierraiun durch ^Viüieizen der Dampfsclilangen leiclit erwärmt. Auf diese "Weise ist der Kocher in etwa 24 Stunden nacli beendeter Ausbesserung wieder betriebsfähig-. Im oberen Drittel des Kochers, also im Gasraum, müssen die Fugen liäufiger mit Cement aus- gestrichen werden als im Untertheil. Nach 15 bis 20 Kochungen ist das Obertlieil meist in erwälmtem Sinne ausbesserimgsbedürftig. Die gleiclie Arbeit muss im Untertheil nacli etwa 30 Kochungen vorgenommen werden. Je nachdem der Erhaltung des Kochers die nötliige Sorgfalt gewidmet wiu'de, soll derselbe alle 1 bis 3 Jahre einmal auf sein Dichtsein imd seine Widerstandsfäliigkeit gegen innern Druck geprüft werden. Zu diesem Zwecke wird derselbe mit Wasser gefüllt und durch Ein- pressen von Wasser in üblicher Weise mittels einer Druckpumpe auf das Maximum des höchst zulässigen Druckes gebracht. An seinem äussern Umfange wird der Kocher nun genau miter- Fig. 1524. Fiff. 1525. ff, 1x1 sucht imd nachgesehen, ob irgendwo AVasser austritt. Dies wird der Fall sein, wenn das Eisen irgendwo von der Säure stark zerfressen ist imd den Druck nicht melir auszuhalten A^ermag. Meistens wird diese Druckprobe ein befriedigendes Ergebniss liefern, was aber noch nicht beweist, dass mm alles in Ordnimg ist. Die Wasserprobe zeigt nur, dass das Kesselblech nirgends von der Säure stark genug zerfressen war, um für den Augenblick Anlass zu Bedenken zu geben. Um sicher zu gehen, versuclie man auch, den Bleimantel imd die Ausmauerimg auf ilir Dichtsein zu prüfen. Das Untersuchen des Bleimantels wäre eine leichte Sache, wenn man sich erlauben dürfte, das Mauerwerk zu ent- fernen. Da dies aber nicht angeht, so muss man sich nothgedrungen aufs Probiren verlegen imd sich auf etwas Glück verlassen. Dabei ist voraus- gesetzt, dass der Kocher an seinem Aeussern eine Anzalü extra zu diesem Behufe eingetriebener Schraubenbolzen besitzt; vielleicht in jeder oder doch in jeder zweiten Blechtafel einen Bolzen. In Fig. 1526 ist a der Bolzen mit seiner Bleiverpackimg «^ h das Kocherblech, c der Bleimantel. Den Kocher setzt man nun in erwähnter Weise unter einen Druck, dessen Höhe nach der Bleidicke oder der Widerstandsfähiglveit der Ausldeidimg zu richten ist, imd schraubt nun einen Bolzen nach dem andern heraus. Tritt diu'cli eine der entstandenen Oeffhungen Wasser aus, so beweist dies, dass, falls wir es mit einem zusammengelötheten Bleimantel zu tliun haben, in der Nähe der Austrittsötfnimg der Bleimantel gerissen oder zerfressen ist. Besteht der Blei- mantel nur aus aufgeklebten Bleifolien, so ist im Falle des Wasseraustretens anzunehmen, dass j[536 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. das Blei in der Nälie g-eris.sen, auf alle Fälle aber das Mauerwerk scliadhaft ist. oder dass beides zusammen der Fall sein -wird. Wir wissen also durcli diese Druckprobe, dass in der Nälie der Austrittsöflthung' Ausbesserungen im Bleimantel oder im Mauerwerk vorzunehmen sind. Da sich jedoch die schadliafte SteUe nicht genau ermitteln lässt, so muss man sicli wolü oder übel bequemen, um die Austrittsöffhung herum ein grösseres oder Ideineres Stück Mauerwerk auf- zubrechen, um dem Uebelthäter auf die Spur zu kommen. Manchmal glaubt der Kocherwärter schon während des Kochens ungefähr die Stelle bezeiclm.en zu können, wo sich ein Leck in der BJeiverkleidung befinden wird. Auf diese Walirscheinlichkeitsangaben darf man sich jedoch nicht allzuviel verlassen, da sich, jeder Kocher- wärter ja nur auf seinen mehr oder weniger scharfen Geruchssinn beruft. Ist der Kocher nicht mit einer äussern "Wärmescliutzmasse bekleidet, so tiiut man gut, denselben von Zeit zu Zeit durch Anstreichen mit Theer gegen die schädlichen Einflüsse von Feuchtigkeit und der stets entweichenden Gase zu scliützen. 540. Kochverfahren nach Mitscherlich. In der Seiten 1423/4 abge- druckten Patentschrift ist dieses Verfahren nur kurz beschrieben, in der amerika- nischen Patentschrift Nr. 284319 vom 12. Juli 1888 aber ausführlicher behandelt. Der darauf bezügliche Theil ist nachstehend in Uebersetzung wiedergegeben. Zunächst wird das Holz von der Rinde befreit, in sclunale Stücke zersclmitten und in den Kessel gebracht. Sodann wird es gedämiDft, welcher Vorgang besondere Aufmerksamkeit verdient, weil davon in hohem Grade das Gelingen des naclifolgenden Kochens abhängt. Durch tlas Dämpfen soU das Holz nicht für die Einwirkung der Säure vorbereitet, sondern die atmospliärische Luft aus den Poren des Holzes getrieben werden, damit die Säure in die Zellen des Holzes leiclit eindringe. Auf diese Weise erlangt man nicht allein eine sclmellere Ein-^ärkung der Säm-e auf das Holz, sondern durch (He Aufnahme einer grösseren Menge der Lösimg kann auch eine grössere Quantität Holz in den Kessel gebracht werden; man nutzt also den vorhandenen Raimi besser aus und ver- grössert die Ladung. Das Dämpfen gescliieht wälu'end einer längeren oder Idirzeren Zeit je nach Art des Holzes. Ist das Holz frisch gefällt und feucht, so lässt sich die Luft in verhältnissmässig kurzer Zeit austreiben; ist es aber hart und trocken, so wird eine längere Ein^\'irkung des Dampfes erforderlich. Das Austreiben der Luft wird femer beschleunigt durcli Einfidiren der Lösimg von schwefliger Säure, wobei eine sclmelle Koudensaticm und Abnahme des Druckes im Kessel stattfindet. Man hat aber dabei Acht zu geben, dass die Temperatur wälu'end des Dämpfens nicht über 100" steige, da praktische Versuche erwiesen haben, dass ein vortlieiUiaftes Dämjjfen l)ei hölierer Temperatur niclit eintritt. Dies Dämpfen des Holzes ist ganz verschieden von dem Dämpfen, welches man vor dem Schleifen des Holzes anwandte, da in letzterem Falle eine chemische Wirkung angestrebt und dem Stoff eiue bräunliche Farbe mitgetheUt wird. Nachdem das Holz ordentlich gedämpft worden ist, mrd der Kessel mit der schwelligen Säiu'e beschickt. Die Menge der organischen Stoffe, welche verarbeitet Averden soll, muss zu dem Konzentrationsgrade der Säure in einem bestimmten Verhältnisse stehen. Dieser ist verschieden und hängt von gewissen Bedingungen bei der Herstellimg der Säure ab. Besteht zwischen den organischen Substanzen und der schwefligen Säure das richtige Verhältniss nicht, und ist z. B. eine ungenügende jNIenge organischer Substanzen vorhanden, so schlagen sich in der Faser unlösüche Salze nieder, welche nur mit Schwierigkeit ausgewaschen werden können. Ist z. B. zweifachschwefligsaurer Kalli zu der Lösimg benutzt, so kann sich schwefligsaurer Kalk bilden, der nur schwer löslich ist. Wird dann solcher Stoff' zu Papier verarbeitet, so wird man darin später Knoten bemerken. Ueberdies braucht man für solchen Stoff' beim Bleichen Aiel grössere Mengen CldorkaUi:, sodass die Kosten des Bleichens beträchtlich erhöht werden. Befindet sich dagegen eine zu grosse Menge organischer Substanzen in der Säurelösung, so wird das Produkt nicht weich genug, d. h. nicht hinreichend aufgescMossen. Die besten A'erhältnisse sind durch Versuche zu ermitteln, indem man von Zeit zu Zeit eine Meine Probe aus der oben beschriebenen Ablassröhre entnimmt und untersucht. Wälirend des Kochens muss Temperatur und Koclidauer streng beobachtet werden. Der erste Theü des Kochens besteht in einer langsamen, zunehmenden Wirkung der Lösung, so dass alles, was vom Holz aufgenommen ist, wieder ersetzt werden kann. Dies findet am besten bei einer Temperatur von nicIit mehr als 108" statt. Hiernach findet eine sclmeUere Wirkung statt: bei einer Temj^eratur, die nach und nach bis auf 118" erhöht ist. Besonders gegen das Ende des Kochens hat man Acht zn geben, da dies Hand in Hand mit dem Ablassen der schwefligen Säure vor sich geht. Wird die schweflige Säure abgelassen, so wird die Wirkung ebenso aufgehalten, v/ie beim Erniedrigen der Tempera- tur. Wenn man die verschiedenen Stufen der UniAvandlung gut beobachtet, indem man von Zeit zu Zeit Proben entnimmt luid diese mit geeigneten Reagentieu versetzt, kann man sich über Kochverfahren nach Mitscherlich. 1537 (He .NTengo der noch im Kessel befindliclien wirksamen Lösung Gewissheit verscliaffen. Ist z. B. zweilachsclnveflig-saiu-er Kalk benutzt imd die Probelösung- mit Ammoniak versetzt, so zeigt sich ein Niedersclilag. indem durch das Ammoniak oder eine älmliche chemische Substanz ein Theil der scliwefligen Säure in Lösung erhalten bleibt, und der schwefligsaure Kallv als Niedersclilag zu Boden fällt. Die Salze, welche sich im regelrecliten Verlauf des Verfahrens bUden. werden niclit niedergeschlagen. Aus dem Niedersclilag kann das Verhältniss der wirksamen l^ösung leicht bestimmt werden. Ist der Niedersclilag nur etwa '/ig des Volumens der Probelösung, so ist der Zeitpiml^t zum ^Uslassen der schwefligen Säiu-e gekommen. Sobald dieLösung durch Dampf, den man in denKessel einlässt, hinausgedrängt wuxl. sinkt die Temjieratur bis auf 100", und auch der Druck lässt gleichzeitig nach. Ist der Niedersclüag im Probe- glas nur V32 der Probe, so ist das Kochen vollständig beendet, und die Lösung muss schnell abgelassen werden. Ein nocli geringerer Theil beweist, dass das Kochen zu weit geführt wurde, und dass keine organischen Stotfe mehr vorhanden siad, und in solchem Falle -«Tirde sich freie Säure, wahr- scheinlich Schwefelsäure bilden und der organischen Masse eine schädliche braune Farbe mittheüen. Zur sicheren Fülirung des Kochprozessas durch die verscliiedenen, selu" wichtigen Stufen und Temjseratiu-en ist ein Kessel von grossen Dimensionen imd mit der bescliriebenen Eiurichtimg vortheUliaft. Eiue höhere Temperatur würde zwar den Prozess beschleunigen, al^er auch hölieren Druck bedingen, mid der auf diese A^^eise gewonnene Zellstoff würde nicht allein in Qualität, sondern auch in Zähigkeit und Menge zurückstehen. Der chemische Vorgang, welclier während des Kochens stattfindet, ist etwa folgender: Die schweflige Säure wird durch einen Theü des Sauerstoffs des Zellstofi'es imd der organischen Stoffe höher oxydirt zvi Schwefelsäure, welche sich unter normalen Verhältnissen mit den Basen, die vorlier mit der schwethgen Säure vereinigt \varen, verbindet. Bei schlechter Fülirung (k^s Prozesses würde sich freie Säure in der Lösung bilden und auf die Faser zerstörend ein- wirken. Neben der freien Säure luid ihrer Verbindung bilden dann auch die inkrustirenden Sub- stanzen sein- schädliche Verbindungen mit Gerbsäure. Für die regelrechte Ausfülirung des Prozesses ist es Hauptbedingung, dass die Schwefligsäurelösimg frei von polytliionen Salzen ist, da letztere wälirend des Kochens einen braunen Niederschlag auf dem Holz be^wirken, sodass dasselbe hart bleibt und die Kocliung missglückt. Zu gleicher Zeit nhnmt die Temperatur stark zu, und die dem Kessel entnommenen Proben zeigen eine abnorm scImeUe Abnahme von schwef- liger Säure in der Lösung. Die jiolythionen Säuren entstehen gewölmlich infolge der Gegenwart freier Schwefeldämpfe wälu'end des Röstens. Um sie zu vermeiden, muss man Sorge tragen, dass die schweflige Säure frei von solcher Säure oder iliren Salzen erzeugt wird. Folgende von erfahrenen Fabrikanten herrührende Darstellung einer Kochung zeigt, wie das Verfahren sich in der Fabrik gestaltet. Nachdem der durch die vorhergehende Kochung hergestellte Sulfitstoff aus dem Kocher entfernt, dieser selbst sorgfältig gereinigt ist, und die Heizrohre auf ihre Dichtigkeit untersucht sind, schraubt man die unteren Mannlöcher zu und schüttet durch die oberen das bereit gehaltene zerkleinerte Holz ein. Um alle Theile des Kochers möglichst dicht damit zu füllen, muss man das Holz im Kocher von Arbeitern so wegpacken lassen, dass zwischen ausgeebnetem Holz und oberer Kocherwandung nur noch etwa 40 cm leerer Raum bleibt. Auch dieser Raum wird neuerdings entbehrlich gefunden und der Kocher bis obenhin gefüllt. Hierauf schliesst man die obern Mannlöcher, macht unten den Ablasshahn auf und lässt in den Kocher Dampf einströmen. Dieses »Dämpfen« hat den Hauptzweck, die Luft aus dem Kocher und dem Holz zu entfernen, wodurch dasselbe stark porös wird und die Lauge ins Innere der Stücke dringen lässt. Nach etwa 2 bis 3 Stunden entströmt, bei etwa 98" C im Kocher, dem Ablass- hahn Dampf anstatt Luft wie bisher, worauf man den Dampf-Eintritt absperrt, den Ablasshahn zumacht und die Lauge, welche vorerst auf ihre Zusammensetzung unter- sucht wurde, in den Kocher laufen lässt. Die Verbindung zwischen Kocher und Laugen- rohrleitung muss gut dicht sein. Bald nach Eintritt der Lauge entsteht ein starkes Vakuum, welches deren Einlaufen beschleunigt, sodass in 1^/2 bis 2 Stunden der Kocher voll Lauge ist und jedenfalls das Holz bedeckt. 185 1538 Ersatzstoffe für Hadern. — Sultitzellstoff. Ist die Kochung gut gedämpft und die richtige Menge Lauge zugelassen, so sollte man glauben, es wäre alles in Ordnung. Dies ist auch meist der Fall; aber doch kommt es nicht selten vor, dass zu wenig Lauge im Kocher ist oder das Holz »schwimmt«, und dies findet man nur, wenn man sich die Mühe giebt und untersucht, indem man den oberen Mannlochdeckel oder einen zu diesem Zweck darauf angebrachten Verschluss öffnet und mit einem Stabe prüft, ob die Lauge hoch genug hinauf reicht. Diese kleine Arbeit lohnt sich gut, weil in beiden Fällen durch Einwirkung der hohen Kochtemperatur auf von Lauge unbedecktes Holz Verkohluug eintritt, d. h. »schwarzes Holz« entsteht oder entstehen und den ganzen Kocher-Inhalt verderben kann. Merkt man, dass zu wenig Lauge im Kocher ist, so muss man mehr zugeben, was, besonders bei trockenem Holz, manch- mal 10 pCt. und mehr ausmacht. Das Holz verschluckt jedenfalls genug Lauge, um im obern Theil des Kochers etwas freien Raum für ausgetriebenes Schweflig- säuregas zu lassen. Das Dämpfen, welches von manchen Fabrikanten, vielleicht auf Kosten der Gleichmässigkeit und Grüte des Zellstoffs, unterlassen wird, hat noch den Neben- vortheil, dass es den Kocher und dessen Inhalt wärmt. Anderseits kostet es viel Dampf und Zeit, für die nur in gleichmässiger guter Waare ein Ausgleich gefunden werden kann. Hat man sehr nasses Holz zu kochen, so kann man das Dämpfen unterlassen, das Laugen und Anwärmen dauert aber um so länger. Manche Fabrikanten ersetzen das Dämpfen dadurch, dass sie mit einer Luftpumpe alle Luft- aus dem Kocher saugen. Die Temperatur im Kocher, welche vor dem Laugen 96 bis 98° C betrug, geht während des Laugens auf wenige Grade mehr als die Laugentemperatur zu- rück. Nachdem alle Lauge eingelassen ist, lässt man das eigentliche Kochen be- ginnen, indem man die Absperrventile der einzelnen Heizschlangen und hierauf langsam das Haupt-Dampfventil aufdreht, und zwar so weit, dass der Kocher-Inhalt in sechs Stunden etwa 60° C. hat. Dann soll die Temperatur um 4 bis 5" in der Stunde, nach zwölf bis vierzehn Stunden um 2 bis 3" vorschreiten, sodass in etwa dreissig Stunden das Thermometer auf ungefähr 120° C steht. Von da ab steigt die Temperatur nur noch um höchstens 2° für die Stunde bis auf 124 bis 128° C, bis das Kochen in etwa 35 bis 36 Stunden beendet ist. Das Anwachsen des im Kocher herrschenden Drucks ist sehr verschieden, weil es von der in der Lauge befindlichen Menge freier schwefliger Säure abhängt, die bei höheren Temperaturen in Gasform ausgeschieden wird. Wenn sich viel Lauge mit viel freier Schweflig- säure im Kocher befindet, wird der Druck schnell steigen und schon in 18 bis 20 Stunden, manchmal noch eher, auf drei bis vier Atmosphären kommen. Für das Gelingen der Kochung ist es erfahrungsmässig am vortheilhaftesten , wenn der Druck nach sechs Stunden stündlich um etwa ein Fünftel Atmosphäre zu steigen anfängt, sodass in 26 bis 30 Stunden das Manometer 3V2 bis 4 Atmosphären zeigt. In den meisten Fabriken, in denen in nicht mehr als 40 Stunden gekocht wird, arbeitet man mit einem Druck von 3V2 bis 4 Atm.; in Fabriken, die etwa 60 Stunden zum Kochen brauchen, ist ein Druck von 2V2 Atm. hinreichend. Bei Einführung des Verfahrens durfte ein Druck von drei Atmosphären mit einer Temperatm' von 114° C. niemals überschritten werden, während man jetzt (1895), um die Kochzeit zu verringern, wie erwähnt bis vier Atmosphären und Kocliverfahren nach Mitschwlicli. 1539 mehr als 120° C geht, ohne dass die Güte des Zellstoffes darunter leidet. Dies gilt aber als äusserste erlaubte Grenze. Ueberschreitet der Kocherdruck 3V2 bis 4 Atmosphären oder 2V2 bis 3 Atmosphären Ueberdruck, so muss man »Gas weglassen«, d. h. ein am Kocher angebrachtes Ventil öffnen, durch welches gas- förmige Schwefligsäure (welche manchmal auch Lauge mitnimmt) abgeblasen wird, wodurch der Druck und damit die Temperatur auf die gewünschte Stufe zurück- gehen. Steht der Kocher stark unter Druck, so muss oft und viel Gas abgelassen werden, es entweicht also viel freie SO2, welche hauptsächlich auf das Bleichen und Aufschliessen des Holzes gut einwirkt. Je weniger Gas weggelassen werden muss, um so besser, um so weisser und bleichbarer, je mehr abgelassen wird, um so weniger gut wird der Stoff besonders in Bezug auf Weisse ausfallen. Die Wirkung der Lauge und das Fortschreiten der Kochung wird durch Ermitteln der jeweils in der Lauge befindlichen gesammten Schwefligsäure über- wacht. Zu dieser Ermittlung dient das auf Seiten 1514 bis 1517 beschriebene Titriren mit Jod, zum Schluss der Kochung wendet man jedoch die Seite 1518 erwähnte Ammoniak-Probe an. Man benutzt dazu ein Reagensglas von 200 mm Länge, auf dem Theilstriche ^/g, Vie; ^Izz, Vei der Länge angeben. In dieses giebt man bis zu V32 der Länge eine Mischung aus starkem Ammoniak und gleicher Menge Wasser, füllt den Rest des Glases mit Lauge aus dem Kocher und schüttelt tüchtig. Die in der Lauge befindliche freie Schwefligsäure, welche ursprüngHch etwa zwei Drittel der Gesammtsäure ausmachte, und deren Gegen- wart den einfachschwefligsauren Kalk, das Monosulfit, in Lösung erhält, wird durch das Ammoniak neutralisirt, und der einfachschwefligsaure Kalk fällt mit anderen Stoffen aus. Man erkennt somit an der Menge dieses Niederschlags wie viel Monosulfit noch in freier Schwefligsäure gelöst ist, wie viel die Lauge von letzterer noch enthält, wie stark sie also noch ist. Wenn der Niederschlag nur ^/i6 oder V24 füllt, geht die Kochung ihrem Ende entgegen, und man fängt an Gas abzublasen, bei einem Niederschlag von V32 ist das Kochen beendet. Wenn sich der Niederschlag dieser untersten Grenze nähert, muss man oft, etwa viertelstündlich, Probe nehmen, da das Kochen unterbrochen werden muss, solange sich noch freie Schwefligsäure in der Lauge befindet. An der Färbung der Flüssigkeit, der Menge, Farbe und Körnung des sich ausscheidenden Niederschlages erkennt ein geübtes Auge wie weit die Kochung gediehen ist. Auch am Geruch der Lauge, nämlich dem mehr oder weniger stechenden Geruch der freien Schweflig- säure erkennt man deren Menge und den Stand der Kochung. Nach beendetem Kochen beginnt die Entleerung mit dem Abblasen des noch im Kocher befindlichen Schwefiigsäure-Gases. Man leitet das während und am Schluss des Kochens abgeblasene Gas nach Mitscherlich's Patent (Seite 1423) in den mit Kalkstein gefüllten Thurm, worin die Lauge bereitet wird, oder in einen Kasten, welcher Wasser und aufgerührten reinen gelöschten Kalk enthält. Andere Arten der Verwerthung sind weiterhin beschrieben. Die Dauer des Abgasens hängt vom Stande der Kochimg ab und von der Stolfart, die man herstellen will. Man kann nämlich auf sehr festen aber weniger leicht bleich- baren Stoff hinarbeiten, indem man, wie oben schon angedeutet, niedrige Temperatur, also geringen Dampfdruck und weniger starke, d. h. weniger freie Säure enthaltende Lauge anwendet und zum Ausgleich länger kocht. Will man dagegen sehr weissen, also gut 185* 1540 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoft. bleiclibaren Stoff erhalten, so nimmt man höheren Dampfdruck, also höhere Tem- peratur, stärkere Lauge und infolge dieser kräftigeren Einwirkung kürzere Kochzeit. Ist das Kochen, wie bei der erst erwähnten Art, weit vorgeschritten, also auch die Lauge ziemlich erschöpft oder verbraucht, so hat man nicht lange (20 Minuten) abzugasen, um die nutzbare freie Schwefligsäure zu entfernen. Bei der zweiterwähnten Kochart kann man etwa eine Stunde vor Ablassen der Lauge schon abgasen. Der Stoff muss auch in letzterem Fall schon viel weiter »her- untergekocht«, d. h. viel freier und faseriger sein als wenn man nur auf Festigkeit arbeitet. Während des Ablassens der Lauge lässt man ebenfalls Gas weg, bis man mit dfem Wasser-Zulassen beginnt. Wenn das Gas die erforderliche Zeit lang ausgeströmt ist, und man sich durch die Ammoniak-Probe überzeugt hat, dass die Kochung vollendet ist, sperrt man die Dampfheizung ab und lässt die Lauge durch den Ablasshahn wegfliessen. Sobald im Kocher kein Druck mehr herrscht, oder doch ein geringerer als der vorhandene Wasserdruck, lässt man sofort Wasser zulaufen, und zwar am besten, indem man wieder eine luftdichte Verbindung zwischen Kocher und Wasserleitung herstellt. Nach kurzem Zulauf von Wasser bildet sich wiederum ein Vakuum, sodass in etwa 1^/2 Stunden der Kocher voll Wasser ist. Hierauf öffnet man die obern Mannlochdeckel, nimmt eine Stoffprobe heraus und lässt nach kurzem Stehen das Wasser durch Stutzen e, Fig. 1504, ablaufen. Man füllt den Kocher zwei- oder dreimal mit Wasser und entleert ihn, nachdem dasselbe vollständig abgelaufen ist. Dieses Entleeren erfordert viel Arbeit und Zeit, weil der Stoff von beiden Enden her zur Ausfall-Oeffnung gebracht werden muss. Das Kochen in einem Cy linder von 4 m Durchmesser und etwa 10 m Länge nimmt demnach etwa folgende Zeit in Ans^Druch: Füllen mit Holz ... 2 Stunden Dämpfen ...... 4 „ Laugen 2 „ Kochen 35 „ Abgasen und Ablassen . 3 „ 2 mal Wässern .... 6 „ Leeren und Putzen ... 5 „ 1 Kochung 57 Stunden oder rund 60 Stunden. Viel Zeit lässt sich dadurch sparen und das Kochen erheblich beschleunigen, dass der Heizdampf unbehindert seine Wärme an den Kocher-Inhalt abgeben kann, dass das in den Röhren entstehende Dampfwasser fortwährend durch Kondenstöpfe daraus entfernt wird usw. Diese Kochung in 60 Stunden bedeutet eine grosse Erhöhung der Leistung eines Kochers, der bei Einführung des Verfahrens 90 bis 100 Stunden dazu brauchte. Schubert giebt in seiner » Cellulose-Fabrikation « die Zeitvertheilung dreier Kochungen, bei denen vom Anheizen bis zum Kochen 18 bis 28 Stunden vergingen und das Kochen selbst 31 bis 37 Stunden dauerte. Dr. August Harpf beschrieb im Jahrgang 1891 der Papier -Zeitung sehr eingehend eine Reihe von Kochungen im Mitscherlich-Kocher. Eine derselben hatte er allein ausgeführt und deren Verlauf in nebenstehenden Tabellen zusammengestellt. Kochv erfahren nach Mitscheiiich. 1541 Verlauf der Kochung. Nr. April 1890 Tempe- 1 Mitscher lich-Pr ob e Jodprobe der Probe Kochzeit in Std. ratur "C JJrueJc Kalkfllg. mra Farbe d. Füg. Ainnioniakal. Lauge 5 ce Lge = ce Jod »ZoGes. SO2 Aumerkuno- 1 O.Beginn 31,5 0. Atm. 13 weiss farblos _ _ 2 23V2 98,5 0,85 33,5 „ fast farblos 25 ee 1,580 3 46V, fast 122 2,05 27 hell bräunl. 15.2 0,973 4 53 stark 124 stark 2.5 27 bräunlich 12 0,788 5 5572 „ 125 2,7 20 hellliraun 11 0,704 Dampf abgestellt. G 6IV2 133 2,6 19,5 schmutzig weiss braini 8,8 0,563 Ohne Dajupf, 7 673/^ — 14 8,5 0,544 — wieder Dampf gegeben. — — — 8 70 118 fast 2,4 13 gelblich weiss braun 7,6 0,480 9 731/2 118,5 2,5 12 „ sehr braim 7,2 0,461 Der Ealküiederseblag fallt raseh zu Boden. — Dampf neuerdings abgestellt. — — " — 10 761/4 stark 118 1 2,4 12 bräunlich weiss dunkelbraun 7,0 0,448 j Ohne Dampf. Der — ■^ß'/s Beginn des üebertre ibens. — — >_ ( Druck sinkt schnell. 11 773/, fast 117 0,9 1 13,5 bräimlich weiss dimkelbraun 6,1 0,390 Abgelassen. In einer zweiten Tabelle theilte Dr. Harpf die Ergebnisse vieler während der Kochung ausgeführter Untersuchungen mit, von denen die wichtigeren nach- stehend wiedergegeben sind. Ergebnisse der Kochung. 1^ Lauge 0 O) % % 7o % % % 0 .1 CS Ijauge turiri: ;! -35 »(J 0 1 J30 Ges. SO2 fi-eie SO, gebd. SO, Hm 6-g % % CaO MgO FeO SO3 Ca SO4 Ca SO3 Anmerkung. I 0 Be- ginn 31,5 0 1,0277 3,79 2,275 1,245 1,030 2,5614 0,2639 2,2975 0,983 0,015 0,001 0,146 0,248 1,888 MgSOa 0,039 FeSOj 0,008 I = Sulfitlauge Der Eiieher ist oben offen; unten etwas undicht. Ji 7 61 0 1,0249 3,50 1,958 2,3650 0,3000 2,0650 0,149 Noch immer oben off. Am 22./4 um 10UbrAbds.(nacli 111/2 Stunden) ge- schlossen. m 131/, — 1,0247 3.47 1,864 — 2,3800 0,4150 1,9650 — 0.157 L. IV 23V, 101 0,85 1.0245 3,45 1,580 0,853 0,727 2,5830 0,7067 1,8763 — 0,016 — 0,145 V öOVi 110 1,2 1,0249 3.50 1,533 — — 3,0705 1,3360 1,7345 — — — VI 37V. 1,0282 3,95 1,264 0,727 0,535 4,0125 2.4040 1,6085 — — — Vll 40V, — — 1.0301 4,21 1,185 0,667 0.518 4,4460 2,8300 1,6160 — — — — vm 48 122,5 fast 2,15 1,0334 4,66 1,043 5,4180 3,9150 1,5030 0,110 WenigDruck,hoh. Temperatur, weil der Kocher immer vollen Dampf hat. Unten zwisch. Hut und Kesselbletch stark undieht. IX 54 125 2,6 1,0358 4,89 0,822 0,437 0,385 6,6080 5,0831 1,5249 — 0,012 0,004 — — 24./4. 6 Uhr Abds. Dampf abgestellt. X 6IV2 123 stark 2,6 1,0395 5,68 0,695 0,475 0,220 7,2400 5,8300 1,4100 — — — — — — Kocher steht ohne Dampf. XI T2V4 118 2 45 1 0412 5 70 0 664 — 7,8475 6 2730 1 5745 - — — 25./4. um 8V4 Uhr früh wieder Dampf gegeben. Xll 761/2 118,5 fast 2,4 1,0415 5,74 0,632 0,506 0,126 8,1070 6,5360 1,5710 0,015 0,006 0,141 25./4 um 121/, Uhr mitt. Dampf abge- stellt. 3 Uhr nehm. übergetrieben. XII==Uebertveibl. xm 773/, 117 0,9 1,0417 5,77 0,569 0,474 0,095 8,2788 6,6670 1,6118 0,752 0,011 0,007 0,118 0,211 0,178 Der Druck fiel sehr rasch n.d. Oeffneu des üebertreib- ventils. Um 41/4 Uhr abgelassen. XIII = Ablauge. X542 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Die Laugen, deren Zusammensetzung in vorstehender Tabelle angegeben ist, wurden sämmtlich beim Probeventil aus dem Kodier entnommen. Die Lauge verdankt ihre Anfangstemperatur von 31,5° dem vorhergegangenen Dämpfen, durch welches auch organische Stoffe des Holzes gelöst wurden und in die Lauge gelangten. Dieses Dämpfen wurde am 22. April von 4 bis 7V2 Uhr früh aus- geführt, dauerte also 3V2 Stunden. Der Kocher war ein liegender Cy linder, mit Blei und Mauerwerk ausgekleidet, von etwa 122 cbm Inhalt. Die Heizung erfolgte nur indirekt durch 4 Bleischlangen. Zur Füllung dienten 60,6 rm Fichtenholz in 2,5 bis 3 cm dicken Spalt- stücken von 56,6 pCt. mittlerem Trockengehalt, welches im frischen Holz 0,152 und im absolut trockenen 0,272 pCt. Asche hatte. Bei einem mittleren spezifischen Gewicht von 0,47 für Fichtenholz wiegt 1 fm = 470 kg, und nach der Annahme, dass 1 rm = 0,7 fm (vergl. Seite 1244) ist, wiegt 1 rm = 330 kg, also 60,6 rm = 19998 kg. 83,6 cbm Lauge wurden aus zwei Vorrathsbottichen gleichzeitig von l^U bis IOV4 Uhr Vorm. eingelassen. Die Thüi'me, in welchen die Lauge erzeugt wurde, waren vorwiegend mit Kalktuff und nur in den obern Stockwerken mit Dolomit gefüllt. Von Verwendung des Dolomites allein war abgegangen worden, weil derselbe infolge seiner dichten Beschaffenheit und glatten Oberfläche, die er dem Gase darbot, sich nur schlecht in der schwefligen Säure löste, viel Gas unabsorbirt durchstreichen Hess und daher schwache Lauge gab. Die kohlensaure Magnesia ist ferner nicht so leicht in schwachen Säuren löslich wie der kohlensaure Kalk, und die Analysen ergeben auch unverhältnissmässig geringen Gehalt an Magnesiumoxyd. Der Dolomit umhüllte sich auch sehr gern im Thm'm mit dicken Krusten, was zu Verstopfungen Anlass gab und Schwierigkeiten im Betrieb erzeugte. Im Kocher befanden sich bei Beginn des Kochens 19998 kg Holz und 83600 kg Lauge, also etwa 24 kg Holz auf 100 kg Lauge. Damit der Druck im Kocher nicht zu rasch und zu hoch stieg, wurde oben etwas Raum frei gelassen. Derselbe wurde gewöhnlich von der Oberkante des obern Mannloch- deckels, in welchem ein Loch zum Hineinstecken eines Maassstabes gelassen worden war, welches bei der Kochuug dicht zugesclu'aubt wm'de, bis zur Ober- fläche der Flüssigkeit auf 0,95 m festgesetzt. Dies ergab einen längs des ganzen liegenden Kochers sich erstreckenden Hohlraum. Da derselbe selbst- verständlich Luft enthielt, wurde bei vielen Kochungen in den ersten Stunden des Ankochens oben das Uebertreibventil ein wenig offen gelassen imd erst geschlossen, als ein deutlicher Geruch nach schwefliger Säure daraus hervorkam. Da die schweflige Säure in Gasform das spezifische Gewicht 2,25 (Luft = 1 genommen) besitzt, folglich bedeutend schwerer ist als Luft, so wird letztere von ersterer aus dem Kocherraum vertrieben. Bei Beurtheikmg der in vorstehenden Tabellen erläuterten Kochung ist zu berücksichtigen, dass der Kocher bei einem vmtern Mannloch aus einer undichten Stelle fortwährend etwas Lauge verlor, dass desshalb im Verlaufe der Kochung durch fleissige Dampfzufuhr die Temperatur verhältnissmässig rasch stieg, während der Druck nicht in gleichem Maasse vorwärts ging. Eine weitere Folge dieses Umstandes war, dass während der Kochung garnicht abgegast wurde, was sonst zwar auch nicht immer, aber doch manchmal, wenn der Druck über 3V2 Atmosph. stieg, nothwendig war. Koch vei'f all len nach Mitsclierlich. 1543 Ritter-Kellner- und andere senla-echte sowie laigelförmige Kocher. Später wurde der Dampf abgestellt, wie aus den Tabellen ersicbtlich ist, und der Kocher wälirend dieser Zeit sich selbst überlassen. Durch dieses sogenannte »Schmorenlassen« findet eine langsamere Garkochung des Stoffes statt. Derselbe wird besser, Aveicher, splitterfreier und behält dabei dennoch seine dem Mitscherlich-Stoff zugeschriebene grosse Faserfestigkeit. Aus Harpf's Tabellen sowie aus Schubert's und anderen Angaben ist ersichtlich, dass mindestens 24 Stunden vergehen, ehe die Lauge im Kocher so heiss und die Spamiung so hoch ist, dass die Auflösung der Inkrusten vor sich gehen kann. Es erscheint daher natürlich, dass die Fabrikanten sich bemühen, diesen Zeitraum möglichst herabzumindern, indem sie die Heizeinrichtimg verbessern. Am raschesten lässt sich die Lauge auf die erforderliche Temperatur mid Spannmig bringen, wenn man — entgegen den Mitscherlich'schen Vorschriften — hoch- gespannten Dampf unmittelbar in den Kocher leitet. Dies kann jedoch ohne Gefahr für die Stärke der Lauge nur geschehen, Avenn dieselbe anfangs so stark ist, dass sie einer Verdünnung bedarf, die sie dann durch das aus dem Dampf ent- stehende Wasser erhält. Die Herstellung von Lauge in solcher Stärke, Avie sie hierzu nöthig wäre, macht grosse Schwierigkeiten, doch ist es sehr leicht, gCAvölin- liche Lauge mit der auf Seiten 1513 und 1514 beschriebenen flüssigen SchAvefligsäure so anzureichern, dass sie bedeutenden Zusatz von Kondenswasser ertragen kann. Einige Fabrikanten verfahren in dieser Weise, doch andere behaupten, dass man mit der verkürzten Kochzeit keinen so festen Zellstoff erziele wie mit dem unveränderten Mitscherlich'schen Verfahren, bei dem jede unmittelbare Einführimg von Dampf ausgeschlossen AAdrd. 541. Ritter-Kellner- und andere senkrechte sowie kugelförmige Kocher. Dr. Karl Kellner, der anfangs Drehkocher angeAvendet hatte, führte, Avie er in Nr. 81 der Papier-Zeitung von 1894 beschrieb, mit dem ßitter-Kellner'schen Verfahren aufrecht stehende cylindrische Kocher ein. Sein Kocher besteht seitdem aus einem aufrechtstehenden Cylinder, welcher oben und unten ein grosses, mit umlegbaren Schrauben befestigtes Mannloch hat. Er gab die indirekte Heizung auf, Aveil sich die in den Kochern liegenden Heizröhren rasch mit Monosulfit überziehen, dann die Wärme schlecht leiten und die Krusten in den Stoff bringen. Er führte die Wärme durch unmittelbares Einleiten von Dampf zu, AA'andte aber Lauge von solcher Stärke an, dass sie erst durch Verdünnimg mit dem im Kocher entstehenden DampfAA'asser die zum Kochen erAvünschte Beschaffenheit erhielt. Dies AA^ar dadurch möglich, dass er mit seinen Einrichtimgen sehr starke Laugen herstellen konnte. Neben dieser unmittelbaren Einleitung von Dampf wandte Kellner vielfach auch Heizung mit Dampfschlangen an, weil viele Fabrikanten mit indirekter Wärme festern Stoff zu erzielen glaubten. Er hält es für unnütz, das Holz vor dem Kochen zu dämpfen und hierdurch die Lauge zu verdünnen. In den mit Holz gefüllten Kocher AA'ird vielmehr durch ein in das obere offene Mannloch gelegtes ßohr aus einem höherstehenden Behälter oder durch eine Pumpe sofort die Kochflüssigkeit in solcher Menge und Konzentration geleitet, dass sie mit dem Dampf AA'asser bei erreichter Temperatur von 105'* C das ganze Holz mit Flüssigkeit bedeckt. Er Avill auf solche Weise bei Beginn der Zersetzung des Holzes in IV2 Stunden den Inhalt eines Kochers, der 6000 kg Stoff liefert, soweit erhitzen, wie es bei indirekter Heizung nur in viel längerer Zeit möglich ist. J544 Ersatzstoffe für Hadern. — Sullitzellstoff. Er erhitzt nun weiter bis auf etwa 109° C, sperrt dann den Dampf ab und lässt das Holz beiläufig drei Stunden lang unter der Einwirkimg der heissen Lauge, damit dieselbe bis ins Innerste jedes Holztlieilchens dringen kann, bevor die Temperatur weiter gesteigert wird. Dadurch soll jede Splitterbildung vermieden werden. Diese Ruliepause, welche er als - Stillstand « bezeichnet, kann natürHch je nach der Natur des Holzes und nach seinem Trockengrade verändert werden. Ganz trockenes Holz braucht gar keinen oder weniger langen Stillstand als feuchtes Holz, weil die Lösungsflüssigkeit infolge der Kapillarität schneller eindringen kann. Dann wird die Temperatur rasch auf 120 bis 138° C. gesteigert, der Dampf wieder abgesperrt und in massigen Zwischenräumen diese Dampfzufuhr wiederholt. Um dem Dampf leichter Eintritt zu verschaffen und den hydrostatischen Druck im Kocher zu beseitigen, lässt Kellner von Zeit zu Zeit durch das am obern Kocherhals angebrachte Abgasventil gasförmige schweflige Säure mit Dampf gemischt in die zur Gewinnung der Abgase dienenden Vorrichtungen ausströmen. Kellner versichert, dass man mit seinem Verfahren, also mit Einleiten von direktem Dampf, ebenso zähen also auch ebenso schwer bleichbaren Zellstoff erzeugen könne wie bei Anwendung von niederm Druck und indirektem Dampf. Durch Prüfung mit Jod während des Kochens (s. Seiten 1514 bis 1517) habe man es in der Hand starken zähen oder baumwollartigen Stoff zu erzeugen. Wünscht man das erstere, so unterbreche man das Kochen bei einem Gehalt der Lauge im Kocher von 0,6, jedenfalls bei nicht weniger als 0,54 pCt freier Schwefligsäm-e SO2 ; will man dagegen sehr leicht bleichfähigen, baumwollartigen Stoff fabriziren, so koche man solange fort, bis der Gehalt an freier SO2 auf 0,4 sinkt. Diese Endziffer ist jedoch von den lokalen Verhältnissen jeder Fabrik abhängig. Kann man nämlich den Kocher rasch seines Inhalts entleeren, so ist es möglich, weit tiefer herunter zu kochen, bis auf 0,23 und noch tiefer. Je tiefer man herunterkocht, um so baumwollartiger und leichter bleichfähig wird der Zellstoff. Kellner erklärt diese Erscheinung in Nr. 82 der Papier-Zeitimg von 1894 mit etwa folgenden Worten: Die Faser, welche l^ei niederem Druck und mit indirektem Dampf erzeugt '«Tirde, ist fester, weU die intercellulare Substanz, d. i. derjenige Körper, welclier das Rölu'cJieu der Faser, den Hohlraum der Zelle ausfüllt, nicht diu-ch die ZeUenwände diffimdirt ist, weil unter Bedingungen gekocht wurde, welche die Ditfusion uicJit ziüassen. Bleibt nämlicli der Gehalt der Koclitlüssigkeit an anorganischen Stoffen ausserhalb der Zelle gleich liocli mit demjenigen Theil, welcher ius Innere der Zelle gedrungen ist, so liegt für letztern keine Veranlassimg vor, sich durch die Membrane zu bemülien; wird jedoch, wie dies beim Arbeiten mit direktem Dampf geschieht, die Koclitlüssigkeit aussei'halb der ZeUe durch Kondenswassers verdünnt, so diffundirt die im Innern der ZeUe enthaltene noch konzentrirtere Lösung durch che ZeUenwände. Die Wirkung dieser Diffusion ist leicht verständlich, wenn man sich die ZeUe als SclUauch aus Pergamentpapier, daher enorm vergrössert vorsteUt. Denken wir uns die HüUe einer Erbswurst mit Sand gefüllt und versuchen M'ir, die so stramm gefüUte HüUe zu biegen, so wird sie brechen. Ebenso geht es mit der im rohen Holz voUständig mit intercelhüaren Stoffen gefüUten Faser. FüUen wir nmi in eine solche HüUe KoclUlüssigkeit einer SuMtstoff-Fabrik und lassen sie eiatrocknen, so haben wir das BUd eiuer ZeUe, welche von einer Kocliung, bei welcher ilie Diffusion der iaterceUidaren Stoffe nicht voUständig erfolgt ist, herriüu't. Die Pergamentpapier -Wände dieser improvisirten RiesenzeUe sind dann aneinander- geklebt durch den Verdampfungsrückstand derjenigen Flüssigkeit, welche zwischen Urnen ent- halten war — und es ist selbstverständlich, dass dieselben jetzt bedeutende Festigkeit besitzen. Es ist aber ebenso selbstverständlich, dass durch eine Bleiche aUe organischen Körper, Ritter-Kellner- und andere senkrechte sowie kugelförmige Kocher. 1545 welche diese Wände zusammenkleben, zersetzt werden müssen, bevor der Farbstoff zersetzt wird — aus diesem Grunde lässt sich jener selir feste imd zähe Zellstoff schwieriger bleichen. Fülu't man jedoch das Kochen soweit, dass bei der als drittes Beispiel genommeneu Pergamenthülle nur eine selu' A'erdünnte Zellstoff- Ablauge als Klebstoff bleibt, so ist die natürliche Folge, dass diese jetzt olmeMn beiaahe chemisch reine Zelle heller in der Farbe, gescluneidiger und mit gerhigerm Aufwand von Clilor bleichfähig ist. Der moderne Papier-Fabrikant weiss jedoch, dass er aus dieser chemisch reüien Zelle ebenso feste Papiere machen kann, wie aus der mit interceUularen Stoffen gefüllten — mid er wendet eine Prozedur an, welche ich abermals durch ein etwas drastisches Beispiel erläutern will. Wenn man sich nämlich die als zweites Beispiel im Vorgehenden zusaimuengeklebt gedachten Pergamentwände als Repräsentant eines sogenannten zähen Sidfitstoffs vorstellt und sie im Verhältniss zu ilirem Durchmesser in so lange Stücke schneidet yvie der Ganzzeug- Holländer dies vollbringt — und wenn man die nur wenig verldebten Pergamentwände, welche ich als drittes Beispiel eines Sulfitstoffs mit volUiommener Diffusion der interceUularen Stoffe aufgeführt habe, der gleichen Operation imterwirft und beide in Wasser einer Bewegung aussetzt, so wird man finden, dass der zähe Zellstoff eine starre, stäbchenartige Form beibehält, während der weiche Zellstoff sich in mannigfache Ivrümmungen scMingt. Was daher der letztem Faser an Festigkeit gegenüber der erstem abgeht, wird durch leichtere VerfUzungsfähigkeit erreicht — und der moderne Papier-Fabrücant malüt daher eiaen weichen Ritter-KeUner-Zellstofif nicht, sondern trägt Dm selu- dick in den Holländer eiu und lässt ihn mit stiunpfen Messern längere Zeit »sclunierig sclilagen«. Dies geling-t bei diesem Stoff selir rasch, und die Wirkung ist geradezu überraschend. Ich könnte eiae Reihe von Papierfabriken nennen, welche nur zähen Zellstoff A'erarbeiten zu können glaubten, auf meiaen Rath hiu diese Probe anstellten und dabei fanden, dass der scheinbar weiche Ritter-Kellner-Zellstoff, wenn er genügend sclmiierig geschlagen wurde, ^del mein- Holzstoff bindet als der weniger verfilzimgsfäliige, zähe Zellstoff anderer Herkunft. Das Kochen wird beüäufig wie folgt ausgefülirt : KocMahelle: Füllen des Kochers mit Holz 10 Miauten „ „ „ » ji iiiit Etatreten 30 „ Einfüllen von Lauge 20—30 „ Verschrauben des obem Manolochs 15 „ Dampf bis auf 109» C 1 Stunde 30 Stillstand 3 „ — „ Dampf bis auf die gewünschte Temperatur 1 — 2 „ — „ Kochzeit mit Abgasen, Laugenablass und eiaige Male Dampfzuleitung 8 — 14 „ — „ Abgasen 1 „ — „ Ausblasen — „ 15 „ WasserzutheUen und Entleeren des Rückstandes — „ 30 „ Reirdgen des Kochers 1 „ — „ etwa 21 Stunden. Man kann daher, kleine Reparaturen am Kocher eingerechnet, alle 22 bis 30 Stunden eine Kochung machen. Anstatt die Kocher mit kalter Lauge zu füllen, empfiehlt Kellner deren vorherige Erhitzung in einem dazu eingerichteten »Laugenspanner«, über den er Folgendes sagt: Der Laugenspanner bezweckt, die Verluste an schwefliger Säure beim Kochen, sowie die Verunreioigung des Stoffes durch NiederscHäge von einfachschwefligsaurem Salz zu vermeiden. Es ist nänüich üblich, die Kocher mit dem Holz imd kalter Sulfitlauge zu bescliicken und letztere mittels Dampfschlangen, Dampfmantels oder Einleitens von Dampf auf die erforderliche Temperatur zu erhitzen. Abgesehen davon, dass dieses Erliitzen lange Zeit in Anspruch nimmt, während welcher der Kocher seiaer eigentlichen Bestimmung entzogen ist, fiadet bei diesem Erhitzen solange eia Austreibea der Schwefligsäure SOj statt, bis die ent- stehende Spannung weiteres Entweichen des Gases verliindert — und bei diesem Austreiben von SOj fällt immer eine proportionale Menge von MonosuMt der Lösung aus. Diesem Uebelstand wird dadurch abgeholfen, dass man die Lösungsilüssigkeit ia eiaem besondem Gefäss bis über den Siedepunkt erlützt und dann in den bereits beschickten Kocher eiatreten lässt. Das während des Erhitzens der Lauge abgescliiedene Monosulfit wird dann durcli Einleiten der an SOj reichen Kocher-Abgase wieder aufgelöst. 186 1546 Ersatzstoffe für Hadern. — Sultitzellstoff. Das in Fig-. 1527 skizzirte senkrechte Erhitzungsgefäss a entliält eine Heizsclüange b, in Fig. 1527. welche man durch Rohr c Dampf strömen lässt und durch Rolir d und Kondenstopf e das Dampf- Wasser ableitet. Die Lauge wird durch Rolu' und Ventil / h, in a, und nachdem sie auf die geminschte Temperatur ge- bracht wurde, durch Oeffnen von Ventil g in den Kocher gedrückt. Die durch Erhitzen ausgetriebene SOg gelangt durch Rohr h in die Kondensation; das hier gebildete Kondensat, sowie die aus den Kochern kommenden kondensirten Abgase lyjL ^'«' 528. werden wieder in das Erliitzungsgefäss gepumpt, imi das abgeschiedene Monosulfit zu lösen. Mittels Rohrs und Halm^s n kann das Gefäss, wenn ■wünschenswerth, völlig entleert werden. Fig. 1529 Ritter-Kellner- und andere senkrechte sowie kugelförmige Kocher. 1547 In dein liegenden Erliitzer Fig. 1528 veranlasst ein Rülirwerk o, dass sich das ]\[ono- sulfit in Pulverform statt in Krustenform ausscheidet. Zur Einfülirung- der Lauge ist unter der Heizsclüange b ein gelochtes Rolir p vorhanden, und ein oben angebrachter Dom q gestattet entsprechende Ausdehnung der Lauge, sowie Ableitung der ausgetriebenen SOj dui'ch Rohr h nach der Kondensation. Als besondere Eigenthiimlichkeit weist dieser Laugeuerhitzer einen isolirenden Blechmantel r auf, welcher mit einem Oelsacke s zur Aufnahme eines" Thermometers versehen ist. Ein von der Maschinenfabrik Aktien - Gesellschaft vorm. Wagner & Co. in Cöthen gebauter senkrechter Kocher ist in Aufriss- Schnitt und Ansicht in 1 : 100 der wahren Grösse in Figg. 1529 und 1530 dargestellt. Das obere Mannloch a ist zum Füllen, das untere b zum Entleeren. Ein Rohransatz c auf der obern Wölbung dient zur Aufnahme eines Sammel- stutzens, welcher alle zum Dampf-, Säure- und Wassereinlassen, Abblasen von Gas nöthigen, sowie Sicherheits- und Manometer -Ventile trägt. Durch den seitlichen Rohransatz b^ des untern Mannlochs wird die Lauge abgelassen, und das Loch im Deckel von b nimmt einen Hahn auf, aus welchem die im Mannlochhals angesammelte Lauge abfliessen kann. Das Abnehmen und Ansetzen des Mannlochdeckels b wird diu-ch einen Wagen von der in Figg. 1524 und 1525 dar- gestellten Art erleichtert, der so gebaut ist, dass seine Rollen auf Schienen b^ laufen können, die auf besonderen an den Saiden befestigten Trägern liegen. Der Kocher ruht mit drei auf jeder Seite angenieteten Füssen d auf von den Säulen und den Wänden getragenen T Eisen f. Die Zapfen z zu beiden Seiten des Kochers erleichtern das Umlegen desselben, wenn er verbleit und ausgebessert und zu diesem Zweck waagrecht gelegt werden muss. Dem in Figg. 1531 und 1532 in Auf- und Grundriss in 1:100 der wahren Grösse dargestellten Kocher stehen keine Säulen als Träger zur Verfügung. Derselbe ruht mit seinen 4 Füssen d auf doppelten I Trägern f, die durch einfache f^ zu einem von gusseisernen Eckstücken g getragenen Rahmen vereinigt sind. Der Wagen für den untern Mannloch- deckel läuft hier auf Schienen b^, die auf den T Trägern f^ ruhen. Die andern Theile sind mit denselben Buchstaben wie in Figg. 1529 und 1530 bezeichnet. Der cylindrische Theil von 4 m Durchmesser beider Kocher besteht aus 17 und 18 mm, Boden und Decke aus 20 mm starkem Blech. Die Trichterform des Kocher-Bodens der Bauart Figg. 1529/30 gestattet leichte rasche Entleerung und bietet der in dem Kocher unterzubringenden Heiz- 18fi* 1548 - Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoft. schlänge sichere Auflage, giebt jedoch bei gleicher Gesammthöhe weniger Füllraum als der Kocher Figg. 1531/2 mit gewölbtem Boden. Man kann auf das Kubik- meter Kocherraum ein Ergebniss von 80 bis 90 kg Zellstoff bei jeder Kochung annehmen und daraus leicht die Ijeistungsfähigkeit der Kocher berechnen. Nach dem Ritter-Kellner'schen und anderen Verfahren wird in solche Kessel wie die vorstehend beschriebenen der Dampf meist unmittelbar geleitet, imd das entstehende Dampfwasser verdünnt die Lauge. Letztere muss daher, um die erwünschte Wirkung zu erzielen, so stark in den Kessel kommen, dass sie durch das Dampfwasser erst die richtige Zusammensetzung erhält. Es ist jedoch nicht mit jeder Einrichtung möglich und jedenfalls schwierig, die Lauge in der hierzu nöthigen Stärke herzustellen. Noch schwieriger ist es, die Zufuhr von Dampf so zu regeln, dass er die Lauge im Kocherinhalt auf die erforderliche Temperatur bringt und dabei genau die zm* Verdünnung nöthige Wassermenge zufühi't. Man verfügt nämlich nicht immer über gleich hoch gespannten und gleich trockenen Dampf und hat desshalb zu gewärtigen, dass derselbe zu wenig oder zu viel Wasser mitbringt. Da aber das Aufschliessen des Holzes und mithin der Erfolg des Verfahrens in erster Linie von der richtigen Zusammensetzung der Lauge abhängt, so wird der Betrieb durch unmittelbare Einführung von Dampf sehr erschwert. Die geringe Ersparniss an Kochzeit mid Anlagekapital, welche man durch Ein- führung von direktem Dampf und Vermeidung von Heizschlangen erzielt, erscheint unwesentlich im Vergleich zu der beschriebenen Unsicherheit betreffs der Zusammen- setzung der Lauge. Die damit gemachten Erfahrungen haben auch dazu geführt, dass die tüchtigsten Fabrikanten das Einleiten von direktem Dampf aufgeben oder auf das Anheizen beschränken. Senkrechte Kocher werden desshalb neuerdings, in ähnlicher Weise wie die beschriebenen waagrechten Mitscherlich'schen, mit Hartblei-Röhren versehen, welche ringsum an der Ausmauerung oder Verbleiung liegen und bis zur Mitte der Höhe reichen. Die Ablagerung von Monosulfit auf diesen Dampf-Röhren wird dm'ch Verwendung möglichst kalkfreier Laugen und der Verlust an Kochzeit durch Vorwärmung der Lauge mit Abgasen vermindert. Die Gleichmässigkeit der Lauge, sichere Arbeit und der hierdm'ch erzielte gleichmässigere bessere Zellstoff bieten reichlichen Ausgleich für den durch indirekte Heizung entstandenen Aufwand an Zeit und Kosten. Senkrechte oder stehende Kocher lassen sich leichter und rascher füllen und entleeren und nehmen weniger Grundfläche in Anspruch als waagrecht hegende. Dagegen kann man in waagrecht liegenden die zur Auskleidung dienenden, an der Kocherwand befestigten Bleibleche leicht zusammenlöthen, indem man die Kocher vor ihrer Festlegung nach Bedarf so um ihre Längsachse dreht, dass der zu lötliende Theil der Bleiverkleidung unten liegt. Da man Bleibleche in senk- rechter Lage nicht zusammenlöthen kann, so muss man stehende Kocher, um sie mit Blei auszukleiden, in waagrechte Lage bringen und wie Mitscherlich-Kocher so um ihre Längsachse drehen, dass die zu löthenden Stösse der Bleibleche stets unten liegen. Da die Bleiauskleidung häufig, manchmal nach 6 Monaten, erneut werden nmss, so ist auch ebenso häufiges Waagrechtlegen der senkrechten Kocher nöthig. Dieses Umlegen erfordert — wenn dasselbe auch im Plan der Kitter-Kellner- und andere senkrechte sowie kugelförmige Kodier. 1549 Anlage vorgesehen ist, und zweckmässige Einrichtungen dafür getroffen sind — viel Arbeit, Zeit und Kosten. Es würde die stehenden Kocher unvortheilhaft erscheinen lassen, wenn man nicht durch Ausmauerung der Kocher dahin gelangt wäre, die Bleiauskleidung entbehrlich zu machen oder so zu schützen, dass sie selten einer Ausbesserung bedarf. Die obersten Bleche der Kocher werden erfahrungsgemäss am meisten angegriffen, weil sich das schwefligsaure Gas im obersten Theil ansammelt imd am leichtesten einen Weg durch die Auskleidung findet. Hierzu kommt der Umstand, dass es sehr schwierig ist, diesen obern Theil haltbar auszumauern. Um die Ausmauerung zu erleichtern und haltbarer zu machen, ist die Gestalt der Kocher vielfach abgeändert worden. So hat die Zellstoff-Fabrik Waldhof bei Mannheim, die ursprünglich das Kellner'sche Verfahren angenommen hatte,- nach Griffin and Little's Chemistry of Papermaking ihi'en Kochern die in^Fig.jl533 skizzirte Form gegeben. Die eingeschriebenen Maasse sind Millimeter. Bei dieser Form soll das unter starkem Druck vorkommende Federn oder Biegen des Kochers, welches Sprünge in der Ausmauerung hervorruft, weniger eintreten. Die Aus- lässe an beiden Enden sind mit Blei oder Bronze aus- gekleidet. Jedes in oder unter der Ausmauerung liegende Bronze- oder Bleirohr könnte durch seine stärkere Aus- dehnung Sprünge darin hervorrufen. Neuere in den Vereinigten Staaten von Amerika auf- gestellte Kocher sind oben und unten etwa eiförmig, also mit Enden von der ungefähren Form des oberen Theils von Fig. 1533 versehen, jedoch mit dem Unterschied, dass die Kurven nicht schon so nahe der Mitte anfangen, dass also ein grosser cylindrischer Theil in der Mitte bleibt. Nach dem in Deutschland unter Nr. 71048 patentirten Verfahren von Adolphe Suelzer in Monfourat par les Eglisottes (Gironde) kommen Schwefiigsäure, Lauge und Wärme in einer Reihe von Kochern wiederholt zur Ver- wendung, werden also gründlich ausgenutzt. Umstehende Fig. 1534 zeigt drei Kocher ABC einer solchen Einrichtung. Von der verbleiten Pumpe f mit Porzellankolben nach Robert Meyer's Patent, deren Ansicht in Fig. 1535 gegeben ist, geht ein waagrechtes Rohr d aus, in welches für die Kocher B 0 usw. Absperrventile e* e^ geschaltet sind. Die Ventile a' a^ jedes Kochers sind verbleit, wirken gleichzeitig als Saug- und Druckventile und können auch als Absperrventile benutzt werden. Nehmen wir an, dass Kocher Ä mit Holz beschickt, mit Sulfitlauge von 4" Be gefüllt, unter Druck gestellt und auf die Anfangstemperatur gebracht ist, so wird während dieser Zeit auch jB mit Holz und Lauge von 4" Be gefüllt. Damit man nun Dampf in den Kocher Ä lassen und dadurch dessen Temperatur um 15 bis 20" erhöhen kann, muss vorher durch Ablassen von Schwetligsäure-Gas Raum darin geschaffen werden. Dies geschieht, indem man an Kocher B das Hauptventil e^ der Hauptrohr- Leitung d imd das untere Ventil a^ öffnet, sämmtliche andern Ventile aber geschlossen lässt. Nachdem die genannten VentUe geöffnet sind, wird das obere Ventil a^ an Kocher A langsam und nur etwas geöffnet. Das Gas strömt dann aus Kocher Ä nach B und Kocher A erhält Dampf-Zufuhr. Nun wird Kocher G mit Holz beschickt und mit Lauge von 3 bis SYs" Be gefüllt. Kocher A wird dann wieder durch Ablassen von Schwetligsäure-Gas und Zufolir von Dampf auf seine höchste Temperatur gebracht und das Gas, wie vorher, in Kocher B geleitet. Pia-. 1533. 1550 Ersatzstoffe für Hadern. — Sultitzellstofi'. Nachdem Kocher A geschlossen ist imd seine höcliste Temperatur erreicht hat, wird Kocher B unter Druck gesetzt und auf seine Anfangs-Temi^eratu^r erhitzt. Dies erfolgt schnell, weil durch das Einströmen der heissen schwetligsauren Gase nicht nur die vorhandene Lauge an freier schwefliger Säure bereichert, sondern auch die Normal-Temperatur der Lauge bedeutend erhöht worden ist. Sollte es nöthig werden, von Kocher A nochmals Gas fortzulassen, so leitet man dasselbe auf gleiche Weise wie in Kocher B in Kocher G, andernfalls aber, um gleiclimässigen Umlauf der Lauge in Kocher A zu erreiclien, setzt man die Pumpe f, nachdem das untere Ventil a? und obere a' vollständig geöfl'aet ist, in Gang. Die Lauge wird von imten durch Stutzen k und Rohr p abgesaugt und oben durch Rolir d und Ventil «^ wieder eingedrückt, auf die ganze Fläche des Holzes durch eine im Innern des Kochers angebrachte Brause h vertheilt imd dies solange fortgesetzt, bis das Kochen beendet ist. Nun wird behufs Entleerung des Kochers A der ganze oder theilweise Druck dadurch aufgehoben, dass man dessen schweflige Säure in den Kocher G leitet und in diesem mit dem Kochen beginnt. Fig. 1535. Fig. 1534. Inzwischen ist der nicht gezeichnete vierte Kocher I) mit Holz und Lauge gefüllt und nimmt die Gase und Dämpfe von Kocher B auf, und so geht es fort von einem Kocher in den andern, überhaupt in jeden beliebigen, in den man die Gase leiten wiLl. Man hat nur die richtigen Ventile zu öffnen und zu schliessen. Ventile g dienen zimi Ablassen des Waschwassers. Durch dieses Verfahren soll gleichmässig gekochter imd leicht bleichbarer Stoff und Ersparniss an Schwefel, Brennstoff und Chlorkalk erzielt werden. Sind nur bis vier Kocher vorhanden, so kann es vorkommen, dass der überschüssige Druck oder die lieissen Gase eines Kochers nicht mehr in einem zweiten Aufnahme finden können. Dann empfiehlt es sich, einen dicht versclilossenen, verbleiten, mit einer grösseren Menge Lauge gefüllten Behälter (alten Kessel oder dergl.), welcher mit der Hauptrohr-Leitung A verbunden und mit einem nach dem Thurme mündenden Abzugsrohr versehen ist, aufzustellen. Auf dem Boden dieses Behälters wird ein Hartbleirohr angebracht, welches mit kleinen Löchern versehen ist, ixm das mit Druck eintretende Gas oder die Lauge auf die ganze Fläche zu ver- theüen und Beweg-ung- der Lauge möglichst zu verhindern. Die Gase werden von der Lauge aufgenommen und letztere dadurch vorgewärmt. Sollte eine übrigens sehr leiclit vermeidbare Bewegung der Lauge dennoch vorkommen und Gas aus der Flüssigkeit aufsteigen, so geht es trotzdem nicht verloren, sondern durch das Abzugsrohr in den Thurm. Der zum Erwärmen des Kocher-Inhalts nöthige Dampf wird durch Ventile c^ und t^ entweder unmittelbar in den Kocher oder in die aus Figg. 1536 und 1537 ersichtliche Dampf- schlange geführt. Aus diesem Auf- und Grundriss eines Kochers mit Heizschlange ist ersichtlich, Ritter-Kellner- und andere senkrechte sowie kugelt'örinige Kodier. 1551 Fiyr. 1538. dass der Dampf durch Röhren / und je drei davon ausgehende Ventile m in ebensoviele Schlangenrohre S ein- und herausgellt. Dieselben Figuren lassen auch erkennen, dass das Eisen des Kessels innen mit Blei ausgesehlagen und diese Bleischicht mit Chamotte- oder Cementmasse geschützt ist. Die Heizschlangen reichen etwa bis zu halber Höhe des Kochers. Ventil g dient auch hier zum Ablassen des Waschwassers. Röhren, Ventüe, Pumpen und Stutzen sind nach Robert Meyer's Patentverfahren in der Weise aus Hartblei hergestellt, dass man dieses zwischen einen Kern und eine aus zwei oder melir Theilen zusammengeschraubte Hülle aus Rothguss, Gusseisen usw. giesst. Durch Aus- einanderschrauben der letztem kann man den Bleikörper biossiegen und auf Dichtheit prüfen. In Fig. 1538 ist ein solches Hartbleirohr mit Hülle dargestellt. In der Fabrik zu Monfourat in Frankreich, welche dies Verfahren seit IVa Jahren anwendet, sind Hartbleirohre von 65 mm lichter Weite und 8 mm Wandstärke zur An- wendung gekommen und haben sich bewährt. Die Firma P. Suckow & Co., Breslau, welche die alleinige Vertretung des Verfahrens für Deutschland hat, zieht jedoch Rohre mit ge- theilten gusseisemen Hüllen nach Fig. 1538 vor. In Monfourat soUen durch das Verfaliren 40 bis 50 pCt. Kohle und 30 bis 50 pCt. Schwefel erspart worden sein. Die Papierfabrik Baienfurt in Württemberg hat dasselbe gleich- falls angenommen. Ueber die damit erzielten Erfolge konnte Verf. (1895) nichts erfahren. Der wesentliche Vortheil, den nach der Patent- schrift das Verfahren bieten soll, besteht in der Wiederbenutzung der Abgase. Dieser kann jedoch, wie weiterhin erklärt, auch dadurch erreicht werden, dass man die Abgase unmittelbar in die zum Kochen bestimmte Lauge oder in Kalkmilch zur Neuher- stellung von Lauge leitet. Das Einleiten der Abgase in ausserhalb der Kocher befindliche Lauge ist nach vorstehender Beschreibung häufig auch beim Suelzer'schen Verfahren erforderlich, imd die dazu nöthige Einrichtung wird nicht erspart. Dagegen sind zur Verbindung der Kocher untereinander eine Menge Röhren, Hähne, Pumpe u.s.w. nöthig, die nicht nur die Anlage vertheuern und erhebliche Unterhaltungs- kosten verursachen, sondern auch den Betrieb er- schweren. Als grösster Nachtheil des Verfahrens erscheint es jedoch, dass man beim Ueberblasen von Gas aus einem Kocher in den andern die Zusammen- setzung der Lauge nicht mehr so beherrscht, wie es bei Anreicherung der Lauge und Ausnutzung der Abgase ausserhalb der Kocher möglich ist. Die Herstellung eines Umlaufs der Sulfitlauge in den Kochern durch ausserhalb befindliche Pumpen ist, wie die Erfahrung mit stehenden Kochern zeigt, nicht erforderlich, da sich das Holz auch ohne solchen in verhältnissmässig kurzer Zeit weich kochen lässt. Dagegen werden Anlage und Betrieb durch säurefeste Pumpen, Röhren, Ventile U.S.W, vertheuert. Hierzu kommt, dass man Sulfitlauge nicht wie Wasser herum- bewegen darf, weil sie leicht Monosulfit und Gips absetzt, welelie die Röhren verstopfen. Fig. 1537. ]^552 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Griffin & Little haben, wie sie in ihrem Buche The Chemistry of Papermaking sagen, Monate hindurch mit Kochern gearbeitet, bei denen mittels Injektors rascher Umlauf der Lauge veranlasst wurde, ohne dass ein den vermehrten Kosten ent- sprechender Vortheil bemerkbar gewesen wäre. Sie sind der Ansicht, dass Pumpen oder andere Hilfsmittel, welche von aussen oder im Kocher stärkern Umlauf der Lauge veranlassen, keinen Nutzen bringen. 542. Innere Anskleidting von Sulfitkochern. Im Anfang der achtziger Jahre, als das Mitscherlich'sche Verfahren sich ausbreitete, arbeiteten viele Fabrikanten in anderer Weise und mussten auch ihre Kocher auf andere Art gegen die Einwu'kung der Schwefligsäure schützen. Sie waren hierzu durch die Art ihrer Kocher genöthigt, bei denen sich Mitscherlich's Auskleidung nicht anwenden Hess, und auch um dessen Patentrechte nicht zu verletzen. D. O. Franke in Korndal bei Moelndal in Schweden, und nach ihm viele Andere hatten waagrechte Drehkocher von etwa 40' Länge und 7' Durchmesser aus Stahlblech, die auf Rollen lagen und durch deren Reibung gedreht wurden. Das Innere dieser Kocher war mit zusammengelöthetem, 5 mm dickem Bleiblech ausgeschlagen, welches von innern Spannringen in seiner Lage gehalten wurde. In die Kocher- wand war auf jedes Quadratmeter Oberfläche mindestens ein nadelweites Loch gebohrt, durch welches Schwefligsäure ausströmte, sobald die Bleiverkleidung in seiner Nähe schadhaft wurde und Lauge durchliess. Das ausströmende Gas oder die Lauge machte sich sofort durch stechenden Geruch bemerkbar und zeigte, dass die Bleiauskleidung in der Umgebung des Loches einer Ausbesserung bedurfte. Kocher dieser Art dienten viele Jahre lang, gaben jedoch Veranlassung zu häufigen Ausbesserungen. Nach jeder Kochung musste die Auskleidung untersucht und in den meisten Fällen von einem Bleilöther wieder instandgesetzt und nach etwa 6 bis 9 Monaten die ganze Bleischale durch eine neue ersetzt werden. AUe diese Arbeiten waren nicht nur kostspielig, sondern verminderten auch durch die vielen Stillstände die Leistungsfähigkeit der Kocher um etwa ein Drittel. Zur Beseitigung dieser Missstände wurde vielfach Kesselblech angewandt, mit dem auf einer Seite Bleiblech fest vereinigt war. Die aus solchem »homogen verbleiten« Eisen hergestellten Kocher hielten jedoch nicht was die Erfinder versprachen, weil sich Blei und Eisen bei Temperatur -Veränderungen ungleich ausdehnen und zusammenziehen. Der Ausdehnungs-Koefficient des Bleis ist 0,0000295 gegen 0,0000123 des Eisens, also mehr als doppelt so gross. Das Blei zieht infolgedessen bei Temperaturerhöhung vom Eisen weg, es kreppt, d. h. wird faltig und verändert sich nach und nach derart, dass es den erforderlichen Schutz nicht mehr bietet und das Eisen an manchen Stellen freigiebt. In den Vereinigten Staaten von Amerika wandte man aus Bronze, d. h. meist aus 9 Theilen Kupfer auf 1 Theil Zinn hergestellte Kocher an, die der Einwirkung der Schwefligsäure widerstehen und dadurch die grossen Kosten der Anschafiung aufwiegen sollten. Das 37 mm dicke Bronze-Blech wurde jedoch, besonders im obern Theil der Kocher, von der Säure angegriifen — wie die Amerikaner sagen »aufgezehrt« — sodass die Kocher keine 2 Jahre aushielten. Als dann im Frühjahr 1891 in Carrolton, Ohio, und am 11. Oktober 1892 in den Orono pulp mills in Orono bei Bangor in Maine ein solcher halb aufgezehrter Kugelkocher explodirte und grosse Zerstörung anrichtete, war es mit Anwendung von Bronzekochern vorbei. Ritter-Kellner- und andere senkrechte sowie kugelförmige Kocher. Innere Auskleidung von Sulfitkochern. 1553 Viele Erfinder bemühten sich, Bleiplatten ohne Löthung in dauerhafter Weise an dem Blech der Kocher zu befestigen. Eine amerikanische Bauart aus dem Jakre 1885 ist beispielsweise in Fig. 1539, oben in äusserer Ansicht, unten im Schnitt dargestellt. Danach besteht Kocher A nur aus zwei in Längsflanschen a zusammengenieteten Hälften. Fig. 1540 giebt einen Querschnitt des Kochers A und Fig. 1541 zeigt die Art seiner Auskleidung mit Bleiblech. Die Eisenbleche der beiden Kesselhälften sind an gusseiserne Längsflanschen genietet, zwischen welche die Bleiauskleidung c eingebogen und festgeklemmt wird. Damit es gleichzeitig als Dichtung dienen kann, wird das Bleiblech c an den zwischen die Flanschen tretenden Stellen etwas kannelirt, sodass die Erhöhungen des einen Bleches in die Ver- tiefungen des andern treten. Ausserdem wird noch eine besondere Asbest- oder andere Dichtung ä dazwischen gelegt. Der obere Theil des Kessels ist zu einem Dampfdom h zusammen- gezogen, und der untere Theil endet mit einer Verengung, damit der dort befindliche falsche Boden kleiner wird und die Auskleidung besser Stand hält. Am untern Ende des Kessels liegt die Bleiverkleidung nicht dicht auf dem Eisen- blech, sondern bleibt etwas davon entfernt, damit sich etwaige durch die Bleiverkleidung dringende Flüssigkeit, sei es Wasser oder Säure, unten sammeln und von dort abgelassen werden kann. Würde diese Flüssigkeit zwischen dem Blei- und Eisenblech bleiben, so könnte sie sich beim Wiederanheizen, d. i. bei der folgenden Kochung, in Dampf verwandeln und das Blei- blech nach innen aufblähen. Nach Griffin & Little's Chemistry of Papermaking waren die ersten in den Vereinigten Staaten von Amerika eingeführten Kocher (von 500 Pfd. engl. Stoflf Inhalt) im obern Theil ringsum mit einer Aussparung von der in Fig. 1542 dargestellten Art versehen, in welche die Bleiauskleidung gepresst wurde, um festgehalten zu werden. An dieser Stelle barsten die Bleiplatten ihrer grossen Fläche wegen sehr rasch und leicht. Eine Auskleidung ähnlicher Art wurde in der Fabrik in Providence, Rhode Island, Amerika, benutzt, welche nach Eckman's Verfahren mit doppeltschwefligsaurer Magnesia arbeitete. Sie ging an der in Fig. 1543 skizzirten Bauart der Kocher zu Grunde, die aus senkrecht aufeinander sitzenden gusseisernen Ringen von 6V2 bis 7' Höhe und 2' Durchmesser bestanden, deren Bleiauskleidung zwischen den Flanschen festgeklemmt wurde. Das Blei reisst aber zuerst da, wo es mechanisch festgehalten wird, also hier an den Flanschen, besonders wenn der Stoflf unter Druck ausgeblasen wird. 1Ö7 Fig. 1539. Fiff. 1541. Fiff 1'542 1554 Ersatzstoffe für Hadern. Sultitzellstoff. Fig. 1545. Dr. Karl Kellner belegte seine senkrechten Kocher anfangs mit Bleiplatten, welche an Hartbleistreifen gelöthet wurden, die in schwalbenschwanzförmigen Nuthen zwischen die Bleclie des Kochers gefügt waren. In Fig. 1544 ist beispielsweise ^_^ C der Hartbleistreifen, Ä das Kesselblech, B Bleiaus- kleidung, J Lasche zur Verbindung der Kesselbleche Ä und A'^. Oder die Bleiplatten wurden mit leichtflüssigem Metall an die Kocherwände selbst gelöthet. In den deutschen Patenten Nrn. 34074 und 37 025 sind diese und andere Befestigungsarten geschützt. In der Papierfabrik von Olive & Partington zu Turn Lee bei Glossop, England, wurde Holz in den achtziger Jahren mit Sulfitlauge in Kugelkoehern behandelt, von (^- Fig. 1543. deren Wandung Fig. 1545 ein kleines Stück in grösserem Maassstab und Fig. 1546 ein grösseres Bruchstück zeigt. Die Stahl- wand a des Kochers ist innen mit Platten b belegt, die aus Blei mit innerem Eisengitter bestehen. Sie werden hergestellt, indem man vielfach p-^„ j^^^ gelochte Eisenplatten auf einer Seite mit Bleiblech belegt und von der andern Seite geschmolzenes Blei aufgiesst, welches durch die Löcher dringt und innige Verbindung des Ganzen bewirkt. Die Fugen zwischen den Platten sind mit Streifen d von gleicher Zusammensetzung über- deckt, die von mit Blei verkleideten Bolzen e nebst Muttern f aufgepresst werden. Herr Partington hat die Streifen d dui'ch chemisch reine Kupfer- streifen mit Unterlage von Asbest oder reinem Kautschuk ersetzt, die sich bei vielmonatlichem Betriebe unverändert erhielten. Erfahrungsmässig __ _^ soll Kupfer der Einwirkung von schwefliger Säure ||||||1|||^ gut widerstehen, wenn es chemisch rein, und Kautschuk, wenn er unvermischt ist. Die einzelnen Platten b haben unter dem Dichtungsstreifen d Spielraum c zur Ausdehnung, also auch keine Veranlassung, sich im Ganzen zu werfeu. Diese Ausdehnung wird den Platten noch dadurch erleichtert, dass man die Bolzen e nicht fest anzieht, sondern das Andrücken der Streifen d dem Innern Dampfdruck überlässt. Aus dem Umstand, dass auch die Parting- ton'sche durch Patente geschützte Auskleidung keine Verbreitung erlangt hat, und dass die von Herrn Partington mitgeleitete Kellner Partington Co. Sulfitkocher anderer Art benutzt, darf man wohl schliessen, dass sich auch diese Kocher nicht dauernd bewährt haben. Das verschiedene Verhalten von Blei und Eisen bei Ausdehnung und Wieder- Zusammenziehung lässt sich durch keinerlei künstliche Zusammenstellung unschädlich machen und bewirkt, dass Bleiblech allein keinen Fio:. 1546. Innere Auskleidung von Sultitkocliern. 1555 dauernd genügenden Schutz für Eisen bietet, welches abwechsehid sehr ver- schiedenen Temperaturen ausgesetzt wird. Mitscherlich hatte dies schon erkannt und versah desshalb seine Kocher mit einer Ausmauerung aus säurefesten Steinen und bestem Portland-Cement. Tüchtige deutsche Sulfitstoflf-Fabrikanten fanden solches Mauerwerk so widerstands- fähig, dass sie Kocher bauten, die gar keine geschlossene Eisenschale hatten, sondern in der Hauptsache nur aus Betonmauerwerk mit innerem Eisengerippe bestanden, wie die amerikanische Patentschrift Nr. 360484 genau beschreibt. Die Kocher bewähi'ten sich nicht und sind nur der Vollständigkeit wegen hier angeführt. Dr. Karl Kellner wendete Ende der achtziger Jahre eine Auskleidung an, die auf der Doppelzersetzung zwischen Natriumsilikat und Calciumbisulfit beruhte, indem sich daraus Natriumsulfit und Calciumsilikat bilden, von denen letzteres die Poren der aus beliebigen gegen Schwefligsäure SO2 widerstandsfähigen Stoffen zusammengesetzten imd mit Wasserglas angemachten Masse verstopft. Da solche Auskleidungen infolge der Ausdehnungen und Zusammen- ziehungen der Kocherwand Risse bekamen, so wendete Kellner zwei Schichten an und legte eine dünne Bleifolie zwischen dieselben. Anstelle sogenannter säure- fester Steine, die er leicht zerstörbar fand, benutzte Kellner als innere Lage der Auskleidung Hartglasplatten, die auf einer Seite durch Quarzpulver rauh gemacht waren, damit sie an der Masse hafteten. Viele Fabrikanten haben mit der von Wilh. Wenzel in Wien eingeführten Auskleidung gute Erfahrungen gemacht. Dieselbe wird seit Wenzel's Tod von dessen Nachfolger, C. Schlimp, Wien I, ausgeführt und bestand früher aus einer geheim gehaltenen Masse aus anscheinend viel Thon oder Chamottepulver und Cement und einem darin eingebetteten Eisendrahtgerippe nach Art der von Monier eingeführten. Seit 1890 ist das Monier-Gerippe verlassen, Herr Sclilimp stellt seine Auskleidung aus getrockneten, nicht gebrannten Steinen her, die nach der Gestalt des Kochers angefertigt sind, und verbindet dieselben unter sich, so- wie mit dem Kocher durch einen Mörtel, welcher aus derselben chamotteartigen Masse wie die Steine und aus Wasserglas gemischt ist. Für Kocher von 2,5 m Durchmesser werden die Steine 6 cm dick, für 3 m Durchmesser 8 cm und bei noch grösserem Durchmesser 10 cm dick genommen. Die Herstellung einer solchen Auskleid mig erfordert 5 bis 10 Tage, je nach der Grösse des Kochers, der dann in Betrieb gesetzt werden muss. Nach den etwa 10 bis 15 ersten Kochungen müssen die Fugen ausgebessert werden, und erst wenn die Auskleidung ganz dicht ist, wird sie mit säurefesten glasirten Platten belegt. Der zur Aus- besserung der Fugen dienende Mörtel aus dem chamotteartigen Pulver und Wasser- glas muss stets frisch bereitet werden, da er sehr rasch erhärtet. Die Masse soU dabei immer fester werden, und nur in je 2 bis 3 Monaten soll ein Zeitauf- wand von 6 bis 10 Stunden zum Ausbessern der Platten-Fugen nöthig sein. Zahlreiche Mischungen aus Cement, Wasserglas, Chamottemehl, Thonerde, Quarzsand, Asbest usw. sind patentirt und auch benutzt worden, doch hat, soweit Verfasser erfahren konnte, keine eine Auskleidung geliefert, der man sorglos ver- trauen konnte. Eine von Partington und Dr. Kellner erdachte Auskleidung wird wie folgt beschrieben: 187* 1556 Ersatzstoffe fiir Hadern. Sulfitzellstoff. Das Kesselblech wird zuerst innen von allem Rost und Schmutz durch Abstossen, Waschen mit verdünnter Alliali-Lösung' und Säure und dann mit Wasser befreit. Nach dem ursprünglichen Verfahren vs^ird dann eine erste Schiclit aufgetragen, die aus gewöhnlichem, gepulvertem blauem Schiefer, wenig Portland-Cement und starker Lösung von Wasserglas in einer Mörsermühle gut gemisclit wird. Diese Masse wird etwa V3 Zoll dick so aufgetragen, dass ilire Obei-fläche zum Anliaften der folgenden Schicht rauh bleibt. Die zweite Schicht besteht aus gleichen Tlieilen gemahlenem Schiefer und Portland-Cement, gemischt mit Wasser oder schwacher Wasserglas-Lösung. Die dritte Schicht ist nur Portland-Cement, mit schwacher Soda- Lösung gemisclit. Eine Verbesserung dieses Verfalirens bestellt darin, dass für die erste Sciücht gepulverter Schiefer mit gepulverten Ziegelsteinen und Wasserglas gemischt wird. Hierauf kommt dann eine zweite und letzte Scliiclit aus einem Theil gepulvertem Schiefer, zwei Theilen gepulvertem Glas und einem Tlieil Portland-Cement und Wasserglas -Lösung von etwa 20" TwaddeU. Diese letzte Scliicht Itann auch in Form von Platten aufgetragen werden, während die erste noch Idebrig ist. Solche Platten werden in hölzernen Formen etwa 18 Zoll Quadrat und von der innern Rundung des Kochers hergestellt. Man kann statt der letzteren auch Platten aus gebrannter Erde verwenden, oder Platten aus zähem, temperirtom Glas von 4 bis 5 Zoll Quadrat, ^|^ Zoll dick, die an der untern Seite mit Sand gerauht sind, um besser an der Cementlage zu haften. Wenn sich in einer solchen innern Auskleidung ein kleines Loch bildet, kann die Säure in das Eisen auch nur ein Loch von gleicher Grösse fressen, während sie sich bei Blei -Verkleidungen unter dem Bleiblech ausbreiten und ganze Streifen durchfressen kann. lOopft man von aussen mit einem Hammer auf den Kocher, so muss der Ton metallisch sein, wenn die Cementschicht fest am i Eisen sitzt, ist sie nicht fest, so klingt der Schlag hohl. E. Meurer, Leiter der Sulfitstoff- Anlage der Hudson River Pulp and Paper Co. in Palmer Falls, New York, beschreibt in der amerikanischen Patentschrift Nr. 514374 folgendes Verfahren zum Auskleiden der Kocher mit Blei und Mauerwerk. Die Bleibleche werden gegen die innere Wandung des Kochers gelegt und die Rander zusammengeschmolzen, sodass die ganze Auskleidung ein einziges hart gegen die Kocherwand anliegendes Stück bildet. Da die Bleilage nicht durch Nieten oder Cement mit der Kocherwand verbunden ist, so wird sie durch die Ausdehnungen und Zusammenzielumgen der Kesselwandung bei wechselnden Temperaturen nicht beeinflusst. Sie muss aber durch eine innere Mauer aus säurefesten Steinen vor Zusammenfallen beim Abblasen des Kochers geschützt werden. Fig. 1 547 zeigt einen Vertilüalschnitt durch einen Kocher mit der Backsteinmauer c im untern Theü. Fig. 1548 ist ein Schnitt nach x-x. Der Stahlmantel ist mit A bezeichnet, die Blei-Auskleidung mit B. Während der Auskleidung mit Blei bringt man den Kocher zweckmässig in waagrechte Lage. Die an die Wandung gelegten Bleibleche werden durch ein Holzgerüst mit Armen E und Pflöcken F festgehalten. Wenn alle Bleibleche eingetragen und durch Zusammenschmelzen ilirer Ränder zu einem Ganzen vereinigt sind, wird der Kodier senkrecht gestellt und die innere Ausmauerung vorgenommen. Im Verhältniss wie die Mauer höher steigt, werden nach und nach sämmtliche Holzj)flöcke und Stützen, und schliesslich auch der Mittelbalken des Gerüstes entfernt. In der deutschen Patentschrift Nr. 70477 beschreibt der Papierfabrikant G. Baerwaldt in Pulverkrug bei Frankfurt a. Oder sein Verfahren der Kocher- Auskleidung mit folgenden Worten: Die Innenwand des Zellstofl-Kochers wird zunächst durch Abbeizen mit Säure und Scheuem vollständig von Oxj'd und sonstigen Unreinliclikeiten befreit und darauf mit einer durch Wasser, Kali- oder Natronlauge, Wasserglas, Kalkmilch oder dergl. verdünnten Cementschicht in Stärke von einigen Centimetern versehen, wobei der in Verwendung kommende Cement ent- weder ganz rein oder mit reinem Kiessand, gepulvertem Glas, gemahlener Chamotte oder dergl. Fig. 1548. Innere Auskleidung von Sulfitkocliern. 1557 vermengt sein kann. Bevor diese Grundschicht aus Cement sich alsdann gesetzt hat, verreibt man dieselbe mit einer breiigen Mischung aus Bleiglätte und Glycerin tüchtig und lässt zugleich diese letztere Scliicht später die Cementschicht um eine gewisse Stärke überdecken. Die so dargestellte Auskleidung erhärtet nach einigem Stehen verhältnissmässig rasch und büdet eine glasige, sehr harte und widerstandsfähige Kruste, welche jedes Eindringen der Sulfitlösung verhindert und dadurch den Kodier äusserst widerstandsfähig und zu einem sehr haltbaren gestaltet. Natürlicherweise wird die gesammte Innenfläche des Zellstoft'-Kochers, sowie auch dessen Verschlussöfi'nungen usw., falls diese von Eisen oder sonst angreifbarem Metall gefertigt sind, mit denselben Schichten überzogen und verkleidet. Man kann auch das Gemeng-e von Bleiglätte und Glycerin direkt auf die gereinigte, metallische Kocherwandung auftragen, jedoch ist diese Manipulation des Auf bringens etwas mühsamer als auf eine voraufgegangene Grundschicht von Cement. Das beschriebene Gemenge lässt sich als Bindemittel oder Mörtel beim Ausmauern oder Auslegen der Innern Kocherwandung mit säurebeständigen Steinen oder Platten verwenden. Eine der wichtigsten Neuerungen auf diesem Gebiet ist die im Baerwaldt'schen Patent beschriebene Anwendung einer Mischung von Bleiglätte und Glycerin, die in der chemischen Grossindustrie schon lange als säurefester Kitt benutzt wird. Nach der amerikanischen Patentschrift Nr. 514197 von E. Meurer lässt sich durch einen Anstrich von Bleiglätte und Glycerin das Eisen der Sulfitstoff- kocher vollständig gegen die Einwirkung der Kochlauge schützen. Der Erfinder empfiehlt, 100 Theile scharf getrocknete Bleiglätte in 12 Theilen reinem Glycerin anzureiben und den Anstrich etwa ^/s cm dick zu machen. Die Masse hat etwa die Dichte von Fensterkitt und muss schnell verwendet werden, weil sie sehr bald zu einem steinharten und gut haftenden Cement erstarrt. Durch Vermehrung des Glycerins wird die Anstrichmasse plastischer, trocknet aber langsamer. Will man den Anstrich noch durch eine Mauer im Innern des Kessels schützen, so wird als Mörtel die gleiche Mischung benutzt; sie wird fast ebenso hart wie die Steine selbst. AUe Fabrikanten bestätigen, dass diese Mischung sich bestens bewährt. Viele verwenden dieselbe nur zum Ausfugen der aus Cement und säurefesten Steinen hergestellten Ausmauerung, andere nehmen sie trotz ihrer grösseren Kosten auch anstelle von Cement und versichern, dass sie eingetrocknet härter wird als die Steine, sodass diese eher brechen als sich in Fugen trennen, welche mit Bleiglätte -Glycerin ausgestrichen sind. Da die Masse auf reinem Eisenblech haftet, so verwenden Viele dieselbe wie von Meurer beschrieben und lassen die früher als nöthig erachtete Auslegung mit Bleiblech weg. Die Mischung von Bleiglätte und Glycerin ist ziemlich theuer und wird desshalb von erfahrenen Fabrikanten nur da angewendet, wo sie unentbehrlich erscheint. Man kleidet die Kocher dann nur mit Portland- oder anderm guten Cement aus, der selbst wieder durch säurefeste Steine geschützt ist, fugt aber nur den Theil des Kochers mit Mennige-Glycerin, der nicht stets mit Flüssigkeit bedeckt ist, weil Cement den Angriffen des Schwefligsäure -Gases weniger widersteht als der Sulfitlauge. Der untere Theil des Kochers ist dann mit Cement, der obere mit Bleiglätte-Glycerin ausgefugt. Manche säurefeste Steine sind nicht dicht genug und lassen Säure durch ihre Poren dringen, andere widerstehen der Säure nicht genügend und geben Anlass zu Ausbesserungen. Auch die Fugen erfordern Nacharbeit, und es ist daher üblich, das Innere des Kochers nach jeder Entleerung zu untersuchen und instandzusetzen. In einer späterhin beschriebenen neuen Fabrik haben die liegenden Mitscherlich-Kocher keinen andern Schutz als Ausmauerung und sorgfältige Unter- suchung, sowie Ausbesserung nach jeder Entleerung. ]^558 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Manchmal gelingt es der Lauge, einen Weg zur Kocherwandung zu finden, dieselbe durchzufressen und sicli aussen zu zeigen. Die Auffindung solcher Stellen wird dadurch erleichtert, dass man in die Kocherschale zahlreiche feine Löcher bohrt, wie Seite 1552 erwähnt. Anstatt nun zur Ausbesserung der schadhaften Stellen die Auskleidung aufzui'eissen, kann man von aussen durch Bohren einen Zugang schaffen oder eines der in Fig. 1526 dargestellten Schi-aubenlöcher benutzen und durch das Bohrloch mit einer Handpumpe eine Lösung von INIennige-Glycerin einpressen, welche den von der Säure ausgepressten Gang füllt und darin erhärtet. Das Verfahren wird in grossen Fabriken mit Erfolg angewendet. In Amerika suchen die Fabrikanten hauptsächlich dadurch Erfolg zu erzielen, dass sie in möglichst grossen stehenden Kochern möglichst viele Kochungen ausführen. Da die erforderliche Temperatur durch Einleitung von direktem Dampf viel rascher als dui'ch Heizröhren oder Dampfmantel erzielt wird, so erfolgt das Kochen meistens mit direktem Dampf. Die zu einer Kochung erforderliche Zeit wird überdies durch Aiiwendimg warmer Lauge und durch Entleerimg des Kochers mittels Ausblasens unter Dampfdruck erheblich verkürzt. Da nach dem Entleeren kein Wasser in die Kocher gelangt, so bleiben dieselben heiss, und die erste Waschung wird dadurch bewirkt, dass schon mit dem ausgeblasenen Stoffstrahl Wasser gemischt wird, oder dass dieses in dem Ausblasebottich zuläuft. Sofortige NeufüUung der heissen Kocher ist jedoch nur möglich, wenn dieselben keiner Untersuchung der Ausmauerung bedüi'fen, wenn Niemand ins Innere zu steigen hat, wenn also die Ausmauerung durchaus zuverlässig ist. Mit Hilfe der beschriebenen Auskleidung und unter Anwendung der erwähnten Verfahren soll es (1895) möglich geworden sein, einen stehenden Kocher zwei- bis dreimal in 24 Stunden zu entleeren! 543. Sulfitkocher mit sich selbstbildender Schutzkruste. Herr Herrmann Brüngger, damals Direktor der SuLfitstoff- Fabrik Cunnersdorf bei Hirschberg in Schlesien, und der Besitzer der Fabrik, Herr Dr. Ferd. Salomon, hatten wie viele andere Fabrikanten beobachtet, dass sich auf stark erhitztem Eisen oder Stahl aus doppeit- sch wefligsauerra Kalk eine Kruste absetzt, welche die schwefligsam'e Flüssigkeit verhindert an das Metall zu gelangen. Sie kamen dadurch auf den Gedanken, dass man diese zufällige Erscheinung absichtlich hervorrufen, d. h. zur Aus- kleidung von Kochern mit einer Schutzkruste verwenden könne, und der erste, 1888 angestellte Versuch bestätigte diese Voraussetzung. Sie nahmen infolgedessen überall Patente auf das Verfahren und statteten 7 Drehkocher der Cunnersdorfer Fabrik damit aus. In der Varziner Papierfabrik Hammermühle wurde 1889 der erste Kocher dieser Art aufgestellt und befiiedigte so sehr, dass 1892 der zweite imd 1894 der dritte folgte. Die Kocher sind von W. Fitzner, Laurahütte (Ober- schlesien), gebaut, und der letzt gelieferte mit allen im Laufe der Zeit gemachten Verbesserungen versehene ist in Fig. 1549 in 1 : 100 der wahren Grösse in Auf- riss und theilweisem Längsschnitt, in Fig. 1550 in Seitenansicht wiedergegeben. Zm' Erhitzung von aussen ist der innere geschweisste, also innen glatte, mit keinerlei vorspringenden Nietköpfen versehene Kocher A von einem mit Laschen zusammen- genieteten Mantel B umgeben. Die 17 mm starken Bleche der Innern geschweissten Schale sind mit den äussern genieteten, 16 mm dicken durch zahlreiche ein- geschraubte Stehbolzen ^verbunden , welche verhindern sollen, dass der Innenkessel durch etwaigen im Mantelraum herrschenden hohen Dampfdruck eingedrückt wird. Juneve Auskleidung von Sulfitkocliern. SHlfltkncLer mit sich selbstbildender Schutzki'uste. 1559 Der Heizdampf gelangt durch das mit Manometer versehene Rohr a in den Mantebaum, und das entstehende Dampfwasser Avird am andern Ende durch das bis auf den tiefsten Punkt reichende feststehende Rohr h fortgedrückt. Um sicher zu sein, dass sich an allen Stellen des Innenkochers A eine dauerhafte Schutzkruste bildet, muss man dafür sorgen, dass die Eisenwand ganz rein ist, und dieselbe nöthigenfalls mit Salzsäure waschen, besonders aber muss der Kocher so gebaut sein, dass alle Theile der Innenschale A von Dampf um- spült sind. Dies ist am schwierigsten bei den Hälsen der beiden Mannlöcher C D, aber wie der Schnitt dm-ch G zeigt, doch gelungen. Das Gewicht dieser Mann- löcher ist durch entgegengesetzt angebrachte Gussplatten E F ausgeglichen. Die äussere Schale B ist mit zwei Laufringen HI versehen, die auf je zwei Rollen h h und i i ruhen und von den Fest- und Losriemscheiben B aus durch Vermittlung der Schneckentriebe r r so in Bewegung gesetzt werden, dass Fio-. 1549. Fig. 1550. sich der Kocher in 4 bis 10 Minuten einmal dreht. Die Oberflächen der Lauf- rollen i i bilden Vertiefungen, in welche sich der in der Mitte erhöhte Laufring I legt, und verhindern damit eine Verschiebung dieses Kochertheils, der allein angetrieben wird. Die Flanschen der früher an dieser Stelle angewendeten flachen Laufringe, welche solche Verschiebung hindern sollten, konnten häufig dem auf sie wirkenden Druck nicht widerstehen und brachen durch, während sich die beschriebene neue Einrichtung vollkommen bewährt. Der Laufring H, dessen Tragrollen nicht angetrieben, sondern nur mitgenommen werden, ist flach und ziemlich breit, damit er unbehindert der Längsausdelinung des Kochers folgen und sich verschieben kann. Nach den in ihren Patenten gemachten Angaben der Erfinder soll man die Temperatur des Koeherbleches auf' 130" C. bringen, damit sich eine Kruste darauf ablagert. Man lässt also durch Rohr a gespannten Dampf in den Mantel- raum treten, ehe man den Kocher zum ersten Mal mit Holz und Sulfitlauge füllt, und stellt letztere so her, dass sie nach Abgabe des zur Bildung der Kruste nöthigen Monosulfits noch zum Kochen des Holzes geeignet ist. Bei der ersten Kochung überzieht sich die Innenschale schon mit einer so festen Kruste, dass man bei folgenden Kochungen gewöhnliche Lauge und nicht allzuviel Vorsicht anzuwenden hat. Die Kruste ist 1 bis 2 mm dick und besteht nach vielen Unter- suchungs-Ergebnissen hauptsächlich aus Monosulfit, also einfachschwefligsauerm Kalk mit wenig schwefelsauerm Kalk und oi'ganischen, offenbar aus dem Holz 1560 Eisatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. stammenden, wahrscheinlich harzigen Stoffen, gemischt mit etwas Fasern. Dieselbe ist, wie Verfasser sich überzeugte, hart wie Marmor, sodass man Stücke nur mit Spitzhammer und kräftigen Schlägen heraushauen kann. Von verschiedenen Unbetheiligten ist festgestellt, dass die Eisenfläche nach Entfernung der Schutz- kruste völlig rost- und porenfrei befunden wurde. Man konnte nirgends eine freie oder angefressene Stelle finden. Wird die Kruste allzu dick, sodass sie den Durchgang der Wärme hindert, so kann man sie leicht verdünnen, indem man sehr saure Lauge in den Kocher einführt, die einen Theil des Monosulfits der Kruste wieder auflöst. Wenn dies aber nicht erforderlich ist, muss man sich hüten, allzu saure Lauge einzulassen, weil dieselbe zuviel oder die ganze Kruste lösen könnte, man hat viel- mehr darüber zu wachen, dass die Lauge stets die richtige Menge Kalk enthält und imstande ist, die Kruste selbstthätig zu erneuen, wo dies erforderlich ist. Von der Dampfeinlass-Seite sind zwei Stutzen bis ins Innere des Kochers geführt, von denen der eine h zur Aufnahme eines Thermometers, der andere l einem Manometer dient, welche die im Innern herrschende Temperatur und den Druck angeben. Der Innenraum hat 38 ebm Inhalt und kann 24 rm zerkleinertes Fichtenholz aufnehmen. Zum Kochen dieser Holzmenge werden durch die Mannlöcher etwa 22 cbm Sulfitlauge von etwa 5" Be eingefüllt, und wenn diese vorgewärmt ist, kann in 20 bis 22 Stunden eine Koehung, einschliesslich Füllen und Entleeren, beendet sein. In der Mitte des Kochers ist ein Gas- Abblase- Ventil m angebracht, und ähnliche Ventile auf den innen mit Blei bekleideten Mannloch-Deckeln C D dienen sowohl hierzu als auch zum Ablassen von Lauge. Der Probierhahn n dient gegen das Ende der Kochung zum Auslassen kleiner Mengen Stoff, an denen man sehen und fühlen kann, ob die Umwandlung befriedigend vollendet ist oder noch weiter geführt werden muss. Der Erfinder, HeiT Herrmann Brüngger, hat als Direktor der Zellstoff-Fabrik Josefihütte bei Marienbad in Böhmen dort 4 Kocher von der vorstehend be- schriebenen Art aufgestellt und arbeitet damit seit 1891. Jeder dieser Kocher hat 50 cbm Innenraum und wird mit 21 fm Holz und 27 cbm Lauge von 4,2 bis 4,4 pCt. Gesammtsäure gefüllt. In der Gesammtsäure befinden sich also 68 bis 70 pCt. freie Säure, und mehr soll die Lauge nicht enthalten, weil dieselbe bei 72 pCt. schon anfängt, die Kruste aufzulösen. Eine Lauge, welche sehr schönen Stoff ergab, hatte folgende Zusammensetzung: 4,4 pCt. Gesammt SO2 = j ^'^^ P^*- ^^^^^ ^^2 . ., p. p p. I 1,32 „ gebundene SO2 Die Kochzeit vom Dampf eintritt bis zum Abblasen beträgt 1 5 bis 1 6 Stunden, die höchste dabei erreichte Temperatur 136 bis 138° C, und eine Füllung ergiebt 4300 kg mit Zuschlag von 12 Theilen Luftfeuchtigkeit auf 88 bei 100° C. lufttrocken gedachten Zellstoffs (vergl. Seite 1367). Die zu einer Kochung nöthige Zeit setzt sich folgendermaassen zusammen: Füllen — 20 Min. Dämpfen , 1 Std. 30 „ Lauge einlassen, Kocher schliessen, in Betrieb setzen . — 45 „ Kochen 15 „ — Abgasen 1 „ 30 „ Vollkommenes Entleeren — 30 „ 19 «td. 35 Min. Sulfltkocher mit sich selbstbildender Schutzkruste. 1561 Die kürzeste Kochzeit für geringere Sorten beträgt 12 Stunden. Einige der Kocher laufen seit 3 Jahren, ohne dass in dieser Zeit die Kruste entfernt worden wäre. Die anfangs hellgelbliche Schutzkruste enthält, wie erwähnt, hauptsächlich Calcium- Monosulfit, verändert sich aber, indem die fortwährend entstehende Schwefelsäure anstelle der Schwefligsäure des Monosulfits Ca SO3 tritt, in Calciurasulfat Ca SO4, und die ein- geschlossenen aus Holz stammenden orga- nischen Stoffe zersetzen sich theilweise. Diese Veränderung ist daran bemerkbar, dass die zuerst ganz helle Kruste langsam gelbbraun, dabei aber um so widerstandsfähiger wird. In den Vereinigten Staaten von Amerika wollten die Fabrikanten bei Einführung des Brüngger'schen Verfahrens (etwa 1890) stehende anstatt Drehkocher anwenden. Aus mancherlei Versuchen ging der in Fig. 1551 in 1:50 der wahren Grösse im Aufriss-Durchschnitt dargestellte Kocher hervor. Derselbe besteht aus innerem ge- schweisstem Kessel 1 und dem äussern ge- nieteten 2, zwischen welche der Heizdampf eingelassen wird. Das Mannloch mit Dom 3, sowie das Winkelrohr 4 mit dem 8'' = 20 cm weiten Ausblasventil sind aus Bronze an- gefertigt. An dem Eckstück 4 ist eine Oeff"- nung zum Einleiten von Dampf, sowie zur Entnahme von Proben und ein Handlocl angebracht. Der äussere Kessel 2 ist nui am obern Ende mit dem Innern Kessel J fest verbunden, endet aber unten mit eine; Stopfbüchse 5, welche den Mantel hier ab' dichtet und es möglich macht, dass sich di( Kessel 1 und 2 ohne Spannung oder anderi Schaden verschieden ausdehnen. Der Kochei ruht mit seinen äussern Vorsprüngen 6 auf eisernen Säulen 7. Da die amerikanischen Fabrikanten aul Grund bisheriger Erfahrungen mit möglichst grossen Kochern arbeiten wollen, so wird jetzt (1895) der Bau von Kochern der ui Fig. 1551 dargestellten Art von 10' innerm Durchmesser und 40' äusserer Länge geplant. ^" Nachdem der innere Kocher mit Holz und Lauge, der Mantel mit Dampf 188 1562 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. gefüllt ist, kann man die Koclizeit durch Einlassen von Dampf in den innern Kessel abkürzen. Da die Temperatur der Lauge nur langsam steigt und die des im Mantel befindlichen Dampfes nicht erreicht, so bleibt das Blech des Kessels 1 stets heisser als der Inhalt und sichert damit den Bestand der Schutzkruste. Die Letztere hat erfahrungsmässig, trotz Einführung von Dampf ins Innere, ihre Auf- gabe völlig erfüllt. Obwohl die stehenden Kocher in Amerika mit Erfolg arbeiten, so müssen sie doch die Nachtheile aller stehenden Kocher haben, nämlich dass der Stoff im untern und obern Theil nicht gleichmässig ausfällt, und dass die Schutzkruste in den höchsten Theilen nicht so leicht entsteht wie in den untern, wo die Kesselbleche stets von Lauge bedeckt sind, dass also die Kruste von unten nach oben an Dicke abnimmt. In Drehkochern wird der Stoff durch — wenn auch sehr langsame — Drehung fortwährend ge- mischt, dieselben liefern desshalb gleichmässige Waare, die keiner Trennung in beste und weniger gute bedarf wie bei stehenden Kochern. Alle Theile der Kocher werden gleichmässig von Lauge und folglich auch mit gleich dicker Schutzkruste bedeckt. Drehkocher dieser Art haben nicht die Ver- breitung erlangt, die sie verdienen, weil sie sehr theuer sind, weil es sehr schwierig erscheint, etwa nothwendige Ausbesserungen der doppelten Kessel- wände vorzunehmen, und weil die Lauge wegen der Schutzkruste nicht allzu sauer sein, also nicht übermässig viel freie Säure enthalten soll. Die Anschaffungskosten erscheinen weniger . hoch, wenn man berücksichtigt, dass die Schutzkruste keiner Ausbesserungen bedarf, dass die Kocher nach dem Entleeren sofort wieder gefüllt werden können, während solche mit innerer Ausmauerung häufig untersucht und instand gesetzt werden müssen, dass man durch Vermeidung dieser Aufenthalte viel Zeit erspart und erhebhch mehr leistet. Die schwierigen Ausbesserungen, welche von Vielen befürchtet wurden, sind bis jetzt (1895) nach etwa 7 jährigem Betrieb noch nicht nötliig geworden, überhaupt hat die beschriebene Bauart noch keine Missstände zu Tage gefördert. Dass die Lauge nicht allzu viel freie Säure enthalten darf, ist eine wohlthätige Beschränkung, da erfahrungsmässig durch Anwendung zu saurer Laugen die Festigkeit des Zell- stoffs geschädigt whd. Anderseits ist aber gerade der Theil, welcher den Kocher vertheuert, nämlich der Dampfmantel, für die Erzeugung besten Stoffes von erheblichem Werth. Die grosse Heizfläche, mit der er den innern Kocher umgiebt, sichert rasche und gleichmässige Erwärmung, ohne dass man Dampf unmittelbar einzuführen hätte, Fio-. 1552. Sulfitkoclier mit sich selbstbildender Schutzki'uste. 1563 Füllung der Kocher mit gehacktem Holz, Schälspänen u.s.w. wodurcli die Lauge verdünnt würde. Diese indirekte Heizung, die Nicht- Einführung von Dampf in die Kochlauge, ist aber auch '' das Haupterforderniss zur Erzeugung möglichst festen Zellstoffs und schon desshalb von grossem Werth für den Fabrikanten. Ein anderer, wenn auch weniger wichtiger Vor- zug des Drehkochers ist, dass er sich mit dem geringsten Aufwand von Hand- arbeit füllen und entleeren lässt. Ein grosser Theil der erwähnten Vorzüge der Drehkocher fällt allerdings weg, wenn man wie die Amerikaner (s. Seite 1558) mit direktem Dampf arbeitet, imd wenn es gelingt, die Ausmauerung der stehenden Kocher so dauerhaft her- zustellen, dass sie keiner Ausbesserungen bedarf. Die Thatsache, dass sich aus Sulfitlauge auf der von aussen geheizten Kocherwand eine Schutzkruste absetzt, ist von Dr. Karl Kellner benutzt worden, um mit der in Fig. 1552 skizzirten Bauart die aus Masse oder Mauerwerk bestehende innere Auskleidung zu verbessern. Um zu verhindern, dass das Kessel- blech angegriffen werden kann, wenn die innere Auskleidung irgendwo Sprünge oder Risse bekommt, soll der Kocher mit einem Mantel B von dünnem Blech umgeben imd der Zwischenraum mit einem schwersiedenden Rückstand der Petroleumraffinerie, welcher durch eine in einer Heiz Vorrichtung liegende Rohr- spnale kreist, gefüllt werden. (Englisches Patent Nr. 4959.) In den äussern Mantel m münden die Rohre m~in^ zum Ein- und Ausfliessen der flüssigen Rück- stände und m^ zum Entleeren. Der Kocher erhält auf diese Weise auch von aussen Wärme, und an jeder durch Springen der innern Auskleidungs-Masse blank liegenden Stelle bildet sich eine schützende Haut von einfachschwefligsaiu-em Kalk. Der Mantel soll den Vortheil bieten, dass man ihn bei etwa vorkommender Ausbesserung binnen wenigen Stunden vollständig entfernen kann, und dass eine Explosionsgefahr völlig ausgeschlossen ist. Falls diese Umhüllung wirklich zur Erzeugung einer Schutzkruste in den etwaigen Rissen der Auskleidung genügt, könnte damit ebensogut der ganze Kocher innen verkrustet werden, sodass andere Auskleidung überflüssig wird. Leider ist jedoch über Ausführung und Erfolg eines in solcher Weise gemantelten Kochers nichts bekannt geworden. 544, Füllung der Kocher mit gehacktem Holz, Schälspänen u.s.w. Damit jeder Kocher nach der Entleerung ohne Zeitverlust wieder gefüllt werden kann, muss man über demselben in der Nähe des Mannlochs einen dazu genügenden Vorrath von gehacktem Holz haben. In manchen Fabriken, die an einem Berg- abhang liegen, und wo sich die Holzputzerei in der Nähe der Kocher befindet, kann man die Holzstücke mittels einfacher Fördertücher oder Förderketten in den Raum über den Kochern bringen. In vielen Fällen sind jedoch Kocherei und Putzerei so weit auseinander, dass eine solche Förderung sehr verwickelt und theuer würde, und dann leisten Ventilatoren, welche die Holzstücke durch Bleeh- oder Thonrohre ins Kesselhaus blasen, sehr gute Dienste. Dieselben werden in Amerika wie in Europa vielfach hierzu angewendet. Um zu verhindern, dass beim Einfüllen in das Maimloch Holzstücke da- neben fallen, lässt man meistens vom Boden des Vorrathraumes einen an dessen FüUöflFnung oder am Boden eines Fülltrichters befestigten Schlauch aus kräftigem Gewebe bis in den Kocher hineinhängen. 188* 1564 Ersatzstoffe für Hadern. — Siilfitzellstoff. Stehende Kocher füllte man bei Einführung der Sulfitstoff- Industrie und auch nach Mitscherlich'scher Vorschrift nur soweit, dass das Holz von der später eingelassenen Lauge völlig bedeckt wurde, weil freiliegendes Holz von dem behufs Dämpfens oder Kochens zugelassenen Dampf gebräunt oder verkohlt und damit das ganze Stoffergebniss verdorben würde. Da man ausserdem glaubte, noch erheblich freien Eaum für die entwickelten Gase im Kocher lassen zu müssen, nach Seite 1537 40 cm Höhe, so blieb viel Eaum frei von Holz. Nach viel- jähriger Erfahrung und durch Wettbewerb zur Aufsuchung aller Vortheile gedrängt, fand man jedoch, dass die Kocher bis obenhui mit Holz gefüllt werden dürfen, wenn man auch für Ausfüllung mit Lauge sorgt. Ein Theil der Lauge wird, besonders unter Einfluss der Wärme, vom Holz aufgesaugt, schützt dasselbe gegen Schädigung durch Dampf und lässt im obern Theil des Kochers Eaum für Gas frei. Durch möglichstes Füllen, d. h. Einpacken von Holz erhält man nicht nur ent- sprechend mehr Zellstoff aus jeder Kochimg, sondern spart auch an Lauge und Heizung. Die Fabrikanten füllen desshalb aufs Aeusserste mit Holz und schaffen den entwickelten Gasen dadurch Eaum, dass sie die- selben nöthigenfalls häufiger ablassen und, nachdem das Holz gründlich getränkt ist, einen Theil der Lauge wieder abziehen. Solches Ablassen von Gas oder Lauge wird nöthig, wenn man durch Beobachtung des Mano- meters erkennt, dass der Druck im Kocher rasch steigt. Drehkocher bieten den Vortheil, dass eine räumlich kleinere Menge Lauge als bei stehenden Kochern genügt, weil das Holz infolge der Drehung bald völlig mit Lauge getränkt ist und sich überdies enger zusammenlegt. Wenn durch direktes Einleiten von Dampf gekocht wird, vermehrt das Dampfwasser die im Kocher befindliche Flüssigkeit so sehr, dass häufiger Gas abgeblasen und Lauge abgezogen werden muss. Die beim Schälen des Holzes abfallenden Späne sind in der ursprünglichen Form zu sperrig, um sich mit Vortheil zu Sulfitstoff verarbeiten zu lassen. Wenn sie hierzu Verwendung finden sollen, schneidet man sie auf besonders stark gebauten Häckselmaschinen in 4 bis 6 cm lange Stücke und lässt dieselben beim Einfüllen von einigen Arbeitern im Kocher feststampfen. Auch dann bringt man 10 bis 15 pCt. weniger hinein als von gehacktem Holz, der erzielte Stoff hat kürzere Faser, ist also weniger fest, wegen anhaftender Eindentheile unrein und minder- werthig. Da sich aber die Schälspäne nur schwer verbrennen und selten mit Vortheil anderweitig verwenden lassen, manchmal sogar lästig fallen und als werthlos gelten können, so ist deren Verarbeitung in solcher Weise häufig die beste Verwerthung. Die Verbrennimg der Schälspäne unter den Dampfkesseln ist dadurch sehr erschwert, dass sie viel Eaum einnehmen imd ihres geringen Gewichtes wegen leicht vom Zug fortgeführt werden. Man mischt sie desshalb meist mit zerkleinerter Kohle oder Gruss, ehe man sie auf den Eost giebt. Da aber diese Holzstückchen nur geringen Heizwerth haben, so wird die damit bewirkte Ersparniss an Kohle häufig durch die dafür aufgewandte Arbeit ausgeglichen. FJa:. 1553. Fülhing der Kocher mit gehacktem Holz, Sohälspänen u.s.w. Kocher-Ausstattimg (Armatur), Säiirepumpen. 1565 In manchen Fabriken werden mit den Schälspänen auch die aus der Schleiferei kommenden Späne verarbeitet und zur Ausnutzung des Kocherraums Sägemehl mit eingestampft. Zur Förderung der Schälspäne von der Putzerei nach der Verbrauchsstelle, sei es das Dampfkesselhaus oder die Kocherei, dient meist ein Ventilator mit daran schliessenden Blech- oder Thonröhren. Zu deren Ablieferung in einen Vorrathsbehälter lässt man das Förderrohr mit Vortheil in einem sogenannten Cyclone endigen, von dem Fig. 1553 ein Bild giebt. Luft und Späne werden durch Kanal A in den obern cylindrischen Ansatz G des Blechtrichters B geblasen. In diesem nimmt der Luftstrom eine Drehbewegung an, durch welche die Späne an die Eisenblechwand gepresst und an derselben entlang von einem Schneckengang durch fünf Windungen des Kessels B bis zum untersten Ende geführt werden. Hier fallen Späne imd Staub vermöge ilires Gewichts nach unten in einen Be- hälter, während die Luft durch die freie Mitte nach oben entweicht. Die Abdeckplatte mit dem Innern Cylinder D wird höher empor gesetzt, wenn nicht alle Luft nach oben entweicht, und nöthigenfalls ganz heraus- genommen, um die Luft zum Austritt nach oben zu veranlassen. Genügt auch dies nicht, so kann man einen Cylinder Z> von so grossem Durchmesser einsetzen, dass der Raum zwischen Aussen- und Innen cylinder nur noch die Weite des Zu- führkanals hat. Hierdurch sowie durch Veränderung der Geschwindigkeit des Ventilators wird die Abscheidung der Luft von den Spänen geregelt. 545. Kocher- Ausstattung (Armatur), Säurepumpen. Mitscherlich vermied nach Möglichkeit Durchbrechungen der Kocherwand. Er setzte desshalb den in Figg. 1554, 1555 und 1556 „ ,^^^ , ^, ^. ,^^^ 1 • • j. oI i. j: • AI Fig- 1554 «1— &i. Flg. 1555 x—ij. skizzu-ten Stutzen auf einen Ausiass am " o j höchsten Punkt des Kochers. Derselbe besteht aus zwei mit Flanschen versehenen gleichen Schalen a aus Rothguss, welche einen gegossenen Hohlkörper b aus Hart- blei dicht umschliessen. Flansche A wird auf die Kocherflansche geschraubt, die Flanschen^B, C,i>,^undi^ tragen Ventile, die zum Einlassen des Dampfes zum Dämpfen des Holzes vor dem Kochen, zum Ab- führen des Abgases und der überschüssigen Lauge während und nach Beendigung des Kochens, und als Sicherheitsventile dienen. Diese Stutzen bewähren sich, wie S. Ferenczi in Nrn. 10 und 17 der Papier-Zeitung 1895 mittheilte, eine Zeit lang ganz gut; nach längerem Gebrauch jedoch wird das Blei an einigen Stellen, besonders längs der Flanschen h und i in Fig. 1555, in die Fugen des Rothgusskörpers hineingedrückt und wird dort ganz dünn. Endlich zerreisst es unter dem im Kocher herrschenden Druck, schweflige Säure dringt zwischen die Dichtungen der Rothgussschalen und zer- frisst diese sowie die Flanschenschrauben. Dann muss aber der Bleikörper erneut und an die Fabrik gesandt werden. Aus diesem Grunde hat man diese Art Stutzen schon vielfach verworfen. Fig. 1554 «1— &i. 00 Fiff. 1556. 1566 Ersatzstoffe für Hadern. — Sultitzellstoff. Aehnliehe, ;iber einfachere Stutzen, bei denen die Bleieinlage aus Bleirölu-en und zum Theil aus Bleiblech gelöthet war, und die leicht in der Fabrik selbst aus- gewechselt werden konnten, haben Ritter-Kellner eingeführt; bei diesen Stutzen be- standen die das Blei umhüllenden verflanschten Schalenhälften aus Gusseisen. Sie hielten jedoch noch kürzere Zeit als che vorstehend beschriebenen, da infolge der grössern Hohlräume zwischen Eisen und Blei das Dünn- und später Unganzwerden des Bleies noch rascher stattfand; dann entstanden aber in unglaublich kurzer Zeit grosse Löcher in den Guss- eisenschalen, sodass diese zum alten Eisen geworfen werden mussten. Heute werden überwiegend Stutzen aus unverbleiter Phosphorbronze verwendet, die sich am besten von allen als säurefest angepriesenen Legirungen bewährt. Auch diese werden von der Säure je nach der Güte des Gusses in längerer oder kürzerer Zeit angegriffen. Damit jedoch der Schaden nicht so gross sei, wenn ein Stutzen zerfi'essen wird, baut man sie so einfach wie möglich, etwa nach Art des in Figg. 1557 und 1558 dargestellten Dreiwegstutzens ABC, von dem man nöthigeufalls — wenn mehr als zwei Ventile an einer Kocheröffnung angebracht werden sollen — mehrere aneinandersetzt. Man verwende möglichst gleiche Ventile und Stutzen, damit die Ersatztheile überallhin passen. Bei Verwendung von Bronze-Stutzen ist es zweckmässig, die am Kocher a (Fig. 1559) befindlichen Flanschen h c aus Bronze herzustellen, da die sonst üblichen Bleiflansclien durch die viel härtere Bronze bald flach gedrückt werden und dann durch die in c skizzirte Ausbauschung des Bleies oft den wirksamen Querschnitt beeinträchtigen. Solche Bronzeflansehen b c kann man jedoch nur bei ausgemauerten Kochern, wie in Fig. 1560 skizzirt, zweckmässig verwenden, da sie sich mit der Verbleiung nicht dauerhaft verbinden, wohl aber in das Mauerwerk d einfügen lassen. Eine haltbare Bleiflanschen -Dichtiuig 7" a ~. h 1/ m Fig. 1560. an einem verbleiten und vielleicht auch ausgemauerten Kocher ist in Fig. 1561 skizzirt. In die an den Mannlochhals h genietete gusseiserne Kocherflansche / ist eine Nuth n gedreht, in die man aus Hartblei bester Zusammen- setzung, nämlich aus 96 Theilen reinen Bleies und 4 Theilen Antimon, einen hinreichend grossen Ring giesst, um den mit r bezeichneten Ring herauszudrehen, dessen Vorsprung r genau in die Dieser Hartbleiring wird nun bei a an die Verbleiung b gelöthet, die Ausmauerung m schliesst. Der Vorsprung r verhindert nun, dass sich die Hartbleiflansche verzieht, und sichert derselben lange Dauer im Gebrauch. Auf Seiten 1524 bis 1527 sind verbleite Ventile mid andere Ausrüstungs- theile der Kocher beschrieben. Ebenso wie diese sollten Ventile aus Phosphor- bronze möglichst einfach sein, damit sich in den Ecken und Winkeln keine Holz- und Stofftheile absetzen und Verstopfungen veranlassen können. Kegel und Sitze müssen sich behufs Abdrehens leicht herausnehmen lassen, da jedes dazu verwendete Fig. 1561. Nuth n passt. an welche sich Kocher- Ausstattung (Armatur), Säurepumpen. 1567 Fiff. Iü64. Metall von der Säure nach einiger Zeit angefressen wird. Bleikegel und Bleisitze werden durch dazwischen gelangende Stofftheile gequetscht und müssen desshalb sehr oft ausgewechselt werden. Besser halten Kegel und Sitze aus Phosphorbronze. Aluminiumbronze und Silber haben sich wenig bewährt, Ferenczi giebt das in Figg. 1562 und 1563 skizzirte Ventil als Beispiel einfacher und desshalb zweckmässiger Bauart. Es besteht aus zwei halbkugel- förmigen, mit Flanschen - Ansatz und Flansche versehenen Schalen a und h aus Phosphorbronze, von denen a eine mit Stopfbüchse gedichtete Oeffnung für die Ventilspindel s besitzt. An dieser ist der Kegel h mit Stift beweglich befestigt. Den Sitz bildet 'eine zwischen beide Flanschen der Halbkugelschalen eingeschraubte Platte r, ebenfalls aus Phosphorbronze, die an beiden Seiten mittels dünner Kautschukplatten ge- pj^ j^g2 Fiff 1563 dichtet ist. Ausser grosser Einfachheit und leichter Auswechselbarkeit der Theile bietet diese Bauart den Vortheil, dass bei symmetrischer Anordnung der Schraubenlöcher der Flanschen f das Ventil für geraden und winkelrechten Durchgang benutzt werden kann, je nachdem der Theil h wie in Fig. 1562 oder 1563 an a befestigt ist. Die ursprünglichen Ritter -Kellner -Kocher waren mit einem obern in Figg. 1564 und 1565 skizzirten Siebe ver- sehen, welches, aus mehreren frei liegenden Platten S'^, S- bis S^ bestehend, auf einem in ungefähr V* Höhe des Kochers h angenieteten Ring r ruhte. In der Mitte befand sich ein leicht abhebbarer Deckel 8'', welcher behufs EinfüUens des Holzes entfernt wurde. Die Siebplatten bestanden aus durch Eisenreife versteiften Bleitäfeln, verursachten aber viele Ausbesserungen, da das Eisen der Versteifung durch Haar- [^^ risse der Bleiverkleidung hindurch rasch zerstört wurde. Der -pj^ .^g- zwischen den Fugen und am Rand sich anhäufende Schmutz und Gips verunreinigte den Stoff und liess sich schwer entfernen. Man plagte sich mit den Sieben, solange man glaubte, einen sogenannten Dampfraum im Kocher nicht entbehren zu können, erkannte aber bald durch Versuche (s. Seite 1564), dass ein Dampfraum ganz überflüssig ist, und man guten Stoff erhalten kann, wenn auch der Kocher mit Holz bis obenhin gefüllt wird. Diese Erfahrung brachte den Fabrikanten den Vortheil einer um ein Viertel besseren Ausnutzung ihrer Kocher, den lästigen Siebböden aber das Todesurtheil. Bei Kochern alter Bauart lag das Ga sabblas ventil häufig so, dass sein Zugang rings von Holzstücken umgeben war. Um diese zmiickzuhalten, löthete man dureh- lochtes Bleiblech vor die Kocheröffnung; diese kleinen Bleisiebe erfüllten aber ihre Aufgabe nicht, da sie sich leicht verbogen und platt an die Kocherwand gedrückt wurden. Hierzu kam noch die Verstopfung einz;elner Löcher durch Stoff und Monosulfit, sodass der wirksame Querschnitt der Sieblöcher oft wesentlich kleiner 1568 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Fio-. 1567. Fig. 1566. wurde als der Ventildurchgang. Die Folge war, dass das Abblasen des Ueber- drucks, insbesondere nach beendeter Kochung, zu lange dauerte und nicht nur Zeit verloren wurde, sondern auch der Stoff braun gekocht, d. h. verbrannt ausfiel. Diesem Uebelstande beugt die in Fig. 1566 skizzirte Anordnung vor. Zwischen die Kocherwand und das an dieser sitzende Gasabblasventil wird die Flansche / eines gebogenen Kupfer- oder Bronze- rohres r geschraubt; das andere, abge- schnittene Ende des Rohres r geht frei durch die kreisförmige Oeffnung des Bronzesiebes S, welches nach beendeter Füllung des Kochers zwischen der Flansche des obern Mannloches und dem Mannlochdeckel festgeschraubt wird. Das Sieb S ist mit so vielen Löchern von 3 bis 5 mm Durchmesser versehen, dass der Gesammtquerschnitt dieser Löcher grösser ist als der des Rohres r; infolge der Lage mid der konvexen Form des Siebes S verstopfen sich diese Löcher nicht leicht und lassen sich auch leicht reinigen. Diese Anordnung, so zweckmässig sie auch sonst ist, hat den Nachtheil, dass auf beide Seiten der Flansche des Bronzesiebes je eine Dichtung kommen muss; auch wird die Verbleiung der Kocherflansche durch die harte Flansche des Bronzesiebes rasch verdrückt und muss oft erneuert werden. Aus diesen Gründen ist bei solchen Kochern, deren Gasabblasventil am Halse des obern Mannloches sitzt, was jetzt (1895) als Regel gelten kann, die aus Fig. 1567 ersichtliche Bauart vorzuziehen, wo anstelle eines konvexen Siebes ein an einem Ende geschlossenes Bronzerohr 8 tritt, welches auf das in den Kocherraum etwas hineinragende Ende eines Kupferrolires r aufgeschoben wird, während das geschlossene Ende an dem obern Theil des Mannlochhalses frei aufruht. Dadurch, dass die Länge des Bronzerohres gleich dem ^' grössten Diagonaldurchmesser des Mannlochs ist, wird es in dieser Lage festgehalten und kann sich nicht bewegen, sodass die Kocherauskleidung nicht beschädigt werden kami. Das Rohr S ist mit Löchern von erwähnter Anzahl und Grösse versehen. Der Ausblaseschieber soll so gebaut sein, dass mau ihn durch einen Ruck sofort ganz öffnen kann, was am zweckmässigsten durch Hebelmechanismus geschieht. Bei langsamem Oeffnen, wie z. B. mittels Handrades, bahnt sich die Lauge durch den Stoff hindurch einen Kanal, der Stoff bleibt dann im Kocher, und die Lauge allein wird in die Ausblasebottiche geblasen. Wii'd jedoch dem Gemisch von Stoff und Lauge, das sich in starker Wallung befinden soll, eine grosse Oeffnung plötzlich dargeboten, so geht das Gemisch, ohne sich zu scheiden, hindurch. Da der Druck in indirekt geheizten Kochern dm'ch Entwicklung von Schwefligsäure-Gas weit über den im Dampfkessel herrschenden Druck steigen kann, so müssen dieselben mit Sicherheitsventilen versehen werden, die überdies in vielen Staaten für alle Kocher vorgeschrieben sind. Jedes Sicherheitsventil sollte möglichst einfach und säurefest sein, da es bis zum Ende einer Kochung grossen Laugenverlust und Gestank verursachen kann, wenn man erst während des Kochens Kochei--Ausstattung (Anaatur), Säuvepunapeu. 1569 Fio". 1569. bemerkt, dass es von Säure angegriffen ist. Ferenczi empfiehlt das in Fig. 1568 skizzirte einfache und bewährte Sicherheitsventil S. Dasselbe wird an einem Rohre angebracht, welches direkt oder durch ein Verbindungsstück V, das z. B. auch ein Gasabblasventil 0 (vergleiche Fig. 1562) tragen kann, mit dem Kocher- innern K in Verbindung steht. Dieses Rohr B aus Phosphorbronze hat zwei ungleiche Schenkel, auf deren kürzerem S angeschraubt wird. Bevor man den Kegel des Sicherheitsventiles S aufsetzt, giesst man in den kürzern Schenkel soviel einer Flüssigkeit von hohem Siede- punkte, welche sich mit Wasser nicht mischt (z. B. schweres Steinkohlen- I heeröl mit Siedepunkt über 200 °C.), I s es überfliesst. Setzt man dann den gut eingeschliffenen Kegel auf und belastet denselben, so bleibt er lange Zeit durch das Oel gegen die Säure geschützt. Bei der Ausstattung der Zellstoff- kocher muss man stets darauf Rück- ®' sieht nehmen, dass keine Holz- und Stofftheile in die Ventile und durch diese in die Leitungen gelangen, was durch zweckmässig angebrachte Siebe verhindert wird. Als Beispiele von Sicherheitsventilen aus Gusseisen mit Blei- Auskleidung sind in Figg. 1569 und 1570 zwei Bauarten von A. L. G. Dehne in Halle a. S. dargestellt. Die zum Fördern von Sulfitlauge oder zum Durchsaugen von Schwefligsäure-Gas dienenden Pumpen müssen so gebaut sein, dass die Lauge oder das Gas nirgends mit Eisen oder andern angreifbaren Stoffen in Berührung kommt. In Fig. 1571 ist eine Sänrepumpe von A. L. G. Dehne in Halle a. S. in Längsschnitt dargestellt, die bis 20 m Höhe fördern und 2 Atmosph. Druck aushalten soll. Die mit Säure in Berührung kommenden Theile sind mit Blei ausgefüttert, welches sich leicht erneuen lässt. Stopfbüchsen sind wegen der Schwierigkeit guter Verpackung gänzlich vermieden. Der Kolben ist durch eine Gummi -Manschette abgedichtet und Flüssigkeit, welche infolge einer Undichtigkeit über den Kolben treten sollte, läuft durch das aus der Zeichnung ersichtliche seitliche Röhrchen ab. 189 Fio-. 1571. 1570 Ersatzstoife für Hadern. — Sulfitzellstoff. P. Suckow & Co. in Breslau bauen Säure-Pumpen nach dem Patent des Inhabers der Firma, Robert Meyer, wie die auf Seiten 1524/5 beschriebenen Ventile und die auf Seite 1565 dargestellten Verbindungsstücke so, dass nur das innere Gehäuse aus Hartblei besteht. Dasselbe ist für sich allein gegossen, auf Dichtigkeit geprüft und durch einen zusammenschraubbaren Panzer aus Roth- guss oder Gusseisen geschützt, wie in Fig. 1572 im Längsschnitt dargestellt. Der Plungerkolben Ä besteht aus Porzellan, Hartglas oder nahezu säurefester Metall- mischung und erhält genaue Führung in der Grundbüchse a, der Stopfbüchse a^ und dem Kreuzkopf i. Letzterer wird selbst von den mit Weissmetall ausgegossenen Gleit- Fig. 1572. Fiff. 1573. Fiflf. 1574. backen c an den Säulen d geführt, die oben von einem Ring f gehalten sind. Der Antrieb erfolgt mit Kurbel oder Exzenter. In den Saug- und Druckventilen g liegen Kugeln aus dem für die Pumpen benutzten Rohstoff auf Sitzen Je aus säurebeständigem Metall, welche sich leicht auswechseln lassen uild die Blei- auskleidung gegen Abnutzung durch das Niederfallen der Kugel schützen. Die Sitze Je werden von Körben h niedergehalten, die gleichzeitig den Kugeln zur Führung dienen. Die Packung der Stopfbüchse i besteht, wie die besondere Darstellung einer Stopf- büchse Fig. 1573 zeigt, aus Lagen getheilter roh gegossener Hohl- ringe aus Hartblei, die aufeinander gereiht sind. Beim Anziehen der Stopfbüchse werden die Aussen- und Innenränder der Hohlringe gegen die Wand der Stopfbüchse und gegen den Kolben gepresst und bewirken dichten Abschluss. Die Dichtung lässt sich nachstellen, bis die Hohlringe flach gedrückt sind. Wenn man den Kreuzkopf u.s.w. nicht abnehmen will, um die Dichtungsringe einzulegen, so muss man getheilte Dichtungsringe anwenden. Zwischen die Hohlringhälften wird dann eine dünne Asbestscheibe gelegt, die, wie in Fig. 1574 skizzirt, einseitig schräg aufgeschnitten ist. Durch die schrägen Flächen wii'd ebenso vollkommene Abdichtung erzielt, wie durch einen ungetheilten Asbest-Ring. Bei ungetheilten Metall-Ringen empfiehlt es sich ebenfalls, eine dünne etwa 1 mm starke Asbest- scheibe zwischen je 2 Ringhälften zu legen. Kocher-Ausstattung (Aiuiatui'), Säurepiimpen. 1571 In den letzten Jahren (1890 bis 95) sind zum Fördern von Siüfitlaugen vorzugsweise Zentrifugalpumpen benutzt worden, weil sie billiger und leistungsfähiger sind, weniger Platz einnehmen und weniger Betriebsstörungen erleiden als Kolben- pumpen. Die Maschinenfabrik von Brodnitz & Seydel, Berlin N., Weddingplatz, welche den Bau von Zentrifugalpumpen als Sonder-Erzeugniss pflegt, baute Sulfit- lauge-Pumpen anfangs ganz aus Bronze, die jedoch von der Säure angegriffen und dadurch sehr kostspielig wurden. Seit einigen Jahren ist es der Firma jedoch gelungen, dieselben aus Hartblei herzustellen imd damit völlig befriedigende Er- gebnisse zu erzielen. In Fig. 1575 ist eine perspektivische äussere Ansicht und in Fig. 1576 ein Durchschnitt derselben gegeben. In dem ganz aus Hartblei (Blei mit Zusatz von Antimon) ge- gossenen Pumpenkörper a dreht sich das von einer Bronze -Welle d getragene Schleuderrad h. Die Sulfitlauge fliesst in die Hohl- räume f zu beiden Seiten des Schleuderrades und dringt von beiden durchbrochenen Seiten in das Rad h, wird hier gezwungen, dessen Bewegung mitzumachen und dadurch in der Richtung der spiralförmigen Schaufeln an die Peripherie geschleudert. Dort gelangt die Lauge in den Hohlraum g, welcher sich immer mehr erweitert, um die gesammte Flüssig- keit aufnehmen zu können, und in dem senkrechten, aus Fig. 1575 erkennbaren Rohrstutzen endet. An diesen Stutzen schliesst sich die Rohrleitung. Die Seitenbacken des Schleuderrades b müssen sich dicht an die umgebenden Theile des Gehäuses a schliessen, damit die in den Aufnahme-Kanal g gelangte Lauge nicht durch den Zwischenraum in die Eintrittskammer f zurück- fliessen kann. Da es aber schwer ist, grosse Flächen dicht aufeinander zu jDassen, so berühren sich Gehäuse und Schleuderrad nur auf den äussern Grenzen der Berührungs- Fiff. 1575. flächen, zwischen denen ringsum Hohlräume h aus. gespart sind. Diese Hohlräume unterstützen die Dichtung dadurch, dass etwa hineingelangte Flüssigkeit die Bewegung des Schleuderrades b annimmt und in den Abzugskanal g befördert wird. Durch Abnehmen des Deckels Je gewinnt man einen Einblick in das Rad. Um ins Innere zu gelangen und die Pumpe auseinander zu nehmen, muss man die aus Fig. 1575 ersichtlichen Befestigungsschrauben der eisernen Anpress- Balken l lösen. Fiff. 1576. 189* 1^572 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoft'. Die Welle d aus zinkfreier Bronze läuft in einer Stopfbüchse aus Bronze, deren Schutz gegen Eintritt von Säure durch eine Fettpresse bewirkt wird. Nach- dem konsistentes Fett behufs jedesmaliger Schmierung durch den aus Fig. 1576 erkennbaren Hahn eingegeben ist, muss dieser jedesmal wieder geschlossen werden. Die in die Pumpe gedrungene Säure kommt nur mit Hartblei in Berührung. Die Umdrehungs-Geschwindigkeit wird nach der Förderhöhe und der Länge der Rohr- leitung bestimmt und bewegt sich zwischen 400 und 1200 Umdrehungen in der Minute. Der Erfolg hängt sehr wesentlich von richtiger Bemessung des Steig- rohrs ab, welches weder zu weit, noch zu eng sein darf, wenn die Pumpe richtig arbeiten soll. 546. Blei und Bleilöthen. Die vorhergehenden Abschnitte zeigen, dass die Röhren und Gefässe, welche zur Aufnahme von Schwefligsäure oder Sulfitlauge dienen, meist aus Blei bestehen oder damit ausgekleidet sind, weil es deren Ein- wirkung am besten widersteht. Auch Blei erliegt im Laufe der Jahre den Angriffen von schwefliger und Schwefelsäure, hält aber so gut aus, dass es für praktischen Gebrauch als säurefest gelten kann, wenn die richtige Sorte gewählt wird. »Chemisches Blei«, welches man durch Ausschmelzen alter Schwefelsäure- Kammern erhält, soll zur Sulfitstoff-Fabrikation sehr dienlich sein. Platten aus »Chemischem Blei« sollen sich widerstandsfähiger als solche erwiesen haben, die aus Legirungen von Blei mit andern Metallen gewalzt wm-den. Diesen Ansichten von Praktikern steht das Ergebniss der von Ernst Schmid unter Prof. Dr. G. Lunge's Leitung in Zürich ausgeführten Versuche entgegen. In den Nachträgen zum 1. Band von Lunge's Handbuch der Soda-Industrie 1893 zieht Lunge aus den Versuchen folgende Schlüsse: Für Schwefelsäurekammern, Thürme, Resorvoire, Rohrleitungen und alle andern Fälle, in denen die Temperatur nur bis zu massiger Höhe, jedenfalls nie auf 200" C. steigen kann, ist das reinste Weichblei allen übrigen ßleisorten unbedingt vorzuziehen; es wird von warmer, verdünnter oder konzentrirter, reiner oder nitroser Säure am wenigsten angegriffen. Ein irgend höherer Gehalt an Antimon schädigt in fast allen Fällen, Kupfer nutzt wenigstens garnichts; ausgenommen sind natürlich die Fälle, wo man dem Blei grössere Härte geben will. Ein Zusatz von etwa 0,2 pCt. Antimon kann desshalb bei Apparaten, die nur mit kalter Säure in Berülirung kommen, nützlich sein; bei warmer Säure ist selbst dieser Zusatz lieber zu vermeiden. Um dem Blei grössere Härte zu verleihen, mischt man demselben die durch Erfahrung ermittelte Menge Antimon bei, muss aber dafür sorgen, dass dasselbe gleichmässig durch das gesammte Blei vertheilt wird, da dieses bei ungleichmässiger Einmischung schlechter ausfällt als wenn kein Antimon darin wäre. Das Aus- walzen erfordert dieselbe Aufmerksamkeit wie das Mischen des Bleis. Sulfitstoff-Fabriken, die weit ab von den Bezugsquellen liegen und grossen Verbrauch an Bleiplatten haben, können erhebliche Ersparniss erzielen, wenn sie aus ihren alten Platten neue giessen, wie es thatsächlich von einigen geschieht. Früher löthete man Bleitafeln mit gewöhnlichem, aus Blei und Zinn bestehendem SchnelUoth zusammen, welches aber von Säure rasch zerfressen wird, da sich ein galvanischer Strom bildet. Ausserdem springen solche Löthstellen leicht, da sie spröder als Blei sind. In den Sulfitfabriken wird desshalb nur die neuere Ijöthung mit Blei angewandt, für die man die Hitze einer mit Wasserstoff und Luft erzeugten Stichflamme braucht. Lunge beschreibt in seiner Soda-Industrie die in Figg. 1577 und 1578 dargestellte Einrichtung zur Erzeugung dieser Löth- Blei und Bleilöthen. 1573 ■ ITIfllllQl flamme. Der Wasserstoff-Erzeuger besteht aus Blei mit oder ohne Holzverkleidung, und in dessen unterm Theil A liegt auf dem bleiernen Rost K L Zink in Körnern oder Blechschnitzeln. Der obere Theil B ist mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt, die durch Eohr 0 unbehindert nach unten fliessen kann, wo sie in Berührung mit dem Zink Wasser- stoffgas entwickelt. Wenn man den Hahn f öffnet, strömt dieses Gas, nachdem es vorher durch Wasser gegangen und gewaschen ist, durch einen an die Oeffnung G schliessenden Schlauch dorthin, wo es gebraucht wird. Wird der Hahn f geschlossen, so drückt das in A befindliche Wasserstoffgas die Säure nach unten und durch Rohr G in den obern Behälter B, entfernt dieselbe also von dem Zink, und die Gasentwickelung hört auf. Letztere dauert „ „. „ also nur solange wie Gas entnommen wird. Die ^^■" ^ ' lg- ' ■ Oeffnungen D F E dienen zum Einbringen von Säure und Zink und zum Ablassen von Zinkvitriol. Der Windbläser Fig. 1578 ist ein tragbarer cylindrischer Schmiede-Blase- balg, dessen Hebel o a e von einem Knaben mit dem Fuss in Bewegung gesetzt werden kann. Die Luft wird aus dem untern Theil C durch Ventil D in den Wind- kasten B gepresst und gelangt durch Oeffnung f nebst davon ausgehendem Gummi- schlauch in das Löthrohr. Die beiden Schenkel dieses in Fig. 1579 dargestellten Löthrohrs sind mit Hähnen versehen, und der Löther kann durch Zuführung von mehr Wasserstoff oder Luft eine behebig lange oder breite Flamme hervorbringen, die jedoch keinesfalls oxydiren darf. Um das Mundstück des Löthrohrs sehr beweglich zu machen, verbindet man es häufig durch Gumrairohr mit dem schenkeiförmigen Stück. Da sich die Gase erst kurz vor dem Ausströmen vereinigen, so kann die Flamme nicht zurückschlagen. Statt der dargestellten, in ein Loch von 1 mm Weite auslaufenden, etwa 10 cm langen Löthspitze, die am dicken Ende 5 bis 8 mm weit ist, hat man für den Fall stärkern Windes solche mit darüber angebrachtem Messingschildchen, um die Flamme ruhig zu erhalten. Die auf solche Art erzeugte Wasserstoff-Flamme ist sehr spitz, aber so heiss, dass sie das Blei an der getroffenen Stelle in geringem Umfang, aber augenblicklich bis auf gewisse Tiefe schmilzt. Der Bleilöther entzündet die ausströmenden Gase mit einem Streichhölzchen und erhält durch richtige Stellung erwähnter Hähne eine sehr kräftige, schwach leuchtende, lange Stichflamme, welcher er eine Hand widmet. In der andern hat er einen Bleistab von etwa 30 cm Länge, ungefähr 15 mm Breite und 5 mm Dicke, der aus Bleiabfällen gegossen ist. Solche Stäbe hat er stets vorräthig und schützt dieselben durch sorgfältiges Einwickeln in Papier oder andere geeignete Packstoffe möglichst vor Oxydation. Auch bei der nachherigen Verwendung greift der Bleilöther die Bleistäbe mit der feuchten Hand nicht direkt an, sondern entfernt deren Umhüllung nur soweit, als es jeweils durchaus nöthig erscheint. Fig. 1579. 1574 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfltzellstoff. Fig. 1.580. Wer keinen der verschiedenen, nach beschriebenem Vorbild gebauten Wasserstoff-Erzeuger anschaffen will, kann einen solchen leicht herstellen, wenn er, wie in Fig. 1580 skizzirt, zwei Cylinder aus kräftigem Bleiblech durch einen Gummischlauch c verbindet. Auf dem falschen Boden des untern Cylinders a liegen Zinkkörner, der obere h ist mit verdünnter Schwefelsäure oder besser mit Salzsäure gefüllt, damit der Gummischlauch nicht zerstört wird. Hat man durch Oeffnen des Hahnes c Säure zum Zink gelassen und Wasserstoff entwickelt und schliesst das Gasabzugs- rohr d am Kopf des untern Cylinders, so presst das Gas die Säure wieder in den obern Cylinder a, und die Entwickelung hört auf. Statt der Cylinder a h kann man auch Petroleum-Fässer verwenden. Zum Reinigen des Wasserstoffgases kann man eine Wulf'sche Flasche verwenden, wie man sie in jedem chemischen Laboratorium hat; man füllt dieselbe mit Wasser oder mit verdünnter Kupfervitriol-Lösung und erhält dann reinere Flamme. Will der Bleilöther beispielsweise 2 Bleirohre zusammenlöthen, so schneidet er die zusammenzufügenden Rohr-Enden gerade ab und biegt die Rohre a und h zur bequemeren Ausführung der Arbeit, wenn dieselben nicht schon ohnehin so liegen, in senkrechter Lage übereinander, wie in Fig. 1581 dargestellt. Das untere Rohr-Ende l Avird mit einem »Dorn« c aus Hartholz oder Metall etwas aufgetrieben und innen mit einem Schaber von Oxyd gut gereinigt. Das obere Rohr -Ende a wird konisch zugespitzt und in das erweiterte untere gesteckt. Mit der Wasserstoffgasflamme f schmilzt der Arbeiter dann von seinen Bleistäben d die erforderliche Menge Blei in den durch die Auftreibung des untern Rohres und die konische w-||||| Zuspitzung des obern entstandenen Trichter. Auf ähnliche Weise werden Bleitafeln zusammengelöthet, nachdem die Löthstellen mit einem Schaber gut von Oxyd gereinigt worden sind. Dicke Bleiplatten stösst man stumpf aneinander, wie a, dünnere legt man einige Centimeter über- einander, wie h in Fig. 1582. Das Zusammenlöthen starker Bleiplatten gelingt nur dann vollkommen, weim dieselben in der Nähe der Löthstelle auf 80 — 100" C. vorgewärmt werden. Die Vorwärmung kann bei eisernen Kochern von aussen durch Gasflammen oder Holzkohlengluth bewirkt werden, bei hölzernen, gemauerten ^^^ oder auch eisernen Gelassen durch die Löth- flamme selbst, welche zu diesem Zweck breit und rauschend gemacht wird. Der Arbeiter berührt mit der Löth- rohrflamme die Stelle, wo die Kante einer Tafel auf der andern liegt, sodass die Oberfläche gerade schmilzt, ohne dass die untere Seite zum Schmelzen kommt. Den erwähnten Bleistreifen hält er so, dass die abschmelzenden Tropfen auf die eben geschmolzene Stelle der Tafeln fallen und sich mit dieser zu einem Wulst h vereinigen. Mit einer kleinen Be- Fiff. 1,581. Fiff. 1582. Blei und ßleilöthen. — Verwendung der abgeblasenen Kochgase. 1575 wegung des Handgelenks entfernt der Löther die Flamme einen Augenblick, und das nur eben zum Schmelzen gebrachte Blei erstarrt sofort; in einer Sekunde ist die Flamme schon wieder auf das Blei gerichtet, und ein neuer Tropfen fliesst theilweise noch mit über den ersten, sodass die Naht h schliesslich die in c dar- gestellte Form annimmt. Da die Wasserstoffgasflamme grosse Hitze entwickelt, so entstehen, wie oben erwähnt, leicht Löcher in den Tafeln, wenn die Flamme etwas zu lange auf die Bleiplatten (besonders dünne) wirkt. Der Bleilöther berührt daher mit der Flamme nur leicht die zu löthenden Stellen, trägt auf einmal nur wenig Blei auf und sucht durch streichende, stetig vorwärtsschreitende, leicht kreisende Bewegung mit der Flamme das aufgetragene Blei möglichst gleichmässig zu vertheilen. Die Arbeit bedarf vieler Uebung und ist sehr ermüdend für das Auge; die entwickelten Bleidämpfe sind nichts weniger als zuträglich für den Arbeiter uud verursachen häufig Leibschmerzen. Noch viel schwieriger als das Löthen waagrechter Fugen ist das von senk- rechten. Beim Löthen einer senkrechten Fuge kann man das Abfliessen des geschmolzenen Bleies nur dadurch hindern, dass man nur genau bis zum Schmelzen erhitzt, die Flamme sofort zurückzieht, bis die Naht erstarrt ist, und nur von unten nach oben löthet, sodass die Naht die Bleitröpfchen etwas aufhält. Nach Lunge kann ein geübter englischer Bleilöther bei Stückarbeit in einer Stunde 3 m senkrechte oder 7V2 m waagrechte Fuge löthen. '°" Bei bester Arbeit wird jedoch eine senkrechte Fuge nie so gut wie eine waagrechte, und es ist desshalb üblich, dass man die Näthe der Innern Ausbleiung von Kochern in waagrechter Lage löthet. Man legt desshalb senkrechte Kocher, wie Seiten 1547 bis 1549 gesagt, zu diesem Zwecke um, und dreht die waagrecht liegenden so um ihre Achse, dass die zu löthende Naht stets nach unten kommt. Das Löthen senkrechter Fugen gelingt viel leichter durch Benutzung von Löthstäben aus Hartblei, sollte aber verboten werden, weil Hartbleifugen nach kurzer Zeit rissig werden. Für kleinere Lötharbeiten kann man sich eines Löthkolbens von der in Fig. 1583 dargestellten Art und etwa 7 kg Gewicht bedienen. Noch vortheilhafter ßoUen die neu erfundenen mit elektrischem Strom heiss erhaltenen sein, bei deren Anwendung der Bleilöther ohne Gehilfen auskommen kann. Grössere Fabriken haben meistens Arbeit für einen oder mehrere Bleilöther, kleinere, welche einen solchen nicht dauernd beschäftigen können, finden manchmal Gelegenheit, von einer in der Nähe liegenden Fabrik chemischer Erzeugnisse bei Bedarf einen Bleilöther zur Aushilfe zu bekommen. Jede Sulfitstoff-Fabrik sollte jedoch dafür sorgen, dass ihr die zum Bleilöthen erforderlichen Kräfte und Werk- zeuge stets zur Verfügung stehen. 547. Verwendung der abgeblasenen Kochgase. Nach der Seiten 1428/4 abgedruckten Mitscherlich'schen Patentschrift soll die Schwefligsäure, welche nach vollendetem Kochen vor Entleerung des Kochers mit dem Dampf abgeblasen werden muss, in den Laugen-Thurm geleitet werden. Dort soll sie mit der frischen Schwefligsäure doppeltschwefligsauern Kalk bilden. Das mit hochgespanntem Dampf gemischte Abgas ist jedoch sehr heiss und würde im Thurm die Mühen vereiteln, welche zur Abkühlung der frischen 1576 Ersatzstoffe für Hadern. — Sultitzellstoff. Schwefligsäure in Kühlrohren mid zur Beschaffung möglichst kalten Thurin-Wassers aufgewandt wurden. Die Gase müssen, wie Seite 1472 ausgeführt, mit niederer Temperatur in den Thurm kommen, damit das entgegenkommende Wasser möglichst viel davon aufnehmen und Lauge liefern kann, die reich an Schwefligsäure ist. Die Fabrikanten befolgten desshalb die Mitscherlich'sche Vorschrift nicht, sondern bauten in manchen Fällen ein besonderes kleines Thürmchen, in welches sie Abfall - Kalkstücken füllten und die aus den Kochern abgeblasenen Gase unten einleiteten. Da die Abgase nur zeitweise und nicht regelmässig zuströmen und auch sehr heiss sind, so können dieselben auf diese Art keine vollkommene Ausnutzung erfahren und erfordern überdies Bau und Unterhaltung eines wenn auch kleinen Thurmes mit allem Zubehör. Das Thürmchen ist um so mehr entbehrlich, da man die abgeblasene Schwefligsäure besser zur Bereicherung der gewöhnlichen Thurmlauge mit freier Säure als zur Herstellung neuer Mengen von doppeltschwefligsaurem Kalk verwendet. Die meisten Thurmlaugen bedürfen nämlich, um auf die gewünschte Zusammensetzung zu kommen, noch eines Zusatzes von freier Säure, den die Abgase liefern können. ^C __4L===-*===°°°77 s S ai -d 1 :^biö:^^^^^r£ 1 US ?!:irvcc ^ i^ 3:?Tte^w^?5S^<^ kj Fig. 1584. Um der Lauge die Schwefligsäure der Abgase zusetzen zu können, suchte man letztere möglichst abzukühlen und bediente sich in einigen Fabriken der in Fig. 1584 skizzirten Einrichtung. Die Abgase kommen durch eine Rohrleitung aus Hartblei in ein möglichst langes Bleirohr a, welches im Behälter I liegt und durch beständig frisch zulaufendes Wasser kalt erhalten wird. Hier verdichtet sich das Gas und gelangt als wässrige Schwefligsäure in den Vorbehälter II, worin sie den Bodensatz aufrührt. Da dieser sich wieder setzt, so gelangt die wässrige Säure ganz rein durch Rohr d in den Sammelbehälter III. Durch Hahn c fliesst kaltes Wasser in den Behälter / und der Ueberschuss von unten nach oben durch Rohr h ab, während dies umgekehrt richtiger wäre. Dr. Karl Kellner bedient sich der in Fig. 1585 skizzirten Einrichtung zum Kühlen und Verdichten der Abgase. Schwefligsäure und Dampf treten bei a in die Bleirohrschlange h, verdichten sich darin und fliessen bei c als wässrige schweflige Säure ab. Das Kühlwasser fliesst dui-ch Rohr d in den Innenraum f, steigt am Boden zwischen den Wänden und um die Kondensschlange auf und fliesst durch Ueberlaufrohr g ab. Die Herren Viggo Drewsen und Hartwig und Carl Bache- Wiig in Christiania erkannten, dass die Sulfitlauge eine höhere Temperatur ertragen kann, als man bisher angenommen hatte, ohne nennenswerthe Mengen Schwefligsäure zu verlieren. Sie vermeiden desshalb alle bisher erwähnten Umwege und leiten die Abgase unmittelbar in die zum Einfüllen in die Kocher bestimmte Sulfitlauge. Sie Verwendung der abgeblasenen Kochgase. 1577 reichern dadurcli nicht nur die Sulfitlauge mit Schwefligsäure an, sondern benutzen auch die Abgase zu deren Erwärmung und vermindern dadurch die zum Kochen erforderliche Zeit. In dem amerikanischen Patent Nr. 492 196 beschreiben sie das Fig. 1586. Verfahren und die in Figg. 1586/7 dar- gestellte Einrichtung folgendermaassen : Fig. 1585. In dem mit Blei ausgekleideten Bottich Ä ist die für die nächste Kochung bestimmte Lauge untergebracht. Der Bottich ist oben geschlossen und in der Mitte mit einem zur Einführung der Gase aus dem Kocher dienenden Rohr a versehen, welches beinahe bis zum Boden' reicht und unten seitlich siehartig durch- löchert ist. Ein zweites kurzes Rolir b dient zum Einführen der Lauge, während ein drittes kleineres Rohr d beim Einfüllen der Lauge die Luft entweichen lässt. Ausserdem ist der Bottich mit Flüssigkeitsstandzeigern g und Probirhähnen f zum Abziehen kleiner Flüssig- keitsmengen versehen. Unten ist ein Mannloch h und ein mit Ventil versehener Rohrstutzen i an- gebracht, durch welchen die Lauge nach dem Kocher geleitet wird. Die "Wände des Bottichs sind durch Balken'e gestützt, die durch Querbolzen e^ zusammen- gehalten werden. Die Gase treten unter Druck aus dem Kocher durch das Rohr a in den untern Theil des Bottichs und steigen durch die Lauge nach oben, wobei unter Erwärmung der Lauge die schweflige Säure durch die Lauge absorl^irt wird, deren Stärke dabei um etwa 1,5" B. zunimmt, sodass sie nunmehr 3,42 pGt. freie und 1,99 pCt. an Kalk gebundene, also im ganzen 5,41 pCt. schweflige Säure enthält, welche 27,5 kg Schwefel in einem Kubikmeter Lauge entspricht. Der Verbrauch an Scliwefel auf die Tonne Zellstoff soll dabei von 181 kg auf 157,4 kg und in- folge Vorwärmung der Kochlauge von 15 auf 60" C. der Kohlen -Verbrauch erheblich verringert werden. Fig. 1587. Bei der in Fig. 1584 skizzirten Ein- richtung kann man die Abgase, ohne die Kühlschlange zu benutzen, durch das eingezeichnete Verbindungsrohr unmittelbar in den Behälter 11 treten lassen, um die erwähnten Vortheile zu erzielen. 190 1578 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Die beiden Laugenbehälter der neuen Aschaffenburger Sulfitstoff- Anlage, von denen einer in Figg. 1494—6 auf Seite 1512 dargestellt ist, sind luftdicht geschlossen und auf halber Höhe durch ein 120 mm weites Bleirohr verbunden. Die Abgase werden durch ein 80 mm weites Rohr bis nahezu auf den Boden des Behälters geführt, welcher auch die Thurmlaugen aufnimmt, und treten dort durch viele Löcher der waagrechten Verlängerung aus. Die auf solche Weise angereicherte und erwärmte Lauge tritt durch das erwähnte Verbindungsrohr in den zweiten Behälter, aus dem sie nach Bedarf entnommen wird. Laugen, die mit Kalkmilch in Bottichen hergestellt sind, können in gleicher Weise durch Einleiten der Abgase mit Schwefligsäure angereichert und erwärmt werden. Da man jedoch Bottich-Laugen bei der ursprünglichen Herstellung leicht die erforderliche Säure geben kann, während dies bei Thurm -Laugen schwieriger ist, so bedürfen sie in vielen Fällen keiner Anreicherung. Die Laugen werden dann durch Einleiten der Abgase manchmal saurer als erwünscht ist und bewirken Unregelmässigkeiten beim Kochen, wenn sie nicht sorgfältig geprüft und auf die richtige Zusammensetzung gebracht sind. Dies kann sehr leicht dadurch geschehen, dass man der Lauge, welche durch die Abgase zu reich an freier Säure geworden ist, soviel Kalkmilch zufügt, als nöthig ist, um ihr die ursprüngliche Grädigkeit wiederzugeben. In einer deutschen Fabrik wurde durch häufige Untersuchung der Lauge während des Einleitens der Abgase gefunden, dass die Lauge nur bis zu einem gewissen Punkte durch das Einleiten der Abgase mit freier Säure bereichert wird. Im Anfang des Abblasens bringt der Dampf am meisten Schwefligsäure mit, wie man daraus erkennt, dass der Gehalt der Lauge, Avelche die Abgase aufnimmt, einen erheblichen Zuwachs an freier Säure zeigt. Dieser Zuwachs nimmt jedoch stetig ab, und es kommt ein Augenblick, wo der eingeleitete Dampf nicht nur keine Säure -Vermehrung, sondern sogar Säure -Verminderung verursacht, die bis zum Ende anwächst. Diese Erscheinung erklärt sich dadurch, dass während des Abblasens nach beendeter Kochung in dem Maasse, wie mit Schwefligsäure gesättigtes Gas fortgeht, der Gehalt der Kochflüssigkeit an freier Schwefligsäure abnimmt, und von der Kochflüssigkeit an den Gasraum immer weniger Schweflig- säure abgegeben wird. Infolgedessen tritt ein Zeitpunkt ein, wo das abströmende Gemisch aus Wasserdampf und Schwefligsäure von letzterer so wenig enthält, dass die fertige Lauge nicht mehr verstärkt, sondern verdünnt würde. Es empfiehlt sich desshalb, diesen Zeitpunkt zu ermitteln, vorher mit dem Einleiten der Abgase aufzuhören und diesen dann in einer Kondensschlange oder in andrer Weise den Rest der Schwefligsäure zu entziehen. Die gelbliche Färbung, welche die mit abgeblasenem Gas hergestellte Lauge annimmt, hat keinen Einfluss auf den damit gekochten Stoff. 548. Aufbereitung des Sulfitstoffs. In diesem Abschnitt sollen die Verfahren beschrieben werden, nach denen man den aus den Kochern kommenden Sulfitstoff behandelt, bis er in versandtfähige Form gebracht wird. Die mit Sulfit- lauge gekochten Holzstückchen zeigen beim Verlassen der Kocher, obwohl ihnen die Inkrusten grösstentheils entzogen sind, ihre ursprüngliche Form, die Fasern sind nicht getrennt oder vereinzelt, sondern in verschieden starken Bündeln ver- eint. Diese Bündel müssen in ihre Einzelfasern zerlegt werden, damit man etwa Aufbereitung des Sulfltstoffs. 1579 •!^AiMAU^J,J^J/JJ^^Xt< darin befindliche Aeste oder Asttheilchen und sonstige Verunreinigungen, sowie von Inkrusten und Lauge zurückgelassene Stoflfe ausscheiden und gründlich waschen kann. Wenn hierbei eine Zerkleinerung der Aeste oder andern unreinen Theile stattfände, so wäre es nachher nicht mehr möglich, diese kleinen, meist dunkel- gefärbten Theilchen aus dem Stoff zu scheiden, sie würden bei späterem Mahlen des Stoffs noch weiter zerkleinert und als zahllose dunkle Punkte oder Streifen im Papier erscheinen. Man muss daher die Aufbereitung so führen, dass möglichst nur die guten reinen Fasern zerlegt und vertheilt werden, die Aeste und andere Verunreinigungen aber unverändert bleiben, damit sie dui'ch ihre Grösse und Gewicht abgeschieden werden können. Bei der Aufbereitung in Holländern ergab sich, dass man Bronzeschienen anwenden musste, um Verunreinigung des Stoffes durch Eisenrost zu vermeiden. Aber auch mit solchen Schienen ist es schwierig, die Fasern zu trennen, ohne Aeste zu zerkleinern. Mitscherlich beschreibt in seinem amerikanischen Patent Nr. 284319 vom 12. Juli 1883 das in Figg. 1588 und 1589 dargestellte Stampf werk, welches die erwähnten Erfordernisse er- füllen sollte. Es besteht aus einer Reihe hölzerner Stampfen h, welche nacheinander mittels Daumen ä^ von dem sich drehen- den Cylinder ä^ gehoben werden. Die Stampfen gehen in geneigter Lage derart auf und nieder, dass der Stoff nicht mehrmals an der- selben Stelle getroffen wird und sich härtere Theile, wie Aeste, die sonst von den Stampfen zerkleinert würden, von den weicheren lösen. Fiff. 1588. Fio-. 1589. Die Stampfen berühren den Boden nicht, sind auch von den geneigten Seitenwänden des Troges I) etwas entfernt, drücken und reiben desshalb den Stoff nur, ohne die Knoten und Aeste zu zermalmen. Der gekochte Stoff wird am untern Ende des Trogs aufgegeben, das Wasser am obern, und die Stampfen fallen derart, dass sich die ganze Masse auf dem geneigten Boden nach aufwärts bewegt. Hiermit lässt sich ordentliches Waschen und Auslösen der Fasern erreichen, ohne dass letztere angegriffen werden. An- stelle des mit jedem Schlage ausgepressten Wassers wird rasch wieder frisches aufgesaugt. Die Stampfwerke führten die Arbeit, wie von Mitscherlich beschrieben, aus und wurden anfangs nicht nur in den nach seinem Verfahren arbeitenden, sondern auch in vielen anderen Fabriken benutzt. Sie erforderten jedoch wie ihre Vor- bilder, die Stampfwerke der alten Büttenpapiermühlen, viele Unterhaltungskosten und leisteten im Verhältniss zu dem beanspruchten Raum, zu Anlage- und Betriebs- kosten zu wenig. Sie wurden, wie die Stampfwerke der Papiermüller von den Holländern, beinahe überall durch Auf löse-Einrichtungen mit Drehbewegung verdrängt, 190* 1580 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfltzellstoff. Der von den Stampfern kommende Stoif wurde in den meisten Fabriken, mit viel Wasser gemischt, über lange Sandfänge geleitet, wo demselben Gelegenheit gegeben war, alle schwereren Theilchen abzusetzen, sodass nur reine Fasern in dem StofFstrom blieben. In den nun folgenden besondern oder zur Abpressmaschine gehörigen Knotenfängen wurden noch etwaige Verunreinigungen oder grobe Theilchen zurückgehalten. Die Maschinenfabrik H. Füllner in Warmbrunn in Schlesien hat zuerst für Kommerzienrath Behrend in Hammermühle bei Varzin nach dessen Angaben Fig. 1590. Fig. 1591. eine Einrichtung gebaut, die in Figg. 1590 und 1591 in Aufriss-Schnitt und Grundriss in 1:100 der wahren Grösse dargestellt ist. Der Stoff wird, nachdem er aus dem Kocher gekommen und etwas ab- gespritzt ist, in ziemlich dickem Zustand in den ausserhalb des Aufbereitungs- Saales stehenden offenen Trog Ä gegeben, worin zwei mit Stiften besetzte Wellen a in gleicher Richtung mit je 40 bis 80 Drehungen in der Minute umlaufen. Die in hölzernen Wellen sitzenden Stifte bestehen aus amerikanischem Hickory-Holz, welches sich zu diesem Zwecke bewährt hat. Zwischen diesen ineinandergreifenden Stiften werden die Faserbündel aufgelöst, d. h. so zerrieben, dass sie in Fasern Aufbereitung des Sulfitstoffs. 1581 zerfallen, aber doch nicht stark genug angefasst, dass die darin befindlichen Aeste und harten Stücke eine Zerkleinerung erfahren. Die Plungerpumpe B nimmt den Stoff aus dem Doppelrührer-Trog und liefert ihn durch Rohr h in den Stoffeinlauf eines geschlossenen kegelförmigen Behälters C, welcher nur mit einem Rührer von der ia A umlaufenden Art ver- sehen ist. In diesem wird die Zerfaserung beendet, und der beim Austritt mit viel Wasser vermengte Stoff läuft durch Trog d in den als Astfang dienenden Absatzkasten D. Hier kommt aus den Spritzrohren d^ ein Regen nieder, welcher etwa an den Aesten hängende Fasern ablöst und den Stoff so verdünnt, dass Fig. 1590. Fig. 1591. sich alle schwereren Theile, wie Aeste, leicht ablagern. Die vier über den Stoff herausragenden hölzernen Stöpsel d^ schliessen ebenso viele Waschöffnungen, die rasches Auswaschen ermöglichen. Bei spätem FüUner'schen Anlagen solcher Art zeigte sich, dass eine Rühr- einrichtung zum Aufschlagen des Stoffes genügt, und infolgedessen setzt Füllner seitdem den Doppelrührer A ins Innere des Aufbereitungssaales, lässt C weg, und pumpt den 1582 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Stoff aus Ä unmittelbar in den Astfang D. Er verwendet die offenen Doppelrührer A, weil man deren Ai-beit sehen, überwachen, nöthigenfalls helfend eingreifen kann und Verstopfungen vermeidet, die bei geschlossenen Gefässen wie C manchmal eintreten. Aus dem tiefern Theil Z> des Astfangs fliesst der Stoff auf den flachen Sandfang F, dann zu den Waschtrommeln H, deren innere Lager auf der Insel h angebracht sind. Der hier entwässerte Stoff vereinigt sich wieder in der Mitte, um durch Rohr k in zwei Gould'sche Knotenfänge K abzufliessen, deren Bauart auf Seiten 555 bis 558 beschrieben ist. Jede von zwei Querleisten begrenzte Abtheilung des Sandfangs F ist nach der seitlichen Einne f hin mit einer aushebbaren Wand versehen, welche hochgezogen wird, wenn man den Inhalt entfernen, also den Sandfang reinigen will. Um diese Eeinigung auszuführen, treibt man aus jeder Abtheilung von der andern Seite her mit einem Fig. 1592. E Fig. 1594. Spritzschlauch den Inhalt in die Rinne f, wo er durch im Boden angebrachte Löcher abfliesst. Die Gould'schen Knotenfänge werden von Füllner gebaut und angewendet, weil sie grosse Mengen Stoff verarbeiten und desshalb mit sehr fein geschitzten Platten versehen werden können. Manche Fabrikanten benutzen an deren Stelle andere Sortirer, Schüttelsiebe und dergl. Da alle Theile der Einrichtung offen liegen, so tritt nirgends Verstopfung ein, sie lassen sich leicht überwachen und beanspruchen wenig Kraft. Es scheint desshalb begreiflich, dass die beschriebene Anlage bei einem Kraftbedarf von 10 bis 15 Pferdestärken bis zu 10000 kg Stoff in 24 Stunden aufbereiten soll. Aufbereitung des Sulfitstoffs. 1583 Die Maschinenfabrik Aktien-Gesellschaft, vorm. Wagner & Co. in Cöthen hatte bis 1894 etwa 50 Sulfitstoff-Fabriken mit einer Aufbereitungs-Einrichtung versehen, die lange geheim gehalten wurde. Sie war so freundlich, dem Verfasser Zeichnungen und Beschreibung derselben zu liefern, wonach der in 1:150 der wahren Grösse in Fig. 1592 dargestellte Längsschnitt, der Querschnitt Fig. 1593 nach X-Y und der Grundriss Fig. 1594 ausgeführt sind. Der aus dem Kocher kommende Sulfitstoff wird von einer Förder-Ein- richtung A in den Speisetrichter a der Zerfaserungs-Trommel B abgeliefert. Ueber die obere angetriebene und untere mitgenommene Trommel von A läuft ein Hanf- gurt, an dem Becher aus kräftigem Kupferblech mit Metallschrauben befestigt sind, die den Stoff unten einnehmen und oben ausgiessen. Der Gurt kann durch Ver- stellen der untern Walze mit Schrauben gespannt erhalten werden. Die obere Walze macht 15 Umdi'ehungen in der Minute, und alle Wellen, sowie andere Eisen- Fig. 1592. Fig. 1593. theile, welche mit dem Gurt in Berührung kommen, sind ver- kupfert. Statt des Gurtes werden auch endlose Ketten aus Phosphor- bronce und Broncebecher benutzt. Die Zerfaserungseinrichtung ist in Fig. 1595 in Aufriss- Schnitt und in Fig. 1596 in Seitenansicht in 1 : 80 der wahren Grösse be- sonders dargestellt. Der bei h in die obere Trommel B gelangende Stoff wird hier von den schräg stehenden Rührarmen erfasst, um- hergeschleudert und allmälig zum Ausgang &^ befördert, fliesst hier durch einen Kanal &^ in die zweite Trommel B^ und erfährt nochmals dieselbe Behandlung wie in B. Beide Trommeln sind kegelförmig, nehmen den Stoff am engern Ende auf und liefern ihn am weitern ab. Durch ein Spritz- rohr h^ kann man den Stoff im Kanal h verdünnen und schieben. Nachdem der Stoff durch B^ gegangen ist, fliesst er durch Rinne &* in den Astfang D (Figg. 1592/4), wo er aus Spritzröhren d Verdünnung erfährt und grobe Splitter, Aeste, Sand und Gips grösstentheils absetzt. Die im Boden angebrachten Waschlöcher sind mit Holzstöpseln d verschlossen. Die Grösse des Astfangs muss nach der Vor- bereitung und Beschaffenheit des Holzes, aber stets reichlich genommen werden. 1584 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. Der Astfang D findet seine Fortsetzung in dem flachen Sandfang E, wo die Ab- lagerung von Aesten und anderen schweren Theilen durch Querleisten verschiedener Art erleichtert wird. In der 1892 eröffneten Zellstoff-Fabrik Feldmühle bei Cosel in Schlesien sind die Sandfang - Rinnen E mit Kröpfen von der in Fig. 1597 skizzirten Art versehen. Jeder Kropf besteht aus einem bis auf den Fussboden reichenden Schacht h, dessen oberer Theil durch eine Querwand so getheilt ist, dass aller Stoff in der Richtung des Pfeils durch den tiefsten Theil des Kropfes fli essen muss. Dort bleiben die schweren Theile, wie Aeste usw. liegen und können Fio-. 1595. Fig. 1596. -^ cv JJjÜi -h von da herausgenommen werden. An der Oberfläche bei a sammeln sich die harzigen Theile. Die an beiden Seiten von E befindlichen schmalen Kanäle dienen wie f in Fig. 1591 zum Auswaschen des Tisches E. Durch die vom Tisch E ausgehenden Rinnen e fliesst der Stoff in die obere Seitenrinne f, aus welcher er sich auf die Splitterfänge F vertheilt. Der Stoff, welcher fein genug ist, um durch deren Oberfläche ins Innere zu gelangen, fliesst an beiden Seiten der Cylinder F wieder aus und in die untere Rinne g (Fig. 1593), die ihn den Waschtrommeln O zuführt. Hier wird der Stoff vom grössern Theil seines Wassers befreit und fliesst verdickt in der Richtung des Pfeils weiter. Die Waschwasser fliessen aus gemauerten Seitenrinnen f^ g^ h in den tiefen Kanal H, welcher sich vor den Splitterfängen sowie zwischen Astfang E und Waschtrommeln G hinzieht und die Abwässer in der Richtung der Pfeile fortnimmt. Mit der beschriebenen Einrichtung soll man in 24 Stunden 12 000 kg Stoff aufbereiten können. Nach bisherigen Erfahrungen empfiehlt es sich, die Anlage nicht zu vergrössern, sondern deren mehrere anzuwenden, wenn mehr Stoff verarbeitet werden muss. Ein Splitterfang F ist in Figg. 1598 und 1599 in Aufriss-, Längs- imd Querschnitt in 1 : 50 der wahren Grösse dargestellt. Der Stoff strömt, wie der Pfeil in Fig. 1599 andeutet, von oben in den Kasten K und dringt, soweit er in Fasern zerlegt ist, durch die Schlitze der drei abnehmbaren Kupferplatten, aus denen die Cylinderfläche der Trommel F besteht. Der ins Innere der Trommel F gelangte feine Stoff fliesst durch die hohlen Zapfen l und hölzerne Rinnen p zu beiden Seiten ab. Die Schnelligkeit, mit welcher der Stoff in den Cylinder F dringt, hängt davon ab, wie viel höher der Stoff aussen im Kasten steht als im Fig. 1597. Aufbereitung des Suliitstoifs. 1585 Innern von F, und wird durch 6 Schaufeln m unterstützt, welche sich in der Eichtung des Pfeils (Fig. 1599) drehen, Ansammlungen am Boden verhindern und den Stoff heben. Der Kasten K besteht aus Holz oder aus Eisen mit dreimaligem Anstrich aus säurebeständiger bewährter Farbe. Das Spritzrohr s (in Fig. 1598 weggelassen) hält den Cylinder rein und verdünnt den Stoff. Der Boden des Kastens K fällt nach der Mitte zu und hat dort ein Ablassventil n, welches, unterstützt von Wasserstrahlen aus den Kupferröhren r, Ausspülung der Splitter ohne Betriebsstörung und erheblichen Stoffverlust ermöglicht. Die lose und feste Eiemscheiben B werden so auf die Welle gesetzt, dass die feste dem Cylinder F entgegen dem Einlauf des Stoffs 50 bis 55 Umdrehungen in der Minute giebt. Bei der Natron-Zellstoff-Fabrikation erzielte man, wie Seite 1392 be- schrieben, schon zu Anfang ihrer Einführung die Zertheilung der Faserbündel dadurch, dass der Inhalt der Kodier unter hohem Dampfdruck ausgeblasen und an einer festen Wand in geschlossenem Behälter zerschmettert wurde. Viele amerikanische Sulfitstoff-Fabrikanten wenden dieses Verfahren gleichfalls an, die meisten deutschen aber, welche es eingeführt hatten, gaben es wieder auf, weU man damit den Grad der Zerfaserung zu wenig regeln kann. Die Faserbündel Fig. 1598. Fia-. 1599. werden theils zu wenig, theils zu viel aufgeschlossen, d. h. die Aeste und anderen unreinen Theile werden manchmal auch zerkleinert. Ausserdem muss man, um den nöthigen Druck zu erhalten, einen Theil der im Kocher befindlichen gas- förmigen Schwefligsäure verloren geben, da man sie nicht zurückgewinnen kann. Die amerikanischen Fabrikanten suchen ihren Vortheil in erster Linie darin, dass sie mit wenig Anlagekapital und Ai'beitskräften möglichst viel Zellstoff herstellen. Sie kürzen desshalb die Kochzeit soweit wie zulässig und wollen besonders die Entleerung möglichst rasch ausführen. Hierzu ist das Ausblasen sehr dienlich, und nach einem neuern Verfahren wird der aus ihren senkrechten Kochern unten austretende Stoff beim Auslass-Stutzen mit Wasserstrahlen ver- mischt, sodass er schon hier eine erste Waschung erfährt, und die folgende Eeinigung erleichtert wird. Jedenfalls hat das Ausblasen den Vortheil, dass der Stoff, da er schon stark zerfasert ist, im Ausblasbottich rascher und mit weniger Wasser gründlicher gewaschen wird als im Kocher. Nach den Beobachtungen und Erfahrungen der Firma Wagner & Co. sind Schüttelsiebe zum Aussortiren der SpUtter nicht geeignet, weil diese sich bei der Schüttlung häufig senkrecht stellen und entweder durch die Schlitze gehen oder 191 1586 Ersatzstoffe fitr Hadern. — Sulfitzellstoff. Fio-. 1601. Fig-g. 1602. 1603. Figg. 1601a und b zeigen den- dieselben verstopfen. Geradlinige Schlitze sind nach deren Erfahrung für die Platten der Cylinder F ungeeignet, weil sie wolil Knoten zurückhalten, die bei gut aufbereitetem Zellstoif schon vorher entfernt sein sollten, aber die stets geraden Splitter durchschlüpfen lassen. Die Verstopfungen, welche durch Festsetzen von Splittern in den Sehlitzen hervorgerufen werden, erschweren den Betrieb und vermindern die Leistung. Die Platten der Cylinder F sind desshalb mit ring- segmentförmigen patentirten Schlitzen versehen. Zur Klarstellung der Wirkung dieser Schlitze sind in Fig. 1600 p,._^ „„„ zwei gerade und in Fig. 1601 zwei a h Ringsegment-Schlitze von 0,4 mm p, Schlitzweite in dreifacher Ver- grösserung skizzirt, wobei ange- nommen ist, dass Splitter von etwas weniger als 0,4 mm Dicke über die Schlitze gleiten. Bei geraden Schlitzen nach Art von Fig. 1600 a würde der Splitter sofort durch- gehen, bei Fig. 1600b sich in [J vielen Fällen drehen, bis er in die gleiche Lage kommt wie Fig. 1600a, und dann ebenfalls durchschlüpfen selben Splitter bei Eingsegment-Schlitzen. Sichelförmige Schlitze von der in Fig. 1602 skizzirten Art würden wenig Fasern durchlassen und sich bald A^erstopfen, während durch Ringsegmente nach Fig. 1603 genau soviel Stoff dringen soll wie durch gerade von gleicher Weite. Platten mit Ringsegment-Schlitzen fangen übrigens auch Knoten ab, wenn der Stoif die erforderliche stärkere Verdünnung erhält; dabei verstopfen sie sich fast nie, wenn sie in geeigneter Weise geschnitten und angeordnet sind, und sollen wenig Ausbesserung benöthigen. Fig. 1604 zeigt solche Schlitze in wahrer Grösse, für die meist eine Weite von 0,5 bis 0,6 mm genommen wird. Dieselben lassen in gleicher Zeit weniger StoflF dm'chgehen als gerade, soUen aber so gut sortiren, pj^. jgQ^ dass viele Fabrikanten nach langer Erprobung dieselben vorziehen und soviel mehr davon aufstellen, als die zu reinigende Stoffmenge erfordert. 549. Splitterfänge, Sortirer, Reiniger. Bei den meisten Aufbereitungs- Verfahren geht der Zellstoff schliesslich durch eine Einrichtung irgendwelcher Art, die nur gute Fasern durchlassen, aber Splitter, Knoten u. dergl. zurückhalten soU Die bei den Papiermaschinen zu ähnlichem Zweck dienenden Knotenfänge werden auch zu solcher Reinigung von Zellstoff benutzt. Der auf Seiten 566 bis 568 beschriebene Drehknotenfang von Chr. Wandel in Reutlingen, Württemberg, hat Splitterfänge, Sortii'er, Reiniger. 1587 infolge der bei seiner Verwendung für Sulfitstoff gemachten Erfahrungen so viele Abänderungen erfahren, dass der in solcher Weise entstandene, in Figg. 1605 und 1606 in Aufriss-Schnitt und Grundriss dargestellte »Cellulose-Eeiniger« als eine andere Maschine gelten kann. Ein Iviiotenfang-Cylinder A mit längsge- schlitzten Platten und durchgehender Welle ist in einem liölzemen Trog B waagrecht gelagert. Die Hälse desselben gehen an beiden Seiten durcli die Seitenwände des Troges imd sind an letzteren mittels der Stopfbüchsen FF abgedichtet. Der Cyliuder A wird nicht geschüttelt, wie der des Seite 566 beschriebenen Knotenfangs, sondern dreht sich in der dem Stoffzulauf entgegen- gesetzten Richtung 40 bis 50 mal in der Minute. Die rings um den Cylinder A angebrachten Längs- rippen reissen infolge der raschen Drehbewegung soviel Stoff mit, dass die Oberfläche beständig damit bedeckt ist, und halten auch die flüssige Masse derart in Bewegung, dass sich keine Fasern abscheiden. Letztere schwimmen vielmehr, soweit sie fein genug sind, dui'ch die Längs- schlitze des Cylinders von aussen nach innen, von da durch die Hälse G in die Rinnen Z) und E, von wo sie meist auf eia anschliessendes Ent- wässerungs-Sieb gelangen. Der Ausfluss des ins Innere gedrungenen Stoffs nach beiden Seiten wird durch scliräggestellte Schaufeln G unter- stützt. Die ungenügend gekochten und zerfaserten Holzstückchen, Splitter usw. sinken allmälig zu Boden und werden durch die Drehbewegung des Cylinders in die Rüme I getrieben, wo sie sich ablagern. Durch zeitweises Schliessen der Klappe K wird diese Rinne vom übrigen Raum des Kastens abgesperrt und kann olme Betriebs- störung durch Oetfnen des Ablaufrolirs L unter Mitvsnrkung eines durch Rolir M eintretenden Wasserstrahls ausgespült werden. Nachdem die Röhren L und M geschlossen süid und Klappe K wieder geöffnet ist, beginnt die Ablagerimg der aussorttrten Stofftheüe in der Rinne J aufs neue. Zum gänzlichen Entleeren des Trogs dient die Oeflnimg N^ welche auch im Boden des Trogs angebracht werden kann. Der Antrieb erfolgt durch die Voll- und Leer- scheiben H H. Die Stirnseiten der Cylinder lassen sich nach Lösen einiger Schrauben ab- nehmen, sodass man das Innere leicht reinigen und ausbessern kann. Die Stopfbüchsen F ver- ursachen, da sie stets dicht sein müssen und dess- halb stark angezogen werden, \\e\ Reibung, also auch Abnutzung und Kraftverlust. Sie sind desshalb in den letzten Jahren durch die in Fig. 1607 dargestellte patentirte Dichtung mit Wasserdruck ersetzt worden. Um den Cylinder- hals c ist ein Ring r von muschelförmigem Quer- schnitt gelegt, in dessen inneren, dem Cylinder- hals zugekehrten Hohlraum a durch eine Rölu'e d beständig Wasser unter einem Druck zugeführt wird, der grösser ist, als der Druck der ausserhalb des Cylinders befindlichen Stofl'flüssigkeit. Eine Wassersäule von etwa 2m ist hierzu schon ausreichend 191* Fig. 1606. 1588 Ersatzstoffe füi- Hadern. — Sulfitzellstoff. Dieser Abdiclitung.sring r ist mittels einer Gummi- oder Filzplatte b mit der Trog'Avand verbunden und ■^'ird durch hteJlschrauben S in Verbindung mit den Gumniiputfern g an die Stirnseite des Cylinderhalses leicht angedrückt. Die Gummi- oder Filzplatte bildet somit die Verbindung zmschen Trog und Cyliuderhals und ist durch Metallringe einerseits an die Trog- wand bei b gepresst, anderseits an den Dichtungsring r geschraubt. Während der Arbeit findet zwischen dem feststehenden, holilen Abdichtungsring r und dem kreisenden Gylinderhals c. so- weit es der geringe Spielraum zwischen beiden gestattet, beständig leichtes Austliessen von Wasser unter einem Druck statt, welcher das Eindi-ingen von Stofl'fasern in die Abdichtung unmöglich macht. Diese Wasserdichtuug erfüllt iliren Zweck auch, wenn der Gylinderhals nicht mehr genau richtig liegt, weil die Gummi-Puffer^ und -Platte b dem Dichtimgsring r gestatten, etwaigen exzentrischen Bewegungen des Cylinderhalses leicht zu folgen. Durch dieselbe soU auch der Ivjaft- verbrauch von 1 Vs bis 2 PS auf kaum die Hälfte vermindert seia. Die Gylinder bestehen aus hartgewalzter, zinkfreier Phosphorbronze von etwa 10 j)Ct. Zinngehalt, und die Schlitze smd so nahe zusammengerückt, dass sie bei einem Cyliader von 2 m Länge und 720 mm Durchmesser mehr als 1000 m Gesammtlänge haben. Die früliere Schlitz- weite von 0,6 bis 0,8 mm konnte infolge der grossen Leistung vielfach auf 0,.35 bis 0,4 mm herabgesetzt werden. Die Anwendung so feiner Sclditze setzt jedoch voraus, dass der Stoff weich gekocht ist und cUe Fasern in reich- lichem Wasser gut vertheilt sind. Dann können mit einem Reiniger von erwähnter Grösse durchschnittlich 3 bis 4000, manclimal sogar 6000 kg trocken gedachten Stoffs in 24 Stunden verarbeitet werden. Bis 1895 waren 330 solcher Reiniger, davon bis zu 15 an eine Fabrik, geliefert. Robert Dietrich i. F. Gebr. Dietrich in Merseburg vermeidet bei seinem unter Nr. 84530 in Deutschland patentirten Drehknotenfang allen Eadan trieb, er setzt nur die Daumenrädchen mit Riementrieb in Bewegung und veranlasst dadurch Drehung des Siebcylinders. Auf- und Gnmdi-isse Figg. 1608 und 1609 sowie folgende Beschreibung sind der Patentschrift entnommen. Fig. 1607. Fg^ Fig. 1608. m H ,■ ■'■l'l'l'i' M^?$is^m^'^$ssi$s^:ms^^m.w:^^si^ : • Fig. 1609. Unter die Hälse B greifen an beiden Enden der Siebcylindertrommel A Hebel C, in welchen die Hälse lagern. Die Hebel C liegen auf dem einen Ende in Scharnieren D, während sie am andern Ende mit Ansätzen E auf Daumenrädem F rulien. Die Form der Hebel ist derart, dass der Schlagarm höher als der Tragarm liegt. Die Mittellinie C C^ büdet mit der Horizontalen einen Winkel. Die Daumenräder F, die durch gleichartig wirkende Mittel ersetzt werden können, sitzen auf gemeinschafilicher Welle G, die durch Stufenscheiben H in verscliieden schnelle Umdrehung versetzt werden kann. Wird nun die Welle G in der durch Pfeile angedeuteten Richtung Splitterfänge, Sortixer, Reiniger. 1589 umgetrieben, so werden die Traghebel G durch den schnellen Auf- und Niedergang ihrer auf den Daumenrädem liegenden Hämmer in schüttelnde Bewegung versetzt, die sich infolge der schräg gelagerten Tratrhebel auf die Siebtrommel überträgt, sodass diese in der Pfeilrichtung mit einer durch die Geschwindigkeit der SchütteLbewegung der Hebel bedingten Umdrehungs- zalil umläuft. Diese Einriclitung ist anwendbar sowolü wenn der Papierstoff durch den hohlen Hals B in den Cylinder Ä ein- imd durch die Sclilitze austritt, wie auch dann, wenn der Stoff von aussen nach innen fliesst. Direktor Ludwig Engelmaier in Aschaffenburg hat das deutsche Patent 83729 auf eine Siebtrommel zum Aussortiren der Aeste und gröbern Theile aus aufgelöstem Zellstoff genommen. Dieselbe erhält ausser der Dreh- Fig. 1611. bewegung auch eine schüttelnde. Figg. 1610 und 1611 zeigen Seiten- und Vorderansicht, Fig. 1612 Grundriss zweier vereinigter Sieb- trommeln nach der Patentschrift, der auch folgende Beschreibung entnommen ist: In einem kastenartigen, oben offenen GesteU B ruhen die beiden Siebtrommeln Ä, deren Mäntel ge- locht sind. Jede Siebtrommel ist vorn (Fig. 1612 links) durch eine Stirnwand b abgeschlossen, die eine grosse zentrale Oeffnung c besitzt, deren sie be- grenzender und nach aussen vorspringender Kranz d gleichzeitig den vordem Lagerzapfen für die Trommel bildet. Das liintere Ende jeder Trommel ist offen. Die hintere Lagerung für die Trommel bildet ihre Antriebswelle f, die in den Naben der Stirnkränze der Trommel in üblicher AVeise befestigt und bei g (Fig. 1612) auf dem Gestell gelagert ist. Die Wellen f erhalten ihre Drehung durch Vermittlung der Kegel- räder h Ä' von der Welle i, welche quer vor dem htatern Ende der Trommeln Ä in Lagern des Gestelles ruht und sowohl Schlagräder k wie die Antriebsriemscheibe trägt. Die Sclilagräder k wirken gegen die nach oben ein wenig vor- springenden Enden der Hebel m, welche zu beiden Seiten des Gestelles B um Zapfen ?h' drehbar gelagert siod und an ilirem andern Ende die quer vor dem andern Ende der Siebtrommeln liegende Traverse n tragen, in welcher die vorspringenden Kränze d der vordem Trommelwände b drehbar gelagert sind. Zwei Federn o, welche sich einerseits gegen die Traverse n und anderseits gegen Vorsprünge p des Gestelles stützen, sind bestrebt, die Traverse mit den vordem Trommel- enden nach aufwärts zu heben. Durch Drehung der Welle i werden die Trommeln A in Umdrehung und gleichzeitig durch die Schlagräder k, Hebel m und Federn o die Traverse n und die vordem Enden der Trommebi in kurze, stossende Auf- und Abbewegungen versetzt. Der aufgelöste Zellstoff fliesst durch die Oeffnung c in die Siebtrommeln und durch die Löcher im Trommelmantel in den untern freien Raum des Gestelles B, von wo er durch die Oeffuung r (Fig. 1610) weitergeführt wird. Die Aeste und gröbern Theile fallen bei g am hintern offenen Ende der Siebtrommeln heraus. Fig. 1612. 1590 Ersatzstoffe fiir Hadern. SuIfitzeUstoff. FijT-. 16 Eine von Direktor Herrn. Brüngger, Josefihütte (Böhmen), erdachte und patentirte Neuerung an rotirenden Zellstoff - Reinigern und Knotenfängen besteht darin, dass der Cylinder-Ueberzug zerlegbar eingerichtet ist und nicht, wie üblich, mit dem Cylinder-Gerippe ein starres Ganzes bildet Die den Cylindermantel bildenden Knoten- fangplatten können daher behufs Reinigung oder Aus- wechselung rasch abgenommen und wieder aufgelegt werden. Figg. 1613 und 1614 zeigen Seiten- An sieht und Grundriss des Zellstoff- Reinigers in bekannter Ausführung. Der in den Kasten eintretende Stoff gelangt durch die Schlitze des Gjlinder-Ueberzuges in das Innere des Cvlinders Ä und von dort diu"ch die offenen Hälse B der beiden Cylinderdeckel nach einer gemeinschaftlichen Ausflussrinne C. In Fig. 1615 ist der zerlegbare Ueberzug und in Fig. 1616 ein Schnitt durch den Cylinder in vergrössertem Maassstab gegeben. Er besteht nach der in Nr. 20 der Papier-Zeitimg 1894 g-egebenen Besclireibimg aus Ivnotenfangbleclien a, welclie an den Kopf-Enden des Cylinders auf den Cjdiuderdeckeln, an den Rundstössen auf Innern Unterstiitzimgsringen riüien. Sie werden durch die mit Filz- oder Leder-Unterlage versehenen Spannringe g, wovon je einer an den beiden Kopf-Enden, die andern tlber den Rundstössen liegen, auf dem Gerippe festgehalten und abgedichtet. An den Längsstössen sind die Knotenfangbleche umgebörtelt und rulien mit der Umbörtelung b in der Xuth c der Läng.sleiste d. Letztere ist mit den Deckeln an den Kopf-Enden e verschraubt, vne aus dem Fig. 1616 in grösserem !Maassstab gegebenen Durchsclmitt ersichtlich ist. Die Abdichtung erfolgt durch eine in der Nuth c liegende Holz- leiste /. In den Deckeln sind Taschen i angebracht, welclie ziu' Auf- nalime der durch Splinte k festgehaltenen Saugleisten h dienen. Der Versclüuss der Spannringe g ■\\ird durch die aus der Zeiclmung ersichtlichen Scharniere mit Ueberwurf bewirkt. Die rechts und links davon angebracliten Ansätze dienen als Angriffspunkte für die Zange, mit welcher der Spannring angezogen wii'd. Ein solcher Ueberzug soll sich bei einiger Uebung in einer halben Stunde abnelmien und meder auflegen lassen. Nach Angabe des Erfinders waren 1894 schon 40 solcher Cylinder in Betrieb und sollen ziu- grössten Zufriedenheit arbeiten. Ausführungsrecht ist der Firma Ph. Nebrich in Prag-Smichow übertragen. In den Sulfitstoff - Fabriken der Vereinigten Staaten von Amerika werden Fig. 1614. Fig. 1615. Fig. 1616. neuerdings (1895/6) hauptsächlich solche Knotenfänge als Reiniger angewendet, bei denen die Schill zplatten waagrecht und fest liegen und der Stoff durch Saugung Splitterfänge, Sortirer, Reiniger. Waschen und Bleichen des Sulfitstoffs. 1591 oder oscillirende Bewegung der Bodenplatte zum Durchgang veranlasst wird (s. Seiten 577 bis 81). 550. Waschen und Bleichen des Sulfltstoffs, Sulfitstoff wird wie das aus Lumpen und andern Rohstoffen hergestellte Zeug in Holländern gewöhn- licher Art oder in besonderen Bleichholländern, wie sie im ersten Theil dieses Werkes und auch auf Seiten 1412/3 beschrieben sind, gebleicht. Derselbe muss, wie jeder andere Stoff, sorgfältig ausgewaschen, d. h. von fremden Stoffen befreit sein, ehe Chlorkalklösung zugegeben wird. Ausser den gelösten Inkrusten sollen sämmtliche Schwefel -Verbindungen möglichst entfernt sein. Herr W. Palmaer theilte in Nr. 70 der Papier-Zeitung Jahrg. 1890 das Ergebniss von Untersuchungen mit, die er im Universitätslaboratorium zu Upsala über das Waschen von Sulfit-Zellstoff angestellt hatte, um die Ursache der röth- lichen Färbung zu ermitteln, welche derselbe häufig nach einiger Zeit an der Luft annimmt. Der untersuchte Stoff wurde, nachdem die Lauge durch ein Sieb abgeflossen und vorgewaschen war, in einen Holländer gepumpt. Aus diesem wurden nach V2, L IV2 und 2 Stunden Waschen und Mahlen Proben von Waschwasser und Zellstoff genommen und untersucht. Er fand, dass das Wasser anfangs 0,0404, nach V2 Stmide 0,0187 und nach 1 Stunde 0,0106 g Schweflig- säure in 100 ccm Wasser enthielt und bei fortgesetztem Waschen nur wenig Säure mehr verlor, dass also längeres Waschen zwecklos gewesen wäre. Frisch eingetragener Sulfitstoff enthielt 1,45 pCt. Asche und darin 1,2 pCt. einfach- schwefligsauern Kalk. Da sich letzterer nur wenig in Wasser löst (s. Seiten 1425/6), so lässt er sich diu-ch Auswaschen schwer entfernen, und es erscheint, da beim Waschen stets Faserverluste entstehen, vortheilhafter, dem Monosulfit in grossen Sandfängen Gelegenheit zum Absetzen zu geben. Wenn im Holländer Chlorkalk-Lösung zugegeben wird, nimmt der Sulfit- stoff häufig röthliche bis schmutzig-rötliliche Färbung an, die jedoch bei weiterem Bleichen und Zusatz von mehr Bleichflüssigkeit wieder verschwindet. Die Annahme, dass diese Färbung von noch im Stoff befindlichen Inkrusten, also lediglich von ungenügendem Kochen herrühre, trifft nicht zu, da Holzschliff, welcher noch alle Inkrusten enthält, die Erscheinung nicht zeigt. Der Umstand, dass ungebleichter Sulfitstoff in ozonreicher Luft, besonders aber in Bleichräumen, deren Luft freies Chlor enthält, rosa bis violette Färbung annimmt, deutet jedoch darauf hin, dass eine Oxydation gewisser im Stoff befindlicher noch unbekannter Stoffe eintritt. Nach Dr. A. Frank's Versuchen beruht die Rosa-Färbung theilweise darauf, dass sich durch die Oxydation der Schwefligsäure SO2 Schwefelsäure SO3 bildet und diese auf die Inkrusten carbonisirend, d. h. durch Wasserentziehung verkohlend, wirkt. Beim Carbonisiren von Textilstoffen zeigt sich dieses Rothwerden in noch verstärktem Maasse. Um zu verhindern, dass ungebleichter Sulfitstoff beim Eintragen zu andern Stoffen rosa oder dunklere Färbung annimmt, muss man dafür sorgen, dass sich kein freies (oxydirendes) Chlor in der Mischung befindet. Will man sicher gehen, so setzt man vorher Antichlor (Seiten 246 bis 248) oder etwas Sulfitlauge zu. Um zu ermitteln, ob der Erscheinung wirklich eine Oxydation zu Grunde liegt, behandelte Ferd. Wolesky verschiedene Stoffe mit den in 1592 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. folgender Tabelle aufgeführten Oxydationsmitteln und erhielt die aufgeführten Färbungen. Name des Reao-ensmittels Sulfit -ZeUstoff (Mitsclierlicli) la , na Sulfit-Zellstoff (Ritter - Kellner) Ja IIa Natron- ZeUstoff Holz- schliff rosa rosa ■sdolett-rotli rosa rosa rosa "\dolett-roth rosa rosa rosa rosa rosa ■\aolett-rotli rosa rosa rosa rosa rosa violett-rosa rosa rosa rosa schwach rosa schwach rosa schwach violett schwach rosa sehr undeutlich 2-elb grün ChlorkaUdösung Ferricj^ankaUuin (rothes Blutlaugeusalz) Eisenclilorid Quecksüberclüorid Kaliumbichromat (rotlies chromsaures Kali) Kaüumpernianganat (TJebennangaiisaures Kali) Die Lösungen von Eisenclilorid, Kaliumbiclu^omat und Kaliumpermanganat sind sehr verdünnt, jene von Quecksilberclilorid etwas konzentrirter angewendet. Der Sulfitstoff wird in die wässrigen Lösungen der genannten Stoft'e getaucht. Soll Sulfitstoff gebleicht -werden, so lässt man sich durch das etwaige Auftreten der röthlichen Färbung nicht stören, sondern fährt mit Zusatz von Chlorkalklösung unter allmäligem Erwärmen der Masse auf 30 bis 40 ° C. und Zusatz von Schwefelsäm'e fort, bis die Färbung wieder verschwunden ist. Die Chlorkalklösung scheint nämlich die färbenden Stoffe wieder in farblose umzuwandeln. Welcher Art diese Einwirkung ist, entzieht sich noch unserer Kenntniss, wie auch die Stoffe, welche die Färbung hervorbringen, noch nicht ermittelt sind. Der Umstand, dass zu völligem Bleichen von Sulfitstoff 14 bis 22 pCt. von dessen Gewicht an Chlorkalk erforderlich sind, weist auch darauf hin, dass der Chlorkalk hier noch andere als nur bleichende Wirkung auszuüben hat. Der Verbrauch an Chlorkalk wächst auch mit der Menge Inkrusten, die sich im Stoff befinden und zur Freilegung des Zellstoffs von der Bleichflüssigkeit zersetzt werden müssen. Es ist desshalb zweckmässig, den Stoff vor dem Bleichen so zu mahlen oder zu zertheilen, dass man keine Faserbündel mehr darin findet, und dann gründlich zu waschen. Manche Fabrikanten führen diese Waschung mit einer heissen, etwa zweiprozentigen Natronlösung aus und entfernen oder verwandeln damit vielleicht manche Stoffe, welche der Schwefligsäure widerstehen. Andere vertheilen die erforderliche Menge Bleichlösung in der Weise, dass sie zuerst eine Lösung von etwa 13 pCt. Chlorkalk bei Erwärmung imd Zusatz von 2V2 pCt. Schwefelsäm-e eine Stunde lang einwirken lassen. Der dann häufig orangefarbige Stoff wird bis zu 2 V2 Stunden lang gewaschen, bis er hellbläulich - grau geworden ist, und mit Lösung von 1 V2 bis 2 pCt. Chlorkalk, der später V2 pCt. verdünnte Schwefelsäure zugefügt wird, eine Stunde lang nachgebleicht. Diese Verfahren sind hier nur der Vollständigkeit wegen erwähnt, da in jedem einzelnen Fall die Rohstoffe, die Art des Kochens und der Grad der erwünschten Weisse verschieden sind. Die vortheilhafteste Art der Behandlung lässt sich nur durch auf Erfahrung gegründete Versuche ermitteln. Ueber das Bleichen mittels Elektrizität liegen zur Zeit (1896) noch nicht genügende Erfahrungen vor. 551. Harz in Sulfitstoff. Die Nadelhölzer, welche hauptsächlich zu Sulfitzellstoff verarbeitet werden, enthalten Harz in erheblichen Mengen. Prof. Harz in Sulfitstoff. 1593 Dr. Heinrich Mayr in München hat in dem bei Julius Springer, Berlin, erschienenen Buch »Das Harz der Nadelhölzer« das Ergebniss zehnjähriger Forschungen nieder- gelegt, und demselben sind nachstehende Angaben entnommen: Das frische Harz besteht aus einem Geniiscli von zum Theil flüchtigen KoMenwasser- stoft'en und wird bei der Bildung von Koniferin aus Stärke als Nebenprodulvt abgeschieden. Durch Oxydation vermelirt sich die Menge des festen Harzes auf Kosten des flüssigen. Der Verhärtungsprozess innerhalb des Baumes geht jedoch selu' langsam vor sicli und hört nach einiger Zeit ganz auf. Frisches Tannenharz aus der Rinde, welches bei 100" C. geröstet 62,8 pCt. festes Harz lieferte, hinterliess, nachdem es zehn Monate in offener Schaale gestanden hatte, 77,0 pCt. festes Harz. Die fertige ZeUwandung kann von Harz nicht durchdrungen werden, solange sie mit Wasser gesättigt ist. Da dies sowohl im Splint als auch im Kernliolz wälirend des ganzen Lebens des Baumes stets der FaU ist, so kann auch das Kernliolz keiu Harz aus dem SpUnt erhalten, wie allgemein angenonmien wird; es findet nur eine Verhärtung des im Kernholz schon vorhandenen Harzes statt, die, vsäe oben gesagt, mit der Zeit ganz zum Stillstand kommt. Wird aber der Baum gefällt und zerlegt, sodass das Wasser aus den Zellwänden abdunstet, so wandert das Harz aus den Zellen und Kanälen aus, gelangt hierbei mit reichlicherer Menge Sauerstoff in Berülirung und erhärtet in um so grösserer Menge, je unvollständiger der Stamm zerleg"t wird. Ist die Zerlegung schnell und vollständig, wie bei Brettwaaren, so erfolgt die Austrocknung und Erhärtung des Harzes rasch, Avobei jedoch ein Theil des Terpentins sich verflüchtet, das bei langsamer Austrocknung und Oxydation zu festem Harz erhärten würde. Langsame und lange dauernde Austrocknimg nach der FäUung erhöht also den Gehalt an festem Harz und damit die Dauer des Holzes der Nadelbäume. Der harzreichste Theil des Baumes bei allen Nadelhölzern ist das Wurzelholz, ilun folgen in absteigender Reihe der Erdstamm (bis 2 m über dem Boden), das Astholz, der bekrönte Stamm, der astlose Stamm und die harzarme Rinde. Der werthvollste Theil des Baumes, der astlose Stamm, enthält also, abgesehen von der Rinde, am wenigsten Harz. Der Splint ist stets ärmer an festem Harz als der Kern; ob die Fichte eine Ausnahme maclit, ist noch zweifelliaft. Mit dem Alter des Baumes steigt die Harzmenge, die inneren Kernholzlagen sind daher ärmer an Harz als die äusseren. Auf warmen Standorten erzeugen die NadeUiölzer mehr Harz als auf kühleren; gelichtete oder stark durchforstete Bestände, Südabhänge, tiefe Lagen sind der Harzbüdung günstig. Ebenso erzeugt trockener und sandiger Boden mehr Harz als feuchter und schwerer, und die Südliälfte des Stammes ist stets harzreicher als die Nordhälfte, die Ober- seite von Ast- und WurzeUiolz harzreicher als die Unterseite. Ganz allgemein in Deutschland gilt für die Nadelhölzer der Satz, dass der Harzgehalt mit dem wärmeren Klima zunimmt, gleichgütig, ob dabei das Holz schwerer oder leichter wird. Harzgehalt von 1 cbm absolut trockenem Holz des astlosen Stammes: 1000 Gewichtstheile trockenes Holz enthalten fol- gende Gewichtstheile festes Harz: Holzart Ganzer Ganzer Ganzer Astloser Splint Kern Baum Schalt Tanne (Bayern') 5,83 12,13 10,03 8,34 Fichte (Bayern) 19,45 14,98 16,88 16,01 „ (Norwegen) .... — — — 8,96 Junge Kiefer (Bayern) . . . — — 19,66 — Alte „ „ . . . 39,50 52,40 48,10 42,38 Kiefer (Hamburg) .... — — — 38,59 „ (Norwegen) .... — — 24,26 Hackenldefer (Bayern) . . . 18,88 30.48 26,45 25,48 Weymouthskiefer (Bayern) . 35,67 67,04 56,58 48,79 „ (Nordam.) . 52,12 78,66 69,82 55,61 Pitch Pine (Nordamerika) . — — — 82,77 Alte Lärche (Bayern) . . . 24,69 45,88 41,90 32,00 Junge „ „ ... — — 35,81 — Lärche (Hamburg) .... — — — 38,92 Douglastanne (Nordamerika) — — — 19,34 1 cbm Holzart wiegt entLält festes Harz kg tg Pitch Pine (Nordamerika) . 700 61,1 Weymouthskiefer (Nord- amerika) 386 21.5 Alte Kiefer (Bayern) . . . 463 19,6 Lärche (Hamburg) .... 463 18.8 Kiefer „ .... 506 18,7 Alte Lärche (Bayern) . . 539 17,2 Weymouthskiefer (Bayern) . 343 16,7 Kiefer (Norwegen) .... 402 9,9 Douglastanne (Nordamerika) 476 9.2 Tanne (Hamburg) .... 423 8,2 Fichte (Bayern) 412 6,6 Fichte (Norwegen) .... 400 3,5 Tanne (Bayern) 373 3,1 Während beim Natronzellstoff -Verfahren die Harze durch Kochen mit Natron in lösliche Seifen verwandelt werden und sich dann leicht auswaschen lassen, hat Sulfitlauge keine solche Wirkung. Von den Harzen gehen nur die 192 1594 Ersatzstoffe, für Hadern. — Sulfiteellstoff. ohnehin löslichen Theile und diejenigen, welche bei der hohen Temperatur löslich werden, in die Sulfitlauge über. Es ist anzunehmen, dass der grösste Theil der Harze in dieser Form in die Ablauge gelangt, und man hat desshalb dafür zu sorgen, dass die mit der Lauge dem Zellstoff anhängenden gelösten Harze abgeschieden, d. h. ausgewaschen werden, ehe sie sich oxydiren und dadurch in feste Harze umwandeln. Die Oxydation erfolgt, sobald die löslichen Harze mit Luft in Berührung kommen, und man sollte desshalb, um möglichst harzfreien Zellstoff herzustellen, den gekochten Stoff möglichst rasch und gründlich, womöglich mit heissem Wasser auswaschen. Viel gefährlicher als diese löslichen Harze sind solche, die sich weder in lieisser Sulfitlauge lösen, noch leicht abscheiden, desshalb in den Stoff gelangen und dann im Papier braune und gelbliche durchscheinende Flecke yerursachen. Wenn solcher Stoff gemahlen oder gekollert wird, setzt sich das Harz an den Wänden und andern Theilen der Holländer und Kollergänge als dunkle, klebrige Masse ab. Es scheint auch, dass ein Theil des Harzes mit aus der Lauge oder dem Wasser stammendem Kalk unlösliche Harz-Kalkseife bildet, da sich in den Harzablagerungen oft bis 12 pCt. Kalksalze befinden. Gelangt das Harz mit dem Stoff oder Papier auf Trockencylinder, so schmilzt es zu Theilchen yon derselben Beschaffenheit, wie es im Holze vorkommt. Der Fabrikant muss sich bemülien, das Holz so einzukaufen und zu behandeln, dass der daraus hergestellte Stoff kein Harz enthält, und hierzu giebt ihm die Erfahrung die erforderlichen Fingerzeige. Es hat sich nämlich gezeigt, dass man aus im Winter geschlagenem Holz am wenigsten Harz im Stoff erhält, imd derselbe wird um so harzfreier, je länger das Holz entrindet gelagert hatte. Die meisten Fabrikanten verwenden übrigens, wie Seite 1240 gesagt und Seite 1428 bestätigt, nur im Winter gefälltes Holz, welches sich besser erhält und festeren Stoff liefert als Sommerholz. Im Frühjahr, wo das Holz am saftigsten ist, haften alle RindentheUchen und Rindenstäubchen, die sich an das entrindete Holz gehängt haben, so fest, dass sie sich kaum entfernen lassen. Wenn man unentrindetes saftiges Holz in der Mitte durchfräst, so ist nachher die ganze gefräste Fläche voller ßindentheilchen, welche sich kaum mehr wegbürsten lassen. Je besser das Holz ausgetrocknet, je länger es entrindet ist, desto weniger zeigt sich dieser Uebelstand. Auf jeden Fall sollte man das gefällte Holz so rasch als möglich vom Walde weg auf den Lagerplatz schaffen und es dort so legen, dass überall Luft und Wind darankommen. Damit das Holz gesund bleibt, muss man auch mit dem Schälen so früh als möglich beginnen, wird es aber selten vor Mitte März bewirken können, weil es vorher meist zu kalt für diese Arbeit ist und das nackte Holz bei grosser Kälte durch Frieren Schaden leiden kann. Ob Holz im Winter weniger Harz hat als im Sommer, erscheint zweifel- haft, aber letzteres ist im Winterholz hart und lässt sich bei der Reinigung, Sortirung usw. leicht ausscheiden und bleibt wahrscheinhch auch in den Sortirern zurück, während halbweiches klebriges Harz überall durchgeht, dann oxydirt wird d. h. sich verhärtet, und in feiner Vertheilung schwer beseitigen lässt. Nach der amerikanischen Paten tschi'ift 517 716 vom I.Januar 1895 von Edward Partington in Glossop, England, sollen sieh die theerartigen Theilchen Harz in Sulfitstoff. 1595 erst durch das Reiben der Fasern beim Zertheilen derselben nach dem Kochen entwickeln. Weder im Holz selbst, noch im gekochten Stoff sollen dieselben zu önden sein. Die theerartigen Theilehen setzen sich nach Partington sowohl auf den Fasern als auch auf den Gefässen ab und bilden auf letzteren einen schwarzen Ueberzug, welcher durch den umlaufenden StoflF abgerieben wird und diesen ver- unreinigt. Durch Petroleum oder Paraffin -Oel von 0,8 bis 0,85 spezifischem Gewicht imd einem zwischen 27 und 49" C liegenden Entflammungspunkt lässt sich die Bildung dieser theerartigen Theilehen verhindern. Durchschnittlich genügt ein Zusatz von 7 bis 9 1 für 1000 kg trocken gedachten Stoffs; lange gekochter StoflF braucht etwas weniger. Man kann das Petroleum schon im StoflP-Zertheiler zufügen, doch zieht Partington vor, damit zu warten, bis der Stoff im Holländer geschlagen wird. Die theerartigen Theile entstehen jedoch wahrscheinlich nicht durch Reiben, wie Partington meint, sondern, wie oben erklärt, durch die beim Umlaufen im Holländer und ähnlichen Einrichtungen erfolgende Berührung mit Luft und Oxydation, d. h. Erhärtung des gelösten Harzes. Das zugetheilte Oel wirkt auch vielleicht nur in der Weise, dass es eine dünne Haut über die wässrige Masse breitet und diese gegen Luft abschliesst, bis die gelösten harzigen Stoflfe durch Auswaschen entfernt sind. Aus den Verhandlungen in einem von E. Partington 1895 gegen die Hartlepool Paper & Pulp Co. limited angestrengten Rechtsstreit geht hervor, dass es in manchen Fabriken gelungen ist, die Harzflecke durch Zutheilung von 6,75 bis 9 1 Paraffin auf 1000 kg StoflF zu beseitigen. Einige Sachverständige wiesen nach, dass die Behandlung von FaserstoflFen mit Kohlen -WasserstofFen seit vielen Jahren bekannt ist, andere hielten die von Partington vorgeschriebene Menge Paraffin für ungenügend zur Entfernung des Harzes. Die Klage wurde abgewiesen, weil das Verfahren nicht neu und zu Unrecht patentirt sei. Da das erhärtete, Flecken verursachende Harz leichter als Wasser ist und auf dessen Obei-fläche schwimmt, so bemühen sich die SulfitstoflF- Fabrikanten, es beim Durchlaufen der Splitter- und Sandfänge u. dergl., wo der wässrige StoflF grosse Oberfläche bietet, abzufangen. Man legt zu diesem Zweck Latten mit darangenageltem langhaarigen Filz so auf die Wangen der Sand- und Splitterfänge (in Figg. 1590/91 und 1592/94), dass die untere ausgefranste Kante der Streifen in die Flüssigkeit taucht und von deren Strömung getragen wird. Das obenauf schwimmende Harz bleibt an diesen Filzstreifen hängen und wird mit denselben entfernt. Je mehr solche Filzstreifen angebracht und je häufiger dieselben erneut werden, desto mehr kann man damit abfangen. Anstelle der eintauchenden Filzstreifen kann man auch mit Filz überzogene Walzen anwenden, die in Drehung erhalten werden und etwas in den durchlaufenden StoflF tauchen. Noch besser würde vielleicht ein langhaariger endloser Filz wirken, der in waagrechter Lage so angebracht und in Bewegung gesetzt wird, dass der untere Theil eben in den StoflF taucht und sich in gleicher Richtung fortbewegt. Schaber, die man über den Walzen anbringt, könnten den grössten Theil des anhängenden Harzes vom Filz abstreifen und denselben dadurch von den Theilen befreien, die leicht wieder abfallen würden. 192* 1596 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. Fio-. 1617. Fiar. 1618. Da man die Erfahrung machte, dass die zum Auffangen von Harz in den fliessenden Stoff tauchenden Schaumlapjoen häufig abreissen, so wurden dieselben in einer Fabrik durch die in Fig. 1617 skizzirten schräg durch den Sandfang gestellten senkrechten Schaumlatten a-h, die einige Centimeter tief in den Stoff tauchen, ersetzt. Das Harz sammelt sich hinter denselben und gelangt infolge der Schrägstellung in die Ecke h, von wo es leicht heraus- genommen werden kann. Die Einrichtung arbeitet in dieser Weise zur Zufriedenheit der Leiter. Direktor Ludwig Engelmayer in AschafFenbiu'g erhielt das deutsche Patent Nr. 84946 auf eine Vorrichtung zum Entharzen von Zellstoff, die nach der Patentschrift durch Figg. 1618 und 1619 sowie s^ folgende Beschreibung erklärt wird : In der Rinne A, welche den Zellstoff zum Sandfang führt, ist eine mit einer Haube d überdeckte SchlägerweUe a angeordnet. Der Zellstoff fliesst aus dem Kanal e über die Zwischenwand e^ zu der Schlägerwelle a und wird von dieser so gepeitscht und gesclüagen, dass Schaumblasen entstehen, in denen sich die Harztheilchen ansammeln. Hinter der ScMiigerwelle fliesst der Zellstoff über die Querwand f, hinter welcher der Schaum verschwindet imd ein feines, auf dem Zellstoff schwimmendes Harzhäutchen zu- rücldässt. Dieses wird von eiaer Walze b, welche in die Flüssiglieit eintaucht und sich entgegengesetzt zur Stromrichtung des Zellstoffs dreht, aufgenommen, indem die das Häutchen bildenden Harztheilchen an der Umfläclie der Walze b hängen bleiben. Die Harztheilchen werden dann oberhalb der Flüssigkeit durch einen auf der Walze sclileifenden Scliaber s abgenommen. Der Schaber s ruht auf einer WeUe s^ und ist am hintern Ende mit einer Rinne s^ zur Aufnalime der Harztheilchen versehen. Er erhält ausserdem durch einen Hebel ä imd eine Kurvennuth k eine hin- imd hergehende Bewegung, wodurch das Abnelimen der Harztheüchen Fio". 1619. erleichtert wird. Die Kurvennuth A ist in die Nabe eines Sclmecljen- rades g eingearbeitet, welches auf der Welle der Walze h sitzt und seine Drehimg von einer darunter liegenden Sclmecke empfängt. Walze b befindet sich bereits über den ersten Querleisten i des Sandfanges. Gewünschten Falls können auch mehrere derartia-e Walzen b hintereinander angeordnet werden. Harz in Sulfitstoff. Gewinnimg von Schwetligsäure aus Ablaugen. 1597 Ein erfahrener Fachmann gab in Nr. 85 der Papier-Zeitung 1892 folgende Vorschriften zur Verarbeitung von harzreichem Stoff: Geringwertliige Zellstoffe, besonders aus sog. Abfällen von Mitscherlich- Sulfit- Zellstoff, sind häufig- nicht giinz gar gekocht und enthnlten desshalb noch viel harzlialtige Holzstücke, welche sich sowohl im Kollergang, als auch im Holländer, und erst recht auf der Papiermascliine schlecht verarbeiten lassen. Icli habe mir immer damit geholfen, dass ich diese ZeUstotfe mit etwa 17a P*-'*- ^^^ Trockengewichts Soda im Kugelkocher 2 bis 3 Stunden mit etwa 1 bis IV9 Atm. kochte. Dadurch löste sich fast alles Harz auf und floss mit dem Abwasser weg; ein Nach- waschen, wenn möglich mit vorher erwärmtem Wasser im Kocher selbst, beförderte die Ent- fernung des Harzes, nur muss man bei letzterem für das Auffangen der mit dem Waschwasser mitgerissenen Zellstoff-Fasern sorgen, sonst ist der Verlust zu gross. Nach einem andern Verfahren giebt man beim Kollern auf etwa 100 kg trockenen Zell- stoffs IV3 bis 2 1, auch 3 1 Petroleum zu, welches das Harz vollkommen auflöst. Ist die Masse genügend fein gekollert oder gemahlen, so wird sie in einem Wasch -Holländer ausgewaschen, und zwar unter Zusatz von etwa 1 bis l'/a 1 Salzsäure auf 100 kg trockenen Stoffs. Solchergestalt behandelte Zellstoffe gerino-er und geringster Art habe ich dann ohne jede Schwierigkeit, selbst ohne das lästige Ankleben an den Nass- pressen, über die Maschiae gebracht. Die geringen Kosten machen sich bezahlt. Wo das erstere Verfahren aus Mangel an Kochern nicht an- wendbar ist, wo man aber viel- leicht die nicht angenehme Arbeit mit dem Petroleum scheut, kann man sich auch auf folgende Weise helfen : O CL [L mi. c ■//////////,y/M«-mM»'' R D I I ^t^i ''■=^ij_ Fig. 1620. E Man stelle in der Nähe der Kollergänge einen Bottich B von der in Fig. 1620 skizzirten Art mit doppeltem Boden und einfachem Rührwerk R auf. In diesen schütte man die Zellstoffe und gebe auf 100 kg Stoff etwa 1 bis 2 kg, erforderlichen Falls auch etwas ^^ mehr Soda zu, leite durch Rohr C Dampf hinein und koche so unter fortwährendem Arbeiten des Rühr- werks 2 bis 3 Stunden, auch noch länger. Die nöthige Menge Soda richtet sich nach dem Harzgehalt der Zellstoffe und ist durch Versuche zu ermitteln. Ist die Kochung beendet, so lässt man die Lauge durch einen Hahn A ablaufen, und die Zellstoffe setzen sich auf dem mit feinem Drahtgewebe überzogenen falschen Boden ab. Durch den seitwärts bei D angebrachten Schieber kann man den Zellstoff unter Zuhilfenahme des durch die Wasserleitung^ am Boden eintretenden Spülwassers leicht herausnehmen. 552. Gewinnung von Schwefligsäure aus Ablaugen. Dr. A. Frank wies in Nrn. 60 bis 63 der Papier-Zeitung von 1887 nach, dass von 100 Theilen Schwefligsäure, welche mit der Sulfitlauge in die Kocher gelangen, 34,4 Theile, also etwa ein Drittel, beim Abblasen der Kochergase entweichen, während sich 19,6 Theile in der gebrauchten Kochlauge in Lösung finden. Die Gewinnung und Wiederverwendung dieser 19,6 pCt. kann kaum Nutzen abwerfen, mag sogar in manchen Fällen noch Kosten verursachen. Wenn, aber auch kein Geld damit verdient wird, so ist die Wiedergewinnung manchmal dadurch nützlich, dass sie die Ablaugen unschädlicher macht, indem sie dieselben von Schwefligsäure befreit. 1598 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Nach einem von Dr. A. Frank in vielen Staaten patentirten Verfahren wird die in den Ablaugen enthaltene Schwefligsäure sowie das von dieser in Lösung gehaltene Monosulfit durch Zusatz von Aetzkalk ausgefällt. Der so gewonnene einfachschwefligsaure Kalk, das Monosulfit, wird gewaschen und anstelle von Kalk- milch zur Herstellung frischer Sulfitlauge benutzt. Da die Abgase 3,44 pCt., also nahezu doppelt so viel freie Schwefligsäure enthalten als die Ablauge, so kann man durch Einleiten der Abgase in das mit Wasser angerührte Monosulfit brauch- bare Kochlauge herstellen. Zum Ausfällen des Monosulfits genügt ungefähr die- selbe Menge Kalk, welche sonst zur Aufnahme der Schwefligsäure aus den Abgasen nöthig ist. Fig. 1621. teatal JwtW amm JiJuJaL — fe»« Fiff. 1622. Eine zur Ausführung dieses Verfahrens gebaute Anlage ist in Figg. 1621 und 1622 in Aufriss - Schnitt und Grundriss in 1:400 der wahren Grösse dar- gestellt. Die Laugenbereitung stimmt mit der auf Seiten 1502 bis 1506 beschriebenen überein. Die Druckpumpe 9 liefert die Luft zur Verbrennung des Schwefels im Ofen 1 und treibt die entstehende Schwefligsäure durch Kühler 2, 3, 4 sowie Waschgefäss 5 in die Kalkmilch-Bottiche 6, 7 und 8. Die Ablaugen fliessen von den Kochern in die Gruben 21 und 22, werden aber auf dem Wege dahin in den Abflussrinnen oder andern Einrichtungen mit der durch Analyse ermittelten aus dem Bottich 20 kommenden richtigen Menge Kalkmilch innig gemischt. Das Monosulfit, welches sich in den Gruben 21 und 22 bildet, fällt rasch nieder, reisst die in der Lauge vorhandenen Zellstoflf-Fasern mit und gleitet auf dem nach der mittleren Scheidewand abfallenden Boden in die vertieften Rinnen a a. Aus diesen wird der Niederschlag von der Schlammpumpe 23 angesaugt, in die Schlammkästen 24, 25 und 26 befördert und mit frischem Wasser gewaschen. Um die zum Aufrühren in den Schlammkästen nöthige Handarbeit zu sparen, kann man sie durch Rührbottiche oder andere Einrichtmigen ersetzen. Gewinnung von Schwefligsäure aus Ablaugen. 1599 Mit dem Monosulfit fallen manclimal organische Säuren aus, welche die Masse dunkel färben. Bei der später folgenden Behandlung mit Schwefligsäure lösen sich diese Stoffe wieder und lassen die Lauge klar erseheinen. Wenn dies vorher geschehen soll, kann man schon in den Waschkästen 24 bis 86 Schweflig- säure zusetzen. Das gewaschene Monosulfit wird von der Pumjje 27 aus den Schlamm- kästen in den Rührbottich 6B befördert und dort mit den aus den Kochern kommenden und in einer Schlange des Bottichs 14 verdichteten Abgasen in Lauge verwandelt. Falls der Bottich 6B nicht alle Abgase aufnehmen kann, werden dieselben durch eine Bohrverbindung in den Bottich 6 und dessen Genossen 7 und 8 geleitet, wo sie den Rest ihrer Schwefligsäure abgeben. Die fertige Lauge fiiesst in die Grube 15 ab, sie enthält auch den grössten Theil der in den Ablaugen befindlichen Fasern, die mit ihr wieder in die Kocher gelangen oder herausgefangen werden, also nicht verloren gehen. Das gezeichnete Gebäude für die Laugenbereitung ist 28 m lang und 15 m breit und, wie die Wiedergewinnungs -Anlage, so gross, dass es für eine Tages- erzeugung von 20 000 kg Zellstoff genügen würde. Die aus den Absatzgruben 21 und 22 mit Drehhebern 28 in die tiefer gelegene Grube 29 geführte Lauge ist infolge des Zusatzes von etwas über- schüssigem Aetzkalk noch alkalisch und zeigt desshalb dunkelbraune Färbung. Diese alkalische Beschaffenheit der Lauge ermöglicht rasche Oxydation der in den Kochlaugen noch enthaltenen und durch den Kalkzusatz aus ihrer Verbindung mit Calciumbisulfit freigemachten Aldehyde. Wird daher in die Lauge der Grube 29 mit einem Körting'schen Rührgebläse oder anderer Vorrichtung (Luft- pumpe, Bootsbio wer usw.) Luft in solcher Weise geblasen, dass sie sich durch die mit zahlreichen engen Löchern versehenen Rohre 30 überall vertheilt, so oxydiren sich die Aldehyde zu Harzsäuren, die sich mit dem noch vorhandenen freien Aetzkalk zu unlöslichen Harzseifen verbinden und so niedergeschlagen werden. Ausserdem wird durch das Einblasen von Luft die geringe Menge des im Ver- hältniss von 1 : 800 gelösten neutralen schwefligsauren Kalks zu unschädlichem schwefelsaurem Kalk oxydirt. Mit den Harzen ist demnach auch die letzte Spur gelöster schwefliger Säui'e beseitigt, und aus der Lauge sind somit alle Stoffe entfernt, welche den Kiemenathmern Gefahr bringen, indem sie entweder wie die schweflige Säiu-e direkt als Gift auf die Fische wirken oder wie Harze und ver- harzte Aldehydverbindungen die als Athmungsorgane der Fische dienenden Kiemen verkleben und verstopfen. Nachdem etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde lang Luft durch die Lauge in Grube 29 geblasen ist, wird die in derselben noch enthaltene geringe Menge von gelöstem Aetzkalk in der Weise beseitigt, dass man durch dieselbe Rohrleitung und mittels derselben Gebläsevorrichtung kohlensäurehaltige Rauchgase durch die Laugen drückt, hierdurch den noch vorhandenen Aetzkalk als unlöslichen kohlen- sauren Kalk ausfällt und mit den so gebildeten Absätzen noch eine grosse Menge gelöster und schwebender organischer Stoffe niederschlägt. Das Verfahren ent- spricht hierbei der zur Klärung des Saftes in den Zuckerfabriken üblichen Satu- ration. Die erforderliche Kohlensäure wh'd kostenlos aus dem Fabrikschornsteine in Form von Rauchgasen entnommen, welche bei richtiger Verbrennung etwa IgOO Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. 10 bis 12 pCt. Kohlensäure und 9 bis 11 pCt. Sauerstoff neben dem aus der Luft stammenden unveränderten Rest von Stickstoff enthalten. Nach dem Durch- blasen von Luft und Rauchgasen behält die Lauge zwar noch eine etwas dunkle Färbung, die man aber, falls dies gewünscht wird, leicht durch Zusatz einer sehr geringen Menge schwefelsaurer Thonerde beseitigen kann. Nothwendig ist dieser Zusatz nicht, da man die aus der untern Grube nach und nach abfliessende Lauge vor ihrer Einführung in den Fluss mit den von den Separatoren, Holländern und der Papiermaschine kommenden grossen Wassermengen in Stoff-Fängern zusammen- führt. Diese reagiren infolge ihres Gehalts an geringen Mengen von schweflig- sauren Verbindungen, die von dem Waschen des Zellstoffs herrühren, noch immer schwach sauer, derart, dass ihr Säuregehalt genügt, um die dunkle Färbung der aus der Fällgrube kommenden konzentrirten Kochlauge zu beseitigen. Zur Aus- fällung des Calcium - Monosulfits in den Gruben 21 und 22 kann man auch die bei der Chlorkalkauflösung verbleibenden Kalkrückstände benutzen, welche auf diese Weise nicht nur unschädlich gemacht werden, sondern noch vortheilhafte Verwendung finden. Die Gruben 21 und 22 werden so gross genommen, dass in jeder mindestens die innerhalb 24 Stunden aus den Kochern kommenden Ablaugen Raum finden, sodass diese sich vollkommen abkühlen und absetzen und, was noch wichtiger ist, mit gut geregelten Abflussvorrichtungen dem Fluss in kleinen gleiehmässigen Mengen zugeführt werden können. Eine Fabrik, welche 10 000 kg Sulfitstoff in 24 Stunden herstellt, liefert etwa 80 cbm == 80000 1 Ablauge. Da nun ein Tag 24X60X60 = 86 400 Sekunden hat, so braucht aus der untern Grube 29 in der Sekunde nur etwa 1 1 gereinigter Kochlauge zu fliessen, und ein verhältniss- niässig kleiner Wasserlauf genügt zur Aufnahme dieser Menge und deren Ver- dünnung bis auf vollkommene Unschädlichmachung. Bei plötzlichem Einlassen der gesammten Menge der von einer Kochung kommenden Lauge würde auch deren Entsäuerung nicht hinreichen, um bedenkliche Verunreinigungen und Störungen selbst bei grössern Flussläufen zu verhüten. Dr. Frank hat übrigens durch Analyse der nach seinem Verfahren gereinigten Kochlaugen nachgewiesen, dass dieselben sich ziu: Berieselung, namentlich von sauren Wiesen und Moorländereien, mit Erfolg verwenden lassen, da die Laugen die für den Pflanzenwuchs werthvollen Aschen- bestandtheile des Holzes in gelöstem Zustande enthalten, während sie von allen den Pflanzen schädlichen Stoffen befreit sind. Die Einführung des Verfahrens ist auf Grund von Gutachten bedeutender Chemiker mehreren Fabriken, welche an wasserarmen Flussläufen gebaut werden sollten, zur Bedingung der Konzessiousertheilung gemacht worden, und Dr. Frank hat bei einer Fabrikanlage in Munkdal in Schweden, in deren Wasserlauf eine werthvoUe Lachsfischerei besteht, auf ein Jahr nach Inbetriebsetzung der Sulfit- stofffabrik Bürgschaft dafür geleistet, dass die Fischerei in keiner Weise geschädigt werde. Bei Fabriken, welche an grossen Flüssen liegen, kann die lediglich zum Zweck der Reinigung in den untern Gruben stattfindende Behandlung der Laugen mit Luft fortfallen und der Betrieb nur auf die Wiedergewinnung der schwefligen Säure als Monosulfit beschränkt werden, in welchem Falle auch geringerer Zusatz von Aetzkalk genügt. Die Kymmene Aktie-Bolag in Finnland hat durch das Verfahren eine Verminderung des Schwefel Verbrauchs um 40 pCt. erzielt. Gewinnung von Soliwetligsäuve aus Abhiugen. 1601 Zu engerer Ausführung des Frank'schen Verfahrens hat Direktor Rudolf Krön eine Einrichtung ersonnen, die von der Maschinenfabrik Golzern in Sachsen Fig. 1G23. Fig. 1624. ausgeführt wird. Dieselbe ist nach der in der Papier-Zeitung Nr. 58 von 1893 erschienenen Beschreibung in Figg. 1623 und 1624 in Auf- und Grundriss in 1:150 der wahren Grösse dargestellt. 193 IQQ2 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Die im Kocher A benutzte Sulfitlauge wird durcli Hahn a und Rohr b in einen Behälter B abgelassen, über welchem ein andrer D mit Rührer steht, in dem Kalkmilch bereitet wird. Aus Mischbottich D wird die Kalkmilch durch Röhren l in den Behälter B nach Bedarf abgelassen, vermischt sich dort mit der gebrauchten Sulfitlauge und neutralisirt die darin befindliche freie schweflige Säure. Die Verbindung e zwischen dem Behälter B und dem anstossenden G ist in diesem Augenblick geschlossen, dagegen befördert die Schrauben-Pumpe /' durch den Dreiweg-Hahn i die Mischung yon Lauge und Kalkmilch in die Rinne g, von welcher sie in den entferntesten Tlieil des Behälters G abgeliefert wird. Nachdem die Lauge aus dem Kocher A abgelaufen ist, leitet man Wasser in denselben, welches sich mit zurückgebliebener Lauge sättigt und wieder durch Hahn a und Rolir b in den Behälter B abgelassen, in gleicher Weise wie die Lauge selbst behandelt und durch Rinne g in den Behälter G gefördert wird. In diesen Mischungen bildet sich aus dem Kalk-Hydrat der Kalkmilch und der vorhandenen freien Schwefligsäure unlösliches Monosulfit, d. h. einfachschwefligsaurer Kalk, welcher sich zu Boden setzt, während die wässrige Flüssigkeit obenauf stehen bleibt. Dieses überstehende Wasser wird durch das verstellbare Rohr k möglichst bis auf den Niederschlag in einen untern Kanal abgelassen. Um das abgelagerte Monosulfit recht rein zu waschen, lässt man aus dem Rohr G frisches Wasser in die Rinne g und den Behälter C fliessen, dasselbe vermischt sich mit dem abgelagerten Monosulfit, fliesst mit demselben durch die geöffnete Verbindung e in den Behälter B und wird von der Schrauben -Pumpe f durch Hahn i und Rinne g in den Behälter G zurück- gebracht. Nachdem sich hier das Monosulfit wieder abgesetzt hat, lässt man das überstehende Wasser durch Rohr k abfliessen. Wenn diese Waschung zwei- oder dreimal wiederholt ist, fördert man das Monosulfit durch Pumpe f, Hahn i und Rohr h in den untern Theil F der Doppelbütte EF. Li dem obern Theil E dieser Bütte liegt eine vielfältige Kühl- und Kondens- schlange m, in welche durch Rohre c d das Abgas aus dem Kocher A geblasen wird. Das Kühlwasser für die Schlange m wird aus Rohr G zugeleitet, und der Ueberschuss fliesst durch Rohr 0 in den Kalkmilch -Bottich D. Die aus dem Abgas verdichtete Schwefligsäure fliesst aus der Schlange m durch mehrere Auslässe in die untere Abtheilung F des Doppel -Bottichs und löst dort das Monosulfit, welches von einem Rührer n in steter Bewegung gehalten wird, zu doppeltschwefligsaurem Kalk auf. Hier büdet sich also aus dem reinen ausgewaschenen Monosulfit und der wiedergewonnenen Schwefligsäure die Ursprungs-Lauge von neuem und kann wieder verwendet werden. Sollte der untere Behälter F zu voU werden, so läuft der Ueberschuss an Monosulfit oder Schwefligsäure durch Rohr p in die Kalkmilch des Bottichs D. Ein nach oben gehendes Rohr q lässt die darin befindliche Luft entweichen. Rührer und Pumpe erhalten ihren Antrieb von der Welle H aus. Das aus den Laugen einer Kochung gewonnene Monosulfit kann erst durch die abgekühlten Gase der folgenden Kochung gelöst werden, und faUs mehrere Kocher vorhanden sind, richtet man sie so ein, dass die Al)damf)f- und AlDflussrohre aller in die beschriebene Einrichtung münden. 553. Trocknen und Lochen. Zellstoff, gebleicht oder ungebleicht, wird allgemein auf sogenannten Entwässerungsmaschinen in Pappe verwandelt. Diese Maschinen sind Cylinder- oder Langsiebmaschinen, bei deren Bau nur gründliche Entwässerung und Trocknung angestrebt wird, da kein Papier damit angefertigt, sondern nur möglichst viel Zellstoff in versandtfähige Form gebracht werden soll. Manche Theile der Maschinen können daher in einfacherer Weise als für Papiermaschinen hergestellt und dadurch billiger werden. In Amerika, wo man mit der Behandlung der Siebcylinder sehr vertraut ist, werden die Entwässerungsmaschinen meistens mit einem oder mehreren der- selben versehen, während in Europa die gewohnten Langsiebe vorgezogen werden. Li den meisten Fällen versieht man die Maschinen mit Knotenfängen, um dem Stoff noch eine letzte Reinigung zu geben. Um dem Trockner die Arbeit zu erleichtern, entzieht man dem Stoff durch 2 oder 3 kräftige Nasspressen möglichst viel Wasser auf mechanischem Wege. Von der Heizfläche des Trockners, d. h. von der Zahl und Grösse der TrockencjHnder hängt dann hauptsächlich die Leistungsfähigkeit der Maschine ab. In Fabriken, die für eignen Bedarf arbeiten oder den Zellstoff nicht auf weite Entfernung versenden, genügt ein Entwässerungssieb, welches noch durch Trocknen und Lochen. 1603 eine Presse ergänzt werden kann. In Fig. 1625 ist eine solche von der Maschinenbau -Anstalt Golzern in Sachsen gebaute Maschine in 1:50 der wahren Grösse dargestellt. Der Stoff fliesst von den Knotenfängen auf den Siebtisch a, der mit weniger Walzen als bei der Papiermaschine und meist nicht mit Sehüttlung versehen, also einfacher gebaut ist. Einrichtungen zur Format- und Gewichts- änderung fallen weg, weil man stets die Siebbreite möglichst ausnutzt. Der Stoff gelangt mit dem Sieb über die Sauger, durch die Gautschpresse h und wickelt sich auf einer in Gleitführungen auf dem Sieb liegenden Welle d auf. Dieses Aufwickeln erfolgt von selbst, wenn man die dui'ch Gautschpresse h gegangene Stoffbahn über der Walze c mit der Hand von dem bis dahin verlängerten Sieb nimmt und um die in Gleitführungen darauf ruhende Welle d wickelt. Die Welle mit der Stoffbahn wird dann von dem Sieb weiter gedreht und füllt sich mit Stoff, bis man sie abnimmt und durch eine leere Welle ersetzt. Durch diese Siebtrocknung erhält man eine Masse, die noch 70 bis 75 pCt. Wasser, also nur Fig. 1625. 30 bis 25 pCt. trockene Fasern enthält, sich also nicht zum Versandt auf grössere Entfernungen eignet. Der Stoff lässt sich jedoch bis auf 50 pCt. Wassergehalt bringen, wenn man denselben von der Gautschpresse h unmittelbar durch die Nasspresse f führt und auf Welle g rollt, die ihn vom Filz abnimmt. Viele Papier - Fabrikanten wünschen den Stoff nicht in Form feuchter Pappe zu erhalten, weil sie diese beim Eintragen in die Holländer zerfetzen müssen. Sie rollen desshalb den Stoff nicht auf Welle g, sondern führen ihn abwärts durch den Zerpflücker h, von dem in Fig. 1626 eine Vorderansicht in 1 : 6 der wahren Grösse dargestellt ist. Fig. 1627 zeigt in durchbrochener Längsansicht und gleichem Maassstab den Kamm und die Stiftenwalze, welche das Zerpflücken bewirken und der Deutlichkeit wegen auseinander gerückt sind. Die in die Holz- walze W eingeschlagenen Stifte s gehen bei Drehung der Walze durch die Aus- sparungen e d f des Kammes K, dessen Gesammt-Querschnitt in Fig. 1626 durch a b c f d dargestellt ist. Die feuchte Stoffbahn oder Pappe geht in der Richtung des Pfeils nach abwärts, wird dabei von den Stiften s erfasst und auf dem Kamm zerfetzt. Die Walze W ist mit äussern Ringen r sowie eingetriebenen Keilen h auf der vierkantigen, mit runden Zapfen versehenen Welle g befestigt. Eine Maschine der beschriebenen Art soll bei einer Arbeitsbreite von 1500 mm in 24 Stunden 10 bis 12 000 kg Stoff mit 45 bis 50 pCt. Trockenfasern liefern. Die Zollbehörden einiger Staaten betrachten den in Pappenform eingeführten Zellstoff als Pappe, wenn er nicht durch viele Löcher zur Verwendung als Pappe ungeeignet gemacht ist. Sie verlangen, dass die Pappe mit kreisrunden, nicht 193» 1604 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. mehr als 130 mm voneinander entfernten Löchern versehen ist. Da die Verzollung zu dem höhern für Pappe erhobenen Satze in den meisten Fällen die Einfuhr unmöglich macht, so müssen die Fabrikanten dieser Vorschrift entsprechen, wenn sie den Stoff nicht zerfetzt oder in Kuchenform liefern wollen. Sie halfen sich anfangs damit, dass sie die noch feuchte Zellstolf-Pappe-Bahn über eine Stachel- walze W von der in Figg. 1626/7 dargestellten Art so weglaufen Hessen, dass sich die Stacheln s in die Zellstoff-Bahn einbohrten und diese durchlochten. Die von den Stacheln herausgedrückten Fetzen hingen jedoch an einer Stelle noch an der Pappenbahn, konnten sich wieder in das Loch einfügen und machten den Eindruck, dass man die Löcher damit wieder schliessen könne. Manche Zoll- behörden erklärten desshalb nach einiger Zeit, dass solche Lochung nicht genüge, da sie die Verwendung als Pappe nicht unmöglich mache, und verlangten die oben erwähnten kreisrunden Löcher. Die Fabrikanten fanden auch die von den Fiff. 1626. Fig. 1627. Stacheln herausgestosseneu, aber noch anhängenden Fetzen beim Aufrollen der Zellstoif - Bahn sehr imbequem, da sie sich zwischen die Papplagen betteten und glattes Aufwickeln hinderten. Man suchte desshalb nach Hilfsmitteln, um die Pappenbahn mit Löchern zu versehen, die deren Unbrauchbarkeit als Pappen sichern. Ein solches ist der in Nr. 99 der Papier-Zeitung von 1894 beschriebene Pietryga'sche Locher, dessen Bau die Maschinenbau -Anstalt Golzern übernommen hat. Figg. 1628/29/30 geben eine Darstellung desselben in 1 : 10 der wahren Grösse. Er steht zwischen der Gautsch- und Nasspresse so in der Papiermaschine, dass die Zellstoff- Bahn über die Kupferwalze B wegzieht. Diese KujDferwalze B ist im Kasten A gelagert und auf ihrer Oberfläche mit vier parallel zur Walzenachse laufenden Reihen von Löchern versehen. Diese Jjöcher sind, wie die Abwicklungsskizze des Mantels B neben Fig. 1630 zeigt, versetzt zu ein- ander angeordnet. Ueber der Walze befinden sich links und rechts die Wellen D und E mit den Lochern F F^ und den Daumen G GK Die Locher sitzen lose auf den Wellen und tragen auf der Vorderseite in Scharnieren je einen Stempel J, von gleicliem Durchmesser wie die Löcher 13 8 4 der Walze B. Auf der Rückseite tragen die Locher Gegengewichte P P', die dafür sorgen, dass die Stempel J über der Walze stehen und über dem Stoff gehalten werden. Die Locher sind so angeordnet, dass die Stempel der Reihe F in die liöcher 1 und 3 der Walze, die Stempel der Reihe F^ in die Löcher 3 und 4 der Walze B fallen. Troclmen und Lochen. 1605 Gegenüber jedem Locher sitzen auf den zugehörigen Wellen aufgekeilt die Daumen G und G'. Die WeJle D überträgt ihre Bewegung durch ein Stirnrad /£■ und ein Zwischenrad L auf das Rad M der "Walze B, welche sich in der Richtung des Stofflaufs dreht. Rad M greift wiederum in das Rad N der Welle E und dreht diese im entgegengesetzten Sinne. Die Räder K und N sind halb so gross wie das Rad jlf, und ihre Wellen mit dem Daumen drehen sich mithin während einer Drehung der Walze zweimal. Fiff. 1629. Fig. 1628 f 0 2 1 Bei der IQ der Zeich- nung wiedergegebenen Stellung steht die Daumenreihe G' im Be- gritf, die Locherreihe F in die feuchte Stoffbahn und somit in die Löcher J der Walze B einzu- drücken. Dies geschieht bei weiterer Drehung, und dabei werden runde Scheibchen aus der Stoff bahn gestossen, die in das Innere der Walze B fallen. Da- durch, dass die Stempel in Scharnieren hängen und sich frei bewegen können, folgen sie der Drehung der Walze B etwas, sodass diese in ihrer Fortbewegung nicht behindert wird. Durch die Gegengewichte P P^ werden die Stempel aus den Löchern sofort wieder herausgelioben, und das Spiel wieder- holt sich mit der Stempelreihe i^' nach einer Drehung der Loch walze B um 90". Unter der Walze befindet sich ein Spritzrohr E, welches die in der Walze liegenden ZeUstoff-Scheibchen durch seitliche Oeffnungen der Walze herausspült. Der Locher ist seit einigen Jahren in der Cellulose - Fabrik Stahlhammer des Grafen H. Henckel von Donnersmarck in Oberschlesien in Betrieb. Eine von der Maschinenbau -Anstalt Golzern gebaute vollständige Ent- wässerungsmaschine ist in Fig. 1631 in 1:100 der wahren Grösse dargestellt. Der Stoff fliegst über den Sandfang a und zwei nebeneinanderstehende Riesenplanknoten- fänge h auf das Sieb ä, welches zwar keine Schüttlung hat, aber so eingerichtet ist, dass es leicht damit versehen werden kann, Hinter der Gautschpresse e ist 1606 Ersatzstoffe für Hadern. Sulfitzellstoff. ein Roller / und hinter der zweiten Nasspresse ein ebensolcher Ic angebracht, damit man bei f Stoff mit 25 pCt. trockner Fasern und bei h mit 50 bis 55 pCt. auf- rollen und abnehmen kann. Zwischen Roller f und Presse h ist ein Pietryga'scher Locher von oben erklärter Bauart eingeschaltet. Hier sind im Gegensatz zu Fig. 1625 zwei Nasspressen angewendet, weil es vortheilhafter ist, den Filz in der ersten Presse h weniger stark in Anspruch zu nehmen, also weniger stark zu pressen imd dafür mit i nachzupressen. Wenn der Stoff ganz trocken werden soll, führt man ihn von i unmittelbar auf den ersten von 13 Trockencylindern von 1220 mm Durchmesser, die ohne Filze laufen und sämmtlieh von einer Stelle aus angetrieben werden. Die Zell- stoffbahn geht vom Cylinder 1 auf 2, wo sie von einer Walze l angepresst wird, und setzt ihren Weg über 5 bis 12 fort, wo sie von einer gleichen Walze m den- selben Druck erfährt. Da die Cylinder keine Filze haben, so soll der Stoffbahn durch die Anpresswalzen l m etwas Spannung gegeben werden. Der getrocknete Stoff wird entweder in üblicher Weise aufgerollt oder auf der in Fig. 1631 skizzirten Maschine p längs und quer in Pappen-Bogen zerschnitten. Eine Maschine solcher Bauart mit 17 Trockencylindern und 2400 mm Breite liefert in der Papierstoff- Fabrik der Kellner- Partington Co. zu Hallein in 24 Stunden 24 000 kg trockenen Stoff. Der Längs- und Querschneider p ist in Figg. 1632 mid 1683 in 1 :40 der wahren Grösse besonders dargestellt. Die Stoffbahn wird zuerst durch die auf Wellen a sitzenden ein oder zwei Paar Kreismesser geführt, um in 2 oder 3 Bahnen zerlegt zu werden. Diese gehen durch Zuführwalzen h zu der Klemm- walze d, welche den Stoff auf das waagrechte festliegende Messer niederdrückt. An dessen Vorderkante schneidet das beweglich mit Armen auf Welle g befestigte Messer f die Stoffbahn quer durch. Die Pappenbogen werden in dem schräg- stehenden Kasten h aufeinander gelegt. Einige Erfinder erzeugten die Löcher in der Zellstoffbahn dadurch, dass sie auf der Papiermasclüne von unten unter starkem Druck Wasserstralilen durch Sieb und Stoff trieben. Nach der deutschen Patentschrift Nr. 40878 von 1887 ist ein solches Verfahren den Herren F. Thiry in Huy und P. Delstanche in Vise, Belgien, geschützt. Unter dem Metalltuch liegen Rohre, durch deren Löcher in regelmässigen Zeitabsclinitten starke Wasserstrahlen nach oben gespritzt werden. Das Zulass - Ventil der Rolire erhält eine ruckweise Bewegung, durch welche es sich öflEnet und schliesst. Die über der Stoffbahn austretenden Wasserstrahlen, welche den aus der Balm gerissenen Stoff enthalten, werden oberhalb aufgefangen und abgeleitet. Fiff. 163L Das erloschene, von Nr. 40878 abhängige deutsche Patent 48639 von C. Vanoli aus 1889 strebt denselben Zweck an. Das in Fig. 1634 im Durchschnitt dargestellte Wasserrohr Ä mit den Ausströmungsdüsen C liegt in einem sich drehenden Rolir B, welches mit zahlreichen Löchern versehen und in Fig. 1635 besonders dargestellt ist. Die Düsen werden somit ab- Trocknen luid Lochen. 1607 Fio-. 1632. wechselnd vom Rohr B überdeckt und blossgelegt und können ihre Wasserstralilen durch Löcher b nach oben senden. Die Rohre liegen zwischen Sauger und Gautschpresse unter dem Sieb und müssen mit Wasser gespeist werden, welches Va bis 1 Atmosphäre Druck ausübt, damit es mit genügender Ivraft durch Sieb und Stoff spritzt. Die Düsen G stehen scliräg, damit der durchgespritzte Stoff nach hinten auf die Stoffbahn fällt, also kein Stoffverlust entsteht. Mittels der Drehgeschwindigkeit des Rohrs B und Anordnung der Löcher b kann man die Stoffbahn an beliebig vielen Punkten durchspritzen. Diese Spritzlöcher haben, obwohl sie auf den ersten BKck selir zweckmässig scheinen, keine grössere Verbreitung erlangt, weil der erforderliclie starke "Wasserdruck häufig nicht vor- handen ist und ungleiche Trocknung der Stoffbahn entsteht. Beim Durchspritzen häuft sich nämlich rings um die Löcher der Stoff' und bildet dicke Ränder, die in den Pressen starken Druck erfahren, aber verhindern, dass die übrige Stoft'bahn gut entwässert wird. Diese Ränder werden dann auf dem Trockner viel trockener als die Bahn selbst, und wenn diese trocken wird, sind die Ränder von der Hitze gebräunt, d. h. verkolilt imd der Stoff damit verunreinigt. Figg. 1636 bis 1639 veranschau- lichen einen Stoff locher, für welchen die Kühnle'sche Maschinenfabrik in Frankenthal das D. R. P. Nr. 76721 erhalten hat. Die Stempel und Ge- senke, welche auf einem um eine Achse schwingenden Gestell angeordnet sind, folgen der fertigen trockenen Stoffbahn während des Lochens und kehren dann sofort wieder in die Anfangsstellung zurück. Fig. 1637 zeigt die Vorderansicht des Lochers, Figg. 1636 und 1638 sind Seitenansichten der Enden, mit Schnitt durch ; II Ö=ä3 Stempel- und Gesenkträger. Fig. 1639 ist ein Grimdriss. Die Vorrichtung wird von einem [^ j Eisen getragen und lässt sich daher leicht an dem Rahmen der Pappen- oder Papier- maschine anbringen. Der balkenartige Gesenkträger M sitzt mit seinen beiden Stützen M^ drehbar auf Welle a; der Stempel- träger S mit Stempeins ist an seinen beiden Enden durch ArmeS' mit dem Gesenkträger um b drehbar verbunden. Die vor- und Fiff. 1634. Fig. 1633. rückgehende Bewegung des ganzen Gestells wird durch die beiden auf der Antriebswelle W sitzenden Exzenter e bewirkt, welche durch die Exzenterstange e' mit den Stützen M'- des Gesenkträgers —i ~jp~ Fig. 1631. verbunden sind. Die auf- und abgehende Bewegung des Stempelträgers erfolgt durch Kurven- scheiben d, welche ebenfalls auf der Antriebwelle W sitzen. Gegen diese Kurvenscheiben legen sich die Rollen d^ der um h^ drehbaren Hebel h; letztere sind durch Lenkstangen z mit dem Stempelträger S verbunden. Jede Lenkstange ist von einer Schraubenfeder / umgeben, welche 1608 Ersatzstoffe für Hadern. — Siilfitzellstoff. den Stenipelträger in seiner höclisten Lage hält und die Rolle iP am freien Ende des Hebels h gegen die Kiirvenscheibe d drückt. Die Exzenter e und Kurvenscheiben d sind derart auf der Welle W befestigt, dass Daumen d' den Hebel h niederdrückt, wenn das GesteU MS durch Exzenter e vorwärts bewegt Fig. 1036 S' Fig. 1637. Fig. 1639. wird. Dadurch wird gleichzeitig der Stempelträger S durch die Stangen z abwärts bewegt, sodass die Stempel s in die Gesenke m (Fig. 1636) treten und die Pappe durchlochen. Sobald iräEsflEgsjÄK^^ Fig. 1640. Rolle d^ von dem Daumen d' abgleitet, heben die Federn f den Stempelträger und ziehen die Stempel aus den Gesenken. Da während der Rückbewegung des schwingenden Gestelles die Rolle (P an dem kreisförmigen Theil der Kurvenscheibe d gleitet, bleiben die Stempel gehoben. Trocknen und Lochen. Neuere Suliitstoff-Anlagen. 1609 Der Antrieb der Vorrichtung muss derart geregelt werden, dass das Gestell MS sich mit gleicher Schnelligkeit vorwärts bewegt wie die zu lochende Stoffbahn. Zwei kleine Leit- walzen 0, zwischen welchen der Stoff geführt wird, halten denselben nieder, während sicli die Stempel aus den erzeugten Löchern nach oben ziehen. In der photographischen Darstellung Fig. 1640 ist ein Locher gezeigt, welchen H. Füllner in Warmbrunn, Schlesien, zu gleichem Zwecke baut. Die obere Walze Ä ist mit Stiften versehen, welche in die Löcher der untern Walze B passen und ebensoviel Löcher in die Pappenbahn schneiden. Die Stifte sind auf der Aussenfläche abgeschrägt, damit sie annähernd einen Scheerenschnitt machen und nicht durchdrücken. Ein auf der obern Walze Ä liegender Schaber C hält etwa anhängende Fetzen zurück, nimmt erforderlichen Falls die Bahn bequem ab und ist mit Einschnitten versehen, welche die Stifte durchlassen. Aus dem Querschnitt durch die Walzen, Fig. 1641, ist "'"•C^ deren Bauart deutlich erkennbar. Walze A, welche die ein- gesetzten Stifte a aus naturhartem Stahl trägt, ist aus Guss- eisen, die Gegenwalze B mit Löchern h dagegen aus Stahlrohr angefertigt, damit die Kanten der Löcher & Stahlschneiden bilden, die mit den Stahlstiften a zusammen arbeiten. Der Locher kann so eingerichtet werden, dass alle 4 Seiten der Stifte a schneiden und die ausgestossenen Stückchen Zellstoff-Pappe in den Hohlraum der Walze B fallen. Hier sammeln sie sich solange an, bis sie nach den Enden gedrückt werden, wo sie durch je vier runde Löcher in darunter stehende Holz- kasten fallen. Wenn die ausgeschnittenen Zellstoff-Quadrate an der Zellstoff-Bahn hängen bleiben sollen, so lässt man nur drei Seiten der Stifte schneiden, sodass die Stückchen z wie in Fig. 1641 gezeichnet an ihrer Rückseite mit der Bahn ver- Dann wird die Bahn unter einem Streichbrett durchgeführt welches die Stückchen z zurücklegt, und in solcher Weise von Walzen an die Trockencylinder gepresst, dass die zurückgelegten Stückchen sich an die Bahn schliessen imd die Löcher ganz frei lassen. Der Locher wird meist zwischen Pressen und Trockner in die Papier- maschine geschaltet. Da nicht alle Staaten die erwähnten Verzollungs-Schwierigkeiten machen, so halten es viele Zellstoff-Fabrikanten nicht für nöthig, theure Einrichtungen zum Lochen anzuschaffen. Manche begnügen sich mit einer Stachelwalze nach Figg. 1626/7, welche die aus den Löchern gestossenen Pappestückchen nicht ab- löst, aber doch nach aussen drängt und fügen das oben erwähnte Streichbrett zu, welches die Stückchen entweder abreisst oder umlegt. Bei einiger Sorgfalt kann auch hiermit den erwälmten strengen Anforderungen genügt werden. 554. Neuere SulfitstoiF- Anlagen. Die Aktien -Gesellschaft Feldmühle hat 1892 den Betrieb einer neuen Anlage bei Cosel in Schlesien eröffnet, die seit- dem erfolgreich arbeitet. Verf. besichtigte dieselbe im Mai 1895 und gab in der Papier-Zeitung folgende Beschreibung derselben: Die Gesellschaft hatte etwa 20 Morgen Land in einem Dreieck erworben, welches von der Bahnstrecke Neisse-Cosel, vom Klodnitz- Kanal und von der Oder begrenzt ist. Die Lage Fig. 1641. bunden bleiben. 1610 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. ist um so besser gewählt, als an dieser Stelle, unmittelbar bei der Fabrik, der grosse Oder-Hafen gebaut wird und theilweise schon fertig ist, von welchem die Schifffahrt ausgeht und längs welchem 14 Bahngeleise münden. Das ausschliesslich zur Verarbeitung kommende Fichtenholz wird auf einem Anschluss- geleise bis in den Hof gebracht, wo die Holzvorräthe sehr übersichtlich aufgestapelt und mit Schildern versehen sind, welche Herkunft und Inhalt der Stapelreihen angeben. Zmschen den aufgestapelten Hölzern liegen Sclunalspurgeleise, die das Holz auf Rollwagen bis in den Putzraum bringen. Die Holzzerkleinerung, Reinigung und Sortirung ist von der auf Seiten 1444 bis 47 beschriebenen Art. Die Sortirung der zerhackten und zerschleuderten Stückchen erfolgt nach dem erwähnten Verfalu-en in CyUndem, deren Felder mit Sieben von verschiedener Maschenweite überzogen sind. Mit den in Fig. 1403 Seite 144S skizzirten KletzFschen längsmaschigen Sieben, deren parallele Drähte zur Achse senkrecht liegen, wii'd Mer überraschend gute Sortirung und vollkommene Abscheidung der Aeste erzielt. Längs dem Gurt, welcher die guten Holzstückchen fortträgt, stehen Mädchen, welche die letzten Reste von Bast, Mark, Rinde, Holzstückchen usw. herausnehmen. Der Direktor und Schöpfer des Anwesens, Herr Dr. Leo Gottstein, hofft jedoch ll II II H II II II i\ II It II- H li II II H II II II H_JL_11— Ü_J|— IL " "'- ff/ . It II Jl H— ll II II X X X X Xl^ 1 1 '1^ 11 Mi 1 n n 11 ■-■ I* ■■ 11 11 r^ II I .1 II II 1 im Fig. 1642. durch Verbesserung der Aufbereitung nach und nach diese Sortirung von Hand wesentlich einzuschränken. Die sortirten Holzstückchen werden im obem Stockwerk durch hölzerne Trichter in daranhängende Säcke gefüllt. Sobald ein Sack voll ist, wird er abgeschnallt und unmittelbar über den zu füllenden Kocher gestellt. Die Anwendung von Säcken ermöglicht genaue Feststellung der in den Kocher gegebenen Holznienge und erleichtert das Füllen. Die- selben werden mit dem Oeft'nungsende nach unten durch die Mannlöcher in die Kocher gehalten, innen geöffnet und entleeren sich rasch, olme dass etwas vorbei geht. Man sieht desshalb im Kocherraum weder Späne noch sonstige Holztheilchen. Die Kocher liegen auf so hohem Gestell, dass der darunter befindliche Raum zur Auf- nahme des Inhalts völlig ausreicht und rasche Leerung ermöglicht. Figg. 1642 und 1643 geben ein BUd der Lagerung der 5 Kocher K in 1 : 100 der wahren Grösse. Die eingeschriebenen Maasse sind ^Millimeter. Die Kocher sind nicht verbleit, sondern nur mit Cement und säure- festen Steinen ausgemauert, werden jedoch so sorgfältig behandelt und nachgesehen, dass in etwa ojälrrigem Betrieb keinerlei Beschädigung vorgekommen ist. Das jetzt vielfach eingeführte Seite 1557 beschriebene Ausfugen der Ausmauerung mit Bleiglätte-Glycerin ist ver- lassen worden, weil sich zeigte, dass die Säure manchmal eine kleine Oeflhung findet, sich unter dem Blei glatt ekitt durchfrisst und darunter den Cement angreift, also unbeobachtet auch an das Eisenblech a'elans'en könnte. Der Blei^lättekitt verdeckt dann die Schädig'une', sodass sie dem untersuchenden Arbeiter entgeht und der Kitt mehr schadet als nützt. Die Fabrik sucht daher bis jetzt mit Erfolg ihr Heil lediglich in sorgfältigster Ueberwachung der Aus- mauerung. Der Cement widersteht am besten, wenn er mit Vg feinem, scharfem Sand angesetzt ist, er hält dann manchmal besser aus als die sogenannten säurefesten Steine. Die dem Kocher- blech zunächst liegende Scliicht ist mit solchem Mörtel vermauert, für die inneren Lagen und zum Ausfugen ist jedoch reiner Cement benutzt. Schreiber Dieses kann bezeugen, dass er in dem Kocherraum auch nicht die leiseste Spur von Schwefligsäure-Gas bemerkte. Neuere Sulfitstoff-Anlagen. 1611 Die Heizung der Kocher erfolgt auf indirektem Wege mittels der von Mitsclierlich eingeführten Heizsclüangen aus Hartbleirohren von 35 mm Durchmesser imd T'/s mm Wand- stärke, von denen je 700 m Länge in einem Kocher liegen. Direkter Dampf wird garniclit benutzt, damit jede mögliche Schwächung der Faser ausgesclüossen bleibt. Die Deckel der untern Mannlöcher sind mit Hartbleisieben versehen, welche das Mitreissen von Stoff beim Ablassen der Lauge verhindern. Die Ablauge wird gekühlt, mit in eisernen Rührgefässen aufgelöster verdünnter Kallvinilch neutralisirt und in Behälter geleitet, wo sie sich klärt und erst nach grosser Ver- dünnung in die Oder fliesst. Die Abgase aus den Kochern gelangen zunächst in einen grossen Gasküliler, aus welchem sie zum Tlieil in einen besonderen Absorptionsthurm, zum Theil direkt in die Laugenbehälter geleitet werden. Vor dem Kochen wird das Holz etwas gedämpft, und nach dem Ablassen der Lauge wird der Kocher-Inhalt wiederholt gründlich gewaschen und dann erst herausgenommen. Die schweflige Säure wird durch Verbrennung von Schwefel in vier Oefen erzeugt, von denen jeder mit einer Schmelzpfanne versehen ist, aus welcher der gesclimolzene Schwefel dauernd einfliesst. Die Oefen werden an der obern Seite mit Wasser gekühlt und münden in ein gemeinsames gusseiserpes Rohr, weil an dieser Stelle wegen der hohen Temperatur der Gase Blei nicht aushalten würde. Aus diesem Rolir gelangen die Gase in eine grosse Blei- Külilkammer, die auf fünf Seiten mit Wasser gekühlt wird, und strömen dann in ein Vertheilungs- rohr, welches vier Thürme speist. Jeder dieser mit Kalkstein gefüllten Thürme liat 1,6 m Durchmesser und 36 m Höhe. Der Zug wird in denselben niclit in üblicher Weise daduich hervorgebracht, dass die Schwefligsäure-Gase in einem hohen Rohr aufsteigen und in einem andern Schenkel niedersinken, sondern lediglich dadurch, dass die obern Enden der vier Thürme durch ein gemeinsames Tiionrohr mit dem hohen Fabrikscliornstein in Verbindung gebraclit sind. Dieses gemeinsame Rohr geht zuerst senkrecht am Thurm herunter und endet in vier Auslass- Oeffnungen, von denen nach Bedarf mehrere mit Holzpfropfen geschlossen werden können, wenn der Zug vermindert werden soU. Dieser Auslass befindet sich in einem Tiionrohr, welches unter der Erde bis zum Schornstein geht. In einem Anbau steht eine Ideine Dynamomaschine, welche die zu den Thürmen gehörigen Wasser- und Laugenpumpen treibt. Die Thürme bestehen aus cyUndrischen mit eisernen Reifen zusammengehaltenen Holz- fässern, die so aufeinander sitzen, dass nur die Hälfte der Wanddicke in das untere Fass lüuein- ragt. Auf dem einzigen untern Rost liegt eine Kalksteinsäule von 28 m Höhe ohne jeden Zwischenrost, was in beinahe 3jälrrigem Betrieb keinerlei Schwierigkeiten verursacht hat. Alle 5 bis 6 Tage zielit man jedoch unten Kalkstein heraus, um zu seilen, ob die Füllung ordentlich nachrutscht. Die zur Herstellung der Lauge erforderliche Menge Schwefel beziffert sich auf 10 bis 11 kg Schwefel für 100 kg Zellstoff. Es ist in Aussicht genommen, die Schwefelöfen ganz oder theilweise durch Schwefelkiesöfen zu ersetzen, wenn die Rohstoffpreise dies vortheU- haft erscheinen lassen. Bei der erwähnten Menge Schwefel ist die 100 prozentige flüssige Schwefligsäure mit- gerechnet, welche aus oberschlesischen Zinkhütten bezogen wird. Dieselbe kommt in eisernen, auf Wagen befestigten Kesseln an, wird in schmiedeiserne Vorrathskessel abgelassen und aus 194* lg 12 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. diesen durch ein 12 bis 15 mm weites Bleirolir in die Tliürme geleitet. Dieses Bleirolir liegt in einem 150 mm weiten eisernen Rohr, in welches Abdampf geleitet wird, weil das Bleirolir sonst einfrieren würde. Die flüssige Säure wird nur bezogen, wenn sie billig genug ist und melir im Sommer, wo die Laugenbereitung durch "Wärme erschwert ist, als im Winter. Die fertige Lauge enthält etwa 1 pCt. gebundene und 2 pCt. freie Schwefligsäure und 0,8 bis 1,1 pCt. Kalk, d. h. soviel als zur Bindung von etwa 1 pCt. Säure nöthig ist. Nachdem der gekoclite Stoff durch die beiden untern Mannlöcher in den hohen Raum unter den Kochern entleert ist, v?ird er in 2 abgeänderte Wagner'sche Separatoren, Figg. 1595/96 Seite 1584, geschaufelt. Der so zerfaserte Stoff wird beim Austritt aus denselben mit selu' viel Wasser vermengt, von 2 Plungerpumpen hocligefördert und läuft, nachdem er durch 2 Absetz- kasten gegangen ist, über 2 grosse Sandfänge. Diese sind mit je 2 Kröpfen von der Fig. 1597 Seite 1584: skizzirten Art zum Absetzen der mitgerissenen schweren Tlieile und mit schräg gestellten Latten zum Auffangen von Harz von der in Fig. 1617 Seite 1596 skizzirten Art ausgestattet. Am Ende der Sandfänge wird der Stoff mit "Waschtrommeln zum Theil entwässert, dann wieder mit reinem "Wasser verdünnt, auf acht Knotenfänge von 0,4 mm Schlitzweite ge- bracht, wieder mit "Wasclitrommeln entwässert und mittels einer Bronze-Centrifugal-Pumpe in zwei gemauerte Vorraths-Bütten der Entwässerungs-Maschine befördert. Diese nimmt die Hälfte einer 50 m langen, 15 m breiten und 4Va m hohen lichten Halle ein, ist mit Sieb von 14,4 m Länge, 2100 mm Arbeitsbreite und 3 Pressen, von denen die erste mit Oberfilz, versehen und hat eine eigene Antriebs-Dampfmaschiue. Der Trockner besteht aus zwei Gruppen von 7 und 10 Cylindem von 1250 mm Durchmesser und arbeitet oline Filz. Ein Kögel'scher Längs- und Querschneider vervollständigt die Ausrüstung der Maschine. Li der andern Hälfte der Halle steht eine Papiermaschine, auf welcher die geringsten Sorten Zellstoff, welche keine Trocknung und keine Fracht ertragen, in Packpapier verwandelt werden. lieber den Trocknern sind altmodische hölzerne, über das Dach hinausgehende Schlote angebracht, die den Raum bei grösstem Frostwetter dunstfrei erhalten. Die von den "Wasch- trommeln und den Maschinen ablaufenden Wasser werden auf Stoft'fänge gepumpt, in denen sie Dire Fasern zurücklassen. Zur Verarbeitung dieser Fangstoffe dient eine besondere Cylinder- Pappenmaschine. Vier Kessel von je 205 C[m Heizfläche und für 8 Atmosphären Betriebsspannung geprüft liefern zur Zeit den erforderlichen Dampf, werden aber demnächst durch einen fünften Kessel vermehrt, für den Platz vorgesehen ist. Der Dampif geht in einen gemeinsamen Sammler, aus welchem alle Roluieitungen abzweigen. Ein Vorwärmer, ein Injektor lond eine Worthington- Dampf-Pumpe dienen zur Speisung. Ein Kessel ist mit Vorfeuerung zum Verbrennen der Schäl- späne versehen, die ihm aus der Holzsoitirung von einem VentUator durch eine etwa 50 m lange Thom'ohrleitung zugeblasen werden. Der Schornstein ist 56 m hoch, rund und oben 1500 mm weit. Die Kraft-Anlage ist so angeordnet, dass die verscMedenen Abtheilungen möglichst unabhängig voneinander sind, sodass Störung der einen auf die andern keinen Einfluss übt. Zwei grosse Verbund-Dampfmaschinen mit Kondensation liefern die Kraft für Holz- und Stoft'- aufbereitung, die eine hat 400 und 600 mm CyUnderdurchmesser, 800 mm Hub bei 80 Um- drehungen in der Minute, die andere Cylinder von 450 und 700, Hubhöhe von 800 mm bei 85 Umdrehungen. Die beiden Maschinen können zusammen oder jede für sich das ganze Werk treiben imd sind in einem salonartigen mit Fliessen und getäfelter Decke versehenen Raum untergebracht. Das Ein- und Ausrücken kann ohne Stillstand erfolgen, und die Holzbearbeitung, welche nur am Tage und nur an Wochentagen arbeitet, ward ohne Störung des übrigen Betriebs rasch stillgestellt und in Gang gesetzt. Ausserdem besitzt die Fabrik eine elektrische Itraft- übertragung, Drehstromsystem, für etwa 100 PS. Für die chemische Station, die Dynamo- Maschine und Reparatur -Werkstatt sind besondere Dampfmaschinen vorhanden doch hängt die Dynamo-Maschine, welcheFabrik undHof beleuchtet, gewöhnlich an einem der beiden grossenMotoren. Die einzelnen im Ziegelrohbau geschmacks^oll aufgefülirten Gebäude sind durch Feuer- mauem von einander getrennt vmd mit Fussböden aus besten Mosaikplatten versehen. Die Fabrüc erzeugt 18 bis 20000 kg Zellstoff' in 24 Stunden imd braucht dazu ein- scliliessUch der Papierfabrik über 4 cbm Wasser in der ^Minute, das zum Theü aus Brumieu, zum Theü aus der Oder entnommen wird, weil sicli erstere als unzulänglicli erwiesen. Die Külüwasser werden unfiltrirt verwendet, die andern in Zellstofffiltern gereinigt. Die Anlage beschäftigt über 400 Arbeiter und Beamte xmd zwar, yne in Oberschlesien üblich, grossentheils Frauen, welche auch schwere Arbeiten, ^xie Holzbearbeitung und dgl., leisten. Verf. besuchte 1894 die Zellstoff- und Papierfabrik von De Naeyer & Co. in Willebroeck, Belgien, und gab in Nr. 44 der Papier-Zeitung gleichen Jahres folgende Beschreibung der dortigen Sulfitanlage. Neuere Sulfitstoff-Anlagen. Amerikanische Sulfltstoff-Anlage. 1613 In den letzten Jahren ist eine besondere Sulfitstoff-Anlage errichtet worden, an der noch weiter gebaut wird, und die Ende 1894 mit 24 grossen Kochern etwa 40 Tonnen Zellstoff in 24 Stunden liefern wird. AUe Holzabfälle, sogar Schälspäne, die sich hierbei ergeben, werden mittels Natron in Zellstoff verwandelt. Das aus nordeuropäischen Ländern und aus Kanada kommende Fichtenholz wird mit Schälmaschinen entrindet, mit Bohrmaschinen möglichst von Aesten befreit, kleingehackt, in grossen Kaffeemühlen zerbröckelt, mit SiebtrommeLa gereinigt lond sortirt. Dabei geht es auf mechanischem "Wege von einer Maschine zur andern und schliesslich in grosse Behälter über den Kochern. Die Schwefligsäure wird aus spanischen oder andern Schwefelldesen erzeugt und in mit Kalkstein gefüllten Thürmen in Lösung von dopiDeltschwefligsaurem Kalk verwandelt, die sich in grossen Behältern sammelt und von hier mit Flügelpnmpen in die Kocher gepumpt wird, nachdem man dieselben mit Holz gefüllt hat. Die Thürme sind sämmtlich aus Stein und Cement hergestellt und zwar in Gru^Dj^en von drei oder zwei. Das Mauerwerk muss jedoch sehr häufig ausgebessert werden. Das Schwefligsäure-Gas geht vom ersten in den zweiten oder auch dritten zum Theil mit Holzklötzen gefüllten Thurm und soll dabei völlig aufgenommen werden. Der obere Theil des letzten Thurms jeder Gruppe steht mit einem gemauerten Schornstein von 62,5 m Höhe und 2 m oberem Durclmiesser in Verbindung, welcher die Säure durch alle Thürme saugt und etwaige nicht aufgenommene so hoch in die Luft bringt, dass sie sich sehr vertheilt, ehe sie niedersinkt, und dann nicht mehr merkbar ist. Die aus den Kochern abgeblasene Schweflig- säure geht in besondere mit "Wasser gefüllte Behälter und dient dann zum Ansäuren der Thurmlaugen. Die 24 Sulfitkocher shid senk- recht stehende Gylinder von 4 m Durchmesser nach Art der Ritter- Kellner'schen und innen aus- gemauert. 21 meist selbstgebaute Dreh-Knotenfänge sowie Absetz- kanäle von mehreren Hundert Meter Länge dienen zum Reinigen des Zellstoffs. Der zum Bleichen der Zellstoffe dienende Chlorkalk wird mit Salzsäure hergestellt, die in Bottichwagen auf Geleisen neben die mit Braunstein gefüllten Chlorgas-Retorten gefahren und unmittelbar in diese ab- gelassen wird. Das ent-wickelte Chlorgas geht in Kalkmilch, und die so entstehende Chlor- kalklösung fliesst zu den Bleichholländern. 555. Amerikanische SulfitstofF- Anlage. In Fig. 1645 auf folgender Seite ist ein Grundriss der von The Pusey & Jones Co. in Wilmington, Del, für The Denver Sulphite Fibre Co. in Denver im Staat Colorado eingerichteten Fabrik in 1 : 250 der wahren Grösse gegeben. Fig. 1644 ist eine perspektivische Aussen- Ansicht des Gebäudes. Das auf der Hackmaschine a zerkleinerte Holz wird von dem nebenan- stehenden Ventilator oder Bläser blower, welcher die Stücke öflfnet, und durch ein über die Dächer weggehendes in Fig. 1644 gezeichnetes Rohr c in einen auf dem höchsten Punkt des Gebäudes stehenden Holzstäuber dust Separator (Fig. 1553 Seite 1564) befördert. Aus diesem fallen die Holzstücke in eine nicht gezeichnete Siebtrommel von der Seite 1447 Figg. 1400 — 1402 beschriebenen Art. In dem ersten mit feinerem Metallgewebe bekleideten Theil dieser Trommel werden Sägespäne und kleine Verunreinigungen abgeschieden, indem dieselben durch die Maschen des Siebes fallen. Im zweiten mit gröberem Sieb bekleideten Theil der Trommel fallen die guten Holzstücke, da sie die richtige Grösse haben, durch die Maschen, während grobe Späne und Aeste durch das offene Ende der Trommel nach aussen gelangen. Fig 1644 1614 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff^ Die durch das Sieb gedrungenen zertrümmerten Holzscheiben fallen durch eine 1] 1^=1 - "1 "^1=1"'^ =igr I !-=l I I « B fl j m w l m-u Fiff. 1645. I I I IJST — Gleitrinne in einen beinahe unmittelbar über den Kochern f stehenden Behälter, welcher rasches Füllen ermöglicht. Amerikanische Sulfltstoff-Anlage. Füllung der Kocher. 1615 Der Inhalt der Kocher digester f wird nach erfolgter Aufscliliessung des Holzes unter Druck in die zugehörigen Aufnahme-Bottiche hloiv pits g geblasen, dort einigemal gewaschen und durch eine Stoifpumpe h in die Rührbütte i be- fördert. Aus dieser hebt ihn Pumpe h auf den langen Sandfang l, über welchen er langsam auf die beiden Knotenfänge m^ der Cylinder-Pappenmaschine m gelangt, die ihn in versandtfähige Form bringt. Die Lauge wird, wie Fig. 1645. zeigt, in getrenntem Raum hergestellt. Die in den Schwefelöfen sulphur oven n, n^, n- durch Verbrennen von Schwefel erzeugte Schwefligsäure wird von der Luftpumpe r durch Kühlrohre o und je 2 Bottiche acid making tanks p gesaugt, die mit Rührern versehen sind und durch Pumpe g^ aus dem Bottich q mit Kalkmilch gefüllt werden. Hier bildet sich zuerst einfach schwefligsaurer Kalk oder Monosulfit, welcher sich in Lösung von Schwefligsäure zu klarer Flüssigkeit löst und von der Säurepumpe s in die Vorraths- bottiche storage tanks t befördert wird. Mit einer zweiten Säurepumpe s^ werden von hier aus die Kocher f gespeist. Diese sowie die Pumpen für Kalkmilch und Stoff sind Flügel- oder Centrifugalpumpen. Eine Corliss- Dampfmaschine von 75 PS. u treibt die Knotenfänge, Pappenmaschine, Pumpen und Rührer, während die andere ebensolche u^ nur der Holzvorbereitung, der Hackmaschine, dem Sortirer und Ventilator dient. Die Duplex Worthington Pumpe iv versorgt die ganze Anlage mit Wasser. Die mit nur 2 Kochern von der Seite 1561 beschriebenen Art versehene Anlage soll vorerst in 24 Stunden 8 Tonnen SulfitstofF liefern, ist aber zur Auf- stellung von 6 Kochern und Erzeugung von 24 Tonnen zu 2000 Pfd. engl. = 1016 kg bestimmt. 556. Füllung der Kocher. Um mit dem Füllen der Kocher keine Zeit zu verlieren, muss man soviel sortirtes und zerkleinertes Holz über jedem Kocher in Säcken oder Behältern vorräthig halten, als derselbe aufzunehmen vermag. Die Beförderung des an anderer Stelle und meist in unteren Stockwerken vor- bereiteten Holzes in den Raum über den Kochern erfolgt stets auf mechanischem Wege und nach amerikanischem Vorbild in schwierigen Lagen mittels Bläser oder Ventilator. Das Bild der Sulfitstoff- Anlage zu Denver Seite 1613 Fig. 1644 zeigt die Anwendung eines Ventilators in einem Fall, wo Beförderung auf anderem Wege eine sehr verwickelte Einrichtung erfordert hätte. Die Wahl der Förder- Einrichtung hängt zu sehr von den zu überwindenden Entfernungen, Höhen und Hindernissen ab, als dass dafür Vorschriften gegeben werden könnten. Wo Fördertücher oder -Ketten anwendbar sind, dürften sie vorzuziehen sein, weil sie geringeren Kraftaufwand verursachen. Da die Kocher ihre richtige Füllung von Lauge erhalten müssen, gleich- viel ob mehr oder weniger Holz hineingepackt ist, so hängt der Erfolg der Fabrik in erheblichem Maasse davon ab, wie viel Rohstoff in die Kocher gefüllt wird. Erfahrung hat gezeigt, dass man um so mehr Holz einbringen kann, je gleichmässiger die Stückchen sind, weil sie sich dann dicht ineinander fügen, während Stückchen von sehr verschiedener Grösse viele und grosse Räume zwischen sich lassen. So zeigte sich in einer Fabrik nach Einführung eines Zerkleinerungs- und Sortirverf alirens nach Art des auf Seiten 1444 bis 48 beschriebenen, dass die Kocher beinahe ein Drittel mehr Holz fassten und dabei besseren Zell- Igjß Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. Stoff ergaben als vorher. Dieser auffallende Erfolg wird zum Theil auch der guten Sortirung und der- vollkommenen Ausscheidung der Aeste zugeschrieben, welche man mit Sortircylindern erhält, die mit Kietzischen Sieben von der Seite 1448 beschriebenen Ai't versehen sind. Diese aus senkrecht zur Achse liegenden Parallel-Stäben bestehenden Siebe erwiesen sich als eine so wesentliche Ver- besserung, wie die einfache Einrichtung sie nicht vermuthen liess. Nach den Vorschriften Mitscherlichs und Anderer und wie in den vorher- gehenden Abschnitten dargelegt, sollen die Kocher nicht bis obenhin gefüllt werden, sondern im höchsten Theil einen leeren Raum zur Aufnahme der frei werdenden Schwefligsäure lassen. 1894 bis 95 haben jedoch einige Fabrikanten durch Erfahrung gefunden, dass ein solcher leerer Raum nicht erforderlich ist, dass man den ganzen Kocher mit Holz und Lauge füllen kann, ohne die Auf Schliessung zu behindern oder zu erschweren, dass man also den ganzen Kocherraum ausnützen darf. Da die beim Kochen frei werdende Schwefligsäure dann wenig oder keinen Raum zur Ansammlung findet, so muss allerdings durch häufigeres Oeffnen des Ablassventils für deren Entfernung gesorgt werden. Nach reicher Erfahrung und wie in den vorhergehenden Abschnitten aus- geführt, soll die in den Kocher gegebene Siüfitlauge nach roher Handwerksregel ein pCt, an Kalk gebundene Schwefligsäure zwei „ freie Schwefligsäure und nur soviel Kalk enthalten, als zur Bindung von 1 pCt. Schwefligsäure nöthig ist, d. h. 0,8 oder roh 1 pCt, d. h. 1 kg Kalk in 100 1 Lauge. Diese Lauge kann, wie Seiten 1576/78 ausgeführt, durch abgeblasene Gase und Dämpfe bedeutend vorgewärmt sein, und man sollte die Leitung, welche die- selbe in die Kocher bringt, so anordnen, dass sich die Fülhuig in möglichst kurzer Zeit vollzieht. 557. Sulfitstofl-Ergebniss aus Holz und anderen Pflanzen. Waldemar Thilmany, der 1886 das Mitscher lieh -Verfahren in den Vereinigten Staaten von Amerika einführte, liess einen Kocher abwechselnd mit folgenden Holzarten füllen und alle Sorten in einzelnen Haufen für sich halten: Buche (Fagus silvatica L.), Birke (Betula alba), Ahorn (Acer Pseudopla- tanus und Acer platanoides L.), Amerikanische Lärche (Pinus Larix L.) auf amerikanisch »Tamrack«, Aspe (Populus tremula L.), Schwarzpappel (Populus nigra L.), Fichte oder Rothtanne (Pinus Piccea) die amerikanische sjDruce, Weiss- oder Edeltanne (Pinus Abies), Kiefer (Pinus silvestris). Die Hölzer hatten einen Durchmesser von 5 bis 8 Zoll engl. (125 — 200 mm) und waren alle frisch geschlagen. Sie wurden in runde Scheiben von IV4 Zoll (32 mm) Dicke geschnitten und nach Mitscherlichscher Vorschrift mit einer Lauge von 5V2° Beaume gekocht. AUe Hölzer, mit Ausnahme der Kiefer, die im Herzen hart blieb, waren gut gekocht und vollkommen weich. Buche, Birke und Ahorn lieferten schneeweissen Sulfitstoff, dessen Faser aber bedeutend kürzer und infolge- dessen im Papier nicht so stark war als bei Fichte oder Weisstanne. Einige Kocher voll Lärchenholz (Tamrack) wurden zu Stoff verarbeitet, dessen Faser gut und stark war, die Farbe wechselte jedoch von Dunkelbraun bis Citronengelb, wie marmorirt. Die von Thilmany bis 1890 nach Mitscherlich Füllung der Kocher. SulfitstofE-Ergebniss. 1617 erbauten sieben Fabriken, die täglich etwa 70 Tonnen Stoff lieferten, verarbeiteten damals ausschliesslich spruce und baisam, d. i. Fichte und Weiss- oder Edeltanne. Von anderer Seite wurden in Nr. 72 der Papier-Zeitung von 1890 die Ergebnisse mitgetheilt, welche Kochen von Nadel- und Laubhölzern, Flachs, Rohr, Zuckerrohr, spanischem Rohr mit Calcium-, Magnesium-, Baryum-, Kalium- und Natrium-Sulfitlauge, sowie wässriger schwefliger Säure in nach dem Füllen zu- geschmolzenen Glasröhren ergab: Zwei auf 150" erhitzte Fichtenstottproben waren »überkocht«, was sowolil bei zu langer Kocliung als auch bei zu hoher Erhitzung eintreten kann. Daher kommt auch die Zersetzung der Lauge in der Weise, dass sich sogenannte »Vergipsung«, d. h. Ausscheidung von Calcium^- Monosulfit, zeigte. Die bei den Versuchen verwendeten Baryumsulfitlaugen entstanden durch Auflösen von Barj'umoxyd in wässeriger schwefliger Säure und waren sehr schwach, da sich nur wenig von der genannten Base in schwefliger Säuxe löste. Bei Erhitzungen unter lOO" blieben alle Holzproben hart und zäh, und die anderen Faserpflanzen, wie Flachs, Stroh usw., wurden nur halbweich. Bei den Kochungen über 100" wurden die mit reiner wässriger schwetUger Säure be- handelten Hölzer braun, und alle Proben, ausser Fichte, Pappel und Zuckerrolir, blieben hart oder wurden brüchig. Im Gegensatz hierzu waren die mit irgend einer Metallsulfitlauge be- handelten Holzproben meistens weiss. Mit Calciumsulfitlaugen wurden fast sämmtliche Hölzer weich, weiss und gar. Am schönsten weiss wurde ausser Fichtenholz die Pappel, während Lärchenholz (vermuthlich bereits zu stark verharzt) zäh blieb. Pinienholz blieb ebenfalls hart und gab eine sehr gewürzhaft harzig duftende und klebrige Lauge, weil wahrscheinlich der auch beim Kiefernholz unauf- sclüiessbare Kern verwendet worden war. Eichenholz wurde überhaupt nicht weichgekocht. Mit Magnesium-, Kalium- und Natriumsulfitlaugen wurde das Holz fast stets weich oder ziemlich weich, während die verwendeten dünnen Baryumsulfitlaugen nur zähes und hartes Holz zurückUessen. Aber auch mit letzteren zeigte sich Pappelholz als dasjenige, welches sich am leichtesten weich kochen Hess. Diese Laboratoriums - Ergebnisse stimmen mit denen der Praxis überein, wonach Fichte und Tanne den kräftigsten und besten Sulfitstoff liefern. Die Kiefer ist durch ihre dunklere Farbe, starken Harzgehalt, besonders aber durch ihren harten, dunkel gefärbten Innern Kern, der sich nur schwer weichkochen lässt, weniger vortheilhaft. Aus Laubhölzern erhält man schwächern kurzfasrigen Stoff. Stroh, Espartogras und ähnliche rohrförmige Pflanzen setzen durch ihren Gehalt an Kieselsäure der Aufschliessung mittels schwefligsaurer Lauge erheblichen Widerstand entgegen. Die kieselsauren Verbindungen lösen sich in solcher Lauge nicht und bedürfen einer Nachkochung mit einer, wenn auch schwachen Lösung von Natron oder anderem Alkali. An dieser Schwierigkeit liegt es wahrscheinlich, dass bis jetzt (1896) ausschliesslich Holz mit Sulfitlauge verarbeitet wird. Dr. August Harpf gab in Nr. 14 der Papier-Zeitung von 1892 eine Auf- stellung des Verbrauchs und der Erzeugung während 5 Monaten einer nach Mitscherlich arbeitenden Sulfitstoff-Fabrik. Hiernach wm'den dort auf 100 kg trockenen Zellstoff verbraucht: 249 kg Kohle für KJraft und Wärme, 132 kg Kalkstein im Thurm. Aus einem rm Fichtenholz wurden durchschnittlich 135 kg trockener Zellstoff gewonnen. Das Verhältniss zwischen 1 rm und 1 fm schwankt, je nach der Grösse der eingeschichteten Holzstücke, zwischen sehr weit liegenden Grenzen, denn die Holzmasse beträgt bei einem in gewöhnlicher Weise geschichteten rm: bei grossen Scheiten 80, bei Brennscheitholz 65 bis 75, bei Prügelholz 57 bis 72, bei Reisig- 195 111 kg 29,34 J) 6,85 )j 15,81 ?l \Qlg Ersatzstoffe tüi Hadern. — Sulfitzellstoff. holz 15 bis 60, bei Stoekholz 42 bis 48 und bei Rinde bloss 15 bis 51 pCt. des Raumes. Im praktischen Leben und für die Sorten und Grössen, welche hauptsächlich zu Sulfitstoff verarbeitet werden, kann man, wie Seite 1244 gesagt, 1 rm höchstens = 0,70 fm annehmen. Das durchschnittliche Gewicht von 1 fm zu Sulfitstoff geeigneten Fichten- holzes kann man nach Seite 1243 und anderen Quellen zu 470 kg annehmen, wonach 1 rm 330 kg wiegt. Aus einem rm erhalten aber manche Fabrikanten erheblich mehr Zellstoff als obiger Berechnung des Dr. Harpf entspricht, was vielleicht ihren verbesserten Einrichtungen und besonders der Gewinnung der in den Ab- laugen enthaltenen Fasern zuzuschreiben ist. Herr Ernst Kirchner in Chemnitz erhielt in einem grösseren von ihm geleiteten Betrieb und grösserem Zeitraum aus 1 rm Roh-Rundholz von 10 bis 20 cm Durchmesser la Sulfitstoff IIa A „ IIa B Illa 163,00 kg Dieses Ergebniss stimmt mit den von den besseren Fabriken gemachten Mittheilungen überein, wonach dieselben aus 1 rm, d. i. 330 kg, etwa 160 bis 170 kg Zellstoff, also 50 pCt. erzielen. Die niedrigsten Angaben lauten auf 200 kg aus dem fm und 135 bis 140 kg aus dem rm, sind also immer noch bedeutend höher als die Ausbeute beim Natron- und Sulfatverfahren, welches nach Seite 1416 höchstens 120 kg liefert. Der Unterschied kann nur daher rühren, dass beim Kochen mit Natron ein Theil des Zellstoffs aufgelöst wird und verloren geht, und dass beim Kochen mit Schwefligsäure-Lauge Theile des Holzes im Stoff bleiben, die dem Zellstoff sehr nahe stehen. Die Erzeugung von Zellstoff aus Holz durch Kochen mit Natron oder Sulfat steht hierin gegen das Sulfit -Verfahren erheblich zurück, bietet aber den Vortheil, dass man auch Kiefern und solche Theile von Fichte, Tanne usw. ver- arbeiten kann, die sieh zu Sulfitstoff nicht eignen. 558. Gewinnung verwerthbarer Stoffe aus Sulfitlauge. Da die Kocherlauge nach den Tabellen Seite 1541 etwa 8 pCt., nach anderen Ermittelungen etwa 7 pCt. organischer aus Holz stammender Stoffe enthält, so bemühen sich seit Jahren viele Fachmänner, aus denselben einen Gebrauchs -Gegenstand her- zustellen und damit gleichzeitig die Ablaugen von den Bestandtheilen zu befreien, welche am meisten Anlass zu Klagen geben. Wie gross die Menge dieser aus den Inkrusten stammenden Stoffe ist, zeigt sich, wenn man erwägt, dass nach der Seite 1542 angestellten Berechnung zur Erzeugung von 10 000 kg Sulfit-Zellstoff etwa 80 cbm = 80 000 kg Kocherlauge nöthig sind, und dass diese etwa 7 pCt. = 5600 kg organische Stoffe enthalten. Wenn es gelänge, diese Stoffe durch billige Fällungsmittel aus der Lauge nieder- zuschlagen, so wäre damit ein erster Schritt zu ihrer Verwerthung gemacht. Nach den in Nr. 19. der Papier-Zeitung von 1895 wiedergegebenen Untersuchungen von Felix B. Ahrens kann man Sulfitablauge durch Kochen mit frisch gelöschtem Kalk von etwa einem Drittel seiner organischen Stoffe befreien. Durch allmäligen Sulfitstoff-Brgebniss. Gewinnung Yerwerthbarer Stoife aus Sulfltlauge. 1619 Zusatz von 2, 3 bis 30 pCt. Kalk und Ausfällen des überschüssigen Kalks mit Kohlendioxyd wurde der Trockengehalt von 8,75 bis auf 4,99 pCt. der Gehalt an organischen Stoffen „ 6,95 „ „ 3,98 „ vermindert, nahm aber bei Zusatz von mehr Kalk oder längerem Kochen wieder zu. Beim Zusatz von 8 pCt. frisch gelöschtem Kalk zu kalter Kocher -Ablauge und Ausfällen des Kalküberschusses mit Kohlendioxyd verminderte sich der Gehalt an organischen _ Stoffen von 8,29 auf 3,86 pCt. und bei Zusatz von mehr Kalk stieg der Gehalt an organischen Stoffen wieder regelmässig. Durch Zusatz von 8 pCt. Kalk wurde somit ein erheblicher Theil der organischen Stoffe ausgefällt. In der Annahme, dass diese Ausfällung durch mechanische ^ Einwirkung des Kalks erfolgt, versuchte Ahrens auch Ausfällung mit gelatinöser Thonerde, erhielt aber damit geringere Ausfällung als mit Kalk. 10 1 Ablauge wurden mit 138 g Kalk CaO gekocht, filtrirt und ergaben einen Ein- dampfrückstand von 835 g, der dann trocken destillirt wurde. Hierbei entwichen grosse Mengen Gas, grösstentheils Schwefelwasserstoff, und es destillirte eine wässrige durchdringend riechende Flüssigkeit über, in der sich Essigsäure, Aceton, Mercaptan und ein widerlich riechendes schwefelhaltiges Oel — die beiden letzteren wohl als Erzeugniss sekundärer Reaktion zwischen Schwefelwasserstoff usw. und Methyl- alkohol — und geringe Mengen stickstoffhaltiger Basen fanden. In der Retorte blieb schwarze Kohle zurück. Ahrens versuchte auch vergeblich, die organischen Stoffe durch Osmose auf elektrolytischem Wege abzuscheiden, und beschreibt das Ergebniss in der er- wähnten Arbeit. In seinem Seiten 1423/4 abgedruckten Patent strebt Mitscherlich schon die Gewinnung von Gerbstoff an. Nach dem neueren D. R. Patent Nr. 75 351 von Carl Opl in Hrusehau, Oesterr.-Schlesien, soll Sulfit-Ablauge zuerst neutralisirt und dann mit Alaun, Eisensulfat usw. versetzt werden. Dabei bilden sich Lösungen gerbsaurer Metallsalze, welche zum Gerben von Häuten dienen sollen. Prof. Dr. Mitscherlich hat auf diesem Gebiet viel gearbeitet; er besitzt die deutschen Patente Nrn. 34 420, 54 206, 72 161, 72 362, welche sich auf Verwerthung der Ablaugen zur Herstellung von Papierleim, Klebstoff und Gerbstoff beziehen, und hat noch andere angemeldet. Mitte 1893 begann er den Bau einer Fabrik bei Hof in Bayern zur Ausnutzung dieser Erfindungen, die im Frühjahr 1894 den Betrieb eröffnete. Nach seinen Mittheilungen erzeugt er dort hauptsächlich Gerbleim dadurch, dass sehr billige Sorten von thierischem Leim gelöst in grossen Bottichen mit der Ablauge in Verbindung gebracht und dadurch gefällt werden. Der so erhaltene Gerbleim wird dann mit Soda gelöst und kommt in Form einer konzentrirten, dicken, dunklen Flüssigkeit zur Versendung an Papierfabriken. Die jetzige Anlage kann täglich etwa 1500 kg solchen Gerbleims herstellen. Doch erscheint es nach Mittheilung Unbetheiligter zweifelhaft, ob diese Menge Absatz findet. Durch Zusatz von Säuren oder sauren Salzen, wie schwefelsam-e Thonerde, wird beim Leimen im Holländer ein lederartiger Körper herausgefällt, welcher durch seine stark klebenden Eigenschaften das feste Zusammenkleben der Fasern im Papier bewirken soll, 195* 1620 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Der Gerbleim soll nach Aussage mehrerer Verbraucher seine Aufgabe sehr gut erfüllen, eignet sich jedoch seiner dunklen Färbung wegen nicht für feine weisse Papiere. Dieser thierische Leim kann in Mischung mit Harzleim benutzt werden. Die Sulfitlauge, welcher bei dieser Herstellung von Grerbleim nur der Gerbstoff entzogen wird, findet in der Fabrik noch keine weitere Verwendung, soll aber später zur Erzeugung von Alkohol benutzt werden. Welche von den i^atentirten Mitscherlich'schen Verfahren in der Fabrik benutzt werden, überhaupt nähere Angaben über die Fabrikation, konnte Verf. nicht ermitteln. Die Herstellung von Gerbleim in der angedeuteten Weise kann keinesfalls als erhebliche Ausnutzung von Sulfitablauge angesehen werden, da der- selben dabei nur der Gerbstoff entzogen werden soll, die grosse Menge anderer Stoffe aber unverwerthet bleibt. Durch Eindampfen der Ablauge bis zu gewissem Grade wird eine dicke klebrige Masse gewonnen, die seit 1893 auf einem Hochofenwerk in Oberungarn in Verbindung mit Holzkohlenklein zur Herstellung von Presskohlen dient. Diese haben sich, wie in Nr. 37 der Papier-Zeitung von 1896 ausgeführt, bei Rost- feuerungen und im Hochofen als guter Brennstoff erwiesen. 559. Verunreinigung der Luft durch Sulfitstoff-Anlagen. In der Kindheit der Sulfitstoff-Fabrikation fehlte es au dauernd dicht schliessenden Be- hältern, Ventilen usw., und bei Herstellung der Lauge, Entleerung der Kocher und Abblasen der Gase aus dem Kocher strömte infolgedessen viel Schwefligsäure in die Luft. Hierdurch wurde der Pflanzenwuchs in der nächsten Umgebung geschädigt, und auch die Menschen litten darunter. Durch Vervollkommnung der Einrichtungen und Verfahren, möglichste Ausnutzung der Gase, Wiederverwendung der aus dem Kocher abgeblasenen Schwefligsäure usw. ist es jedoch dahin ge- kommen, dass die Luft durch eine sachgeraäss angelegte und geleitete Sulfitstoff- Fabrik keine Verunreinigung mehr erfährt, die Pflanzen und Menschen schädlich werden könnte. Einen Beweis hierfür liefern die Untersuchungen, welche Professor Dr. K. B. I^ehmann, Vorstand des hygienischen Instituts der Universität Würz- burg, 1893 im Auftrag des General-Direktors Dessauer über Luft- und Wasser- Verunreinigung durch die Sulfitstoff-Anlage der Aktien-Ges. für Weisspapier- Fabrikation in Aschaffenburg anstellte. Nach seinem in Nrn. 64 bis 71 der Papier-Zeitung 1893 abgedruckten Gut- achten konnte er 200 m östlich und westlich von der Fabrik in der Luft, von welcher er gemessene Mengen durch Jod leitete, keine Schwefligsäure nachweisen. Da aber nach Untersuchungen in englischen Fabrikstädten sowohl schweflige als auch Schwefelsäure so begierig von Schnee aufgesaugt wird, dass derselbe in der Nähe menschlicher Wohnungen jeden Tag mehr davon aufweist, so wurde auch der an den genannten Stellen liegende Schnee untersucht. 1 kg etwa 3 Tage alten Schnees enthielt 200 m westlich der Fabrik 7,6 mg SO3 ] hierin ist auch die bei der 200 m östlich „ „ 11,4 „ „ > Untersuchung zu SO3 auf dem Fabrikhof 72,8 „ „ ) oxydirte SO2 inbegriffen. Der Schnee wurde in ganzer Dicke von der Oberfläche bis zum Boden entnommen, über einer Sphituslampe geschmolzen, das Schmelzwasser filtrirt, davon 500 ccm abgemessen, Jodlösung zur Oxydation der Schwefligsäiu-e zugefügt, Verunreinigung der Luft clurcli Sulfitstoff-Anlagen. 1621 dann längere Zeit in einer Kochflasche gekocht und die Schwefelsäure mit Chlor- baryum als Ba SO4 gefällt. Der Niederschlag wurde, wenn nöthig, noch durch Schmelzen mit Soda und Salpeter und erneutes Fällen des Wasserauszugs mit Chlorbaryum gereinigt. Da der Schnee im botanischen Garten zu Würzburg weit ab von bewohnten Häusern nach 3 Tagen 6,3 und nach 7 Tagen 11 mg SO3, im Hof der Frauen- klinik zu Würzburg aber 31 bis 58 mg SO3 und in München bei der Gasfabrik sogar 65 mg SO3 aufwies, so ergab sich, dass die Luft in der Umgebung der Fabrik wenig mehr Schwefligsäure enthielt als in der unbebauten Umgebung von Städten und viel weniger als im Innern von Städten. Auch der Gehalt auf dem Fabrikhof erseheint sehr niedrig. Getreide, Fichten- und Obstbäume sind besonders empflndlich gegen Schweflig- säure, zeigten aber in der Umgebung der Fabrik keine Schädigung. Ein Gärtner, dessen Pflanzung 300 m von der Fabrik liegt, hatte in 3 Jahren keinen Schaden an Obst, Blumen oder Frühgemüsen wahrgenommen, sogar der Pflanzenwuchs in und bei der Fabrik wurde gesund befunden. Im Kocherraum fand Prof. Lehmann, wo keine Gasentweichungen stattfanden, in 1 1 Luft 0,019 bis 0,042 mg SO2 oder 0,0065 „ 0,0147 Eaumtheile in 1000. Im oberen Theil des Raums waren einige Ventile der senkrechten Kocher etwas undicht, und die Luft enthielt dort in 1 1 0,087 bis 0,105 mg SO2 oder 0,0304 „ 0,0367 Raumtheile in 1000. Als vormittags 11 Uhr ein Kocher entleert wurde, hatte die Luft im untern Kaum in 1 1 0,09 mg SO2 oder 0,0315 Raumtheile in 1000. Die Wirkung auf Menschen war bei: 0,01 Raumtheilen SO2 in 1000 nur geringe Belästigung, 0,05 „ „ „ unangenehmer Reiz, und nach V2 Stunde so unangenehme Empfin- dungen (Stechen) auf der Brust, dass der Versuch abgebrochen wurde; 0,07 „ „ „ hält man V4 Stunde unter starker Reizung von Nase, Rachen und Kehlkopf aus, 0,1 „ „ „ wirkt so stark, dass nach V4 Stunde der Raum verlassen werden muss. Aus diesen Ergebnissen und anderen mit Thieren angestellten Versuchen schloss Prof. Lehmann, dass der Ungewohnte bis 0,02 Raumtheile in 1000 Raum- theilen Luft leidlich erträgt, dass ihm aber 0,03 bis 0,04 unangenehm sind. Die Reizungen nehmen bei V4 bis V2 stündigem Aufenthalt in der Schweflig- säure-Atmosphäre ab und schwinden beim Austritt in die Luft. Die daran ge- wöhnten Arbeiter und Beamte sind gegen 0,03 bis 0,04 Raumtheile in 1000 Raum- theilen Luft ganz gleichgiltig. Die Arbeiter sahen nach mehrjähriger Beschäftigung mit Schwefligsäure gut, grösstentheils sogar blühend aus. Augenkatarrhe und Magen- störungen kamen garnicht vor und gelegentliche Katarrhe waren äusseren 1622 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Einflüssen, aber nicht der Schwefiigsäure zuzuschreiben. Trotzdem empfiehlt Prof. L. mit einem kräftigen Schrauben -Ventilator von 0,8 bis 1 m Durchmesser unten und oben Luft in den Kocherraum zu pressen, um dessen Atmosphäre zu verbessern. Mit Kaminen, Luken und Klappen könne dies nicht ebenso sicher geschehen. Die etwas mit Schwefligsäure geschwängerte Luft der Sulfitstoff-Anlagen ist erfahrungsmässig den darin Beschäftigten nicht schädlich, sondern wird sogar ihrer heilsamen Wirkung wegen von Kranken, besonders Lungenleidenden, auf- gesucht. In der Papier- Zeitung ist in den Jahren 1890 bis 1805 wiederholt über Heilung Schwindsüchtiger mittels Schwefligsäure berichtet worden. Eine 1895 erschienene Schrift »Die neue Behandlungsweise zur Heilung der Athmungsorgane durch Inhalationen von Lignosulflt« von Dr. Franz Hartmann in Hallein macht auf die heilsame Wirkung des Einathmens der aus Sulfitablaugen entwickelten Gase aufmerksam. Inhalatorien zu deren Benutzung sollen in Hallein, Meran, Ems, Mentone, Cannes und Reichenhall theils schon bestehen (1895), theils errichtet werden. 1896 wurden auf mehreren Kliniken der Wiener Universität grössere Versuche mit Hartmannschem Lignosulflt, das aus Sulfitlauge aus einem bestimmten Stadium des Kochens bestehen soll, gemacht, und das Ergebniss war, dass es die Lungentuberkulose zwar nicht heile, jedoch den Kranken Linderung verschaffe. 560. Verunreinigung der Wasserläufe durch Sulfitstoff-Anlagen. Nr. 38 der Papier-Zeitung von 1895 brachte folgendes Ergebniss eingehender Untersuchungen des Geh. Reg.-Rathes Prof. Wichelhaus über Sulfitablaugen ver- schiedener Fabriken: CO J3 Aussehen und Geruch .... gelb, leicht ge- trübt, Geruch nach schwefliger Säure dunkelgelb, klar, Geruch nach schwefl. Säure gelb, fast klar, Geruch nach schwefl. Säure braungelb, klar, Geruch stechend nach SOj S^ CD Spezifisches Gewicht .... 1,0390 1,0428 1,0450 1,0425 Reaktion. sauer sauer sauer sauer Chemischer Befund: (AUe Angaben bezogen auf 1 Liter) Freie schweflige Säure . . . g Sauerstoff verbraucht f. oxidirbare Stoffe, welche neben schwefliger Säure vorhanden waren . . g Suspendirte Zellstoff .... Stoffe Mineralisches . . Gesammt- Rückstand der klaren Flüssigkeit , . ( verbrennlich . . . hi«^™^ mineralisch .... Clüor in Verbindung .... Schwefelsäure gebunden . . . Schweflige Säure gebunden . . Kieselsäure Eisen- und Aluminium-Oxyd Kalk 2,56 52,2007 nicht bestimmbar 82,8350 68,3440 14,4910 0,0240 3,4340 5,8400 0,0024 0,0102 7,1760 0,0040 0,0192 2,212 52,7955 nicht vorbanden J) 88,6320 75,0400 13,5920 0,0094 4,3704 6,3080 0,0012 0,0008 8,4320 Spuren 0,0210 2,9400 50,5613 niclit vorhanden n 85,3450 69,3660 15,9790 0,0302 4,0220 5,3800 0,0104 0,0024 7,3416 0,0322 2,5600 69,1068 93,8520 81,2720 12,5800 0,0050 2,2598 0,9600 0,0044 0,0052 6,7096 0,0064 0.0026 Magnesia Alkalien Ammoniak, salpetrige Säure und Salpetersäure waren nicht mit Sicherheit nachweisbar. Verunreinigung der Luft durch Sulfitstoff-Anlagen. ] g23 A^erunreinigung der Wasserliiufe durch Sulfitstoff-Anlagen. Vergleiehung ergiebt, dass die wichtigsten Zahlen mit denen der letzten Linie der Harpf 'sehen Tabelle Seite 1541 annähernd übereinstimmen. Die Ab- laugen enthalten hiernach etwas freie Schwefligsäure und grosse Mengen verbrenn- barer d. h. organischer Stoffe, besonders Zuckerarten, Harze, Gummi, Eiweisskörper usw., deren Beschaffenheit man noch nicht kennt. Prof. Dr. K. B. Lehmann nimmt in dem Seite 1620 angeführten Gutachten auf Grund vieler Untersuchungen an, dass folgende Mengen SO2 usw. die grössten sind, welche sich in einem Liter Kocherablauge vorfinden, wenn man diese so ungünstig als thunlich ansetzen will: 3,8 g freie SO2 3.1 g gebundene SO2 6,9' g Gesammt SOo 1,6 g Schwefelsäure als Gips 9.2 g Gesammtschwefel 90 bis 120 g Eückstand. Wenn solche Ablauge in grosser Menge in einen wenig Wasser führenden Fluss gelangt, verursachen freie Schwefligsäure, welche sich an der Luft zu Schwefel- säure oxydirt, und besonders die organischen Bestandtheile, allerlei Unannehmlich- keiten für die Anwohner. Es entstehen Algen- und Pilzwucherungen, an dazu geeigneter Stelle auch Fäulniss, und das Wasser kann, besonders bei Trockenheit im Sommer, für nahe unterhalb liegende Fabriken ungeeignet werden. Die Natur, welche für Alles sorgt, bietet glücklicherweise in der Luft ein Mittel zum Unschädlichmachen aller dieser Stoffe, wenn ihr genug Zeit und Gelegenheit zur Einwirkung gegeben wird. Flüsse, in welche Sulfitablaugen (und andere Verunreinigungen) gelangen, werden nämlich, wenn letztere genügende Ver- dünnung erfahren und in dieser Form, sowie durch die Bewegungen des Wassers, der Luft grosse und wechselnde Oberfläche bieten, nach kurzem Lauf wieder rein. Je nach der Wassermenge, der Strömung usw. können die Ablaugen schon V2 bis 1 km unterhalb des Einflusses theils abgelagert, theils durch die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft so verändert sein, dass sie nicht schädlich wirken. Diese Reinigung durch die Natur erfolgt, wie gesagt, nur bei genügender Verdünnung rasch genug, um Missstände fernzuhalten, kann aber nicht eintreten, wenn die Ablaugen beispielsweise im Sommer in einen Gebirgsbach fliessen, der durchschnittlich ziemlich viel Wasser führt, aber in trockener Jahreszeit beinahe versiegt. Prof. Dr. Wichelhaus hat in der erwähnten Abhandlung empfohlen, den Sulfitstoff-Anlagen nachstehende Verpflichtungen aufzuerlegen. Dies ist bei Genehmigung mehrerer Fabriken in den Jahren 1890 und 1891 geschehen und hatte zur Folge, dass bis 1895 nichts Nachtheiliges über deren Betrieb bekannt wurde. Die Vorschriften lauten: Die Kocherlaugen oder vereinigte Kocherlaugen und Waschlaugen sind mit Aetzkalk zu behandeln, sodass sie beinahe, aber nicht ganz neutral werden. Der letzte Rest von Säure ist durch langsame Behandlung mit Kalkstein zu entfernen, während die Luft Zutritt hat. Um letzteren Vorgang zu regeln, sind undurchlässige Sammelteiche anzulegen, welche das vierzehnfache der täglich entstehenden Menge von Kocherlaugen fassen, und aus welchen nur am oberen Rande abgelassen wird. 1624 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfltzellstoff. Das Ablassen darf erfolgen, wenn völlige Neutralität und Ruhe der Flüssigkeit einge- treten ist, jedoch nur in Wasserläufe, welche mindestens eine öOOfache Verdünnung der jedes- maligen Abflüsse bewirken. Da die Kocherlaugen und Wascliwasser stets Zellstoff-Fasern mit sich führen, die sich später in den Wasserläufen ablagern würden, während sie in der Fabrik gewonnen und verwerthet werden können, so bemüht sieh jeder Fabrikant, dieselben möglichst herauszuholen, ehe er die Abwässer wegfliessen lässt. Neben Stoff-Fängen der verschiedensten Art dienen hierzu grosse, meist gemauerte Be- hälter oder Gruben, die so geräumig sein müssen, dass die Abwässer darin lang genug verbleiben können, um möglichst viele schwimmenden Theile abzulagern. Hier wird den organischen Stoffen auch die — nach Dr. Wichelhaus — erwünschte Gelegenheit gegeben, sich durch Einwirkung der Luft zu oxydiren, ehe sie in den Fluss gelangen. Zur Neutralisirung mit Aetzkalk und Kalkstein bietet sich hier auch Gelegenheit. Da 1 cbm Kocherraum, wie Seite 1548 gesagt, 80 bis 90 kg Zellstoff liefert, so braucht man für ein Ergebniss von 10 000 kg Zellstoff in 24 Stunden, welches hier als Beispiel dienen soll, annähernd 120 cbm Kocherraum. Nach Dr. Harpfs Angaben auf Seite 1542 braucht man zur Füllung eines Kocherraums von 122 cbm 83,6 cbm Lauge, also etwa zwei Drittel des Raums, d. i. für 120 cbm etwa 80 cbm Lauge. Der Sammelteich, welcher nach Wichelhaus das vier- zehnfache der täglich entstehenden Menge Kocherlauge fassen soll, muss also eine Grösse von 80 X 14=1120 cbm haben. Bei 1 m Tiefe müsste ein solcher Teich beispielsweise 40 m lang und 28 m breit sein. Durch Aufspeicherung der Ab- laugen in solchen Gruben wird auch erzielt, dass sich diese nicht plötzlich wie sie aus den Kochern kommen, sondern in kleinen gleichmässigen Mengen in den Fluss ergiessen. Nach Prof. Dr. Lehmanns Gutachten liefert die ältere Sulfitstoff-Anlage _zu Aschaffenburg bei einem Verbrauch von 103,5 cbm Lauge in 24 Stunden 6400 cbm Waschwasser, also etwa 60 cbm auf jeden cbm Lauge und hiernach würde die oben für vierzehnfache Verdünnung berechnete Grube, nur für " = 5,6 Stunden ausreichen. Hierbei ist vorausgesetzt, dass alle Abwässer zusammen- kommen und gleichmässig behandelt werden, während es in vielen Fällen angehen wird, die letzten sehr verdünnten Abwässer unmittelbar oder nach Durchfliessen eines Stofffangs in den Fluss zu leiten. Auf Grund von Prof. Dr. Lehmanns Gutachten werden z. B. die Ablaugen der Aschaffenburger Fabrik unverdünnt, wie sie aus den Kochern kommen, in den städtischen Kanal geleitet, wo sie eine mindestens fünffache Verdünnung erfahren, ehe sie in den Main gelangen. Die Waschwässer werden in einem Stofffang möglichst von Zellstoff befreit und dann ohne weitere Behandlung in die Aschaff abgelassen. Nach seinen eingehenden Untersuchungen enthält 1 1 dieser Wasch- wässer folgende Mengen fremder Bestandtheile : Durchschnitt Maximum Zellstoff etwa 30 64 Milligramm Rückstand „ 600 1400 Davon organische Stoffe „ 450 650 Schwefligsäure „ 10 16 Die Acidität entspricht meist „ 0,5 1,05 ccm Normalsäure, Verunreinigung der Wasserläufe durcli Sulfitstoff-Anlagen. 1625 Während 103,5 cbni Kocherlauge, nach vielen Versuchen, nur 4 bis 10 kg Zell- stoff mitführten, enthielten die täglichen 6400 cbra Waschwasser nach obigem Ergebniss 30X6400 g = 192 kg bis 64X6400 g = 409 kg Zellstoff. Letztere bedürfen deshalb der Reinigung durch Stofffänger in viel höherem Grade als die Kocherlaugen. Der Säuregehalt der Waschwasser ist so gering, dass er den Sinnen kaum wahrnehmbar wird. Prof. Dr. Lehmann hat keine Neutrali sirung der Kocherlauge der Aschaffen- burger Fabrik empfohlen, weil die Säure dem Cement des städtischen Kanals, in den sie zuerst gelangt, nicht schadet. Will man jedoch solche ISTeutralisirung vornehmen, so hat man für eine Acidität von \'io Normalsäure 2,8 g reinsten Aetzkalks Ca O auf 1 1 zuzusetzen, da mit weniger reinen Arten nur eine Ver- minderung der freien Säure auf ^/g bis ^U erzielt wird. Der Kalk muss auch in einem Rührbottich aufgekocht und mit der Lauge gemischt werden, um völlig zu neutralisiren. Da der Main oberhalb Aschaffenburg etwa 50 cbm Wasser in der Sekunde führt, die im Liter etwa 200 mg Rückstände enthalten, so erfahren diese durch Zufluss der Ablauge nur eine Vermehrung um 2 bis 4 mg. Nach Dr. Lehmanns Angaben ergiebt das Mainwasser oberhalb Würzburg je nach Jahreszeit und Wasserstand 202 bis 319 mg Rückstand im Liter, zeigt also an sich schon Unterschiede, gegen welche die Vermehrung der Rückstände um 2 bis 4 mg verschwindend erscheint. Die geringe Menge Schw^efligsäure, welche in den Fluss gelangt, muss sich in lufthaltigem, fliessendem Wasser rasch zu Schwefel- säure oxydiren und mit gelöstem doppelt kohlensauren Kalk zu Gips verbinden. Prof. Dr. Lehmann hat, da er in der Literatur nur wenig darüber fand, Versuche über den Einfluss von Sulfitlauge auf Fische angestellt, die er in dem erwähnten Gutachten folgendermaassen beschreibt: Es wurden drei junge Barsche und vier verschiedene "Weissfische (Döbel und Rothauge) in einem Holzzuber in 20 1 Würzburger Leitungswasser gebracht und diesem Wasser wechselnde Mengen Kocher- Ablauge zugesetzt, wobei Sorge getragen wurde, stets einen Luftstrom durch das Wasser zu leiten. Die Lauge enthielt in 10 ccm 29,2 freie und 57 mg Gesammt-SOj, nebst 730 mg orga- nischer Substanzen. Datum u ;S 3 A tä T) ÖC CO 0 pCI 03 o &D 3 13 KD ^ tu > 1 18 St. lOOÜ 3 6 lüüü 7 42 lüOÜ 1 7 lüU 1,5 22 lüü 1 100 8 Tage ] 3 100 1 2 100 Wirkung a a CQ CÖ d CO <5 «^ M d aJ CB H -73 f-i H d ^ o 17. Februar 1893 201 \ \^ass.-[- 20 c er 18. Februar 1893 201 „ + 60 jj 18.— 20. Februar 201 „ -f- 140 » 20. Februar 201 „ -f 200 ,. 21. Februar 201 „ + 300 !, 22.-25. Februar 201 „ + 200 >. 25.-28. Februar 201 „ + 200 n 28. Februar bis 2. März 201 , +200 « 0 0 0 0 1 Barsch stirbt 21. Februar 1 Barsch stirlit 25. Februar 1 Barsch stirbt 28. Februar Weissfische sehr wohl 73 5,7 219 17,12 51P 39,9* 730 57 1095 85,5 730 57 730 57 730 57 2,9 8,72 20,36 29,2 43,8 29,2 29,2 29,2 196 1626 Ei'satzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstofi. Es erschien, nachdem dieser Versuch gezeigt, dass selbst den ziemlich empfindlichen jungen Barschen ein vorübergehender Aufenthalt in der nur hundertfach verdünnten Kocherlauge nicht schadet, und dass Weissfische diese Dosis 14 Tage sehr gut vertragen, wünschenswerth, in einem neuen Versuch zu erproben, ob die auf 1:1000 verdünnte Kocherlauge irgendwelchen Schaden auf die Dauer im Gefolge hat. Zu diesem Zwecke wurden ein Barbe, ein Karpfen, zwei Barsche, zwei Schleie und ein Weissfisch 11 Tage lang ia 60 1 täglich erneuten "Wassers gehalten, denen täglich je 60 ccm Kocherlauge zugesetzt wurde. Die Fische Melten sich vortrefflich; die anfangs (beim Bezug vom Fisclihändler) etwas matte Barbe wurde sehr munter. Am fünften Tage starb ein Barsch und eine Schleie, sonst zeigten die Thiere nach vollen 1 1 Tagen die gleiche Frische der Bewegungen wie am ersten Tage. Ich glaube, dass dieser Versuch trotz der beiden Todesfälle als voller Beweis für die Unschädlichkeit selbst des Uferwassers des !Mains etwa 70 bis 100 m unterhalb der Einmündung der Kocherlaugen zu betrachten ist. Die Fische werden vielleicht theilweise dem Strome verdünnter Lauge am Ufer aus dem Wege gehen, da ja der übrige Main umso reiner bleibt, je länger der Kanal-Inhalt relativ konzentrirt als Strom am Ufer fliesst. Nach der vollen Mischung mit den 50 Sekunden-Kubikmeter Mainwasser wird die Kocherlauge für Mensch und Fisch vollkommen unmerklich geworden sein. F. Zenk in "Würzburg, Ehrenpräsident des unterfränkischen Kreisfischerei- Vereins, erstattete über den Einfluss der Aschaffenburger Sulfitanlage auf die Fischerei ein ausführliches Gutachten, welches in Nrn. 21 bis 30 Jahrg. 1894 der Papier- Zeitung abgedruckt ist. Er kommt darin zu denselben Schlüssen wie Prof. Dr. Lehmann, druckt aber auch folgende Verordnung ab, welche auf Grund der Ober- rheinischen Fischerei-Uebereinkunft vom 18. Mai 1887 von Baden, Elsass-Lothringen und der Schweiz im wesentlichen übereinstimmeud erlassen wurde. »Bei Ertheilung der Genelimiguug zur Ableitung von den Fischen schädlichen Stofien und Abfallen aus Fabrücen m einen Wasserlauf ist die Beobachtung folgender Maassregeln anzuordnen: I. Die Abgänge sind vor Einleitung in den Wasserlauf einer chemischen oder mecha- nischen Reinigung oder einer Verdünnung mit reinem Wasser oder einer Abkülüung zu unterwerfen. Die Reinigruno-, Verdünnung: oder Abkühluno- ist in der Weise vorzunelimen, dass von der Ableitung jedenfalls ausgeschlossen sind: a) Flüssigkeiten, ia denen mehr als 10 pCt. suspendirte und gelöste Substanzen enthalten sind, b) Flüssigkeiten, in denen Säuren, schweflige Säuren und Salze, welche schweflige Säuren bei üirer Zersetzung liefern, in einem stärkern Verhältniss als 1 : 1000 enthalten sind, c) Abwässer, welche feste fäulnissfähige Substanzen enthalten, d) Dämpfe und Flüssigkeiten, deren Temperatur 50 Centigrade (40" R) übersteigt. n. Die Einleitung der Abgänge in einen Wasserlauf hat allmäUg, in einer auf längere Zeitdauer sich gleichmässig vertheüenden Menge zu erfolgen, sofern von dem plötzlichen Zuflüsse grösserer Mengen eine Gefahr für den Fischstand zn befürchten ist. III. Die Einleitung der Abgänge in einen Wasserlauf hat mittels Röhren oder Kanälen stattzufinden, sofern dies nach der Beschaffenheit des Wasserlaufes angängig ist. Die Röliren oder Kanäle müssen bis in den Thalweg oder die Mitte des Wasserlaufes reichen und unter Niederwasser ausmünden. Dieselben sind so anzulegen, dass eine Verunreinigung des Ufers vermieden wird.« Wer an genügend grossem Flusse liegt und die Ablaugen in der vorher erläuterten Ai't behandelt, wird damit in den meisten Fällen auch obige zum Wohl der Fische getroffenen Bestimmungen einhalten. Wenn es sich jedoch darum handelt, ob die Fischzucht auf Kosten des Bestandes einer Fabrik geschützt werden soU, so ist zu bedenken, dass die deutsche Binnenfischerei — nach Dr. Gurt Weigelt, General-Seki'etär des deutschen Fischerei -Vereins — rund 15000 Personen ernähi't, und eine Jahresrente von etwa 6 Millionen Mark bringt, während die Abwässer liefernde Industrie über 5 Millionen Menschen mit einer Rente von fast 6 Milliarden Mark beschäftigt. Die Behörden sollten deshalb der ohnehin schwer kämpfenden Industrie dui"ch allzu harte Vorsckriften und Bedingungen das Dasein nicht zu Verunreinigung der Wasserläufe durch Sulfitstoö- Anlagen. 1627 sehr erscliweren, während anderseits die Fabrikanten bei Anlage von Sulfitstoff- Fabriken kleine Wasserläufe meiden und zur Reinigung der Abwässer alle Mittel anwenden sollten, welche den geschäftlichen Erfolg nicht wesentlich beeinträchtigen oder in Frage stellen. In einigen Fällen wui'de bei Genehmigung neuer Sulfit -Anlagen die An- wendung des auf Seiten 1597 bis 1602 erläuterten Dr. Frankschen Wiedergewinnungs- Verfahrens vorgeschrieben, weil die Abwässer dadurch von ihren schädlichsten Bestandtheüen befreit werden. Eine süddeutsche Sulfitstoff-Fabrik entsäuert ihre Ablaugen mit Kalk, wobei sich mit dem gefällten schwefligsauren Kalk grosse Mengen organischer Stoffe ablagern. Die so entsäuerten Ablaugen werden mit den Abwässern der Papier- maschinen durch einen Stoff-Fänger geführt und sind dann von ihren absetzbaren Verunreinigungen möglichst befreit. Da die Abwässer trotzdem noch zu Klagen Veranlassung gaben, so konnten diese nur von den aus dem Holz gelösten organischen Stoffen verursacht sein, welche hauptsächlich aus Kohlenhydraten, Amyloiden usw. bestehen. Für diese giebt es zwar noch kein Fällungsmittel, doch werden sie durch Oxydation, z. B. im Fluss, leicht und rasch zerstört. Da aus der Fabrik in 24 Stunden 4300 cbm Abwässer kommen, so würde eine Klärgrube von 5000 cbm Inhalt nur das Ergebniss eines Tages fassen und nicht genug Zeit zur Oxydation und Klärung bieten, wenn solche damit überhaupt möglich wäre. Gruben von dieser Ausdehnung würden, da sie gemauert und durch Bedachung gegen Frost geschützt werden müssten, viel kosten, ohne die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dr. A. Frank, Charlottenburg, emj)fahl desshalb Reinigung durch Filtration auf Rieselfeldern, die auf einer verfügbaren Fläche von 9 ha anzulegen wären, die 9 ha sollten in 6 Tafeln getheilt werden, die jede für sich oder zu 3 hinter- einander als Rieselflächen benutzt werden könnten. Die Durchlüftung sollte durch Drainröhren erfolgen, die nach einem in der Mitte liegenden, aber nach aussen abgeschlossenen, tiefliegenden Graben führen. Das filtrirte Wasser sollte durch in diesem Mittelgraben angelegte Schächte bis in die unteren durchlässigen Schichten gelangen und dort verschwinden. Die Erfalxrungen mit den Rieselfeldern der Städte Berlin, Charlottenburg, Breslau, Danzig haben gezeigt, dass der Boden nicht so durchlässig wie Sand, sondern mehr wie Gartenerde sein soll, um die Flüssig- keit etwas zurückzuhalten und der Luft Gelegenheit zur Oxydation zu geben. Mit den Flächen muss gewechselt werden, damit eine eben berieselte ruhen kann und die darauf abgelagerten Stoffe Zeit zur Umwandlung erhalten. Die nächst darauf gelangende Flüssigkeit kann dann die entstandenen löslichen Stoffe auslaugen und fortführen. Im Sommer darf man nur massige Mengen auffliessen lassen, um den Pflanzenwuchs nicht zu stören, wogegen im Winter die Wasser gestaut werden müssen, um Einfrieren des Bodens zu hindern. Das abfliessende Wasser ist so rein, dass es getrunken werden kann. Die Spindlersche Färberei in Spindlersfeld bei Berlin reinigt ihre täglichen 10 000 cbm Abwässer vollkommen durch solche Rieselung, und dieselbe ist auch schon von Zucker-, Textil- und anderen Fabriken mit Erfolg eingeführt. Es scheint daher kaum zweifelhaft, dass auch Sulfit -Ablaugen auf diesem Wege völlig ge- reinigt werden können. 196* 2g28 Ersatzstoffe fiir Hadern. — Sulfitzellstoff. In Fällen, wo die erreichbaren Flüsse so wenig Wasser führen, dass eine mindestens 500 fache Verdünnung durch dasselbe nicht immer möglich ist, und keine Flächen zur Eieselung vorhanden sind, haben einige Fabriken, um allen Erschwerungen aus dem Wege zu gehen, völlige Eindampfmig der Kocherlaugen eingeführt. Dieselben neutralisiren die Säuren und dampfen die Alilaugen dann in ähnlicher Weise ein, wie es mit den Laugen der Natron -Zellstoff- Fabrikation geschieht. Zwei deutschen Fabriken wurde 1894 wegen Verunreinigung der Wasserläufe der Fortbetrieb verboten. Durch deren Stillstand wurde- das Wasser allerdings reiner, aber eine grosse Zahl von Familien verlor ihi-en Lebensunterhalt. In solchen Fällen sollte man bedenken, dass ziu- Erhaltung der Gesundheit in erster Linie gute reichliche Nahrung, d. h. der dazu nöthige Verdienst gehört, und sich damit begnügen, wenn zm' Reinhaltung des Wassers das hierzu den Umständen nach Ausführbare geschieht. Bei Neuanlagen ist den Behörden die Möglichkeit gegeben, für möglichste Reinhaltung von Luft und Wasser zu sorgen, indem sie die hierzu nöthigen Maassregeln bei der Genehmigung vorschreiben. Durch beständige Verbesserung der Einrichtungen ist es schon dahin ge- kommen, dass die Luft gut angelegter und geleiteter Sulfitstoff-Fabriken zu keinen Klagen Anlass giebt. Auch die Reinigung und Beseitigung der Abwasser macht stetige Fortschritte und wird hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit die gewünschte Lösung finden. Während die Fabriken, welche die Kocherlaugen eindampfen, dafür noch mindestens füi- 1 M. Brennstoff auf 100 kg Zellstoff auf wenden müssen, versichert Direktor L. Dorenfeldt, dass die in der Lauge enthaltenen organischen Stoffe alle hierzu erforderliche Wärme kostenfrei liefern können. Er setzt dabei allerdings voraus, dass das Eindampfen der Ablauge in Dampfkesseln nicht durch Kalkgehalt der Lauge verhindert werde, dass diese vielmehr den Ablaugen der Natronzellstoff-Fabriken ähnlich sei. Nach dem D. R. Patent 74030 von Johann Noväk in Brunn wird die Lauge dadurch zum Eindampfen geeignet, dass man nach dem Versetzen mit Kalk im Ueberschuss, aus dem Schornstein oder aus Kalk Öfen entnommene Kohlen- säure einleitet mid den entstehenden Schlamm entfernt. Die Lauge soll dann beim Eindampfen in Mehrkörpern weder schäumen noch Krusten absetzen. Dabei sei es vortheilhaft, jeden Verdampfer für sich mit Ablauge zu füllen und diese darin zu verdichten, anstatt sie von einem in den andern treten zu lassen. In England bestehen sehr strenge Vorschriften für- das Ablassen der Fabrik- Abwässer in die öffentlichen Wasserläufe. Die Abwasser der Natronzellstoff- Fabriken dürfen keinesfalls mehr als 200 grains und im Mittel nicht mehi- als 100 grains Rückstand auf die Gallone, also durchschnittlich 1,4 g auf das Liter beim Verdampfen zurücklassen. Dieselben dürfen auch nicht mekr Alkali ent- halten als 5 grains Natronhydrat in der Gallone d. i. 70 mg im Liter entspricht, sofern nicht gleichzeitig reinere Waschwasser abgelassen werden. Die dortigen Fabriken lassen desshalb ihre Abwässer nicht nur absetzen, sondern viele filtriren dieselben ausserdem ebenso, wie es mit dem Fabrikationswasser vor dessen Ver- wendung geschieht, ehe sie dieselben fortlassen. 561. Pergamentpapier-Ersatz (Imitirt Pergamentpapier. Pergamyn). Die Fasern von festem Sulfitstoff scheinen denen von Hanf sehr nahe zu stehen, da man sie wie diese zu einer beinahe gallertartigen Masse zermahlen kann. Zur Verunreinigung der Wasserläufe durch Sulfltstöff-Anlagen. 1629 Pergamentpapier-Ersatz (Imitirt Porgaraentpapier. Pergamyn). Herstellung von Papier, welches dem zu Briefumschlägen früher viel ver- wendeten durchscheinenden Hanfpapier ähnlicli ist, braucht mau harten aber splitterfreien Sulfitstoflf. Die bei so hartem Stoff auftretende rothe Färbung (s. Seite 1591) hat nichts zu bedeuten und kann durch Anwärmen des Holländers leicht vertrieben werden. Die Holländer müssen schwach beschickt und fortdauernd aufgerührt werden, um möglichst gleichmässige Verarbeitung des Stoffes zu erzielen; die Messer sowohl des Grundwerkes als der Walze müssen stumpf sein, damit die Fasern nicht gemahlen, sondern nur gequetscht werden. Hat man Holländer mit gutem Umlauf, so kann der Eintrag grösser sein, da für fortdauerndes, selbstthätiges Umrühren gesorgt ist. Bei guten, Einrichtungen mahlt man den Stoff 10 bis 12 Stunden so scharf, dass er warm wird^ hebt dann die Walze so weit in die Höhe, dass die Messer nur wenig kratzen, und lässt den Stoff zur Beseitigung der Knoten noch 2 bis 3 Stunden umlaufen. Manche Fabrikanten wollen das scharfe Mahlen durch vorheriges Kollern theilweise oder ganz überflüssig machen. Die lange gemahlenen Papiere werden viel stärker geleimt als Schreibsorten, z. B. mit 5 kg Harz und 6 kg Alaun auf 100 kg Stoff. Von anderer Seite wird behauptet, dass ungebleichter Sulfitstoff durch Umwandlung in gallertartige Masse leimfestes Papier liefere, daher keiner Zutheilung von Harzleim und Alaun bedürfe, dass letztere die Durchsicht beeinträchtigen. Allerdings erschwere der Zusatz von Leim das Durchdringen von Fett und Feuchtigkeit. Verf. konnte diese Angabe nicht auf ihre Richtigkeit prüfen, da die ihm bekannten Fabrikanten aus stark geleimtem ungebleichtem Sulfitstoff gutes durchscheinendes imit. Pergamentpapier herstellen, und keine Gelegenheit zur Ver- gleichung mit ungeleimtem geboten war. In manchen Fällen werden dem Sulfitstoff bis zu 40 pCt. Stroh- und Natronzellstoff und sogar etwas Holzschliff zugesetzt — jedoch kaum zur Ver- besserung, sondern nur um billigere Erzeugnisse herzustellen. Die Papiermaschine sollte mit möglichst langem Sieb versehen sein, da das stark geleimte dicht geschlossene Papier das Wasser wenig durchläset, und weil durch starkes Schütteln des Siebes aus der nur aufgequollenen, nicht aufgelösten Stoffmasse Klumpen entstehen könnten, die das Papier minderwerthig machen. Zur Entwässerung auf dem Sieb sollte dieses mit mehreren Saugern, darunter womöglich einer mit Kolbenpumpe, versehen sein. Diese dürfen jedoch nur so benutzt werden, dass die Papierbahn noch mit verhältnissmässig hohem Feuchtig- keits-Gehalt in die Gautschpresse kommt. Die Gautschpresse darf nur schwach gautschen, und wenn irgend möglich, soll der Filzschlauch der oberen Gautschwalze keine sehr lange Wolle haben oder schon etwas abgearbeitet sein, damit die Papierbahn nicht daran klebt. Die erste Nass-Presse darf nicht fest gepresst, sondern muss eher etwas gehoben sein, da- gegen muss auf der zweiten Presse gut ausgepresst werden. Die ersten Trockencylinder dürfen nicht zu heiss sein, damit das Papier langsam trocknet, und vor dem Aufrollen muss es in der Maschine angefeuchtet und nach Fertigstellung mehrere Tage gelagert werden, und zwar so, dass die Ränder des Papiers nicht eintrocknen. Falls die Ränder trocken werden, feuchtet man dieselben von Zeit zu Zeit mit einem nassen Schwamm etwas nach. ^ß30 Ersatzstoife für Hadern. — Sulfitzellstoff. Sobald das Papier einige Tage gelegen hat und die Feuchtigkeit durch- gezogen ist, feuchtet man es nochmals auf einer besonderen Feuchtmaschine ziemlieh stark, lässt es wieder einige Tage lagern und versucht dann eine Rolle zu glätten. Es empfiehlt sich, das Papier durch einen 10 bis 12 walzigen Kalander unter starkem Druck und so schnell als möglich nur einmal durchzulassen. Die Walzen eines so schnell laufenden Kalanders erhitzen sich und trocknen das Papier genügend. Wird es bei einmaligem Durchgang nicht gut, so feuchte man lieber noch einmal, statt durch zweimaliges Satiniren ohne zweimaliges Feuchten viel Ausschuss zu machen. Wenn man das Papier auf der Maschine nicht zu sehr presst, langsam trocknet und vor dem Glätten stark feuchtet, jedenfalls nicht zu sehr erhitzt, so wird es zäh, erhält schöne Durchsicht und ohne Zusatz anderer Stoffe fettigen Glanz. Manche Fabrikanten suchen den Fettglanz durch Zusatz von Wachs und ähnlichen Stoffen zu erhöhen. Benutzt man Stearin, so muss dieses mit Borax zu einer Emulsion gelöst und dann im Holländer zugesetzt werden (vergl. Seiten 384 bis 386). Um das Aussehen zu verbessern, wenden Andere die Stoffe an, welche der Wäsche Glanz verleihen, nämlich Borax und Stärke. Sie setzen dann im Holländer auf 100 kg Stoff etwa 1 kg Stärke und 250 bis 300 g Borax zu. Zusätze dieser Art verursachen jedoch erhebliche Kosten und ergeben nur bei richtiger aufmerksamer Anwendung die gewünschte Verbesserung und höhere Ver- kaufspreise. Wenn die Fasern gallertartig zermahlen sind, wird das Papier so dicht, dass es auch Fett nur schwer eindringen lässt, also bis zu gewissem Grade fett- dicht ist. Manche Fabrikanten wollen ausserdem dafür sorgen, dass es stets Wasser genug enthält, um Fett abzustossen — da sich Wasser und Fett bekanntlich nicht vertragen. Zu diesem Zweck mischen sie dem Zeug im Holländer solche hygroskopische Stoffe bei, die Wasser anziehen und das Papier durch ihre Gegen- wart feucht halten. Dazu dient meistens etwas Glycerin, manchmal auch Trauben- zucker, Chlorzink, Kollodin usw. Da diese Stoffe in Wasser löslich sind, so finden sie Gelegenheit, auf dem Sieb der Papiermaschine abzufliessen, und es ist anzu- nehmen, dass nur ein kleiner Theil derselben im Papier bleibt. Ob dieser dann noch genügt, um das Papier feucht und fettdicht zu erhalten, erscheint zweifelhaft. Jedenfalls wird die Zutheilung solcher Stoffe durch den unvermeidlichen Verlust des grössten Theils derselben, der nur durch Wiederverwendung des Siebwassers im Holländer vermindert werden könnte, recht kostspielig. In den meisten Fällen begnügt man sich desshalb damit, den Sulfitstoff möglichst langsam zu einer gelatinösen Masse zu vermählen. Das durch Tränken mit Schwefelsäure hergestellte Pergamentpapier ist eine Nachahmung von thierischem Pergament und wird selbst wieder durch das be- schriebene Sulfitstoff-Papier nachgeahmt. Beide sind jedoch nur äusserlich ähnlich, denn letzteres ist nicht völlig wasserdicht und zeigt beim Durchreissen breite Aus- schärfung, aus welcher die Fasern deutlich hervortreten, während der Riss bei mit Schwefelsäure behandeltem Papier glatt und faserlos ist. Pergamentpapier-Brsatz (Imitu-t Pergamentpapier. Pergamyn). Bedeutung des Sulfit- 1631 Verfahrens. Halbzellstoffe. Behandlung von Holz mit starken Säuren. Die unrichtige Bezeichnung als Pergamentpapier hat zur Folge, dass das Papier beim Eintritt in fremde Länder auch als solches verzollt werden muss, während es unter wahrem Namen, als Sulfitstoff-Papier, viel geringer bewerthet würde. 562. Bedeutung des Sulfitverfahrens. Halbzellstoffe. Obwohl seit Einführung des Sulfitverfahreus jetzt (1896) kaum 18 Jahre vergangen sind, hat sich dasselbe schon derart verbreitet, dass es bei der Erzeugung von Papierstoff die Hauptrolle spielt. Dem Natron -Verfahren ist es dadurch überlegen, dass man damit 20 bis 30 pCt. mehr Stoff aus Holz gewinnt, der auch diu"ch längeres oder kürzeres Kochen bei niedrigerer oder höherer Temperatur fester oder weicher, also hanf- oder baumwollartiger, d. h. dem Verwendungszweck angepasst erzielt werden kann. Die dazu nöthigen Rohstoffe, Schwefel und Kalk, sind so billig, dass deren Wieder- gewinnung nicht lohnt und die beim Natron- und Sulfatverfahren erforderlichen kostspieligen Wiedergewinnungs-Anlagen wegfallen. Da es auf verschiedene Art gelungen ist, die Kocher gegen die Angriffe der Schwefligsäure wirksam zu schützen, da die Fabrikanten jetzt säurefeste Pumpen, Ventile usw. zur Verfügung und durch Erfahrung gelernt haben, die Schwefligsäure so auszunutzen und zu behan- deln, dass wenig davon in die Atmosphäre gelangt, so steht dem weitern Sieges- lauf des jungen Verfahrens nichts mehr im Wege. Die seitens der Behörden erfolgten Erschwerungen des Betriebs wegen Verunreinigung der Luft und Wasser- läufe sollten jedoch Veranlassung geben, dass für solche Fabriken Lage an grossen Wasserläufen, entfernt von grösseren Ansiedelungen, gewählt wird. Weitere Grund- lagen des Erfolgs sind billiger Bezug oder Eeichthum der Gegend an geeignetem Holz zu massigem Preis, billige Kohlen, Schwefel imd Kalk, bequemer Absatz und Versandt der Waare, sowie tüchtige Arbeiter. Einige dieser Erfordernisse, wie Lage" imd billige Rohstoffe, finden sich häufig in abgelegenen Gegenden und Ländern ohne Industrie, genügen aber dort nicht zur Sicherung des Erfolgs, weil die Versorgung der Fabrik mit den fortwährend ergänzungsbedürftigen Einrichtungen und geübten Arbeitskräften zu schwierig und das Absatzgebiet zu weit entfernt ist. Weitere Verbreitung und Dauer des Sulfitverfahrens erscheinen in den Culturstaaten durch die auf Seiten 1240 bis 42 dargelegten Forstverhältnisse gesichert. Die Fabrikanten haben sich nicht damit begnügt, weissen Holzschliff und braunen Dämpf-Holzschliff, sowie Natron- und Sulfitzellstoff verschiedener Güte aus Holz herzustellen, sondern suchen vielfach nach Zwischenstufen. Sie wollen Papier herstellen, welches besser als solches aus Schliff, aber weniger vollkommen und auch erheblich billiger als das aus Zellstoff erzeugte ist. Dasselbe soll auch besser als solches aus braunem Holzschliff und daher geeignet sein, dieses wie auch Zellstoff-Papier zu ersetzen. Einige Fabriken, besonders in Schweden, sollen die Erzeugung solcher Halbzellstoff-Papiere schon mit Erfolg betreiben, halten aber das Verfahren geheim. Es ist anzunehmen, dass sich noch viele Stoffe aus Holz finden lassen werden, die zwischen Schliff und Zellstoff liegen. 563. Behandlung von Holz mit starken Säuren. M. Z. Orioli in Pontcharra, Dep. Isere, Frankreich, hat in den sechziger Jahren nicht nur ausge- dehnte Versuche über den Einfluss verschiedener Säuren auf Holz angestellt, sondern sie auch in grossem Maassstabe ausgeführt und seine Erfahrungen in der Schrift Le papier et ses matteres premieres niedergelegt, aus welcher folgende Stellen in freier üebersetzung entnommen sind. ]^ß32 Ersatzstoffe für Hadern. — Sulfitzellstoff. Durch Versuche im Laboratorium hatte ich gefunden, dass die Inkrusten sowohl von Chlorwasserstoffsäure, wie von Salpetersäure gelöst werden, dass auch Holz in Form von Hobel- spänen von jeder der beiden Säiu'en leicht durchdrungen wird, dass ihre "Wirkung aber dennoch ganz verschieden ist. Die Salzsäure schwärzte das Holz und erschwerte dadurch die folgenden Umwandlungen, die Anwendung reiner Salpetersäure war von diesem Missstand frei, wurde aber zu kostspielig befunden. Dadurch war ich darauf hingemesen, Mischungen beider Säuren, d. i. Königswasser, zu versuchen, bis ich eine fand, welche genug Salpetersäure enthielt, um das Schwärzen des Holzes durch die Salzsäure zu verhindern, aber nicht so viel, dass die Anwendung der Mischung zu kostspielig würde. Sie enthielt 20 pCt. Salpetersäure auf 80 pCt. Salzsäure. Pappel- oder Tannenspäne wurden nach 24 stündiger Vereinigung mit solcher Säure so weich und schwammig, dass sie mit der grössten Leichtigkeit unter dem Druck der Finger zerfielen, kurz, die Inkrusten waren olme Veränderung der Farbe völlig zerstört und in Pikrinsäure (acide picrique) verwandelt. Ich fand, dass man aus 100 Theilen Holz 50 TheUe langer, weicher, fester und sehr weisser Fasern erhalten kann, wenn man es nach Behandlimg mit 40 pCt. solchen Königswassers wäscht, stampft und mit 10 pCt. Chlorkalk bleicht. Die Versuche im grossen, welche ich infolge dieser Erfahrungen anstellte, brachten, wie es häufig vorkommt, Störungen mit sich, welche ich niittheüen will, um Andere vor solchen Verlusten zu bewahren, me ich sie erlitt. Die meisten Sandsteingefässe von etwa 1000 1 Inhalt, welche zur Behandlung des Holzes mit Königswasser dienen sollten, schwitzten durch Risse, welche nicht vollkommen genug mit Wachs verkittet werden konnten, Säure aus, was Unfälle und das Verbrennen der Kleider der Arbeiter verursachte. Der Unwille der Arbeiter wurde noch durch die salpetersauren Dämpfe erhöht, welche sich, besonders im Sommer, aus den Gelassen entwickelten und Augenentzündungen zur Folge hatten. Nach der Behandlung mit Königswasser wurde das Holz mit einem Granit- steia gemahlen und in Haufen gesetzt, und wenn man dann das Wasclien verzögerte, lief man Gefahr, die Fasern durch die lange Berührung mit der Säure zu verbrennen. Dieser Missstand hätte zwar vermieden werden können, wenn ich mit guten Waschvorrichtungen versehen gewesen wäre, so aber kam der Stoff' in den Lauger mit einem Rest von Säure, welche einen Theil des Alkalis neutralisirte, das Kesselblech angriff und dadurch salpetersaures Eisenoxyd und Eisen- chlorid in die Masse brachte. Die Kosten, welche die Versuche zur Ueberwindung dieser Schwierig- keiten verursachten, wuchsen so sehr an, dass die Fabrikation aufgegeben Averden musste. Die Herren Coupier, Barre, Blondel und Delaye haben zu verschiedenen Zeiten versucht, Zellstoff durch Behandlung des Holzes mit kochender, aber verdünnter Salpietersäure zu gewinnen. Bachet und Machard haben versucht, die Inkrusten durch Kochen mit stark verdünnter Salzsäure und Schwefelsäure in Traubenzucker zu verwandeln und dadurch die Fasern frei zu legen. Mit keinem dieser Verfaliren hat man, trotz der glänzendsten Versprechungen der Laboratoriums- versuche, beim Fabrikbetrieb günstige Ergebnisse erzielt. Ungeachtet all dieser unfruchtbaren Bemtihungen bin ich noch überzeugt, dass die Behandlung des Holzes mit kalten konzentrirten oder besser mit heissen verdünnten Säuren von Erfolg gekrönt Awd, sobald man über zweck- entsprechende Wasch- und Mahlvorriclitungen verfügen kann. Orioli erklärt weiterhin, nicht zugeben zu können, dass sich Holz vortheil- haft ohne Säuren zersetzen lasse, bis der Beweis vom Gegentheil geliefert sei, und er hält das Verfahren von Bachet und Machard bei Anwendung entsprechender Einrichtungen für das beste und billigste. Nach dem deutschen Patent Nr. 60 233 von Dr. Isaac Lifschütz und Anderen soll zerkleinertes Kiefernholz mit einem kalten Gemisch von verdünnter Salpeter- und Schwefelsäure (1 Baum theil Schwefelsäure auf 3 Baumtheile Salpeter- säure) Übergossen werden. Nach einiger Zeit wird das Holz von der Säure ge- trennt, mit Wasser und schwacher Sodalösung gewaschen und soll dann 45 pCt. Zellstoff ergeben. Die Flüssigkeit wird in gleicher Weise wiederholt benutzt, bis die Salpetersäure aufgebraucht ist. Alsdann hat man eine mit Oxalsäure gesättigte Lösung, aus welcher diese auskrystallisirt. Die Schwefelsäure kann mit neuer Salpetersäure gemischt und stets wieder verwendet werden. Obw^ohl das Verfahren sehr vielversprechend erschien, ist über dessen fabrikmässige Ausführung bis jetzt (1896) nichts bekannt geworden. Behandlung von Tlolz mit starken Säuren. Zersetzen des Holzes durch Kohlenwasserstoffe. Dauerhaftigkeit der aus Holzstoffen angefertigten Papiere. 1633 564. Zersetzen des Holzes durch Kohlenwasserstoffe. W. Ädamson in Philadelphia hat am 18. Juli 1871 das amerikanische Erfindungspatent für Gewinnung von Zellstoff' durch Behandlung des Holzes und anderer ßohstoffe mit Kohlenwasserstoffen erhalten. Die von ihm dazu empfohlene Vorrichtung ist in Fig. 1646 im Durchschnitt dargestellt. Nachdem das zerkleinerte Holz zwischen die durchlöcherten Platten b und d gefüllt ist, giebt man die erforderliche Menge Benzin, Erdöl u. dergl. zu, schliesst das Mannloch a und lässt Dampf in das Schlangenrohr B treten, bis in dem Kessel A eine Spannung von etwa Va bis -/g Atmosphäre Ueberdruck herrscht. Diese Spannung wird während des Kochens bei- behalten, und damit sie nicht überschritten wird, ist auf dem Cylinder-Deckel ein Sicher- heitsventil q angebracht. Die leichtverfiüch- tigten Benzindämpfe gehen in der Richtung des Pfeils durch D in das Schlangenrohr F des Behälters E, wo sie von dem umgebenden kalten Wasser verdichtet werden, um dann entweder durch Z)' unterhalb der Platte d oder durch Rohr D" und Hahn m oberhalb der Platte b in den Kessel zurückzufliessen. Der Hahn / sowie alle anderen Hähne bleiben geschlossen, solange die gewünschte Spannung nicht erreicht ist, und dann wird seine Oeffnung mit dem Hebel x geregelt. Nach beendetem Kochen lässt man das Benzin durch Rohr h und Hahn y ab. Zum Ab- ziehen der auf dem Boden des Kessels ab- gelagerten aufgelösten Bestandtheile dient der besondere Hahn e. Der behandelte Rohstoff" wird durch eine seitliche Oeffiiung heraus- Ijj^j Fiu^ 1646, genommen. Herr Adamson hat aus Stroh, neben sehr langen schönen Fasern, hübsches weisses Pflanzenwachs erhalten und damit bewiesen, dass möglicherweise auch werthvolle Nebenerzeugnisse daraus gewonnen werden könnten. Obwohl es ihm an Mitteln nicht fehlte, hat er das Verfahren nicht in grossem Stile ausgeführt, und auch von anderer Seite ist dies nicht geschehen. Die beschriebene Vorrichtung kann auch zum Ausziehen von Pech und Theer aus Hadern und von Oel aus Baumwollabfällen mittels Benzin dienen. 565. Dauerhaftigkeit der aus Holzstoffen angefertigten Papiere. Holzschliff ist zerkleinertes Holz und mit dem grössten Theil von dessen Inkrusten behaftet. Erfahrung hat ergeben, dass das aus solchem Stoff hergestellte Papier sich bräunt, wenn es dem Einfluss von Licht und Luft unterworfen ist. Das ge- bräunte Papier wird brüchig und kann mit der Zeit zerbröckeln, also der Zer- störung anheimfallen. Da reiner Zellstoff oder Holzfaser dem Einfluss von Licht und Luft widersteht, so wird angenommen, dass die erwähnte Veränderung des Holzschliffe durch die darin enthaltenen Inkrusten bewirkt wird. 197 1634 Ersatzstoffe für Hadern. — Sullitzellstoff. Papier aus braunem Holzschliff, den man aus vorher gedämpftem Holz durch Schleifen erhält, ist weniger empfindlich gegen Licht und Luft, weil dem Holz ein Theil der Inkrusten durch Auslaugen entzogen wurde. Da braunes Papier überdies meist zu Packzwecken verwendet wird, so erscheint Haltbarkeit auf viele Jahre hinaus dafür nicht erforderlich. Zellstoff, der durch Kochen von Holz mit Natronlösung gewonnen ist, erträgt, wenn er frei von Inkrusten, also rein hergestellt wurde, zwar ohne Bräunung die Einwirkung von Licht und Luft, kann aber im Laufe der Jahre dennoch grosse Veränderungen erleiden. Als Verf. 1866 bis 1873 in den Vereinigt. Staaten von Amerika weilte, wm'de dort viel Löschpapier aus Zellstoff benutzt, welchen die American Wood Paper Co. den Papierfabrikanten Jessup & Moore in Phila- delphia lieferte. Der Zellstoff war aus Pappelholz durch Kochen mit Natron gewonnen, hatte lange weisse verfilzungsfähige Fasern und lieferte schwammiges, zum Einsaugen von Flüssigkeit geeignetes Papier. Die Versicherungs-Gesellschaften kauften dasselbe in grossen Mengen, bedruckten die Löschblätter auf einer Seite mit Empfehlung ihrer Geschäfte und vertheilten sie kostenfrei. Herr Moore, Inhaber des Hauses Jessup & Moore, welches das Löschpapier anfertigte, versicherte jedoch, dasselbe verliere — nach im Laufe mehrerer Jahre gewonnener Erfahrung — nach und nach seine Saugfähigkeit und werde hart und brüchig, seine Fasern verholzten sich wieder. Eine Prüfung älterer Löschpapiere bestätigte dies. Aus dieser Erfahrung in Verbindung mit anderen Beobachtungen kann man den Schluss ziehen, dass gewisse durch Einwirkung chemischer Mittel gewonnenen Zellstoffe all- mälig wieder die Eigenschaften der Rohpflanzen annehmen können, aus denen sie stammen. Ob dies jedoch für alle Zellstoffe zutrifft, kann nur die Zeit und weitere Beobachtung lehren. Das Sulfitverfahren ist noch zu neu, als dass man Erfahrung über die Haltbarkeit der damit erzeugten Stoffe haben könnte. Viele Fabrikanten behaupten, dass man Sulfitstoff unbesorgt anstelle der durch viele Jahrhunderte bewährten Lumpen zu Dokumenten-Papier verwenden könne, sind aber nicht imstande. Beweise hierfür zu liefern. Jedenfalls könnte nur solcher Zellstoff Dauer versprechen, der frei von Inkrusten und Veränderung seiner Fasern wäre. Die sehr gefährliche Umwandlung in Hydrozellstoff wird z. B. durch Einwirkmig von Säuren vielfach bewirkt (s. Seiten 179 bis 183). Sulfitstoff, welcher noch Inkrusten enthält, zeigt — wenn auch in vermindertem Maasse — die Reaktionen des Holzschliffs, und sein Verhalten dürfte letzterem auch um so ähnlicher sein, je mehr er von Inkrusten begleitet ist. Wenn demnach durch eingehende Versuche und Erfahrung festgestellt würde, dass man aus reinem Sulfit- Holzzellstoff Dauer-Paj)iere herstellen kann, so müsste doch der Stoff, welcher zu solchen Papieren verarbeitet werden sollte, einer vor- herigen eingehenden Prüfung unterzogen werden. Auch dann noch wäre es zweifelhaft, ob Holzzellstoff vollkommenen Ersatz der Lumpen -böte, da nach der Darlegung auf Seiten 1070 und 1071 anzunehmen ist, dass seine Fasern wegen ihrer Kürze und Gestalt keine Gewähr für lange Dauer bieten. THEIL VII. MANILLAHANF. - JUTE. 566. Manillahanf. Folgende Mittheiluug über die Herkunft des Manillalianfes ist der von der Regierungsabtheilimg für Ackerbau in Wasliington herausgegebenen Zeitschrift {Journal of the Department of Agricultiire) entnommen: Der Ton den Eingeborenen der Philippineninseln dbaea genannte Hanfpisang (Musa Troglodytarum textoria) ist eine überall auf den Inseln wildwachsende Art des Geschlechtes Musa. Er erzeugt niu- eine kleine ungeniessbare Frucht, welche wie die des gewöhnlichen Pisang aussieht. Die Bäume erreichen eine Höhe von 20 bis 30 Fuss und werden, obwohl sie wild wachsen, 3 bis 4 Fuss auseinanderstehend in Anlagen gezogen. Die einzige Pflege, welche man ihnen angedeihen lässt, besteht darin, dass man den ihnen angewiesenen Boden von Unkraut und schädlichen Pflanzen rein hält. Wenn die Frucht gereift ist, giebt der Baum keinen Hanf mehr. Mit 3 Jahren ist der Baum ausgewachsen und zum Abschneiden reif. Der Stamm liefert den Hanf und whd wenige Zoll über dem Boden abgeschnitten. Von der Wurzel wachsen dann in Zwischenräumen von einigen Monaten so viele Bäume aus, dass eine wohlgepflegte Anlage etwa 2 mal im Jahr geschnitten werden kann. Der Stamm besteht aus übereinandergreü'enden Lagen oder Streifen, welche man von einander ablöst, nachdem man den Stamm von seinen Zweigen befreit hat. Die 3 bis 4 Zoll breiten und je nach der Länge des Stammes 5 bis 10 Fuss langen Streifen werden dann in schmalere getrennt, welche man von Hand über ein Messer hinzieht, während der Streifen mittels einer Unterlage von hartem Holz auf das Messer gepresst und mit einer Tretvorrichtung gespannt erhalten wird. Durch diese Arbeit werden die Fasern von den wässrigen und fleischigen Theilen der Pflanzen befreit und brauchen nur noch in freier Luft getroclmet zu werden, um marktfähig zu sein. Die Streifen müssen 2 oder 3 mal über das Messer gezogen werden, ehe sie durchaus rem sind. Zwei Männer, von denen einer die Bäume abschneidet, die Streifen trennt und sie dem am Messer arbeitenden Gefährten überbringt, können durchschnittlich höchstens 25 Pfund im Tag reinigen. Aus 3200 Bäumen erhält man nur 2240 Pfund engl., d. i. eine Tonne Hanf. Wenn man bedenkt, dass ein Indier nvu- etwa 12 Pfund Hanf in einem Tage liefert, muss man sich über die ungeheuren, jährlich zunehmenden Mengen wundern, welche besonders nach England verschifft werden. Da ein Arbeiter bei 12 Pfund täglicher Produktion in 300 Arbeitstagen oder einem Jahr nur etwa l'/o Tonnen fertig bringt, so ist zur Erzeugung von ÖOOOOO Ballen oder etwa 200000 Tonnen die ununterbrochene Arbeit von 150000 Mann erforderlich. Nicht weniger erstaunlich ist der ausserordentlich niedrige Verdienst dieser Indier, welche für ihre Arbeit die Hallte des Werthes des Hanfes, also den Werth von 6 Pfund im Tag, d. i. etwa 18 Cents (beinahe 1 Frank) erhalten. Und doch genügt diese jämmerliche Bezahlung für seine und seiner Familie Bedürfnisse. Keine der in Westindien und Südamerika untersuchten Musa-Arten hat Manillafasern. Die Pisangarten des Festlandes smd für die Bildung der nützlichen Faser in dem Stamme zu wässrig. Manillahanf findet sehr ausgedelmte Verwendung zu allen Arten von Packstoft'en, namentlich aber zu Tauen. Zu letzteren eignet er sich durch seine Länge und ausserordentliche Festigkeit besonders, er hat desshalb in dem Takelwerk der Schiffe zum grossen Theil den Platz unseres Hanfes eingenommen und gelangt hauptsächlich in dieser Form in die Papierfabriken. Er ist von hellgelblicher, dem Esparto ähnlicher Farbe, und seine Fasern gelten als die stärksten, welche der Papierfabrikation zu. Gebote stehen. Eine geringe Menge ManUlabanf verleiht sonst schwachen Papieren grössere Festigkeit, und obwolil er für sich allein kaum je in weisses Papier verwandelt wird, theilt man ihn solchem gerne imd vielfach zu. In Amerika verarbeitet man ihn, wie Hadern, durch einmaliges Kochen mit 1 5 bis 25 pCt. Kalk im Drehkessel und Bleichen im Holländer zu Halbstofi. Da er hierdurch nicht völlig weiss wird, bedarf er einer zweiten Bleiche. Anstatt ihn dieserhalb nochmals besonders 197* 1636 Ersatzstoffe für Hadern. — Manillahanf. — Jute. zu behandeln, ziehen manche Fabrikanten vor, die erforderliche kleine Menge von Manillahalbzeug den im Holländer befindlichen und für dasselbe Papier bestimmten Hadern vor dem Bleichen zuzusetzen. Es ist zwar theoretisch betrachtet nicht richtig, die starken Manillafasern mit den schwächern Hadern zusammen zu mahlen, die innige Vermischung beider und die Vereinfachung der Fabrikation bieten jedoch genügenden Ersatz für den gemachten Fehler. Kocht man Manillahanf, wie Stroh, mit Aetznatron anstatt mit Kalk, so wird er bei einmaligem Bleichen schon weiss. Solange die guten Eigenschaften des Manillahanfs nicht allgemein bekannt waren, verarbeitete man ihn hauptsächlich, ja beinahe ausschliesslich zu PackpajDier, welches so beliebt wurde, dass nur Manülapapier als solches verkäuflich war. Das amerikanische Publikum hatte sich in den 60er Jaliren dermaassen an das helllederfarbige , feste Manillapapier gewöhnt, dass von den dünnsten sf)innwebartigen bis zu den stärksten Deckelsorten kaum ein anderes Pack- papier in den Vereinigten Staaten gesehen wurde. Die Zufuhr von Manilla-Tauen und dergl. reichte jedoch hierzu bald nicht mehr aus, und ihr Preis stieg so hoch, dass sie zu billigen Papieren nicht melix verwendet werden konnten. Man Avar gezwungen, einen Ersatz dafür zu suchen, und fand ihn in der Jute. 567. Vorkommen und Bedeutung der Jute. Jute ist eine fasrige Stengel- pflanze von 2 bis 0V2 ni Höhe, welche in Niederungen Ostindiens gezogen wird. Die dazu ein- gerichteten Felder sind Reisptlanzungen selir ähnlich und werden wie diese mit in rohen Behältern gesammeltem "Wasser des schmelzenden Schnees vom Himalayagebirge überschwemmt. Dadurch, dass man den Boden etwa 45 cm hoch mit Wasser bedeckt, ist die Pflanze gegen den tödtlichen Einfluss der tropischen Sonne geschützt und ilir AVachsthum ermöglicht. Sobald sie zur vollen Grösse gediehen ist, w[ii sie mit der "Wurzel ausgerissen oder unmittelbar darüber abgeschnitten, wie Weizen und Roggen, in Bündeln ausgelegt und für den Markt zubereitet. Zunächst wird die Rinde entfernt, dann schneidet man die Wurzeln ab, welche mit den Stengeln ausgerissen wurden, und von den Stengeln selbst werden die harten unteren zum Verspinnen ungeeigneten Enden abgeschnitten und als Jute-Enden jute buits in den Handel gebracht. Das Uebrige wird dann nach Länge, Stärke, Feinheit und Glanz der Fasern sortirt. Von der feinsten Sorte, welche aus prächtigen hellen langen Fasern besteht und wie blondes Haar aussieht, wird ein TheU zu Chignons und der andere zu den besten schottischen Jutegeweben verwendet. Stoße für Futter, leichte Röcke und viele andere derartige Waaren werden besonders in Dundee, Schottland, aus Mischungen von feiner Jute, Leinwand und Baumwolle gewebt. Viele derselben werden, obwohl sie Jute enthalten, als reine Leinwand verkauft. Zweite und dritte Sorten werden nach der geringeren Länge Stärke, Feinheit und Farbe der Fasern bestimmt, und einige ostindische Pflanzer und Kaufleute machen sogar 4 Sorten. Jute und Jute - Enden unterscheiden sich demnach dadurch, dass erstere, die Stengel selbst, mit Ausnahme der dünnen, leicht ablösbaren Rinde ganz aus langen spinnbaren Fasern besteht, während letztere die groben harten Fasern nächst der Wurzel enthalten, welche durch das lange Stehen im Wasser und den nachherigen Einfluss der tropischen Sonne dunklere Farbe angenommen haben. Unter Jute-Ausschuss jiite rejedions versteht man ein Gemenge aller Arten von Jute, welche nicht mit den drei bessern Sorten versponnen werden können, z. B. feine Jute, welche sich dergestalt verwickelt hat, dass sie nicht anders melir verkäuflich ist, Stückchen von Jute-Enden u. s. f. Der Ausschuss wird, wie die Enden, zur Anfertigung der gröbsten Matten, von Pack- tuch und zur Papierfabrikation benutzt und auch gewöhnlich zu demselben Preise verkauft. KafEeesäcke und andere Packstoffe, sowie Taue aus Jute wurden Jahre lang von den Papierfabrikanten benutzt, ohne dass Jemand daran dachte, dass man sich vielleicht derselben Faser im Naturzustande bedienen könne. Während all dieser Zeit verlangten sogar die Kaufleute in Calcutta, dass die Pflanzer die als werthlos erachteten 15 bis 30 cm langen Enden sorgfältig aus der ihnen zu liefernden Jute entfernt hielten, bis es einem derselben einfiel, dass die in gebrauchten Kaffeesäcken sehr gut bezahlte Faser wohl auch in anderer Form noch einen Werth haben könne. Die Bedeutung dieser Faser als Papierrohstoff erhellt zur Genüge daraus, dass die Jute-Ernte bis 1875 200000 Ballen zu 400 Pfund d. i. 80 Millionen Pfund Enden butts jährlich geliefert hat. Wenn aber auch, wie ein ostindischer Pflanzer dem Verf. versicherte, die Menge von Jute, welche gebaut werden könnte, beinahe unendlich ist, hängt doch der für die Papier- fabrikation verwendbare Theil von dem Verbrauch der Jutegewebe ab und ist dadurch begrenzt. 568. Jute-Packpapier. Die hauptsächlichste Verwendung fand die Jute zunächst als Ersatz des ManUlahanfes bei der Fabrikation von Packpapieren (vergl. Abschn. 566), und man kann wohl sagen, dass neun ZehntheUe alles amerikanischen und englischen ManUlapapieres in den 70 er und 80er Jahren aus Jute bestanden. Manillabanf. Vorkommen und Bedeutung der Jute. Jute-Packpapier. 1637 Jute-Druck- und Schreibpapier. . In Amerika wird die mit dem Hadernschneider zerkleinerte Jute stets mit 15 bis .30 pCt., in manchen Fabrilien sogar mit 50 pCt. Kalk gekocht und, wenn dies im Drehkessel geschieht, soll die Dampfspannung niedrig (nicht über 2 Atmosphären) gehalten werden. Viel Bewegung beim Kochen schadet der Faser; der Kessel soll sich desshalb sehr langsam drehen, und einige Fabrikanten ziehen sogar vor, in stehenden eisernen Bottichen zu kochen. Für Packj)apiere von bräunlicher Farbe wird die gekochte Jute in demselben Holländer gewaschen und zu Ganzzeug- gemahlen, verlangt man jedoch die hellere Gemsfärbung chamois, buff, so muss sie erst gebleicht werden. Die Art der Bleiche hängt von dem Grad der Weisse ab, welche man dem Papier geben will; mit einer Losung von 8 bis 12 Pfund Clilorkalk auf 100 Pfund Jute, welche man ün Holländer zugiebt, erhält man schon ein sehr helles Papier, Avelches die eigenthümliche Farbe nur noch in geringem Maasse zeigt. Der gebleichte Halbstoff wird, wie der von Hadern, in Kasten abgelassen und später iu Ganzzeug verwandelt. Obwohl die auf solche Weise behandelte Jute Papier liefert, welches äusserlich kaum von echtem Manillapapier unterschieden werden kann, ist ihre Faser und folglich auch die Waare viel schwächer als die des Maniilahanfes. Um Jutepapier auch in Beziehung auf Festigkeit dem aus Manillalianf mügliclist nahe zu bringen, muss es viel länger gemahlen werden, und es gilt überhaupt als Regel, es möglichst lange im Ganzholländer zu lassen. Es ist noch streitig, ob die Siebtisch- oder Cylinderpapiermaschine sich am besten zur Anfertigung von sogenanntem ManiUapapier eignet. Manche erfahrene Fabrikanten sind der Ansicht, dass es von Maschinen mit zwei Siebcylindern stärker geliefert werde als von solchen mit Siebtisch. Auf letzterem verfilzen sich die Fasern nach allen Richtungen, während sie sich auf C'ylindern hauptsächlich längsweise legen; wenn man sich aber ein auf dem Metalltuche befindliches dickes Papier in zwei Bogen von halber Dicke gespalten denkt, wird der unmittelbar auf dem Siebe liegende Theil viel besser verfilzt sein als der obere. Das auf zwei Cylindem geformte Papier besteht dagegen aus zwei gleich guten Hälften, deren jede etwaige Fehler der andern verdeckt, während ein auf dem Langsiebe befindlicher Fett- oder Lackflecken bei jedem Umlauf des Siebes ein Loch verursacht. Es ist sehr schwierig, dickes Manillapapier auf dem Siebtisch zu formen, da der Stoff zu lang und fett sein muss, um sich seines Wassers leicht entledigen zu können. Starke ManiUa- papiere, wie die zu Mehlsäcken ))enutzten und dergl., werden daher gewöhnlich auf Maschinen mit 2 oder 3 Siebcylindern angefertigt. Für leichte Sorten, mit AvLsnahme der seidenpapierartigen, werden sich die Siebtisch- maschinen besser eignen, für mittelstarke mögen jedoch Doppelcylindermaschinen ebenso viele Vortheile bieten. Wenn iDcide Arten gleich viel und gleich gutes Papier Uefem, verdient die Cylindermaschine wegen ihrer geringeren Anscliaffungskosten, leicliteren Führung und billigeren Unterhaltung den Vorzug (vergi. Abschn. 327). 569. Jute-Druck- und Schreibpapier. Da die Jute für bessere Manillapapiere etwas gebleicht wird, lag der Gedanke selir nahe, sie auch für weisses Papier zu verwenden, aber der ihr eigene röthlichbraune Farbstoft' erschwert die Herstellung ganz weissen Papieres ungemein. Amerikanische Fabrikanten haben Monate lang Versuche im Grossen gemacht, sie haben Jute mit Kalk auf jede erdenkliche Art gekocht, ebenso mit Soda in massigen Mengen, und nachher mit Clilorkalklösung im Holländer gebleicht. Gleichviel auf welche Art sie gekocht war, die zum Bleichen erforderliche Menge Chlorkalk war stets beinahe dieselbe. Das schliesslich beibehaltene Verfahren bestand desshalb in Kochen mit 20 bis 25 pCt. Kalk und nachherigem Bleichen mit Lösung von etwa 30 Pfund Clilorkalk auf 100 Pfund fertiges Papier. Man ver- suchte auch das Eisen, woraus die Farbe der Jute grossentheils bestehen soU, nach dem Kochen und Waschen durch ein Bad verdünnter Schwefelsäure auszuziehen und erzielte damit allerdings eine Ersparniss an Chlorkalk, das Papier wurde aber so weich und baumwollartig, dass man die Säure weglassen musste. Die Anwendung höherer Temperatur durch Einleiten von Dampf in den Stoff beim Bleichen wurde jedoch vortheühaft befunden und beibehalten, da man damit Chlorkalk ersparte. Von dem auf solche Weise dargestellten Halbzeug werden 40 pCt. zu Druck- papier genommen, und falls es aus irgend einer vielleicht unbekannten Ursache nicht weiss genug wird, bleicht man im Ganzholländer nach. In mehreren schottischen Fabriken dient Jute seit längerer Zeit zur Fabrikation von Druck- und Mittelpapieren aller Art. Die Verfahren, sowie die (1873) von drei Fabrikanten mitgetheilten Zahlen stimmen so genau überein, dass sie als zuverlässig angenommen werden können. Die Jute jute hutts wird, nachdem sie von dem Hadernschneider zerschnitten ist, genau wie Esparto (Seiten 1211 bis 16) in stehenden eisernen Speikesseln gekocht, bedarf aber nur 10 Pfund kaustischer Soda von 60 pCt. auf den Centner von 112 Pfund. Nach etwa 10 stündigem Kochen wird sie im Holländer gewaschen und mit einer Lösung von 10 bis 12 Pfund Chlorkalk auf 112 Pfund Jute gebleicht. 1638 Ersatzstoffe für Hadern. — Manillahanf. — Jute. Schwefelsäure wendet man auch hier nicht an, dagegen wird die bleichende Masse durch Einleiten von Dampf beinahe bis zum Kochen erhitzt. Wird die so gebleichte Jute sofort ab- gelassen, so kehrt ihre ursprüngliche Farbe in den Abtropfkasten zum Theil wieder zurück. Der Werkführer einer Fabrik war nicht zu bewegen, die Kunst, durch welche er dieses Zurückgehen verhinderte, zu verrathen, ein anderer war aber weniger geheimnissvoU und erklärte, dass die heisse gebleichte Masse vor dem Ablassen mit kaltem Wasser gewaschen und dadurch abgekühlt werden müsse (Vergi. Seite 1152 oben). Alle kommen darin überein, dass die gebleichte Jute so rasch wie möglich verarbeitet werden sollte, da sie durch langes Liegen an Weisse einbüsst. Der nach diesem Verfahren erzeugte Stoff wird vielfach mit einem gleichen Theil Esparto zu Buch- und Schreibpapier verarbeitet oder auch in beliebigen Verhältnissen mit Hadern gemischt. Das Ergebniss der Jute an weissem Papier wh-d auf 60 bis 65 pCt. beziffert, von manchen Fabrikanten auch niedriger, es hängt eben auch wie bei andern Rohstoffen von ihrer Beschaffenheit, sowie von der Art der Fabrikation ab. Das beste Papier wurde daraus, nach des Verf.'s Walimehmung, bis 1875 in Schottland hergestellt. Seit Niederschrift des vorstehenden der ersten Ausgabe dieses Buches ent- nommenen Theils ist ein Verfahren patentirt worden, wonach man die Jute zuerst mit 15 pCt. Aetzkalk 10 Stunden lang bei einem Druck von IV2 Atmosphären kocht. Der damit erhaltene Stoif wird in üblicher Weise so entwässert, dass er sich zur Gasbleiche eignet, welcher er etwa 24 Stunden lang unterworfen wird. Zur Erzeugung des für 100 kg Jute erforderlichen Chlorgases sind 7 kg Salzsäure von 20" B. und 20 kg Braunstein von 78 bis 80 pCt. Mangansuperoxyd-Gehalt erforderlich. Die mit Chlorgas oder Chlorkalklösung behandelte Jute wird dann zum Zweck der Beseitigung der Orange-Farbe, die sie beim Bleichen annimmt, mit Wasser gewaschen, welches auf 100 kg Jute 1 kg kaustische Soda enthält. Diese kleine Menge Alkali soll zur Entfernung des Farbstoffes genügen, welcher tief braun aus dem Wascher fliesst. Dadurch soll es dann auch möglich sein, den Stoff mit 0 bis 7 kg Chlorkalk auf 100 kg Jute vollkommen weiss zu bleichen. Nach Ansicht von Fachmännern wird die Jute durch das beschriebene zweimalige Bleichen allzusehr geschwächt, aber jedenfalls vertheuern diese verschiedenen Behandlungen den Stoff zu sehr, als dass er noch mit gebleichten Stoffen anderer Herkunft in erfolgreichen Wettbewerb treten könnte. 570. Bedeutung der Jute. Ebenso wie die Jute m'sprünglich als Ersatz des Manilla-Hanfes diente und Jutepapier zur Täuschung der Verbraucher als Manilla-Papier bezeichnet wurde, wird sie selbst seit Mitte der 80 er Jahre durch Holzstoffe verdrängt. Nach Einführung des braunen aus Dämpf-Holzschliff her- gestellten Papiers (Seiten 1352 bis 1360) erkannte man bald, dass dasselbe die aus ungebleichter Jute hergestellten sogenannten ManilJa-Umschlag-Papiere in vielen Fällen ersetzen könne. Je billiger diese braunen Holzpapiere wurden, desto mehr traten sie anstelle von Jute-Papier. Seitdem man aus Sulfitzellstoff, mit und ohne Zutheilung von Holzschliff, Papiere erzeugt, die sich äusserlich wenig oder gar nicht von sogen. Manilla- Papier aus Jute unterscheiden, vermindert sich die Verwendung der letzteren immer mehr. Sie muss den neuen Ersatzstoffen weichen, weil diese aus ungenügend ver- kochtem oder aus ästigem Holz hergestellten Zellstoffe minderer Güte billig zu haben sind und doch feste kräftige Papiere ergeben. Die Verwendung von Jute zu besseren weissen Papieren war wegen der Schwierig- keiten und Kosten des Bleichens stets beschränkt, vermindert sich aber noch mehr, seit- dem sich ziemlich weisse Sulfit-Holzzellstoffe, die durch einfaches Bleichen zu hoher Weisse gebracht werden können, billig erzeugen lassen und reichlich zu haben sind. THEIL VIII. SCHILFROHR. — SORGHUM-ZUCKERROHR. 571. Wachsthum und Einbringen von Schilfrohr, in dem Landstrich, welcher bezeichnend genug Dtsmal Swamp (schrecklicher Sumpf) genannt wird und sich von Norfolk in Virginia bis gegen Wilmington in Nord-Carolina in der Nähe des Meeres hinzieht, sowie auch längs der Flüsse in Nord- und Siid-Caroliaa und in den Niederungen des Mississippi ist der Boden viele Meilen weit mit einer wildwachsenden Schilfpflanze bedeckt, welche den botanischen Namen Arundinaria macrosperba führt. Sie liefert ein etwa 3 bis 4 m hohes beinahe weisses Rohr, welches aus zähen starken Fasern zu bestehen scheint. Die damit bedeckten Strecken Landes eignen sich wahrscheinlich nicht zum Anbau nützlicherer Pflanzen. Sie sind von so ungeheurer Ausdehnung, dass man den Vorrath für unerschöpflich halten muss, besonders wenn man bedenkt, dass das Rohr nur drei Jahre zum völligen Wachsthum braucht. Die amerikanische Faser - Gesellschaft American fibre Co. unternahm es etwa 1870, diesen Rohstoff mittels eines patentirten Verfahrens für die Papierfabrikation nutzbar zu machen. Die Norfolk Fibre Co. bei Norfolk in Virginia und die Cape Fear Fibre Co. bei Wilmington in Nord-Carolina arbeiteten danach. Die Fabrik der erstgenannten Gesellschaft, welche Verf. besuchte, lag am Dismal Swamp- Kanal, unweit des Geleises der Norfolk und Weldon Eisenbahn, in gerader Linie etwa 5 engl. Meilen von Norfolk. Das Rohr wurde in den Sümpfen längs des Kanals in derselben Weise wie Mais mit Sicheln geschnitten. Nach Plätzen, wo das Rohr sehr dicht beisammen stand, wurde vom Kanal aus eine Bahn gelegt, welche aus Schwellen und darauf genagelten hölzernen Schienen von 4 Zoll Quadrat bestand. Die Rohre wurden, nachdem ihre Köpfe abgeschnitten waren, gebündelt, auf Rollwagen an den Kanal befördert und auf Flachbooten, welche 150 cords (Klafter) davon tragen konnten, nach der Fabrik gebracht. Die Arbeit des Schneidens und Ein- bringens, welche von Farbigen (Negern) verrichtet wurde, kostete auf diese Weise nicht mehr als drei Dollar für jede Tonne in der Fabrik abgelieferten Rohrs. Die Bündel wurden nach dem Landen geöffnet, von allem Unrath befreit und zu festen Packen von je 1 Fuss Durchmesser vereinigt, welche man wieder auf hölzernen Schienen nach Bedarf in das Kanonenhaus brachte. 572. Verarbeitung des Schilfrohrs. Die Zerfaserung erfolgt nach dem Lyman'schen am 3. August 1858 patentirten Verfahren auf folgende Weise: Starke gusseiserne Cylinder, Kanonen guns von etwa G'/g m Länge und 30 cm innerem Durclmiesser, deren Enden mit schweren Deckeln verschlossen waren, lagen waagrecht auf kräftigem Gestell. Um sie zu füllen, d. i. zu laden, wurden die Deckel am hinteren Ende abgenommen und nach Einschieben so vieler Rohrbündel, als die Kanonen zu fassen imstande waren, wieder verschlossen. Die Zerfaserung wurde dadurch bewirkt, dass man Dampf von 9 bis 11 Atmosphären Ueberdruck in die Kanone liess, ihn etwa 12 Minuten lang auf dieser von einem Manometer angezeigten Spannung darin erhielt und dann mit einer Vorrichtung, welche man Drücker trigger nannte, den die Mündung verschliessenden Deckel plötzlich entfernte. Der Drücker bestand aus einer eisernen Stange, welche unter der Kanone hinlief und, sobald sie von der Ladeseite aus angezogen wurde, die Befestigungen an der Mündung mit einem Ruck löste. Der Deckel fiel sofort auf den dazu hergerichteten weichen Boden, und der Dampf strömte mit solcher Gewalt aus, dass er alles Rohr mit fortriss. Die Poren des Rohrs waren mit Dampf gefüllt, welcher sich bei dem plötzlichen Austritt in die Atmosphäre aufs Heftigste ausdehnte imd dadurch eine vollkommene Zerfaserung bewirkte, sodass die ganze Ladung vor der etwa 9 m von der Mündung entfernten Scheibe als eine Masse brauner, zuckerartig riechender Fasern niederfiel. 1640 Ersatzstoffe für Hadern. — Schilfrohr. — Sorghum-Zuckerrohr. Die Entladung verursachte einen auf mehrere Meilen hörbaren Knall, wie der Scliuss einer grossen Kanone, und einen Luftdruck, der es Jedem unmöglich machte, in demselben Raum aufrecht stehen zu bleiben, ohne sich fest zu halten. Man nimmt an, dass durch die hohe Temperatur des Dampfes die Harz- und Gummitheile gelöst oder zersetzt Averden, ehe die Explosion das Rolir zerfasert. Wie aber auch der Vorgang theoretisch erklärt werden mag, die zerfetzende Gewalt der Schüsse ist erstaunlicli und wirkt, wie sich aus Versuchen ergeben hat, in gleicher Weise auf Holz und andere Pflanzenstotfe wie auf Schilfrohr. Die erste Schwierigkeit ward bei der praktischen Ausführung darin gefunden, dass die mit Rohr gefüllte Kanone dem zuströmenden Dampfe nicht Raum genug bot, und mau sah sich desshalb genöthigt, einen Dom darauf zu setzen. Nach vielen kostspiieligen Versuchen imd nach- dem zahlreiche Kanonen ins alte Eisen gewandert waren, gelang es, sie mit Aufsätzen zu ver- sehen, welche den Explosionen Stand hielten. Der Dom bestand schliesslich aus einem Cylinder, welcher denselben Durchmesser und dieselbe Stärke, aber nur etwa halbe Länge der Kanone hatte, und dessen T förmiger Ansatz mit einem gleichen Ansatz der Kanone durch Bolzen ver- bunden war. Er befand sich waagrecht und parallel mit der Kanone über deren hinterem oder Laduno'stheil und hatte ausser der zu seiner Verbindung mit der Kanone dienenden Oeffnunof nur noch kleinere Ansätze zum Einlass des Dampfes und zur Speisung des Manometers. Eine Kanone mit einer Ladung von 100 Pfund Rolir konnte in je 15 Minuten abge- schossen werden, bei sechs Kanonen waren die Arbeiter fortwälrrend mit Füllen beschäftigt. Die vier Kanonen der Norfolk Fibre Co., deren eine von aussergewöhnlicher Grösse war, konnten bei vollem Betrieb 16 bis •24 Tonnen (von 20()0 Pfund) in 24 Stunden verarbeiten. Die erhaltenen Fasern waren trocken, sahen aus wie Werg, und ihre Gewichtsmenge w^ar nur um soviel geringer als die des Rohres, als in Form von Staub und Verunreinigungen verloren ging. Sie wurden mit starken Pressen in Ballen von etwa 320 Pfund gepackt und zu Schiff oder Bahn versandt. Sie Keferten in dieser Gestalt ohne weitere chemische Behandlung starkes schwammiges Papier, welches Flüssigkeiten sehr begierig aufsaugte und sich daher besonders gut zu Dachpappe eignete, die mit Tlieer getränkt werden muss. Auch zu Pappen, Packpapier und besonders zu Baupapier huüding paper wurden sie, mit andern Stoffen gemischt, vielfach verarbeitet. Man hat auch versucht, sie wie Stroh durcli Kochen und Bleichen in weisses Papier zu verwandeln, die grosse Menge von Gerbsäure oder Tannin, welche das Schilfrohr enthält, scheint jedoch das Bleichen zu sehr zu vertheuern, wenigstens wurde noch kein weisser Stoff daraus im Grossen dargestellt, obwohl man es an zahlreichen Versuchen nicht hat fehlen lassen. Da der Transport der Fasern durch den im Verhältniss zu ilirem Gewicht sehr grossen Raum, welchen sie einnehmen, ziemlich kostspielig wird, hatte die Cape Fear Fibre Co., Einrichtungen getroffen, wodurch sie fester zusammengepackt werden konnten. Zu diesem Zweck wurden ihnen zunächst die in Wasser löslichen Bestand theile durch Waschen in einer Reihe von vier aufeinanderfolgenden holländerartigen mit Walzen versehenen Trögen entzogen. Die gewaschenen Fasern wurden auf einem Zufuhrtisch aus Metalltuch durch mehrere Paare eiserner Walzen gefülirt, deren letztes mit Kautschuk überzogen war. Diese pressten alles durch Druck entfernbare Wasser aus und lieferten die Fasern in dicken Bogen ab. Infolge der Ausscheidung des löslichen Gummis und aller Verunreinigungen nahmen die Fasern in dieser Form um ein Dritttheil weniger Raum ein als im ursprünglichen Zustande. Um sie zu trocknen, verzupfte man die Bogen so weit, dass sie auf den Zufülirtisch eines Wolfes geworfen werden konnten, welcher sie zerfetzt auf ein anderes zum Trocknen dienendes endloses Tuch ablieferte. Das Trockenhaus war 21 m lang und von vier neben- einanderliegenden Dampfröhren geheizt, über welche das F'ührungstuch langsam hinzog. Es brauchte zu diesem Wege 20 Minuten, die Fasern langten trocken am Ende an und konnten mit einer Heupresse in Ballen von 500 Pfund verpackt werden. Trotz der unbestrittenen Brauchbarkeit der Faser und des geringen Preises des Roh- stoffes hatten die Gesellschaften, welche sich mit dessen Ausbeutung befassten, 1873 noch kein Geld verdient. Die Hauptursache des finanziellen Misserfolgs war wohl in den grossen Kosten der ersten Einrichtungen und Versuche zu finden, es ist aber auch möglich, das die Explosionen Brüche verursachen, wenn sie so rasch aufeinander folgen, wie es ein geregelter Betrieb erfordert. Häufige Betriebsstörungen imd Ausbesserungen können Unternehmungen in Frage stellen, welche unter sonst günstigen Verhältnissen gegründet sind. Es scheint jetzt (1896), dass die Fabriken eingegangen sind, da keinerlei Nachricht über dieselben mehr in die Oeffentlichkeit drang. Der aus dem Rohr erzielte Stoff war wahrscheinhch zu gering werthig, um genügenden Ausgleich für die grossen Anlage-, Fabrikations- und Versendungskosten zu bieten. Wachsthuiu und Einbringen von Scliilfrohr. Verarbeitung des Schilfrohrs. 1641 Bambus. Sorghum-Zuckerrohr. 573. Bambus. Die Chinesen streifen vom Bambus zuerst die Blätter ab, spalten ihn in Stücke von etwa 1 m Länge, die sie in grossen Behältern lagen- weise mit Kalk bedecken und mit soviel Wasser begiessen, dass es über der höchsten Lage steht. Nach 3 bis 4 Monaten solchen Zustandes ist er gefault, wird im Mörser zerstossen, gereinigt und mit reinem Wasser vermischt. Aus diesem Stoff kann ein geschickter chinesischer Arbeiter mit einem viereckigen Bambussieb 6 Bogen in der Minute schöpfen, die auf eine massig heisse Wand gelegt und an der Sonne fertig getrocknet werden. Die guten aus Bambus hergestellten Papiere, sowie die Schnelligkeit und Ueppigkeit, mit der Bambus in allen troj)ischen Ländern wächst, veranlassten Herrn Th. Boutledge, der Espartogras mit grossem Erfolg in England eingeführt hatte (s. S. 1219), auch die Verarbeitung des Bambus zu versuchen. Er wollte jedoch nur junge grüne Stämme benutzen, aus ■ denen man mit schwacher alkalischer Lauge in ähnlicher Weise wie aus Espartogras Papierstoff gewinnen kann, während aus- gewachsene Bambusrohre durch ihren Kieselgehalt und grosse Härte die Auf- lösung erschweren imd zu kostspielig gestalten. Es gelang ihm auch Ende der 70 er Jahre, eine Aktien-Gesellschaft zu gründen, welche auf Jamaica eine Bambus- pflanzung anlegte und die jungen Pflanzen an Ort und Stelle in Papierstoff ver- wandelte, der nach England verkauft wurde. Die Gesellschaft ging aber zu Grunde, das in dem Unternehmen angelegte Geld wurde verloren, und seitdem ist kein ähnlicher Versuch gemacht worden. Will man jungen Bambus unverarbeitet versenden, so muss er vorher von seinem grossen Wassergehalt durch Auspressen möglichst befreit werden. Solcher gepresste Bambus kostete 1885 in London etwa 8 bis 9 Lstr. die Tonne, also etwa 16 M. die 100 kg. Dieser Preis zeigt schon, dass Bambus, selbst bei ermässigtem Preise, gegen Holz und daraus gewonnenen Sulfltstoff nicht auf- kommen kann. 574. Sorghum-Zuckerrohr. Von den Zucker liefernden Pflanzen hat Sorghum saccharatum besondere Bedeutung dadurch, dass es in gemässigtem Klima gedeiht und es dessen Bewohnern möglich macht, ihren Zucker selbst zu erzeugen. In Mittel- und Süd-Europa, sowie in den meisten Staaten der amerikanischen Union kann es leicht gezogen werden, und in den letzteren ist es ziemlich heimisch geworden. Viele Farmer pflanzen gerade soviel davon, als sie brauchen, um für ein oder mehrere Jahre den in ihrem Haushalt nöthigen Sirup daraus zu gewinnen, andere auch etwas mehr. Sobald die 3 bis 4 m hohen Rohre gereift sind, werden sie nahe dem Boden alDgeschnitten und in die Sorghum-Mühle gebracht, wo in Pressen der zuckerhaltige Saft ausgetrieben und durch Abdampfen verdichtet wird. Mit der Zuckerbereitung hat die Papierfabrikation nichts zu thun, für sie ist nur der nach dem Auspressen übrige Theil der Pflanze von Interesse, welcher, da er nicht als Viehfutter zu brauchen ist, weder für den Farmer noch den Müller "Werth hat und nicht selten sehr lästig wird, da er viel Raum in Anspruch nimmt. Käufer für das ausgepresste Rohr, die bagasse, sind desshalb sehr willkommen, doch muss man sich hüten, es in feuchtem Zustand anzunehmen. Soll es zur Papierfabrikation tauglich sein, so muss es, wie Heu, in der Sonne ausgebreitet und mehrmals gewendet werden, bis es ganz trocken ist. Wenn es von Regen genässt und nicht bald getrocknet wird, oder auch wenn es ungetrocknet in Haufen liegen bleibt, färbt es sich dunkel und an manchen Stellen beinahe schwarz wie verfaultes Stroh, und wie dieses verdirbt es dann auch die guten Theile bei der Fabrikation. Je weisser und trockener das ausgepresste Sorghumrolir ist, desto besser lässt es sich verarbeiten. Ebenso ist es um so tauglicher, je stärkerem Druck es in den Pressen ausgesetzt war, nicht nur weil es umsomehr von Saft befreit, sondern auch, weU die Hülle mehr zerbrochen und das innere Mark mehr gelockert wird. Das innere Mark, eine weisse, leichte Masse, enthält keinen Faserstoff und sollte womöglich gänzlich von dem Rohr getrennt werden, ehe man es kocht. Je stärkerer und häufigerer Behandlung die Pflanze in der Mühle unterworfen wird, desto mehr Mark verliert sie, ehe sie in 198 1Qi2 Ersatzstoffe für Hadern. — Schilfrohr. — Sorghum-Zuckerrohr. die Papierfabrik gelangt, und wenn man sie dort noch auf einem Strohschneider zerkleinert und durch eine Keinigungsmaschine gehen lässt, bleibt wenig anderes als die feste Rohrmasse übrig. Wie andere kieselsäurehaltige Rohrpflanzen wird auch diese mit Aetznatron gekocht, gewaschen, mit Clilorkalklosung gebleicht und liefert sehr weissen, baumwollartigen Stoff. Der Verf. hat 1867 bis 1871 in der Public Ledger Papierfabrik bei Elkton in Maryland mehrere hundert Tonnen Sorghumrohr mit denselben Einrichtungen wie Stroh zu weissem Papier verarbeitet und gefunden, dass es einer grösseren Menge Aetznatron zum Kochen bedarf, dafür aber auch mehr und namentlich weichern Stoff als Stroh liefert. In Bedarf an Chemikalien, Faserergebniss und Güte des Stoffes steht es etwa zwischen Esparto und Stroh, doch hängt dies, wie oben gesagt, in hohem Grade von dem Zustand ab, in dem es zur Verarbeitung gelangt. Sorghum-Rohr gedeilit nur in gutem Boden und bei aufmerksamer Pflege, der Land- besitzer wird es desshalb nicht bauen, solange andere Erzeugnisse mehr Vortheil bieten. Das ausgequetschte Rohr erfordert noch besondere Behandlung, ehe es verkäuflich ist, hat aber für den Pa.pierfabrikanten keinen viel höhern "VVertli als Stroh. Seine Verwendung bei der Papier- fabrikation verdient desshalb geringe Beachtung, wenn es sich darum handelt, zu bestimmen, ob der Sorghumbau zu empfehlen ist. Das Zuckerergebniss und die Zuckerpreise werden stets für den Landwirth maassgebend sein. Der Papierfabrikant muss auf das Rohr verzichten, wenn er es nicht als Abfall kaufen kann. Es ist auch dann noch fraglich, ob Sorghum oder anderes Zuckerrohr mit Holz in Wettbewerb treten kann, weil es sich, infolge seines Kieselsäure- Gehalts, ebensowenig wie andere Rohrpflanzen mit Sulfitlauge aufschliessen lässt. 575. Adansonia. Adansonia- Faser ist die innere Rinde, d. h. der Bast des Baobab (Adansonia digitata L.) oder Affenbrodbaumes, der zwischen den Wendekreisen, hauptsächlich in Westafrika, am Senegal und in Abessynien an- getroffen wird. Die nach Deutschland eingeführte Adansonia wird von der Nieuwe Afrikanischen Handels Vennotschap meist in der portugiesischen Provinz Angola (Westküste Afrika) südlich vom Kongo, besonders am Quanzaflusse, gewonnen. Der Baobab gedeiht sowohl in feuchtem, sumpfigen, als auch in trockenem Boden, an Flussufern, wie auf Hochebenen. Die Stämme sind nur ausnahms- weise über 6 m hoch, erreichen aber mitunter bedeutenden Umfang, bis zu 8 m Durchmesser. Die äussere Haut oder Rinde hat ihrer grossen Härte wegen keinen Werth und wird weggeworfen. Nach Entfernung der äussern Schicht löst man die innere Rinde, den Bast, ungefähr ^/o m vom obern Ende des Stammes anfangend, bis auf etwa 1 m vom Erdboden, jedoch nicht tiefer als etwa 2 cm, und reisst ihn in Streifen von 1 bis ly, m Länge ab. Die frisch abgeschälten Baststreifen werden etwa 14 Tage an der Sonne getrocknet und sind dann versandtfähig. Der Baum leidet durch diese Behandlung nicht, da sich schon nach 2 Jahren eine neue, etwa 1 cm dicke Schicht der Faser gebildet hat. Man lässt aber den Bäumen 4 Jahre Ruhe, um die Streifen in ursprünglicher Dicke zu erhalten. Wegen der Festigkeit der Adansonia-Rinde ist die Gewinnung sehr schwer und nicht lohnend und wird desshalb nur von den armem Eingeborenen betrieben, obwohl sie Jedem freisteht. Sie kann auch nur in Gegenden mit Nutzen ge- sammelt werden, wo es direkte Wasserverbindung mit der Küste giebt, weil der dafür erhältliche Preis den Trag- oder Fuhrlohn nicht zulässt. Die Handels-Faktoreien sammeln die Faser in kleinen Mengen, bis genug vorräthig ist. Dann werden Packe von etwa 200 kg unter Druck daraus her- gestellt, mit eisernen Reifen versehen und gelangen zur Verladung nach Europa. Die durch Sammeln, Trocknen, Befördern, Einlagern und Pressen entstehenden Kosten sind so hoch, dass 100 kg davon ab Rotterdam zu Anfang der 90 er Jahre Sorghum-ZuckeiTohr. Adansonia. Torf. 1643 mit 20 M. bezahlt wurden. Der Preis kann hochgehalten werden, weil (1895) nur kleine Mengen kommen, und die Nachfrage das Angebot überwiegt. Bei der Verarbeitung werden die Faserstreifen wie Taue auf einem kräftigen Lumpensehneider oder mit dem Handbeil in 3 bis 4 cm lange Stücke geschnitten und unter Anwendung von etwa 3V2 pCt. kaustischer Soda (Aetznatron) etwa 10 Stunden bei 3 bis 3^'2 Atmosphären Druck gekocht. Die Faserstückchen lassen sich, wenn sie gar gekocht sind, mit Fingerdruck auseinander pressen und in der Querrichtung auseinander ziehen, die Faserbündel machen dann den Eindruck auf- einander liegender weitmaschiger Gewebe. Bei Anwendung von etwa 15 proz. Aetzkalklösung erschienen nach 6 bis 7 stündiger Koehzeit die Stücke vollständig aufgeweicht, aber die Markstrahlen trennten sich nur schwer von den Fasern, so- dass der Stoff nach dem Mahlen im Holländer voll kleiner dunkler Punkte war. Um dieselben zu entfernen, wurde ein zweites Mal mit 20 proz. Aetzkalklösung gekocht. Die Baststücke wurden hierdurch zwar vollständig aufgelöst, die kleinen Markstückchen blieben aber immer noch im Stoffe zurück, und weil sie noch dunkler gefärbt waren als das erste Mal, verunreinigten sie den Stoff mehr als zuvor. Weitere Versuche, welche namentlich auf ein Zerdrücken der Stückchen im Kollergang gerichtet waren, worauf das Waschen im Holländer wesentlich bessere Wirkung hatte, führten etwas näher zum Ziele; doch gelang es nicht, völlig reinen Stoff herzustellen. Es ist darauf zu achten, dass der Kocher vor Anlassen des Dampfes genügend Wasser enthält, da durch Berührung mit direktem Dampf die Faser dunkler wird. Die gekochte Faser darf nicht lange lagern, sondern muss möglichst schnell verarbeitet werden, weil leicht Gährung eintritt, und der Stoff dadurch seine Festigkeit verliert. Der Stoff wäscht sich im Holländer etwas langsam, weil der in der Faser enthaltene Pflanzenschleim die Wasch trommelüberzüge leicht verstopft; letztere sollten daher dann und wann durch Draufhalten einer Bürste gereinigt werden. Das Waschen muss mit reichlichem Wasser erfolgen, und die Holländerwalze soll währenddessen etwas bürsten. Das Mahlen und Bleichen der Faser vollzieht sich wie bei Jute, Manillahanf und anderen verwandten Stoffen. Der Faserverlust beträgt je nach Behandlung etwa 50 bis 60 pCt., d. h. man erhält aus 100 kg 40 bis 50 kg Papier. Adansonia wird in der Hauptsache zu besonders festen Packpapieren, Kartons, Schmirgelrohpapieren usw. benutzt und an Festigkeit nur von der Faser der japanischen Maulbeerstaude übertroffen, soweit Fasern in Betracht kommen, die in der Papierfabrikation verwendet werden. Papiere mit Zusatz von Adansonia zeigen nicht mu" grosse Festigkeit, sondern auch einen filzigen Biss, wie man ihn sonst nur bei japanischen Papieren kennt. Die Fasern weisen unter dem Mikroskop so eigen- thümliche Merkmale auf, dass sie mit anderen nicht verwechselt werden können. Zu Sehreib- oder Zeichenpapieren eignet sich die Faser nicht, da die ihr anhaftenden Theile der äussern Rinde sich in der Fabrikation durch die oben erwähnten schwarzen Flecken bemerkbar machen, welche bei Packpapieren kaum auffallen, aber bei feineren Sorten sehr stören. 576. Torf. Die ungeheuren Flächen, welche in Deutschland mit Torfmoor bedeckt sind, haben schon viele erfinderische Köpfe veranlasst, Verwerthung für Torf zu suchen. Unter Schaeffers Proben findet sich schon 1765 aus bairischem Torf hergestelltes Papier (s. Seiten 1049/50). In der Mitte der 80 er Jahre wurden 198* 2044 Ersatzstoffe für Hadern. — Schilfrohr. — Sorghum-Zuckerrohr. mehrere deutsche Patente für EinrichtuBgen ertheilt, mit denen das im Torf enthaltene Riedgras, welches die besten Fasern hat, von dem weichen Moos und dem bröckeligen Müll getrennt werden soll. Es wurden auch Anlagen zur Erzeugung von Packpapier und Pappen aus diesen Stoffen errichtet, doch scheinen dieselben nicht mit Erfolg gearbeitet zu haben, da es allmälig wieder still davon geworden ist und Torfpapiere und -Pappen auf dem Markt nicht mehr vorkommen. In England hat sich 1895 eine Aktien-Gesellschaft mit 225 000 Lstr. Aktienkapital gebildet, The Moss Litter and Peat Industries Limited, welche neben anderen Erzeugnissen auch Papierstoff aus Torf herzustellen beabsichtigte. Die Gründer wollten ein Verfahren zum Bleichen der Torffasern herausgefunden haben. Die Gesellschaft hatte 1757 acres Torf fand und 43 Patente in verschiedenen Ländern übernommen, löste sich aber 1896 wieder auf. Wenn auch der im Felde liegende Torf nichts kostet, so verursacht doch das Stechen, Trocknen und die Beförderung nach der Verarbeitungs- Anlage erhebliche Kosten, und auch dann muss erst durch Betrieb kostspieliger Einrichtungen die Papierfaser daraus gewonnen werden. Da die Menge dieser Fasern im Ver- hältniss zu den bewegten Torfmengen nicht gross ist, so werden sie durch all diese Gewinnungsarbeiten ziemlich theuer, falls sich Müll und Moos nicht gut verwerthen lassen und die Kosten decken. Die so mühsam gewonnenen Fasern haben die dunkle Farbe des Torfes und eignen sich schon desshalb nur zu geringen Papieren und Pappen. Ausserdem haben sie keine erhebliche Festigkeit, bilden also einen Rohstoff, der im Vergleich mit anderen nur geringen Werth hat. Bei einem der ausgeführten Verfahren wurde dem auf Kollergang und im Holländer zermahlenen Riedgras das abgetrennte Torfmoos als Füllstoff zugesetzt. Durch diesen Zusatz wurde jedoch das Papier schwammig weich und eignete sich nicht mehr zu Verpackungszwecken. Der Stoff eignet sich besser für solche Pappen, von denen keine grosse Faserfestigkeit verlangt wird, darf aber dann auch nicht mehr kosten als Stroh, Holzschliff und altes Papier, mit denen er in Wettbewerb treten muss. Es ist möglich, dass durch theilweise Zutheilung von Torffasern^zu anderen Stoffen Papiere geschaffen werden, die durch Eigenart und besondere Eigenschaften Absatz erlangen. Sieht man jedoch von dieser ungewissen Möglichkeit ab, so erscheint es nicht wahrscheinlich, dass Torf die jetzt zur Massen-Erzeugung dienenden Rohstoffe ersetzen kann. 577. Kartoffelpülpe und andere Rohstoffe. In Brennereien und Stärke- fabriken ergeben sich häufig solche Mengen von Pulpe, d. h. von Rückständen der Kartoffel, denen das Stärkemehl entzogen ist, dass sie als Viehfutter keine völlige Verwendung finden. In den meisten Fällen ist das Fleisch der Kartoffel mit Schaalen vermischt und wird ohne weitere Trennung verarbeitet, da die geringen Papiere, denen die Pulpe zugetheilt wird, keinen grossen Kostenaufwand ertragen können. Da die Pulpe keine verfilzungsfähigen Fasern enthält, so kann sie allein kein Papier liefern, sondern nur in Gewirre aus Fasern anderer Stoffe eingelagert werden, ist also als Füllstoff anzusehen. Als solcher kann sie manchen Sorten in Mengen von 25 bis 75 pCt. beigemischt werden. Anderen Füllstoffen gegenüber hat sie den Nachtheil, dass sie die Entwässerung des Stoffes auf dem Sieb der Papiermaschine erschwert, und dass das daraus angefertigte Papier langsam getrocknet Torf. Kartoffelpülpe und andere Rohstoffe. 1645 Fig. 1647. werden muss. Aucli das Glätten, ohne welches das Papier sehr unansehnlich ist, macht grosse Schwierigkeiten, ist aber unvermeidlich, da es demselben erst eine eigene Art von Zähigkeit verleiht. Das granitartige Aussehen solcher Papiere macht es für viele Zwecke un- geeignet, weil das darauf Geschriebene schwer lesbar wird. In der amtlichen Versuchs-Anstalt zu Charlottenburg wurde, wie der Vor- steher W. Herzberg in Nr. 71 der Papier -Zeitung von 1892 mittheilte, ein zum Theil aus Pulpe hergestelltes Papier untersucht. Es war Packpapier, welches durch die Rinden bestandtheile der Kartoffel schönes, granitähnliches Aussehen erhalten hatte, und bestand zum grössten Theil aus Holzzellstoff unter Zusatz von Pulpe und etwas Kaolin. Der Gehalt an Pulpe betrug nach Abschätzung des mikroskopischen Bildes etwa 30 bis 40 pCt. Die Festigkeit des Papiers war sehr gering, da die mittlere Eeisslänge nur 2,03 km, die mittlere Bruchdehnung nur 1,1 pCt. und der Widerstand gegen Zerknittern und Reiben mit » mittelmässig « beurtheilt war. Das mikroskopische Bild eines mit Kartoffel- zellgewebe versetzten Papiers ist sehr eigenartig. Die Kolonieen vielseitiger Zellen aus dem Kartoffel- fleisch heben sich aus dem Bilde leicht erkennbar ab, besonders diejenigen, welche aus der Schale stammen und daher sehr dickwandig und in Jod- Jodkaliumlösung bräunlich gefärbt erscheinen. Die aus dem Innern der Kartoffeln stammenden Zellen, die Träger der Stärke, unterscheiden sich von den äusseren durch wesentlich dünnere und farblose Zellwände. Fig. 1647 zeigt ein mikroskopisches Bild der in der Präparirflüssigkeit schwimmenden Theile des besprochenen Papiers. Der Verf. wurde Ende der 80 er Jahre um Rath zur Errichtung einer Fabrik, welche Pappen aus Pulpe erzeugen sollte, angegangen, konnte aber nur abmahnen. Die Fabrik wurde dennoch gebaut, aber deren Einrichtung schon 1890 öffentlich zum Verkauf ausgeboten. Die Pappe, mit deren Herstellung man sich mehrere Jahre abgequält hatte, war brüchig, ohne Festigkeit, konnte wahrscheinlich schwer Absatz finden und die Kosten der Erzeugung nicht decken, noch weniger einen Nutzen oder Gegenwerth für die Pulpe liefern. Lumpen und andere Rohstoffe machen nur etwa 20 pCt. des Herstellungs- preises von Papier oder Pappe aus, während sich die Kosten der Erhaltung und Verzinsung der Anlage, Arbeitslöhne, Bleiche, Leim, Farbe usw. auf etwa 80 pCt. belaufen. Ein Rohstoff, wenn er auch garnichts kostet, kann desshalb doch noch zu theuer sein, wenn sich daraus kein gutes Papier herstellen lässt. Letztere Erfahrung gilt für viele von Unkundigen empfohlene Rohstoffe. Die Natur bietet in beinahe allen Pflanzen Fasern, aus denen man Papier machen kann. Nur wenig Pflanzen lassen sich aber zu allen Zeiten billig in solchen Mengen beschaffen, liefern genügende Ausbeute und ergeben so weisses festes Papier, dass sie mit den längst bekannten in Wettbewerb treten können. a = Kartoffelzellgewebe, b = Rolzzellstofffasern. FÜNFTES KAPITEL. FABRIICATION BESONDERER ARTEN VON PAPIER UND PAPPEN. THEIL I. WERTHZEICHEN-P APIER. fc> 578. Papiergeld. Papier, welches als Geld iu Umlauf ist, muss stark und zähe genug sein, um bei der vielfachen, manchmal sehr rauhen Hantierung nicht rasch zu Grunde zu gehen. Es muss auch sehr gleichmässig gefilzt, rein und klar sein, um die Wasserzeichen und die aufgedruckte Schrift deutlich erscheinen zu lassen. Die Gestalt des Wasserzeichens verzieht sich etwas bei dem auf der Ma- schine gemachten Papiere, weil es während des Trocknens nur längsweise, aber nicht quer herüber gespannt ist und desshalb in einer Richtung mehr eingeht als in der andern. Die Verziehung hat jedoch bei gleichmässiger Fabrikation nichts zu bedeuten, da sie stets dieselbe sein wird. Handpapier ist frei von diesem Fehler und diente bis 1878 in Europa ausschliesslich zu Papiergeld. Die Xoten der Bank von England z. B. werden auch jetzt (1896) noch aus besten weissen leinenen Hadern in einer Fabrik in Hampshire in Bogen angefertigt, welche in zwei Theile zerschnitten werden müssen. Infolgedessen haben sie stets drei rauhe Ränder und einen glatten. Handpapier kann mit verhältnissmässig billigen und einfachen Einrichtungen hergestellt werden, und es ist desshalb nicht unmöglich, es im Geheimen zu fabriziren. Falsche englische Banknoten sind schon von solcher Ausführung in den Verkehr gekommen, dass sie nicht nur vom Publikum, sondern auch von Sach- verständigen für echt gehalten wurden. Die Noten der Bank von England werden, wenn sie an die Bank zurückgelangen, nicht wieder ausgegeben, sondern durch neue ersetzt. Die englischen Banknoten sind desshalb meist sehr rein und lassen Wasserzeichen und Druck deutlich erkennen, während die Noten anderer Staaten häufig in Umlauf bleiben, bis sie schmutzig und abgenutzt sind. Seitdem überdies die feinsten Kupferstiche mit Hilfe der Photographie wiedergegeben werden können, ist es immer schwieriger geworden, Fälschungen zu verhindern. Papiergeld. Papier mit lokalisirten Fasern. 1647 579. Papier mit lokalisirten Fasern. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat 1868/9 unter vielen vorgeschlagenen Verfahren das von dem Papierfabrikanten James M. Willcox patentirte gewählt und Hess danach bis Ende der 80 er Jahre sämmtliches Papier für ihre Werthzeichen , d. s. Bonds und Kassenscheine, fabriziren. Die den Herren J. M. Willcox & Sons gehörige Fabrik Glen mills bei West Chester in Pennsylvania war dafür eingerichtet. Die besten leinenen, zum Theil von Europa eingeführten Hadern dienten als Rohstoif, sie wurden »lang« gemahlen, auf einer Maschine von 02 Zoll Metall tuchbreite gefilzt und langsam getrocknet. Dem Ganzzeug wurden vor dem Ablassen im Holländer kurze Stückchen feiner rother Fasern zugemischt, und es wurde auf das Metalltuch geleitet, ohne durch einen Knotenfang zu gehen, welcher die Fäden zurückhalten könnte. Durch enge über dem Metalltuch angebrachte Röhrchen fiel ein Regen kurzer blauer mit blauem Stoif gemischter Fasern streifenweise auf die obere Seite des sich bildenden Papiers und wurde darin tief genug gebettet, um nicht mehr abzufallen, aber doch nicht zu tief, um nicht mehr deutlich her- vorzutreten. Das so hergestellte Papiergeld zeigt daher rothe, durch seine ganze Masse vertheilte Fasern und an einer ganz bestimmten Stelle der Vorderseite einen Streifen, der aussieht, als ob er aus unregelmässigen blauen Federstrichen bestände. Das ungeübteste Auge kann auf den ersten Blick die An- oder Abwesenheit der lokalisirten Fasern bemerken, die in einem an bestimmter Stelle über eine Seite laufenden blauen Streifen unregelmässig durcheinander liegen. Der ungebildete Mann aus dem Volke kann sich überzeugen, ob die blauen Fasern nur aufgedruckt oder kör23erlich eingebettet sind, wenn er eine derselben mit einer Stecknadel oder anderem spitzen Instrument auszuheben sucht. Aus echten Seheinen wird er ohne Schwierigkeit eine der lokalisirten Fasern entfernen. Papier dieser Art lässt sich auf der Papiermaschine rasch in grosser Menge er- zeugen und kann mit Wasserzeichen, kunstvollem Druck usw. versehen werden. Tüchtigen Papiertechnikern ist es zwar gelungen, einzelne geschöpfte Blätter mit Streifen eingebetteter Fasern zu versehen, aber Fälschern stehen, wenn sie auch Büttenpapier herstellen können, weder solche Techniker noch deren Hilfsmittel zur Verfügung. Die Anfertigung auf der Papiermaschine erscheint für Fälscher ganz ausgeschlossen, da dieselbe viele Hilfskräfte und kostspielige Anlagen erfordert, und sie bietet gerade dadurch grössere Sicherheit als die von Büttenpapier irgend welcher Art. Damit die Fälscher verhindert werden, das Papier zu stehlen, muss dessen Fabrikation sorgfältig überwacht werden, und dies geschah in der Willcox' sehen Fabrik Glen Falls durch 12 Regierungsbeamte, welche die Fabrik Tag und Nacht bewachten, die angefertigten Bogen zählten und versandten. Der Besitzer der Fabrik und Erfinder des Papiers mit lokalisirten Fasern James M. Willcox gab 1890 die Fabrikation von Papier auf und starb im Oktober 1895. Nachdem Papiergeld dieser Art 5 Jahre lang in Gebrauch gewesen war, sagte Senator Boutwell, der dasselbe als früherer Finanzminister der Ver. Staaten eingefülirt hatte, am 10. Juni 1874 vor der Kongress-Kommission für Banken und Papiergeld aus, dass noch keine Fälschung einer Note von 1 oder mehr Dollar versucht worden sei. Nur zwei Fälschungen der kleinen (nach dem Secessionskriege ausgegebenen) 10 und 50 Cents-Noten seien vorgekommen. Auf diesen waren die lokalisirten Fasern durch lithographisch aufgedruckte Striche dargestellt, die sich aber bei so kleinen und anscheinend infolge langen Umlaufs schmutzigen Scheinen der genauen Beobachtung umsomehr entzogen, als dieselben von den Kupferstechern, die ihre Kunst 1648 Fabrikation besonderer Ai-ten von Papier und Pappen. — ^Yerthzeicllen-Papier. zeigen wollten, zu voll bedruckt waren. Herr Boutweli sprach sich dahin aus, dass die lokalisirten Fasern die beste und melir Sicherheit gegen Fälschung böten als Aufdruck und Wasserzeichen, und dass man desshalb die Seite des Papiers beinahe unbedruckt lassen solle, auf welcher die- selben liegen, damit sie auch bei abgenutzten Scheinen deutlich in die Augen fallen. Wasser- zeichen böten keine erhebliche Sicherheit, weil nur die Dicke des Papiers an den hell erscheinenden Stellen vermindert sei, welches auch bei starker Abnutzung entlang den Rändern des Wasser- zeichens leicht breche. Da in den Ver. Staaten, welche früher als Hauptsitz der Fälscher gelten konnten, seit vielen Jaliren keine erfolgreichen Fälschungen des Papiergelds vorgekommen waren, liielt man letzteres sogar für zuverlässiger als Hartgeld, bei welchem häufiger falsche Stücke in Umlauf waren. Die Regierung des Deutschen Reichs trat desshalb 1876/7 mit dem Verfasser dieses Buches in Verhandlung, welcher von Herrn Willcox damit betraut war, das Verfahren der Her- stellung seines Papiers in Europa einzufüliren. Nachdem der Reichskommissar der Weltausstellung zu Philadelphia Geh. Reg.-Rath Prof. Reuleaux dasselbe in Amerika eingehend geprüft hatte, wurde 1877 auf Befehl des Reichskanzlers Fürsten Bismarck von dem Direktor der damaligen Preussischen, jetzt Reichsdruckerei Geh. Ober Reg.-Rath Busse mit dem Verf. ein Kaufvertrag abgesclüossen. Auf Grund desselben wurden die zur Herstellung von Papier mit lokalisirten Fasern nöthigen Einrichtungen in der Papier-Fabrik der Herren Gebrüder Ebart in Spechthausen bei Eberswalde aufgestellt und 1878 in Betrieb gesetzt. Bei Verwendung des so fabrizirten Papiers zu Reichskassenscheinen wurde die Walimehmung gemacht, dass sich das Papier ebenso gut und fein bedrucken Hess, als wenn keine lokalisirten Fasern darin wären, dass man also aUe Künste der Kupferstecher zu weiterer Siclierheit anwenden könne. Bei den Reichskassenschemen von 5, 20 und 50 M. sind die blauen Stoffstreifen, welche die lokalisirten Fasern enthalten, an unbedruckter Stelle der Rückseite so angebracht, dass sie deutlich hervortreten. Nachdem das deutsche Papiergeld in den lokalisirten Fasern, gegenüber den versuchten Fälschungen, vortrefflichen Schutz gefimden hatte, entschloss sich auch die Reichsbank, dasselbe zu Uiren Noten von 100 und mehr Mark zu verwenden, sodass es seitdem zu allem Reichs- papiergeld dient. Ende der 80er Jahre gelang es der Firma Z. & W. M. Crane in Dalton in Massachussetts Yom Kongress der Ver. Staaten den Auftrag zur Anfertigung des zu Papiergeld erforderlichen Papiers nach einem ihr jiatentlrten Verfahren zu erhalten. Dieses neue Papier hatte quer durch jede Note laufende Fäden, nutzte sich an den Stellen, wo die Fäden lagen, rasch ab, brach dort durch und wurde auch mit Erfolg nachgemacht. Der Kongress bescliloss desshalb, dass das Papier v^ieder mit den bewährten lokalisirten Fasern versehen werden solle, aber die Firma Crane erhielt den Auftrag, es zu liefern. Der seitdem gestorbene Erfinder Willcox hatte den Gedanken gefasst, dass aUe Regierungen sein Papier anwenden sollten, damit sie gleiches Interesse daran hätten, dessen Anfertigung durch Unbefugte, Verkauf usw. zu hindern. Verf. bot desshalb das Verfaliren in seinem Auftrag .den meisten europäischen Regierungen an, brachte es aber zu keinem weitem Abschluss. Da jedes menschliche Erzeugniss möglicherweise von anderen Menschen auch hergestellt werden kann, so darf man keine absolute Sicherheit erwarten, sondern nur solchen Schutz, wie ihn Papier mit lokalisirten Fasern nach bisheriger (1896) Erfahrung bietet. Zahlreiche Patente sind auf Papier mit eingearbeiteten Fäden u. dergl. ertheüt, doch hat kein Verfaliren dieselbe ausgedehnte Anwendung wie das WUlcoxsche gefunden und sich auf beiden Seiten des Ozeans so andauernd bewährt. 580. Werth- und Sicherheitspapiere. Neben den als Geld in Umlauf befindliclien Staats- und Banknoten giebt es viele Anleihe-Papiere von Staaten, Gemeinden und Gesellscliaften, Aktien, Obligationen usw., die bedeutende Werthe darstellen imd desshalb nicht nur möglichst gut gearbeitet, sondern auch gegen Fälschung gesichert sein sollten. Fälschungen sind zwar bisher überwiegend auf Papiergeld gerichtet, weil sich dies leichter ausgeben lässt als grössere Schuldver- schreibungen, könnten aber bei anderen Werthpapieren häufiger werden, wenn sich Papiergeld allzu schwer nachbilden lässt, während Werthpapiere dm-eh ihre alltägliche Beschaffenheit hierzu ermuntern. Dies gilt besonders für Zinsabschnitte (Kupons) die häufig im Geschäfts- und Kleinverkehr als Geld umlaufen imd meistens keiner eingehenden Prüfung unterzogen werden. In den Vereinigten Staaten von Amerika, welche durch ilire Ausdehnung und geringe Polizei -Aufsicht Fälschern die beste Papier mit lokalisii-ten Fasern. W'erth- und Sicherheitspapiere. i 649 Unterkunft bieten, erkannte man dies schon vor vielen Jahren und druckte desshalb die Schuldverschreibungen (bonds), und besonders die Zinsabschnitte auf Papier mit lokalisirten Fasern. Andere Staaten usw. haben dies noch nicht nöthig befunden, werden aber wohl in Zukunft dazu kommen, da die rasche, massenhafte und billige Herstellung eigenartiger Papiere auf der Maschine die Beschaifung erleichtert. Während in Europa nicht nur Papiergeld, sondern auch die meisten Werth- papiere noch von Hand, wie im zweiten Kapitel beschrieben, hergestellt werden, fertigten viele amerikanische Fabrikanten solche schon in den 60 er Jahren auf der Papiermaschine. Ihre Erzeugnisse können nicht nur den Vergleich mit Bütten- papieren gut aushalten, sondern besitzen auch noch die grössere Gleichmässigkeit aller Maschinen-Papiere. Nur die kräftigsten Fasern, beste weisse wenig oder garnicht abgenutzte Leinwand, Abschnitte von Flachsgarnen u. dergl. finden dazu Verwendung. Sie werden in Drehkesseln oder hölzernen Bottichen mit Kalk ge- kocht, im Halbzeugholländer gewaschen und mit wenig Chlorkalklösung ohne Schwefelsäure gebleicht. Jede Schwächung der Fasern wird ängstlich vermieden und der Ausschuss an andere Fabriken verkauft, damit er nicht ins Papier gelangen und dessen Festigkeit vermindern kann. Rost wird durch häufiges Streichen der Walzenschienen mit Bleiweiss möglichst vermieden, und sogar die Kupferauskleidung der hölzernen Bottiche erhält solchen Anstrich. Von dem Kalk, mit dem die Lumpen gekocht sind, setzt sich auch soviel an die Schienen usw., dass die Eisentheile Schutz gegen Rost erhalten. Das Papier wird auf der Maschine, wie Seiten 884 bis 895 beschrieben, thierisch geleimt, in Bogen zerschnitten und auf den Böden getrocknet. Da das Papier behufs Erhaltung der mit Sieb walzen eingedrückten Wasserzeichen nicht in Kalandern geglättet, d. h. zerdrückt werden darf, so legt man die Bogen so zwischen feine Pappdeckel, dass sie einzeln mit diesen abwechseln, und setzt die Packe ziemlich lange dem Druck einer starken Presse aus. Durch Auswechseln der Bogen und Deckel der verschiedenen Packe wird die Wirkung erhöht und gleichmässiger matter Glanz dead finish erzielt, welcher beliebter ist, als der scheinende der Kalander. Eine in den letzten Jahrzehnten aufgekommene Art von Fälschungen besteht darin, dass die auf Anweisungen und Kreditbriefen eingeschriebenen Zahlen geschickt ausgelöscht und durch höhere Summen ersetzt werden. Der Betrüger beschaffte sich beispielsweise eine Anweisung chech eines Bankhauses in Höhe von zweihundert Dollars und veränderte die Zahlen in zweitausend. Man glaubte Fälschungen solcher Art dadurch unmöglich zu machen, dass man die Zahl von Dollar, Pfund, Mark mit Hilfe eines kunstvoll gebauten Instruments so ausstanzte, dass sie als eine Reihe runder Löcher erschien. Der Glaube an diese Sicherheit wurde Jedoch stark erschüttert, als es einem unternehmenden Schullehrer gelang, die Löcher mit einer Mischung aus Reis, Stärke usw. auszufüllen und mit einer abgebrochenen Nadel eine viel höhere Zahl auszulochen. Die meisten deutschen Banken begnügen sich jetzt (1896) damit, dem Vordruck der Anweisung etwa beistehende Zahlen- reihe anzufügen. Der Aussteller schneidet alle Zahlen weg, welche höher sind als die den angewiesenen Betrag zunächst übersteigende Grenzzahl, und belässt beispielsweise nur die beiden untersten Zahlen an der Anweisung, wenn eine unter 1000 liegende Summe bezahlt werden soll. Obwohl diese Maassnahme keine volle Sicherheit bietet, so genügt dieselbe, um den Verlust 199 500 000 450 000 400 000 350 000 300 000 250 000 200 000 150 000 100 000 50 000 40 000 30 000 20 000 10 000 5 000 4 000 3 000 2 000 1 000 500 1650 Fabrikation besonderer Alten von Papier und Pappen. — Wertbzeichen-Papier. — Gefärbtes Papier. grosser Summen zu hindern und es Fälschern zu verleiden, ihre mühsame Kunst an solchen Anweisungen zu üben. Beinahe jede Tinte lässt sich aus Papier durch Behandlung mit Säuren wie Salzsäure, Oxalsäure, Chlor -Verbindungen wie Javelle -Wasser und Alkalien oder durch Radiren entfernen. Man muss bei Anwendung chemischer Mittel vermeiden, soviel aufzutuj^fen, dass sie sich über die zu entfernenden Buchstaben hinaus verbreiten. Dies gelingt am besten, wenn man mit einer weichen spitzigen Goldfeder unter Zuhilfenahme eines Vergrösserungs- Glases zuerst mit Aetzkali, dann mit Säure einen kleinen Flecken macht, diesen wieder ablöscht und so fortfährt, bis die Schrift verschwunden ist. Radirte Stellen lassen sich meist schon im durchfallenden Licht erkennen, nehmen aber bei Behandlung mit Joddämpfen gelbbraune oder braunviolette, jedenfalls dunklere Färbung an als die nicht radirten. Feucht gewesene Stellen, z. B. solche, wo Schriftzüge mit Lösungen entfernt wurden, nehmen in solchen Joddämpfen veilchenblaue Färbung an, während die übrigen Theile nur gelblich bis bräunlich werden. Zahlreiche Patente sind auf Zutheilung von Pflanzenfarben und Chemikalien zum Papierstoff ertheilt, welche durch Einwirkung von sauren oder alkalischen Lösungen auffällige Aendernng ihrer Farbe erleiden. Ob aber damit jede Ver- änderung der Schrift dm'ch Chemikalien verhindert wird, erscheint zweifelhaft, weil man die in Leimung und Farbe des Papiers bewirkten Veränderungen durch Nacli- leimen und Färben wieder auf den frühern Zustand bringen kann. Um Radiren zu erschweren, giebt man der Oberfläche des Papiers mittels gestochener AValzen eine gerippte Oberfläche, auf der sich jede versuchte Radirung, abgesehen von der Veränderung der Farbe, durch Veränderung der Rippen be- merkbar macht. Es ist jedoch möglich, dass geschickte Fälscher auch solche Rippung wieder herstellen. THEIL IT. GEFÄRBTES PAPIER. 581. Färben von fertigem Papier an der Oberfläche. Das Färben der Oberfläche hat dem Färben in der Masse gegenüber (s. Seiten 410 bis 467) den Vortheil, dass es weniger Farbe kostet und dass man besser den gewünschten Ton treffen und beliebig kleine Mengen färben kann, da man fertiges Papier dabei benutzt. Das Färben in der Masse erfordert dagegen keinerlei besondere Arbeit oder Hantirung des Papiers, da es im Holländer ausgeführt wird. Bei der Durchführung der farbigen Papiermasse durch Rohre, Rinnen, Bütten und über die Papiermaschine werden alle diese Theile gefärbt und müssen, wenn man wieder weisse oder andersfarbige Sorten anfertigen will, sorgfältig ausgewaschen werden, wodurch viel Zeit- und Stoff- Verlust entsteht. Sehr dunkle Färbungen lassen sich im Holländer schwer herstellen, weil iirfolge der grossen Verdünnung sehr viel Farbe dazu nöthig ist. Werth- und Sicherheitspapiere. Färben von fertigem Papier an der Oberfläche. 1651 Es hängt von den Mengen, die in einer Farbe herzustellen sind, von der Dicke der Papiere und Pappen, vom Farbton und anderen Umständen ab, ob das Färben der Masse oder der Oberflächen vortheilhafter ist. Zum Färben dünner Papiere dient ein Verfahren, welches der Firma P. Piette in Pilsen unter Nr. 31593 vom 14. September 1884 an patentirt wurde. Die zur Ausführung erforderliche in Figg. 1648/49 dargestellte Einrichtung ist in der Patentschrift f olgendermaassen beschrieben : Auf eine Walze A wird die zu färbende Papierrolle aufgesteckt; von hier wird das Papier über eine Spann walze B und unterhalb einer "Walze G geführt, welch letztere in der Wanne D, die das Farbenbad enthält, rotirt. Nacli dem Verlassen des Farbenbades läuft das Papier über die mit Ivautschuk bekleidete Spannwalze ^ und die Führungswalze F zwischen Presswalzen G und H. Um die an der Oberfläche des Papiers überschüssige Farbe vor dem Uebertritt zu den bekannten Trockencylindern in der Richtung gegen ,7 zu entfernen, ist die Eini-ichtung getroffen, dass man das Papier zwischen den Walzen G und H über ein auf Spann- und Fülirungswalzen KL M N F G gespanntes Filztucli X führt, auf welches die Presswalze iJ, deren Pressung durch eine in bekannter Art gebaute Druckschraube Y geregelt wird, das bei P durchlaufende Papier niederdrückt und die überschüssige Farbe auspresst. Fig. 1649. Die hier ausgepresste überschüssige Farbe fUesst von der Walze G in einen unterhalb derselben befindlichen Behälter E, sammelt sich hier an und wird neuerdings in Verwendung genommen. Da aber diese sich hier ansammelnde Farbenflüssigkeit in den meisten Fällen nicht so intensiv wie das ursprüngliche Farbenbad ist, so wird dieselbe nicht unmittelbar in die Farben wanne D, sondern durch ein sich seitlich an den Behälter B anschliessendes Rohr S zu einem Sammel- bottich T geführt, wo sie sich mit aus dem Farbenbotticli zufliessender, frischer Farbe mengt, um erst dann durch ein Verbindungsrohr in die Wanne D zu gelangen. Die in dem Farbenbad der Wanne D rotirende Walze C, welche von dem fortlaufenden Papier mitgenommen und in Umdrehung versetzt wird, ist beiderseits in Hebelarmen a drehbar gelagert, welche Hebelarme mit den sich an dieselben schliessenden Hebelarmen c in den Stütz- punkten b oscilliren; mit dieser Einrichtung ist es möglicli, durch Niederdrücken des Hebelarms c, welcher ein Heben des Armes im Gefolge hat, behufs bequemen Einführens des Papiers die Walze 0 nöthigenfalls ganz aus dem Farbenbade herauszuheben. Um eine zur richtigen Arbeit der Vorrichtung nothwendige gleichbleibende Höhe der Farbflüssigkeit in der Wanne D und einen entsprechend geregelten Zufluss frischer Farbe aus dem Farbenbotticli zu erhalten, wird ein Schwimmer in Anwendung gebracht, der aus einer auf der Flüssigkeit im Samnielbottich T, welcher in Fig. 1 649 in grösserem Maassstab dargestellt ist, schwimmenden Scheibe d besteht, die in der Mitte eine Stange e trägt. Letztere reicht in das mit dem Farbenbottich verbundene Farbenzuflussrohr /■, wird innerhalb desselben in Kreuzrahmen g senkrecht geführt und trägt an ihrem Ende eine Kautschukscheibe h von geringerem Durchmesser als der Querschnitt des Rohres /'. Diese Sclieibe h dichtet eben dann den im Innern des' Rohres /' befindlichen Ring i ab, wenn der Flüssigkeitsstand im Sammelbottich T normal ist. Sinkt aber die Flüssigkeit, so sinkt auch der Schwimmer, die Scheibe h dichtet den Ring i nicht mehr ab wie in Fig. 1649, und zwischen beiden fliesst frische Farbe solange ringsum nach, bis die normale Flüssigkeitshöhe wieder hergestellt, also h gegen i abgedichtet ist. 199* 1652 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Gefärbtes Papier. Nach dem deutschen Patent No. 86 039 von E. Mahn in Dresden wird das Papier beim Färben mit einer Einrichtung von der in Fig. 1648 dargestellten Art, auf der Strecke, welche es von Walze C bis Walze G zurücklegt, von einem mitlaufenden endlosen Metalltuch getragen. Die durch Tränken in der Farblösung des Trogs D nass und schwach gewordene Papierbahn soll durch die Siebunterlage gegen Zerreissen geschützt werden. Eine andere Färbung der Oberfläche besteht darin, dass mit Leim oder anderm Klebstoff gemischte Farbe mit Bürsten auf dem Papier verrieben und dieses auf Hänge-Einrichtungen von der auf Seiten 901 bis 12 beschriebenen Art wieder getrocknet wird. Solches Auftragen von Farbschichten ist jedoch Gegenstand eines besonderen Zweigs der Papier -Verarbeitung, nämlich der Buntpapier-Fabrikation. 582. Färben der Oberfläche von Papier und Pappe während der Herstellung. Das Färben fertigen Papiers, wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben, geschieht durch Abrollen, Färben, Trocknen und Wieder -Aufrollen, erfordert also erhebliche Einrichtung, Arbeit und Kraft. Um all dies zu sparen, haben mehrere Erfinder Einrichtungen erdacht, mit welchen man die auf dem Sieb entstandene noch nasse Papierbahn so färben kann, dass es mit einer farbigen Seite von der Maschine abgenommen wird. Hierdurch werden die im vorigen Ab- schnitt erwähnten Vortheile des Färbens der Oberfläche ohne erhebliche Kosten erzielt. Das Verfahren von Antonio Diana fu Luigi, Papierfabrikant in Lesa am Lago maggiore, Italien, wird seit vielen Jahren in verschiedenen Ländern, in Deutschland u. a. von der Patentpapierfabrik zu Peuig in Sachsen, ausgeführt. Das damit angefertigte einseitig gefärbte Papier wird als »Diana-Papier« bezeichnet. In der deutschen Patentschrift Nr. 47 590 ist es folgendermaassen beschrieben: y|fateK_^ 10 M . 20 3i 35 3? m Fiff. 1650. -.Q'i- Bei der in Fig-. 1650 dargestellten Maschine ist M das endlose Metallsieb, angetrieben von Walze H der Gautschpresse HG. B ist die sogenannte Brustwalze, bei welcher das Sieb eine seitliche Schüttelung und den Stoffauf lauf j;I empfängt. Walzen J bis 4i sind Abtropf- und Leitwalzen, 45 ist die Lenkwalze, 46 und 47 sind ebenfalls Leitwalzen, 48 und 49 bedeuten Siebspannwalzen, 50 ist eine Leitwalze des Nassfilzes F der ersten Feuchtpresse, auf welchen das Papier von der Walze H übergeht und als geformtes, genügend entwässertes Blatt weiter- getragen wird. Das Stotfbecken G^ bei der Brustwalze B empfängt wie gewölmlich den Zulauf des flüssigen Papierstoffes p^, welcher, durch Schaumbleche oder Register r' r^ r^ seitlich geleitet, von DeckeMemeu d d Sin Rollen ^ ^ in der Pfeilrichtung des Obersiebes auf letzterem über Abtropfwalzen 2 bis 34 und folgenden Leitwalzen zu den Saugkästen 8^ S^ S^ gelangt, durch welche der feuchte Stoff in bekannter Weise weiter entwässert wird. Färben von fertigem Papier an der Oberfläche. Färben der Oberfläche von Papier und Pappe während der Herstellung. 1653 Nun aber gilt es, dem bereits genügend abgetropften ersten Stoff p''- einen zweiten p^ auflaufen zu lassen, beide entsprechend zu vereinigen und p^ genügend zu entwässern, um sodann einen dritten p^, gegebenenfalls einen vierten p* u.s.w. in ähnlicher Weise zum Auflauf zu bringen. Solches geschieht durch entsprechend angebrachte Kanäle G^ G^ C* . . . C-^, welche, je nach Bedürfniss verstellbar, direkt über bezw. zwischen den Saugkästen quer über die ganze Maschine geführt werden. Der letztere Fall ist beispielsweise in der Zeichnung zur Darstellung gebracht. Hier erscheinen die Kanäle C^ C im Querschnitt und lassen ihre Papierstoffe p^ und p^ ablaufen durch Längsschlitze a a in den Seitenwänden w w. Zum Austritt auf die Maschine gelangen hierbei die Stoffe p^ p^ . . . p^ nach Durchfluss unter den Registern r^ r^ . . . r-^, welche mittels Registerschrauben s^ s^ . . . s^ zu beiden Seiten der Maschine für Bemessung der Stoffmasse genau eingestellt werden können. Der beispielsweise unter Register r^ ausfliessende dünnflüssige Stoff p^ vereinigt sich schon durch seinen hohen Wassergehalt leicht mit dem bereits auf dem Sieb laufenden Stoff' ^'; beide Stoffe gelangen, über einander gelagert, nun über den Saugkasten 6-^, durch dessen Wirkung das Herstellungs- wasser von p^ kräftig abgesaugt wird, indem es hierbei den Stoff" p''- durchdringen muss, und beide feuchte Stoffe infolgedessen mit einander verdichtet. Die gleiche Erscheinung findet statt bei späteren Stoffzuläufen. Dieses Verfahren bezieht sich nicht nur auf Vereinigung von Stoffen mit Stoffen, sondern auch auf solche zwischen Stoffen und Farben, welch letztere eintönig oder gemustert zur Auftragung gelangen können; hierzu sind die Register r^ r^ . . . r^ jeweilig entsprechend ausgeführt. Die ausgedehnteste Anwendung des Dianaschen Verfahrens erfolgt wohl derart, dass man vor dem letzten Sauger aus einem Querkanal G Fig. 1650 eine Farblösung, die nach Bedarf mit Stoff gemischt wird, auf die in Bildung begriffene Papierbahn fliessen lässt. Fiff. 1651. Fig. 1652. Fig. 1650. Nach dem amerikanischen Patent 486629 von William N. Cornell in Brownsvüle, New York (Papier-Zeitung Nr. 26 von 1893), wird das Papier während seiner Entstehung in dem Augenblick gefärbt, wo es über die Gautschwalze geht. Nach der Beschreibung hat es an dieser Stelle gerade genügende Feuchtigkeit, dass die Farbe das Papier leicht durchdringt, und dass, wenn mehrere Farben nebeneinander aufgetragen werden, dieselben an den Berührungslinien sich in einem gewissen Grade vermischen und hübsche Farbentöne hervorbringen. Die obere Gautschwalze Ä (Fig. 1651) ist mit einem Füzschlauche a überzogen, dem von einem daneben liegenden Behälter E beständig Farbe zugeführt wird, und der die empfangene Farbe auf die unter ihm entlang geführte feuchte Papierbahn überträgt. Der Behälter E, welcher die Farbe von einem oder mehreren höher liegenden grösseren Behältern durch die Rohre d empfängt, ist an der der Gautschwalze A zunächst liegenden Seite vielfach durchbrochen und hier mit einem Streifen e von Schwamm oder dergl. versehen, welcher die Uebertragung der Farbe auf die Gautschwalze vermittelt. Sollen zugleich mehrere Farben aufgetragen, also 1654 Fabrikation besonderer Äxten von Papier und Pappen. — Gefärbtes Papier. gestreiftes Papier herg-estellt werden, so ist, wie Fig. 1651 zeigt, der Behälter E durcli Scheide- wände in melirere Abtheilungen getheilt, deren jeder durch die Rolire d die entsprechende Farbe zugefiilirt \diä. Anstatt die Farbe von dem Behälter E auf die Gautschwalze mittels des Schwamm- streifens e zu übertragen, kann auch (Fig. 1652) eine mit Schwamm oder dergl. überzogene Fm- 165.3. g. 1654. "Walze F die üebertragung der Farbe auf die Gautschwalze vermitteln. Versieht man die Walze F auf der Oberfläche mit einem erhabenen Muster, so wird auch die Papierbahn mit dem entsprechenden Muster ge- färbt. Ob und in welchem Um- fang das Verfahren ausge- führt wird, ist dem Verf. nicht bekannt geworden. Nach dem deutschen Patent Nr. 72340 soll das auf dem Langsieb entstehende Papier von unten her seine Färbung erhalten. Zu diesem Zweck wird zwischen Saugern und Gautschpresse eine in Farblösung tauchende mit Gummi oder Filz be- kleidete Färbwalze ange- bracht, welche die aufgenommene Farbe an die untere Seite des Siebes abgiebt. Die Farbe soll dann durch die Maschen dringen und die untere Papierseite färben. Bei der Ausführung ergab sich jedoch, dass die Farbe nicht in genügender Menge durchdrang und das Papier nicht in befriedigender Weise gefärbt wurde. Das grosse Färbvermögen und die Löslichkeit der Anilinfarben ermöglichen die verschiedensten Arten des Auftragens derselben. So sah Verfasser schon vor Färben der Oberfläche von Papier und Pappe während der Herstellung. 1655 vielen Jahreu, dass das über die Papiermaschine laufende dünne Papier an der Stelle, wo es auf den Trockner ging, von einer Färbwalze auf einer Seite mit Anilin- farbe versehen wurde. Das deutsche Patent Nr. 68521 schützt ein Verfahren zum Färben von Papier und Pappe während seiner Anfertigung, welches vom Erfinder Herrn Franz Weyland i. F. ßadauthal Papierstoff- imd Pappen-Fabriken, Borsdorff & Mühle in Bad Harzburg ausgeführt ist. In der Patentschrift wird die Färbung von Pappe auf der Formatwalze F folgendermaassen erklärt: Fig. 1653 stellt einen Theil einer Pappenmaschine mit der Färbe -Vorrichtung in der Seitenansicht dar. Fig. 1654 giebt einen Durchsclmitt und Fig. 1655 eine Seitenansicht der Farbe- Vorrichtung nebst der Formatwalze in grösserem Maassstabe. Die Vorrichtung besteht aus einem Farbkasten A, welcher aus einem in passender Lage anzubringenden Behälter mit der färbenden oder leimenden Flüssigkeit gespeist wird. Der Farb- kasten ist aas Holz angefertigt, hat aber zu seinem vordem Abschluss ein etwa 10 mm über die Vorderkante des Bodens hinausstehendes Ledertuch oder einen andern weichen und undurch- lässigen Stoff a (Fig. 1653). Der Farbkasten steht auf drei auf dem Tisch befestigten Holz- Unterlagen c und wird auf diesen an die Formatwalze herangeschoben und von derselben abgerückt. Beides soll selbstthätig geschehen; hierzu dienen je zwei Aus- und Einrücker d und e, sowie die Hebel / und g. Einrücker d. der zum Heranschieben des Kastens an die Formatwalze dient, ist an der Formatwalze befestigt, während Ausrücker e seinen Halt an der WeUe der Format- walze findet. Hebel f ist an dem Ständer h in der aus den Figg. 1654 und 1655 leicht zu ersehenden "Weise befestigt und bildet einen Winkel, dessen unterer Theil mit einer Nase i ver- sehen ist, die sich gegen den hintern Theil des Farbkastens legt und diesen, wenn der Einrücker d auf den obern Theil des Hebels /" wirkt, sanft an die Formatwalze heranschiebt (Fig. 1654). Wenn das Einrücken nicht erfolgen soll, wird Hebel f nach vorn umgelegt, sodass d über f hinweggehen kann. Die Ständer h sind unverrückbar auf den Holzunterlagen c befestigt. Zu beiden Seiten des Hebels f befindet sich je eine auf dem Bolzen des Ständers h laufende dünne Blechscheibe k. Sobald die vordere Kante des Fig. 1655. an dem Farbkasten befindlichen Leder- oder Tuchstreifens a den auf der Formatwalze befindlichen Pappstoff berührt, geht die Färbung vor sich, indem der Farbstoff mit einer Fluthwelle die Pappe tränkt (Fig. 1654). Eine mehr oder weniger intensive Färbung der Pappe lässt sich diu'ch ein- oder mehrmaligen Vorbeigang der Formatwalze an dem färbenden Kasten erreichen. Die gleichzeitige Leimung der Pappe geschieht dadurch, dass dem Farbstoff' eine entsprechende Menge leimender Flüssigkeit zu- gesetzt wird. Zum Abrücken des Kastens und somit zum Einstellen der Färbung dienen die bereits ge- nannten Ausrücker e und Hebel (?, sowie die an dem Farbkasten A befindlichen Stifte l. Das Ab- rücken tritt in der Weise ein, dass der Ausrücker e den Hebel g hochhebt und letzterer mittels eines seitlichen Ansatzes den Stift l und somit den Farbkasten sanft zurückschiebt. Der Zeitpunkt zum Abrücken des Farbkastens, der dann eintritt, wenn die Formatwalze je einen voUen Umgang bis zu dem Streifen a gemacht hat, lässt sich durch Einstellen des Ausrückers auf der WeUe regeln. Der Hebel g wird gegen zu weites Herabfallen durch den Stift j) geschützt. Der Aus- rücker kann mittels einer in den Figuren nicht sichtbaren Vorrichtung ausser Thätigkeit gesetzt werden. Um zweiseitige Färbung zu erzielen, wird an beiden Seiten der Pappenmaschine je ein 1656 Fabrikation besonderer Arten Ton Papier und Pappen. — Gefärbtes Papier. Ständer Z (Fig. 1653) angelDracht, auf -welchen ein zweiter Farbkasten steht. Das an demselben angebrachte Leder oder Tuch streift die laufende nasse Pajiierbalin und färbt diese auf dem FUz. Um Papier direkt auf Papiermaschinen zu färben, gegebenenfalls auch zu leimen, bringt man den vorstehend beschriebenen Farbkasten A in der in Fig. 1654 gezeigten Stellung an einer Leitwalze, emem Trockencylmder oder einer sonst passenden Stelle der PapiermasdiLne an. Derselbe wird mit der Hand an die laufende Papierbahn so weit herangeschoben, dass die Färbung oder Leimung in derselben Art wie bei Pappen, aber ununterbrochen, vor sich geht. Die Speisung des Farbkastens erfolgt gleichfalls durch einen mit diesem in Verbindung ge- brachten Farbebehälter mittels Zuleitungsrohres. Der Erfinder hebt nachstehende VortheUe dieser Färbungsweise hervor: 1) der Papierstoff braucht bei Holzpappen nicht zuvor im Holländer gemahlen zu werden; 2) es wird viel weniger Farbe gebraucht, als bei Färbung im Holländer; 3) die Abwässer der Papier- und Pappenmaschinen bleiben bei einseitigem Färben vollkommen ungefärbt; 4) die Färbung in verschiedenen bunten Farben kann fast unmittelbar liintereinander ohne nennenswerthen Stillstand der Maschine erfolgen, da nur eine Auswechslung des Farb- kastens durch einen andern Kasten erforderlich ist. Man kann binnen 2 — 3 Minuten von einer Farbe auf eine andere übergehen; somit fällt die lästige und zeitraubende Reinigung der Papier- und Pappenmascliine, des Holländers und der Stoffzuleitung fort; 5) die Erzeugungskosten stellen sich bedeutend niedriger, als nach dem bisherigen Färb verfahren. 583. Zweifarbiges oder Doppel-Papier. Auf Seite 861 ist sclion ge- sagt, dass man auf Maschinen mit 2 Siebcylindern von der dort bescliriebenen av','//'m.\iWM,!l^ ,^JMA'.l'..A'-'.W-^'^M-W'^^^y^.'^^J^.'J^^^.V^,WJ^^^^ Fig. 1656. Ai't Papier herstellen kann, dessen beide Seiten verschiedene Farbe zeigen. Wenn die Maschine mit mehr als 2 Siebcylindern versehen ist, hat man nur den ersten und letzten, welche die äusseren Lagen liefern, mit verschieden gefärbtem Stoff zu speisen; die zwischenliegenden können beliebigen anderen Stoff verarbeiten (vergl. Seite 862 imten). Papier aus zwei verschieden gefärbten Bahnen wird auch seit vielen Jahren auf Langsieben angefertigt. Verf. sah eine solche Papiermaschine schon 1873 bei dem Fabrikanten Herrn Orioli in Pontcharra, Frankreich, in Thätigkeit. Als Beispiel ist in Fig. 1656 ein Aufriss der Siebeinrichtung einer von der Maschinen- fabrik Golzern i. Sachsen ausgefülarten Bauart gegeben. Das Gestell trägt ausser dem 14 bis 15 m langen imtern Sieb 1 von gewöhnlicher Art das obere 2, weiches unter der Walze d zwischen dem dritten und vierten Sauger auf ersteres trifft und mit ihm zwischen den beiden Gautsch- walzen h durchgeht. Von der Walze c bis d hängt die Papierbahn an der untern Seite des Siebes II, muss also hierzu genügend entwässert sein. Von der Gautsch- presse & wird das Doppelpapier von Hand auf den Filz der Nasspresse f gelegt imd in üblicher Weise weiter geführt. Jede Papierbahn geht für sich über 3 Sauger a und dann laufen beide Bahnen noch vereint auf dem Sieb I über 2 Sauger «/. Zweifarbiges oder Doppel-Papier. Melirtes und theilweise gefärbtes Papier. Seidenpapier. 1657 Diese grosse Zahl von Saugern ist erforderlich, weil auf jedes Sieb aus einem Stoffkasten g nach dem auf Seiten 1650/51 beschriebenen Dianaschen Verfahren eine zweite Stoff balm läuft, sodass vier Bahnen unter der Walze d zusammenkommen. Die inneren aus den Diana-Kasten g kommenden Stofflagen können aus geringerem Stoff als die äusseren bestehen. Wenn das Papier nur aus 2 Bahnen gebildet werden soll, wenn also die Dianaschen Stoffkasten wegfallen, werden wohl weniger als die in Fig. 1656 gezeichneten Sauger a genügen. Die bei h und Ic auf die Siebe fliessenden Stoffe können nicht niu" verschieden gefärbt sein, sondern auch aus verschiedenen Rohstoffen bestehen. 584. Melirtes und theilweise gefärbtes Papier. Melirtes Papier ist solches, durch dessen ganze Masse anders gefärbte Fasern vertheilt sind und sich deutlich zeigen. Dasselbe wird dadurch hergestellt, dass man dem fast fertig gemahlenen Stoff im Gauzholländer anders gefärbte Fasern zusetzt. Letztere be- stehen meist aus tiefer (blau) gefärbtem Stoff, den man so spät wie möglich aber doch lange genug in den Ganzholländer giebt, um noch gleichmässiges Vermengen zu bewirken. Die Oberfläche mancher Seiden- und Packpapiere wird mit farbigen Streifen versehen, indem man mit LiniirröUchen (s. Seite 1016) farbige Linien auf das getrocknete Papier zieht. Um Ijinien von verschiedener Stärke zu erhalten, kann man die Röllchen dünner oder dicker nehmen, sie auch abwechselnd mit anderen Farbwerken speisen, um verschiedenfarbige Linien aufzutragen. Die Einrichtung lässt sich hinter dem Trockner anbringen, sodass das Papier mit den farbigen Linien von der Maschine kommt. In ähnlicher Weise kann man mit Walzen, auf deren Kautschukbekleiduug Muster geschnitten sind, und die man wie Buchdruck- Walzen einfärbt, mit Bildern oder Zeichen bedeckte Papiere herstellen. THETL III. SEIDENPAPIER. — CIGARETTENPAPIER. 585. Seidenpapier. Je dünner ein Papier ist, d. h. aus je weniger Fasern es besteht, desto länger und kräftiger müssen diese sein, damit es die nöthige Festigkeit hat. Seiden- und Cigarettenpapiere werden desshalb vorzugsweise aus Hanf-, Flachs-, Zwilchstoffen, Tauen und dergl. angefertigt, neuerdings auch aus gutem Sulfitstoff. In der ersten deutschen 1875 erschienenen Ausgabe dieses Buches war schon gesagt, dass dieselben manchmal 40 bis 60 pCt. Stroh- und Holzzellstoff enthalten. Der Stoff wird in üblicher Weise zubereitet, muss aber mit stumpfen Schienen gemahlen werden und desshalb sehr lange in den Holländern bleiben. 200 1658 Fabrikation besonderer Ai-ten von Papier und Pappen. — Gefärbtes Papier. — Seidenpapier. — Cigarettenpapier. In Amerika werden Cylindermaschinen der auf Seite 855 dargestellten Art, mit denen man dort sehr vertraut ist, auch zur- Anfertigung von Seiden- papier benutzt. Dasselbe gebt auf diesen ohne menschliche Hilfe bis durch die Nasspresse, muss aber dann bei P in Fig. 773 von Hand abgenommen und auf die anstossenden Trocken cylinder geführt werden. Um das Weiterführen des nassen und noch schwachen Papiers zu ermöglichen, lässt man mit der auf dem Filz ankommenden nassen Papierbahn einen trockenen Bogen durch die Nass- presse gehen, der dadm'ch fest mit dem vordem Ende der Papierbahn verbunden wii'd und ihr als Handhabe dient, bis der Haspel erreicht ist. Zwischen der Presse und dem Trockner ist Venig Raum gelassen, damit das hier von einer Leitwalze getragene Pa|3ier wenig Raum frei zu durchlaufen hat. Die Trocknung erfolgt bei dieser amerikanischen Alaschiue auf vier kupfernen Cylindern von 30" Dm'chmesser, weil das Papier an Kupfer weniger kleben soll als an Eisen. Fig. 1657. Da man in Europa für feinere Papiere das Langsieb wegen der dadiu'ch bewirkten bessern Verfilzung dem Siebcylinder vorzieht, so wdrd es diesseits des Oceans ausschliesslich zur Herstellung von Seidenpapier benutzt. Letzteres ist aber in nassem Zustand sehr schwach und reisst leicht beim Ueberführen von einem auf den andern Theil einer Langsiebmaschine, besonders aber da, wo es vom Sieb auf der Gautschwalze abgenommen und auf den Nassfilz gelegt wird. Mittel, welche diese Ueberführung erleichtern, sind auf Seite 666 angegeben und kommen hier in Anwendung. Auf Seiten 667 bis 671 sind auch Bauarten beschrieben, welche die Ueberführung von Hand überflüssig machen. Die in Fig. 1657 gegebene schematische Darstellung zeigt die Bauart einer Papiermaschine, die zu Anfang der siebziger Jahre in der Fabrik von Piette in Freiheit, Böhmen, zur Anfertigung von Seiden- und Cigarettenpapier diente. Eine ebensolche Ein- richtung mit nur einem Trockencylinder E von 9' engl. Durchmesser war bei Craig & Son in Dalkeith bei Edinburgh in Betrieb. Ein Nassfilz C, welcher die obere Gautschwalze B einschliesst, nimmt das Papier von dem Metalltuch A und giebt es an den Trockencylinder E ab; wenn es diesen verlässt, ist es schon trocken genug, um mit der Hand auf den grossem und letzten Trockencylinder F geleitet zu werden. Der Nassfilz C geht durch eine mit D angedeutete Vor- Seidenpapier. Cigarettenpapier. 1659 richtung, worin er gewaschen und ausgepresst wird; um ihm aber das eingesaugte Wasser möglichst zu entziehen, ist es zweckmässig, ihn nachher noch über einen Saugkasten laufen zu lassen. 586. Cigaretten-Papier. Diese Art von Seidenpapier soll mit dem darein gewickelten Tabak gleichmässig verbrennen, keine gesundheitsschädlichen StoJäe enthalten, wenig Asche und keine unangenehmen Verbrennungsgase liefern. In Ländern, wo die Bevölkerung nicht viel für ihre ^Papyros« ausgeben kann, wie in manchen Gegenden Süd- und Mittel- Amerikas und Russlands, wird dünnes gelbes Strohpapier in grossen Mengen hierzu verbraucht und soll in Geruch und Geschmack die Ansprüche der Raucher völlig befriedigen. Das Stroh wird hierzu mit Soda gekocht und fast zu Gallerte vermählen. Das Papier wird nach dem Seite 877 beschriebenen Verfahren auf Cylinder-Maschinen in Bogen angefertigt und an der Luft getrocknet. Weisses Cigarettenpapier, wie wohlhabendere Bevölkerungen es verlangen, muss, um obigen Ansprüchen zu genügen, aus besten reinsten Faserstoffen an- gefertigt sein. Nach einer Mittheilung in Nr. 98 der Papier-Zeitung von 1895 bestehen z. B. die spanischen Staats -Cigarettenpapiere aus 30 Theilen Stricke, 40 helle Baumwolle, 20 blau Leinen, 10 grau stark Leinen, die in üblicher Weise gekocht und gebleicht werden. Bei Fehlen einer Lumpensorte dieser Mischung wird Sulfit- oder Strohstoff als Ersatz benutzt. Nach einer Angabe in Nr. 79 der Papier-Zeitung von 1895 dienen zu manchem russischen Cigaretten-Papier Leinen und Sulfitholzzellstoff zu gleichen Theilen, und feine Sorten sollen sogar 60 pCt. Sulfitstoff enthalten. Der Stoff wird auf Langsieb- maschinen in Papier von 12 bis 15 g auf das qm verwandelt, manchmal auch in stärkeres. Sulfitstoff soll sich zu Cigaretten-Papier gut eignen, weil er durch langes Mahlen, wie bei der Fabrikation von imitirt Pergament-Papier, in eine gallertartige Masse verwandelt wird, welche die Leinenfasern verkittet und dichten Schluss bewirkt. Zu den feinsten Marken werden noch immer, wie früher, nur solche Fasern kräftigster Art benutzt, die keinerlei Verunreinigung oder Gebrauchs-Abnutzung erfahren haben, sodass das Papier auch dem verwöhntesten Geschmack nichts Unangenehmes oder gar Schädliches bringen kann. Als solche Rohstoffe dienen besonders Abschnitte von ungebrauchten Leinen- und Hanfgeweben und -Gespinnsten und dergl., deren Umwandlung in Papierstoff ohne Aufwendung vieler chemischer Hilfsmittel bewirkt werden kann. Da die ohne mineralische Zusätze angefertigten besten Sorten nur ^/a bis 1 pCt. Asche liefern, so scheint es unmöglich, dass das Papier genug schädliche Stoffe enthalten könne, um der Gesundheit zu schaden. Zu 25 Cigaretten sind 612:13 etwa 612 qcm Papier erforderlich, die bei 13 g auf das qm '- — = 0,8 g wiegen, und von diesen Vs graram kann nur ein Hundertstel aus Blei, Kupfer oder anderm schädlichen Metall bestehen. Man verlangt von der Hülle einer Cigarette, dass sie, auf der Kante eines Tisches liegend, möglichst lange weiter glüht, und um diese Glühfähigkeit zu erhöhen, setzten manche Fabrikanten sauerstoffabgebende Stoffe, wie Salpeter und dergl., zu, mussten aber die Versuche des beim Rauchen entwickelten unangenehmen Geruchs wegen aufgeben. 300* 1660 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Seidenpapier. — Cigarettenpapier. Seit etwa 1890 wird jedoch in deutschen und österreichischen Fabriken dem Papierstoff im Holländer Magnesium-Karbonat zugesetzt und damit das ersehnte Fort- glimmen der weggelegten Cigarette sowie gleichmässiges Abbrennen von Papier und Tabak erzielt. Seit 1895 wird auch das französische ßegie-Papier in dieser Weise hergestellt. Es scheint, dass das Papier durch den Gehalt an Magnesium-Karbonat luftdurchlässig wird, sodass Sauerstoff zu dem in der Papierhülle glimmenden Tabak gelangt, während das fest geschlossene Papier dies früher nicht zuliess und dadurch die Tabak-Füllung zum Erlöschen brachte. Das Mehrergebniss des Papiers an Asche hat — im Gegensatz zu früherer Annahme — keinerlei schlimme Folge, ver- schwindet auch gegen die Aschenmenge, welche der Tabak liefert. Magnesium - Karbonat Mg CO3 ist spezifisch leicht, in Wasser völlig unlöslich und geschmacklos, eignet sich also sehr gut als Füllstoff für diesen Zweck, wo geringes Gewicht erwünscht ist. Es kommt zwar natürlich als Magnesit vor, wird aber in viel feinerer Vertheilung erhalten, wenn man es aus Magnesia- salz, z. B. dem in den Stassfurter Fabriken als Nebenerzeugniss abfallenden Chlor- magnesium durch Fällen mit kohlensauerem Natron darstellt. Mg CI2 + Na, CO3 = Mg CO3 + (Na Gl) Chlormagnesium Natriumliarbonat Kohlensaure " Chlornatrium Magaesia Da Chlornatrium in Lösung unschädlich ist, so kann das Ausfällen von Magnesium -Karbonat vielleicht mit Vortheil im Holländer vorgenommen werden. 587. Einseitig glattes Papier. Nach dem Vorbild der auf Seiten 1092 und 1093 beschriebenen Strohpapier-Maschinen wurden in den achtziger Jahren Maschinen zur Anfertigung von dünnem Papier gebaut, bei denen die Papierbahn ohne Führung von Hand auf den einen grossen Trockencylinder gelangt. Die Maschinenfabrik von Heinrich Hoeborn & Co. in Hemer, Westfalen, erhielt 1889 das deutsche Patent Nr. 46 422 für die Art der Führung der Filze bei der in Fig. 1658 dargestellten Maschine. Die auf einem Langsieb gebildete Papierbahn wird von dem über die untere Gautschwalze G laufenden Sieb durch den Oberfilz Z abgenommen, welcher die obere Gautschwalze B und die obere Nasspresswalze G umsehliesst und von Walzen Q R S T W geführt ist. Kurz hinter der Gautschpresse gelangt die Papierbahn auf den von Walzen D P N 0 M L geführten Nassfilz, geht zwischen beiden Filzen durch die Nasspresse Q J und mit Filz Z auf den Trockencylinder H, an dem es festklebt, bis es trocken ist. Ein an der untern Seite von H angebrachter Schaber sorgt für Ablösung des Papiers vom Trockner, sodass es über Leitwalze V auf einen zweiten Trocken- cylinder oder zum Haspel geführt werden kann. Die Patentschrift giebt folgende Erklärung des wesentlichsten Theils der Erfindung: Die Gautsche und die gesammte Siebpartie wird durch einen Filz Z, das Obertuch, angetrieben, dessen Bewegung von der Trommel G aus erfolgt, welche die Oberwalze der Nass- presse bildet. Um Lösen der Bahn vom Filz zu verhindern und Luftblasen so zeitig Aveg- zudriicken, dass die Bahn stets glatt unter die Nasspresse kommt, sind zwischen Gautsche B G und Nasspresse G J zwei Führungsrollen E F derart angeordnet, dass die aus der Gautsche kommende Bahn ansteigt und über die Führung E hinweg unter einem stumpfen Winkel zur Nasspresse geleitet wird. Ueber die Leitwalzen E und F läuft auch der die Papierbahn sonst durch die Nasspresse führende Unterfilz. Durch die Stellung der vordersten Leitwalze D dieses Filzes wird die am Oberfilz haftende Bahn gleich nach Verlassen der Gautsche vom Unterfllz mitgeführt und bei der stumpfwinkligen Leitung über E zwischen beiden Tüchern festgepresst. Dieselbe wird darauf unter die Nasspresse geleitet und kann nunmehr, nur noch durch den Oberfilz geführt, über Leitwalze W auf den Trockencylinder H abgegeben werden. Cigarettenpapier. Einseitig glattes Papier. 1661 Dieser erste Trockency linder -wird gleichfalls noch von dem Oberfilz angetrieben und ist behufs genauer Einstellung mit einer Stellschraube versehen, zu deren Bewegung das Vor- gelege K dient. Das auf solclien Maschinen angefertigte Papier ist nur auf der Seite glatt, mit welcher es auf dem Trockency linder lag, auf der andern aber rauh. Für viele Zwecke genügt jedoch eine glatte Seite, und es entstand desshalb grosser Bedarf dafür, welcher die Aufstellung vieler Maschinen der beschriebenen Art veranlasste. Infolge einer von dem Maschinenfabrikanten J. W. Erkens in Düren beim Patentamt angestrengten Klage wurde das Patent 46 422 im Jahre 1891 nichtig erklärt. Die klagende Firma wies, wie in Nr. 9 der Papier-Zeitung von 1891 Fig. 1658. ausgeführt ist, nach, dass sie schon vor Anmeldu,ng des erwähnten Patents Maschinen solcher Art gebaut hatte, die in offenkimdigem Betrieb waren. Nach- stehend ist desshalb in Fig. 1659 in 1:50 der wahren Grösse das Wesentliche der Bauart dargestellt, von welcher Erkens 1895 fünf Maschinen geliefert und in Betrieb gesetzt hat. Dieselbe unterscheidet sich von der in Fig. 1658 gegebenen dadurcli, dass sie mit Einrichtung zur Anfertigung dicker einseitig glatter Papiere versehen ist, sodass darauf Papiere von 12 bis 250 g das qm erzeugt werden können. Die Maschinen werden aus (nicht gezeichneten) Stoffbütten mit liegenden Rührwerken und Schöpf rädern von der auf Seiten 516 bis 522 bescluiebenen Art gespeist. Da die Leistung des Sieb w asser-Schöpfrades (C in Figg. 1023/4 1(562 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Seidenpapier. — Cigarettenpapier. Seite 1092) nach der Erfahrung der Firma durch Pumpen nicht erreicht wird, so verwendet sie zum Heben des Siebwassers stets Schöpfräder mit möghchst vielen Bechern. Der PapierstoJBf fliesst über den zum Kippen eingerichteten Sand- fang und zwei Planknotenfänge auf das etwa 12 m lange Sieb, dessen Kegister- und Leitwalzen grosse Durchmesser haben. Der letzte Theil des Siebtisches mit den beiden Saugern 1 aus verzinktem Eisenblech und den Gautsch walzen 2, 3 ist aus Fig. 1659 erkenntlich. Bei Anfertigung dünner Sorten liegt die obere Gautschwälze 3 in dem Oberfilz 4, welcher die daran hängende Papierbahn durch die Hauptpresse 5, 6 führt und an den Trockencylinder T abgiebt. Die untere gusseiserne Presswalze 5 ist vom " "^ iif ^ w ir !■ . . - ■. (. s) i (^ fA ä ^ Ja — \" ~=^=^>^~~ "^^ J Fig. 1659. untern Filz umgeben, der beständig gewaschen und mittels einer aus Guss- und Gummiwalze bestehenden Waschpresse 7 wieder entwässert wird. Der Filz soll dadurch so rein bleiben, dass er nur nach erfolgter Abnutzung herausgenommen werden braucht. Walze 5 ist festgelagert, wird mit Reibungsrad angetrieben und nimmt die aus bestem Buchenholz mit dicker schmiedeiserner Welle bestehende Hauptwalze 6 mit. Letztere überträgt ihre Bewegung auf den Trockencylinder T, der von 2 bis 3 m Durchmesser haben kann. Die in der Richtung des Pfeils über den Trockencylinder gelaufene Papierbahn wird über Leitwalzen 8 und 9, durch Längsschneider 10 auf den Roller 11 oder auf einen weiter abstehenden, in der Zeichnung weggelassenen Haspel geführt. Nur leichte Papiere bis zu etwa 35 g das qm bleiben nach Verlassen des Siebes an der untern Seite des Oberfilzes 4 hängen, bei schweren kann man darauf nicht sicher rechnen. Einseitig glattes Papier. 1663 Wenn daher dicke Papiere von etwa 40 g das qni aufwärts angefertigt werden sollen, muss man den Trockencylinder T von der Hauptwalze 6 abrücken, bis er die mit strichpunktirter Linie angegebene Lage T^ einnimmt. Die Gautsch- presse wird dann mit Reibungsrad selbständig angetrieben und die obere frei- gelegte Walze mit Bürste und Spritzrohr versehen. Der Oberfilz 4 darf die obere Gautsch walze nicht mehr umfassen, sondern kommt in die strichpunktirte Lage 4a, in welcher er nur als gewöhnlicher oberer Nassfilz wirkt. Die Papierbahn wird mit der Hand von der Gautschwalze abgenommen, auf den untern Nassfilz gelegt und geht zwischen diesem und dem Oberfilz 4a durch die jetzt als Nasspresse dienende Hauptpresse 5/6'. Von den Filzen abgenommen wird die Papierbahn über die Leitwalze 12 weg in die Wickelwalzen-Presse, d. h. zwischen Wickel- walze 13 und den in Lage T\ befindlichen Trockencylinder gebracht. Die von Fig. 1660. der Tragwalze 14 befeuchtete Wickelwalze 13 giebt der daran liegenden Seite der Papierbahn eine rauhe Oberfläche, während die an den Cylinder T^ gepresste Seite glatt wird. Die getrocknete Papierbahn wird über Leitwalzen 8a und 9 durch die Kreismesser 10 und auf den Roller 11 geführt. Der Trockencylinder wird in der Lage T'^ besonders angetrieben und ist zur Verhinderung des Welligwerdens und der Schnallenbildung der Papierbahn mit Filz t und Filztrockner T- versehen. Die Verschiebung des Trockencylinders aus der Lage T nach T^ erfolgt mittels Schraubenspindeln 15, deren Drehung durch Vermittelung der Schneckentriebe 16 und 17 gleichzeitig die Führungswalze 8 in die Lage 8a versetzt. Die Leitungen 18 für den Abdampf der Dampfmaschine und 19 für den Frischdampf vereinigen sich in einem Rohr 80, welches in einer Stoff büchse liegt und sich darin verschieben kann. Die Maschine arbeitet bei 2500 mm Durchmesser des Trockencylinders und 2100 mm beschnittener Papierbahn von 15 g das qm noch mit 60 m in der Minute. Von dicken Papieren soll sie bis über 4000 kg in 24 Stunden liefern. Die in Fig. 1660 in 1:75 der wahren Grösse dargestellte Seidenpapier- Maschine von Gebr. Hemmer, Akt.-Ges. in Neidenfels i. d. Pfalz, unterscheidet sich von den vorher beschriebenen zunächst dadurch, dass auch der Oberfilz F mit einer Waschpresse zu dauernder Reinigung versehen ist. Der Schaber g mit hin- und hergehender Stahlklinge sorgt für rechtzeitige Ablösung des getrockneten 1664 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Seidenpapier. — Cigarettenpapier. Papiers vom Cylinder 6'. Der -■>Wassersclial)er« g^, durch welchen fortwährend Wasser strömt, verhindert Krustenbildung auf dem Cylinder. Die Papierbahn geht dann unter der Leitwalze h weg durch das Walzenpaar Ic, welches für deren gleichmässige Spannung beim Verlassen des Cylinders C sorgt und jede Rück- wirkung verhindert, welche durch unvorsichtige Behandlung beim Führen über Sclmeidmaschine L und Haspel H eintreten könnte. Wenn das Papier in Bogen geschnitten werden soll, führt man es, nachdem es durch den Längsschneider L gegangen, auf den Haspel H von mehr als 2 m Durchmesser, und während dieser sich entleert, wird es auf den Hilfshaspel H^ gewickelt. Wenn nach erfolgter Abnahme des aufgewickelten Papiers die Bahn von Neuem auf H gehaspelt wird, lässt man das auf dem Hilfshaspel H.^ befindliche Papier so mit auflaufen, dass bis zu dessen Abwicklung eine doppelte Bahn auf H läuft. Die Maschine ist so ein- gerichtet, dass man anstelle des grossen Haspels Rollwellen h einlegen und das Papier in Rollen aufwickeln kann. Wenn diese Umwechslung häufig nöthig wird, empfiehlt es sich, über der Maschine einen Laufkrahn anzubringen, mit welchem Haspel H im ganzen herausgenommen und wieder eingesetzt werden kann. 588. Krepp-Papier. Zerknittertes, gefälteltes, rauhes Papier, welches dem als Krepp bekaimten Gewebe ähnlich ist, findet vielfache Verwendung zu Lampen- schirmen und anderen Luxusgegenständen. Das Verfahren der Herstellung des- selben auf der Papiermaschine ist in der amerikanischen Patentschrift Nr. 414557 (Papier-Zeitung Nr. 19 von 1890) folgendermaassen beschrieben: Die aus der ersten Nasspresse kommeutle, vom Filz a, Fig. 16G1, getragene feuchte Papier- bahn X wird um Fiihrmigsrollen h h geleitet und dann auf den Filz d abgelegt, der sie zwischen die Presswalzen A A bringt. Hier folgt die Papierbahn der oberen Presswalze, um von dieser über die Rolle g nach den Trockencylindern zu gelangen. Zwischen der oberen Presswalze und der Führungsrolle g ist die das Zerknittern der Papierbahn bewirkende Einrichtung angebracht. Wahrend nämlich bei den gevs'öhnlichen Langsieb-Papiermaschinen die Papierbahn, wie durch die punktirte Linie x^ angedeutet ist, von der obern Prcsswalze A senkrecht nach oben zu der Rolle g geführt wird, folgt dieselbe nach vorliegender Erfindung der Presswalze noch bis zu der kleinen Rolle n, um über diese, nach der Rolle g zu gelangen. Vor der Rolle n ist ein Schaber m (in Fig. 1662 vergrössert dargestellt) vorgesehen, der die Papier- bahn von der Presswalze A abhebt und dabei das Zerknittern bewirkt. Dieses Zerknittern erfolgt nämlich dadurch, dass die Papierbahn an der oberen Presswalze A ziemlich fest haftet und bei dem Widerstände, den sie an dem Schaber m findet, sich staucht, ehe sie über den Schaber hinweg zu der Rolle n gelangt. Die Geschwindig- keit der Trockencylinder ist so geregelt, dass das Papier auf seinem Wege von der RoUe n zu den Trockencylindern nicht zu stark gesjjannt wird, weil sonst die Runzeln wieder verloren gehen würden. Da das Papier auf der Trockenpartie keiner starken Pressung unterworfen wird, so bleibt das- selbe porös und wasseranziehend. Es wird sehr schwierig, wenn nicht unmöglich sein, das gekreppte Papier, wie erforderlich, ohne Spannung über die Trocken- cylinder zu führen, also zu vermeiden, dass einTheil derFältelung,derKrep2:)ung auf diesem Wege wieder verloren geht. Aus diesem Grunde erscheint es sicherer, das gekrej)pte Papier überhaupt nicht auf der Papiermaschine zu trocknen, sondern es noch feucht abzunehmen und wie thierisch geleimte Bogen (vergl. Seiten 889 bis 915) zu behandeln. Fig. 1661. Fig. 166-2. Einseitig glattes Papier. Krepp-Papier. Besonderheiten der Fabrilcation von Kragen-Papier. 1665 Erforderliche Eigenschaften des Pack-Papiers. THEIL IV. KRAGEN -PAPIER. 589. Besonderlieiten der Fabrikation. Die 1873 erschienene erste Ausgabe dieses Buches enthielt hierüber Folgendes: Der Verbrauch von Papierkragen hat in Amerika solclie Ausdehnung erlangt, dass mehrere Fabriken für die Erzeugung des dazu nöthigen Papiers besonders eingerichtet wurden und sich damit ausschliesslich befassen. Um seinem Zwecke zu entsprechen, muss das Papier dick und schwammig sein und dennoch so stark und biegsam, dass es ohne Bruch gefaltet werden kann. Dick und schwammig wird es durch die Baumwolle, stark und biegsam durch die Beimischung leinener Hadern und langes Mahlen. Es wird sowohl auf Siebtisch- wie auf Cylindermaschinen angefertigt, doch müssen die letzteren mit mehreren Siebcylindern versehen sein. Eine der bessern Fabriken dieser Art bedient sich einer Maschine mit 3 Siebcylindern (Seiten 862 — 64), bei welcher drei besonders geformte Bogen auf dem gemeinsamen Nassfilz zusammenkommen. Das dreifache Papier ist zu dick, um auf die gewöhnliche Art in der ersten Nasspresse entwässert werden zu können. Die obere Presswalze ist d esshalb in ein kurzes endloses Metalltuch gehüllt, durch welches das Papier auch nach der obern Seite hin Wasser abgiebt. Man stelle sich jedoch nicht vor, dass das Metalltuch die Walze wie ein Aermel umgiebt, es wird von zwei hoch gelegenen Leitwalzen in solcher Weise getragen, dass es mit der Presswalze nur da in Berülirung kommt, wo diese auf dem Papier liegt, dass es aber sonst ziemlicli weit von ihr absteht. Das Baumwollgewebe, mit welchem die Kragen häufig bedeckt sind, wird gewöhnlich in den Kragenfabriken aufgeklebt, in einer Papierfabrik in Holyoke, Massachussetts, geschieht dies jedoch auf der Papiermaschine. Der Baumwollstoff wird in Rollen über der Maschine aufgehängt und mit dem Papier durch die erste Presse und die folgenden Theile geleitet. Seit Niederschrift vorstehender Sätze hat die Verwendung von Kragen aus Papier allein bedeutend abgenommen, während Kragen aus mit Gewebe überzogenem Papier zum wahrscheinlich dauernden Bestand vieler Geschäfte gehören, weil auch diese so billig sind, dass man sie nach einmaligem Gebrauch wegwirft. Dies gilt besonders für Europa, wo jedoch das Gewebe nicht, wie oben erklärt, in der Papiermaschine mit dem Papier vereint, sondern mittels besonderer Einrichtungen aufgeklebt wird. Eine solche besteht darin, dass man das Papier von einer Rolle ab über eine Beihe von Trockencyliiidern führt, nachdem es sich vorher mit der von einer andern Rolle kommenden, mit Klebstoff versehenen Gewebebahn ver- einigt hat. Behufs Aufnahme des Klebstoffs läuft das Gewebe über eine in einem Kleistertrog liegende Auftragwalze, und beide Bahnen vereinen sich in einem Walzenpaar, welches dieselben zusammenpresst und verhindert, dass zuviel Kleister dazwischen kommt. THEIL V. PA CK -PAPIER. 590. Erforderliche Eigenschaften. Papier, welches zur Umhüllung anderer Gegenstände dienen soll, muss elastisch genug sein, um sich nach allen Richtungen biegen und falten zu lassen, olme zu brechen, es soll auch genügende Stärke besitzen, um das hinein Gepackte tragen zu können, und in den meisten Fällen muss es zum Aufdrucken oder Sclireiben von Adressen und dergl. geeignet sein. Ueberdies ist für viele Zwecke zu wünschen, dass es ziemlich wasserdicht und hübsch sei. 201 1666 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Packpapier. Hiernach eignen sich zu Packpapier nur Eohstoffe, die lange starke und elastische Fasern haben. In früheren Zeiten wurden Taue, Packleinen und dergl. massenhaft dazu verwendet. Neuerdings dienen jedoch diese Stoffe zur Fabrikation weisser besserer Papiere und sind für Packsorten nur noch in sehr geringen Mengen verfügbar. Die Fabrikanten waren daher genöthigt, ihren Bedarf anderweitig zu decken. Sie fanden in Amerika und England einen vortrefflichen Ersatz in dem Manillahanf und mehr noch in der Jute, während sie sich auf dem Kontinent meistens mit dem Ausschuss aller andern Hadernsorten, mit Halbwolle, und sogar mit ge- schliffenem Holze behelfen. Daher kommt es, dass das amerikanische und britische Publikum sich des angenehmen starken, gemsfarbenen und gut geleimten sogenannten Manillapackpapiers erfreut, während man auf dem Kontinent und besonders in Deutschland mit wenig Ausnahmen sehr schwaches brüchiges Fabrikat findet, das den Namen Packpapier kaum verdient. Es ist zwar dem Gewicht nach viel billiger als das aus Jute gefertigte, muss aber, um nur einigermaassen brauchbar zu sein, so schwer genommen werden, dass es der Oberfläche nach viel theurer wird als das zum gleichen Zweck fabrizirte Manillapapier. Trotz seiner grössern Masse ist es weder so stark noch so hübsch wie dünneres Papier aus Jute zu gleichem Preise und nicht, wie dieses, wiederholt zum Einwickeln verwendbar. Wie in andern Ländern, wird es auch auf dem Kontinent nur der Ein- führung dieser Sorten mit entsprechender Erläuterung ihrer Vorzüge bedürfen, um die schlechten, nur scheinbar büligeren, in Wirklichkeit aber theureren Fabrikate aus dem Felde zu schlagen. Bei Niederschrift vorstehender Sätze 1873/5 war Papier aus Dämpfholzschliff noch wenig verbreitet und solches aus Sulfitstoff noch nicht im Markt. Seitdem haben diese Packsorten, welche Festigkeit, Elastizität und Reinlichkeit bieten, in Europa die meisten andern verdrängt. Die aus geringem, billigem Sulfitstoff an- gefertigten Packpapiere treten sogar ihrer helleren Farbe und grössern Festigkeit wegen in manchen Fällen an den Platz von Braunholzpapier, engen aber jedenfalls das Verwendungs-Gebiet des letztern erheblieh ein. Aus Holz- Sulfitstoff lassen sich mit Zusatz und Färbung Sorten herstellen, die man von echten Manüla- Papieren, und andere, die man von Jute-Papieren kaum unterscheiden kann. Da sie sich zu Packzwecken selir gut eignen, wegen ihrer pergamentartigen Oberfläche (s. Seiten 1628/31) in vielen Fällen sogar besser als Hanf- und Jutestoffe, so haben sie letztere in Europa schon grossentheils verdrängt. Bei der stetigen Ausbreitung der Sulfitstoff-Erzeugung darf man annehmen, dass dieser neueste Papierstoff bald allen Märkten die besseren Packsorten liefern wird. 591. Palsclies Manillapapier Bogus manilla paper. Manillapapier wurde durch seine guten Eigenschaften in Amerika so beliebt, dass die Fabrikanten es zweckmässig fanden, auch den geringsten und billigsten Packsorten so viel wie möglich dessen Farbe und Aussehen zu verleihen. Sie werden jedoch nie als echt verkauft, sondern kommen als bogus in den Handel. In Qualität und Preis kommen sie zwischen dem gelben Strohpapier und den echten ManiUa- bezw. Jutesorten und bestehen meistens aus Stroh und altem Packpapier. Diese beiden Rohstoffe werden in Bottichen oder Kesseln, Stroh mit Kalk, Papier mit Soda gekocht und ohne weitere Behandlung im Holländer gemahlen. Einmischen von etwas venetianisch Roth (rothe Erde) giebt dem Papier ein dem ungebleichten Jutepapier ähnliches Aussehen. Durch Zutheilung grober Hanf- und Jutestoffe werden diese Sorten nach Bedürfniss gekräftigt und ergeben damit alle Abstufungen zwischen echten und falschen Manillapapieren. Vorstehende Darstellung aus den Jahren 1873/5 trifft jetzt (1896) nicht mehr zu. Durch die Verbreitung der Holzzellstoffe und besonders des Sulfitstoffs hat sich die Bedeutung dieser Papiere, wie im vorigen Abschnitt erläutert, bedeutend vermindert und sie machen immer mehr den aus Holz hergestellten Sorten Platz. 592. Packpapier für Metallwaaren. Die Engländer haben sich wohlverdienten Ruf für Papiere zum Einwickeln von Stalilwaaren erworben. Folgende Beschreibung des Ver- fahrens einer der besten, von dem Verfasser besuchten, englischen Fabriken dieser Sorten dürfte um so mehr von Interesse sein, als der Zutritt vielerorts nur ausnahmsweise gestattet wird. Die Taue, welche den hauptsächlichen Rohstoff' für die bessern Sorten abgeben, werden auf einem Hadernschneider (Fig. 17) zerhackt, der insofern bemerkenswerth ist, als seine guss- Erforderliche Eigenschaften des Packpapiers. Falsches Manillapapier. 1667 Packpapier für Metallwaaren. eiserne Messerscheibe einen Durchmesser von 5 Fuss hat und dadurch grosse Schneidfähigkeit erhält. Beim Durchgang dicker Taue wird die obere Speisewalze vom Arbeiter mit dem Fusse ausgehoben. Die kurzen Abschnitte fallen auf einen Rost mit schüttelnder Bewegung, wo das Flechtwerk sich vollends in seine einzelnen Tlieile trennt. Das Kochen dieser Taue, sowie der ausserdem noch nöthigen Sack- und Hadernstoffe wird in DrehkesseLn vorgenommen, und zwar, wie in England üblich, mit Aetznatron (kaustische Soda) von 60 pCt. Für Taue werden z. B. 10 pCt. Aetznatron verwendet, es wird aber dem Kalk nicht etwa vorgezogen, weil es bessere Ergebnisse liefert, sondern weil man es so gewohnt ist. Die gekochten Stoffe werden in üblicher Weise im Holländer gemahlen, mit Kienruss versetzt und mit Harzseife geleimt. Die sehr breiten Siebtisch-Papiermaschinen unterscheiden sich zunächst dadurch von den gewöhnlichen, dass sie anstelle der üblichen grossen Knotenfänge zwölf kleine von nur 20 ZoU (50 cm) Breite haben, wovon je sechs in einem gemeinsamen Troge nebeneinander liegen. Da- durch wird bezweckt, dass man stets einen Knotenfang aufheben und reinigen kann, ohne die Fabrikation zu unterbrechen, was bei den langfasrigen, nicht sehr fein gemahlenen Stoffen häufig nöthig \Yird. Bei der Anfertigung geringerer Sorten werden sämmtliche Ivnotenfänge ausgehoben und gamicht benutzt. Ebenso wird bei vielen Sorten die zweite Nasspresse ausser Dienst gesetzt und das Papier von dem ersten Nassfilz direkt auf die Trockencylinder geleitet. Trockner und Kalander sind von der in Fig. 573 dargestellten Art, das Papier wird in Rollen abgenommen und auf einer besonderen Schneidmaschine in Bogen getrennt. Um dem Papier den erforderlichen hohen Glanz zu verleihen, lässt man es noch durch ein besonderes Glättwerk gehen, welches aus drei übereinanderliegenden Hartgusswalzen von etwa 40 cm Durchmesser und 2 m Breite besteht. Die mittlere der drei "Walzen ist hohl imd mit Dampf geheizt, das Papier geht aber nur durch die beiden obern, der untern Walze fällt die Aufgabe zu, die andern durch Aufeinanderlaufen glatt zu erhalten. Die Bogen müssen vier Mal durchgeführt werden, um den der Sorte eigenen Glanz zu erhalten. Die unter den Bezeichnungen Goudronne, Theerpapier und dergl. im Handel vorkommenden Sorten werden im Wesentliclien, wie vorstehend 1875 beschrieben, hergestellt. Als Rohstoffe dienen vorzugsweise getheerte Sehiffstaue, und häufig wird im Holländer noch Theer zugesetzt, damit das Papier dessen Geruch und Färbung erhält. Die Taue werden, wie die meisten Faserstoffe, durch den viel bequemeren Sulfitstoff zum Theil ersetzt. Letzterer enthält jedoch manchmal Schwefel- verbindungen, aus denen sich Schwefelsäure oder Schwefligsäure — wenn die- selbe nicht fertig vorhanden ist — entwickeln kann, die auf darin eingewickelten Stahlwaaren Rost hervorbringt. Während sich freies Chlor und freie Säure (deren Vorkommen meist verboten wird) in fertigem Papier nicht finden, kommen Alaun und Chloride darin vor, deren Gemenge sich (nach Wurster) wie Aluminium- Chlorid verhält, d. h. an feuchter Luft Anlass zur Bildung von Salzsäure giebt. Dr. Stockmeier hat diese Stoffe, wie er in Nr. 84 der Papier-Zeitung 1893 berichtet, als Ursache des Postens von in Papier gewickelten Nähnadeln nachgewiesen. In ähnlicher Weise empfindlich wie Nähnadeln sind die hauptsächlich in Nürnberg -Füi'th erzeugten leonischen Waaren aus vergoldetem oder versilbertem Kupferdraht, sowie Blattsilber und andere Erzeugnisse der Blattmetallschlägerei. Dieselben werden geschwärzt, wenn sie mit Schwefel Verbindungen in Berührung kommen, da diese Veranlassung zur Bildung von schwarzem Schwefelsilber u.s.w. geben. Dr. Stockmeier in Nürnberg prüft solches Einwickelpapier, wie er in Nr. 89 Jahrg. 1892 der Papier-Zeitung erklärt, indem er zwischen die einzelnen Papier- proben Blattsilber und gelbes Blattmetall legt, das Ganze in reines Filtrirpapier packt und gegen 20 Stunden der Wärme eines Trockenschranks bis 50° C. aus- setzt. Wenn sich nach dieser Zeit, wie es oft vorkommt, gelbe bis braune Flecken auf dem Blattsilber zeigen, so sind die Papiere zur Umhüllung der erwähnten 201* 1668 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Packpapier. — Tabakpapier. — Lösch- und Filtrirpapier. Waaren unbrauchbar, da sie beim Lagern in heissen Ländern oder bei Ueber- sclireiten des Aequators im Schiffsraum leicht einer Temperatur von 40 bis 50" C. unterworfen werden. Das Rosten von Stahlwaaren durch Einwirkung von Schwefiigsäure lässt sich durch diesen Versuch nicht mit Sicherheit ermittehi, obwohl es bei langem Lagern und gewöhnlicher Temperatur eintritt. THEIL VI. TABAK -PAPIER 593. Fabrikation. Da sich der Rauch des Papiers bei Cigaretten mit dem des Tabaks mischt, lag der Gedanke, es aus Tabak anstatt aus Hadern zu bereiten, sehr nahe. In einer amerUcanischen Fabrik wurde es mehrere Jahre lang in grossen Mengen auf folgende Art hergestellt: Tabaksstengel, die anderweitig keinen "VVertli haben, wurden ohne vorheriges Schneiden oder Stäuben in Bottiche gefüllt, welche sonst zum Kochen von altem Papier dienten. In diesen kochte man sie mit Wasser, welches Kalk in Lösung (nicht als Milch) enthielt. Da 1000 Pfund Wasser nur etwa 1 Pfund Kalk auflösen (vergl. Seite 66), war von letzterem nur wenig nöthig und die Lösung blieb völUg klar. Die gekochten Stengel wurden mit 5 bis 10 pCt. Manilla- Halbstoff in Ganzholländern gemahlen, wo man ihnen den beim Kochen erhaltenen Tabaksaft anstatt Wasser zusetzte. Der Saft gab dem Papier den Tabaksgesclimack und der Manillahanf die nöthige Stärke, um in üblicher Weise über die Papiermaschine zu laufen. Das trockene Papier sah wie Tabaksblätter aus und brannte wie diese zu weisser Asche. Tabakpapier wurde nicht nur nach vorstehendem der ersten Ausgabe dieses Buches entnommenen Verfahren angefertigt, sondern auch in einfachster Weise wie Büttenpapier. Nach einem neuen spanischen Patent von Juan Franzen (1896) soll man gepulverten Tabak mit Stroh-Zellstoff mischen, kollern und dann im Holländer mahlen. Man soll daraus dunkelgraues Papier erhalten, welches wie Tabak aus- sieht, riecht und schmeckt. SoAveit Verfasser Kenntniss davon erhielt, erlangte kein Verfahren erhebliche Verbreitung, es blieb stets bei Versuchen und be- schränkter Verwendung. THEIL VIL LOESCH- UND FILTRIRPAPIER. 594. Rohstoffe. Papier, welches von einem anderen Blatt die Tinte der Schriftzüge oder andere Flüssigkeit einsaugen oder leicht durchlassen soll, muss möglichst schwammartig, d. h. weich und so locker sein, dass seine Fasern zahl- reiche als Saugröhren wirkende Zwischenräume bilden. Die Fasern dürfen auch Wasser nicht abstossen, sondern müssen sich leicht benetzen lassen. Die Weich- heit, welche fertigem Papier durch mechanische Behandlung ertheilt werden kann, trägt zu dessen Saugfähigkeit wenig bei, dieselbe muss vielmehr schon den ver- wendeten Rohstoffen, den Fasern, eigen sein. Hieraus ergiebt sich, dass harte Stoffe, wie Leinen und Hanf und die meisten Ersatz-Zellstoffe, ausgeschlossen sind, dass Baumwolle der geeignetste Rohstoff für Lösch-, Filtrir- und Pergamentpapier ist. Die baumwollenen Lumpen müssen nach ihrer Stärke, dem Grade von Ab- Fabrikation yon Tabak-Papier. Robstott'e, Fabrikation des Löscli- und Filtrirpapiers. i ggg nutzung und nacli Farbe sortirt werden, weil sie nach ihrer Beschaffenheit ver- schiedene Behandlung erfahren und die echten, besonders rothen Farben der Stoffe erhalten bleiben sollen, damit das Löschpapier dadurch dieselbe echte Färbung er- hält. Durch Zutheilung von gemahlenen Abfällen aus scharlachrothem Tuch wird einigen feinen Sorten die bekannte feurig rosarothe Farbe ertheilt und gleichzeitig die Weichheit und Saugfähigkeit erhöht. In der ersten Ausgabe dieses Buches war die Verarbeitung von Baum- woU-Spinnabfällen folgendermaassen beschrieben: Nachdem die Abfälle sorgfältig sortirt worden sind, lässt man sie ohne Unterbrechung durch einen Hadernschneider, einen oder zwei Wölfe und daran stossenden Stäuber gehen. Für geringe Papiere würde es dann genügen, einmal mit viel Kalk zu kochen, in feuchtem Zustand wieder zu wolfen und wie gewöhnlich im Holländer zu bleichen. Wenn sie aber, wie in einigen englischen Fabriken, zur Anfertigung feinerer Sorten dienen sollen, muss man etwa folgender- maassen verfahren: Man kocht die geschnittenen und gestäubten Abfälle im Drehkessel mit etwa 50 pCt. Kalk, entwässert sie nach dem "Waschen in einer Presse von der in Figg. 174 und 175 dargestellten Bauart und zerfetzt die gepresste Masse in einem Wolf von der in Figg. 40 und 41 ge- zeichneten Art. Dann werden sie in einem zweiten Drehkessel mit Aetznatron gekocht, und die davon abfliessende Lauge wird im Verein mit dem schon erwähnten Kalk nochmals zur ersten Kochung verwendet. Nachdem sie dann wieder sorgfältig gewaschen und in einer Presse ent- wässert worden sind, beginnt erst die Hauptreinigung. Ein grosser Theil der in den Abfällen vorkommenden Verunreinigungen, wie Leder und Holzstückchen, besonders aber Baumwollsamen, kann auf chemischem Wege nicht beseitigt werden, da sich bei entsprechend kräftiger Behandlung auch die Baumwollfasern selbst auflösen würden. Es bleibt dafür also nur die Reinigung mit der Hand und mit Maschinen. Die Sor- tirung wird desshalb nicht nur sehr sorgfältig ausgeführt, sondern auch noch einmal nach dem ersten Kochen, unmittelbar vor dem zweiten, wiederholt. Da man überdies gefunden hat, dass die Abfälle in nassem Zustande viel williger die ihnen anhängenden fremden Stoffe abgeben als im trockenen, so lässt man sie nach dem zweiten Kochen, Waschen und Pressen durch eine Reihe von etwa sechs aufeinanderfolgenden Wölfen gehen, welchen hauptsäclüich die Aufgabe zufällt, sie von Schaben zu befreien. Die so erhaltene Baumwolle wird im Holländer gebleicht und genau wie Hadern weiter verarbeitet. Wül man keine feinen Papiere daraus machen, so können, der gewünschten Qualität entsprechend, eine oder mehrere der beschriebenen Ver- richtungen weggelassen werden. In einer amerikanischen Fabrik werden die Abfälle durch zweimaliges Kochen und nach- heriges Bleichen im Holländer in einen Stoff verwandelt, welcher das beste in den Vereinigten Staaten fabrizirte Löschpapier liefert. Er ist, da die mechanische Reinigung nur unvollkommen ausgeführt wird, nicht ganz rein, aber weiss genug, um jede beliebige Färbung anzunehmen. Der Abgang ist um so grösser, je mehr Zubereitung die Abfälle in der Papierfabrik erfahren, sie liefern je nach Qualität imd Behandlung 30 bis 60 pCt. Papier. An diese Beschreibung war die der Gewinnung von Baumwolle und Oel aus Baumwollsamen gereiht, welche in Earlestown, Lancashire, England, vor 1872 ausgeführt, aber nach grossen Verlusten aufgegeben wurde. Jetzt (1896) ist die Papier-Fabrikation so reichlich mit Zellstoffen, be- sonders Sulfitstoff, versehen, dass Lumpen, besonders baumwollene, reichlich und zu massigen Preisen zu haben sind und die Gewinnung minderwerthiger Rohstoffe mittels verwickelter Verfahren ebenso überflüssig wie unlohnend erscheint. Der Ersatz der Baumwolle durch Zellstoffe aus Holz, Stroh u.s.w. oder gar durch Holzschliff erscheint zwar nach der Seite 1634 mitgetheilten Erfahrung und weiter- hin gegebenen Gründen nicht rathsam, doch ist neuerdings (1896) Löschpapier aus Natronholzzellstoff aufgetaucht, welches sich bei der Prüfung als aussergewöhnlich weich und saugfähig erwies. 595. Fabrikation. Die rein weissen BaumwoU-Abschnitte werden in der Kegel nur im Holländer kalt gewaschen und vorgemahlen, um dann bei Bedarf 1670 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Löscli- und Filtrir-Papier. ZU Filtrir- oder Pergament-Papier verarbeitet zu werden. Andere Sorten werden mit Kalk gekocht und mit Chlorkalk gebleicht, weisse mit wenig Kalk u.s.w., schmutzige und farbige mit mehr. Harte kräftige Baumwollstoffe lässt man nach dem Kochen einige Tage auf Haufen liegen, damit sie durch Gährung mürber werden, muss aber durch Wenden und rechtzeitige Unterbrechung dafür sorgen, dass die Gährung nicht zu weit geht, die Lumpen nicht zu sehr angreift, was beim Waschen der- selben grosse Faserverluste zur Folge hat (vergl. Seite 13). Hellfarbige und be- sonders rothe Kattunlumpen dürfen weder gekocht noch gebleicht, sondern nur gründlich gewaschen werden, damit ihre für Löschpapier sehr werthvolle Farbe nicht leidet. Dasselbe gilt für scharlachrothe Tuchabfälle, die man nur wäscht, zu V4 Ganzzeug vermahlt und so, möglichst entwässert, aufbewahrt. Die Fasern müssen, um möglichst viele Saugröhren im Papier zu bilden, von möglichst gleicher Länge sein, weil sonst die kiu'zen die Räume zwischen den langen ausfüllen, auch dürfen sie keine anhängenden Theile haben, sollten also grösste Reinheit besitzen. Stoffe, welche wie Stroh- und manche andere Zellstoffe vermöge der verschiedenen Länge ihrer Fasern dicht geschlossenes Gefüge liefern, eignen sich nicht zu Lösch- und Filtrirpapier. Nach dem Waschen Averden die Lumpen zu Halbzeug gemahlen und zwar behufs Vermeidung von Stoffverlust nicht zu kurz, anderseits jedoch so gründlich zerfasert, dass sich keine Stücke mehr darin finden. Für das Bleichen gilt das auf Seite 144 und folgenden Gesagte. In der Regel kommt man mit 3 bis 6 pCt. Chlorkalk und entsprechender Menge Schwefelsäure aus, da sich baumwollene Lumpen leicht bleichen lassen. Wenn die gebleichten Stoffe lange genug in den Abtropfkasten gelagert hatten, um das darin gebliebene Chlor zu erschöpfen, so kann man, um Stoffverlust zu vermeiden, das Auswaschen im Ganzholländer ersparen. Der Stoff muss, um weiches Papier mit möglichst gleichmässig langen Fasern zu ergeben, rösch ge- mahlen, d. h. nicht zu dick eingetragen werden, die Schienen sollen eher scharf als stumpf sein, und man darf die rasch umlaufende Walze manchmal auf das Grundwerk herablassen. Man hüte sich jedoch, zuviel Wasser einzulassen, weil allzu dünnflüssiger Stoff von der Walze zu lebhaft herumgeschleudert wird und zur Bildung von Graupen Anlass giebt. Für dicke Papiere oder Karton muss der Stoff wie immer kürzer gemahlen werden als für dünnes Papier. Nach Ansicht mancher Fabrikanten erhöhen mineralische Füllstoffe in massigen Mengen die Saugfähigkeit der Löschpapiere, und sie wenden dazu Chinaclay und Asbestine (Seiten 397 und 405) an, manchmal auch die auf chemischem Wege hergestellte theure kohlensaure Magnesia, welche sich durch geringes spezifisches Gewicht dazu empfiehlt. In Nr. 34 der Papier-Zeitung von 1895 be- richtete ein Papiermacher über einen Fall, wo zu schmierig gemahlenes hartes Löschpapier infolge Zutheilung von Kaolinerde in der Stoffbütte löschfähiger wui'de, d. h. die Tinte rascher aufsaugte. Da in Lösch-, Filtrir- und dergl. Papieren die Poren offen bleiben müssen und dieselben desshalb nicht geleimt werden dürfen, so können sie nur wenig von den zugetheilten Füllstoffen behalten, der grösste Theil wird vielmehr auf dem Sieb mit dem Wasser abfliessen. Deren nützliche Wirkung könnte sonach nur darin bestehen, dass sie sich zwischen die Fasern legen, diese auseinander halten und durch Abfluss eines grossen Theils Fabrikation.. Rauhen, Prägen, Glyceriniren von Löschpapier. 1671 Hohlräume, d. h. saugende Kapillar-Röhrchen im Papier lassen, vielleicht auch die Benetzbarkeit der Fasern durch ihre Umkleidung erhöhen. Die Möglichkeit einer solchen Wirkung scheint jedoch durch Anwendung grosser Mengen Füllstoff, von dem nur wenig im Papier bleibt, theuer erkauft, und es scheint vortheilhafter, Löschpapier aus solchen Faserstoffen und in solcher Weise herzustellen, dass man die zweifelhafte Verbesserung durch Füllstoffe nicht braucht. Jede im Holländer zugesetzte Farbe wird die Saugfähigkeit um so mehr beeinträchtigen, je mehr sie die zwischen den Fasern gebildeten Hohlräume oder Saugröhren füllt oder verstopft. Am meisten geschieht dies durch flockig ab- geschiedene Lackfarben, weniger durch körnige Niederschläge und am wenigsten durch Anilinfarben. Da jedoch als Beize für letztere Alaun oder schwefelsaure Thonerde in Lösung zugegeben werden muss, so kommen auch damit Stoffe in die Masse, welche das Offenhalten der leeren Zwischenräume und damit die Saugung beeinträchtigen können. Auch aus diesem Grunde empfiehlt es sich, farbige Löschpapiere aus farbigen Lumpen anzufertigen, die überdies noch den Vortheil bieten, dass ihre Farben echt sind. Wenn sogenanntes melirtes Papier gewünscht wird, setzt man dem weissen Stoff im Ganzholländer eine angemessene Menge drei Viertel gemahlenen rohen Kattuns von der gewünschten Färbung, meistens von dunkelblauem Kattun zu. Was von dem Einfluss der Farben gesagt ist, gilt in geringerem Grade auch für das Fabrikations-Wasser, dessen Verunreinigungen oder Niederschläge gleich- falls die Poren verstopfen. Harte Wasser, aus denen sich Kalksalze ablagern können, sind daher ungeeignet und sollten durch Soda weich gemacht werden, wenn man nicht vorzieht, die Kalksalze durch Zusatz von Salzsäure in Chloride zu ver- wandeln. Während die Kalksalze des verdampfenden Wassers in unlöslichem Zu- stande zm-ückbleiben, saugen die Chloride Feuchtigkeit aus der Luft, halten das Papier feucht geschmeidig und erhöhen die Benetzbarkeit. Da aber alle solche Behelfe kostspielig sind und andere Nachtheile mitbringen, so ist reichliches reines und weiches Wasser stets am wünsehenswerthesten. Das fertige Ganzzeug sollte, um Graupenbildung zu verhüten, nicht mehr als unumgänglich nöthig bewegt und auch in den Stoffbütten nicht allzu viel ge- rührt werden. Nöthigenfalls lässt man die Rührer erst kurz vor dem Ausarbeiten der Bütte umlaufen. Da der rösch gemahlene ungeleimte Stoff das Wasser sehr rasch abziehen lässt, so hat man sein Augenmerk darauf zu richten, die Fasern so lange wie möglich schwebend zu erhalten, um ihnen zur Lagerung nach allen Richtungen Ge- legenheit zu geben. Man vermindert desshalb allzu raschen Abfluss des Wassers dadurch, dass man dem Sieb kurze aber schnelle Schüttlung ertheilt. Da das Papier möglichst locker werden soll, darf es in den Gautseh- und Nasspressen nur möglichst geringen Druck erfahren, und auch die Sauger sollen nicht allzu sehr ziehen. Die Trocknung auf den Cylindern darf nur allmälig vor sich gehen, da sich die Fasern bei grosser Erhitzung zusammenziehen und die Zwischenräume vermindern. Die Durchlässigkeit des Papiers erleichtert die Verdampfung des Wassers so sehr, dass sich langsame Trocknung leicht ausführen lässt. 596. Rauhen, Prägen, Glyceriniren von Löschpapier. Wenn Lösch- papier weitere Behandlung erfahren soll, so geschieht dies am zweckmässigsten in 1672 Fabrikation besonderer Arten von Papier und Pappen. — Lösch- und Piltrirpapier. endloser Bahn, und man darf es dann nicht in der Maschine in Bogen schneiden, sondern muss es in Rollen abnehmen. Falls sogen. Wollenlöschpapier hergestellt werden soll, so geschieht dies nicht etwa durch Verwendung von Wolle zur Stoff- mischung, sondern nur durch solches Aufrauhen der Oberfläche, welches derselben wolliges Aussehen verleiht. Nach einer dem »Papiertechniker« entnommenen, in Figg. 1663 und 1664 wiedergegebenen Skizze hat die zum Aufrauhen dienende Ein- richtung so einfache Bauart, dass sie in der Fabrik- Werkstatt hergestellt werden kann. Das Löschpapier wird von einer der Rollen c ab-, auf die andere gerollt, geht auf diesem Wege über die Walzen b und zwischen diesen unter vierkantigen Eisenstangen a durch, welche man so stellen kann, dass sie mehr oder weniger auf das darunter durchziehende Papier drücken. Das Auf- und Abrollen kann durch Riemenbetrieb oder Kurbeldrehung der Aufwickelwalze erfolgen. Der Oberfläche des Lösch- papiers wird häufig durch Prägung ^^' das Aussehen von Geweben und damit anscheinend porenreiche Beschaffenheit gegeben. Dies ge- schieht dadurch, dass man alte, nicht zu glatt ge word ene Maschinen- siebe von Nr. 50 bis 60 auf das Format der Löschbogen schneidet und abwechselnd zwischen diese legt, bis ein etwa zwei Finger dickes Paket entstanden ist. Dieses bedeckt man auf beiden Seiten mit Schutzpappen und führt es durch Presswalzen, von denen es angemessenen Druck erhält. Anstatt Metallsieb kann man auch grobe knotenfreie Leinen- oder Packstoffe nehmen, die man durch Waschen und Trocknen vorher von ihrer Appretur befreit. Auf- rauhen und Prägen kann man nur bei dickem Löschpapier oder -Karton anwenden, weil dünnes solche Bearbeitung, besonders das Aufrauhen, gar nicht ertragen würde. Während letzteres zur Oeffnung der Faser-Zwischenräume beiträgt, wird durch das Einpressen von Geweben ein Druck auf die Oberflächen geübt, der die Saug- fähigkeit beeinträchtigen kann. Obwohl das Papier dadurch porenbedecktes Aus- sehen erhält, wird es desshalb vielleicht weniger gut löschen als ohne die Prägung. Manche Löschpapiere sollen dadurch geschmeidig werden, dass mit einem Zerstäuber eine stark verdünnte Lösung von Glycerin darauf geblasen wird. Da Glycerin Wasser anzieht, so wird das Papier dadurch stets feucht bleiben. Die durch Glyceriniren verursachte Arbeit und Kosten werden jedoch durch solches künstliches Feuchthalten um so weniger ausgeglichen, da man dieselbe Wirkung durch Lagern in feuchten Räumen, Kellern und dergl. erreichen kann. Ausserdem erscheint es unzweckmässig, Löschpapier im voraus mit Wasser zu tränken, da es dann beim Gebrauch um die schon aufgenommene Menge weniger Flüssigkeit aufsaugen kann. a a ß 1 , 1 <^ 1 ECB 1 ö33 1 HÜB M L n ■ l. Jlil 1, • p *ll 6 'i 1 f 1 b r t. 111 1- md absteigende Rohre 1476 — nach Dr. Karl Kellner 1474 — und Heizung der Kalander . . . . ^. 974 Kühlwalze u. feuchter Filz z. Papierfeuchten 767 Kühhvalzen von Feuchtern 759 Kupferplatten zum Glätten von Pa[iier . . . 919 Kupfervitriol 419 Kupplung für Papiermaschinen-Ausrücker . . 840 -Liakmuspapier, Prüfung mit 245 Lang- und Querschliff, Vorzüge und Nachtheile 1309 Laugsamer Gang von Kalandern 956 Langsieb- Abpressmaschinen .... . . 192 — -F'ormatwagen 600 — -Rundsiebmaschiue von Stenger . . . 869 Langschleifer von C. Freytag 1304 — von H. Schmidt 1305 Längsschneider 800 — an Rollern 783 Latente Wärme . 1736 Laubbolz-Zellstoff, Bau der Zellen 1067 — — Mikroskopisches Bild 1067 Läufersteine von Kollergängen 600 Lauge zur Harzleim-Bereitung . . ... 311 — aus Pottasche oder Mineral-Alkali (nach Illig) 309 IX Seite Laugenlilter füv Strohzellstoff nach Schwager 11G8 Laugen-Probe nach lUig 310 Laugenspauner nach Kellner 1545 Läutewerk an Pappenmaschinen 1370 Lederpappen 1685 Legmaschine, Kneeland's für endloses, thierisch geleimtes Papier 855 Leim-Auflösung des Harzes nach Sembritzki . 3'23 Leim, Bereitung von thierischem 878 — Brauner 314 — Gerb-, Mitscherlichs 1423. 1619 — aus Lumpen - Kochlaugen zum Leimen von Papier 92 — Vermischen mit Papierstoff 355 — Weisser 314 — -Art, Ermittlung 1764 — -Festigkeits-Ermittlung nach Schluttig und Neumann 1764 — -Gut, Reinigung von thierischem . . . 879 — -Kocher und Leimküche 325 — -Lösung 881 — -Maschine, Amerikanische 884 — — mit Cylindertrockner 915 — — Deutsche für Rollenpapier .... 902 — — Englische 895 — -Trog mit Presse 882 Leimen mit Ackermann'scher Flüssigkeit . . 363 — ohne Alaun 365 — Aeltere Verfahren und Untersuchungen 363 — Anwärmen des Stoffes beim 358 — Karmarsch' Angaben 365 — in der Masse (Illig) 350 — Piettes Angaben 371 — Planche's Angaben 375 — mit Wachsseife 364 — mit Wachs, Stearin, Fett, Paraffin . . 384 — mit Wasserglas 386 Leimung, Alaun bei der 337. 358 — Dr. Bocks Stoff- 332 — D'Arcet's und Merimees 364 — mit Chlorbarium 346 — Einfluss des Wassers auf die .... 358 — Harz- 289 — mit Milch, Ammonium-Albumin u. dergl. 380 — Muspratts Erklärung 377 — Payens Angaben 376 — mit Schwefelsäure 346 — mit schwefelsaurer Thonerde, Oriolis A'ersuche 344 — im Stoff', siehe Stofl'leimung — Thierisohe, von endlosem Papier . 878. 885 — Thierische, Erkennungsmittel .... 1764 — Ursachen mangelhafter 353 — Verbesserung durch Matrisii-en . . . 758 Leimverbrauch auf 100 kg Papier (Stoffleimung) 331 Leimverfahren, Cansons 364 — Conradins 346 — Vergleich verschiedener 916 Lemenfaser 233. 1060 — Miki-oskopisches Bild 1060. 1061 Leinenpapier zu Papierwalzen 934 Leiti'iemen z. Einführen d. Papiers i. d. Kalander 743 Leitwalzen der Filze 686 Lespermont's Wascher für Strohzellstoft' . . 1138 Letang u. Brissards Rollen-Liniirmaschine . . 1012 Lignosiüflt 1622 Lineale der Papiermaschine 602. 605 Linien-EinpressuDg mit Liniirdeckeln. . . . 1002 Liniirdeckel-Herstelluug 1002 Seite Linürmaschinen 1005 — Deutsche 1021 — Hickoks : 1005 — von E. C. H. Will 1021 — Rollen-, Letang & Brissard 1013 — m. Selbstanlegern Forste &Tromm 1024. 1028 Lochen von Papierwalzen-Blättern 931 Locher für Dachpappe 1686 — für Zellstoff nach Thiry und iJel.stanche 1606 — für feuchten Zellstoff 1604 — für trockenen Zellstoff' ....... 1 607 Löcher imd Flecke im Papier .... ,306. 665 Löschen des Kalkes 69 Löschpapier 1668 Lokalisu-te Fasern 1647 Lüften d. Fabrikations wassers z. Entfern, v. Eisen 1724 — Pa,piermaschinensaales 844 Lüftung d. Trockenböden f. thierisch geleimtes Papier 889 Luftbedarf der Kesselfeuerungen 1734 Luttdruck auf das Sieb 617 Luft-Erneuerung bei Troclinen von Bogenpapier 895 Luftlöcher im Filzschlauch 631 Lufttrocknung nach G. Kaiser 735 — von endlosem Papier 895 — — — über senkrechtem Brettergerüst 901 — harzgeleimter Papiere 731 — von Rollen-Papier nach Bertram & Son 899 Luftverunreinigung durch Natron zellstoff- Fabriken . ^ 1172. 1177. 1204 — durch Sulfitstoff'-Anlagen 1620 Luftwalze über dem Nassfilz 693 Lumpen, Ansteckung durch 26 — Eintragen in die Holländer 95 — z. Fabrikation v. Maschinenpapier 22. 1048 — Halbstoft'-Ergebniss 241 — Kochen in Wasserglas-Lauge .... 92 — Selbstentzündung 29 — Stoffverluste und Kostenberechnmig bei Herstellung von Halbstoff .... 237 Lumpen, Waschen im Holländer 95 — Vortheilhafteste Klassen-Eintheilung . 25 — Wichtigste Fasern 231 Lumpendi'escher 34 Lumpen-Einkauf 22 — -Ersatzstoffe siehe Ersatzstoffe — -Fasern verglichen mit Zellstofffasern . 1070 — -Halbstoff, Herstellungskosten .... 235 — -Kochen in Drehkesseln 72 — -Kocher 77. 80 — — Debie's 85 — — Drehbare cylindrische 81 — -Kocher.Kugelförm.m. Schneckengetriebe 90 — — (Sphärische) kugelförmige .... 88 — — Stehende 63 — — mit Wärmeschutzmantel .... 87 — — -Fundamente 92 — -Papier, Mikroskopisches Bild .... 1071 — -Sortiranstalten, Sterblichkeit .... 26 — -Sortiren bei der Handpapierfabrilcation 13 — -Schneiden von Hand 36 — -Schneider 40 — -Schneider. Amerikanischer 41 — — mit kreisenden Messern .... 40 — — mit längs- und querschneidenden kreisendpn Messern 50 — -Stäuben, Faserverlust 60 — -Stäuber (Wolf) 52. 55. 60 — — mit Siebtrommel und Schlagarmen 53 X Seite 178 142? ir,60 54ß 13 249 23G 495 1149 n.w (i54 1Ü35 785 1534 IVLagDesia-Bleicliflüssigkeit Magnesit zu Sulfitlauge JMagnesium-Kavbonat im Cigarretten-Piipier . Magnet- Rochen z. Entfernung v. Eisen a. btoff iNTalilen d. Lumpen b. rt. ITandpapieifabvik-at. — Kein- — von Ilalbstott' aus Lumnen — von Ausscliuss — nnd Bleichen von Strohzellstott' . . . Malilgang s. Feinmühlc Miinchestev Paper Co. 's Strolizel Istott'- Her- stellungsweise 1127. Manchon s. Filzschlauch — (Filzschlauch)-Aiif/,iehen .... 629. Manillyhanf, Herkunft und Eigenschaften . . Manning's Roller Mannloch von Milscherlich-Kochern .... Mannlochdichtung an Jjumpenkochevn . . . Martens'sche Ausrückvorrichtung am Weiidler- schen Festigkeitsprüfer Maschinen- und Handarbeit Maschinenglätte Maschinenlaufrichtung, Ei'kennungsmittel f. die Maschinenj)apier-Fabrikation a. Lumpen 22. Matrisiren (^Feuchten) dos Paiiiers . . . 732. Matrisir-Filz Mehrcylindermaschine Meinert, Bruno"s Klaninrerkämrae Melirtes Papier Mellier's V^orschrift für Stroh-Koclier .... Messen des aufgerollten Papiers Me.sser, Querschneider- — Teller- 783. Messingdraht zu Metalltüchei'n Messing-Ueberzug von Presswalzen .... Metallfarben Metalltuch 594. — Reinigung — -Länge Mikroskopisches Bild von Limijjenpapier . . Mikrosk'opische Bilder von Papierfasern . . Mikroskopische Prüfung der Papiorfasern . . Milch-Leimung Milchharz-Herstellung 330. Mirrles & Ballingairs mehrfache \''erdampfer Mischen des Papierstoffes Mischma.schine für Thonerde nut Stärke . . Mischung des Stoft'es — — in der Zeugbtitle Mitscherlichs Gerbleim ■ . 1423. — Sulfitstoff-Patente — Sulfit-Verfahren — Stampfwerk — -Kocher, Heizrohre für — — von Wagner & Co — -Kochung Monier-Cement-Mauerwerk — — -Holländer-Trog Moore's Siebführer ivire guide Muth's Ammonium-Albumin-Leimung . . . Mühle zum Zerkleinern von Sulfitstoff-llolz Musa Trogloäytanim textoria Mustern des Papiers mit Walze)) Mustervs'alzwerke von Jos. Eck & Sühuo . . -Nachfüllen der Sulfltlaugenthünne .... 1483 Nadelholz-Zellstoff, Bau der Zellen .... 10G6 — — Mikroskopisches Bild . . . lOtJÖ. 1068 Nadol-Fackpapier .1667 83 1754 1741 721 1763 1048 757 758 860 1374 1657 1137 798 819 800 597 675 419 64(.) 651 639 1071 1069 1763 380 378 1184 231 399 537 522 1619 1423 1420 1579 1530 1533 1541 264 284 645 388 1443 1635 1001 1001 de Naeyer's Wiedergewinnung von Natron Nagelfänger Naht fies Metalltuches , • ■ — des Vordruckwalzen-lJeberzugs . . Namar'sche, Mc, Doppol-Rimdsiebniaschine Nassfil: zum Abheben d. Papierbahn v. Langsieb Nasspressen- An trieb . ._ Natron, siehe auch Soda, Sulfat und Aetznatrnn — -Verbrauch bei der Harzleimung . . . — ^\'iedergewinnung . . . ^ .1177. — — Abdampf-Ofen für — Wiedergewonnenes, Verwendung von . -- — Schachfs Analysen — Schwefelsaures, z. Strohstoff bereit. 11G9. — -Zellstoff aus Buchenholz — — durch Tiänkverfahren gewonnen . — — Geschichte — — in Löschpapier — — aus Pappelholz — — nach altem amerik. Verfahren gew. — — -Fabrik, Neuere amerikanische . . — — — V. .Tessup & Moore i. Wilmington — — -Kocher von Sinclair — — — nach Un gerer Neutrale Stoffe z. Füllen d. Sulfitlaugenthürnie Nodari's Leimtrog Norddeutsche Lumpen-Marken Nonnalformate des ^'ereins Deutscher Papier- fabrikanten Normalpapiere, Preussische Seite 1194 103 596 .597 864 685 667 678 319 1410 1411 1201 1202 1171 1414 1399 1391 1669 1409 1391 1403 1409 1395 1397 1986 882 25 1765 1751 Oberfilz 667 — bei Cigarrettoipapieniiaschinen .1660. 1663 Obei-fiächenleimung von endlosejn Papier . . 895 — siehe thierische Lei)i)ung ()be)-licht i)n Dach des Papiennaschinensaales 846 Ochsenkopf- Wasserzeichen 6 Oel zur Schaum-Beseitigung 663 Oesteus Enteisenungs-Verfahren für Fabrika- tionswasser. 1724 Ofen, s. Soda-Ofen, Schwefel-Ofen usw. Oldliam'sche Kupplung . - 965 Oriolis Zellstoff-Verfahren 1631 Osmose-Papier 1694 -Tackpapier 1666 — Gefä)-btes Stroh- 462 Papie)-, Altes, siehe Altes Papier — Doppel- 1654 — Einseitig glattes 1660 — aus Holzschliff allein 1348 — Meiirtes 1657 — mit lokalisi)'ten Fasern ...... 1647 — Seiden- 1657 — -Analysen 239 Papierblatt, Bildung des 234 — Natur des 234 Papier-Dicke 1761 — -Ergebniss der Lumpen 240 — -Erzeugung Deutschlands ..... 1767 — — der Erde 1769 Papiofabrik, AA'ahl des Bauplatzes .... 1740 — -Einrichtung 1792 Papierfasern, Aschengehalt der reinen . . . 3Q7 Papierfiihrung bei Rollkalande)-n 954 Papiei-geld 1646 Papier-Kör))ung mit Walzen 1001 — -Kragen . . . ._ 1665 XI Seite l'apiermaclieu, von Ilanil 14 Papiermacher- Werkstatt, Piildein. altdeutschen 7 Papiermaschine, Breite 842 — Erste in Prenssen 534 — Raschlautende 842 — Louis Robert, Erfinder der 5B0 — Rundsieb- 853 — Seiden- 1658 — Siebtisch- 530 Papiermaschinen-Antrieb, Amerikanischer 824. 828 — -Fundamente .' 842 — -Saal 844 Papierniaulbeerbaum 2 Papiermühle Ulman Stromers i; Papier-Musterung mit Walzen 1001 Papierspähne. Verarbeitung zu Stoff .... 1081 Papier-Prägung mit Walzen 1001 Papierpreise in alter Zeit 1 Papier-Prüfung 1747 — — -Abtlieilung d. Kgl. mechan. techn. Versuchs-Anstalt zu Charlottenburg 1751 Papierrollen- Wagen 979 Papiersortirung 1044 Papierstoff siehe Stoff Papiertrocknung, 916 Papierwaage 395 Papierwalzen von Glättwerken 924 — -Anfertigung 929 — -Herstellung nach Haubold 930 — — mittels Schraubendruck 930 Pappe, Asbest- 1688 — Bau- 1687 Pappen 1674 — Bogen-, Trocknen auf Cylindei'n . . . 1381 — Kanaltrockner für 1380 — Sommeiitrockenhaus 1377 — Wintertrockenhaus nach Meinert . . . 1379 — -Aufhängung mit Holzklaumiern . . . 1374 — -Entwässerung durch Walzenpresse . . 1372 — -Maschine, Endlose 1383 — — Hodges'sche 859 — — Läutewerk an 1370 — -Trockenhäuser, Jalousien-Verstellung . 1377 Pappentrocknung, Aufhängen d. Bogen zwischen Holzleisten 1373 — in Bogen 1373 Papphülse, Innere, V')u Papierrollen .... 794 Papyrus 1 Paraffin-Leimung 384 Paragummi für Deekelriemen 602 Pariser Streifen-Schneidmaschine 1038 Paschke & Kästner's Vacuumfilter .... 1125 Paternoster werk zur Wasserförderung . . . 1729 Pearl liardening 402 Pergamentersatz-Papier 1628 Pergamentir-Maschine 1698 Pergamentpapier 1689 Pergamyn 1628 Pfeifenerde 397 Pflanzliche Leimung, siehe .Stoffleimung Pfuhl's Knitterer 1757 Phosphorbronze zu Metalltüchern 597 Pictet und Brelaz" Sulfitverfahren 1426 Piettes Vorrichtung zum Färben von fertigem Papier 1651 Planche über Leimen 375 — G, Kiesfllter 1709 Planknotenfänge mit selbsthätiger Reinigung der Rückstände 562 Seite Plunküotenfänge m. besond. Saugi/inriclitungcu 577 — mit Saugung .......... 562 — mit Schüttelbewegung 550 Planetenräder füi- Rührwei'ke 512 Platten, Gelochte, für Saugkasten 621 — -Stoffoiühle 483 — — Kingslands 467 Poole's Schleifmaschine für Hartgusswalzen . 752 Porion's "SA'iedergewinnung des Natrons . . .1174 Porzellan-Auskleidung der Holländer-Trögc ; 102 — -Erde ..."... " . . 398 Prägen von Löschpapier 1671 — des Pajiiers mit Walzen 1001 — siehe Stempelpresse Prägepresse, Amerikanische 1043 Presse, Amerikanische Stempel- 1043 — Erste, der Papiermaschine 629 — Erste, der Langsiebmaschine .... 671 — Zweite, der Langsiebmaschine .... 674 — Dritte, der Langsiebmaschine .... 674 Pressen, Fang- 1042 — Hydraulische 1039 Pressluft zur Führung des Papiers durch den Kalander 745 Pressplatten von Schleifern 1276 Pressspäne 1682 Presswalze, Obere, aus Holz 697 — Obere, mit zwei Schabern 697 — Obere, mit endlosem Kautschuk-'l'uch . 699 Presswalzen mit langen Hebeln 677 Preussen, Erste Papiermaschine 534 — Amtliche Papierprüfung 1750 Propeller (Lüfter) 851 Prüfung auf Chlor und Säuren 244 ^ der Harz-Seife 322 — der Sulfitlauge mit Ammoniak .... 1539 — — nach Dr. Frank. 1516 Pumpe, Flügel- 538 — Siebwasser- 537 — Stoff- 526 Pumpen für Fabrikationswasser 1728 — Kolben- 541 — für Sultitlauge 1569 — und Bütten für Papierstoff' . . .511. 529 Pusey & Jones" Schleifmaschine für Hartguss- walzen 755 Pyrit, siehe Schwefelkies Pyroxilhi (ScliiessbaumwoUe) 1057 C^uadratmeter-Gewieht 1766 Querschneider 808 — Englischer 990 — mit ununterlirochener Speisung . . . 809 — mit der Papiermaschine verbundener . 808 — für Strohpa])pen-Maschinen . . . . ; 1105 — nach Verny 979. 984 — für \\'asserzeichen-Papier . . . .821. 91 1 Quetschen von Ausschuss 495 Quirl zum Auflösen von altem Papier . . . 1081 riaffiueur siehe Feinmühle Ränder, Rauhe, von Bogenpapier 877 — Scharfe, der Papierbahn auf (1. Laugsieb 653 Rascher Gang von Kalandern ...... 956 Raschlaufende Papiermaschine 842 Rauchverhütung 1735 Rechen zur Entfernung der Fäden aus dem Stoff ^ 1080 Registerwalzen 640 XII Seite Regler für Dampfmaschineii 835 — für Papierstoff 526 — Filz- 686 — -Walze des Metalltuches 599 Heglimg des Dampfzulasses in den Trockner 709 — d. Papiermaschinen-Geschwindigkeit 828. 830 — der Stoff-Dichte 523 — des Wassergehalts des Stoffes .... 525 — des Pressendrucks von Schleifern .' . 1291 Reibung beim Glätten zwischen Metalliilatten 922 Reibungs-Glättwerke 969. 973 — -Kegelriemscheiben 838 — -Kupplung für Nasspressen-Antrieb . . 679 — -Riemscheibe für Rollkalander .... 949 — -Scheiben für Haspel 769 — -Scheiben für feststehende Roller . . . 781 — -Scheiben für Rollenwickler 778 Reinigen, Befördern und Sortiren von Stroh . 1113 — des Metalltuches 651 — des Stoffes 543 — der Vordruckwalze 628 Reiniger für Knotenfänge 565 Reinigung der Abwasser 1729 — der Abwasser von Papiermaschinen . . 651 — der Harzseife 328 — von Sumt-Ablauge 1623 Reisertsche Filter 1719 Reissdruck nach PfuhPs Knitterer ..... 1759 Reisslänge 1752 Riemen, Gekreuzte 828 — -Gabel für Kegelriemscheiben .... 829 Ricmscheiben 1737 — -Durchmesser 1737 — Bxpansions- 832 Riese mit verschiedener Bogenzahl .... 1765 Riesel- Einspritzthürme z. Wiedergewinnung des Natrons 1186 — -Felder zur Reinigung v. Sulfit- Ablauge 1627 Rinde, Verwerthung zu Gertastoff 1252 Rindenschälmaschine von Bell & Co 1248 — — der Sundwiger Eisenhütte. . . . 1247 — — Patent Schmaltz 1246 Rippenheizrohre zur Beförderung des Dampf- Abzuges aus dem Papiermascbinensaal . 850 Ritter-Kellner-Kocher 1543 — — -Kochung 1545 Robert, Louis, Erfinder der Papiermaschine . 530 Roggenstroh, Mikroskopisches IBild .... 1068 Rohrhülsen, Eiserne, für Rollen wickler . . . 790 Rohr-Stutzen an Sulfitkochern 1565 — -Vordruckwalzen 627 Rohsoda, Zusammensetzung von 1119 Rohsortirung des alten Papiers 1072 Rohstoff-Verbrauch von Sulfitstoff-Fabriken . 1617 Rohstoffe für Papier, Alte und neue .... 8 Rolle z. Abheben d. Papierbahn vom Langsieb 666 Rollen mit innerer Papphülse 794 — -Verpackung 1045 — -Liniirmaschine v. Letang u. Brissard 1013 — — — Wills 1021 Roller von C. Th. Bischof 991 — mit Differential-Getriebe 785 — von Jos. Eck & Söhne 1000 — von Escher Wyss & Cie 997 — Feststehende 780 — von A.-Ges. Ferd. Flinsch 996 — Flinsch'scher f. thierisch geleimtes Papier 911 — mit Längsschneider 783 Rollhaspel von Glättwerken .,..,,, 952 Seite Rollkalander, Amerikanische 945 — Deutsche ' . 951 Rollmaschinen 778 -Rollstange 781 — mit Gleitstiften 797 — mit Gummiringen 795 — nach Heerbrandt's Patent 796 — für Holzhülsen 789 — - Patentirte 795 — mit 3 Segmenten 795 Rollstangen-Bremse von Glättwerken .... 946 Rollstuhl zum Wickeln von Papierrollen 780. 782 Rollwagen für Lasten-Beförderung in der Fabrik 1739 Rollwellen mit Feder (Gleitstange) .... 791 — aus ineinander greifenden Hälften . . 793 — aus zwei keilförmigen Hälften .... 792 Römer's Strohzellstoff- Verfahren 1160 Rosafarben 435 Rostfarben 421 Rostflecken im fertigen Papier 546 Rostosky's Schutzvorrichtung an Trocknern . 741 Rothe Farben 435 — Farbstoffe, Erkennungsmittel für . . . 441 Routledge's Soda- Wiedergewinnung .... 1219 Rühren des Stoffs mit eingepresster Luft . . 259 Rührscheite 258 Rührwerke und Stoffpumpen 511. 529 — mit Planetenrädern 512 — mit waagerechter Welle 514 Rührwellen i. Siebcylind. v. Randsiebmaschinen 858 Rundbürste zum Feuchten - . . 7.63 Rundsieb, siehe Cylindersieb Rundsiebmaschine für Bogenpapier mit rauhen Rändern 877 — mit mehreren Siebcylindern 860 Rundsieb-Papiermaschine 853 Russische Lumpen-Marken 25 bäge, Kreis-, für Papierholz 1249 Sägemaschine, Amerikanische f. Sulfitstoft'-Holz 1429 Salmiak zur Verhütung von Kesselstein . . 1735 Salomon- Brünggersche Sulfitkocher 1538 Salzsäure als Zusatz zur Bleichflüssigkeit . . 169 Saudausquetscher (Glättwerke) 751 Sandfang im Holländer .... 103. 542. 546 — in amerik. Holländer 141 — für Sulfitstoff 1581 — -Rinnen für Sulfitstoff 1584 Sandfilter : . . . 1707 Satiniren, siehe Glätten Satinirmaschinen 919 Sauger, Dichtung verstellbarer Zwischenwände 620 — mit Glockenpumpen 617 — der Langsiebmaschine 617 — mit Pumpen 618 — (Ventilator) zur Lüftung des Papier- maschinensaales 851 Saugfähigkeit von Löschpapier 1673 — von Wasserpumpen 1729 Saugkasten der Papiermaschinen, siehe Sauger — Amerikanischer 618 — zum Entwässern der Pressfilze . 690. 694 — Offene 621 — Herausheben beim Sieb-Wechseln . . 624 — mit Querleisten 622 — -Gestelle 622 Saug-Knotenfaug 559 Saugrohr zur Entwässerung der Pajiierbahn . 617 Saugung durch Fallröhren 617 XIII Scito Saugwalze der deutsch. Leimmaschine (Flinsch) 90G Säure, Freie, in Sulfitlauge 1514 Säuren, Starke, zur Zellstoffgewinnuug . . . 1631 — Prüfung 244 Säure-Mischer f. Pergamentpai)ier-Herstellung 1693 Sauerbleiche 202 Sauerstoff als Bleichmittel 211 Seide, Künstliche aus Zellstoff 1706 Seidenfasern 233 Seidenpapier . . 1657 — -Maschine 1658 Selbstanleger für Liniinuaschinen . . 1024. 1028 — — von Forste & Tromm 1026 — — von E. C. H. Will 1026 Selbstentzündung der Lumpen 29 Selbstregler für Dampf-Binlass i. d. Trockner 709 Selfactor 250 Sembritzki's Leimverfahren 301. 331 — Schöpfpapiermaschine 872 — Harz-Auflöse-Verfahren 323 Seneca screen (Knotenfang) 579 Senkrechte Sulfitkocher mit geschlossenen ßleischlangen 1548 — — — halbrunder Haube 1549 — — — geschlossenen Heizschlangen von Adolphe Suelzer 1550 Shank'sche Auslaugekasten 1143 Sicherheitspapier 1648 Sicherheitsventil für Sulfltkocher 1568 Sieb (Metalltuch) 694 Siebe, Längsmaschige, f. Sulfitstoffholz-Stäuber 1448 Sieb-Aufzlelien 653 Siebböden, Obere, tür stehende Sulfitkocher . 1567 Siebcylinder 856 Siebführer 239. 645 Sieblänge 639 Siebleder 593 Siebnaht 596 Siebnummer 594 Siebschürze (Tellerleder) . . , 593 Siebtisch 598 Siebtrommel zum Reinigen von Zellstofl', von Engelmaier 1589 — als Zeugfänger 649 — -Stäuber 52 Siebwasser-Kasten 643 — -Pumpe 537. 643 Siliciumbronce zu Metalltüchern 597 I Sinclairs Natronzellstoff- Verfahren 13D4 Soda, siehe Natron Soda ash 1120 Soda-Erzeugung nach Leblanc's A'^erfahren . . 1117 — Kalzinirte 1120 — Kaustische 1119 — zum Kochen der Lumpen 66 — Natürliche 1117 — Sekunda 1120 — Untersuchung 1121 — Verunreinigungen 1120 — Krystall- 1120 Sodalösung zum Kochen von altem Papier . 1078 Sodarückstände 1120 Sodasalz, Rafflnirtes 1120 Soda-Verbrauch bei der llarzleimung . . . 319 — -Wiedergewinnung, Auslaugkasten für . 1407 — — nach Sinclair 1395 Sorghum-Zuckerrohr 1641 Sortiren von Esparto-Gras 1211 — der Lumpen von Ilaud 36 Seite Sotiren d. Lumpen b. d. Handpaiiierfabrikatimi 13 — des alten Papiers 1073 — vou Sulfitstoffholz 1443 Sortirer d. Schleiferei d. \'arziner Papierlabrik 1280 — der Völter-Voith'schen Schleiferei . . 1264 — für Holzschliff' von Th. Bell in Kriens . 1287 — Schaukel- von Plattner 132!) — Wahl der 1329 — Schleuder- 1334 Sortirung des Papiers 1044 Spaltmaschine , 1250 Spannbrett der deutschen Leimmaschine . . 903 Spannwalzen der Filze 686 — des Metalltuches 644 Spannwalzen der Papiermaschine 640 — mit Schabern 644 Spanschleifer von Wolfgang Kajjp .... 1284 Speiscwalze von Quersclmeidern 817 Sperrstift au Querschneidern . . . .813. 816 Spiralrippuug 627 Splitterfang tiir Sulfitstoff 1584 — mit Ringsegment-Schlitzen für Sullitstott' 1586 — und Sortirer der Schleiferei der Varziner Papierfabrik 1280 Spritzröhren für den Deckelriemen .... 601 — des Langsiebes 643 Spritzrohr zum Abnehmen der Papierbahn vom Langsieb 667 Suelzer, Adolphe's Sulfitkocher-ßatterie . . . 1549 Sulfatverfahren 1410 — zur Strohstoffbereitung 116!» Sulfatstoff fabriken. Gerüche . . 1172. 1177. 1204 Sulfinsäureu im Snlfitverfahren 142 ( Sulfit-Ablauge-Beseitigung 1628 — — Einfluss auf Fische 1625 — — Prüfung nach Dr. Frank .... 1517 — — Prüfung nach Mitschorlich . . ; . 1518 — — Unschädlichmachen a. Rieselfeldern 1627 — — -Verwerthung nach Mitscherlich . 1619 Sufitkocher, Innere Auskleidung ..... 1552 — mit direktem oder indirektem Dampf 1548 — Drehbare 1559 — Füllung 1615 — mit äusserem Oelbad nach Dr. Kollner 1563 — nach Mitscherlich 1521 — Senkrechter von Wagner & Co. . . . 1547 — Stehende, mit Salomon-Brüngger.scher Schutzkruste 1561 — -Auskleidung von G. Baerwaldt . . . 1556 — — Kellner und Partington .... 1556 — — m. Wasserglas usw. v. Dr. Kellner 1555 — — m.Cementu. Wasserglas V.W. Wenzel 1555 — -Ausrüstung 1524 — -Batterie von Adolphe Suelzer .... 1549 Sulfitlauge aus Magnesia 1509 — aus Natron 1510 — Untersuchung nach Dr. A. Frank . . 1514 Sulfitlaugen-Behälter 1511 — -Bottiche für Kalkmilch 1499 — — für Kalkstein nach Dr. K. Kellner. 1494 _ _ _ _ Emil Nemethy 1497 — -Erwärmung durch heisses Abgas . . 157() — -Pumpen 1569 — -Thürme nach Dr. K. Kellner .... 1491 — — Reinigung 1486 — -Thurm aus Fässern 1479 _ _ Gerüst 1483 — — Runder 1481 -^ — Vierecldger , 1481 XIV Seite Sulfitlaugen-Thurm mit Zwischenrosten . 1480. 1488 — — -Anlage von L. Engelmaier . . . 1487 Sulfitverfahren Bedeutung 1631 — C. D. Bkman's 1420 — von Pictet and Brelaz ....... 1426 Sulfltstoff, Harz im 1592 — -Anlage, Amerikanische . . . . . .1613 — — der Akt. Ges. Feldmühle .... 1609 — — V. de Naeyer & Cie. in Willebroeck 1612 — -Aufbereitung nach M. ßehrend . . . 1580 — — Wagner & Co 1583 — -Bleiche 1592 — -Ergebniss 1616 — -Patente Mitscherlich's 1423 Sulfltstoffholz, Sortiren von zerkleinertem . . 1443 — Scheiben, Zerkleinerung durch Mühlen 1443 — -Späne, Sorth'en von Hand 1444 — -Putzerei nach Goetjes & Schulze . . 1445 Sulfitzellstoff, Geschichte 1418 Sulfonsäuren im Sidfitverfahren 1426 Super calenders 945 öchaber der Nasspressen 681 — der oberen Gautschpresse 633 — d. Presswalzen endloser Pappen-Maschin. 1386 Schäffer, Dr. Jacob Christian, erste Versuche mit Ersatzstoffen 1049 Schalenguss für Hartwalzen 750 Schärf hammer in der Schleiferei der Varzuier Papierfabrik 1278 Schärf hämmer und Rollen 1323 Schärfmaschine für lange Schneidemesser . 983 Schärfrollen 1286 Schärfung der Steine von Feinmühlen . . . 1266 Schaukelsortirer 1329 Schaum 541 — auf dem Langsieb 659 — -Beseitigung durch Spritzwasser . . . 662 Schaumbildung 521 Schaumlatten 605 — des Langsiebes 062 Scheerenschnitt bei Längsschneidern . . 803. 805 Scbiessbaumwolle (Pyroxilin) 1057 Schilfröhr 1639 Schlangenrohre in Mitscherlich-Kochern . . 1530 Schleifen der Hartguss walzen 751 — von Papierwalzen 933 Schleifer der Maschinenbau -Anstalt Golzern 1295 — Fünf^jressige 1273 — — von Völter 1253 — Waagerechte mit Federdruck d. Pressen 1291 — — mit senkrechter Welle 1285 — Wahl der 1325 — mit Wasserdruck, der Maschienenbau- Anstalt Golzern 1293 — Zweipressige 1278 Schleiferei, Amerikanische 1300 — — ausgeführt v. d. Pusey .& Jones Co. 1297 — der Varziner Papierfabrik 1274 — Völter'sche . 1253 — 7ölter-Voith'sche 1258 — -Anlage nach Th. Bell's älterem System 1288 Schleifereien, Kraft- und Holzbedarf .... 1341 Schloifholz-Aufzug 1273 Auswahl von 1242 — -Beförderung mittels Stomb's Einrichtung 1244 — -Verlust durch Putzen 1243 — Waldbestand im Deutschen Reich . . 1241 Schleifmaschine für Hartgusswalzen , , , , 752 Seite Schleifmaschine für lange Schneidemesser . . 983 Schleifscheiben 754 Schleifstein-Befestigung in der Schleiferei tler Varziner Papierfabrik 1277 — Dreipressiger 1298 — Senkrechter mit waagerechter Welle . 1298 — mit Wasserdruck zum Belasten und Federdruck zum Entlasten der Pressen 1299 — mit Wassserdruck, Horton's Patent . . 1298 — Senkrechter mit Wasserdruck .... 1298 Schleifsteine, Art, Aufbewahrung und Umlauf 1313 — Befestigung 1315 — — in Amerika 1316 — — nach europäischer Art 1317 — Künstliche 1314 Schleif- Versuche Rostoskys mit verschiedenen Holzarten . . • .- . 1238 Schleppkurbel-Lagerung der Kollergang-Läufer 602 Schleudermühle für .Sulfltstoffbolz-Putzerei . . 1446 Schleuder-Sortirer für Holzschliff 1334 Schleusen des Langsiebes 602 Schluttig und Neumann's Verfahren zur Ermittelung der Leimfestigkeit .... 1764 Schmiervorrichtung von Rollkalandern . . . 963 Schmirgelscheiben zum Schleifen von Hartguss- Walzen 757 Schneiden der Lumj^en von Hand 36 — des Papiers 979 — des Papiers auf der Maschine . . . 800 — von Stroh 1113 Schneidedraht d. Schöpfpapiermaschinen-Form 875 Schneidemaschine für Sulfitstoff-Holz, mit auf- und niedergehendem Messer 1432 Schneider f.Lumpenm. auf- und niedergehenden Messern (Guillotine-Schneider) . . 44 — für Tauen 52 Schneidemaschinen, Papier- . . . 984. 1028. 1039 — Aeltere amerikanische 1038 — Dreiseitige 1033 — Englische 990 — Karl Krauses einfache 1028 — Pariser Streifen- 1038 ■ — für Streifen 1036 — Undercut 1028 — Vierseitige 1035 — s. Quer- oder Längsschneider Schneider für Lumpen mit längs- und quer- schneidenden kreisenden Messern ... 50 Schnell-Liniirniaschine von Hickok .... 1005 Schnürzange zur Papierballen-Verpackung . . 1046 Schöpfen des Papierstoffs 14 SchöjDfform der Bogenpapiermaschine . . . 872 Schöpfgefäss zur Kondehswasser-Abfuhr aus Trockencylindern 705 Schöpfpapier-Maschine 872 Schöpfrad 537 Schoppers Dicke-Messer 1762 — Festigkeitsprüfer 1755 — Knitterer 1760 Schornstein, siehe Kamin — -Höhe 1734 Schrägschnitt-Querschneider nach Verny . . 984 Schrauben-Holländer 281 Schraubenpresseu 1041 Schreibpapier aus Jute 1637 Schürze des Langsiebes 604 Schussdraht des Metalltuchs 595 Schüttelbewegung des Siebes 612 Schüttelbock nach H, Füllner 615 XV- Seite Schüttelbock nach R. Krön in Golzern . . . 612 — des Siebgestells 612 — -Antrieb mit Stufenscheiben .... 614 Schüttelpfosten des Siebschüttlers 599 Schüttelsieb zum Reinigen von zerkleinertem Sulfitstoffholz 1444 Schüttelsortirer für Holzschliff 1264 Schüttelstange des Siebgestells 612 Schüttelstangen 645 Schüttelvorrichtung des Langsieb-Gestells . . 599 Schüttlungen, Zahl 616 Schutzbrett oder Schaber der Gautschwalze . 633 Schutzki'ustc, Sulfitkocher m. sich selbstbildend. 1558 Schutzvorrichtungen an Kalandern .... 743 — an Rollkalandern 954 — an Trocknern 789 Schutzwälzchen an Glättmaschinen .... 922 Schwagers Laugenfliter für Sti'ohzellstofl' . .1168 — mehrfacher A''erdampfer mit Rieseluug 1190 Schwarz-Farben 459 Schwefel, Eigenschaften 1450 — Gewinnung und A'^orkommen .... 1449 Schwefelkies, Eigenschaften 1450 — Meggener 1451 — Prüfung 1452 — Spanischer 1452 — Vergleich mit Schwefel 1453 — -Ofen 1462 — — für Feinkiese 1471 — — von L. Engelmaier 1467 _ _ _ W. A. Müller 1464 — — -Betrieb 1469 Schwefelnatrium, zur Strohzellstoff bereitung 1169 Schwefel-Ofen von H. Füllner 1461 — — von Dr. A. Frank 1459 — — von Dr. Karl Kellner 1457 — — von Suckow 1457 — — von G. Toelle 1454 Schwefelsäure, Gehaltstabelle nach dem spec. Gewicht 171 — bei der Harzleimung 343 — für Pergamentpapier-Fabrikation . . . 1690 — -Leimung 346 — -Zusatz zur Bleichflüssigkeit. . . 70. 168 Schwefelsaure Thonerde, siehe Alaun, — — bei der Harzleimung .... 343 358 — ■ — Orioli's Leim- Versuche 344 Schwefelverbrauch beim Thurmbetrieb . . . 1494 Schweflige Säure 1426. 1449 — — Flüssige 1513 — — Freie 1516 — -Gewinnung aus Ablauge 1597 Schwefligsäure-Gas 1448 — — -Kühler von Dr. A. Frank . . . 1477 — — Kühlung von 1472 — — — nach Dr. Karl Kellner . . . 1474 — — Prüfung nach Reich 1519 — — -Reiniger von Dr. A. Frank . . . 1478 — . — -Reinigung 1472 Schwefligsaurer Kalk 1425 Schweiz, Anfänge der Papiermacherei ... 6 Schwerspath 403 fStabaufleger der deutschen Leimmaschine . 903 Stammholz-Bildung 1054 Stampfen von Ausschuss ., . 495 Stampfwerk für Ausschuss und Papierabfälle 496 — — Handpapier 7. 8. 14 — — Sulfitstoff 1579 Seite Stangentrommel des Siebcylinders 856 Stärke 333. 406 — Auflösen 407 — Nachweis im Leim 1764 — -Zusatz zum Harzleim 333 Statistik 1766 Stäuben der Lumpen (Dreschen) 30 — des alten Papiers 1073 Stäuber für Lumpen 52 — — Sulfitstoffholz 1446 — — — mit längsmaschigeu Sieben . . 1448 Staubkies s. Feinkies Steine für Feinmühlen 1315 Stein-Aufzug für Sulfitlaugen-Thürme . . . 1483 Steinbefestigung bei der Völter-A^oith'schen Schleiferei 1261 Steinschärfung während des Ganges .... 128G — — — Bell'sches System 1293 Steinschärfung d. Schleiferei d. Varziuer Papier- fabrik 1282 — Mechanische nach amerikanischer Art . 1320 — — für waagerechte Steine 1319 Stellringe für Rollenhülsen 790 Stempelpresse, Amerikanische 1043 Stenger's Langsieb- Rundsieb-Maselüne . . . 869 Stevens Verfahren zur Verarbeitung von altem Papier 1085 Stücke d. Flinsch'schen Trockners f. thierisch geleimtes Papier 908 Stoff', Reglung des Wassergehaltes ..... 525 Stofi'bütte, Mischung darin 522 Stoffbütten und Stoffpumpeu ....... 511 — mit waagerechter Welle 514 Stoff-Dichte, Regelung 523 Stoffergebniss verschiedener Elölzer bei dem Natron- und Sulfatverfahren 1415 Stofffang, Füllner-scher 1730 Stoffleimung 287 Stoffleitung 184 — von Bruno Meinert 184 — aus Thonröhren 187 Stoö'mischung 537 Stoffmühle, Cylindrische 481 — Jordan & Eustices Kegel- 472 ^ Gould's Kugel- . . " 476. 483 — Kingsland's Platten- 467 Stoft'niühlen, siehe Holländer — für Ganzzeug 467 — mit Kreislauf 484 — Schrauben-Holländer 281 Stoffpressen, (Zeugpressen) 195 Stoffpumpe 526 Stoffpumpen und Stoff bütten 511 Stoffquetscher (Triturateur) 1082 Stoffregler 5. 26. 523 Stoff-Reinigung 542 Stoffreisser für trockenen Holzschliff .... 1347 Stoff-Schöpfrad 537 Stoffumlauf im Holländer 96 Stofftreiber 257 Stoff- A^erdünnung und -Vertheilung .... 535 Stoffverluste beim Halbstoff-Mahlen .... 237 Stoff'-Vertheilungskasten 535 Streckwalzen der Filze 686 Streifen-Schneidmaschiaen 1036 Stroh 1090 — Ausblasen der Kochlauge 1135 — Dampfspannung beim Kochen .... 1136 — Einkauf und Aufbewahrung .1110 XVI Seite Stroli-Fasergebalt 1108 — Kochen in Dreli-Kesseln 1134 Strohhäcksel, Windfeger dafür 1114 — -Putzma.schine von Towusend Hook & Co. in Snodland 111(5 Strohhalbzeug-Beinigen 1147 Stroh-Kocheu, Günstigste Ai-beitsweise nach W. Schacht 1135 Stroh-Kocbei-, Bauart und Bewegung. . . . 1131 — — mit Dampfmantel 1132 — — m. direkter u. indirekt. Dampfzufuhr 1132 — — Stehende 1134 — -- Waagerechte, senkrechte und kugel- förmige 1131 Strohpapier, Farbiges ^. . . 1091 — Französisches ~ . . . 1090 — -Maschine der Maschinenfabrik A. G. vorm. Wagner & Co. in Cöthen . . 1093 — — von F. W. Strobel in Chemnitz . . 1091 — -Maschinen 1091 Stroh-Packpapier, Geschichte 1089 — — Gefärbtes . . 462 — — Gelbes 1089 Strohpappen, Geklebte 1104 — Herstellung auf Papiermaschinen . . . 1094 — -Fabrik von Fr. Halbach in Leer, 1102 — -Fabrikation , Einrichtung von F. H. Banning, Maschinenfabrik in Düren . . 1098 — -Maschinen, Querschneider 1105 Stroh-Schneiden, Reinigen, Befördern und Sortiren 1113 — -Schneid- und Reinigungs-Einrichtung . 1114 Strohstoff, Eigenschaften 1209 — Verarbeitung auf der Papier-Maschine . 1208 — -Fabrikation, Stoff-Ergebniss .... 1208 — — Verwendung der Knoten .... 1206 — -Sortirer von H. Fiegel 1206 Strohzellstoff 1107 — Bau der Zellen 1067 — Entfernung roher Stücke aus dem ge- kochten Stoff 1138 — Herstellung nach Melliers Verfahren . . 1109 — Mikroskopisches Bild 1068 — Wiedergewinnung des Natrons nach Ungerers Verfahren 1176 Stufenscheiben für Schüttelbock -Antrieb . . 614 iabakpapier 1668 Talkstein 405 Tannin, Prüfungsmittel der Leimfestigkeit. . 1765 Tapper an Querschneidern 822 Tauenpapier . 1667 Tauenschneider 52 Teller oder Auf lauf leder apron 591 — des Langsiebes nach Krön in Golzern . 604 — -Leder, Entfernung von den Schleusen . 602 — -Messer 801 Tessie du Motay's Wiedergewinnung des Natrons 1173 Theerpapier 1667 Thierische Leimung 894 — — Erkennungsmittel 1764 — — von endlosem Papier 895 Thierleim als Zusatz zum Harzleim 336 Thiok-arbonat. Zellstoff- 1704 Thiry und Delstanche's Locher für Zellstoff . 1606 Thiry's Cylinderheizung TOS — Siebführer . 645 Seite Thii-y's Strohzellstoff- Verfahren 1158 Thode's Feinmühle für Strohzellstoff . . . .1165 — Strohzellstoft'-Verfahreu 1163 Thonerde 397 — Einfluss auf die Festigkeit u. Dehnung des Papiers 401 — Essigsaure 413 — Schwefelsaure (Alaun) 343 — -Auflösungs- und Misch-Maschine . . 399 — -Bleichflüssigkeit 178 Thurm, Sulfitlaugen- 1479 Tilghman's Sulfitstoff-Patent ....... 1418 Tinte-Prüfung, Amtliche 1748 Todtmahlen des Stoffes 120 Torf 1643 Traganth-Gummi als Zusatz zum llarzleim . 336 Tragwalzen mit Kegelradgetriebe 641 — für Filze und Papier 683 — des Metalltuches 639 — an Trocknern (Schutzvorrichtung) . . 740 Tränkverfahren zur Erzeugung von iSIatrou- Zellstoff 1399 Transport zur und aus der Fabrik .... 1738 Treibcylinder von Rollern mit Differential- Getriebe 789 Triple Effect Apparatus von Mirrle & Ballingall 1184 Triturateur, (Stoffquetscher) 1082 Trockenböden, Amerikanische, f. Bogenpapier 891 — für Bogenpapier 893 — für thierisch geleimtes Papier . . '. . 889 Trockencylinder 700 — endloser Pappen-Maschinen 1387 — Grösse und Antrieb 712 — Obere und untere . 721 — für Pappen 1381 — Unbewegliche, d. Kaiser'schen Trockners 736 — -Böden, Schutz derselben gegen Wärme- Strahlung 713 Trockenfilz 700 — aus Segeltuch 727 Trockenfläche, Grösse 735 Trockengehalts-Berechnung von Halbstoffen . 1367 Trockenofen für Halbstoffe von C. Dornbusch 1365 Trockenprüfer von Dr. Knöfler 1362 Trockenstuben, Amerikanische, f. Bogenpapier 893 Trockenthurm Graffigna's z. Trocknen thierisch geleimten Papieres 912 Trocknen von Bogenpapier 889 — von Pappe 1676 Trockner nach Adam für dickes Papier . . 720 — nach J. Bertram & Son 715 — nach Dautrebande & Thiry . . . . . 714 — nach Debie ' 719 — J. W. Erkens 718 — für Halbstoffe von Kh-chner .... 1361 — — — von Dr. Knöfler 1362 — für Pergamentpapier 1696 — für Zellstoff 1606 — Schutzvorrichtungen 739 — Deutscher, f. thierisch geleimtes Papier 902 — mit ^^"ind-Haspeln nach J. W. Erkens 729 — — — nach R. Krön 729 — -Antrieb, Amerikanischer 722 — — nach H. Füllner 722 — -Gestelle 715 Trocknung von Buntpapier 901 — von Papier durch Abdampf 825 — Italienische, von thierisch geleimtem Papier . . " .... 912 XVII Seito Trag der Holländer 101 — mit Rührern von K. Debie 129 Trominel-Knotenfang 548. 566 Tropfkasten unter dem Langsieb 643 — der Nasspresse 693 Tuchpergament 8 Turbinen 1783 Turbinenrad-Holländer 284 Ultramarin 445 Unikehrteller der Flinsch'schen Leimmaschine- 908 Umpherston's Holländer 277 Umsatz, Jähi-licher 1745 C/«fZerc?{<-Schneidmaschine 1028 Ungerers Natronzellstoff- Verfahren .... 1396 — Verfahren zur Wiedergewinnung des Natrons 1176 Untersuchung der Soda ■ . 1121 Vakuum-Filter, Einrichtung von Paschke & Kästner in Freiberg, Sachsen . . . .1125 Vegetabilische Leimung siehe StofElehnung ^'e^in-Vordruckwalze 625 Ventil, Dampfabblas-, Debie's 81 A^entilations-Thurm am Dach des Papier- maschinen-Saales 84G Ventilatoren zur Dampf-Abfuhr aus dem Papier- maschinen-Saal 851 Ventile für Sulfit-Kocher 1567 A'erbleiung von Sulfitkochern 1527 A'erbrennung der Steinkohle usw. auf dem Dampfkessel-Rost 1734 Verbrennungswärme von Steinkohlen . . . 1733 A^erdampfer, Mehrfacher, mit Rieselung oder Verdampfung im Siederohr . . .1190 — Mehrfacher, mit Schaumabscheider . . 1188 — — zurWiedergewinnuugd. Natrons . . 1181 — von Mirrles & ßallingall 1184 — Taryan's 1181 A'erdünnen und Vertheilen des Stoffes . . . 535 \'erfilzung der Fasern auf dem Langsieb . . 641 \'erlängerung des Siebes, Einseitige .... 657 ^'erlaufen des Metalltuches . , 648 Verny-Querschneider 979. 984 Verpackung in Ballen 1046 — von JPapierrollen 1045 Verseifung des Harzes 322 Versuchs-Anstalten, Technische, in Berlin . . 1750 Vertheilen und '\''erdünnen des Stoffes . . . 535 Vertheiler der Schöpfpapier-Maschine . . . 873 Vertheilongskasteu 535 ! Verunreinigung d Luft durch Suifitstoff- Anlagen 1620 — der Wasserläufe durch Sulfitstoff- Anlagen 1622 Veium-einigungen von Soda 112o Vierseitige Beschneidmaschine 1036 Violett 449 Viscose 1704 Voelter's Holzschleifer 1235 — Schleiferei 1253 — -Voith'sche Schleiferei 1258 — — — Entwässerungsmaschine . . . 1268 — — — Femmühle 1266 — — — Steinbefestigung 1261 Vordruclcwalze 624 — Entlastete 626 — Englische 626 — Erfindung der 624 — für Längs-Rippung 627 — mit Mantel aus gelochtem Kupferblech 627 Seite Vordruckwalzen-Reinigung 628 — -üeberzug, Naht desselben 597 Vorgelege für Rollkalander 949. 957 Vorrathsbehälter für Fabrikationswasser . , 1728 ^'"orwärmer für Kessel-Speisewasser .... 1735 A^ulkanisirte Fasern 1703 Waage für Aschenbestimmung 391 — Papier 395 Wachsseife zur Papierleimung 364 Wagen zum Fortschaffen von Papierrollen. . 979 Walk-Erde zum Filzwaschen 692 Walze, Geschwindigkeit der Holländer- . . . HO — Hohle, f. Holländer, m. eingelegter Welle 107 Walzen der Holländer 98 Walzengehänge z. Ausheben v. Papierwalzen 955 Walzengestell, Voith'sches, für Rollkalander . 959 Walzen-Glättwerk für Bogen 923 Walzenpaare zum Glätten von Papier zwischen Metallplatten 919 Walzenpapier 929 Walzenpresse zur Pappen-Entwässerung . . 1372 AA'alzenschienen der Holländer 96 Walzwerke (Satinirmaschinen) 919 Walzwerk zum Einpressen von Wasserzeichen 1003 Wärme, Latente, des Dampfes .... 825. 1736 — der Schornstein-Gase 1733 Wärmeschutzmantel an Lumpenkochern . . 87 — Sulfitkocher 1529 Warren-Filter 1717 Wachs-Leimung 384 Wascheinrichtung im Holländer . . . 134. 141 Waschen von gebleichtem Halbstoff .... 244 — der Filze 687 — — — während des Gangs .... 689 — im Holländer 120 — der Lumpen 63 — — — bei der Handpapierfabrikation 13 — — — im Holländer 95 — der gekochten Lumpen nach dem Kochen 75 — und Mahlen der Lumpen .... 94. 143 — des Metalltuches 644 — von Papierwalzen 937 — der oberen Presswalze 697 — des Stofi'es aus altem Papier .... 1079 — von Strohzellstoff 1137 _ __ _ Iq Holländern . . . .1137. 1148 — — — in Bütten und Kasten . . . .1138 Wascher, Heber- 126 Waschholländer v. Escher Wyss & Cie., Ravens- burg ... 134 — von Hitschler & Andres 131 — nach Planche 121 — von F. W. Strobel 124 — Rechen zur Entfernung der Fäden aus altem Papier 1080 Waschkasten für Pergamentpapier .... 1691 Wasch-Scheibe 123 Waschtröge mit Rührern von E. Debie . . . 129 Waschtrommeln 123. 129 — einfacher Bauart 125 — von Fox 128 — Hammond's 127 — Holländer- 140 Waschwasser 1707 Wasser aus artesischen Rohrbrunnen . . . 361 — Einfluss desselben auf die Leimung . . 358 Wasserbehälter 1728 Wasserbetörderung durch Paternosterwerk . 1729 XVIII Seite Wasserbewegung durch Sandscliichten . . .1713 Wassergehalt des Stoffs, Regelung .... .525 Wasserglas, Doppel- 93 — -Lauge zum Kochen der Lumpen ... 92 — -Leimung 386 Wasserkräfte, Werth der 1742 Wasserki-aft, Messen Yon 1732 ^ Erste Anwendung 8 Wasserläufe, Verunreinigung durch Sulfitstoff- Anlagen 1G22 Wassermenge von Flüssen 1732 Wasserpumpen 1728 Wasserräder, Oberschlächtige 1733 Wasserreinigung von de Naeyer & Cie. . . . 1400 Wasserstoff-Erzeuger für Bleilöther .... 1573 Wasserstoffsuperoxyd 179 Wasserzeichen 917 — Früheste 6 — -Einpressung mit Fadendeckeln . . . 1003 — — auf Trockencylindern . . . . . 738 — -Papier, Querschneider für 821 — -Vordruckwalze 625 — -Walzwerk 1003 Wasser-Zerstäuber zum Feuchten endlosen Papiers 762 Wechseh'äder von Papiermaschinen .... 830 Weichmachen von Pergamentpapier .... 1696 Weigel'sche Filter . 1720 Weisser Harzleim 314 Weissfärben oder Bläuen 462 W^eldon's Verfahren zur Chlorgas-Darstellung 228 Wellen der flolländer-Walzen 101 Welliges Papier 732 Welligwerden von Pappe 1677 Wendehaspel 769 Wendler, A., & J. Spiro's Sulfltlaugen-Bereitung mit Kalkmilch 1501 Wendlers Festigkeitsprüfer 1752 Wenzel, Wilh. Sulfitkocher-Auskleidung . . 1555 Werth von Wasserkräften 1742 Werthzeichenpapier 1646 Weyland's Verfahren zum Färben von Papier auf der Formatwalze von Pappenmaschinen 1655 White Alkali 1120 Wickeln der Papier-Rollen 778 Widerstand gegen Zerknittern , . 1756 Wiedergewinnung des Natrons 1177 — ^ _ vor 1874 1173 — — . — in Dampferzeugern 1194 — — — nach Sinclair 1394 Wiederverwend. abgeblasener Schwetligsäure 1482 WilPs Rollenliniirmaschinen 1021 Willcox's Patent (Papier mit lokalisirten Fasern) 1697 Windfegen zum Reinigen von Strohhäcksel 1114 Windflügel zum Trocknen von endlosem Papier 896 Windhaspeln zum Trocknen endlosen Pap leres 729 Wintertrockenhaus für Pappen Wolf Wollfäden , auf der oberen Presswalze . . . Wollfasern Wormser Filterplatten Wursteiv Dr., über Harzleimung , . . 297. Soito 1379 55 696 233 1720 312 laryan's Verdampfer 1181 Ziählung des Papiers Zahnräder, Wechsel-, für Geschwindigkeits- Aenderung der Papiermaschinen .... Zehntelmaass für Dicke-Messung Zellenbau der Papierfasern Zellstoff aus Alfa — Chemische Zusammensetzung und Ver- halten — Entstehung von — Form des — Gelöster (Viscose) — Locher für feuchten ....... — -Entwässerungsmaschine für . . . . — -Ermittlung im Papier j — -Erzeugung Deutschlands (Statistik) . . — -Fasern, verglichen mit Lumpenfasern — -Gewinnung durch starke Säuren . . — -Papier, Mikroskopisches Bild von . . — -Seide — -Thiokarbonat — -Zerpflücker Zerfaserungs-Trommel für Sultitstoff .... Zerlcnittern, Wiederstand gegen Zerpflücker für Zellstoif .... ... Zerstäuber zum Papierfeuchten mit Luftstrom Zeug, siehe Stoff Zeugbütte, siehe auch Stoffbütte Zeugbütten 511. 514. 522. Zeugfänger Zeugfänger mit Rubrer Zeugpressen Zeugpumpen Zickzack-Grundwerke Zink-Bleichflüssigkeit Zinkplatten zum Glätten von Papier . . . . Zinktrichter für den Dampf-Abzug aus dem Papiermaschinensaal Zinkvitriol als Zusatz zu thierischem Leim Zinnsalz Zuckerrohr (Sorghum) Zuführtücher für Lumpen-Stäuber Zug, Künstlicher von Kesselfeueruii;j:('ü . . . Zurichten (Appretiren) von Papier .... Zurückbleiloen der oberen Kalanderwai/en Zusammennähen der Trockenfilz-Enden . . . Zweifarbiges oder Doppel-Papier Zwischenrad für Wechselräder 1765 830 1761 1069 1069 1055 1053 1058 1704 1604 1603 1763 1767 1070 1631 1071 1706 1704 1603 1583 1756 1603 766 529 648 649 195 511 114 178 919 849 881 414 16« 60 1735 918 742 727 1656 830 -*►•- •tw^-^ iv'A-'w'ki», ;'^*- ; „,.i-,.v,-.V. -., Vv*^ • ** ■?'^^. .:>j^HBHBHH!r .' ^ ^'■»'i'.-"'r■"^:-'■- ■f'. ■^'i,-tiwi''>. ■'•,■*'" o. .''V.- ■ SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES 3 9088 00742 8253